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ID0316312600

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Metadaten
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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag 163. Sitzung Bonn, den 16. Juni 1961 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung . . . . 9397 B Zusammenstellung der über- und außerplanmäßigen Haushaltsangaben im ersten Vierteljahr des Rechnungsjahres 1961 (Drucksache 2808) 9397 B Fragestunde (Drucksachen 281,1, 2828) Frage des Abg. Jahn (Marburg) : Unterschiedliche Rechtsgrundlagen für die Beurteilung der Erwerbsunfähigkeit Blank, Bundesminister 9397 C, 9398 A, B, D, 9399 A Jahn (Marburg) (SPD) . . 9397 D, 9398 B Büttner (SPD) 9398 C, D Geiger (Aalen) (SPD) . . . . . 9399 A Fragen des Abg. Dr. Rutschke: Fahrplan von Bahnbus- und Kraftpostlinien im Gebiete Karlsruhe Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 9399 B, C, D, 9400 A Dr. Rutschke (FDP) . . . 9399 D, 9400 A Frage des Abg. Enk: Bundesverkehrswacht Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 9400 B, C Enk (CDU/CSU) . . . . . . . 9400 C Frage des Abg. Ritzel: Autobahnstrecke Freiburg—Basel Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 9400 D, 9401 A, B Ritzel (SPD) . . . . . . . 9401 A, B Frage des Abg. Hansing: Memorandum der vier Küstenländer betr. die Wettbewerbsunterlegenheit der Küstenschiffahrt und Werften Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 9401 C Frage des Abg. Hansing: Äußerung des Bundeskanzlers gegenüber dem Reederverband Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 9401 C Frage des Abg. Ritzel: Bestimmungen zur Vermeidung des Autodiebstahls Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 9401 D, 9402 B, C Ritzel (SPD) 9402 A, B Dr. Höck (Salzgitter) (CDU/CSU) . 9402 C Frage des Abg. Wittrock: Ablassen von unverbrauchtem Treibstoff aus Düsenflugzeugen Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 9402 D, 9403 A, B Wittrock (SPD) . . . . . . . 9403 A, B II Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 163. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Juni 1961 Frage der Abg. Frau Dr. Schwarzhaupt: Selbstwählverkehr in Wiesbaden . . 9403 B Frage des Abg. Bauer (Würzburg) : Nichtverwendung von Liegenschaften des Bundes vor Abschluß militärischer Planungen Dr. Wilhelmi, Bundesminister . . 9403 C, D Bauer (Würzburg) (SPD) 9403 C Frage des Abg. Ritzel: Verkauf von Grundstücken des Bundes seit dem 1. April 1959 Dr. Wilhelmi, Bundesminister . . . 9403 D, 9404 A, B Ritzel (SPD) . . . . . . . . 9404 A, B Frage des Abg. Bucher: Äußerung des Bundeswirtschaftsministers auf einer Pressekonferenz in Lissabon Dr. Dr. h. c. Erhard, Bundesminister 9404 B, D Dr. Bucher (FDP) . . . . . . . 9404 C Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Milch- und Fettgesetzes (CDU/ CSU) (Drucksache 2771); Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses (Drucksache 2827) — Zweite und dritte Beratung — Hoogen (CDU/CSU) . . . . . . 9405 A Dr. Arndt (SPD) . . . . 9405 C, 9407 B Dr. Weber (Koblenz) (CDU/CSU) . . 