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ID0314602600

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    Deutscher Bundestag 146. Sitzung Bonn, den 24. Februar 1961 Inhalt Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Güterkraftverkehrsgesetzes (FDP) (Drucksache 2412) 8237 A Fragestunde (Drucksachen 2497, 2537) Fragen des Abg. Ritzel: Zweites Fernsehprogramm von Eckardt, Staatssekretär 8237 C, 8238 A Ritzel (SPD) 8238 A Frage des Abg. Dr. Bechert: Erhöhtes Angebot von Fleisch tuberkulosekranker Rinder Schwarz, Bundesminister . . . . 8238 B, D Dr. Bechert (SPD) 8238 B, C Frage des Abg. Vogt: Jordanisches Verbot der Einfuhr von Konsumgütern Dr. Dr. h. c. Erhard, Bundesminister 8239 A, B Vogt (CDU/CSU) 8239 B Bericht der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 2400, zu 2400); in Verbindung mit dem Entwurf einer Ergänzung zum Entwurf des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1961 (Grüner Plan 1961) (Drucksache 2300) — Fortsetzung der ersten Beratung — Bauknecht (CDU/CSU) 8239 C Bauer (Wasserburg) (CDU/CSU) . 8243 B Frau Strobel (SPD) 8247 B Walter (FDP) 8252 B Dr. Pflaumbaum (CDU/CSU) . . 8253 D Bading (SPD) 8256 D Sander (FDP) 8261 A Logemann (DP) 8266 A Engelbrecht-Greve (CDU/CSU) . 8268 D Frehsee (SPD) 827,1 B Mauk (FDP) . . . . . 8274 D, 8282 D Dr. Siemer (CDU/CSU) . . . . . 8277 C Lücker (München) (CDU/CSU) . . . 8280 B Schwarz, Bundesminister . . . . . 8281 D Nächste Sitzung 8283 C Anlagen 8285 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 146. Sitzung. Bonn, Freitag, den 24. Februar 1961 8237 146. Sitzung Bonn, den 24. Februar 1961 Stenographischer Bericht Beginn: 9.02 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Dr. Atzenroth 24. 2. Bazille 15. 3. Bettgenhäuser 4. 3. Dr. Birrenbach 6. 3. Fürst von Bismarck 24. 2. Blachstein 24. 2. Börner 24. 2. Dr. Bucerius 24. 2. Caspers 1. 4. Dr. Deist 2. 3. Demmelmeier 18. 3. Deringer 24. 2. Frau Döhring (Stuttgart) 24. 2. Dowidat 24. 2. Eberhard 7. 3. Ehren 28. 2. Eisenmann 24. 2. Erik 24. 2. Erler 24. 2. Dr. Dr. h. c. Friedensburg 24. 2. Dr. Furler 24. 2. Geiger (München) 28. 2. Dr. Götz 24. 2. Dr. Gradl 24. 2. Freiherr zu Guttenberg 24. 2. Haage 24. 2. Hahn 24. 2. Dr. Dr. Heinemann 24. 2. Höfler 24. 2. Hörauf 10. 3. Illerhaus 24. 2. Jacobi 24. 2. Dr. Jordan 25. 2. Frau Kalinke 24. 2. Keuning 24. 2. Dr. Kopf 6. 3. Dr. Kreyssig 24. 2. Kühn (Bonn) 28. 2. Kühn (Köln) 18. 3. Leber 24. 2. Lenz (Brühl) 24. 2. Lohmar 24. 2. Dr. Martin 6. 3. Dr. Mende 4. 3. Mensing 24. 2. Dr. Menzel 28. 2. Metzger 24. 2. Dr. Meyer (Frankfurt) 24. 2. Freiherr von Mühlen 24. 2. Neubauer 10. 3. Neuburger 24. 2. Nieberg 24. 2. Peters 24. 2. Frau Dr. Probst 24. 2. Probst (Freiburg) 24. 2. Rimmelspacher 24. 2. Dr. Ripken 24. 2. Rollmann 24. 2. Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich Dr. Rüdel (Kiel) 3. 3. Ruhnke 25. 3. Scharnberg 24. 2. Scheel 24. 2. Dr. Schild 24. 2. Dr. Schmid (Frankfurt) 24. 2. Schmidt (Hamburg) 24. 2. Dr. Schneider (Saarbrücken) 24. 2. Schröder (Osterode) 24. 2. Schultz 18. 3. Schüttler 24. 2. Dr. Seffrin 1. 3. Seuffert 24. 2. Dr. Stecker 24. 2. Frau Dr. Steinbiß 4. 3. Stenger 28. 2. Stingl 2. 3. Storch 25. 2. Dr. Tamblé 24. 2. Theil (Bremen) 24. 2. Vehar 25. 2. Dr. Vogel 24. 2. Wacher 24. 2. Wagner 24. 2. Wehner 24. 2. Weinkamm 24. 2. Welke 25. 2. Wendelborn 26. 2. Werner 25. 2. Wittrock 24. 2. Dr. Zimmer 27. 2. Anlage 2 Umdruck 769 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 2400, zu 2400). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, bis spätestens zum 1. Mai 1961 dem Bundestag zu berichten, welche Maßnahmen sie zur Durchführung des § 1 des Landwirtschaftsgesetzes für das laufende Wirtschaftsjahr getroffen- hat oder zu treffen beabsichtigt unter Berücksichtigung a) der Steigerung des Lohnniveaus und der ständig steigenden Kostenbelastung der deutschen Landwirtschaft, b) der Notwendigkeit, der deutschen Landwirtschaft die Möglichkeit zu geben, sich auf den gesteigerten Wettbewerb im Gemeinsamen Markt der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft vorzubereiten, insbesondere inwieweit sie bereit ist, a) die in den Artikeln 44 und 46 des EWG-Vertrages gegebenen gesetzlichen Möglichkeiten zur Anwendung von Mindestpreisen und Abschöpfungen unverzüglich voll auszuschöpfen und 8286 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 146. Sitzung. Bonn, Freitag, den 24. Februar 1961 b) die Nahrungsmittelimporte auf den tatsächlichen Inlandsbedarf abzustellen. Bonn, den 22. Februar 1961 Mauk Walter Sander Lenz (Trossingen) und Fraktion Anlage 3 Umdruck 770 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 2400, zu 2400). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, die Selbsthilfe bei der Rationalisierung der Betriebe mit folgenden Investitionserleichterungen zu unterstützen: 1. Gewährung von Zinsverbilligungen für alle Kredite, die zur Finanzierung von Rationalisierungsmaßnahmen benötigt werden, und zwar in einem Umfang, der den Bedingungen im sozialen Wohnungsbau gleichkommt, 2. Konsolidierung der zur Finanzierung von Rationalisierungsmaßnahmen bereits aufgenommenen kurz- und mittelfristigen Kredite mit einem Zinssatz von höchstens 2 v. H., 3. Anwendung der unter 1. und 2. genannten Maßnahmen auf Um- und Neubauten (Wirtschafts- und Wohngebäude); Anschaffung von Schleppern, Maschinen, Geräten, Trocknungsanlagen usw. sowie andere Einrichtungen für die betriebs- und hauswirtschaftliche Rationalisierung; überbetrieblichen Maschineneinsatz; Althofsanierung; Aussiedlung und Aufstockung; Meliorationen und wasserwirtschaftliche Maßnahmen; Trinkwasserversorgung; Elektrifizierung; Flurbereinigungslasten; alle Selbsthilfemaßnahmen zur Qualitätsverbesserung und zur Absatzverbesserung, besonders Schaffung der Einrichtungen zur Zusammenfassung des Warenangebots in den Betrieben selbst, in den Genossenschaften und im Landhandel. Bonn, den 22. Februar 1961 Mauk Walter Sander Lenz (Trossingen) und Fraktion Anlage 4 Umdruck 771 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 2400, zu 2400). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, denjenigen landwirtschaftlichen Betrieben, bei denen eine Deckung des Vergleichsaufwands durch den Betriebsertrag nach dem Bericht der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft nicht erreicht wurde, die Vermögensabgabe gemäß dem Gesetz zum Lastenausgleich bis auf weiteres zu stunden. Bonn, den 22. Februar 1961 Mauk Walter Sander Lenz (Trossingen) und Fraktion Anlage 5 Umdruck 772 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 2400, zu 2400) Der Bundestag wolle beschließen: 1. Die Bundesregierung wird ersucht, zu prüfen, ob als sofortiger Beitrag zur Senkung der Betriebskosten der Landwirtschaft die Belastungen bei der Einfuhr von landwirtschaftlichen Maschinen und Geräten, Düngemitteln und Schädlingsbekämpfungsmitteln gesenkt werden können. 2. Die Bundesregierung wird aufgefordert, hierüber dem Deutschen Bundestag bis zum 30. April 1961 zu berichten. Bonn, den 22. Februar 1961 Mauk Walter Sander Lenz (Trossingen) und Fraktion Anlage 6 Umdruck 773 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 2400, zu 2400). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, angesichts der im Grünen Bericht 1961 nachgewiesenen weiteren Verschlechterungen der Einkommenssituation der Landwirtschaft gegenüber den im Landwirtschaftsgesetz gesetzten Zielen den Grünen Plan 1961 um folgende Maßnahmen zu ergänzen: 1. Wiederherstellung der Qualitätsprämie für Milch in mindestens der ursprünglichen Höhe (4 Pf je kg), 2. Verbilligung der Schädlingsbekämpfungsmittel um 20 v. H. Bonn, den 22. Februar 1961 Mauk Walter Sander Lenz (Trossingen) und Fraktion Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 146. Sitzung. Bonn, Freitag, den 24. Februar 1961 8287 Anlage 7 Umdruck 774 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 2400, zu 2400). