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ID0314606100

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    Deutscher Bundestag 146. Sitzung Bonn, den 24. Februar 1961 Inhalt Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Güterkraftverkehrsgesetzes (FDP) (Drucksache 2412) 8237 A Fragestunde (Drucksachen 2497, 2537) Fragen des Abg. Ritzel: Zweites Fernsehprogramm von Eckardt, Staatssekretär 8237 C, 8238 A Ritzel (SPD) 8238 A Frage des Abg. Dr. Bechert: Erhöhtes Angebot von Fleisch tuberkulosekranker Rinder Schwarz, Bundesminister . . . . 8238 B, D Dr. Bechert (SPD) 8238 B, C Frage des Abg. Vogt: Jordanisches Verbot der Einfuhr von Konsumgütern Dr. Dr. h. c. Erhard, Bundesminister 8239 A, B Vogt (CDU/CSU) 8239 B Bericht der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 2400, zu 2400); in Verbindung mit dem Entwurf einer Ergänzung zum Entwurf des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1961 (Grüner Plan 1961) (Drucksache 2300) — Fortsetzung der ersten Beratung — Bauknecht (CDU/CSU) 8239 C Bauer (Wasserburg) (CDU/CSU) . 8243 B Frau Strobel (SPD) 8247 B Walter (FDP) 8252 B Dr. Pflaumbaum (CDU/CSU) . . 8253 D Bading (SPD) 8256 D Sander (FDP) 8261 A Logemann (DP) 8266 A Engelbrecht-Greve (CDU/CSU) . 8268 D Frehsee (SPD) 827,1 B Mauk (FDP) . . . . . 8274 D, 8282 D Dr. Siemer (CDU/CSU) . . . . . 8277 C Lücker (München) (CDU/CSU) . . . 8280 B Schwarz, Bundesminister . . . . . 8281 D Nächste Sitzung 8283 C Anlagen 8285 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 146. Sitzung. Bonn, Freitag, den 24. Februar 1961 8237 146. Sitzung Bonn, den 24. Februar 1961 Stenographischer Bericht Beginn: 9.02 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Dr. Atzenroth 24. 2. Bazille 15. 3. Bettgenhäuser 4. 3. Dr. Birrenbach 6. 3. Fürst von Bismarck 24. 2. Blachstein 24. 2. Börner 24. 2. Dr. Bucerius 24. 2. Caspers 1. 4. Dr. Deist 2. 3. Demmelmeier 18. 3. Deringer 24. 2. Frau Döhring (Stuttgart) 24. 2. Dowidat 24. 2. Eberhard 7. 3. Ehren 28. 2. Eisenmann 24. 2. Erik 24. 2. Erler 24. 2. Dr. Dr. h. c. Friedensburg 24. 2. Dr. Furler 24. 2. Geiger (München) 28. 2. Dr. Götz 24. 2. Dr. Gradl 24. 2. Freiherr zu Guttenberg 24. 2. Haage 24. 2. Hahn 24. 2. Dr. Dr. Heinemann 24. 2. Höfler 24. 2. Hörauf 10. 3. Illerhaus 24. 2. Jacobi 24. 2. Dr. Jordan 25. 2. Frau Kalinke 24. 2. Keuning 24. 2. Dr. Kopf 6. 3. Dr. Kreyssig 24. 2. Kühn (Bonn) 28. 2. Kühn (Köln) 18. 3. Leber 24. 2. Lenz (Brühl) 24. 2. Lohmar 24. 2. Dr. Martin 6. 3. Dr. Mende 4. 3. Mensing 24. 2. Dr. Menzel 28. 2. Metzger 24. 2. Dr. Meyer (Frankfurt) 24. 2. Freiherr von Mühlen 24. 2. Neubauer 10. 3. Neuburger 24. 2. Nieberg 24. 2. Peters 24. 2. Frau Dr. Probst 24. 2. Probst (Freiburg) 24. 2. Rimmelspacher 24. 2. Dr. Ripken 24. 2. Rollmann 24. 2. Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich Dr. Rüdel (Kiel) 3. 3. Ruhnke 25. 3. Scharnberg 24. 2. Scheel 24. 2. Dr. Schild 24. 2. Dr. Schmid (Frankfurt) 24. 2. Schmidt (Hamburg) 24. 2. Dr. Schneider (Saarbrücken) 24. 2. Schröder (Osterode) 24. 2. Schultz 18. 3. Schüttler 24. 2. Dr. Seffrin 1. 3. Seuffert 24. 2. Dr. Stecker 24. 2. Frau Dr. Steinbiß 4. 3. Stenger 28. 2. Stingl 2. 3. Storch 25. 2. Dr. Tamblé 24. 2. Theil (Bremen) 24. 2. Vehar 25. 2. Dr. Vogel 24. 2. Wacher 24. 2. Wagner 24. 2. Wehner 24. 2. Weinkamm 24. 2. Welke 25. 2. Wendelborn 26. 2. Werner 25. 2. Wittrock 24. 2. Dr. Zimmer 27. 2. Anlage 2 Umdruck 769 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 2400, zu 2400). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, bis spätestens zum 1. Mai 1961 dem Bundestag zu berichten, welche Maßnahmen sie zur Durchführung des § 1 des Landwirtschaftsgesetzes für das laufende Wirtschaftsjahr getroffen- hat oder zu treffen beabsichtigt unter Berücksichtigung a) der Steigerung des Lohnniveaus und der ständig steigenden Kostenbelastung der deutschen Landwirtschaft, b) der Notwendigkeit, der deutschen Landwirtschaft die Möglichkeit zu geben, sich auf den gesteigerten Wettbewerb im Gemeinsamen Markt der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft vorzubereiten, insbesondere inwieweit sie bereit ist, a) die in den Artikeln 44 und 46 des EWG-Vertrages gegebenen gesetzlichen Möglichkeiten zur Anwendung von Mindestpreisen und Abschöpfungen unverzüglich voll auszuschöpfen und 8286 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 146. Sitzung. Bonn, Freitag, den 24. Februar 1961 b) die Nahrungsmittelimporte auf den tatsächlichen Inlandsbedarf abzustellen. Bonn, den 22. Februar 1961 Mauk Walter Sander Lenz (Trossingen) und Fraktion Anlage 3 Umdruck 770 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 2400, zu 2400). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, die Selbsthilfe bei der Rationalisierung der Betriebe mit folgenden Investitionserleichterungen zu unterstützen: 1. Gewährung von Zinsverbilligungen für alle Kredite, die zur Finanzierung von Rationalisierungsmaßnahmen benötigt werden, und zwar in einem Umfang, der den Bedingungen im sozialen Wohnungsbau gleichkommt, 2. Konsolidierung der zur Finanzierung von Rationalisierungsmaßnahmen bereits aufgenommenen kurz- und mittelfristigen Kredite mit einem Zinssatz von höchstens 2 v. H., 3. Anwendung der unter 1. und 2. genannten Maßnahmen auf Um- und Neubauten (Wirtschafts- und Wohngebäude); Anschaffung von Schleppern, Maschinen, Geräten, Trocknungsanlagen usw. sowie andere Einrichtungen für die betriebs- und hauswirtschaftliche Rationalisierung; überbetrieblichen Maschineneinsatz; Althofsanierung; Aussiedlung und Aufstockung; Meliorationen und wasserwirtschaftliche Maßnahmen; Trinkwasserversorgung; Elektrifizierung; Flurbereinigungslasten; alle Selbsthilfemaßnahmen zur Qualitätsverbesserung und zur Absatzverbesserung, besonders Schaffung der Einrichtungen zur Zusammenfassung des Warenangebots in den Betrieben selbst, in den Genossenschaften und im Landhandel. Bonn, den 22. Februar 1961 Mauk Walter Sander Lenz (Trossingen) und Fraktion Anlage 4 Umdruck 771 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 2400, zu 2400). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, denjenigen landwirtschaftlichen Betrieben, bei denen eine Deckung des Vergleichsaufwands durch den Betriebsertrag nach dem Bericht der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft nicht erreicht wurde, die Vermögensabgabe gemäß dem Gesetz zum Lastenausgleich bis auf weiteres zu stunden. Bonn, den 22. Februar 1961 Mauk Walter Sander Lenz (Trossingen) und Fraktion Anlage 5 Umdruck 772 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 2400, zu 2400) Der Bundestag wolle beschließen: 1. Die Bundesregierung wird ersucht, zu prüfen, ob als sofortiger Beitrag zur Senkung der Betriebskosten der Landwirtschaft die Belastungen bei der Einfuhr von landwirtschaftlichen Maschinen und Geräten, Düngemitteln und Schädlingsbekämpfungsmitteln gesenkt werden können. 2. Die Bundesregierung wird aufgefordert, hierüber dem Deutschen Bundestag bis zum 30. April 1961 zu berichten. Bonn, den 22. Februar 1961 Mauk Walter Sander Lenz (Trossingen) und Fraktion Anlage 6 Umdruck 773 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 2400, zu 2400). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, angesichts der im Grünen Bericht 1961 nachgewiesenen weiteren Verschlechterungen der Einkommenssituation der Landwirtschaft gegenüber den im Landwirtschaftsgesetz gesetzten Zielen den Grünen Plan 1961 um folgende Maßnahmen zu ergänzen: 1. Wiederherstellung der Qualitätsprämie für Milch in mindestens der ursprünglichen Höhe (4 Pf je kg), 2. Verbilligung der Schädlingsbekämpfungsmittel um 20 v. H. Bonn, den 22. Februar 1961 Mauk Walter Sander Lenz (Trossingen) und Fraktion Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 146. Sitzung. Bonn, Freitag, den 24. Februar 1961 8287 Anlage 7 Umdruck 774 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 2400, zu 2400). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, den vorgelegten Bericht über die Lage der Landwirtschaft — Drucksache 2400 — durch folgende Punkte zu ergänzen und diese Ergänzung spätestens bis zum 1. Mai 1961 dem Bundestag vorzulegen: 1. Eine Berechnung des Vergleichslohns auf der Grundlage des tatsächlichen Stundenarbeitsverdienstes gemäß dem Beschluß des Bundestages vom 1. Juli 1960, unter Berücksichtigung der tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden einschließlich der Überstunden und Feiertagszuschläge sowie des bezahlten Urlaubs und der Bezüge im Krankheitsfalle. 2. Aufgliederung der im Bericht angegebenen bereinigten Zahl der Vollarbeitskräfte nach a) Nebenerwerbsbetrieben, b) Sonderkulturen, c) landwirtschaftlichen Vollerwerbsbetrieben. 3. Darlegung der Gründe, warum die bereinigte Zahl der Vollarbeitskräfte im Bericht und die Angaben ,des Statistischen Bundesamtes über die Zahl der in der Landwirtschaft beschäftigten Erwerbspersonen so erheblich voneinander abweichen. 4. Angabe der sich aus der Vergleichsrechnung ergebenden Gesamtdisparitätssumme, unter Berücksichtigung des § 4 Buchstaben a, b und c des Landwirtschaftsgesetzes. Bonn, den 22. Februar 1961 Mauk Walter Sander Lenz (Trossingen) und Fraktion Anlage 8 Umdruck 775 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 2400, zu 2400). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, 1. im Grünen Plan nur diejenigen finanziellen Leistungen des Bundes aufzuführen, die unmittelbar und kurzfristig zur Verbesserung der Einkommenslage der Landwirtschaft beitragen; 2. aus dem Grünen Plan alle die finanziellen Leistungen auszugliedern, die a) im wesentlichen die Verbrauchssphäre oder die Allgemeinheit betreffen, b) Stadt und Land gleichermaßen dienen, c) schon immer allgemeine Staatsaufgaben sind z. B. besondere Regionalprogramme wie Küstenplan und dergleichen sowie langfristige Strukturmaßnahmen zur Vorbereitung der Landwirtschaft auf die EWG, Meliorationen usw. Bonn, den 22. Februar 1961 Mauk Walter Sander Lenz (Trossingen) und Fraktion Anlage 9 Umdruck 776 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 2400, zu 2400). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird erneut aufgefordert, spätestens bis zum 1. Mai 1961 zu untersuchen und dem Deutschen Bundestag zu berichten, wie sich unter Berücksichtigung der Lage und der Struktur der 'deutschen Landwirtschaft sowie der durch den EWG-Vertrag übernommenen Verpflichtungen der deutschen Landwirtschaft die Übernahme einer Agrarpolitik auswirken würde, wie sie z. B. in England (System garantierter Mindestpreis) durchgeführt wird. Bonn, den 22. Februar 1961 Mauk Walter Sander Lenz (Trossingen) und Fraktion Anlage 10 Umdruck 777 Entschließungsantrag der Fraktion der CDU/ CSU zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß den §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 2400, zu 2400). Der Bundestag wolle beschließen: Der Bundestag nimmt die Erklärung der Bundesregierung sowie ihren Bericht über die Lage der Landwirtschaft gemäß den §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes zur Kenntnis. Er erkennt an, daß die Bundesregierung trotz der durch die Umstellung des Haushaltsjahres bedingten Schwierigkeiten die gemäß § 6 des Landwirtschaftsgesetzes vorgesehenen Maßnahmen frühzei- 8288 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 146. Sitzung. Bonn, Freitag, den 24. Februar 1961 tig in Form einer Ergänzungsvorlage zum Haushaltsplan 1961 vorbereitet hat, so daß eine Verzögerung in der Fortführung der Maßnahmen der Grünen Pläne infolge der Vorverlegung des Beginns des Haushaltsjahres vermieden wurde. Er begrüßt es, daß der Ergänzungshaushalt Grüner Plan 1961 der Entschließung des Bundestages vom 11. März 1960 zum Bericht der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft durch besondere Maßnahmen zugunsten der von Natur aus benachteiligten Gebiete entsprochen hat. 'Der Bundestag stimmt den im Grünen Plan 1961 vorgeschlagenen Maßnahmen, ebenso den zur Verbesserung der Lage der bäuerlichen Familienbetriebe vorgesehenen Maßnahmen mit einem Aufwand von 300 Mio DM im Grundsatz zu mit der Maßgabe, daß von den haushaltsrechtlichen Möglichkeiten der Austauschbarkeit innerhalb der einzelnen Positionen ein den fachlichen Bedürfnissen entsprechender Gebrauch gemacht wird. Er erwartet, daß die Richtlinien zur Durchführung der vorgesehenen Maßnahmen, insbesondere für das 300 Mio DM umfassende Sonderprogramm im Benehmen mit den Ländern umgehend erlassen werden. Von den Ausführungen des Bundesernährungsministers für die künftig beabsichtigten Maßnahmen zur Verwirklichung des Landwirtschaftsgesetzes nimmt der Bundestag im Grundsatz zustimmend Kenntnis. Er ist der Auffassung, daß die günstige, nicht zu entbehrende Wirkung der Maßnahmen der bisherigen Grünen Pläne durch die allgemeine Wirtschaftspolitik, insbesondere durch die Handels-, Steuer-, Kredit- und Preispolitik gemäß § 1 des Landwirtschaftsgesetzes wirksamer unterstützt werden sollte. Bonn, den 23. Februar 1961 Dr. Krone und Fraktion Anlage 11 Umdruck 778 Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 2400, zu 2400) Der Bundestag wolle beschließen: Der Bundestag hat den Bericht der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft zur Kenntnis genommen und festgestellt, daß im Wirtschaftsjahr 1959/60 eine Verschlechterung des Wirtschaftsergebnisses der landwirtschaftlichen Betriebe eingetreten ist. Für die Mehrzahl der landwirtschaftlichen Betriebe sind die im Landwirtschaftsgesetz festgelegten Ziele noch nicht erreicht. Der Bundestag stimmt daher dem von der Bundesregierung vorgeschlagenen Grünen Plan 1961 im Grundsatz mit der Maßgabe zu, daß die Mittel innerhalb der einzelnen Positionen austauschbar sind. Der Bundestag fordert die Bundesregierung auf, verstärkte Anstrengungen zur Erfüllung des im § 1 des Landwirtschaftsgesetzes erteilten Auftrages zu unternehmen. Bonn, den 23. Februar 1961 Ollenhauer und Fraktion
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. J. Hermann Siemer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es ist vielleicht etwas unhöflich, jetzt noch zu sprechen; aber ich will auch nicht eine Rede halten, sondern nur auf einige Bemerkungen eingehen, die heute gemacht worden sind.
    Zunächst darf ich mir erlauben, Frau Kollegin Strobel, Ihnen zu sagen, daß ich Ihnen für Ihre wirklich gute Rede Beifall zollen möchte. Ich habe nur eine Frage an Sie. Wie ist es möglich, daß Sie von einer Verringerung der Wertschöpfung sprechen, die Sie mit 4 % von 1954 bis 1960 angeben, und gleichzeitig Ihre Meinung in dem Satz zusammenfassen: Der Rückgang der Wertschöpfung ist eine Folge der Agrarpolitik der Bundesregierung?
    Frau Kollegin Strobel, die Wertschöpfung ist zwar rückgängig. Ihr Kollege, Herr Frehsee, hat allerdings gesagt, daß sie gestiegen sei. Nun, es ist so: Wenn ich sie relativ sehe, ist sie rückgängig; wenn ich sie absolut nehme, ist sie natürlich enorm gestiegen.

