Rede von
Dr.
J. Hermann
Siemer
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(CDU/CSU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich möchte klarstellen, daß es hier nicht um sechs Betriebe geht. Das ist völlig irrig. Es geht hier nach meiner Schätzung zumindest um Hunderte von bäuerlichen Betrieben, die diese Produktion übersteigen.
— Um Hunderte, Herr Bauknecht. Ich kenne einen Verband, der allein 50 zur Lieferung zusammengeschlossen hat.
— Herr Bauknecht, wenn ich einen Betrieb habe, und der Betrieb ist darauf eingestellt, eine bestimmte Menge Tonnen zu produzieren, dann werden Sie ihn durch die Beschneidung zum Erliegen bringen. Ich kann mir gar nicht vorstellen — und hier muß ich dem Kollegen Wehking ganz entschieden widersprechen—, daß Sie mit dieser Maßnahme auch nur einen Handschlag getan haben, um ,dem bäuerlichen Familienbetrieb zu helfen. Die Einfuhr wird sich vergrößern, weil Sie diese Betriebe abschlachten, und die Einfuhr wird sich vergrößern, weil Sie dem Ausland neue Chancen geben, diesen Markt in Deutschland restlos zu beherrschen.
Wenn aber Herr Kollege Wehking wirklich den Familienbetrieben helfen will, dann hätte er schon vor zwei Jahren mit mir — ich habe ja bei den Kollegen darum gebettelt — Maßnahmen ergreifen sollen, um innerhalb der Kleinbetriebe 'die kreditmäßigen Voraussetzungen zu schaffen, daß sie ebenfalls diesen sehr risikovollen und kapitalintensiven Produktionszweig aufbauen können.
Bisher ist innerhalb des Grünen Plans Geld nur für Schlachtereien zur Verfügung gestellt worden, und diese Schlachtereien leben das muß ich auch einmal ausdrücklich betonen — fast ausschließlich von diesen, wenn Sie so wollen, Großlieferanten. Die sind bei mir gewesen und haben gesagt: Wenn diese Begrenzung kommt, können sie die mit Mitteln des Grünen Plans ausgebauten Schlachtereien schließen. — Das möchte ich hier ausdrücklich erwähnen.
Ich gebe zwar zu, Herr Kollege Bading, daß die Verhältnisse in Norddeutschland anders sind als in Süddeutschland. Aber dieser Betriebszweig ist ja erst im Kommen, und wie sehr er im Kommen ist, wie sehr wir diese Dinge nicht richtig angepackt und sie vernachlässigt haben, zeigt doch die große Importziffer von 140 Millionen, die sich wahrscheinlich in diesem Jahr auf 200 Millionen steigern wird, während unsere eigene Produktion von uns mit Fleiß zurückgedrängt wird.
Ich bitte nochmals zu überlegen, ob es sinnvoll ist, die Produktion zu begrenzen und damit eine große Anzahl von bäuerlichen Betrieben und Familienbetrieben — ich betone: Pionierbetrieben — zum Erliegen zu bringen.