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ID0403017300

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    1. tocInhaltsverzeichnis
      Deutscher Bundestag 30. Sitzung Bonn, den 16. Mai 1962 Inhalt: Nachruf auf den Abg. Reitzner 1245 A Abg. D. Hahn (Heidelberg) tritt in den Bundestag ein 1245 B Begrüßung einer Parlamentarierdelegation aus Uruguay 1257 A Erweiterung der Tagesordnung 1245 C Fragestunde (Drucksachen IV/ 388, IV/ 399) Frage des Abg. Peiter: Prüfung ärztliche Verordnungen Blank, Bundesminister 1246 A Peiter (SPD) 1246 C Frage des Abg. Fritsch: Ansprüche aus Lebens- und Rentenversicherungen Dr. Strauß, Staatssekretär . . . 1246 D Fritsch (SPD) 1246 D Frage des Abg. Dr. Mommer: Kraftfahrzeugsteuer Dr. Hettlage, Staatssekretär 1247 A, 1248 A Dr. Schäfer (SPD) 1247 B Ritzel (SPD) . . . . . . . . 1247 D Frage des Abg. Dr. Atzenroth: Belastung aus dem Spar-Prämiengesetz 1248 A Frage des Abg. Seuffert: Auflegung von Bundesanleihen Dr. Hettlage, Staatssekretär . . . 1248 A Seuffert (SPD) 1248 B Frage des Abg. Dr. Imle: Einfuhr von Baufertigteilen Dr. Westrick, Staatssekretär . . . 1248 B Frage des Abg. Opitz: Wandergewerbescheine und Stadterlaubnisscheine Dr. Westrick, Staatssekretär . . 1248 D Opitz (FDP) 1249 A Frage des Abg. Ertl: Absatz landwirtschaftlicher Veredelungsprodukte aus USA Dr. Hüttebräuker, Staatssekretär . 1249 B Frage des Abg. Schmitt-Vockenhausen: „Dienst für die öffentliche Meinung" Stücklen, Bundesminister . 1249 D, 1250 A Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . . 1250 A Frage des Abg. Dr. Imle: Untersagung der Errichtung von Fertigbauten Dr. Ernst, Staatssekretär . . . . . 1250 B Dr. Imle (FDP) 1250 C II Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 30. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 16. Mai 1962 Frage des Abg. Dr. Kohut: Annahme von Geschenken durch Bundesminister Höcherl, Bundesminister . 1251 A, B, C, D, 1252 A Dr. Kohut (FDP) 1251 B Dr. Schäfer (SPD) 1251 C Jahn (SPD) 1251 D, 1252 A Brück (CDU/CSU) 1252 A Frage des Abg. Dr. Kohut: Vereinfachung der Verwaltung beim Bundesministerium des Innern Höcherl, Bundesminister 1252 A, 1253 C, D Dr. Kohut (FDP) . . . . . . . 1253 B, C Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . . 1253 D Frage des Abg. Dr. Hamm (Kaiserslautern) : Vorräte zur Sicherstellung der ärztlichen Versorgung im Katastrophenfall Höcherl, Bundesminister 1253 D Frage des Abg. Höhmann (HessischLichtenau) : Verlegung des Zonengrenzüberganges Herleshausen-Wartha Höcherl, Bundesminister . . 1254 B, C, D Höhmann (Hessisch-Lichtenau) (SPD) 1254 C Frage des Abg. Berberich: Gelände für militärische Anlagen Strauß, Bundesminister 1254 D Frage des Abg. Riegel (Göppingen) : Tiefflüge von Düsenjägern über dem Kindererholungsheim Nordalb Strauß, Bundesminister . 1255 A, B, C, D, 1256 A, B Riegel (Göppingen) (SPD) . . . . 1255 B Wittrock (SPD) . . . . . . . 1255 C Ritzel (SPD) 1256 A Frage des Abg. Dröscher: Artillerie-Scharfschießen bei Baumholder Strauß, Bundesminister . 1256 B, D, 1257 A Dröscher (SPD) . . . . 1256 C, 1257 A Fragen des Abg. Weigl: Bau der Garnisonen in Kemnath und Tirschenreuth Strauß, Bundesminister . . . . . 1257 B Frage des Abg. Lohmar: Bericht des Wehrbeauftragten Strauß, Bundesminister 1257 C Frage des Abg. Dr. Imle: Deckung der Lebensmittelversorgung der Truppe Strauß, Bundesminister 1257 C, D, 1258 A Dr. Imle (FDP) . . . . 1257 D, 1258 A Große Anfrage der Fraktion der SPD betr. Maßnahmen der Bundesregierung auf dem Gebiet der Energie- und Kohlewirtschaft (Drucksache IV/ 297) Arendt (Wattenscheid) (SPD) . . . 1258 B, 1297 A Dr. Dr. h. c. Erhard, Bundesminister 1266 B, 1281 C Dr. Burgbacher (CDU/CSU) 1270 B, 1298 B Dr. Deist ,(SPD) . . . . 1273 D, 1289 C Dr. Aschoff (FDP) . . . . . . 1284 B Blumenfeld (CDU/CSU) 1286 D Dr. Dr. h. c. Friedensburg (CDU/CSU) 1292 A Scheppmann (CDU/CSU) 1293 D Memmel (CDU/CSU) 1296 A Entwurf eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Soldatengesetzes (CDU/CSU, FDP) (Drucksache IV/ 115); Berichte des Haushaltsausschusses und des Verteidigungsausschusses (Drucksachen IV/ 387, IV/ 244) — Zweite und dritte Beratung —Dr. Morgenstern (SPD) 1298 C Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Wehrsoldgesetzes (Drucksachen IV/ 216, IV/ 248); Berichte des Haushaltsausschusses und des Verteidigungsausschusses (Drucksachen IV/ 285, IV/ 335) — Zweite und dritte Beratung — Cramer (SPD) 1299 A, 1302 B Rommerskirchen (CDU/CSU) . . . 1300 C Dr. Mommer (SPD) 1303 A Nächste Sitzung 1304 C Anlagen 1305 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 30. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 16. Mai 1962 1245 30. Sitzung Bonn, den 16. Mai 1962 Stenographischer Bericht Beginn: 15.03 Uhr
    2. folderAnlagen
      Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Dr. Achenbach * 18.5. Altmaier * 18.5. Bauer (Würzburg) * 18.5. Berkhan * 18.5. Biegler 17. 5. Biermann 16.5. Fürst von Bismarck * 18.5. Blachstein * 18. 5. Dr. Bleiß 18.5. Dr. h. c. Brauer 18.5. Brese 22.5. Burckardt 18.5. Döring (Düsseldorf) * 18.5. Dr. Dörinkel 16.5. Drachsler 26.5. Dürr 16.5. Eichelbaum 18.5. Eschmann 18.5. Felder 18.5. Frau Dr. Flitz (Wilhelmshaven) * 18.5. Dr. Furler * 18.5. Geiger 18.5. Gerns * 18.5. Gewandt 4. 6. Dr. Gleissner 18.5. Glombig 11.6. Gscheidle 18.5. Hammersen 18.5. Heiland 18.5. Frau Herklotz 17.5. Dr. Hesberg 31.5. Hesemann 16.5. Höfler * 18. 5. Frau Dr. Hubert * 18.5. Jacobs 31.5. Frau Kalinke 18.5. Dr. Klein (Berlin) 1. 7. Klein (Saarbrücken) 18.5. Dr. Kliesing (Honnef) * 18.5. Koenen (Lippstadt) 9. 6. Dr. Kopf * 18.5. Kraus 18.5. Kriedemann 18. 5. Frau Dr. Kuchtner 31.5. Kühn (Bonn) 18.5. Kühn (Köln) 16.5. Lenze (Attendorn) * 18.5. Lermer * 18.5. Lücker (München) 18.5. Margulies 16. 5. Mauk 18.5. Frau Dr. Maxein * 18.5. Frau Meermann 25.5. Dr. Menzel 31.5. Metzger 18.5. Dr. Meyer (Frankfurt) * 18.5. Neubauer 18. 5. Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich Neumann (Allensbach) 11.6. Oetzel 25.5. Paul * 18.5. Pöhler 16.5. Rasner 26.5. Frau Dr. Rehling * 18.5. Frau Renger * 18.5. Richarts 18.5. Schlick 26.5. Dr. Schmid (Frankfurt) * 18.5. Schmücker 16.5. Dr. Schneider (Saarbrücken) 12. 6. Schoettle 18.5. Frau Schroeder (Detmold) 16.5. Schultz 18.5. Schütz * 18.5. Seidl (München) * 18.5. Dr. Serres * 18.5. Dr. Siemer 9. 6. Dr. Stecker 16. 5. Dr. Steinmetz 18.5. Frau Strobel 18.5. Dr. Süsterhenn 16.5. Wächter 16.5. Dr. Wahl * 18.5. Frau Dr. h. c. Weber (Essen) 26.5. Wehner 16.5. Wendelborn 18.5. Wienand * 18. 5. Dr. Zimmer * 18.5. b) Urlaubsanträge Adorno 30. 6. Dr. Brecht 15. 6. Dr. Höchst 25.5. Ruland 31.5. Steinhoff 11.6. *) Zur Teilnahme an der Tagung der Beratenden Versammlung des Europarates Anlage 2 Entschließung des Bundesrates zum Haushaltsgesetz 1962 Der Bundesrat erwartet, daß das gesamte Heizölsteueraufkommen entsprechend der Bestimmung des Art. 4 des Mineralölsteueränderungsgesetzes vom 26. 4. 