Rede:
ID0310601500

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 6
    1. Das: 1
    2. Wort: 1
    3. hat: 1
    4. der: 1
    5. Abgeordnete: 1
    6. Logemann.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag 106. Sitzung Bonn, den 11. März 1960 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung . . . 5747 A Abg. Theil tritt als Nachfolger des verstorbenen Abg. Wehr in den Bundestag ein 5747 B Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 7. August 1959 mit dem Königreich Norwegen über Leistungen zugunsten norwegischer Staatsangehöriger, die von nationalsozialistischen Verfolgungsmaßnahmen betroffen worden sind (Drucksache 1591); Mündlicher Bericht des Ausschusses für Wiedergutmachung (Drucksache 1674) — Zweite und dritte Beratung —; verbunden mit Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 24. August 1959 mit dem Königreich Dänemark über Leistungen zugunsten dänischer Staatsangehöriger, die von nationalsozialistischen Verfolgungsmaßnahmen betroffen worden sind (Drucksache 1592); Mündlicher Bericht des Ausschusses für Wiedergutmachung (Drucksache 1675) — Zweite und dritte Beratung — Frenzel (SPD) 5747 C Wehner (SPD) 5749 A Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Soldatengesetzes (Drucksache 1424); Erster Schriftlicher Bericht des Verteidigungsausschusses (Drucksache 1651) — Zweite und dritte Beratung — 5749 D Entwurf eines Gesetzes zu dem Zusatzabkommen vom 19. Juni 1959 zum Abkommen vom 26. August 1952 mit der Schweizerischen Eidgenossenschaft über die Regelung der Forderungen der Schweizerischen Eidgenossenschaft gegen das ehemalige Deutsche Reich (Drucksache 1601) — Zweite und dritte Beratung — 5749 D Entwurf eines Gesetzes zur Neuordnung der Sozialversicherungsträger im Saarland (Sozialversicherungs-Organisationsgesetz Saar) (Drucksache 1541); Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Sozialpolitik (Drucksache 1644) — Zweite und dritte Beratung — . . . . . . . . 5750 B Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Beamtenrechtsrahmengesetzes und des Bundesbesoldungsgesetzes (Drucksache 1424); Zweiter Schriftlicher Bericht des Verteidigungsausschusses (Drucksache 1652) — Zweite und dritte Beratung — 5750 C Entwurf eines Gesetzes über den Vertrag vom 11. Mai 1959 mit der Republik Kolumbien über den gegenseitigen Schutz von Werken der Wissenschaft, Literatur und Kunst (Drucksache 1596) — Erste Beratung — 5750 D Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 23. Mai 1957 über den Austausch von Postpaketen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Kuba (Drucksache 1598) — Erste Beratung — 5751 A II Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 106. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. März 1960 Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 1. August 1959 mit dem Königreich Dänemark über Arbeitslosenversicherung (Drucksache 1599) — Erste Beratung — 5751 A Entwurf eines Gesetzes zum Abkommen vom 17. April 1959 mit dem Königreich Schweden zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiete der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen sowie verschiedener anderer Steuern (Drucksache 1606) — Erste Beratung — 5751 B Entwurf eines Gesetzes zum Abkommen vom 16. Juni 1959 mit dem Königreich der Niederlande zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiete der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen sowie verschiedener sonstiger Steuern und zur Regelung anderer Fragen auf steuerlichem Gebiete (Drucksache 1614) Erste Beratung — . . . 5751 B Entwurf eines Gesetzes zum Abkommen vom 18. März 1959 mit der Regierung von Indien zur Vermeidung der Doppelbesteuerung des Einkommens (Drucksache 1615) — Erste Beratung — . . . 5751 C Antrag der Abg. Dr. Wahl, Dr. Harm, Dr. Mende u. Gen. betr. Staatsangehörigkeit der Kinder von Staatenlosen; Mündlicher Bericht des Ausw. Ausschusses (Drucksachen 1178, 1573) Frau Dr. Rehling (CDU/CSU) . . . 5751 C Antrag der Abg. Dr. Harm, Dr. Wahl, Dr. Mende u. Gen. betr. Übereinkommen der Haager Konferenz für Internationales Privatrecht über Unterhaltsverpflichtungen gegenüber Kindern; Schriftlicher Bericht des Ausw. Ausschusses (Drucksachen 1179, 1574, zu 1574) 5752 B Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zur dritten Beratung des von den Abg. Dr. Schmidt (Wuppertal), Ruhnke, Margulies, Dr. Elbrächter u. Gen. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung der Gewerbeordnung und Ergänzung des Bürgerlichen Gesetzbuchs; Mündlicher Bericht des Ausschusses für Gesundheitswesen (Drucksache 1620, Umdruck 416) Dr. Even (Düsseldorf) (CDU/CSU) . 5752 C Ubersicht 11 des Rechtsausschusses über Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht (Drucksache 1618) 5753 A Antrag auf Überweisung des von den Abg. Ritzel, Marx, Schmitt (Vockenhausen), Frau Beyer (Frankfurt), Reitz, Leber u. Gen. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung und Ergänzung des Tierschutzgesetzes (Drucksache 1539) an den Rechtsausschuß (mitberatend) und an den Ausschuß für Inneres (mitberatend) 5753 B Antrag der Abg. Frau Strobl, Seidel (Fürth), Kurlbaum, Höhne, Bazille u. Gen. betr. Autobahnbau SchwabachHeilbronn (Drucksache 1631) . . . . 5753 B Bericht der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 1600, zu 1600); verbunden mit Entwurf eines Gesetzes über eine Betriebszählung in der Land- und Forstwirtschaft (Landwirtschaftszählung 1960) (CDU/ CSU, SPD, FDP, DP) — Erste, zweite und dritte Beratung — Struve (CDU/CSU) 5753 D Wacher (CDU/CSU) 5757 D Kriedemann (SPD) 5760 C Mauk (FDP) 5767 B Logemann (DP) . . . . . . . 5772 C Bauknecht (CDU/CSU) 5776 D Bading (SPD) 5781 C Weber (Georgenau) (FDP) . . . 5784 D Frau Dr. Pannhoff (CDU/CSU) . 5786 D Frehsee (SPD) . . . . . . . 5788 C Schwarz, Bundesminister . . . 5793 C Krüger (Olpe) (CDU/CSU) . . . 5796 D Redaktionelle Berichtigung zur zweiten und dritten Beratung des Entwurfs eines Straßenbaufinanzierungsgesetzes (Drucksachen 1247, 1616, zu 1616) betr. Umdruck 473 5784 C Nächste Sitzung 5798 D Anlagen 5799 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 106. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. März 1960 5747 106. Sitzung Bonn, Freitag, den 11. März 1960 Stenographischer Bericht Beginn: 9.01 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Altmaier 15. 3. Dr. Atzenroth 11. 3. Dr. Baade 30. 4. Baier (Mosbach) 11. 3. Bauer (Wasserburg) 11. 3. Bauereisen 11. 3. Bettgenhäuser 11. 3. Frau Beyer (Frankfurt) 11. 3. Blachstein 11. 3. Brüns 2. 7. Dr. Bucerius 11. 3. Caspers 11. 3. Cillien 9. 4. Corterier 11. 3. Diekmann 12. 3. Dr. Dittrich 11. 3. Döring (Düsseldorf) 11. 3. Dr. Drachsler 11. 3. Dr. Dr. h. c. Dresbach 8. 4. Dr. Eckhardt 11. 3. Frau Eilers (Bielefeld) 13. 3. Eilers (Oldenburg) 11. 3. Engelbrecht-Greve 12. 3. Enk 11. 3. Even (Köln) 1. 4. Faller 12. 3. Felder 13. 3. Finckh 11. 3. Frau Friese-Korn 31. 3. Frau Dr. Gantenberg 31. 3. Geiger (München) 11. 3. Dr. Greve 15. 4. Dr. Gülich 16. 4. Freiherr zu Guttenberg 4. 4. Hauffe 11. 3. Heiland 13. 3. Dr. Graf Henckel 11. 3. Herold 13. 3. Hilbert 11. 3. Dr. Höck (Salzgitter) 12. 3. Höfler 14. 3. Hörauf 13. 3. Illerhaus 11. 3. Jacobi 11. 3. Jahn(Frankfurt) 23. 4. Jahn (Stuttgart) 11. 3. Dr. Jordan 11. 3. Junghans 11. 3. Katzer 11. 3. Keuning 13. 3. Kisters 18. 3. Frau Klemmert 15. 5. Koenen (Lippstadt) 13. 3. Könen (Düsseldorf) 13. 3. Dr. Kopf 11. 3. Dr, Krone 11. 3. Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Lantermann 11. 3. Leukert 11. 3. Lohmar 11. 3. Lulay 31. 3. Maier (Freiburg) 16. 4. Dr. Martin 16. 4. Mattick 11. 3. Frau Dr. Maxsein 11. 3. Dr. Miessner 19. 3. Müller-Hermann 11. 3. Neuburger 11. 3. Frau Niggemeyer 13. 3. Pöhler 15. 3. Ramms 2. 4. Rasner 11. 3. Dr. Ratzel 11. 3. Dr. Reinhard 12. 3. Reitzner 11. 3. Richarts 18. 3. Dr. Ripken 14. 3. Scheel 11. 3. Dr. Schmidt (Gellersen) 11. 3. Schneider (Hamburg) 24. 3. Dr. Schneider (Saarbrücken) 18. 3. Schoettle 11. 3. Dr. Schranz 13. 3. Schröder (Osterode) 13. 3. Schultz 11. 3. Dr. Schwörer 11. 3. Seidl (Dorfen) 14. 3. Seither 8. 4. Seuffert 11. 3. Siebel 12. 3. Simpfendörfer 11. 3. Spitzmüller 11. 3. Dr. Starke 11. 3. Stauch 11. 3. Stenger 11. 3. Storch 15. 3. Storm (Meischenstorf) 11. 3. Frau Strobel 11. 3. Unertl 12. 3. Vehar 12. 3. Wagner 11. 3. Weinkamm 18. 3. Wittmann 14. 3. Zoglmann 11. 3. b) Urlaubsanträge Deringer 18. 3. Jaksch 5. 4. Stahl 18. 3. Anlage 2 Umdruck 492 Antrag der Fraktion der DP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 1600, zu 1600). 5800 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 106. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. März 1960 Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, im Grünen Bericht 1961 beim Lohnvergleich als Vergleichslohn für Gewerbe und Landwirtschaft den Stundenlohn einzusetzen. Bonn, den 9. März 1960 Logemann Schneider (Bremerhaven) und Fraktion Anlage 3 Umdruck 493 Entschließungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU, DP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 1600, zu 1600). Der Bundestag wolle beschließen: Der Bundestag hat die Erklärung der Bundesregierung sowie ihren Bericht über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes zur Kenntnis genommen. Er stimmt den vorgeschlagenen Maßnahmen im Grundsatz mit der Maßgabe zu, daß die Mittel innerhalb der einzelnen Positionen austauschbar sind. Der vorliegende Grüne Bericht weist in Verfolg des vorjährigen Berichts neben einer weiteren leichten Besserung der Gesamtlage der Landwirtschaft innerhalb der verschiedenen Betriebsgruppen und Bodennutzungssysteme erhebliche Unterschiede auf. In von Natur aus benachteiligten Gegenden, vor allem in gebirgigen Lagen, blieben Betriebe mit niedrigen Einheitswerten im Wirtschaftsjahr 1958/59 in ihrer Ertragslage zurück. Unter Berücksichtigung dieser Tatsachen sind die bestehenden Richtlinien entsprechend umzugestalten. In Ergänzung hierzu sind die Mittel, die im Rahmen des gesamten Strukturprogramms zur Verfügung stehen, so einzusetzen, daß auch die Rationalisierung der bäuerlichen Gehöfte unter vorgenannten Verhältnissen zu tragbaren Bedingungen ermöglicht wird. Darüber hinaus wird die Bundesregierung ersucht, unter Berücksichtigung der derzeitigen ungünstigen Marktverhältnisse im Bereich der Veredelungswirtschaft weitere Überlegungen anzustellen, um den in der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung und den in der Übergangszeit zum Gemeinsamen Markt auftretenden Schwierigkeiten mit wirksamen Maßnahmen, wie sie auch in den anderen Ländern zur Anwendung kommen, zu begegnen, damit im Sinne des Landwirtschaftsgesetzes — insbesondere auch seiner Verpflichtung gemäß § 1 — der Ausgleich zwischen Ertrag und Aufwand in den landwirtschaftlichen Betrieben herbeigeführt wird. Bonn, den 10. März 1960 Krone und Fraktion Schneider (Bremerhaven) und Fraktion Anlage 4 Umdruck 494 Antrag der Fraktionen der DP, CDU/CSU zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 1600, zu 1600). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, unter Ausnutzung aller vertraglichen und handelspolitischen Möglichkeiten dahin zu wirken, daß die deutsche Eier- und Geflügelwirtschaft einen höheren Anteil am deutschen Markt erwirbt, damit ein Preis für ihre Erzeugnisse erzielt wird, der die Rentabilität rationell wirtschaftender bäuerlicher Geflügelhaltungen wiederherstellt. Bonn, den 10. März 1960 Logemann Schneider (Bremerhaven) und Fraktion Dr. Krone und Fraktion Anlage 5 Umdruck 495 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 1600, zu 1600) Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Deutschen Bundestag bis zum 15. Mai 1960 zu berichten, inwieweit (Möglichkeit und Höhe) nach dem Artikel 44 des EWG-Vertrages Mindestpreise als Sofortmaßnahmen anzuwenden sind, um der Zielsetzung des Landwirtschaftsgesetzes Rechnung zu tragen. In dem Bericht sind zu berücksichtigen die von den Regierungen anderer Mitgliedstaaten, insbesondere die jüngst von der französischen Regierung getroffenen Maßnahmen und deren Auswirkungen. Bonn, den 10. März 1960 Mauk Weber (Georgenau) Lenz (Trossingen) und Fraktion Anlage 6 Umdruck 496 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 1600, zu 1600). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird aufgefordert, zu untersuchen und dem Deutschen Bundestag spätestens mit dem Bericht für das Wirtschaftsjahr 1959/60 über die Lage der Landwirtschaft zu be- Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 106. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. März 1960 5801 richten, ob und gegebenenfalls wie die Ziele des Landwirtschaftsgesetzes baldmöglichst, jedoch spätestens bis zum Ende der Übergangsphase des EWG-Vertrages, erreicht werden können: 1. a) Im Wege einer Kostensenkung in der gewerblichen Wirtschaft durch Weitergabe der Rationalisierungsgewinne in Form von Preissenkungen. b) Durch eine verantwortungsvolle Ausübung der Tarifhoheit durch die Sozialpartner unter Berücksichtigung der Auswirkungen auf die Preisgestaltung im Agrarsektor. c) Durch Vorlage eines Berichtes über die Höhe der Mittel, die nach Berücksichtigung von a) und b) noch erforderlich sind, um die soziale Lage der in der Landwirtschaft tätigen Menschen an die vergleichbaren Berufsgruppen anzugleichen (§ 1 Satz 2 des Landwirtschaftsgesetzes), und durch Bereitstellung dieser Mittel. 2. Die Bundesregierung wird ferner aufgefordert, bis zu dem genannten Zeitpunkt zu untersuchen und zu berichten, wie sich unter Berücksichtigung der Lage und der Struktur der deutschen Landwirtschaft die Übernahme einer Agrarpolitik auswirken würde, wie sie z. B. in England und auch in anderen Staaten durchgeführt wird, d. h. durch die Schaffung eines den Weltmarktpreisen angepaßten Preisniveaus für landwirtschaftliche Erzeugnisse, mit der Maßgabe, daß die Differenz zwischen diesem Preisniveau und der Aufwands- und Ertragsberechnung (entsprechend der in England und nach dem Landwirtschaftsgesetz vorgeschriebenen Aufwands- und Ertragsberechnung) direkt und annähernd vergütet wird. Bonn, den 10. März 1960 Mauk Weber (Georgenau) Lenz (Trossingen) und Fraktion Anlage 7 Umdruck 497 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 1600, zu 1600). Der Bundestag wolle beschließen: Der von der Bundesregierung vorgelegte Bericht über die Lage der Landwirtschaft — Drucksache 1600 — wird der Bundesregierung zurückgegeben mit dem Ersuchen, ihn durch folgende Punkte zu ergänzen und bis spätestens 15. Mai 1960 erneut vorzulegen: 1. Eine Berechnung des Vergleichslohnes auf der Grundlage des tatsächlichen Stundenarbeitsverdienstes anstelle eines manipulierten Jahresarbeitsverdienstes, wie das bisher geschehen ist. Dabei sind zu berücksichtigen: a) die Überstunden- und Feiertagszuschläge, b) die tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden aller ständig, nichtständig oder nur zeitweise in der Landwirtschaft beschäftigten fremden und familieneigenen Arbeitskräfte einschließlich der Bewertung der Arbeit der Bauersfrau im Betrieb. 2. Eine Bekanntgabe der sich aus der Vergleichsrechnung ergebenden Gesamtdisparitätssumme, unter Berücksichtigung des § 4 Buchstaben a, b und c des Landwirtschaftsgesetzes. 3. Eine Vorausschau für das laufende und kommende Wirtschaftsjahr, welche im Gegensatz zu der im vorliegenden Bericht unterbreiteten Vorausschau die Veränderungen auf dem preis- und lohnpolitischen Gebiet voll berücksichtigt. Bonn, den 10. März 1960 Mauk Weber (Georgenau) Lenz (Trossingen) und Fraktion Anlage 8 Umdruck 498 Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 1600, zu 1600). Der Bundestag wolle beschließen: Der Deutsche Bundestag hat den Bericht über die Lage der Landwirtschaft (Grüner Bericht 1960) zur Kenntnis genommen und mit Befriedigung festgestellt, daß er für einen Teil der landwirtschaftlichen Betriebe eine Verbesserung des Wirtschaftsergebnisses ausweist. Für die Mehrzahl der landwirtschaftlichen Betriebe sind jedoch die im Landwirtschaftsgesetz festgelegten Ziele noch nicht erreicht. Der Deutsche Bundestag weist die Bundesregierung darauf hin, daß nach wie vor in weiten landwirtschaftlichen Bereichen die Struktur der Betriebe und andere das Arbeitsergebnis bestimmende Faktoren unbefriedigend sind. Angesichts der wenigen bis zur Herstellung des Gemeinsamen Marktes noch verfügbaren Jahre hält es der Bundestag für wichtig, daß die zur Verbesserung der Wettbewerbslage der deutschen Landwirtschaft notwendigen Maßnahmen beschleunigt durchgeführt werden. Er erachtet den für die Strukturverbesserung von der Bundesregierung vorgesehenen Betrag für zu gering und ersucht die Bundesregierung, mehr Mittel zur Verfügung zu stellen und insbesondere die Bedingungen für die Hergabe der Bundeszuschüsse so zu gestalten, daß die Agrarstruktur auch dort verbessert wird, wo die schlechte wirtschaftliche Lage der Betriebe Leistungen aus eigener Kraft nicht erlaubt. Der Deutsche Bundestag bedauert, daß unter den gegenwärtigen Verhältnissen in vielen Betrieben ohne Verschulden der Betriebsleiter ein zeitgemäßes 5802 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 106. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. März 1960 Einkommen immer noch nicht erzielt werden kann. Er erkennt deshalb an, daß für eine Übergangszeit — bis die Maßnahmen zur Strukturverbesserung wirksam werden — Einkommenszuschüsse gezahlt werden müssen. Er hält aber das jetzige Verfahren für ungeeignet und bedauert, daß die Bundesregierung trotz wachsender Kritik an den pauschalen Subventionen auch im Grünen Plan 1960 daran f est-halten will. Es erscheint unerträglich, daß nach wie vor auch solche Betriebe subventioniert werden, in denen ausweislich des Grünen 'Berichts der Vergleichslohn voll gedeckt oder sogar überschritten und eine Verzinsung des Kapitals erreicht wird. Demgegenüber erhalten die unter besonders ungünstigen Bedingungen arbeitenden Betriebe aus den einkommensfördernden Maßnahmen nur eine völlig unzulängliche Hilfe. Der Deutsche Bundestag fordert deshalb die Bundesregierung auf, dem Bundestag umgehend Vorschläge für eine bessere Verteilung der verfügbaren Mittel zu machen. Sie muß gewährleisten, daß die Einkommenszuschüsse konzentriert solchen Landwirten zugute kommen, die wegen unzulänglicher wirtschaftlicher Voraussetzungen oder naturbedingter Benachteiligungen ein ausreichendes Einkommen nicht erzielen können. Der Deutsche Bundestag bedauert, daß die Bundesregierung in steigendem Maße dazu übergeht, normale öffentliche Aufgaben als Sonderleistungen im Grünen Plan auszuweisen. Das betrifft z. B. die Aufwendungen für die Versorgung ländlicher Gebiete mit Trinkwasser und Elektrizität, die nicht nur der landwirtschaftlichen Bevölkerung zugute kommt, oder die Mittel für die Flurbereinigung, die in den ordentlichen Haushalt des Ernährungsministers gehören, und die Zuschüsse zur Altershilfe für Landwirte, die in den Sozialhaushalt gehören. Dadurch entsteht in der Öffentlichkeit ein für die Landwirtschaft abträgliches Bild von der Höhe der zu ihren Gunsten gemachten besonderen finanziellen Aufwendungen. Bonn, den 11. März 1960 Ollenhauer und Fraktion
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Richard Jaeger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Das Wort hat der Abgeordnete Mauk.
    Mauk (FDP) Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich habe die Ehre, namens der Fraktion der Freien Demokraten zu dem Bericht
    der Bundesregierung, der uns am 11 Februar dieses Jahres überreicht wurde, zu sprechen. Wir wollen die Arbeit, die mit diesem Bericht geleistet wurde, voll anerkennen, wenn auch noch viele Wünsche — das möchte ich ausdrücklich unterstreichen — offenbleiben. Für die deutsche Landwirtschaft wird mit diesem Bericht wieder einmal die Bilanz offengelegt, leider nicht in Gegenüberstellung mit anderen Zweigen der Wirtschaft, insbesondere nicht mit solchen Zweigen, die wie die Landwirtschaft auf verschiedenste Art staatliche Hilfe bekommen. Ich denke hier besonders an die gewerbliche Urproduktion und an einen großen Teil der Exportindustrie. Es wäre sicher hochinteressant, auch einmal für diese Wirtschaftszweige die Bilanzen offenzulegen, um sie dann mit den Bilanzen der Landwirtschaft vergleichen zu können. Denn jetzt bekommt die Öffentlichkeit immer mehr ein falsches Bild und muß allmählich zu dem Glauben kommen — wenn man die Rede meines Vorredners, des Herrn Kriedemann, hört, muß sie ganz bestimmt zu diesem Glauben kommen —, daß es der Landwirtschaft ausgezeichnet geht und daß es ihr immer noch besser gellen wird.
    Herr Minister Schwarz hat uns bei der Einbringung des Berichts daran erinnert, daß es unser Recht und unsere Pflicht sei, die Maßnahmen der Bundesregierung kritisch zu betrachten. Von dieser Möglichkeit möchte ich heute gern Gebrauch machen; denn ich habe wie in so mancher früheren Debatte über diesen Bericht feststellen müssen, daß meine Kollegen von der CDU, die bisher gesprochen haben, von dieser Möglichkeit der Kritik nur sehr sanft Gebrauch gemacht haben. Herr Kriedemann, auch Sie haben — mit kleinen Abweichungen — die bisherige Agrarpolitik mehr oder weniger unterstützt.