    (Abg. Frau Strobel: Herr Siemer, das kann wirklich nur ein Mißverständnis sein!)

    — Also gut, ich wollte auch nur darauf eingehen, um folgendes zu sagen. Sie sind zu der Schlußfolgerung gekommen, daß die Wertschöpfung oder, sagen wir, die Entwicklung der Agrarpolitik schlechthin eine Folge der allgemeinen Wirtschaftspolitik der Bundesregierung sei. Das möchte ich doch sehr einschränken. Ich glaube nicht, daß Sie das so sagen können; denn die allgemeine Wirtschaftspolitik der Bundesregierung ist zunächst einmal die Voraussetzung dafür, daß sich diese Entwicklung der Wertschöpfung — absolut gesehen — ergeben hat. Was aber — und das haben wir ja alle jetzt bezahlen müssen — falsch gemacht worden ist, ist nicht von der Bundesregierung allein, sondern vom ganzen Parlament falsch gemacht worden, damals, als wir den Butterzoll aufhoben. Daran war nicht nur die CDU, sondern waren auch Sie von der SPD



    Dr. Siemer
    genauso beteiligt, vielleicht dürfen wir sagen, durch die Presse hervorgerufen, die eine allgemeine — sagen wir es ruhig einmal — wilde Panikmache entfaltet hat.
    Als wir diesen Zoll aufhoben, war der erste Einbruch in die sogenannte wertmäßige Preisentwicklung geschehen. Das Parlament ist sich klar darüber, daß damals etwas geschehen mußte. Aber was daraus entstanden ist, was wir damals nicht überblickt haben, ist nach Unterlagen der Bundesregierung ein Verlust von 225 Millionen DM in der Milcheinnahme, nach anderen Äußerungen — die heute hier erwähnt wurden — sogar ein Verlust von 400 Millionen DM.

    (Abg. Bauknecht: Es sind 227 Millionen DM!)

    — Kurz und gut, wenn es 227 Millionen DM nach den amtlichen Berichten sind — so habe ich es mir auch ausgerechnet —, macht das für das ganze Bundesgebiet im Schnitt 1,5 Pf weniger Milcheinnahme aus.

    (Zuruf von der Mitte: Für die Werkmilch 2 1/2 Pf!)

    — Für Gebiete, wie ich sie zu vertreten habe, macht es 2,35 Pf pro Liter Milch aus.

