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ID0310601900

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag 106. Sitzung Bonn, den 11. März 1960 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung . . . 5747 A Abg. Theil tritt als Nachfolger des verstorbenen Abg. Wehr in den Bundestag ein 5747 B Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 7. August 1959 mit dem Königreich Norwegen über Leistungen zugunsten norwegischer Staatsangehöriger, die von nationalsozialistischen Verfolgungsmaßnahmen betroffen worden sind (Drucksache 1591); Mündlicher Bericht des Ausschusses für Wiedergutmachung (Drucksache 1674) — Zweite und dritte Beratung —; verbunden mit Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 24. August 1959 mit dem Königreich Dänemark über Leistungen zugunsten dänischer Staatsangehöriger, die von nationalsozialistischen Verfolgungsmaßnahmen betroffen worden sind (Drucksache 1592); Mündlicher Bericht des Ausschusses für Wiedergutmachung (Drucksache 1675) — Zweite und dritte Beratung — Frenzel (SPD) 5747 C Wehner (SPD) 5749 A Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Soldatengesetzes (Drucksache 1424); Erster Schriftlicher Bericht des Verteidigungsausschusses (Drucksache 1651) — Zweite und dritte Beratung — 5749 D Entwurf eines Gesetzes zu dem Zusatzabkommen vom 19. Juni 1959 zum Abkommen vom 26. August 1952 mit der Schweizerischen Eidgenossenschaft über die Regelung der Forderungen der Schweizerischen Eidgenossenschaft gegen das ehemalige Deutsche Reich (Drucksache 1601) — Zweite und dritte Beratung — 5749 D Entwurf eines Gesetzes zur Neuordnung der Sozialversicherungsträger im Saarland (Sozialversicherungs-Organisationsgesetz Saar) (Drucksache 1541); Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Sozialpolitik (Drucksache 1644) — Zweite und dritte Beratung — . . . . . . . . 5750 B Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Beamtenrechtsrahmengesetzes und des Bundesbesoldungsgesetzes (Drucksache 1424); Zweiter Schriftlicher Bericht des Verteidigungsausschusses (Drucksache 1652) — Zweite und dritte Beratung — 5750 C Entwurf eines Gesetzes über den Vertrag vom 11. Mai 1959 mit der Republik Kolumbien über den gegenseitigen Schutz von Werken der Wissenschaft, Literatur und Kunst (Drucksache 1596) — Erste Beratung — 5750 D Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 23. Mai 1957 über den Austausch von Postpaketen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Kuba (Drucksache 1598) — Erste Beratung — 5751 A II Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 106. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. März 1960 Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 1. August 1959 mit dem Königreich Dänemark über Arbeitslosenversicherung (Drucksache 1599) — Erste Beratung — 5751 A Entwurf eines Gesetzes zum Abkommen vom 17. April 1959 mit dem Königreich Schweden zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiete der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen sowie verschiedener anderer Steuern (Drucksache 1606) — Erste Beratung — 5751 B Entwurf eines Gesetzes zum Abkommen vom 16. Juni 1959 mit dem Königreich der Niederlande zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiete der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen sowie verschiedener sonstiger Steuern und zur Regelung anderer Fragen auf steuerlichem Gebiete (Drucksache 1614) Erste Beratung — . . . 5751 B Entwurf eines Gesetzes zum Abkommen vom 18. März 1959 mit der Regierung von Indien zur Vermeidung der Doppelbesteuerung des Einkommens (Drucksache 1615) — Erste Beratung — . . . 5751 C Antrag der Abg. Dr. Wahl, Dr. Harm, Dr. Mende u. Gen. betr. Staatsangehörigkeit der Kinder von Staatenlosen; Mündlicher Bericht des Ausw. Ausschusses (Drucksachen 1178, 1573) Frau Dr. Rehling (CDU/CSU) . . . 5751 C Antrag der Abg. Dr. Harm, Dr. Wahl, Dr. Mende u. Gen. betr. Übereinkommen der Haager Konferenz für Internationales Privatrecht über Unterhaltsverpflichtungen gegenüber Kindern; Schriftlicher Bericht des Ausw. Ausschusses (Drucksachen 1179, 1574, zu 1574) 5752 B Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zur dritten Beratung des von den Abg. Dr. Schmidt (Wuppertal), Ruhnke, Margulies, Dr. Elbrächter u. Gen. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung der Gewerbeordnung und Ergänzung des Bürgerlichen Gesetzbuchs; Mündlicher Bericht des Ausschusses für Gesundheitswesen (Drucksache 1620, Umdruck 416) Dr. Even (Düsseldorf) (CDU/CSU) . 5752 C Ubersicht 11 des Rechtsausschusses über Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht (Drucksache 1618) 5753 A Antrag auf Überweisung des von den Abg. Ritzel, Marx, Schmitt (Vockenhausen), Frau Beyer (Frankfurt), Reitz, Leber u. Gen. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung und Ergänzung des Tierschutzgesetzes (Drucksache 1539) an den Rechtsausschuß (mitberatend) und an den Ausschuß für Inneres (mitberatend) 5753 B Antrag der Abg. Frau Strobl, Seidel (Fürth), Kurlbaum, Höhne, Bazille u. Gen. betr. Autobahnbau SchwabachHeilbronn (Drucksache 1631) . . . . 5753 B Bericht der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 1600, zu 1600); verbunden mit Entwurf eines Gesetzes über eine Betriebszählung in der Land- und Forstwirtschaft (Landwirtschaftszählung 1960) (CDU/ CSU, SPD, FDP, DP) — Erste, zweite und dritte Beratung — Struve (CDU/CSU) 5753 D Wacher (CDU/CSU) 5757 D Kriedemann (SPD) 5760 C Mauk (FDP) 5767 B Logemann (DP) . . . . . . . 5772 C Bauknecht (CDU/CSU) 5776 D Bading (SPD) 5781 C Weber (Georgenau) (FDP) . . . 5784 D Frau Dr. Pannhoff (CDU/CSU) . 5786 D Frehsee (SPD) . . . . . . . 5788 C Schwarz, Bundesminister . . . 5793 C Krüger (Olpe) (CDU/CSU) . . . 5796 D Redaktionelle Berichtigung zur zweiten und dritten Beratung des Entwurfs eines Straßenbaufinanzierungsgesetzes (Drucksachen 1247, 1616, zu 1616) betr. Umdruck 473 5784 C Nächste Sitzung 5798 D Anlagen 5799 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 106. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. März 1960 5747 106. Sitzung Bonn, Freitag, den 11. März 1960 Stenographischer Bericht Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Altmaier 15. 3. Dr. Atzenroth 11. 3. Dr. Baade 30. 4. Baier (Mosbach) 11. 3. Bauer (Wasserburg) 11. 3. Bauereisen 11. 3. Bettgenhäuser 11. 3. Frau Beyer (Frankfurt) 11. 3. Blachstein 11. 3. Brüns 2. 7. Dr. Bucerius 11. 3. Caspers 11. 3. Cillien 9. 4. Corterier 11. 3. Diekmann 12. 3. Dr. Dittrich 11. 3. Döring (Düsseldorf) 11. 3. Dr. Drachsler 11. 3. Dr. Dr. h. c. Dresbach 8. 4. Dr. Eckhardt 11. 3. Frau Eilers (Bielefeld) 13. 3. Eilers (Oldenburg) 11. 3. Engelbrecht-Greve 12. 3. Enk 11. 3. Even (Köln) 1. 4. Faller 12. 3. Felder 13. 3. Finckh 11. 3. Frau Friese-Korn 31. 3. Frau Dr. Gantenberg 31. 3. Geiger (München) 11. 3. Dr. Greve 15. 4. Dr. Gülich 16. 4. Freiherr zu Guttenberg 4. 4. Hauffe 11. 3. Heiland 13. 3. Dr. Graf Henckel 11. 3. Herold 13. 3. Hilbert 11. 3. Dr. Höck (Salzgitter) 12. 3. Höfler 14. 3. Hörauf 13. 3. Illerhaus 11. 3. Jacobi 11. 3. Jahn(Frankfurt) 23. 4. Jahn (Stuttgart) 11. 3. Dr. Jordan 11. 3. Junghans 11. 3. Katzer 11. 3. Keuning 13. 3. Kisters 18. 3. Frau Klemmert 15. 5. Koenen (Lippstadt) 13. 3. Könen (Düsseldorf) 13. 3. Dr. Kopf 11. 3. Dr, Krone 11. 3. Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Lantermann 11. 3. Leukert 11. 3. Lohmar 11. 3. Lulay 31. 3. Maier (Freiburg) 16. 4. Dr. Martin 16. 4. Mattick 11. 3. Frau Dr. Maxsein 11. 3. Dr. Miessner 19. 3. Müller-Hermann 11. 3. Neuburger 11. 3. Frau Niggemeyer 13. 3. Pöhler 15. 3. Ramms 2. 4. Rasner 11. 3. Dr. Ratzel 11. 3. Dr. Reinhard 12. 3. Reitzner 11. 3. Richarts 18. 3. Dr. Ripken 14. 3. Scheel 11. 3. Dr. Schmidt (Gellersen) 11. 3. Schneider (Hamburg) 24. 3. Dr. Schneider (Saarbrücken) 18. 3. Schoettle 11. 3. Dr. Schranz 13. 3. Schröder (Osterode) 13. 3. Schultz 11. 3. Dr. Schwörer 11. 3. Seidl (Dorfen) 14. 3. Seither 8. 4. Seuffert 11. 3. Siebel 12. 3. Simpfendörfer 11. 3. Spitzmüller 11. 3. Dr. Starke 11. 3. Stauch 11. 3. Stenger 11. 3. Storch 15. 3. Storm (Meischenstorf) 11. 3. Frau Strobel 11. 3. Unertl 12. 3. Vehar 12. 3. Wagner 11. 3. Weinkamm 18. 3. Wittmann 14. 3. Zoglmann 11. 3. b) Urlaubsanträge Deringer 18. 3. Jaksch 5. 4. Stahl 18. 3. Anlage 2 Umdruck 492 Antrag der Fraktion der DP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 1600, zu 1600). 5800 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 106. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. März 1960 Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, im Grünen Bericht 1961 beim Lohnvergleich als Vergleichslohn für Gewerbe und Landwirtschaft den Stundenlohn einzusetzen. Bonn, den 9. März 1960 Logemann Schneider (Bremerhaven) und Fraktion Anlage 3 Umdruck 493 Entschließungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU, DP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 1600, zu 1600). Der Bundestag wolle beschließen: Der Bundestag hat die Erklärung der Bundesregierung sowie ihren Bericht über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes zur Kenntnis genommen. Er stimmt den vorgeschlagenen Maßnahmen im Grundsatz mit der Maßgabe zu, daß die Mittel innerhalb der einzelnen Positionen austauschbar sind. Der vorliegende Grüne Bericht weist in Verfolg des vorjährigen Berichts neben einer weiteren leichten Besserung der Gesamtlage der Landwirtschaft innerhalb der verschiedenen Betriebsgruppen und Bodennutzungssysteme erhebliche Unterschiede auf. In von Natur aus benachteiligten Gegenden, vor