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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag 109. Sitzung Bonn, den 7. April 1960 Inhalt: Ergänzung der Tagesordnung 5981 A Fragestunde (Drucksache 1774) Frage des Abg. Dr. Rutschke: Finanzielle Unterstützung der sogenannten Meinungsforschungsinstitute durch den Bund von Eckardt, Staatssekretär . . . . 5981 B Frage des Abg. Schmidt (Hamburg) : Halbjährliche Ausschreibung von Kontingenten russischer Mineralöl-Fertigwaren im Jahre 1960 Dr. Dr. h. c. Erhard, Bundesminister 5981 C Frage des Abg. Dr. Arndt: Unterbrechung des Ablaufs der Verjährungsfrist bei konkretem Totschlagsverdacht Schäffer, Bundesminister 5982 B Trage des Abg. Dewald: Erledigung von Rentenversicherungsstreitsachen bei den Sozialgerichten Blank, Bundesminister 5982 C Frage des Abg. Büttner: Sozialabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Belgien Blank, Bundesminister . . . . 5983 A, B Büttner (SPD) 5983 B Frage des Abg. Büttner: Aufnahme der Mehlstaublunge bei Mühlenarbeitern und Bäckern in das Verzeichnis der Berufskrankheiten Blank, Bundesminister . . . . 5983 B, D Büttner (SPD) . . . . . . . . 5983 C, D Frage des Abg. Felder: Abrechnungsformulare für Fernsprechteilnehmer Stücklen, Bundesminister . . . . 5984 A Frage des Abg. Dr. Bucher: Versendung unverpackter Hotelzimmerschlüssel durch die Bundespost Stücklen, Bundesminister 5984 A Frage des Abg. Faller: Bereinigung der Telefonbücher Stücklen, Bundesminister . . . . 5984 B Frage des Abg. Schmidt (Hamburg) : Zusatzabkommen ,,Lüneburg—Soltau" Dr. van Scherpenberg, Staatssekretär 5984 C, 5985 A Dr. Menzel (SPD) . . . . . . . 5985 A Frage des Abg. Dr. Menzel: Alliierte Telefonkontrolle Dr. van Scherpenberg, Staatssekretär 5985 B, C, D, 5986 A, B Dr. Menzel (SPD) . . 5985 C, 5986 A, B II Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 109. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. April 1960 Frage des Abg. Dr. Stoltenberg: Dementi der deutschen Botschaft in Ghana über die angebliche deutsche Beteiligung an dem französischen Atombombenversuch Dr. van Scherpenberg, Staatssekretär 5986 C Frage des Abg. Dr. Arndt: Erteilung von deutschen Visen an Staatsangehörige des Staates Israel Dr. van Scherpenberg, Staatssekretär 5986 D, 5987 C Dr. Menzel (SPD) 5987 B, C Frage des Abg. Dr. Bucher: Erklärung des Bundesministers für Verkehr zu den Abmessungen der Lastkraftwagen Dr. Schröder, Bundesminister . . . 5987 D, 5988 A, B Dr. Bucher (FDP) . . . . . . 5988 A, B Frage des Abg. Schneider (Bremerhaven) : Verhandlungspartner der Bundesregierung über den Entwurf eines Bundesrundfunkgesetzes Dr. Schröder, Bundesminister . . . 5988 C Frage des Abg. Dr. Werber: Gesetzentwurf über einen Volksentscheid in Baden-Württemberg Dr. Schröder, Bundesminister . . 5988 C, D Dr. Werber (CDU/CSU) 5988 D Frage des Abg. Dr. Wahl: Entschädigungsregelung für die durch den Verlust ihres Auslandsvermögens getroffenen Personen Dr. Hettlage, Staatssekretär . . . 5989 A, C Dr. Zimmer (CDU/CSU) 5989 C Frage des Abg. Corterier: Verzollung von Medikamenten für Privatpersonen Dr. Hettlage, Staatssekretär . . . . 5989 C Frage des Abg. Dr. Menzel: Zurückhaltung von wissenschaftlichhistorischem Material durch die Bundesregierung gegenüber dem früheren Leiter der Deutschen Presseagentur Dr. Hettlage, Staatssekretär . . . . 5989 D, 5990 B, D Dr. Menzel (SPD) . . . . 5990 A, B, C Frage des Abg. Margulies: Liquidation des früheren deutsch- schweizerischen Verrechnungsverkehrs Dr. Hettlage, Staatssekretär . . . . 5990 D Frage des Abg. Dewald: Rentenfall des Lebensmittelgroßhändlers Alois Oberle aus Aschaffenburg Dr. Hettlage, Staatssekretär . . . 5991 B, D, 5992 A Dewald (SPD) . . . . . . . . . 5991 D Frage des Abg. Rehs: Leistungen nach dem Lastenausgleichsgesetz für Sowjetzonenflüchtlinge Dr. Hettlage, Staatssekretär . . . 5992 A Rehs (SPD) . . . . . . . . . 5992 B Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1960 (Haushaltsgesetz 1960) Drucksache 1400) ; Berichte des Haushaltsausschusses — Fortsetzung der zweiten Beratung —Einzelplan 06, Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern (Drucksachen 1705, zu 1705); in Verbindung mit Entwurf eines Gesetzes über die Erhöhung von Dienst- und Versorgungsbezügen (Drucksache 1734) — Erste Beratung — und Einzelplan 36, Zivile Notstandsplanung (Drucksachen 1726, zu 1726) sowie Antrag betr. Gesetz über zivile Notstandsplanung (Abg. Heye, Frau Dr. h. c. Weber [Essen], Frau Dr. Hubert, Bachstein und Gen.) (Drucksache 1588) Schütz (Berlin) (SPD) . . 5992 C, 5993 D Dr. Schröder, Bundesminister . . . 5993 B, 6001 B, 6005B, 6015 C Büttner (SPD) . . . . . . . . 5994 A Dr. Stoltenberg (CDU/CSU) . . 5994 D Eilers (Oldenburg) (FDP) . . . . 5995 B Könen (Düsseldorf) (SPD) . . . 5995 D Frau Renger (SPD) 5996 C Dr. Bechert (SPD) 5999 A Frau Dr. h. c. Lüders (FDP) . . . 6002 C Windelen (CDU/CSU) 6006 C Schmitt (Vockenhausen) (SPD) . 6010 A Kreitmeyer (FDP) 6011 D Heye (CDU/CSU) 6012 B Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 109. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. April 1960 III Wienand (SPD) 6014 A Frau Dr. h. c. Weber (Essen) (CDU/ CSU) 6016 C Einzelplan 07, Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz (Drucksache 1706) 6017 B Einzelplan 09, Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft (Drucksachen 1708, zu 1708) Kurlbaum (SPD) . . . . 6017 D, 6029 B Schmücker (CDU/CSU) 6020 B, 6027 D Dr. Schild (DP) . . . . . . . 6024 C Heiland (SPD) 6026 C Dr. Atzenroth (FDP) 6028 A Dr. Dr. h. c. Erhard, Bundesminister 6028 C, 6029 C, 6038 B Dr. Deist (SPD) 6031 D Margulies (FDP) 6037 A Dr. Starke (FDP) . . . . . . . 6037 C Frau Keilhack (SPD) 6040 A Frau Dr. h. c. Weber (Essen) (CDU/ CSU) 6041 A Einzelplan 10, Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksachen 1709, zu 1709) Bading (SPD) 6041 C Müller (Ravensburg) (SPD) . . . 6043 A Frehsee (SPD) 6043 C Welslau (SPD) . . . . . . . 6046 A Kriedemann (SPD) . . • 6046 C, 6052 D Rehs (SPD) 6048 C Bauer (Wasserburg) (CDU/CSU) . 6048 D Frau Kalinke (DP) . . . . . . 6049 A Murr (FDP) 6050 B Struve (CDU/CSU) . . . . . . 6051 C Einzelplan 11, Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung (Drucksachen 1710, zu 1710) Seidel (Fürth) (SPD) . . . . . . 6054 C Ritzel (SPD) 6057 C, 6058 D Dr. Götz (CDU/CSU) . . . . . 6058 A Dr. Rutschke (FDP) . . . . . . 6058 C Etzel, Bundesminister . . . . . 6059 B Frehsee (SPD) . . . . . . . 6059 D Weber (Georgenau) (FDP) . . . . 6061 A Frau Kalinke (DP) 6062 A Einzelplan 08, Geschäftsbereich des Bundesministers der Finanzen (Drucksache 1707) Seuffert (SPD) 6063 C Dr. Atzenroth (FDP) . . 6066 B, 6070 C Dr. Miessner (FDP) . . 6068 C, 6070 D Neuburger (CDU/CSU) . . . . . 6069 C Einzelplan 12, Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr Ritzel (SPD) . . . . . 6071 D, 6072 B Rademacher (FDP) 6075 B Dr. von Merkatz, Bundesminister . 6078 D Cramer (SPD) 6079 A Schneider (Bremerhaven) (DP) . 6079 C Gesetz zur Änderung des Mineralölsteuergesetzes; Mündlicher Bericht des Vermittlungsausschusses (Drucksachen 1327, 1635, 1733, 1780) Hoogen (CDU/CSU) 6062 B Dr. Dahlgrün (FDP) 6062 D Nächste Sitzung 6081 D Anlagen 6083 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 109. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. April 1960 5981 109. Sitzung Bonn, den 7. April 1960 Stenographischer Bericht Beginn: 8.02 Uhr
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    Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 109. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. April 1960 6083 Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordneter) beurlaubt bis einschließlich Dr. Baade 30. 4. Dr. Becker (Hersfeld) 24. 4. Benda 9. 4. Dr. Besold 7. 4. Dr. Birrenbach 9. 4. Blachstein 20. 5. Börner 10. 4. Brüns 2. 7. Dr. Bucerius 15. 5. Dr. Burgbacher 9. 4. Cillien 9. 4. Deringer 9. 4. Frau Dr. Diemer-Nicolaus 7. 4. Frau Döhring (Stuttgart) 9. 4. Döring (Düsseldorf) 3. 5. Dowidat 30. 4. Dr. Dr. h. c. Dresbach 9. 4. Even (Köln) 9. 4. Folger 9. 4. Gedat 9. 4. Geiger (München) 9. 4. D. Dr. Gerstenmaier 14. 4. Gewandt 10.4. Dr. Görgen 20. 5. Dr. Greve 15. 4. Dr. Gülich 16. 4. Günther 20. 4. Dr. von Haniel-Niethammer 7. 4. Dr. Heck (Rottweil) 9. 4. Höfler 9. 4. Holla 9. 4. Dr. Hoven 7. 4. Jahn (Frankfurt) 23. 4. Dr. Jordan 9. 4. Kalbitzer 9. 4. Frau Klemmert 15. 5. Köhler 30. 4. Kraft 9. 5. Kramel 9. 4. Krammig 10. 4. Leber 9. 4. Lohmar 9. 4. Dr. Löhr 9. 4. Lücker (München) 8. 4. . Maier (Freiburg) 16. 4. Dr. Martin 16. 4. Meitmann 9. 4. Dr. Mende 13. 4. Dr. Mommer 13. 4. Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Neumann 9. 4. 011enhauer 15. 4. Paul 20. 4. Dr. Pflaumbaum 9. 4. Pöhler 7. 4. Pütz 7. 4. Ramms 9. 4. Rasch 9. 4. Dr. Ratzel 30. 4. Richarts 9. 4. Dr. Ripken 15. 5. Frau Rudoll 8. 4. Scheel 9. 4. Scheuren 9. 4. Dr. Schneider (Saarbrücken) 9. 4. Schröter (Berlin) 9. 4. Dr.-Ing. Seebohm 30. 4. Seither 9. 4. Dr. Serres 13. 4. Seuffert 7. 4. Vogt 30. 4. Dr. Wahl 7. 4. Walter 9. 4. Weimer 8. 4. Worms 7. 4. Zoglmann 30. 4. Anlage 2 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs des Auswärtigen Amts auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Bauer (Würzburg) betreffend das Aktenmaterial des Document Center Berlin (Fragestunde der 107. Sitzung vom 16. 3. 