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ID0313903400

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    Deutscher Bundestag 139. Sitzung Bonn, den 20. Januar 1961 Inhalt Glückwünsche zum Geburtstag des Abg. Dr. Kohut . . . . . . . . . . . 3903 A Fragestunde (Drucksachen 2385, 2396) Frage des Abg. Kühn (Bonn) : Schutz der Düne in Bonn-Tannenbusch 7903 B Frage des Abg. Neumann: Akten des früheren Staatssekretärs Klopfer Schäffer, Bundesminister . 7903 D, 7904 A Neumann (SPD) . . . . 7903 D, 7904 A Frage des Abg. Dr. Bucher: Äußerung des Staatssekretärs Dr. Thedieck in der „Welt am Sonntag" Lemmer, Bundesminister . . . . 7904 A, D Dr. Bucher (FDP) 7904 C Mündlicher Bericht des Haushaltsausschusses über den Antrag des Bundesministers der Finanzen betr Entlastung der Bundesregierung wegen der Bundeshaushaltsrechnung für das Rechnungsjahr 1956 auf Grund der Bemerkungen des Bundesrechnungshofes (Drucksachen 1518, 2169) 7904 D Antrag betr. Schiffbarmachung der Lahn (Abg. Gontrum, Dr. Löhr, Dr. Reinhard, Worms, Dr. Martin u. Gen.); Schriftlicher Bericht des Verkehrsausschusses (Drucksachen 1374, 2323) Cramer (SPD) . . . . . . . . 7905 A Antrag betr. Abkommen über die einheitliche Auslegung der europäischen Verträge (Abg. Dr. Wahl, Dr. Harm, Dr. Mende u. Gen.); Mündlicher Bericht des Auswärt. Ausschusses (Drucksachen 1731, 2333) 7905 B Antrag betr. Zusatzprotokoll zur Konvention zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten (Abg. Dr. Wahl, Dr. Harm, Dr. Mende u. Gen.) (Drucksachen 1732, 2334) 7905 B Antrag des Bundesministers der Finanzen betr. Veräußerung der ehem. Deutschmeister-Kaserne (jetzt Caritaskrankenhaus) in Bad Mergentheim (Drucksache 2321) 7905 C Antrag des Bundesministers der Finanzen betr. Veräußerung eines bundeseigenen Teilgrundstücks des ehem. Flugplatzes Hamburg-Bahrenfeld (Drucksache 2363) 7905 C II Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 138. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 18. Januar 1961 Entschließungsantrag zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1960 (FDP) ; Schriftlicher Bericht des Ausschusses für den Lastenausgleich (Umdruck 536 [neu], Drucksache 2377) . . . . . 7905 D Interfraktioneller Antrag betr. Überweisung von Anträgen an die Ausschüsse (Umdruck 731) 7905 D Entwurf eines Gesetzes über Einreise und Ausreise (Drucksache 2372) — Erste Beratung — Dr. Schröder, Bundesminister . . 7906 A, 7930 A Kühlthau (CDU/CSU) 7908 C Dr. Schäfer (SPD) . . . . . . . 7910 D Benda (CDU/CSU) . . . . . . . 7913 D Dr. Bucher (FDP) . . . . . . . 7918 A Mattick (SPD) . . . . 7920 C, 7933 D Dr. Dr. h. c. Friedensburg (CDU/CSU) 7924 A Dr. Will (FPD) . . . . . . . . 7927 A Dr. Kanka (CDU/CSU) . 7928 B, 7937 C Lemmer, Bundesminister . . . . . 7935 C Mischnick (FDP) . . . . . . . 7935 D Nächste Sitzung 7938 C Anlagen 7939 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 139. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Januar 1961 7903 139. Sitzung Bonn, den 20. Januar 1961 Stenographischer Bericht Beginn: 9.11 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete() beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Bazille 31. 1. Berberich 20. 1. Bergmann* 21. 1. Berkhan* 21. 1. Dr. Besold 20. 1. Frau Beyer (Frankfurt) 20. 1. Dr. Birrenbach ' 21. 1. Frau Blohm 20. 1. Dr. Bucerius 20. 1. Dr. Burgbacher * 21. 1. Caspers 31. 1. Dr. Conring 20. 1. Dr. Deist * 21. 1. Demmelmeier 20. 1. Deringer * 21. 1. Frau Döhring (Stuttgart) 31. 1. Dr. Dollinger 20. 1. Dowidat 20. 1. Drachsler 20. 1. Frau Eilers (Bielefeld) 20. 