allem in gebirgigen Lagen, blieben Betriebe mit niedrigen Einheitswerten im Wirtschaftsjahr 1958/59 in ihrer Ertragslage zurück. Unter Berücksichtigung dieser Tatsachen sind die bestehenden Richtlinien entsprechend umzugestalten. In Ergänzung hierzu sind die Mittel, die im Rahmen des gesamten Strukturprogramms zur Verfügung stehen, so einzusetzen, daß auch die Rationalisierung der bäuerlichen Gehöfte unter vorgenannten Verhältnissen zu tragbaren Bedingungen ermöglicht wird. Darüber hinaus wird die Bundesregierung ersucht, unter Berücksichtigung der derzeitigen ungünstigen Marktverhältnisse im Bereich der Veredelungswirtschaft weitere Überlegungen anzustellen, um den in der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung und den in der Übergangszeit zum Gemeinsamen Markt auftretenden Schwierigkeiten mit wirksamen Maßnahmen, wie sie auch in den anderen Ländern zur Anwendung kommen, zu begegnen, damit im Sinne des Landwirtschaftsgesetzes — insbesondere auch seiner Verpflichtung gemäß § 1 — der Ausgleich zwischen Ertrag und Aufwand in den landwirtschaftlichen Betrieben herbeigeführt wird. Bonn, den 10. März 1960 Krone und Fraktion Schneider (Bremerhaven) und Fraktion Anlage 4 Umdruck 494 Antrag der Fraktionen der DP, CDU/CSU zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 1600, zu 1600). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, unter Ausnutzung aller vertraglichen und handelspolitischen Möglichkeiten dahin zu wirken, daß die deutsche Eier- und Geflügelwirtschaft einen höheren Anteil am deutschen Markt erwirbt, damit ein Preis für ihre Erzeugnisse erzielt wird, der die Rentabilität rationell wirtschaftender bäuerlicher Geflügelhaltungen wiederherstellt. Bonn, den 10. März 1960 Logemann Schneider (Bremerhaven) und Fraktion Dr. Krone und Fraktion Anlage 5 Umdruck 495 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 1600, zu 1600) Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Deutschen Bundestag bis zum 15. Mai 1960 zu berichten, inwieweit (Möglichkeit und Höhe) nach dem Artikel 44 des EWG-Vertrages Mindestpreise als Sofortmaßnahmen anzuwenden sind, um der Zielsetzung des Landwirtschaftsgesetzes Rechnung zu tragen. In dem Bericht sind zu berücksichtigen die von den Regierungen anderer Mitgliedstaaten, insbesondere die jüngst von der französischen Regierung getroffenen Maßnahmen und deren Auswirkungen. Bonn, den 10. März 1960 Mauk Weber (Georgenau) Lenz (Trossingen) und Fraktion Anlage 6 Umdruck 496 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 1600, zu 1600). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird aufgefordert, zu untersuchen und dem Deutschen Bundestag spätestens mit dem Bericht für das Wirtschaftsjahr 1959/60 über die Lage der Landwirtschaft zu be- Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 106. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. März 1960 5801 richten, ob und gegebenenfalls wie die Ziele des Landwirtschaftsgesetzes baldmöglichst, jedoch spätestens bis zum Ende der Übergangsphase des EWG-Vertrages, erreicht werden können: 1. a) Im Wege einer Kostensenkung in der gewerblichen Wirtschaft durch Weitergabe der Rationalisierungsgewinne in Form von Preissenkungen. b) Durch eine verantwortungsvolle Ausübung der Tarifhoheit durch die Sozialpartner unter Berücksichtigung der Auswirkungen auf die Preisgestaltung im Agrarsektor. c) Durch Vorlage eines Berichtes über die Höhe der Mittel, die nach Berücksichtigung von a) und b) noch erforderlich sind, um die soziale Lage der in der Landwirtschaft tätigen Menschen an die vergleichbaren Berufsgruppen anzugleichen (§ 1 Satz 2 des Landwirtschaftsgesetzes), und durch Bereitstellung dieser Mittel. 2. Die Bundesregierung wird ferner aufgefordert, bis zu dem genannten Zeitpunkt zu untersuchen und zu berichten, wie sich unter Berücksichtigung der Lage und der Struktur der deutschen Landwirtschaft die Übernahme einer Agrarpolitik auswirken würde, wie sie z. B. in England und auch in anderen Staaten durchgeführt wird, d. h. durch die Schaffung eines den Weltmarktpreisen angepaßten Preisniveaus für landwirtschaftliche Erzeugnisse, mit der Maßgabe, daß die Differenz zwischen diesem Preisniveau und der Aufwands- und Ertragsberechnung (entsprechend der in England und nach dem Landwirtschaftsgesetz vorgeschriebenen Aufwands- und Ertragsberechnung) direkt und annähernd vergütet wird. Bonn, den 10. März 1960 Mauk Weber (Georgenau) Lenz (Trossingen) und Fraktion Anlage 7 Umdruck 497 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 1600, zu 1600). Der Bundestag wolle beschließen: Der von der Bundesregierung vorgelegte Bericht über die Lage der Landwirtschaft — Drucksache 1600 — wird der Bundesregierung zurückgegeben mit dem Ersuchen, ihn durch folgende Punkte zu ergänzen und bis spätestens 15. Mai 1960 erneut vorzulegen: 1. Eine Berechnung des Vergleichslohnes auf der Grundlage des tatsächlichen Stundenarbeitsverdienstes anstelle eines manipulierten Jahresarbeitsverdienstes, wie das bisher geschehen ist. Dabei sind zu berücksichtigen: a) die Überstunden- und Feiertagszuschläge, b) die tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden aller ständig, nichtständig oder nur zeitweise in der Landwirtschaft beschäftigten fremden und familieneigenen Arbeitskräfte einschließlich der Bewertung der Arbeit der Bauersfrau im Betrieb. 