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ID0310601700

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    Deutscher Bundestag 106. Sitzung Bonn, den 11. März 1960 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung . . . 5747 A Abg. Theil tritt als Nachfolger des verstorbenen Abg. Wehr in den Bundestag ein 5747 B Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 7. August 1959 mit dem Königreich Norwegen über Leistungen zugunsten norwegischer Staatsangehöriger, die von nationalsozialistischen Verfolgungsmaßnahmen betroffen worden sind (Drucksache 1591); Mündlicher Bericht des Ausschusses für Wiedergutmachung (Drucksache 1674) — Zweite und dritte Beratung —; verbunden mit Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 24. August 1959 mit dem Königreich Dänemark über Leistungen zugunsten dänischer Staatsangehöriger, die von nationalsozialistischen Verfolgungsmaßnahmen betroffen worden sind (Drucksache 1592); Mündlicher Bericht des Ausschusses für Wiedergutmachung (Drucksache 1675) — Zweite und dritte Beratung — Frenzel (SPD) 5747 C Wehner (SPD) 5749 A Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Soldatengesetzes (Drucksache 1424); Erster Schriftlicher Bericht des Verteidigungsausschusses (Drucksache 1651) — Zweite und dritte Beratung — 5749 D Entwurf eines Gesetzes zu dem Zusatzabkommen vom 19. Juni 1959 zum Abkommen vom 26. August 1952 mit der Schweizerischen Eidgenossenschaft über die Regelung der Forderungen der Schweizerischen Eidgenossenschaft gegen das ehemalige Deutsche Reich (Drucksache 1601) — Zweite und dritte Beratung — 5749 D Entwurf eines Gesetzes zur Neuordnung der Sozialversicherungsträger im Saarland (Sozialversicherungs-Organisationsgesetz Saar) (Drucksache 1541); Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Sozialpolitik (Drucksache 1644) — Zweite und dritte Beratung — . . . . . . . . 5750 B Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Beamtenrechtsrahmengesetzes und des Bundesbesoldungsgesetzes (Drucksache 1424); Zweiter Schriftlicher Bericht des Verteidigungsausschusses (Drucksache 1652) — Zweite und dritte Beratung — 5750 C Entwurf eines Gesetzes über den Vertrag vom 11. Mai 1959 mit der Republik Kolumbien über den gegenseitigen Schutz von Werken der Wissenschaft, Literatur und Kunst (Drucksache 1596) — Erste Beratung — 5750 D Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 23. Mai 1957 über den Austausch von Postpaketen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Kuba (Drucksache 1598) — Erste Beratung — 5751 A II Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 106. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. März 1960 Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 1. August 1959 mit dem Königreich Dänemark über Arbeitslosenversicherung (Drucksache 1599) — Erste Beratung — 5751 A Entwurf eines Gesetzes zum Abkommen vom 17. April 1959 mit dem Königreich Schweden zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiete der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen sowie verschiedener anderer Steuern (Drucksache 1606) — Erste Beratung — 5751 B Entwurf eines Gesetzes zum Abkommen vom 16. Juni 1959 mit dem Königreich der Niederlande zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiete der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen sowie verschiedener sonstiger Steuern und zur Regelung anderer Fragen auf steuerlichem Gebiete (Drucksache 1614) Erste Beratung — . . . 5751 B Entwurf eines Gesetzes zum Abkommen vom 18. März 1959 mit der Regierung von Indien zur Vermeidung der Doppelbesteuerung des Einkommens (Drucksache 1615) — Erste Beratung — . . . 5751 C Antrag der Abg. Dr. Wahl, Dr. Harm, Dr. Mende u. Gen. betr. Staatsangehörigkeit der Kinder von Staatenlosen; Mündlicher Bericht des Ausw. Ausschusses (Drucksachen 1178, 1573) Frau Dr. Rehling (CDU/CSU) . . . 5751 C Antrag der Abg. Dr. Harm, Dr. Wahl, Dr. Mende u. Gen. betr. Übereinkommen der Haager Konferenz für Internationales Privatrecht über Unterhaltsverpflichtungen gegenüber Kindern; Schriftlicher Bericht des Ausw. Ausschusses (Drucksachen 1179, 1574, zu 1574) 5752 B Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zur dritten Beratung des von den Abg. Dr. Schmidt (Wuppertal), Ruhnke, Margulies, Dr. Elbrächter u. Gen. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung der Gewerbeordnung und Ergänzung des Bürgerlichen Gesetzbuchs; Mündlicher Bericht des Ausschusses für Gesundheitswesen (Drucksache 1620, Umdruck 416) Dr. Even (Düsseldorf) (CDU/CSU) . 5752 C Ubersicht 11 des Rechtsausschusses über Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht (Drucksache 1618) 5753 A Antrag auf Überweisung des von den Abg. Ritzel, Marx, Schmitt (Vockenhausen), Frau Beyer (Frankfurt), Reitz, Leber u. Gen. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung und Ergänzung des Tierschutzgesetzes (Drucksache 1539) an den Rechtsausschuß (mitberatend) und an den Ausschuß für Inneres (mitberatend) 5753 B Antrag der Abg. Frau Strobl, Seidel (Fürth), Kurlbaum, Höhne, Bazille u. Gen. betr. Autobahnbau SchwabachHeilbronn (Drucksache 1631) . . . . 5753 B Bericht der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 1600, zu 1600); verbunden mit Entwurf eines Gesetzes über eine Betriebszählung in der Land- und Forstwirtschaft (Landwirtschaftszählung 1960) (CDU/ CSU, SPD, FDP, DP) — Erste, zweite und dritte Beratung — Struve (CDU/CSU) 5753 D Wacher (CDU/CSU) 5757 D Kriedemann (SPD) 5760 C Mauk (FDP) 5767 B Logemann (DP) . . . . . . . 5772 C Bauknecht (CDU/CSU) 5776 D Bading (SPD) 5781 C Weber (Georgenau) (FDP) . . . 5784 D Frau Dr. Pannhoff (CDU/CSU) . 5786 D Frehsee (SPD) . . . . . . . 5788 C Schwarz, Bundesminister . . . 5793 C Krüger (Olpe) (CDU/CSU) . . . 5796 D Redaktionelle Berichtigung zur zweiten und dritten Beratung des Entwurfs eines Straßenbaufinanzierungsgesetzes (Drucksachen 1247, 1616, zu 1616) betr. Umdruck 473 5784 C Nächste Sitzung 5798 D Anlagen 5799 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 106. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. März 1960 5747 106. Sitzung Bonn, Freitag, den 11. März 1960 Stenographischer Bericht Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Altmaier 15. 3. Dr. Atzenroth 11. 3. Dr. Baade 30. 4. Baier (Mosbach) 11. 3. Bauer (Wasserburg) 11. 3. Bauereisen 11. 3. Bettgenhäuser 11. 3. Frau Beyer (Frankfurt) 11. 3. Blachstein 11. 3. Brüns 2. 7. Dr. Bucerius 11. 3. Caspers 11. 3. Cillien 9. 4. Corterier 11. 3. Diekmann 12. 3. Dr. Dittrich 11. 3. Döring (Düsseldorf) 11. 3. Dr. Drachsler 11. 