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ID0400903200

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag 9. Sitzung Bonn, den 17. Januar 1962 Inhalt: Gedenkworte für die Opfer der Katastrophe in Peru und des Eisenbahnunglücks in Holland sowie für den verstorbenen Ministerpräsidenten Dr. h. c. Kopf Vizepräsident Schoettle . . . . . 175 A Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Sänger, Brese, deis Bundeskanzlers Dr. Adenauer, der Abg. Dr. h. c. Güde, Klein (Saarbrücken), Müller (Ravensburg) und Priebe 175 B Abg. Ludwig tritt für den zum Vizepräsidenten des Bundesverfassungsgerichts ernannten Abg. Wagner (Ludwigshafen) in den Bundestag ein 175 C Mandatsniederlegung. der Abg. Dr. h. c. Dr E. h. Zinn, Brandt (Berlin), Dr. Hoegner und Schütz (Berlin) 175 D Die Abg. Frau Freyh (Frankfurt), Wellmann, Kahn-Ackermann und Liehr (Berlin) treten in den Bundestag ein . . . 175 D Erweiterung der Tagesordnung . . . . . 175 D Erklärung des Bundeskanzlers Dr. Adenauer 176 C Antrag betr. Einsetzung einer Expertenkommission zur Vorbereitung der Finanzreform ,(SPD) (Drucksache IV/ 68) Dr. h. c. Dr. -Ing. E. h. Möller (SPD) . 177 C, 184 B Dr. Starke, Bundesminister 180 D, 185 C, 188 B Dr. Schmidt (Wuppertal) (CDU/CSU) 183 A Dr. Imle (FDP) . . . . . . . . 184 A Seuffert (SPD) . . . . . . . 186 D Dr. Mommer (SPD) . . . . . . . 187 C Rasner (CDU/CSU) . . . . . . . 187 D Etzel (CDU/CSU) . . . . . . . 188 D Entwurf eines Gesetzes zur Änderung und Aufhebung des Kaffeesteuergesetzes (SPD) (Drucksache IV/ 65) — Erste Beratung —; in Verbindung mit dem Entwurf eines Gesetzes zur Aufhebung des Teesteuergesetzes (SPD) (Drucksache IV/ 66) — Erste Beratung — Frau Beyer (Frankfurt) (SPD) . . 189 A, 202 C Dr. Starke, Bundesminister 193 A, 205 B, 208 A Dr. Schäfer (SPD) 197 B Wacher (CDU/CSU) 197 D Dr. Bucher (FDP) 198 A Metzger (SPD) . . . . . . . 198 B Dr. Artzinger (CDU/CSU) . . . 200 B Dr. Imle (FDP) . . . . . . . 201 B Seuffert (SPD) . . . . . . . 206 B Antrag betr. Einsetzung von Ausschüssen (CDU/CSU, SPD, FDP) (Drucksache IV/ 28 [neu]) 209 A Entwurf eines Tierschutzgesetzes (Dr Schmidt [Wuppertal], Bading, Margulies u. Gen.) (Drucksache IV/ 85) — Erste Beratung — 209 B II Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 9. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 17. Januar 1962 Entwurf eines Gesetzes zu dem Internationalen Übereinkommen vom 13. Dezember 1960 über Zusammenarbeit zur Sicherung der Luftfahrt „EUROCONTROL" (Drucksache IV/ 93) — Erste Beratung — . . . 209 B Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 15. März 1961 mit der Libanesischen Republik über den Luftverkehr (Druck- sache IV/ 94) — Erste Beratung — . . . 209 C Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 18. Januar 1961 mit Japan über den Fluglinienverkehr (Drucksache IV/ 95) — Erste Beratung — 209 C Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 5. Juli 1961 mit dem Großherzogtum Luxemburg über den Luftverkehr (Drucksache IV/ 96) — Erste Beratung — . . . 209 D Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 18. Januar 1961 mit der Republik Österreich über die Zollbehandlung der Donauschiffe (Drucksache IV/ 97) — Erste Beratung — 209 D Entwurf eines Gesetzes über die am 15. Juni 1957 unterzeichnete Fassung des Madrider Abkommens betr. die internationale Registrierung von Fabrik- oder Handelsmarken (Drucksache IV/ 101) — Erste Beratung — 210 A Entwurf eines Gesetzes über die am 28. November 1960 unterzeichnete Fassung des Haager Abkommens über die internationale Hinterlegung gewerblicher Muster oder Modelle (Drucksache IV/ 102) — Erste Beratung — . . . . . . . . . 210 A Entwurf eines Gesetzes zu dem Protokoll vom 25. November 1959 über den Beitritt Griechenlands, Norwegens und Schwedens zu dem Übereinkommen vom 17. April 1950 über Gastarbeitnehmer (Drucksache IV/ 109) — Erste Beratung — 210 A Entwurf eines Gesetzes zu der Vereinbarung vom 9. März 1961 mit dem Königreich der Niederlande über die Anwendung der niederländischen Rechtsvorschriften über die allgemeine Altersversicherung (Drucksache IV/ 110) — Erste Beratung — 210 B Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Jugendarbeitsschutzgesetzes (CDU/CSU, FDP) (Drucksache IV/ 121) — Erste Beratung — 210 B Mündlicher Bericht des Haushaltsausschusses über den Antrag des Bundesministers der Finanzen betr. Veräußerung des ehemaligen Standortlazaretts Hemer (Drucksachen IV/ 14, IV/ 83) 210 C Mündlicher Bericht des Haushaltsausschusses über den Antrag des Bundesministers der Finanzen betr. Nachträgliche Mitteilung von der Veräußerung der bundeseigenen Ölbehälteranlage in Ostermoor (Drucksachen IV/ 24, IV/ 84) . . . . 210 C Antrag des Bundesministers der Finanzen betr. Vorlage der Bundeshaushaltsrechnung für das Rechnungsjahr 1959 (Drucksache IV/88) 210 D Antrag des Bundesministers der Finanzen betr. Veräußerung einer Teilfläche der ehemaligen Moltkekaserne in Heilbronn (Drucksache IV/ 90) 210 D Antrag des Bundesministers der Finanzen betr. Veräußerung der ehemaligen Infanteriekaserne in Köln-Kalk (Drucksache IV/ 91) 211 A Wahl der vom Bundestag zu entsendenden Mitglieder des Schuldenausschusses bei der Bundesschuldenverwaltung (Drucksache IV/ 116) 211 A Wahl der vom Bundestag zu entsendenden Mitglieder des Verwaltungsrates der Deutschen Bundespost (Drucksache IV/ 117) 211 A Wahl der vom Bundestag zu entsendenden Mitglieder des Kontrollausschusses beim Bundesausgleichsamt (Drucksache IV/ 118) 211 C Antrag betr. Stärke des Ältestenrates (CDU/CSU, SPD, FDP) (Drucksache IV/ 127) 211 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . 211 C Anlage 213 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 9. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 17. Januar 1962 175 9. Sitzung Bonn, den 17. Januar 1962 Stenographischer Bericht Beginn: 9.01 Uhr