2. Eine Bekanntgabe der sich aus der Vergleichsrechnung ergebenden Gesamtdisparitätssumme, unter Berücksichtigung des § 4 Buchstaben a, b und c des Landwirtschaftsgesetzes. 3. Eine Vorausschau für das laufende und kommende Wirtschaftsjahr, welche im Gegensatz zu der im vorliegenden Bericht unterbreiteten Vorausschau die Veränderungen auf dem preis- und lohnpolitischen Gebiet voll berücksichtigt. Bonn, den 10. März 1960 Mauk Weber (Georgenau) Lenz (Trossingen) und Fraktion Anlage 8 Umdruck 498 Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 1600, zu 1600). Der Bundestag wolle beschließen: Der Deutsche Bundestag hat den Bericht über die Lage der Landwirtschaft (Grüner Bericht 1960) zur Kenntnis genommen und mit Befriedigung festgestellt, daß er für einen Teil der landwirtschaftlichen Betriebe eine Verbesserung des Wirtschaftsergebnisses ausweist. Für die Mehrzahl der landwirtschaftlichen Betriebe sind jedoch die im Landwirtschaftsgesetz festgelegten Ziele noch nicht erreicht. Der Deutsche Bundestag weist die Bundesregierung darauf hin, daß nach wie vor in weiten landwirtschaftlichen Bereichen die Struktur der Betriebe und andere das Arbeitsergebnis bestimmende Faktoren unbefriedigend sind. Angesichts der wenigen bis zur Herstellung des Gemeinsamen Marktes noch verfügbaren Jahre hält es der Bundestag für wichtig, daß die zur Verbesserung der Wettbewerbslage der deutschen Landwirtschaft notwendigen Maßnahmen beschleunigt durchgeführt werden. Er erachtet den für die Strukturverbesserung von der Bundesregierung vorgesehenen Betrag für zu gering und ersucht die Bundesregierung, mehr Mittel zur Verfügung zu stellen und insbesondere die Bedingungen für die Hergabe der Bundeszuschüsse so zu gestalten, daß die Agrarstruktur auch dort verbessert wird, wo die schlechte wirtschaftliche Lage der Betriebe Leistungen aus eigener Kraft nicht erlaubt. Der Deutsche Bundestag bedauert, daß unter den gegenwärtigen Verhältnissen in vielen Betrieben ohne Verschulden der Betriebsleiter ein zeitgemäßes 5802 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 106. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. März 1960 Einkommen immer noch nicht erzielt werden kann. Er erkennt deshalb an, daß für eine Übergangszeit — bis die Maßnahmen zur Strukturverbesserung wirksam werden — Einkommenszuschüsse gezahlt werden müssen. Er hält aber das jetzige Verfahren für ungeeignet und bedauert, daß die Bundesregierung trotz wachsender Kritik an den pauschalen Subventionen auch im Grünen Plan 1960 daran f est-halten will. Es erscheint unerträglich, daß nach wie vor auch solche Betriebe subventioniert werden, in denen ausweislich des Grünen 'Berichts der Vergleichslohn voll gedeckt oder sogar überschritten und eine Verzinsung des Kapitals erreicht wird. Demgegenüber erhalten die unter besonders ungünstigen Bedingungen arbeitenden Betriebe aus den einkommensfördernden Maßnahmen nur eine völlig unzulängliche Hilfe. Der Deutsche Bundestag fordert deshalb die Bundesregierung auf, dem Bundestag umgehend Vorschläge für eine bessere Verteilung der verfügbaren Mittel zu machen. Sie muß gewährleisten, daß die Einkommenszuschüsse konzentriert solchen Landwirten zugute kommen, die wegen unzulänglicher wirtschaftlicher Voraussetzungen oder naturbedingter Benachteiligungen ein ausreichendes Einkommen nicht erzielen können. Der Deutsche Bundestag bedauert, daß die Bundesregierung in steigendem Maße dazu übergeht, normale öffentliche Aufgaben als Sonderleistungen im Grünen Plan auszuweisen. Das betrifft z. B. die Aufwendungen für die Versorgung ländlicher Gebiete mit Trinkwasser und Elektrizität, die nicht nur der landwirtschaftlichen Bevölkerung zugute kommt, oder die Mittel für die Flurbereinigung, die in den ordentlichen Haushalt des Ernährungsministers gehören, und die Zuschüsse zur Altershilfe für Landwirte, die in den Sozialhaushalt gehören. Dadurch entsteht in der Öffentlichkeit ein für die Landwirtschaft abträgliches Bild von der Höhe der zu ihren Gunsten gemachten besonderen finanziellen Aufwendungen. Bonn, den 11. März 1960 Ollenhauer und Fraktion
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    Rede von Bernhard Bauknecht


