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ID0314605500

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    Deutscher Bundestag 146. Sitzung Bonn, den 24. Februar 1961 Inhalt Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Güterkraftverkehrsgesetzes (FDP) (Drucksache 2412) 8237 A Fragestunde (Drucksachen 2497, 2537) Fragen des Abg. Ritzel: Zweites Fernsehprogramm von Eckardt, Staatssekretär 8237 C, 8238 A Ritzel (SPD) 8238 A Frage des Abg. Dr. Bechert: Erhöhtes Angebot von Fleisch tuberkulosekranker Rinder Schwarz, Bundesminister . . . . 8238 B, D Dr. Bechert (SPD) 8238 B, C Frage des Abg. Vogt: Jordanisches Verbot der Einfuhr von Konsumgütern Dr. Dr. h. c. Erhard, Bundesminister 8239 A, B Vogt (CDU/CSU) 8239 B Bericht der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 2400, zu 2400); in Verbindung mit dem Entwurf einer Ergänzung zum Entwurf des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1961 (Grüner Plan 1961) (Drucksache 2300) — Fortsetzung der ersten Beratung — Bauknecht (CDU/CSU) 8239 C Bauer (Wasserburg) (CDU/CSU) . 8243 B Frau Strobel (SPD) 8247 B Walter (FDP) 8252 B Dr. Pflaumbaum (CDU/CSU) . . 8253 D Bading (SPD) 8256 D Sander (FDP) 8261 A Logemann (DP) 8266 A Engelbrecht-Greve (CDU/CSU) . 8268 D Frehsee (SPD) 827,1 B Mauk (FDP) . . . . . 8274 D, 8282 D Dr. Siemer (CDU/CSU) . . . . . 8277 C Lücker (München) (CDU/CSU) . . . 8280 B Schwarz, Bundesminister . . . . . 8281 D Nächste Sitzung 8283 C Anlagen 8285 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 146. Sitzung. Bonn, Freitag, den 24. Februar 1961 8237 146. Sitzung Bonn, den 24. Februar 1961 Stenographischer Bericht Beginn: 9.02 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Dr. Atzenroth 24. 2. Bazille 15. 3. Bettgenhäuser 4. 3. Dr. Birrenbach 6. 3. Fürst von Bismarck 24. 2. Blachstein 24. 2. Börner 24. 2. Dr. Bucerius 24. 2. Caspers 1. 4. Dr. Deist 2. 3. Demmelmeier 18. 3. Deringer 24. 2. Frau Döhring (Stuttgart) 24. 2. Dowidat 24. 2. Eberhard 7. 3. Ehren 28. 2. Eisenmann 24. 2. Erik 24. 2. Erler 24. 2. Dr. Dr. h. c. Friedensburg 24. 2. Dr. Furler 24. 2. Geiger (München) 28. 2. Dr. Götz 24. 2. Dr. Gradl 24. 2. Freiherr zu Guttenberg 24. 2. Haage 24. 2. Hahn 24. 2. Dr. Dr. Heinemann 24. 2. Höfler 24. 2. Hörauf 10. 3. Illerhaus 24. 2. Jacobi 24. 2. Dr. Jordan 25. 2. Frau Kalinke 24. 2. Keuning 24. 2. Dr. Kopf 6. 3. Dr. Kreyssig 24. 2. Kühn (Bonn) 28. 2. Kühn (Köln) 18. 3. Leber 24. 2. Lenz (Brühl) 24. 2. Lohmar 24. 2. Dr. Martin 6. 3. Dr. Mende 4. 3. Mensing 24. 2. Dr. Menzel 28. 2. Metzger 24. 2. Dr. Meyer (Frankfurt) 24. 2. Freiherr von Mühlen 24. 2. Neubauer 10. 3. Neuburger 24. 2. Nieberg 24. 2. Peters 24. 2. Frau Dr. Probst 24. 2. Probst (Freiburg) 24. 2. Rimmelspacher 24. 2. Dr. Ripken 24. 2. Rollmann 24. 2. Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich Dr. Rüdel (Kiel) 3. 3. Ruhnke 25. 3. Scharnberg 24. 2. Scheel 24. 2. Dr. Schild 24. 2. Dr. Schmid (Frankfurt) 24. 2. Schmidt (Hamburg) 24. 2. Dr. Schneider (Saarbrücken) 24. 2. Schröder (Osterode) 24. 2. Schultz 18. 3. Schüttler 24. 2. Dr. Seffrin 1. 3. Seuffert 24. 2. Dr. Stecker 24. 2. Frau Dr. Steinbiß 4. 3. Stenger 28. 2. Stingl 2. 3. Storch 25. 2. Dr. Tamblé 24. 2. Theil (Bremen) 24. 2. Vehar 25. 2. Dr. Vogel 24. 2. Wacher 24. 2. Wagner 24. 2. Wehner 24. 2. Weinkamm 24. 2. Welke 25. 2. Wendelborn 26. 2. Werner 25. 2. Wittrock 24. 2. Dr. Zimmer 27. 2. Anlage 2 Umdruck 769 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 2400, zu 2400). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, bis spätestens zum 1. Mai 1961 dem Bundestag zu berichten, welche Maßnahmen sie zur Durchführung des § 1 des Landwirtschaftsgesetzes für das laufende Wirtschaftsjahr getroffen- hat oder zu treffen beabsichtigt unter Berücksichtigung a) der Steigerung des Lohnniveaus und der ständig steigenden Kostenbelastung der deutschen Landwirtschaft, b) der Notwendigkeit, der deutschen Landwirtschaft die Möglichkeit zu geben, sich auf den gesteigerten Wettbewerb im Gemeinsamen Markt der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft vorzubereiten, insbesondere inwieweit sie bereit ist, a) die in den Artikeln 44 und 46 des EWG-Vertrages gegebenen gesetzlichen Möglichkeiten zur Anwendung von Mindestpreisen und Abschöpfungen unverzüglich voll auszuschöpfen und 8286 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 146. Sitzung. Bonn, Freitag, den 24. Februar 1961 b) die Nahrungsmittelimporte auf den tatsächlichen Inlandsbedarf abzustellen. Bonn, den 22. Februar 1961 Mauk Walter Sander Lenz (Trossingen) und Fraktion Anlage 3 Umdruck 770 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 2400, zu 2400). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, die Selbsthilfe bei der Rationalisierung der Betriebe mit folgenden Investitionserleichterungen zu unterstützen: 1. Gewährung von Zinsverbilligungen für alle Kredite, die zur Finanzierung von Rationalisierungsmaßnahmen benötigt werden, und zwar in einem Umfang, der den Bedingungen im sozialen Wohnungsbau gleichkommt, 2. Konsolidierung der zur Finanzierung von Rationalisierungsmaßnahmen bereits aufgenommenen kurz- und mittelfristigen Kredite mit einem Zinssatz von höchstens 2 v. H., 3. Anwendung der unter 1. und 2. genannten Maßnahmen auf Um- und Neubauten (Wirtschafts- und Wohngebäude); Anschaffung von Schleppern, Maschinen, Geräten, Trocknungsanlagen usw. sowie andere Einrichtungen für die betriebs- und hauswirtschaftliche Rationalisierung; überbetrieblichen Maschineneinsatz; Althofsanierung; Aussiedlung und Aufstockung; Meliorationen und wasserwirtschaftliche Maßnahmen; Trinkwasserversorgung; Elektrifizierung; Flurbereinigungslasten; alle Selbsthilfemaßnahmen zur Qualitätsverbesserung und zur Absatzverbesserung, besonders Schaffung der Einrichtungen zur Zusammenfassung des Warenangebots in den Betrieben selbst, in den Genossenschaften und im Landhandel. Bonn, den 22. Februar 1961 Mauk Walter Sander Lenz (Trossingen) und Fraktion Anlage 4 Umdruck 771 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 2400, zu 2400). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, denjenigen landwirtschaftlichen Betrieben, bei denen eine Deckung des Vergleichsaufwands durch den Betriebsertrag nach dem Bericht der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft nicht erreicht wurde, die Vermögensabgabe gemäß dem Gesetz zum Lastenausgleich bis auf weiteres zu stunden. Bonn, den 22. Februar 1961 Mauk Walter Sander Lenz (Trossingen) und Fraktion Anlage 5 Umdruck 772 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 2400, zu 2400) Der Bundestag wolle beschließen: 1. Die Bundesregierung wird ersucht, zu prüfen, ob als sofortiger Beitrag zur Senkung der Betriebskosten der Landwirtschaft die Belastungen bei der Einfuhr von landwirtschaftlichen Maschinen und Geräten, Düngemitteln und Schädlingsbekämpfungsmitteln gesenkt werden können. 2. Die Bundesregierung wird aufgefordert, hierüber dem Deutschen Bundestag bis zum 30. April 1961 zu berichten. Bonn, den 22. Februar 1961 Mauk Walter Sander Lenz (Trossingen) und Fraktion Anlage 6 Umdruck 773 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 2400, zu 2400). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, angesichts der im Grünen Bericht 1961 nachgewiesenen weiteren Verschlechterungen der Einkommenssituation der Landwirtschaft gegenüber den im Landwirtschaftsgesetz gesetzten Zielen den Grünen Plan 1961 um folgende Maßnahmen zu ergänzen: 1. Wiederherstellung der Qualitätsprämie für Milch in mindestens der ursprünglichen Höhe (4 Pf je kg), 2. Verbilligung der Schädlingsbekämpfungsmittel um 20 v. H. Bonn, den 22. Februar 1961 Mauk Walter Sander Lenz (Trossingen) und Fraktion Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 146. Sitzung. Bonn, Freitag, den 24. Februar 1961 8287 Anlage 7 Umdruck 774 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 2400, zu 2400). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, den vorgelegten Bericht über die Lage der Landwirtschaft — Drucksache 2400 — durch folgende Punkte zu ergänzen und diese Ergänzung spätestens bis zum 1. Mai 1961 dem Bundestag vorzulegen: 1. Eine Berechnung des Vergleichslohns auf der Grundlage des tatsächlichen Stundenarbeitsverdienstes gemäß dem Beschluß des Bundestages vom 1. Juli 1960, unter Berücksichtigung der tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden einschließlich der Überstunden und Feiertagszuschläge sowie des bezahlten Urlaubs und der Bezüge im Krankheitsfalle. 2. Aufgliederung der im Bericht angegebenen bereinigten Zahl der Vollarbeitskräfte nach a) Nebenerwerbsbetrieben, b) Sonderkulturen, c) landwirtschaftlichen Vollerwerbsbetrieben. 3. Darlegung der Gründe, warum die bereinigte Zahl der Vollarbeitskräfte im Bericht und die Angaben ,des Statistischen Bundesamtes über die Zahl der in der Landwirtschaft beschäftigten Erwerbspersonen so erheblich voneinander abweichen. 4. Angabe der sich aus der Vergleichsrechnung ergebenden Gesamtdisparitätssumme, unter Berücksichtigung des § 4 Buchstaben a, b und c des Landwirtschaftsgesetzes. Bonn, den 22. Februar 1961 Mauk Walter Sander Lenz (Trossingen) und Fraktion Anlage 8 Umdruck 775 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 2400, zu 2400). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, 1. im Grünen Plan nur diejenigen finanziellen Leistungen des Bundes aufzuführen, die unmittelbar und kurzfristig zur Verbesserung der Einkommenslage der Landwirtschaft beitragen; 2. aus dem Grünen Plan alle die finanziellen Leistungen auszugliedern, die a) im wesentlichen die Verbrauchssphäre oder die Allgemeinheit betreffen, b) Stadt und Land gleichermaßen dienen, c) schon immer allgemeine Staatsaufgaben sind z. B. besondere Regionalprogramme wie Küstenplan und dergleichen sowie langfristige Strukturmaßnahmen zur Vorbereitung der Landwirtschaft auf die EWG, Meliorationen usw. Bonn, den 22. Februar 1961 Mauk Walter Sander Lenz (Trossingen) und Fraktion Anlage 9 Umdruck 776 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 2400, zu 2400). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird erneut aufgefordert, spätestens bis zum 1. Mai 1961 zu untersuchen und dem Deutschen Bundestag zu berichten, wie sich unter Berücksichtigung der Lage und der Struktur der 'deutschen Landwirtschaft sowie der durch den EWG-Vertrag übernommenen Verpflichtungen der deutschen Landwirtschaft die Übernahme einer Agrarpolitik auswirken würde, wie sie z. B. in England (System garantierter Mindestpreis) durchgeführt wird. Bonn, den 22. Februar 1961 Mauk Walter Sander Lenz (Trossingen) und Fraktion Anlage 10 Umdruck 777 Entschließungsantrag der Fraktion der CDU/ CSU zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß den §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 2400, zu 2400). Der Bundestag wolle beschließen: Der Bundestag nimmt die Erklärung der Bundesregierung sowie ihren Bericht über die Lage der Landwirtschaft gemäß den §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes zur Kenntnis. Er erkennt an, daß die Bundesregierung trotz der durch die Umstellung des Haushaltsjahres bedingten Schwierigkeiten die gemäß § 6 des Landwirtschaftsgesetzes vorgesehenen Maßnahmen frühzei- 8288 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 146. Sitzung. Bonn, Freitag, den 24. Februar 1961 tig in Form einer Ergänzungsvorlage zum Haushaltsplan 1961 vorbereitet hat, so daß eine Verzögerung in der Fortführung der Maßnahmen der Grünen Pläne infolge der Vorverlegung des Beginns des Haushaltsjahres vermieden wurde. Er begrüßt es, daß der Ergänzungshaushalt Grüner Plan 1961 der Entschließung des Bundestages vom 11. März 1960 zum Bericht der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft durch besondere Maßnahmen zugunsten der von Natur aus benachteiligten Gebiete entsprochen hat. 