Rede:
ID0310804200

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 7
    1. Das: 1
    2. Wort: 1
    3. hat: 1
    4. der: 1
    5. Abgeordnete: 1
    6. Dr.: 1
    7. Jaeger.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag 108. Sitzung Bonn, den 6. April 1960 Inhalt: Erklärung des Bundestages zu dem Bauernlegen in der sowjetisch besetzten Zone Vizepräsident Dr. Schmid . . . . 5887 A Erklärung der Bundesregierung zu dem Bauernlegen in der sowjetisch besetzten Zone Lemmer, Bundesminister . . . . . 5888 A Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Frau Dr. h. c. Weber, Dr. h. c. Pferdmenges und Bauknecht . . . . . . . 5889 D Große Anfrage der Fraktion der SPD betr. deutsch-spanische Beziehungen (Drucksache 1663) Schmidt (Hamburg) (SPD) . . . . 5890 D Dr. von Brentano, Bundesminister 5896 B Erler (SPD) 5899 D Schneider (Bremerhaven) (DP) . . 5902 D Dr. Jaeger (CDU/CSU) . . . . . 5906 D Dr. Dr. Heinemann (SPD) . . . . 5914 B Entwurf eines Gesetzes über eine Zählung im Handel sowie im Gaststätten- und Beherbergungsgewerbe (Handelszählungsgesetz 1959) (Drucksache 1104) ; Mündlicher Bericht des Wirtschaftsausschusses (Drucksache 1681) — Zweite und dritte Beratung — 5915 B Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Sozialgerichtsgesetzes (Drucksache 1669); Schriftlicher Bericht des Rechtsausschusses (Drucksache 1757) — Zweite und dritte Beratung — . . . . 5915 C Entwurf eines Gesetzes zum Abkommen vom 7. August 1958 mit der Islamischen Republik Pakistan zur Vermeidung der Doppelbesteuerung und zur Verhinderung der Steuerverkürzung bei den Steuern vom Einkommen (Drucksache 1329); Schriftlicher Bericht des Finanzausschusses (Drucksache 1760) — Zweite und dritte Beratung — . . . . . . . 5915 D Entwurf eines Gesetzes zum Abkommen vom 17. April 1959 mit dem Königreich Schweden zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiete der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen sowie verschiedener anderer Steuern (Drucksache 1606) ; Schriftlicher Bericht des Finanzausschusses (Drucksache 1761) — Zweite und dritte Beratung — . . . . 5916 A Entwurf eines Gesetzes zum Abkommen vom 16. Juni 1959 mit dem Königreich der Niederlande zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiete der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen sowie verschiedener sonstiger Steuern und zur Regelung anderer Fragen auf steuerlichem Gebiete (Drucksache 1614) ; Schriftlicher Bericht des Finanz- II Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 108. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. April 1960 ausschusses (Drucksache 1762) — Zweite und dritte Beratung — . . . . . . . 5916 B Entwurf eines Gesetzes zum Abkommen vom 18. März 1959 mit der Regierung von Indien zur Vermeidung der Doppelbesteuerung des Einkommens (Drucksache 1615) ; Schriftlicher Bericht des Finanzausschusses (Drucksache 1763) — Zweite und dritte Beratung — . . . . . . . 5916 C Entwurf eines Gesetzes über die Vereinbarung vom 30. Juni 1958 mit der Regierung des Königreichs der Niederlande über Gastarbeitnehmer (Drucksache 1741) — Erste Beratung — . . . . . . . . 5916 D Entwurf eines Gesetzes über die Vereinbarung vom 4. Dezember 1957 mit der Regierung des Großherzogtums Luxemburg über den Austausch von Gastarbeitnehmern (Drucksache 1742) — Erste Beratung — 5917 A Entwurf eines Gesetzes zum Übereinkommen Nr. 111 der Internationalen Arbeitsorganisation vom 25. Juni 1958 über die Diskriminierung in Beschäftigung und Beruf (Drucksache 1743) —Erste Beratung— 5917 A Entwurf eines Gesetzes zur Einführung von Vorschriften des Lastenausgleichsrechts im Saarland (LA-EG-Saar) (Drucksache 1744) — Erste Beratung — . . . . . . 5917 B Entwurf eines Gesetzes zur Ergänzung des Grundgesetzes (Drucksache 1748) — Erste Beratung — . . . . . . . . . . . 5917 B Entwurf eines Sechsten Gesetzes zur Änderung und Überleitung von Vorschriften auf dem Gebiet des gewerblichen Rechtsschutzes (Drucksache 1749) — Erste Beratung — . . . . . . . . . . . . 5917 B Entwurf eines Gesetzes über die am 31. Oktober 1958 in Lissabon beschlossene Fassung der Pariser Verbandsübereinkunft zum Schutz des gewerblichen Eigentums vom 20. März 1883 und über die am 31. Oktober 1958 in Lissabon beschlossene Fassung des Madrider Abkommens vom 14. April 1891 über die Unterdrückung falscher oder irreführender Herkunftsangaben (Drucksache 1750) — Erste Beratung — . . . . . . . . . . . . 5917 C Sammelübersicht 18 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen (Drucksache 1699) . . . . . . . . . . . 5917 C Entwurf einer Dreiundzwanzigsten Verordnung über Zolltarifänderungen zur Durchführung des Gemeinsamen Marktes der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (Spezialwalzdraht); Schriftlicher Bericht des Außenhandelsausschusses (Drucksachen 1641, 1740) 5917 D Ubersicht 12 des Rechtsausschusses über Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht (Drucksache 1745) 5917 D Antrag betr. Eisenbahnverkehr zwischen Breisach und Colmar (Abg. Dr. Schmidt [Wuppertal], Bading, Margulies, Dr. Schild u. Gen.) ; Mündlicher Bericht des Auswärtigen Ausschusses (Drucksachen 1389, 1754) 5918 A Antrag betr. Autobahn Schwabach—Heilbronn (Abg. Frau Strobel, Seidel [Fürth], Kurlbaum, Höhne, Bazille u. Gen.) ; Mündlicher Bericht des Haushaltsausschusses (Drucksachen 1631, 1756) 5918 A Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1959, hier: Haushaltsgesetz 1959; Mündlicher Bericht des Haushaltsausschusses (Drucksache 1755, Umdruck 322) 5918 A Mündlicher Bericht des Immunitätsausschusses betr. Genehmigung zur Durchführung eines Strafverfahrens gegen den Abg. Dr. Bechert 5918 B Mündlicher Bericht des Immunitätsausschusses betr. Genehmigung zur Durchführung eines Strafverfahrens gegen den Abg Etzenbach (Drucksache 1776) 5918 B Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1960 (Haushaltsgesetz 1960) (Drucksache 1400) ; Berichte des Haushaltsausschusses — Zweite Beratung — 5918 D Einzelplan 01, Bundespräsident und Bundespräsidialamt (Drucksache 1700) . . Einzelplan 02, Deutscher Bundestag (Drucksache 1701) Ritzel (SPD) 5919 A Frau Rösch (CDU/CSU) . . 5919 B Einzelplan 03, Bundesrat (Drucksache 1702) Dr. Schild (DP) . . . . . . . . 5919 D Einzelplan 04, Geschäftsbereich des Bundeskanzlers und des Bundeskanzleramtes (Drucksache 1703, zu 1703) Rasner (CDU/CSU) 5920 A Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 108. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. April 1960 III Erler (SPD) 5926 B Dr. Adenauer, Bundeskanzler . . 5937 A Lenz (Trossingen) (FDP) 5940 D Schneider (Bremerhaven) (DP) . . 5942 B Einzelplan 05, Geschäftsbereich des Auswärtigen Amts (Drucksachen 1704, zu 1704) Majonica (CDU/CSU) 5946 C Ritzel (SPD) . . . . . . . . 5948 A Scheel (FDP) 5950 B Schneider (Bremerhaven) (DP) . 5953 A Dr. von Brentano, Bundesminister 5955 A Reitzner (SPD) . . . . . . . 5957 D Dr. Vogel (CDU/CSU) . . . . . 