9406 B Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Arzneimittelgesetzes (CDU/CSU, SPD, FDP) (Drucksache 2782) — Zweite und dritte Beratung — Frau Dr. Steinbiß (CDU/CSU) . . . 9408 A Große Anfrage der Fraktion der SPD betr. Bericht über die Lage der Mittelschichten (Drucksache 2758) Dr. Dr. h. c. Erhard, Bundesminister 9408 B, 9429 B Lange (Essen) (SPD) . . 9409 A, 9435 B Wieninger (CDU/CSU) 9416 A Dr. Imle (FDP) 9419 D Regling (SPD) . . . . . . . 9423 A Schmücker (CDU/CSU) 9426 A Dr. Starke (FDP) 9429 D Kurlbaum (SPD) 9433 D Dr. Dollinger (CDU/CSU) . . . 9434 A Simpfendörfer (CDU/CSU) . . . . 9434 D Antrag betr. Gesetz über die Sammlung des Bundesrechts vom 10. Juli 1958 (Hoogen, Jahn [Marburg], Dr. Bucher u. Gen.) (Drucksache 2838) . . . . . . . . . 9437 C Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Bundesvertriebenengesetzes (SPD, FDP) (Drucksache 1633); Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Heimatvertriebene (Drucksache 2849 [neu]) — Zweite und dritte Beratung — 9437 C Antrag des Bundesministers der Finanzen betr. Veräußerung des bundeseigenen Jade-Wasserwerkes Wilhelmshaven (Drucksache 2848) . . . . . . . . . 9437 D Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Wehrsoldgesetzes (Drucksache 2359) . . 9437 D Nächste Sitzung 9437 D Berichtigungen 9438 Anlagen 9439 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 163. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Juni 1961 9397 163. Sitzung Bonn, den 16. Juni 1961 Stenographischer Bericht Beginn: 9.02 Uhr
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    9438 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 163. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Juni 1961 Berichtigungen Es ist zu lesen: 136. Sitzung Seite 7775 B Zeile 22 statt „Gewerbesteuerausgleichs": Gewerbesteuerausfalls; 158. Sitzung Seite 9189 A Zeile 10 statt „auch": durch; 161. Sitzung Seite 9292 D Zeile 14 statt „Zuschuß des Verbandes der Rentenversicherungsträger" : Zuschuß der Rentenversicherungsträger; Seite 9294 C Zeile 17 statt „Bedarf im Zusammenhang mit der Solidarhaftung," : men auch in gleichem Maße den Solidaritätsbeitrag. Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 163. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Juni 1961 9439 Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Frau Ackermann 17. 6. Bading 16. 6. Frau Berger-Heise 16. 6. Blöcker 16. 6. Börner 16. 6. Dr. Bucerius 15. 7. Corterier 16. 6. Dr. Dahlgrün 16. 6. Drachsler 18. 6. Dr. Eckhardt 16. 6. Eichelbaum 16. 6. Eilers (Oldenburg) 16. 6. Engelbrecht-Greve 16. 6. Finkh 16. 6. Dr. Franz 16. 6. Frehsee 16. 6. Dr. Dr. h. c. Friedensburg 16. 6. Frau Friese-Korn 16. 6. Dr. Furler 16. 6. Geiger (München) 16. 6. Glüsing (Dithmarschen) 16. 6. Goldhagen 1. 7. Dr. Görgen 1. 7. Dr. Gradl 16. 6. Dr. Greve 16. 6. Freiherr zu Guttenberg 16. 6. Dr. von Haniel-Niethammer 18. 6. Hauffe 1. 7. Höcherl 16. 6. Höhne 1. 7. Holla 16. 6. Horn 16. 6. Huth 16. 6. Keller 16. 6. Killat (Unterbach) 24. 6. Frau Kipp-Kaule 16. 6. Frau Klemmert 1. 7. Dr. Königswarter 16. 6. Dr. Kopf 16. 6. Dr. Krone 16. 6. Lantermann 16. 6. Leber 16. 6. Lermer 16. 