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, den vorgelegten Bericht über die Lage der Landwirtschaft — Drucksache 2400 — durch folgende Punkte zu ergänzen und diese Ergänzung spätestens bis zum 1. Mai 1961 dem Bundestag vorzulegen: 1. Eine Berechnung des Vergleichslohns auf der Grundlage des tatsächlichen Stundenarbeitsverdienstes gemäß dem Beschluß des Bundestages vom 1. Juli 1960, unter Berücksichtigung der tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden einschließlich der Überstunden und Feiertagszuschläge sowie des bezahlten Urlaubs und der Bezüge im Krankheitsfalle. 2. Aufgliederung der im Bericht angegebenen bereinigten Zahl der Vollarbeitskräfte nach a) Nebenerwerbsbetrieben, b) Sonderkulturen, c) landwirtschaftlichen Vollerwerbsbetrieben. 3. Darlegung der Gründe, warum die bereinigte Zahl der Vollarbeitskräfte im Bericht und die Angaben ,des Statistischen Bundesamtes über die Zahl der in der Landwirtschaft beschäftigten Erwerbspersonen so erheblich voneinander abweichen. 4. Angabe der sich aus der Vergleichsrechnung ergebenden Gesamtdisparitätssumme, unter Berücksichtigung des § 4 Buchstaben a, b und c des Landwirtschaftsgesetzes. Bonn, den 22. Februar 1961 Mauk Walter Sander Lenz (Trossingen) und Fraktion Anlage 8 Umdruck 775 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 2400, zu 2400). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, 1. im Grünen Plan nur diejenigen finanziellen Leistungen des Bundes aufzuführen, die unmittelbar und kurzfristig zur Verbesserung der Einkommenslage der Landwirtschaft beitragen; 2. aus dem Grünen Plan alle die finanziellen Leistungen auszugliedern, die a) im wesentlichen die Verbrauchssphäre oder die Allgemeinheit betreffen, b) Stadt und Land gleichermaßen dienen, c) schon immer allgemeine Staatsaufgaben sind z. B. besondere Regionalprogramme wie Küstenplan und dergleichen sowie langfristige Strukturmaßnahmen zur Vorbereitung der Landwirtschaft auf die EWG, Meliorationen usw. Bonn, den 22. Februar 1961 Mauk Walter Sander Lenz (Trossingen) und Fraktion Anlage 9 Umdruck 776 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 2400, zu 2400). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird erneut aufgefordert, spätestens bis zum 1. Mai 1961 zu untersuchen und dem Deutschen Bundestag zu berichten, wie sich unter Berücksichtigung der Lage und der Struktur der 'deutschen Landwirtschaft sowie der durch den EWG-Vertrag übernommenen Verpflichtungen der deutschen Landwirtschaft die Übernahme einer Agrarpolitik auswirken würde, wie sie z. B. in England (System garantierter Mindestpreis) durchgeführt wird. Bonn, den 22. Februar 1961 Mauk Walter Sander Lenz (Trossingen) und Fraktion Anlage 10 Umdruck 777 Entschließungsantrag der Fraktion der CDU/ CSU zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß den §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 2400, zu 2400). Der Bundestag wolle beschließen: Der Bundestag nimmt die Erklärung der Bundesregierung sowie ihren Bericht über die Lage der Landwirtschaft gemäß den §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes zur Kenntnis. Er erkennt an, daß die Bundesregierung trotz der durch die Umstellung des Haushaltsjahres bedingten Schwierigkeiten die gemäß § 6 des Landwirtschaftsgesetzes vorgesehenen Maßnahmen frühzei- 8288 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 146. Sitzung. Bonn, Freitag, den 24. Februar 1961 tig in Form einer Ergänzungsvorlage zum Haushaltsplan 1961 vorbereitet hat, so daß eine Verzögerung in der Fortführung der Maßnahmen der Grünen Pläne infolge der Vorverlegung des Beginns des Haushaltsjahres vermieden wurde. Er begrüßt es, daß der Ergänzungshaushalt Grüner Plan 1961 der Entschließung des Bundestages vom 11. März 1960 zum Bericht der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft durch besondere Maßnahmen zugunsten der von Natur aus benachteiligten Gebiete entsprochen hat. 'Der Bundestag stimmt den im Grünen Plan 1961 vorgeschlagenen Maßnahmen, ebenso den zur Verbesserung der Lage der bäuerlichen Familienbetriebe vorgesehenen Maßnahmen mit einem Aufwand von 300 Mio DM im Grundsatz zu mit der Maßgabe, daß von den haushaltsrechtlichen Möglichkeiten der Austauschbarkeit innerhalb der einzelnen Positionen ein den fachlichen Bedürfnissen entsprechender Gebrauch gemacht wird. Er erwartet, daß die Richtlinien zur Durchführung der vorgesehenen Maßnahmen, insbesondere für das 300 Mio DM umfassende Sonderprogramm im Benehmen mit den Ländern umgehend erlassen werden. Von den Ausführungen des Bundesernährungsministers für die künftig beabsichtigten Maßnahmen zur Verwirklichung des Landwirtschaftsgesetzes nimmt der Bundestag im Grundsatz zustimmend Kenntnis. Er ist der Auffassung, daß die günstige, nicht zu entbehrende Wirkung der Maßnahmen der bisherigen Grünen Pläne durch die allgemeine Wirtschaftspolitik, insbesondere durch die Handels-, Steuer-, Kredit- und Preispolitik gemäß § 1 des Landwirtschaftsgesetzes wirksamer unterstützt werden sollte. Bonn, den 23. Februar 1961 Dr. Krone und Fraktion Anlage 11 Umdruck 778 Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 2400, zu 2400) Der Bundestag wolle beschließen: Der Bundestag hat den Bericht der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft zur Kenntnis genommen und festgestellt, daß im Wirtschaftsjahr 1959/60 eine Verschlechterung des Wirtschaftsergebnisses der landwirtschaftlichen Betriebe eingetreten ist. Für die Mehrzahl der landwirtschaftlichen Betriebe sind die im Landwirtschaftsgesetz festgelegten Ziele noch nicht erreicht. Der Bundestag stimmt daher dem von der Bundesregierung vorgeschlagenen Grünen Plan 1961 im Grundsatz mit der Maßgabe zu, daß die Mittel innerhalb der einzelnen Positionen austauschbar sind. Der Bundestag fordert die Bundesregierung auf, verstärkte Anstrengungen zur Erfüllung des im § 1 des Landwirtschaftsgesetzes erteilten Auftrages zu unternehmen. Bonn, den 23. Februar 1961 Ollenhauer und Fraktion
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    Rede von Josef Bauer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Nachdem diese Debatte um den Grünen Bericht und um den Grünen Plan die letzte dieser Art in der dritten Legislaturperiode des Bundestages ist, erlauben Sie mir, an den Anfang meiner Ausführungen ein paar Sätze aus dem agrarpolitischen Teil der Regierungserklärung des Bundeskanzlers vom 29. Oktober 1957 zu setzen. Der Kanzler führte damals aus:
    Die Landwirtschaft wird noch auf Jahre hinaus der Hilfe bedürfen. Die Grundlinien, die im Landwirtschaftsgesetz und im Grünen Plan festgelegt sind, haben sich als richtig erwiesen. Die strukturelle Umwandlung der Landwirtschaft ist eine Aufgabe, die Zeit erfordert.
    Er fuhr fort, die Landwirte
    sollten dem Landwirtschaftsminister und der Bundesregierung zeigen, auf welchen Gebieten eine bessere und schnellere Arbeit geleistet werden kann. Wir wären für guten Rat dankbar; aber
    — sagte der Kanzler dann — Kritik um der Kritik willen nutzt niemandem, sondern schadet nur.
    Eine Zusammenarbeit zwischen der Bundesregierung und den bäuerlichen Vereinigungen ist auch nötig, um einen störungsfreien Übergang in den Gemeinsamen Markt zu sichern.
    Nun, meine Damen und Herren, jeder von Ihnen kann selbst überprüfen, wieweit gerade von dem Angebot zur Zusammenarbeit Gebrauch gemacht wurde. Ich will hier keine Kritik anbringen, sondern lediglich zum Nachdenken anregen, und ich meine, ein ruhiges Nachdenken ist immer ein besseres Rezept als bewußte Unterstellungen.