1960 (BGBl. I S. 241) für energiepolitische Zwecke, insbesondere für Maßnahmen zur Anpassung des Steinkohlenbergbaues an die veränderte Lage auf dem Energiemarkt, verwendet wird und nach Möglichkeit auch revierfernen Gebieten zugute kommt. Begründung: Das Heizölsteueraufkommen ist im Haushaltsjahr 1962 mit 340 Millionen DM veranschlagt. Nur ein Teil dieser Mittel ist im Haushaltsplan für zweckentsprechende Ausgaben ausgebracht. Es ist nicht 1306 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 30. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 16. Mai 1962 vertretbar, daß der weitere Teil für andere als energiepolitische Zwecke verwendet wird. Besonders zwingt die derzeitige Lage im Steinkohlenbergbau zu noch stärkerer Rationalisierung; hierfür müssen rechtzeitig die notwendigen Mittel bereitstehen. Anlage 3 Umdruck 98 Antrag der Fraktion der SPD zur Großen Anfrage der SPD — Drucksache IV/ 297 — betr. Maßnahmen der Bundesregierung auf dem Gebiet der Energie- und Kohlewirtschaft Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, dem Bundestag alsbald die Gesetzentwürfe und sonstigen Vorlagen zuzuleiten, die erforderlich sind, um 1. dem westdeutschen Steinkohlenbergbau . eine Fördermenge zu sichern, die allen wirtschaftlich arbeitenden Zechenbetrieben eine volle Ausnutzung ihrer Förderkapazität gewährleistet und den Bergarbeitern eine gleichmäßige und gesicherte Beschäftigungsmöglichkeit garantiert; 2. die größtmögliche Wirtschaftlichkeit des Steinkohlebergbaus durch Austausch von Grubenfeldern und sinnvolle Rationalisierung der Förderung zu erreichen; 3. den Bau von Zechenkraftwerken und die Errichtung von Block- und Fernheizwerken insbesondere durch Gewährung von zinsgünstigen Krediten zu fördern; 4. den Bergbau von solchen finanziellen Lasten zu befreien, die durch die Regression des Bergbaus verursacht werden; 5. der Bundesregierung — insbesondere im Hinblick auf die Lasten, die Verbraucher und Steuerzahler aufbringen — die wirtschaftspolitischen Mittel zur Verfügung zu stellen, die notwendig sind, um zu sichern, daß die Entwicklung der Energiewirtschaft den volkswirtschaftlichen Gesamtinteressen entspricht. Bonn, den 15. Mai 1962 Ollenhauer und Fraktion Anlage 4 Umdruck 99 Antrag der Fraktion der SPD zur Großen Anfrage der Fraktion der SPD — Drucksache IV/ 212 — betr. Auswirkungen des Bundesbaugesetzes und sonstiger Maßnahmen der Bundesregierung auf die Baulandpreise Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, bis spätestens 1. Oktober 1962 dem Bundestag einen Gesetzentwurf vorzulegen, der eine Wertzuwachsabgabe auf die Spekulationsgewinne aus Bauboden einführt oder durch den auf andere Weise Spekulationsgewinne abgeschöpft werden, die aus einer Steigerung der Bodenwerte und der Bodenpreise entstanden sind. Bonn, den 16. Mai 1962 Ollenhauer und Fraktion Anlage 5 Umdruck 100 (neu) Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Wehrsoldgesetzes (Drucksachen IV/ 216, IV/ 248, IV/ 335). 1. Artikel I erhält folgende Fassung: ,Artikel I Das Gesetz über die Geld- und Sachbezüge und die Heilfürsorge der Soldaten, die auf Grund der Wehrpflicht Wehrdienst leisten (Wehrsoldgesetz — WSG) in der Fassung vom 22. August 1961 (Bundesgesetzbl. I S. 1611) wird wie folgt geändert: 1. Die Anlage I (Wehrsoldtabelle) zu § 2 Abs. 1 Satz 1 erhält folgende Fassung: Wehrsold Wehrsoldgruppe WehrDienstgrad Soldtagessatz DM 1 Grenadier 2,50 2 Gefreiter, Obergefreiter, Hauptgefreiter 3,10 3 Unteroffizier, Stabsunteroffizier 3,50 4 Feldwebel, Oberfeldwebel 3,75 5 Stabsfeldwebel, Leutnant 4,40 6 Oberstabsfeldwebel, Oberleutnant 5, 7 Hauptmann 6,25 8 Major, Stabsarzt, Stabsingenieur 7,50 9 Oberstleutnant, Oberstabsarzt, Oberfeldarzt 8,75 10 Oberst, Oberstarzt 10, 11 General 12,50 2. § 8 Abs. 2 und 3 erhält folgende Fassung: „(2) Das Entlassungsgeld beträgt nach sechsmonatigem Wehrdienst 45 Deutsche Mark zwölfmonatigem Wehrdienst 180 Deutsche Mark Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 30. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 16. Mai 1962 1307 achtzehnmonatigem Wehrdienst für den Grenadier 360 Deutsche Mark für den Gefreiten und Obergefreiten 420 Deutsche Mark für den Unteroffizier 480 Deutsche Mark. (3) Haben Familienangehörige des Soldadaten allgemeine Leistungen nach § 5 des Unterhaltssicherungsgesetzes erhalten, beträgt das Entlassungsgeld nach sechsmonatigem Wehrdienst 75 Deutsche Mark zwölfmonatigem Wehrdienst 240 Deutsche Mark achtzehnmonatigem Wehrdienst für den Grenadier 480 Deutsche Mark für den Gefreiten und Obergefreiten 540 Deutsche Mark für den Unteroffizier 600 Deutsche Mark." 2. In Artikel II wird in § 2 in Absatz 1 und 2 die Zahl „150" durch die Zahl „240", die Zahl „200" durch die Zahl „300" und die Zahl „250" durch die Zahl „360" ersetzt. Bonn, den 16. Mai 1962 Ollenhauer und Fraktion Anlage 6 Umdruck 101 (neu) Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, FDP zur Großen Anfrage der SPD betr. Maßnahmen der Bundesregierung auf dem Gebiet der Energie- und Kohlewirtschaft (Drucksache IV/ 297). Der Bundestag wolle beschließen: 1. Der Deutsche Bundestag teilt die Auffassung der Bundesregierung bezüglich der dargelegten bisherigen energiepolitischen Maßnahmen und ihrer vorgesehenen Fortsetzung. 2. Die Bundesregierung hat in ihrer Erklärung die Vornahme von Konsultationen mit der Mineralölindustrie in Aussicht gestellt. Maßgebend hierbei ist die richtige Erkenntnis, daß angesichts der bevorstehenden Erweiterung der Raffineriekapazitäten, des damit erwarteten Aufkommens an Heizöl in der Bundesrepublik sowie der Notwendigkeit der Anpassung der Energieträger an die Strukturveränderung eine Investitionsabstimmung unerläßlich ist, die gewährleistet, daß die inländische Heizölerzeugung dem Bedarf angepaßt wird, der sich bei Berücksichtigung des Nachfragezuwachses ergibt und daher die Steinkohlenförderung möglichst in ihrer heutigen Größenordnung unter Ausnutzung optimaler Förderbedingungen ermöglicht. Wenn diese Investitionsabstimmung nicht zu den beabsichtigten Ergebnissen führt, hält es der Bundestag für erforderlich, daß die Bundesregierung in Betracht zieht, von der Ermächtigung nach § 10 des Außenwirtschaftsgesetzes Gebrauch zu machen. 3. Der Deutsche Bundestag erwartet die unverzügliche Vorlage des angekündigten Gesetzentwurfs zur Rationalisierung im Steinkohlenbergbau, um den Steinkohlenbergbau der Strukturänderung anzupassen und gleichzeitig seine vom Bundestag erwarteten und notwendigen eigenen weiteren Maßnahmen zu fördern, die seine Wettbewerbslage verbessern. Dabei sind hierfür notwendige Mittel aus dem Aufkommen an Heizölsteuer entsprechend der energiepolitischen Zielsetzung zu verwenden. 4. Der Deutsche Bundestag fordert die Bundesregierung auf, über die unterschiedlichen Entwicklungstendenzen in der Renten- und Unfallversicherung, über das Aufkommen und die Leistungen dieser Versicherungsträger zu berichten und dabei im Hinblick auf den beabsichtigten Beitritt Großbritanniens zu den Europäischen Gemeinschaften die besonderen Belastungen des deutschen Bergbaus im Rahmen der Sozialversicherung darzulegen. Bonn, den 16. Mai 1962 Dr. Dollinger und Fraktion Dr. Mende und Fraktion
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      Rede von Erik Bernhard Blumenfeld


      • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
      • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

      Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wenn man in den vergangenen Wochen und Monaten die Presse in der Bundesrepublik las, war man geneigt, zu glauben, daß die Auseinandersetzungen über den Kohlenbergbau und die Energiefrage von einer großen Dramatik seien. Wenn man den Ablauf unserer heutigen Debatte miterlebt hat, stellt man fest, daß von der Dramatik, die draußen so häufig beschworen wird, 'eigentlich wenig zu verspüren war. Dem Betrachter drängt sich eher das Bild auf, als ob hier der oft zitierte Ölstrom recht träge daherfließt.
      Nun, ich glaube aber, daß 'auf Grund der Ausführungen aller Kollegen hier und insonderheit der Bundesregierung der Bergbau in der Bundesrepublik wieder mit Hoffnung und mit Mut — wenn er ihn bisher nicht gehabt hat — in die Zukunft schauen kann. Meiner Meinung nach war auch in der Vergangenheit relativ wenig Veranlassung für



      Blumenfeld
      den deutschen Kohlenbergbau, keinen Mut an den Tag zu legen; denn so schlecht ist es dem Bergbau auch in den vergangenen Jahren nicht gegangen.
      Meine Damen und Herren! Das Kernstück der Antwort der Bundesregierung auf die Große Anfrage der sozialdemokratischen Fraktion ist die Herausstellung des Rationalisierungsverbandes, dieser Gemeinschaft, die sowohl mit öffentlichen Mitteln wie auch unter Selbsthilfe nunmehr 'die Gesundung Ides deutschen Bergbaus in den nächsten Jahren vorantreiben soll.

