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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag 39. Sitzung Bonn, den 9. Oktober 1962 Inhalt: Nachruf auf die Abg. Dr. Brecht, Frau Dr. h. c. Weber und Dr. h. c. Pferdmenges Präsident D. Dr. Gerstenmaier . . . 1631 A Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung Dr. Adenauer, Bundeskanzler . . . 1632 C Die Abg. Bruse, Frau Engländer und Ehren treten in den Bundestag ein 1640 A Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Dr. Gossel, Frau Dr. Probst, Weinzierl, Krüger, Frau Dr. Kiep-Altenloh, Dr. Schmidt (Wuppertal), Frau Welter (Aachen), Etzel, Dr. h. c. Brauer, Dr. Pflaumbaum und Fürst von Bismarck . . . . 1640 B Abg. Gontrum — fraktionslos 1640 B Zusammenstellung der über- und außerplanmäßigen Haushaltsausgaben für das erste Vierteljahr des Rechnungsjahres 1962 1640 B Fragestunde (Drucksache 1V/655) Frage des Abg. Sanger: Schilder auf Bahnhöfen 1640 C Fragen des Abg. Burckardt: Hinweistafeln auf der Autobahn Leverkusen–Kamen Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 1640 D Frage des Abg. Folger: Artikel in der Flugrevue" 1641 A Frage des Abg. Dr. Bechert: Sicherheitsgurte in Kraftwagen . . . 1641 B Frage des Abg. Ritzel: Kürzung der Haushaltsmittel für die Bundesbahn 1641 C Frage des Abg. Dr. Dörinkel: Vergußmasse auf den Autobahnen Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 1642 A Dr. Dörinkel (FDP) 1642 A Frage des Abg. Dr. Imle: Verkehrsbeschränkungen an Baustellen 1642 B Frage des Abg. Wächter: Nichtaufnahme des Landkreises Wesermarsch in die Verordnung vom 7. August 1962 Dr. Seiermann, Staatssekretär . . 1642 C Wächter (FDP) 1642 D Fragen des Abg. Spitzmüller: Auswirkung der Schulferien auf den Verkehr 1642 D, 1643 A Frage des Abg. Riegel (Göppingen) : Freifahrtvergünstigungen für Versorgungsempfänger der Bundesbahn . . 1643 B Frage des Abg. Dr. Kübler: Verkehrschaos im Raum Mannheim . 1643 C Frage des Abg. Blumenfeld: Rasthäuser, Tankstellen und Rastplätze an den Autobahnen Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 1644 A Blumenfeld (CDU/CSU) . . . . 1644 C Schwabe (SPD) 1644 C Dr. Frede (SPD) . . . . 1644 D, 1645 A Frage des Abg. Hammersen: Eisenbahntunnel bei Rüdesheim Dr. Seiermann, Staatssekretär 1645 A, B, C Hammersen (FDP) . . . . . . . 1645 B Frage des Abg. Eisenmann: Feuerlöschdienst für die Schiffe auf dem Nord-Ostsee-Kanal Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 1645 C Frage der Abg. Frau Dr. Diemer-Nicolaus: Zugverbindung zwischen Stuttgart und Zürich Dr. Seiermann, Staatssekretär 1646 A, B, C Frau Dr. Diemer-Nicolaus (EDP) . 1646 A, B Frage des Abg. Felder: Benachteiligung Bayerns im Winterflugplan Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 1646 C Frage des Abg. Seuffert: Forderung des Generalsekretariats der Liga der arabischen Staaten betr. deutsche Geschäftsverbindungen mit Israel 1646 D Frage des Abg. Dr. Mommer: Benachteiligung deutscher Arbeitnehmer in Spanien 1647 A Frage des Abg. Rollmann: Studienabschluß von Studenten aus den Entwicklungsländern Dr. Schröder, Bundesminister . . . 1647 B Frage des Abg. Liehr: Studenten aus den Entwicklungsländern, die ihr Studium im Ostblock abgebrochen haben Dr. Schrader, Bundesminister . . 1647 C, D Liehr (SPD) 1647 D Frage des Abg. Dr. Kohut: Generalbundesanwalt Fränkel und Kommentar Dr. Globke zu den Nürnberger Gesetzen Dr. Stammberger, Bundesminister 1648 A, B Dr. Kohut (FDP) 1648 A, B Frage des Abg. Dr. Schmidt (Gellersen) : Internationale Konferenz über Milchwerbung und -verkaufe 1648 C Frage des Abg. Ertl: Subvention für Getreidefrachten Schwarz, Bundesminister . . . . 1648 D Ertl (FDP) 1649 B Frage des Abg. Ertl: Vernichtung von Gemüse durch die Erzeuger Schwarz, Bundesminister . . . 1649 B, D Ertl (FDP) 1649 A, C Frage des Abg. Dr. Mommer: Kleine Anfrage betr. Auslieferung des Verräters Frenzel an die Tschechoslowakei 1649 D Frage des Abg. Börner: Veräußerung der Siedlung Waldhof im Landkreis Kassel Lenz, Bundesminister . . . 1650 A, B, C Börner (SPD) . . . . . . . . 1650 B, C Frage des Abg. Rollmann: Vermittlung junger Deutscher in die Entwicklungsländer Dr. Vialon, Staatssekretär 1650D, 1651 A Rollmann (CDU/CSU) 1651 A Frage des Abg. Sänger: Weiterbeschäftigung des für das Beamtenrecht zuständigen Staatssekretärs im Bundesministerium des Innern . . 1651 B Frage des Abg. Sanger: Presseausweis und Polizei 1651 B Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 39. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 9. Oktober 1962 III Frage des Abg. Gscheidle: Ruhestandsbeamte mit Wohnsitz Berlin 1651 C Frage des Abg. Ritzel: Kennzeichnung von Dienstwagen des Bundes 1651 D Frage 'des Abg. Bauer (Würzburg):: Erweiterte Auslegung des § 181 des Bundesbeamtengesetzes 1651 D Frage des Abg. Schmitt-Vockenhausen: Vorschriften des Schwerbeschädigtengesetzes Höcherl, Bundesminister . . . . 1652 A, B Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . . 1652 B Frage des Abg. Schmitt-Vockenhausen: Verordnung über die Nebentätigkeit der Beamten und beamtenrechtliche Bestimmungen für jugendliche Beamte Höcherl, Bundesminister . . . . . 1652 C Frage des Abg. Dröscher: Förderung des Sportstättenbaus Höcherl, Bundesminister . 1652 D, 1653 B Dröscher ,(SPD) 1653 A, B Frage des Abg. Felder: Stiftung Preußischer Kulturbesitz Höcherl, Bundesminister . . 1653 B, C, D Felder (SPD) . . . . . . . . 1653 C Ritzel (SPD) 1653 D Frage des Abg. Wendelborn: Mineralölfernleitungs-Gesetz Dr. Westrick, Staatssekretär . . . 1653 D Frage des Abg. Jahn: Ergebnisse der Forschungsaufträge über Möglichkeiten der Arbeitszeitverkürzung 1654 B Frage des Abg. Dr. Atzenroth: Fahrpreiserhöhung für öffentliche Verkehrsmittel Dr. Westrick, Staatssekretär . . 1654 C, 1655 A, B Dr. Atzenroth (FDP) . . . . . . 1655 A Ritzel (SPD) . . . . . . . . . 1655 B Frage des Abg. Schmidt (Braunschweig) : Versorgung mit Winterbrand Dr. Westrick, Staatssekretär . . . 1655 C, 1656 B Schmidt (Braunschweig) (SPD) . . . 1656 B Frage des Abg. Gewandt: Italienische Schiffsbausubventionen Dr. Westrick, 'Staatssekretär . . 1656 C, D Gewandt (CDU/CSU) 1656 D Frage der Abg. Frau Dr. Flitz (Wilhelmshaven) : Rente wegen Berufsunfähigkeit Blank, Bundesminister . . . 1.657 A, B, C Frau Dr. Flitz (Wilhelmshaven) (FDP) 1657 B Frage des Abg. Regling: Kindergeld für das zweite Kind . . . 1657 C Frage des Abg. Dr. Schmidt (Offenbach): Richtlinien über die Gewährung von Härteausgleich bei Krebsfällen . . . 1657 D Frage des Abg. Folger: Versorgung spanischer Teilnehmer am Rußlandfeldzug 1658 A Frage des Abg. Bauer (Würzburg) : Zahlungen zur Versorgung von spanischen Teilnehmern am. RuBlandfeldzug 1658 B Frage der Abg. Frau Dr. Diemer-Nicolaus: Versicherungsbeiträge bei Beschäftigung von Rentnern Blank, Bundesminister . . . 1658 B, C, D Frau Dr. Diemer-Nicolaus (FDP) . 1658 B, C Nächste Sitzung 1658 D Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 39. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 9. Oktober 1962 1631 39. Sitzung Bonn, den 9. Oktober 1962 Stenographischer Bericht Beginn: 15.02 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Dr. Arndt (Berlin) 12. 10. Baier (Mosbach) 12. 10. Bewerunge 9. 10. Dr. h. c. Brauer 12. 10. Deringer 9. 10. Frau Dr. Elsner 10. 10. Engelbrecht-Greve 9. 10. Faller 9. 10. Figgen 13. 10. Dr. Frey (Bonn) 12. 10. Gerns 12. 10. Dr. Götz 12. 10. Hahn (Bielefeld) 9. 10. Jacobs 12. 10. Dr. Kliesing (Honnef) 12. 10. Dr. Koch 12. 10. Dr. Kreyssig 10. 10. Kriedemann 12. 10. Lenz (Bremerhaven) 12. 10. Lücker (München) 9. 10. Mauk 9. 10. Metzger 12. 10. Dr. Morgenstern 12. 10. Müller (Worms) 12. 10. Rademacher 12. 10. Ramms 9. 10. Frau Dr. Rehling 9. 10. Richarts 9. 10. Scheuren 11. 10. Dr. Schneider (Saarbrücken) 10. 10. Spitzmüller 9. 10. Stauch 9. 10. Stooß 12. 10. Storch 12. 10. Wacher 9. 10. Weinkamm 9. 10. b) Urlaubsanträge Frau Albertz 3. 11. Bauer (Wasserburg) 26. 10. Bausch 20. 10. Dr. Birrenbach 16. 10. Dr. Harm (Hamburg) 1. 11. Kühn (Bonn) 31. 12. Kuntscher 31. 10. Leber 20. 10. Oetzel 31. 10. Dr. Wahl 15. 11. Wehking 3. 11. Wittmer-Eigenbrodt 31. 10. Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Schriftliche Antwort des Herrn Staatssekretärs Dr. Claussen auf die Zusatzfrage zu der Mündlichen Anfrage des Abgeordneten Felder (Fragestunde der 21. Sitzung vom 21. März 1962, Drucksache IV/2,67, Frage V/2) : *) Zu Ihrer in der Fragestunde des Deutschen Bundestages am 21. März 1962 gestellten Zusatzfrage, ob mir bekannt sei, daß die Familienausgleichskasse des nordwestdeutschen Baugewerbes in einer Klagebeantwortung behauptet hat, die Familienausgleichskassen erteilten seit 1955 im Widerspruch zu § 26 KGG allgemein keine Rechtsmittelbelehrung, sind die Ermittlungen nunmehr abgeschlossen. Sie haben zu folgendem Ergebnis geführt: Die Familienausgleichskasse des nordwestdeutschen Baugewerbes hat berichtet, daß die Bediensteten ihrer Verwaltung angewiesen seien, Bescheide nach § 26 KGG entsprechend den Grundsätzen zu erteilen, die das Bundesversicherungsamt dafür aufgestellt hat. Sie räumt ein, daß dies in dem von Ihnen genannten Falle (Kindergeldstreitsache Ottilie Rauser) nicht geschehen ist. Sie hat zugesichert, daß sie in Zukunft die Grundsätze des Bundesversicherungsamts aufs strengste beachten werde. Nach dem Bericht des Gesamtverbandes der Familienausgleichskassen werden von allen Familienausgleichskassen unaufgefordert förmliche Entziehungs-, Versagungs- und Rückforderungsbescheide mit Rechtsmittelbelehrung erteilt. Die Familienausgleichskassen beachten dabei die Grundsätze des Bundesversicherungsamtes. Das Bundesversicherungsamt hat berichtet, daß es sich auf Grund von Einzelbeschwerden in Kindergeldsachen jährlich etwa 200 bis 300 Akten von Familienausgleichskassen vorlegen lasse. Es habe seit Herbst 1960 keine Veranlassung mehr gehabt, zu beanstanden, daß § 26 KGG nicht beachtet worden sei. Nach diesen Berichten dürfte die Unterlassung der Rechtsmittelbelehrung im Falle Ottilie Rauser als eine bedauerliche Ausnahme anzusehen sein. Die Familienausgleichskassen verfahren bei der Erteilung von Bescheiden nach den Grundsätzen, die das Bundesversicherungsamt, das die Aufsicht über die bundesunmittelbaren Familienausgleichskassen führt, für die Anwendung des § 26 KGG aufgestellt hat. Die Behauptung der Familienausgleichskasse des nordwestdeutschen Baugewerbes in ihrer Erwiderung auf die Klage der Ottilie Rauser, die Familienausgleichskassen erteilten allgemein keine Rechtsmittelbelehrung, trifft also nicht zu. *) Siehe 21. Sitzung Seite 769 B 1660 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 39. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 9. Oktober 1962 Anlage 3 Schriftliche Antwort der Frau Bundesminister Dr. Schwarzhaupt und des Herrn Bundesministers Dr. Dr. h. c. Erhard auf die Zusatzfrage des Abgeordneten Dr. Hamm (Kaiserslautern) zu der Mündlichen Anfrage des Abgeordneten Bading (Fragestunde der 37. Sitzung vom 28. Juni 1962, Drucksache IV/510, Frage VII/5) :.*) Zu der, von Ihnen in der Fragestunde des Bundestages am 28. 6. 1962 (37. Sitzung) gestellten Zusatzfrage, haben wir den Vorsitzenden des „Hauptausschusses Detergentien und Wasser", Prof. Dr. Hus-mann, der bei der Beratung des Entwurfs für das Gesetz über Detergentien in Wasch- und Reinigungsmitteln (Detergentiengesetz) vom Ausschuß 26 als Sachverständiger herangezogen war, um seine Stellungnahme gebeten. Prof. Dr. Husmann hat folgende Antwort gegeben: „Die Auffassung mancher Industriebetriebe — „daß die leichtere Abbaufähigkeit von Detergentien nicht zu dem gewünschten Erfolg führt, daß vielmehr schlechtere Ergebnisse erzielt werden als bei schwererer Abbaufähigkeit" — ist nicht richtig. Die heute gebräuchlichen schwer abbaubaren Detergentien werden im Gewässer sehr langsam und in den konventionellen Abwasserreinigungsanlagen (Belebtschlamm- und Tropfkörperanlagen) nur zu 20-30 % abgebaut. Diese Abbaurate ist nicht ausreichend, um Schäden in den Gewässern und Kläranlagen zu vermeiden. Zusätzliche Bau- und Betriebsmaßnahmen auf den konventionellen Kläranlagen mit dem Ziel, die schwer abbaubaren Detergentien aus dem Abwasser zu entfernen, würden für die Städte und Gemeinden und die in Frage kommenden Betriebe Ausgaben in Milliardengröße zur Folge haben. Es war daher nach einem Weg zu suchen, das Detergentienproblem billiger und einfacher zu lösen. Nach den Untersuchungen und praktischen Versuchen des Hauptausschusses „Detergentien und Wasser", der mit der einschlägigen Industrie sehr eng zusammengearbeitet hat, kann nur eine Umstellung von harten, biologisch schwer abbaubaren auf weiche, biologisch leichter abbaubare Detergentien zu dem gewünschten und notwendigen Erfolg führen. Diese Umstellung läßt sich mit Investitionen bewältigen, die sich für die Industrie in Millionengrößen bewegen. Die Umstellung von biologischen harten auf biologisch weiche anioaktive Detergentien schaffte überhaupt erst die Möglichkeit, in den konventionellen biologischen Kläranlagen diese Abwasserinhaltsstoffe zu entfernen. Außerdem werden die weichen Detergentien im Gewässer schneller abgebaut als die bisher verwendeten. Mit dem fortschreitenden Bau von biologischen Abwasserreinigungsanlagen für Städte, Gemeinden und Betriebe und dem Einsatz von weichen Detergentien, die mindestens zu 80 % in den Kläranlagen biologisch abbaubar sein sollen, wird sich auf den Kläranlagen und in den Gewässern der gewünschte Erfolg einstellen." Wir schließen uns dieser Stellungnahme an. Anlage 4 Schriftliche Antwort des Herrn Staatssekretärs Hüttebräuker auf die Zusatzfrage des Abgeordneten Dröscher zu der Mündlichen Anfrage des Abgeordneten Schultz (Fragestunde der 37. Sitzung vom 28. Juni 1962, Drucksache IV/510, Frage VIII/3) : **) Auf Ihre Zusatzanfrage betreffend die französische Verordnung über Neuanlagen von Weinbergen in der Charente erlaube ich mir folgendes mitzuteilen: Ich habe am 7. März 1962 über den Bundesminister für Wirtschaft die Vertretung der Bundesrepublik Deutschland bei den Europäischen Gemeinschaften in Brüssel gebeten, die Kornmission darauf hinzuweisen, daß die Bundesregierung an der Frage der unbehinderten Brennweinbezüge aus Frankreich stark interessiert sei und sie aufgefordert hätte zu prüfen, ob die von Frankreich getroffenen Maßnahmen im Einklang mit den Bestimmungen des EWG-Vertrages stehen. Die Vertretung teilte mit Fernschreiben vom 30. März 1962 mit, daß die Kommission die Vertretung dahin unterrichtet habe, daß bei den französischen Behörden sofort Schritte zur Klärung der Angelegenheit unternommen würden. Sobald der Kommission nähere Informationen vorlägen, würde die Kommission prüfen, ob die betreffende Verordnung gegen Art. 34 EWG-Vertrag verstoße. Am 6. Juni 1962 habe ich über den Bundesminister für Wirtschaft erneut gebeten, daß die Ständige Vertretung in Brüssel an die Kommission mit der dringenden Bitte herantreten soll, das Ergebnis der von ihr eingeleiteten Klärung mitzuteilen. Eine Antwort der Kommission liegt noch nicht vor. Anlage 5 Schriftliche Antwort des Herrn Bundesministers Strauß auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Merten (Fragestunde der 38. Sitzung vom 29. Juni 1962, Drucksache IV/510, Frage X/8) : Nach welchen Gesichtspunkten erfolgt die Auswahl der Namen für die Kasernen, in denen Einheiten der Bundeswehr untergebracht werden? *) Siehe 37. Sitzung Seite 1576 A **) Siehe 37. Sitzung Seite 157,8 A Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 39. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 9. Oktober 1962 1661 Folgende Gesichtspunkte sind für die Benennung der Kasernen der Bundeswehr maßgebend: — Hervorhebung von Persönlichkeiten aus dem zivilen und militärischen Bereich, aus der Geschichte und jüngeren Vergangenheit unseres Volkes, die eine erzieherische Wirkung auf unsere jungen Soldaten haben können oder der Förderung des Geschichts- und Traditionsbewußtseins dienen. — Bezeichnung der Kasernen nach dem Verwendungszweck oder der Waffengattung des Truppenteils, der in der Kaserne untergebracht ist (zum Beispiel: Marine-Versorgungsschule List, Artillerie-Kaserne, Jäger-Kaserne u. dergl.). — Benennung der Kasernen nach Ortsnamen, landschaftlichen Besonderheiten, geographischer Lage. — Beibehaltung des bereits eingebürgerten alten Kasernennamens, soweit keine besonderen Gründe der Verwendung dieses Namens entgegenstehen. Das wird bei alten Kasernen, die von der Bundeswehr genutzt werden, oft der Fall sein. Die Truppe legt Vorschläge zur Benennung ihrer Kasernen vor. Dabei werden die Wünsche der kommunalen Stellen sowie der Bevölkerung weitgehend berücksichtigt. Die letzte Entscheidung über die Benennung der Kasernen habe ich mir vorbehalten. Anlage 6 Schriftliche Antwort des Herrn Bundesministers Strauß auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Keller (Fragestunde der 38. Sitzung vom 29. Juni 4962, Drucksache IV/510, Frage X/9) : Ist dem Herrn Bundesverteidigungsminister bekannt, daß der NATO-Schießplatz Bergen-Hohne trotz vieler Verbotsschilder und Sperren an mehreren Stellen unbehindert betreten und mit Kraftwagen befahren werden kann — auch wenn Schießübungen sind — und Angehörige der bei den Aliierten akkredierten russischen Militärmission diese Möglichkeit mehrfach ausgenutzt haben? 1. Das Gebiet des NATO-Schießplatzes Bergen- Hohne ist zu unterteilen in: a) das sogenannte Sperrgebiet, in dem Scharfschießen durchgeführt werden, und b) die zum Teil noch besiedelten Platzrandgebiete. Zu a) : Das Betreten des Sperrgebietes wird während des Schießens durch Schranken an Straßen und Wegen verhindert. Die Hauptzufahrten werden durch ziviles Personal bewacht. Darüber hinaus wird durch Schilder an allen Zugängen auf das Verbot des Betretens und die damit verbundene Lebensgefahr hingewiesen. Ein verbotswidriges Betreten ist zwar möglich; es ist jedoch nicht bekannt, daß trotz der sorgfältigen Absicherung Unbefugte während des Schießens in das Sperrgebiet gelangten. Zu b) : Das übrige Platzrandgebiet ist von mehreren Ortschaften und vielen Einzelgehöften besiedelt. Die Freimachung von Teilen dieses Gebietes zur Gewinnung von Ausbildungsgelände ist im Gange. Das Betreten dieses Platzrandgebietes ist der Öffentlichkeit gestattet und daher unkontrollierbar. Die hier befindlichen Straßen und Wege, die teilweise unmittelbar hinter den Schießbahnen entlangführen, sind entweder für den gesamten öffentlichen Verkehr oder für den Anliegerverkehr freigegeben. Eine Entwidmung dieser Straßen kann erst nach der völligen Freimachung durchgeführt werden. 