6. Leukert 16. 6. Lohmar 16. 6. Dr. Löhr 16. 6. Lücker (München) 16. 6. Frau Dr. Dr. h. c. Lüders 1. 7. Margulies 16. 6. Mauk 16. 6. Frau Dr. Maxsein 16. 6. Mensing 16. 6. Dr. Menzel 16. 6. Neuburger 16. 6. Pietscher 20. 6. Pohle 3, 7, Prennel 16. 6. Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Rademacher 1. 7. Ramms 16. 6. Riedel (Frankfurt) 16. 6. Ruhnke 1. 7. Ruland 16. 6. Frau Schanzenbach 16. 6. Scharnberg 16. 6. Scharnowski 16. 6. Schmidt (Hamburg) 16. 6. Schoettle 16. 6. Schüttler 16. 6. Schütz (Berlin) 16. 6. Dr. Seffrin 16. 6. Seuffert 16. 6. Spitzmüller 16. 6. Stahl 16. 6. Frau Strobel 24. 6. Struve 17. 6. Dr. Toussaint 16. 6. Wacher 16. 6. Walter 16. 6. Wegener 16. 6. Wehner 16. 6. Werner 16. 6. b) Urlaubsanträge Dr. Rüdel (Kiel) 23. 6. Anlage 2 Umdruck 938 Änderungsantrag der Abgeordneten Hoogen, Bauknecht, Kriedemann, Mauk zur zweiten Beratung des von der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Ändederung des Milch- und Fettgesetzes (Drucksachen 2717,2827). Der Bundestag wolle beschließen: 1. In Artikel 1 wird vor Nr. 1 folgende Nr. vor 1 eingefügt, „vor 1. In § 5 werden hinter den Worten „zur Sicherung der Versorgung" die Worte „oder zur Annäherung der wirtschaftlichen Ergebnisse" eingefügt. 2. Artikel 4 erhält folgende Fassung: „Artikel 4 (1) Dieses Gesetz tritt, mit Ausnahme des Artikels 1 Nr. vor 1, mit Wirkung vom 1. Juli 1957 in Kraft; Artikel 1 Nr. vor 1 tritt am Tage nach der Verkündung dieses Gesetzes in Kraft. (2) Die Verordnung M Nr 2/57 über Milchauszahlungspreise vom 24. Juli 1957 (Bundesanzeiger Nr. 142 vom 27. Juli 1957) gilt, mit Ausnahme von § 8, mit Wirkung vom 1. Juli 1957. Die in dieser Verordnung den nach Landesrecht zuständigen Landesbehörden erteilten Ermächtigungen zum Erlaß von Rechtsverordnungen gelten als den Landesregierungen erteilt; die Lan- 9440 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 163. Sitzung. Bonn, Freitag, den 16. Juni 1961 desregierungen können diese Befugnis auf oberste Landesbehörden übertragen. § 8 der Verordnung M Nr. 2/57 gilt vom Tage nach der Verkündung dieses Gesetzes. Die Verordnung M Nr. 2/57 tritt mit dem Inkrafttreten einer auf Grund des § 20 a des Milch- und Fettgesetzes in der Fassung dieses Gesetzes erlassenen Rechtsverordnung außer Kraft. Bonn, den 15. Juni 1961 Hoogen Bauknecht Kriedemann Mauk Anlage 3. Zweite Berichtigung zu dem Schriftlichen Bericht des Abgeordneten Dr. Wahl (Drucksache 2816). *) Es ist zu lesen: Rechte Spalte Zeile 3 statt „im eigenen Recht hinweisen in der Weise, daß entweder Unterhaltsgläubiger": des eigenen Rechts hinweisen, nämlich wenn Unterhaltsgläubiger; Zeile 5 statt „dieses Staates": des Gerichtsstaates; Zeile 8 statt „oder": während. *) Siehe auch 162. Sitzung Seite 9381 B.
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    Rede von Georg Kurlbaum


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Dann möchte ich aber doch die Frage an Sie richten, Herr Schmücker: Wo hört denn



    Kurlbaum
    bei Ihnen der kleine Mann bezüglich des Einkommens auf? Das zu wissen, wäre für uns und für die Öffentlichkeit interessant.