5958 A Einzelplan 06, Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern (Drucksachen 1705, zu 1705); in Verbindung mit Entwurf eines Gesetzes über die Erhöhung von Dienst- und Versorgungsbezügen (Drucksache 1734) — Erste Beratung — und Einzelplan 36, Zivile Notstandsplanung (Drucksachen 1726, zu 1726) sowie Antrag betreffend Gesetz über zivile Notstandsplanung (Abg. Heye, Frau Dr. h. c. Weber [Essen], Frau Dr. Hubert, Blachstein und Gen.) (Drucksache 1588) Dr. Stoltenberg (CDU/CSU) . . . . 5959 A Dr. Schäfer (SPD) . . . 5961 D, 5974 B Eilers (Oldenburg) (FDP) 5965 B Matzner (SPD) . . . . . . . 5966 A Kühn (Bonn) (FDP) 5967 B Kühlthau (CDU/CSU) 5968 C Schneider (Bremerhaven) (DP) . . 5970 B, 5971 B Schmitt (Vockenhausen) (SPD) . . . 5970 C, 5972 B Reitzner (SPD) . . . . . . . . 5971 B Dr. Schröder, Bundesminister . . 5973 A, 5975 B Nächste Sitzung 5976 C Anlagen 5977 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 108. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. April 1960 5887 108. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 6. April 1960 Stenographischer Bericht Beginn: 9.02 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Dr. Atzenroth 6. 4. Dr. Baade 30. 4. Frau Dr. Bleyler 6. 4. Börner 10. 4. Brüns 2. 7. Dr. Burgbacher 9. 4. Cillien 9. 4. Frau Döhring (Stuttgart) 9. 4. Dr. Dr. h. c. Dresbach 9. 4. Even (Köln) 9. 4. Dr. Friedensburg 6. 4. Gedat 9. 4. Dr. Greve 15. 4. Dr. Gülich 16. 4. Günther 20. 4. Dr. von Haniel-Niethammer 7. 4. Holla 9. 4. Dr. Hoven 7. 4. Jacobs 6. 4. Jahn (Frankfurt) 23. 4. Dr. Jordan 9. 4. Kalbitzer 9. 4. Frau Klemmert 15. 5. Kramel 9. 4. Krammig 10.4. Leber 9. 4. Leonhard 6. 4. Lohmar 9. 4. Dr. Löhr 9. 4. Maier (Freiburg) 16.4. Dr. Martin 16. 4. Meitmann 9. 4. Neumann 9. 4. Ollenhauer 15. 4. Dr. Pflaumbaum 9. 4. Ramms 9. 4. Rasch 9. 4. Dr. Ratzel 30. 4. Richarts 9. 4. Dr. Ripken 15. 5. Scheuren 9. 4. Schröter (Berlin) 9. 4. Seither 9. 4. Spitzmüller 6. 4. Stenger 6. 4. Vogt 30. 4. Walter 9. 4. Worms 7. 4. b) Urlaubsanträge Dr. Becker (Hersfeld) 24. 4. Blachstein 20. 5. Dr. Bucerius 15. 5. Döring (Düsseldorf) 3. 5. Dowidat 30. 4. D. Dr. Gerstenmaier 14. 4. Dr. Görgen 20. 5. Köhler 30. 4. Kraft 9. 5. Dr. Mende 13. 4. Dr. Mommer 13. 4. Paul 20. 4. Dr.-Ing. Seebohm 30. 4. Dr. Serres 13. 4. Zoglmann 30. 4. Anlage 2 Entschließung des Bundesrates zum Straßenbaufinanzierungsgesetz. Die Zuschüsse des Bundes an die Länder für die Entwurfsberatung und Bauleitung für Baumaßnahmen an Bundesfernstraßen betragen zur Zeit 3 % der Bausumme. Dieser Prozentsatz steht heute nicht mehr in einem angemessenen Verhältnis zu den durch die Planung und Bauausführung entstehenden Kosten, die für die ständige Weiterentwicklung der Straßen- und Brückenbautechnik erheblich gestiegen sind. Die Länder sind daher nicht mehr in der Lage, diese erhöhten Kosten allein weiterzutragen. Der Bundesrat bittet daher die Bundesregierung, den Satz von 3 % entsprechend den tatsächlichen Verhältnissen auf mindestens 5 % zu erhöhen. Anlage 3 Schriftlicher Bericht des Abgeordneten Dr. Seume zum Entwurf eines Gesetzes über eine Zählung im Handel sowie im Gaststätten- und Beherbergungsgewerbe (Handelszählungsgesetz 1960) (Drucksachen 1104 und 1681). Im Jahre 1956 stand die Absatzwirtschaft, repräsentiert durch den Groß- und Einzelhandel, mit einer Wertschöpfung von rund 20 Milliarden DM in der Aufbringung des Sozialproduktes an zweiter Stelle nach der Industrie. Aber im Gegensatz zu Industrie und Handwerk liegt für das Gebiet der Absatzwirtschaft kein umfassendes statistisches Untersuchungsmaterial vor. Seit 1950 fehlen statistische Grundlagen zur Erkenntnis und Darstellung der Strukturverhältnisse der Absatzwirtschaft, die in den letzten Jahren auch bei uns neue Vertriebsformen geschaffen und andere weiter entwickelt- hat, wie z. B. Selbstbedienungsläden, Versandhandel, Einkaufsverbände usw. Dadurch werden Umsatzgrößen und Zahl der Betriebe sowie der Beschäftigten in völlig neue Relationen zueinander gebracht, die zu kennen für die Wirtschaftspolitik, insbesondere für die Kredit- und Investitionspolitik und auch für die Sozialpolitik unerläßlich ist. Repräsentative Erhebungen allein können die erforderlichen Grundlagen nicht mehr vermitteln. Daher sieht dieser Gesetzentwurf in seinem Hauptteil eine einmalige Gesamterhebung vor. Sie findet statt im Rahmen der von den Vereinten Nationen für 1960 empfohlenen Volks- und Arbeitsstättenzählungen, der sogenannten Großzählungen. Der vorliegende, auf dem Gesetz über Statistik für Bundeszwecke vom 3. September 1953 beruhende Gesetzentwurf erfaßt bei allen Unternehmen des Groß- und Einzelhandels, der Handelsvermittlung sowie des Gaststätten- und Beherbergungsgewerbes u. a. Umsatz und Außenstände, Wareneingang und Warenbestand, Beschäftigte, Löhne, Gehälter und Sozialaufwendungen. Neben dieser Gesamterhebung ist eine repräsentative Ergänzungserhebung vorgesehen, die sich nur auf 15 % der Unternehmen erstreckt und von der die große Anzahl der Kleinbetriebe nicht erfaßt wird. Diese Ergänzungserhebung untersucht z. B. den Umsatz nach Abnehmerkreisen und nach dem Zahlungsmodus, die Zusammensetzung des Wareneingangs und die Investitionstätigkeit. Der Bundestag hat in der Sitzung vom 11. Juni 1959 den Entwurf dieses Gesetzes dem Wirtschaftsausschuß als federführendem Ausschuß und dem Ausschuß für Mittelstandsfragen zur Mitberatung überwiesen. Die wesentlichen Änderungen gegenüber der Vorlage der Bundesregierung, die aus der Drucksache 1681 ersichtlich sind, beruhen auf besserer begrifflicher Abgrenzung durch den Wirtschaftsausschuß, auf seinem Bestreben, materiell wichtige Tatbestände deutlich im Gesetzestext zu verankern und nicht nur in der Begründung zum Gesetzentwurf zum Ausdruck zu bringen, sowie der Übernahme einer Reihe von Wünschen des Bundesrates. Der Wirtschaftsausschuß schlägt dem Hohen Hause vor, in § 4 den Abs. 1 a aufzunehmen und dadurch diejenigen Handwerksbetriebe in die Erhebung einzubeziehen, die Handel mit fremden Erzeugnissen, Handelsvermittlung oder Gaststätten betreiben. Mit Rücksicht auf die Kosten und auf die erst vor einigen Jahren, nämlich im Jahre 1956, erfolgte Handwerkszählung sollen nur 60 000 von den in Fragen kommenden 750 000 Betrieben erfaßt werden. Der Wirtschaftsausschuß hält es für zweckmäßig, für die Zukunft Teilzählungen in den Bereichen Handel und Handwerk wegen ihrer vielfachen Berührungen in kombinierter Form zu planen, und zwar im Anschluß an vorangegangene Volkszählungen. Um bezüglich der Wirtschaft des Saarlandes vergleichbare Ergebnisse erhalten zu können, schlägt der Wirtschaftsausschuß vor, den § 7 b, wie in DruckDrucksache 1681 vorgesehen, einzufügen, wodurch der bisherige § 9, der alte Saarparagraph, entfällt. Der mitberatende Ausschuß für Mittelstandsfragen hatte gegen die Fassung des Regierungsentwurfes keine Einwände zu erheben; seinen weiteren Anregungen