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ID0310601200

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    Deutscher Bundestag 106. Sitzung Bonn, den 11. März 1960 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung . . . 5747 A Abg. Theil tritt als Nachfolger des verstorbenen Abg. Wehr in den Bundestag ein 5747 B Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 7. August 1959 mit dem Königreich Norwegen über Leistungen zugunsten norwegischer Staatsangehöriger, die von nationalsozialistischen Verfolgungsmaßnahmen betroffen worden sind (Drucksache 1591); Mündlicher Bericht des Ausschusses für Wiedergutmachung (Drucksache 1674) — Zweite und dritte Beratung —; verbunden mit Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 24. August 1959 mit dem Königreich Dänemark über Leistungen zugunsten dänischer Staatsangehöriger, die von nationalsozialistischen Verfolgungsmaßnahmen betroffen worden sind (Drucksache 1592); Mündlicher Bericht des Ausschusses für Wiedergutmachung (Drucksache 1675) — Zweite und dritte Beratung — Frenzel (SPD) 5747 C Wehner (SPD) 5749 A Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Soldatengesetzes (Drucksache 1424); Erster Schriftlicher Bericht des Verteidigungsausschusses (Drucksache 1651) — Zweite und dritte Beratung — 5749 D Entwurf eines Gesetzes zu dem Zusatzabkommen vom 19. Juni 1959 zum Abkommen vom 26. August 1952 mit der Schweizerischen Eidgenossenschaft über die Regelung der Forderungen der Schweizerischen Eidgenossenschaft gegen das ehemalige Deutsche Reich (Drucksache 1601) — Zweite und dritte Beratung — 5749 D Entwurf eines Gesetzes zur Neuordnung der Sozialversicherungsträger im Saarland (Sozialversicherungs-Organisationsgesetz Saar) (Drucksache 1541); Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Sozialpolitik (Drucksache 1644) — Zweite und dritte Beratung — . . . . . . . . 5750 B Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Beamtenrechtsrahmengesetzes und des Bundesbesoldungsgesetzes (Drucksache 1424); Zweiter Schriftlicher Bericht des Verteidigungsausschusses (Drucksache 1652) — Zweite und dritte Beratung — 5750 C Entwurf eines Gesetzes über den Vertrag vom 11. Mai 1959 mit der Republik Kolumbien über den gegenseitigen Schutz von Werken der Wissenschaft, Literatur und Kunst (Drucksache 1596) — Erste Beratung — 5750 D Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 23. Mai 1957 über den Austausch von Postpaketen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Kuba (Drucksache 1598) — Erste Beratung — 5751 A II Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 106. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. März 1960 Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 1. August 1959 mit dem Königreich Dänemark über Arbeitslosenversicherung (Drucksache 1599) — Erste Beratung — 5751 A Entwurf eines Gesetzes zum Abkommen vom 17. April 1959 mit dem Königreich Schweden zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiete der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen sowie verschiedener anderer Steuern (Drucksache 1606) — Erste Beratung — 5751 B Entwurf eines Gesetzes zum Abkommen vom 16. Juni 1959 mit dem Königreich der Niederlande zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiete der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen sowie verschiedener sonstiger Steuern und zur Regelung anderer Fragen auf steuerlichem Gebiete (Drucksache 1614) Erste Beratung — . . . 5751 B Entwurf eines Gesetzes zum Abkommen vom 18. März 1959 mit der Regierung von Indien zur Vermeidung der Doppelbesteuerung des Einkommens (Drucksache 1615) — Erste Beratung — . . . 5751 C Antrag der Abg. Dr. Wahl, Dr. Harm, Dr. Mende u. Gen. betr. Staatsangehörigkeit der Kinder von Staatenlosen; Mündlicher Bericht des Ausw. Ausschusses (Drucksachen 1178, 1573) Frau Dr. Rehling (CDU/CSU) . . . 5751 C Antrag der Abg. Dr. Harm, Dr. Wahl, Dr. Mende u. Gen. betr. Übereinkommen der Haager Konferenz für Internationales Privatrecht über Unterhaltsverpflichtungen gegenüber Kindern; Schriftlicher Bericht des Ausw. Ausschusses (Drucksachen 1179, 1574, zu 1574) 5752 B Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zur dritten Beratung des von den Abg. Dr. Schmidt (Wuppertal), Ruhnke, Margulies, Dr. Elbrächter u. Gen. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung der Gewerbeordnung und Ergänzung des Bürgerlichen Gesetzbuchs; Mündlicher Bericht des Ausschusses für Gesundheitswesen (Drucksache 1620, Umdruck 416) Dr. Even (Düsseldorf) (CDU/CSU) . 5752 C Ubersicht 11 des Rechtsausschusses über Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht (Drucksache 1618) 5753 A Antrag auf Überweisung des von den Abg. Ritzel, Marx, Schmitt (Vockenhausen), Frau Beyer (Frankfurt), Reitz, Leber u. Gen. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung und Ergänzung des Tierschutzgesetzes (Drucksache 1539) an den Rechtsausschuß (mitberatend) und an den Ausschuß für Inneres (mitberatend) 5753 B Antrag der Abg. Frau Strobl, Seidel (Fürth), Kurlbaum, Höhne, Bazille u. Gen. betr. Autobahnbau SchwabachHeilbronn (Drucksache 1631) . . . . 5753 B Bericht der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 1600, zu 1600); verbunden mit Entwurf eines Gesetzes über eine Betriebszählung in der Land- und Forstwirtschaft (Landwirtschaftszählung 1960) (CDU/ CSU, SPD, FDP, DP) — Erste, zweite und dritte Beratung — Struve (CDU/CSU) 5753 D Wacher (CDU/CSU) 5757 D Kriedemann (SPD) 5760 C Mauk (FDP) 5767 B Logemann (DP) . . . . . . . 5772 C Bauknecht (CDU/CSU) 5776 D Bading (SPD) 5781 C Weber (Georgenau) (FDP) . . . 5784 D Frau Dr. Pannhoff (CDU/CSU) . 5786 D Frehsee (SPD) . . . . . . . 5788 C Schwarz, Bundesminister . . . 5793 C Krüger (Olpe) (CDU/CSU) . . . 5796 D Redaktionelle Berichtigung zur zweiten und dritten Beratung des Entwurfs eines Straßenbaufinanzierungsgesetzes (Drucksachen 1247, 1616, zu 1616) betr. Umdruck 473 5784 C Nächste Sitzung 5798 D Anlagen 5799 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 106. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. März 1960 5747 106. Sitzung Bonn, Freitag, den 11. März 1960 Stenographischer Bericht Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Altmaier 15. 3. Dr. Atzenroth 11. 3. Dr. Baade 30. 4. Baier (Mosbach) 11. 3. Bauer (Wasserburg) 11. 3. Bauereisen 11. 3. Bettgenhäuser 11. 3. Frau Beyer (Frankfurt) 11. 