2. Von britischer Seite wurde ein großes Gebiet der Lüneburger Heide, das die Truppenübungsplätze Munster, das brit. Manövergebiet Soltau—Lüneburg und den NATO-Schießplatz Bergen-Hohne einschließt, für Angehörige der Sowjet-Militärmission zum Sperrgebiet erklärt und entsprechend beschildert. Gelegentlich besucht die Sowjet-Militärmission die im Gebiet des NATO-Schießplatzes Bergen-Hohne liegenden Friedhöfe, auf denen ehemalige russische Kriegsgefangene ruhen. Diese Abordnungen müssen von Offizieren der Brit. Rheinarmee begleitet werden. Andere Besuche der Sowjet-Militärmission wurden dem BMVtdg nicht bekannt. Anlage 7 Schriftliche Antwort des Herrn Bundesministers Strauß auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Schultz (Fragestunde der 38. Sitzung vom 29. Juni 1962, Drucksache IV/510, Frage X/10): Welche Maßnahmen sind durch das Bundesverteidigungsministerium ergriffen worden, um im Standort Lager Lechfeld ausreichend Gelegenheit zur sportlichen Betätigung zu schaffen? 1. Für den Standort Lechfeld sind 3 Sportplätze vorgesehen, und zwar in Lechfeld-Mitte, in Schwabstadl und in Lechfeld-Nord. Der Sportplatz in Lechfeld-Mitte ist vorgesehen für die Fliegerhorst-Gruppe und die Technische Schule 2. Der Bauauftrag wurde am 18. 10. 1961 erteilt. Wegen der Überbelastung der Baukapazität des Finanzbauamtes Augsburg mußte das Projekt jedoch zurückgestellt werden. Ober der Bau im Haushaltsjahr 1963 möglich ist, bedarf noch der Überprüfung. Für den Sportplatz in Schwabstadl, der vorgesehen ist für das Jabogeschwader und Fla.Btl., wurde der Bauauftrag ebenfalls am 18. 10. 1961 erteilt; der Baubeginn verzögerte sich auch hier wegen Überlastung des Bauamtes, ist jedoch nunmehr in etwa 2 Monaten zu erwarten. Mit dem Bau des Sportplatzes in Lechfeld-Nord für das Fm-Lehr-. und Versuchs-Rgt. wird am 15. 7. 1962 begonnen werden. 1662 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 39. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 9. Oktober 1962 2. Es wird die Errichtung eines bundeseigenen Schimmbades für den Standort Lechfeld geprüft, da die bisher genutzten, räumlich weit entfernt gelegenen Schwimmbäder in Augsburg und in Landsberg-Penzing für die Schwimmausbildung nicht ausreichen. Die Bemühungen, mittels einer Bundesfinanzhilfe den Bau eines zivilen Schwimmbades zu fördern, das von der Truppe mitbenutzt werden könnte, sind gescheitert; keine der in Betracht kommenden Gemeinden ist in der Lage, die Trägerschaft für ein solches Vorhaben zu übernehmen. Anlage 8 Schriftliche Antwort des Herrn Bundesministers Strauß auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Dröscher (Fragestunde der 38. Sitzung vom 29. Juni 1962, Drucksache IV/510, Frage X/11): Welche Möglichkeit hat die Bundesregierung, die Identität jener Düsenflugzeuge festzustellen, die in zunehmendem Maße die zivile Bevölkerung im Nahe-Raum beim Durchbrechen der Schallmauer erschrecken und belästigen? Die Bundesregierung hat derzeit keine praktische Möglichkeit, die Identität solcher Düsenflugzeuge festzustellen, die bei Überschallgeschwindigkeit die zivile Bevölkerung im Nahe-Raum stören. Die RADAR-Flugmeldeorganisation dient der Feststellung der Identität mit Bezug auf eigene, unbekannte oder Feindziele, sie ist auch in der Lage festzustellen, wo sich Flugzeuge im Überschallbereich befinden, nicht jedoch, welche von diesen Flugzeugen einen Schalldruck erheblich belästigender Art erzeugen, da Schallwellen nicht mit RADAR zu erfassen sind. Aus den gleichen Gründen sind auch die RADAR-Kontrollstellen der Flugsicherung nicht in der Lage, solche Flugziele zu identifizieren. Im übrigen darf ich in diesem Zusammenhang auf die in der Plenarsitzung am 29. Juni 1962 beantwortete Frage des Kollegen SCHMIDT (Würgendorf) verweisen, wobei ich im einzelnen die Notwendigkeit von Flugübungen im Überschallbereich und die dazu erlassenen Vorschriften erläutert habe. Anlage 9 Schriftliche Antwort des Herrn Bundesministers Strauß auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Wittrock (Fragestunde der 38. Sitzung vom 29. Juni 1962, Drucksache IV/510, Frage X/12) : Welche Konsequenzen sind daraus gezogen worden, daß in der Zeit vom 6. bis 13. Juni 1962 allein über dem Stadtgebiet von Wiesbaden in 10 Fällen die Vorschriften über das Überfliegen dichtbesiedelter Gebiete verletzt worden sind (Schallmauerdurchbrüche, Tiefflüge, obgleich der Herr Bundesverteidigungsminister in der Fragestunde vom 16. Mai 1962 erklärt hat, die Verletzung dieser Bestimmungen sei „fast genauso schlimm, wie es Grenzverletzungen sind"? 1. Der Herr Oberbürgermeister der Stadt Wiesbaden hat sich Ende Mai darüber beschwert, daß die Stadt am 8. 5. zweimal und am 9. 5. einmal von einem Düsenflugzeug in unvorschriftsmäßiger Höhe überflogen worden sei. Weitere vor oder nach diesem Tag liegende Unterschreitungen der vorgeschriebenen Überflughöhe sind mir nicht bekannt geworden. 2. Die beiden Vorfälle wurden sowohl bei den Luftwaffen der Stationierungsstreitkräfte wie bei der deutschen Luftwaffe untersucht. Hierbei wurden insbesondere sämtliche Flüge des in Büchel stationierten Jabogeschwaders überprüft und alle Flugzeugführer dieses Geschwaders, die sich zur angegebenen Zeit im Fluge befanden, vernommen. Anhaltspunkte für eine Beteiligung der Flugzeugführer dieses Geschwaders an den angezeigten Vorfällen ergaben sich hierbei nicht. Auch bei den anderen Nationen konnte kein Beteiligter ermittelt werden. 3. Es ist eine physikalisch bedingte und damit zur Zeit nicht abzuändernde Gegebenheit, daß Überschallflugzeuge sowohl beim Übergang in den Überschallflug als auch beim Zurückgehen aus dem Überschallflug eine als Schallknall wahrnehmbare Druckwelle erzeugen und während des Fluges im Überschallbereich eine sogenannte Schallschleppe hinter sich herziehen. Alle Luftwaffen haben Vorschriften erlassen, nach denen der Übergang in den Überschallflug und der Rückgang aus dem Überschallflug nur in großen Höhen (oberhalb 9000 m) vorgenommen werden darf. Darüber hinaus hat die deutsche Luftwaffe auch noch die Bahnneigungswinkel festgelegt und den Verbänden bestimmte Gebiete angewiesen, in denen die Übergänge zu fliegen sind. Bezüglich der zu erlassenden Vorschriften steht sie in ständigem Erfahrungsaustausch mit den übrigen Luftwaffen. Da sich die erzeugten Druckwellen jedoch auf Entfernungen bis zu 40 km bemerkbar machen, gibt es zur Zeit noch keine Möglichkeiten, ihre Wahrnehmbarkeit auf dem Erdboden auch bei Einhalten sämtlicher erlassener Vorschriften gänzlich zu verhindern. Es kann damit auch nicht verhindert werden, daß von Überschallflugzeugen ausgelöste Druckwellen im Bereich der Stadt Wiesbaden wahrnehmbar werden. 4. Im übrigen verweise ich auf meine Beantwortung der Frage des Kollegen Schmidt (Würgendorf) in der Plenarsitzung am 29. Juni 1962, in der ich im einzelnen die Notwendigkeit von Flugübungen im Überschallbereich und die dazu erlassenen Vorschriften erläutert habe. Anlage 10 Schriftliche Antwort des Herrn Staatssekretärs Dr. Hettlage auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Stooß (Fragestunde der 38. Sitzung vom 29. Juni 1962, Drucksache IV/510, Frage X/13) : Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 39. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 9. Oktober 1962 1663 Welche Maßnahmen gedenkt die Bundesregierung zu ergreifen, um die großen Schäden, die von in Crailsheim stationierten US-Panzereinheiten an Straßen und Wirtschaftswegen und landwirtschaftlichen Grundstücken in der Gemeinde Onolzheim Kreis Crailsheim verursacht werden, in Zukunft abzustellen? Der Landkreis Crailsheim, der für die Zufahrt zum Panzerübungsgelände der US-Streitkräfte bei Onolzheim, dem sogenannten Greutsträßchen, als Baulastträger auftritt, beabsichtigt, das Greutsträßchen den militärischen Bedürfnissen entsprechend panzerfest auszubauen und hat die Erstattung der auf 630 000,—DM veranschlagten Kosten beantragt. Die Bundesregierung und die amerikanischen Streitkräfte begrüßen diese Absicht und sind bereit, die Kosten zu übernehmen. Die erforderlichen Haushaltsmittel werden dem Land Baden-Württemberg zugewiesen, sobald das vom Herrn Bundesminister für Verkehr erbetene Gutachten zu der Bauplanung und den Preisansätzen vorliegt. Mit dem verstärkten Ausbau des Greutsträßchens, der noch während der Herbstmonate durchgeführt werden sollte, werden sich künftig die Wege- und Flurschäden vermindern oder wegfallen. Soweit Schäden bereits eingetreten sind, werden sie nach den hierfür geltenden Bestimmungen abgegolten. Anlage 11 Schriftliche Antwort des Herr Bundesministers Strauß auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Dr. Rutschke (Fragestunde der 38. Sitzung vom 29. Juni 1962, Drucksache IV/510, Frage X/16) : Welche zusätzlichen Ausgaben entstehen im Verteidigungshaushalt durch die vom Herrn Bundesverteidigungsminister vorgeschlagenen Änderungen der Uniformen der Bundeswehr? Die vorgeschlagenen Änderungen der Uniform für Heer und Luftwaffe — die Marineuniform wird nicht geändert — fügen zum bisherigen Tuchanzug nur eine sparsame Paspelierung hinzu, die auch an den Mützen wiederkehrt. Die Luftwaffe erhält einheitlich gelbe, das Herr verschiedenfarbige Paspelierung, entsprechend den bekannten Farben der Waffengattungen. Die Mehrkosten der Paspelierung werden je Uniform zwischen 10,00 und 15,00 DM liegen. Im Gesamtjahresbedarf an Bekleidung und Ausrüstung macht die Paspelierung aber nur einen erheblich unter 1 % der Kosten liegenden Betrag aus. Neben diesen eigentlichen Uniformänderungen wird zusätzlich ein Lederkoppel eingeführt und die bisherige Dienstmütze in Form der Bergmütze durch ein Schiffchen ersetzt. Das Lederkoppel wird etwa 8,00 DM kosten. Das Schiffchen wird dagegen rund 3,20 DM weniger kosten als die bisherigen Mützen. Die geänderten Uniformen werden nur im Austausch gegen abgetragene und ausgesonderte Bekleidung ausgegeben werden. Vorhandene Uniformen, auch die noch in den Bekleidungslägern auf Lager liegenden Uniformen, werden ohne nachträgliche Änderung aufgetragen werden. Anlage 12 Schriftliche Antwort des Herrn Bundesministers Strauß auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Dr. Rutschke (Fragestunde der 38. Sitzung vom 29. Juni 1962, Drucksache IV/510, Frage X/17) : Ist der Herr Bundesverteidigungsminister bereit, mit allen Mitteln dafür zu sorgen, daß im Hinblick auf die Haushaltslage des Bundes überall dort Einsparungen im Verteidigungshaushalt vorgenommen werden, die nicht unmittelbar die Kampfkraft der Bundeswehr nachteilig beeinflussen? Die im Verteidigungshaushalt veranschlagten Mittel sind für den Aufbau und die Erhaltung der Kampfkraft der Bundeswehr bestimmt und notwendig. Ich erachte es für selbstverständlich und werde wie bisher auch weiterhin darauf drängen, daß alle Möglichkeiten einer sparsamen und wirtschaftlichen Verwendung der für die Verteidigung bereitstehenden Haushaltsmittel ausgeschöpft werden. Sollte Ihre Anfrage, Herr Kollege Dr. Rutschke, durch konkrete Einzelposten im Einzelplan 14 veranlaßt sein, darf ich Sie um nähere Angaben bitten. Anlage 13 Schriftliche Antwort des Herrn Bundesministers Strauß auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Peiter (Fragestunde der 38. Sitzung vom 29. Juni 1962, Drucksachen IV/510, IV/537, Frage X/18 und V/2) : Hält die Bundesregierung die Beiechnungsgrundlage des Unterhaltssicherungsgesetzes, nach der bei der Gewährung von Leistungen an Wehrpflichtige das Nettoeinkommen der letzten 12 Monate vor der Einberufung zugrunde gelegt wird, für gerecht, ober beabsichtigt sie, nunmehr eine für die Wehrpflichtigen gunstigere Regelung zu treffen? Ist die Bundesregierung der Ansicht, daß die für die Berechnung von Leistungen an empfangsberechtigte Eltern oder Elternteile einberufener Wehrpflichtiger im Unterhaltssicherungsgesetz festgelegte Einkommensgrenze noch angemessen ist? Zur Frage Nr. X/18 der Drucksache IV/510: Die Bundesregierung hält die Regelung des § 10 Unterhaltssicherungsgesetz, nach der der Bemessung der Leistungen zur Unterhaltssicherung das monatliche Durchschnittseinkommen im letzten Jahr vor der Einberufung zugrunde zu legen ist, für zweckmäßig und gerecht. Das Durchschnittseinkommen der letzten 12 Monate vor der Einberufung kann durch entsprechende Unterlagen (Lohnbescheinigung, Einkommensteuerbescheid usw.) genau festgestellt werden. Demgegenüber läßt sich das fiktive Einkommen, das der Wehrpflichtige vermutlich erzielt hätte, wenn er nicht einberufen worden wäre, nicht mit ausreichender Sicherheit feststellen; in zahlreichen Fällen wäre die Feststellung praktisch unmöglich, so z. B. bei unständig Beschäftigten sowie bei denjenigen, deren Einkommen durch Kurz- oder Mehrarbeit, durch Akkordlohn oder saisonbedingte Arbeitslosigkeit maßgeblich beeinflußt wird. Auch bei den freiberuflich Schaffenden (Ärzte, Rechtsanwälte, Handwerker, Geschäftsinhaber usw.) würde die Ermittlung des fiktiven Einkommens die Verwaltung in den Ländern und Gemeinden überfordern. An die Stelle einer exakten Feststellung aufgrund von 1664 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 39. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 9. Oktober 1962 nachweislichen Tatsachen träte eine unsichere Berechnung aufgrund von Vermutungen. Die Unterhaltssicherungsbehörden wären weitgehend auf Erklärungen und Glaubhaftmachungen angewiesen, wobei unter Umständen mit Gefälligkeitsbescheinigungen gerechnet werden müßte. Der Gesetzgeber hat es daher für notwendig gehalten, die Leistungen zur Unterhaltssicherung nach dem einwandfrei feststellbaren Einkommen des Wehrpflichtigen vor der Einberufung zu bemessen. Dabei erschien es wiederum nicht vertretbar, etwa nur auf das Einkommen im letzten Monat vor der Einberufung zurückzugreifen. Das Einkommen allein dieses Monats zugrunde zu legen, würde sich —falls es im Verhältnis zu den Vormonaten niedriger ist — zum Nachteil des Wehrpflichtigen auswirken. Andererseits würden den Wehrpflichtigen zu Unrecht Vorteile gewährt, die im letzten Monat vor der Einberufung — sei es zufällig, sei es gerade im Hinblick auf den Wehrdienst — ungewöhnlich viel verdient haben. Um derartige Einkommensschwankungen soweit wie möglich auszugleichen, hat das Gesetz als Grundlage für die Bemessung der Unterhaltssicherungsleistungen — nicht zuletzt im Interesse der Wehrpflichtigen selbst — das Durchschnittseinkommen der letzten 12 Monate bestimmt. Die Bundesregierung beabsichtigt deshalb nicht, eine Änderung der Vorschrift des § 10 Unterhaltssicherungsgesetz vorzuschlagen, die seinerzeit vom Bundestag und Bundesrat einstimmig beschlossen worden ist. Zur Frage Nr. V/2 der Drucksache IV/537: Die sogenannten Einzelleistungen nach dem Unterhaltssicherungsgesetz werden den Eltern des Wehrpflichtigen gewährt, wenn sie nach bürgerlichem Recht einen Unterhaltsanspruch gegen den Wehrpflichtigen haben. Entscheidende Voraussetzung hierfür ist, daß die Eltern bedürftig, d. h. außerstande sind, sich selbst zu unterhalten. Die Bedürftigkeit ist in jedem Einzelfall individuell zu prüfen; daher sieht das Unterhaltssicherungsgesetz bestimmte Einkommensgrenzen nicht vor. Nur in den Hinweisen zur Durchführung des Gesetzes sind im Interesse der Verwaltungsvereinfachung und der Gleichbehandlung Einkommensgrenzen angegeben. Sie betragen für einen Elternteil monatlich 230,— DM, für ein Elternpaar 400,—DM. Die genannten Beträge gelten aber nur als Richtlinie für den Regelfall. Im Einzelfall können diese Einkommensgrenzen nicht unerheblich überschritten werden. Die Durchführungshinweise bringen eine Reihe typischer Beispiele. Insbesondere erwähne ich, daß bei Vorhandensein unterhaltsberechtigter Geschwister des Wehrpflichtigen die Einkommensgrenzen um 60,— DM für jedes Kind erhöht werden können. Die getroffene Regelung ist im Vergleich zur Praxis der ordentlichen Gerichte als großzügig zu bezeichnen. Die Einkommensgrenzen sind bewußt höher festgesetzt Worden als nach den Richtsätzen in der öffentlichen Fürsorge. Sollten in besonders gelagerten Einzelfällen dennoch Härten auftreten, so läßt das Gesetz die Gewährung eines Härteausgleichs zu. Im Hinblick darauf, daß die Durchführungshinweise in der Neufassung vom 1. August 1961 die Überschreitung der genannten Einkommensgrenzen im Einzelfall weitgehend gestatten, erscheint eine allgemeine Heraufsetzung der Einkommensgrenzen nicht erforderlich. Anlage 14 Schriftliche Antwort der Frau Bundesminister Dr. Schwarzhaupt auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Kaffka (Fragestunde der 38. Sitzung vom 29. Juni 1962, Drucksache IV/510, Fragen XIII/2 und XIII/3) : Ist der Bundesregierung bekannt, daß in der Bundesrepublik zwei Drittel der Epileptiker nicht erfaßt oder unzureichend behandelt wenden, obgleich die heutige Medizin imstande ist, durch neue diagnostische Methoden das Leiden so früh zu erkennen, daß die Heilung des Kranken möglich ist? Was hat die Bundesregierung unternommen, um Ärzte fortzubilden und Laienkreise darüber aufzuklären, daß alle Kinder mit Krampfanfällen vom ersten Auftreten ihrer Krankheit an einer speziellen Untersuchung zugeführt werden können? 1. Die Epilepsie gehört nicht zu den meldepflichtigen Krankheiten. Die an ihr leidenden Personen werden daher nicht statistisch erfaßt. Es ist der Bundesregierung bekannt, daß ein gewisser Teil der Anfallskranken nicht unter einer ausreichenden ärztlichen Behandlung steht. 2. Heute wird die Mehrheit der Eltern einen Arzt zuziehen, wenn sie bei einem Kind Anzeichen eines Anfallsleidens beobachten. Die Bundesregierung hofft, die Aufklärung der Bevölkerung über gesundheitliche Fragen intensivieren zu können. Sie will sich dabei der Hilfe der freien Organisationen bedienen. Das ist aber eine Finanzfrage, die erst zu lösen ist, wenn die im Bundeshaushalt für diesen Zweck beantragten Mittel bewilligt werden. Die Fortbildung der Ärzte erfolgt durch die ärztlichen Standesorganisationen. Anlage 15 Schriftliche Antwort der Frau Bundesminister Dr. Schwarzhaupt auf die Mündlichen Anfragen der Abgeordneten Frau Dr. Flitz (Wilhelmshaven) (Fragestunde der 38. Sitzung vom 29. Juni 1962, Drucksache IV/510 Fragen XIII/4 und XIII/5) : Ist es zutreffend, daß wichtige Medikamente wie Penicillin und BZ-Vitamin in der Bundesrepublik Deutschland das Vielfache des Preises in anderen europäischen Ländern kosten? Ist die Bundesregierung bereit, eine Regelung zu suchen, die aus gesundheitspolitischen Gründen die Einfuhrabgaben auf wichtige Medikamente wie Penicillin und B1-Vitamin senkt, wie dies bei therapeutischen Substanzen menschlichen Ursprungs auf Grund eines europäischen Abkommens der Fall ist? Im Einvernehmen mit dem Herrn Bundesminister für Wirtschaft beantworte ich die Fragen wie folgt: Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 39. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 9. Oktober 1962 1665 I. Es ist nicht zutreffend, daß wichtige Medikamente allgemein in der Bundesrepublik das Vielfache der Preise der anderen europäischen Länder kosten. Zu den von Ihnen im einzelnen angeführten Arzneimitteln ist folgendes zu sagen: 1. Penicillin Es trifft zu, daß Penicillin als Trockenpräparat ohne Zusätze in der Bundesrepublik um das Mehrfache teurer ist als in den vergleichbaren europäischen Ländern. Dieses Penicillin spielt aber in der freien Ärztepraxis heute nur noch eine untergeordnete Rolle und wird hauptsächlich an Krankenhäuser in Großpackungen geliefert. Diesen Großabnehmern werden besondere Preise berechnet. Heute entfällt etwa 2/3 des Ärztebedarfs auf orale Penicilline, deren Preise mit DM 2,80 bis DM 4,40 pro Mega nicht über dem durchschnittlichen europäischen Verbraucherpreis liegen. Das restliche Drittel des Ärztebedarfs entfällt auf hochwertige, spritzfertige Injektionspenicilline (meist in Spritzampullen geliefert), die vom Arzt der einfachen Anwendung wegen bevorzugt werden. Für diese allerdings teureren Erzeugnisse ist ein Preisvergleich infolge unterschiedlicher Zusammensetzung und Lieferform der Präparate nicht ohne weiteres möglich. 2. B-Vitamine Der Preis für Vitamin B 1 in Tablettenform ist in der Bundesrepublik etwa doppelt so hoch wie in anderen europäischen Ländern. Die Vitamin B 1-Präparate spielen aber innerhalb der Vitamin-Therapie im Gegensatz zu früher eine wesentlich geringere Rolle. Die Preise der heute wichtigeren B 2- und B 6-Präparate liegen in der Bundesrepublik etwa beim Durchschnitt der Preise der übrigen europäischen Länder. II. Im Übereinkommen des Europarats über den Austausch therapeutischer Substanzen menschlichen Ursprungs verpflichten sich die Vertragsparteien, diese Substanzen „gegen Erstattung der Kosten ihrer Gewinnung, Zubereitung und Beförderung anderen Parteien zu überlassen, die ihrer dringend bedürfen, sofern sie selbst über ausreichende Vorräte für ihren eigenen Bedarf verfügen." Das Übereinkommen bestimmt weiterhin, daß diese Substanzen „unter der ausdrücklichen Bedingung zur Verfügung gestellt werden, daß damit keinerlei Gewinn verbunden ist, daß sie nur für medizinische Zwecke verwendet und nur an von den beteiligten Regierungen bezeichnete Stellen geliefert werden dürfen." Das Übereinkommen gründet sich ausdrücklich auf die in der Präambel enthaltene Erwägung, „daß die therapeutischen Substanzen menschlichen Ursprungs ihrer Natur nach aus menschlichen Spenden herrühren und somit nur in beschränkten Mengen verfügbar sind". Das Übereinkommen ist somit eine Regelung, nach welcher sich die Staaten des Europarats eine gegenseitige staatliche Hilfeleistung in Notfällen zusichern. Die Bundesregierung ist der Auffassung, daß das auf eine staatliche gegenseitige Hilfeleistung abzielende Übereinkommen nicht auf andere therapeutische Substanzen, die in genügender Menge zur Verfügung stehen, erweitert werden sollte. Im übrigen betragen die EWG-Binnenzölle für Arzneimittel, die im Zuge der Verwirklichung des gemeinsamen Marktes auf Null gesenkt werden, z. Z. höchstens 10,5 %. Ich bitte, dafür Verständnis zu haben, daß die Beantwortung Ihrer Fragen erst jetzt erfolgt. Es hat sich als erforderlich herausgestellt, die Preise für Penicillin- und Vitamin-B-Präparate in den westeuropäischen Ländern zu ermitteln. Anlage 16 Schriftliche Antwort der Frau Bundesminister Dr. Schwarzhaupt auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Dr. Bechert (Fragestunde der 38. Sitzung vom 29. Juni 1962, Drucksache IV/510, Frage XIII/6) : Was gedenkt die Bundesregierung zu tun, um den Empfehlungen des Bundesgesundheitsrates zur Frage der Strahlenbelastung der Bevölkerung zu entsprechen (Verbot der Röntgendurchleuchtung in Schuhgeschäften, Bauartprüfung für Fernseh-Projektionsgeräte, Beschränkung radioaktiver Leuchtfarben für Armband- und Taschenuhren auf weiche Betastrahler, Kontrolle der Strahlenbelastung des fliegenden Personals, Beschränkung der Verwendung ionisierender Strahlung am Menschen auf Ärzte und Zahnärzte)? Die Bundesregierung prüft z. Z., wie die Empfehlungen des Bundesgesundheitsrates zur Frage der Beschränkung der Strahlenbelastung der Bevölkerung zu verwirklichen sind. Um die Verwendung ionisierender Strahlen am Menschen auf Ärzte und Zahnärzte beschränken zu können, wird zur Zeit eine entsprechende Verordnung erarbeitet. Bereits jetzt wird durch die Erste Strahlenschutz-Verordnung vom 24. Juni 1960 zusammen mit der am 1. Juli 1962 in Kraft getretenen Verordnung zu § 7 Abs. 2 des Arzneimittelgesetzes, die kürzlich von der Bundesregierung und dem Bundesrat verabschiedet ist, sichergestellt, daß radioaktive Arzneimittel nur noch an Ärzte, Krankenanstalten, wissenschaftliche Forschungsanstalten und an sonst noch im Arzneimittelgesetz zugelassene Personen abgegeben werden dürfen. Im Zusammenhang mit der geplanten Verordnung wird auch geprüft, ob unter dem Gesichtspunkt der gesundheitlichen. Schädigung durch ionisierende Strahlen eine Anwendung der Schuhdurchleuchtungsapparate in Schuhgeschäften durch Laien vertretbar ist oder ob Schuhdurchleuchtungen mit Röntgenstrahlen nicht ausschließlich auf medizinische Zwecke beschränkt werden sollten. Hinsichtlich der in der Entwicklung befindlichen Fernseh-Projektionsgeräte werden im Bundesgesundheitsamt genaue Meßergebnisse erarbeitet, um 1666 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 39. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 9. Oktober 1962 eine etwa mögliche Strahlenbelastung festzustellen. Von diesen Ergebnissen hängt die Frage der Bauartprüfung ab. Durch § 11 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 der Ersten Strahlenschutz-Verordnung vom 24. Juni 1960 wurde bereits sichergestellt, daß radioaktive Leuchtfarben mit durchdringender Strahlung nur in unbedenklichen Mengen genehmigungsfrei verwendet werden können. Die Beschränkung der Dosisleistung der Strahlung in dieser Regelung hat in der Praxis dazu geführt, daß in zunehmendem Maße statt Radium nur Tritium und Promethium 147 zu Leuchtfarben verarbeitet werden. Das gleiche gilt für Uhren, die aus dem Ausland eingeführt werden. Zur Frage der Kontrolle der Strahlenbelastung des fliegenden Personals ist darauf hinzuweisen, daß die kosmische Höhenstrahlung bei den derzeitigen Flughöhen der Strahlflugzeuge von 12 km eine Strahlenbelastung von 0,3 mrem/h bewirkt. Diese Strahlenbelastung ist unbedenklich. Bei den geplanten Flughöhen von 22 km würde die Strahlenbelastung auf 3 mrem/h ansteigen. Das Flugpersonal wäre in dieser Höhe wie etwa „beruflich strahlenexponierte Personen" im Sinne des § 24 oder zumindest wie eine „besondere Bevölkerungsgruppe" im Sinne des § 29 der Ersten Strahlenschutz-Verordnung zu behandeln, wenn die Flugdauer wöchentlich 3 Stunden übersteigt. Anlage 17 Schriftliche Antwort der Frau Bundesminister Dr. Schwarzhaupt auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Dr. Bechert (Fragestunde der 38. Sitzung vom 29. Juni 1962, Drucksache IV/510, Frage XIII/7): Was gedenkt die Bundesregierung zu tun, uni der Empfehlung des Bundesgesundheitsrates zu entsprechen zum Schutz der Kinder gegen Gifte, die im Haushalt verwendet werden? Ihre Frage: „Was gedenkt die Bundesregierung zu tun, um der Empfehlung des Bundesgesundheitsrates zu entsprechen zum Schutz der Kinder gegen Gifte, die im Haushalt verwendet werden?" beantworte ich wie folgt: Soweit im Haushalt verwendete Mittel wie Wasch-, Reinigungs-, Putz-, Fleckenentfernungs-, Schädlingsbekämpfungsmittel giftige Stoffe im Sinne der landesrechtlichen Giftverordnungen enthalten, sind sie bereits nach diesen Vorschriften entsprechend ihrer Gefährlichkeit mit „Vorsicht" oder „Gift" zu kennzeichnen, damit die Eltern sie entsprechend verwahren. Da auch andere im Haushalt verwendete Stoffe, die nicht als Gifte zu kennzeichnen sind, für Kinder gefährlich werden können, beabsichtige ich, die Bevölkerung über die Gefahren, die Kindern durch unachtsame Aufbewahrung solcher Mittel entstehen können, aufzuklären und sie darauf aufmerksam zu machen, daß auch diese Mittel vor Kindern geschützt aufbewahrt werden müssen. Ich werde dazu auch die Presse heranziehen, die sich bei solchen Aktionen stets als hilfreich erwiesen hat. Darüber hinaus ist im Bundesgesundheitsamt eine Broschüre in Vorbereitung, die den Ärzten alle notwendigen Hinweise für die schnelle und wirksame Behandlung von Vergiftungen durch solche Mittel geben soll. Der Bundesgesundheitsrat hat uns beachtliche Vorschläge dazu gemacht, wieweit derartige für Kinder gefährliche Mittel zusätzlich gekennzeichnet werden sollen. Diese Vorschläge werden zur Zeit in meinem Hause geprüft. Es muß aber hierbei auch bedacht werden, daß ein Zuviel an Warnungen und Kennzeichnungen dazu führen kann, daß diese nicht mehr beachtet werden. Anlage 18 Schriftliche Antwort der Frau Bundesminister Dr. Schwarzhaupt auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Felder (Fragestunde der 38. Sitzung vom 29. Juni 1962, Drucksache IV/510, Frage XIII/8) : Welche Möglichkeiten sieht das Bundesgesundheitsministerium, um die Ausbildungskapazität für medizinisch-technische Assistentinnen zu steigern, angesichts der Tatsache, daß der Bedarf an diesen Assistentinnen gegenwärtig das Dreifache der Ausbildungskapazität übersteigt und mehrjährige Wartezeiten an Ausbildungsstätten allmählich zur Regel werden? Der Mangel an Ausbildungsplätzen an den Lehranstalten für medizinisch-technische Assistentinnen ist mir bekannt. Die Lehranstalten für medizinisch-technische Assistentinnen befinden sich im allgemeinen an Krankenhäusern. Ihre Errichtung und Unterhaltung ist daher Angelegenheit der Träger dieser Krankenhäuser. Bereits das Bundesministerium des Innern hat in den vergangenen Jahren wiederholt die Obersten Gesundheitsbehörden der Länder gebeten, die Vermehrung der Ausbildungsplätze zu fördern. Aus den mir vorliegenden Unterlagen ergibt sich, daß in der Zwischenzeit eine Anzahl von Ausbildungsplätzen neu geschaffen wurde. In einzelnen Ländern ist auch die Errichtung neuer Lehranstalten geplant. Ich prüfe zur Zeit, ob es möglich ist, im Jahre 1963 auch Bundesmittel für die Schaffung neuer Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen. Anlage 19 Schriftliche Antwort der Frau Bundesminister Dr. Schwarzhaupt auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Felder (Fragestunde der 38. Sitzung vom 29. Juni 1962, Drucksache IV/510, Frage XIII/9) : Liegen dem Bundesgesundheitsministerium schon Erfahrungsberichte über ein neues Röntgengerät vor, das mit einem Bildverstärker und einer Fernsehkamera gekoppelt sein und dem Arzt gestatten soll, das Röntgenbild in nicht verdunkelten Räumen vor Studenten zu erläutern? Das Bundesministerium für Gesundheitswesen sammelt die Erfahrungen über Röntgengeräte mit Zusatzeinrichtung zur Bildverstärkung und Fernsehübertragung. Die Ergebnisse werden in einer Röntgenverordnung über den Schutz der Bevölkerung Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 39. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 9. Oktober 1962 1667 vor den Gefahren ionisierender Strahlen verwendet werden. Die Strahlenbelastung der Untersuchten bei Anwendung dieser Apparate hängt weitgehend vom Zweck und der Demonstration, von dem Aufstellungsort und von der Ausbildung des Untersuchers ab. Eine Gefährdung der Demonstrationsteilnehmer durch Röntgenstrahlen kann nicht eintreten. Anlage 20 Schriftliche Anwort des Herrn Staatssekretärs Dr. Hettlage auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Gewandt (Fragestunde der 38. Sitzung vom 29. Juni 1962, Drucksache IV/537 Frage I) : Was beabsichtigt die Bundesregierung gegen die Häufung verkehrter Zollbescheide für Agrarerzeugnisse zu tun? Von einer Häufung unrichtiger Zollbescheide für Agrarerzeugnisse ist mir nichts bekannt. Ich vermute, 'daß Ihre Anfrage sich auf Fälle bezieht, in denen Importeure von Vollmilchpulver durch unrichtige Angaben übet Preise und Frachten zunächst eine zu niedrige Verzollung erwirkt haben. Die Abfertigungszollstellen konnten diese Manipulationen bei der Verzollung noch nicht erkennen. Daß die Angaben unrichtig waren, konnte vielmehr erst nach der Abfertigung im Rahmen eines steuerlichen und strafrechtlichen Ermittlungsverfahrens aufgeklärt werden. Diese Fälle beschäftigen jetzt die Staatsanwaltschaft. Wollte man bei jeder Verzollung, bei der der Zollbeteiligte unrichtige Angaben gemacht haben könnte, vor Erteilung des Zollbescheides und vor Freigabe der Waren immer erst die Aufklärung des Sachverhalts durch Ermittlungen der Betriebsprüfung, der Zollfahndung oder gar der Staatsanwaltschaft abwarten, so würde die Zügigkeit der Zollabfertigung nicht mehr gewährleistet sein, auf die sowohl die Verwaltung als auch die Wirtschaft großen Wert legen müssen. Die Verzögerung der Verzollung würde bei einer solchen Handhabung in starkem Umfang zu Lasten ehrlicher Kaufleute gehen, deren Angaben richtig sind. Anlage 21 Schriftliche Antwort des Herrn Staatssekretärs Dr. Westrick auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Blumenfeld (Fragestunde der 38. Sitzung vom 29. Juni 1962, Drucksache IV/537, Frage II.) : Aus welchem Grunde hat die Bundesregierung die verwaltungsmäßigen Vorbereitungen für die von dem Bundeswirtschaftsminister am 16. Mai 1962 vor dem Deutschen Bundestag angekündigte Gewährung von 12,50 DM je stillgelegte Tonne Steinkohle für die seit dem 15. Mai 1962 von Zechenstillegungen betroffenen Unternehmen noch nichtabgeschlossen? Die Anfrage beantworte ich im Einvernehmen mit dem Herrn Bundesminister der Finanzen hiermit wie folgt: Das Bundeskabinett hat in seiner Sitzung vom 25. Juli 1962 sein Einverständnis zu den vom Bundesminister für Wirtschaft und vom Bundesminister der Finanzen vorgelegten Verwaltungsrichtlinien über die vorläufige Gewährung von Prämien für die Stillegung von Steinkohlenbergwerken erklärt. Damit sind innerhalb der Bundesregierung die verwaltungsmäßigen Vorbereitungen für die am 16. Mai 1962 vor dem Deutschen Bundestag angekündigte Gewährung von 12,50 DM je stillgelegter Tonne Steinkohle für die seit dem 15. Mai 1962 von Zechenstillegungen betroffenen Unternehmen abgeschlossen. Diese Verwaltungsrichtlinien können jedoch erst wirksam werden, wenn die vorgesehene Beteiligung des Landes Nordrhein-Westfalen an der Aufbringung der öffentlichen Mittel gewährleistet ist. Die Verhandlungen mit dem Land Nordrhein-Westfalen sind aufgenommen. Anlage 22 Schriftliche Antwort des Herrn Bundesministers Strauß auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Dr. Dörinkel (Fragestunde der 38. Sitzung vom 29. Juni 1962, Drucksache IV/537, Frage V/1): Est die Bundesregierung bereit — in Übereinstimmung mit dem vor dem zweiten Weltkrieg geübten Verfahren —, bei Ausschreibungen der Bundeswehr auf Gebrauchsgüter, für die Geheimhaltungsvorschriften nicht zu beachten sind, die eingegangenen Angebote am Stichtag in Anwesenheit der Anbieter öffnen zu lassen und das Ergebnis den Anbietern in dem Umfang bekanntzumachen, wie dies erforderlich ist, um die Gründe für die Erteilung des Zuschlags erkennen zu können? Die Bundesregierung ist nicht bereit, Ihrer Anregung zu entsprechen. Eine Ausnahme von den allgemein öffentlichen Vergaben nach der Verdingungsordnung für Leistungen (VOL) üblichen Verfahren kann für die Bundeswehr nicht gemacht werden. Ergänzend bemerke ich: a) Die Annahme, daß- vor dem 2. Weltkrieg das von Ihnen angeregte Verfahren üblich gewesen sei, trifft nicht zu. In der seit 1936 geltenden VOL ist bestimmt, daß die Namen der Wettbewerber geheimzuhalten sind, die eingegangenen Angebote unter Verschluß zu bleiben haben, Bieter bei der Öffnung nicht zugelassen werden dürfen und die Angebote auch nach der Zuschlagserteilung vertraulich behandelt werden müssen. b) Diese Regelung, die allerdings von der in der Verdingungsordnung für Bauleistungen (VOB) abweicht, hat sich bewährt und entspricht den Gepflogenheiten in der privaten Wirtschaft. c) Die beteiligten Ressorts haben eine Anpassung der VOL an die Bestimmungen der VOB mehrfach geprüft, aber abgelehnt, weil überwiegende Gründe für die Regelung in der VOL sprechen. Die Hauptgründe gegen eine solche Änderung sind: . Offenlegung von Betriebsinterna der Bieter, Erleichterungen der Überwachung von Preis-und sonstigen Absprachen durch die Wettbewerber, Erschwerung des Beschaffungsverfahrens.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Konrad Adenauer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und meine Herren! Der Bundestag und die Bundesregierung begegnen sich in dem Wunsche, vor Beginn der Winterarbeit einen Überblick über die gegenwärtige Lage zu geben und zu erhalten.
    Die Einbringung des Haushaltsplanes gibt im allgemeinen die Möglichkeit eines Überblicks. Der Haushaltsplan war aber wegen der besonderen Schwierigkeiten nicht so zeitig fertigzustellen, daß er jetzt schon hätte vorliegen können. Er ist inzwischen dem Bundesrat zugegangen. Die Haushaltsberatungen im Bundestag werden wohl Anfang November beginnen.
    Bei der Lesung dieses Haushaltsplanes, meine Damen und meine Herren, wird sich Gelegenheit geben, eine ganze Reihe von Fragen aufzuwerfen und zu beantworten. Es hat aber seit einiger Zeit eine so lebhafte und beim Rückblick auf frühere Jahre unterschiedliche Entwicklung eingesetzt, daß es wohl angebracht erscheint, schon jetzt darüber zu sprechen und damit nicht bis zur Einbringung des Haushaltsplanes zu warten.
    Im ersten Teile meiner Ausführungen werde ich mich mit Fragen der Innenpolitik beschäftigen, im zweiten Teil mit Fragen der Außenpolitik.
    Für unsere ganze innere Situation ist kennzeichnend, daß das Kabinett einen Entwurf des Haushaltsplanes aufgestellt hat, der keine spektakulären Schätzungen der Einnahmen enthält, sondern nur Einnahmezahlen auf Grund völlig realistischer Schätzungen. Das Kabinett hat beschlossen, unter keinen Umständen über diese realistischen Schätzungen, die auf der zu erwartenden Zuwachsrate des Sozialprodukts beruhen, hinausgehen. Die Folge davon ist, daß bei der Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation in der Bundesrepublik auf der Ausgabenseite erhebliche Kürzungen gegenüber den Anträgen der einzelnen Ministerien vorgenommen werden mußten. In diesem Jahre wäre eine Steuererhöhung notwendig geworden, wenn die Bundesregierung bei der Verabschiedung des Haushaltsplanes nicht die Ausgabenwünsche radikal zusammengestrichen hätte, um die Ausgaben den Einnahmen anzupassen. Das Kabinett ist der Ansicht, daß auf Grund der geringen Steigerung des Sozialproduktes, der Steigerung der Einfuhren, der geringen Steigerung der Ausfuhren, des Steigens der Preise infolge erhöhter innerer Nachfrage eine Lage entstanden ist, die ernst genommen werden muß. Der Entwurf des Haushaltsplanes trägt dieser Überzeugung des Kabinetts Rechnung.
    Ehe ich zu einer Schilderung der wirtschaftlichen Entwicklung übergehe, lassen Sie mich noch folgendes sagen. Die Bundesrepublik ist kein reiches Land. Sie hat keine nennenswerten Bodenschätze.