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    Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Dr. Achenbach * 19. 1. Altmaier 1. 2. Dir. Arndt 19. 1. Dr. Atzenroth 17. 1. Bauer (Würzburg) * 19. 1. Dr. Bechert 20. 1. Berkhan* 19. 1. Birkelbach 17. 1. Fürst von Bismarck * 19. 1. Blachstein* 19. 1. Dr. Bucerius 19. 1. Dr. Deist 21. 1. Engelbrecht-Greve 17. 1. Even (Köln) 18. 1. Faller 17. 1. Frau Dr. Flitz * 19. 1. Dr. Furler * 19. 1. Gerns * 19. 1. Haase (Kassel) 17. 1. Hahn 17. 1. Harnischfeger 19. 1. Heiland 17. 1. Dr. Hesberg 17. 1. Hilbert 21. 1. Höfler * 19. 1. Frau Dr. Hubert * 19. 1. Illerhaus 17. 1. Jacobs * 19. 1. Jaksch 20. 1. Frau Keilhack 19. 1. Dr. Kempfler 19. 1. Frau Kettig 19. 1. Dr. Kopf * 19. 1. Frau Korspeter 19. 1. Frau Krappe 20. 1. Kriedemann 18. 1. Leber 17. 1. Lenz (Bremerhaven) 20. 1. Lenze (Attendorn) * 19. 1. Lücker (München) 19. 1. Mauk 19. 1. Frau Dr. Maxsein * 19. 1. Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich Dr. Meyer (Frankfurt) * 19. 1. Meyer (Oppertshofen) 19. 1. Müller (Nordenham) 17. 1. Paul* 19. 1. Peters (Norden) 19. 1. Rademacher 19. 1. Frau Dr. Rehling * 19. 1. Frau Renger * 19. 1. Richarts 17. 1. Dr. Schmid (Frankfurt) * 19. 1. Schütz (München) * 19. 1. Seidel (Fürth) 19. 1. Seidl (München) * 19. 1. Seither 17. 1. Dr. Serres * 19. 1. Storch 18. 1. Frau Strobel 17. 1. Dr. Süsterhenn* 19. 1. Frau Vietje 19. 1. Wächter 17.1. Dr. Wahl* 19. 1. Frau Dr. h. c. Weber (Essen) * 19. 1. Weinzierl 19. 1. Wienand * 19. 1. Dr. Zimmer * 19. 1. b) Urlaubsanträge Baier (Mosbach) 31. 1. Dr. Dichgans 28, 1. Gedat 15. 2. Dr. Klein 14.2. Dr. Kliesing (Honnef) 4. 2. Krüger 27. 1. Maier (Mannheim) 14. 2. Müller (Worms) 27. 1. Reitzner 31. 1. Dr. Rutschke 26. 1. Scheuren 31.1. Schmidt (Braunschweig) 2. 2. Schmidt (Hamburg) 31. 1. Striebeck 9. 2. Werner 15.2. * für die Teilnahme an. der Tagung der Beratenden Versammlung des Europarates
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Lucie Beyer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Rufen wir uns die Diskussionen der Vergangenheit zur Frage der Kaffee- und Teesteuer noch einmal ins Gedächtnis zurück, so kommen wir wohl einstimmig zu der Überzeugung, daß die Berechnungen in bezug auf Verbrauchsausweitung und den in Frage kommenden Steuerausfall, die vom Bundesfinanzministerium angestellt wurden, durch die Entwicklung immer wieder widerlegt worden sind. Es ist daher erfreulich, daß sich der Herr Bundeswirtschaftsminister in einem Interview, wie es eine Zeitung vom Montag wiedergibt, eindeutig für eine Senkung ausgesprochen und erklärt hat, daß auch er gute Gründe habe, den statistischen Berechnungen zu mißtrauen.
    Als wir kurz vor den Wahlen zu diesem Thema sprachen, ist wohl jeder, der unseren Antrag abgelehnt hat, mit einem unguten Gefühl aus diesem Saal
    gegangen. Ich kann das um so mehr sagen, als am gleichen Abend der damalige Bundesfinanzminister Etze1 — ich glaube, ich verstoße nicht gegen die Vorschriften über Geheimhaltung, denn es befanden sich damals eine große Anzahl von Kollegen mit ihren Ehefrauen im Saal — erklärt hat, daß ich ihn nach den Wahlen an seinem Portepee fassen könne; die Verbrauchsteuer für Kaffee und Tee würde fallen und der Verbraucher in den Genuß der Senkung kommen.
    Herr Etzel ist inzwischen nicht mehr Finanzminister. Aber Herr Dr. Starke und seine Partei haben in der Vergangenheit immer zu den Befürwortern einer Senkung der Kaffee- und Teesteuer gehört. Wenn man die Verlautbarungen aus dem Kabinett hört und liest, wie sich der Bundesfinanzminister Dr. Starke darüber ausgelassen hat, kommt man zu der Auffassung, daß inzwischen die Meinung in der FDP gespalten ist. Herr Scheel hat sich als Minister in Paris noch im November letzten Jahres in einem europäischen Gremium noch einmal eindeutig für die Senkung der Kaffee- und Teesteuer ausgesprochen. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß Sie — damit wende ich mich an die FDP — in der Vergangenheit nur optische oder wahlpsychologische Gründe für Ihre Haltung gehabt haben. Es gibt vielmehr eine solche Fülle von sachlichen Argumenten, daß nach wie vor die gleiche Meinung und Haltung zu erwarten sein müßte.
    Der Herr Bundesfinanzminister hat nach einer Zeitungsmeldung erklärt, er halte den Vorteil, der den 26 Entwicklungsländern im Falle einer derartigen Maßnahme prozentual zufalle, für fragwürdig. Dieses Argument ist nicht neu. Es ist vielmehr schon früher vorgebracht worden und hätte ihn schon damals in seiner Haltung beeinflussen müssen. Natürlich muß man in diesem Zusammenhang über die gesamte Problematik der Finanzhilfe an die Entwicklungsländer sprechen. Wir wissen genau, wie fragwürdig diese Hilfe oft ist.
    Inzwischen hat sich nun die Situation erheblich verschärft. Wir brauchten nicht erst den Besuch des Bundeswirtschaftsministers abzuwarten, sondern es war bereits in der Vergangenheit zu erkennen, wie sich die öffentliche Meinung entwickelt. Das ist insbesondere in den Gremien der EWG und bei anderen Zusammenkünften auf intennationaler Ebene sehr deutlich geworden. Ein weiteres Hinauszögern kann einfach nicht mehr verantwortet werden.
    Bisher sind für das Hinauszögern immer schlechte Argumente vorgebracht worden. 1958 hat es begonnen, seinerzeit, als die erste Zollsenkung bei der EWG eintrat. Ich möchte das in das Gedächtnis zurückrufen. Damals hat die Bundesregierung drei Zollsenkungen auf einmal vorgenommen; um damit auf einmal den Ausfall durch die Einführung bzw. Erhöhung der Verbrauchsteuer wieder hereinzuholen. Wir haben damals im Parlament — d. h. mit der Entscheidung der Regierungspartei — eindeutig gegen den Geist des Vertrages über die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft gestimmt. Wir haben das immer wieder bei Debatten zu hören bekommen; das können bestimmt diejenigen bezeugen, die im Europäischen Parlament tätig sind. Wir haben da-