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU.) Der Bundeskanzler fuhr dann fort:

    In stärkerem Maße als bisher muß für die Erleichterung der Arbeit der Landfrau Sorge getragen werden. Wenn wir die Menschen im Dorfe festhalten wollen, so ist das sicher eine Voraussetzung dafür.
    Schließlich noch ein letzter Satz aus dieser Regierungserklärung:
    Das „Dorf" muß aus allgemeinen Staatsgründen so gestaltet werden, daß die Menschen, die dort geboren sind, im allgemeinen auch ihren Lebensunterhalt dort verdienen, daß sie aber auch Erholung und Abwechslung finden können; sonst werden die Dörfer menschenleer werden und die Menschen sich immer mehr in den Städten zusammenballen.
    Ich glaube, meine Damen und Herren, Sie stimmen mir zu, wenn ich sage, daß diese Leitsätze der Regierungspolitik auch heute noch unverändert Geltung haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ich meine, daß die Bundesregierung und der Bundeslandwirtschaftsminister von Jahr zu Jahr bemüht waren, diese Leitgedanken durch laufende Anpassung der Grünen Pläne immer mehr zu verwirklichen. Mein Freund und Fraktionskollege Wacher hat an dieser Stelle in der vorjährigen Debatte davon gesprochen, daß es d i e Landwirtschaft nicht gibt und daß das Landwirtschaftsgesetz nicht nur der Landwirtschaft Gerechtigkeit widerfahren lassen wolle, sondern daß der Grüne Plan auch den gerechten Ausgleich innerhalb der Landwirtschaft schaffen müsse. Ich sage hier mit Dankbarkeit gegen die Bundesregierung und gegen Sie, Herr Minister, daß der Grüne Plan 1961 in dieser Richtung entscheidende Fortschritte gemacht hat.
    Es wäre nur gut, meine Damen und Herren, wenn das auch von der breiten Öffentlichkeit erkannt und anerkannt würde. Hier, Herr Kollege Bading, ein Kompliment für Sie! Herr Kollege Bading räumt in einem Interview, das dieser Tage erschienen ist, ein, daß die Ausführungen des Ministers Schwarz bei der Erläuterung des Grünen Berichts, des Grünen Plans und der geplanten Sondermaßnahmen maßvoll waren. Er erkennt sogar an, daß die Landwirtschaft 1959/6 einen Rückschlag hinnehmen mußte. Er unterstreicht das Auseinanderklaffen der



    Bauer (Wasserburg)

    Betriebsergebnisse in den verschiedenen Betriebsgrößen und Betriebssystemen, und er fordert dringend eine Verstärkung der gezielten Maßnahmen und hält die Aufstockung der Mittel über die 1,6 Milliarden hinaus für berechtigt. Lieber Herr Kollege Bading, wenn diese Aussage in diesem Interview nicht ein Ausfluß der „neuen weichen Welle" in der SPD-Politik ist, dann freuen wir uns über diese gemeinsamen Erkenntnisse aufrichtig.

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU. — Abg. Bading: Ich ziehe nur etwas andere Konsequenzen aus der Feststellung als Sie!)