    Bundeskanzler Dr. Adenauer
    Unsere Steinkohle ist durch die ständig zunehmende Verwendung von Öl in ihrer Bedeutung stark gesunken. Unsere Landwirtschaft ist weder vom Klima noch durch die Qualität des Bodens begünstigt. Im großen gesehen ist das Wertvollste, was unser Land besitzt, die Arbeitskraft, der Wille zur Arbeit, die Kenntnisse seiner Bewohner. Das ist unser wertvollster Besitz. Er muß uns in den Stand setzen, das, was wir zum Leben notwendig haben, soweit wie möglich im Lande zu produzieren, und das, was uns fehlt, zu importieren. Um das zu können, müssen wir Rohstoffe importieren, preiswerte Fertigfabrikate herstellen und sie exportieren. Unsere Arbeit muß uns ferner in den Stand setzen, für unsere Verteidigung gegenüber dem östlichen Kommunismus das aufzubringen, was unsere Bündnispartner mit Recht von uns verlangen können. Es ist eine sehr einfache Wahrheit: wir müssen von unserer Eigenproduktion und vom Überschuß unserer Ausfuhr über unsere Einfuhr leben.
    Die Entwicklung, die sich jetzt immer deutlicher abzeichnet, kann man nur richtig sehen bei einer Gegenüberstellung der jetzigen Entwicklung und der Entwicklung in den Jahren bis etwa 1961. In der Bundesrepublik sind seit dem Jahre 1949 sehr hohe Summen aufgewendet worden, um das in großem Maße durch den Krieg zerstörte Land wieder aufzubauen und seine Menschen in den Stand zu setzen, zu arbeiten. Sie alle, meine Damen und Herren, wissen, wie groß diese Summen waren, die aufgewendet worden sind und aufgewendet werden mußten zur Schaffung von Wohnungen und zum Wiederaufbau unserer Wirtschaft. Sie wissen auch, daß im Durchschnitt der Lebensstandard eines sehr großen Teiles unserer Bevölkerung dadurch auf einen höheren Stand gebracht worden ist, als er vor den beiden Kriegen war. Daß wir in diesen vergangenen Jahren nicht kleinlich in unserer Ausgabenpolitik waren, war richtig. Durch den Nationalsozialismus, durch den Krieg, durch die Zerstörungen der Wohnungen, durch die Zerstörung und die Demontage unserer Industrien stand unser Volk in Gefahr, der Lethargie und dem Kommunismus, der uns vom Osten her zu unterminieren versuchte, zu verfallen. Unser Volk bedurfte der zielbewußten Aufbauarbeit. Zielbewußte Arbeit ist das beste, ja, vielleicht das einzige Mittel, um ein zu Boden gestrecktes, aus tausend Wunden blutendes Volk wieder aufzurichten, ihm innere Stärke und Selbstbewußtsein, einen klaren Blick für die Realität der Dinge zu geben und damit auch die Kraft zur geistigen Regeneration und zum geistigen Aufbau. Wenn man dem deutschen Volke nach dem Zusammenbruch 1945 das nicht gegeben hätte, was ich in wenigen Sätzen umrissen habe, würde es nach meiner festen Überzeugung dem von Osten her drohenden Kommunismus anheimgefallen sein.
    Der östliche Kommunismus ist ja nicht nur eine Ideologie. Er ist eine handfeste Methode, andere Völker ihrer Freiheit zu berauben und sie zu beherrschen. Wenn wir das deutsche Volk bewahren wollten vor dem Anheimfallen an den Kommunismus, dann mußten wir es bewahren vor der Hoffnungslosigkeit, dank mußten wir auch eintreten in den Kreis der Völker, die die Freiheit in der Welt retten wollten. Wir konnten aber nur erwarten, in diesen Kreis aufgenommen zu werden, wenn wir durch unsere Aufbauleistungen zeigten, daß wir ein innerlich gesundes Volk sind, und wenn wir den Teil der gemeinsamen Verteidigung auf uns nahmen, den man billigerweise von uns verlangen konnte. Es sind inzwischen Stimmen laut geworden, meine Damen und Herren, es seien auf sozialem Gebiet zu große Aufwendungen gemacht worden. Nun, ich bin der Auffassung, daß es bei der Lage, in der das deutsche Volk sich damals befand, bei der es bedrohenden Gefahr des Kommunismus, besser war, zuviel als zuwenig zu tun.
    Aus dieser Periode des Wiederaufbaus möchte ich einige besonders eindrucksvolle Leistungen hervorheben. Dabei betone ich nachdrücklich, daß die Arbeit der gesamten Bevölkerung der Bundesrepublik in allen ihren Schichten und Berufen die Grundlage dieser Erfolge ist.
    Es sind in dieser Zeit rund 6,5 Millionen neuer Wohnungen gebaut worden. Das Bruttosozialprodukt stieg um mehr als das Dreifache. Die Ausfuhr hat sich von geringsten, zuerst von den Besatzungsmächten kontrollierten Anfängen auf 51 Milliarden DM erhöht, die Einfuhr auf 44 Milliarden DM jährlich. Das Rentenrecht wurde grundlegend reformiert. Das Einkommen der Landwirtschaft wurde erheblich gesteigert, die Eigenerzeugung an Nahrungsmitteln auf rund 70 % des Verbrauchs gebracht.
    Eine große Leistung kommt mehr und mehr in Vergessenheit, und deswegen möchte ich sie besonders hervorheben: Durch den Lastenausgleich wurden bis Ende 1961 rund 43 Milliarden DM an Vertriebene, Kriegssachgeschädigte und Zonenflüchtlinge gezahlt.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU.)