    Frau Beyer (Frankfurt)

    mit aber auch gegen die Verbraucherinteressen verstoßen.
    Inzwischen ist nun die Frage der Entwicklungshilfe in den Vordergrund getreten. Wir wissen, daß 28 der Entwicklungsländer zu den Kaffee produzierenden
    Ländern gehören. Wir wissen weiter, daß diese Länder stark von dem Devisenaufkommen abhängig sind. Das Devisenaufkommen in den einzelnen Ländern hängt aber zu 60 bis 80 % vom Kaffeeexport ab. Noch heute werden 40 % des jährlichen Anfalles an Kaffee eingelagert oder müßten nach den Bestimmungen eingelagert werden. Wir haben heute in der Welt Kaffeebestände, die das Doppelte dessen ausmachen, was für den Weltverbrauch in einem Jahr benötigt wird.
    Wir als Parlamentarier sollten uns überlegen, was das an Lagerkosten ausmacht und was das für den Etat der Entwicklungsländer bedeutet. Es ist ganz selbstverständlich, daß sich daraus in der Offentlichkeit dort eine gewisse Unruhe ergibt, vor allem auch dadurch — wir sollten das berücksichtigen —, daß es Millionen Landarbeiter in diesen Ländern gibt, die beim Anbau, bei der Ernte, bei der Kultivierung und Veredelung dieses Produkts tätig sind.
    Sicher wird sich allein durch eine Erhöhung des Verbrauchs von Kaffee bei uns — ich möchte auch das eindeutig sagen — das Problem nicht lösen lassen, aber eine Maßnahme zur Erhöhung des Verbrauchs ist zweckmäßig, das sollten wir nicht übersehen.
    Hinzu kommt — das ist gerade bei der Reise des Bundeswirtschaftsministers deutlich geworden —, daß Südamerika unser Absatzmarkt ist. Die südamerikanischen Staaten gehören zu den traditionellen Absatzmärkten unserer deutschen Industrie, und wenn wir die Entwicklung verfolgen, stellen wir fest, daß in dieser Hinsicht eine gewisse Stagnation eingetreten ist, ja daß vor allen Dingen hier die Entwicklung der Wirtschaftsbeziehungen hinter den mit den übrigen Ländern zurückbleibt.
    Da muß man sich ganz offen die Frage vorlegen, worauf das zurückzuführen ist. Liegt es an dein mangelnden Devisenaufkommen, oder liegt es an Konsequenzen, die diese Länder zu ziehen bereit sind?
    Als weiteres wichtiges Argument kommt hinzu, daß die Situation in den Entwicklungsländern inzwischen tatsächlich zu einer politischen Gefahr geworden. ist. Wir können an Darstellungen in den Zeitungen der Vereinigten Staaten feststellen, daß gerade vor den südamerikanischen Staaten versucht wird, in Ostdeutschland einen neuen Absatzmarkt zu finden. Das kann Auswirkungen auch auf die Importe in diese Länder haben. Es kann auf der anderen Seite aber auch politische Entwicklungen, die wir nicht wollen, nach sich ziehen.
    Aus einer Pressemeldung geht hervor, daß zu den Sorgenkindern Kennedy's — das geht aus einer Bemerkung hervor, die er gemacht hat — vor allem Lateinamerika gehört. Er sagte, daß dieser Subkontinent leicht eine Beute des Kommunismus werden kann, wenn es den westlichen Industrienationen nicht gelingt, den Lebensstandard der Lateinamerikaner zu heben. Das sollten wir gerade im Hinblick auf die politische Situation insgesamt nicht unberücksichtigt lassen.
    Wir haben nun, wie ich schon eingangs gesagt habe, in den zurückliegenden Jahren eine Fülle von Kritik und Angriffen über uns ergehen lassen müssen. Sie werden mir erlauben, hierzu eine kurze Ubersicht zu geben, um auch Ihnen die Entwicklung ins Gedächtnis zurückzurufen.
    Ich beginne mit 1959. Damals hat GATT verlangt, daß man die eingeführten Verbrauchsteuern wieder beseitigt. Aus einer neueren Mitteilung aus diesem Bereich — und im Zusammenhang damit werde ich eine Frage an die 'Bundesregierung stellen — ist zu erkennen, daß ,die Verbrauchsteuern überhaupt in die Kompetenz des GATT übergehen sollen. Das würde letzten Endes nicht nur die Verbrauchsteuern auf Kaffee und Tee, sondern auch die Verbrauchsteuern auf Mineralöl usw. betreffen. Ich bitte Sie, meine Damen und Herren, das bei der Beurteilung dieses ganzen Fragenkomplexes mit zu berücksichtigen. Hier müssen wir auch nach der Ursache fragen und prüfen, ob sie nicht mit in unserem starren Verhalten in der Frage der Kaffee- und Teesteuer in der Vergangenheit zu suchen ist.
    1960 hat die Wirtschaftskonferenz der amerikanischen Länder getagt. Damals war einer der Hauptpunkte die kritische Lage der Kaffee erzeugenden Länder. Auch in dieser Konferenz ist die Haltung des 'Bundesfinanzministers eindeutig kritisiert worden.
    Seit 1961 tagt in Washington die Kaffeestudienkommission. Auch hier werden immer wieder Forderungen nach der Beseitigung der fiskalischen Belastungen gestellt.
    Ich denke weiter an die Sitzungen des Internationalen Kaffeeabkommens. Von hier aus werden wir auch immer wieder mit der gleichen Forderung sozusagen bombardiert.
    Aber ich möchte auch die Reise von Herrn Dr. von Brentano erwähnen, die er im September 1960 machte und bei der ihm von 15 Regierungen der Kaffeeländer ein Memorandum gleichen Inhalts übergeben wurde. Wenn man Pressemeldungen Glauben schenken kann, hat auch der damalige Bundesaußenminister sich für eine Beseitigung dieser Steuern eingesetzt, genauso wie es heute der Bundeswirtschaftsminister getan hat.
    Der Kaffeefeldzug und damit der Aufklärungsfeldzug im vergangenen Jahr hat, weil er ein starkes politisches Moment hatte, die Bundesregierung veranlaßt, sich gegen ihn zu wenden, und zwar mit dem Bemerken, daß man damit in das politische Verhalten eines Landes eingreife. Sie werden sich alle an die Zeitungsannoncen erinnern, in denen es hieß: Jede dritte Tasse trinkt der 'Staat. Es ist unsere Schuld, daß es so weit kommen mußte, und es ist nicht damit getan, daß man sich gegen ein solches Verhalten, gegen einen solchen Aufklärungsfeldzug wehrt. Wir haben vielmehr die Verpflichtung, aus