wurden vom Wirtschaftsausschuß in vollem Umfange entsprochen. Die ursprünglichen Bedenken des Bundesrates wegen der Kosten, die im Rahmen der Gesamtaufwendungen für die Großzählungen in den Jahren 1959 bis 1962 mit etwa 113 Millionen DM zum weitaus größten Teil auf Länder und Gemeinden entfallen würden, sind durch eine Vereinbarung zwischen Bund und Ländern, die auch für dieses Gesetz gilt, ausgeräumt worden. Hiernach sind Bund und Länder mit je 50 % an den effektiven Kosten beteiligt. Die Aufnahme einer Bestimmung in dieses Gesetz über die Kosten erübrigt sich daher. Namens des Wirtschaftsausschusses bitte ich, dem Handelszählungsgesetz in der in der Bundestagsdrucksache 1681 vorgesehenen Form zuzustimmen. Anlage 4 Umdruck 599 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1960, hier: Einzelplan 04 Geschäftsbereich des Bundeskanzlers und des Bundeskanzleramtes (Drucksachen 1400 Anlage, 1703). Der Bundestag wolle beschließen: In Kap. 04 03 Tit. 300 — Zur Verfügung des Bundeskanzlers zur Förderung des Informationswesens — wird der Ansatz von 13 000 000 DM um 5 000 000 DM auf 8 000 000 DM gekürzt, erhält der Haushaltsvermerk folgende Fassung: „Die Mittel sind übertragbar. Die Jahresrechnung über die Ausgaben dieses Titels unterliegt der Prüfung durch den Rechnungsprüfungsausschuß des Deutschen Bundestages und durch den Präsidenten des Bundesrechnungshofes. Die Erklärung des Rechnungsprüfungsausschusses des Deutschen Bundestages und des Präsidenten des Bundesrechnungshofes bilden die Grundlage für die Entlastung der Bundesregierung." Bonn, den 6. April 1960 Ollenhauer und Fraktion Anlage 5 Umdruck 510 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes, hier: Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern (Drucksachen 1400 Anlage, 1705). Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 108. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. April 1960 5979 Der Bundestag wolle beschließen: Zu Kap. 06 02 — Allgemeine Bewilligungen I. In Tit 614 — Förderung der Wissenschaft a) Allgemeine und langfristige Förderung — wird der Ansatz von 158 471 700 DM um 23 000 000 DM auf 181 471 700 DM erhöht. Nr.2 der Erläuterungen erhält folgende Fassung: „2. Zusätzliche Förderung dringender Bedürfnisse der Wissenschaft 143 000 000 DM Der Bundesminister des Innern ist ermächtigt, im Einvernehmen mit dem Bundesminister der Finanzen über den Haushaltsansatz hinaus weitere Verpflichtungen für künftige Rechnungsjahre einzugehen bis zu 62 000 000 DM." 2. In Tit. 614 Förderung der Wissenschaft b) Förderung von wissenschaftlichen Institutionen von überregionaler Bedeutung — wird der Ansatz von 17 203 500 DM um 42 000 DM auf 17 245 500 DM erhöht. Nr.6 der Erläuterungen erhält folgende Fassung: „6. Zuschuß an die Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien 210 000 DM" 3. In Tit 616 - Förderung der Kultur, soweit es sich um eine repräsentative Vertretung des Bundes oder um die Wahrung von Belangen gesamtdeutscher oder internationaler Bedeutung handelt wird der Ansatz von 4 380 000 DM um 800 000 DM auf 5 180 000 DM erhöht. Nr. 1g) der Erläuterungen erhält folgende Fassung: ,1 g) Aktion „Künstlerhilfe" 1 000 000 DM' Zu Kap. 06 09 — Bundesamt für Verfassungsschutz in Köln — 4. In Tit. 300 — Für Zwecke des Verfassungsschutzes — erhält der letzte Absatz des Haushaltsvermerks folgende Fassung: „Die Jahresrechnung über die Ausgaben dieses Titels unterliegt nur der Prüfung eines Unterausschusses des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages und der Prüfung durch den Präsidenten des Bundesrechnungshofes; die Erklärung des Unterausschusses des Haushaltausschusses und des Präsidenten des Bundesrechnungshofes bilden die Grundlage für die Entlastung der Bundesregierung." Zu Kap. 06 25 — Bundesgrenzschutz — 5. In Kap. 06 25 wird nach der Überschrift „II. Ausgabe" folgender Haushaltsvermerk eingefügt: „Die Bundesregierung ist ermächtigt, aus dem Kap. 06 25 zur Verstärkung der Bereitschaftspolizei der Länder bis zu 25 000 000 DM für Personal- und Sachausgaben zu leisten." Zu Kap. 06 34 Institut für Ost-Westforschung in Köln —Kap. 06 34 wird gestrichen. Zu Kap. 06 35 — Bundeszentrale für Heimatdienst in Bonn —7. In Tit. 300 — Für die Sacharbeit der Bundeszentrale für Heimatdienst — wird der Ansatz von 7 075 000 DM um 845 000 DM auf 7 920 000 DM erhöht. Zu Kap. A 06 02 — Allgemeine Bewilligungen — 8. a) Tit. 571 erhält die folgende Bezeichnung: „Tit.571 Darlehen zur Deckung des Nachholbedarfs der Krankenanstalten b) In Tit. 571 wird der Ansatz von 25 000 000 DM um 25 000 000 DM auf 50 000 000 DM erhöht. Die Erläuterung erhält folgende Fassung: „Zu Tit. 571 Zur Deckung des Nachholbedarfs der Krankenanstalten, insbesondere zur Rationalisierung von Einrichtungen im medizinischen und im Wirtschafts- und Versorgungsbereich sollen in den Jahren 1960 bis 1965 zinslose Darlehen im Gesamtbetrage von 300 000 000 DM gewährt werden. Für 1960 werden für diesen Zweck erstmalig 50 000 000 DM bereitgestellt. Die Darlehen sind bei einem Freijahr mit 2 vom Hundert jährlich zu tilgen." Bonn, den 6. April 1960 Ollenhauer und Fraktion Anlage 6 Umdruck 521 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1960, hier: Einzelplan 02 Deutscher Bundestag (Drucksachen 1400 Anlage, 1701). Der Bundestag wolle beschließen: In Kap. 01 wird folgender neuer Tit. 952 ausgebracht: „Tit. 952 Für die Schaffung eines Wohn- und Altersheimes zur Unterbringung alter und kranker pflegebedürftiger deutscher Emigranten, die als Opfer des Nationalsozialismus in Brüssel leben DM Bonn, den 6. April 1960 Ritzel Kühn (Köln) Ollenhauer und Fraktion Anlage 7 Umdruck 527 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1960, hier: Einzelplan 05 Geschäftsbereich des 5980 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 108. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 6. April 1960 Bundesministers des Auswärtigen (Drucksachen 1400 Anlage, 1704). Der Bundestag wolle beschließen: Zu Kap. 05 02 — Allgemeine Bewilligungen — Nach Tit. 679 wird folgende Überschrift eingefügt: „Einmalige Ausgaben". Darunter wird folgender neuer Tit. 950 eingefügt: „Tit. 950 Beitrag der Bundesrepublik zum Weltflüchtlingsjahr 5 000 000 DM Zu Tit. 950 Einmaliger Beitrag der Bundesrepublik für das Flüchtlingshilfeprogramm der Vereinten Nationen (UNREF) im Rahmen des Weltflüchtlingsjahres." Bonn, den 6. April 1960 Ollenhauer und Fraktion Anlage 8 Umdruck 532 Änderungsantrag der Fraktion der CDU/CSU zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1960, hier: Einzelplan 05 Geschäftsbereich des Auswärtigen Amtes (Drucksachen 1400 Anlage, 1704). Zu Kap. 05 02 — Allgemeine Bewilligungen In Tit. 604 — Zuschuß an die Deutsche Atlantische Gesellschaft — wird der Ansatz von 30 000 DM auf 60 000 DM erhöht. Bonn, den 6. April 1960 Dr. Krone und Fraktion
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Herbert Schneider