1960, Drucksache 1673) Trifft die Behauptung einer englischen Zeitung zu, daß die Bundesregierung ein von amerikanischen Stellen eingeräumtes Vetorecht für den Zugang zu innerdeutschen, jetzt im Besitz der westlichen Alliierten befindlichen Dokumenten aus der Zeit zwischen 1933 und 1945 besitze und angewandt habe? Hat die Bundesregierung sich bemüht, Einblick in das aus der Zeit des Nationalsozialismus stammende und in den Besitz westlicher Mächte gelangte Archivmaterial zu nehmen? Welche Schritte hat sie ggf. unternommen und mit welchem Erfolg? Ist die Bundesregierung bereit, im Hinblick auf die im Mai ablaufende Verjährungsfrist für Tötungsdelikte aus der Zeit des Nationalsozialismus eine beschleunigte Sichtung etwa noch zugänglicher Unterlagen zu gewährleisten, und ist damit zu rechnen, daß Beutematerial dieser Art jemals wieder in deutschen Besitz gelangt? In der Fragestunde ,am 16. März 1960 konnte ich Ihre Frage betreffend des Aktenmaterials des Document Center Berlin aus zeitlichen Gründen nicht mündlich beantworten. Ich nehme nunmehr zu der Frage im Einvernehmen mit den Herren Bundesministern der Justiz und des Innern schriftlich wie folgt Stellung: Das unter amerikanischer Leitung stehende Document Center Berlin wird von deutschen Forschern 6084 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 109. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. April 1960 auf Empfehlung des Vertreters des Bundesministeriums des Innern in Berlin und von ausländischen Forschern auf Empfehlung der Dienststelle des Auswärtigen Amts in Berlin laufend zu wissenschaftlichen Zwecken benutzt. In sämtlichen hier bekanntgewordenen Fällen ist die Benutzung des Document Center stets reibungslos erfolgt. Bei diesem in der Praxis durchaus bewährten Verfahren handelt es sich keineswegs um ein Vetooder Einspruchsrecht von deutscher Seite. Art und Umfang des von der Dokumentenzentrale in Berlin verwalteten Archivgutes sind der Bundesregierung bekannt. Die Aktenbestände der Dokumentenzentrale sind schon vor Jahren von Bundesbeamten an Ort und Stelle eingesehen worden. Bei dem Archivgut handelt es sich um Akten ehemaliger Reichs-, Staats- und Parteidienststellen, insbesondere um die Mitgliederkarteien der ehemaligen NSDAP und ihrer Gliederungen. Das Material der Dokumentenzentrale wird seit .Jahren von Bundes- und Länderbehörden nach den vom Bundesminister des Innern den obersten Bundesbehörden und Länderregierungen gegebenen Empfehlungen laufend in Anspruch genommen. Auskünfte aus dem Material werden insbesondere dann eingeholt, wenn begründete Zweifel an der Richtigkeit von Angaben über die Zugehörigkeit zur früheren NSDAP oder zu ihren Gliederungen bestehen. Die Einsichtnahme in das Material ist auch bei der Sicherheitsüberprüfung von Bundesbediensteten, denen Verschlußsachen des nationalen Bereichs, der NATO usw. zugänglich gemacht werden sollen, vorgesehen, ferner in Wiedergutmachungsverfahren und in den Fällen, in denen ehemalige Umsiedler deutscher Volkszugehörigkeit, die von der früheren Einwandererzentralstelle in Lodz während des 2. Weltkrieges eingebürgert wurden, einen urkundlichen Nachweis ihrer deutschen Staatsangehörigkeit nicht zu führen vermögen. (Die Einbürgerungsakten der früheren Einwandererzentralstelle werden von der Dokumenten-zentrale verwaltet.) Die Bundesregierung ist schon seit längerer Zeit darum bemüht, die Aktenbestände des Document Center Berlin aus der Hand der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika zurückzuerhalten. Im Unterschied zu anderen wichtigen Aktenbeständen ist eine Übergabe an die Bundesrepublik bisher noch nicht erfolgt. Die auf mehrere Jahre berechnete Rückgabe von deutschen Akten wird jedoch seitens der amerikanischen Regierung fortgesetzt. Die Strafverfolgung der Tötungsdelikte aus der Zeit des Nationalsozialismus obliegt den Ländern. In einem Rundschreiben vom 23. März 1960 hat der Herr Bundesminister der Justiz die Landesjustizverwaltungen darauf hingewiesen, daß eine rechtzeitige Unterbrechung der Verjährung durch richterliche Handlungen (§ 68 Abs. 1 des Strafgesetzbuches) in den in Betracht kommenden Fällen besonders wichtig erscheint. A. H. van Scherpenberg Anlage 3 Schriftlicher Bericht des Abgeordneten Gewandt zum Einzelplan 09 — Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft (Drucksachen 1708, zu 1708). Mehrere Mitglieder des Haushaltsausschusses haben die drei wissenschaftlichtechnischen Bundesanstalten des Bundeswirtschaftsministeriums vor den Etatberatungen besichtigt. Alle Mitglieder waren von dem, was in diesen drei Tagen gezeigt worden ist, sehr befriedigt. Der Bund hat für die Anstalten in den vergangenen Jahren bedeutende Aufwendungen gemacht. Die Teilnehmer an den Besichtigungen haben sich davon überzeugen können, daß die bewilligten Bundesgelder gut angelegt sind. Die Anstalten werden auch in Zukunft mit erheblichem Bedarf an den Haushalt herantreten. Forschung ist leider nicht billig, und je mehr sie fortschreitet, um so teurer wird sie. Bei der erst 1958 errichteten Bundesanstalt für Bodenforschung kommt hinzu, daß sie sich noch im Aufbau befindet. Die Bundesanstalt für Materialprüfung, die 1954 wieder zum Bunde gekommen ist, hat noch Nachholbedarf, und auch bei der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt ist das zur Zeit laufende III. Bauprogramm 1960 noch nicht beendet. Daher sind in allen drei Anstalten auch Personalvermehrungen notwendig. Der Haushaltsausschuß hat sie des Überrollungsprinzips wegen nicht in den Bundeshaushaltsplan aufgenommen, obwohl sich die Entschließung des Bundestages vom 9. Juni 1959 sicherlich nur gegen die Verwaltung, nicht aber gegen Bundesinstitutionen mit wissenschaftlichen Aufgaben richtet. Diese Bundesanstalten müßten im Gegenteil an der vermehrten Förderung, die der Bund Wissenschaft und Forschung zukommen läßt, angemessen teilhaben. Für das Jahr 1960 hat der Haushaltsausschuß der Bundesverwaltung nahegelegt, die erforderlichen Personalvermehrungen durch überplanmäßige Bereitstellung von Mitteln und Planstellen nach § 2 des Haushaltsgesetzes durchzuführen. Ich habe bereits das gegenwärtige III. Bauprogramm für die Physikalisch-Technische Bundesanstalt erwähnt. Es dient in der Hauptsache dem Ausbau der Abteilung Kernphysik und erfährt insoweit seine Ergänzung durch die Errichtung eines besonderen Reaktors für Meßzwecke. Er wird insgesamt 6 Millionen DM kosten, wovon für 1960 bei Tit. 715 des Kap. 09 03 als erster Teilbetrag 500 000 DM ausgeworfen sind. Im übrigen machen die in diesem Kapitel veranschlagten Baukosten zusammen annähernd 2 Millionen DM aus. In der Bundesanstalt für Materialprüfung in Berlin fielen bei der Besichtigung die Leistungen auf, die diese Anstalt in ihrem Fachbereich für die Dokumentation erbringt. Es wurde dabei deutlich, was es in der Bundesrepublik auf diesem Gebiete noch zu tun gibt, vor allem auch für eine Zusammenfassung und Koordination der Arbeiten. Hinsichtlich der Bauvorhaben überzeugte sich der Haushaltsausschuß von der Notwendigkeit, für die Prüfung von Baumaterialien ein neues „Hauptgebäude für Bau- Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 109. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. April 1960 6085 Wesen" zu errichten, das 6 665 000 DM kosten wird. In den rund 2,2 Millionen DM Baumitteln, die der Anstalt für 1960 insgesamt bewilligt werden, sind hierfür 1,5 Millionen DM enthalten. Über die jüngste Anstalt schließlich, die Bundesanstalt für Bodenforschung, ist bereits im Vorjahr bei der zweiten Lesung des Bundeshaushalts 1959 eingehend gesprochen worden. Ich habe schon damals den Ausbau der Anstalt grundsätzlich befürwortet; heute, nachdem ich die Anstalt und ihre Arbeiten selbst gesehen habe, muß ich das erst recht tun. Die Aufgaben der Bundesanstalt liegen teils im Inland, teils im Ausland. Hier sind es hauptsächlich die Entwicklungsländer, die der Hilfe deutscher Geologen bedürfen. Die Bundesanstalt kann den Anforderungen, die insoweit an sie gestellt werden, kaum nachkommen. Daher hat die Auslandsarbeit einstweilen den Vorrang erhalten. In Zukunft werden aber auch die vielfältigen Inlandsaufgaben nicht vernachlässigt werden dürfen. Die Ergebnisse der Beratungen des Haushaltsausschusses über den Einzelplan 09 sind in der Drucksache 1708 enthalten. Ich bitte namens des Haushaltsausschusses, den Anträgen in dieser Drucksache zuzustimmen. Anlage 4 Umdruck 511 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1960, hier: Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksachen 1400 Anlage, 1709). Der Bundestag wolle beschließen: Zu Kap. 10 02 — Allgemeine Bewilligungen 1. In Tit. 572 — Förderung der Flurbereinigung („Grüner Plan 1960") wird folgender neuer Buchstabe c eingefügt: „c) Vorfinanzierung der Flurbereinigung 50 000 000 DM" 2. In Tit. 573 — Aufstockung und Aussiedlung landwirtschaftlicher Betriebe sowie besondere agrarstrukturelle Maßnahmen („Grüner Plan 1960") b) Zuschüsse — wird der Ansatz von 168 500 000 DM um 15 000 000 DM auf 183 500 000 DM erhöht. Die Erläuterungen werden wie folgt ergänzt: „Für besondere zusätzliche strukturelle Förderungsmaßnahmen in Höhengebieten sind 25 000 000 DM bereitzustellen." 3. In Tit. 574 — Ausbau der Wirtschaftswege („Grüner Plan 1960") b) Zuschüsse — wird der Ansatz von 65 000 000 DM um 35 000 000 DM auf 100 000 000 DM erhöht. 4. In Tit. 576 — Ländliche Wasserversorgung, Kanalisation, Abwasserbeseitigung und -verwertung („Grüner Pltin 1960") b) Zuschüsse wird der Ansatz von 30 000 000 DM um 30 000 000 DM auf 60 000 000 DM erhöht. 5. In Tit. 578 b) 2. — für die gemeinschaftliche Anwendung von Maschinen — wird der Ansatz von 10 000 000 DM um 10 000 000 DM auf 20 000 000 DM erhöht. 6. In Tit. 615 — Zuschüsse zur Bekämpfung der Tierseuchen — wird ein neuer Buchstabe e — Vorbereitung der Vorbeugungsimpfungen gegen Maul- und Klauenseuche — mit einem Ansatz von 2 000 000 DM eingefügt. 7. In Tit. 630 b) — Durchführung von Schulmilchspeisungen („Grüner Plan 1960") — wird der Ansatz von 10 000 000 DM um 40 000 000 DM auf 50 000 000 DM erhöht. 