3. Dr. Dr. h. c. Dresbach 8. 4. Dr. Eckhardt 11. 3. Frau Eilers (Bielefeld) 13. 3. Eilers (Oldenburg) 11. 3. Engelbrecht-Greve 12. 3. Enk 11. 3. Even (Köln) 1. 4. Faller 12. 3. Felder 13. 3. Finckh 11. 3. Frau Friese-Korn 31. 3. Frau Dr. Gantenberg 31. 3. Geiger (München) 11. 3. Dr. Greve 15. 4. Dr. Gülich 16. 4. Freiherr zu Guttenberg 4. 4. Hauffe 11. 3. Heiland 13. 3. Dr. Graf Henckel 11. 3. Herold 13. 3. Hilbert 11. 3. Dr. Höck (Salzgitter) 12. 3. Höfler 14. 3. Hörauf 13. 3. Illerhaus 11. 3. Jacobi 11. 3. Jahn(Frankfurt) 23. 4. Jahn (Stuttgart) 11. 3. Dr. Jordan 11. 3. Junghans 11. 3. Katzer 11. 3. Keuning 13. 3. Kisters 18. 3. Frau Klemmert 15. 5. Koenen (Lippstadt) 13. 3. Könen (Düsseldorf) 13. 3. Dr. Kopf 11. 3. Dr, Krone 11. 3. Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Lantermann 11. 3. Leukert 11. 3. Lohmar 11. 3. Lulay 31. 3. Maier (Freiburg) 16. 4. Dr. Martin 16. 4. Mattick 11. 3. Frau Dr. Maxsein 11. 3. Dr. Miessner 19. 3. Müller-Hermann 11. 3. Neuburger 11. 3. Frau Niggemeyer 13. 3. Pöhler 15. 3. Ramms 2. 4. Rasner 11. 3. Dr. Ratzel 11. 3. Dr. Reinhard 12. 3. Reitzner 11. 3. Richarts 18. 3. Dr. Ripken 14. 3. Scheel 11. 3. Dr. Schmidt (Gellersen) 11. 3. Schneider (Hamburg) 24. 3. Dr. Schneider (Saarbrücken) 18. 3. Schoettle 11. 3. Dr. Schranz 13. 3. Schröder (Osterode) 13. 3. Schultz 11. 3. Dr. Schwörer 11. 3. Seidl (Dorfen) 14. 3. Seither 8. 4. Seuffert 11. 3. Siebel 12. 3. Simpfendörfer 11. 3. Spitzmüller 11. 3. Dr. Starke 11. 3. Stauch 11. 3. Stenger 11. 3. Storch 15. 3. Storm (Meischenstorf) 11. 3. Frau Strobel 11. 3. Unertl 12. 3. Vehar 12. 3. Wagner 11. 3. Weinkamm 18. 3. Wittmann 14. 3. Zoglmann 11. 3. b) Urlaubsanträge Deringer 18. 3. Jaksch 5. 4. Stahl 18. 3. Anlage 2 Umdruck 492 Antrag der Fraktion der DP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 1600, zu 1600). 5800 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 106. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. März 1960 Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, im Grünen Bericht 1961 beim Lohnvergleich als Vergleichslohn für Gewerbe und Landwirtschaft den Stundenlohn einzusetzen. Bonn, den 9. März 1960 Logemann Schneider (Bremerhaven) und Fraktion Anlage 3 Umdruck 493 Entschließungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU, DP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 1600, zu 1600). Der Bundestag wolle beschließen: Der Bundestag hat die Erklärung der Bundesregierung sowie ihren Bericht über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes zur Kenntnis genommen. Er stimmt den vorgeschlagenen Maßnahmen im Grundsatz mit der Maßgabe zu, daß die Mittel innerhalb der einzelnen Positionen austauschbar sind. Der vorliegende Grüne Bericht weist in Verfolg des vorjährigen Berichts neben einer weiteren leichten Besserung der Gesamtlage der Landwirtschaft innerhalb der verschiedenen Betriebsgruppen und Bodennutzungssysteme erhebliche Unterschiede auf. In von Natur aus benachteiligten Gegenden, vor allem in gebirgigen Lagen, blieben Betriebe mit niedrigen Einheitswerten im Wirtschaftsjahr 1958/59 in ihrer Ertragslage zurück. Unter Berücksichtigung dieser Tatsachen sind die bestehenden Richtlinien entsprechend umzugestalten. In Ergänzung hierzu sind die Mittel, die im Rahmen des gesamten Strukturprogramms zur Verfügung stehen, so einzusetzen, daß auch die Rationalisierung der bäuerlichen Gehöfte unter vorgenannten Verhältnissen zu tragbaren Bedingungen ermöglicht wird. Darüber hinaus wird die Bundesregierung ersucht, unter Berücksichtigung der derzeitigen ungünstigen Marktverhältnisse im Bereich der Veredelungswirtschaft weitere Überlegungen anzustellen, um den in der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung und den in der Übergangszeit zum Gemeinsamen Markt auftretenden Schwierigkeiten mit wirksamen Maßnahmen, wie sie auch in den anderen Ländern zur Anwendung kommen, zu begegnen, damit im Sinne des Landwirtschaftsgesetzes — insbesondere auch seiner Verpflichtung gemäß § 1 — der Ausgleich zwischen Ertrag und Aufwand in den landwirtschaftlichen Betrieben herbeigeführt wird. Bonn, den 10. März 1960 Krone und Fraktion Schneider (Bremerhaven) und Fraktion Anlage 4 Umdruck 494 Antrag der Fraktionen der DP, CDU/CSU zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 1600, zu 1600). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, unter Ausnutzung aller vertraglichen und handelspolitischen Möglichkeiten dahin zu wirken, daß die deutsche Eier- und Geflügelwirtschaft einen höheren Anteil am deutschen Markt erwirbt, damit ein Preis für ihre Erzeugnisse erzielt wird, der die Rentabilität rationell wirtschaftender bäuerlicher Geflügelhaltungen wiederherstellt. Bonn, den 10. März 1960 Logemann Schneider (Bremerhaven) und Fraktion Dr. Krone und Fraktion Anlage 5 Umdruck 495 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 1600, zu 1600) Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Deutschen Bundestag bis zum 15. Mai 1960 zu berichten, inwieweit (Möglichkeit und Höhe) nach dem Artikel 44 des EWG-Vertrages Mindestpreise als Sofortmaßnahmen anzuwenden sind, um der Zielsetzung des Landwirtschaftsgesetzes Rechnung zu tragen. In dem Bericht sind zu berücksichtigen die von den Regierungen anderer Mitgliedstaaten, insbesondere die jüngst von der französischen Regierung getroffenen Maßnahmen und deren Auswirkungen. Bonn, den 10. März 1960 Mauk Weber (Georgenau) Lenz (Trossingen) und Fraktion Anlage 6 Umdruck 496 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 1600, zu 1600). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird aufgefordert, zu untersuchen und dem Deutschen Bundestag spätestens mit dem Bericht für das Wirtschaftsjahr 1959/60 über die Lage der Landwirtschaft zu be- Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 106. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. März 1960 5801 richten, ob und gegebenenfalls wie die Ziele des Landwirtschaftsgesetzes baldmöglichst, jedoch spätestens bis zum Ende der Übergangsphase des EWG-Vertrages, erreicht werden können: 1. a) Im Wege einer Kostensenkung in der gewerblichen Wirtschaft durch Weitergabe der Rationalisierungsgewinne in Form von Preissenkungen. b) Durch eine verantwortungsvolle Ausübung der Tarifhoheit durch die Sozialpartner unter Berücksichtigung der Auswirkungen auf die Preisgestaltung im Agrarsektor. c) Durch Vorlage eines Berichtes über die Höhe der Mittel, die nach Berücksichtigung von a) und b) noch erforderlich sind, um die soziale Lage der in der Landwirtschaft tätigen Menschen an die vergleichbaren Berufsgruppen anzugleichen (§ 1 Satz 2 des Landwirtschaftsgesetzes), und durch Bereitstellung dieser Mittel. 