      (die Vergangenheit zweifelsohne mit interessanten Einzelheiten belegt und dargelegt haben, fehlten mir einige Hinweise auf eigentlich ganz wichtige Gründe für den Minderabsatz oder den Druck auf den Steinkohlenabsatz seit 1951/52. Herr Kollege Arendt, Sie haben ganz übersehen und es dem Hause und der Offentlichkeit nicht mitgeteilt, daß doch die Strukturveränderungen im Einsatz der einzelnen Energiearten ein wesentlicher Faktor sind, der auf den Absatz der Steinkohle eingewirkt hat. Weiterhin haben Sie es unterlassen, auf die unterschiedliche Entwicklung in den einzelnen Energieverwendungsbereichen, auf die Verschiebungen in der Produktionsstruktur in der deutschen Wirtschaft und vor allen Dingen auch auf die Veränderungen in den Produktionsverfahren und in der Energieausnutzung hinzuweisen, die im spezifischen Energieverbrauch ihren Niederschlag finden. Warum erwähne ich das? Weil diese vier Faktoren, die ich hier einmal aufgezählt habe, zu 80 % den Minderabsatz an Steinkohle in den Jahren 1950 bis 1959 bewirkt haben, wenn man das einmal auf den Verbrauch an Steinkohleneinheiten berechnet. Der sogenannte Verdrängungswettbewerb des Heizöls, insonderheit des schweren Heizöls, also die Substituierung, ist an dieser Entwicklung nur mit 20 % beteiligt. Nun will ich damit, Herr Kollege Arendt, natürlich nicht zum Ausdruck bringen, daß der rasante Anstieg der Bedeutung des (Ms für die Energieversorgung in der Bundesrepublik wegzuleugnen wäre. Ich will 'damit nicht leugnen, daß er einen Faktor darstellt, der den Kohlenbergbau auch in Zukunft unter Druck setzt. Gleichzeitig müssen wir aber doch auch festhalten, daß sich in der Bundesrepublik seit 1950 ein ungeheurer Nachholbedarf an Energie manifestiert hat und daß daran Idas Erdöl selbstverständlich einen entscheidenden Anteil hatte. Wegen der Ausführungen, die Herr Kollege Deist im Blick auf die Maßnahmen gemacht hat, die seitens der Bundesregierung zu ergreifen sind, möchte ich sagen, es kommt doch sehr entscheidend darauf an, daß wir uns die Größenordnungen, mit 'denen wir eis zu tun haben, vor Augen halten. Vor allem müssen wir auch die Gründe in Rechnung stellen, die zu dieser Entwickrung geruhrt haben. Denn erst dann gewinnen wir einen Blick dafür, wo wir, wenn es notwendig sein sollte, eingreifen und wo wir das energiepolitische Konzept praktikabel machen können, Herr Kollege Deist. Auch die Haldenbestände, die von Ihnen, Herr Kollege Arendt, angeführt worden sind, haben sich ja seit 1959 merkbar, sogar erstaunlich, zurückentwickelt. Sie sind von 18 Millionen auf derzeit, im Jahre 1962, 9 Millionen t zurückgegangen, und das trotz 'der Tatsache, daß 'sich, wie Sie wissen, die Verbraucherbestände an Steinkohle und Koks in den Jahren 1958 bis 1961 um mehr als 4 Millionen t reduziert, d. h. zu Lasten der Zechenlagerbestände entwickelt haben. Dieser Trend ist heute noch und wahrscheinlich auch für die Zukunft vorherrschend. Trotzdem gelang dieser Abbau. Ich meine, meine Damen und Herren, das ist immerhin ein Erfolg der energiepolitischen Maßnahmen, die die Bundesregierung in den Jahren 1958, 1959 und 1960 mit der Mehrheit dieses Hauses beschlossen und durchgeführt hat. Und nun lassen Sie mich, Herr Kollege Arendt, auch noch sagen, daß kein Mensch in diesem Hause — und zweifelsohne auch nicht die Fraktion der CDU/CSU — den Bergbau dem freien Spiel der Kräfte überlassen will. Das drückt sich schon darin aus — ich wiederhole das, was Herr Minister Erhard vorhin ausgeführt hat —, daß wir im Jahre 1958 trotz erheblicher Bedenken Kohlekontingente und Kohlezoll und im Jahre danach die Heizölsteuer eingeführt haben. Wir wollen den deutschen Bergbau und vor allen Dingen den Bergmann selber und den bergmännischen Nachwuchs auch in Zukunft keineswegs dem freien Spiel der Kräfte, wie Sie es ausdrücken, überlassen. Wir wollen mit der Bekanntgabe der Zielsetzung 140 Millionen t ± 5 %, also in etwa jedenfalls 140 Millionen t — das ist eine Förderung, die der deutsche Bergbau auch in Zukunft als gesichert ansehen sollte —, und gleichzeitig mit der Vorlage des Gesetzes für den Rationalisierungsverband, einer Körperschaft des öffentlichen Rechts, sehr deutlich machen, was wir für den deutschen Bergbau für die Zukunft auch absatzmäßig als sicher ansehen. Diese 140 Millionen t bedeuten allerdings keineswegs, daß sie aus denselben Flözen wie heute gewonnen oder aus denselben Zechen in den Absatz geleitet werden, sondern wir wollen die etwa 140 Millionen t dort gefördert sehen, wo der deutsche Bergbau, d. h. der deutsche Bergmann, durch die Rationalisierung und durch die technischen Möglichkeiten, die uns offenstehen, im Wettbewerb mit allen Energiearten bestehen kann. Meine Damen und Herren, es muß auch einmal deutlich gesagt werden, daß die Leistung des deutschen Bergbaus durch eingeleitete Rationalisierungsmaßnahmen, auch durch die Leistung des Kumpels selber, aber auch durch der Unternehmensleitungen den Voraussagen im Hinblick auf die Schichtleistungen schon erheblich vorausgeeilt ist, die noch vor einem Jahr zu hören waren. Ich bin sicher, daß wir auch vorzeitig, jedenfalls frühzeitig, vom deutschen Bergbau eine durchschnittliche Tonnenschichtleistung erzielt sehen werden, die bei etwa 3 t liegt und dann auf alle Fälle dafür Gewähr bietet, daß Blumenfeld sich die Kohle auch bei weiterhin steigenden Lohnund Materialkosten im Wettbewerb preislich halten kann. Nun, Herr Kollege Arendt — ich glaube, ich darf diese Feststellung auch Herrn Kollegen Deist gegenüber treffen —, um was handelt es sich denn bei dem mit den anderen Energieträgern im Wettbewerb stehenden Anteil der Kohle? Bei einer Förderung von rund 140 Millionen t und bei einem Gesamtabsatz im Bundesgebiet von rund 86 Millionen t und einem Export von deutscher Kohle in die Gemeinschaft sowie in dritte Länder von .rund 27 Millionen t sind nur folgende Mengen umstritten, d. h. im Wettbewerb mit dem 01 oder anderen Energieträgern: Auf das Jahr 1961 bezogen sind es rund 20 Millionen t Steinkohle für die gesamte übrige Industrie, für dien Hausbrand rund 14 Millionen t und für die Bahn rund 7 Millionen t; das sind zusammen etwas über 41 Millionen t. Das ist zweifelsohne eine sehr beachtliche Zahl, meine Damen und Herren, wenn man bedenkt, daß sie zu der Gesamtförderung in Relation zu setzen ist. Dieses Zahlenbild aufzeigen bedeutet aber auch, einmal klarzumachen, was sich hier im Wettbewerb auf dem Markt wirklich vollzieht und bei welcher Relation wir nun ansetzen müssen, wenn wir auf die Mineralölindustrie hinsichtlich der Investitionen einwirken zu sollen glauben. Zweifelsohne ist da von Ihrer Seite, Herr Kollege Deist, der Finger auf eine wichtige und für die nächsten fünf bis sechs Jahre