    (Abg. Frau Strobel: Ich finde es außerordentlich interessant, daß Sie sich deswegen ausgerechnet an die Opposition wenden, die ja keinen Beschluß durchbringen kann!)

    — Ich will Ihnen etwas sagen — und deswegen wollte ich gerade das Wort nehmen und an Sie meine kurze Rede halten —: Wir können das ändern, wir haben durchaus Möglichkeiten, diese Fragen im besten Einvernehmen zu lösen. Das Einvernehmen kann darin bestehen, daß Sie zu Ihrem Wort stehen und prüfen, wo man im Rahmen der Wertschöpfungspolitik der Landwirtschaft eine wirklich konkrete Hilfe geben kann.
    Wir haben auf drei Gebieten gesetzlich festgesetzte Preise, einmal bei Getreide — die Kernfrage —, zweitens bei Zucker und drittens bei der sogenannten Trinkmilch. Wir wissen genau, daß wir auf dem Gebiet der Getreidepolitik keine Änderungen vornehmen können. Wir bemühen uns ja, was in der Öffentlichkeit immer wieder diskutiert worden ist, erst einmal die Preise nicht abfallen zu lassen. Wir wissen, daß wir beim Zucker keine Preiserhöhungen durchführen können.
    Aber wie wäre es, wenn wir uns darauf einigten, gerade da, wo die Ertragslage am schlechtesten ist, nämlich bei der Trinkmilch, den Preis anzuheben? Wenn wir heute 19 1/2 Milliarden DM für Genußmittel — Tabak und Alkohol — ausgeben - ich habe nichts gegen den Genuß von Tabak und Alkohol dann wäre einmal gemeinsam darüber zu beraten, ob wir nicht den Milchpreis auf dem Trinkmilchsektor anheben sollten. Das läßt sich ermöglichen. Das bedeutet für die Landwirtschaft Enormes, damit würde man dem sogenannten Gefälle in der Landwirtschaft Einhalt gebieten. Ich meine nicht das Milchpreisgefälle, sondern das Einkommensgefälle.
    Sie wissen wie wir, daß gerade der Grüne Bericht, den Sie als so absolut zuverlässig ansehen — und ich freue mich darüber, das tun wir schon seit Jahren —, jetzt nach der Vervollkommnung, wenn man ihn genau und aufmerksam studiert, die Quelle für Erkenntnisse ist, die man sonst nicht so einfach gewinnen konnte. Wenn Sie die Tabelle, die vorhin von Ihrem Herrn Kollegen Frehsee hier ausgebreitet worden ist, einmal genau prüfen, dann werden Sie feststellen, daß nicht immer das Gebiet der größeren landwirtschaftlichen Betriebe am erfolgreichsten ist. Das wollten Sie auch sicher nicht sagen.
    Aber eines muß ich hier hervorheben. Es steht unzweifelhaft fest: von den aufgeführten Betrieben der verschiedenen Bodennutzungssysteme sind fünf Nur-Grünlandbetriebe. In der Größenklasse über 50 ha liegen alle diese Betriebe — mit einer Ausnahme, wo die Grenze um 1 % überschritten ist — unter dem Vergleichslohn, von Verzinsung gar nicht zu sprechen. Sonst aber kommt nur eine einzige Größenklasse, die zwischen 20 und 50 ha, wenigstens über den Vergleichslohn. Alle anderen Nutzungssysteme, d. h. in der Preislage von 1900 oder 1680 DM pro ha, liegen unter dem Vergleichslohn und haben in all den Jahren unter dem Vergleichslohn gelegen. Gerade sie trifft die Minderung des Einkommens auf dem Milchsektor am allerstärksten, da sie nicht ausweichen können. Was ich damit sagen will, meine Damen und Herren, ist dies: Weil die Grünlandbetriebe meistens in von Natur aus benachteiligten Gebieten liegen — sie machen ungefähr 27 bis 30 % unserer landwirtschaftlich genutzten Fläche aus — und weil sie sowieso schon durch Sondermaßnahmen wie Zuschüsse und den 70-Millionen-Kredit, über dessen Verteilung im einzelnen noch nichts festgelegt ist, erfaßt sind und weil gerade hier im letzten Jahr ein so starker Einbruch erfolgt ist, hat die Bundesregierung jene 300 Millionen DM eingesetzt, von denen 120 Millionen DM nichts anderes bedeuten als eine Wiedergutmachung der von uns im Jahre 1959/1960 beschlossenen falschen Politik, eine Wiedergutmachung durch Gewährung einer Nachzahlung wegen des starken Rückgangs des Milchpreises.
    Für diesen Zweck sind also 120 Millionen DM eingesetzt. Nach den Unterlagen, die ich mir besorgt habe, ist für die Auszahlung bereits eine Differenzierung festgelegt worden, und zwar sowohl hinsichtlich der Höhe wie hinsichtlich des Kreises der Berechtigten. Nur die Lieferanten von Werkmilch, nicht die Trinkmilchlieferanten, sollen die Nachzahlung erhalten. Weil nun nur rund 9,8 Milliarden Liter Werkmilch abgeliefert worden sind, der dafür erforderliche Betrag also keine 100 Millionen DM ausmacht, schlage ich vor — ich werde im Ausschuß einen entsprechenden Antrag stellen —, die Grönlandgebiete, die je nach der neuen Umgrenzung der von Natur aus benachteiligten Gebiete genau umrissen sind, mehr als die übrigen Gebiete an der Nachzahlung partizipieren zu lassen, nämlich auch mit den zusätzlichen Mitteln, die dann noch übrig sind.
    Ich bin mir bewußt — ich habe wiederholt mit der Verwaltung darüber gesprochen —, daß das