1. Eilers (Oldenburg) 20. 1. Engelbrecht-Greve * 21. 1. Enk 20. 1. Erler 20. 1. Even (Köln) 20. 1. Dr. Franz 20. 1. Dr. Dr. h. c. Friedensburg * 21. 1. Funk 20. 1. Dr. Furler * 21. 1. Geiger (München) * 21. 1. Dr. Gleissner 20. 1. Goldhagen 20. 1. Dr. Greve 20. 1. Hahn * 21. 1. Hermsdorf 20. 1. Heye 20. 1. Hilbert 31. 1. Dr. Höck (Salzgitter) 31. 1. Höfler 31. 1. Hufnagel 20. 1. Huth 20. 1. Illerhaus * 21. 1. Dr. Jordan 20. 1. Kalbitzer * 21. 1. Killat (Unterbach) 20. 1. Dr. Knorr 20. 1. Dr. Kohut 20. 1. Dr. Kopf * 21. 1. Dr. Kreyssig * 21. 1. Dr. Krone 20. 1. Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete() beurlaubt bis einschließlich Kühn (Bonn) 31. 1. Leber 20. 1. Lenz (Brühl) * 21. 1. Leukert 20. 1. Dr. Lindenberg * 21. 1. Dr. Löhr * 21. 1. Lücker (München) * 21. 1. Margulies * 21. 1. Marx 20. 1. Mauk 20. 1. Menke 31. 1. Dr. Menzel 28. 2. Metzger * 21. 1. Frau Nadig 20. 1. Neuburger 20. 1. Odenthal * 21. 1. Dr.-Ing. Philipp * 21. 1. Dr. Pflaumbaum 20. 1. Pöhler 20. 1. Dr. Preusker 20. 1. Frau Dr. Probst * 21. 1. Rademacher 20. 1. Rasner 28. 1. Frau Dr. Rehling 20. 1. Richarts * 21. 1. Dr. Rüdel (Kiel) 20. 1. Dr. Rutschke 27. 1. Scheel * 21. 1. Dr. Schild * 21. 1. Dr. Schmidt (Gellersen) * 21. 1. Schmidt (Hamburg) * 21. 1. Dr. Schmidt (Wuppertal) 20. 1. Schneider (Hamburg) 4. 2. Dr. Schneider (Saarbrücken) 20. 1. Schüttler 20. 1. Dr. Schwörer 20. 1. Dr. Siemer 25. 1. Spitzmüller 20. 1. Stahl 20. 1. Dr. Stammberger 4. 2. Dr. Starke * 21. 1. Stauch 20. 1. Frau Dr. Steinbiß 20. 1. Stenger 28. 2. Storch* 21. 1. Sträter * 21. 1. Frau Strobel * 21. 1. Tobaben 20. 1. Wehner 20. 1. Wehking 20. 1. Weimer 20. 1. Weinkamm* 21. 1. * für die Teilnahme an der Tagung des Europäischen Parlaments Abgeordnete(r) beurlaubt his einschließlich b) Urlaubsanträge Brese 16. 2. Dr. Eckhardt 28. 1. Eisenmann 11. 2. Haage 2. 2. Ollenhauer 27. 1. Werner 25. 2. Anlage 2 Umdruck 731 Interfraktioneller Antrag betreffend ÜberWeisung von Anträgen an die Ausschüsse. Der Bundestag wolle beschließen: Die folgenden Anträge werden gemäß § 99 Abs. 1 GO ohne Beratung an die zuständigen Ausschüsse überwiesen: 1. Antrag der Abgeordne- an den Ausschuß für austen Dr. Serres, Dr. Zim- wärtige Angelegenheiten mer und Genossen betr. Errichtung eines beratenden parlamentarischen Organs der Organisation für wirtschschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung — Drucksache 2205 — 2. Antrag der Abgeordne- an den Ausschuß für austen Dr. Meyer (Frank- wärtige Angelegenheiten furt), Dr. Zimmer und Genossen betr. Konferenzen europäischer Fachminister — Drucksache 2290 — Bonn, den 10. Januar 1961 Dr. Krone und Fraktion Ollenhauer und Fraktion Dr. Mende und Fraktion Schneider (Bremerhaven) und Gruppe der DP Anlage 3 Schriftliche Ausführungen des Abgeordneten Dr. Wahl zu der Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten (3. Ausschuß) über den Antrag der Abgeordneten Dr. Wahl, Dr. Harm, Dr. Mende und Genossen betreffend Abkommen über die einheitliche Auslegung der europäischen Verträge (Drucksachen 1731, 2333). Der Antrag, den seinerzeit der unterzeichnete Berichterstatter bei der Beratenden Versammlung des Europarats eingebracht hatte, eine europäische Auslegungsinstanz für europäische Konventionen zu schaffen, geht von der Erwägung aus, daß die Schaffung einheitlichen europäischen Rechts auf halbem Wege steckenbleibt, solange durch Staatenkonventionen nur Gesetze gleichen Wortlauts in den Vertragsstaaten geschaffen werden und keine Institution vorhanden ist, die auch die einheitliche Interpretation dieser Gesetze durch die nationalen