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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag 111. Sitzung Bonn, den 4. Mai 1960 Inhalt: Nachruf auf die Abg. Dr. Gülich und Cillien Präsident D. Dr. Gerstenmaier . . 6183 A Abg. Dr. Tamblé tritt in den Bundestag ein 6183 D Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Höcker, Mensing, Pietscher und Demmelmeier 6183 D Nachrücken der Abg. Dr. Weber (Koblenz) und Dr. Dittrich als Wahlmänner nach § 6 Abs. 2 des Gesetzes über das Bundesverfassungsgericht . . . . . . . 6183 D Begrüßung des Präsidenten Fagerholm und weiterer Abgeordneter des finnischen Reichstags . . . . . . . . . . . 6190 D Eidesleistung des Bundesministers für wirtschaftlichen Besitz des Bundes Dr. Wilhelmi, Bundesminister . . . 6215 D Fragestunde (Drucksache 1810) Frage des Abg. Ritzel: Kapitalanlagen im Ausland Dr. Dr. h. c. Erhard, Bundesminister 6184 C Frage des Abg. Dr. Kohut: Mangel an Narkosefachärzten in der Bundesrepublik Dr. Schröder, Bundesminister . . . 6185 A Frage des Abg. Dr. Reinhard: Schutz des Verbrauchers vor mit Antibiotica behandeltem Importgeflügel Dr. Schröder, Bundesminister . . . 6185 B Frage des Abg. Dr. Arndt: Amtliche Sammlung von Fehlurteilen im Strafprozeß Schäffer, Bundesminister . . . . 6185 D Frage des Abg. Schneider (Bremerhaven) : Beschluß des 5. Gewerkschaftsjugendtages der IG Bergbau betr. Kontakte mit der Bundeswehr Hopf, Staatssekretär . . . . . . 6185 D Fragen des Abg. Dr. Rutschke: Atomreaktor Karlsruhe Dr.-Ing. Balke, Bundesminister . . 6186 B Große Anfrage der Fraktion der FDP betr. Freihandelszone (Drucksache 1305) verbunden mit Große Anfrage der Fraktion der SPD betr. Europäische Wirtschaftsgemeinschaft und Freihandelszone (Drucksache 1464 [neu] ) Margulies (FDP) 6186 D, 6191 A, 6243 C Kalbitzer (SPD) . . . . . . . . 6193 B Dr. Dr. h. c. Erhard, Bundesminister 6197 D Dr. Birrenbach (CDU/CSU) . . . . 6205 A II Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 111. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 4. Mai 1960 Birkelbach (SPD) . . . . . . . 6211 B Dr. Starke (FDP) . . . . . . . 6215 D von Hassel, Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein . . 6223 D Metzger (SPD) 6227 D Dr. Löhr (CDU/CSU) 6232 D Scheel (FDP) 6234 C Lücker (München) (CDU/CSU) . . 6237 B Dr. Deist (SPD) . . . . . . . 6244 D Brand (CDU/CSU) 6247 C Dr. Mommer (SPD) 6248 A Rösing (CDU/CSU) 6248 B Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Kaffeesteuergesetzes (SPD) (Drucksache 1441) Erste Beratung —; verbunden mit Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Teesteuergesetzes (SPD) (Drucksache 1442) — Erste Beratung — Frau Beyer (Frankfurt) (SPD) . . . 6248 C, 6253 C Dr. Schmidt (Wuppertal) (CDU/CSU) 6250 A Scheel (FDP) 6251 D Metzger (SPD) 6253 B Entwürf eines Bundessozialhilfegesetzes (BSHG) (Drucksache 1799) — Erste Beratung — Dr. Schröder, Bundesminister . . . 6254 A Frau Niggemeyer (CDU/CSU) . . . 6256 D Könen (Düsseldorf) (SPD) . . . . 6259 C Dr. Rutschke (FDP) 6261 B Entschließungsantrag zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1959, hier: Einzelplan 14 (FPD); Schriftlicher Bericht des Verteidigungsausschusses (Drucksache 1784, Umdruck 281) . . . 6262 B Sammelübersicht 19 des Petitionsausschusses über Anträge von Ausschüssen zu Petitionen (Drucksache 1801) . . . . . 6262 B Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Süßstoffgesetzes (Drucksache 1146) ; Schriftlicher Bericht des Finanzausschusses (Drucksache 1752) — Zweite und dritte Beratung — . . . . . . . . 6262 C Entwurf eines Gesetzes über die Finanzstatistik (Drucksache 1367) ; Schriftlicher Bericht des Finanzausschusses (Drucksache 1789) — Zweite und dritte Beratung — 6262 D Entwurf eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Getreidegesetzes (CDU/CSU, DP) (Drucksache 1693) — Erste Beratung — 6262 D Entwurf eines Gesetzes über die Berechnung strafrechtlicher Verjährungsfrist (SPD) (Drucksache 1738) — Erste Beratung — 6263 A Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, SPD, FDP betr. Antrag auf Normenkontrolle bei dem Bundesverfassungsgericht wegen des Sammlungsgesetzes (Drucksache 1697) 6263 A Antrag betr. Beihilfe zur Beschaffung von Hausrat an Deutsche aus der Sowjetzone, die nicht die Voraussetzungen des § 3 des Bundesvertriebenengesetzes erfüllen (SPD) (Drucksache 1698) 6263 B Antrag betr. Abkommen über die einheitliche Auslegung der europäischen Verträge (Abg. Dr. Wahl, Dr. Harm, Dr. Mende u. Gen.) (Drucksache 1731) . . . 6263 B Antrag betr. Zusatzprotokoll zur Konvention zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten (Abg. Dr. Wahl, Dr. Harm, Dr. Mende u. Gen.) (Drucksache 1732) 6263 C Antrag betr. Schiffbarmachung des Hochrheins (Abg. Hilbert, Dr. Furler u. Gen.) (Drucksache 1786) 6263 C Entwurf einer Zolltarif-Verordnung (Deutscher Zolltarif 1960); Schriftlicher Bericht des Außenhandelsausschusses (Drucksachen 1797, 1815) . . . . . . 6263 C Entwurf einer Verordnung Nr. . . . zur Durchführung einer Erhebung über die Löhne; Mündlicher Bericht des Ausschusses für Arbeit (Drucksachen 1809, 1818) 6263 D Nächste Sitzung 6263 D Anlagen 6265 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 111. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 4. Mai 1960 6183 111. Sitzung Bonn, den 4. Mai 1960 Stenographischer Bericht Beginn: 9.05 Uhr.
  • folderAnlagen
    Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Bauereisen 5. 5. Dr. Becker (Hersfeld) 31. 5. Blachstein 20. 5. Frau Brauksiepe 4. 5. Brüns 2. 7. Dr. Bucerius 15. 5. Bühler 4. 5. Cramer 4. 5. Frehsee 7. 5. Dr. Friedensburg 6. 5. Funk 7. 5. Dr. Furler 6. 5. Gaßmann 6. 5. Geiger (München) 6. 5. Frau Geisendörfer 6. 5. Gerns 6. 5. Dr. Görgen 20. 5. Dr. Gossel 6. 5. Häussler 4. 5. Dr. Heck (Rottweil) 6. 5. Heye 4. 5. Dr. Hoven 6. 5. Jacobs 7. 5. Keller 4. 5. Frau Kipp-Kaule 4. 5. Frau Klemmert 15. 5. Knobloch 6. 5. Köhler 6. 5. Kraft 9. 5. Krammig 4. 5. Dr. Leiske 6. 5. Müller (Worms) 7. 5. Frau Dr. Pannhoff 7. 5. Paul 6. 5. Dr. Preusker 6. 5. Pütz 4. 5. Ramms 6. 5. Rasch 20. 5. Dr. Ratzel 6. 5. Dr. Ripken 15. 5. Frau Schanzenbach 6. 5. Scharnberg 7. 5. Scheel 6. 5. Dr. Schild 4. 5. Schmücker 6. 5. Dr.-Ing. Seebohm 9. 5. Seidl (Dorfen) 6. 5. Solke 6. 5. Stahl 15. 5. Sühler 7. 5. Wehner 4. 5. Welslau 7. 5. b) Urlaubsanträge Dr. Dittrich 31. 5. Dopatka 21. 5. Erler 21. 5. Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Dr. Greve 21. 5. Holla 20. 5. Hufnagel 13. 