    Frau Beyer (Frankfurt)

    der Tatsache, daß im internationalen Raum solche Argumente gegen die Verbrauchsteuern auf Kaffee und Tee vorgebracht werden, Konsequenzen zu ziehen und hier eine Änderung herbeizuführen.
    Ich darf ferner an eine Kommission erinnern, die im EWG-Raum getagt hat und die sich ebenfalls mit der Frage der Kaffeesteuer beschäftigt hat. Hier heißt es: Eine Senkung der Kaffee- und Kakaosteuer um 50 % bis zum 1. Januar 1963 und die völlige Beseitigung dieser Steuern zum 1. Januar 1965 sollte jetzt vorgeschlagen werden. Auch von da her werden wir also weiter gedrängt. Ich glaube, wir können gar nicht umhin, irgendwann den ersten Schritt zu tun.
    In der OECD hat es nach einer Pressemeldung von dpa in den letzten Tagen noch eine weitere Diskussion über das Gesamtproblem gegeben. In dieser Pressemeldung vom 15. Januar 1962 heißt es wörtlich:
    Die Bundesregierung soll ein besseres Gleichgewicht zwischen dem Überschuß in der laufenden Zahlungsbilanz und der Ausfuhr langfristiger Kapitalien herstellen.
    Dabei soll auf zwei Fronten angegriffen werden, zunächst durch einen weiteren Abbau von Einfuhrbeschränkungen. Deren werden eine Anzahl aufgeführt, darunter die Senkung einer Reihe von Verbrauchsteuern in der Bundesrepublik, z. B. bei Tee und Kaffee, die immer noch den inneren Verbrauch hemmen. Als zweites wird die Senkung langfristiger Zinssätze zur Förderung der Kapitalausfuhr genannt. — Meine Damen und Herren, diese Mitteilungen machen deutlich, daß wir uns hier im Parlament den Argumenten nicht mehr verschließen können.
    Auch in der deutschen Öffentlichkeit ist dies alles inzwischen zu einem Ärgernis geworden. Der Deutsche Industrie- und Handelstag hat sich für eine Senkung ausgesprochen. Der Bund der Steuerzahler schreibt in den letzten Tagen immer wieder, daß eine Senkung der Kaffee- und Teesteuer gar nicht mehr zu umgehen sei. Die Verbraucherverbände haben darauf hingewiesen, daß die fiskalischen Belastungen auf einem Pfund Kaffee mehr als 100 % ausmachen. Das sind doch Argumente, deren Gewicht auch der Verbraucher selbst empfindet und entsprechend wertet.
    Lassen Sie mich aber auch ein Wort zu den Berechnungen sagen! Das Bundesfinanzministerium hat immer wieder Berechnungen aufgestellt — ich will sie gar nicht alle in die Erinnerung zurückrufen —, wonach der Ausfall etatmäßig gar nicht verkraftet werden könnte. Dabei werden jedes Jahr an Kaffeesteuer mindestens 100 Millionen DM mehr in den Etat eingesetzt. Mit anderen Worten: Diese Etatisierung widerlegt die Prognosen, die das Bundesfinanzministerium bei den Debatten über die Kaffee- und Teesteuer immer wieder aufgestellt hat.
    Im vergangenen Jahr ist man dann dazu übergegangen, auf das IFO-Institut zurückzugreifen. Das IFO-Institut hat errechnet, daß bei einer Halbierung 4 % Verbrauchssteigerung herauskämen. Ein anderes Institut hat errechnet, daß bei einer völligen Streichung 18 °/o Steigerung zu erwarten wäre. GATT kommt zu einem Steigerungssatz von 19,4 %. Die Kaffeefirmen in Hamburg rechnen mit 35 % bis 50 %.
    Ich möchte hier den Bundeswirtschaftsminister unterstützen, der sagte, daß man den Statistiken mißtrauen muß, vor allem wenn sie aus dem Bundesfinanzministerium kommen. Aber, meine Damen und Herren, eins hat die Entwicklung für uns alle deutlich gemacht: daß mit einer jährlichen Steigerung zu rechnen ist. Wenn heute eine Zeitung schreibt: Mehr Kaffee nach Europa? und dazu sagt, daß die jährliche Steigerung der Ausfuhr nicht mit dem wirtschaftlichen Wachstum und der Bevölkerungszunahme jener Länder Schritt halte, dann wird damit noch einmal ausgesprochen, daß natürlich mit wachsendem Wohlstand auch mehr Kaffee getrunken wird und daß das auch für die Bundesrepublik gilt.
    Was den sozialen Aspekt anbetrifft, so habe ich darüber hier schon wiederholt Ausführungen gemacht. Ich möchte aber noch einmal sagen, um es deutlich zu machen, daß jedes Pfund Kaffee heute noch mit 4,96 DM an Steuern und Zoll belastet ist, nämlich mit 3,60 DM Kaffeesteuer, 1 DM Zoll und 0,36 DM Umsatzausgleichsteuer. Diese 4,96 DM machen oftmals mehr aus als der Weltmarktpreis für ein Pfund Kaffee. Ist das eigentlich heute noch vertretbar bei dem Volumen, das unser Haushalt angenommen hat, wenn man dabei gleichzeitig bedenkt, daß ein Ehepaar mit einem geringen Einkommen — sagen wir: 4000 DM —, das ein Pfund Kaffee im Monat verbraucht, zehn- bis fünfzehnmal mehr belastet ist als ein Ehepaar, das etwa 100 000 DM an Einkommen zur Verfügung hat und drei und mehr Pfund Kaffee im Monat verbrauchen kann. Ich möchte das gar nicht ausdehnen und etwa von den Rentnern sprechen, die Kaffee oft auch als Medizin brauchen. Ich habe auch darüber schon wiederholt gesprochen.
    Eine weitere Bemerkung, bevor ich zum Schluß komme: Die Sicherheit, daß das, was wir an Vorteil durch eine Steuersenkung erreichen, auch an den Verbraucher weitergegeben wird, ist garantiert gegeben. Jede Senkung des Weltmarktpreises und jede Steuersenkung sind im Preis sichtbar geworden. Auch das ist noch ein wichtiges Argument für die Beurteilung dieser Frage.
    Was für den Teil der Bundesrepublik zutrifft, in dem Kaffee getrunken wird, trifft natürlich für Schleswig-Holstein und Ostfriesland hinsichtlich dies Tees zu. Ich bin mir allerdings darüber klar, daß der Teekonsum nicht in dem Umfange ansteigt wie der Kaffeekonsum. Aber das, was hier an Steuerausfall für den Etat zu erwarten steht, ist ja auch entsprechend weniger.
    Wie ich am Anfang gesagt habe: es gibt heute einfach keine Gründe mehr, die gegen eine stufenweise Senkung der Kaffeesteuer sprechen.
    Nun wird jetzt gesagt, daß das beim Bundesetat 240 Millionen DM im Jahr ausmache. Man liest in den Zeitungen sogar, ,daß schon eine Milliarde



    Frau Beyer (Frankfurt)

    genannt wird, bezogen natürlich auf einen Zeitraum von drei Jahren. Dabei geht man davon aus, daß inzwischen wieder 'Steigerungen eingetreten sein werden, die man hinzurechnet. Man vergißt dabei aber, daß eine Verbrauchsausweitung eine Erhöhung des Steueraufkommens bei der Umsatzsteuer, der Körperschaftsteuer usw. mit sich bringt. Diese Überlegungen werden alber bei den Ausfallberechnungen grundsätzlich nicht mit angestellt, man nimmt nur immer das Maximum.