Gerichte sicherstellt. Nur durch eine solche einheitliche Auslegung wird die Gegenseitigkeit gewahrt, besonders wenn ,die Konventionen unter mehr oder weniger allgemein formulierten Bedingungen Erlaubnisse und Verbote vorsehen. Aber auch soweit es sich um die Vereinheitlichung ganzer Rechtsgebiete, etwas des Kaufrechts handelt, ist es schwer erträglich, daß z. B. die Verkäufer eines Landes aus dem vereinheitlichten Recht in einem Vertragsstaat gewisse Rechte nicht geltend machen können, die den Verkäufern dieses Vertragsstaates in jenem Lande auf Grund einer abweichenden Gerichtspraxis zustehen. Als der französische Internationalist Bartin gegen Ende des vorigen Jahrhunderts das sogenannte Qualifikationsproblem entdeckte, das sich daraus ergibt, daß internationale Konventionen zur Vereinheitlichung des Kollisionsrechts in den einzelnen Vertragsstaaten bezüglich der darin verwendeten Rechtsbegriffe einen verschiedenen Sinn annehmen, wenn und weil die Richter ihre angestammten nationalen Begriffe bei der Auslegung der Abkommen zugrunde legen, hat er schon darauf hingewiesen, daß die bloße Vereinheitlichung der Gesetze des internationalen Privatrechts die Rechtseinheit nicht zu bringen vermöchte. Es hat nicht an Reaktionen gegen die Thesen Bartins gefehlt, der die Auslegung der Vereinheitlichungskonventionen nach der Lex fori des Richters als die einzig vernünftige Lösung des Qualifikationskonflikts vertrat. Praktisch am wichtigsten war der Vorschlag, der immer wieder gemacht worden ist, die nationalen Konventionen durch eine zu schaffende gemeinsame Auslegungsinstanz zu ergänzen. Die Frage, in welcher Weise diese Einheitlichkeit unter möglichster Schonung der nationalen Gerichtsorganisationen und Verfassungen erreicht werden könne, wurde in der Rechtskommission der Beratenden Versammlung des Europarats sehr lange beraten und hat nach langem Hin und Her schließlich zur Annahme meines Vorschlags geführt, in Anlehnung an deutsche und im Recht der Montanunion verhandene Vorbilder die nationalen höchsten Gerichte zu verpflichten, wenn sie vom höchsten Gericht eines anderen Staates abweichen wollen, die umstrittene Auslegungsfrage einer europäischen Instanz vorzulegen, als die schließlich der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte nach dessen Konstituierung empfohlen wurde. Offengelassen wurde die Frage, ob die Stellungnahme dieses Gerichtshofs für das anfragende nationale Gericht obligatorisch sein sollte oder ob man sich mit Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 139. Sitzung. Bonn, Freitag, den 20. Januar 1961 7941 der moralischen Autorität seines Spruches begnügen könnte. Bei dem ersten Durchlauf dieses Vorschlags durch den Ministerrat des Europarates war die Neigung der Regierungen gering, auf diese Empfehlung der Beratenden Versammlung einzugehen. Aber die Beratende Versammlung wird sich angesichts der bedeutenden Lücke in der europäischen Organisation, die durch die Gefährdung der Gegenseitigkeit den Wert der Rechtseinheit und damit die europäische Idee selbst schwächen könnte, kaum mit dieser ablehnenden Haltung des Ministerrats abfinden. Deshalb erscheint es richtig und wichtig, daß der Bundestag durch einen Beschluß die Bundesregierung bittet, sich zu diesen Vorschlägen, wie schon bisher geschehen, positiv einzustellen und diese Haltung auch in Zukunft beizubehalten und zu verstärken. Deshalb hat der Auswärtige Ausschuß einstimmig die Annahme des Antrags auf Drucksache 1731 beschlossen. Dr. Wahl
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    Rede von Dr. Karl Kanka