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Kollege Erler, anständige Beziehungen mit beiden Seiten, einverstanden!, ein Bündnis nur insoweit, als die Frage: Diktatur oder nicht? nicht subjektiv bestimmt wird, wie es mir hier der Fall zu sein scheint.

    (Zurufe von der SPD.)

    — Meine Damen und Herren, lassen Sie mich doch einmal meine Rede halten! Sie kaufen mir meinen Schneid doch nicht ab.
    Meine Damen und Herren, die Darstellung des Kollegen Schmidt (Hamburg) zumindest ist nach meiner und meiner Freunde Auffassung sehr einseitig gewesen. Selbst wenn es mit Spanien so wäre, wie er es dargestellt hat, würde die Tatsache, daß er es den Spaniern hier aufs Butterbrot schmiert, bedeuten, daß er den Spaniern das Recht auf politischen Irrtum aberkennt. Da wäre allerdings eine konsequente Verfolgung der sozialdemokratischen Politik der letzten Jahre.

    (Heiterkeit rechts und in der Mitte.)

    Es ist aber nicht so, wie es der Kollege Schmidt dargestellt hat. Geschichtliche Tatsache, die nicht bestritten werden kann — Herr Kollege Schmidt, vielleicht darf ich Ihnen zum Dank für Ihre Geschichtslektion jetzt auch meinerseits eine kleine, kürzere geben —, ist doch, daß 1936 in Spanien die Anarchie herrschte. Das wird niemand bestreiten. Tatsache ist weiter, daß zumindest die Legion Condor erst eingriff, als die roten Truppen in Barcelona gelandet waren, unter denen sich bekanntlich auch russische Angehörige befanden. Das kann nicht bestritten werden.

    (Abg. Wienand: Herr Schneider, woher haben Sie das?)

    — Nicht aus dem „Vorwärts" und nicht aus der „Welt der Arbeit".

    (Abg. Wienand: Woher haben Sie es denn? — Abg. Dr. Menzel: So dumm sind die Zeitungen auch nicht! — Weitere Zurufe von der SPD.)

    — Meine Damen und Herren, ich habe ja auch nicht gesagt, daß diese Zeitungen dumm sind. Aber ich vermag einfach den Darstellungen, die sie oftmals geben, nicht zu folgen, Herr Kollege Menzel, und das ist doch mein gutes Recht.

    (Abg. Wienand: Aber belegen Sie doch Ihre Ansicht!)

    — Herr Kollege Wienand, halten Sie doch am besten anschließend ebenfalls eine Rede hier und widerlegen Sie mich!

    (Abg. Wienand: Ich will Sie nicht widerlegen, ich möchte wissen, wo Sie es herhaben!)

    — Na gut, dann bombardieren Sie mich nicht dauernd mit Zwischenrufen.
    Ich sage auch folgendes und werde auch damit Ihren Protest hervorrufen; aber ich sage es. Schließlich bin ich ja ein Politiker der Rechten und nicht der Linken. Hitler mag über seine Intervention in Spanien gedacht haben, was er will. Er mag seine Meinung später darüber geändert haben oder nicht. Für meine Freunde ist ausschließlich das Faktum ausschlaggebend, daß heute nicht die Kommunisten in Spanien das Heft in der Hand haben. Ich glaube, dazu können wir uns alle nur gratulieren. Denn die Folgen für die Freiheit Europas und für die Freiheit überhaupt, die Herr Schmidt heute morgen hier so beschworen hat, wären unübersehbar, wenn die Kommunisten heute in Spanien das Sagen hätten.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)


    Schneider (Bremerhaven)

    Es kann außerdem nicht bestritten werden: Selbst wenn man bereit wäre, hier und da diktatorische Züge des spanischen Regimes zuzugeben

    (Lachen bei der SPD)

    — ich habe ja gesagt: selbst wenn man bereit wäre; Sie müssen auch auf den hinteren Bänken genau zuhören, ich spreche doch klar genug —, könnte doch niemandem verborgen geblieben sein — wenn man sich den nötigen freien Blick bewahrt hat —, daß sich in den letzten Jahren in Spanien mehr und mehr zumindest eine freiheitlichere Auffassung in sehr vielen entscheidenden Fragen angebahnt hat.

    (Zustimmung in der Mitte und rechts.)

    Aber ich pflichte im übrigen durchaus dem Herrn Bundesaußenminister bei, der hier erklärt hat, daß es letzten Endes sogar eine Ungehörigkeit ist, wenn man sich in die inneren Angelegenheiten eines befreundeten Landes — und ich betrachte Spanien als ein uns befreundetes Land — einmischt.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Dr. Menzel: Das ist ja der politische Skandal! — Abg. Baur [Augsburg] : Mit Ihnen befreundet!)

    — Ich habe doch gesagt: uns befreundetes Land, verehrter Herr Kollege. Ich bin doch nicht Mitglied der Roten Brigade gewesen. — Spanien hat immerhin inzwischen die Menschenrechte anerkannt.

    (Abg. Dr. Menzel: Die DDR in ihrer Verfassung auch!)