    — Herr Kollege Bading, wir werden sie ja gleich von Ihnen hören.
    Wenn ich hier Zweifel hinsichtlich der inneren Wahrhaftigkeit einer solchen Aussage anmelde, Herr Kollege Bading, dann deshalb, weil uns gerade in den letzten Tagen die neueste Ausgabe der Zeitung „Metall" von der IG Metall zugegangen ist. Da steht auf der Titelseite unter der Überschrift „Brunnenvergiftung" folgendes:
    Wenn es in der Bundesrepublik immer wieder zu Preissteigerungen kommt, dann sind ihre Ursachen nicht etwa Lohn- und Gehaltserhöhungen. Da ist vielmehr die Agrarschutzpolitik der Bundesregierung zu nennen, die künstlich die Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse hochhält.

    (Hört! Hört! bei der CDU/CSU. — Zuruf des Abg. Bading.)

    — Ich mache Ihnen keinen unmittelbaren Vorwurf. Ich sage nur — und lassen Sie mich das aussprechen —, bei der engen Verbindung und dem guten Draht, den Sie und viele Ihrer Kollegen zur Gewerkschaft und auch zur IG Metall haben, sollten Sie Sorge dafür tragen, daß Ihre Interviews auch in solchen Gewerkschaftsblättern abgedruckt werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Abg. Bading: Bei uns gibt es keine Zensur, Herr Bauer! Die gibt es in Spanien!)

    — Herr Kollege Bading, das hat nichts mit Zensur zu tun, sondern das hat mit Aufrichtigkeit und damit etwas zu tun, daß man nie mit zwei Zungen reden soll.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Abg. Bading: Hören Sie mit „Aufrichtigkeit" auf!)

    Mein Damen und Herren, in diesem Artikel wird von „Brunnenvergiftung" gesprochen, und gemeint sind dabei Herr Nannen und der „Stern". Ich will mich dazu nicht weiter äußern. Aber das lassen Sie mich hier in aller Öffentlichkeit sagen: ich meine, daß die zitierte Stelle aus „Metall" gegenüber der Landwirtschaft und gegenüber der Agrarpolitik der Bundesregierung wirklich eine Brunnenvergiftung ist.

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU.)

    In diesem Zusammenhang ein ernstes Wort an Herrn Kollegen Bading und insbesondere auch an die Kollegen, die in der Öffentlichkeitsarbeit und vor allem in den Gewerkschaften stehen: Wann kommt denn ein Ende dieser ewigen Mißverständnisse, die hier immer wieder festzustellen sind? Ich habe das Gefühl, daß es weite Kreise, vielleicht auch organisierte und bewußt organisierte Kreise in der deutschen Öffentlichkeit gibt, die immer noch in jenem Denken befangen sind, das sich in der Zeit nach 1945 entwickelt hat, wo man glaubte, den Bauern die Teppiche in den Kuhställen vorwerfen zu müssen. Eine Aufklärung in dieser Richtung wäre eine ausgezeichnete, dankbare Arbeit, die auch die Gewerkschaften in loyaler Anerkennung der Stellung der Landwirtschaft innerhalb der gesamten Volkswirtschaft leisten könnten.
    Der Umbau des Grünen Plans im Sinne einer Vermehrung der gezielten Maßnahmen hat gerade 1961 eine besondere Verstärkung erfahren. Da sind zunächst einmal die 70 Millionen DM für die besonderen Maßnahmen in den benachteiligten Gebieten. Diese 70 Millionen DM ermöglichen es, die schon im Vorjahr für diese Gebiete eingeleiteten Förderungsmaßnahmen kraftvoll fortzusetzen. Die agrarstrukturellen Maßnahmen wie Flurbereinigung, Aussiedlung, Aufstockung, Wirtschaftswegebau, Wasserwirtschaft und die Althofsanierung sowie die Spezialmaßnahmen wie die überbetriebliche Maschinenverwendung, der Bau von Grünfuttersilos und Unterdachtrocknungsanlagen — ein Anliegen gerade in dem Gebiet, aus dem ich komme — und die Gülleanlagen sowie die Verbilligung von Baukrediten im Rahmen des allgemeinen wirtschaftlichen Zinsverbilligungsprogramms werden für diese Gebiete eine segensreiche Wirkung haben. Ich darf hier nur nochmals die Bitte aussprechen, die 70 Millionen DM, insbesondere auch die Mittel für die Althofsanierung nach Ländern zu quotieren und sie nicht im Windhundverfahren auszuschütten; denn die Bedächtigkeit sollten wir hier nicht bestrafen; der Schnellste ist in diesem Fall nicht immer der Bedürftigste.
    Wir begrüßen die Verstärkung dieser Mittel besonders deshalb, weil der beschrittene Weg eine logische Auswertung des Grünen Berichts darstellt. Daneben gibt es aber noch weitere beachtliche Schritte der Bundesregierung, die diesen Trend nachhaltigst unterstützen. Die 120 Millionen DM, die, gezielt und nach oben vernünftig abgegrenzt, für die Werkmilch gegeben werden, sind ein berechtigter Ausgleich für den Erzeugerpreisrückgang, der immerhin bei rund 2 bis 2 1/2 Pf liegt, wobei hinzugefügt werden muß, daß die innre Disparität bei diesem Milchpreis von Gebiet zu Gebiet und oft von Betrieb zu Betrieb 5 bis 6 Pf beträgt.
    In diesem Zusammenhang darf nicht unerwähnt bleiben, daß die Bemühungen des Bundesernährungsministers, die Trinkmilch- und Werkmilchverwertung durch den Bundesausgleich und die Einführung einheitlicher Stützungsmaßnahmen weiter anzunähern, endlich verwirklicht werden können. Wir sind zwar der Meinung, Herr Minister, daß diese Änderung nur ein erster Schritt auf diesem Wege sein kann. Wenn Sie, Herr Minister, bereit sind, auch diese Möglichkeiten einmal voll auszuschöpfen, so sollten Sie nicht nur das Verständnis der Länder, sondern auch die Unterstützung dieses Hohen Hauses erwarten können. Das Endziel — das



    Bauer (Wasserburg)

    sage ich in aller Deutlichkeit — müßte mindestens eine Umkehrung des Bundes- und Landesausgleichs in seiner jetzigen Form sein.
    Daß wir gerade auf dem Gebiet der Viehhaltung alle Möglichkeiten ausschöpfen müssen, ergibt sich aus der Bedeutung dieses Betriebszweiges für unsere Landwirtschaft. Etwas mehr als 70 % aller Einnahmen entfallen heute auf tierische Erzeugnisse. In den Grünlandgebieten steigt dieser Anteil — das wissen die meisten von Ihnen — auf 90 bis 95 %. Dieses Bemühen ist besonders deshalb notwendig, weit neue, nicht unerhebliche Belastungen aus der Verordnung vom 25. März auf die Landwirtschaft zukommen.
    Das Problem der Reinfektion und die Wertminderung dieser Tiere, die durch die oben genannte Verordnung eintreten, können nicht von der Landwirtschaft allein getragen werden. Hier handelt es sich um Probleme der allgemeinen Volksgesundheit. Es ist deshalb recht und billig, wenn diese Folgen mit Mitteln der Allgemeinheit aufgefangen werden. Und lassen Sie mich hier als bayerischen Abgeordneten hinzufügen, daß uns aus Bayern — —

    (Abg. Bading: Vertreter des ganzen Volkes!)

