Rede von
Dr.
Carl
Reinhard
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(CDU/CSU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich glaube, über die Eier haben wir heute genug gesagt. Ich will nur noch einige Worte über das Schlachtgeflügel sagen. Die Schlachtgeflügelproduktion ist in den letzten zehn Jahren bei uns ganz erheblich gestiegen. Allerdings hat Herr Dr. Siemer recht: die Einfuhr ist noch mehr gestiegen. Während die Eigenerzeugung im Jahr 1954 nur 52 000 t betrug, beträgt sie im Augenblick 100 000 t. Die Einfuhr ist jedoch von 5000 t auf 134 000 t gestiegen. Durch die De-facto-Liberalisierung sind die ,eingerichteten Mästereien in gewaltige Schwierigkeiten gekommen. Sie legen praktisch bei jedem gemästeten Hähnchen und bei jeder Ente zu. Das ist nicht zu bestreiten. Auf der anderen Seite ist die Mästerei durch die Mittel des Grünen Plans, durch die Förderung der Stallbauten und durch die Förderung der Schlachtereien angeregt worden.
Der Herr Berichterstatter hat in seinem Bericht die Preisentwicklung für die importierten Masthähnchen angegeben. Ich darf dazu noch sagen, daß unter dem Einfluß der importierten Mengen die Lebendpreise sich bei uns in den letzten drei bis vier Monaten ganz erheblich verringert haben. Im Januar betrug der Lebendpreis für Broiler noch 2,78 DM je kg, im Augenblick werden rund 2 DM bezahlt. Es ist damit zu rechnen, daß der Druck, unter dem die Geflügelpreise stehen, nicht eine vorübergehende Erscheinung darstellt, sondern daß der Druck aus Amerika sich auch in Zukunft mengenmäßig auswirken wird. Denn in den Vereinigten Staaten sind erheblich mehr Mastküken eingesetzt worden. Es läßt sich auch leicht übersehen, daß die
Zahl der Elterntiere, die stark vermehrt wurden, dazu beitragen wird, diese Mast noch auszudehnen. Außerdem wird der Preisverfall in Amerika weiterhin dazu beitragen, daß wir immer unter einem sehr starken Preisdruck stehen werden.
Die Mäster sind also in eine ungeheuer schwierige Lage gekommen. Sie stehen am Rande des Ruins. Deslhalb muß etwas geschehen, und es muß schnell etwas geschehen. Möglichkeiten wären über den Zoll da, Möglichkeiten wären auch dadurch da, daß man das Geflügelfleisch in die Marktordnung einbezieht.
Aber weder ein Zollschutz noch eine Einbeziehung in die Marktordnung würde in der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit zu realisieren sein. Rechtlich wären zwar beide Maßnahmen gegenüber den Vereinigten Staaten anwendbar. Aber zweifellos würde ein erhöhter Zoll bzw. Abschöpfungen an der Grenze sehr angreifbar sein, da sie nur gegenüber Drittländern, nicht aber gegenüber den Partnerländern der EWG angewendet werden können.
Die einzige Möglichkeit, die wir sahen, ist die Gewährung eines Ausgleichsbetrages, wie dies bereits bei Eiern geschieht. Das ist keine ideale Lösung, und wir halten sie auch nur für so lange brauchbar, bis eine gemeinschaftliche Lösung innerhalb der EWG durch Einführung eines Abschöpfungssystems möglich wird. Es wird mit diesem Gesetz die Landwirtschaft nicht subventioniert, sondern es wird nur die Differenz, die sich aus dem unterschiedlichen Futtergetreidepreis auf der Weltmarktbasis und im Inland errechnet, ausbezahlt.
Ich bitte Sie, um die Mästereien zu erhalten, um den bäuerlichen Betrieben zu helfen, dem Gesetz Ihre Zustimmung zu geben.