5. Jahn (Frankfurt) 2. 7. Jaksch 20. 5. Katzer 18. 6. Maier (Freiburg) 2. 7. Probst (Freiburg) 10. 5. Rasner 28. 5. Frau Dr. Rehling 12. 5. Sander 2. 7. Anlage 2 Der Präsident des Bundesrates Abschrift Bonn a. Rh., d. 8. April 1960 An den Herrn Bundeskanzler Bonn Bundeskanzleramt Ich beehre mich mitzuteilen, daß der Bundesrat in seiner 217. Sitzung am 8. April 1960 beschlossen hat, dem vom Deutschen Bundestag am 16. März 1960 verabschiedeten Gesetz über die Regelung der Rechtsverhältnisse bei der Volkswagenwerk Gesellschaft mit beschränkter Haftung gemäß Artikel 105 Abs. 3 und 135 Abs. 5 des Grundgesetzes zuzustimmen. Der Bundesrat begrüßt die Absicht, die Erträge der „Stiftung Volkswagenwerk" zur Förderung von Wissenschaft und Technik in Forschung und Lehre zu verwenden. Er geht bei Erteilung seiner Zustimmung davon aus, daß die nach Anwendung des § 4 Buchst. b) des Vertrages verbleibenden Erträge den Ländern zufließen. Dabei erwartet der Bundesrat, daß im Rahmen der allgemeinen Zweckbestimmung des § 3 Abs. 1 des Vertrages die Länder frei über die Verwendung dieser Mittel entscheiden können und daß mit ihrer Zuweisung keine Auflagen verbunden werden, die die Unabhängigkeit und Selbständigkeit der Haushaltswirtschaft der Länder beeinträchtigen könnten. Dr. Röder Bonn, den 8. April 1960 An den Herrn Präsidenten des Deutschen Bundestages Bonn Bundeshaus Vorstehende Abschrift wird mit Bezug auf das dortige Schreiben vom 18. März 1960 mit der Bitte um Kenntnisnahme übersandt. Dr. Röder 6266 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 111. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 4. Mai 1960 Anlage 3 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs im Bundesministerium für Verkehr auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Jahn (Marburg) betreffend Verwendung von Fahrkarten der Bundesbahn mit Symbolen des NS-Regimes (Fragestunde der 111. Sitzung vom 4. 5. 1960, Drucksache 1810). Ist der Herr Bundesverkehrsminister bereit, die Deutsche Bundesbahn darüber aufzuklären, daß die Verwendung von Fahrkarten mit eingeprägten Symbolen des NS-Regimes im Jahre 1960 mehr ist als eine unverantwortliche Schlamperei? Ist er bereit, darauf hinzuwirken, daß sämtliche, noch im Verkehr befindlichen Fahrkarten dieser Art unverzüglich vernichtet werden? Ich bin mit Ihnen, Herr Abgeordneter, und der Deutschen Bundesbahn darin einig, daß die einem Reisebüro unterlaufene Panne nicht hätte passieren dürfen. Es ist veranlaßt, daß sämtliche etwa noch vorhandenen Fahrkartenbestände dieser Art unverzüglich vernichtet werden. Seiermann Anlage 4 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs im Bundesministerium für Verkehr auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Dr. Dr. h. c. Friedensburg betreffend Errichtung eines Zementschuppens an der Autobahn bei Nikolassee (Fragestunde der 111. Sitzung vom 4. 5. 1960 Drucksache 1810). Weshalb hat die Bundesautobahn-Verwaltung bei der Errichtung eines kahlen Zementschuppens an der Einfahrt der Autobahn nach Berlin bei Nikolassee alle Regeln einer ansprechenden Architekturgestaltung und alle Regeln des Landschaftsschutzes außer acht gelassen? Weshalb hat sie das Vorbild eines daneben liegenden Gebäudes übersehen, das von der früheren Reichsautobahn-Verwaltung errichtet worden ist und das dem besonders repräsentativen Landschaftscharakter des betreffenden Standortes Rechnung trägt? Was gedenkt die Bundesautobahn-Verwaltung zu tun, um den angerichteten Schaden, der in der schönen Jahreszeit täglich für Zehntausende von naturliebenden Berlinern ein Ärgernis bieten muß, zu beseitigen oder wenigstens zu mildern? Bei dem beanstandeten Gebäude handelt es sich um eine Halle zur Aufnahme von Streugut für den Winterdienst auf der Bundesautobahn Avus, die in freitragender Binderkonstruktion aus Stahlbeton mit äußeren Sichtbetonflächen hergestellt worden ist. Die Wahl des Bauplatzes auf einem an der Bundesautobahn gelegenen Grundstück der Bundesautobahnverwaltung war zweckmäßig, weil das Gebäude den Bedürfnissen des Betriebes und der Unterhaltung der Autobahn dienen soll. Das auf dem Grundstück befindliche, vor 25 Jahren von der Reichsautobahnverwaltung errichtete Wohnhaus konnte nicht Vorbild für die Gestaltung sein, weil sich die Bauformen eines kleinen Wohnhauses nicht auf eine große stützenfreie Halle übertragen lassen. Bei der Gestaltung der Halle ist wegen ihrer Lage im Blickpunkt der Autobahnbenutzer versucht worden, eine ansprechende architektonische Gestaltung zu finden. Die Gebäudeformen sind Ausdruck der Konstruktion und entsprechen in ihrer Einfachheit der Zweckbestimmung des Gebäudes. Auch sind Klagen von anderer Seite bisher nicht bekanntgeworden. Ich darf aber bemerken, daß die Arbeiten an den Außenanlagen noch nicht abgeschlossen sind und sich deshalb dem Betrachter noch kein endgültiges und vollständiges Bild bietet. Wenn die Böschung zur Autobahn, wie vorgesehen, vollständig angelegt, befestigt und mit Bäumen und Sträuchern bepflanzt ist, wird — so hoffe ich — erkennbar sein, daß auch dieses Gebäude in die Natur einwachsen und ein Bestandteil der Landschaft werden wird. Seiermann Anlage 5 Umdruck 576 Antrag der Fraktion der FDP zur Großen Anfrage der Fraktion der FDP betreffend Freihandelszone (Drucksache. 1305). Der Bundestag wolle beschließen: Der Deutsche Bundestag stellt mit Bedauern fest, daß die Bemühungen um eine europäische wirtschaftliche Zusammenarbeit seit Inkrafttreten des EWG-Vertrages zu einer Spaltung Europas geführt haben, daß der Beschluß der OEEC vom 13. Februar 1957 und der Beschluß des Bundestages vom 2. Oktober 1958 bisher nicht verwirklicht worden sind, daß die Fristverkürzungsvorschläge und die Vorschläge für eine gemeinsame Agrarpolitik die Tendenz der EWG zur Abspaltung von den anderen OEEC-Staaten sichtbar machen. Er ersucht die Bundesregierung, alles zu tun, um 1. die in der OEEC erzielten Fortschritte und gefaßten Beschlüsse in ihrem Bestande zu sichern. 2. gemäß Absprache des Herrn Bundeskanzlers mit dem französischen Staatschef nunmehr vor allem anderen die Verwirklichung des Beschlusses der OEEC vom 13. Februar 1957 durchzusetzen und eine Freihandelszone in Europa einzurichten, die auf multilateraler Basis den gemeinsamen Markt der Sechs und die anderen Mitgliedsländer vereinigt. Bonn, den 4. Mai 1960 Margulies Dr. Starke Lenz (Trossingen) und Fraktion
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    Rede von Robert Margulies