    Spanien ist Mitglied der OEEC. Meine Freunde betrachten Spanien schon heute als einen Verbündeten der NATO,

    (Abg. Wienand: Das war schneidig!)

    und meine Freunde betrachten die deutsch-spanische Freundschaft als einen wesentlichen Bestandteil der europäischen Freundschaft überhaupt.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Wir fordern im Gegensatz zu Ihnen die Bundesregierung sogar auf, alles zu tun, um diese Freundschaft zu Spanien mit allen Mitteln zu fördern.

    (Anhaltende Zurufe von der SPD.)

    Meine Damen und Herren, alle diejenigen, die die Indiskretionen begangen haben, welche zu der Veröffentlichung und zu den anschließenden unfreundlichen Reaktionen im In- und Ausland geführt haben, müssen sich darüber im klaren sein, daß sie damit praktisch Vorspanndienste für den Kommunismus geleistet haben.

    (Abg. Wienand: Schon wieder mal!)

    — Was heißt hier „schon wieder mal"? Darauf können wir nicht oft genug hinweisen, Herr Kollege.

    (Abg. Wienand: Sie sehen das nur von da, Herr Schneider!)

    — Ja, ich sehe das von da. Ich sitze ja auch nicht bei Ihnen und werde dort auch nie sitzen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Der Herr Kollege Erler hat — und das hat mich etwas betrübt — gesagt, wir sollten uns mit den
    politischen Reaktionen in Pankow nicht weiter beschäftigen; so ähnlich, nicht im Wortlaut. Er hat gesagt: Natürlich hat das eine unfreundliche Reaktion gegeben, aber damit wollen wir uns hier nicht weiter beschäftigen. — Da sind meine Freunde von der Deutschen Partei genau entgegengesetzter Auffassung. Wir stehen im Gegenteil auf dem Standpunkt, daß wir bei allem, was wir tun und lassen, sehr viel mehr als bisher darauf Bedacht nehmen sollten, ob wir damit drüben etwa erneute Reaktionen hervorrufen, die doch immer demselben Ziel dienen, nämlich die Bundesrepublik vor allem im Ausland zu diffamieren und die Vertrauensbasis, die wir uns mühselig in zehnjähriger Arbeit aufgebaut haben, wieder zu zerstören.
    Deswegen ist für uns in dieser Frage allein entscheidend, ob wir eine Möglichkeit für die Bundeswehr finden, weil, wie ich vorhin eindeutig bekannt habe, wir es für notwendig halten, uns auf der Iberischen Halbinsel zu engagieren — natürlich sofern die Spanier zustimmen; das wäre die Voraussetzung dafür. Bei der Frage des Fingerspitzengefühls muß natürlich auch bedacht werden, daß dieses sich auch dort zu bewähren hat, wo es um eine der Lebensfragen der Nation, nämlich um die Verteidigung dieses Raumes, geht.
    Meine Damen und Herren und sehr geehrter Herr Kollege Erler! Ich möchte abschließend sagen: Bei der Größe der Bedrohung aus dem Osten sind wir bereit, uns mit allen zu verbünden, soweit sie im Grunde freiheitlich gesinnt sind,

    (Abg. Erler: „Im Grunde"!)

    auch mit den Spaniern. Wir sind aber auch bereit, uns zur Verteidigung der Freiheit mit dem Teufel zu verbünden.

    (Hört! Hört! und Lachen bei der SPD. — Beifall bei der DP und CDU/CSU. — Abg. Schmitt [Vockenhausen] : Das war ein schneidiger Abgang! Diesem Herrn haben Sie [zur CDU gewandt] Ihren Beifall gegeben! Ob Sie das ehrt?)



Rede von Dr. Carlo Schmid
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Jaeger.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Richard Jaeger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren! Bei der Anfrage der Sozialdemokratischen Partei sind die ersten beiden Fragen nicht nur formell, sondern auch sachlich an die Bundesregierung gerichtet. Die dritte Frage ist formell auch an die Bundesregierung gerichtet; aber hier ist ausdrücklich die Fraktion der CDU/CSU angesprochen, zum mindesten einige ihrer Mitglieder, zu denen ich mich ja wohl in besonderer Weise zählen darf. Sie werden verstehen, daß ich mich daher in erster Linie mit der Frage 3 befasse, zumal da meine Fraktion über die Antwort, die die Bundesregierung sachlich zu den Problemen gegeben hat, ihre Zufriedenheit ausdrücken kann.
    Ich möchte aber zu drei Punkten der beiden ersten Fragen einige kurze Bemerkungen machen.
    Das erste: Wenn der sehr unerwünschte und unglückliche Streit, der um die deutschen Basen in



    Dr. Jaeger
    Spanien in einem Teil der Weltpresse getobt hat, eine positive Folge haben sollte, dann wäre das den Streit und die Unruhe vielleicht wert gewesen, wenn er nämlich die Folge hätte, daß nunmehr in der NATO nicht nur die taktische Seite, sondern auch die Seite der Logistik, des Nachschubs, integriert, d. h. einheitlich und gemeinsam gelöst würde. Nur aus der Not heraus, nur weil entgegen unseren deutschen Vorschlägen, aber auch den Vorschlägen einiger anderer NATO-Staaten dieser Weg bisher nicht beschritten wurde, war unsere Regierung gezwungen, eigene Wege zu suchen, um ihre Verpflichtungen auf eigene Verantwortung zu erfüllen.
    Das zweite: Ich habe bei einem Besuch in England und bei den Gesprächen in Königswinter den Eindruck gewonnen, daß der wesentliche Grund der Unruhe in England die Sorge war, wir Deutschen könnten die Absicht haben, durch Basen in Spanien einen Teil unserer Bundeswehr der Kontrolle der Westeuropäischen Union zu entziehen. Auch aus der Rede des Herrn Kollegen Erler ist dieser Gedanke herausgeklungen. Ich habe allen, die mich in England darauf angesprochen haben, gesagt — und habe darauf hingewiesen, daß ich ja schließlich auch als Vorsitzender des Verteidigungsausschusses sprechen kann —, daß ich auf diesen Gedanken überhaupt erst in dem Augenblick gekommen bin, als man mich danach fragte. Denn mir und meinen politischen Freunden — und von der Bundesregierung versteht sich das ebenso — liegt nichts ferner, als Verbündete, mit denen wir auf Treu und Glauben einen Vertrag geschlossen haben, von deren Unterstützung wir abhängen und denen wir selbst unsere volle Unterstützung geben, in irgendeiner Weise zu hintergehen.

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU.)

