Rede von
Werner
Schwarz
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(CDU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir stehen wieder einmal am Ende einer Debatte über Grünen Bericht und Grünen Plan. Die Zeit und die Besetzung des Hauses ermuntern nicht, noch lange Ausführungen zu machen. Darf ich aber allen denen, die sich heute an der Debatte beteiligt haben, herzlichen Dank sagen für die Sachlichkeit des Vortrags, für die
8282 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode—146. Sitzung. Bonn, Freitag, den 24. Februar 1961
Bundesminister Schwarz
Sachlichkeit des Inhalts. Ich glaube, daß der in der Vergangenheit oft geschmähte Grüne Bericht seinen Teil dazu beigetragen hat, daß die Debatte sich in dieser Form abwickelte. Ist doch dieser Grüne Bericht von allen Seiten positiv bewertet worden und sind vor allen Dingen die Formen, in denen der Grüne Bericht seine Darlegungen anbietet, allgemein als objektiv unterstrichen worden. Ich glaube, ein besseres Lob können wir denen, die in jährlicher Arbeit diese Dinge getan haben, nicht zollen.
Das Ergebnis der heutigen Debatte war allseitige Übereinstimmung darüber, daß erhebliche Schwierigkeiten in der Landwirtschaft vorliegen und erhebliche Anstrengungen gemacht werden müssen, um diese Schwierigkeiten überwinden zu helfen. Den Hauptteil wird dabei die Landwirtschaft selber zu tragen haben. Wir alle haben die Pflicht, ihr hierbei zu helfen.
Eine nüchterne Betrachtung der Tatbestände ist dabei die erste Voraussetzung. Ich bin dankbar für den stellenweise sehr nachdrücklichen Hinweis, daß wir in einem Zeitalter der Technik leben, die uns neue Formen in der Landwirtschaft aufzwingt. Wenn das, was in allen Ländern bereits vor Jahren vor sich gegangen ist, bei uns erst in diesen Jahren so hart in Erscheinung tritt, so ist das dem Strom unglücklicher Menschen mit zu verdanken, die Haus und Hof und Heimat verlassen mußten, um hier im Westen in der Freiheit weiterleben zu dürfen. Sie waren es, die uns über Jahre davor bewahrt haben, jene technischen Hilfsmittel vorzeitig einzusetzen. Nun aber sind diese Kräfte durch die übrige Wirtschaft aufgesogen, und wir stehen als Landwirtschaft vor der Frage: Wie werden wir mit den Dingen fertig? Es ist gesagt worden, daß das nicht ohne Sorge und Kummer vor sich geht. Ich unterstreiche das.
Es ist aber etwas anderes noch, meine Damen und Herren, das heute nicht gesagt wurde und von dem ich glaube, daß es gesagt werden muß. Wir stehen auch in einem Zeitalter der sehr klaren Entscheidung zwischen Ost und West, zwischen Freiheit bei uns und Unfreiheit auf der anderen Seite. Diese Entscheidung ist für uns klar, und sie ist unabdingbar. Wir haben uns in den Reigen der freien Völker eingereiht. Dies geht aber nicht ohne Beiträge; und diese Beiträge können nicht allein auf der politischen oder militärischen Ebene liegen, sie liegen genauso auf der wirtschaftlichen Ebene und liegen nicht minder in der Gemeinsamkeit des Bestrebens, jenen Ländern zu helfen, die wir als Entwicklungsländer ja gerade in jüngster Zeit hinreichend kennengelernt haben. Die Beiträge, die wir auf Grund der wirtschaftlichen Notwendigkeiten zu leisten haben, können nicht spurlos an unserem landwirtschaftlichen Sektor vorübergehen. Es ist müßig, darüber zu sprechen, ob Importe vermeidbar wären oder gar gestrichen werden könnten. Es ist auch nicht immer zweckmäßig, darüber zu sprechen, woher die Importe kommen; denn seien Sie alle überzeugt: woher sie auch kommen mögen, es steht eine Überlegung dahinter.
So hat also der Landwirtschaftsminister hier eine Synthese zu finden zwischen der Eigenproduktion, den Importen und den Notwendigkeiten, die das Landwirtschaftsgesetz ihm zwingend auferlegt. Daß es hierbei für diejenigen, die übelwollen, nicht schwierig ist, ihm den Schwarzen Peter zuzustecken, dürfte einleuchtend sein. Meine Damen und Herren, .das darf aber weder den Landwirtschaftsminister noch viel weniger die Bundesregierung davon abhalten, einen geraden Weg zu gehen, ganz gleich, welchen Anfeindungen man sich dabei auch aussetzt, und in den Bereich der Überlegungen zu stellen, was zur Erhaltung unserer Landwirtschaft, insonderheit eines gesunden deutschen Bauerntums nötig ist, daneben aber auch die Grundlage dafür zu erhalten, daß wir in der Zukunft hier in Freiheit leben können. Dazu müssen auch wir auf unserem Gebiet unseren Beitrag leisten.
Ich glaube, wenn wir unter Berücksichtigung all der Anregungen, die heute gegeben worden sind und auf die ich angesichts der späten Stunde nicht näher eingehen kann, ,die wir aber gern prüfen wollen, uns zu gemeinsamer Arbeit an diesem Problem bereit finden, dann werden wir in Jahresfrist zwar wiederum Schwierigkeiten, aber, wie ich denke, auch sichtbare Fortschritte zu verzeichnen haben auf dem Wege zu unserem gemeinsamen Ziel: der Erhaltung eines gesunden deutschen Bauerntums.