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Am 2. Oktober 1958 faßte der Deutsche Bundestag in seiner Sitzung in Berlin nach eingehender Aussprache einstimmig folgende Entschließung:
    Der Deutsche Bundestag unterstreicht erneut
    die große Bedeutung, die dem Abschluß eines



    Margulies
    Vertrages über eine Europäische Freihandelszone zur Ergänzung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft als einem weiteren Schritt auf dem Wege zur weltweiten wirtschaftlichen Zusammenarbeit zukommt.
    Er billigt die Bemühungen der Bundesregierung, einen Ausgleich zwischen den verschiedenen Standpunkten der Verhandlungspartner herbeizuführen und Lösungen zu erarbeiten, die den wichtigsten Interessen aller Beteiligten Rechnung tragen.
    Er fordert die Bundesregierung auf, auch weiter alles in ihren Kräften liegende zu tun, um baldmöglichst zum Abschluß eines Vertrages zu gelangen, der die Schaffung einer umfassenden Europäischen Freihandelszone vorsieht, die die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft ergänzen soll.
    So der Wortlaut des Wunsches des Deutschen Bundestages an die Bundesregierung.
    Das war nun freilich nicht die erste Bekundung der ganz überwiegenden Mehrheit dieses Hauses, daß die römischen Verträge zur Bildung kleineuropäischer Gemeinschaften nur einen Teil des Weges der Entwicklung zu einer engen wirtschaftlichen Zusammenarbeit des ganzen freien Europas darstellen sollten.
    Schon in den Beratungen der Verträge im Bundestag und im Bundesrat klang immer wieder die Sorge auf, daß die Verträge eher zu einer Spaltung des freien Europas führen könnten, zu einer Aufteilung Westeuropas in mehrere miteinander rivalisierende Wirtschaftsräume mit der Folge des auch politischen Auseinanderlebens der Mitgliedstaaten der verschiedenen wirtschaftlichen Vereinigungen, also eher zu einer Störung oder gar zu einer Zerstörung der in der OEEC bestehenden wirtschaftlichen Zusammenarbeit in Europa.
    Die Sprecher der Regierung und die Sprecher der CDU/CSU konnten diese Sorge nie beseitigen. Sie beschwichtigten nur. Ich will heute nicht in der Wunde wühlen, nicht aufzählen, was damals alles zu dieser Frage gesagt worden ist. Das steht im Protokoll, das kann jeder nachlesen. Ich will die Phrasen nicht wiederholen, mit denen die aufkeimende Abneigung gegen ein allzu gewagtes Experiment eingeschläfert wurde: von der Dynamik der Entwicklung bis zu der im Rechtsausschuß des Bundesrates gegebenen Erklärung, wenn die Freihandelszone nicht zustande käme, würde man die clausula rebus sic stantibus anwenden.
    Besonders eindrucksvoll waren immer die politischen Argumente für eine wirtschaftliche und nicht nur wirtschaftliche Zusammenarbeit Europas, Argumente, die meine politischen Freunde und ich in vollem Umfange anerkennen, Argumente, denen sich dann auch der Herr Wirschaftsminister letzten Endes gebeugt hat, der im übrigen die römischen Verträge mit ebenso treffenden wie unfreundlichen Bemerkungen charakterisiert hat. Er übersah dabei allerdings, daß diese politische Argumentation völlig an der Sache vorbeilief, daß sie für jedes irgendwie geartete Unternehmen zur Einigung Europas
    zutreffend sein kann, daß sie für die römischen Verträge aber doch nur dann ins Feld geführt werden konnte, wenn man sicher war, daß sie im Ergebnis der Einigung Europas dienen würde, was ja gerade und nicht zuletzt von Herrn Minister Erhard bezweifelt wurde.
    Herr Ministerpräsident Kiesinger hat mir kürzlich vorgeworfen, ich betrachtete die Einigung Europas nur unter dem Gesichtspunkt des vollständig freien Handels in Europa. Wenn ich die bindende Kraft wirtschaftlicher Zusammenarbeit so überschätzte, wie es mein sehr geehrter Landesvater meint, dann wäre es ja wohl das einfachste, die wirtschaftliche Situation anzustreben, wie sie bis 1914 bestand. Damals gab es ja keine Handelshemmnisse, Kontingente waren noch gar nicht erfunden, die geringen Zölle betrafen nur Teilabschnitte des Warenverkehrs. Die Freizügigkeit der Menschen, der Arbeitskraft, der Ausbildung, des Kapitals und der Dienstleistungen übertraf bei weitem das, was seit 1945 in mühseliger Kleinarbeit wieder erreicht werden konnte. Gerade die Ereignisse von 1914 haben uns ja belehrt, daß auch die engste wirtschaftliche Zusammenarbeit in ihrer politischen Wirksamkeit nicht so hoch eingeschätzt werden kann, wie das bei den römischen Verträgen geschehen ist. Wirtschaftliche Zusammenarbeit allein geht nicht in das Bewußtsein der Völker ein, auch dann nicht, wenn breite Schichten daraus Vorteil ziehen, auch dann nicht, wenn sie, wie vor 1914, mit völliger Freizügigkeit der Menschen, der Arbeitskraft und des Kapitals verbunden ist.
    Dafür haben wir das beste Beispiel aus jüngster Zeit. Die OEEC, der Europäische Wirtschaftsrat, hat zusammen mit der Europäischen Zahlungsunion eindrucksvolle Ergebnisse in europäischer wirtschaftlicher Zusammenarbeit erbracht, Ergebnisse, die aber nicht einmal bis in das Bewußtsein unserer Außenpolitiker gedrungen sind. Mit dem Hauptübel der Handelshemmnisse, mit den Kontingenten, also den mengenmäßigen Beschränkungen des Warenverkehrs, ist die OEEC zu 89 % fertig geworden. Für 89 % des Warenverkehrs innerhalb der 17 Mitgliedstaaten gibt es keine Kontingente mehr, keine Genehmigungsverfahren. 89 % der europäischen Produktion stehen dem europäischen Verbraucher ohne jede behördliche Mitwirkung — oder besser Gegenwirkung — in allen Ländern zur Verfügung.
    In diesen nüchternen Zahlen kommt zum Ausdruck, daß wir dank der Tätigkeit des Europäischen Wirtschaftsrates, also der OEEC, einen gemeinsamen europäischen Markt längst haben. In Deutschland ißt man holländisches Gemüse, belgische Eier, dänische Butter, Brot aus französischem Weizen und italienisches Obst. Man trinkt bei passender Gelegenheit schwedischen Aquavit, schottischen Whisky, französischen Cognac, italienischen Campari. Man trinkt griechischen, spanischen, portugiesischen, französischen und italienischen Wein. Man raucht Zigaretten aus griechischem und türkischem Tabak. Der Anzug ist aus englischem Stoff. Die Schuhe kommen aus Italien, der Hut kommt aus Osterreich und die Uhr aus der Schweiz. Und das trotz eigener, leistungsfähiger Industrie, die ihrerseits wieder die