'Der Bundestag stimmt den im Grünen Plan 1961 vorgeschlagenen Maßnahmen, ebenso den zur Verbesserung der Lage der bäuerlichen Familienbetriebe vorgesehenen Maßnahmen mit einem Aufwand von 300 Mio DM im Grundsatz zu mit der Maßgabe, daß von den haushaltsrechtlichen Möglichkeiten der Austauschbarkeit innerhalb der einzelnen Positionen ein den fachlichen Bedürfnissen entsprechender Gebrauch gemacht wird. Er erwartet, daß die Richtlinien zur Durchführung der vorgesehenen Maßnahmen, insbesondere für das 300 Mio DM umfassende Sonderprogramm im Benehmen mit den Ländern umgehend erlassen werden. Von den Ausführungen des Bundesernährungsministers für die künftig beabsichtigten Maßnahmen zur Verwirklichung des Landwirtschaftsgesetzes nimmt der Bundestag im Grundsatz zustimmend Kenntnis. Er ist der Auffassung, daß die günstige, nicht zu entbehrende Wirkung der Maßnahmen der bisherigen Grünen Pläne durch die allgemeine Wirtschaftspolitik, insbesondere durch die Handels-, Steuer-, Kredit- und Preispolitik gemäß § 1 des Landwirtschaftsgesetzes wirksamer unterstützt werden sollte. Bonn, den 23. Februar 1961 Dr. Krone und Fraktion Anlage 11 Umdruck 778 Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 2400, zu 2400) Der Bundestag wolle beschließen: Der Bundestag hat den Bericht der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft zur Kenntnis genommen und festgestellt, daß im Wirtschaftsjahr 1959/60 eine Verschlechterung des Wirtschaftsergebnisses der landwirtschaftlichen Betriebe eingetreten ist. Für die Mehrzahl der landwirtschaftlichen Betriebe sind die im Landwirtschaftsgesetz festgelegten Ziele noch nicht erreicht. Der Bundestag stimmt daher dem von der Bundesregierung vorgeschlagenen Grünen Plan 1961 im Grundsatz mit der Maßgabe zu, daß die Mittel innerhalb der einzelnen Positionen austauschbar sind. Der Bundestag fordert die Bundesregierung auf, verstärkte Anstrengungen zur Erfüllung des im § 1 des Landwirtschaftsgesetzes erteilten Auftrages zu unternehmen. Bonn, den 23. Februar 1961 Ollenhauer und Fraktion
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    Rede von Dr. Ernst Engelbrecht-Greve


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Ich möchte über einen Punkt sprechen, der mir für die Zukunft der deutschen Landwirtschaft außerordentlich wichtig erscheint. Bei der Vorlage des Grünen Berichts 1959/1960 hat Herr Bundesminister Schwarz hervorgehoben, daß wir bei allen Überlegungen ökonomischer und wirtschaftspolitischer Art den Menschen nicht vergessen dürften, der durch seine Fähigkeiten und durch sein wirtschaftliches Denken und Handeln den Wirtschaftsablauf bestimmt. Er sagte wörtlich: Von ihm — vom Menschen also — muß die Initiative zur Selbsthilfe auf allen Gebieten in den verschiedensten Formen ausgehen. Und er sagte weiter: Die durch den Einfluß der Betriebsleiter bedingte Streuung der Betriebsergebnisse beweist dies deutlich.
    Ich habe mir daraufhin das, was über die Ursachen für die Streuung der Betriebsergebnisse gesagt ist — ich glaube, auf den Seiten 66 ff. im Grünen Bericht —, sehr genau angesehen. Ich muß anerkennen, daß der Versuch gemacht worden ist, die Häufigkeitsverteilung im Hinblick auf die Streuung der Betriebserfolge innerhalb gleicher Betriebsgruppen zu untersuchen und mit Hilfe eines Punktdiagramms auch sichtbar zu machen. Aber das Ergebnis zeigt doch, daß es außerordentlich schwer ist, nachzuweisen, in welchem Ausmaß die objektiven Ursachen — Boden, Klima, innere und äußere Verkehrslage und ähnliches — und in welchem Ausmaß die subjektiven Ursachen, die in der Person



    Engelbrecht-Greve
    des Betriebsleiters liegen, für den Betriebserfolg ausschlaggebend sind. Eine klare Abgrenzung, Herr Minister, werden wir nie finden können. Zweifellos — da gebe ich Ihnen recht — haben das Wissen und das Können des Betriebsleiters und auch, das möchte ich hinzufügen, des familienfremden und familieneigenen Mitarbeiters einen nicht zu unterschätzenden Einfluß auf den Betriebserfolg.
    Aus diesem Blickpunkt heraus kommt der fachlichen Ausbildung, die zu einer Bewirtschaftung der Betriebe nach dem heutigen Stand der Agrarwissenschaft und der Agrartechnik notwendig ist, ganz besondere Bedeutung zu. Und nicht nur der fachlichen Ausbildung, glaube ich, denn die technische Entwicklung und die Fortschritte in den Naturwissenschaften bewirken einen Umbruch allergrößten Ausmaßes auf unseren Höfen und in unseren Dörfern. Der jungen Generation auf dem Lande müssen einfach Hilfen gegeben werden, damit die jungen Leute sich in dieser schnellen Umwandlung überhaupt zurechtfinden. Eine umfassende, gute Allgemeinbildung könnte sehr dazu beitragen, eine Urteilskraft zu vermitteln, die die Menschen befähigt, den hohen Anforderungen gerecht zu werden.
    Ich frage mich: tun wir da genug? Ich muß sehr anerkennen, Herr Minister, daß seit 1949 im Rahmen des ordentlichen Haushalts, auch im Grünen Plan und im Landjugendplan beim Bundesjugendplan sehr viel geschehen ist. Aber ich verweise auf eine Kleine Anfrage von Kollegen meiner Fraktion bezüglich der Verbesserung des landwirtschaftlichen Ausbildungswesens, die von der Bundesregierung mit recht ansehnlichen Zahlen — in Drucksache 2339 — beantwortet worden ist. Daß sehr viel getan worden ist, wird auch von der ländlichen Jugend draußen sehr dankbar anerkannt.
    Aber ich möchte ebenso offen sagen, daß von der Gesamtsumme von 1,6 Milliarde DM im Grünen Plan 1961 nur ein sehr geringer Anteil auf die Bildungsmaßnahmen entfällt. Als besonderen Mangel empfinde ich, daß gerade für diese Maßnahmen kein Titel im ordentlichen Haushalt vorhanden ist. Die vorgesehenen Mittel im ordentlichen Haushalt dienen im wesentlichen der Förderung der Wirtschaftsberatung. Es scheint mir doch notwendig zu sein, daß auch für die Bildung ein Ansatz im ordentlichen Haushalt gemacht wird. Die Bundesregierung hat dankenswerterweise dem Ausbau der landwirtschaftlichen Fachausbildung in den letzten Jahren ihr besonderes Augenmerk gewidmet.
    Bei all unseren Anstrengungen für die Bildung und Ausbildung unserer ländlichen Jugend stehen wir — und das macht mir persönlich Sorge — vor immer größer werdenden Schwierigkeiten. Als erstes nenne ich die Illiquidität unserer landwirtschaftlichen Betriebe, die zum Teil aus der Notwendigkeit überstürzter Technisierung entstanden ist. So wurde mir in der letzten Zeit aus allen Ländern berichtet, daß die Bauernsöhne im Winter statt in die Fachschulen in den Wald oder in die Fabrik gehen, um das nötige Geld für die dringend erforderliche Technisierung des Hofes zu verdienen.
    Aber lassen Sie mich noch ein zweites Faktum nennen. Der Arbeitskräftemangel stellt viele landwirtschaftliche Betriebe vor große Schwierigkeiten. Der Jugendliche ist einfach unabkömmlich. Dadurch ist eine wirklich gute Ausbildung sehr erschwert. In der letzten Zeit kommt es auch vermehrt vor, daß Mitarbeiter, z. B. Treckerfahrer, von Baufirmen abgeworben werden, die einen Stundenlohn bieten, der in der Landwirtschaft bei der derzeitigen Lage nicht gezahlt werden kann.
    Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang sagen, daß ich eine Verlegung von Industriebetrieben aufs Land im Grundsatz durchaus befürworte. Eine solche Verlegung sollte aber unter Berücksichtigung der örtlichen Verhältnisse in jedem Falle sehr überlegt werden, damit die Arbeitsmarktlage in verschiedenen Gebieten nicht noch gespannter wird.
    Vor wenigen Jahren wurde zusammen mit der Landjugend eine Untersuchung durchgeführt. Es war ,der erste große Versuch, mit Hilfe moderner wissenschaftlicher Methoden einen umfassenden Überblick über die Lebenslage der westdeutschen Landjugend zu gewinnen. Eine Abhandlung über diese Untersuchung ist von Professor Wollenweber und Dr. Planck herausgegeben. Die Untersuchung ergab, daß die ländliche Jugend ihre Arbeits- und Freizeitverhältnisse, Urlaubsdauer, Art und Höhe der Entlohnung, Berufsausbildung usw. mit denen ihrer Alterskameraden in anderen Berufen vergleicht. Ein solcher Vergleich endet dann leider oft mit dem Gefühl unverdienter Benachteiligung.
    Es kommt hinzu — und das ist besonders bedauerlich —, daß dem bäuerlichen Nachwuchs und den Mitarbeitern auf dem Hof bei jeder Gelegenheit gesagt wird, daß die Landwirtschaft rückständig sei. Wir alle sollten für die derzeitige schwierige Lage der deutschen Landwirtschaft Verständnis in allen Bevölkerungskreisen wecken. Man kann nicht immer von Rückständigkeit reden, obwohl die Landwirtschaft in gewaltiger Anstrengung die Arbeitsproduktivität erheblich gesteigert hat.
    Die Landjugend erstrebt — das hat diese Untersuchung sehr klar gezeigt — weniger ein Sonderdasein oder bestimmte Reservate, wo sie ein Sonderleben führen könnte, als vielmehr die Integration in die moderne Industriegesellschaft. Sie ist im Grunde gewillt, in eigener Initiative und Selbstverantwortung — jeder als unternehmerische Persönlichkeit — tätig zu sein und auch Risiken zu tragen. Aber sie möchte erstens auch Anerkennung für ihre Arbeit finden und zweitens die Aussicht auf eine Entlohnung haben, die den Vergleich mit der in anderen Berufszweigen unserer Wirtschaft aushält, und drittens die gesellschaftliche Anerkennung finden.
    Daß die Landjugend bildungswillig ist, geht aus der Beantwortung einer Frage hervor, die in der erwähnten Untersuchung gestellt wurde. Auf die Frage „Was würdest du bei der Erziehung deiner Kinder anders machen, als es bei deiner Erziehung war?", gab über die Hälfte der Befragten die Antwort: Für eine bessere Ausbildung sorgen. Diese Antwort scheint mir bezeichnend zu sein für die



    Engelbrecht-Greve
    geistige Situation der heutigen Jugendlichen auf dem Lande. Gemeint ist dabei ganz zweifellos in erster Linie die Allgemeinbildung. Die Landjugend ist mit ihrer landwirtschaftlichen Fachausbildung an sich zufrieden, obwohl nur 20 v. H. eine Fremdlehre absolviert haben.
    Ich möchte nicht zu lange über dieses Thema reden, aber noch einmal klar anerkennen, daß sowohl durch den Grünen Plan wie durch den Bundesjugendplan sehr viel getan worden ist. Aber ebenso, wie sich der gesamten Landwirtschaft in der heutigen Zeit bei dem gewaltigen Umbruch Aufgaben in bisher nie gekannter Größe stellen, die bewältigt werden müssen, stellen sich auch der Ausbildung der Landjugend Aufgaben, die mit den althergebrachten Mitteln nicht mehr zu bewältigen sind. So wird es unser Ziel sein müssen, gerade die für die Ausbildung ,der Landjugend so wertvollen Mittel des Grünen Plans bald aufzustocken.
    Von den Bereichen, in denen eine weitere Verbesserung der Beträge sehr sinnvoll wäre, möchte ich in diesem Augenblick nur einige wenige nennen: Die Stiftung für Begabtenförderung der Deutschen Landwirtschaft ist angelaufen und unbedingt noch ausbaufähig. Die Gewährung von Ausbildungsbeihilfen hat sich in der Vergangenheit als sehr gut erwiesen. Aber auch hier ist eine Erhöhung der Einzelbeihilfen sicher von Nutzen. Das vorhandene Fachschulnetz sollte weiter nach neuzeitlichen Gesichtspunkten gestaltet werden, insbesondere die Ausstattung an Lehr- und Lernmitteln. Auch die Erwachsenenbildung und fachliche Fortbildung sollte eine verstärkte Förderung erfahren, wobei die ländlichen Heimvolkshochschulen unser besonderes Anliegen sind.
    Eine wichtige Position, die ich hier nennen möchte und bei der eine Aufstockung nötig wäre, ist die für die Förderung der ländlichen Bildungsarbeit unter besonderer Berücksichtigung der Landjugendarbeit. Auch die Arbeit des Landjugendberatungsdienstes sollte mehr berücksichtigt werden. Schließlich wird die Förderung des Berufswettkampfes sowie des Internationalen Praktikantenaustausches vielleicht unter neuen Formen eine Ausweitung erfahren müssen.
    Daß sich die ländliche Jugend nicht abkapseln möchte, zeigt die große Intensität, mit der sie vielseitige internationale Zusammenarbeit betreibt. Durch das Zusammensein mit Jugendlichen aus fast allen europäischen Ländern wird der Blick ungeheuer geweitet. Ich halte es z. B. für außerordentlich wichtig, daß sich unsere junge Generation die Landwirtschaft unserer Partnerländer in der EWG an Ort und Stelle ansieht. Das fördert nicht nur das menschliche und politische Verstehen, sondern unsere jungen Menschen sehen auch, unter welchen Bedingungen und in welcher Form die Landwirtschaft der Partnerländer, mit der wir in Wettbewerb treten sollen, produziert und ihre Erzeugnisse vermarktet.
    Ich darf hier dem Ernährungsausschuß und dem Haushaltsausschuß danken, daß gerade für diese Aufgaben gestern schon eine Summe im Haushalt genehmigt wurde.
    In der Zusammenarbeit mit den Entwicklungsländern kommt auch auf die Landjugend eine große Aufgabe zu. Aus einer großen Zahl dieser Länder wird, wie es schon heute der Fall ist, Landjugend zu Studienzwecken zu uns kommen und zugleich auch erwarten, daß unsere Erfahrungen durch geeignete Personen in ihren Heimatländern interpretiert und praktische Hilfen gegeben werden. Da es sich bei diesen Jugendlichen, die aus Asien, Afrika und Südamerika zu uns kommen, zu 70 bis 80 % um Landjugend handelt, fällt deren Betreuung naturgemäß der deutschen Landjugend zu. Diese Aufgabe wird nicht ohne entsprechende öffentliche Mittel zu bewältigen sein. Es muß daher geprüft werden, ob sich für den fachlichen Bereich dieser Aufgabe eine geeignete Förderungsform im Ressortministerium schaffen läßt. Sollten sich bei den genannten Förderungsmaßnahmen gewisse Überschneidungen zwischen einzelnen Ressorts ergeben, so dürfte es nicht schwerfallen, im Interesse der Sache einen gangbaren Weg zu finden.