3. Blachstein 11. 3. Brüns 2. 7. Dr. Bucerius 11. 3. Caspers 11. 3. Cillien 9. 4. Corterier 11. 3. Diekmann 12. 3. Dr. Dittrich 11. 3. Döring (Düsseldorf) 11. 3. Dr. Drachsler 11. 3. Dr. Dr. h. c. Dresbach 8. 4. Dr. Eckhardt 11. 3. Frau Eilers (Bielefeld) 13. 3. Eilers (Oldenburg) 11. 3. Engelbrecht-Greve 12. 3. Enk 11. 3. Even (Köln) 1. 4. Faller 12. 3. Felder 13. 3. Finckh 11. 3. Frau Friese-Korn 31. 3. Frau Dr. Gantenberg 31. 3. Geiger (München) 11. 3. Dr. Greve 15. 4. Dr. Gülich 16. 4. Freiherr zu Guttenberg 4. 4. Hauffe 11. 3. Heiland 13. 3. Dr. Graf Henckel 11. 3. Herold 13. 3. Hilbert 11. 3. Dr. Höck (Salzgitter) 12. 3. Höfler 14. 3. Hörauf 13. 3. Illerhaus 11. 3. Jacobi 11. 3. Jahn(Frankfurt) 23. 4. Jahn (Stuttgart) 11. 3. Dr. Jordan 11. 3. Junghans 11. 3. Katzer 11. 3. Keuning 13. 3. Kisters 18. 3. Frau Klemmert 15. 5. Koenen (Lippstadt) 13. 3. Könen (Düsseldorf) 13. 3. Dr. Kopf 11. 3. Dr, Krone 11. 3. Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Lantermann 11. 3. Leukert 11. 3. Lohmar 11. 3. Lulay 31. 3. Maier (Freiburg) 16. 4. Dr. Martin 16. 4. Mattick 11. 3. Frau Dr. Maxsein 11. 3. Dr. Miessner 19. 3. Müller-Hermann 11. 3. Neuburger 11. 3. Frau Niggemeyer 13. 3. Pöhler 15. 3. Ramms 2. 4. Rasner 11. 3. Dr. Ratzel 11. 3. Dr. Reinhard 12. 3. Reitzner 11. 3. Richarts 18. 3. Dr. Ripken 14. 3. Scheel 11. 3. Dr. Schmidt (Gellersen) 11. 3. Schneider (Hamburg) 24. 3. Dr. Schneider (Saarbrücken) 18. 3. Schoettle 11. 3. Dr. Schranz 13. 3. Schröder (Osterode) 13. 3. Schultz 11. 3. Dr. Schwörer 11. 3. Seidl (Dorfen) 14. 3. Seither 8. 4. Seuffert 11. 3. Siebel 12. 3. Simpfendörfer 11. 3. Spitzmüller 11. 3. Dr. Starke 11. 3. Stauch 11. 3. Stenger 11. 3. Storch 15. 3. Storm (Meischenstorf) 11. 3. Frau Strobel 11. 3. Unertl 12. 3. Vehar 12. 3. Wagner 11. 3. Weinkamm 18. 3. Wittmann 14. 3. Zoglmann 11. 3. b) Urlaubsanträge Deringer 18. 3. Jaksch 5. 4. Stahl 18. 3. Anlage 2 Umdruck 492 Antrag der Fraktion der DP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 1600, zu 1600). 5800 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 106. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. März 1960 Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, im Grünen Bericht 1961 beim Lohnvergleich als Vergleichslohn für Gewerbe und Landwirtschaft den Stundenlohn einzusetzen. Bonn, den 9. März 1960 Logemann Schneider (Bremerhaven) und Fraktion Anlage 3 Umdruck 493 Entschließungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU, DP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 1600, zu 1600). Der Bundestag wolle beschließen: Der Bundestag hat die Erklärung der Bundesregierung sowie ihren Bericht über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes zur Kenntnis genommen. Er stimmt den vorgeschlagenen Maßnahmen im Grundsatz mit der Maßgabe zu, daß die Mittel innerhalb der einzelnen Positionen austauschbar sind. Der vorliegende Grüne Bericht weist in Verfolg des vorjährigen Berichts neben einer weiteren leichten Besserung der Gesamtlage der Landwirtschaft innerhalb der verschiedenen Betriebsgruppen und Bodennutzungssysteme erhebliche Unterschiede auf. In von Natur aus benachteiligten Gegenden, vor allem in gebirgigen Lagen, blieben Betriebe mit niedrigen Einheitswerten im Wirtschaftsjahr 1958/59 in ihrer Ertragslage zurück. Unter Berücksichtigung dieser Tatsachen sind die bestehenden Richtlinien entsprechend umzugestalten. In Ergänzung hierzu sind die Mittel, die im Rahmen des gesamten Strukturprogramms zur Verfügung stehen, so einzusetzen, daß auch die Rationalisierung der bäuerlichen Gehöfte unter vorgenannten Verhältnissen zu tragbaren Bedingungen ermöglicht wird. Darüber hinaus wird die Bundesregierung ersucht, unter Berücksichtigung der derzeitigen ungünstigen Marktverhältnisse im Bereich der Veredelungswirtschaft weitere Überlegungen anzustellen, um den in der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung und den in der Übergangszeit zum Gemeinsamen Markt auftretenden Schwierigkeiten mit wirksamen Maßnahmen, wie sie auch in den anderen Ländern zur Anwendung kommen, zu begegnen, damit im Sinne des Landwirtschaftsgesetzes — insbesondere auch seiner Verpflichtung gemäß § 1 — der Ausgleich zwischen Ertrag und Aufwand in den landwirtschaftlichen Betrieben herbeigeführt wird. Bonn, den 10. März 1960 Krone und Fraktion Schneider (Bremerhaven) und Fraktion Anlage 4 Umdruck 494 Antrag der Fraktionen der DP, CDU/CSU zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 1600, zu 1600). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, unter Ausnutzung aller vertraglichen und handelspolitischen Möglichkeiten dahin zu wirken, daß die deutsche Eier- und Geflügelwirtschaft einen höheren Anteil am deutschen Markt erwirbt, damit ein Preis für ihre Erzeugnisse erzielt wird, der die Rentabilität rationell wirtschaftender bäuerlicher Geflügelhaltungen wiederherstellt. Bonn, den 10. März 1960 Logemann Schneider (Bremerhaven) und Fraktion Dr. Krone und Fraktion Anlage 5 Umdruck 495 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 1600, zu 1600) Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Deutschen Bundestag bis zum 15. Mai 1960 zu berichten, inwieweit (Möglichkeit und Höhe) nach dem Artikel 44 des EWG-Vertrages Mindestpreise als Sofortmaßnahmen anzuwenden sind, um der Zielsetzung des Landwirtschaftsgesetzes Rechnung zu tragen. In dem Bericht sind zu berücksichtigen die von den Regierungen anderer Mitgliedstaaten, insbesondere die jüngst von der französischen Regierung getroffenen Maßnahmen und deren Auswirkungen. Bonn, den 10. März 1960 Mauk Weber (Georgenau) Lenz (Trossingen) und Fraktion Anlage 6 Umdruck 496 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 1600, zu 1600). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird aufgefordert, zu untersuchen und dem Deutschen Bundestag spätestens mit dem Bericht für das Wirtschaftsjahr 1959/60 über die Lage der Landwirtschaft zu be- Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 106. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. März 1960 5801 richten, ob und gegebenenfalls wie die Ziele des Landwirtschaftsgesetzes baldmöglichst, jedoch spätestens bis zum Ende der Übergangsphase des EWG-Vertrages, erreicht werden können: 1. a) Im Wege einer Kostensenkung in der gewerblichen Wirtschaft durch Weitergabe der Rationalisierungsgewinne in Form von Preissenkungen. b) Durch eine verantwortungsvolle Ausübung der Tarifhoheit durch die Sozialpartner unter Berücksichtigung der Auswirkungen auf die Preisgestaltung im Agrarsektor. c) Durch Vorlage eines Berichtes über die Höhe der Mittel, die nach Berücksichtigung von a) und b) noch erforderlich sind, um die soziale Lage der in der Landwirtschaft tätigen Menschen an die vergleichbaren Berufsgruppen anzugleichen (§ 1 Satz 2 des Landwirtschaftsgesetzes), und durch Bereitstellung dieser Mittel. 2. Die Bundesregierung wird ferner aufgefordert, bis zu dem genannten Zeitpunkt zu untersuchen und zu berichten, wie sich unter Berücksichtigung der Lage und der Struktur der deutschen Landwirtschaft die Übernahme einer Agrarpolitik auswirken würde, wie sie z. B. in England und auch in anderen Staaten durchgeführt wird, d. h. durch die Schaffung eines den Weltmarktpreisen angepaßten Preisniveaus für landwirtschaftliche Erzeugnisse, mit der Maßgabe, daß die Differenz zwischen diesem Preisniveau und der Aufwands- und Ertragsberechnung (entsprechend der in England und nach dem Landwirtschaftsgesetz vorgeschriebenen Aufwands- und Ertragsberechnung) direkt und annähernd vergütet wird. Bonn, den 10. März 1960 Mauk Weber (Georgenau) Lenz (Trossingen) und Fraktion Anlage 7 Umdruck 497 Antrag der Fraktion der FDP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 1600, zu 1600). Der Bundestag wolle beschließen: Der von der Bundesregierung vorgelegte Bericht über die Lage der Landwirtschaft — Drucksache 1600 — wird der Bundesregierung zurückgegeben mit dem Ersuchen, ihn durch folgende Punkte zu ergänzen und bis spätestens 15. Mai 1960 erneut vorzulegen: 1. Eine Berechnung des Vergleichslohnes auf der Grundlage des tatsächlichen Stundenarbeitsverdienstes anstelle eines manipulierten Jahresarbeitsverdienstes, wie das bisher geschehen ist. Dabei sind zu berücksichtigen: a) die Überstunden- und Feiertagszuschläge, b) die tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden aller ständig, nichtständig oder nur zeitweise in der Landwirtschaft beschäftigten fremden und familieneigenen Arbeitskräfte einschließlich der Bewertung der Arbeit der Bauersfrau im Betrieb. 2. Eine Bekanntgabe der sich aus der Vergleichsrechnung ergebenden Gesamtdisparitätssumme, unter Berücksichtigung des § 4 Buchstaben a, b und c des Landwirtschaftsgesetzes. 3. Eine Vorausschau für das laufende und kommende Wirtschaftsjahr, welche im Gegensatz zu der im vorliegenden Bericht unterbreiteten Vorausschau die Veränderungen auf dem preis- und lohnpolitischen Gebiet voll berücksichtigt. Bonn, den 10. März 1960 Mauk Weber (Georgenau) Lenz (Trossingen) und Fraktion Anlage 8 Umdruck 498 Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 1600, zu 1600). Der Bundestag wolle beschließen: Der Deutsche Bundestag hat den Bericht über die Lage der Landwirtschaft (Grüner Bericht 1960) zur Kenntnis genommen und mit Befriedigung festgestellt, daß er für einen Teil der landwirtschaftlichen Betriebe eine Verbesserung des Wirtschaftsergebnisses ausweist. Für die Mehrzahl der landwirtschaftlichen Betriebe sind jedoch die im Landwirtschaftsgesetz festgelegten Ziele noch nicht erreicht. Der Deutsche Bundestag weist die Bundesregierung darauf hin, daß nach wie vor in weiten landwirtschaftlichen Bereichen die Struktur der Betriebe und andere das Arbeitsergebnis bestimmende Faktoren unbefriedigend sind. Angesichts der wenigen bis zur Herstellung des Gemeinsamen Marktes noch verfügbaren Jahre hält es der Bundestag für wichtig, daß die zur Verbesserung der Wettbewerbslage der deutschen Landwirtschaft notwendigen Maßnahmen beschleunigt durchgeführt werden. Er erachtet den für die Strukturverbesserung von der Bundesregierung vorgesehenen Betrag für zu gering und ersucht die Bundesregierung, mehr Mittel zur Verfügung zu stellen und insbesondere die Bedingungen für die Hergabe der Bundeszuschüsse so zu gestalten, daß die Agrarstruktur auch dort verbessert wird, wo die schlechte wirtschaftliche Lage der Betriebe Leistungen aus eigener Kraft nicht erlaubt. Der Deutsche Bundestag bedauert, daß unter den gegenwärtigen Verhältnissen in vielen Betrieben ohne Verschulden der Betriebsleiter ein zeitgemäßes 5802 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 106. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. März 1960 Einkommen immer noch nicht erzielt werden kann. Er erkennt deshalb an, daß für eine Übergangszeit — bis die Maßnahmen zur Strukturverbesserung wirksam werden — Einkommenszuschüsse gezahlt werden müssen. Er hält aber das jetzige Verfahren für ungeeignet und bedauert, daß die Bundesregierung trotz wachsender Kritik an den pauschalen Subventionen auch im Grünen Plan 1960 daran f est-halten will. Es erscheint unerträglich, daß nach wie vor auch solche Betriebe subventioniert werden, in denen ausweislich des Grünen 'Berichts der Vergleichslohn voll gedeckt oder sogar überschritten und eine Verzinsung des Kapitals erreicht wird. Demgegenüber erhalten die unter besonders ungünstigen Bedingungen arbeitenden Betriebe aus den einkommensfördernden Maßnahmen nur eine völlig unzulängliche Hilfe. Der Deutsche Bundestag fordert deshalb die Bundesregierung auf, dem Bundestag umgehend Vorschläge für eine bessere Verteilung der verfügbaren Mittel zu machen. Sie muß gewährleisten, daß die Einkommenszuschüsse konzentriert solchen Landwirten zugute kommen, die wegen unzulänglicher wirtschaftlicher Voraussetzungen oder naturbedingter Benachteiligungen ein ausreichendes Einkommen nicht erzielen können. Der Deutsche Bundestag bedauert, daß die Bundesregierung in steigendem Maße dazu übergeht, normale öffentliche Aufgaben als Sonderleistungen im Grünen Plan auszuweisen. Das betrifft z. B. die Aufwendungen für die Versorgung ländlicher Gebiete mit Trinkwasser und Elektrizität, die nicht nur der landwirtschaftlichen Bevölkerung zugute kommt, oder die Mittel für die Flurbereinigung, die in den ordentlichen Haushalt des Ernährungsministers gehören, und die Zuschüsse zur Altershilfe für Landwirte, die in den Sozialhaushalt gehören. Dadurch entsteht in der Öffentlichkeit ein für die Landwirtschaft abträgliches Bild von der Höhe der zu ihren Gunsten gemachten besonderen finanziellen Aufwendungen. Bonn, den 11. März 1960 Ollenhauer und Fraktion
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    Rede von Gerhard Wacher