    (Abg. Kriedemann: Danke! Danke!)

    Dem Wunsche des Herrn Ministers, dabei weniger in der Vergangenheit zu rühren, da dies bei ihm doch an die falsche Adresse käme, kann ich leider nicht ganz entsprechen. Der Bericht behandelt nun einmal das schon am 30. Juni des Vorjahres abgelaufene Wirtschaftsjahr 1958/59. Nach dem nunmehr vorliegenden Fünften Bericht ist es meines Erachtens notwendig, auch einmal Rückschau zu halten, um zu prüfen, inwieweit das Ziel des Gesetzes erreicht worden ist und ob das Gesetz überhaupt den ihm zugedachten Zweck erfüllt hat.
    Wir hatten von Herrn Minister Schwarz zwar eine völlig andere Gestaltung des Berichts erwartet, mußten aber einsehen, daß er zu kurz im Amte war, um den Bericht noch völlig umkrempeln zu können. Wir wissen auch, daß er ein sehr schweres Erbe übernehmen mußte.

    (Oh-Rufe in der Mitte.)

    Unsere Kritik gilt deshalb weniger dem jetzigen Minister als der Bundesregierung.
    Bei der Einbringung dieses Berichts sagte Herr Minister Schwarz unter anderem:
    Wir dürfen feststellen, daß das Ziel des Landwirtschaftsgesetzes, die Angleichung der landwirtschaftlichen Einkommen an die Einkommen



    Mauk
    vergleichbarer gewerblicher Berufe zwar noch nicht erreicht ist, wir diesem Ziel aber schon ein Stück nähergekommen sind.

    (Abg. Frau Dr. h. c. Weber [Essen] : Na also! — Heiterkeit.)

    — Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Frau Kollegin, entschuldigen Sie und entschuldigen auch Sie, Herr Minister, aber wir können einfach nicht recht glauben, daß Sie selber von der Richtigkeit dieser Feststellung völlig überzeugt sind.

    (Sehr richtig! bei der FDP.)

    Wir glauben, daß diese Feststellung mehr eine Verbeugung gegenüber Ihrem Vorgänger, unserem jetzigen Herrn Bundespräsidenten, war, wie dies ja auch aus Ihrem nachfolgenden Satz ersichtlich ist. Sie dürfen uns glauben, wir würden uns mit Ihnen freuen, wenn wir ebenfalls feststellen könnten, daß wir dem Ziel nähergekommen sind. Meine Freunde und ich sind aber auf Grund der vorgelegten fünf Berichte zu der gegenteiligen Auffassung gekommen, daß wir nämlich dem Ziel — der Angleichung der landwirtschaftlichen Einkommen an die Einkommen vergleichbarer Berufsgruppen — kaum einen Schritt nähergekommen sind. Wenn wir die Gegenwart vergleichen mit dem Jahr 1952, in dem der Herr Bundeskanzler den in Rhöndorf versammelten Bauern sein berühmt gewordenes Versprechen gab, und mit dem Jahr 1955, in dem das Landwirtschaftsgesetz verabschiedet wurde, dann, meine sehr verehrten Damen und Herren, sieht leider alles ganz
    anders aus.
    Wer die gegenwärtigen landwirtschaftlichen Erzeugerpreise, besonders für die Veredelungsprodukte, mit den damaligen Preisen vergleicht und die Betriebsmittelkosten und Löhne berücksichtigt, muß leider feststellen, daß sich der Abstand zwischen der Landwirtschaft und anderen Wirtschaftszweigen nicht verringert hat und wir deshalb von dem Ziel des Landwirtschaftsgesetzes heute noch genauso weit wie damals, wenn nicht sogar noch weiter entfernt sind.
    Aus den Indexzahlen auf Seite 115 des Grünen Berichts kann man leicht errechnen — allerdings ist es doch nicht ganz so deutlich gemacht; man muß schon den Rechenstift nehmen —, daß gegenüber dem Jahr 1955, also dem Jahr, in dem wir in diesem Hause das Gesetz verabschiedet haben, die Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse um 5,8 %, die Einkaufspreise der landwirtschaftlichen Betriebsmittel dagegen um 9,8 % und die landwirtschaftlichen Löhne sogar um 25,7 % gestiegen sind.
    Noch viel plastischer, meine Damen und Herren, wird die Gegenüberstellung, wenn uns erst einmal die Zahlen für das Jahr 1960 vorliegen. Wir können schon heute feststellen, daß die landwirtschaftlichen Erzeugerpreise niedriger liegen als im Vorjahr, während die Löhne und die Betriebsmittelpreise laufend weiter gestiegen sind. Angesichts der gekündigten Tarifverträge, Herr Kriedemann, werden sie mit Sicherheit weiter steigen.
    Wenn man heute solche Vergleiche anstellt, kann man immer besser verstehen, warum bei der Beratung des Landwirtschaftsgesetzes im Jahre 1955 von dem damaligen Bundesernährungsminister und von den meisten von Ihnen, meine sehr verehrten Kollegen von der CDU/CSU-Fraktion, sowie auch von Ihnen, Herr Kollege Kriedemann, und Ihren Fraktionskollegen der Paritätsgesetzentwurf der Freien Demokraten, der den Indexvergleich vorsah, einträchtig abgelehnt worden ist.

    (Abg. Kriedemann: Gott sei Dank, daß wir darauf nicht hereingefallen sind!)

    Wenn wir diesen Vergleich zugrunde legten, dann könnten wir tatsächlich jeden Tag die Lage der Landwirtschaft feststellen und nicht immer erst ein oder eineinhalb Jahre später.

    (Beifall bei der FDP. — Abg. Kriedemann: Dann beantragen Sie es doch noch einmal!)

    Schon damals wie auch heute, aber in den letzten Jahren ganz besonders, mußten wir Freien Demokraten einen Zweifrontenkampf führen. Sie wissen, Herr Kriedemann, warum.

    (Ahg. Kriedemann: Ich weiß, ich weiß! — Heiterkeit.)

    Zum Teil auch deshalb, weil bäuerliche Abgeordnete, auch einige Bauernverbandspräsidenten, oft im Gegensatz zu dem, was sie draußen ihren Bauern sagten, bei den allein entscheidenden Abstimmungen in diesem Hause, sowohl in den Ausschüssen als auch im Plenum, sich häufig ihrem Arbeitskreisoder Fraktionsbeschluß gebeugt haben. Ich muß dies einmal sagen.

    (Abg. Bauknecht: Wo denn?)

    — Oh, Herr Bauknecht, ich könnte viele Beispiele anführen.

    (Abg. Dr. Dollinger: Aus Ihrer Partei!)

    Erlassen Sie mir das. — Ich spreche jetzt von Bauernabgeordneten.

    (Abg. Kriedemann: Da hat er recht!)

    Sünder haben wir allenthalben; aber ich habe jetzt von den Kollegen gesprochen. Sie dürfen mir glauben, daß es für einen Abgeordneten — und ich bitte jeden von Ihnen, sich einmal in meine Lage zu versetzen — nicht gerade schön ist, wenn er im Ausschuß einen Antrag einbringt, von dem er überzeugt ist, daß er ausgezeichnet ist, wenn ihm dann von seinen bäuerlichen Kollegen der Regierungsfraktion sogar noch bestätigt wird, dieser Antrag sei ausgezeichnet und besser als alles andere, und wenn er dann von diesen Kollegen bei der entscheidenden Abstimmung doch im Stich gelassen und die Regierungsvorlage angenommen wird. Das haben wir in den letzten drei, vier Jahren dutzendmal erleben müssen.

    (Widerspruch bei der CDU/CSU.)