    Um dies aber klar und deutlich zu machen, haben wir — gerade die Mitglieder der CDU/CSU-Fraktion wie auch diejenigen der anderen Fraktionen dieses Hauses — in der Sitzung des Verteidigungsausschusses des Parlaments der Westeuropäischen Union in London erst vor kurzem einer Entschließung zugestimmt, die den Wunsch ausdrückt, daß alle Streitkräfte, die zur WEU gehören, auch wenn sie auf einem Gebiet dieses Kontinents stationiert sind, das territorial nicht zur WEU gehört, dieser Kontrolle unterliegen. Ich nehme an, daß unsere Bundesregierung das auch, sollte es nach Genehmigung des NATO-Rates noch zu speziellen Verhandlungen mit Spanien kommen, zum Inhalt dieser Verhandlungen machen wird.
    Schließlich aber bedeutet die zweite Frage, die hier an uns gerichtet wird, praktisch doch wohl die Anerkennung der militärischen Überlegungen des Verteidigungsministers — von Überlegungen, die dahin gehen, daß es eben nicht möglich ist, in der Bundesrepublik, in Benelux und nicht einmal auf dem europäischen Territorium Frankreichs hinreichende Depots anzulegen.
    Meine Damen und Herren! Vorhin ist hier ein Kollege gefragt worden, ob er der Meinung ist, ob es ohne Depots in Spanien gehe. Natürlich geht es militärisch auch ohne Depots in Spanien, wenn man
    solche in der Sahara anlegt. Aber ich glaube, die Anlage solcher Depots in der Sahara, d. h. in Französisch-Afrika, stößt bei der deutschen Opposition auf mindestens die gleichen politischen Bedenken wie die Anlage von Depots in Spanien und stößt überdies auf militärische Bedenken. Ich teile die politischen Bedenken nicht, bin aber der Meinung, daß militärische Basen in Spanien doch um einige Grade sicherer sind als solche in einem Gebiet nichteuropäischer Bevölkerung.
    Im übrigen, meine Damen und Herren, brauchen Sie nicht nur auf die Beziehungen hinzuweisen, die die Vereinigten Staaten bilateral seit langem mit Spanien haben, und dann das bekannte Sprichwort von Jupiter und dem Ochsen zu zitieren; Sie können auch darauf hinweisen, daß ,dieselben Briten, deren Presse sich in letzter Zeit teilweise erheblich wegen unserer Gespräche mit Spanien aufgeregt hat, im letzten Jahr eine Woche lang gemeinsame britischspanische Flottenmanöver abgehalten haben und in diesem Jahr an gemeinsamen NATO-Manövern mit Spanien — so etwas gibt es nämlich bereits! —teilnehmen.

    (Hört! Hört! bei der CDU/CSU.)

    Nun zum Schluß zur dritten Frage. Ich habe den Eindruck, daß diese dritte Frage nach Inhalt und Formulierung wesentlich von einem Ressentiment gegen Spanien, zum mindesten gegen das jetzige spanische System, getragen ist. Ich gehöre einer Partei an, die in diesem Hause weder zur politischen Linken noch zur politischen Rechten zählt. Ich habe — und ich glaube, ich kann das wohl für alle Freunde aus meiner Fraktion sagen — im spanischen Bürgerkrieg weder auf der linken noch auf der rechten Seite gekämpft. Ich glaube, daß diejenigen, die von deutscher Seite auf der linken Seite gekämpft haben, dies in der Überzeugung getan haben, die Freiheit, die sie meinen, gegen einen Faschismus zu verteidigen. Ich glaube, daß diejenigen, die auf der rechten Seite gekämpft haben, geglaubt haben, die Freiheit, die sie meinen, gegen einen Bolschewismus zu verteidigen. Überlassen wir der Geschichte das Werturteil! Ehrenhafte Motive wollen wir durchaus beiden Seiten zuerkennen. Nur könnte ich mir vorstellen, daß auf beiden Seiten gewisse Ressentiments zurückgeblieben sind, die nicht ganz zu einer sachlichen Beurteilung der Lage, wie ich sie namens meiner politischen Freunde wenigstens anstrebe, beitragen.
    Über die Entstehung des spanischen Bürgerkrieges — der ja den Hauptinhalt oder die Grundlage der Reden der beiden Herren von der Opposition gebildet hat — gibt es nun einmal zwei Anschauungen. Die eine kann ich kurz wiedergeben, denn Herr Schmidt und Herr Erler haben sie dargelegt. Es war — heißt es dort — die Revolution der Generäle gegen eine legale demokratische Republik. Die Auffassung der anderen Seite, die hier noch nicht dargelegt wurde, muß ich mit ein paar Sätzen umreißen. Sie geht davon aus, daß die erstgenannte Auffassung formalistisch sei, daß es eine reale Republik in Spanien nie gegeben habe, daß, während die Weimarer Republik den Spartakismus niedergeschlagen hat, in der spanischen Republik



    Dr. Jaeger
    damals der Bolschewismus immer mehr überhand genommen habe und bürgerkriegsähnliche Zustände geherrscht hätten; zur Bekräftigung dessen wird auf die Ermordung des monarchistischen Abgeordneten Calvo Sotelo durch Offiziere der bereits kommunistisch durchsetzten Polizei hingewiesen. Meine Damen und Herren, diesen Leuten erschien die spanische Revolution als eine letzte Rettung vor dem Abgleiten in Bürgerkrieg und Bolschewismus.
    Ich will diese Frage, Herr Kollege Erler, hier gar nicht entscheiden. Überlassen wir sie der Geschichte. Denn für uns ist die Stellungnahme zu dieser Frage gar nicht wichtig, da die Entscheidung zwischen beiden Fronten nun einmal gefallen ist. Vielleicht ist der spanische Bürgerkrieg durch eine Fülle tragischer Verwirrungen und Verknüpfungen von Umständen entstanden, wo dann Schuld auch auf beiden Seiten zu finden ist. So geht es ja im Laufe der Geschichte manchmal. Aber ganz gleich, Herr Erler: selbst wenn ich mich jetzt auf Ihren Standpunkt stellte, würde ich doch zu folgenden Gedanken kommen. Einmal: Man kann einem Staat nicht in alle Zukunft seine Entstehung nachtragen. Wieviele Staaten dieser Welt sind auf rein legitime und legale Weise entstanden und wieviele sind es nicht! Schon die Römer haben bekanntlich mit dem Raub der Sabinerinnen — der Sage nach — angefangen; und es hat Schlimmeres später in der Geschichte gegeben.

    (Abg. Erler: Halten wir uns deshalb an die Realität von heute! Wie wäre es denn damit?)

    — Ich komme darauf; Sie können mir glauben, daß
    ich darauf komme. Ich halte mich ja immer am liebsten an Realitäten, und besonders an die von heute.
    Sodann kommt die Frage, ob wir Deutschen eigentlich. nach unserer sehr verwirrten Geschichte berufen sind, die Richter der anderen Staaten in Sachen Rechtsstaat und Demokratie zu sein.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU.)

    Schließlich kommt die Überlegung, daß nach Ausbruch des spanischen Bürgerkrieges — für jeden Spanier jedenfalls — nur die Möglichkeit bestand, sich zwischen den Tatsachen, zwischen den beiden Lagern, zu entscheiden und nicht zwischen Träumen. So ist es gekommen, daß sogar einzelne Republikaner sich auf die Seite Francos glaubten schlagen zu müssen.
    Aber auch das ist nicht das Entscheidende. Der entscheidende Gesichtspunkt ist vielmehr der: von einem bestimmten Zeitupnkt des spanischen Bürgerkrieges ab bedeutete der Sieg der formal legalen Republik den Sieg des Bolschewismus. In der Volksfront, die die republikanische Front dargestellt hat, hat der Bolschewismus sehr rasch die Oberhand gewonnen. Das, Herr Erler, ist sogar aus dem Artikel zu entnehmen, den Herr Madariaga geschrieben hat. Er schiebt die Schuld der anderen Seite zu. Aber man kann die Tatsache nicht bestreiten, daß von einem bestimmten Zeitpunkt des dreijährigen Bürgerkrieges ab der Sieg der Republikaner nicht mehr der Sieg der Freiheit, sondern der Sieg des Bolschewismus gewesen wäre, so daß nicht mehr Freiheit
    gegen Diktatur, sondern zwei Methoden nichtdemokratischer Staatsführung gegeneinander gestanden haben; von diesen beiden Methoden wäre die der linken Seite für uns jedenfalls die einzig gefährliche gewesen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Stellen Sie sich bitte einmal vor, wie die Landkarte aussähe, wenn auch nur Spanien — wahrscheinlich wäre es dann die ganze iberische Halbinsel — heute ein großer Flugzeugträger des Ostblocks wäre.