    — Jetzt komme ich noch auf die Restsanierung zu sprechen, Herr Bading. Das ist unser spezielles Anliegen. Darum lassen Sie es mich ansprechen. Uns, den Bayern, und den Baden-Württembergern stehen aus dieser Restsanierung noch ganz besondere Sorgen bevor. Wir haben in Bayern und in BadenWürttemberg nach festen und mit den Bauern vereinbarten Zeitplänen saniert, die teilweise bei uns in Bayern mit Ende dieses Jahres, soviel ich weiß, in Baden-Württemberg teilweise erst 1962 auslaufen. Ich hoffe, Sie werden es verstehen, wenn ich hier den Wunsch und die Bitte anmelde, daß auch der Bund mithilft, wenigstens die bis zum 31. Dezember 1961 unter den erschwerten Umständen sich abspielende Restsanierung zu erleichtern.
    Die im Rahmen des Sonderprogramms weiter vorgesehenen 15 Millionen DM für die Verbesserung der Lager- und Trocknungsanlagen für Getreide sowie der Schweinemastleistungsprüfungsanstalten, die 10 Millionen DM für die Aufstockung der Position Gemeinschaftliche Maschinenanwendung, die 10 Millionen DM für die Verbesserung der Molkereistruktur und die 15 Millionen DM für unmittelbare Ernteschäden aus 1959/60. finden, Herr Minister, unsere volle Zustimmung.
    Ein besonderes Wort über die erstmalige direkte Hilfe für die Bäuerin mit 30 Millionen DM darf ich mir auch ersparen. Darüber wird unsere Kollegin Frau Dr. Pannhoff noch etwas zu sagen haben. Lassen Sie mich hier nur bemerken, daß die CSU- Landesgruppe glücklich ist, dieses von ihr seit Jahren verfolgte Anliegen diesmal nun verwirklicht zu sehen.

    (Beifall bei der CDU.)

    Die 100 Millionen DM für direkte Bundeskredite wird mein Kollege Dr. Reinhard noch ansprechen.
    Ich möchte nur darum bitten, Herr Minister, daß auch diese Kreditmittel durch Länderquotierungen und nicht im sogenannten Windhundverfahren ausgereicht werden. Darüber hinaus möchten wir dringend darum bitten und anregen, daß die Kreditbedingungen für dieses Programm, soweit diese Mittel in die Förderungsgebiete gehen, günstiger gestaltet werden.
    Meine Damen und Herren, lassen Sie mich hier etwas einblenden. Angesichts dieses direkten Bundeskredites von 100 Millionen DM möchte ich auf folgendes hinweisen. Wird es auf die Dauer nicht zweckmäßiger sein, hier an Stelle vieler jährlich im Haushalt und im Grünen Plan wiederkehrender Kreditmaßnahmen einen einmaligen revolvierenden Kreditstock für die Landwirtschaft einzurichten?

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU.)

    Dieses Verfahren hat sich in anderen Wirtschaftszweigen doch hervorragend bewährt. Ich erinnere nur an die verschiedenartigsten Programme, die wir in all den letzten Jahren im Rahmen des ERP- Haushaltes sehr gut lösen konnten. Warum denn diesen Weg nicht auch für die Landwirtschaft? Ich meine, eine solche Einrichtung könnte zu einer erheblichen Vereinfachung sowohl für die Verwaltung als auch für die Kreditnehmer führen. Ein solcher Kreditstock, ausgestattet allerdings — Herr Kollege Bauknecht, hier komme ich auf das zurück, was Sie schon sagten — mit den im landwirtschaftlichen Bereich notwendigen günstigen Bedingungen, würde auch die stets wünschenswerte langfristige Planung auf diesem Gebiet ermöglichen und den Abbau vieler heute noch notwendiger Töpfe und Töpfchen begünstigen.

    (Abg. Bading: Ach Gott, das haben Sie nötig zu sagen! Denken Sie an unsere Debatte gestern über Töpfe und Töpfchen!)

    — Herr Bading, freuen Sie sich doch darüber! Wenn Sie darin einen Fortschritt bei uns sehen, sollten Sie sich nur freuen und diesen unseren Vorschlag unterstützen.

    (Abg. Bading: An so rasche Fortschritte in 24 Stunden kann ich nicht glauben!)

    — Ich habe mich von gestern auf heute nicht geändert, Herr Bading; ich bin immer noch der gleiche.

    (Abg. Bading: Dann .sind Sie also doch für Töpfchen!)

    Wenn man die Ausgestaltung des Grünen Planes 1961 insgesamt überschaut, so stellt man mit Befriedigung fest, daß das Verfahren an sich elastisch genug ist, um den Aussagen ,des Grünen Berichts Rechnung zu tragen. Die für jeden Gutwilligen eindeutig erkennbare Tendenz der Verstärkung der gezielten Maßnahmen ist ein eindrucksvoller Beweis hierfür, und ich denke, Herr Minister, wir werden diesen Weg auch in der Zukunft mit Ihnen gemeinsam weiter begehen. Bleibt der Grüne Plan in diesem Sinne beweglich, so dürfen wir wohl auch damit rechnen, mehr Verständnis bei der Bevölkerung für ihn zu finden.



    Bauer (Wasserburg)

    Was im übrigen Ausmaß und Umfang dieses Planes anlangt — das muß auch einmal in aller Öffentlichkeit gesagt werden —, so handelt es sich hier um keine Unmäßigkeiten. Gerade in diesen Tagen konnten wir lesen, daß Großbritannien an Subventionen im laufenden Rechnungsjahr 3,11 Milliarden DM gibt, im Verhältnis zur landwirtschaftlichen Bevölkerung etwa das Fünffache dessen, was wir für unsere Landwirtschaft leisten.
    Noch etwas anderes zum Grünen Plan. Der so oft geforderte Umbau des Grünen Planes, so möchte ich feststellen, ist in dieser Richtung in vollem Gange. Es bleibt noch eine andere, ebenso oft vorgetragene Forderung, nämlich alle Maßnahmen, die nicht ausschließlich der Landwirtschaft dienen, aus diesem Grünen Plan herauszunehmen. Ich möchte dieser Forderung nicht das Wort reden. Wäre es aber, meine Damen und Herren, die Sie diese Ansicht immer vertreten — diese Frage stelle ich auch an die Bundesregierung —, nicht zweckmäßig, wenigstens eine Neugliederung des Grünen Planes dergestalt vorzunehmen, daß wir einmal die direkten wirtschaftlichen Hilfen für die Landwirtschaft, zum zweiten die sozialen Hilfen für den Strukturwandel und drittens die allgemeinen Hilfen für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung des ländlichen Raumes so sauber wie nur möglich auseinanderhielten?

    (Beifall bei der CDU.)

    Die Tatsache, daß noch 40 % unserer Bevölkerung
    in rund 23 000 Landgemeinden leben, wäre, meine
    ich, eine gute Begründung für ein solches Vorgehen.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU.)