    — Ich könnte einige Beispiele und Namen nennen. Bitte, ersparen Sie mir das.
    Aus der Vorschau, die dem Grünen Bericht angeschlossen ist, ist zu ersehen, daß sich der Einnahmeüberschuß im laufenden Wirtschaftsjahr um zirka 300 Millionen DM verringern wird. Wir haben kürzlich in einer Verlautbarung des Bauernverban-



    Mauk
    des lesen können und haben inzwischen auf Grund der Preisbeobachtungen der letzten Monate selbst errechnet, daß sich diese Summe auf mindestens 500 Millionen DM, voraussichtlich also auf über eine halbe Milliarde DM, erhöhen wird.
    Man mag vielleicht da und dort der Meinung sein: Was spielt schon eine halbe Milliarde für eine Rolle, wenn der Gesamtdisparitätsbetrag sowieso viele Milliarden ausmacht? Wir sind demgegenüber der Meinung, daß sie eine Rolle spielt. Wir legen jedenfalls großen Wert auf die Feststellung, daß sich die Disparitätssumme, die ich heute nicht ausrechnen möchte — ich hoffe, daß die Bundesregierung es nachholt —, im laufenden Wirtschaftsjahr um eine weitere halbe Milliarde erhöht hat.
    Wir müssen uns deshalb über den Optimismus, den man nach außen hin dokumentiert, und über das, was man der Öffentlichkeit über die Lage der Landwirtschaft mitteilt, wundern; denn diese Erhöhung der Disparitätssumme kannte die Bundesregierung ja schon, als der Grüne Plan eingebracht wurde. Wundern müssen wir uns auch deshalb, weil die Entwicklung für die Landwirtschaft allmählich eine unerträgliche Lage bringt. Wir wundern uns nicht über die große Unruhe der Bauern. Nicht nur in Frankreich, auch bei uns sind schon Stimmen laut geworden, ob nicht auch die Bauern das Recht haben, endlich einmal öffentlich zu dokumentieren, in welcher Lage sie sich befinden.

    (Abg. Kriedemann: Marsch auf Bonn?)

    Am meisten aber müssen wir uns über die Agrarpolitiker in Ihrer Fraktion wundern, meine Kollegen von der CDU/CSU. In der letzten oder vorletzten Nummer Ihres Agrarbriefes steht als Balkenüberschrift auf der ersten Seite: „Der Auftrag des Landwirtschaftsgesetzes wird erfüllt." Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich muß mich fragen, und meine Kollegen haben mich gefragt: Wie lange lassen sich eigentlich die Landwirte der CDU noch solche Dinge gefallen?
    Namens meiner Fraktion habe ich hier zu erklären, daß wir nicht mehr länger gewillt sind, Berichte hinzunehmen, die nicht die tatsächliche Lage der Landwirtschaft offenlegen und nur dazu dienen, die bisher total falsche Agrarpolitik der Bundesregierung gegenüber den eigenen Bauern und gegenüber der Öffentlichkeit zu rechtfertigen.

    (Beifall bei der FDP.)

    Berichte, in denen fortgesetzt einseitig die Ertragssteigerung der Landwirtschaft ohne Gegenüberstellung mit der Einkommenssteigerung in anderen Wirtschaftszweigen dargestellt wird, wobei noch Milliardenbeträge als Subventionen ausgewiesen werden, die — da bin ich mit Ihnen einig, Herr Kriedemann — nicht in den Grünen Plan, sondern allein in den ordentlichen Haushalt gehören, führen zu einer Täuschung der Öffentlichkeit anstatt zu ihrer Aufklärung.

    (Sehr wahr! bei der FDP.)

    Solche Berichte müssen zwangsläufig bei der übrigen Bevölkerung den Eindruck erwecken, daß es der
    Landwirtschaft dauernd besser geht und daß sie
    trotzdem unersättlich ist und nie genug bekommen kann. Solche Berichte bringen die Gefahr mit sich, daß zwischen der Landbevölkerung und der übrigen Bevölkerung eine Kluft aufgerissen wird.
    Entscheidend für die Beurteilung der Lage der Landwirtschaft durch die Öffentlichkeit ist allein der Vergleich mit anderen Berufsgruppen und die Frage, ob der Lohnabstand zu den anderen Berufsgruppen sich verringert oder vergrößert hat. Berichte ohne eine Berechnung des Vergleichslohnes auf der Grundlage des Stundenarbeitsverdienstes und ohne Bekanntgabe der sich aus der Vergleichslohnrechnung ergebenden Gesamtdisparitätssumme führen ausschließlich — das möchte ich hier ausdrücklich unterstreichen — zu einer Diffamierung der Landwirtschaft und werden zu einer Farce.
    Wir haben deshalb zur heutigen Beratung des Berichtes einige Entschließungsanträge eingebracht, die Ihnen, meine Damen und Herren, vorliegen. Der Antrag Umdruck 497 soll insbesondere Herrn Bundesminister Schwarz Gelegenheit geben, den Bericht umzugestalten und zu ergänzen.
    Bei der Begründung der Anträge will ich mir versagen, auf einzelne Tabellen und Zahlen des Berichtes einzugehen, obwohl manches gerade dazu reizen würde. Beim Vergleich zwischen dem Statistischen Jahrbuch und dem Bericht muß man jedoch feststellen, daß manches „bereinigt" worden ist.
    Besonders bei den familieneigenen Arbeitskräften bekommt man den Eindruck, daß erstens die Leistung und die Arbeitskraft der Bäuerin für den Betrieb noch immer nicht gewürdigt wird und daß zweitens die angenommenen Arbeitsstunden insbesondere der nichtständigen Familienarbeitskräfte nicht den tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden entsprechen können. Auch sonst hat man einige Rechenkunststücke angewendet, um die Lage rosig darstellen zu können. So kann man z. B. auf Seite 23 des Berichtes lesen, daß der Lohnabstand sich verringert hat. Das stimmt sogar; aber nur dann, wenn man die Prozentrechnung anschaut, die herausgestellt ist. Wenn man die Pfennigrechnung aufmacht, stellt man fest, daß sich der Lohnabstand sogar vergrößert hat.
    Ein völlig falsches Bild entsteht auch dadurch, daß anstatt eines Stundenlohnvergleiches ein manipulierter Jahreslohnvergleich angestellt wird. Es bleibt bei dem Lohnvergleich völlig unberücksichtigt, daß auch die landwirtschaftliche Arbeit infolge der fortschreitenden Technisierung zu einer Fach- und Spezialarbeit geworden ist. Ferner wird nicht erwähnt, daß in keinem anderen Wirtschaftszweig außer der Landwirtschaft die Sonntagsarbeit ohne Zuschlag verrichtet wird, es sei denn bei Dienstleistungsberufen, deren Angehörige dafür an anderen Wochentagen einen freien Tag bekommen.
    Es bleiben noch eine Reihe anderer Tatsachen hei dem Lohnvergleich unberücksichtigt Darauf wurde von anderen Rednern schon hingewiesen; ich möchte es jedoch noch einmal wiederholen. In der Landwirtschaft muß heute durchschnittlich je Arbeitskraft mehr als doppelt soviel Anlagekapital eingesetzt werden wie im industriellen Bereich. Die



    Mauk
    Arbeitsproduktivität ist im Durchschnitt seit 1950 in der Landwirtschaft etwa doppelt so stark gestiegen wie in der übrigen Wirtschaft. Deshalb wird wohl niemand bestreiten können, daß auch dem landwirtschaftlichen Arbeiter ein angemessener Lohn zusteht.
    Das Märchen von der Rückständigkeit der Landwirtschaft und von ihrer eigenen Schuld an ihrer Lage entspricht nicht den Tatsachen. Es handelt sich in der Tat um ein Märchen. Die Landwirtschaft hat technisiert, und sie wird und muß weiter technisieren, obwohl sie die dazu notwendigen Investitionen — wie der Bericht deutlich zeigt — nicht auf Grund von Betriebsüberschüssen, wie dies weitestgehend bei der Industrie der Fall ist, sondern allein durch weitere Verschuldung und durch Verzicht der Familienarbeitskräfte, Herr Kriedemann, auf den angemessenen Lohn vornehmen konnte. Wo bleibt da die Rentabilität?
    Wenn wir heute nach dem fünften Grünen Bericht Rückschau halten und untersuchen, ob das Landwirtschaftsgesetz seinen Zweck erfüllt hat, müssen wir leider feststellen, daß die in das Gesetz gesetzten Hoffnungen nicht erfüllt wurden. Wie ich schon ausgeführt habe, hat sich der Abstand weiter vergrößert. Wir wollen anerkennen, daß wir in der Strukturverbesserung — und die halten wir für genauso notwendig wie jeder andere — einen Schritt weitergekommen sind. Aber auch hier stehen wir erst am Anfang. In den Realteilungsgebieten meiner Heimat wird es noch Jahrzehnte dauern, bis alles bereinigt sein wird. Wir Freien Demokraten sind deshalb der Auffassung, daß auch auf diesem Gebiet noch wesentlich mehr getan werden muß, und bedauern nur, daß der von uns eingebrachte Entwurf für ein landwirtschaftliches Investitionsprogramm noch nicht behandelt worden ist.
    Bei einer Bewertung dessen, was zur Beseitigung der Disparität in diesen fünf Jahren getan wurde, müssen wir leider das Prädikat „völlig ungenügend" ausstellen. Anstatt eine Operation durchzuführen, wie sie notwendig gewesen wäre, hat man mit einigen Subventionen und Subventiönchen, mit einer Art Heftpflasterpolitik Wunden zugeklebt, anstatt sie zu heilen. Wir können bei der Untersuchung nicht feststellen, daß die Bundesregierung dem Gesetzesauftrag des § 1 des Landwirtschaftsgesetzes irgendwo ernstlich entsprochen hat. In diesem § 1 heißt es unter anderem:
    . . . ist die Landwirtschaft mit den Mitteln der allgemeinen Wirtschafts- und Agrarpolitik, insbesondere der Handels-, Steuer-, Kredit- und Preispolitik in den Stand zu setzen, . . .
    — und dann weiter —. . . ihre Nachteile gegenüber anderen Wirtschaftsbereichen auszugleichen.
    Es heißt in diesem Paragraphen weiter:
    Damit soll gleichzeitig die soziale Lage der in der Landwirtschaft tätigen Menschen an die vergleichbarer Berufsgruppen angeglichen werden.
    Wir bitten die Bundesregierung, uns einmal offen-zulegen, wo und wie oft z. B. die Handels- und Preispolitik ernstlich zur Erreichung dieser Ziele angewandt worden ist. Wir müssen weiter fragen: wo und wie oft hat man gegen diesen eindeutigen Gesetzesbefehl gesündigt und verstoßen?
    Wir müssen leider nochmals daran erinnern, was auf diesen Gebieten in den vergangenen Jahren wirklich geschehen ist:
    Erstens. Die Preise der politisch preisgebundenen Agrarprodukte sind seit 1955 praktisch auf der gleichen Höhe geblieben — es gab nur unbedeutende Veränderungen —, obwohl sich in der Zwischenzeit die Betriebsmittelpreise, wie ich vorhin ausführte, um rund 10 % und die Löhne um rund 25 % erhöht haben.
    Zweitens. So oft, Herr Kriedemann, bei den nicht preisgebundenen Erzeugnissen auch nur ein bescheidener Schritt zur Angleichung möglich gewesen wäre, wurden sofort Maßnahmen ergriffen, um diese Angleichung wieder zu verhindern.