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Angesichts der „überfiillten" Bänke des Hauses

    (lebhafter Beifall)

    wollte ich mir erlauben — —

    (Abg. Schröter [Berlin]: Immer noch starker besetzt als bei der Kulturdebatte!)




    Bauknecht
    — Das ist ein Trost, wenn auch ein schlechter. Das heißt mit anderen Worten, das Hohe Haus hat für die Landwirtschaft noch mehr übrig als für die Kultur,

    (Zuruf von der SPD: Für Agrikultur!)

    — für Agrikultur mehr als für Kultur. Aber wir sind ja solche Dinge gewöhnt. Ob Sie in die Debatte im Weißen Haus in Washington kommen, ob Sie nach Dänemark kommen oder etwa nach Paris, die Dinge sind überall dieselben. Das Volk versteht das manchmal recht schlecht und sagt: Wozu tagt ihr denn?
    Ich wollte das vorangestellt haben, damit nicht ein allzu schlechter Eindruck von diesem Haus entsteht. Aber ich habe ja nicht die Pflicht, auch die Regierungsbank zu verteidigen, obwohl es vielleicht auch dort interessanter wäre, wenn man unseren Ernährungsminister nicht völlig allein gelassen hätte.

    (Beifall. — Abg. Kriedemann: Wo ist z. B. der Bundeskanzler? Er macht doch sonst immer die Agrarpolitik!)

    — Der Bundeskanzler ist in Washington, vielleicht haben Sie das in der Zeitung gelesen.

    (Abg. Kriedemann: Heute nach Washington!)

    — Es war nicht Absicht, daß das so miteinander kollidiert. Das möchte ich doch festgestellt haben.

    (Beifall in der Mitte.)

    Herr Kriedemann, wir wollen uns in keine Debatte einlassen, aber ich glaube, daß die deutsche Landwirtschaft in dem Bundeskanzler einen recht passablen Verteidiger der Agrarpolitik hat. Das können wir doch feststellen.

    (Erneuter Beifall in der Mitte. — Lachen bei der SPD.)

    Sie haben es ja selber in Ihren Ausführungen zum Ausdruck gebracht.

    (Abg. Kriedemann: Sie werden es noch teuer bezahlen müssen!)

    Meine Damen und Herren, Sie werden es verstehen, wenn ich mich angesichts der fortgeschrittenen Zeit auf ein paar kurze Bemerkungen beschränke. Über den Grünen Bericht und seinen Inhalt sind schon eine Reihe von Ausführungen gemacht worden. Lassen Sie mich nur ein paar kurze Anmerkungen bringen.
    Man hat wohl einen Fortschritt erzielt, aber wenn man die Dinge richtig beleuchtet, stellt man fest, daß wir eigentlich nicht vorwärts gekommen sind. Wenn Sie von den Mitteln des Grünen Planes seine Direkthilfen, die verschrienen Subventionen, abzögen, wären wir wieder über das Jahr 1955 hinaus zurückgeworfen. So liegen doch die Dinge: Der Vollohn bei den Familienarbeitskräften betrug bei dem ersten Grünen Bericht im Jahre 1954/55, Herr Frehsee, 83 % des sicherlich bescheidenen Landarbeiterlohns. Heute, nach dem letzten Grünen Bericht, beträgt er nur 80 %, so daß wir also in dieser Hinsicht in keiner Weise vorangekommen sind, obwohl die Zahl der Familienarbeitskräfte in fünf
    Jahren um 20 %, nämlich von 2,5 auf rund 2 Millionen, zurückgegangen ist.
    Eine Fraktion hat den Antrag eingebracht, bei dem Vergleich mit den vergleichbaren Gruppen der gewerblichen Wirtschaft nicht den Jahreslohn, sondern den Stundenlohn zu nehmen.

    (Abg. Frehsee: Das hat auch der Bauernverband gefordert!)

    — Auch der Bauernverband hat das gefordert, Herr Frehsee; das ist durchaus richtig. Ich will Ihnen nur sagen, wieso man zu dieser Auffassung kommen kann. In zunehmendem Maße gehen die Arbeitskräfte in die Industrie. Herr Kriedemann, Sie wünschen das, damit wir zu einer besseren Agrarstruktur kommen.

    (Abg. Kriedemann: Ich wünsche das gar nicht; die tun das von sich aus!)