    (Sehr richtig! in der Mitte.)

    Ausbruch und Verlauf des spanischen Bürgerkrieges waren ein Unglück für Spanien und ein Unglück für Europa. Das Ende dieses Krieges brachte aber doch die Befreiung von einer drohenden und unvorstellbaren Gefahr.
    Sie können darauf hinweisen, daß Mussolini und Hitler Herrn Franco unterstützt haben. Ich fand es nicht sehr überzeugend, eine Dankrede zu zitieren, bei der mir übrigens der Tonart nach die Herzlichkeit gegenüber dem italienischen Diktator viel größer erschien als gegenüber dem deutschen. Ich möchte in diesem Zusammenhang darauf hinweisen, daß z. B. der österreichische Bundeskanzler Raab — zweifellos ein Demokrat und der Chef einer Regierung, an der die Sozialisten beteiligt sind — der Sowjetunion nach Abschluß des Staatsvertrages gedankt und gesagt hat: Warum soll ich nicht danke schön sagen, wenn mir einer hilft, auch wenn mir dessen Verfassung nicht paßt? Ich kann mir vorstellen, daß aus dem Dank des Herrn Franco gar nichts anderes als romanische Höflichkeit abzulesen ist.
    Wie das auch sein mag, der entscheidende Gesichtspunkt ist folgender: Wenn Sie der einen Seite vorwerfen, daß ihr die Faschisten Mitteleuropas geholfen haben, müssen Sie der anderen Seite vorwerfen, daß sie durch Herrn Stalin unterstützt worden ist; das würde sich dann zumindest aufheben. Im übrigen glaube ich, daß die Unterstützung, die durch die Legion Condor gewährt wurde, nicht aus weltanschaulichen Gründen gegeben wurde; man nahm vielmehr eine erwünschte Gelegenheit wahr, um moderne Waffen auszuprobieren, wozu dann unglücklicherweise das spanische Territorium herhalten mußte.
    Geschichtlich ist entscheidend, daß die Rechnung Hitlers 1940 nicht aufgegangen ist, daß Franco — im Gegensatz zu Mussolini — sich als ein Staatsmann erwiesen hat, der die wahren Interessen seines Volkes — zumindest außenpolitisch — zu verfolgen wußte; er hat sich nämlich aus dem Krieg herausgehalten.

    (Zuruf Erler: Bis auf die Blaue Division!) — Das waren Freiwillige!

    Sie können sagen: Man soll den Teufel nicht mit Beelzebub austreiben, man kann gute Beziehungen zu Spanien unterhalten, was sollen aber die Spanier in einem solchen Bündnis? Ein solches Bündnis hat nicht nur eine politische und militärische, sondern zweifellos auch eine moralische Seite. Seit Kaiser Heinrich II. Anfang dieses Jahrtausends —



    Dr. Jaeger
    es ist schon lange her — sich mit den heidnischen Liutizen gegen die christlichen Polen verbündet hat, hat dieses Problem die christliche und allgemeine Staatslehre beschäftigt. Das Problem ist jedoch nicht gelöst worden. Wir sahen im letzten Krieg die Mächte der freien Welt in einem meines Erachtens zwangsläufigen Bündnis mit einer totalitären Macht gegen eine andere. Ich glaube, sie hatten sogar recht. Wenn ich nämlich überfallen oder bedroht werde, dann frage ich den, der mir helfen will, nicht nach seinem polizeilichen Leumundszeugnis.
    Ich glaube, es ist ein moralischer Grundsatz, daß es berechtigt ist, sich gegen die nähere und im Augenblick größere Gefahr mit einer ferneren Gefahr zu verbinden. Ich werde Ihnen noch nachweisen, daß Spanien gar keine Gefahr darstellt, und bräuchte das gar nicht auszuführen; ich tue es nur, um Ihnen bei den Überlegungen näherzukommen, die Sie angestellt haben und bei denen Sie Spanien den Ostblockstaaten gleichgestellt haben.
    Sie sagen heute, Spanien dürfe nicht in die NATO und wir Deutsche sollten mit den Spaniern nicht irgendwie zusammenarbeiten, denn das sei sozusagen unmoralisch, das sei sozusagen eine Sünde. Sie machen hier das gleiche, was Sie bei den Atombomben tun: Für uns sehen sie diese als eine Sünde an; aber Sie hoffen darauf, daß die Amerikaner recht kräftig sündigen, damit unsere Freiheit erhalten bleibt.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Sie haben dann von den jeweiligen Hofdiktatoren Franco und Tito gesprochen. Wir haben Herrn Franco so nie betrachtet. Wenn Sie Herrn Tito so betrachten wollen, dann ist das Ihre Sache. Wenn Sie aber schon davon sprechen, dann möchte ich bemerken, daß die Vereinigten Staaten nicht nur Franco, sondern auch dem kommunistischen Tito Waffen geliefert haben, weil sie sich von diesen Waffenlieferungen — ob zu Recht oder zu Unrecht, sei dahingestellt — eine Hilfe gegen den Ostblock erhofft haben.
    Sie wissen, die Probleme eines militärischen Bündnisses sind in der Geschichte und in der Gegenwart sehr vielschichtig und lassen sich moralisch ganz anders beurteilen, als das von Ihnen geschehen ist.
    Im übrigen ist zu sagen, daß Spanien im Ernstfall gar nicht neutral bleiben kann, wie seine Bindungen zu den Vereinigten Staaten und deren Planungen beweisen. Das ist uns kürzlich in London bei Besprechungen, an denen auch Herr Wienand teilgenommen hat, ganz eindeutig gesagt worden. Darauf möchte ich aber nicht weiter eingehen.
    Ich möchte aber an Sie folgende Frage stellen: Wenn wir in der Bundesrepublik und in der freien Welt unsere Freiheit verlören, wenn wir uns nicht auch des spanischen Territoriums bedienten, würden Sie dann auch auf die Benutzung des spanischen Territoriums verzichten und lieber die Freiheit verlieren?

    (Beifall in der Mitte.)