    (Zuruf: Leider!)

    Ich erinnere an die zusätzlichen Ausschreibungen, ich erinnere an die Kontingentserhöhungen, ich erinnere an die weiteren Liberalisierungen, an die Zollsenkungen, an die völlige Aufhebung von Zöllen usw.

    (Beifall bei der FDP. — Abg. Bading: Ist Herr Kriedemann verantwortlich für die Handelspolitik der Bundesregierung?)

    Einmal kamen die Anträge von dieser Partei, zum anderen Mal kamen sie von der Bundesregierung selbst.

    (Zuruf von der SPD.)

    — Verantwortlich mache ich Herrn Kriedemann nicht, sondern allein die Bundesregierung und die Regierungsmehrheit.

    (Zuruf von der SDP: Aha! — Zuruf von der CDU/CSU: Das war ja auch geistvoll!)

    Das ist klar. Wer trägt die Verantwortung für diese Dinge? Sie brauchen es ja nicht mitzumachen, wenn er einen Antrag stellt.

    (Abg. Kriedemann: „verführen lassen" müssen Sie sagen!)

    — Oder „verführen lassen".
    Meine Damen und Herren, wenn ich all diese Dinge betrachte, komme ich leider zu der Feststellung, daß das, was in den vergangenen Jahren geschehen ist, eindeutig gegen die Bestimmung des Landwirtschaftsgesetzes verstoßen hat.
    Die Kollegen, die damals schon hier waren und im Ernährungsausschuß mitgearbeitet haben, erinnern sich: wir Freien Demokraten haben dem Gesetz seinerzeit nur mit allerschwersten Bedenken zugestimmt, weil es lange nicht das geworden ist, was wir uns unter einem landwirtschaftlichen Paritätsgesetz vorgestellt haben. Bei der Debatte habe ich seinerzeit dem Deutschen Bundestag und dem Bundesernährungsminister meine Befürchtungen und Bedenken zum Ausdruck gebracht, dann aber



    Mauk
    der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß auch mit diesem mit Mängeln behafteten Gesetz bei richtiger Anwendung die Beseitigung der Disparität erreicht werden könne. An der richtigen Handhabung, nicht an dem Gesetz, hat es bisher gefehlt. Leider müssen wir feststellen, daß auch ein besseres Gesetz den Zweck nicht erfüllt hätte, solange die Bundesregierung nicht einmal gewillt ist, die Bestimmungen dieses Gesetzes zu erfüllen.
    Weil es, wie bisher so auch für die Zukunft, unser größtes Anliegen ist, den Notstand der deutschen Landwirtschaft so schnell wie möglich zu beseitigen, wollen wir uns heute, wie auch schon immer bisher, nicht in der Kritik erschöpfen, sondern uns erlauben,. weitere Verbesserungsvorschläge zu unterbreiten. Es wird wohl nicht nötig sein, auf unsere früheren Anträge und Gesetzentwürfe in diesem Zusammenhang einzugehen. Ich appelliere nur an den Vorsitzenden des Ernährungsausschusses, einige noch in den Schubladen liegende Anträge nunmehr baldigst zu behandeln. Ganz besonders möchte ich an unseren Entwurf für ein Investitionsprogramm und an den Entwurf betreffend die landwirtschaftliche Selbsthilfe erinnern, die beide noch unerledigt liegen.
    Auch die heute eingebrachten Entschließungsanträge dienen keinem anderen Zweck als der Beseitigung der Notlage der deutschen Landwirtschaft. Den Antrag auf Umdruck 495, der die Anwendung von Mindestpreisen nach Art. 44 des EWG-Vertrages betrifft, wird mein Kollege Weber noch begründen. Er wird auch zu dem Antrag auf Umdruck 499 Stellung nehmen, nach welchem die Bundesregierung aufgefordert werden soll, einmal Überlegungen über neue Wege der Agrarpolitik anzustellen, falls man mit der bisherigen Methode nicht weiterkommt.
    Auch wir als Oppositionspartei sind, das möchte ich ausdrücklich sagen, der Auffassung, daß wir uns alle gemeinsam anstrengen müssen, den Notstand der deutschen Landwirtschaft so schnell wie nur möglich zu beseitigen, weil in dem Notstand eines großen Zweiges der Volkswirtschaft eine Gefahr für die gesamte Volkswirtschaft liegt. Aus diesem Grunde haben wir, wie ich schon sagte, unsere Anträge eingebracht.
    Anschließend möchte ich mir erlauben, noch einige weitere Vorschläge für die künftige Gestaltung des Grünen Berichts zu unterbreiten. Wir sind, Herr Minister Schwarz, bereit, Ihnen, soweit es uns möglich ist, bei der künftigen Gestaltung der deutschen Agrarpolitik behilflich zu sein.
    Wenn ich in meiner Kritik an der bisherigen Agrarpolitik sowohl gegenüber der Bundesregierung als auch gegenüber meinen CDU-Kollegen zeitweise etwas scharf ins Zeug ging, so sollte auch dies dem gemeinsamen Ziel dienen.

    (Abg. Kriedemann: Und uns gegenüber, Herr Mauk! — Heiterkeit.)

    — Nicht viel weniger!
    Einen Grünen Bericht — und darüber haben wir heute zu beraten — stellen wir Freien Demokraten
    uns für die Zukunft allerdings etwas anders vor als die fünf Berichte, die bisher erstattet worden sind. Wir sind der Meinung, daß ein solcher Bericht die Aufgabe hat, die Öffentlichkeit über die wirkliche Lage der deutschen Landwirtschaft selbst dann aufzuklären, wenn man dabei Versäumnisse eingestehen müßte. Der Grüne Bericht sollte in Zukunft so abgefaßt sein, daß er bei der übrigen Bevölkerung Verständnis für Maßnahmen erweckt, die zur Erhaltung der deutschen Landwirtschaft — sei es auf dem Gebiete der Handels- und der Preispolitik, sei es auf dem Gebiet eventuell notwendig werdender Subventionen — erforderlich sind. Namens meiner Fraktion möchte ich deshalb bitten, Herr Minister Schwarz, die in unseren Anträgen gegebenen Anregungen in diesem Sinne zu beachten und bei den künftigen Berichten zu berücksichtigen.
    Vielleicht darf ich in diesem Zusammenhang noch auf einige Punkte hinweisen, die zwar nicht in Anträgen ihren Niederschlag gefunden haben, die mir aber nicht weniger wichtig erscheinen.

    (Abg. Kriedemann: Sagen Sie alles, was Sie wissen, Herr Mauk!)

    — Ich muß es ja schließlich! Sie machen es ja auch so Herr Kriedemann.
    Wir müssen Verständnis für die im Interesse der deutschen Landwirtschaft notwendigen Maßnahmen erwecken. Das geht jetzt gerade Ihre Freunde an, Herr Kriedemann. Hier dürfte es die deutsche Öffentlichkeit und insbesondere den deutschen Verbraucher interessieren, was in anderen Industriestaaten — ich will jetzt keine Einzelheiten anführen; dafür gibt es zahlreiche Beweise — für die Erhaltung der Produktionskraft der Landwirtschaft getan wird. Ich glaube, es wäre für die deutsche Öffentlichkeit sehr interessant, einmal zu hören, was die Schweiz tut, was England tut, was Holland tut, was die USA und viele andere Staaten tun.
    Des weiteren erscheint es mir wichtig, in künftigen Berichten auch eine Betrachtung darüber anzustellen — das möchte ich besonders unterstreichen —, welche voraussichtlichen Auswirkungen der Vertrag über die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft für die deutsche Landwirtschaft bringen wird und welche Folgerungen die Bundesregierung daraus zu ziehen gedenkt.
    Genauso wichtig erscheint mir eine Darstellung der bisherigen und voraussichtlich zukünftigen Entwicklung des Weltmarktes an Nahrungsgütern. Die Arbeiten der FAO, des Welternährungsamtes, bieten dafür hochinteressantes Material. Für die deutsche Öffentlichkeit ist es aber sicher wichtig zu erfahren, daß der Weltnahrungsmittelbedarf zur Zeit in einem Ausmaß ansteigt, wie man dies bisher nicht für möglich gehalten hätte. Ich glaube nicht, daß man angesichts dieser Tatsache — auch Herr Kriedemann hat sie vorhin kurz gestreift — Angst vor einer eventuellen Überproduktion bei uns in der Bundesrepublik oder gar in Europa haben sollte. Jede Menge der erzeugten Lebensmittel kann abgesetzt werden, solange zwei Drittel der Menschheit sich noch nicht satt essen können.

    (Sehr gut! bei der FDP.)




    Mauk
    Mit dem sozialen Anstieg der bisher unterentwickelten Länder steigt deren Mengenbedarf an Nahrungsgütern täglich. Mit dem weiteren sozialen Anstieg steigen auch die Qualitätsansprüche. Wir haben das auch nach dem Kriege erlebt. In der übrigen Welt geht seit einem Jahrzehnt eine Entwicklung vor sich, die im alten Europa mehr als ein halbes Jahrhundert in Anspruch genommen hat. Die Aufnahme solcher Berichte würde bei der übrigen Bevölkerung gewiß manches Verständnis für notwendige Maßnahmen zugunsten der eigenen Landwirtschaft mit sich bringen.
    Zum Schluß muß ich noch ganz kurz auf die Ursachen der Disparität zu sprechen kommen. Nach den klassischen Regeln der Marktpolitik müßten bei Steigen der Produktion und bei Sinken der Produktionskosten zwangsläufig die Preise zurückgehen. Leider haben wir, insbesondere nach dem Kriege, in der Bundesrepublik mit wenigen Ausnahmen genau das Gegenteil erlebt.

    (Zuruf des Abg. Kriedemann.)