8. In Tit. 962 — Zuschüsse zur Verbilligung und Steigerung der Handelsdüngeranwendung („Grüner Plan 1960") — wird der Ansatz von 230 000 000 DM um 182 000 000 DM auf 48 000 000 DM gekürzt. Bonn, den 6. April 1960 Ollenhauer und Fraktion Anlage 5 Umdruck 512 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1960, hier: Einzelplan 11 — Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung (Drucksachen 1400 Anlage, 1710). Der Bundestag wolle beschließen: Zu Kap. 11 10 — Kriegsopferversorgung und gleichartige Leistungen—- 1. Tit. 308 — Zur Verstärkung der Mittel bei Kap. 11 10 Tit. 300, 301, 303, 305 und 306 — wird der Ansatz von 900 000 000 DM um 180 000 000 DM auf 1 080 000 000 DM erhöht. Zu Kap. 11 13 — Sozialversicherung — 2. Folgender neuer Tit. 700 wird eingefügt: Tit. 700 Zuschuß an die landwirtschaftlichen Alterskassen 51 000 000 DM" Der Titel erhält folgende Erläuterung: „Zu Tit. 700: Die Mittel sind bestimmt zur Deckung von 30 vom Hundert der Gesamtaufwendungen der landwirtschaftlichen Alterskassen. Der Bundeszuschuß löst die den landwirtschaftlichen Alterskassen im Haushaltsjahr 1959 aus dem Einzelplan 10 gewährte Liquiditätshilfe von 70 000 000 DM ab." Bonn, den 6. April 1960 Ollenhauer und Fraktion 6086 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 109. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. April 1960 Anlage 6 Umdruck 519 Änderungsantrag der Abgeordneten Dr. Vogel, Dr. Schäfer, Dr. Stoltenberg, Ritzel, Lenz (Trossingen), Dr. Schild zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1960, hier: Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern (Drucksachen 1400 Anlage, 1705). Zu Kap. 06 02 — Allgemeine Bewilligungen — In Tit. 614 — Förderung der Wissenschaft c) Förderung von gesamtdeutschen und internationalen Aufgaben der wissenschaftlichen Hochschulen — wird der Ansatz von 5 030 000 DM auf 6 530 000 DM erhöht. Die Erläuterungen werden wie folgt ergänzt: Bei zu Tit. 614 c) 1 — Förderung von gesamtdeutschen Aufgaben an wissenschaftlichen Hochschulen — wird der Ansatz von 5 000 000 DM auf 6 500 000 DM erhöht. Folgender Vermerk wird angefügt: „Die starke Fluchtbewegung von Wissenschaftlern aus der Sowjetzone machte eine vorübergehende Verstärkung des Ansatzes erforderlich, bis die Länder einen größeren Teil der geflohenen Wissenschaftler in Planstellen der Hochschulen übernehmen können. Um möglichst vielen dieser Wissenschaftler die Weiterarbeit an den Hochschulen zu ermöglichen, sollen vom Haushaltsjahr 1961 an Stellen aus diesem Titel nur noch mit Flüchtlingen aus der SBZ neu besetzt werden." Bonn, den 6. April 1960. Dr. Vogel Dr. Schäfer Dr. Stoltenberg Ritzel Lenz (Trossingen) Dr. Schild Anlage 7 Umdruck 526 Änderungsantrag der Fraktion der DP zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1960, hier: Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksachen 1400 Anlage, 1709) . Der Bundestag wolle beschließen: In Kap. 10 02 — Allgemeine Bewilligungen — Tit. 634 — Zuschüsse für ernährungswissenschaftliche Forschungsarbeiten — wird der Ansatz um 85 000 DM auf 265 000 DM erhöht. In den Erläuterungen zu Tit. 634 wird als vierter Absatz eingefügt: „Aus diesen Mitteln erhält die Internationale Gesellschaft für Ernährungs- und Vitalforschung e. V. 85 000 DM." Bonn, den 6. April 1960 Frau Kalinke Schneider (Bremerhaven) und Fraktion Anlage 8 Umdruck 537 Änderungsantrag der Fraktion der FDP zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1960, hier: Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern (Drucksachen 1400 Anlage, 1705). Der Bundestag wolle beschließen: Zu Kap. A 06 02 — Allgemeine Bewilligungen — In Tit. 571 werden der Zweckbestimmung folgende Worte „ferner der kommunalen Krankenanstalten" angefügt. Bonn, den 6. April 1950 Eilers (Oldenburg) und Fraktion Anlage 9 Umdruck 538 Änderungsantrag der Abgeordneten Frau Dr. h. c. Weber (Essen), Frau Dr. Schwarzhaupt, Frau Brauksiepe und Genossen zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1960, hier: Einzelplan 09 Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft (Drucksachen 1400 Anlage, 1708). Der Bundestag wolle beschließen: In Kap. 09 02 — Allgemeine Bewilligungen — Tit. 608 — Förderung der hauswirtschaftlichen Aufklärung und Beratung — wird der Ansatz von 50 000 DM auf 100 000 DM erhöht. Bonn, den 6. April 1960 Frau Dr. h. c. Weber (Essen) Frau Dr. Schwarzhaupt Frau Brauksiepe Frau Pitz-Savelsberg Frau Rösch Frau Dr. Kuchtner Frau Geisendörfer Frau Ackermann Frau Dr. Brökelschen Frau Dr. Gantenberg Frau Dr. Rehling Frau Welter (Aachen) Frau Dr. Pannhoff Anlage 10 Umdruck 540 Änderungsantrag der Fraktion der FDP zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1960, hier: Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung (Drucksachen 1400, 1710) Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 109. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. April 1960 6087 Der Bundestag wolle beschließen: Zu Kap. 1113 — Sozialversicherung — Folgender neuer Tit. 700 wird eingefügt: „Tit. 700 Zuschuß an die landwirtschaftlichen Alterskassen — DM" Der Titel erhält folgende Erläuterung: „Zu Tit. 700 Die Mittel sind bestimmt zur Deckung des Fehlbetrages bei den landwirtschaftlichen Alterskassen auf der Grundlage des jetzigen Beitrages von 12 DM monatlich. Bonn, den 6. April 1960 Weber (Georgenau) Mauk Lenz (Trossingen) und Fraktion Anlage 11 Umdruck 555 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1960, hier: Einzelplan 09 Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft (Drucksachen 1400 Anlage, 1708). Der Bundestag wolle beschließen: In Kap. 09 02 — Allgemeine Bewilligungen — Tit. 615 — Unterrichtung der breiten Öffentlichkeit, insbesondere der Verbraucher, über allgemeine Marktfragen — wird der Ansatz um 50 000 DM auf 550 000 DM erhöht. Bonn, den 7. April 1960 Ollenhauer und Fraktion Anlage 12 Umdruck 558 Änderungsantrag der Abgeordneten Rehs, Kriedemann, Bading, Ollenhauer und Fraktion zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1960, hier Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksachen 1400 Anlage, 1709). Der Bundestag wolle beschließen: In Kap. 1002 — Allgemeine Bewilligungen — Tit. 571 — Förderung der ländlichen Siedlung b) Zuschüsse — wird der Ansatz von 126 400 000 DM um 30 000 000 DM auf 156 400 000 DM erhöht. Bonn, den 7. April 1960 Rehs Kriedemann Bading Ollenhauer und Fraktion Anlage 13 Umdruck 560 Änderungsantrag der Fraktion der FDP zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1960, hier: Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksachen 1400, 1709). Der Bundestag wolle beschließen: Zu Kap. 10 02 — Allgemeine Bewilligungen 1. In Tit. 578 — Förderung des Einsatzes von Maschinen und technischen Anlagen („Grüner Plan 1960") b) Zuschüsse. 2. Für ,die gemeinschaftliche Anwendung von Maschinen — wird der Ansatz von 10 000 000 DM um 600 000 DM auf 10 600 000 DM erhöht. 2. In den Erläuterungen zu Tit. 578 b) 2. wird an den Buchstaben a) angefügt: „Für Hopfenpflückmaschinen 600 000 DM." 3. In Tit. 610 — Prämien für die Lieferung von stärkereichen Kartoffeln an Kartoffelstärkefabriken — wird ein Ansatz von 3 000 000 DM ausgebracht. 4. Dem zweiten Absatz der Erläuterungen zu Tit. 629 wird folgender Satz angefügt: „Von den vorgesehenen Mitteln sind für die Umstellung der Schafhaltung 5 000 000 DM, und für die Förderung der Pferdezucht 650 000 DM zu verwenden." Deckungsvorschlag 5. In Tit. 620 — Zuschüsse an die Einfuhr- und Vorratsstellen — wird ,der Ansatz von 462 688 000 DM um 3 600 000 DM auf 459 080 000 DM verringert. Bonn, den 7. April 1960 Murr Eilers (Oldenburg) und Fraktion Anlage 14 Umdruck 518 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1960 hier: Einzelplan 36 Zivile Notstandsplanung (Drucksachen 1400 Anlage, 1726). Der Bundestag wolle beschließen: Zu Kap. 36 04 — Notstandsmaßnahmen im Aufgabenbereich des Bundesministers des Innern 1. In Tit. 606 — Laufende Kosten für Hilfs- und Ausweichkrankenhäuser — ist der Ansatz von 60 000 DM um 4 940 000 DM auf 5 000 000 DM zu erhöhen. 2. In Tit. 712 — Bauliche Herrichtung von Gebäuden zur Aufnahme von Ausweichkrankenhäusern 6088 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 109. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 7. April 1960 und Hilfskrankenhäusern — wird ein Betrag von 7 000 000 DM eingesetzt. 3 In Tit. 870 — Anschaffung der Ausstattung für Notunterkünfte — ist der Ansatz von 350 000 DM um 350 000 DM auf 700 000 DM zu erhöhen. 4. In Tit. 878 — Einrichtung und Ausrüstung von Hilfskrankenhäusern — wird ein Betrag von 10 000 000 DM eingesetzt. 5. In Tit. 953 — Kosten für den Schutz von Kulturgut im Rahmen der Maßnahmen des zivilen Luftschutzes — wird ein Betrag von 250 000 DM eingesetzt. 6. In Tit. 956 — Herausgabe eines Merkblattes über luftschutzmäßiges Verhalten der Bevölkerung im Verteidigungsfall — ist der Ansatz von 1 500 000 DM um 8 500 000 DM auf 10 000 000 DM zu erhöhen. Zu Kap. 36 09 Maßnahmen des baulichen Luftschutzes zum Schutz der Zivilbevölkerung 7. In Tit. 642 — Zuschüsse und andere Zuweisungen zur Förderung aller sonstigen Aufgaben auf dem Gesamtgebiet des baulichen Luftschutzes — ist der Ansatz von 50 000 DM um 150 000 DM auf 200 000 DM zu erhöhen. 8. In Tit. 710 — Errichtung von Erprobungsbauten im Bauwerksbestand und bei Neubauvorhaben des Bundes sowie beispielhafte Instandsetzungen von bundeseigenen Bauwerken auf dem Gesamtgebiet des baulichen Luftschutzes ist der Ansatz von 500 000 DM um 1 000 000 DM auf 1 500 000 DM zu erhöhen. Bonn, den 6. April 1960 Ollenhauer und Fraktion
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    Rede von Georg Kurlbaum