    Das läßt sich sicherlich nicht aufhalten. Aber die Arbeitskräfte, die auf dem Dorf wohnen, vergleichen schließlich vor allen Dingen die Arbeitszeit. Die Arbeitszeit geht aber in der Industrie in immer stärkerem Maße zurück, während man sie in der Landwirtschaft nicht in dem Maße verringern kann. Dann sagen sich die Leute: Wir arbeiten länger als die anderen, und die anderen bringen mehr nach Hause. Daher kann man es begreiflich finden, daß man zu der Auffassung kommt, der Stundenlohn und nicht der Jahresarbeitslohn solle in den Vordergrund gestellt werden.
    Einer der Vorredner hat gesagt, der moderne Arbeitsplatz in der Landwirtschaft koste etwa das Doppelte wie ein Arbeitsplatz in der Industrie. Dem ist auch so. Ein bäuerlicher Familienbetrieb von 12 ha beispielsweise hat heute, wenn er vollmechanisiert ist, einen Kostenaufwand von 3000 DM je Hektar. Was ist das Ergebnis? Laut Grünem Bericht erbringt der Betrieb einen Produktivwert der Leistung von 8700 DM pro Arbeitskraft. Dieser Tage hat Krupp in Essen seine Zahlen veröffentlicht. Er beschäftigt 107 000 Menschen und hat bei einem Umsatz von 4,37 Milliarden DM errechnet, daß die effektive produktive Leistung eines einzelnen Beschäftigten bei 41 000 DM liegt. Das ist nahezu das Fünffache dessen, was in der Landwirtschaft überhaupt erwirtschaftet werden kann, weil man hier nur den einen Umsatz hat, während die Maschine bekanntlich in der Industrie bei Tag und Nacht läuft.
    Rechnen Sie jetzt noch den doppelten Betrag hinzu, den man je Arbeitskraft für Investitionen einsetzen muß, dann sind Sie bei dem Sechzehnfachen. Das ist der Grund des Landwirtschaftsgesetzes; wegen dieser naturbedingten Nachteile wurde es geschaffen. Aber dafür hat man draußen leider sehr wenig Verständnis.
    Darf ich Ihnen noch einen Vergleich anführen. Ich will Sie nicht mit Zahlen langweilen, ich höre nachher mit Zahlen auf. Wie hat sich die fortschreitende Entwicklung bemerkbar gemacht? Zur Bezahlung von 100 Männerarbeitsstunden mußte man nach dem ersten Grünen Bericht 324 kg Weizen verkaufen, heute 426 kg. Dafür brauchten Sie damals 59 kg



    Bauknecht
    Lebendgewicht bei Schweinen, heute brauchen Sie 75 kg. An Milch brauchten Sie damals 478 kg zur Bezahlung von 100 Männerarbeitsstunden, heute 539 kg.
    Hatte die Landwirtschaft die Möglichkeit, diese Belastung durch eine innere Rationalisierung auszugleichen? Leider nicht, aus den Gegebenheiten, denen sie eben unterworfen ist. Trotzdem sind in dieser Zeit die Löhne gestiegen, sie mußten steigen, was wir ja auch durchaus bejahen.
    Das ist der Grund, warum man nicht allein mit agrarstrukturellen Maßnahmen helfen kann. Entscheidend ist, daß die normalen bäuerlichen Betriebe, die nicht strukturkrank sind, sich selber nicht helfen können im Vergleich mit der gewerblichen Wirtschaft, die andere Chancen hat.
    Daher gibt es kein Industrieland der Erde, das ohne globale Direkthilfen auskommt. Das ist aber keine typische Einrichtung der Bundesrepublik. Ich habe mir die Mühe genommen, einmal zu errechnen, was die Vereinigten Staaten von Amerika an Direkthilfe zahlen, und kam zu genau gleichen Zahlen, nämlich auf rund 63 DM je Hektar. Wir zahlen 61 DM. Das wäre ganz hübsch und interessant, wenn nicht ein ganz großer Pferdefuß dabei wäre. Die Leute in den Vereinigten Staaten wirtschaften auf Betrieben, die eine Durchschnittsgröße von 97 ha haben; bei uns beträgt die Durchschnittsgröße 7 ha. Selbst wenn unsere Landwirtschaft strukturell so gesund wäre, daß man den Weg gehen könnte, die kleinen Betriebe aufzulösen und lauter große Betriebe zu schaffen, wie es sich manche Leute vorstellen, würden wir auf dem Weltmarkt, wie man an dem angeführten Beispiel mit aller Deutlichkeit sieht, nicht konkurrenzfähig sein. Das bitte ich einmal festzuhalten.
    In Frankreich hat man geglaubt, man könne die Landwirtschaftspolitik wieder der allgemeinen Wirtschaftspolitik unterwerfen. Was war der Erfolg dieser Politik? Die Sanierung der französischen Währung und der Aufbau der Wirtschaft vollzogen sich auf dem Rücken der Landwirtschaft. Es kam zu ungeheuren Bauerndemonstrationen, wie sie in diesem Land seit Jahrzehnten nicht mehr aufgetreten waren. Die Regierung mußte daraufhin noch einen Schritt weitergehen, als wir im Landwirtschaftsgesetz gegangen sind. Sie hat praktisch für Weizen, Zuckerrüben, Milch, Rinder- und Schweinefleisch, Weine und Eier eine Art Preisindexparität zugestanden.
    Wie ist es in unserem Nachbarland Holland? Herr Kriedemann, Sie haben gesagt: „Weg von diesen direkten Hilfen!" Das kann man so lange nicht machen, sage ich, als andere nicht bereit sind, das gleiche zu tun.