    Es ist nicht zuviel gesagt, meine sehr verehrten Damen und Herren, wenn ich ausspreche, daß die deutsche Landwirtschaft den Paritätsabstand, der nach der Währungsreform bestand — ich wiederhole: nach der Währungsreform bestand —, in den letzten zehn Jahren durch eigene Produktionssteigerungen nahezu aufgefangen hätte, wenn nicht immer und immer wieder die Preise und die Löhne davongelaufen wären und man die landwirtschaftlichen Erzeugerpreise niedrig gehalten hätte. Wäre dies nicht der Fall gewesen, brauchten wir uns heute kaum noch über dieses Thema zu unterhalten, und sowohl ein Grüner Bericht als auch ein Grüner Plan wären überflüssig geworden.
    Man spricht so viel von der Kaufkrafteinbuße unserer Währung. Ich muß eindeutig feststellen, daß die Landwirtschaft hieran keinerlei Schuld trifft, zumal sie, wenn man die Dinge betrachtet, bald noch die einzige Bevölkerungsschicht ist, welche als leuchtendes Beispiel ihren Beitrag zur Kaufkrafterhaltung geleistet hat. Es wäre nur zu wünschen daß andere Wirtschaftszweige diesem Beispiel nacheifern.
    In diesem Zusammenhang und zum Schluß meiner Rede wende ich mich besonders an die Presse. Die Presse ist wichtig und entscheidend für die Aufklärung der Öffentlichkeit. Sie hilft mit bei der Meinungsbildung. Mancher Bericht, der bisher über die Lage der Landwirtschaft hinausging, zeigte nur die Ertragssteigerung, zeigte nur die Milliardenbeträge, zeigte nicht die andere Seite und erweckte ein falsches Bild. Ich möchte aber auch anerkennen, daß nach dem letzten Grünen Bericht immerhin schon einige große Tageszeitungen die Einnahmeverringerung von 300 Millionen DM in diesem Jahr deutlich herausgestellt haben. Einige Zeitungen haben sogar noch darauf hingewiesen, daß sich der Einnahmeüberschuß im laufenden Wirtschaftsjahr weiter erheblich verringern wird, verringern muß, wenn die Lohn- und Preisspirale weiter angekurbelt würde.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, gestatten Sie mir zum Schluß noch einige wenige Sätze, die eigentlich jedem von uns ins Bewußtsein gehen müßten. Nur eine gesunde Landwirtschaft kann als Käufer auf dem Binnenmarkt eine Rolle spielen. Der Binnenmarkt müßte genauso gepflegt werden wie der Export. Nur eine gesunde, leistungsfähige Landwirtschaft ist in der Lage, ein Mindestmaß des wichtigsten Gutes eines Volkes, der Nahrung, zu liefern. Völker ohne eine einigermaßen gesicherte eigene Nahrungsgrundlage kommen in Kriegs- und Notzeiten leicht in Gefahr. Noch immer haben wir keinen Friedensvertrag, und noch immer ist die Welt nicht ruhig geworden.
    Eine gute Agrarpolitik dient auch der Erhaltung einer breiten Schicht selbständig wirtschaftender, selbstverantwortlicher, unabhängiger Menschen als Träger einer demokratischen Grundordnung.

    (Beifall bei der FDP und Abgeordneten der Mitte.)



Rede von Dr. Richard Jaeger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Abgeordnete Logemann.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Fritz Logemann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich darf für die Fraktion der Deutschen Partei zum Grünen Bericht, zum Grünen Plan und zur allgemeinen agrarpolitischen Entwicklung Stellung nehmen. Dabei möchte ich ganz bewußt auch die allgemeine Agrarpolitik mit behandeln. Ich werde mich bemühen, dabei. möglichst kurz immer wieder die Stellungnahme aus dem Grünen Bericht und aus dem Grünen Plan mit heranzuziehen. Ich weiß, daß wir heute morgen unter Zeitdruck stehen, und bedauere sehr — ich will das noch vorweg sagen —, daß wir gezwungen sind, an einem Freitagvormittag hier eine so große Debatte zu führen.

    (Sehr richtig! in der Mitte.)

    Nun zur allgemeinen Agrarpolitik. Ich bin der Auffassung, daß die Agrarpolitik bis zum Herbst 1959, was die Preise angeht, relativ gut gelaufen ist, einzelne Erzeugnisse vielleicht ausgenommen, deren Preise zurückgeblieben waren. Aber immerhin hatte man damals, bis zum Herbst 1959, in der Landwirtschaft den Eindruck, daß versucht wurde, preispolitisch mit der allgemeinen Einkommensentwicklung Schritt zu halten.
    Es ist so gewesen, daß die damaligen Preisverbesserungen der Landwirtschaft höhere Einnahmen gebracht haben, ohne daß auf der anderen Seite Verbraucherärger entstanden wäre. Es war damals zu einer weitgehenden Beruhigung — auch darauf möchte ich hinweisen — auf beiden Seiten gekommen.
    Dann, meine Damen und Herren, kam die Dürre. Sie kennen die Entwicklung: Preisanstieg bei einzelnen Erzeugnissen wie Kartoffeln und Butter. Diese Preise wurden zu politischen Preisen gemacht. Ich will nicht wieder auf die Preisdebatte eingehen, die wir darüber im Dezember geführt haben. Es kam aber die Zollaussetzung und weiter die Steigerung der Einfuhren hinzu. Damit wurde im Endergebnis ein starker Rückgang der landwirtschaftlichen Erzeugerpreise, besonders bei Butter und bei Schweinen, bewirkt, und — ich darf das in die-



    Logemann
    sem Zusammenhang hinzufügen — in der Geflügelwirtschaft ist die Lage nahezu hoffnungslos geworden.
    Diese Entwicklung hat im Landvolk eine berechtigte Unruhe ausgelöst; denn immerhin werden etwa 70 v. H. unserer Einnahmen, die aus der Veredelungswirtschaft stammen, von diesen fallenden Preisen betroffen. Hinzu kommt, daß wir im gleichen Zeitraum — das ist auch jetzt so und wird in Zukunft so sein — noch steigende Betriebsmittelkosten einschließlich steigender Löhne zu verkraften hatten.
    Deshalb ist nach meiner Auffassung eine gewisse Kritik an einigen Reden berechtigt, die unser Landwirtschaftsminister, Herr Schwarz, und auch sein Staatssekretär verschiedentlich gehalten haben. Ich kritisiere vor allen Dingen einiges aus seinen in Berlin gehaltenen Reden. Ich meine, daß gerade solche Reden noch zu einer weiteren Beunruhigung in der Landwirtschaft beigetragen haben.
    Meine Damen und Herren, die Entwicklung, die ich soeben aufzeigte, steht im Gegensatz zu dem optimistischen Grünen Bericht 1960. Der Bericht ist nach unserer Auffassung — ich habe schon im letzten Jahr dazu Stellung genommen — künstlich günstig gestaltet worden, vor allen Dingen dadurch, daß man einen Jahreslohnvergleich statt eines Stundenlohnvergleichs vorgenommen hat. Im letzten Jahr ist man sogar so weit gegangen, den Lohn in der Landwirtschaft nicht, wie es bisher geschehen ist, mit dem durchschnittlichen Lohn der Industriearbeiter, sondern mit dem niedrigsten Lohn der der Landwirtschaft benachbarten Berufe zu vergleichen. Die Deutsche Partei hat schon im letzten Jahr beantragt, einen Stundenlohnvergleich statt des Jahreslohnvergleichs vorzunehmen. Der Antrag ist abgelehnt worden. Wir haben den Antrag heute erneut eingebracht, und ich hoffe, daß wir, nachdem die Situation noch akuter geworden ist, im Ernährungsausschuß darüber beraten können.
    Der Jahreslohnvergleich beeinflußt das Bild für uns sehr ungünstig, weil er nicht die kürzere Arbeitszeit anderer Berufe berücksichtigt. Das ergibt sich aus folgender Gegenüberstellung. Der Abstand der Jahreslöhne für eine Vollarbeitskraft in der Landwirtschaft auf der einen Seite und vergleichbarer Berufe auf der anderen Seite ist nach dem Grünen Bericht von 26 auf 24 v. H. zurückgegangen. Hier ergibt sich also eine Verbesserung der Lage. Dagegen zeigt ein Vergleich der durchschnittlichen Industriearbeiter- und Landarbeiterlöhne auf Grund von Unterlagen, die fachkundige Gremien erstellt haben, daß der Lohnabstand 1956/57 90,6 und 1958/59 98,9 Pfennig betragen hat. Dieser Stundenlohnvergleich zeigt, daß sich der Abstand zwischen den Vergleichslöhnen von Jahr zu Jahr in Wirklichkeit nicht verkleinert, sondern vergrößert hat. Den Lohnabstand von 1 DM beim Stundenlohn hat schon 1957 der Abgeordnete Lücker bei der Debatte über den Grünen Bericht angeführt.
    Dieses Ergebnis ist für uns um so erschütternder, als sich darin zeigt, daß die Entwicklung der Landwirtschaft trotz Grüner Pläne und trotz Leistungssteigerung immer wieder durch die Steigerung der
    Löhne in vergleichbaren Berufen überrollt wurde. Der Landlohn ist z. B. im letzten Berichtsjahr um 5 Pfennig gestiegen, der Industrielohn dagegen um 12 Pfennig. Das auf der Grundlage der Jahreslöhne berechnete Ergebnis des Grünen Berichts zeigt, daß wir uns auf dem Agrarsektor etwa so wie in der Echternacher Springprozession bewegen: zwei Schritte vor, ein Schritt zurück. Ein Vergleich der Stundenlöhne jedoch — und nur dieser ergibt ein zutreffendes Bild — zeigt, daß wir auf der Stelle treten und sogar in Gefahr sind, weiter zurückzubleiben.
    Die Ursachen für diese Entwicklung möchte ich vor allem darin sehen, daß man bisher immer wieder versucht hat, die Landwirtschaft unter Sondergesetz zu stellen. Man hat sich bemüht, die Preise der Agrarprodukte von den Kosten zu trennen. Ich bedaure sehr, daß Herr Schwarz, unser neuer Minister, kürzlich gesagt hat, ein kostengerechtes Agrarpreisniveau sei eine Illusion. Hier scheiden sich die Geister. Wir sind der Auffassung, daß versucht werden muß, auch für die Landwirtschaft ein kostengerechtes Preisniveau zu erreichen. Dadurch wird keiner unserer Verbraucher überfordert. Denn zur Erreichung eines solchen Preisniveaus sind keine neuen Preiserhöhungen in großem Umfang notwendig, sondern man braucht sich nur zu bemühen, die Preise verschiedener Erzeugnisse wiederherzustellen, die uns bei einer günstigen Entwicklung schon einmal — ohne Aufregung — vom Verbraucher bezahlt wurden.
    Es geht uns also um die Wiederherstellung von Preisen, die wir schon einmal erreicht hatten. Die Verweigerung eines kostenentsprechenden Preisniveaus in der Landwirtschaft führt durch die Entwicklung auf der Kostenseite zwangsläufig zu einer immer größer werdenden Disparität.
    Es war für mich interessant, vor einigen Tagen in der Presse zu lesen, daß Herr Staatssekretär Sonne-mann vor einer Landvolkversammlung in Lingen -selber mit Sorge — die jetzige Aufwands- und Ertragsdifferenz auf etwa 4,8 Milliarden DM beziffert hat. Die Verluste auf der Preisseite sind in der Tat sehr beachtlich. Man versucht, uns mit den Mitteln der Grünen Pläne einen Ausgleich zu geben. Es ist aber darauf hinzuweisen, daß nach den Berechnungen Sachverständiger schon die jetzigen Preiseinbrüche in der Veredelungswirtschaft der Landwirtschaft praktisch einen Preisausfall von 1,6 Milliarden DM bringen. Ein solcher Ausfall kann nicht mit den Mittelchen der Grünen Pläne wieder ausgeglichen werden. Vielmehr müssen wir uns bemühen, zu einer Anpassung der Agrarpreise an die allgemeine Entwicklung zu kommen.