    (Abg. Etzel: Die Ausgaben erhöhen sich auch!)

    — Die Ausgaben erhöhen sich auch, Herr Etzel; sehr richtig. Aber auch der Bundeshaushalt erhöht sich laufend. Ich brauche nur an .die wachsende Steigerung der Steuereinnahmen zu erinnern; ich glaube, damit ist das Argument bereits widerlegt. Wir haben ein so schnell wachsendes Steueraufkommen, daß es gar nicht mehr verantwortet werden kann, der Öffentlichkeit gegenüber noch zu argumentieren, wir könnten nicht auf 220 bis 240 Millionen DM im Jahr verzichten.
    Es gibt aber, finde ich, ein viel wichtigeres weltpolitisches Argument. Diese 220 bis 240 Millionen DM dürfen einfach keine Rolle spielen! Denken wir daran, daß wir die gesamte westliche Welt immer wieder zur Solidarität auffordern, wenn es um außenpolitische oder innenpolitische Fragen geht, wenn es nämlich um Gesamtdeutschland und Berlin geht. Wir sollten diese Solidarität auch von uns aus beweisen, wenn man nämlich, wie das ja hier und auch in Pressemeldungen deutlich geworden ist, Befürchtungen in bezug auf die kommunistische Infiltration in den Entwicklungsländern hat und diese Infiltration nur mit einer politischen Stabilisierung, die letzten Endes nur durch die westliche Welt herbeigeführt werden kann, zu verhindern ist. Ich finde, das ist die entscheidende Frage, über die wir nicht hinwegkommen.
    Die Bundesregierung hat in den verschiedensten Situationen immer wieder gesagt: Wir dürfen die Verbündeten nicht verstimmen. Jetzt haben wir einmal unter Beweis zu stellen, daß wir das auch dann sagen, wenn es etwas kostet. Man erwartet und verlangt heute in der westlichen Welt — ich glaube, das hat Kennedy, das hat der Außenminister Rusk und das hat der Wirtschaftsminister .der Vereinigten Staaten Herrn Professor !Erhard sehr deutlich gemacht — in dieser Beziehung eine Hilfe von uns, genauso wie man eine Verteidigungshilfe erwartet. Andernfalls hat es auch keinen Sinn mehr, in ,der Öffentlichkeit darüber zu sprechen, daß es bei unseren ganzen Sicherheitsfragen um die Erhaltung .der Demokratie in der Welt und letzten Endes auch um die Einführung der Demokratie in den Entwicklungsländern geht. Es wird, wenn es heute wieder zu einer Ablehnung kommt, kein Verständnis mehr für unsere Haltung geben; in keinem Land der Welt und auch nicht bei uns in Deutschland, bestimmt nicht bei 'den Verbrauchern.
    Dabei macht unser Antrag es Ihnen doch sehr leicht. Die Senkung soll in drei Etappen durchgesetzt werden, und es wird praktisch so sein, daß etwa 220 Millionen DM im Jahr dabei herauskommen. Diese 220Millionen können verkraftet werden. Bitte, stellen Sie dabei auch die Mehreinnahmen in Rechnung, Herr Etzel, die als Folge von Verbrauchsausweitungen hei der Körperschaftsteuer, der Umsatzsteuer usw. im Bundesetat in Erscheinung treten.
    Im übrigen, Herr Etzel, haben Sie mir am Anfang nicht zugehört.

    (Abg. Etzel: Ich? Immer!)

    — Es war sicher unbeabsichtigt; meine Bemerkung war keine Kritik.

    (Abg. Etzel: Wie gern höre ich Ihnen zu! — Heiterkeit.)

    Sie haben — und ich möchte das noch einmal wiederholen — damals vor den Wahlen am Abend des gleichen Tages, an dem Sie hier in diesem Hause für die Ablehnung unseres Antrages eintraten, in Godesberg vor einem großen Kreis von Kollegen dieses Hauses mit ihren Angehörigen gesagt: „Die Frau Kollegin Beyer kann mich nach den Wahlen an meinem Portepee fassen, die Verbrauchsteuer für Kaffee wird gesenkt. — Ich möchte nicht hoffen, daß Sie damals schon wußten, daß Sie nicht mehr Finanzminister sein würden.

    (Heiterkeit.)

    Sie können sich also heute sehr schlecht zu der Gruppe bekennen, die erneut ablehnt; denn ich glaube, das Argument, das Sie damals veranlaßt hat, so zu sprechen, gilt nach wie vor. Wir können uns alle keinen besseren Dienst erweisen, als entsprechend unserem Antrag zu verfahren. Heute stehen wir ja nicht vor Wahlen. Damals habe ich Ihre Haltung zu verstehen versucht; ich habe mir gesagt, Sie lehnen deshalb ab, weil Sie der Opposition nicht einen billigen Wahlschlager liefern wollten. Heute gibt es dieses Argument aber nicht mehr.
    Angesichts des wachsenden Steueraufkommens, das wir zu verzeichnen haben, und bei unserer Bereitschaft, den Entwicklungsländern zu helfen, haben wir die Verpflichtung, einen echten Beitrag zu liefern. Wir sind sicher, daß dieser von uns geleistete Beitrag bei den von uns zu leistenden Zahlungen für die Entwicklungshilfe mitberücksichtigt wird. Herr Staatssekretär Dr. Westrick hat uns im Ausschuß erklärt, daß das bei den verschiedensten Besprechungen im Ausland wiederholt mit angeführt worden ist. Diese Möglichkeit ist also durchaus noch gegeben.
    Das Bundeswirtschaftsministerium hat sich in der Vergangenheit eindeutig für eine Beseitigung dieser Steuern ausgesprochen. Bereits zu Ihrer Zeit, Herr Etzel — ich denke hier besonders an die Ausschußberatungen —, war die Meinung des Bundeswirtschaftsministeriums eine andere als die des Finanzministeriums.
    Heute gibt es keine Gründe mehr, die gegen eine Beseitigung dieser Steuern sprechen. Der Haushalt kann das verkraften. Im Hinblick darauf, daß auch dieser Beitrag als Entwicklungshilfe gerechnet wird, hoffe ich, daß Sie dieses Mal zu einer anderen Entscheidung kommen.



    Frau Beyer (Frankfurt)

    Ich bitte Sie, unserem Antrag auf Beseitigung der Kaffee- und Teesteuer in drei Etappen zuzustimmen.

    (Beifall bei der SPD.)



Rede von Erwin Schoettle
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Damit sind die Anträge der Fraktion der SPD zu Punkt 2 b und 2 c begründet. Das Wort hat der Herr Bundesminister der Finanzen.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Heinz Starke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich kann es sehr wohl verstehen, daß das Hohe Haus mit großem Interesse und mit großer Freude auf das wartet, was der Bundesfinanzminister zu diesen Anträgen zu sagen hat.

    (Zurufe von der SPD: Freude ist ,übertrieben! — Interesse stimmt schon eher!)