    Margulies
    Nachbarländer beliefert. Trotz einer eigenen leistungsfähigen Automobilindustrie und trotz der hohen Zollbelastung sehen wir in unserem Straßenbild französische, italienische, englische Wagen, ebenso wie in den anderen Ländern Europas deutsche Wagen, deutsche Photoapparate, deutsche Elektrogeräte zu sehen sind. Man könnte die Zahl dieser Beispiele bis ins unendliche vermehren.
    Niemand macht sich doch bei uns Gedanken darüber, woher eine Ware stammt, mit einer kleinen Ausnahme allerdings. Ich lese neuerdings in den Zeitungen große Inserate: „Deutsche, kauft deutsches Aluminium!" Es scheint also, daß für die Bundesregierung in dieser Hinsicht — es ist ja ein bundeseigener Betrieb — Sondervorstellungen herrschen, und ich bedauere sehr, daß dem Aufsichtsratsvorsitzenden, Herrn Staatssekretär Dr. Westrick, dieser Unfug entgangen ist.
    Im übrigen trifft doch bei uns der Konsument seine Auswahl zwischen einem niederländischen Radioapparat und einem deutschen a 11e in nach Preis und Qualität. Er hat sich daran gewöhnt, daß ihm die gesamte europäische Produktion jederzeit in jeder benötigten Menge zu angemessenen Preisen zur Verfügung steht.
    Noch eindrucksvoller und für den einzelnen bedeutsamer ist die ebenfalls der OEEC zu dankende Liberalisierung des Reiseverkehrs. Zu Millionen durchströmen seitdem die Europäer in den Urlaubszeiten Europa. Es erfordert heute nicht mehr größere Umstände, den Urlaub in Griechenland, Italien oder Spanien zu verbringen, als ihn im Odenwald oder in Bayern zu verleben, und in Ostende oder Scheveningen treffen sich die Menschen aus allen Ländern Europas, die sich sehr viel schneller und sehr viel besser miteinander verständigen, als es ihre Regierungen anscheinend fertigbringen.
    Für das Zusammengehörigkeitsgefühl der Europäer hat auch die Europäische Zahlungsunion wertvolle Dienste geleistet. Die gegenseitige Hilfeleistung bei eingetretenen Schwierigkeiten, die dort jahrelang mit gutem Erfolg praktiziert worden ist, die Verläßlichkeit dieser Hilfe — wenn auch unter robusten Bedingungen —, die Sicherheit, sich bei Eintritt von Schwierigkeiten auf die europäschen Kollegen verlassen zu können, haben doch einiges zu den Fortschritten beigetragen und ein europäisches Zusammengehörigkeitsbewußtsein geweckt.
    Ich möchte auch den Europarat nicht vergessen. Gewiß, er hat sein Ziel nicht erreichen können, die Vereinigten Staaten von Europa zu schaffen, weil ihm die Regierungen in den Arm gefallen sind. Aber durch seine zahlreichen Konventionen hat er doch manchen Weg geöffnet, manches Hindernis ausgeräumt. Vor allem hat er im Bewußtsein der europäischen Bevölkerung einen Platz geschaffen, an den sich die Europasehnsucht der Menschen klammert. Straßburg ist zu einem Symbol Europas geworden. Wenn also jetzt plötzlich Persönlichkeiken, die kräftig an der Spaltung Europas durch die EWG mitgewirkt haben, die Behauptung aufstellen, man könne nicht spalten, was gar nicht existiere, man könne Europa durch die römischen Verträge gar nicht geteilt haben, weil es gar nicht vorhanden
    gewesen sei, dann kann ich dazu nur sagen, daß diese Herren von den Erfolgen der Arbeit der OEEC und der Europäischen Zahlungsunion nichts bemerkt haben, daß sie die Ergebnisse zehnjähriger europäischer wirtschaftlicher Zusammenarbeit übersehen.
    Ich kann nun gut verstehen, daß es für Persönlichkeiten vom Range der Außenpolitiker, die von der hohen Warte ihrer Gedankenflüge auf uns erdgebundene Tagwerker herabsehen, peinlich ist, feststellen zu müssen, daß da unten ganz ohne ihre gütige Mitwirkung etwas sehr Wichtiges und Nützliches zustande gekommen ist.

    (Beifall bei der FDP.)

    Aber für mich und für alle Menschen der facts and figures, der Tatsachen und Zahlen, ist doch nur von Bedeutung, daß hier in dem von uns realistisch bewerteten Rahmen der wirtschaftlichen Zusammenarbeit etwas entstanden ist, das es zu bewahren und auszubauen gilt.
    Wie gesagt, im Oktober 1958 brachte der Deutsche Bundestag erneut seinen Willen einmütig zum Ausdruck und forderte die Bundesregierung auf, die Schaffung einer umfassenden europäischen Freihandelszone zu bewirken, die die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft ergänzen soll. Schon damals wurde deutlich sichtbar, wie die Illusionen vor der Wirklichkeit zerstoben, wie die Dynamik der Entwicklung die entgegengesetzte Richtung nahm.
    Der Maudling-Ausschuß, der im Rahmen des Europäischen Wirtschaftsrats versuchte, die 17 Regierungen unter den Hut der Freihandelszone zu bringen, hatte sich festgefahren. Die kaum gegründete Kommission der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, die den Standpunkt vertrat, sie allein sei berechtigt, im Namen der sechs Mitgliedstaaten zu sprechen, wurde damals, wie auch später, beiseite geschoben und hat sicher nichts getan, dem Maudling-Ausschuß zu einem Erfolg zu verhelfen. Falls von ihr etwa die These stammen sollte, daß es leichter sei, als einer mit elfen bzw. zwölfen zu verhandeln, und wie schön der Zusammenschluß der Sieben sei, weil dann nur noch zwei miteinander zu reden bräuchten, nämlich einer für EWG und einer für EFTA, dann hat sie sich inzwischen selbst widerlegt. Im zweiten Memorandum der EWG-Kommission steht als erster Satz, daß leider über die Haltung zur Freihandelszone unter den Regierungen der sechs Mitgliedstaaten keine Einmütigkeit herzustellen war.
    Nun möchte ich aber auch nicht den Eindruck erwecken, als ob ich etwa der Meinung wäre, die Freihandelszone sei von Großbritannien wesentlich gefördert worden. Ich sehe mich zu der Feststellung genötigt, daß Großbritannien zum Zustandekommen der Freihandelszone auch nichts beigetragen hat.