entscheidende Stelle gelegt worden. Wir stimmen mit Ihnen in dem überein, was Sie für die nächsten zwei bis drei Jahre festgestellt haben. Meine Frage vorhin bezog sich nicht auf die Zeit von zwei bis drei Jahren. Ich habe deshalb gefragt, weil Sie ausgeführt haben — jedenfalls habe ich Sie so verstanden —, daß auch heute schon eine Überkapazität vorhanden sei. Wenn Sie von zwei bis drei Jahren, also von der Jahreswende 1964/65 sprechen, dann stimmen wir mit Ihnen überein. Zu diesem Zeitpunkt wird auf Grund des Aufbaus der bisher bekanntgewordenen Raffineriekapazitäten im süddeutschen Raum wahrscheinlich für ein bis zwei Jahre ein Überangebot vorliegen, wenn die Nachfrage, die wir als wahrscheinlich annehmen können, nicht erheblich anwächst. Aber, Herr Kollege Deist, Sie stehen doch seit vielen Jahren mit beiden Beinen mitten in der Wirtschaft und im unternehmerischen Leben? Darf ich Sie an Idas erinnern, was aus dem Kapazitätsaufbau der Mineralölindustrie im Westen, im Ruhrgebiet und im Norden der Bundesrepublik beweisbar ist: keine neu erstellte Kapazität läuft sofort mit dem Optimum — das heißt mit 85 % -ihres Durchsatzes an; der wahrscheinliche Anlauf beträgt 50 bis 60 %. Im übrigen — das ist auch beweisbar — zeigen die Verarbeitungsverträge zwischen den großen internationalen Konzerngesellschaften in der Vereinbarung der Ausnutzung der verfügbaren Kapazitäten im süddeutschen Raum genau in die Richtung meiner Beweisführung. Wir können füglich erwarten, daß wir in diesem Gebiet nicht eine wirklich dramatische Entwicklung erhalten werden. Wir sind aber trotzdem der Auffassung, meine Damen und Herren von der Opposition, daß wir uns ein wenig das Schwert, das uns zur Verfügung steht, umgürten sollten; allerdings sollten wir es vorläufig noch in der Scheide stecken lassen. Wir sind der Meinung, daß die wirtschaftliche Vernunft und die Vorausschau ausreicht, zu wissen, welche Schwierigkeiten für die eigene Industrie und welche Entwicklungen insgesamt heraufbeschworen werden könnten, wenn das Schwert aufblitzte, das heißt, wenn man das durchführte, was in unserem Entschließungsantrag in der Ziffer gefordert wird, die sich auf den § 10 des vorliegenden und praktikablen Außenwirtschaftsgesetzes bezieht. Wir könnten uns unter Umständen auch überlegen, wie man in lockerer Form — ich lege Wert auf die Betonung: lockerer — die Abstimmung der Kapazitäten — sprich: der Investitionen — durch eine Änderung dieses Gesetzes herbeiführen kann. Es bedarf da nicht sehr vieler Änderungen. Herr Kollege Deist, im folgenden unterscheiden wir uns vielleicht in unseren Auffassungen. Wie ein roter Faden durchzog Ihre Ausführungen der Ruf nach Aktion, Genehmigung und Kontrolle der Investitionen. Ich habe in Ihren Ausführungen, Herr Kollege Deist, das für Ihre Kollegen — zumindest in der Vergangenheit — erlösende Wort vermißt, daß der Schlüssel für die Lösung all unserer energiepolitischen Probleme der wäre, den Kohlenbergbau in Gemeineigentum zu überführen. Der Gewerkschaftsführer, Herr Gutermuth, hat Ihnen ja diese Aufgabe abgenommen, indem er diese Forderung im April oder Mai dieses Jahres — wie auch früher schon — in den großen Versammlungen an der Ruhr sehr deutlich und sehr laut erhoben hat. Meine Freunde und ich sind mit Ihnen, Herr Kollege Deist, der Meinung, daß das keine Lösung für unsere energiepolitischen Probleme und für die Probleme des Kohlebergbaus wäre. Ich brauche nicht nur auf die Verhältnisse in England hinzuweisen, wo sich der verstaatlichte Kohlebergbau in derselben strukturellen Krise, in denselben Schwierigkeiten befindet, wo ebenfalls Zechen stillgelegt und Bergarbeiter entlassen werden müssen, obwohl an der Spitze des National Coal Board ein sehr bekannter ehemaliger Labour-Politiker, Lord Robens, steht. der zweifellos über den Verdacht erhaben ist, für die Belange des Bergbaus und des englischen Kumpels nicht genügend Verständnis zu haben. Dieser Hinweis möge genügen, um zum Ausdruck zu bringen, daß die Forderung nach Überführung in Gemeineigentum, wie wir es — allmählich bis zum Überdruß — von Herrn Gutermuth hören, keine Lösung ist, und ich freue mich, daß sie jetzt aus Ihren Reihen nicht noch einmal gestellt worden ist. Die Schwierigkeiten, vor denen wir stehen, können in zwei Hauptpunkten, die auch der Kollege Deist angesprochen hat, zusammengefaßt werden: Wie ist es für die Zukunft möglich, die absolute Förderhöhe von rund 140 Millionen Tonnen für den deutschen Bergbau als einen wesentlichen und auch für alle Zukunft wichtigen Energieversorgungsbestandteil unseres Vaterlandes zu sichern und gleichzeitig dennoch eine preiswerte, eine billige Energieversorgung für unsere Gesamtwirtschaft und für Blumenfeld die Verbraucher in der Bundesrepublik zu gewährleisten? Ich bin der Meinung, daß das einzige Mittel, das wir haben, darin besteht, eine möglichst klare, reibungslose und umfassende Abstimmung der Investitionspläne und Investitionsmöglichkeiten der Mineralölindustrie in der Bundesrepublik zu bekommen. Sie haben gesagt, daß Konsultationen dazu nicht genügten. Ich bin der Meinung, daß die Konsultation in einer sozialen, aber freiheitlichen Wirtschaftspolitik, also in unserer sozialen Marktwirtschaft, das weitaus bessere Mittel ist, als durch Kontingentierung oder Lizenzierung unter Zwang oder unter Druck etwas herbeiführen zu wollen. Ich meine, wir können dem Bundeswirtschaftsministerium und der Bundesregierung vertrauen, daß sie diese Abstimmung mit den großen Mineralölgesellschaften herbeiführt, damit sich in den kommenden Jahren auch der Kohlebergbau bei seinen Investitionen an dieser Zielsetzung, an der Rationalisierung und an allem, was damit zusammenhängt, beteiligen kann, um im Wettbewerb bestehen zu können. Ich möchte noch ein Wort zur Sicherheit der Energieversorgung sagen. Die Sicherheit der Energieversorgung ist nach meiner Auffassung für die Bundesrepublik und für unsere Wirtschaft dann gegeben, wenn möglichst viele Energieträger daran beteiligt sind und miteinander im Wettbewerb stehen, gleichzeitig aber der Hauptenergieträger, nämlich die deutsche Kohle, nicht in Mitleidenschaft gezogen wird. Ich bin außerdem der Auffassung, daß der Kohlenbergbau beruhigt und mit Optimismus in die Zukunft sehen kann. Das zukünftige Betätigungsfeld der Kohle, das ihr mehr und mehr zugewiesen wird und ihr eigentlich auch von Natur aus zufällt, ist die Verstromung. Zugleich wird sie am Zuwachs in der Stahlund Eisenproduktion teilnehmen. Herr Kollege Deist, ich darf noch ein Wort zu dem sowjetischen Öl sagen. Sie haben dabei das Beispiel Italiens angeführt und gesagt, Sie sähen nicht, daß das sowjetische Öl eine Gefahr für die Bundesrepublik sei. Bei der prozentualen Beteiligung an unserer