Rede von
Dr.
Elisabeth
Schwarzhaupt
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(CDU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Meine Damen und Herren! Ich möchte nur zu einer sehr speziellen Frage das Wort nehmen, weil ich meine, daß einige Äußerungen aus dem Diskussionsbeitrag des Kollegen Bechert nicht unerwidert bleiben sollten. Er hat sehr ausführlich über die Information der Öffentlichkeit gesprochen und der Presse dien Vorwurf gemacht, daß sie ihre Leser nicht hinreichend über die Gefahren informiere, die hier bestehen. Ich glaube, daß diese Vorwürfe nicht gerechtfertigt sind.
Das ganze Ziel dieser Debatte und auch der Erklärung, die ich für die Regierung abgegeben habe, war, Information, und zwar sachgerechte Information, zu geben. Daß dies bisher in dem Maße, wie eis vielleicht viele von uns gewünscht hätten, nicht möglich war, liegt meiner Meinung nach nicht an der Presse und nicht an einem Fehlen der Bereitschaft, hier die Wahrheit zu sagen. Die Schwierigkeiten liegen durchaus in der Sache. Das Gespräch zwischen Herrn Bechert und Herrn Minister Balke hat Ihnen gezeigt, um wie komplizierte, diffizile wissenschaftliche Begriffe es sich dabei handelt und wie schwer es ist, diese Dinge, denen wir selbst in manchen Punkten — das wollen wir doch offen sagen — nicht ganz folgen konnten, in die Sprache des Laien und des Lesers unserer Tagespresse zu übersetzen. Darin liegen die Schwierigkeiten. Was ist denn dem Leser unserer Tagespresse damit gedient, wenn er da etwas von 100 oder von 52 000 Picocurie liest? Es ist erforderlich, diese Begriffe ausführlich in die Sprache des Laien und dies Lesers zu übersetzen.
Ich habe von den ersten Tagen der Errichtung des Bundesgesundheitsministeriums an mit meinen Mitarbeitern über die Frage gesprochen, wie wir durch eine sachgerechte, redliche Information dem Volk hier das geben können, was es verlangen kann. Wie können wir einer vielleicht untergründigen, vielleicht vielfach verdrängten Furcht begegnen, indem wir klare Tatsachen mitteilen? Ich bin nämlich der Meinung, daß im Nebel Gefahren größer erscheinen und daß man durch redliche Information beruhigen kann und daß man das tun sollte. Ich habe in dier Erklärung, die ich verlesen habe, in Aussicht gestellt, daß wir von Zeit zu Zeit der Presse dm Rahmen des Übersetzbaren eingehende Informationen geben und auf diesem Gebiet mehr tun wollen. Insofern bin ich den beiden Fraktionen, die diese Debatte angeregt haben, und auch der Opposition, die damit ein legitimes Recht ausgeübt hat, dankbar, daß wir über diese Dinge in der Öffentlichkeit sprechen konnten.
— Ja, den Fraktionen, die das getan haben.
Wir werden in dieser Beziehung in der nächsten Zeit wahrscheinlich noch mehr tun. Aber ein Vorwurf, Herr Kollege Bechert, wäre doch nur berechtigt, wenn wir die gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnisse und die physikalischen Feststellungen, die hier zu treffen waren, der Wissenschaft vorenthalten hätten. Das aber haben wir nicht getan. Das Atomministerium hat laufend Veröffentlichungen herausgegeben, die den Wissenschaftlern zugänglich waren und die sie verwerten konnten. Daß die Tagespresse diese komplizierten und für den Laien auch leicht mißdeutbaren Mitteilungen nicht gebracht hat, ist ihr wirklich nicht zum Vorwurf zu machen.
Ich möchte wünschen, daß diese Debatte aller Fraktionen ein Ausgangspunkt dafür ist, daß die Öffentlichkeit über diese Fragen in Zukunft eingehender und in einer für den Laien verständlichen Weise unterrichtet wird.