    (Abg. Scheel: Sehr gut!)

    Wenn man nämlich die vielfältigen Erklärungen in die gegebenen Tatsachen übersetzt, dann ergibt sich, daß rund 75% der britischen Ausfuhren Industrieerzeuge sind, mit denen sich Großbritannien am gemeinsamen europäischen Markt beteiligen



    Margulies
    wollte, und daß etwa 75 % der britischen Einfuhren landwirtschaftliche Erzeugnisse sind, die dem Commonwealth-Präferenzraum vorbehalten bleiben sollten. Das war natürlich keine Verhandlungsbasis, nicht nur für die EWG nicht, sondern auch z. B. für die skandinavischen Staaten nicht.
    Aber wie sich jetzt zeigt, hätten sich pragmatische Lösungen durchaus finden lassen, zumal da sich die Engländer über den Wert der Präferenzen keinen Illusionen mehr hingeben. Hier hätte die Bundesregierung wirksam werden müssen; hier hätte sie ihre wirtschaftliche Potenz in die Waagschale werfen können; hier fiel ihr eine ganz natürliche Mittlerrolle zu. Nur die Bundesrepublik, deren Außenhandel mit den EWG-Staaten etwa gleich groß ist wie mit den übrigen OEEC-Mitgliedern, deren Außenhandelsüberschüsse aber aus dem Warenaustausch mit den EFTA-Ländern stammen, hätte aus ihren natürlichen wirtschaftlichen Interessen die Aufgabe gehabt, so wie es der Bundestag verlangt hatte, mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln einen Ausgleich herbeizuführen. Deutschland, seit eh und je ein Land der europäischen Mitte, hatte hier die Pflicht, die guten Beziehungen zu allen Ländern des freien Europa auszuwerten. Die Bundesregierung hat es nicht getan. Sie hat sich im Maudling-Ausschuß und in den späteren Verhandlungen der französischen Haltung gebeugt, die aus der damaligen wirtschaftlichen Situation Frankreichs sehr verständlich war. Man muß das Sprichwort kennen: Un Français donne toujours sa vie, sa femme, jamais son argent; ein Franzose opfert immer sein Leben, eventuell seine Frau, aber niemals sein Geld.

    (Sehr gut! bei der FDP.)

    Selbst unter den damaligen wirtschaftlichen Verhältnissen aber verlangten die französischen Industriellen nicht mehr als eine décalage, eine Frist von vier Jahren, also eine Frist, von der die Hälfte heute schon verstrichen ist und mit deren Abkürzung man unter den gewandelten Umständen sicher rechnen könnte. Ein Kompromiß war vielleicht nicht im Bereich der Prinzipien zu finden. Aber im Rahmen der praktischen Zusammenarbeit, bei Krediten und Garantien hat ihn die Bundesregierung überhaupt nicht gesucht. Daß dem so ist, ist nun nicht nur meine Meinung. Mir würde ich eventuell mißtrauen, weil ich zu der Bundesregierung in Opposition stehe. Aber die Kollegen aus den Niederlanden und aus Belgien, die den Verträgen in der sicheren Erwartung zugestimmt haben, daß die Bundesregierung die gut übersehbaren wirtschaftlichen Interessen der Bundesrepublik wahren würde, die ihr die Kraft dazu zugetraut haben, konnten sich gar nicht vorstellen, daß die Bundesregierung, die doch auf politisches Wohlwollen von allen Seiten angewiesen ist, wenn sie ihre natürlichen außenpolitischen Ziele fördern will, eine solche Abkühlung des deutsch-englischen Verhältnisses verschulden würde, wie sie tatsächlich eingetreten ist. Wie oft wird man von den ausländischen Kollegen gefragt, was sie denn glauben sollen, wenn der für die deutsche Wirtschaft verantwortliche Minister in Reden oder Zeitungsanzeigen seine Meinung zur europäischen wirtschaftlichen Zusammenarbeit bekanntgibt und die Handlungen der Regierung dazu in fühlbarem Gegensatz stehen.
    Heute haben wir nun als Folge der Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft die Tatsache zu verzeichnen, daß eine zweite Wirtschaftsorganisation in dem von der OEEC überdeckten Raum entstanden ist. Gestern sind die Verträge über die Europäische Kleine Freihandelszone in Kraft getreten. Die Tatsache, daß sich ,die Staaten Großbritannien, Dänemark, Norwegen, Schweden, Osterreich, Portugal und die Schweiz zur Europäischen Freihandelszone zusammengeschlossen haben und damit die Spaltung des freien Europa in mehrere Wirtschaftsräume vollzogen ist, ist ja wohl nicht mehr zu bestreiten. Welche Folgen sich daraus ergeben, wird von den Konsequenzen abhängen, die wir daraus ziehen.
    Um jeden Zweifel auszuschließen, möchte ich eindeutig feststellen, daß meine politischen Freunde und ich die römischen Verträge als Tatsache anerkennen, sosehr wir sie 'bis zu ihrer Ratifizierung bekämpft haben. Als Demokraten beugen wir uns der Mehrheit dieses Hauses, die ihnen zugestimmt hat. Aber wir halten an dem vorn Bundestag einstimmig geforderten Ziel fest, eine umfassende europäische Freihandelszone zu schaffen, die die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft ergänzen soll. Wir betrachten die Verträge nicht als Dogma. Wenn sich zur Erreichung des. eben genannten Zieles Änderungen der Verträge nicht vermeiden lassen sollten, wäre eine solche Weiterentwicklung auf dem im Vertrag dafür vorgesehenen Wege anzustreben. Ohnedies wird ja zur Zeit überall von Änderungen der Verträge gesprochen, z. B. von der Abkürzung der Fristen, was so viel Aufsehen erregt hat.
    Dieser Fristverkürzungsplan hat zwar sichtbar gemacht, daß die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft sich gegenüber den anderen Staaten Europas und gegenüber der übrigen Welt abzukapseln beginnt. Ich vermag jedoch keinen allzu erheblichen Unterschied ,darin zu sehen, daß man das, was man nach dem Vertrage in eineinhalb Jahren tun muß, eben jetzt tut, wenn die Gelegenheit dazu günstig ist.
    Was haben wir an Reaktion auf die Gründung der EFTA bisher zu verzeichnen? Hochstehende Außenpolitiker sprechen vom Brückenschlag zwischen EWG und EFTA oder auch schon vom Brückenschlag in jeder Phase — nicht Phrase, in jeder Phase. Brückenschlag hört sich immer gut an. Für die Einzelheiten sind sie nicht zuständig.

    (Sehr gut! bei der FDP.)