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die freiheitlich-parlamentarische Demokratie ist ein sehr schwieriges Ding. Im Grundsätzlichen sind wir uns allesamt einig —
    das ist heute wiederholt beteuert worden —, und wir diskutieren über diese Angelegenheit nun schon mehr als zwei Stunden! Die Ursache dafür liegt darin, daß wir auf weite Strecken die Grenzen zwischen erster und zweiter Lesung übersehen haben. Wir sollten uns in der ersten Lesung wirklich nur mit dem Grundsätzlichen befassen. Ich glaube, daß uns der Bundesrat, die andere gesetzgebende Körperschaft, da mit einem guten Beispiel vorangegangen ist.

    (Abg. Dr. Bucher: Er hat es aber auch sehr eingehend behandelt!)

    Ich möchte aus der Stellungnahme des Bundesrates zur ersten Lesung einige Sätze vorlesen. Es ist notwendig, daß wir das zur Kenntnis nehmen, nachdem soviel über das Detail geredet worden ist. Der Bundesrat hat in seiner Stellungnahme erklärt:
    Der Bundesrat erkennt grundsätzlich die dem Entwurf eines Gesetzes über Einreise und Ausreise zugrunde gelegte Notwendigkeit an, den Verfassungsschutz durch verstärkte Kontrolle der Einreise in das Bundesgebiet und der Ausreise wirksamer zu gestalten.
    Der Bundesrat ist da sehr konkret geworden; er ist nicht in der allgemeinen Deklamation und Proklamation geblieben, daß etwas zum Schutz unserer Freiheit geschehen müsse. Darüber brauchen wir nicht zwei Stunden lang zu reden; das wissen wir auch ohne Diskussion.
    Wir müssen aber konkret werden. Wir können uns nicht mit allgemeinen, wenn auch noch so schön klingenden Redensarten zufrieden geben, sondern müssen zum Schutz der Freiheit effektiv tätig werden. Als das Feld dieser effektiven Tätigkeit hat der Bundesrat, in dem also die Länderregierungen sitzen, die Leute, die auch ihre Erfahrungen mit den Verfassungsschutzämtern und in der Bekämpfung der kommunistischen Unterwanderung haben, klar und deutlich die verstärkte Kontrolle der Einreise in das Bundesgebiet und die verstärkte Kontrolle der Ausreise aus dem Bundesgebiet bezeichnet. Wenn uns diese Aufgabe gestellt ist, müssen wir uns auch mit ihr befassen.
    Die erste Frage, die wir bei der Beratung jedes Gesetzes zu stellen haben, ist die: Ist das Gesetz überhaupt nötig? Wir haben ja bereits schrecklich viele Gesetze. Wir haben auch Strafgesetze, und man hat uns dazu gesagt — in den Zeitungen ist gemeldet worden, sogar Juristen in Karlsruhe hätten die Meinung vertreten —, daß die vorhandenen strafgesetzlichen und strafprozessualen Möglichkeiten ausreichten. Wer so denkt und redet, geht aber völlig am Thema und an der Aufgabe, die uns gestellt ist, vorbei.
    Es ist richtig, daß die gesetzlichen Bestimmungen, die in § 1 Abs. 1 Buchstabe a des Entwurfs aufgezählt werden, der Justiz eine gute Handhabe geben, mit den Mitteln der Justiz, also mit Prozeß, mit Urteil, mit Strafvollstreckung, gegen die kommunistischen Agenten und gegen die anderen Sendboten des jenseitigen Systems vorzugehen. Es ist auch richtig, daß die Rechtsprechung des Bundes-