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Bei der Diskussion über den Grünen Plan in der Öffentlichkeit findet alle Jahre wieder eine Auseinandersetzung über die Frage statt, was wichtiger sei: Strukturmaßnahmen auf der einen oder Subventionen auf der anderen Seite. Natürlich könnte man darüber streiten, welche spezifische Maßnahme in der allgemeinen wirtschaftlichen Situation besonders gefördert werden muß. Eines aber steht doch auf jeden Fall fest: beides ist notwendig, sowohl Subventionen, als auch Strukturmaßnahmen.
    Es ist bei uns ja schon geradezu Mode geworden, die Subventionen als Beweis einer Verschwen-



    Wacher
    dungssucht des Staates hinzustellen, die ohne jede Veranlassung als Geschenke gegeben würden und dann meistens bei den größten Betrieben landeten. Der Herr Kollege Struve hat am Beispiel des Handelsdüngers bereits gezeigt, daß ein gewisser Ausgleich für die Landwirtschaft notwendig ist, so lange die landwirtschaftlichen Preise im Interesse der breiten Schichten unseres Volkes auf einem Niveau gehalten werden müssen, das dem Erzeugeraufwand nicht entspricht.
    Natürlich wäre es auch den Bauern lieber, wenn sie an Stelle der Subventionen höhere Preise erzielen könnten. Die Subventionen werden doch letzten Endes nicht dem Bauern zuliebe gegeben, sondern wegen des Verbrauchers. Der Landwirtschaft gefällt der „Leihpelz", von dem Herr Etzel gestern gesprochen hat, auch gar nicht. Die Landwirtschaft würde sich viel lieber aus eigenen Mitteln, wenn ich das Bild aufnehmen darf: bekleiden. Von einem Leihpelz kann überhaupt keine Rede sein, es ist eine ziemlich dünne Jacke.
    Lassen Sie mich an dieser Stelle eine Bemerkung zur Kohlesituation einblenden; sie scheint mir hierher zu gehören. Sie werden sich noch daran ,erinnern, daß im Bereich der Kohle als die Gefahr des Überspielens von außen her bestand, sehr schnell eine Einmütigkeit zwischen den unternehmerischen Kreisen und der IG Bergbau gegeben war. Man hat sich sehr schnell darauf geeinigt, durch Zölle und Subventionen den Bergbau zu schützen. Man kann aber nicht hier eine Mauer zum Schutze der Kohle aufbauen und dort zugleich eine Mauer zum Schutze der Landwirtschaft — wie sie notwendig ist — abbauen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Die Behauptung, daß Subventionen nur Großbetrieben zugute kommen, ist nicht richtig. Sie ist eine Verallgemeinerung, und Verallgemeinerungen sind schon von vornherein schlecht. Ich darf das an Hand des Beispiels der Milch beweisen. — Ich stelle übrigens zu meiner großen Überraschung fest, Herr Kollege Kriedemann, daß Sie gegen die Milchsubventionen zu Felde ziehen — aber Sie werden sicher auf diese Frage noch zurückkommen —; ich mache die Bemerkung deshalb, weil Sie in den vergangenen Jahren, soweit mir bekannt ist, diese Art der Subventionen sehr intensiv vertreten haben.
    Der Qualitätszuschlag zur Milch kommt, das wissen wir alle, vor allem den Grönlandgebieten, den Futterbaubetrieben in den Mittelgebirgslagen, im Alpen- und im Alpenvorland und in den Marschen zugute, Hier darf ich eine Bemerkung vorwegnehmen. Eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage der Masse gerade unserer Familienbetriebe, auf die wir einen besonderen Wert legen, ist doch ohne eine Steigerung der Einnahmen der Veredelungswirtschaft nicht zu erreichen. Gerade die kleineren Betriebe ziehen — dank ihrer größeren Viehdichte — aus dem Qualitätszuschlag für Milch einen größeren Nutzen als größere Betriebe.
    Mir liegt eine Zusammenstellung von Zahlen aus bayerischen Betrieben vor, die ich Ihnen bekanntgeben darf. Im Alpen- und im Alpenvorland z. B.
    I in Bayern beziehen Betriebe bis zu einer Größe von 20 ha aus dieser Milchsubvention pro Hektar einen Betrag von jährlich 82,80 DM. Dieser Betrag sinkt ab bei Betrieben von 20 bis 50 ha auf 63 DM und bei Betrieben über 50 ha auf 39 DM. Wenn Sie — um bei dem bayerischen Beispiel zu bleiben — die besten bayerischen Böden nehmen, nämlich die Gäu-Böden, dann stellen Sie fest, daß dort die Subvention bei Betrieben bis 20 ha nur noch 32 DM beträgt und dann, mit steigender Betriebsgröße, auf 24 DM und auf 21 DM absinkt. Ganz ähnlich ist die Situation auch in den Mittelgebirgslagen dieses Landes. Für mich ist das Interessanteste der Nachweis, daß sich bei kleineren Betrieben unter 20 ha der erhaltene Betrag erhöht; er ist meistens doppelt so groß wie bei den größeren Betrieben.
    Herr Minister Schwarz hat bei der Begründung des Grünen Plans wörtlich ausgeführt: „Die Milchprämie wird wie bisher weiter gewährt." Wir sind ihm für diese Worte besonders dankbar, wissen aber auf der anderen Seite auch, daß der Ansatz von 350 Millionen DM nach der Entwicklung auf dem Gebiet der Milchproduktion nicht ausreichen wird. Wir verstehen jedoch Herrn Minister Schwarz so, daß eine Aufstockung dieses Betrages als sicher anzusehen ist. Ich lege namens meiner Fraktion auf diese Feststellung ganz besonderen Wert.
    Ich halte ebenso die anderen Positionen des Grünen Plans zur Verbesserung der Einkommenslage der landwirtschaftlichen Betriebe, wie z. B. Förderung technischer Anlagen, insbesondere in Futterbaubetrieben, für sehr notwendig und begrüße die Erhöhung von 15 Millionen auf 18 Millionen DM. Das gleiche gilt für die Mittel für die Tierseuchenbekämpfung, die Förderung der Kartoffelwirtschaft, die Getreidetrocknung usw.
    Ich vermisse allerdings — das möchte ich hier nur mit einem Satz ansprechen — Ansätze für Kartoffelstärke und für Mittel der Schafhaltung. Wir werden über diese und andere Positionen im Ausschuß noch zu sprechen haben. Ich kann mir denken, was jetzt der eine oder andere unserer Kollegen denkt. Er wird vielleicht die Vielzahl der Maßnahmen und der jetzt erneut von mir vorgeschlagenen Maßnahmen kritisieren und sagen: Das ist deshalb falsch, weil das Geld zu sehr verzettelt wird. Mir erscheint es sehr sonderbar, daß vielfach gerade diejenigen das Argument der Verzettelung gebrauchen, die sich immer wieder darüber beschweren, daß die globalen Maßnahmen nicht gezielt werden können. Nun, wenn man zielen will, dann kommt man eben auf eine Vielzahl von Maßnahmen, und das — das gebe ich zu — um den Preis eines etwas größeren Verwaltungsaufwandes.
    Ich halte Subventionen für notwendig oder, wenn Sie wollen, für noch notwendig. Das ändert aber gar nichts daran, daß Strukturmaßnahmen von zukunftsweisender Bedeutung sind. Die deutsche Landwirtschaft steht, getrieben durch die Technisierung und durch die übrige Wirtschaft, in einer geradezu revolutionären Entwicklung, eine Entwicklung, die ein unvorstellbares Ausmaß angenommen hat. Sie kann diese vielgestaltige Umwälzung unmöglich aus eigener Kraft bewältigen. Es ist das Verdienst des