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wenn sich jemand die Aufgabe stellte, einmal zu analysieren, was in der wirtschaftspolitischen Auseinandersetzung hier im Bundestag zwischen der sozialdemokratischen Bundestagsfraktion und der Bundesregierung bzw. CDU/CSU das wesentliche Element gewesen ist, dann wird er zu dem Ergebnis kommen, daß es unsere ständig wiederkehrende Forderung nach mehr Aktivität in der Wirtschaftspolitik gewesen ist, nach mehr Bereitwilligkeit, eine eigene Verantwortung zu übernehmen, natürlich nicht für einzelne Privatunternehmungen, aber immerhin doch mindestens dafür, daß für ganze Wirtschaftsbereiche langfristig die Voraussetzungen für ein gesundes Gedeihen geschaffen werden.
    Zu einer solchen Verantwortung der Bundesregierung gehört es dann aber auch, den Schwächeren ausreichenden Schutz vor den Großmächten der Wirtschaft zu geben. Gerade hier zögert die Bundesregierung immer wieder in einem nach unserer Auffassung unvertretbaren Ausmaß.
    Hinsichtlich der Konjunkturpolitik hat mein Fraktionskollege Dr. Deist schon gelegentlich der letzten Haushaltsberatungen einen Vergleich zwischen dem Wachstum unseres Bruttosozialprodukts und dem Wachstum des Bruttosozialprodukts in der Sowjet-
    6018 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 109. Sitzung. Born, Donnerstag, den 7. April 1960
    Kurlbaum
    union gezogen. Er hat darauf hingewiesen, daß in der Sowjetunion das Bruttosozialprodukt in den letzten Jahren, ganz grob gerechnet, etwa zweimal so schnell gestiegen ist wie bei uns.