    Zum Abschluß meiner Ausführungen lassen Sie mich noch ein paar grundsätzliche Bemerkungen anfügen. Wie oft taucht draußen die bange Frage auf — ich spreche auch hier in aller Öffentlichkeit davon —: Wohin gehst du, deutsche Landwirtschaft? Wohin führt vor allen Dingen der Strukturwandel? Wieviele Betriebe besonders aus dem klein- und mittelbäuerlichen Bereich müssen nach Meinung so mancher Agrartheoretiker noch auf der Strecke bleiben, bis das rettende, scheinbar goldene Ufer auf der anderen Seite erreicht wird? Der Grüne Bericht gibt darauf manche aufschlußreiche Antwort. Der Grüne Plan, besonders der jetzt vorliegende, gibt nach meiner Meinung eine eindeutige Antwort. Ich lese sie für mich und meine politischen Freunde so heraus, daß ,die Bundesregierung fest, entschlossen ist, alle ländlichen und bäuerlichen Familien in der Landwirtschaft zu halten, die selbst dazu bereit und entschlossen sind.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Den Zweiflern sei noch gesagt, daß sie doch eigentlich den Widersinn einer anderen Meinung aus den Anstrengungenn der Bundesregierung und meiner politischen Freunde, ständig neues Eigentum und neue Eigentümer zu schaffen, erkennen müßten. Neues Eigentum und Eigentumsstreuung möglichst für jedermann bedeuten doch zunächst die Bewahrung und den Schutz des vorhandenen. So gesehen, spannt sich nach meiner Ansicht ein großer Bogen
    von unserer Agrarpolitik zur allgemeinen Eigentumspolitik. So gesehen, begrüßen auch wir von der Landwirtschaft her alle Bemühungen zur Erhaltung bestehenden und zur Begründung neuen Eigentums in den breitesten Schichten unserer Bevölkerung.
    Lassen Sie mich zum Grundsätzlichen noch ein zweites sagen. So wie der Grüne Plan in ständiger Wandlung und Entwicklung begriffen ist, so müssen wir, glaube ich, auch die Agrarpolitik als ganzes immer wieder neu überdenken. Diese heutige Debatte, wohl die letzte dieser Art tin diesem Bundestag, bietet genügend Anreiz dazu. Vielleicht ist der Zeitpunkt gekommen, daß wir die bisher hauptsächlich defensiv gestaltete Agrarpolitik verlassen. Ich will damit kein neues Schlagwort prägen, sondern wenigstens ein paar Linien in dieser Richtung aufzeigen. Wieviel könnte beispielsweise geschehen, um den Binnenmarkt uns, der Landwirtschaft, nicht nur zu erhalten, sondern ihn auszuweiten! Wir haben genug Beispiele wie man das macht. Wie das geschieht, zeigen uns in vermehrtem Ausmaße auch hierzulande die benachbarten Agrarländer mit ihren landwIrtschaftlichen Veredelungsprodukten. Oder tun wir etwa genügend, um die in aller Welt neu entstehenden Märkte auch für uns, die deutsche Landwirtschaft, nutzbar zu machen? Ich meine, wir haben eine ganze Reihe hochwertigster Agrarprodukte, die sich durchaus überall sehen lassen könnten.
    Lassen Sie mich aber nicht nur von den Märkten, sondern auch von dem Hunger in der ganzen Welt sprechen! Hier darf ich etwas einblenden. Die Vereinten Nationen haben schon am 27. Oktober 1960 eine Entschließung gefaßt, in der die Mitglieder der Vereinten Nationen zur Hilfeleistung für die Entwicklungsgebiete aufgefordert werden. Obwohl die Bundesrepublik kein Mitglied der Vereinten Nationen ist, wurden auch wir zu dieser Hilfeleistung aufgefordert. Wir sollten nach diesem Beschluß einen Betrag von 100 bis 300 Millionen DM, allerdings diesmal als verlorenen Zuschuß, bereitstellen. Aber wenn man hört, was wir dafür liefern könnten und wie sehr wir damit an die berühmten Berge herankommen würden und uns dadurch auf der anderen Seite so manche Kasten der Vorratshaltung und der Überwälzung ersparen können, dann, meine ich, ist das ein Vorschlag, den wir ernsthaft aufgreifen sollten.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Der Bundesrepublik wurde angeraten, 10 000 t Schmalzfleisch zu liefern, 4000 t Rindfleischkonserven — hören Sie! —, 35 000 t Milcherzeugnisse, 100 000 t Zucker und 200 000 t Weizen als Brotgetreide. Ich glaube, das ist ein Kapitel, über das wir uns doch einmal sehr eindeutig unterhalten müssen. Ich sage das hier einmal in aller Öffentlichkeit. Ich meine, daß den Entwicklungsländern mit einer solchen Hilfe recht viel Gutes getan würde und daß es nicht immer schöne Verwaltungsgebäude und Cadillacs sein müssen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Allerdings wird die Verwirklichung eines solchen Programms ein gewisses Umdenken erfordern. Bei der Aktion „Bekämpfung des Hungers in der Welt"



    Bauer (Wasserburg)

    darf ein solches Vorgehen nicht an irgendwelchen Verfahrensvorschriften scheitern. Es darf nicht daran scheitern, ,daß man sagt — wie ich höre —, man könne keine endgültigen Entscheidungen treffen, solange die FAO in Rom noch keine endgültigen Vorschriften für die Durchführung dieser Aktion erlassen habe. Wenn in der Welt Hunger ist, dann muß man auch einen Sprung über diese Verfahrensvorschriften hinaus machen. Denn Hunger verlangt sofortiges Handeln. Wer schnell hilft, hilft doppelt.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Aus einer solchen Aktion könnte sich durchaus auch eine Aktion entwickeln, wie sie uns die Amerikaner seit Jahren so erfolgreich vormachen. Wir könnten nach amerikanischem Beispiel auf lange Sicht hin in den Exportgebieten mit weicher Währung etwas tun und die Gegenwerte auf den Konten der betreffenden Länder stehenlassen und sie mit diesem Geld arbeiten lassen. Das ist ein System, das die Amerikaner in unserem eigenen Land seit 1945, wie wir doch wissen, so segensreich für uns durchgeführt haben.
    Ich darf für die CDU/CSU lediglich ankündigen, daß der Diskussionskreis „Entwicklungshilfe" diese Gedanken eifrigst berät. Wir können damit rechnen, demnächst in der Fraktion diesbezügliche Vorschläge zu bekommen.
    Lassen Sie mich zum letzten Teil meiner Ausführungen kommen! Wenn wir uns schon solche Überlegungen durch den Kopf gehen lassen, dann möchte ich auch in aller Deutlichkeit nicht nur im Hinblick auf die Verwaltung, sondern auch im Hinblick auf die Berufsvertretung in der Landwirtschaft sagen, daß diese Überlegungen von uns allen einiges Umdenken erfordern. Wenn wir nicht rechtzeitig erkennen, daß im Zuge der fortschreitenden Entwicklung unserer Landwirtschaft im Innern, mit ihrem Hineinwachsen in die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft und mit unserer immer enger werdenden Verflechtung mit der Weltwirtschaft stets neue Aufgaben erwachsen, dann allerdings könnte es geschehen, daß unser ganzes bisheriges Mühen auf diesem Gebiet und in dem heutigen Rahmen für die Zukunft zum Scheitern verurteilt ist. Vielleicht wird schon der nächste Deutsche Bundestag gezwungen sein, eine neue Seite in dem Buche un, serer Agrarpolitik aufzuschlagen. Wir von der CDU/CSU meinen, daß der in diesem Grünen Plan ersichtliche Wandel ein erster und guter Anfang für eine künftige Arbeit in dieser Richtung ist. Dafür danken wir der Regierung und danken wir Ihnen, Herr Minister Schwarz.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)



