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    Deutscher Bundestag 135. Sitzung Bonn, den 9. Dezember 1960 Inhalt: Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Diel und Bauereisen . . . . . . 7705 A Fragestunde (Drucksachen 2266, 2275) Frage des Abg. Richarts: Preiserhöhung für Brot und Brötchen . 7705 B Frage des Abg. Priebe: Abnahme von Rüben durch die Zuckerfabriken Dr. Sonnemann, Staatssekretär . 7705 B, D, 7706 A Priebe (SPD) 7705 D Dr. Pflaumbaum (CDU/CSU) . . 7706 A Frage des Abg. Hansing: Ausnahmegenehmigungen betr. die Schiffsbesetzungsordnung und die Besetzung der Seefunkstellen Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 7706 B, D Hansing (SPD) 7706 C Fragen des Abg. Zühlke: Verkehrsverbindungen von Coburg über Fürth am Berg bis Neustadt Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 7706 D, 7707 B Zühlke (SPD) 7707 A Frage des Abg. Dr. Schmidt (Wuppertal) : Hotel der Deutschen Bundespost am Bodensee Stücklen, Bundesminister . . . . 7707 B Dr. Schmidt (Wuppertal) (CDU/CSU) 7707 B Frage des Abg. Dr. Atzenroth: Zustellung von Telegrammen durch private Einrichtungen . . . . . . . 7707 C Frage des Abg. Windelen: Aufschrift „Deutsche Bundespost" auf den Briefmarken Stücklen, Bundesminister . . . 7707 C, D Krüger (CDU/CSU) . . . . . . . 7707 D Frage des Abg. Baier (Mosbach) : Amtliches Fernsprechbuch Stücklen, Bundesminister . . . . 7707 D Fragen des Abg. Felder: Benachrichtigung der Familien bei tödlichen Unfällen von Soldaten Hopf, Staatssekretär . . . . . 7708 A, D Felder (SPD) . . . . . . . . 7708 C, D II Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 135. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Dezember 1960 Entwurf eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Getreidegesetzes (CDU/CSU, DP) (Drucksache 1693) ; Berichte des Haushaltsausschusses und des Ernährungsausschusses (Drucksachen 2261, 2221, zu 2221) — Zweite und dritte Beratung — Bauknecht (CDU/CSU) . . 7709 B, 7714 B, 7716 D Müller (Worms) (SPD) 7709 D Dr. Starke (FDP) . . . . . 7710 D, 7716 A, 7717 D Müller (Ravensburg) (SPD) . . . . 7714 A Kriedemann (SPD) . . . . 7714 D, 7717 B Entwurf eines Gesetzes über die Abwicklung des Reichsnährstands und seiner Zusammenschlüsse (ReichsnährstandsAbwicklungsgesetz) (Drucksache 1253) ; Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses (Drucksache 2254) — Zweite und dritte Beratung — Dr. Reinhard (CDU/CSU) . . . . . 7718 B Frehsee (SPD) 7719 C Mauk (FDP) . . . . . . . . . 7722 D Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses über den Antrag der Abg. Leicht, Leonhard, Baier (Mosbach), Neuburger, Knobloch, Höfler u. Gen. betr. Schäden im deutschen Tabakbau infolge Auftretens der Blauschimmelkrankheit (Drucksachen 2072 [neu], 2246); in Verbindung mit dem Schriftlichen Bericht des Ernährungsausschusses über den Antrag der Fraktion der FDP betr. Schäden im deutschen Tabakbau infolge Auftretens der Blauschimmelkrankheit (Drucksachen 2152, 2247) Mauk (FDP) . . . . . . . . . 7722 D Entwurf eines Gesetzes zur Änderung und Ergänzung des Reichsjugendwohlfahrtsgesetzes (Drucksache 2226) — Erste Beratung — Dr. Wuermeling, Bundesminister . 7723 B, 7738 A Kemmer (CDU/CSU) 7727 C Frau Keilhack (SPD) 7729 B Dürr (FDP) 7735 C Frau Dr. Dr. h. c. Lüders (FDP) . 7740 C Jahn (Marburg) (SPD) 7742 B Memmel (CDU/CSU) 7743 C Mündlicher Bericht des Immunitätsausschusses betr. Genehmigung zur Durchführung eines Strafverfahrens gegen den Abg. Dr. Arndt (Drucksache 2237) Dr. Dittrich (CDU/CSU) . . . . 7744 D Nächste Sitzung 7745 D Anlagen 7747 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 135. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Dezember 1960 7705 135. Sitzung Bonn, den 9. Dezember 1960 Stenographischer Bericht Beginn: 9.01 Uhr