    (Abg. Dr. Fritz [Ludwigshafen] : Ausgangsbasis!)

    — Natürlich, ich bin mir dessen durchaus bewußt; aber immerhin sollte uns dieses schnelle Wachstum doch zu denken geben, vor allem, wenn wir langfristig vorausdenken. Es handelt sich hier also um die grundsätzliche Aufgabe, ein stetiges Wachstum bei stabiler Währung in einem solchen Ausmaß zu sichern, daß wir mit unseren anderen Wettbewerbern in der Weltwirtschaft und insbesondere auch mit dem Osten Schritt halten.
    Zur Zeit konzentrieren sich unsere größten Besorgnisse auf konjunkturpolitischem Gebiet auf die Stabilität des Geldwertes. Wir brauchen in diesem Zusammenhang nur auf die ständigen Bemühungen der Bundesnotenbank hinzuweisen, die stürmische Entwicklung unserer Investitionstätigkeit durch kreditpolitische Maßnahmen so einzugrenzen, daß auch auf die Dauer ein stabiler Geldwert gesichert ist.
    Im Februarbericht des Bundeswirtschaftsministeriums ist zu lesen, daß die konjunkturelle Situation eine Einflußnahme der Wirtschaftspolitik notwendig macht. In diesem Zeitpunkt hält also auch das Bundeswirtschaftsministerium eine Einflußnahme der Wirtschaftspolitik auf die konjunkturelle Situation für notwendig. In dem gleichen Bericht des Bundeswirtschaftsministeriums wird bei der Analyse der Konjunkturlage festgestellt, daß im Bereich der verbrauchsnahen Wirtschaftszweige eine gewisse Beruhigung in der Nachfrage eingetreten ist und daß im Gegensatz dazu im Investitionsgüterbereich eine nicht ungefährliche Tendenz zu Erweiterungsinvestitionen und eine ungestüme Entwicklung der Ausrüstungsinvestitionen zu beobachten sind.
    Ich glaube, bei niemandem von uns besteht mehr ein Zweifel daran, daß es sehr ungut wäre, die Konjunkturpolitik der Bundesbank allein zu überlassen; denn wir wissen alle, daß sich Krediteinschränkungen immer in erster Linie zu Lasten der kleineren und mittleren Unternehmungen auswirken, also auch hier wiederum zu einer relativen Stärkung der Großmächte der Wirtschaft führen müssen. Darum ist es nach unserer Auffassung die ureigenste Verantwortung des Bundeswirtschaftsministers, insbesondere in seiner Eigenschaft als Vorsitzer des Wirtschaftskabinetts, dafür Sorge zu tragen, daß die Maßnahmen der Bundesnotenbank durch wirksame Maßnahmen der Bundesregierung bzw. des Parlaments ergänzt werden.
    Wir sind uns durchaus bewußt, daß der Bundesregierung und diesem Parlament durch die EWG bezüglich der Zoll- und Einfuhrpolitik gewisse Instrumente der Konjunkturpolitik entzogen worden sind. Dieses Problem wird sich um so mehr verschärfen, je schneller der Gemeinsame Markt verwirklicht wird. Um so dringlicher ist es, daß sich diese Bundesregierung mit der Frage beschäftigt, was für ein konjunkturpolitisches Instrumentarium uns in der Zukunft zur Verfügung steht, mit dem
    wir auch innerhalb der EWG wirksam operieren können.
    Das einzige, was hier in den letzten Monaten geboten worden ist, ist das Steueränderungsgesetz 1960. Wir möchten gar keinen Zweifel darüber lassen, daß dieses Steueränderungsgesetz konjunkturpolitisch völlig unzureichend ist. Das müßte nach unserer Auffassung insbesondere auch der Bundeswirtschaftsminister klar erkennen können.
    Uns fällt auch bei diesem Gesetz wieder einmal auf, mit welcher ungeheuren Behutsamkeit die Bundesregierung vorgeht, wenn es sich um Maßnahmen handelt, die die Unternehmerseite treffen. Dabei ist diesmal völlig klar, daß in der jetzigen Konjunkturlage die eigentliche Gefahr nicht von der Lohnpolitik der Gewerkschaften, sondern von der Preis- und Investitionspolitik der Unternehmungen ausgeht. Mein Fraktionskollege Seuffert wird sich mit dem Steueränderungsgesetz 1960 gelegentlich der Beratung des Finanzetats im einzelnen befassen. Mir sei es erlaubt, nur einige konjunkturpolitische Bemerkungen hierzu zu machen. Ist dieses Steueränderungsgesetz 1960 überhaupt in der Lage, einen konjunkturpolitischen Einfluß auszuüben? Nehmen wir einmal ein paar Beispiele aus ihm.
    Die Verschärfung der Bestimmungen bezüglich der Pensionsrückstellungen wird von uns selbstverständlich begrüßt. Denn der völlig unrealistische Abzinsungssatz von 31/2 % stellte tatsächlich nichts anderes als ein Geschenk an die Unternehmerseite zu Lasten des allgemeinen Steuerzahlers dar. Aber wenn gemäß diesen gesetzlichen Bestimmungen der Übergang von 31/2% auf 51/2 % in dem Zeitraum bis zum Rentenfall vollzogen wird, dann bedeutet das, daß diese Pensionsfonds mit den jetzt überhöhten Nominalbeträgen erst innerhalb des nächsten Jahrzehnts, teilweise sogar innerhalb des übernächsten Jahrzehnts abgebaut werden. Man wird wohl nicht die Behauptung aufstellen können, eine solche Maßnahme, die sich in 10 bis 20 Jahren voll auswirken wird, sei eine konjunkturpolitische Maßnahme.
    Man wird nicht bestreiten können, daß von der Herabsetzung der Höchstsätze für die degressive Abschreibung eine gewisse Wirkung ausgeht. Aber zweifellos wird diese Wirkung viel zu schwach sein, weil auch sie wieder mindestens auf Jahre verteilt ist. Dringend notwendig ist nach unserer Auffassung, daß der Bundeswirtschaftsminister und der Bundesfinanzminister gemeinsame Überlegungen über für die Zukunft wirksame konjunkturpolitische Maßnahmen anstellen. Dabei sollte die Initiative beim Bundeswirtschaftsminister liegen. Er ist letzten Endes für die Konjunktur verantwortlich, mindestens verantwortlich dafür, daß von seiner Seite alles geschieht, damit sich die konjunkturpolitische Entwicklung in richtigen Bahnen abspielt.
    In diesem Zusammenhang darf ich darauf hinweisen, daß ein paar grundsätzliche Forderungen erfüllt werden müssen. Wenn Maßnahmen konjunkturpolitisch wirksam sein sollen, muß man schnell wirken können. Zweitens ist es unseres Erachtens notwendig, nicht an einzelne Tatbestände, sozusagen Teiltatbestände in der Wirtschaft wie