Rede von Dr. Richard Jaeger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat Frau Abgeordnete Strobel.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Käte Strobel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und 'Herren! Ohne Zweifel hat die Debatte über die wirtschaftliche und soziale Lage der Landwirtschaft etwa seit der Jahreswende in den Kreisen der Betroffenen zu einer leidenschaftlichen Diskussion geführt und auch die Öffentlichkeit in eigenartig erregender Weise beschäftigt.
    Ich halte es nicht für einen guten Stil, wenn Sie im Plenum in der Auseinandersetzung über die Bemühungen, das Problem zu meistern, die Methode anwenden, die die sozialdemokratische Fraktion schon bei anderen Gelegenheiten immer wieder kritisiert hat, nämlich die Methode, bei der Einbringung des Grünen Berichts Ihren Minister und in der Debatte noch zwei Redner voranzuschicken und die Kritik und den Protest der SPD absolut zu ignorieren, die Kritik meines Kollegen Mommer gegenüber Ihrem Herrn Rasner und meine persönliche Kritik gegenüber Ihrem Herrn Bauknecht. Meine Herren von der CDU, das dient der Auseinandersetzung und unseren Bemühungen um einen besseren Stil in diesem Hause nicht.

    (Beifall bei der SPD.)

    Solange Sie ein derartiges Verhalten demonstrieren, verbessert auch ein Umbau des Plenarsaals nicht die Atmosphäre.

    (Erneuter Beifall bei der SPD.)

    Der Kollege Bauer hat zu Anfang seiner Ausführungen auf die Stimmen derjenigen Bezug genommen, die an der Auseinandersetzung über die Probleme der Agrarpolitik in der Öffentlichkeit Interesse genommen haben. Herr Kollege Bauer, wenn ich jetzt als Retourkutsche die Stimmen der Arbeitgeberverbände und Artikel Ihrer Zeitungen zitieren würde, sähen Sie, daß die verschiedenen Teile unserer Bevölkerung eine verschiedene Meinung über die Situation der Agrarwirtschaft und über die bisher erzielten Ergebnisse haben. Ich darf Sie darauf aufmerksam machen, ,daß das Leib- und Magenblatt der CDU, der „Rheinische Merkur",

    (Zurufe von der CDU)

    einen Artikel überschrieben hat: „Agrarpolitik auf dem Holzwege". Damit war die Agrarpolitik der Bundesregierung gemeint.
    Es gäbe noch eine Reihe solcher Stimmen, die man in dieser Debatte zitieren könnte. Es geht uns aber, meine Damen und Herren, darum, einen Weg zu finden, der aus dieser Situation der Landwirtschaft herausführt, der uns eine gesunde Landwirtschaft ermöglicht.
    In der Öffentlichkeit erhoben sich viele Stimmen: Geht es der Landwirtschaft wirklich so schlecht? Wer den Grünen Bericht gründlich gelesen hat, hat festgestellt, daß der Bericht zwar keine erschöpfende Auskunft über die Situation in der Landwirtschaft, aber doch eine sehr aufschlußreiche und, wie ich meine, sehr ernst zu nehmende Antwort gibt. Damit möchte ich mich in 'erster Linie auseinandersetzen.
    Wer den Grünen Bericht aufmerksam gelesen hat, kann gar nicht darüber erstaunt sein, daß in der bäuerlichen Bevölkerung nicht eitel Freude und Zufriedenheit über das Ergebnis der Agrarpolitik der Bundesregierung herrschen. Natürlich muß man sehen — und hier gestatten Sie mir, auch bereits



    Frau Strobel
    auf die Ergebnisse in diesem Wirtschaftsjahr hinzuweisen —, daß sich der Preisindex für landwirtschaftliche Erzeugnisse im zweiten Halbjahr 1960 auf 210 zurückentwickelt hat, während gleichzeitig der Preisindex für industrielle Güter im Oktober 1960 237 erreicht hat. Meine Damen und Herren, das bedeutet doch, daß die Preise all der Waren, ,die die Produktionskosten der Landwirtschaft mit beeinflussen und die, im Konsumgüterbereich, von der Landwirtschaft konsumiert werden, in einem erheblichen Maße gestiegen sind, in einer Zeit, in der die landwirtschaftlichen Preise zurückgegangen sind.
    Gleichzeitig kann man aus dem Grünen Bericht ersehen, daß der Anteil der Landwirtschaft an der Wertschöpfung im Wirtschaftsjahr 1959/60 zwar absolut 150 Millionen DM angestiegen ist, aber trotzdem nur noch 6,7% der gesamten Wertschöpfung betragen hat, daß er seit 1950 um mehr als 4% zurückgegangen ist, in einer Zeit, in der der Zuwachs der Wertschöpfung der Gesamtwirtschaft in einer einzigen Jahresrate höher ist als die gesamte landwirtschaftliche Wertschöpfung überhaupt.

    (Hört! Hört! bei der CDU/CSU.)

    — Ich sage auch „Hört! Hört!", denn das ist ja das
    Ergebnis der Landwirtschafts- und Wirtschaftspolitik der Bundesregierung, meine Damen und Herren.

    (Sehr richtig! bei der SPD.)