    Das erinnert mich an den Ausspruch des Herrn Präsidenten der EWG-Kommission, ,der gesagt hat: In den Einzelheiten sitzt der Teufel. Sehen wir uns also einmal die Einzelheiten an! Die EWG-Kommission, deren Präsident Hallstein nach eigenem Eingeständnis an ,das Zustandekommen der EFTA nicht geglaubt hat, legte das schon erwähnte Memorandum vor, in dem sie die Wiederholung der Maßnahmen vorschlug, mit denen sie Anfang 1959 knapp am Ausbruch eines Handelskrieges vorbeikam, nämlich die Gewährung ,der internen Kontingentsaufstockung auch gegenüber den OEEC-Ländern, die Ausdehnung der internen Zollsenkung auf



    Margulies
    alle GATT-Mitglieder. Für idas Zusammenwachsen der kleineuropäischen Gemeinschaft zu einem gemeinsamen Markt wären also eigentlich nur die Nuller-Kontingente, die Dritten nicht gewährt werden, und Zollsenkungen übriggeblieben, die unter den künftigen Außenzoll fielen. Ein bißchen wenig!
    Aber diese Geschenke an die diskriminierten Länder wurden dann auch noch auf dem Verwaltungswege von den hauptsächlichen Gebern beträchtlich gekürzt. Von den Beschenkten kam überhaupt keine Reaktion, mit Ausnahme von Großbritannien, das dagegen protestierte, von den Nuller-Kontingenten ausgenommen zu sein. Irgendeine Gegenleistung ist nicht erfolgt.
    Diese Geschenkpolitik soll also wiederholt werden — dann kann man einen Kontaktausschuß bilden, der sich ergebende Schwierigkeiten zwischen EWG und EFTA feststellt und nach Lösungen sucht
    und im übrigen soll eine weltweite liberale Handelspolitik betrieben werden.
    Nun, meine Damen und Herren, um eine weltweite liberale Handelspolitik zu betreiben, brauchte man ja nun eigentlich die kostspieligen Brüsseler Behörden nicht. Der Terminus technicus der Brüsseler Auguren für diese Absichtserklärung lautet denn auch einfach „die Flucht in die Ferne". Man guckt möglichst weit in die Gegend hinaus, damit man ,die Schwierigkeiten, die vor einem liegen, nicht sieht. Aber man würde natürlich beim nächsten Schritt darüber stolpern.
    Der Beschluß des Ministerrates vom 24. November 1959 übernimmt im wesentlichen die Vorschläge der Kommission. Auch da wird der Wille zu einer liberalen Politik mehrfach unterstrichen. Überhaupt habe ich in den 13 Jahren, die ich Abgeordneter bin, nicht oft so häufig davon gehört, daß alle Welt eine liberale Politik betreiben will, wie im letzten halben Jahr. Die Kommission will eine liberale Politik treiben, der Ministerrat will eine liberale Politik treiben. Herrn Professor Hallstein geht das Wort „liberal" schon ganz flüssig von den Lippen.

    (Heiterkeit bei der FDP.)

    Wir könnten direkt stolz werden. Denn schließlich ist es ja der Sinn meiner Tätigkeit, alle davon zu überzeugen, daß nur eine liberale Politik erfolgreich sein kann.

    (Beifall bei der FDP.)

    Aber ich bin natürlich noch etwas skeptisch. Dieselben Leute, die eben noch eine Politik der Stärke getrieben haben, die gesagt haben: „Die müssen uns ja kommen, die werden schon noch aus der Hand fressen, die können ja gar nicht anders, als sich uns anschließen", die sollen nun plötzlich ihre Überheblichkeit abgelegt haben? Ein Mann, von dem wir nach allen Erfahrungen, die wir hier mit ihm gemacht haben, erwarten müssen, daß er uns demnächst etwa die Handelsbeziehungen zur Schweiz verbieten wird, wenn die Schweiz Beziehungen zur EFTA unterhält, soll also plötzlich eines anderen belehrt worden sein? Wer soll denn das glauben!
    In demokratischen Ländern wechselt man im allgemeinen die Führung aus, wenn sich ein Wechsel der Politik als notwendig erweist, weil eben diejenigen, die die frühere Politik repräsentiert haben, nicht auch für die neue Linie glaubwürdig erscheinen können. Das hat mit der Qualität oder der Ehre der betreffenden Persönlichkeiten gar nichts zu tun, sondern hängt allein mit den praktischen Erfordernissen der Politik zusammen. Ich weiß nicht, ob ich mich da klar genug ausdrücke und ob Sie verstehen können, was ich meine. Wir sind ja von solchen Feinfühligkeiten schon lange abgekommen, wir sind in Taktfragen auch nicht pingelig.

    (Beifall und Heiterkeit bei der FDP und bei der SPD.)

    Was hier geschieht, soll nun angeblich den Wünschen der Amerikaner entsprechen und durch die Zahlungssituation der USA bedingt sein. Ich will gar nicht untersuchen, wieweit diese angebliche amerikanische Meinung in Brüssel entstanden ist. Die in Bonn zeitweise verbreitete Auffassung, die USA befänden sich in Zahlungsschwierigkeiten, hat ja Herr Dillon persönlich berichtigt. Ich habe mir den Wortlaut der Reden sehr genau angesehen. Was Herr Dillon in Tokio und was Herr Herter in Washington zum Ausdruck gebracht haben, war nicht mehr, aber auch nicht weniger als die Forderung, daß die Staaten der Welt, die dank amerikanischer Hilfe zu Wohlstand gelangt sind, sich jetzt auch an den Leistungen beteiligen, die die USA im Interesse der westlichen Politik für erforderlich halten, und daß die USA handelspolitisch nicht diskriminiert werden. Etwas anderes wäre auch nicht gut verständlich gewesen.
    In der OEEC, der die USA und Kanada assoziiert sind, in der sie ihre Mitarbeit jederzeit verstärken können und deren Tätigkeitsbereich man im gegenseitigen Einvernehmen ausdehnen kann, wirkt doch praktisch das gesamte Industriepotential der westlichen Welt. Hier sitzt doch schon der größte Teil der Wirtschaftskraft des Westens zusammen. Die OEEC ist doch die räumlich ausgedehnteste Organisation des Westens. Benachteiligt wären hier die USA und Kanada gegenüber dem innereuropäischen Handel nur noch durch ihre viel höheren Lohnkosten — also durch den Lebensstandard —, die nicht bei allen Produkten durch größere Serien und bessere Rationalisierung ausgeglichen sind, und durch die Entfernung, also durch die Transportkosten. Natürlich spielt auch der Dollarkurs eine Rolle.
    Schafft man also die europäische Freihandelszone unter Mitwirkung der USA und Kanadas, dann entwickelt sich ohne weiteres die erwünschte enge wirtschaftliche Zusammenarbeit Europas auf Grund der beiden genannten Kostenvorteile.


Rede von Dr. Eugen Gerstenmaier
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Einen Augenblick, Herr Abgeordneter!
Meine Damen und Herren, ich unterbreche den Redner einen Augenblick, um eine Delegation des finnischen Reichstages hier in unserer Mitte willkommen zu heißen. Ich begrüße den Herrn Reichs-



Präsident D. Dr. Gerstenmaier
tagspräsidenten Fagerholm und sieben weitere Abgeordnete des finnischen Reichstags, die sämtlichen im finnischen Reichstag vertretenen Parteien angehören, hier in unserer Mitte.

(Lebhafter Beifall.)

Ich freue mich, daß die Herren Gäste des Deutschen Bundestages sind; sie sind unserer Einladung gefolgt. Wir grüßen in ihnen den finnischen Reichstag und Finnlands Land und Volk und wünschen den Herren einen angenehmen Aufenthalt bei uns in Deutschland.