    Kurlbaum
    Pensionsrückstellungen oder Abschreibungen anzuknüpfen. Solche Maßnahmen würden auf kapitalintensive und auf nicht kapitalintensive Betriebe ganz verschieden wirken; sie würden unabhängig von der Gewinnlage wirken. Nach unserer Meinung müssen konjunkturpolitische Maßnahmen in erster Linie an die Erträge der Unternehmungen anknüpfen. Drittens müßte sichergestellt sein, daß das finanzielle Aufkommen aus solchen konjunkturpolitischen Maßnahmen sterilisiert wird und auf keinen Fall, wie das jetzt vorgesehen zu sein scheint, zu zusätzlichen Ausgaben im Rahmen des Bundeshaushalts verwendet wird. Denn dann wäre schon von vornherein klar, daß eine solche Maßnahme keinen wesentlichen konjunkturpolitischen Einfluß haben kann.
    Die sozialdemokratische Bundestagsfraktion begrüßt — wir haben das vor ein paar- Tagen im Bundesanzeiger gelesen —, daß sich der Wissenschaftliche Beirat des Bundesfinanzministeriums darangemacht hat, sich einmal gründlich mit diesen Problemen zu beschäftigen. Was uns allerdings sehr befremdet hat, ist, daß dieses Gutachten, das das Datum des 30. Januar trägt, so lange zurückgehalten worden ist, daß es erst im Bundesanzeiger vom 2. April veröffentlicht worden ist; das ist bestimmt keine sehr freundliche Einstellung der Öffentlichkeit gegenüber.
    Nun möchte ich einige Bemerkungen machen in Zusammenhang mit der von den Koalitionsparteien und auch vom Bundeswirtschaftsminister immer wieder in den Vordergrund gestellten Eigentumspolitik. Wir von der SPD haben immer wieder darauf hingewiesen, daß, wenn man Eigentum in breiter Streuung, möglichst für die Mehrheit unserer Staatsbürger, fördern will, die Bemühungen sich wohl in erster Linie darauf richten müssen, das Sparen in traditionellen Formen zu fördern. Ich möchte hier nur einige Zahlen nennen: Wir haben etwa 23 Millionen Sparkonten bei den Sparkassen und nur etwa eine halbe Million Aktiendepots. Aus dieser Relation ergibt sich schon, wie gewisse Maßnahmen bei bestimmten Sparformen in der Breite wirken können, und es zeigt sich wieder einmal, daß die sehr einseitige Förderung der Aktie wirklich nicht das Instrument sein kann, der großen Mehrheit der Sparer entscheidend zu helfen. Wenn man ihr entscheidend helfen will, muß man unter allen Umständen erst einmal dafür sorgen, daß der Geldwert stabil bleibt — da komme ich wieder auf die Frage der Konjunkturpolitik zurück —, und dann darf es in Zukunft nicht so weitergehen wie in den letzten Jahren, in denen sich der Geldwert, wie einwandfrei feststeht, etwa um ein Viertel vermindert hat. Darum ist es auch gerade vom Standpunkt der Eigentumspolitik dringend notwendig, daß die Bundesregierung stärker als bisher in der Richtung tätig wird, eine zu stürmische Aufwärtsbewegung, verbunden mit Preissteigerungen, zu bremsen.
    In diesem Zusammenhang ist es besonders erfreulich, daß eine neutrale Instanz, wie der Präsident der Bundesnotenbank durch sein Gutachten in aller Öffentlichkeit klargemacht hat, daß Preissenkungen in Bereichen mit überdurchschnittlichem
    Produktionsfortschritt eine unerläßliche Voraussetzung für eine stabile D-Mark sind.
    Wenn man von Bereichen mit überdurchschnittlichem Produktionsfortschritt spricht, dann ist von vornherein klar, daß es sich im wesentlichen um die großen Industrieunternehmungen handelt. Wir haben auf diesen Zusammenhang schon des öfteren hingewiesen, weil wir wissen, daß Preiserhöhungen in Zweigen mit unterdurchschnittlichem Produktionsfortschritt sich nur ausgleichen lassen, wenn es gleichzeitig gelingt, Preissenkungen in Bereichen mit überdurchschnittlichem Produktionszuwachs durchzusetzen. Es wäre sehr wichtig, daß das einmal zum allgemeinen Ausgangspunkt unserer gemeinsamen Überlegungen gemacht würde und daß endlich einmal die primitive Formel aus der Diskussion verschwände, Lohnerhöhungen seien von vornherein gleichbedeutend mit Preiserhöhungen. Hoffentlich ist diese Formel, mit der man jahrelang die Öffentlichkeit irrezuführen versucht hat, nunmehr durch das Gutachten des Präsidenten der Bundesnotenbank endgültig aus der öffentlichen Diskussion verschwunden.
    Die sozialdemokratische Bundestagsfraktion hat zuletzt im Oktober 1959 hier gelegentlich der Konzentrationsdebatte eine Reihe von Vorschlägen unterbreitet. Diese Vorschläge wären in weitem Umfange geeignet gewesen, gerade auch Preissenkungen durchzusetzen.
    Wir haben eine bessere Publizität für Unternehmungen von einer bestimmten Größenordnung an vorgeschlagen, um der Öffentlichkeit überhöhte Gewinne deutlich zu machen. Wir bedauern außerordentlich, daß bei der Beratung der Kleinen Aktienrechtsreform unserem Vorschlage in keiner Weise Rechnung getragen worden ist.
    Wir haben zweitens gelegentlich der Konzentrationsdebatte vorgeschlagen, man möge dem Bundeskartellamt erweiterte Möglichkeiten geben, Mißbräuche marktbeherrschender Stellungen festzustellen und zu verhindern, und drittens, man möge dem Bundeskartellamt Möglichkeiten geben, unerwünschte wirtschaftliche Machtkonzentration zu verhindern und, wenn nötig, nachträglich zu beseitigen.
    Wir bedauern es ganz besonders, daß es dem Bundeswirtschaftsministerium nicht einmal gelungen ist, das Gesetz für eine Enquete über den Konzentrationsgrad in der Wirtschaft vorzulegen. Im Oktober hat das Haus beschlossen, hierfür den Termin vom 31. März festzulegen. Das Gesetz ist trotzdem nicht vorgelegt worden. Ich möchte Ihnen auch sagen, wie das begründet worden ist. Es heißt in dem den Fraktionen zugegangenen Schreiben, daß es wegen der Schwierigkeit der Materie und der noch notwendigen Klärung einiger rechtspolitischer Fragen, insbesondere im Hinblick auf die Abgrenzung des Auskunftsrechts, nicht möglich war, das Gesetz fristgemäß vorzulegen.
    Meine Damen und Herren, vergegenwärtigen Sie sich doch einmal den Zeitablauf! Man brauchte jetzt ein halbes Jahr und wurde noch nicht einmal mit der Klärung der rechtspolitischen Fragen, insbeson-