    Schmücker (CDU/CSU) Herr Kurlbaum, ich wiederhole das, was ich soeben gesagt habe: Wer Mittelstandspolitik betreibt und sich bemüht, den Mittelstand nach oben oder unten abzugrenzen, der ist auf dem falschen Wege. Wir müssen sehen, daß wir die allgemeinen Voraussetzungen für die selbständige berufliche Tätigkeit in jeder Größenordnung — in kleineren, mittleren und größeren Rahmen — erhalten. Das nenne ich Mittelstandspolitik.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Eine solche Mittelstandspolitik verbietet es geradezu, Abgrenzungen vorzunehmen. Ich möchte es so sagen: Wer den Mittelstand eingrenzt, tötet ihn.
    Dann wurde Klage darüber geführt, daß wir immer nur gegen die Konzentration reden und nichts tun. Der Kartellbericht sei vorgelegt, aber die Schlußfolgerungen seien nicht daraus gezogen worden. Meine Damen und Herren, wir haben uns bemüht, auch die Aktienrechtsreform zu verabschieden. Es lag einfach nicht an den Möglichkeiten dieses Hauses. Gerade die gestrige Debatte im Wirtschaftsausschuß hat doch gezeigt, daß die Vorschläge noch nicht reif sind und daß man der Regierung recht geben muß, daß man ein Gesetz wie das Kartellgesetz erst einmal eine Legislaturperiode arbeiten lassen soll. Natürlich wissen wir in dem einen oder anderen Punkt schon, was zu ändern ist. Aber, meine Damen und Herren, man muß die Dinge schon in einem etwas größeren Zusammenhang sehen, in dem Zusammenhang, Kollege Lange, den Sie selber bei der Steuergesetzgebung als notwendig anerkannt oder gefordert haben.
    Konzentration hin und her, meine Damen und Herren! Wer machte denn den Vorschlag, der zur Konzentration schlechthin führt? Das ist doch Ihr Vorschlag Ihrer „Volksaktie". Stellen Sie sich doch einmal vor, daß dieser Deist-Topf geschaffen würde! Der Mann, der an der Spitze dieses Vermögens steht, hat doch mehr zu sagen als alle Wirtschaftskapitäne und der Bundeswirtschaftsminister zusammen. Wenn Sie diese Spitze erreicht haben, brauchen wir uns hier im Parlament wirtschaftspolitisch gar nicht mehr zu unterhalten. Dann entscheidet dieser Mann, der am Drücker sitzt, was in Deutschland wirtschaftspolitisch geschieht. Das ist Konzentration, und gegen diese Konzentration treten wir an.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Nun einiges zu den Herren der Freien Demokraten! Herr Imle, Sie sprachen von der Endlösung. Nun, es hat sich etwas mit der Endlösung in der Mittelstandsfrage. Ich bin der Meinung, wir sollten der Entwicklung auf den Fersen bleiben. Aber was auch Ihre Ausführungen nicht dargestellt haben, ist, wo eigentlich der Angelpunkt der Probleme liegt. Sie haben hier wieder im Sinne von, ich möchte sagen: Bonbon-Politik gesprochen; ich will Ihnen das gleich an Einzelbeispielen beweisen.
    Sie begannen mit der Umsatzsteuer und meinten sehr stolz, daß Sie als erste dem Parlament einen Mehrwertsteuervorschlag überreicht hätten. Sie wollten damit sagen, daß Sie diesmal ausnahmsweise von der Methode des Abschreibens abgekehrt seien und etwas original eingebracht hätten. Das ist richtig. Bevor aber dieser Umsatzsteuervorschlag eingereicht wurde, hat Ihr Parteimitglied Herr Zieroldt-Pritsch vor unserem Diskussionskreis Mittelstand gesprochen. Wir als Diskussionskreis Mittelstand haben damals allen Kollegen dieses Hauses, allen, auch der Opposition — vielleicht entsinnen sich noch einige —, die Schrift über diese Mehrwertsteuer zugestellt mit der Bitte, sie zu diskutieren.