    Dr. Siemer
    gar nicht einfach ist. Aber ich muß Wert darauf legen, daß die Gerechtigkeit in der Landwirtschaft, von der mein Kollege Bauer gesprochen hat, nun, nachdem der Herr Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten selber es in seinem Vortrag angedeutet hat, auch wirklich praktiziert wird, d. h. daß sie bei dem System der Verteilung, von dem er selbst sagte, daß es einer Überprüfung und Änderung bedarf, bei der sogenannten Nachzahlung beginnt. Dieses System sollte auch wirklich überprüft und nach Möglichkeit ein neues und besseres, ein gerechteres Verteilungssystem an seine Stelle gesetzt werden.
    Ich habe nichts gegen eine entsprechende allgemeine Subventionierung, die auch die Betriebe in guter Position erfaßt, damit ihre Position noch besser wird. Aber aus dem Grünen Bericht ist folgendes zu entnehmen: In diesem Jahr haben immerhin 6 % der Betriebe — voriges Jahr waren es 7 % — mehr als die Verzinsung ihres Kapitals, abgesehen vom Vergleichslohn bzw. Unternehmerlohn, erwirtschaftet. Daneben haben 20 oder 21 % der Betriebe fast die Kapitalverzinsung erreicht. 27 °/o der Betriebe geht es also nicht schlecht; wir wollen nicht sagen, daß es ihnen bestens geht. Von dieser Basis müssen wir bei den demnächst zu treffenden Maßnahmen ausgehen. Wir müssen unsere Maßnahmen darauf abstellen — deswegen spricht Ihr Herr Präsident Feury von der Reform des Grünen Berichts —, daß die Betriebe, die von Natur aus benachteiligt sind und nicht den sogenannten Vergleichslohn erwirtschaften können, durch ein geschicktes System besonders gefördert werden. Das ist nicht mehr als gerecht. Das müssen wir in gemeinsamer Arbeit zu erreichen versuchen. Sicherlich wird uns dabei die SPD helfen.
    Alle Maßnahmen, die heute besprochen worden sind — ich will sie nicht noch einmal erörtern — dienen letztlich nur dem einen Ziel, auch die übrigen fit zu machen, sie wenigstens — soweit es möglich und ökonomisch vertretbar ist — zu erhalten. Daß wir nicht allen 850 000 Betrieben garantieren können, daß sie in der gleichen Weise wie jetzt weiterwirtschaften können, haben schon die letzten Jahre erwiesen. Wir werden also mit einem normalen Abgang rechnen müssen. Auch haben wir nicht im einzelnen zu beurteilen, ob alle 850 000 Betriebe einmal mit Maschinen und Treckern ausgestattet werden können. Aber ich möchte meine Ausführungen nicht durch die Darstellung dieser Dinge verlängern.
    Ich möchte noch ein kurzes Wort zu einer Frage sagen, die für die Zukunft eine sehr große Bedeutung hat und die in dem sogenannten Ergänzungsvorschlag zum erstenmal auftaucht. Es handelt sich um die 30 Millionen DM für die Hausfrauen und die 100 Millionen DM für die — um ein Schlagwort zu nehmen —Althofsanierung bzw. die Rationalisierung in der Innenwirtschaft. Herr Minister, wir haben uns schon länger darüber unterhalten, und Ihr Haus hat sich sehr viele Gedanken darüber gemacht, nach welchen Richtlinien die 30 Millionen DM für die Hausfrauen verteilt werden sollen. Ich glaube, meine
    Kollegin Frau Dr. Pannhoff wollte darüber sprechen; sie wird aber — höflich, wie die Damen sind —wegen der vorgeschrittenen Zeit darauf verzichten. Ich will deshalb ihre Ausführungen — ich kann mir denken, was sie sagen wollte — nicht vorwegnehmen, sondern nur folgendes sagen.
    Die beiden Gruppen von Mitteln, die hier eingesetzt sind, und zwar zunächst einmalig in der Ergänzungsvorlage, stehen in einem unmittelbaren Zusammenhang. Je mehr man die Frage durchdenkt, was mit diesen Mitteln geschehen soll, um so mehr kommt man zu der Erkenntnis, daß die 30 Millionen DM nicht von den 100 Millionen DM zu trennen sind. Denn eine arbeitsparende Einrichtung für die Hausfrau greift auch in die Innenwirtschaft des Hofes ein, und eine Rationalisierung der Hofwirtschaft, an der ja die Hausfrau beteiligt ist, wird immer gleichzeitig eine Arbeitsersparnis mit sich bringen für die Hausfrau, die ja mittätig und vielleicht die Trägerin der Innenwirtschaft ist.
    Ich meine infolgedessen: weil der eine Betrag ein Zuschuß ist und von dem anderen Betrag ein Teil von 15 Millionen DM ebenfalls als Zuschuß vorgesehen ist, sollte man diese beiden Ansätze, die erstmals erscheinen, einer genauen Prüfung unterziehen und untersuchen, ob man das ganze Gebiet der sogenannten Kreditierung nicht auf eine andere Basis stellt.
    Nach einer Unterlage, die ich mir gestern habe geben lassen, haben wir heute ungefähr 4 Milliarden DM in der Zinsverbilligung. Wenn ich nicht irre, gibt es in der Gruppierung dieser Fälle, die ich mir aufgeführt habe — es sind 258 000 Kreditfälle —, allein 12 verschiedene Positionen. Im Etat stehen 116 Millionen DM zur Zinsverbilligung. Alle diese Einzelmaßnahmen zur Zinsverbilligung, so gut sie sind — das habe ich persönlich prüfen können —, sind hin und wieder Anlaß zu falscher Investition, weil nun einmal hier etwas zu haben ist.