    Das, meine Damen und Herren, ist eine Vermögensverschiebung größten Ausmaßes, einer Vermögensverschiebung, wie sie wohl in der Geschichte der neueren Zeit einzig dasteht.
    Die militärische Verteidigung wurde so planmäßig aufgebaut, daß zur Zeit rund 380 000 aktive Soldaten unter den Waffen stehen.
    Die starke Beanspruchung der Kraft des deutschen Volkes, die aus den von mir angeführten Gründen notwendig war, hat zunächst zur Vollbeschäftigung geführt. Das war auch ein Erfolg, der gut und notwendig war. Dann trat Arbeitermangel ein, der nur ausgefüllt werden konnte durch Heranziehung von ausländischen Arbeitskräften in sehr großem Umfang. Der Arbeitermangel brachte, wie das in der Natur der Sache liegt, eine erhebliche Steigerung der Löhne und, was nicht notwendig gewesen wäre, eine beträchtliche Verminderung der Arbeitszeit pro Woche. Wenn diese durch Tarifverträge ausgehandelte Freizeit wirklich Freizeit geblieben wäre, d. h. eine Zeit, in der man sich von harter Arbeit erholt hätte, so wäre das noch tragbar gewesen, weil es die Leistungskraft erhöht hätte. Statt dessen wurde in großem Maße schwarz gearbeitet.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — PfuiRufe von der SPD. — Lachen bei der SPD. — Weitere Zurufe von der SPD.)