    Wacher
    1 früheren Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, unseres jetzigen Herrn Bundespräsidenten Dr. h. c. Lübke, hier sehr bahnbrechende Schritte eingeleitet zu haben. Selbstverständlich müssen und werden wir die aufgezeigten Wege weitergehen. Wir können gerade mit strukturellen Maßnahmen genau zielen und müssen deshalb diese strukturellen Maßnahmen auch sehr genau unter die Lupe nehmen. Die Bundesrepublik ist das einzige Land, das sich an Hand von 8200 Testbetrieben, die Jahr für Jahr untersucht werden, ein sehr genaues Bild über die Lage der Landwirtschaft machen kann. Dieses Bild zeigt nicht nur die Entwicklung der Landwirtschaft im allgemeinen, sondern der Grüne Plan läßt auch die Unterschiede in der Ertragslage zwischen den einzelnen Betriebsgruppen nicht übersehen. Ich darf hier feststellen, daß es „die Landwirtschaft" nicht gibt. Die untersuchten Betriebe zeigen eindeutig, daß die unter ungünstigen natürlichen Erzeugungsbedingungen arbeitenden Betriebe trotz der Hilfen des Grünen Planes gegen andere Betriebe und Betriebsgruppen stark zurückfallen. Das muß man sehen, das muß man erkennen und dem muß man Rechnung tragen.
    Mit sinkenden Einheitswerten je Hektar zeigen sich sinkende Erträge. In Gebieten mit niedrigen Einheitswerten sind auch die Betriebe zu finden, die am schlechtesten strukturiert sind. Hier gibt es auch die meisten Kleinbetriebe. Wir müssen ein Kriterium zu einer richtigen Beurteilung finden. Ich glaube, das Hauptkriterium für den Teil der Landwirtschaft, der unserer besonderen Hilfe bedarf, ist der niedrige Einheitswert in Verbindung mit Mittelgebirgslagen, im Alpenvorland und im Süden des Landes und in Verbindung mit ungünstigen Wasserverhältnissen, z. B. im Norden des Bundesgebietes. Die Betriebe in diesen Gebieten können eben von den Hilfen des Grünen Planes weniger Gebrauch machen als Betriebe in bevorzugten Gegenden. Diese Betriebe in den — ich darf das vielleicht so bezeichnen — ärmeren Gebieten können die notwendige Eigenleistung auf vielen Gebieten in dem erforderlichen Maße nicht aufbringen. Wir sind Herrn Minister Schwarz — ich möchte das ausdrücklich betonen — sehr dankbar, daß er seinen Willen zum Ausdruck gebracht hat, für diese Betriebe etwas Zusätzliches zu tun.
    Wir sind gar nicht der Meinung, daß es sich dabei um Regionalprogramme handeln soll. Wir glauben vielmehr, daß man alle diese Gebiete in ihrer Vielfalt und ihren zahlreichen Notwendigkeiten nicht uniformiert zusammenfassen darf, sondern daß man den Ländern die Möglichkeit geben muß, mit den für diese Gebiete besten Mitteln die beste Wirkung zu erzielen.
    Wir stellen uns zwei Gruppen derartiger Maßnahmen vor. Erstens meinen wir, daß innerhalb der bereits praktizierten Strukturmaßnahmen, wie der Flurbereinigung, der Aufstockung, der Umsiedlung, wasserwirtschaftlicher Maßnahmen und dem Wirtschaftswegebau usw., für diese Gebiete die Mittelverteilung bevorzugt erfolgen muß, daß dort die Beihilfesätze erhöht werden sollten, daß es zum Teil notwendig sein wird, Kredite wenigstens teilweise durch Beihilfen zu ersetzen, und daß dort vor allem mit der Zinsverbilligung verstärkt eingesetzt werden muß.
    Meine Damen und Herren, wir haben beobachtet, daß so manche wirklich bedürftige Gemeinde bisher z. B. auf einen Wirtschaftswegebau verzichten mußte, weil die Bauern einfach nicht in der Lage waren, die notwendige finanzielle Beteiligung zu erbringen. Wir erkennen dankbar an, daß sich hier schon eine Besserung durch die Änderung der Richtlinien im letzten Jahr ergeben hat. Trotzdem werden wir auf diesem Gebiet noch einige Schritte weitergehen müssen.
    Es ist auch nicht zu übersehen, daß so manche Aufstockung aus genau den gleichen Gründen unterblieb. Ich darf mir überdies zur Aufstockung eine Bemerkung erlauben. Hilfen aus dem Strukturprogramm werden derzeit nicht gegeben, wenn die Aufstockung nicht mit einem Schlag zur Größe eines Familienbetriebes führt. Das scheint nicht unserer agrarpolitischen Zielsetzung zu entsprechen. Wir sollten auch dann mit Hilfen einsetzen, wenn dieser Familienbetrieb durch schrittweise Aufstockung zu erreichen ist, besonders dann, wenn die Familie in ihrer gesamten Haltung zeigt, daß sie dazu gewillt ist. Auch hierzu wird eine Änderung der Richtlinien notwendig sein.
    Ich darf in aller Kürze auf die zweite Gruppe der Maßnahmen für diese Gebiete zu sprechen kommen. Nach den Vorstellungen der CDU CSU umfaßt diese zweite Gruppe Maßnahmen zur Verbesserung der innerbetrieblichen Struktur, wie ich sie einmal bezeichnen möchte. Wir glauben, daß Betriebe mit niedrigen Einheitswerten und unter den anderen genannten Voraussetzungen — und wir wollen damit in diesem Jahr beginnen — die Gelegenheit zu einer erleichterten Rationalisierung erhalten sollten. Sehr geehrter Herr Minister Schwarz, es tut mir leid, daß ich in einem Punkt nicht ganz mit Ihnen einig gehen kann. Sie haben gesagt, daß Sie eine verstärkte Investitionstätigkeit durch zusätzliche Kredite nicht als richtig erachteten. Im allgemeinen würde ich dem zustimmen, aber für Betriebe in Mittelgebirgslagen etwa, die nachweislich in der baulichen Ausgestaltung und auf anderen Gebieten nachhinken, scheint es mir dringend notwendig zu sein, mit Kredithilfen die Rationalisierung nachzuholen. Es kommt hinzu, daß die Zukunft dieser Betriebe, besonders in Mittelgebirgslagen, in verstärktem Maße in der Veredelungswirtschaft und damit in der Viehhaltung liegt. Wir werden nicht umhin können, durch Neu- und Umbauten von Ställen und durch Ausgestaltung der technischen Anlagen eine bessere Situation auf diesem Gebiet zu schaffen. Dazu gehören eine ausreichende Zinsverbilligung und meiner Auffassung nach auch Schuldendienstbeihilfen, d. h. die Übernahme von Tilgung und Verzinsung für eine gewisse Anzahl von Jahren. Man wird sich überlegen müssen, ob nicht auch Zuschüsse gegeben werden sollten. Diese Gedanken können natürlich nur in der Ausschußberatung und nicht hier im Plenum erörtert werden.
    Bei all diesen Betrachtungen stellen wir auf den bäuerlichen Familienbetrieb ab. Wir wollen natür-