    Kurlbaum
    dere betreffend das Auskunftsrecht, fertig. Unterdessen geht sichtbar für jedermann, der in der Wirtschaft . steht, der Konzentrationsprozeß mit schnellen Schritten vorwärts. Wenn das Enquete-Gesetz da ist, soll überhaupt erst die eigentliche Arbeit an der Enquete beginnen. Wie lange sie dauern wird, weiß niemand. Ich erinnere mich in diesem Augenblick an einen intelligenten Zwischenruf, der hier gelegentlich der Konzentrationsdebatte gemacht wurde, als ein Redner die Frage stellte, wann dieses Haus denn nun wirksame Maßnahmen gegen unerwünschte wirtschaftliche Konzentration treffen würde. Der Zwischenruf lautete: „Wenn die Konzentration beendet sein wird!" Das ist nicht nur ein ganz guter Witz, das entspricht der wahren Lage. Dem wird auch jeder zustimmen, der in der Wirtschaft tätig ist und die tatsächlichen Vorgänge beobachtet.
    Lassen Sie mich abschließend folgendes sagen. Wir stellen nicht nur fest, daß die Koalition und mit ihr der Bundeswirtschaftsminister sowie natürlich auch der Bundesfinanzminister eine erstaunliche Behutsamkeit an den Tag legen, wenn es sich um die Unternehmerseite und insbesondere um die Großmächte der Wirtschaft handelt. Wir sind vielmehr auch der Meinung, daß es an einem wirksamen Schutz der schwächeren Seite in der Wirtschaft, nämlich des Verbrauchers und der kleineren und mittleren Unternehmen, fehlt. Sie werden deshalb Verständnis dafür haben, daß wir uns nicht dazu werden entschließen können, für den Etat des Bundeswirtschaftsministers zu stimmen.