(Erneuter Beifall.)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Robert Margulies


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Ich wollte sagen, daß damit die wirtschaftliche Voraussetzung für den politischen Zusammenschluß Europas ebenso erreicht wird wie die unbedingt notwendige wirtschaftliche Basis für die politische Zusammenarbeit der westlichen Welt, von der aus man auch die notwendige Entwicklungshilfe mit ganz anderem Effekt betreiben könnte, als es jetzt der Fall ist.
    Das würde die natürliche Ergänzung der zusammengefaßten Politik der westlichen Welt sein, die allerdings auch gewisse Bindungen der USA mit sich brächte. Der Wirtschaftsisolationismus, die amerikanische Hochschutzzollpolitik wäre dann natürlich auch zu überprüfen. Wenn jetzt häufig von einer allgemeinen 20%igen Zollsenkung als einer Dillon-Runde die Rede ist, dann überschätzt man die Vollmachten der US-Regierung. Der Trade Agreements Act vom 20. August 1958 gibt dem Präsidenten der USA die Vollmacht, während eines Zeitraums von vier Jahren, der also am 30. Juni 1962 abläuft, im Wege der Gegenseitigkeit allmählich Zölle bis zu 20 Prozent zu ermäßigen. Von einer allgemeinen Senkung der amerikanischen Zölle um 20 Prozent kann ohne ein neues Gesetz keine Rede sein, und Kanada gehört bekanntlich zum Commonwealth-Präferenzraum.
    Auf der anderen Seite, im Ostraum, ist das gesamte Wirtschaftspotential straff zusammengefaßt. Wenn sich jetzt, wie es den Anschein hat, die Auseinandersetzung zwischen Ost und West mehr auf das wirtschaftliche Gebiet verlagert, wird es für den stärksten Faktor der westlichen Politik auch nicht mehr möglich sein, in der Wirtschaftspolitik am Rande zu bleiben. Und wenn schon jeder aus den Dillon-Reden herausliest, was ihm am besten in den Kram paßt, so möchte ich annehmen, daß die Amerikaner diese Notwendigkeit klar erkannt haben und zu einer engeren wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit Europa bereit sind.
    Wir haben sicher keine Veranlassung, an einen besonderen Weitblick 'der Amerikaner in Europa-Fragen zu glauben. Aber was sie jetzt vor sich sehen, muß sie doch zutiefst stören. Es ist doch eine für die die westliche Politik führende Macht überaus gefährliche Situation, nämlich eine Zersplitterung der Wirtschaftskraft ihrer Verbündeten. Auf der einen Seite die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft von sechs Staaten, die sich gerade anschickt, eine gemeinsame Agrarpolitik zu beginnen, deren Konzeption zur Nahrungsmittelautarkie führt und
    damit die nordamerikanischen Interessen empfindlich berührt; auf der anderen Seite die EFTA, die Kleine Freihandelszone der sieben europäischen Staaten, von denen man auch noch nicht weiß, ob sie, wenn weiter so erfolgreich operiert wird, ihren Brückenschlag nicht lieber zum britischen Präferenzraum vornehmen; das wäre auch noch eine Möglichkeit, über die schon gesprochen worden ist. Dann gibt es noch fünf europäische Staaten, darunter zwei besonders wichtige NATO-Mitglieder, die einstweilen ganz in der Luft hängen.
    Schließlich die sich im deutsch-englischen Verhältnis deutlich abzeichnende Gefahr, daß die wirtschaftliche Spaltung Europas, heraufbeschworen durch die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft, zu einer politischen Entfremdung führt und damit der westlichen Verteidigung, der westlichen Politik die Grundlage entzieht. Darüber bestehen doch sicher keine Meinungsverschiedenheiten, daß die Politik des Westens, welche Ziele auch immer sie sich setzen mag, nur dann Aussicht auf Erfolg hat, wenn sie gemeinsam betrieben wird.
    Ich sprach soeben kurz von der gemeinsamen Agrarpolitik. Die Vorschläge, die uns da vorliegen, sind ein typischer Fall, wie man den Gaul von hinten aufzäumt. Das eigentlich Entscheidende, worüber man sich hätte einigen müssen, sind schließlich die Preise. Diese werden nicht bekanntgegeben. Im Gegenteil; man weicht aus, man sagt, das mag sich in Zukunft empirisch entwickeln. Aber alle die Maßnahmen, mit denen man einen bestimmten Preis erreichen will, hat man beschlossen. Ganz deutlich ist sichtbar, daß diese Vorschläge zu einer Entwicklung führen können — ich will mich ganz vorsichtig ausdrücken —, die die Nahrungsmittelautarkie der sechs Staaten zur Folge haben wird. Es muß nicht unbedingt so kommen, aber alles, was in diesen Vorschlägen steht, sieht so aus, und während auf der ersten Seite steht, die Warenströme dürften in keiner Weise umgelenkt werden, liest man auf Seite 3 oder Seite 18, oder wo Sie wollen, in welcher Weise sie umgelenkt werden. Das ist doch für uns das Entscheidende, daß hier die Abkapselung vom übrigen Europa und von der übrigen Welt auch für uns und ganz sicher für unsere Landwirtschaft nicht ohne ganz schwere Folgen bleiben kann.
    Ich möchte nicht auf die Einzelheiten dieser Frage eingehen; ich muß aber darauf aufmerksam machen, daß die Getreidepreise um 50 % auseinanderklaffen. Wenn man unseren Bauern unter solchen Umständen eine Erhöhung des Lebensstandards verspricht, dann darf man den deutschen Getreidepreis auf gar keinen Fall antasten. Ich hoffe, daß die Brüsseler Kommission bei ihren Vorschlägen davon ausgeht und daß die Verzerrung des Wettbewerbs in der gemeinsamen Agrarpolitik im Zuge der Vorschläge beseitigt werden wird.
    Meine Damen und Herren! An Stelle fairer und akzeptabler Vorschläge der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft zur Herstellung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit des ganzen freien Europa liegen zwei Vorschläge vor, die die Zoll- und Wirtschaftsunion der EWG ohne Rücksicht auf Dritte herstellen sollen, nämlich die Pläne für die gemein-