2. Die Bundesregierung wird ferner aufgefordert, bis zu dem genannten Zeitpunkt zu untersuchen und zu berichten, wie sich unter Berücksichtigung der Lage und der Struktur der deutschen Landwirtschaft die Übernahme einer Agrarpolitik auswirken würde, wie sie z. B. in England und auch in anderen Staaten durchgeführt wird, d. h. durch die Schaffung eines den Weltmarktpreisen angepaßten Preisniveaus für landwirtschaftliche Erzeugnisse, mit der Maßgabe, daß die Differenz zwischen diesem Preisniveau und der Aufwands- und Ertragsberechnung (entsprechend der in England und nach dem Landwirtschaftsgesetz vorgeschriebenen Aufwands- und Ertragsberechnung) direkt und annähernd vergütet wird. Bonn, den 10. März 1960 Mauk Weber (Georgenau) Lenz (Trossingen) und Fraktion Anlage 7 Umdruck 497 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 1600, zu 1600). Der Bundestag wolle beschließen: Der von der Bundesregierung vorgelegte Bericht über die Lage der Landwirtschaft — Drucksache 1600 — wird der Bundesregierung zurückgegeben mit dem Ersuchen, ihn durch folgende Punkte zu ergänzen und bis spätestens 15. Mai 1960 erneut vorzulegen: 1. Eine Berechnung des Vergleichslohnes auf der Grundlage des tatsächlichen Stundenarbeitsverdienstes anstelle eines manipulierten Jahresarbeitsverdienstes, wie das bisher geschehen ist. Dabei sind zu berücksichtigen: a) die Überstunden- und Feiertagszuschläge, b) die tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden aller ständig, nichtständig oder nur zeitweise in der Landwirtschaft beschäftigten fremden und familieneigenen Arbeitskräfte einschließlich der Bewertung der Arbeit der Bauersfrau im Betrieb. 2. Eine Bekanntgabe der sich aus der Vergleichsrechnung ergebenden Gesamtdisparitätssumme, unter Berücksichtigung des § 4 Buchstaben a, b und c des Landwirtschaftsgesetzes. 3. Eine Vorausschau für das laufende und kommende Wirtschaftsjahr, welche im Gegensatz zu der im vorliegenden Bericht unterbreiteten Vorausschau die Veränderungen auf dem preis- und lohnpolitischen Gebiet voll berücksichtigt. Bonn, den 10. März 1960 Mauk Weber (Georgenau) Lenz (Trossingen) und Fraktion Anlage 8 Umdruck 498 Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 1600, zu 1600). Der Bundestag wolle beschließen: Der Deutsche Bundestag hat den Bericht über die Lage der Landwirtschaft (Grüner Bericht 1960) zur Kenntnis genommen und mit Befriedigung festgestellt, daß er für einen Teil der landwirtschaftlichen Betriebe eine Verbesserung des Wirtschaftsergebnisses ausweist. Für die Mehrzahl der landwirtschaftlichen Betriebe sind jedoch die im Landwirtschaftsgesetz festgelegten Ziele noch nicht erreicht. Der Deutsche Bundestag weist die Bundesregierung darauf hin, daß nach wie vor in weiten landwirtschaftlichen Bereichen die Struktur der Betriebe und andere das Arbeitsergebnis bestimmende Faktoren unbefriedigend sind. Angesichts der wenigen bis zur Herstellung des Gemeinsamen Marktes noch verfügbaren Jahre hält es der Bundestag für wichtig, daß die zur Verbesserung der Wettbewerbslage der deutschen Landwirtschaft notwendigen Maßnahmen beschleunigt durchgeführt werden. Er erachtet den für die Strukturverbesserung von der Bundesregierung vorgesehenen Betrag für zu gering und ersucht die Bundesregierung, mehr Mittel zur Verfügung zu stellen und insbesondere die Bedingungen für die Hergabe der Bundeszuschüsse so zu gestalten, daß die Agrarstruktur auch dort verbessert wird, wo die schlechte wirtschaftliche Lage der Betriebe Leistungen aus eigener Kraft nicht erlaubt. Der Deutsche Bundestag bedauert, daß unter den gegenwärtigen Verhältnissen in vielen Betrieben ohne Verschulden der Betriebsleiter ein zeitgemäßes 5802 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 106. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. März 1960 Einkommen immer noch nicht erzielt werden kann. Er erkennt deshalb an, daß für eine Übergangszeit — bis die Maßnahmen zur Strukturverbesserung wirksam werden — Einkommenszuschüsse gezahlt werden müssen. Er hält aber das jetzige Verfahren für ungeeignet und bedauert, daß die Bundesregierung trotz wachsender Kritik an den pauschalen Subventionen auch im Grünen Plan 1960 daran f est-halten will. Es erscheint unerträglich, daß nach wie vor auch solche Betriebe subventioniert werden, in denen ausweislich des Grünen 'Berichts der Vergleichslohn voll gedeckt oder sogar überschritten und eine Verzinsung des Kapitals erreicht wird. Demgegenüber erhalten die unter besonders ungünstigen Bedingungen arbeitenden Betriebe aus den einkommensfördernden Maßnahmen nur eine völlig unzulängliche Hilfe. Der Deutsche Bundestag fordert deshalb die Bundesregierung auf, dem Bundestag umgehend Vorschläge für eine bessere Verteilung der verfügbaren Mittel zu machen. Sie muß gewährleisten, daß die Einkommenszuschüsse konzentriert solchen Landwirten zugute kommen, die wegen unzulänglicher wirtschaftlicher Voraussetzungen oder naturbedingter Benachteiligungen ein ausreichendes Einkommen nicht erzielen können. Der Deutsche Bundestag bedauert, daß die Bundesregierung in steigendem Maße dazu übergeht, normale öffentliche Aufgaben als Sonderleistungen im Grünen Plan auszuweisen. Das betrifft z. B. die Aufwendungen für die Versorgung ländlicher Gebiete mit Trinkwasser und Elektrizität, die nicht nur der landwirtschaftlichen Bevölkerung zugute kommt, oder die Mittel für die Flurbereinigung, die in den ordentlichen Haushalt des Ernährungsministers gehören, und die Zuschüsse zur Altershilfe für Landwirte, die in den Sozialhaushalt gehören. Dadurch entsteht in der Öffentlichkeit ein für die Landwirtschaft abträgliches Bild von der Höhe der zu ihren Gunsten gemachten besonderen finanziellen Aufwendungen. Bonn, den 11. März 1960 Ollenhauer und Fraktion
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    Rede von Fritz Logemann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich darf für die Fraktion der Deutschen Partei zum Grünen Bericht, zum Grünen Plan und zur allgemeinen agrarpolitischen Entwicklung Stellung nehmen. Dabei möchte ich ganz bewußt auch die allgemeine Agrarpolitik mit behandeln. Ich werde mich bemühen, dabei. möglichst kurz immer wieder die Stellungnahme aus dem Grünen Bericht und aus dem Grünen Plan mit heranzuziehen. Ich weiß, daß wir heute morgen unter Zeitdruck stehen, und bedauere sehr — ich will das noch vorweg sagen —, daß wir gezwungen sind, an einem Freitagvormittag hier eine so große Debatte zu führen.