gesamten Energieversorgung zweifelsohne nicht! So, wie sich die Dinge in Italien entwickeln, könnte aber in der Tat eine gewisse Abhängigkeit für Italien entstehen. Das ist zwar im Augenblick nicht unsere Hauptsorge. Es wäre aber eine Sorge für uns, wenn der Anteil der sowjetischen Ölversorgung an unserer Energieversorgung, insgesamt gesehen, in der Gemeinschaft der westlichen Völker einen bestimmten Prozentsatz überschreitet. Dieser Prozentsatz wird auf etwa 10% zu beziffern sein. Ich sehe eine Gefahr darin, Herr Kollege Deist, wenn das sowjetische Öl, sei es auch in begrenzten Mengen, in die Bundesrepublik zu Preisen einströmte, angesichts deren es sich dann allerdings um einen Verdrängungswettbewerb handeln würde. Für die Kohle hätte das außerordentliche Schwierigkeiten zur Folge, wie das auch schon in der Vergangenheit der Fall gewesen ist. Herr Kollege Deist, in den vergangenen Jahren ist das sowjetische 01 zu einem erheblichen Teil der Preisführer nach unten gewesen. Ich will selbstverständlich nicht Dinge wiederholen, die Kollegen schon vor mir gesagt haben. Wir brauchen wohl weniger die Bundesregierung aufzurufen, Mut zur Energiepolitik zu haben, wie es Herr Deist in der vergangenen Woche in einem Artikel im „Vorwärts" und auch heute wieder ausgesprochen hat. Wir sollten viel eher dem Bergbau etwas mehr Mut hinsichtlich seiner eigenen Leistungen und Möglichkeiten in der Zukunft zusprechen. Ich darf für meine Freunde und mich feststellen, daß wir über die Antwort der Bundesregierung auf die Große Anfrage der Sozialdemokratischen Fraktion außerordentlich befriedigt sind. Wir glauben, daß wir mit den vorgeschlagenen Maßnahmen mit Ruhe und Sicherheit auch die Energieversorgung in der Bundesrepublik in den nächsten Jahren nicht erst in den Griff bekommen, sondern im Griff behalten werden. Dais Wort hat der Herr Abgeordnete Dr. Deist. Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der Herr Bundeswirtschaftsminister hat in seinen Zettelkasten aus dem Jahre 1957 gegriffen und heute das gleiche Zitat gebracht, das er schon einmal vor zwei Jahren hier dargeboten hatte. Ich hatte nicht die Absicht, mich allzusehr mit der Vergangenheit zu befassen. Ich habe mich mehr auf das beschränkt, was in Zukunft geschehen soll. Ich bitte aber um Verständnis, daß ich das Zitat, das vom Herrn Bundeswirtschaftsminister vorgetragen wurde, ergänze. Ich möchte sagen, daß die Zitiermethode nicht ganz fair ist, um es ganz vorsichtig zu sagen. Herr Bundeswirtschaftsminister, in der Presseerklärung vom 15. 8. 1957, die Sie zitiert haben, habe ich mich kritisch mit Plänen des Ruhrbergbaus auseinandergesetzt, eine Fördersteigerung um 40 Millionen t zu erbringen, und zwar 20 Millionen neue Tonnen und 20 Millionen Ersatztonnen. Mit diesen Plänen des Ruhrbergbaus habe ich mich befaßt und dazu gesagt: 'Die Pläne ,des Ruhrbergbaus, innerhalb von 20 Jahren zusätzlich 40 Millionen t zu fördern, sind nur durchzuführen, wenn . . . Dann haben Sie einen Satz vergessen, Herr Bundeswirtschaftsminister, der — wie Sie nachprüfen können, falls Sie die Presseerklärung da haben sollten — auf Seite 2 in der ersten Zeile steht. Bisher sind alle Planungen für eine zusätzliche Förderung von 40 Millionen t unrealistisch. Ich habe also gar nicht in das große Horn getutet, wie Sie angeben . . . Herr Bundeswirtschaftsminister, mir liegt aber auch Ihre Rede vom 28. 11. 1957, also drei Monate später, hier im Bundestag vor. Der Herr Bundeswirtschaftsminister erklärte damals, er begrüße es, daß die Investitionstätigkeit so fortschreite; es müsse möglichst viel inländische Kohle gefördert werden. Dr. Deist Dabei kam dann der Hinweis auf die Drucksache 3665, in der von der zusätzlichen Förderung von 20 Milionen t die Rede war. Wenn wir uns geirrt haben sollten, Herr Bundeswirtschaftsminister, dann haben mindestens wir beide uns geirrt. Aber hinzu kommt folgendes. Was lag eigentlich vor? Herr Bundeswirtschaftsminister, Sie selber haben einmal folgendes festgestellt. Leider kann ich nicht wörtlich zitieren; aber Sie werden sich wohl entsinnen, daß Sie einmal gesagt haben: Über die Vorausschätzungen des gesamten Energiebedarfs sollte man nicht lamentieren, die waren richtig. Worüber wir uns getäuscht haben, das war der Anteil der verschiedenen Energiestoffe, insbesondere der Anteil der Kohle, an der gesamten Energieversorgung. — Sehen Sie, Herr Bundeswirtschaftsminister, das hatte auch ich damals ziemlich früh, vielleicht mit Ihnen, erkannt. Ich hatte am 14. Februar 1957 — 'das war sechs Monate vor dem nicht ganz richtig von Ihnen zitierten Satz — in der Gemeinsamen Versammlung in Straßburg folgendes gesagt: Denn es ist sehr schwer, die Verantwortung für das Allgemeine Ziel, — das hatte 'die Hohe Behörde aufgestellt — aus neuen Schachtanlagen in einiger Zeit 26 Millionen t Kohle mehr zu gewinnen, zu übernehmen, — jetzt kommt es! —wenn nicht sicher ist, daß die Ölpolitik — damals sagte ich noch: und die Atomenergiepolitik — der beteiligten Mitgliedstaaten in gleicher Richtung marschiert; denn niemand kann riskieren, daß nach 20 Jahren, wenn inzwischen die Ö1und Kernenergiepolitik weiter vorangetrieben ist, diese 20 oder 26 Millionen t mehr, die aus neuen Schachtanlagen gewonnen werden, nicht mehr absetzbar sind. Was wollte ich damit sagen? Ich wollte sagen: alle diese Prognosen sind Unfug, wenn ihr euch nur mit der Kohle beschäftigt und der Mineralölindustrie freien Lauf gebt. Man muß Energiewirtschaftspolitik als Gesamtkonzept betreiben. Genau das! Darum, Herr Bundeswirtschaftsminister, kann ich nicht akzeptieren, daß dieser Griff in die Vergangenheit ein besonderer Bonbon für Sie gewesen wäre. Aus diesen Äußerungen können Sie weiß Gott nicht allzuviel Honig saugen. Aber, Herr Bundeswirtschaftsminister, wollen wir uns nicht auf das einigen, was Sie dann am 29. Januar 1959 im Bundestag in schöner Offenheit gesagt haben? Sie haben da erklärt: Bei uns hat sich der Umschwung des Kohlemarktes mit einer Schnelligkeit und in einem Ausmaß vollzogen, die, das kann ich wohl sagen, trotz sorgfältiger Konjunkturbeobachtung weder von der Bundesregierung noch von den beteiligten Wirtschaftskreisen vorausgesehen wurden. Wollen wir es nicht dabei belassen? Oder sollen wir uns 'dauernd Vorwürfe machen und uns dann gegenseitig vorrechnen, daß wir eben doch nicht ganz richtig zitiert haben? Ich meine, wir sollten diese Blicke in die Vergangenheit auf sich beruhen lassen. — Da bin ich Ihnen sehr dankbar, Herr Bundeswirtschaftsminister. Wir werden auch Ihren Anregungen zustimmen, die Zölle für Automobile zu senken; wir revanchieren uns dann wieder. (Heiterkeit und Beifall bei der SPD. Abg. Dr. Rinderspacher: Brüder, reicht euch die Hand zum Bunde!)