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    Deutscher Bundestag — 3, Wahlperiode — 135. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Dezember 1960 7747 Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Dr. Atzenroth 9. 12. Dr. Baade 9. 12. Bauer (Wasserburg) 17. 12. Bergmann 10. 12. Berkhan 9. 12. Fürst von Bismarck 9. 12. Blöcker 9. 12. Frau Blohm 9. 12. Dr. Böhm 31. 12. Frau Brauksiepe 9. 12. Brese 9. 12. Dr. Bucerius 9. 12. Demmelmeier 17. 12. Deringer 9. 12. Dopatka 17. 12. Eilers (Oldenburg) 9. 12. Engelbrecht-Greve 9. 12. Dr. Franz 9. 12. Dr. Dr. h. c. Friedensburg 9. 12. Funk 16. 12. Geiger (München) 9. 12. Dr. Greve 9. 12. Haage 9. 12. Hahn 9. 12. Heiland 9. 12. Hilbert 9. 12. Dr. Höck (Salzgitter) 9. 12. Höfler 17. 12. Illerhaus 9. 12. Jacobi 9. 12. Jaksch 9. 12. Dr. Jordan 9. 12. Killat (Unterbach) 12. 12. Kramel 9. 12. Dr. Königswarter 9. 12. Dr. Kreyssig 9. 12. Freiherr von Kühlmann-Stumm 9. 12. Kühn (Köln) 9. 12. Lenz (Brühl) 9. 12. Lermer 14. 12. Leukert 9. 12. Logemann 9. 12. Lücker (München) 9. 12. Maier (Freiburg) 31. 12. Margulies 9. 12. Dr. Mende 9. 12. Dr. Menzel 31. 12. Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Müller-Hermann 9. 12. Neubauer 31. 12. Neuburger 9. 12. Frau Dr. Pannhoff 9. 12. Frau Pitz-Salvelsberg 9. 12. Pohle 31. 12. Pöhler 9. 12. Dr. Preusker 9. 12. Frau Dr. Probst 9. 12. Rademacher 9. 12. Ramms 9. 12. Frau Dr. Rehling 9. 12. Frau Renger 9. 12. Richarts 9. 12. Ruhnke 17. 12. Sander 9. 12. Scheel 9. 12. Dr. Schild 9. 12. Dr. Schmidt (Gellersen) 9. 12. Schmidt (Hamburg) 9. 12. Schüttler 9. 12. Seither 9. 12. Simpfendörfer 9. 12. Stahl 9. 12. Stenger 31. 12. Storch 10. 12. Frau Strobel 9. 12. Tobaben 9. 12. Wacher 9. 12. Wagner 9. 12. Wehner 9. 12. Weinkamm 9. 12. Werner 9. 12. Windelen 9. 12. Winkelheide 9. 12. Zoglmann 9. 12. b) Urlaubsanträge Lohmar 17. 12. Anlage 2 Schriftliche Ausführungen des Bundesministers Wuermeling zu dem Entwurf eines Gesetzes zur Änderung und Ergänzung des Reichsjugendwohlfahrtsgesetzes (Drucksache 2226). Es ist beanstandet worden, daß der Gesetzentwurf den auch nach Meinung der Bundesregierung wichtigen Bereich der Ausbildungsbeihilfen ausklammert. Diese Beanstandung habe ich erwartet, zumal ich selbst auch volles Verständnis für das Bedauern 7748 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 135. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Dezember 1960 darüber habe, daß Ihnen noch kein Gesetzentwurf für eine Neuordnung dieses Bereichs vorliegt. Ich stimme der Kritik darin bei, daß hier eine wesentliche Aufgabe noch vor uns liegt, die gelöst werden muß, und nicht leichten Herzens habe ich mich von dem eine Zeitlang verfolgten Gedanken getrennt, den Komplex Ausbildungsbeihilfen in die Neufassung des Jugendwohlfahrtsgesetzes einzubeziehen. Wenn dennoch der Ihnen vorliegende Entwurf insoweit schweigt, so aus der in vielfältigen Erörterungen gewonnenen Erkenntnis heraus, daß die Neuordnung des Ausbildungsbeihilfewesens den einem Jugendwohlfahrtsgesetz gesteckten Rahmen sprengen müßte. Die Neuordnung des Ausbildungsbeihilfewesens ist ein außerordentlich umfassendes, vielschichtiges Unternehmen. Pädagogische und bildungspolitische Erwägungen müssen ebenso wie soziale, familienpolitische und arbeitsmarktpolitische Gesichtspunkte aufeinander abgestimmt werden. Die schwierigen Fragen des Kostenbedarfs und nicht zuletzt der Kostendeckung sind zu lösen, verfassungsrechtliche und verfassungspolitische Probleme zu bewältigen. Bei der Tragweite jeder Neuordnung könnte gerade hier eine unausgereifte Lösung mehr schaden als nützen. Die Gefahr einer später schwer aufzufangenden Fehlentwicklung, deren Folgen