    (Sehr richtig! in der Mitte.)

    Nun zur allgemeinen Agrarpolitik. Ich bin der Auffassung, daß die Agrarpolitik bis zum Herbst 1959, was die Preise angeht, relativ gut gelaufen ist, einzelne Erzeugnisse vielleicht ausgenommen, deren Preise zurückgeblieben waren. Aber immerhin hatte man damals, bis zum Herbst 1959, in der Landwirtschaft den Eindruck, daß versucht wurde, preispolitisch mit der allgemeinen Einkommensentwicklung Schritt zu halten.
    Es ist so gewesen, daß die damaligen Preisverbesserungen der Landwirtschaft höhere Einnahmen gebracht haben, ohne daß auf der anderen Seite Verbraucherärger entstanden wäre. Es war damals zu einer weitgehenden Beruhigung — auch darauf möchte ich hinweisen — auf beiden Seiten gekommen.
    Dann, meine Damen und Herren, kam die Dürre. Sie kennen die Entwicklung: Preisanstieg bei einzelnen Erzeugnissen wie Kartoffeln und Butter. Diese Preise wurden zu politischen Preisen gemacht. Ich will nicht wieder auf die Preisdebatte eingehen, die wir darüber im Dezember geführt haben. Es kam aber die Zollaussetzung und weiter die Steigerung der Einfuhren hinzu. Damit wurde im Endergebnis ein starker Rückgang der landwirtschaftlichen Erzeugerpreise, besonders bei Butter und bei Schweinen, bewirkt, und — ich darf das in die-



    Logemann
    sem Zusammenhang hinzufügen — in der Geflügelwirtschaft ist die Lage nahezu hoffnungslos geworden.
    Diese Entwicklung hat im Landvolk eine berechtigte Unruhe ausgelöst; denn immerhin werden etwa 70 v. H. unserer Einnahmen, die aus der Veredelungswirtschaft stammen, von diesen fallenden Preisen betroffen. Hinzu kommt, daß wir im gleichen Zeitraum — das ist auch jetzt so und wird in Zukunft so sein — noch steigende Betriebsmittelkosten einschließlich steigender Löhne zu verkraften hatten.
    Deshalb ist nach meiner Auffassung eine gewisse Kritik an einigen Reden berechtigt, die unser Landwirtschaftsminister, Herr Schwarz, und auch sein Staatssekretär verschiedentlich gehalten haben. Ich kritisiere vor allen Dingen einiges aus seinen in Berlin gehaltenen Reden. Ich meine, daß gerade solche Reden noch zu einer weiteren Beunruhigung in der Landwirtschaft beigetragen haben.
    Meine Damen und Herren, die Entwicklung, die ich soeben aufzeigte, steht im Gegensatz zu dem optimistischen Grünen Bericht 1960. Der Bericht ist nach unserer Auffassung — ich habe schon im letzten Jahr dazu Stellung genommen — künstlich günstig gestaltet worden, vor allen Dingen dadurch, daß man einen Jahreslohnvergleich statt eines Stundenlohnvergleichs vorgenommen hat. Im letzten Jahr ist man sogar so weit gegangen, den Lohn in der Landwirtschaft nicht, wie es bisher geschehen ist, mit dem durchschnittlichen Lohn der Industriearbeiter, sondern mit dem niedrigsten Lohn der der Landwirtschaft benachbarten Berufe zu vergleichen. Die Deutsche Partei hat schon im letzten Jahr beantragt, einen Stundenlohnvergleich statt des Jahreslohnvergleichs vorzunehmen. Der Antrag ist abgelehnt worden. Wir haben den Antrag heute erneut eingebracht, und ich hoffe, daß wir, nachdem die Situation noch akuter geworden ist, im Ernährungsausschuß darüber beraten können.
    Der Jahreslohnvergleich beeinflußt das Bild für uns sehr ungünstig, weil er nicht die kürzere Arbeitszeit anderer Berufe berücksichtigt. Das ergibt sich aus folgender Gegenüberstellung. Der Abstand der Jahreslöhne für eine Vollarbeitskraft in der Landwirtschaft auf der einen Seite und vergleichbarer Berufe auf der anderen Seite ist nach dem Grünen Bericht von 26 auf 24 v. H. zurückgegangen. Hier ergibt sich also eine Verbesserung der Lage. Dagegen zeigt ein Vergleich der durchschnittlichen Industriearbeiter- und Landarbeiterlöhne auf Grund von Unterlagen, die fachkundige Gremien erstellt haben, daß der Lohnabstand 1956/57 90,6 und 1958/59 98,9 Pfennig betragen hat. Dieser Stundenlohnvergleich zeigt, daß sich der Abstand zwischen den Vergleichslöhnen von Jahr zu Jahr in Wirklichkeit nicht verkleinert, sondern vergrößert hat. Den Lohnabstand von 1 DM beim Stundenlohn hat schon 1957 der Abgeordnete Lücker bei der Debatte über den Grünen Bericht angeführt.
    Dieses Ergebnis ist für uns um so erschütternder, als sich darin zeigt, daß die Entwicklung der Landwirtschaft trotz Grüner Pläne und trotz Leistungssteigerung immer wieder durch die Steigerung der
    Löhne in vergleichbaren Berufen überrollt wurde. Der Landlohn ist z. B. im letzten Berichtsjahr um 5 Pfennig gestiegen, der Industrielohn dagegen um 12 Pfennig. Das auf der Grundlage der Jahreslöhne berechnete Ergebnis des Grünen Berichts zeigt, daß wir uns auf dem Agrarsektor etwa so wie in der Echternacher Springprozession bewegen: zwei Schritte vor, ein Schritt zurück. Ein Vergleich der Stundenlöhne jedoch — und nur dieser ergibt ein zutreffendes Bild — zeigt, daß wir auf der Stelle treten und sogar in Gefahr sind, weiter zurückzubleiben.
    Die Ursachen für diese Entwicklung möchte ich vor allem darin sehen, daß man bisher immer wieder versucht hat, die Landwirtschaft unter Sondergesetz zu stellen. Man hat sich bemüht, die Preise der Agrarprodukte von den Kosten zu trennen. Ich bedaure sehr, daß Herr Schwarz, unser neuer Minister, kürzlich gesagt hat, ein kostengerechtes Agrarpreisniveau sei eine Illusion. Hier scheiden sich die Geister. Wir sind der Auffassung, daß versucht werden muß, auch für die Landwirtschaft ein kostengerechtes Preisniveau zu erreichen. Dadurch wird keiner unserer Verbraucher überfordert. Denn zur Erreichung eines solchen Preisniveaus sind keine neuen Preiserhöhungen in großem Umfang notwendig, sondern man braucht sich nur zu bemühen, die Preise verschiedener Erzeugnisse wiederherzustellen, die uns bei einer günstigen Entwicklung schon einmal — ohne Aufregung — vom Verbraucher bezahlt wurden.
    Es geht uns also um die Wiederherstellung von Preisen, die wir schon einmal erreicht hatten. Die Verweigerung eines kostenentsprechenden Preisniveaus in der Landwirtschaft führt durch die Entwicklung auf der Kostenseite zwangsläufig zu einer immer größer werdenden Disparität.
    Es war für mich interessant, vor einigen Tagen in der Presse zu lesen, daß Herr Staatssekretär Sonne-mann vor einer Landvolkversammlung in Lingen -selber mit Sorge — die jetzige Aufwands- und Ertragsdifferenz auf etwa 4,8 Milliarden DM beziffert hat. Die Verluste auf der Preisseite sind in der Tat sehr beachtlich. Man versucht, uns mit den Mitteln der Grünen Pläne einen Ausgleich zu geben. Es ist aber darauf hinzuweisen, daß nach den Berechnungen Sachverständiger schon die jetzigen Preiseinbrüche in der Veredelungswirtschaft der Landwirtschaft praktisch einen Preisausfall von 1,6 Milliarden DM bringen. Ein solcher Ausfall kann nicht mit den Mittelchen der Grünen Pläne wieder ausgeglichen werden. Vielmehr müssen wir uns bemühen, zu einer Anpassung der Agrarpreise an die allgemeine Entwicklung zu kommen.

    (Sehr richtig! bei der DP.)

    Ich möchte bezüglich der 1,6 Milliarden DM aber noch auf einen anderen Zusammenhang aufmerksam machen. Es ist bedauerlich, daß die Preissenkung, die der Landwirt hinnehmen muß — z. B. bei Schweinefleisch —, bisher noch kaum dem Verbraucher zugute gekommen ist. Man sollte sich bemühen, endlich auch hier in den Ladenpreisen nachzugeben.