      (Beifall bei der CDU/CSU.)


    Rede von Dr. Thomas Dehler
    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
    • insert_commentNächste Rede als Kontext
      Rede von Dr. Heinrich Deist


      • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
      • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


      (Hört! hört! bei der SPD.)





      (Beifall bei der SPD.)


      (Zurufe von der SPD.)


      (Bundeswirtschaftsminister Dr. Dr. h. c. Erhard: Ich habe doch empfohlen, Ihrem Antrag zuzustimmen!)

      Herr Blumenfeld, auch Sie haben auf dem Klavier gespielt: Diese finsteren Absichten: Sozialisierung, Gemeinwirtschaft und dergleichen mehr. Ich frage Sie: Wenn wir dem Kohlenbergbau ein öffentliches Instrument — eine öffentlich-rechtliche Körperschaft mit Zwangsmitgliedschaft — zur Verfügung stellen, mit dem also ein Stück öffentliche Gewalt ausgeübt wird, und wenn wir diesem Instrument auch öffentliche Mittel, Steuermittel oder durch Preisfestsetzungen, Heizölsteuer und dergleichen mehr Mittel aus den Verbrauchertaschen zuführen, ist es dann nicht berechtigt, zu verlangen, daß ein solches Instrument
      — das ich als Selbstverwaltungsorgan bejahen würde — von der Öffentlichkeit kontrolliert wird, weil dort öffentliche Mittel verwendet werden?

      (Beifall bei der SPD. — Zurufe von der CDU/CSU.)

      — Ich spreche jetzt mit Herrn Aschoff.