    Margulies
    same Agrarpolitik und die Vorschläge für die Fristverkürzung. Die letztgenannten Vorschläge stellen natürlich nicht einen Hallstein-Plan dar; ich glaube, da tut man dem Präsidenten der Wirtschaftsgemeinschaft Unrecht. Sie sind entstanden aus einer Äußerung des belgischen Außenministers, Herrn Wigny, wurden von der niederländischen Regierung aufgenommen und von Herrn Wormser in Frankreich bekräftigt. Ganz sicher hat sich die EWG-Kommission, bevor sie diese Ideen zu ihrem Vorschlag verdichtete, der grundsätzlichen Zustimmung aller sechs Regierungen, auch der der Bundesregierung, versichert.
    Während der ganzen Entstehungsgeschichte der römischen Verträge hat man faber niemals daran gedacht, im freien Europa einen isolierten Block der sechs Länder zu schaffen, wie er jetzt entsteht. Meine Damen und Herren, ich habe mir die Beschlüsse, die im Zuge der Beratungen über den EWG- und den Euratom-Vertrag gefaßt worden sind, noch einmal herausgesucht. In der Messina-Konferenz vom 1. Juni 1955 hat man beschlossen, einen gemeinsamen Markt des ganzen freien Europa zu schaffen, und bis Ende 1955 nahm England an den Beratungen teil. Sie wissen, daß es im GATT-Vertrag zwei Typen von erlaubten Diskriminierungen gibt. Das feine ist die Zollunion, das andere die Freihandelszone. Der Unterschied ist ja nur, daß die Zollunion einen gemeinsamen Außenzoll vorsieht, der bei der Freihandelszone fehlt. Im Laufe der Beratungen im Anschluß an die Messina-Konferenz hatte man sich für den fersten Typ, für die Zollunion entschieden, und damit schied Großbritannien aus den Beratungen aus. Aber man war nicht böse, sondern man war sich durchaus darüber einig, was man wollte.
    In der Konferenz von Venedig am 30. Mai 1956, in der der Bericht Spaak von den sechs Regierungen angenommen worden ist, haben die sechs Regierungen dann noch einmal beschlossen: ,,in dem Wunsche, den Aufbau Europas auf der weitest möglichen Grundlage anzustreben, daran festzuhalten, den anderen Mitgliedstaaten der OEEC die Teilnahme an den Brüsseler Verhandlungen oder den Beitritt oder die Teilnahme an den beschlossenen Verträgen zu ermöglichen . . ." Auf Grund dieser feierlichen Einladung hat der Rat der OEEC am 19. Juli 1956 beschlossen: „das Prinzip einer multilateralen Assoziation der OEEC-Länder in Form einer Freihandelszone an den gemeinsamen Markt der Sechs gutzuheißen." Dieser Beschluß war die Grundlage für OEEC-Verhandlungen, die am 13. Februar 1957, also als wir das erste Mal hier im Haus die neuen Verträge zu Gesicht bekamen, stattfinden. Die OEEC-Mitglieder, und zwar lane 17, die Franzosen, die Engländer, die Deutschen und wer alles darin ist, haben gemeinsam beschlossen: „eine Freihandelszone in Europa einzurichten, die den gemeinsamen Markt der Sechs und die anderen Mitgliedsländer auf multilateraler Basis vereinigt."
    Das ist nun nicht sehr auslegungsfähig. Was multilateral im Gegensatz zu bilateral heißt, brauche ich Ihnen nicht zu erklären; das wissen wir alle. Was die Freihandelszone ist, steht im GATT-Vertrag; da kann man es nachlesen. Und was hier gemeint ist, nämlich die Vereinigung des gemeinsamen Marktes der Sechs mit den anderen Mitgliedsländern der OEEC, ist auch nicht sehr auslegungsfähig. Dieser Beschluß muß verwirklicht werden. Man hat dafür Vorsorge getroffen. In der Präambel der römischen Verträge steht: Die Repräsentanten der sechs Länder
    in dem festen Willen, die Grundlagen für einen immer engeren Zusammenschluß der europäischen Völker zu schaffen, entschlossen, durch gemeinsames Handeln den wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt ihrer Länder zu sichern, indem sie die Europa trennenden Schranken beseitigen ...,
    und in der Abschlußerklärung haben sie gesagt:
    Die Regierungen erklären sich bereit, alsbald nach Inkrafttreten dieser Verträge mit den anderen Ländern, insbesondere im Rahmen der internationalen Organisationen, denen sie angehören, Abkommen zu schließen, um diese im gemeinsamen Interesse liegenden Ziele zu erreichen und die harmonische Entwicklung des gesamten Handelsverkehrs zu gewährleisten.
    Meine Damen und Herren, das sind die Fakten. Der Ministerrat der Kommission hat auch am 3. Dezember 1958 der EWG-Kommission den Auftrag erteilt, die Schaffung einer multilateralen Assoziation zwischen der EWG und den übrigen OEEC-Ländern zu prüfen. Das war der Auftrag. Er geht wohl zurück auf die Vereinbarung, die der Herr Bundeskanzler bei seiner Konferenz in Bad Kreuznach mit dem französischen Staatschef getroffen hat. Am 26. November 1958 kamen dort die beiden Herren zusammen.
    In dem Bulletin der Bundesregierung heißt es:
    Die beiden Regierungschefs sind der Ansicht, daß die Bemühungen um die Schaffung einer multilateralen Assoziation zwischen der EWG und den übrigen OEEC-Ländern fortgesetzt werden sollen.
    Staatschef de Gaulle erbat nur eine Frist von ein bis eineinhalb Jahren.
    Meine Damen und Herren, die eineinhalb Jahre sind gerade herum. Es wäre also höchste Zeit, diesen Beschluß der beiden Staatsmänner nunmehr schleunigst in die Wirklichkeit umzusetzen.
    Lassen Sie mich zum Schluß noch einmal sagen: wir Freien Demokraten nehmen die römischen Verträge als gegebene Tatsache hin. Wir halten die Vertragstreue der Bundesrepublik für selbstverständlich. Daran darf überhaupt kein Zweifel entstehen. Wir sind zur Mitarbeit an der Erfüllung dieser gegen unseren Willen zustande gekommenen Verträge bereit. Wir erwarten aber ebenso, daß die Regierungen ihre Zusagen erfüllen, die sie selbst und die Sprecher der CDU/CSU hier im Hause bei der Ratifizierung der Verträge gegeben haben.
    Wir haben diese Große Anfrage nicht gestellt, um jetzt ausführlich zu hören, wie dieses oder jenes Ministerium mit den Schwierigkeiten fertig zu werden hofft, die ohne die Verträge überhaupt nicht entstanden wären, oder gar, um zu erfahren, daß

    Margulies
    die Regierung bei dem Versuch, schädliche Folgen abzuwenden, eben leider gescheitert ist. Das sind Dinge, die wir hier vor drei Jahren aufs gründlichste besprochen haben. Da wurden alle Möglichkeiten herüber- und hinübererörtert; dahinter kann sich jetzt niemand mehr verstecken. Aber wir möchten, daß die Bundesregierung uns heute sagt, wie sie die soeben vorgetragenen Beschlüsse der 17 europäischen Staaten verwirklichen und ihre eigenen Versprechungen erfüllen will, was sie unternehmen will, um ihre Vertragspartner dazu zu veranlassen, ihren feierlichen Proklamationen und Aufträgen zu entsprechen und um. vor allem — als nächstliegendes und wichtigstes — mit der EFTA zu Vereinbarungen zu kommen, die die eingetretene Spaltung Europas vermeiden und die enge wirtschaftliche Zusammenarbeit aller freien Staaten Europas sicherstellen.
    Die Vorschläge der EWG-Kommission haben sichtbar gemacht, daß sie ausschließlich das Ziel verfolgt, die EWG auch isoliert in — wie Herr Hallstein sagt — friedlicher Koexistenz mit den anderen vorhandenen Wirtschaftsunionen zu verwirklichen. Daher der Sturm der Entrüstung in Deutschland. Wir wollen das nicht. Ich hoffe, wie früher im Namen des ganzen Hauses sagen zu dürfen: wir wollen die Zusammenarbeit des ganzen freien Europa.

    (Beifall bei der FDP und SPD.)