    Logemann
    In diesem Zusammenhang eine Stellungnahme zur allgemeinen Wirtschaftspolitik! Der Herr Kollege Kriedemann hat vorhin gesagt, die Landwirtschaft komme nur damit, daß sie eine Anpassung der Agrarpreise an die allgemeine Entwicklung fordere, auch nicht weiter. Demgegenüber bin ich der Auffassung, daß gerade wir von der Landwirtschaft immer wieder den Finger in die Wunde legen sollten. In der Wirtschaftspolitik ist es doch in den letzten Jahren so gewesen, daß wir statt zu Preissenkungen immer wieder zu höheren Preisen und höheren Löhnen gekommen sind.

    (Abg. Kriedemann: Das ist die Wirtschaftspolitik, die Sie mitmachen, Herr Logemann!)

    — Ich mache sie nicht mit, Herr Kriedemann, und meine Fraktion macht sie auch nicht mit.

    (Abg. Kriedemann: Sie sitzen doch in der Koalition!)

    Wir haben uns bei entsprechenden Anlässen immer wieder gegen diese Entwicklung eingesetzt; Sie werden es erleben, daß wir es wieder tun, wenn es jetzt um die neuen antizyklischen Maßnahmen zur Konjunkturdämpfung geht.
    Nach unserer Auffassung treffen die bisher eingeleiteten Maßnahmen zur Konjunkturdämpfung besonders stark wieder die Landwirtschaft, weil man immer versucht ist, eine Senkung der Agrarpreise als Konjunkturbremse zu benutzen. Gerade die Senkung vom letzten Herbst macht uns in der jetzigen Situation die großen Sorgen.
    Eine zweite Schwierigkeit für die Landwirtschaft ergibt sich — auch das zeigt der Grüne Bericht — durch eine andere antizyklische Maßnahme: durch die Erhöhung der Diskontsätze. Schon wiederholt ist vorhin festgestellt worden, daß die Landwirtschaft noch sehr viel Kapital braucht, um überhaupt die notwendigen Investierungen durchführen zu können. Gerade diese Konjunkturbremse — Erhöhung der Diskontsätze — trifft uns sehr empfindlich, trifft sehr stark den zinsempfindlichen Agrarkredit.
    Abschließend möchte ich sagen, daß die Minister Erhard und Etzel — ich darf auch Herrn Blessing mit einschließen — eigentlich schlechte Feuerwehrleute sind, denn sie löschen immer wieder da, wo es gar nicht brennt.

    (Zuruf von der SPD: Sie haben Durst!)

    Es ist notwendig, daß das Ernährungsministerium gegen Maßnahmen, wie ich sie andeutete, mehr als bisher Widerstand leistet. Unsere Forderung kann nur sein: endlich wirksame Bremsen dort, wo tatsächlich nicht maßgehalten wird. Bekommen wir diese Bremsen nicht, wird uns die Entwicklung im industriellen Bereich immer wieder zu neuen Preisforderungen zwingen. Die Landwirtschaft wird bei einer solchen Entwicklung auch nicht in der Lage sein, zu einer billigeren oder rationelleren Erzeugung zu kommen.
    Auch dazu einige Ausführungen! Der letzte Grüne Bericht zeigt, — auch darüber ist heute morgen von Kollegen schon gesprochen worden —, daß die Landwirtschaft im letzten Berichtsjahr wiederum mit weniger Arbeitskräften zu einer höheren Leistung gekommen ist. Die Produktivität ist um 64 v. H. gestiegen, also doppelt so stark wie in der Industrie. Eine andere erfreuliche Feststellung ist, daß es uns gelungen ist, , wie wir von Minister Schwarz hörten, mit einem Weniger an Arbeitskräften von einem Drittel in den letzten Jahren 20 v. H.
    mehr Getreide und 30 v. H. mehr Milch zu erzeugen.
    Die verstärkte Mechanisierung in der Landwirtschaft hat aber auch erheblich mehr technische Kosten verursacht. Der letzte Grüne Bericht zeigt sehr eindeutig die Entwicklung zu höheren technischen Kosten. Das ist erklärlich, denn die Landwirtschaft muß zwangsläufig fehlende Arbeitskräfte durch die Maschine ersetzen. Dabei ergibt sich aber immer wieder — Herr Kollege Struve hat das heute morgen schon angedeutet —, daß die Arbeit dadurch nicht immer billiger wird. Allerdings kommt man oft auch zu einer Erleichterung der Arbeit. Das ist ein Vorteil, und ich finde, wir sollten das auf seiten der Landwirtschaft mitwerten. Aber das nur unter dem Strich.
    Durch die Entwicklung zu einer verstärkten Technisierung ist die Verschuldung in der Landwirtschaft im letzten Jahr wiederum gestiegen. Ich möchte mich nicht so sehr mit der Verschuldung befassen, aber doch etwas zur Zinsbelastung der Landwirtschaft sagen. Der Grüne Bericht stellt fest, daß die Landwirtschaft im Wirtschaftsjahr 1938i39 einen Zinssatz von 5,4 v. H. des Bruttoumsatzes aufgewendet habe. Heute dagegen, so wird gefolgert, sei die Belastung niedriger; man sei jetzt bei 3,4 % angelangt. Ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, daß diese Berechnung doch täuscht; denn in früheren Jahren, besonders 1938, hat man mit weniger Kapital einen sehr viel höheren Nutzeffekt in der Landwirtschaft erzielen können.
    Vor allen Dingen bin ich in ganz großer Sorge um den Nachholbedarf, den die Landwirtschaft noch im baulichen Sektor hat. Dieser Nachholbedarf wird von den Herren des Ministeriums auf etwa 30 Milliarden DM geschätzt. Das ist eine ungeheure Summe, die noch auf die Landwirtschaft zukommt. Meine Sorge ist um so größer, als gerade das Baugewerbe zu einem Favorit in dem Rennen um höhere Löhne und Preise geworden ist. Ich habe durchaus nichts gegen einen guten Lohn für unsere Maurer, meine aber doch, daß die Entwicklung besorgniserregend ist. Ich darf sie Ihnen kurz aufzeigen: 1957 Erhöhung der Löhne um 10 %, 1958 um 3,8 %, 1959 um 8,5 %, 1960 — die letzte Erhöhung — um 6,5 % und für 1961 — schon angekündigt — um 1 bis 1,5 %.
    In den Verhandlungen heißt es dann, daß sich die Tarifpartner wieder einmal friedlich auf diese Lohnerhöhungen geeinigt hätten. Diese „friedliche Einigung" bedeutet nun aber für die Landwirtschaft folgende Entwicklung: 1938 konnte der Landwirt den 10stündigen Arbeitstag mit dem Gegenwert von etwa 30 bis 35 kg Roggen bezahlen. Wenn Sie heute den Maurerlohn für die gleiche Zeit mit dem Erlös aus Roggen bezahlen wollen, müssen Sie fast die dreifache Menge, nämlich über 100 kg Roggen, je Tag verkaufen. Diese Zahlen mögen beweisen,



    Logemann
    wie schwierig es ist, in der jetzigen Situation durch Rationalisierung zu einer Verbilligung unserer landwirtschaftlichen Erzeugung zu kommen.
    Die DP ist der Auffassung, daß ein Zinssatz von 5,5 %, wie er im Grünen Bericht steht, insgesamt für die Landwirtschaft zu hoch ist. Wir bitten zu überlegen, ob wir uns nicht doch angesichts des großen Kapitalbedarfs der Landwirtschaft darum bemühen müssen, zu einem niedrigeren Zinssatz zu kommen. Von uns ist im letzten Jahr ein Antrag dazu eingebracht worden; leider ist er nicht durchgekommen. Ich meine, daß wir nur mit einem Zinssatz von höchstens 2 % zu einer echten Rationalisierung und Verbilligung der Erzeugung gelangen können.
    Ich will hier auch noch andere heiße Eisen der Agrarpolitik anfassen; der Kollege Kriedemann hat sie vorhin schon mit erwähnt. Ich stehe völlig im Gegensatz zu der Konzeption, die Herr Kriedemann vorgetragen hat. Die Parole, von der ich jetzt sprechen möchte, lautet: Parität durch weniger Köpfe. Das ist ein Schlagwort der letzten Zeit geworden. Man kann das auch anders ausdrücken.