    Bundeskanzler Dr. Adenauer
    Diese Entwicklung, die im Laufe der Zeit eintrat und die im Jahre 1962 sehr fühlbar geworden ist, ist folgende: Der Export sinkt, der Import steigt, es steigen die Preise.

    (Sehr wahr! und Lachen bei der SPD.)

    Ich möchte keine Untersuchung darüber anstellen, wer an dieser Entwicklung die Hauptschuld trägt, ob die Arbeitnehmer oder die Arbeitgeber;

    (Zuruf von der SPD: Die Schwarzarbeiter!) nach meiner Meinung sind sie beide schuld.


    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Folgende Ziffern sind von entscheidender Bedeutung: Das Sozialprodukt, das im Jahre 1960 um real 8,8 %, im Jahre 1961 um real 5,3 % stieg, wird nach dem 1962 von Januar bis August erzielten Zuwachs im ganzen Jahr 1962 nur noch um real 5,3 % steigen. Diese Zahl mußte den Steuereinnahmen im Voranschlag des Haushalts 1963 zugrunde gelegt werden.
    In den ersten acht Monaten 1962 wurden Waren im Werte von 32 Milliarden DM eingeführt und für 34,5 Milliarden DM ausgeführt. Das entspricht einer Zunahme der Einfuhr von 11,9 %, der Ausfuhr aber von nur 3,4 % gegenüber dem gleichen Zeitabschnitt des Vorjahres. Der Ausfuhrüberschuß sank in den ersten acht Monaten des Jahres 1962 auf 2,5 Milliarden DM gegenüber 4,7 Milliarden DM im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Die Bundesbank sagt in ihrem letzten Monatsbericht, allmählich sei das deutsche Preisniveau auf das des Auslandes hinaufgeschleust worden. Weitere Kostensteigerungen würden daher die Auslandskonkurrenz begünstigen und zu einem Druck auf die Investitionen führen, zu Entwicklungen also, die eine Konjunkturabschwächung mit sich bringen würden. Weitere Preis- und Kostenerhöhungen würden letztlich zu einem fühlbaren Konjunkturrückgang führen.
    Wir haben in den hinter uns liegenden Jahren viel erreicht, ja, lassen Sie es mich sagen: das deutsche Volk hat nach seinem Zusammenbruch auf allen Lebensgebieten Großes geschaffen. Wir sind auf Grund unserer Leistungen gleichberechtigter Partner der freien Völker der Welt geworden. Wir haben unseren Platz in dem großen Verteidigungssystem, das die freie Welt gezwungen war, gegenüber der Aggression des östlichen Kommunismus zu errichten.
    Jetzt handelt es sich darum, das, was wir erreicht haben, zu sichern und zu bewahren.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Auch das ist eine große Aufgabe, die unsere volle Kraft verlangt. Nichts darf verlorengehen von dem, was wir erreicht haben. Die Welt muß auch weiter erkennen, daß wir zuverlässig und stetig in unserer ganzen politischen und wirtschaftspolitischen Arbeit sind.
    Aber nicht nur das liegt vor uns. Die Welt ändert sich ständig. Das gilt vor allem in dieser Epoche stürmischer politischer, technischer, wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Entwicklungen und Fortschritte. In maßvoller Weise unseren Aufbau weiter fortzuführen, das ist die zweite Aufgabe, die uns gestellt ist: das Errungene zu bewahren, es weiterzuführen — ich wiederhole nochmals — in maßvoller Weise, das ist jetzt unsere Aufgabe, und alle, meine Damen und Herren, sind verpflichtet, diesen Weg zu gehen.

    (Zuruf von der SPD: Alle!)

    Eine normale Steigerung des Sozialprodukts ist dazu nötig. Unser Export muß wieder nicht unerheblich den Import überrunden. Dazu brauchen wir eine Stabilität unserer Preise und als deren Folge eine Festigung der Kaufkraft unserer Währung.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Der Entwurf des Haushaltsplanes für 1963 ist ein klares Zeugnis für die Absicht der Bundesregierung, diese Stabilität unter allen Umständen herbeizuführen. Andere Länder drohen uns in der Produktion zu überflügeln. Wir müssen, wo sich in der Welt ein technischer Fortschritt zeigt, bei uns entsprechende Investitionen vornehmen. Auf eine weitere Verkürzung der Arbeitszeit muß, meine Damen und Herren, verzichtet werden.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Die öffentliche Hand muß mit der Selbstbeschränkung vorangehen.

    (Erneuter Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Die Bundesregierung wird sich mit den Ländern und mit den kommunalen Organisationen in Verbindung setzen, damit alle den gleichen Weg gehen, wie ihn die Bundesregierung gehen wird.

    (Unruhe bei der SPD.)

    Die Bundesregierung hat sich besonders intensiv mit der Kostensteigerung auf dem Baugebiet beschäftigt. Meine Damen und Herren, ich will möglichst wenig Zahlen geben; deswegen will ich Ihnen hier die Kostensteigerung auf dem Baugebiet in den einzelnen Jahren nicht vorführen. Aber Sie alle wissen es, daß gerade auf dem Baugebiet die Kostensteigerung abnorm groß ist und daß dadurch viele von den Bausparern nicht das Ziel erreichen können, das sie, als sie zu sparen anfingen, erstrebten.

    (Abg. Jacobi [Köln]: Weil Sie untätig gewesen sind!)

    Auf dem Gebiete des Hochbaus, aber auch auf dem Gebiete des Tiefbaus und des Straßenbaus ist die ständige Kostensteigerung verheerend. Diese Kostensteigerung im Bauwesen dehnt sich naturgemäß auch auf alle anderen Wirtschaftszweige aus. Hier ist ein Krankheitsherd, der die ganze Wirtschaft infiziert.
    Die Bundesregierung hat mit Zustimmung des Ministers Lücke, der zu seinem Bedauern heute nicht anwesend sein kann, für die Ordnung des Bauwesens eine ganze Reihe von Beschlüssen gefaßt. Der Bundesminister der Finanzen wurde beauftragt, dem Kabinett baldmöglichst den Entwurf eines Gesetzes vorzulegen, wonach § 7 b des Einkommensteuergesetzes für zwei Jahre suspendiert wird. Von dieser Suspendierung werden jedoch. die Eigentumsmaßnahmen im Sinne ides Wohnungsbau- und Familien-



    Bundeskanzler Dr. Adenauer
    heimgesetzes nicht betroffen werden. Die Bundesregierung wird sich auch rechtzeitig vor Ablauf des bis zum 30. Juni 1963 gültigen Bauverbotsgesetzes über die weiter notwendigen gesetzlichen Maßnahmen zur Ordnung des Baumarktes schlüssig werden.
    Die Zeit der Suspendierung des § 7 b des Einkommensteuergesetzes soll 'benutzt werden, um die notwendigen Vorbereitungen für einen Umbau der jetzigen steuerlichen Begünstigung des Wohnungsbaus zu treffen. Bei dieser Reform wird die Bundesregierung weiterhin zu der Förderung des Eigentumserwerbs stehen.
    Der Bundesminister für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung wurde beauftragt, gemeinsam mit den Ländern den Einsatz der öffentlichen Mittel für den Wohnungsbau entsprechend der Lage am Baumarkt und dem Ziel der Preisstabilisierung zu regeln. Auch hier wird die Bundesregierung mit den Länderregierungen und den kommunalen Organisationen verhandeln, um angesichts des kaum noch zu bewältigenden Überhangs genehmigter Bauvorhaben einen sinnvollen Einsatz der im Jahre 1963 verfügbaren öffentlichen Förderungsmittel zu erreichen.
    Die Bundesregierung erwägt ferner Schritte zur Förderung des Fertigbaues in Deutschland. Solange in der Bundesrepublik noch nicht genügende Kapazitäten zur Verfügung stehen, wird die Regierung alle geeigneten Maßnahmen ergreifen, um die Einfuhrhemmnisse bei der Lieferung von Fertighäusern und Baufertigteilen zu beseitigen. Auch wird das kontinuierliche Bauen noch stärker gefördert werden.
    Angesichts der Bedeutung des Wettbewerbs für die Preisgestaltung in der Wirtschaft wird die Bundesregierung Wettbewerbsbeschränkungen verstärkt entgegentreten. Die Bundesregierung wird daher nach Beratung des Kartellberichts im Parlament, soweit nötig, umgehend den Entwurf einer Novelle zum Kartellgesetz vorlegen.