    Angesichts des großen Umwandlungsprozesses, in dem wir heute stehen, muß auch zur heutigen Lage im Dorf etwas gesagt werden; es ist schon von verschiedenen Seiten geschehen. Alle Maßnahmen, gleichviel in welchem Sektor sie wirksam werden, ob sie auf Strukturverbesserung oder Verbesserung der Einkommensverhältnisse der Landwirtschaft gerichtet sind, müssen auch als Teil der Gesamtbemühungen gesehen werden, das Dorf zu erhalten. Die Verkehrslage vieler Gemeinden läßt sehr zu wünschen übrig. Sie setzt vielen Bildungswilligen und darüber hinaus dem Kontakt mit der Umwelt zwangsläufig gewisse Grenzen. Ich möchte, wie wohl wir alle, nicht das abgekapselte Dorf alter Art. Aber wir sollten darum bemüht sein, allen im Dorf lebenden Menschen wenigstens im kulturellen und gesellschaftlichen Leben am Ort so viel bieten, daß den Anforderungen eines modernen Zusammenlebens weitgehend Rechnung getragen wird. Dabei sollten wir versuchen, dem aktiven Bevölkerungsteil, der dem Dorf gestaltendes Gepräge gibt, zu erhalten. Leider sind die Voraussetzungen in vielen Fällen nicht sehr günstig; ich denke nur an die geringe Steuerkraft vieler Landgemeinden. Aber ich hoffe, daß auf diesem Gebiet in Zukunft einiges unternommen werden kann und daß z. B. mit Mitteln aus dem beabsichtigten „Goldenen Plan" in manchem Dorf eine Turnhalle und ein Freibad gebaut werden können. Durch die damit verbundene Neuanlage verschiedener Sportstätten wird unserer ländlichen Jugend vermehrt die Möglichkeit für den so dringend notwendigen Ausgleichssport gegeben. Dadurch könnte man sehr viel zur Verbesserung des Gesundheitszustandes der ländlichen Bevölkerung beitragen.
    Die Grundlagen der Bildung empfängt die Landjugend nach wie vor in der Landschule. Wir wollten vor allem alle Voraussetzungen schaffen, damit die guten Lehrer sich nicht vom Lande und vom Dorf abwenden. Eine besonders gute Ausstattung der Dorfschulen in baulicher Hinsicht, aber auch mit Lehr- und Lernmitteln ist von besonderer Bedeutung.



    Engelbrecht-Greve
    Die Verbesserung der Ausbildungsmöglichkeiten auf allen Gebieten und auf allen Ebenen und die Förderung des kulturellen und geistigen Lebens im Dorf müssen selbstverständlich mit einer klar erkannten und auch bejahten Eigeninitiative der Jugend selbst einhergehen. Aber wenn wir ein gesundes Bauerntum wollen und wenn wir die tüchtigsten und begabtesten jungen Menschen für den bäuerlichen Beruf erhalten wollen, müssen wir auch bestimmte Voraussetzungen schaffen. Unsere Markt-, Preis- und Handelspolitik muß die Möglichkeit geben, bei einer soliden Ausbildung zu einem vergleichbaren Einkommen entsprechend dem im § 1 des Landwirtschaftsgesetzes gestellten Ziel zu kommen.
    Zum Schluß möchte ich noch kurz über ein gerade aus der Sicht der Jugend besonders dringliches Problem sprechen, das Kreditproblem. Wir müssen zu Krediten kommen, die den Verhältnissen der Landwirtschaft entsprechen. Ich denke hier besonders an die großen finanziellen Schwierigkeiten, die für einen jungen Hoferben bei der Übernahme des elterlichen Betriebes eintreten. Zumeist sollen in demselben Augenblick bauliche Modernisierungen an den Wohn- und Wirtschaftsgebäuden und sonstige Investitionen vorgenommen werden. Gerade in einem solchen Fall sind billige und langfristige Kredite unbedingt notwendig. Gerade der langfristige und billige Kredit ist unbedingt notwendig. Herr Minister, wir fördern damit zugleich ein wichtiges agrarpolitisches Anliegen, nämlich die rechtzeitige Übergabe der Höfe. Ich sehe in dem zusätzlichen Ansatz von 100 Millionen DM für Kredite einen verheißungsvollen Anfang.
    Meine Damen und Herren, ich habe absichtlich nicht zu einzelnen agrarpolitischen Fragen Stellung genommen. Das haben Fraktionskollegen vor mir getan und werden es wohl auch noch nachher tun. Meine Absicht war, einige Aspekte aus dem Blickpunkt der jungen ländlichen Generation zu bringen. Sie ist heute wie jede Jugend sehr bewußt und kritisch. Sie ist bildungswillig und möchte jede Möglichkeit der Aus- und Weiterbildung gern ergreifen. Ich konnte nicht verschweigen, daß wegen des Arbeitskräftemangels und weitgehender Illiquidität auf den Höfen die umfassende Ausbildung der Landjugend schwieriger geworden ist. Aber die Landjugend hat den Willen und die Kraft, an sich zu arbeiten; sie will eine gesunde deutsche Landwirtschaft erhalten, auch in dem größeren Raum der EWG, wenn von der politischen Seite her die Voraussetzungen dafür geschaffen werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)



Rede von Dr. Thomas Dehler
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat Herr Abgeordneter Frehsee.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Heinz Frehsee


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Ausführungen meines verehrten Vorredners, des Kollegen Engelbrecht-Greve, des Vorsitzenden des Bundes der Deutschen Landjugend, zeigen, wie weit man den Rahmen dieser heutigen Grünen Debatte, der Debatte über die
    Lage der Landwirtschaft, spannen kann und eigentlich auch spannen muß. Auch ich glaube, wie er, daß es nicht angängig ist, sich nur auf die Probleme des Paritätseinkommens zu beschränken, sondern daß auch die Bildungsfrage und die Frage der Landjugend, des Nachwuchses, außerordentlich wichtig sind. Alle diese Ausführungen, die soeben hier gemachten und die anderer Diskussionsredner, verlocken sehr zu Stellungnahmen. Ich muß auf solche Stellungnahmen verzichten. Ich bin, wie wahrscheinlich auch die anderen Redner, die noch auf der Rednerliste stehen, gebeten worden, mich kurz zu fassen. Ich will diesem Wunsche gern entsprechen. Glücklicherweise kann ich einiges von den Notizen, die ich mir für diese Rede gemacht habe, zusammenstreichen.
    Ich hatte vor, einige Bemerkungen zum agrarsozialen Bereich zu machen, wie ich das jedes Jahr in den „Grünen Debatten" getan habe. Ich kann mit Genugtuung feststellen, daß viele der Redner, die vor mir gesprochen haben, in der Debatte dieses Jahres zu agrarsozialen Fragen Stellung genommen haben, obschon der Herr Bundesernährungsminister in seiner Rede heute vor 14 Tagen sehr wenig zu diesem Bereich gesagt hat. Er hat sehr viel über andere Dinge zu sagen gehabt, und was agrarsoziale Dinge betrifft, hat er sich nur mit der Hilfe für die Landfrau befaßt, einer Hilfe, die ich außerordentlich begrüße, die wir übrigens vor einem Jahr hier gemeinsam gefordert haben.