    (Abg. Kriedemann: Herr Logemann, tun Sie mir einen Gefallen, erklären Sie ein wenig die Worte: Parität durch weniger Köpfe!)

    — Das werde ich tun. Man sagt der Landwirtschaft, sie müsse versuchen, durch weniger Betriebe, weniger Mitarbeiter zu einem höheren Je-Kopf-Einkommen zu kommen. Das ist also das Rezept, das heute vielfach gegeben wird.
    In dem Zusammenhang eine Feststellung zum Grünen Bericht. Der Grüne Bericht des letzten Jahres weist aus — und das ist sehr erfreulich —, daß gerade die Leistungen der kleineren landwirtschaftlichen Betriebe hervorragend sind, daß die Erträge je Hektar in den kleineren Betrieben recht beachtlich gesteigert werden konnten.
    Wir vertreten die Auffassung, daß als Richtbetrieb für die Agrarpolitik — und damit treffen wir uns wieder — der bäuerliche Familienbetrieb genommen werden soll. Wir sind auch der Meinung, daß man durch die Agrarpolitik versuchen muß, diesem Richtbetrieb einen Vergleichslohn zu ermöglichen. Ich weiß durchaus, daß es nicht bedenklich ist, wenn heute durch den Strukturwandel kleinere landwirtschaftliche Betriebe und Kleinstbetriebe aufgeben und sich langsam — auch das geht ja aus dem Grünen Bericht hervor — zu vollen Familienbetrieben entwickeln.
    Ich hätte keine Bedenken, wenn das alles freiwillig und ohne Preisdruck vor sich ginge. Aber ich möchte doch vor Vorstellungen europäischer Agrarpolitiker warnen, die mit leichtem Sinn davon sprechen, daß die Zahl der in der Landwirtschaft tätigen Menschen noch um ein Drittel und mehr verringert werden müsse. Diese Vorstellungen, unter denen man sich nach meiner Ansicht bemüht, die Betriebsgrößen für die Landwirtschaft mit dem Rechenschieber zu errechnen, sind so, daß man sagt: Vor 50 Jahren genügten noch 5 ha, um ein vergleichbares Einkommen in der Landwirtschaft zu erzielen, vor 25 Jahren waren es 7 bis 8 ha, und vor
    10 Jahren war man bei 12 bis 15 ha. Heute redet man von Betriebsgrößen zwischen 25 und 30 ha.
    Wir sollten uns bemühen, die Erhaltung vieler, auch kleinerer bäuerlicher Existenzen in der Bundesrepublik sicherzustellen. Ich glaube, gerade sie sind das beste Bollwerk gegen den Osten, gegen eine Agrarstruktur mit Kolchose und Farm, wie sie uns zum Teil von Ost, zum Teil von West näherrückt.
    Ich möchte an unseren Herrn Landwirtschaftsminister appellieren, in der Richtung doch einmal eindeutig Stellung zu nehmen.
    Nun eine kurze Stellungnahme zum Außenhandel. Auch darüber ist heute schon einiges gesagt worden. Damit kein falscher Eindruck entsteht: ich bejahe durchaus einen starken Außenhandel. Auch wir wissen, daß sich erst durch einen starken Außenhandel eine allgemeine Wohlstandsteigerung ergibt. Aber im letzten Berichtsjahr — auch das macht der Grüne Bericht deutlich — verlor die Landwirtschaft wieder erheblich an Raum, z. B. bei Eiern und Käse und auch bei Fetten. Es zeigt sich deutlich, daß auch der Verbrauch an Nahrungsmitteln gestiegen ist. Aber es zeigt sich auch — für uns wiederum betrüblich —, daß dieser Mehrverbrauch an Nahrungsmitteln durch gestiegene Einfuhren abgedeckt war.
    Meine Damen und Herren, daß wir keiner Autarkie zustreben — auch ich möchte keine Autarkie —, zeigt z. B. die Steigerung der ernährungswirtschaftlichen Einfuhr 1959 um 14 v. H. Der Bericht der Bundesregierung über die Entwicklung der ernährungswirtschaftlichen Einfuhren zeigt gleichzeitig aber auch, daß die Einfuhrmengen auf allen Gebieten noch erhöht worden sind. Wer also heute schon von Bergen in der Erzeugung spricht, muß zugeben, wenn er diesen Bericht liest, daß diese Berge nicht durch die Eigenerzeugung entstehen können, sondern vor allem das Ergebnis übersteigerter Importe sind.

    (Abg. Kriedemann: Dazu noch die Eigenproduktion immer mehr gehandikapt durch Ihre Politik!)

    — Herr Kriedemann, ich möchte eigentlich nicht auf
    Fragen eingehen. Ich will schnell fertig werden,
    weil ja auch noch andere Kollegen reden wollen.
    Nun weiter zum Außenhandel. Es geht bei dem Streit für uns in der Landwirtschaft eigentlich nur um die letzten Milliarden. Immer wieder wird das Beispiel des überflüssigen Füllweizens gebracht. Dieses Beispiel ist, glaube ich, besonders geeignet, deutlich zu machen, wie man eine Einfuhrpolitik nicht gestalten sollte. Eine übersteigerte Einfuhr von Weichweizen bedeutet für die Landwirtschaft einen Einnahmeausfall. Auf der anderen Seite hat sie eine Erhöhung der Kosten für Vorratshaltung zur Folge, was sich entsprechend im Etat niederschlägt. Diese letzten Milliarden für Einfuhren in der Ernährungswirtschaft sind für die Industrieexporte nicht entscheidend; sie können bei dem überhitzten Arbeitsmarkt im Gegenteil sogar als Konjunkturbremse wirken. Diese letzten Milliarden treffen aber gerade unsere Landwirtschaft preis-

    Logemann
    politisch sehr stark. Ich bin der Auffassung — und ich glaube, daß das Bundesministerium darin mit mir einig ist —, daß wir uns anhaltend bemühen sollten, der im eigenen Land erzeugten Nahrung den Vorrang zu sichern.
    Meine' Damen und Herren, zu dem Thema Subventionen möchte ich nur kurz Stellung nehmen. Die Deutsche Partei hat durch ihre Anfrage den Stein ins Rollen gebracht. Aus der Antwort des Bundesfinanzministeriums ist deutlich geworden, daß sich die Subventionen über die gesamte Volkswirtschaft verteilen. Die deutsche Landwirtschaft — das möchte ich ausdrücklich betonen — will keine Subventionen, sondern verlangt nach kostengerechten Preisen; ihr Verlangen geht auch heute noch in diese Richtung. Aber es sind ihr in der Vergangenheit immer wieder Subventionen als Preisersatz aufgezwungen worden. Meine Auffassung ist die: kostendeckend, so weit wie möglich, Subventionen angesichts der Entwicklung nur so weit wie nötig.
    Allerdings wird ein Abbau der Subventionen besonders dadurch erschwert, daß wir uns immer wieder in einem Wettbewerb mit subventionierten Einfuhren befinden und daß keine Bereitschaft zu Preisverbesserungen als Ersatz für Subventionen vorhanden ist.

    (Abg. Kriedemann: Sie müßten mal welche beantragen, Herr Logemann!)

    Ich möchte nun noch kurz zum Grünen Plan kommen. Ich bedauere sehr, daß unser Minister Schwarz hier schon Positionen aufgegeben hatte, die dann —das möchte auch ich sagen — auf etwas ungewöhnlichem Wege gerettet wurden.