letztlich unsere Jugend zu tragen hätte, wäre kaum zu vermeiden. Der Verzicht auf eine Regelung des Ausbildungsbeihilfewesens im Jugendwohlfahrtsgesetz bedeutet für die Bundesregierung — ich möchte das mit allem Nachdruck unterstreichen — kein Ausweichen vor dieser Aufgabe. Darüber, daß etwas geschehen muß, besteht keine Meinungsverschiedenheit. Die beteiligten Bundesressorts haben dafür vor allem in den letzten Monaten gemeinsam bereits wesentliche Vorarbeiten geleistet. Ich habe in meinem Hause schon seit Monaten einen besonderen Referenten mit diesen Arbeiten betraut. Die Beratungen der Ressorts werden mit Nachdruck und Gründlichkeit fortgesetzt. Sobald über die erreichbaren Ziele und über die einzuschlagenden Wege Klarheit und Einverständnis besteht, ist die Zusammenfassung wesentlicher, allgemeiner Bestimmungen über die Ausbildungsbeihilfen sinnvoll und geboten. Ich hoffe, daß wir in absehbarer Zeit soweit sind. Dem Wunsch des Bundestages vom 8. April 1959 wird dann entsprochen werden können. Wenn auch hier und heute nicht der Ort ist, im einzelnen über den Stand der Überlegungen zu berichten, möchte ich angesichts des besonderen Interesses, das offenbar im Hohen Hause für dieses Thema besteht, noch einiges wenige zur Sache hinzufügen: Tatsächliche Feststellungen Die öffentlichen Mittel des Bundes und der auf Bundesebene wirkende Träger, die gegenwärtig für die hauptsächlichen Formen der Einzelhilfen zur Berufsausbildung aufgebracht werden, betrugen im Jahre 1959 310 Mill. DM. Sie sind im laufenden Jahr gestiegen und werden 1961 noch weiter erhöht werden. Von etwa 21/2 Mill. Jugendlichen im Alter von 15 bis 25 Jahren, die sich jährlich in einer irgendwie gearteten Ausbildung befinden, werden rund 325 000 Jugendliche gefördert. Bemerkenswert ist, daß die Zahl der geförderten jungen Menschen von 1957 bis jetzt um 20 % angestiegen ist. (Dabei sind die Hilfen für ausländische Studenten nicht einbegriffen.) (Auch ist die Fülle der indirekten Hilfen — insbesondere Schulgeld- und Gebührenfreiheit — außer Ansatz geblieben.) Von dem genannten Betrag werden etwa zwei Fünftel nach den Bestimmungen des Bundesversorgungsgesetzes und je ein Fünftel nach denen des Lastenausgleichs und des Honnefer Modells bewilligt. Über das, was Länder, Gemeinden, Stiftungen und die freie Wirtschaft zusätzlich an Einzelbeihilfen leisten, lassen sich sichere Angaben im Augenblick noch nicht machen. Man wird aber davon ausgehen dürfen, daß insgesamt im Bundesgebiet der für Einzelbeihilfen pro Jahr aufgewandte Betrag nicht weit unter der Halbmilliardengrenze liegt. Eine künftige Neuordnung wird diese Dinge und Größenordnungen im Auge behalten und dafür Sorge tragen müssen, daß die vorhandenen Initiativen nicht gelähmt werden. Die freiwilligen Träger von Ausbildungsbeihilfen sollen ja nicht von ihrer Verantwortung freigestellt und nicht angeregt werden, ihre bisherigen Hilfen auf die öffentliche Hand abzuwälzen. Darüber hinaus wird unter Wahrung der dem Bund gesetzten verfassungsmäßigen Schranken eine sinnvolle Teilung der Aufgaben und Lasten zwischen Bund und Ländern anzustreben sein. Das bisherige System der Ausbildungsbeihilfen geht von einem speziellen sozialen Defizit wie z. B. Kriegsbeschädigung oder Flüchtlingseigenschaft aus und ist damit im wesentlichen kausal bestimmt. Eine künftige Regelung wird dieses System wohl weitgehend durch eine an der Aufgabe der Ausbildung selbst ausgerichtete Lösung zu ersetzen haben. Allerdings werden auch künftig soziale Gesichtspunkte weiterhin ausschlaggebend sein; denn Ausbildungsbeihilfen der öffentlichen Hand lassen sich nur vertreten, wo die Kraft des einzelnen oder seiner Familie nicht ausreicht. Förderung ohne Rücksicht auf die wirtschaftliche Lage würde die Tendenz zum Versorgungsstaat in unverantwortlicher Weise stärken. Die Ungereimtheiten und Überschneidungen des derzeitigen Rechtszustandes werden auszuräumen sein. Der Vielfalt der Tatbestände kann man aber nicht durch eine starre Einheitslösung, sondern nur durch adäquate Maßnahmen gerecht werden. Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 135. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Dezember 1960 7749 Eine Vereinheitlichung der Organisation und Begründung einer Einheitszuständigkeit erscheint weder notwendig noch erstrebenswert. Dem einzelnen zu Betreuenden wird nicht durch eine formelle Zentralisierung, sondern dadurch am besten gedient, daß ihn jeweils diejenige Stelle betreut, die über die besten Kenntnisse des Personenkreises verfügt, dem er angehört. Ich möchte mich heute auf diese wenigen Bemerkungen beschränken, aus denen Sie den Stand unserer Arbeiten ersehen können, und nochmals hinzufügen, daß wir weiter intensiv an der Arbeit bleiben. Ich hoffe mit Ihnen, daß wir bald dazu kommen, in gemeinsamem Bemühen den richtigen Weg zu finden — im Interesse der Sache und im Interesse unserer Jugend. Anlage 3 Schriftliche Antwort des Bundesministers Strauß auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Schmidt (Hamburg) (Fragestunde der 133. Sitzung vom 17. November 1960 (Drucksache 2217) : Beruhte die vom Pressereferenten des Bundesverteidigungsministeriums in offizieller Pressekonferenz erteilte Antwort auf die Frage, wer während des gegenwärtigen Urlaubs des Herrn Bundsverteidigungsministers die Befehls- und Kommandogewalt ausübe — wonach diese Frage effektiv nicht zu beantworten' sei, „weil die Entscheidung erst vor uns liegt" —, auf einer damals tatsächlich unklaren Regelung der Befehlsverhältnisse oder nur auf einer unzureichenden Kenntnis des die Antwort erteilenden Stabsoffiziers? Die Antwort des Pressereferenten des Bundesverteidigungsministeriums bezog sich auf die Frage, ob die Befehls- und Kommandogewalt im Falle einer aus dienstlichen oder privaten Gründen eintretenden Abwesenheit des Ministers auf den Staatssekretär delegiert wird oder nicht, ferner darauf, unter welchen Voraussetzungen und an wen eine Delegierung der Befehls- und Kommandogewalt erfolgt. Während der ganzen Zeit seit Errichtung des Bundesverteidigungsministeriums hat diese Frage keine praktische Bedeutung gehabt, weil der Staatssekretär die Vertretung des Ministers in allen ihm obliegenden Dienstgeschäften ausübt. Nur für den Fall, daß der Verteidigungsminister aus irgendwelchen Gründen verhindert ist, die Befehls- und Kommandogewalt beizubehalten, hat sich der Herr Bundeskanzler vorbehalten, durch Kabinettsbeschluß ein anderes Mitglied der Regierung damit zu betrauen. Der Pressereferent wollte nicht der Erklärung des Ministers vorgreifen, daß bei einem kurzfristigen Urlaub und ähnlichen Fällen die Befehls- und Kommandogewalt nicht auf den Staatssekretär übergeht oder auf irgend jemand anderen, sondern beim Bundesminister für Verteidigung verbleibt unbeschadet der Tatsache, daß sie gemäß o. a. Klarstellung vom Staatssekretär ausgeübt wird. Strauß Anlage 4 Umdruck 726 Änderungsantrag der Fraktion der FDP zur Beratung des Schriftlichen Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (19. Ausschuß) über den Antrag der Fraktion der FDP (Drucksachen 2152, 2247) betreffend Schäden im deutschen Tabakbau infolge Auftretens der Blauschimmelkrankheit Der Bundestag wolle beschließen, dem Ausschußantrag folgende Worte anzufügen: „und dem Deutschen Bundestag bis zum 31. März 1961 über das Ergebnis zu berichten". Bonn, den 6. Dezember 1960 Lenz (Trossingen) und Fraktion Anlage 5 Umdruck 727 (neu) Änderungsantrag der Fraktion der