    Das ist die reale Frage.
    Ich darf hinzufügen, daß nach meiner festen Überzeugung das, was ich von der näheren und weiteren Gefahr gesagt habe, hier gar nicht zutrifft, auch wenn Sie es glauben; dieses Spanien stellt nämlich für uns gar keine Gefahr dar. Es ist nämlich kein totalitärer Staat, sondern ein autoritärer Staat. Ich kann mich bei dieser Unterscheidung auf die Deduktionen eines Mannes stützen, der als Berliner Professor des öffentlichen Rechts und als Richter des Bundesverfassungsgerichts meines Wissens sogar Mitglied der Sozialdemokratischen Partei ist, Herrn Professor Martin Draht.
    Er hat den Gedanken dargelegt, daß zwar weder ein autoritärer noch ein totalitärer Staat demokratische Freiheiten gewährt, daß aber der autoritäre Staat besteht und handelt mit Wertungen und Grundüberzeugungen, die sich frei in der Gesellschaft gebildet haben, während der totalitäre Staat der Gesellschaft mit Gewalt ein neues, eigenes und dieser Gesellschaft fremdes Wertsystem aufzwingen will. Autoritäre Staaten hat es schon viele in der Geschichte gegeben. Der übliche Fall ist die Militärdiktatur, bei der man die geistigen und sittlichen Ordnungen im Prinzip anerkennt. Dagegen propagiert der totalitäre Staat eine neue Weltanschauung als Glaubensersatz, als Grundlage des gesamten Volkslebens, und will die Doktrin der Minderheit der Mehrheit aufzwingen, wie wir das im Nationalsozialismus erlebt haben und wie wir es im bolschewistischen Staat noch heute erleben. Aus diesen grundsätzlichen Unterschieden aber ergeben sich innen- und außenpolitische Folgen: die innenpolitische Folge der möglichen Flucht ins Privatleben, die das Biedermeier ebenso gekennzeichnet hat wie Spanien, und die außenpolitische Folge, daß totalitäre Staaten, weil sie weltanschaulich bestimmt sind, einen missionarischen Drang und die Absicht haben, ihre Weltanschauung in einem Kreuzzug, oder sagen wir: Hakenkreuzzug, der ganzen Welt aufzuzwingen, während autoritäre Staaten sich mit ihrer eigenen Sicherheit und mit ihrer eigenen Innenpolitik begnügen. Sie können auch einmal ein imperialistisches Ziel verfolgen. Das tun ja gelegentlich auch Demokratien, wie das 19. Jahrhundert bewiesen hat. Grundsätzlich bleiben sie aber auf die Ziele der Staatsräson beschränkt und wollen ihre Weltanschauung nicht ausbreiten.
    Es ist sehr interessant, daß in der „Süddeutschen Zeitung", die Ihnen, meine Herren Sozialdemokraten, zweifellos nähersteht als die „Neue Zürcher Zeitung"; ein Journalist mit dem Namen Kempski, dem man auch keinen Drang nach rechts oder auch nur zur Mitte nachsagen kann, gestern eine Artikelserie begonnen hat, deren Anfang zumindest auch Ihnen zu empfehlen wäre; die Fortsetzung kenne ich noch nicht. Auch er hat hier klar ausgedrückt, daß der wahre Inhalt des Systems dort in Spanien nicht mit Faschismus verwechselt werden darf. Das ist immerhin ein Zeuge, der Ihnen sehr nahesteht. Deshalb ist das Wort vom „Teufel mit dem Beelzebub austreiben" hier gar nicht angebracht.
    Wir verbünden uns vielmehr innerhalb der NATO, wenn es einmal dazu kommen sollte, mit einem System, das jedenfalls geeignet ist, die Frei-



    Dr. Jaeger
    heit der westlichen Welt, die Freiheit, wie wir sie hier haben und damit unsere Freiheit — auch wenn sie dort nicht die Freiheit des Bonner Grundgesetzes haben — mit zu verteidigen.

    (Beifall bei der CDU/CSU).

    Seit den Tagen der Revolution, über die hier so bewegend gesprochen wurde, sind 21 Jahre vergangen. Seither hat sich in Spanien in einer für die Geschichte dieses Landes seltenen Weise Labilität in Stabilität gewandelt. Aus dem Opfer von einer Million Menschen, die im Bürgerkrieg auf beiden Seiten umgebracht worden sind, ist ein Zeitalter der Ruhe entstanden.

    (Zuruf von der SPD: Zuchthausruhe!)

    Ich glaube, selbst diejenigen, die Freunde Ihrer Richtung sind und andere, die Gegner des heutigen Systems in Spanien sind, hoffen nicht auf eine Revolution, sondern würden sie fürchten, weil sie nicht die Wiederholung des schrecklichen Bürgerkrieges wünschen. Im übrigen haben sich die Vorkommnisse der ersten Jahre weitgehend nicht mehr ereignet. Selbst Herr Kempski, von dem ich sprach, muß davon berichten, daß Franco weitgehend auf Tyrannei verzichten kann. Es ist ja auch die Diktatur in einem romanischen Volk; sie wird also weder mit preußischer Exaktheit noch mit deutscher Perfektion durchgeführt, sondern eben in der etwas leichteren Lebensart dieser Völker, die die Dinge gar nicht so schlimm erscheinen läßt — jedenfalls im allgemeinen —, wie dies in unserem Lande wäre, wenn hier ein solches System bestünde.

    (Zuruf von der SPD: Meister der Verharmlosung!)

    — Nein, ich sehe die Dinge, wie sie sich inzwischen entwickelt haben, und Sie sind 1937 stehengeblieben.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Das ist für Sie sehr fortschrittlich, denn sonst sind Sie 1880 stehengeblieben.

    (Zuruf von der SPD: Aber Sie haben einen Orden bekommen!)

    Der spanische Herrscher ist kein Ideologe und kein Prinzipienreiter, sondern ein Mann, der pragmatisch, beinahe nach britischer Art, Außen- und Innenpolitik behandelt. Deshalb würde er trotz einsamer Entschlüsse, die ja bekanntlich nicht das Zeichen für Diktaturen sind, von Ihnen noch als durchaus erträglich bezeichnet werden müssen.

    (Heiterkeit.)

    Ich will Ihnen aber offen sagen, daß mir selbstverständlich einiges an diesem System - sehr viel, wenn ich es auf Deutschland übertragen würde — auch drüben nicht von Bedenken frei erscheint. Die Sozialverhältnisse bedürfen dringend einer Reform. Das weiß jeder fortschrittliche Spanier, auch wenn er Anhänger des dortigen Systems ist. Das weiß jeder Bürger des Landes.

    (Abg. Dr. Menzel: Die sollen erst mal freie Wahlen machen!)

    — Lassen Sie mich doch ausreden! Ich komme noch auf Ihre Frage 3 und auf Ihre freien Wahlen und
    auf die Formulierung. Warten Sie doch nur ab, seien Sie nicht so ungeduldig!

    (Abg. Dr. Menzel: Das ist aber der Ausgangspunkt: freie Wahlen!)

    — Ich nehme es deshalb zum Endpunkt; da paßt das sehr gut.

    (Zuruf von der SPD: Freie Wahlen zuerst!)

    — Meine Damen und Herren, es ist ja erfreulich, daß Sie wenigstens in Deutschland noch bei diesem Grundsatz bleiben. Ich hatte das Gefühl, Sie wollten den Grundsatz „freie Wahlen zuerst" bei der Wiedervereinigung aufgeben. Ich bin sehr beruhigt über Ihren Zuruf.

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU.)

    Meine Damen und Herren, meine politischen Freunde und ich bedauern am meisten, daß in Spanien die Freiheit der religiösen Überzeugung nicht in vollem Umfange gesichert ist.

    (Abg. Dr. Menzel: Überhaupt nicht!)

    Das ist allerdings nicht nur aus den Besonderheiten des jetzigen Systems zu erklären, sondern aus einer Geschichte, in der es weder eine Reformation gegeben hat noch eine Revolution im Sinne der französischen, noch politische Auswirkungen dieser beiden geistigen Ereignisse. Die modernen philosophischen Bewegungen

    (Abg. Erler: Darf ich eine Zwischenfrage stellen?)

    — warten Sie vielleicht etwas; ich nehme an, daß ich Ihre Frage schon beantworten werde — blieben in Spanien einer kleinen Oberschicht vorbehalten und sind nicht in das Volk heruntergestiegen.
    So steht die spanische Geschichte in einer in Mitteleuropa unbekannten Kontinuität vom Mittelalter her, verbunden mit der Unbedingtheit eines Volkscharakters, die für subjektive Gewissensüberzeugungen leider nur einen kleinen Raum läßt. Daraus entspringt die Devise des spanischen Staatswappens ,,España una y indivisa", was nicht nur wie in Frankreich, wo eine ähnliche Formulierung gilt, territorial, sondern vor allem geistig zu verstehen ist, so daß dort leider der Toleranzbegriff der modernen Welt weitgehend unbekannt ist.

    (Abg. Erler: Darf ich hierzu eine Frage stellen?)

    — Bitte!