    (Abg. Kriedemann: Welche Konsequenzen die Holländer aus ihren Fehlern ziehen, das wissen Sie auch! Ich hoffe es jedenfalls!)

    Die Holländer haben im Jahre 1957/58 373 Millionen Gulden für ihre Milchstützung bezahlt. Heute
    noch bezahlen sie an die 500 Millionen Mark. Ich nenne jetzt nur einmal die effektiven Zahlen.

    (Abg. Kriedemann: Sagen Sie doch, was sie jetzt im Augenblick tun!)

    Bei der fünffachen Bevölkerungszahl und bei der sechsfachen Größe des Areals zahlen wir Subventionen in der gleichen Höhe wie die Holländer.

    (Abg. Kriedemann: Dann schreibt Herr Etzel noch diese komischen Artikel in der Zeitung!)

    Unser Nachbarland Schweden hat im letzten .lahr 277 Millionen Kronen für Milchstützung bezahlt.

    (Abg. Kriedemann: Setzen Sie doch mehr durch!)

    Es wird niemand im Hause sein, der uns zumuten will, daß wir ohne Subventionen — etwa in der Form der direkten Hilfen — schnurstracks in den Gemeinsamen Markt hineingehen, während die anderen Länder weiter Subventionen zahlen. Das wäre eine völlige Unmöglichkeit.

    (Abg. Kriedemann: Hoffentlich faßt Ihre Regierung . . .!)



Rede von Dr. Richard Jaeger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Herr Kollege Kriedemann, bei der schütteren Besetzung des Hauses wäre es vielleicht gut, sich nicht so zu erregen.

(Abg. Kriedemann: O nein, es macht mir Vergnügen!)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Bernhard Bauknecht


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    In der Debatte vorhin wollte man glaubhaft machen, daß diese Direkthilfen praktisch in den kleinen Betrieben nicht ankämen, daß sie den großen Betrieben mehr nützten. Wie liegen die Dinge? Schlagen Sie bitte einmal Seite 65 des Grünen Berichtes auf. Ich möchte Ihnen daraus ein paar Zahlen vortragen. Den Zuckerrübenbaubetrieben in Niedersachsen unter 10 ha wurden je Hektar insgesamt 237 DM gegeben; die Betriebe über 50 ha haben insgesamt 193 DM je Hektar erhalten. Damit haben Sie den schlagenden Beweis, daß entgegen den immer wieder vorgebrachten Behauptungen diese Hilfen nicht allein für die Großen gemünzt sind. Mit solchen Zahlen ist die ganze Seite voll, und jede Zahl ist eindrucksvoll. Am Schluß der Seite werden die Futterbaubetriebe aus meiner Heimat, Baden-Württemberg, angeführt. Die kleinen Betriebe bekamen dort je Hektar 126 DM direkte Hilfe, die großen Betriebe 107 DM.

    (Abg. Frehsee: Die eine Zahl müssen Sie mit 10 und die andere mit 50 multiplizieren!)

    — Natürlich, man kann den Boden nicht beliebig vermehren, Herr Kollege Frehsee. Sie wissen doch genauso gut wie ich: unter günstigen Bedingungen kann der kleine Betrieb Sonderkulturen anlegen, unter ungünstigen Verhältnissen kann er sich eine tierische Veredlungswirtschaft in einem solchen Ausmaße zulegen, daß er für seine Familie ein entsprechendes Einkommen erzielt, sofern der Markt und die Preise in Ordnung sind. Das müssen wir bedenken.



    Bauknecht
    Ich habe vorhin von der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft gesprochen. Wir befinden uns im Augenblick infolge der Zurückstauung auf dem Markte, die uns große Verluste bringt, keineswegs auf dem Wege dahin, in der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft wettbewerbsfähig zu werden. Ich glaube, wir gehen einen geradezu gefährlichen falschen Weg. Ich habe hier Zahlen der Zentralen Markt- und Preisberichtsstelle vor mir liegen. Der Preis für Butter ist im Augenblick um 45 Pf je Kilogramm niedriger als vor einem Jahr, die Preise für Schweine liegen um 11 Pf niedriger als vor einem Jahr und die Preise für Rinder um 4 Pf niedriger.

    (Hört! Hört! rechts.)

    Soll das etwa der Auftakt für die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft sein?
    In diesen Tagen versucht man von seiten der Regierung, der Überhitzung des wirtschaftlichen Klimas dadurch zu steuern, daß man große Steuervergünstigungen, die man bisher gewährt hatte, etwas zurückschneidet. Es ist wahrscheinlich höchste Zeit dazu; denn die Hochkonjunktur der Wirtschaft mit ihrem einseitig geförderten Export hat dazu geführt, daß wir handelspolitisch in Schwierigkeiten gekommen sind, daß die anderen Länder uns das, was wir ausführen, nicht mehr bezahlen können, und man ist deswegen zu großen Staatsgarantien übergegangen. Man hat wahrscheinlich die Pflege des Inlandsmarktes vernachlässigt. Man wäre besser gefahren, wenn man weniger ausgeführt und das Angebot der Güter im Inland vermehrt hätte. Das hätte zu einer sehr starken Preisdämpfung geführt. Aber nun suchte man den Schuldigen, und man hat ihn im vergangenen Herbst einseitig in der Landwirtschaft gefunden. Das hat uns so weit zurückgeworfen. Es ist völlig unmöglich, diese Dinge sich weiter so entwickeln zu lassen, nachdem man vorher die hohen Preise in der Landwirtschaft als Argument dafür angeführt hat, daß man Lohnerhöhungen durchführen müsse.
    Herr Kriedemann, ein paar kurze Bemerkungen zu Ihren Ausführungen. Sie haben gesagt, man verschweige im Augenblick bei den Diskussionen um die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft, wie die Dinge lägen. Dem ist nicht so. In der Öffentlichkeit reden wir von diesen Dingen. Wenn Sie es so gemeint haben, daß man vielleicht hier in diesem Hause zu wenig redet, will ich Ihnen recht geben. Aber wir versperren uns ja nicht vor den Dingen. Es ist auch nicht so, daß die bäuerlichen Abgeordneten etwa der Meinung sind, man müsse alles konservieren und den letzten landwirtschaftlichen Betrieb erhalten. Was wir wollen, ist, daß man dem, der etwas kann, der etwas gelernt hat und der fleißig ist, die gleiche Chance gibt wie in der gewerblichen Wirtschaft.