    Eine Bemerkung darf ich vorausschicken. Wir halten die Grünen Berichte in den letzten Jahren für methodisch so vervollkommnet, daß wir sie mit ganz wenigen Ausnahmen methodischer Art akzeptieren. Die Aussagen des Grünen Berichts scheinen uns tatsächlich den Verhältnissen nunmehr weitgehend zu entsprechen. Wir meinen, daß man bei allen Überlegungen auch von dieser Grundlage, die der Grüne Bericht gibt, ausgehen kann. Diese Bemerkung gilt jener Zwischenfrage, die der Herr Kollege Sander heute vormittag hier gestellt hat, und gilt auch einigen Äußerungen in seinen Ausführungen von diesem Pult, gilt beispielsweise seinen Bemerkungen über die Lage in den Betrieben über 50 Hektar oder in den Betrieben von 20 bis 50 Hektar. Er hat hier mit Emphase die Erklärungen meiner Kollegin Frau Strobel zurückgewiesen. Nun, wir verweisen — ich will mich jetzt nicht in Debatten darüber, nicht in eine Polemik einlas- sen — auf den Grünen Bericht, in dem auf Seite 59 auf der Grundlage der 8000 Testbetriebe, von denen ja 1100 aus der Größenklasse von mehr als 50 Hektar kommen, Zahlen stehen, und gehen von diesen Zahlen und den Tatbeständen, die sie wiedergeben, aus. — Das als Vorbemerkung; wir müssen ja die Begriffe klären, wenn wir miteinander sprechen wollen.
    Es ist schon sehr viel über die große soziale und wirtschaftliche Bedeutung der Veränderung des Arbeitskräftebesatzes der landwirtschaftlichen Betriebe, des Gesamtarbeitskräftebestandes gesagt worden. Sehr viele Zahlen sind genannt worden. Ich will nur wenige Zahlen hinzufügen, beispiels-



    Frehsee
    weise die, daß den 430 000 Lohnarbeitskräften, die wir jetzt noch in der Landwirtschaft haben, vor 13 Jahren, im Jahre 1947, fast 1,4 Million Lohnarbeitskräfte gegenüberstanden. Die Zahl der Lohnarbeitskräfte ist also seit jenem Jahr um fast eine Million zurückgegangen. Das soll die Situation noch ein wenig verdeutlichen, von der hier schon die Rede war.
    Für Niedersachsen liegen uns schon die Ergebnisse der Betriebszählung des vorigen Jahres vor, die im Grünen Bericht noch nicht berücksichtigt wurde und noch nicht berücksichtigt werden konnte. Die Angaben des Grünen Berichts über die Veränderung des Arbeitskräftebesatzes sind verhältnismäßig dürftig. Man weiß nicht genau, wie sich der Arbeitskräftebestand entwickelt hat, weil die Statistik von 1957 nicht weitergeführt worden ist und weil die Ergebnisse der Beriebszählung des vorigen Jahres noch nicht vorhanden waren. Aber wir haben sie für Niedersachsen. Diese Betriebszählung des Jahres 1960 weist also aus, daß die ständig beschäftigten Familienarbeitskräfte am stärksten in Betrieben von 2 bis 20 ha zurückgegangen sind, und zwar um 86%. Diese Zahl möchte ich herausgestellt haben: um 86%! Das heißt, in dieser Betriebsgrößenklasse von 2 bis 20 ha ist nur noch 1 Landarbeiter von 10 im Jahre 1949 übrig. Das ist vielleicht auch für die Allgemeinheit und für die Öffentlichkeit eine bedeutsame und wichtige Zahl. Übrigens können auch die korrespondierenden Zahlen für die anderen Betriebsgrößenklassen genannt werden: der Rückgang in der Betriebsgrößenklasse zwischen 20 und 50 ha — wohlgemerkt in Niedersachsen — betrug etwa 62 % und In Betrieben über 50 ha 48 %. Wir wissen, warum er in den größeren Betrieben relativ geringer war als in den kleineren. Der Arbeitskräfteüberbesatz war in diesen Betriebsgrößenklassen nicht so groß.
    Was diese Abwanderung bedeutet, im Positiven wie im Negativen, ist schon ausgeführt worden. Positiv war für die gewerbliche Wirtschaft, daß sie anderthalb Million Arbeitskräfte gewonnen hat. Auf die negative Bedeutung für die Landwirtschaft sind meine Vorredner schon eingegangen. Ich will das nicht mehr vertiefen: Das ist klar: die Landwirtschaft leidet unter dieser sehr erheblichen Arbeitskräfteabwanderung der familienfremden wie der familieneigenen Arbeitskräfte. Ich will nur unterstreichen, was Frau Strobel in dieser Beziehung gesagt hat: Wenn man die Veredelungswirtschaft in unserer eigenen Landwirtschaft ausweiten will und soll und ja wahrscheinlich muß, dann sollte man die arbeitswirtschaftlichen Aspekte einer solchen betriebswirtschaftlichen Entwicklung rechtzeitig ins Auge fassen. Man sollte von vornherein daran denken, die Ausweitung der Veredelungswirtschaft arbeitsmäßig nicht ganz auf die Schultern der Landfrau abzustellen.
    In diesem Zusammenhang eine kurze Bemerkung — immer in dem Bemühen, die Dinge vorankommen zu lassen und Sie nicht so lange zu strapazieren — zu der Frage des Einsatzes von Dorfhelferinnen. Ich hatte vor, einiges mehr darüber zu sagen, und werde es also nicht tun. Als sie von der CDU damals diese Kleine Anfrage an die Regierung richteten, haben wir uns darüber gefreut und haben das insgesamt sehr begrüßt, und wir hatten einen ähnlichen Schritt vor. Wir hätten ja interfraktionell eine Kleine Anfrage einbringen können, denn in dieser Frage sind wir uns doch weitgehend einig. Wie diese Kleine Anfrage aber beantwortet worden ist, ist eine Sache, die eigentlich sehr scharfe Kritik verdient. Einer der Unterzeichner, der nachher noch das Wort hat, sollte sich vielleicht dazu äußern, wie diese sicherlich wichtige Frage bei der Beantwortung der Kleinen Anfrage von der Bundesregierung gesehen und behandelt worden ist. Ich meine, wir sollten uns des Problems des Einsatzes und der Ausbildung von Dorfhelferinnen ernsthaft annehmen. Man sollte nicht so darüber hinweggehen, wie dies in der Beantwortung der Kleinen Anfrage geschehen ist. Ich will mir dabei andere Adjektive ersparen.
    Häufig ist gesagt worden, die Sache sei nicht recht förderungswert, weil das Geld, das man in die Ausbildung von Dorfhelferinnen stecke, nicht gut angelegt sei. Man würde sie mit öffentlichen Mitteln ausbilden, und nachher würden sie heiraten, und man habe sie nur für kurze Zeit. Diesem Argument möchte ich folgendes entgegenhalten: Diese Dorfhelferinnen werden vermutlich meist Bauernsöhne heiraten; sie geben dann bestimmt sehr gute Bäuerinnen ab, so daß auch das für ihre Ausbildung verwandte Geld eine gute und strukurverbessernde Investition wäre.

    (Heiterkeit.)

    — Ja, es handelt sich hier um Strukturfragen in weitestem Sinne; beispielsweise geht es auch um die Sozialstruktur.