    Nun meinten Sie, dann hätten wir Vorschläge machen sollen. Aber Herr Imle, ich bitte Sie! Soll denn der Finanzausschuß bei der Belastung, die er heute hat, Einzelvorschläge ohne Vorklärung durch die Regierung behandeln? Dann kommen wir doch zu gar nichts mehr. Wir müssen doch verlangen, daß die Vorschläge, die uns von der Regierung und von den Fraktionen gemacht werden, durchdiskutiert sind, soweit es irgend möglich ist. Der Mehrwertsteuervorschlag, den Sie eingebracht haben, war nicht durchdiskutiert. Er stieß auf den erbitterten Widerstand des Handwerks, auf den erbitterten Widerstand des Großhandels, und zwar mit Recht; denn es ist einfach ausgeschlossen, daß Sie eine generelle Mehrwertsteuer einführen, ohne die Besonderheit des Handwerks zu berücksichtigen. Sie sprechen hier über Belastungen der lohnintensiven Betriebe. Diese Belastungen, die wir nicht übersehen, wären ja ein Kinderspiel gegenüber den Belastungen, die bei Ihrer Art von Mehrwertsteuer entstanden wären. Herr Imle, ich muß Sie schon bitten: Nehmen Sie die Probleme insgesamt und kümmern Sie sich darum, wie die Auswirkungen sind!
    Da ich gerade bei der Lohnbezogenheit bin, Herr Imle, will ich Ihnen auch darauf eine Antwort geben. Ich wüßte z. B. einen Vorschlag. Ich gebe aber auch zu, er ist nicht bis zum letzten durchdiskutiert. Aber ich will ihn einmal nennen. Es ist der Vorschlag, daß man bei ,der Mehrwertsteuer die Investitionen nicht berücksichtigt. Ja, Herr Starke, jetzt komme ich auf des Pudels Kern. Hier wird immer gesagt, man solle die lohnintensiven Betriebe entlasten. Aber dann müssen es doch die anderen bezahlen. Meine Damen und Herren, sagen Sie das offen, aber holen Sie sich nicht nur die Beschwerden so eine nach der anderen, sondern ziehen Sie dabei auch die Konsequenzen! Ich meine, das sei keine aufrechte, keine innerlich wahre Politik, wenn man verschweigt, wer zahlen soll. Überlegen wir uns einmal den Gedanken, ob wir nicht die stärkere Belastung der lohnintensiven Wirtschaft anderweitig ausgleichen können! Aber wenn wir das wollen, meine Damen und Herren, dann müssen wir es offen aussprechen, auch zu einem so ungünstigen Termin wie heute, da wir kurz vor den Wahlen stehen.
    Dann haben Sie davon gesprochen, daß die Zahl der Handwerksbetriebe zurückgegangen ist. Das liegt zum ersten daran, daß wir damals eine große Anzahl von Betrieben hatten, die von überalterten



    Schmücker
    Inhabern geführt wurden; das ist also ein ganz natürlicher Abgang. Zum zweiten liegt es daran, daß die Inhaber kleinerer Betriebe auf Grund der Marktlage die Möglichkeit hatten, ihre Betriebe zu erweitern. Wenn Sie nun behaupten, daß ein Handwerker, ein Alleinmeister mit einem Gesellen — —

    (Abg. Dr. Imle: Aber dadurch nehmen Sie doch nicht ab!)

    — Entschuldigen Sie, ich bin doch noch nicht fertig, ich kann nur eines nach dem anderen sagen. — Wenn Sie nun überlegen, welche Möglichkeiten heute ein Alleinmeister, sagen wir einmal, mit einem Lehrling, oder ein Alleinunternehmer hat, so ergibt sich doch gerade aus der sozialen Belastung, die ihn nicht trifft, daß der Bewegungsraum für ihn größer ist. Es ist also das Gegenteil von dem richtig, was Sie hier behauptet haben.
    Ich meine, das mußte hier wenigsten angeführt werden, wenn es auch vor halb leerem Hause geschieht; das Protokoll muß es wenigstens registrieren.