    — Mit großem Interesse, bleiben wir dabei!
    Sie wissen — und Sie haben das schon verschiedentlich in Äußerungen in der Presse zum Ausdruck gebracht —, daß der gegenwärtige Bundesfinanzminister sich mit seinen politischen Freunden all die Jahre für Steuersenkungen eingesetzt hat. Er hat sich mit seinen politischen Freunden insbesondere deshalb dafür eingesetzt, um der uns allen in diesem Hohen Hause bekannten Ausgabenflut zu steuern, der wir Jahr für Jahr gegenüberstanden. Diese Ausgabenflut ist eine Sache des ganzen Hauses. Der heutige Bundesfinanzminister hat sich mit seinen politischen Freunden auf allen Gebieten — nicht nur auf dem Gebiet der Kaffee- und der Teesteuer — für Steuersenkungen eingesetzt; wir haben es auch auf dem Gebiet der Umsatzsteuer und auf dem Gebiet der Einkommensteuer versucht.
    Heute stehen wir nun vor der Frage der Senkung der Kaffee- und Teesteuer. Ich darf Ihnen sagen, daß die Entscheidung, die ich zunächst in mir zu vollziehen hatte — wiederum muß ich betonen: in der konkreten Situation — und die ich dann der Bundesregierung vorzuschlagen hatte, mir natürlich sehr schwergefallen ist. Aber sie war so zwingend für mich, daß ich auch über dieses Schwere — es passiert mir manches Schwere — hinweggekommen bin. Ich mußte an die Bundesregierung herantreten und mußte ihr im gegenwärtigen Zeitpunkt einen Vorschlag unterbreiten. Ich habe hier eine hohe Verantwortung übernommen; denn dieses Herantreten an die Bundesregierung erfolgte, bevor wir im Kabinett den Haushalt 1962 beraten konnten. Ich mußte die Entscheidung sozusagen ganz auf mich nehmen. Das habe ich getan, weil die Zahlen, die Sie am 24. Januar zum Haushalt hören werden — sie werden sich vielleicht hier und da noch ein wenig verschieben, aber im großen und ganzen liegen sie fest —, mich zu dieser Entscheidung gezwungen haben.
    Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich bin auch über diese sehr schwere Lage hinweggekommen. Ich wünsche niemandem in diesem Hause, daß er in diese Situation kommt. Ich bin auch darüber hinweggekommen, daß ich das meiner Fraktion sagen mußte. Ich bin mir bewußt, daß der Bundesfinanzminister der Alleinschuldige an diesen Dingen, auch hinsichtlich der Kaffeesteuer, sein wird. Aber das macht man schon mit sich ab, bevor man Bundesfinanzminister wird. Wer das nicht tut, sollte dieses Amt nicht übernehmen.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU. — Unruhe bei der SPD.)

    Ich hoffe — sagen wir nicht, ich hoffe —, aber ich denke doch, daß die Opposition auch einmal in der Regierung sein wird.

    (Heiterkeit bei der SPD. — Abg. Dr. Schäfer: Sehr nett!)

    Vielleicht denken Sie dann einmal an meine Worte.

    (Abg. Wehner: Nachtigall! — Abg. Schmücker: Beispiel aus den Ländern! — Abg. Schmitt-Vockenhausen: Viel interessanter wäre es, wenn Sie wieder in der Opposition säßen!)

    Es geht also um die staatspolitische Verantwortung, die dem Bundesfinanzminister auferlegt ist. Diese staatspolitische Verantwortung läßt mich eben jetzt meine Ausführungen vor Ihnen ganz freimütig machen. Die staatspolitische Verantwortung betone ich deshalb, weil es sich hier nicht um eine Betrachtung nur von einem Teilstandpunkt aus handeln darf. Eine partielle Sicht ist, wie immer, in finanzpolitischen Fragen sehr gefährlich, ganz gleich, ob sie einmal, wie vorhin erwähnt wurde, an einem Abend oder ob sie in Washington geäußert wird.

    (Abg. Etzel: Aber so war es ja nicht gemeint!)

    Es dreht sich vielmehr um die Beurteilung dessen, was vor dieser Bundesregierung im Jahre 1962 und in den Jahren danach liegt. Einzig und allein aus der Kenntnis dieser Zahlen und aus der Beurteilung der Möglichkeiten habe ich meine Entscheidung zu fällen. Der Zeitpunkt ist deshalb sehr unglücklich, weil ich es mir natürlich gewünscht hätte, daß ich diese Ausführungen vor Ihnen hätte machen können, nachdem ich bei Ihnen die Kenntnis der Haushaltszahlen voraussetzen konnte. Das ist heute noch nicht der Fall. Sie wissen, es ist eine gewisse Ungunst für den Finanzminister, daß nach unserem deutschen parlamentarischen System Steuergesetze und ähnliches und Ausgabengesetze immer munter neben dem Haushalt gemacht werden.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU.)

    Daher ist die Diskussion so sehr schwierig. Sie wissen aber auch, daß sich der Bundesfinanzminister bemüht hat, den Gedanken eines Finanzplanes zu ,entwickeln, über den auch das Bundeskabinett Beschluß gefaßt hat. Mit ihm will er versuchen, diese Dinge etwas mehr in den Griff zu bekommen. Es ist wohl auch schwierig — das sage ich einmal ganz offen —, mit dem Bundesfinanzminister über einen Steuerausfall in Höhe von 1 Milliarde DM pro Jahr im Endergebnis zu sprechen, unmittelbar bevor er seine Haushaltsrede halten kann.

    (Zurufe von der SPD.)

    — Die Zuckersteuer ist doch auch dabei, nicht heute,
    aber im ganzen. Der Steuerbetrag macht im Jahre
    1962 — unsere Schätzungen sind in den letzten



    Bundesfinanzminister Dr. Starke
    Jahren gar nicht so schlecht gewesen — bestimmt einen Betrag von 1 Milliarde, wahrscheinlich von beinahe 1,1 Milliarden DM aus.

    (Widerspruch bei der SPD.)