    Wacher
    lieh nur dann Mittel zur Verfügung stellen, wenn Gewähr dafür besteht, daß kein wirtschaftlicher Unsinn passiert, d. h. wenn sich die Betriebe bei ihren Schritten einer vernünftigen Beratung unterziehen.
    Wir müssen an dieser Stelle auch daran denken, daß wir bisher alle miteinander keinen Weg Befunde haben, die rückläufigen Roggenpreise auszugleichen. Diese Gebiete sind aber auf den Roggenbau angewiesen. Wenn ich mir die Aussichten für die Roggenanbaugebiete im europäischen Markt vor Augen führe, finde ich sie nicht gerade ermutigend; soviel wird man behaupten dürfen. Es wird unsere Aufgabe sein, gerade für diese Gebiete im Hinblick auf die Überleitung mehr zu tun als anderswo.
    Lassen Sie mich noch eine Bemerkung zu den Grenzböden und der Aufforstung machen. Meine Damen und Herren, das beginnt ein Schlagwort zu werden für alle diejenigen, die nicht bereit sind, überhaupt etwas für die Landwirtschaft zu tun oder eine gewisse Umorientierung der Maßnahmen für die Landwirtschaft durchzuführen.

    (Beifall in der Mitte.)

    Man sollte sich da keine falschen Vorstellungen machen! Es liegen hier Untersuchungen vor. Danach kann es sich etwa in den süddeutschen Ländern überhaupt nur um eine Aufforstung von 3 bis maximal 5 % handeln, und das scheint mir eigentlich schon zu hoch gegriffen zu sein.
    Ich möchte noch eine persönliche Bemerkung machen, weiß aber, daß viele meiner politischen Freunde in dem, was ich jetzt sage, mit mir übereinstimmen: Eine Verkürzung der Übergangszeiten zum Gemeinsamen Markt, wie sie Herr Hallstein vorschlägt, würde gerade in den von mir genannten Gebieten sicher zu schweren Schäden führen.

    (Beifall in der Mitte.)

    Wir glauben, eine Verkürzung der Übergangszeiten würde auch den Bemühungen der übrigen Landwirtschaft nicht gerecht werden und schließlich der gesamten Wirtschaft schaden. Gerade in diesem Punkt, nämlich in der Frage der Verkürzung der Übergangszeiten, haben die Landwirtschaft und die übrige Wirtschaft fast die gleichen Interessen.
    Nach unseren überschlägigen Berechnungen wird für die Maßnahmen, die ich vorhin in der ersten und zweiten Gruppe vorgeschlagen habe, für dieses Jahr ein Betrag von 40 Millionen DM in Ansatz gebracht werden müssen und wohl ausreichen. Unsere Fraktion ist gewillt, sich in den Ausschußberatungen für die Zurverfügungstellung entsprechender Mittel durch Umgruppierung — mit Unterstützung des Herrn Ministers — einzusetzen.
    Ich habe mich bemüht, in einer vielleicht zu starken Kürze zusammenzufassen. Lassen Sie mich aber noch darauf hinweisen, daß diese agrarpolitischen Probleme viel zu vielschichtig sind, als daß sie Raum für Polemik ließen. Wir müssen uns in den Ausschüssen wirklich gemeinsam bemühen, die besten Wege zu finden. Wenn ich mir einige Entschließungsanträge ansehe, die heute vorliegen, dann meine ich, daß sich ein guter Weg finden muß.
    Das Landwirtschaftsgesetz hat versucht, der Landwirtschaft Gerechtigkeit zu bringen. Der Grüne Plan soll Gerechtigkeit innerhalb der Landwirtschaft schaffen — eine schwere, notwendige, aber letztlich dankenswerte Aufgabe.

    (Beifall bei der CDU CSU.)



Rede von Dr. Victor-Emanuel Preusker
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat nunmehr Herr Abgeordneter Kriedemann.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Herbert Kriedemann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Zu den großen und sehr bedeutsamen Problemen, denen unsere Landwirtschaft gegenübersteht und die in den letzten Worten des Herrn Kollegen Wacher nur eben angeklungen sind, hätte ich von den beiden Vorrednern gerne noch mehr gehört. In der Tat beschäftigen wir uns heute mit einem Komplex von einer außerordentlichen Spannweite. Vielleicht ist es darauf zurückzuführen, daß so wenig Leute die Neigung haben, sich den Fragen zu stellen, die hier gestellt werden. Das ist um so bedauerlicher, als es ohnehin schwerfällt, den Problemen die richtige Beachtung zu sichern, nachdem hier so einiges unternommen worden ist, um sie abzuwerten. Ich will Ihnen gleich sagen, was ich genau damit meine.
    Wir stehen vor der Tatsache, daß der Bereich, der überall, nicht nur in der Bundesrepublik, als der konservative Bereich schlechthin angesehen wurde, . in Bewegung gekommen ist und daß damit für Hunderttausende von Menschen die Frage nach ihrer wirtschaftlichen Zukunft, ja nach dem Sinn ihres Lebens aufgeworfen wurde. Von einer vernünftigen Lösung der Probleme hängt also wirklich sehr viel ab, und deswegen bedaure ich es, daß in den letzten Wochen vor dieser Debatte das eine und andere deutlich wurde, was doch nicht darauf schließen läßt, daß man wirklich überall bereit ist, diesen Problemen mit Sachverstand und mit Verantwortungsbewußtsein zuleibe zu rücken. Im Gegenteil, es ist doch manches geschehen und von der Öffentlichkeit auch registriert worden, was eher dazu diente, den Eindruck zu erwecken, als wäre die Schilderung der landwirtschaftlichen Situation reichlich übertrieben, als würde sie reichlich dramatisiert. Das Bemühen, das hier immer wieder beschworen wird, man solle sich doch sachlich unterhalten, ist mehr zu einer Farce geworden. Ich will Ihnen dafür zwei Beispiele geben.
    Da gibt es einen Haushaltsplan, und da wird uns mitgeteilt, daß er hart am Rande des Defizits einherwanke und daß also mehr nicht zu machen sei. Da ringt sich der Bundesernährungsminister in einer beachtlichen und anerkennenswerten Weise dazu durch, auf bestimmte Notwendigkeiten aufmerksam zu machen, die sich aus der Haushaltslage, aber auch aus den Erfahrungen mit dem bisherigen System der Agrarpolitik geradezu aufdrängen, in einer Zeit, in der die Konsequenzen der Außenpolitik, der Europapolitik für die Landwirtschaft nicht nur sichtbar, sondern jeden Tag fühlbarer werden. Und dann geht der Herr Rehwinkel kurz entschlossen zum Bundeskanzler, und am nächsten Tag liest man in allen Zeitungen: Man hat also auch anders gekonnt,



    Kriedemann
    und es ist etwas bewilligt worden, es hat mehr Geld gegeben.
    Ich möchte dem Herrn Rehwinkel von Herzen Glück dazu wünschen, daß er diese Methode angewandt hat, zum Schmied zu gehen, nachdem die anderen mehr als einmal vom besagten Schmied zu Schmiedchen abgewertet worden sind.