    Nun einige Bemerkungen zu dem Landarbeiterproblem. Zu den lohnpolitischen Verhältnissen, den sozialen und wirtschaftlichen Verhältnissen der Landarbeiter haben Sie, Herr Minister, heute vor 14 Tagen bei Einbringung ,des Grünen Plans und des Grünen Berichts gar nichts gesagt; ich habe das sehr bedauert. Sie wissen genauso gut wie wir alle, daß die Verhältnisse dort außerordentlich kritisch zu werden beginnen, und zwar nicht nur deswegen, weil die Abwanderung hier besonders stark ist. Sie müssen einmal alte Statistiken hervorsuchen; in den neueren Statistiken wird nämlich über das Jahr 1947 gar nichts mehr gesagt. Die Verhältnisse waren damals nicht normal; das wissen wir, Aber in dieser Statistik, 'die mir noch zur Verfügung steht, steht die Zahl: 1,4 Million. Das bedeutet einen Rückgang um 1 Million! Im vorigen Jahr hatten wir einen Rückgang um 8%. Die neueste Angabe lautet: Rückgang der landwirtschaftlichen Lohnarbeitskräfte von September 1959 bis September 1960 um 10,6%.
    Herr Kollege Sander, die Landarbeiter wandern ganz bestimmt nicht deswegen ab, weil ,sie so gut bezahlt werden. Darauf können Sie sich verlassen. Ich gebe zu, daß die Landarbeiter in dem Jahr, über das hier berichtet worden ist, mehr verdient haben als im Jahr zuvor; der Mehrverdienst betrug 5,5%. Die Industriearbeiter haben im gleichen Jahr 6,7%



    Frehsee
    mehr verdient. Der Lohnabstand hat sich vergrößert. Der Vergleichslohn, d. h. der Lohn, den die gewerblichen Arbeiter haben, die auf dem Lande wohnen, liegt um 52% über dem Lohn der Landarbeiter. Diese Zahl steht ausdrücklich im Grünen Bericht!
    Ich habe eingangs gesagt, daß wir den Grünen Bericht bejahen. Wir halten die Analysen und die Angaben, die wir darin finden, für richtig. Bitte, akzeptieren Sie auch das: Die Löhne der gewerblichen, auf dem Lande lebenden Arbeiter liegen um 52 % über den Landarbeiterlöhnen, obschon, wie Sie, Herr Kollege Bauknecht, heute gesagt haben, jetzt sehr viel mehr Getreide und Milch verkauft werden muß, damit diese Landarbeiterlöhne bezahlt werden können.
    Angesichts der Tatsache, daß der sogenannte Vergleichslohn um 52% über dem Landarbeiterlohn liegt, kann man sich eigentlich nur wundern, daß es noch 430 000 landwirtschaftliche Lohnarbeitskräfte gibt. Man kann sich nicht darüber wundern, daß die gewerkschaftliche Vertretung der Landarbeiter von einem Lohnnotstand spricht, daß sie Klage darüber führt, daß die Landarbeiterlöhne in einigen Bereichen des Bundesgebietes hart an der Grenze der Fürsorgerichtsätze liegen. Man kann sich nicht darüber wundern, wenn man weiß, daß die Differenz zwischen den Effektivverdiensten der Landarbeiter und den Bruttostundenverdiensten der Industriearbeiter, die im Jahre zuvor 1 DM betragen hatte, bis zum Jahre 1959/60 auf 1,15 DM gestiegen ist. In diesen Tagen haben wir die neuen statistischen Wochendienste bekommen; in ihnen stehen die Arbeiterverdienste für November 1960. Danach hat sich die Differenz zwischen den Effektivverdiensten der Landarbeiter und den Bruttostundenverdiensten der Industriearbeiter auf 1,26 DM erhöht. Wo soll das hinführen?
    Es wird in diesem Zusammenhang angeführt, daß die Wertschöpfung je Kopf sich verhältnismäßig gut entwickelt habe. Das ist eine Folge der Verringerung des Arbeitskräftebestandes und des Arbeitskräftebesatzes. Während die Wertschöpfung 1950/51 rund 9 Milliarden DM betrug, belief sie sich 1959/60 nach dem vorliegenden Grünen Bericht auf 14,2 Milliarden DM. Damals hatten wir 3,7 Millionen Vollarbeitskräfte; jetzt haben wir 2,5 Millionen. Das bedeutet, daß die Wertschöpfung je Vollarbeitskraft in diesen zehn Jahren um 136,9 % gestiegen ist. Eine sehr schöne und erfreuliche Zahl. Die Landarbeiter beklagen, daß ihr Lohn in dem gleichen Zeitraum nur um 105,4 % gestiegen ist, und sie sagen, daß die Landwirtschaft aus der Entwicklung der Wertschöpfung je Kopf Reserven gehabt habe, die eine zumindest der Entwicklung der Wertschöpfung je Kopf entsprechende Lohnentwicklung ermöglicht hätten.
    Ich habe Ihnen im vorigen Jahr die europäischen Landarbeiterlöhne zum Vergleich mit den deutschen genannt. Deutscher Tariflohn laut Grünem Bericht 1,60 DM, Bruttostundenverdienst oder Effektivlohn 1,75 DM. In Dänemark betrug er zur gleichen Zeit 2,48 DM, in Schweden 2,33 DM, in Norwegen 2,24 DM, in Großbritannien 2,16 DM, in Holland 2,01 DM, in der Schweiz 1,90 DM, in Belgien 1,87 DM. Die Differenzen will ich Ihnen hier ersparen. Es ist das
    aber eine Frage, die wir im Auge behalten müssen.
    Es ist auch zu beachten, daß die Lohnquote ständig weiter zurückgeht. Wir geben nach diesem Grünen Bericht nur noch 16 % der Betriebsausgaben für Löhne und Soziallasten aus. Die Lohnsummen und die Soziallasten liegen im Wirtschaftsjahr 1959/ 60, über das ja heute gesprochen wird, um 3 Millionen DM niedriger als im voraufgegangenen Wirtschaftsjahr. Die Lohnsumme allein ist um 10 Millionen DM gestiegen. Herr Kollege Pflaumbaum, glaube ich, hat hier einen Betrag von 216 Millionen errechnet. Es ist uns in früheren Debatten auch oft so gegangen, daß solche Beträge errechnet worden sind, die sich nachher nicht bewahrheitet haben. Daraus und auch aus den anderen Daten, die ich angegeben habe, kann man sicherlich die Schlußfolgerung ziehen, daß noch ein erheblicher Spielraum für die Angleichung der Landarbeiterlöhne besteht.
    Besonders besteht dieser Spielraum — ich komme wieder darauf zurück — in der Betriebsgrößenklasse über 20 Hektar. Auf Seite 59 des Grünen Berichts steht, daß die Zuckerrübenbaubetriebe in Nordwestdeutschland die Deckung des Vergleichslohnes durch das Betriebseinkommen zu 139% erreicht haben, die Hackfruchtbaubetriebe in Süddeutschland zu 169% — in diesem Falle ist natürlich keine Verzinsung dabei — bzw. zu 149 %; und so weiter und so fort; ich will Sie jetzt nicht aufhalten. Diesen Betrieben, meine Damen and Herren, sind ja die Direkthilfen über die Düngemittelprämie und die Milchsubvention usw. gegeben worden, damit sie die Vergleichslöhne, deren Deckung sie damit erreicht haben, auch zahlen. Bei der Kalkulation des Vergleichsaufwandes in diesen Betrieben wird ja wohl der Vergleichslohn unterstellt, der in diesen Betrieben gezahlt werden könnte, aber nicht gezahlt wird.