    Sie haben über Vermögensbildung gesprochen, Herr Kollege Imle, über die Ergebnisbeteiligung. Nun, wir kommen doch gar nicht daran vorbei, daß wir die Vermögensbildung verbessern. Wir überlegen uns doch dauernd: Wie können wir den Anteil der Arbeitnehmer erhöhen, aber gleichzeitig dafür sorgen, daß diese Gelder investiert werden? Meine Damen und Herren, das ist ein gesamtwirtschaftliches Problem, dem sich auch der Mittelstand zu stellen hat, und ich bin in jeder Versammlung bereit, diese Dinge zu vertreten.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Denn was ist die Folge, wenn wir an diesen Dingen vorbeigehen? Investiert werden muß. Wenn es nicht über die Beteiligung, die Aufnahme von neuem Kapital also, gemacht wird, wird es über den Preis gemacht; und was das für Auswirkungen hat, können Sie sich doch ausrechnen. Dann geben die Ergebnisse einzelnen Unternehmern die Möglichkeit, am Arbeitsmarkt, am Kapitalmarkt, am Warenmarkt zu tun, was sie wollen.
    Also, meine Damen und Herren, so billig kommen Sie nicht davon, daß Sie sagen: Die Leute stöhnen darüber, weil sie etwas zahlen müssen. Natürlich stöhnen sie darüber. Aber wir müssen das Gesamtproblem sehen, und wir müssen bedenken, daß die 80 % Arbeitnehmer, die wir haben, d i e Kundschaft des Mittelstandes schlechthin sind, und daß es, je besser es diesen Menschen geht — auch in sozial schwieriger Lage —, um so besser auch den Mittelständlern geht. Das ist etwas, was zusammengehört. Die Sozialpolitik und Wirtschaftspolitik aus einem Guß, das ist immer unsere These gewesen, die Sie leider noch nicht begriffen haben. Wenn ich Parteipolitiker wäre, könnte ich sagen: Gott sei Dank; sie werden das ja bei dem Ergebnis draußen entsprechend spüren.
    Nun möchte ich aber doch noch einen Punkt hier herausstellen, der deutlich machen soll, daß unsere Mittelstandspolitik Bestandteil unserer wirtschafts-und gesellschaftspolitischen Überlegungen insgesamt ist. Es ist natürlich prächtig, in eine Versammlung zu gehen und über Familienlastenausgleich zu reden. Schade, daß man nicht mehr über Ladenschluß reden kann; es war immer so nett; wenn man nicht zurechtkam, sprach man über Ladenschluß, dann stritten sich die Leute untereinander. Man kann über all diese Dinge sehr prächtig reden, weil jeder unmittelbar betroffen ist. Ich behaupte aber, daß die eigentlichen Probleme viel tiefer liegen. Die Benachteiligung des Mittelstandes, wenn man so will, liegt darin, daß er an vielen Möglichkeiten, an vielen Vorteilen, die andere gebrauchen können, nicht teilnehmen kann.
    Ich möchte zusätzlich dartun, daß dieses Problem nicht ausdiskutiert ist. Man kann es hier ansprechen; aber niemand von uns ist in der Lage, bereits einen Gesetzentwurf vorzulegen, und wenn ich dieses Problem anspreche, tue ich es durchaus mit der Bitte, mich nicht endgültig auf das festzulegen, was ich hier sage; es ist ein Diskussionsbeitrag zur Debatte in ihrem gegenwärtigen Stand.