    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD.)

    Ich würde ihm noch mehr Glück dazu wünschen, wenn bei diesem Unternehmen etwas herausgekommen wäre. Aber man sollte doch nicht übersehen, daß auf eine solche Weise mehr kaputt geht als nur das persönliche Ansehen einiger Minister. Die sind ja daran gewöhnt, und wir können nur mit einigem Erstaunen konstatieren, wie groß da die Bedürfnislosigkeit ist.

    (Heiterkeit bei der SPD.)

    Aber ein solches Verfahren geht zum Schluß doch zu Lasten erstens des Ansehens der Demokratie und zweitens zu Lasten der Landwirtschaft, noch dazu, wenn das Resultat so ist, wie es in diesem Fall gewesen ist.
    Erst also die Demarche, das harte männliche Gespräch und das väterliche gütige Verständnis, und am nächsten Tage dann die Schlagzeilen in der Presse: Dafür haben sie Geld, das können sie machen. Die einen reden von 200 Millionen DM, und die anderen haben sich noch etwas anderes ausgedacht. Dann muß der bedauernswerte Bundeslandwirtschaftsminister persönlich etwa 14 Tage später, oder wann es war, hierher kommen und sagen, daß es sich gar nicht um Geld, sondern um Umbuchungen gehandelt hat und daß in Wirklichkeit nur 30 Millionen DM herausgekommen seien.
    Diese 30 Millionen DM sind auch nur wieder eine Augenauswischerei; denn sie werden der Landwirtschaft zwar für die sogenannte Altershilfe angerechnet, aber in Wirklichkeit drückt sich die Bundesregierung damit nur um sozialpolitische Verpflichtungen auch gegenüber der Landwirtschaft. Dieser Betrag gehört nämlich in den Sozialhaushalt und nicht hierher.

    (Sehr richtig! bei der FDP.)

    Das Resultat eines solchen Verfahrens, das man wahrscheinlich auch Agrarpolitik nennt, aber Agrarpolitik, die der Chef selber macht,

    (Heiterkeit bei der SPD)

    ist also: Prügel für die Landwirtschaft, Vergrößerung der Mißverständnisse zwischen Stadt und Land, oder wie Sie das nennen wollen, ein völlig falsches Bild — und kein Geld. Früher wurden die Wahlbonbons wenigstens noch aus Zucker gemacht, wenn auch aus ganz billigem und schlechtem Zucker, aber heute sind das Kunststoffgebilde, die ein bißchen mit Sacharin überzogen sind.

    (Heiterkeit bei der SPD.)

    Anders kann man doch ein solches Verfahren wirklich nicht bezeichnen.

    (Abg. Struve: Sie vielleicht nicht!)

    — Herr Struve, ich weiß, daß Sie persönlich als Landwirt auch in einer sehr viel glücklicheren Lage als die überwältigende Mehrheit der Landwirte in diesem Lande sind. Deswegen kriegen Sie vielleicht von den Bonbons auch mehr ab. Trotzdem stimmt es, was ich hier gesagt habe.

    (Abg. Struve: Wenn Sie schon persönlich werden, würde ich Ihnen wünschen, daß Sie auch mal wieder die Nase in die Praxis hineinstecken!)

    — Herr Struve, ich habe die Nase jeden Tag in der Praxis. In diesem Hause gibt es außer Ihnen keinen, der mir unterstellt, ich redete von Dingen, von denen ich nichts verstehe. Sie selber haben im Ausschuß oft genug bedauert, daß mir zu Dingen der Praxis mehr eingefallen ist als Ihnen.
    Ein zweites Beispiel für das, was ich meine, wenn ich sage: hier wird alles zur Farce gemacht. Mit List und Tücke und mit einem großen Aufwand an Worten wird draußen im Lande geflissentlich der Eindruck kultiviert, als wäre der Grüne Plan eine Sonderleistung. Zu allem, was die Bundesregierung sonst noch tut, kommt also auch noch der Grüne Plan. Und wieder entsteht in der Bevölkerung der Eindruck: Die Landwirtschaft kriegt den Hals nicht voll; nun erhält sie — einschließlich der Umbuchungen — wieder einmal noch 1,3 oder 1,4 Milliarden DM. In Wirklichkeit steht der Betrag, der nach Meinung der meisten Leute durch den Grünen Bericht erst einmal ausgerechnet werden muß, längst im Haushaltsplan. Im Haushaltsplan stehen viele Striche, und in irgendeiner Ecke des Einzelplans 10 steht dieser Betrag für den Grünen Plan.
    Das Verruchte an dem Verfahren ist, daß in den Grünen Plan Beträge, Aufgaben hineingenommen werden, die wahrlich keine Sonderleistung, nicht einmal eine Leistung zugunsten der Landwirtschaft schlechthin sind. Flurbereinigung ist betrieben worden, längst ehe es ein Landwirtschaftsgesetz, einen Grünen Bericht und einen Grünen Plan gab, und niemand hat sich darüber gewundert, alle haben es als eine selbstverständliche Regelleistung der Gesamtheit angesehen. Auf einmal ist es durch die jetzige Taktik zur Subvention geworden.
    Es ist also sehr schwer, hinter diesem nicht einmal sehr geschickten, aber sehr leichtfertigen Spiel die Probleme sichtbar zu machen, mit denen unsere Landwirtschaft heute ringt. Trotzdem möchte ich einen Versuch machen, denen, die den Dingen ferner stehen, die nicht die Nase in der Praxis haben wie Herr Struve und ich

    (Heiterkeit)

    — das darf ich doch sagen, Herr Struve, wenn ich Sie mit nenne?! —

    (Abg. Struve: Das bestreite ich!)

    die also die Nase in der Praxis haben wie ich selber
    — Herr Struve hat das für sich bestritten —, etwas
    von dem sichtbar zu machen, was wirklich vor unserer Landwirtschaft steht, und das, meine Damer
    und Herren, ist alles andere als ein Grund zum



    Kriedemann
    Lachen. Ich gehöre nicht zu den Leuten, die in Blut-
    und-Boden-Romantik, dieser verlogenen Romantik machen. Ich bin niemals im Reichsnährstand gewesen, nicht einmal als Angestellter,