    (Sehr richtig bei der FDP.)

    Viel besser wäre es — und da muß ich Ihrem Antrag, Herr Mauk, zustimmen —, wenn man ein System finden könnte, um die Zinsverbilligung in ein, sagen wir Kreditprogramm zu bringen, nach dem allgemein jeder Hof nach einem Rationalisierungsplan mit dem notwendigen Geld ausgestattet wird, damit er auf die Dauer unabhängig wird von der Einzelwirtschaft oder „Töpfchenwirtschaft", wie sie heute genannt worden ist.

    (Zustimmung bei der FDP.)

    Nach sechsjähriger Erfahrung und nachdem wir das siebte Mal die Subvention für Kunstdünger geben, müssen wir uns für die Zukunft überlegen, welches neue Fundament wir für die Kreditierung in der Landwirtschaft schaffen können, für einen Kredit, der alle Dinge betrifft, von der häuslichen Inneneinrichtung — damit beginne ich bei der Innenwirtschaft des Hofes — bis zu der Rationalisierung der Feldwirtschaft. Wir müssen uns überlegen, welches verbesserte System wir anwenden können und welche Mittel notwendig sind. Ich halte den notwendigen Betrag nicht einmal für sehr viel hö-
    8280 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 146. Sitzung. Bonn, Freitag, 'den 24. Februar 1961
    Dr. Siemer
    her, als er heute mit 116 Millionen DM in den Gesamtmaßnahmen der sogenannten Zinsverbilligung jedes Jahr im Plan zum Ausdruck kommt. Wir müssen uns ein System überlegen und den Einzelhof jeweils als eine einzelwirtschaftliche Einheit betrachten und ihn so mit Kredit auf viele, lange Jahre ausstatten, daß er in die Lage versetzt wird, eine wirklich rationelle Wirtschaft aufzubauen.
    Nur wer den Landwirt nicht für genügend geschult hält, wird das bisherige System beibehalten wollen. Nur wer glaubt, daß der Unternehmer in der Landwirtschaft eben nicht Unternehmer, sondern Bauer ist und nicht über seinen Schatten springen kann, nur wer glaubt, daß der Landwirt nicht in der Lage ist, seinen Betrieb in die Hand zu nehmen und zu rechnen — wer Hilfe braucht, kann sie im Beratungssystem bekommen —, wird dem jetzigen System weiter das Wort reden. Wenn wir aber wollen, daß die deutsche Landwirtschaft nach ökonomischen Gesichtspunkten kreditmäßig ausgestattet wird, dann müssen wir zu einem anderen System kommen als zur Verlängerung der heutigen Einzelmaßnahmen in der Kreditverbilligung, die zum Teil ja auch deshalb nicht ihr Ziel erreichen, weil sie nicht ausreichend sind.
    Ich möchte mit diesen kurzen Betrachtungen schließen. Lassen Sie mich nur noch eins sagen, ohne Sie länger in Anspruch nehmen zu wollen. Der Hausfrau muß zusätzlich noch geholfen werden, indem man den 850 000 sogenannten Existenzbetrieben nach dem Altershilfegesetz die Chance gibt — nach dem wir die enormen Leistungen im sozialen Wohnungsbau und im Eigenwohnungsbau haben —, daß sie sich in ähnlicher Weise dem Wohnungsbau angliedern können, wie es in der übrigen Wirtschaft der Fall ist, das heißt, daß sich jeder landwirtschaftliche Betrieb, wo heute oft noch sehr rückständige Verhältnisse herrschen, sowohl nach der hygienischen wie nach der Wohnseite hin auf langfristige Mittel und auf Zuschüsse einrichten kann, wie wir sie auch in der sozialen Wohnungswirtschaft haben, damit die Rückständigkeit durch ein System solcher Zuschüsse beseitigt wird und die Hausfrau auf dem Lande in wenigstens einigermaßen wohnlichen Verhältnissen ihrer Arbeit nachgehen kann, was sie unter den heutigen Zuständen nicht kann.