CDU/CSU zur zweiten Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, DP eingebrachten Entwurfs eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Getreidegesetzes (Drucksachen 1693, 2221). Der Bundestag wolle beschließen: 1. Artikel 1 Nr. 1 erhält folgende Fassung: 1. § 8 Abs. 1 Satz 1 erhält folgende Fassung: „Wer aus dem Ausland Brotgetreide oder Malz, auch geröstet, einführt oder aus sonstigen Gebieten in das Bundesgebiet verbringt, hat diese Erzeugnisse spätestens bei der Zoll- oder Grenzabfertigung der Einfuhr-und Vorratsstelle zum Kauf anzubieten." ' 2. In Artikel 1 wird folgende Nr. 5 a eingefügt: ,5 a. § 8 Abs. 8 erhält folgende Fassung: „ (8) Der Bundesminister kann bestimmen, daß auch folgende Erzeugnisse den Vorschriften der Absätze 1, 3, 5 und 7 unterworfen werden oder Gegenstand der Vorratshaltung 'sind, soweit dies zur Sicherstellung der Versorgung notwendig ist oder soweit es die Marktlage erfordert: 1. andere Getreidearten sowie Mehl, Grieß, Dunst und Schrot, 2. Körner von Roggen, Weizen, Gerste, Hafer, Mais, Buchweizen, Hirse aller Art und Reis, geschält, geschliffen, perlförmig geschliffen, gequetscht (einschließlich Flocken), aufgeschlossen oder in ähnlicher Weise be- oder verarbeitet, 3. Malzextrakt, 4. Zubereitung zur Ernährung von Kindern oder zum Diät- oder Küchengebrauch auf der Grundlage von Mehl, Stärke oder Malz- 7750 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 135. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Dezember 1960 extrakt, auch mit einem Gehalt an Kakao von weniger als 50 Gewichtshundertteilen, 5. Teigwaren, 6. Brot, Schiffszwieback und andere gewöhnliche Backwaren, ohne Zusatz von Zucker, Honig, Eiern, Fett, Käse oder Früchten, 7. feine Backwaren, auch mit beliebigem Gehalt an Kakao, 8. geröstete Kaffeemittel auf Getreidebasis." 3. Artikel 2 erhält folgende Fassung: „Artikel 2 Dieses Gesetz gilt nach Maßgabe des § 13 Abs. 1 des Dritten Überleitungsgesetzes vom 4. Januar 1952 (Bundesgesetzbl. I S. 1) auch im Land Berlin. Rechtsverordnungen, die auf Grund dieses Gesetzes erlassen werden, gelten im Land Berlin nach § 14 des Dritten Überleitungsgesetzes." Bonn, den 8. Dezember 1960 Dr. Krone und Fraktion
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    Rede von Linus Memmel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident Meine Damen und Herren! Zunächst etwas zu dem Herrn Kollegen Dürr! Herr Kollege, Sie haben meinen Zwischenruf mißverstanden. Ich habe nicht von Gegengensätzen gesprochen, sondern ich habe dazwischengerufen — vielleicht kann man das aus dem Protokoll entnehmen —: Man kann nicht aus Courtoisie einer Dame gegenüber auf Grundsätze verzichten. Das bezog sich also auf die Rede von Frau Keilhack.
    Noch etwas anderes! Herr Dürr, Ihre Fraktion ist sonst immer so sehr auf die Wahrung der finanziellen Möglichkeiten bedacht. Haben Sie sich einmal überlegt — das kennen Sie sicher aus manchen Städten —, daß die Unterhaltung eines städtischen Kindergartens — vom Aufbau ganz zu schweigen — höhere Beträge erfordert als die Zuschüsse an zehn solcher von caritativen Einrichtungen getragenen Kindergärten? Ich weiß aus der Zeit, in der ich in meiner Heimatstadt Würzburg noch Stadtrat war, daß jedes Jahr die Zuschüsse an die Organisationen weniger betragen haben als der Zuschuß, der dem einzigen vorhandenen städtischen Kindergarten gegeben werden mußte. Darum sind wir froh, daß es solche Einrichtungen gibt, die uns diese Aufgabe abnehmen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Herr Kollege Jahn, ich habe die ganze Zeit dem Herrn Minister gut zugehört. Ich habe nicht gehört, daß der Herr Minister eine so kommunalfeindliche Rede gehalten hat, wie Sie es dargestellt haben.