      (Bundeswirtschaftsminister Dr. Dr. h. c. Erhard: Es soll ja eine öffentlich-rechtliche Körperschaft werden! — Abg. Dr. Burgbacher: Es kommt ja ein Gesetz!)

      — Moment, ich habe für Herrn Aschoff gesprochen, der etwa sagte: Wenn ich das höre: öffentliche Kontrolle, dieser Pferdefuß ! — Und dann kam eine ganze Litanei, die dazu dient, das Verlangen, der Staat solle seine Verantwortung wahrnehmen, als ganz finstere Absicht von Leuten, die die ganze Gesellschaftsordnung von oben bis unten umkrempeln wollen, zu diffamieren.
      Meine Damen und Herren, für diese öffentlichen Gelder trägt die Regierung die Verantwortung. Sie trägt die Verantwortung dafür, daß bei der Macht, die eine solche öffentlich-rechtliche Körperschaft doch hat und auch bekommen soll, der Verbraucher nicht zu kurz kommt, daß die Entwicklung der Gemeinden gesichert ist und daß schließlich das, was dort geschieht, in die gesamtwirtschaftliche Entwicklung eingepaßt wird. Darum geht es uns. Also bitte nicht, wie Herr Aschoff das hier getan hat, dieses berechtigte Anliegen, daß die zuständigen öffentlichen Stellen das öffentliche Interesse einem solchen In-



      Dr. Deist
      strument gegenüber wahren, als einen unzulässigen Eingriff des Staates in die Wirtschaft diffamieren!

      (Beifall bei der SPD.) Das war Punkt 1.

      Ein zweites, Herr Bundeswirtschaftsminister. Ich weiß, daß Äußerungen über die Machtstruktur in unserer Wirtschaft und Gesellschaft und über den Einfluß der großen Verbände auf gesellschaftliches und politisches Leben Sie immer wieder, wie Sie selbst sagten — das soll keine Kritik sein — irgendwie erregen. Sie lieben es dann, das auf die persönliche Linie zu bringen: man werfe Ihnen vor, daß Sie nicht korrekt und nicht sauber handelten. Es geht hier um das sehr ernsthafte Problem, wieweit sich der moderne Staat, die verantwortliche Regierung und die sonstigen verantwortlichen Stellen gegenüber mächtigen Gruppen verhalten und dafür sorgen, daß diese Gruppen in ein gesundes Ordnungsverhältnis zum Staat kommen.

      (Beifall bei der SPD.)

      Herr Bundeswirtschaftsminister, da sind wir nun leider aus Erfahrung sehr mißtrauisch. Ich spreche nicht von Ihnen persönlich; das ist auch nicht die Frage. Wir sind vielmehr mißtrauisch gegenüber dieser Regierung und dieser Regierungsmehrheit, um es ganz deutlich zu sagen.
      Ich denke an das Kartellgesetz. Wir wissen, wie selbst der Vorschlag der Bundesregierung und die Meinung des Bundesrats durch den Einfluß des Bundesverbandes der Deutschen Industrie abgewandelt worden sind, so daß die vorher beschlossene Vorlage durch Ihre Mehrheit, im Sinne der Wünsche des Bundesverbandes der Deutschen Industrie geändert worden ist.

      (Beifall bei der SPD.) Das war ein Fall.

      Wir kennen einen zweiten Fall, Herr Bundeswirtschaftsminister. Das war die Einflußnahme des Bundesverbandes der Deutschen Industrie bei jenen konjunkturpolitischen Erörterungen im Herbst 1961, die schließlich ein rechtzeitiges konjunkturpolitisches Handeln verhindert hat, und die besonderen Umstände, unter denen diese Unterhaltung im Hause des Herrn Berg, im Berg-Kreis, stattfanden. So etwas macht uns auch sehr stutzig gegenüber dieser Art, öffentliche Dinge, politisch zu verantwortende Dinge zu behandeln.
      Meine Damen und Herren, wir sind überzeugt — und glauben, dafür gute Gründe zu haben —, daß der Einfluß der großen Gruppen auf die Politik, auf die Gesetzgebung und auf die Verwaltungspraxis bei uns in Deutschland unerhört groß ist. Und weil wir das für eine wichtige Frage unserer demokratischen Grundordnung halten, werden wir uns nicht davon abbringen lassen, das bei jeder Gelegenheit sehr deutlich zu sagen.

      (Beifall bei der SPD. — Bundeswirtschaftsminister Dr. Dr. h. c. Erhard: Aller politischen Gruppen, Herr Dr. Deist!)

      — Herr Bundeswirtschaftsminister, daß das Problem der Macht nicht auf Sie beschränkt ist, sondern alle gesellschaftlichen Gruppen, und zwar nicht nur die politischen Gruppen berührt, darüber brauchen wir uns nicht zu streiten. Die Frage ist, wo politisch verantwortliche Stellen diesen Gruppen einen unzulässig starken Einfluß auf die politischen Entscheidungen geben.

      (Beifall bei der SPD.)

      Das ist die Frage, die hier zu beantworten ist und über die wir eine ganz klare Meinung haben.
      Eine letzte Bemerkung, Herr Bundeswirtschaftsminister. Sie sagen: Wer macht sich wohl anheischig, zu sagen, wie die Energiewirtschaft im Jahre 1975 aussehen wird. Nun, Herr Bundeswirtschaftsminister, Politiker sind keine Propheten und sollen sich nach Möglichkeit auch nicht auf dieses Gebiet begeben. Wir verlangen von Ihnen keine Prophetie, und wir hüten uns auch, prophetische Gaben bei uns vorzutäuschen. Es ist aber etwas ganz anderes, ob eine Politik gewisse Ziele ansteuert und ob deutlich gesagt wird: Auf diese Ziele werde ich meine wirtschaftspolitischen Maßnahmen ausrichten.

      (Abg. Dr. Burgbacher: Hat er ja gesagt!)

      — Nein, das hat er nicht einmal gesagt. Er hat gesagt: Ich meine, es wird sich erreichen lassen, daß wir die 140 Millionen usw. Ich brauche ja nicht alles zu wiederholen. Ich habe dann gesagt, was erforderlich ist, um wirklich sicherzustellen, daß jeder überzeugt sein kann, daß dieses Ziel angesteuert wird. Daß das, was Sie heute sagten, eine verbindliche Erklärung sei, das wird Ihnen, Herr Bundeswirtschaftsminister, und der Bundesregierung leider auch vom Kohlenbergbau bestimmt nicht abgenommen werden können.