    Meine Damen und Herren, vielleicht gestatten Sie mir einmal, daß ich heute nicht nur zu den, wie meine verehrte Frau Vorrednerin schon gesagt hat, alten Argumenten etwas sage. Damit Sie meine Entscheidung verstehen und damit ich sie begründen kann, muß ich schon einen etwas größeren Rahmen ziehen.
    Ich habe in einigen Reden, die ich vor diesem Hohen Hause nicht halten konnte, weil wir in der Weihnachtspause waren, mich aber die Dinge drängten, von einer finanzpolitischen Wende im Haushaltsjahr 1962 gesprochen. Ich habe festgestellt — wenigstens zwei oder drei Meinungen habe ich dazu gehört —, daß die Opposition dazu gesagt hat, Schuld trage die ganze Situation der letzten Jahre. Darauf kommt es jetzt aber für mich gar nicht an, sondern für mich kommt es darauf an, daß wir eine völlig veränderte finanzpolitische Situation im Jahre 1962 vor uns haben. Wir haben eine uns allen bekannte außerordentlich hohe Ausgabenlast auf allen drei Ebenen, in Bund, Ländern und Gemeinden. Wir haben uns mit der Aufgabenlast zu befassen, die auf dem Bund liegt. Meine sehr geehrten Damen und Herren, während ich bisher immer glaubte — darf ich das einmal ganz offen sagen —, daß wir eines Tages bei einem Steuereingang aus einem Jahr ruhigeren Wirtschaftsablaufes in Schwierigkeiten kommen würden, weil die Einnahmen ohne Veränderung der Steuersätze nicht mehr ausreichten, um die Ausgaben zu decken, stehen wir — ich muß diese großen Punkte meiner Haushaltsrede heute vorwegnehmen — im Jahre 1962, einem Jahr mit einem eminent hohen Steuereingang, der auf einem Jahr der Hochkonjunktur, wenn nicht der Höchstkonjunktur basiert, vor der Tatsache, daß die Einnahmen bei unveränderten Steuersätzen die Ausgaben nicht mehr decken. Obwohl ich deshalb zu neuen Kürzungsmaßnahmen greifen muß, gelingt es trotzdem nicht, diese Deckung herbeizuführen. Ich muß den Kapitalmarkt in einem hohen Maße, in dem für mich überhaupt noch vertretbaren Maße beanspruchen. Trotzdem — darüber haben wir vorhin bei der Debatte über die Kommission zur Finanzreform gesprochen — muß ich an die Länder herantreten, damit wir uns entsprechend den Bestimmungen des Grundgesetzes über diese neue Situation auseinandersetzen. Deshalb hat die Bundesregierung in der Regierungserklärung den Ausdruck „Gesamthaushalt von Bund, Ländern und Gemeinden" gebraucht, um anzudeuten, daß die Bundesregierung und ihr Finanzminister zu Steuererhöhungen erst dann greifen wird, wenn der Gesamthaushalt von Bund, Ländern und Gemeinden die insgesamt notwendigen Ausgaben nicht mehr deckt. Glauben Sie nicht, daß das ein leerer Satz ist. Der hier vor Ihnen stehende Bundesfinanzminister ringt mit diesem Problem in den wenigen Wochen, in denen er sein Amt führt, Tag für Tag.
    Sie mögen sagen, das gehöre nicht zur Kaffeesteuer. Aber, meine sehr geehrten Damen und Herren, wenn wir ein Gesetz beschlossen haben, durch das dem Bundesfinanzminister pro Jahr eine Milliarde DM Einnahmen gestrichen werden, so sind seine Sorgen — wie ich Ihnen eben in Umrissen darzustellen versuchte — entsprechend größer geworden.

    (Zustimmung bei den Regierungsparteien.)

    Diese Wende — auch dazu muß ich noch einige Worte sagen — ist durch Ereignisse eingetreten, die Ihnen allen bekannt sind. Es geht um die Auswirkungen des 13. August in Berlin, um die politischen und — für den Bundesfinanzminister — finanziellen Auswirkungen dieses Tages. Es geht um die in einem so eminent hohen Maße steigenden Ausgaben für die äußere Sicherheit im weitesten Sinn, einschließlich der Sicherheit Westberlins. Man kann politisch in den Fragen der äußeren Sicherheit und des zivilen Bevölkerungsschutzes sicherlich verschiedener Meinung sein. Die Bundesregierung wird — soviel läßt sich in diesen Tagen schon sagen — diese Ausgaben vor Ihnen vertreten, und der Bundesfinanzminister wird die notwendige Deckung besorgen.
    Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang gleich sagen, daß zu dieser äußeren Sicherheit der Bundesrepublik im allgemeinsten Sinne auch der Zusammenhalt der westlichen Welt gehört und zu diesem Zusammenhalt wiederum ,die von meiner verehrten Frau Vorrednerin besonders hervorgehobene Hilfe für die Entwicklungsländer, die Entwicklungshilfe.

    (Zuruf links.)

    Gerade die Ausgaben für die Entwicklungshilfe sind doch ein bedeutender Faktor bei den Aufgaben, die den Bundeshaushalt belasten.
    Ich meine nicht, daß man es wird so ausdrücken können, wie ich es gerade gehört zu haben glaube, daß nämlich die Bundesregierung ihre Zusagen hinsichtlich der Zusammenarbeit mit der westlichen Welt und der Hilfe an die unterentwickelten Länder auch dann wird einhalten müssen, wenn sie gewissermaßen erstmalig bei der Kaffeesteuer nun auch mit Geld dafür einstehen soll. Ich darf das Hohe Haus einmal fragen: Glauben Sie denn, daß die Bundesregierung noch nichts getan hat? Wir werden doch in Kürze — aber Sie kennen doch die Zahlen! — ganz verantwortlich darüber beraten, welche Teile des Sozialprodukts dafür abgezweigt werden müssen. Das sind doch Summen, von denen wir in diesem Hohen Hause nicht sagen dürfen, sie seien nichts. Angesichts dieser Summen kann man nicht behaupten, wir hätten noch nichts getan, erst bei der Kaffeesteuer begännen wir.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ich kann aus meiner tiefen innersten Überzeugung sagen: die Bundesrepublik tut sehr viel.

    (Abg. Dr. Schäfer: ,Seit wann?)

    Sie tut etwas in der Frage des westlichen Integrationsprozesses, in der Frage der Gestaltung der freien westlichen Welt und auch auf finanziellem Gebiet. Es ist nicht nötig und auch nicht gut, daß anläßlich der Erörterung über die Senkung einer



    Bundesfinanzminister Dr. Starke
    Steuer, bei deren völligem Wegfall wir nur mit einem sehr kleinen Betrag zum Nutzen der Entwicklungssteuer •zu rechnen haben, nun gesagt wird, das sei gewissermaßen das erstemal, daß die Bundesregierung in diesen Fragen zur Kasse antrete.

    (Abg. Dr. Schäfer: Wer hat das gesagt?)

    Es ist eben nicht so. — Ich hatte meine verehrte Frau Vorrednerin so verstanden.

    (Abg. Dr. Schäfer: Sie scheinen dauernd mißzuverstehen, Herr Minister!)

    Der Bundesfinanzminister hat schon in den nächsten Tagen mit Verhandlungen zu beginnen, die mit den Arbeiten der Kommission für die Finanzreform — wir haben das Thema vorhin behandelt —parallel laufen werden. Wie sollte er den Ländern gegenüberstehen mit der Forderung, daß die Lücke im Bundeshaushalt von den Ländern geschlossen werden muß, wenn er unmittelbar zuvor einer Steuersenkung in diesem Hohen Hause zustimmen würde!

    (Beifall in der Mitte.—Zurufe von der SPD.)

    — Aber das ist doch gar kein Geheimnis mehr. Ich habe doch darüber mindestens zweimal ausgiebig gesprochen, und nach meiner Beobachtung hat die Presse das auch sehr gut und ausführlich gebracht. Ich kann nur sagen, daß dieser Schritt zu den Verhandlungen mit den Ländern vollzogen werden muß oder, — ja, meine Damen und Herren: oder die Steuererhöhung kommt. Denn der Bundesfinanzminister würde Ihnen weder einen ungedeckten Haushalt vorlegen noch den Haushalt so vollziehen, daß er ungedeckt bleibt.