    Meine Damen und Herren! Der Unterschied zwischen der natürlichen und der juristischen Person ist nach meiner Meinung in der Gesetzgebung, in 'der Verwaltung, vor allen Dingen in der Steuergesetzgebung noch nicht ausreichend berücksichtigt. Worin liegt der Unterschied? Er liegt darin, daß der eine die Möglichkeit hat, begrenzt — sowohl kapitalmäßig begrenzt als auch zeitmäßig begrenzt — ins Risiko zu gehen, während der selbständige Unternehmer sein gesamtes Vermögen nicht nur zum Zeitpunkt des Geschäfts, sondern bis zu seinem Todestag einzusetzen hat. Und mit dem Wort „Todestag" ist das zweite gesagt. Mit der juristischen Person ist die Fiktion aufgestellt, daß hier eine Unternehmensform besteht, die nicht durch Erbwechsel, will ich einmal sagen, ja noch nicht einmal durch den Verkauf der Besitztitel in der Kontinuität des Betriebes unterbrochen wird.
    Meine Damen und Herren, diese beiden Tatbestände haben sich als sehr schwerwiegend herausgestellt. Die Vorteile, die sich für die juristische Person ergeben, werden durch die Doppelbesteuerung nicht ausgeglichen, abgesehen davon, daß diese Doppelbesteuerung oft gar nicht effektiv ist. Wenn ich nämlich in der Lage bin, sagen wir einmal, praktisch als persönlicher Unternehmer in der Form einer größeren Aktiengesellschaft tätig zu werden, bin ich der eigentlichen Verpflichtung, die ich als persönlicher Unternehmer habe, nämlich mit vollem Kapital und bis zu meinem Lebensende zu haften, ausgewichen, und ich kann hinsichtlich der Besteuerung durchaus einen Weg finden, daß ich nicht schlechter fahre, als wenn ich die Dinge als selbständiger Unternehmer betreibe. Ich will gar nicht über diese Abnormitäten der GmbH und „Co" und all diese Dinge sprechen.
    Hinzu kommt, daß die Doppelbesteuerungsabkommen Unterschiede geschaffen haben, die geradezu grotesk sind. Wenn Sie heute morgen den Geschäftsbericht einer bestimmten Autofirma gelesen haben, meine Damen und Herren, ist Ihnen das wieder deutlich geworden. Aber ich bin nicht der Meinung, daß jemand von uns 'schon in der Lage ist, einen endgültigen Vorschlag zu machen. Wohl bin



    Schmücker
    ich aber der Auffassung, daß die Beschwerden auf Grund dieser Mißstände nicht einfach, ich möchte sagen, feuilletonistisch behandelt werden dürfen, daß man sich über Kindergeld, Lohnbezogenheit oder irgendwelche anderen Dinge verbreitet. Man muß die Ursachen offen angehen und über sie diskutieren. Ich hoffe ,daß es uns gelingen wird, in den nächsten Jahren zu einem Ergebnis zu kommen.
    Ich persönlich gehe so weit — ,das mag übertrieben von mir sein; ich sage auch ausdrücklich: ich persönlich —, daß man erwägen und darüber diskutieren sollte, es niemand zu erlauben. wenn er etwa zwei Drittel der Aktien an einem Unternehmen hat, den Besitz in dieser Weise zu handhaben, daß der eigentliche Sinn der Gesellschaftsform umgangen wird. Ich gehe noch darüber hinaus und gebe zu erwägen, ob nicht Wertpapiere nur im Besitz von natürlichen Personen sein dürften. Das alles sollte man einmal überdenken.
    Meine Damen und Herren, ich glaube, daß damit die Distanz von dem neuen wirtschaftlichen Kurs der Sozialdemokratie sehr deutlich gemacht worden ist.
    Ich möchte zusammenfassen. Wir stehen vor sehr, sehr schwierigen wirtschaftspolitischen Diskussionen und Entscheidungen. Viele Dinge, die einige von uns schon gespürt oder im eigenen Betrieb erfahren haben, sind der Allgemeinheit erst durch die Vollbeschäftigung und all ihre Folgen deutlich geworden. Ich möchte sagen: die Vollbeschäftigung ist ein großer Erfolg. Man muß aber wissen, daß mit einem Erfolg stets neue Probleme entstehen. Wir werden versuchen, sie zu lösen.