    Dr. Kanka
    gerichtshofs, vor allem des Dritten Strafsenats, diese Bestimmungen durchaus praktikabel gemacht hat. Wir wollen aber doch nicht die Gefängnisse mit Pseudo-Märtyrern füllen, wir wollen vielmehr, daß die Burschen draußen bleiben und daß sie glatt abgeschoben werden können, wenn sie hereingekommen sind.
    Wir müssen uns also der Aufgabe der Grenzkontrolle, der Kontrolle der Ein- und Ausreise, zuwenden. Wenn wir das tun, müssen wir zwar mit einem weißen Blatt anfangen, wir müssen dann aber auch etwas auf das weiße Blatt schreiben. Dabei müssen wir uns in aller Nüchternheit vor Augen halten, daß der Pelz nicht gewaschen werden kann, ohne daß er naß wird, daß der Pelz nicht ausgekämmt werden kann, ohne daß man einen Kamm nimmt. Der Kamm soll nicht aus Eisen sein, er soll aus einem sehr guten Zelluloid sein, aus einem Stoff, der elastisch ist und sich den Tierlein, die da im Pelz sind, auch etwas anpaßt. Deswegen werden wir uns mit dem Problem, wie wir diese „Tierlein" an der Grenze festhalten können, befassen müssen.
    Wir wollen auch nicht allzu ängstlich gegenüber der Einrichtung der Grenzkontrolle sein, von der der Bundesrat einstimmig gesagt hat, daß sie nötig sei. Meine Damen und Herren, ich bin jetzt in den Winterferien nach Südtirol gefahren. Da bin ich zweimal an der Grenze kontrolliert worden, einmal, als ich von der freien Bundesrepublik Deutschland in die freie Bundesrepublik Österreich fuhr, und dann, als ich über den Brenner nach Italien fuhr. Solche Grenzkontrollen der Person — Personalkontrolle, Paßkontrolle, ja sogar Gepäckkontrolle, der bin ich auch unterzogen worden sind doch nichts Diffamierendes und nichts, was uns irgendwie das Gefühl gibt, daß wir in kein freies Land hineinfahren, — —

    (Abg. Schröter [Berlin]: Magdeburg ist doch nicht Ausland! Das vergessen Sie, das ist es doch, daß Sie damit die Grenze festlegen! — Weitere Zurufe von der SPD.)

    — Halt! Sehen Sie, leber Herr Kollege, das ist ja gerade der Fehler, den wir nicht machen sollten: Wir sollten nicht das gegnerische Argument übernehmen, daß die Grenze von uns festgelegt werde! Sie wird von den andern festgelegt und ist von den andern errichtet worden.

    (Beifall in der Mitte.)

    Aber wir wollen dafür sorgen, daß über diese Grenze keine Feinde der gemeinsamen Freiheit hereinkommen.

    (Erneute Zurufe von der SPD. Abg. Schröter [Berlin] : Sie zementieren die Behauptungen der anderen!)

    Von einigen Rednern, so von meinem sehr geschätzten Herrn Kollegen Friedensburg, ist davon gesprochen worden, welches Gefühl des Glücks über den Menschen kommt, wenn er aus einem Gebiet der Unfreiheit und des Terrors endlich einmal in das Land der Freiheit hineinkommt. Ich wurde daran erinnert, welches Gefühl über mich kam, als ich Anfang August 1939 mit meinem kleinen FordEilelchen über die Reichsgrenze in die Schweiz fuhr. Da mußte ich zuerst auf der deutschen Seite den SS-Leuten meine Ausweise zeigen. Sie guckten mich schief an, weil ich es im August 1939 noch wagte, ins Ausland zu fahren. An der Schweizer Grenze bin ich auch kontrolliert worden. Man hat es sich dort gar nicht leichtgemacht, es wurde alles nachgeguckt, was in meinem Wagen war. Und ich bin trotzdem mit einem unheimlichen Gefühl der Befreiung hineingefahren und habe mit dem Bosch-horn meiner Freude darüber Luft gemacht, daß ich dieses System hinter mir hatte, daß ich endlich einmal einige Wochen freier atmen konnte — wobei man aber immer noch vorsichtig sein mußte, weil da die Späher des nationalsozialistischen Systems herumliefen und man erwischt werden konnte, wenn man sich irgendwelche damals bei uns verbotene Literatur kaufte.
    Meine Damen und Herren, sehen wir hinter den Maßnahmen der Grenzkontrolle keine Gespenster, keine Dinge, die tragisch zu nehmen sind, sondern sehen wir in ihnen eine Notwendigkeit,

    (Zurufe von der SPD)

    mit Maßen natürlich. Es soll nichts übertrieben werden, sondern es soll nur so verfahren werden, wie es unabweislich notwendig ist.
    Wir sollten auch keine Angst haben,

    (Abg. Dr. Bucher: Wer hat denn hier im Raum Angst?!)

    daß die Menschen drüben in der Zone einen solchen Entwurf mißverstehen könnten. Daß er von den I Machthabern drüben mißdeutet wird, dagegen ist kein Kraut gewachsen.