    (Beifall in der Mitte.)



Rede von Dr. Thomas Dehler
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Lücker.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Hans August Lücker


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich habe den Eindruck, daß die Helden müde sind, und ich möchte deswegen dem Beispiel meiner Kollegen folgen und auch keine materiellen Ausführungen mehr, sondern nur noch eine Schlußbemerkung machen. Es ist sehr interessant, wenn man von Jahr zu Jahr den großen Agrardebatten aus Anlaß der Verabschiedung des Grünen Plans folgt, und es war heute ganz besonders interessant, den Reden, die gehalten wurden, gut zuzuhören und sie zu analysieren.
    Ich habe mich heute früh gefragt, als ich die Reden einzelner Kolleginnen und Kollegen hörte, als ich z. B. feststellte, daß sich die verehrte Frau Kollegin Strobel auf den „Rheinischen Merkur" berief und ihn als Bundesgenossen zu Hilfe nahm, — —

    (Abg. Bading: Nein, das hat sie nicht getan, sie hat ihn nicht als Bundesgenossen — —)

    — Sie hat sich auf den Artikel im „Rheinischen Merkur" berufen, und Sie, Herr Kollege Bading, haben sich auf den „Pflug" berufen. Ich muß sagen, wenn das so weiter geht, dann gehen wir ja herrlichen Zeiten entgegen, und wir können es nur begrüßen, wenn wir zu einer so weitgehenden Gleichmäßigkeit der Auffassungen über die Notwendigkeiten unserer deutschen und hoffentlich auch europäischen Agrarpolitik gelangen.
    Aber das ist es ja nicht allein gewesen. Verehrte Frau Kollegin Strobel, wir sitzen ja häufig auch im Europäischen Parlament zusammen. Sie sind schon von meinem Kollegen wegen Ihrer ausgezeichneten Rede zitiert worden, und ich möchte mich diesem Kompliment anschließen. Sie haben heute eine ausgezeichnete Rede gehalten. Es war ein Liebeswerben, das Ihnen natürlich als Dame dieses Hohen Hauses ganz besonders gut ansteht.

    (Abg. Frau Strobel: Geschmacksache!)

    Ich muß sagen, wenn man alle diese Reden hört, dann müßte es eigentlich der deutschen Landwirtschaft in Zukunft sehr viel besser gehen.

    (Zustimmung in der Mitte.)

    Durch alle diese Reden hat sich wie ein roter Faden hindurchgezogen, daß man die Einkommenssituation in der Landwirtschaft bessern muß. Es ist von der Wirtschaftspolitik, von der Konjunkturpolitik, vom Zurückbleiben der Landwirtschaft sehr viel gesprochen worden, und ich glaube, wir sind uns alle einig, daß das besser werden muß. In diesem Sinne begrüße ich es, daß heute auch Sie, Frau Kollegin Strobel, eine solche wirklich positive Rede zu den Problemen der Landwirtschaft gehalten haben. Niemand würde sich mehr freuen als ich und sehr wahrscheinlich auch sehr viele Kolleginnen und Kollegen im Hause, wenn diese Überlegungen mehr zum Allgemeingut aller verantwortlichen Kreise in der Politik würden, so daß tatsächlich die Probleme in der Agrarpolitik gelöst werden könnten und .die Situation der Landwirtschaft weitgehend verbessert und an die allgemeinen Verhältnisse herangeführt werden könnte, die das Gesamtbild unserer wirtschaftlichen Entwicklung bestimmen.
    Auf der anderen Seite ist dann aber bei mir eine Frage aufgekommen. Ich hoffe, Frau Kollegin Strobel, daß Sie mir Gelegenheit geben werden, Sie, wenn wir demnächst wieder im Europäischen Parlament zusammensitzen, beim Worte nehmen zu können, wenn es dort wieder einmal z. B. um die Frage der europäischen Agrarpreise und des europäischen Getreidepreises geht und wenn wir über den notwendigen Schutz der europäischen Landwirtschaft bei der zukünftigen gemeinsamen Außen-



    Lücker (München)

    grenze der EWG sprechen. Ich kann mich noch erinnern, daß wir in den letzten Wochen persönlich in sehr charmanter Weise, aber sachlich sehr leidenschaftlich auf entgegengesetzten Fronten gekämpft haben. Sie haben sich im Europäischen Parlament z. B. leidenschaftlich mit Argumenten, die ich bei Ihnen respektiere, dafür eingesetzt, daß die Getreidepreise in Europa vom deutschen Niveau herunterkommen,

    (Hört! Hört! bei der CDU/CSU)

    und zwar mindestens auf die Mitte der europäischen Getreidepreise. Man muß aber wissen, daß der Getreidepreis der agrarische Schlüsselpreis ist.