    ('Abg. Etzel: Das darf er auch nicht!)

    — Er darf das auch gar nicht, wie mein verehrter Herr Vorgänger soeben sagt.

    (Zuruf von der SPD: Kleine Nachhilfestunde!)

    Nehmen Sie von mir noch einmal die Versicherung entgegen: Dieser nicht leichte Gang zu den Verhandlungen mit den Ländern steht mir bevor. Sie müssen nun ganz nüchtern entscheiden, ob Sie den Bundesfinanzminister dorthin senden mit Ihrem Entscheid, daß er nun einen hohen Betrag mehr von den Ländern fordern muß.
    Zu den altbekannten Problemen möchte ich nur soviel sagen: Wir wissen doch alle, auch ein Mehrverbrauch, ein übermäßiger Kaffeegenuß kann die Wirkung des Antrags der SPD nicht so ausschalten, daß der Finanzminister in der schwierigen Situation nichts verliert. Man könnte vielleicht bei einer kleinen Steuersenkung davon sprechen, daß der Ausfall durch Mehrverbrauch wieder ausgeglichen wird, aber nicht bei dem Antrag, um den es heute geht. Ist es dann nicht verständlich, wenn ich Ihnen sage, daß der Bundesfinanzminister in dieser nationalen Situation — ich darf an den 13. August in Berlin erinnern und an die daraus nun einmal resultierenden Ausgaben; Sie werden sie auf Heller und Pfennig vorgelegt bekommen —, in dieser finanzpolitischen Situation, in dieser Haushalts-Situation Ihnen heute nicht anraten darf und kann, einen Beschluß zu fassen, diese hohen Einnahmen für den Bundeshaushalt in Wegfall zu bringen?
    Nicht nur vor der Wahl, sondern auch heute als Bundesfinanzminister vertrete ich die Auffassung, daß wir in unserem Steuersystem erhebliche Unrichtigkeiten und Unstimmigkeiten und erhebliche Mißverhältnisse haben. Der Spielraum, hier etwas zu ändern und zu bessern, ist durch die Entwicklung, die ich soeben schilderte, so klein geworden, daß ich Ihnen zusätzlich ganz nüchtern auch noch folgendes sagen möchte. Wenn wir im Zuge der Steuer- und Finanzreform über die Kaffeesteuer sprechen werden — und das werden wir natürlich tun —, wird es doch sehr, sehr fraglich sein, welche Korrekturen in unserem Steuersystem angebracht werden und ob wir diese Korrekturen im Hinblick auf das gesamte Steuersystem gerade bei der Kaffeesteuer anbringen werden. Es ist sehr fraglich, ob wir an diesem Wunsch auf Senkung oder Beseitigung der Kaffeesteuer auch dann festhalten, wenn Ihnen nicht nur, wie heute, der Finanzminister voraussagt, sondern wenn Sie auch selbst wissen, daß wir auf anderen Gebieten zu Steuererhöhungen kommen müssen. Solche Überlegungen, die wir in den letzten Jahren nicht mehr angestellt haben, die wir aber werden anstellen müssen, haben eben diese Entscheidung herbeigezwungen, die ich zu fällen hatte, bevor ich damit an die Öffentlichkeit trat.
    Das ist die wahre Situation. Diese Situation hat mich gezwungen, schon heute ein wenig über den Bundeshaushalt zu sprechen. Sie werden mir das verzeihen und die Schwierigkeit meiner Lage erkennen, über Finanzfragen, die diesen so schwierigen Haushalt entscheidend beeinflussen, infolge der Tagesordnung des Hohen Hauses sprechen zu müssen knapp 14 Tage, bevor ich den Haushalt veröffentliche.
    Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich begreife die Wünsche des Steuerzahlers auch hinsichtlich der Kaffeesteuer. Wir müssen aber, wenn wir eine Steuer- und Finanzreform anstreben, bedenken, ob man sie von einer vorweggenommenen Entscheidung bei der Kaffeesteuer aus aufbauen darf, oder ob man diese Steuer- und Finanzreform nicht vielmehr von ganz anderen Grundsätzen aus in Angriff nehmen muß. ' Wenn ich Ihnen noch einmal sage, daß Sie damit den Spielraum, der für Korrekturen im Steuersystem bleibt, ganz gefährlich einengen und daß Sie außerdem die Gefahr, mit der ich ringe, die Gefahr der Steuererhöhung, so nahe und so groß heraufbeschwören, dann werden Sie noch mehr verstehen können, weshalb ich alles hier vor Ihnen ausbreite.
    Ich glaube, es ist nicht notwendig, daß ich nun in aller Breite noch einmal auf die Bedeutung der Entwicklungshilfe eingehe — um zu diesem Punkt zu kommen — und daß ich vor Ihnen etwa ein Bild dessen entrolle, was von der Bundesrepublik hier bereits getan worden ist. Auch diese Hilfe wird, wenn man es wiederum partiell sieht, von vielen, die von idealen Motiven geleitet werden, als zu gering 'bezeichnet. Aber im 'Gesamtrahmen des Haushalts — wir werden das im Jahre 1962 und im Jahre 1963 sehen — werden diese Summen



    Bundesfinanzminister Dr. Starke
    nicht sehr leicht ohne 'Steuererhöhungen unterzubringen sein.
    Nun frage ich, obwohl mir von meiner verehrten Frau Vorrednerin gesagt worden ist, das Argument sei allbekannt, noch einmal: Wer kann denn in der ehrlichen Absicht, den Entwicklungsländern zu helfen, eigentlich noch vorschlagen, daß man unter diesem Gesichtspunkt eine Steuereinnahme wegfallen lassen sollte, die im Jahr 1962 830 bis 850 Millionen DM 'betragen wird?

    (Abg. Seuffert: Davon ist doch keine Rede!)

    — Nun streiten wir uns doch nicht um einige 20 oder 30 Millionen!

    (Abg. Seuffert: Nein, aber das sind einige hundert Millionen zu viel!)

    — Sicherlich, aber ich muß das doch im ganzen sehen.

    (Weiterer Zuruf des Abg. Seuffert.)

    — Lassen Sie mich doch in meinen Ausführungen fortfahren! Nachdem Sie mir gesagt haben, daß ich Ihnen nicht ,zuhöre, unterstellen 'Sie mir bitte nicht auch noch, daß ich nicht einmal Ichre Anträge gelesen habe.

    (Abg. Seuffert: Sprechen Sie zu den Anträgen, die heute zur Debatte stehen!)

    — Ich bin ein wenig traurig, Herr Kollege Seuffert, daß Sie meine Ausführungen, die ich in meiner schwierigen Situation hier vor Ihnen mache, bevor wir über den Haushalt gesprochen haben, als nicht zur Sache gehörend bezeichnen. Dafür ist mir das Problem zu groß und sind die Schwierigkeiten zu groß, vor denen wir jetzt schon stehen und stehen werden.

    (Beifall bei ,den Regierungsparteien.)