    (Abg. Dr. Dr. h. c. Friedensburg: Die freuen sich!)

    Aber ich glaube, unser Volk ist viel einsichtiger, viel reifer und weiß viel mehr Bescheid als wir, die wir immer die Sorge haben, daß etwas optisch falsch ankommen könnte. Unser Volk weiß, wo der Geist der Spaltung, der Trennung sitzt. Zuletzt ist es uns durch das Verbot des Kirchentags in Berlin gesagt worden. Das weiß unser Volk, und ich glaube, unser Volk stimmt durchaus zu, wenn wir geeignete Maßnahmen, die wir natürlich sehr genau auf ihre Brauchbarkeit hin abtasten müssen, zum Schutz gegen die kommunistische Unterwanderung treffen.
    Meine Damen und Herren! Die Verfasser dieses Gesetzes haben, glaube ich, nicht den Ehrgeiz gehabt, die ganze schwere Problematik unserer Situation bewältigen zu wollen. Es sollte nur ein kleines Mittelchen sein, den Agenten, den bösen Sendlingen zu begegnen, denen wir alle begegnen wollen, denen wir aber nicht mit einfachen Deklamationen und Proklamationen begegnen können.
    Ein solches Gesetz ist seiner Natur nach etwas Negatives. Es verwehrt etwas, es weist ab. Was wir allesamt machen müßten, wäre, unser Volk noch stärker zum Positiven aufzurufen.

    (Abg. Dr. Schäfer: Na also; wir sind uns einig!)




    Dr. Kanka
    — Da haben Sie ganz recht. Wir sind in sehr vielen Dingen einig. Wir sollten vielmehr darauf hinwirken, daß die Verbindungen zwischen hier und drüben nicht nur beibehalten, sondern daß neue begründet und gefördert werden.

    (Abg. Dr. Schäfer: Genau das!)

    Ich glaube, diejenigen unter unseren Landsleuten, die das tun, die alle paar Wochen oder Monate ein Paket in die Sowjetzone schicken, wo immer noch zu helfen ist, oder die einen anständigen und freundlichen Brief hinüberschicken, tun mehr, als wir mit den schönsten Reden im Parlament in dieser Sache tun können. Aber wir sollten daneben auch nicht versäumen, uns gegen die organisierte Unterwanderung von drüben zu schützen.
    Über die Einzelheiten werden wir uns, in der Vorbereitung auf die zweite Lesung, in den Ausschüssen unterhalten müssen. Wir sollten das aber nicht mit Mißtrauen tun, indem wir irgendeinem von uns oder aus der Regierung, die in freien Wahlen vom Volk gestellt worden ist, irgendwie unterstellen, er wolle halb und halb einen Beitrag zur weiteren Trennung leisten. Wir sollten es vielmehr vertrauensvoll miteinander versuchen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)



Rede von Dr. Richard Jaeger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Herr Bundesminister des Innern.

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    Rede von: Unbekanntinfo_outline