    (Zuruf des Abg. Jahn [Marburg].)

    — Ich habe nur herausgemerkt, daß er gesagt hat, in der Bundesrepublik gebe es einige Rathäuser und
    7744 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 135. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Dezember 1960
    Memmel
    einige Gemeinden, in denen die SPD über die Jugendämter den unzulässigen Einfluß auf die Verbände und Organisationen der Jugendpflege ausübe.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU.)

    — Das habe ich herausgehört.

    (Erneute Zurufe.)

    Das habe ich herausgehört, und ich habe es vor mir liegen, aber ich kann es nicht so schnell nachlesen; wir können es ja im Protokoll nachlesen.
    Nun das letzte. Herr Kollege Jahn, ich habe volles Verständnis dafür, wenn jemand sagt, er möchte bestimmte Punkte des Gesetzes, bestimmte Paragraphen, verfassungsrechtlich nachgeprüft haben — die Vereinbarkeit der §§ 4 und 4 a mit Art, 28 des Grundgesetzes. Ich bin aber, wenn ich auch nur stellvertretendes Mitglied des Rechtsausschusses bin, der festen Überzeugung, daß eine Überweisung an den Rechtsausschuß bedeutet, daß dieses Gesetz in dieser Legislaturperiode nicht mehr verabschiedet werden kann. Wenn Sie also wünschen, daß das Anliegen, das Sie haben und das ich Ihnen konzediere, erfüllt wird, so kann man das doch auch dadurch machen, daß einige der Kollegen, die Mitglieder des Rechtsausschusses sind, bei der Beratung dieser Paragraphen in die beiden Ausschüsse hineingehen, an die der Gesetzentwurf überwiesen wird. Dann wird wenigstens das vermieden, was man bei manchem unterstellen könnte: daß mit der Überweisung an den Rechtsausschuß nur Taktik betrieben wird, nämlich Taktik der Verzögerung.

    (Abg. Jahn [Marburg] : Wollen Sie damit sagen, daß es wichtiger ist, ein Gesetz zu verabschieden, als ein verfassungsmäßig ordentliches Gesetz zustande zu bringen? — Zurufe und Lachen bei der CDU/CSU.)

    — Nein, Herr Kollege Jahn, ich sagte Ihnen ja soeben, ich würdige Ihr Anliegen — der Ton liegt auf „Ihr" —, ich konzediere Ihnen das. Aber das können Sie doch tun, wenn Sie beispielsweise in die Sitzung des Jugendausschusses oder in die Sitzung des Ausschusses für Kommunalpolitik zu diesen Paragraphen einen der diese Materie beherrschenden Kollegen hineinschicken.

    (Zuruf von der SPD: Dann können wir den ganzen Rechtsausschuß abschaffen!)

    — Herr Kollege Metzger, Sie kennen doch die Arbeitslust — die Arbeits last meine ich, nicht „Lust"; an der Arbeitslust ist gar nicht zu zweifeln
    — des Rechtsausschusses, und Sie wissen doch, daß die Verweisung in den Rechtsausschuß bedeutet, daß das Gesetz eben nicht mehr zustande kommt. Das wissen Sie doch ganz genau.
    Ich möchte also, meine Kollegen, bitten, die Überweisung an den Rechtsausschuß abzulehnen und im übrigen dem Antrag zu folgen, den der Kollege Kemmer heute morgen gestellt hat: Überweisung an den Ausschuß für Familien- und Jugendfragen — federführend — und an den Ausschuß für Kommunalpolitik — mitberatend —.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)



Rede von Dr. Eugen Gerstenmaier
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Keine weiteren Wortmeldungen; die Aussprache ist geschlossen. Im Ältestenrat ist vorgesehen worden zunächst die Überweisung an den Ausschuß für Familien-und Jugendfragen — federführend —. Ich habe nicht gehört, daß d a s strittig ist. Soweit Einverständnis im Hause?