    Hier habe ich an Herrn Minister Schwarz die Frage: Was gedenken Sie zu tun, um zu erreichen, daß die Betriebe, die ausweislich des Grünen Berichts die Vergleichlöhne zahlen können und die für diesen Zweck auch Hilfen erhalten — sonst wären Hilfen ja nicht berechtigt —, veranlaßt werden, Vergleichslöhne zu zahlen? Sie wissen genau, daß es mit den geltenden tarifrechtlichen Grundlagen, die wir hier haben, bisher nicht zu bewerkstelligen war. Wollen Sie, Herr Minister, warten, bis in die Tat umgesetzt wird, was man jetzt für die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft vorgeschlagen hat? In einer Entschließung, die dem Europäischen Parlament von seinem Sozialausschuß vorgelegt worden ist und die die soziale Lage der Landarbeiter betrifft, heißt es wörtlich — ich darf mit Genehmigung des Herrn Präsidenten zitieren —:
    Das Europäische Parlament
    stellt fest, daß die EWG-Kommission im Rahmen der gemeinsamen Agrarpolitik für die Einkommensbildung in :der Landwirtschaft direkt verantwortlich ist;
    erwartet von den Regierungen der Mitgliedstaaten, daß sie mangels Einigung der Sozial-



    Frehsee
    partner gesetzliche Verfahren festlegen, die
    einen angemessenen Mindestlohn garantieren;
    fordert die EWG-Kommission auf, falls die Regierungen ,dem nicht nachkommen, alle Mittel anzuwenden, um diese Mindestlöhne zustande zu bringen.
    Meine Frage an Sie, Herr Minister: Wollen Sie abwarten, bis das, was sich dort anbahnt, auch hier in Deutschland angewendet werden muß, oder sollten wir nicht lieber selber überlegen, was wir tun können, damit diese Verhältnisse, die in jeder Beziehung außerordentlich mißlich und nicht mehr zu verantworten sind, nicht weiterhin andauern? Es ist die Frage zu prüfen, ob die tarifrechtlichen Grundlagen, die wir hier haben, ausreichen, um das Problem der Diskrepanz der Landarbeiterlöhne zu lösen. Es ist die Frage zu prüfen, ob nicht unter Umständen zur Beseitigung der Diskrepanz in Betrieben, die ausweislich des Grünen Berichts zur Zahlung des Vergleichslohnes nicht in der Lage sind, das Mittel der direkten Hilfe aus dem Grünen Plan angewendet werden muß. Ich wäre sehr dankbar, Herr Minister, wenn Sie in Ihrem Schlußwort auf diese sehr konkrete Frage antworteten.
    Zum Landarbeiterwohnungsbau will ich wegen der vorgeschrittenen Zeit nicht viel ausführen. Es ist erfreulich, daß ,der Landarbeiterwohnungsbau eines der Mittel des Grünen Plans ist, das zur Konsolidierung der sozialen Verhältnisse der Landarbeiter beigetragen hat, und daß an dieser Maßnahme im Grünen Plan 1961 festgehalten wird.
    Die Ausbildung der landwirtschaftlichen Facharbeiter, die wir nach dem Grünen Plan finanziell fördern, hat sich leider nicht so entwickelt, wie wir das erhofft haben und wie wir uns das vorgestellt haben. An Stelle einer Breitenwirkung, einer allgemeinen Hebung des Leistungsstandes der Landarbeiter haben wir nun eine Elitebildung auf ganz schmaler Basis bekommen, was eigentlich nicht der Sinn der Sache war und was auch diejenigen, die eigentlich Träger dieser Facharbeiterausbildung sein sollten, in eine gewisse Reserve gebracht hat.
    Es müßte sicherlich zum agrarsozialen Bereich einiges über die Frage gesagt werden, was von uns bzw. von der Bundesregierung auf Grund der Feststellungen des Grünen Berichts und im Rahmen des Grünen Plans für diejenigen getan werden müßte, die im Zuge der gewaltigen Veränderungen, die die Umstrukturierung in der Landwirtschaft mit sich bringt, freigesetzt werden. Meine Damen und Herren, als eine der wesentlichen sozialpolitischen Maßnahmen im Zusammenhang mit den Verbesserungen der Agrarstruktur haben wir das Gesetz über die Altershilfe für Landwirte geschaffen. Diese soziale Sicherung für das Alter hat einen sehr guten agrarpolitischen Effekt erzielt. Wir geben das zu. Wir haben ja damals diese gesetzliche Regelung ebenfalls gefordert. Nun wissen wir aber, daß es auch noch einen anderen Kreis von Menschen als die Altenteiler gibt, die zur Übergabe der Betriebe veranlaßt werden sollten, dessen berufliche Umstrukturierung im Interesse der weiteren Strukturverbesserung der Landwirtschaft gleichfalls gefördert werden sollte. Ich will das hier nur andeuten. Darin stecken natürlich einige Probleme. Beispielsweise wird der Inhaber eines landwirtschaftlichen Betriebes, bei dem die Betriebsgröße für eine Existenzgrundlage nur sehr schwer, aber über den Nebenerwerbsbetrieb noch ausreicht, kaum zu einer betrieblichen Umstrukturierung zu veranlassen sein, weil ja all die Maßnahmen sozialer Sicherung, die es in den Arbeitnehmerbereichen gibt, für ihn nicht vorhanden sind und er aus diesen Gründen veranlaßt ist, seine eben nicht ausreichende landwirtschaftliche Existenzgrundlage als einen Teil einer anderen dann zu ergänzenden Existenzgrundlage zu behalten.
    Zur Frage der Altershilfe nur noch ein paar Worte im Telegrammstil. Es ist heute schon darüber gesprochen worden. Wir Sozialdemokraten sind nach wie vor der Meinung, daß es sich dabei um eine Maßnahme der sozialen Sicherung handelt, die in den Etat des Bundesministeriums für Arbeit und Sozialordnung und nicht in den Etat des Landwirtschaftsministeriums gehört. Herr Bading hat das schon ausgeführt. Uns ist immer wieder entgegengehalten worden: Nein, es handelt sich um ein Agrargesetz; die agrarpolitische und agrarstrukturelle Seite dieses Gesetzes sei die wichtigere und entscheidendere. Trotzdem ist bei der Novelle, die wir jetzt in den Ausschüssen behandeln, nicht das Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, sondern das Bundesministerim für Arbeit und Sozialordnung federführend. Das sind auch so einige Widersprüche.
    In diesem Zusammenhang noch eine Frage an Sie, Herr Minister. Wenn Sie meinen, daß es sich bei dem Altershilfegesetz um ein Agrargesetz und nicht um ein sozialpolitisches Gesetz handelt, warum sind Sie dann nicht konsequent? Wenn es sich um ein Agrargesetz handelt, dann muß der Zuschuß, der nun dort vorgesehen ist, in den ordentlichen Haushalt des Bundesernährungsministeriums; dann gehört er nicht in den Grünen Plan, sondern mindestens in den ordentlichen Haushalt.
    Damit will ich schließen. Sie werden bemerkt haben, daß ich mich bemüht habe, Sie nicht zu lange aufzuhalten. Ich bitte zu entschuldigen, daß ich das, was ich mir vorgenommen hatte, wenigstens anzudeuten, im Telegrammstil bringen mußte.

    (Beifall bei der SPD.)