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    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich weiß, daß am Freitag etwa um diese Stunde das Hohe Haus nicht mehr so ganz geduldig ist. Trotzdem halte ich die Sache, über die wir sprechen, für so wichtig, daß jede Anforderung an Ihre Geduld berechtigt ist.
    Bevor ich im einzelnen auf das eingehe, was hier in der Debatte gesagt worden ist, möchte ich zunächst ein sehr herzliches Wort des Dankes an den letzten Redner, den Kollegen Dr. Kanka, richten. Er hat nach meiner Meinung den Schwerpunkt dieser Sache am nachdrücklichsten und, wie ich glaube, am zutreffendsten berührt.
    Meine Damen und Herren! Ich bin dieser Debatte bis zu dieser Stelle gefolgt, um, bevor ich erwidere, wirklich ein geschlossenes Bild dessen, was hier vorgetragen werden sollte, vor mir zu haben. Ich verhehle dem Hohen Hause und ich verhehle der deutschen Öffentlichkeit nicht, daß mich vieles von dem, was hier gesagt worden ist, mit tiefer Sorge erfüllt.
    Man kann eine Sicherheitsfrage hier nur richtig sehen, wenn man sie unter dem Aspekt unserer politischen Gegner sieht; ich spreche nicht von innenpolitischen Gegnern, sondern natürlich von unseren politischen Gegnern auf deutschem Boden. Ich habe in etwa eine Vorstellung davon, wie diese Debatte und die darin gemachten Äußerungen von diesen unseren Gegnern eingeschätzt werden. Ich will das nicht im einzelnen darlegen. Aber ich glaube, ein intensives Nachdenken über die Interessenlage, die sich hier stellt, macht es nicht allzu schwer, die gegnerischen Gedanken über diese Debatte aufzuzeigen.
    Wir stehen hier vor dem Problem „wehrhafte Demokratie". Ich muß sagen, bei einigen der Redner habe ich nicht sehr viel über das Wehrhafte gehört, aber sehr viel über das Vertrauen auf die eigene Kraft. Das Vertrauen auf die eigene Kraft ist sicher etwas sehr Schönes und Notwendiges; für ein gewisses Maß von Selbstbewußtsein ist es unerläßlich. Aber Vertrauen auf die eigene Kraft allein bewegt die Dinge noch nicht, und hier kommt es darauf an, daß wir Dingen, die in Bewegung sind oder sich in Bewegung zu setzen drohen, in richtiger Weise entgegentreten. Das ist die Aufgabe, die sich hier stellt. Deswegen kann mich überhaupt nicht berühren, was hier über viel oder weniger Vertrauen auf die eigene Kraft ausgeführt wird.
    Hier gibt es vielmehr einen einzigen Test, und dieser Test heißt: Brauchbarkeit der eigenen Vorschläge; was geschieht? Es genügt nicht, daß immer und immer wieder gesagt wird: Es muß etwas geschehen, es muß mehr geschehen. Wenn es dann um die Konkretisierung geht, muß man feststellen, daß sich das Ganze in ein Bekenntnis zum Vertrauen auf die Stabilität unserer Verhältnisse und in einen Appell, Mut und Zuversicht in bezug auf unsere eigene Position zu haben, verdünnt. Ich sage Ihnen in aller Offenheit, das genügt nicht. Es kann sich nur darum handeln, daß das, was geschehen soll, konkretisiert wird.
    Ich will diese Debatte nicht ins Unendliche ausdehnen. Lassen Sie mich sagen: es ist hier nicht ein einziges Argument gegen den Gesetzentwurf gebracht worden, das ich nicht bereits vorher widerlegt habe oder das nicht widerlegbar ist. Die von unseren Freunden aus der sozialdemokratischen Fraktion offenbar nicht besonders geschätzte Broschüre macht sich die Mühe — und wir haben eine sehr sorgfältige Analyse darauf verwandt —, die ganze Kritik, die in Deutschland geäußert worden ist, nach wirklich zwingenden Gesichtspunkten auf ihren Kern zu reduzieren und jeweils zu dem Kern Stellung zu nehmen. Wer Geduld genug hat, die Argumente dieser Debatte mit ,dem zu vergleichen, was dort in Rede und Gegenrede gesagt worden ist, der wird finden, daß zutrifft, was ich sage.
    Nun ein Wort zur Kritik an ,der Broschüre! Diese Broschüre ist niemandem zur Freude und niemandem zu Leide geschrieben worden, sondern sie ist geschrieben, um die Verhältnisse, wie sie sind, darzutun. Bitte, halten Sie uns doch nicht für so leichtfertig, daß wir dort etwas geschrieben hätten, was wir nicht beweisen könnten! Die Kollegen von der linken Seite des Hauses empfinden als besonders anstößig, daß darin — in der statistischen Übersicht, die wir auf Grund der Sicherheitsakten beigefügt haben — häufiger von DGB und SPD die Rede ist. Ich habe mich vor der heutigen Debatte bei allen zuständigen Stellen ausdrücklich noch einmal vergewissert, daß dies nicht etwa — wie kämen wir dazu! — die Wiedergabe von Zeitungsaufsätzen z. B. aus dem „Neuen Deutschland" ist — die kann man ja hier in der Bibliothek nachlesen —, sondern daß es sich um aus eigenen Erkenntnisquellen gewonnene Feststellungen handelt. So wollen Sie das bitte werten. Lassen Sie bitte alle Ausführungen



    Bundesinnenminister Dr. Schröder
    über „Schmierereien" und „Diffamierung" als unsachlich — das ist der mildeste Ausdruck, den ich dafür finden kann — wegfallen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)