(Zustimmung.)

Wer dafür ist, den bitte ich um ein Handzeichen. — Gegenprobe! — Es ist so beschlossen: Ausschuß für Familien- und Jugendfragen federführend.
Dann soll offenbar auf jeden Fall der Ausschuß für Kommunalpolitik und öffentliche Fürsorge mitbefaßt werden. Ist das eindeutig?

(Zurufe von der CDU/CSU: Mitberatend!)

— Mitberatend. Kein Widerspruch; es ist so beschlossen.
Jetzt beginnt die Kontroverse. Frau Keilhack, Abgeordneter Jahn und Abgeordneter Dürr beantragen zusätzliche Überweisung — zur Mitberatung — an den Rechtsausschuß. Wer dafür ist, den bitte ich um ein Handzeichen. — Gegenprobe! — Das letzte ist die Mehrheit;

(Abg. Frau Dr. Dr. h. c. Lüders: Dann folgt die Verfassungsklage!)

diese Überweisung ist abgelehnt.

(Zurufe.)

Abgelehnt, meine Herren.

(Zurufe.)

— Nein, es ist keine Überrollung! Meine Damen und Herren, so kommen Beschlüsse hier zustande.
Jetzt rufe ich den letzten Punkt unserer Tagesordnung auf. Das ist Punkt 23:
Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung (1. Ausschuß) — Immunitätsangelegenheiten — betreffend Genehmigung zur Durchführung eines Strafverfahrens gegen den Abgeordneten Dr. Arndt gemäß Schreiben des Bundesministers der Justiz vom 5. Mai 1960 (Drucksache 2237).
Der Herr Berichterstatter ist krank. Der Herr Abgeordnete Dr. Dittrich ist so freundlich, die Vertretung zu übernehmen.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Stefan Dittrich


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich bedaure, Sie in dieser frühen Nachmittagsstunde mit einem Bericht aus dem Immunitätsausschuß beschäftigen zu müssen. Der Kollege Rasner ist erkrankt; ich werde deshalb für ihn berichten, vor allem auch deshalb, weil ich früher Berichterstatter in dieser Sache war.
    Meine Damen und Herren! Der Bundesminister der Justiz hat mit Schreiben vom 5. Mai 1960 um eine Entscheidung des Deutschen Bundestages über die Genehmigung zur Durchführung eines Strafverfahrens gegen den Abgeordneten Dr. Arndt wegen Vergehens gegen das Sammlungsgesetz gebeten. Der Immunitätsausschuß hatte sich schon früher ein-
    Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 135. Sitzung. Bonn, Freitag, den 9. Dezember 1960 7745
    Dr. Dittrich
    mal mit dieser Materie zu beschäftigen, und zwar in der 15. Sitzung am 25. Februar 1960. Damals hatte Herr Abgeordneter Arndt ein Schreiben an den Präsidenten des Deutschen Bundestages gerichtet, in dem er bat, seine Immunität aufzuheben. Anlaß zu seinem Ersuchen war, daß er im Zuge eines Strafverfahrens gegen sich selbst verfassungsrechtlich geklärt haben wollte, ob ein von Hitler erlassener Befehl heute noch mehr gelte als das Bonner Grundgesetz. Er habe — so sagte Dr. Arndt — öffentlich ohne Genehmigung zu einer Sammlung für den Bau einer Anne-Frank-Jugendherberge aufgerufen. Der Ausschuß hat damals den Standpunkt vertreten, daß nach den aufgestellten Grundsätzen ein betroffener Abgeordneter nicht das Recht hat, einen Antrag auf Aufhebung seiner Immunität zu stellen.
    Inzwischen hat der Bundesjustizminister einen Antrag auf Aufhebung der Immunität nach einer Selbstanzeige des Kollegen Arndt gestellt. Es liegt folgender Sachverhalt zugrunde, den ich hier vortragen möchte.
    Der Abgeordnete Arndt hat, wie aus dem Schriftsatz des Oberstaatsanwalts beim Landgericht München I vom 25. Februar 1960 hervorgeht, einen Brief zur Veröffentlichung an die „Süddeutsche Zeitung" gerichtet, der am 4. Februar 1960 in dieser Zeitung in der Spalte „Hier spricht der Leser" abgedruckt worden ist. Der Inhalt dieses Briefes ist folgender:
    Mit Bestürzung und voller Zorn las ich in der SZ (Nr. 23), daß sich der Bayerische Jugendring mit seinem Aufruf für eine Israelspende, um zum Bau der Jugendherberge „Anne Frank" am Berge Karmel beizutragen, nicht an die Öffentlichkeit wenden darf. Das Hindernis soll darin liegen, daß die Verwaltung für sich das Recht beansprucht, daß ein derartiger Aufruf ihrer Erlaubnis bedarf, sowie, daß mit dieser Erlaubnis der Verwaltung nicht zu rechnen ist.