    Sie können, meine Damen und Herren, Vorwürfe erheben. Sicherlich haben wir nicht alles geschafft. Aber das, was die Bundesregierung und die sie tragende Fraktion der CDU/CSU zusammen mit dem Wirtschaftsminister getan haben, erfüllt uns mit Stolz, und wir sind bereit, jederzeit vor die deutsche Öffentlichkeit, insbesondere vor den deutschen Mittelstand, zu treten.

    (Beifall in der Mitte)



Rede von Dr. Thomas Dehler
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat der Herr Bundesminister für Wirtschaft.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Ludwig Erhard


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wenn auch die Besetzung des Hauses nicht gerade ein übermäßiges Interesse an dieser Aussprache erkennen läßt — insbesondere in den Reihen der antragstellenden Partei, der Opposition —, so möchte ich doch einige Worte sagen und mit Zahlen dokumentieren, wie die Dinge eigentlich liegen.
    Ich glaube, Kollege Schmücker hat völlig recht, wenn er darauf hingewiesen hat, daß sich die Wirtschaftspolitik nicht aufteilen läßt in eine Wirtschaftspolitik für soundsoviele Industriezweige, für soundsoviele Handwerkszweige, für Handel und dergleichen mehr, sondern daß die Wirtschaftspolitik immer nur vom Ganzen — also umfassend — gesehen und gehandhabt werden kann. Allerdings werden unter bestimmten Kriterien für die Aufrechterhaltung, ,den Schutz und das Gedeihen des Mittelstandes je nach der Situation — man muß da beweglich sein — da oder dort gewisse Maßnahmen erforderlich sein. So haben wir auch tatsächlich gehandelt. Das ist mannigfach zu beweisen. Die Gesetzgebung dieser ganzen Legislaturperiode ist eine fast lückenlose Beweiskette dafür, wie sehr wir uns nach dieser Richtung hin bemüht haben.
    Was Mittelstand und Konzentration anlangt, so werden Sie nicht bestreiten können, daß der Bericht des Bundeskartellamtes in fast schonungsloser Offenheit auf alle Tatbestände hinweist, die möglicherweise zu einer Gesellschaftskritik Anlaß geben können. Die Bundesregierung hat von sich aus schon zu erkennen gegeben, daß sie willens ist, in der nächsten Legislaturperiode eine Novellierung vorzunehmen. Das Gesetz ist bekanntlich am 1. Januar 1958 in Kraft getreten, und bei einem Gesetz von solcher gesellschaftspolitischer Tragweite ist es einfach ein Gebot der Verantwortung, hinreichende Erfahrungen zu sammeln.
    Aber, meine Damen und Herren! Ziehen wir einmal Bilanz über das Ergebnis der mittelständischen Politik — wenn ich das jetzt einmal herausgreifen oder isolieren und bechränken darf — am Beispiel etwa des Handwerks und des Einzelhandels.
    Ich darf als Vergleichsmaß vorausnehmen, daß die deutsche Industrie in diesen vier Jahren — das heißt in dieser Legislaturperiode, die wir jetzt beenden — eine Steigerung ihrer Umsätze von 41,5 % zu verzeichnen hat — innerhalb von vier Jahren bestimmt ein stolzes Ergebnis. Nun der Einzelhandel: er hat seine Umsätze in den gleichen vier Jahren von 71 auf 91 Milliarden gesteigert. Das ist eine Zunahme um 34,5 %. Das Handwerk hat seine Umsätze von 60 auf 81 Milliarden gesteigert. Das ist eine Steigerung von 42 %. Wenn es eine Regierung mit ihrer Politik fertigbringt, innerhalb einer Legislaturperiode die Umsätze des Mittelstandes um rund. 40 0/o zu steigern, dann ist jedenfalls die Behauptung, daß am Ende der Legislaturperiode die Verhältnisse schwerer und bedrängender erscheinen als zu Beginn der Legislaturperiode, widerlegt. Im Gegenteil, es ist der Gegenbeweis geführt!

    (Beifall in der Mitte.)