    Ich möchte noch auf ein anderes Ergebnis hinweisen, das der Grüne Bericht ausweist. Bei steigenden Verkaufserlösen ist im Wirtschaftsjahr 1959/60 die Differenz zwischen den Verkaufserlösen und den Barausgaben der Landwirtschaft geringer als im Jahr vorher. Bei steigenden Einkommen bzw. Löhnen pro Arbeitskraft hat sich der Abstand zwischen dem landwirtschaftlichen Einkommen und dem vergleichbarer Berufsgruppen auf 27 v. H. erhöht. Ein einziges Jahr mit schlechten Witterungsverhältnissen hat besonders deutlich gemacht, daß weite Teile der landwirtschaftlichen Betriebe an der Wohlstandssteigerung nur in sehr geringem Maße teilnehmen, manche überhaupt nicht. Das ist ein sehr unbefriedigender, ein sehr unsozialer Zustand, meine Damen und Herren, wenn man weiß, daß die Menschen in der Landwirtschaft schwer arbeiten müssen, daß sie einen ungeheuren Investitionsnachholbedorf haben, daß die ständige Abwanderung landwirtschaftlicher Arbeitskräfte sie zu relativ hohen Investitionen zwingt. Dazu kommt, daß es die Landwirtschaft infolge ihrer Abhängigkeit von der Natur, infolge ihrer mangelnden Möglichkeit, die Produktion kurzfristig umzustellen, und infolge der Tatsache, daß es einfach nicht möglich ist, den Konsum an Ernährungsgütern unbegrenzt und beliebig zu erhöhen, mit besonders schwierigen Verhältnissen zu tun hat.
    Wir Sozialdemokraten sind immer der Auffassung gewesen, daß eine gesunde Gesamtwirtschaft ohne eine gesunde Landwirtschaft nicht sinnvoll ist. Wir haben aus diesem Grunde das Landwirtschaftsgesetz mitgeschaffen, wir haben es aus diesem Grunde immer für nötig gehalten, besondere Hilfe für die Landwirtschaft bereitzustellen, damit erreicht wird, daß die Landwirtschaft den notwendigen und unverzichtbaren Beitrag zum wirtschaftlichen Gesamtergebnis leisten kann, und damit sie nicht von der Allgemeinheit als Last empfunden wird.
    Die Landwirtschaft hat seit Kriegsende eine erstaunliche Leistung vollbracht. Auch das, meine Damen und Herren, möchte ich Ihnen ins Gedächtnis rufen. Ich erinnere nur an die Tbc-Sanierung der Rinderbestände. Herr Bauer (Wasserburg) hat davon gesprochen, was es hier noch an Restbeständen in einigen süddeutschen Ländern gibt. Aber im großen und ganzen muß man doch wohl sagen, daß die Ausmerzung der Tbc-Rinderbestände und der Ersatz dieser Tiere durch gesunde Tiere eine wirtschaftliche Anstrengung ersten Ranges ist, die man vorbehaltlos anerkennen muß.

    (Bravo!-Rufe in der Mitte.)

    Ich möchte als zweite Leistung herausstellen die häufig geradezu übermenschliche Arbeit der Bäuerinnen, der Landfrauen, die durch die Abwanderung der Arbeitskräfte aus der Landwirtschaft in besonderem Maße betroffen sind. Wir haben seit Jahren Vorschläge gemacht, um der Frau in der Landwirtschaft Hilfestellung zu leisten, um sie vor einer Dauerüberforderung zu schützen, Vorschläge, deren Berücksichtigung in die Zukunft gewirkt hätte. Wir begrüßen, daß die Bundesregierung heute endlich, im Rahmen der nachträglich von ihr vorgesehenen 300 Millionen DM, diesem Bedürfnis entgegenkommt und Mittel für die Entlastung der Landfrau zur Verfügung stellt.
    Wir möchten auf folgende Gefahr aufmerksam machen. Gerade wenn die deutsche Landwirtschaft noch mehr und mehr die Veredelungsproduktion betreibt — und das muß sie ja wohl , können, wenn man dabei nicht von vornherein an die arbeitswirtschaftlichen Aspekte denkt, weitere zusätzliche Belastungen der Landfrau auftreten. Auch aus diesem Grunde muß man in diesem Bereich eine weit in die Zukunft schauende Politik betreiben.

    (Beifall bei der SPD.)

    Wir möchten in diesem Zusammenhang daran erinnern, daß es gerade die Bauersfrauen, die Landfrauen sind, die selten oder kaum einen Erholungsurlaub haben. Für sie wäre ein Erholungsurlaub dringend notwendig. Selbstverständlich müßten sie in der Zeit durch Haushelferinnen, durch Landhelferinnen ersetzt werden. Wir sollten alle zusammen keine Mühe scheuen, um dem hier bestehenden echten Bedürfnis Rechnung zu tragen.

    (Beifall auf allen Seiten des Hauses. — Abg. Bauer: [Wasserburg]: Dann gibt es hoffentlich auch für die Bäuerin einen Urlaub!)

    Im Zusammenhang mit den landwirtschaftlichen Arbeitskräften möchte ich auf ein anderes erstaunliches Ergebnis aufmerksam machen; es handelt sich meiner Meinung nach geradezu um ein Phänomen. Im Jahre 1959/1960 haben die Landarbeiter zwar mehr verdient als in den Vorjahren — es gab eine Lohnerhöhung um 5,5 % —; in der gleichen Zeit sind aber die Löhne in der übrigen Wirtschaft im



    Frau Strobel
    Schnitt um 7,6 % erhöht worden. Der -Lohnabstand ist also weiter gewachsen. Die Landarbeiter verdienen wesentlich weniger als die gewerblichen Arbeiter, mit denen sie im Dorf Tür an Tür wohnen. Der Unterschied zwischen den Löhnen der Landarbeiter und den der gewerblichen Arbeiter beträgt heute 52 %. Trotzdem sind 450 000 Arbeitnehmer in der Landwirtschaft geblieben.
    Bei den Familienarbeitskräften ist das Lohneinkommen natürlich genauso niedrig. Aber für sie gibt es doch einen gewissen Ausgleich dadurch, daß sie an der Substanzvermehrung im väterlichen Betrieb partizipieren, was bei den Landarbeitern nicht der Fall ist.
    Die Landarbeiter haben sich bei einer mindestens gleichwertigen volkswirtschaftlichen Leistung mit einem wesentlichen geringeren Lebensstandard begnügt. Das muß festgehlaten werden, weil es eine erstaunliche Hingabe an einen Beruf erkennen läßt, der mindestens in der materiellen Entschädigung keine besondere Anziehungskraft ausübt.

    (Beifall bei der SPD.)

    Es muß sehr deutlich gesagt werden, daß diese Unterschiede keinesfalls bestehen bleiben dürfen. Wer in der Landwirtschaft arbeitet, hat das gleiche Recht auf Teilhabe an der allgemeinen Wohlstandsentwicklung wie jeder andere Werktätige.

    (Beifall bei der SPD.)

    Das sollte man sich im Grünen Bericht nämlich auch deutlich anschauen. Die Einkommen innerhalb der Landwirtschaft weisen noch sehr viel größere Diskrepanzen auf. Da gibt es Betriebe, die nur 70 Prozeit des Vergleichslohns erreicht haben, und es gibt Betriebe, die 169 Prozent plus 9,1 Prozent Verzinsung erreicht haben. Das ist gewiß die Spitze, aber es wäre völlig falsch, wenn man seine Augen vor diesen Einkommensunterschieden innerhalb der Landwirtschaft verschlösse, zumal man leider feststellen muß, daß auch diese Spitzenbetriebe den Landarbeitern nicht den Vergleichslohn bezahlt haben, den sie ausweislich des Grünen Berichts hätten bezahlen können.
    Deshalb sind wir Sozialdemokraten der Meinung, daß die Hilfen aus dem Grünen Plan, die aus Steuermitteln gegeben werden müssen, nicht global, sondern gezielt, nicht den großen und den saturierten Betrieben gegeben werden sollten, sondern daß diese direkten Hilfen in erster Linie denen gegeben werden müssen, die sie am notwendigsten brauchen.

    (Beifall bei der SPD.)