    (Abg. Blachstein: Wo ist der Bundesjustizminister?)

    Die Verwaltung beruft sich also auf das NS-Sammlungsgesetz aus dem Jahre 1934. Sie ist im Unrecht. Jenes angebliche „Gesetz" war niemals gültig, weil Hitler gar kein Recht hatte, Gesetze zu erlassen. Jedenfalls ist es nicht mehr in Kraft, weil es eine typische Maßnahme des Nationalsozialismus war. Vor allem ist es mit dem Bonner Grundgesetz nicht vereinbar. Der aus ideellen Motiven erklärte Aufruf zu Spenden, die ideellen Zwecken dienen sollen, ist ein Ausdruck der Meinungsfreiheit. Jede Beschränkung öffentlicher Sammlungen ist unzulässig, soweit dadurch in die Freiheit des Glaubens, die Freiheit der Meinung und die freie Entfaltung der Persönlichkeit eingegriffen wird. Es ist nicht rechtsstaatlich, sondern polizeistaatlich gedacht, eine Tat der Menschlichkeit und die Erfüllung einer sittlichen Aufgabe unter polizeiliche Vormundschaft zu stellen. Darum rufe ich hiermit öffentlich jedermann auf, sich durch eine Spende auf das Konto „Anne-FrankJugendherberge" beim Postscheckamt München Nr. 71 500 an der Aktion der Jugend zu beteiligen. Die Verwaltungsbehörden mögen gegen mich strafrechtlich vorgehen. Ich selber werde dann den Bundestag um Aufhebung meiner Immunität bitten. Es muß endlich einmal verfassungsgerichtlich geklärt werden, ob uns diese polizeilichen Beschränkungen wirksam auferlegt werden dürfen oder ob die auf das Sammlungsgesetz pochenden Innenminister der Länder fortgesetzt gegen das Grundgesetz verstoßen.
    Dr. Adolf Arndt,
    Mitglied des Deutschen Bundestages,
    Bonn.
    Das ist der Gegenstand des Antrags des Justizministers

    (Abg. Blachstein: Wo ist der Justizminister? — Abg. Memmel: Den brauchen wir nicht! Wir heben das Sammlungsgesetz auf! Machen Sie mit!! — Abg. Blachstein: Er gehört in dieses Haus!)

    auf Aufhebung der Immunität des Abgeordneten Dr. Arndt.
    Nun ist folgendes zu berichten. Der Bundestag hat in einer seiner früheren Sitzungen entschieden, daß eine Klage beim Bundesverfassungsgericht einzureichen sei, damit das Bundesverfassungsgericht feststelle, daß das Sammlungsgesetz mit dem Grundgesetz unvereinbar und daher nichtig sei. In dem Antrag — Drucksache 1697 — ist damals der Rechtsausschuß beauftragt worden, die Abgeordneten zu benennen, die sich in diesem Verfahren für den Bundestag gegenüber dem Bundesverfassungsgericht äußern sollen. Dazu sind vom Rechtsausschuß die Kollegin Frau Dr. Schwarzhaupt und der Kollege Dr. Arndt bestimmt worden.
    Nun kam es für den Immunitätsausschuß darauf an, ob ein Abgeordneter dieses Hauses eine Selbstanzeige bei der Staatsanwaltschaft erstatten kann, um überprüfen zu lassen, ob ein Gesetz verfassungsgemäß ist. Der Ausschuß gelangte zu der Auffassung, daß es ausreiche, daß der Bundestag eine Normenkontrollklage erhoben habe. Er hat einstimmig beschlossen, Ihnen zu empfehlen, die Immunität ,des Abgeordneten Dr. Arndt nicht aufzuheben, worum ich Sie hiermit bitte.