    (Lachen bei der SPD.)

    Ich bin mit Herrn Kriedemann und vielen anderen Mitgliedern des Ernährungsausschusses der Auffassung, daß versucht werden müßte, Positionen, also Mittelansätze, etwa für Altershilfe, Gasöl, Kreditverbilligung in den ordentlichen Etat zurückzuführen.
    Wenn wir uns den Grünen Plan ansehen, müssen wir feststellen, daß aus solchen Maßnahmen kein echter Vorteil gegenüber den Vorjahren erwächst. Die Ansätze für Maßnahmen, die man heute als einkommenverbessernd oder unkostensenkend bezeichnet, sind im Gegenteil um etwa 43 Millionen DM niedriger als im Vorjahr. Die jetzige Preissituation erlaubt keine Kürzung der Mittel für diese einkommenverbessernden Maßnahmen. Auch mit einer gezielteren Verteilung würden wir nicht viel erreichen. Ich denke da gerade an die Milch. Herr Kriedemann, es ist doch nicht so, daß die Kuh in den größeren Betrieben weniger frißt als in den kleinen Betrieben. Also auch hier würde eine Aufschlüsselung zu keinem nennenswerten Erfolg führen.

    (Abg. Kriedemann: Über Butter und Milch im Zusammenhang mit den Subventionen reden wir in diesem Jahr noch einmal, Herr Logemann!)

    — Sehr schön, Herr Kriedemann, ich bin darauf gespannt.
    Besonders wichtig ist es, darauf hinzuwirken, daß die Prämie für Kartoffelstärke und die Unterstützung für Wolle wieder eingeführt werden. Hier haben wir auch ein typisches Beispiel dafür, wie man es nicht machen sollte. Holland hat die Subvention für Kartoffelstärke in den letzten zwei Jahren von 10 Millionen auf 18 Millionen Gulden erhöht. Die Bundesregierung dagegen will sie abbauen.
    Nach Auffassung der DP-Fraktion müssen die Maßnahmen des Strukturprogramms schnellstens verstärkt werden. Wir freuen uns, daß man einem alten Anliegen unserer Partei nachkommt und sich jetzt darum bemüht, größere Mittel für von der Natur benachteiligte Gebiete einzusetzen. Wir halten die Verstärkung der Strukturmaßnahmen dort für vordringlich. Aber die Entscheidungen über diese Fragen der Agrarpolitik werden beim Preis fallen. Wenn man den strukturell gesunden Betrieb unter Preisdruck setzt, muß der gesunde Betrieb krank werden und der strukturell kranke Betrieb wird dann zu einem hoffnungslosen Fall.
    Ich komme zum Schluß. Die agrarpolitische Entwicklung zeigt, daß die Zielsetzung des Landwirtschaftsgesetzes nicht erreicht wurde. Wir sind deshalb in ganz besonderer Sorge, eben weil wir so vorbelastet in die weitere Entwicklung, in die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft hineingehen. Eine Zeit, in der wir in der Landwirtschaft nicht finanzstärker werden, arbeitet nicht für uns. Wir müssen uns im nächsten fahr bemühen, in der Agrarpolitik an den Anfang wieder den § 1 des Landwirtschaftsgesetzes zu stellen. Dazu gehört aber — durch die europäische Entwicklung mit veranlaßt —, daß wir keine Vorleistungen in der EWG erbringen, sondern uns bemühen, bei Ausnutzung aller handelsvertraglichen Möglichkeiten — eingeschlossen Mindestpreise und Ausgleichsabgaben — zu einer Wettbewerbsgleichheit zu kommen. Wie man das macht, zeigt in der EWG zur Zeit Frankreich.

    (Zurufe von der SPD.)

    — Dazu gehört weiter, daß wir uns bemühen, in vergrößertem Maß zu einer Strukturverbesserung zu kommen, um den Nachholbedarf der Landwirtschaft möglichst schnell zu befriedigen.
    Mein letzter Appell an den Herrn Landwirtschaftsminister Schwarz! Machen Sie sich dafür stark: Wir wollen in der Landwirtschaft keine Gefälligkeitspolitik, sondern wünschen Gerechtigkeit gegenüber anderen Partnern unserer Volkswirtschaft.

    (Beifall rechts.)



Rede von Dr. Richard Jaeger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Abgeordnete Bauknecht.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Bernhard Bauknecht


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Angesichts der „überfiillten" Bänke des Hauses

    (lebhafter Beifall)

    wollte ich mir erlauben — —

    (Abg. Schröter [Berlin]: Immer noch starker besetzt als bei der Kulturdebatte!)




    Bauknecht
    — Das ist ein Trost, wenn auch ein schlechter. Das heißt mit anderen Worten, das Hohe Haus hat für die Landwirtschaft noch mehr übrig als für die Kultur,

    (Zuruf von der SPD: Für Agrikultur!)

    — für Agrikultur mehr als für Kultur. Aber wir sind ja solche Dinge gewöhnt. Ob Sie in die Debatte im Weißen Haus in Washington kommen, ob Sie nach Dänemark kommen oder etwa nach Paris, die Dinge sind überall dieselben. Das Volk versteht das manchmal recht schlecht und sagt: Wozu tagt ihr denn?
    Ich wollte das vorangestellt haben, damit nicht ein allzu schlechter Eindruck von diesem Haus entsteht. Aber ich habe ja nicht die Pflicht, auch die Regierungsbank zu verteidigen, obwohl es vielleicht auch dort interessanter wäre, wenn man unseren Ernährungsminister nicht völlig allein gelassen hätte.

    (Beifall. — Abg. Kriedemann: Wo ist z. B. der Bundeskanzler? Er macht doch sonst immer die Agrarpolitik!)

    — Der Bundeskanzler ist in Washington, vielleicht haben Sie das in der Zeitung gelesen.

    (Abg. Kriedemann: Heute nach Washington!)

    — Es war nicht Absicht, daß das so miteinander kollidiert. Das möchte ich doch festgestellt haben.

    (Beifall in der Mitte.)

    Herr Kriedemann, wir wollen uns in keine Debatte einlassen, aber ich glaube, daß die deutsche Landwirtschaft in dem Bundeskanzler einen recht passablen Verteidiger der Agrarpolitik hat. Das können wir doch feststellen.

    (Erneuter Beifall in der Mitte. — Lachen bei der SPD.)

    Sie haben es ja selber in Ihren Ausführungen zum Ausdruck gebracht.

    (Abg. Kriedemann: Sie werden es noch teuer bezahlen müssen!)

    Meine Damen und Herren, Sie werden es verstehen, wenn ich mich angesichts der fortgeschrittenen Zeit auf ein paar kurze Bemerkungen beschränke. Über den Grünen Bericht und seinen Inhalt sind schon eine Reihe von Ausführungen gemacht worden. Lassen Sie mich nur ein paar kurze Anmerkungen bringen.
    Man hat wohl einen Fortschritt erzielt, aber wenn man die Dinge richtig beleuchtet, stellt man fest, daß wir eigentlich nicht vorwärts gekommen sind. Wenn Sie von den Mitteln des Grünen Planes seine Direkthilfen, die verschrienen Subventionen, abzögen, wären wir wieder über das Jahr 1955 hinaus zurückgeworfen. So liegen doch die Dinge: Der Vollohn bei den Familienarbeitskräften betrug bei dem ersten Grünen Bericht im Jahre 1954/55, Herr Frehsee, 83 % des sicherlich bescheidenen Landarbeiterlohns. Heute, nach dem letzten Grünen Bericht, beträgt er nur 80 %, so daß wir also in dieser Hinsicht in keiner Weise vorangekommen sind, obwohl die Zahl der Familienarbeitskräfte in fünf
    Jahren um 20 %, nämlich von 2,5 auf rund 2 Millionen, zurückgegangen ist.
    Eine Fraktion hat den Antrag eingebracht, bei dem Vergleich mit den vergleichbaren Gruppen der gewerblichen Wirtschaft nicht den Jahreslohn, sondern den Stundenlohn zu nehmen.