    (Beifall bei der SPD.)



Rede von Dr. Carlo Schmid
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Schmücker.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Kurt Schmücker


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die CDU/CSU-Fraktion hat mich beauftragt, ihre Zustimmung zum Haushalt des Bundesministers für Wirtschaft mit einigen kurzen Ausführungen zu begründen. Ich darf an den Anfang dieser Begründung die Freude stellen, die wir darüber empfinden, daß Sie, verehrter Herr Professor Erhard, nach langer Krankheit wieder gesund unter uns sind.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Herr Minister Erhard, das verflossene Haushaltsjahr hat Sie mehrfach politisch und persönlich vor schwierige Situationen gestellt.

    (Abg. Kriedemann: Das Haushaltsjahr nicht!)

    — Ja. Es deckt sich rein zufällig, Herr Kriedemann. Das letzte Jahr, will ich auch gern sagen, wenn Sie es lieber hören.

    (Abg. Kriedemann: Ich kann es ja mit Namen nennen, wer es gewesen ist. Der Bundeskanzler zum Beispiel!)

    — Ich habe vom Jahr gesprochen. Ich werde gleich noch den Herrn Bundeskanzler nennen.

    (Abg. Kriedemann: Das wäre sehr viel reeller gewesen!)

    — Wollen wir uns beide unterhalten, oder darf ich zunächst einmal fortfahren? — Aus dem Blickwinkel jener Tage mag manche Kritik verständlich gewesen sein. Nachdem wir aber heute einigen Abstand gewonnen haben, sagen Ihnen, Herr Erhard, alle Ihre Kollegen und Kolleginnen der CDU/CSU-Fraktion, daß wir froh darüber sind, sowohl den Kanzler als auch Sie auf den Posten zu sehen, auf denen Sie sich in hohem Maße bewährt haben.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Wenn wir die wirtschaftspolitischen Debatten vom Frankfurter Wirtschaftsrat bis heute überdenken, könnten wir als Regierungspartei versucht sein, ein wenig selbstgefällig auf unsere Erfolge und auf die lange Reihe der oppositionellen Fehlprophezeiungen hinzuweisen.

    (Abg. Lange [Essen] : Na, na!)

    — Herr Kollege Lange, ich könnte jetzt einige saftige Beispiele nennen, ich könnte etwa Ihren Freund Kubel, der gegenwärtig in einer anderen Weise etwas umstritten ist, und die von ihm vermutete Arbeitslosigkeit erwähnen. Aber Herr Kurlbaum hat entsprechend dem Stil unseres Ausschusses hier so nett gesprochen. Deshalb will auch ich nur einige ganz harmlose Zitate anführen.
    Am 22. August 1949 stand in der „Weit" ein Satz des SPD-Pressechefs Heine:
    Die SPD erwartet ein Ansteigen der Arbeitslosigkeit und eine Senkung des Lebensstandards.
    Am 26. September 1952 schrieb Herr Kollege Ollenhauer in der „Neuen Zeitung":
    Die Bundesregierung hat durch ihre Preispolitik die grausamste Form der Rationierung, die Rationierung durch den Geldbeutel gewählt. (Zuruf von der SPD: Das stimmt doch auch!)

    — Jetzt kommt der nächste Satz, von dem werden Sie sicherlich nicht sagen, daß er stimmt:
    In Deutschland hat der kleine Mann die volle Freiheit, auf Butter, Fleisch und Kartoffeln zu verzichten.

    (Lachen bei der CDU/CSU.)

    Am 22. Juli 1953 war der sehr fortschrittliche Herr
    Kollege Schoettle bereits über diese Dinge hinausgewachsen und sagte ganz freimütig in München:
    Ich habe nicht gedacht, daß sich so viele Möglichkeiten des Aufstiegs ergeben könnten. Die deutsche Bundesregierung ist in den letzen Jahren über alle Schwierigkeiten glänzend hinweggekommen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Der Vorsitzende der SPD blieb der alten Gewohnheit treu und erklärte auf dem SPD-Wahlkongreß in Dortmund laut „Vorwärts" vom 22. Juli 1953:
    Das Ergebnis des Versagens in der Wirtschaftspolitik liegt offen zutage.
    Sie werden mir zugeben, Herr Kurlbaum, daß das doch einige recht harmlose Beispiele waren.

    (Abg. Kurlbaum: Können Sie nicht auf etwas zeitlich Näheres eingehen?)




    Schmücker
    —Ich kann doch nicht alles auf einmal sagen. Sie
    haben mir vorgemacht, daß man mit Zitaten doch einiges erreichen kann. Ich bin auch in diesem Punkte ein folgsamer Schüler. Sie haben ja vorhin gehört, daß Sie uns in public relations und in ähnlichen Dingen überlegen sein sollen.
    Die Zeit, aus der die Zitate stammen, ist längst vorbei. Wir haben die Vollbeschäftigung erreicht. Die Vollbeschäftigung brachte—wie das ganz natürlich ist — viele Sorgen und Komplikationen mit sich. Mit diesen Sorgen und Komplikationen müssen wir — ich darf optimistisch sagen: werden wir fertig werden. Ebensowenig wie wir in der Zeit der Not angenommen haben, die Vollbeschäftigung würde uns das Paradies bringen, bilden wir uns heute ein, daß nach Überwindung der gegenwärtigen Probleme eine Zeit ohne Sorge anbrechen würde. Wir wenden uns allerdings dagegen, daß die Schwierigkeiten einer auf hohen Touren laufenden Volkswirtschaft mit — ,darf ich das einmal sagen — dialektischen Kniffen fehlgedeutet werden. Wir glauben einigen unserer sozialistischen Kritikern gern, die sagen, daß, wenn sie an der Macht gewesen wären, diese Schwierigkeiten nicht aufgetaucht wären, weil eine sozialistische Wirtschaftspolitik sich vermutlich noch mit Nöten herumplagen müßte, die wir längst überwunden haben.
    Meine Herren, ich mache Ihnen noch ein weiteres Kompliment. Vielleicht wäre es nicht einmal zum Godesberger Programm gekommen. Ich persönlich gebe mich nicht dem Irrtum hin, daß Sie durch die Einführung Ihrer neuen Linie den Sozialismus in die Rumpelkammer gestellt haben, wenngleich ich sehr gern anerkenne, daß viele Fortschritte erzielt wurden. Herr Kollege Kurlbaum, in vielen Punkten, die Sie vorhin angeschnitten haben, könnten wir rein methodisch und technisch zu einer Übereinstimmung kommen. Ja, es schien manchmal so, als ob alle Parteien dieses Hohen Hauses sich nunmehr, nach dem Godesberger Programm, den Rang streitig machen würden, die besseren Verfechter der Erhardschen Wirtschaftspolitik zu sein.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Aber ebensowenig, wie es etwas ist mit einer parteipolitischen Überunion vom Atheisten bis zum strenggläubigen Kirchenmann, ist es etwas mit einem wirtschaftspolitischen Parteiprogramm, das einen mit neuem Namen getauften Sozialismus mit den Grundsätzen der Marktwirtschaft vereinigen will.
    Herr Dr. Deist war in der Volkswagen-Debatte so freundlich dafür sollte man ihm danken —, der öffentlichen Hand zu empfehlen, sich in der Wirtschaftspolitik der eigenen wirtschaftlichen Unternehmen zu bedienen und sie wirtschaftspolitisch einzusetzen. Ich denke hier nicht an den personalpolitischen Einsatz der kommunalen Unternehmen, sondern — ich möchte es recht deutlich machen — an den wirtschaftspolitischen Einsatz. Sie wissen, daß ein derartiger wirtschaftspolitischer Einsatz der im Besitz der öffentlichen Hand befindlichen wirtschaftlichen Unternehmen zur Zeit gar nicht möglich ist, weil die Bestimmungen des Aktienrechts dem entgegenstehen.

    (Zuruf von der SPD: Die kann man ja ändern!)

    Ich darf daher wohl annehmen, meine Damen und Herren von der SPD, daß Sie bei der großen Aktienrechtsreform Änderungsanträge einbringen werden, die der öffentlichen Hand den Einsatz der in ihrem Besitz befindlichen Werke zu wirtschaftspolitischen Zwecken ermöglichen.
    Bitte schön, Herr Kollege Deist!