    (Sehr richtig! bei der DP.)

    Ich möchte bezüglich der 1,6 Milliarden DM aber noch auf einen anderen Zusammenhang aufmerksam machen. Es ist bedauerlich, daß die Preissenkung, die der Landwirt hinnehmen muß — z. B. bei Schweinefleisch —, bisher noch kaum dem Verbraucher zugute gekommen ist. Man sollte sich bemühen, endlich auch hier in den Ladenpreisen nachzugeben.



    Logemann
    In diesem Zusammenhang eine Stellungnahme zur allgemeinen Wirtschaftspolitik! Der Herr Kollege Kriedemann hat vorhin gesagt, die Landwirtschaft komme nur damit, daß sie eine Anpassung der Agrarpreise an die allgemeine Entwicklung fordere, auch nicht weiter. Demgegenüber bin ich der Auffassung, daß gerade wir von der Landwirtschaft immer wieder den Finger in die Wunde legen sollten. In der Wirtschaftspolitik ist es doch in den letzten Jahren so gewesen, daß wir statt zu Preissenkungen immer wieder zu höheren Preisen und höheren Löhnen gekommen sind.

    (Abg. Kriedemann: Das ist die Wirtschaftspolitik, die Sie mitmachen, Herr Logemann!)

    — Ich mache sie nicht mit, Herr Kriedemann, und meine Fraktion macht sie auch nicht mit.

    (Abg. Kriedemann: Sie sitzen doch in der Koalition!)

    Wir haben uns bei entsprechenden Anlässen immer wieder gegen diese Entwicklung eingesetzt; Sie werden es erleben, daß wir es wieder tun, wenn es jetzt um die neuen antizyklischen Maßnahmen zur Konjunkturdämpfung geht.
    Nach unserer Auffassung treffen die bisher eingeleiteten Maßnahmen zur Konjunkturdämpfung besonders stark wieder die Landwirtschaft, weil man immer versucht ist, eine Senkung der Agrarpreise als Konjunkturbremse zu benutzen. Gerade die Senkung vom letzten Herbst macht uns in der jetzigen Situation die großen Sorgen.
    Eine zweite Schwierigkeit für die Landwirtschaft ergibt sich — auch das zeigt der Grüne Bericht — durch eine andere antizyklische Maßnahme: durch die Erhöhung der Diskontsätze. Schon wiederholt ist vorhin festgestellt worden, daß die Landwirtschaft noch sehr viel Kapital braucht, um überhaupt die notwendigen Investierungen durchführen zu können. Gerade diese Konjunkturbremse — Erhöhung der Diskontsätze — trifft uns sehr empfindlich, trifft sehr stark den zinsempfindlichen Agrarkredit.
    Abschließend möchte ich sagen, daß die Minister Erhard und Etzel — ich darf auch Herrn Blessing mit einschließen — eigentlich schlechte Feuerwehrleute sind, denn sie löschen immer wieder da, wo es gar nicht brennt.

    (Zuruf von der SPD: Sie haben Durst!)

    Es ist notwendig, daß das Ernährungsministerium gegen Maßnahmen, wie ich sie andeutete, mehr als bisher Widerstand leistet. Unsere Forderung kann nur sein: endlich wirksame Bremsen dort, wo tatsächlich nicht maßgehalten wird. Bekommen wir diese Bremsen nicht, wird uns die Entwicklung im industriellen Bereich immer wieder zu neuen Preisforderungen zwingen. Die Landwirtschaft wird bei einer solchen Entwicklung auch nicht in der Lage sein, zu einer billigeren oder rationelleren Erzeugung zu kommen.
    Auch dazu einige Ausführungen! Der letzte Grüne Bericht zeigt, — auch darüber ist heute morgen von Kollegen schon gesprochen worden —, daß die Landwirtschaft im letzten Berichtsjahr wiederum mit weniger Arbeitskräften zu einer höheren Leistung gekommen ist. Die Produktivität ist um 64 v. H. gestiegen, also doppelt so stark wie in der Industrie. Eine andere erfreuliche Feststellung ist, daß es uns gelungen ist, , wie wir von Minister Schwarz hörten, mit einem Weniger an Arbeitskräften von einem Drittel in den letzten Jahren 20 v. H.
    mehr Getreide und 30 v. H. mehr Milch zu erzeugen.
    Die verstärkte Mechanisierung in der Landwirtschaft hat aber auch erheblich mehr technische Kosten verursacht. Der letzte Grüne Bericht zeigt sehr eindeutig die Entwicklung zu höheren technischen Kosten. Das ist erklärlich, denn die Landwirtschaft muß zwangsläufig fehlende Arbeitskräfte durch die Maschine ersetzen. Dabei ergibt sich aber immer wieder — Herr Kollege Struve hat das heute morgen schon angedeutet —, daß die Arbeit dadurch nicht immer billiger wird. Allerdings kommt man oft auch zu einer Erleichterung der Arbeit. Das ist ein Vorteil, und ich finde, wir sollten das auf seiten der Landwirtschaft mitwerten. Aber das nur unter dem Strich.
    Durch die Entwicklung zu einer verstärkten Technisierung ist die Verschuldung in der Landwirtschaft im letzten Jahr wiederum gestiegen. Ich möchte mich nicht so sehr mit der Verschuldung befassen, aber doch etwas zur Zinsbelastung der Landwirtschaft sagen. Der Grüne Bericht stellt fest, daß die Landwirtschaft im Wirtschaftsjahr 1938i39 einen Zinssatz von 5,4 v. H. des Bruttoumsatzes aufgewendet habe. Heute dagegen, so wird gefolgert, sei die Belastung niedriger; man sei jetzt bei 3,4 % angelangt. Ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, daß diese Berechnung doch täuscht; denn in früheren Jahren, besonders 1938, hat man mit weniger Kapital einen sehr viel höheren Nutzeffekt in der Landwirtschaft erzielen können.
    Vor allen Dingen bin ich in ganz großer Sorge um den Nachholbedarf, den die Landwirtschaft noch im baulichen Sektor hat. Dieser Nachholbedarf wird von den Herren des Ministeriums auf etwa 30 Milliarden DM geschätzt. Das ist eine ungeheure Summe, die noch auf die Landwirtschaft zukommt. Meine Sorge ist um so größer, als gerade das Baugewerbe zu einem Favorit in dem Rennen um höhere Löhne und Preise geworden ist. Ich habe durchaus nichts gegen einen guten Lohn für unsere Maurer, meine aber doch, daß die Entwicklung besorgniserregend ist. Ich darf sie Ihnen kurz aufzeigen: 1957 Erhöhung der Löhne um 10 %, 1958 um 3,8 %, 1959 um 8,5 %, 1960 — die letzte Erhöhung — um 6,5 % und für 1961 — schon angekündigt — um 1 bis 1,5 %.
    In den Verhandlungen heißt es dann, daß sich die Tarifpartner wieder einmal friedlich auf diese Lohnerhöhungen geeinigt hätten. Diese „friedliche Einigung" bedeutet nun aber für die Landwirtschaft folgende Entwicklung: 1938 konnte der Landwirt den 10stündigen Arbeitstag mit dem Gegenwert von etwa 30 bis 35 kg Roggen bezahlen. Wenn Sie heute den Maurerlohn für die gleiche Zeit mit dem Erlös aus Roggen bezahlen wollen, müssen Sie fast die dreifache Menge, nämlich über 100 kg Roggen, je Tag verkaufen. Diese Zahlen mögen beweisen,



    Logemann
    wie schwierig es ist, in der jetzigen Situation durch Rationalisierung zu einer Verbilligung unserer landwirtschaftlichen Erzeugung zu kommen.
    Die DP ist der Auffassung, daß ein Zinssatz von 5,5 %, wie er im Grünen Bericht steht, insgesamt für die Landwirtschaft zu hoch ist. Wir bitten zu überlegen, ob wir uns nicht doch angesichts des großen Kapitalbedarfs der Landwirtschaft darum bemühen müssen, zu einem niedrigeren Zinssatz zu kommen. Von uns ist im letzten Jahr ein Antrag dazu eingebracht worden; leider ist er nicht durchgekommen. Ich meine, daß wir nur mit einem Zinssatz von höchstens 2 % zu einer echten Rationalisierung und Verbilligung der Erzeugung gelangen können.
    Ich will hier auch noch andere heiße Eisen der Agrarpolitik anfassen; der Kollege Kriedemann hat sie vorhin schon mit erwähnt. Ich stehe völlig im Gegensatz zu der Konzeption, die Herr Kriedemann vorgetragen hat. Die Parole, von der ich jetzt sprechen möchte, lautet: Parität durch weniger Köpfe. Das ist ein Schlagwort der letzten Zeit geworden. Man kann das auch anders ausdrücken.

    (Abg. Kriedemann: Herr Logemann, tun Sie mir einen Gefallen, erklären Sie ein wenig die Worte: Parität durch weniger Köpfe!)