    (Abg. Frehsee: Das hat auch der Bauernverband gefordert!)

    — Auch der Bauernverband hat das gefordert, Herr Frehsee; das ist durchaus richtig. Ich will Ihnen nur sagen, wieso man zu dieser Auffassung kommen kann. In zunehmendem Maße gehen die Arbeitskräfte in die Industrie. Herr Kriedemann, Sie wünschen das, damit wir zu einer besseren Agrarstruktur kommen.

    (Abg. Kriedemann: Ich wünsche das gar nicht; die tun das von sich aus!)

    Das läßt sich sicherlich nicht aufhalten. Aber die Arbeitskräfte, die auf dem Dorf wohnen, vergleichen schließlich vor allen Dingen die Arbeitszeit. Die Arbeitszeit geht aber in der Industrie in immer stärkerem Maße zurück, während man sie in der Landwirtschaft nicht in dem Maße verringern kann. Dann sagen sich die Leute: Wir arbeiten länger als die anderen, und die anderen bringen mehr nach Hause. Daher kann man es begreiflich finden, daß man zu der Auffassung kommt, der Stundenlohn und nicht der Jahresarbeitslohn solle in den Vordergrund gestellt werden.
    Einer der Vorredner hat gesagt, der moderne Arbeitsplatz in der Landwirtschaft koste etwa das Doppelte wie ein Arbeitsplatz in der Industrie. Dem ist auch so. Ein bäuerlicher Familienbetrieb von 12 ha beispielsweise hat heute, wenn er vollmechanisiert ist, einen Kostenaufwand von 3000 DM je Hektar. Was ist das Ergebnis? Laut Grünem Bericht erbringt der Betrieb einen Produktivwert der Leistung von 8700 DM pro Arbeitskraft. Dieser Tage hat Krupp in Essen seine Zahlen veröffentlicht. Er beschäftigt 107 000 Menschen und hat bei einem Umsatz von 4,37 Milliarden DM errechnet, daß die effektive produktive Leistung eines einzelnen Beschäftigten bei 41 000 DM liegt. Das ist nahezu das Fünffache dessen, was in der Landwirtschaft überhaupt erwirtschaftet werden kann, weil man hier nur den einen Umsatz hat, während die Maschine bekanntlich in der Industrie bei Tag und Nacht läuft.
    Rechnen Sie jetzt noch den doppelten Betrag hinzu, den man je Arbeitskraft für Investitionen einsetzen muß, dann sind Sie bei dem Sechzehnfachen. Das ist der Grund des Landwirtschaftsgesetzes; wegen dieser naturbedingten Nachteile wurde es geschaffen. Aber dafür hat man draußen leider sehr wenig Verständnis.
    Darf ich Ihnen noch einen Vergleich anführen. Ich will Sie nicht mit Zahlen langweilen, ich höre nachher mit Zahlen auf. Wie hat sich die fortschreitende Entwicklung bemerkbar gemacht? Zur Bezahlung von 100 Männerarbeitsstunden mußte man nach dem ersten Grünen Bericht 324 kg Weizen verkaufen, heute 426 kg. Dafür brauchten Sie damals 59 kg



    Bauknecht
    Lebendgewicht bei Schweinen, heute brauchen Sie 75 kg. An Milch brauchten Sie damals 478 kg zur Bezahlung von 100 Männerarbeitsstunden, heute 539 kg.
    Hatte die Landwirtschaft die Möglichkeit, diese Belastung durch eine innere Rationalisierung auszugleichen? Leider nicht, aus den Gegebenheiten, denen sie eben unterworfen ist. Trotzdem sind in dieser Zeit die Löhne gestiegen, sie mußten steigen, was wir ja auch durchaus bejahen.
    Das ist der Grund, warum man nicht allein mit agrarstrukturellen Maßnahmen helfen kann. Entscheidend ist, daß die normalen bäuerlichen Betriebe, die nicht strukturkrank sind, sich selber nicht helfen können im Vergleich mit der gewerblichen Wirtschaft, die andere Chancen hat.
    Daher gibt es kein Industrieland der Erde, das ohne globale Direkthilfen auskommt. Das ist aber keine typische Einrichtung der Bundesrepublik. Ich habe mir die Mühe genommen, einmal zu errechnen, was die Vereinigten Staaten von Amerika an Direkthilfe zahlen, und kam zu genau gleichen Zahlen, nämlich auf rund 63 DM je Hektar. Wir zahlen 61 DM. Das wäre ganz hübsch und interessant, wenn nicht ein ganz großer Pferdefuß dabei wäre. Die Leute in den Vereinigten Staaten wirtschaften auf Betrieben, die eine Durchschnittsgröße von 97 ha haben; bei uns beträgt die Durchschnittsgröße 7 ha. Selbst wenn unsere Landwirtschaft strukturell so gesund wäre, daß man den Weg gehen könnte, die kleinen Betriebe aufzulösen und lauter große Betriebe zu schaffen, wie es sich manche Leute vorstellen, würden wir auf dem Weltmarkt, wie man an dem angeführten Beispiel mit aller Deutlichkeit sieht, nicht konkurrenzfähig sein. Das bitte ich einmal festzuhalten.
    In Frankreich hat man geglaubt, man könne die Landwirtschaftspolitik wieder der allgemeinen Wirtschaftspolitik unterwerfen. Was war der Erfolg dieser Politik? Die Sanierung der französischen Währung und der Aufbau der Wirtschaft vollzogen sich auf dem Rücken der Landwirtschaft. Es kam zu ungeheuren Bauerndemonstrationen, wie sie in diesem Land seit Jahrzehnten nicht mehr aufgetreten waren. Die Regierung mußte daraufhin noch einen Schritt weitergehen, als wir im Landwirtschaftsgesetz gegangen sind. Sie hat praktisch für Weizen, Zuckerrüben, Milch, Rinder- und Schweinefleisch, Weine und Eier eine Art Preisindexparität zugestanden.
    Wie ist es in unserem Nachbarland Holland? Herr Kriedemann, Sie haben gesagt: „Weg von diesen direkten Hilfen!" Das kann man so lange nicht machen, sage ich, als andere nicht bereit sind, das gleiche zu tun.

    (Abg. Kriedemann: Welche Konsequenzen die Holländer aus ihren Fehlern ziehen, das wissen Sie auch! Ich hoffe es jedenfalls!)

    Die Holländer haben im Jahre 1957/58 373 Millionen Gulden für ihre Milchstützung bezahlt. Heute
    noch bezahlen sie an die 500 Millionen Mark. Ich nenne jetzt nur einmal die effektiven Zahlen.

    (Abg. Kriedemann: Sagen Sie doch, was sie jetzt im Augenblick tun!)

    Bei der fünffachen Bevölkerungszahl und bei der sechsfachen Größe des Areals zahlen wir Subventionen in der gleichen Höhe wie die Holländer.

    (Abg. Kriedemann: Dann schreibt Herr Etzel noch diese komischen Artikel in der Zeitung!)

    Unser Nachbarland Schweden hat im letzten .lahr 277 Millionen Kronen für Milchstützung bezahlt.

    (Abg. Kriedemann: Setzen Sie doch mehr durch!)

    Es wird niemand im Hause sein, der uns zumuten will, daß wir ohne Subventionen — etwa in der Form der direkten Hilfen — schnurstracks in den Gemeinsamen Markt hineingehen, während die anderen Länder weiter Subventionen zahlen. Das wäre eine völlige Unmöglichkeit.

    (Abg. Kriedemann: Hoffentlich faßt Ihre Regierung . . .!)