    (Abg. Kriedemann: Darüber sind wir alle einer Meinung!)

    Das ist das Ziel des Landwirtschaftsgesetzes. Man sollte es aber nicht so hinstellen, als ob die bäuerlichen Abgeordneten draußen in den Bauernversammlungen mit großer Klappe redeten und hier schwiegen. Dem ist keineswegs so.
    Sie haben noch eines angeführt, das nicht unwidersprochen bleiben darf. Sie haben gesagt, der landwirtschaftliche Berater sei gehandikapt, er könne gar nicht einen bestimmten, sagen wir einmal,

    (Abg. Kriedemann: Einen vernünftigen Vorschlag machen!)

    — einen vernünftigen Vorschlag für eine Mechanisierung machen, denn wenn er sage, diese oder jene Maschine tauge nichts, werde er vor den Kadi gezogen. Das kann er ohne weiteres; er braucht nur die Firma nicht zu nennen; dann kann ihn niemand vor den Kadi ziehen. Denn es gibt meistens eine Reihe von gleichartigen Fabrikaten, die von mehreren Fabriken hergestellt werden.

    (Abg. Kriedemann: Herr Bauknecht, Sie kennen das Problem doch genauso wie ich!)

    Dann ist noch etwas richtigzustellen. So zutreffend es im allgemeinen ist, daß die Kaufkraft der Massen dazu führt, daß man die landwirtschaftlichen Produkte entsprechend verkaufen kann, so haben Sie doch eines vergessen. Wenn wir ohne Schutz die Einfuhr landwirtschaftlicher Produkte zulassen aus den Ländern mit niedrigen Ausfuhrpreisen, die mit Exportsubventionen arbeiten, und aus den Ländern mit niedrigen Preisen, die mit Löhnen billiger farbiger Arbeitskräfte produzieren, dann trifft die These nicht zu, daß die Massenkaufkraft der deutschen Landwirtschaft Nutzen bringe. Das ist das, was so oft verschwiegen wird, wenn man die an und für sich richtige These in den Vordergrund stellt, daß die Kaufkraft für die Preise der entsprechenden Güter ausschlaggebend sei.
    Sie haben dann gesagt, die Diingersubvention und die Milchsubvention führe dazu, daß man immer noch mehr produziere. Bisher ist es stets so gewesen — und das wird wahrscheinlich auch in Zukunft so sein —, daß der kleine landwirtschaftliche Betrieb, der nicht extensiv wirtschaften kann, sich an die Menge binden mußte. Wenn dieser kleine Betrieb den Preis pro Einheit nicht erzielt, produziert er eben noch mehr, um schließlich doch noch zu seiner Rente zu kommen.
    Dann ein Letztes zu Ihnen, Herr Kriedemann! Sie haben ausnahmsweise einmal den Deutschen Bauernverband gelobt,

    (Abg. Kriedemann: Ich habe ihn gar nicht gelobt!)

    er hätte einen ausgezeichneten Brief an die Abgeordneten gerichtet und gesagt, die Sozialdemokratische Partei könne sich hier anschließen.

    (Abg. Kriedemann: Habe ich nicht gesagt!)

    Leider nur in einem Punkt! Sie müssen den Brief ganz lesen. Darin steht als erster Punkt: Erhaltung der Düngemittelsubvention, als zweiter: Erhaltung der Milchprämie, und dann steht sicher auch als wesentlicher Punkt darin, daß man mit gezielten Hilfen denen stärker helfen muß, die bisher unter erschwerenden Umständen wirtschaften. Aber diese Dinge muß man dann alle anführen.

    (Abg. Kriedemann: Aber zuerst muß man einmal sachlich zitieren, Herr Bauknecht, wenn man überhaupt zitieren will! Das haben Sie wieder einmal nicht getan!)




    Bauknecht
    — Das tun wir!

    (Abg. Kriedemann: Nein!)

    — Doch!

    (Abg. Kriedemann: Nein überhaupt nicht!)

    — Ja, natürlich! Ich habe Ihnen den schlagenden Beweis daür erbracht.

    (Abg. Kriedemann: Ich bringe Ihnen nachher mal das Stenogramm, damit Sie nachlesen können, was Sie erzählt haben! Sich so aus der Affäre zu ziehen!)