    — Das werde ich tun. Man sagt der Landwirtschaft, sie müsse versuchen, durch weniger Betriebe, weniger Mitarbeiter zu einem höheren Je-Kopf-Einkommen zu kommen. Das ist also das Rezept, das heute vielfach gegeben wird.
    In dem Zusammenhang eine Feststellung zum Grünen Bericht. Der Grüne Bericht des letzten Jahres weist aus — und das ist sehr erfreulich —, daß gerade die Leistungen der kleineren landwirtschaftlichen Betriebe hervorragend sind, daß die Erträge je Hektar in den kleineren Betrieben recht beachtlich gesteigert werden konnten.
    Wir vertreten die Auffassung, daß als Richtbetrieb für die Agrarpolitik — und damit treffen wir uns wieder — der bäuerliche Familienbetrieb genommen werden soll. Wir sind auch der Meinung, daß man durch die Agrarpolitik versuchen muß, diesem Richtbetrieb einen Vergleichslohn zu ermöglichen. Ich weiß durchaus, daß es nicht bedenklich ist, wenn heute durch den Strukturwandel kleinere landwirtschaftliche Betriebe und Kleinstbetriebe aufgeben und sich langsam — auch das geht ja aus dem Grünen Bericht hervor — zu vollen Familienbetrieben entwickeln.
    Ich hätte keine Bedenken, wenn das alles freiwillig und ohne Preisdruck vor sich ginge. Aber ich möchte doch vor Vorstellungen europäischer Agrarpolitiker warnen, die mit leichtem Sinn davon sprechen, daß die Zahl der in der Landwirtschaft tätigen Menschen noch um ein Drittel und mehr verringert werden müsse. Diese Vorstellungen, unter denen man sich nach meiner Ansicht bemüht, die Betriebsgrößen für die Landwirtschaft mit dem Rechenschieber zu errechnen, sind so, daß man sagt: Vor 50 Jahren genügten noch 5 ha, um ein vergleichbares Einkommen in der Landwirtschaft zu erzielen, vor 25 Jahren waren es 7 bis 8 ha, und vor
    10 Jahren war man bei 12 bis 15 ha. Heute redet man von Betriebsgrößen zwischen 25 und 30 ha.
    Wir sollten uns bemühen, die Erhaltung vieler, auch kleinerer bäuerlicher Existenzen in der Bundesrepublik sicherzustellen. Ich glaube, gerade sie sind das beste Bollwerk gegen den Osten, gegen eine Agrarstruktur mit Kolchose und Farm, wie sie uns zum Teil von Ost, zum Teil von West näherrückt.
    Ich möchte an unseren Herrn Landwirtschaftsminister appellieren, in der Richtung doch einmal eindeutig Stellung zu nehmen.
    Nun eine kurze Stellungnahme zum Außenhandel. Auch darüber ist heute schon einiges gesagt worden. Damit kein falscher Eindruck entsteht: ich bejahe durchaus einen starken Außenhandel. Auch wir wissen, daß sich erst durch einen starken Außenhandel eine allgemeine Wohlstandsteigerung ergibt. Aber im letzten Berichtsjahr — auch das macht der Grüne Bericht deutlich — verlor die Landwirtschaft wieder erheblich an Raum, z. B. bei Eiern und Käse und auch bei Fetten. Es zeigt sich deutlich, daß auch der Verbrauch an Nahrungsmitteln gestiegen ist. Aber es zeigt sich auch — für uns wiederum betrüblich —, daß dieser Mehrverbrauch an Nahrungsmitteln durch gestiegene Einfuhren abgedeckt war.
    Meine Damen und Herren, daß wir keiner Autarkie zustreben — auch ich möchte keine Autarkie —, zeigt z. B. die Steigerung der ernährungswirtschaftlichen Einfuhr 1959 um 14 v. H. Der Bericht der Bundesregierung über die Entwicklung der ernährungswirtschaftlichen Einfuhren zeigt gleichzeitig aber auch, daß die Einfuhrmengen auf allen Gebieten noch erhöht worden sind. Wer also heute schon von Bergen in der Erzeugung spricht, muß zugeben, wenn er diesen Bericht liest, daß diese Berge nicht durch die Eigenerzeugung entstehen können, sondern vor allem das Ergebnis übersteigerter Importe sind.

    (Abg. Kriedemann: Dazu noch die Eigenproduktion immer mehr gehandikapt durch Ihre Politik!)

    — Herr Kriedemann, ich möchte eigentlich nicht auf
    Fragen eingehen. Ich will schnell fertig werden,
    weil ja auch noch andere Kollegen reden wollen.
    Nun weiter zum Außenhandel. Es geht bei dem Streit für uns in der Landwirtschaft eigentlich nur um die letzten Milliarden. Immer wieder wird das Beispiel des überflüssigen Füllweizens gebracht. Dieses Beispiel ist, glaube ich, besonders geeignet, deutlich zu machen, wie man eine Einfuhrpolitik nicht gestalten sollte. Eine übersteigerte Einfuhr von Weichweizen bedeutet für die Landwirtschaft einen Einnahmeausfall. Auf der anderen Seite hat sie eine Erhöhung der Kosten für Vorratshaltung zur Folge, was sich entsprechend im Etat niederschlägt. Diese letzten Milliarden für Einfuhren in der Ernährungswirtschaft sind für die Industrieexporte nicht entscheidend; sie können bei dem überhitzten Arbeitsmarkt im Gegenteil sogar als Konjunkturbremse wirken. Diese letzten Milliarden treffen aber gerade unsere Landwirtschaft preis-

    Logemann
    politisch sehr stark. Ich bin der Auffassung — und ich glaube, daß das Bundesministerium darin mit mir einig ist —, daß wir uns anhaltend bemühen sollten, der im eigenen Land erzeugten Nahrung den Vorrang zu sichern.
    Meine' Damen und Herren, zu dem Thema Subventionen möchte ich nur kurz Stellung nehmen. Die Deutsche Partei hat durch ihre Anfrage den Stein ins Rollen gebracht. Aus der Antwort des Bundesfinanzministeriums ist deutlich geworden, daß sich die Subventionen über die gesamte Volkswirtschaft verteilen. Die deutsche Landwirtschaft — das möchte ich ausdrücklich betonen — will keine Subventionen, sondern verlangt nach kostengerechten Preisen; ihr Verlangen geht auch heute noch in diese Richtung. Aber es sind ihr in der Vergangenheit immer wieder Subventionen als Preisersatz aufgezwungen worden. Meine Auffassung ist die: kostendeckend, so weit wie möglich, Subventionen angesichts der Entwicklung nur so weit wie nötig.
    Allerdings wird ein Abbau der Subventionen besonders dadurch erschwert, daß wir uns immer wieder in einem Wettbewerb mit subventionierten Einfuhren befinden und daß keine Bereitschaft zu Preisverbesserungen als Ersatz für Subventionen vorhanden ist.

    (Abg. Kriedemann: Sie müßten mal welche beantragen, Herr Logemann!)

    Ich möchte nun noch kurz zum Grünen Plan kommen. Ich bedauere sehr, daß unser Minister Schwarz hier schon Positionen aufgegeben hatte, die dann —das möchte auch ich sagen — auf etwas ungewöhnlichem Wege gerettet wurden.

    (Lachen bei der SPD.)

    Ich bin mit Herrn Kriedemann und vielen anderen Mitgliedern des Ernährungsausschusses der Auffassung, daß versucht werden müßte, Positionen, also Mittelansätze, etwa für Altershilfe, Gasöl, Kreditverbilligung in den ordentlichen Etat zurückzuführen.
    Wenn wir uns den Grünen Plan ansehen, müssen wir feststellen, daß aus solchen Maßnahmen kein echter Vorteil gegenüber den Vorjahren erwächst. Die Ansätze für Maßnahmen, die man heute als einkommenverbessernd oder unkostensenkend bezeichnet, sind im Gegenteil um etwa 43 Millionen DM niedriger als im Vorjahr. Die jetzige Preissituation erlaubt keine Kürzung der Mittel für diese einkommenverbessernden Maßnahmen. Auch mit einer gezielteren Verteilung würden wir nicht viel erreichen. Ich denke da gerade an die Milch. Herr Kriedemann, es ist doch nicht so, daß die Kuh in den größeren Betrieben weniger frißt als in den kleinen Betrieben. Also auch hier würde eine Aufschlüsselung zu keinem nennenswerten Erfolg führen.

    (Abg. Kriedemann: Über Butter und Milch im Zusammenhang mit den Subventionen reden wir in diesem Jahr noch einmal, Herr Logemann!)

    — Sehr schön, Herr Kriedemann, ich bin darauf gespannt.
    Besonders wichtig ist es, darauf hinzuwirken, daß die Prämie für Kartoffelstärke und die Unterstützung für Wolle wieder eingeführt werden. Hier haben wir auch ein typisches Beispiel dafür, wie man es nicht machen sollte. Holland hat die Subvention für Kartoffelstärke in den letzten zwei Jahren von 10 Millionen auf 18 Millionen Gulden erhöht. Die Bundesregierung dagegen will sie abbauen.
    Nach Auffassung der DP-Fraktion müssen die Maßnahmen des Strukturprogramms schnellstens verstärkt werden. Wir freuen uns, daß man einem alten Anliegen unserer Partei nachkommt und sich jetzt darum bemüht, größere Mittel für von der Natur benachteiligte Gebiete einzusetzen. Wir halten die Verstärkung der Strukturmaßnahmen dort für vordringlich. Aber die Entscheidungen über diese Fragen der Agrarpolitik werden beim Preis fallen. Wenn man den strukturell gesunden Betrieb unter Preisdruck setzt, muß der gesunde Betrieb krank werden und der strukturell kranke Betrieb wird dann zu einem hoffnungslosen Fall.
    Ich komme zum Schluß. Die agrarpolitische Entwicklung zeigt, daß die Zielsetzung des Landwirtschaftsgesetzes nicht erreicht wurde. Wir sind deshalb in ganz besonderer Sorge, eben weil wir so vorbelastet in die weitere Entwicklung, in die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft hineingehen. Eine Zeit, in der wir in der Landwirtschaft nicht finanzstärker werden, arbeitet nicht für uns. Wir müssen uns im nächsten fahr bemühen, in der Agrarpolitik an den Anfang wieder den § 1 des Landwirtschaftsgesetzes zu stellen. Dazu gehört aber — durch die europäische Entwicklung mit veranlaßt —, daß wir keine Vorleistungen in der EWG erbringen, sondern uns bemühen, bei Ausnutzung aller handelsvertraglichen Möglichkeiten — eingeschlossen Mindestpreise und Ausgleichsabgaben — zu einer Wettbewerbsgleichheit zu kommen. Wie man das macht, zeigt in der EWG zur Zeit Frankreich.

    (Zurufe von der SPD.)

    — Dazu gehört weiter, daß wir uns bemühen, in vergrößertem Maß zu einer Strukturverbesserung zu kommen, um den Nachholbedarf der Landwirtschaft möglichst schnell zu befriedigen.
    Mein letzter Appell an den Herrn Landwirtschaftsminister Schwarz! Machen Sie sich dafür stark: Wir wollen in der Landwirtschaft keine Gefälligkeitspolitik, sondern wünschen Gerechtigkeit gegenüber anderen Partnern unserer Volkswirtschaft.

    (Beifall rechts.)