    (deshalb die Einflußmöglichkeiten der Verbraucher auf die Preise und auf das Marktgeschehen verbessern. Der Bundesminister für Wirtschaft wurde beauftragt, möglichst bald die Errichtung einer Körperschaft für neutrale Warenteste zu veranlassen. Er wurde ferner beauftragt, zweckmäßige Maßnahmen der Verbraucherorganisationen und Verbrauchereinrichtungen zu fördern. Der Bundesminister der Justiz wurde aufgefordert, dem Kabinett über die Möglichkeit einer wahrheitsgemäßen, vergleichenden Werbung zu berichten. Die Bundesregierung will für die Erfüllung der berechtigten Forderung nach einer Beseitigung aller Wettbewerbsverfälschungen im internationalen Handel eintreten. Die Bundesregierung wird die Politik der Preisstabilisierung konsequent fortsetzen. Sie hat deshalb den Bundesminister für Wirtschaft beauftragt, zum 15. Januar 1963 einen Wirtschaftsbericht vorzulegen. Der Bericht wird nach Beratung im Kabinettsausschuß für Wirtschaft und nach Beratung im Bundeskabinett Ihnen zugeleitet werden. In diesem Bericht werden eine Analyse der Entwicklung im Jahre 1962 und die Aussichten für das Jahr 1963 dargestellt werden. Es werden dabei die Möglichkeiten gezeigt werden, die ohne Beeinträchtigung der Preisstabilität und bei Aufrechterhaltung eines angemessenen Wachstums bestehen. Die Bundesregierung wird daraus Leitlinien über das Verhalten all derjenigen ableiten, die Ansprüche an das Sozialprodukt stellen. In meiner Regierungserklärung vom 29. November 1961 habe ich folgende Ausführungen gemacht: Von den Sozialpartnern erwartet die Bundesregierung Unterstützung durch eine maßvolle und besonnene Lohnpolitik. Diese muß den Produktivitätsfortschritt berücksichtigen. Von der Einhaltung der durch Preisstabilität und Sicherung eines gesunden wirtschaftlichen Wachstums gesetzten Grenzen wird es abhängen, ob gegebenenfalls neue Lösungen und Formen der Zusammenarbeit der Sozialpartner gefunden werden müssen. Diese an beide Tarifpartner gerichtete Bitte und Mahnung hat zu unserem größten Bedauern keinen Erfolg gehabt. Ohne Rücksicht auf das Sinken des Zuwachses des Sozialprodukts, des Sinkens der Ausfuhr, der Steigerung der Preise und des damit identischen Absinkens des Wertes der Deutschen Mark sind von den Organisationen der Tarifpartner Erhöhungen der Löhne und Herabsetzung der Arbeitszeit gefordert und bewilligt worden. Zu den Tariflöhnen sind tariflich nicht vorgesehene Zuschläge gefordert und bewilligt worden. Meine Damen und Herren, die Tarifpartner haben im Grundgesetz Rechte zugebilligt bekommen. Sie sollen sie behalten, aber sie dürfen nicht über sie hinausgehen; diese Rechte müssen sinngemäß gehandhabt werden. Über den Tarifpartnern steht das Parlament und die von dessen Vertrauen abhängige Bundesregierung. Im Namen der Bundesregierung richte ich nochmals die sehr ernste Mahnung an die Tarifpartner, daß auch bei ihnen das Wohl des Volkes das oberste Ziel sein muß. Parlament und Bundesregierung tragen die Verantwortung für das Wohl des gesamten Volkes. Sie dürfen und werden nicht zulassen, daß das Volk Schaden leidet. Sehr nachdrücklich, meine Damen und Herren, lassen Sie mich folgendes sagen. Die Tarifpartner haben von dem ständigen Drehen der Lohn-Preis-Spirale im Grunde genommen gar nichts. Im Gegenteil, sie beide leiden auf die Dauer gesehen nur Schaden durch die Steigerung der Einfuhr und das Sinken der Ausfuhr. Ich appelliere an den gesunden Menschenverstand der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer, sich auf verständiger Basis für eine längere Zeit zu einigen. Bundeskanzler Dr. Adenauer Die deutsche Landwirtschaft hat eine auf Grund ihrer geschichtlichen Entwicklung gewachsene Agrarstruktur, die den heutigen Anforderungen der modernen Technik nicht mehr entspricht, nämlich eine große Zahl von Kleinstbetrieben und starke Flurzersplitterung. Die allgemeine Entwicklung führt zu einer Aufgabe der kleinen und einer Vergrößerung der Zahl der mittleren und großbäuerlichen Betriebe. Dieser Anpassungsprozeß darf aber nur langsam vor sich gehen. Von 1949 bis 1961 sind von rund 2 Millionen Wirtschaftseinheiten in der Landwirtschaft etwa 400 000, vor allem Kleinstbetriebe, aus der Landwirtschaft ausgeschieden, während sich auf der anderen Seite die Zahl der mittelbäuerlichen Betriebe um 45 000 erhöht hat. Diese Entwicklung wird sich auch in Zukunft fortsetzen. Die Regierung ist sich der Bedeutung und des Ernstes dieser Entwicklung bewußt. Sie wird alles tun, um sie nach Ausmaß und Zeit in den Grenzen zu halten, die für die Aufstockung zu kleiner Betriebe durch frei werdendes Land wünschenswert und vom Standpunkt der Unterbringung freiwerdender Menschen in der gewerblichen Wirtschaft vertretbar sind. Das Ziel der Bundesregierung ist die Schaffung möglichst vieler existenzfähiger Betriebe und die Erhaltung möglichst zahlreichen ländlichen Wohneigentums für die in die gewerbliche Wirtschaft abwandernden Menschen. Unsere Landwirtschaft wird immer ein wesentlicher Bestandteil unseres ganzen soziologischen Gefüges bleiben. Alle sie berührenden Fragen, insbesondere die in der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft auftauchenden, müssen daher mit besonderer Zurückhaltung und Vorsicht behandelt werden. Die Bundesregierung hat sich sehr eingehend mit der Frage der Beamtengehälter befaßt. Sie war dazu genötigt, weil sie naturgemäß in ihrem Einflußbereich eine ganz besondere Verantwortung dafür trägt, die Lohnund Gehaltsentwicklung in Einklang mit den Bemühungen um die Preisstabilität zu bringen. Die Bundesregierung mußte dabei den Bediensteten der öffentlichen Hand eine nicht unbeträchtliche Zurückhaltung zumuten. Sie erkennt dankbar an, daß die überwiegende Mehrheit der Bundesbeamten trotz der Tatsache, daß die letzte Gehaltserhöhung am 1. Januar 1961 in Kraft trat und seitdem nahezu alle Bereiche der Wirtschaft von einer bisher beispiellosen Lohnwelle erfaßt wurden, treu ihre Pflicht erfüllt haben. Die Bundesregierung wird dem Parlament vorschlagen, die Grundgehälter der Beamten vom 1. Januar 1963 an im Durchschnitt um 6 % zu erhöhen. Außerdem wird im Jahre 1963 die Harmonisierungsnovelle verwirklicht. Es werden ferner familienund sozialgerechte Verbesserungen vollzogen. Für alle diese Maßnahmen stehen die Mittel im Haushaltsplan 1963 zur Verfügung. Der Bundesregierung ist entschlossen, ihre fortschrittliche Sozialpolitik auch im Rahmen des Sparhaushaltes fortzusetzen. Der Fortgang der Sozialreform ist dringlich. Das „Sozialpaket" mit den Gesetzesvorlagen zum Kindergeld, zur Lohnfortzahlung und zur Reform der Krankenversicherung wird Ihnen so bald wie möglich zugehen. Die Gesetzesvorlagen ergänzen sich in der Umschichtung der Belastung und in der Ausgewogenheit der sozialen Verbesserungen so sehr, daß sie nur gleichzeitig in Kraft gesetzt werden können. Sie dienen der Verbesserung der Lage der arbeitenden Menschen in einer sich wandelnden Welt. Ich fasse die wesentlichen Punkte meiner bisherigen Ausführungen zusammen: Erstens. Die Periode des stürmischen Aufbaues geht zu Ende. Wir treten, insbesondere auch was die Wirtschaft betrifft, in eine Periode normaler Steigerung ein. Zweitens. Ohne einen auskömmlichen Export können wir nicht leben. Einen solchen Export werden wir nur haben, wenn wir hinsichtlich der Preise und der technischen Vervollkommnung des ganzen Produktionsapparates wettbewerbsfähig bleiben. Zu beachten ist, daß die Wirtschaft unserer Konkurrenzländer eine viel stärkere Kapitalgrundlage hat als die deutsche Wirtschaft, daß sie daher krisenfester ist als die deutsche Wirtschaft. Drittens. Mit aller Kraft und auf allen Gebieten muß durch gemeinsame Arbeit eine weitere Steigerung der Preise hintangehalten werden. Weiteres Steigen der Löhne und Preise ohne gleichzeitiges Ansammeln von festgelegtem Kapital, und zwar insbesondere in den breiten Schichten des Volkes, bedeutet eine Entwertung der Deutschen Mark. Viertens. Strengste Sparsamkeit, Drosselung aller nicht unbedingt nötigen Ausgaben ist ein Gebot für alle. Die öffentliche Hand soll vorangehen. Der Entwurf des Haushaltsplanes 1963 konnte nur zum Ausgleich gebracht werden durch Einsetzung eines um 2 Milliarden DM höheren Betrages an Aufkommen der Steuern, die zwischen Bund und Ländern geteilt werden. Dieser Betrag soll dem Bund zufließen als Folge einer Änderung des Verteilungsschlüssels des Steueraufkommens zwischen Bund und Ländern. Die Änderung muß durch Gesetz erfolgen. Über diese Frage wird zunächst ein Gespräch zwischen den Ministerpräsidenten der Länder und mir, dann zwischen den Finanzministern des Bundes und der Länder stattfinden. Alsdann wird der Gesetzentwurf von der Bundesregierung hier vorgelegt werden. Seit der letzten Festsetzung des Verteilungsschlüssels sind die Ausgaben ,des Bundes auf dem Gebiete der Verteidigung und die Ausgaben für soziale Lasten derartig gestiegen, daß eine Verschiebung des Finanzbedarfs von Bund und Ländern zuungunsten des Bundes eingetreten ist. Mit der Aufstellung des Entwurfs des Haushaltsplanes für 1963 hat die Bundesregierung die ihr zukommende Aufgabe erfüllt. An Ihnen, meine Damen und Herren vom Bundestag, wird es nun sein, durch Genehmigung dieses Haushaltsplans eine Periode des Maßhaltens zu eröffnen. Gewiß, es sind noch viele Aufgaben auf den verschiedensten Gebieten zu erfüllen. Aber es können eben nicht alle Aufgaben zusammen und an einem Tage oder in einem Jahr erfüllt werden. Wer Aufgaben anpackt, die zusammengenommen seine Kraft überBundeskanzler Dr. Adenauer steigen, erreicht nichts, er erleidet Schiffbruch. Der Staat kann seine Aufgaben nur erfüllen, wenn er eine Aufgabe nach der anderen unter richtiger Einschätzung seiner finanziellen Kraft in Angriff nimmt. Die Regierungserklärung vom November 1961 enthält eine ausführliche Darlegung der außenpolitischen Situation und der Verteidigung. Das dort Gesagte trifft im wesentlichen auch heute noch zu. Über die seit damals eingetretenen Änderungen möchte ich einiges jetzt ausführen. Die große, sich über die ganze Welt erstreckende Spannung zwischen Ost und West dauert in derselben Schärfe weiter fort. Zwar haben sehr viele Besprechungen über Berlin, über die Frage der Abrüstung, die Frage der Einstellung von Atomtests stattgefunden. Aber diese Besprechungen haben nach den Erklärungen von Außenminister Rusk und von Außenminister Lord Home keine positiven Ergebnisse gehabt. Sie sollten trotzdem fortgesetzt werden. Es ist gut, sie nicht abzubrechen. Das Vorgehen der Sowjetunion in Kuba, meine Damen und Herren, hat aber zweifellos einen neuen Krisenherd geschaffen und die ganze Situation in der Welt noch weiter verschärft. In einer solchen Situation in der Welt, meine Damen und Herren, erhält die NATO eine immer größere Bedeutung für den Schutz des Friedens. Die Bedeutung der NATO zur Erhaltung des Friedens und der Freiheit in der Welt kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Die NATO-Partner müssen entschlossen sein und bleiben, ihre Pflichten gegenüber der NATO bis zum letzten zu erfüllen. Sie müssen durch die Arbeit ihrer Vertreter im NATO-Rat dem atlantischen Verteidigungsbündnis die höchstmögliche Bedeutung geben. Die Reformvorschläge, die der Generalsekretär der NATO, Herr Stikker, gemacht hat, verdienen unsere größte Aufmerksamkeit. Die für unsere Verteidigung aufzuwendenden Kosten sind hoch. Aber, meine Damen und Herren, ihre Aufwendung schützt und garantiert unsere Freiheit und unsere Unabhängigkeit. Sie dürfen daher nicht durch die Enge und Anspannung des Haushalts '1963 beeinträchtigt werden. Dasselbe gilt für die Mittel, die wir für Berlin zur Verfügung stellen. Der NATO, unseren Verbündeten, insbesondere auch dem führenden NATOMitglied, den Vereinigten Staaten, schuldet das deutsche Volk herzlichen Dank für Frieden und Sicherheit. Wir schulden auch den drei Besatzungsmächten in Berlin besonderen Dank für ihr von größter Entschlossenheit getragenes Eintreten für die Freiheit Berlins. Der Viermächtestatus für ganz Berlin besteht nach wie vor völkerrechtlich zu Recht. Wir wissen, daß wir uns auf die Zusicherungen unserer NATO-Partner, insbesondere auch der Vereinigten Staaten, verlassen können. Meine Damen und Herren, Großbritannien und. andere europäische Staaten haben ihre Aufnahme in die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft beantragt. Wie Sie wissen, schweben die Verhandlungen mit Großbritannien schon seit einiger Zeit. Nach einer Pause wurden sie gestern wieder aufgenommen. Auch Irland, Norwegen und Dänemark wollen, wie Sie wissen, Mitglieder der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft werden. Ich begrüße die Hinwendung dieser Länder zu Europa, und ich wünsche allen diesen Verhandlungen guten Erfolg. (Lachen bei der SPD. — Abg. SchmittVockenhausen: „Von ganzem Herzen" ! — Große Heiterkeit links.)


    (Beifall bei den Regierungsparteien.)


    (Beifall bei der CDU/CSU.)


    (Beifall bei der CDU/CSU.)


    (Erneuter Beifall bei der CDU/CSU.)


    (Beifall bei der CDU/CSU.)





    (Beifall bei der CDU/CSU.)





    (Allgemeiner Beifall.)


    (Erneuter allseitiger Beifall.)

    — Meine Damen und Herren, ich weiß ja nicht, was dabei zu lachen ist.

    (Heiterkeit bei den Regierungsparteien. — Fortgesetztes Lachen bei der SPD.)

    — Warten Sie ab, was ich noch sagen werde; dann können Sie ja eventuell noch lachen. — Ich wiederhole es, meine Damen Herren: ich wünsche allen diesen Verhandlungen guten Erfolg, denn Europa kann nicht einig und stark genug werden.

    (Beifall bei den Regierungsparteien und bei der SPD.)

    Aber, meine Damen und Herren, bei den Verhandlungen über die Aufnahme neuer Mitglieder in die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft müssen wir auch an unsere eigene Wirtschaft denken.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU.)

    Ich meine, meine Damen und Herren, das ist eine Selbstverständlichkeit,

    (Sehr wahr! bei der SPD)

    und kein Mensch sollte lachen, wenn ich darauf hinweise, daß wir das tun werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Zurufe und Unruhe bei der SPD.)

    Die Fragen, die durch die Aufnahme neuer Mitglieder in die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft, was die innere Struktur angeht, entstehen, sind sehr schwierig und sehr ernst. Ich gehe nicht auf Einzelheiten ein, aber ich betone nochmals: diese ganzen Fragen müssen im Kreise der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und in den einzelnen Ländern recht gründlich und eingehend geprüft werden.
    Die politische Union der sechs Staaten ist leider noch nicht ins Leben getreten. Es schien im April dieses Jahres, daß der Abschluß eines Vertrages erfolgen würde. Belgien erhob Einspruch und verlangte Vertagung. Dadurch gerieten die Verhandlungen ins Stocken. Verschiedene Anläufe weiterzukommen, die in der Folge gemacht wurden, blieben ohne Erfolg. Mir scheint es richtig zu sein, die Frage der europäischen politischen Union zwar keineswegs als erledigt zu betrachten, meine Damen und Herren, aber sie einstweilen auf sich beruhen zu lassen, bis der geeignete Augenblick, sie zum Erfolg zu bringen, gekommen ist.

    (Abg. Dr. Mommer: Hört! Hört!)

    Sie wissen, daß sich die Sowjetunion und insbesondere auch Herr Chruschtschow vor kurzem für die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft interessiert



    Bundeskanzler Dr. Adenauer
    haben. Es ist möglich, daß Herr Chruschtschow Verhandlungen, wie sie jetzt in der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft geführt werden, als Zeichen innerer Schwäche ansieht. Es könnte auch sein, daß die politischen Vorgänge in Frankreich ihm als ein für seine Ziele und Zwecke günstiges Zeichen erscheinen. Vielleicht hat er einen ähnlichen Eindruck von dem Wahlkampf in den Vereinigten Staaten von Amerika. Als Diktator denkt er möglicherweise so.
    Nun, meine Damen und Herren, wir in der freien Welt wissen, daß er dann total falsch denkt.

    (Beifall in der Mitte.)

    In allen Fragen der Verteidigung der Freiheit steht der Westen einmütig zusammen, so geschlossen und so stark wie nur denkbar.

    (Beifall in der Mitte.)

    Von der Stärke, von der inneren Gesundheit der europäischen Völker sollte sich auch die Sowjetunion überzeugen lassen durch die Aussöhnung, die Freundschaft des französischen und des deutschen Volkes.

    (Beifall in der Mitte und bei Abgeordneten der SPD.)

    Sie begann mit der Annäherung der führenden Männer der beiden Völker bei den Verhandlungen über die Montanunion, über EURATOM und die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft.
    Ein Markstein in diesen Beziehungen war die Einladung des deutschen Bundespräsidenten durch den französischen Staatspräsidenten nach Paris im Jahre 1961. Es folgte die Einladung des deutschen Bundeskanzlers durch Staatspräsident de Gaulle. Der Besuch des Bundeskanzlers in Frankreich im Juli 1962 war ausgezeichnet durch den Aufenthalt 'in Paris und in der Provinz, durch die Parade französischer und deutscher Truppen vor dem Staatspräsidenten de Gaulle und dem Bundeskanzler in Mourmelon und durch den feierlichen Gottesdienst in der Kathedrale von Reims.
    Im September 1962 erwiderte dann Staatspräsident de Gaulle beide Besuche durch einen mehrtägigen Aufenthalt in der Bundesrepublik, während dessen er Bonn, Köln, Düsseldorf, Hamburg, München, Stuttgart, Ludwigsburg besuchte, von der ganzen Bevölkerung stürmisch begrüßt und gefeiert.

    (Beifall in der Mitte.)

    Aussöhnung, Freundschaft, Solidarität zwischen Frankreich und Deutschland sind ein Anliegen nicht nur der führenden Politiker beider Völker; es bekennen sich dazu vielmehr die Völker selbst, insbesondere auch die Jugend.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Die Bundesregierung legt Wert darauf, die freundschaftlichen Beziehungen zu Frankreich ganz besonders zu pflegen.
    Um die Bedeutung dieser Solidarität zwischen Frankreich und Deutschland in ihrem vollen Wert zu erkennen, stelle man sich vor, wie die politische Lage in Europa und damit in der Welt wäre, wenn diese beiden Völker wie früher ablehnend oder gar als Gegner einander gegenüberstünden.
    Die Bundesregierung und die französische Regierung haben vereinbart, Maßnahmen zur Intensivierung der Zusammenarbeit zu ergreifen. Beide Regierungen prüfen gegenwärtig, welche Maßnahmen im einzelnen getroffen werden können. Diese Zusammenarbeit — lassen Sie mich das hervorheben — ist gegen niemanden in der Welt gerichtet. Beide Regierungen glauben vielmehr, daß der enge Zusammenschluß zwischen den früheren Gegnern dem Wohle beider Länder dient, aber auch für das weitere Zusammenwachsen Europas und für die Zukunft und Sicherung aller europäischen Länder von größtem Vorteil ist.

    (Beifall in der Mitte.)

    Beide Regierungen glauben darüber hinaus, allen Völkern der freien Welt einen Dienst zu erweisen dadurch, daß sie mitten in Europa einen starken politischen Damm gegen den kommunistischen Expansionsdrang errichten.

    (Sehr gut! in der Mitte.)

    Mit großer Sorge verfolgt die Bundesregierung, welche Spannungen und welche Unsicherheit durch den Expansionsdrang des kommunistischen Systems in allen Teilen der Welt herrschen. Diese Unsicherheit hat zu einem beängstigenden Wettrüsten geführt. Wir teilen den Wunsch der meisten Völker, diesem Wettrüsten Einhalt zu gebieten und die Gefahr eines Krieges durch eine allgemeine und kontrollierte Abrüstung abzuwenden.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Die Bundesregierung muß aber in diesem Zusammenhang vor Vorschlägen warnen, die nicht eine weltweite Abrüstung, sondern beispielsweise nur eine sogenannte europäische Sicherheitszone auf der Grundlage der Teilung Deutschlands zum Inhalt haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Derartige Vorschläge bringen uns der wirklichen Abrüstung keinen Schritt näher. Sie verewigen die Teilung Deutschlands, verschieben das Kräfteverhältnis zugunsten des Ostblocks und erhöhen damit die Unsicherheit in der Welt und die Gefahr eines alle vernichtenden Krieges. An einer „allgemeinen, vollständigen, kontrollierten Abrüstung" — lassen Sie mich das, meine Damen und Herren, nochmals betonen — „in einer friedlichen Welt" mitzuarbeiten ist die Bundesregierung, wie schon immer, auch in Zukunft bereit; für dieses Ziel ist sie bereit alles zu tun und jedes Opfer zu bringen.
    Die Sowjetunion hat im November 1958 die Berlin-Krise ausgelöst. Seitdem hält sie den Druck an dieser Stelle Europas und unseres Vaterlandes aufrecht. Seit der Errichtung der Mauer ist der unmenschliche Charakter des kommunistischen Regimes der Weltöffentlichkeit noch bewußter geworden. In Berlin stehen sich zwei Welten gegenüber, der kommunistische Imperialismus auf der einen Seite, Freiheit und Menschenwürde auf der anderen Seite. Die Bundesregierung weiß um die verständliche und berechtigte Verbitterung weiter Kreise



    Bundeskanzler Dr. Adenauer
    besonders der Berliner Bevölkerung, die die Untaten des Gewaltregimes jenseits der Mauer und die blutigen Zwischenfälle an der Mauer miterleben muß. Sie kann der eigenen Bevölkerung nur immer wieder nahelegen, sich nicht provozieren zu lassen. Der Sowjetunion wird sie weiterhin klarmachen, daß es aussichtslos ist, auf einen Rückzug der freien Welt aus Berlin und auf einen Verzicht des deutschen Volkes auf das Recht der Selbstbestimmung zu rechnen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien und der SPD.)

    Die Bundesregierung warnt daher auch vor dem Abschluß eines Separatvertrages mit Pankow. Dieser Vertrag wäre völkerrechtlich ein Nichts, da er ohne das deutsche Volk abgeschlossen werden müßte. Er wäre ein Vertrag der Sowjets mit sich selbst, aber auch ein brutaler Akt reiner Machtpolitik und eine unberechenbare Steigerung der Gefahr für alle Völker, eine Steigerung der bestehenden Weltkrise.
    Die Bundesregierung vertraut darauf, daß die Freunde des deutschen Volkes in der Welt Vorschläge zur Unterzeichnung eines Separatvertrages zurückweisen. Sie bittet die Regierungen, mit denen sie politische Beziehungen unterhält, daß diese das Recht des deutschen Volkes auf Selbstbestimmung ebenso anerkennen, wie es die Bundesregierung als Sprecherin des ganzen deutschen Volkes gegenüber allen Staaten anerkennt, vor allem auch gegenüber den neu entstandenen und neu entstehenden Staaten in überseeischen Bereichen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Die Bundesregierung würde es nicht verstehen, meine Damen und Herren, wenn Staaten, mit denen sie freundschaftliche politische und wirtschaftliche Beziehungen unterhält und die für ihre Forderung auf Selbstbestimmung die Unterstützung des deutschen Volkes in Anspruch nehmen, den deutschen Anspruch auf Selbstbestimmung nicht anerkennen würden.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Die Bundesregierung wiederholt deshalb ihre bereits früher abgegebene Erklärung, daß sie die Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit dem SED-Regime oder die Unterzeichnung eines Separatfriedensvertrages mit der Zone als unfreundlichen Akt gegen das deutsche Volk und als Stellungnahme gegen die Wiedervereinigung und für die dauernde Spaltung Deutschlands ansehen muß.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Meine Damen und Herren, man kann die Welt nicht damit täuschen, daß man aggressive Bestrebungen in den Mantel eines Friedensvertrages hüllt. Das deutsche Volk sehnt zutiefst eine dauerhafte Friedensordnung herbei. Leider will dies die Sowjetunion nicht; sie will ihren Machtbereich noch immer weiter ausdehnen; sie will den Westmächten eine Niederlage beibringen und ihren Willen Millionen freier Menschen aufzwingen. Und lassen Sie mich bei dieser Gelegenheit denen sagen, die von der Bundesregierung ständig Initiativen erwarten um der Geschäftigkeit willen: solange die Sowjetunion auf der Teilung Deutschlands besteht, Westberlin unterjochen und die Bundesrepublik neutralisieren will, haben die meisten Initiativen, zu denen man aufgefordert wird, keinen Sinn.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    In der gegenwärtigen Situation, meine Damen und Herren, muß die Bundesregierung eine Politik verfolgen, die Geduld, Härte und Zähigkeit miteinander verbindet — Geduld in der seelischen Auseinandersetzung mit der Zerreißung unseres Vaterlandes, Härte im Festhalten an unseren Lebensrechten und im Widerstand gegen Drohungen, Zuverlässigkeit bei der Stärkung des westlichen Bündnissystems und bei der Schaffung der Voraussetzungen, die in Gemeinschaft mit unseren Freunden ein Ost-West-Gespräch mit Aussicht auf Erfolg ermöglichen.

    (Abg. Dr. Kohut: Die deutsche Initiative haben Sie nie gewollt! — Unruhe.)

    Die kommunistische Berlin- und Deutschlandpolitik basiert auf der Hoffnung, daß die Deutschen infolge der ständigen Bedrohungen eines Tages resignieren. Wir haben dafür zu sorgen, daß sich diese Hoffnung nicht erfüllt. Hierin erblickt die Bundesregierung ihren wichtigsten Auftrag, und sie rechnet dabei fest auf Ihre Unterstützung, meine Damen und Herren vom Bundestag.
    Lassen Sie mich, meine Damen und Herren, zum Abschluß noch ein Wort an die Sowjetunion richten.
    Die Bundesregierung bemüht sich, die Beziehungen zur Sowjetunion zu verbessern. Sie kann es aber nur, wenn die Sowjetunion von den oben aufgeführten Zielen abgeht und zu einer wirklich friedlichen Regelung bereit ist.
    Ich erkläre erneut, daß die Bundesregierung bereit ist, über vieles mit sich reden zu lassen, wenn unsere Brüder in der Zone ihr Leben so einrichten können, wie sie es wollen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Überlegungen der Menschlichkeit spielen hier für uns eine noch größere Rolle als nationale Überlegungen.

    (Erneuter Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Möge auch die Sowjetunion erkennen, daß ihr nicht damit gedient ist, anderen Menschen eine fremde Lebensordnung aufzuzwingen. Sie gewinnt auf diese Weise keine Freunde, sie gewinnt nicht an Ansehen, und sie gewinnt dabei — im Gegensatz zu dem äußeren Anschein — auch nicht an Macht.
    Nach wie vor, meine Damen und Herren, glaube ich nicht, daß es zu dem furchtbarsten aller Kriege kommen wird. Auch für die stärkste Macht würde sich der Einsatz nicht lohnen. Aber die freien Völker, meine Damen und Herren, müssen unter Führung der Vereinigten Staaten stark, wachsam und einig sein.

    (Anhaltender lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien.)






Rede von Dr. Eugen Gerstenmaier
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Meine Damen und Herren, Sie haben die Regierungserklärung gehört. Nach einer Übereinkunft im Ältestenrat findet die Aussprache über die Erklärung der Bundesregierung am Donnerstag, dem 11. Oktober, vormittags 9 Uhr, statt.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Carlo Schmid


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Meine Damen und Herren, bevor ich die Fragestunde, die als Punkt 2 auf der Tagesordnung steht, sich abwickeln lasse, habe ich einige amtliche Mitteilungen zu machen.

    (Unruhe.)

    — Ich wäre dankbar, wenn Sie mir erlaubten, mich zu Gehör zu bringen.

    (Abg. Dr. Mommer: Fünf Minuten Pause wäre besser!)

    Als Nachfolger für die verstorbenen Abgeordneten Dr. Brecht, Frau Dr. h. c. Weber und Dr. h, c. Pferdmenges sind mit Wirkung vom 16. Juli der Abgeordnete Bruse, mit Wirkung vom 1. August die Abgeordnete Frau Engländer und mit Wirkung vom 4. Oktober der Abgeordnete Ehren in den Bundestag eingetreten. Ich begrüße sie in unserer Mitte und wünsche ihnen eine gute Zusammenarbeit.

    (Beifall.)

    Ich begrüße gleichfalls den heute erstmals anwesenden Abgeordneten Leukert, der für den verstorbenen Abgeordneten Dr. Baron Manteuffel-Szoege eingetreten ist. Ihm gilt derselbe Wunsch.

    (Beifall.)

    Ich habe eine Reihe von Glückwünschen zu Geburtstagen auszusprechen. Am 1. Juli hat der Abg. Dr. Gossel sein 70., Frau Dr. Probst ihr 60. Lebensjahr vollendet. Am 5. Juli ist der Abgeordnete Weinzierl 65 Jahre alt geworden, am 6: Juli der Abgeordnete Krüger 60 Jahre, am 30. Juli Frau Abgeordnete Dr. Kiep-Altenloh 74 Jahre, am 1. August der Abgeordnete Dr. Schmidt (Wuppertal) 60 Jahre, am 7. August Abgeordnete Frau Welter (Aachen) 75 Jahre. Am 12. August ist der Abgeordnete Etzel 60 Jahre, am 3. September der Abgeordnete Dr. h. c. Brauer 75 Jahre, am 19. September der Abgeordnete Dr. Pflaumbaum 71 Jahre und am 25. September der Abgeordnete Fürst von Bismarck 65 Jahre alt geworden. Allen Jubilaren, wenn ich so sagen darf, gelten unsere herzlichsten Glückwünsche.

    (Beifall.)

    Ich habe folgende weiteren Mitteilungen zu machen.
    Der Abgeordnete Gontrum hat mit Schreiben vom 20. September dieses Jahres mitgeteilt, daß er mit Wirkung vom 20. September dieses Jahres dem Bundestag als fraktionsloser Abgeordneter angehören wolle.
    Der Herr Staatssekretär des Bundesministeriums der Finanzen hat am 24. Juli 1962 gemäß § 33 Abs. 1 der Reichshaushaltsordnung die Zusammenstellung der über- und außerplanmäßigen Haushaltsabgaben für das erste Vierteljahr des Rechnungsjahres 1962 übersandt. Sie ist nach einer interfraktionellen Vereinbarung dem Haushaltsausschuß zu überweisen. Ist das Haus damit einverstanden? — Ich höre keinen Widerspruch; es ist so beschlossen.
    Ich rufe auf Punkt 2 der Tagesordnung:
    Fragestunde (Drucksache IV/655)

    Zur Abwicklung der Fragestunde folgendes: Es wird gewünscht, daß zunächst die Fragen beantwortet werden, die an den Herrn Bundesverkehrsminister gerichtet worden sind. Ich nehme an, daß das Haus damit einverstanden ist.
    Ich rufe auf die Frage XI/1 — des Abgeordneten Sänger —:
    Ist die Bundesregierung bereit, die Deutsche Bundesbahn zu veranlassen, auf allen Bahnhöfen, vornehmlich dort, wo Fernschnellzüge halten, genügend viele und von allen Seiten mindestens aus dem haltenden Zug ohne Schwierigkeiten lesbare Schilder mit dem Namen der Stadt anzubringen, zu der der Bahnhof gehört?
    Der Fragesteller hat sich mit schriftlicher Beantwortung einverstanden erklärt. Die Antwort des Herrn Bundesministers Dr. Seebohm vom 25. Juli 1962 lautet:
    Eine gute Kennzeichnung der Bahnhöfe ist für die Eisenbahnen unerläßlich. Es werden deshalb erhebliche Mittel aufgewendet, um die Namen der Bahnhöfe rechtzeitig und gut sichtbar in das Gesichtsfeld der Reisenden zu bringen.
    Es ist zuzugeben, daß es trotz aller Maßnahmen der Deutschen Bundesbahn oft schwierig ist, den Bahnhofsnamen zu erkennen, weil auch andere Kennzeichnungen wie „Bahnsteig, Ausgang" usw. und leider auch sehr viel Reklame angebracht werden.
    Ich habe die Deutsche Bundesbahn grundsätzlich schon wiederholt darauf hingewiesen, daß die Namen der Bahnhöfe nicht nur aus dein haltenden Zug, sondern schon bei der Einfahrt gut erkennbar sein müssen. Ich weide auch Ihre Frage zum Anlaß nehmen, erneut in diesem Sinne auf die Bundesbahn einzuwirken.
    Wir kommen zur Frage XI/2 — des Abgeordneten Burckardt —.

    (Staatssekretär Dr. Seiermann: Herr Präsident, ich bitte die Fragen 2, 3 und 4 zusammen beantworten zu dürfen, da sie zusammen gehören!)

    — Dann rufe ich die Fragen XI/2, XI/3 und XI/4 — des Abgeordneten Burckardt — zusammen auf:
    Teilt der Herr Bundesverkehrsminister die Auffassung, daß auf der Bundesautobahn Leverkusen-Kamen, die in unmittelbarer Nähe an Solingen vorbeiführt, Hinweistafeln auf die Abfahrt nach Solingen aufgestellt werden müssen?
    Welche Gründe sind dafür maßgebend, daß auf der Autobahn Leverkusen-Kamen Hinweistafeln für weniger bedeutsame und nicht so viel besuchte Orte vorhanden sind, während das in bezug auf die in der ganzen Welt bekannte Stadt Solingen nicht der Fall ist?
    Ist der Herr Bundesverkehrsminister bereit, unverzüglich auf der Autobahn Leverkusen-Kamen' die erforderlichen Hinweistafeln auf die Abfahrt nach Solingen aufstellen zu lassen?