    (Heiterkeit bei der SPD)

    und ich halte auch nichts davon, so zu tun, als wäre der landwirtschaftliche Teil unserer Bevölkerung ein besserer Teil anderen Bevölkerungskreisen gegenüber. Aber ich glaube, es muß mit Nachdruck darauf aufmerksam gemacht werden, daß hier Hunderttausende von Menschen vor einem auch seelischen Problem stehen, das sie nicht bewältigen können, wenn wir ihnen dabei nicht helfen.
    Lassen Sie mich dies mit einem Hinweis deutlich zu machen versuchen. Solange Menschen die Erde beackert haben, haben diejenigen, die das getan haben, das Gefühl gehabt, in ihrer Arbeit sei der Sinn des Lebens, der Sinn der Arbeit schlechthin verankert. Man konnte die Frage aufwerfen, ob es nützlich ist, schnellere Flugzeuge und schnellere Eisenbahnen zu bauen, immer mehr zu produzieren und immer weiterzukommen, ob das den Menschen weiterhilft, ob das sinnvoll ist; aber an dem Sinn dieser Arbeit ist eigentlich niemals irgendein Zweifel gewesen, auch nicht bei denen, die nicht in der Landwirtschaft standen. Heute sind wir durch eine Fülle von Faktoren, die technische Entwicklung, die politische Entwicklung, die Verflechtungen unserer eigenen Wirtschaft mit der Weltwirtschaft an den Punkt gekommen, wo wir auch dem Mann, der im Schweiße seines Angesichts seinen kargen Boden beackert, sagen müssen, daß erst einmal untersucht werden muß, ob das, was er mit soviel persönlichem Einsatz und unter soviel persönlichen Opfern tut, für die Gemeinschaft sinnvoll ist. Da kommen wir schnell zu dem Problem und müssen sagen: Wir haben schon zuviel Roggen und können nicht mehr verkraften. Damit will ich Ihnen klarzumachen versuchen, welche Frage vor diesen Leuten steht, was dort aufgebrochen ist, und ich hoffe, daß Sie alle mit mir darin übereinstimmen, daß die Anstrengungen aller vernünftigen Menschen und ihr sachliches Bemühen zusammenkommen müssen, wenn die Landwirtschaft mit diesen Fragen fertig werden soll, in die sie nicht mutwillig hineingeschlittert ist, sondern in die sie hineingestellt worden ist, nicht zuletzt auch durch die Politik, durch so etwas wie den Vertrag über den Gemeinsamen Markt und ähnliches. Es hat also schon Wert, wenn wir uns um vernünftige Lösungen bemühen; aber am Anfang dieser Bemühungen muß die Erkenntnis stehen, daß herkömmliche Mittel nicht mehr ausreichen.
    Das sage ich ebenso deutlich, wie ich hier das Problem der Überproduktion angesprochen habe, das auch kein herkömmliches Problem ist, jedoch heute zumindest für diejenigen, die die Augen davor nicht absichtlich verschließen, ein sehr aktuelles Problem geworden ist. Der Grüne Bericht ist auch meiner Meinung nach wieder ein Fortschritt gegenüber seinen Vorgängern, und wir sind sehr dankbar dafür. Mit Genugtuung und Stolz erinnern sich die Sozialdemokraten an ihr Bemühen, im Landwirtschaftsgesetz Bestimmungen zu verankern, die
    dazu verpflichten, den Grünen Bericht so differenziert und so vielseitig zu erstellen, wie das heute gelungen ist. Wir wollten damit wegkommen von dem verallgemeinernden Gerede über die Lage der Landwirtschaft und wollten gerade durch die detaillierten Untersuchungen erkennen lassen, wo denn die Wurzeln des Übels sitzen und wie diesen Schwierigkeiten beigekommen werden kann.
    Ich glaube, daß der Text gestrafft ist und daß er doch mehr Einzelheiten enthält. Ich möchte allen Kolleginnen und Kollegen dringend empfehlen, mindestens die ersten etwa 70 Seiten dieses Berichtes zu lesen. Das ist interessant nicht nur für diejenigen, die sich mit der Unterabteilung „Agrarpolitik" der Wirtschaftspolitik zu beschäftigen haben, sondern für alle, die sich mit der Wirtschafts- und Sozialstruktur unseres Volkes zu beschäftigen haben. Es steht eine Menge Lesenswertes darin; vielleicht mehr, als dem einen oder anderen lieb ist, der es lieber mit den verallgemeinernden Parolen hält.
    Ich will nur eine Einschränkung der Ordnung halber auch in diesem Jahr wieder machen. Der Grüne Bericht ist nicht das, was manchmal von ihm behauptet wird, insbesondere dann, wenn man zu den komischen Leuten gehört, die von der Globaldisparität reden und da hohe Zahlen errechnen wollen. Der Grüne Bericht ist nicht etwa eine Art von Offenbarungseid. Er muß notwendigerweise mit Durchschnitten arbeiten. Es sind 8000 Betriebe, deren Ergebnisse hier verwertet sind. Wir alle haben die Hoffnung, daß die Auswahl der Betriebe möglichst repräsentativ, aber zugleich auch in die Zukunft weisend ist. Das bedeutet eben Durchschnitte, gewisse Verallgemeinerungen. Niemand kann daraus etwa ablesen, wie es nun dem oder jenem, der einen landwirtschaftlichen Betrieb dieser oder jener Art hat, wirklich geht; dazu ist der menschliche Faktor in diesen Dingen viel zu groß. — Aber diese Einschränkung nur gegenüber den übertriebenen Anforderungen an den Grünen Bericht, nicht als eine abwertende Kritik. Ich meine, er hat trotzdem einen großen Aussagewert, und ich wiederhole: er ist sehr lesenswert.
    Wenn man ihn liest, enthüllt er sehr deutlich die eigentliche Ursache der landwirtschaftlichen Schwierigkeiten, der ausgesprochenen Nottatbestände in landwirtschaftlichen Bereichen. Er läßt klar erkennen, daß eben die unbefriedigende, um nicht zu sagen: schlechte Struktur der größten Zahl unserer landwirtschaftlichen Betriebe die eigentliche Ursache für das unbefriedigende Betriebsergebnis ist.
    Hier ist heute wieder mit großem Wort ein Bekenntnis zum Familienbetrieb abgelegt worden. Das ist natürlich immer gut, das kann nicht schaden. Ich will es deswegen auch gleich sagen: die Sozialdemokraten bekennen sich zum Familienbetrieb. Für sie ist das allerdings nicht nur eine höfliche Legitimation oder der Versuch zu einer Legitimation, sondern das Bekenntnis zu einem Betrieb, der so strukturiert ist, daß er die Voraussetzungen dafür bietet, eine Familie zu ernähren, und zwar möglichst ohne daß die Frau sich dazu mehr abschinden muß, als das alle Hausfrauen sowieso wahrscheinlich heute immer noch trotz aller Fortschritte und



    Kriedemann
    aller Gleichberechtigung tun müssen. Als Arbeitskraft sollte sie in diesem Betrieb jedenfalls nicht verschlissen werden. Der Betrieb muß die Voraussetzungen dafür bieten, daß der Mann seine Arbeitskraft und alles das, was heute an Technik von jedem arbeitenden Menschen genutzt werden muß, wenn er einen mit anderen Bereichen vergleichbaren Lohn erzielen soll, sinnvoll und produktiv einsetzen kann. Wir müssen leider erkennen, daß infolge der geschichtlichen und sozialen Entwicklung, infolge aller möglichen Ursachen eine große Zahl von landwirtschaftlichen Betrieben von diesem Maß, von dieser Größe noch weit entfernt sind.
    Ich will zum Strukturproblem nichts sagen, mein Freund Harri Bading wird dazu nachher einige Ausführungen im einzelnen machen; ich will es also dabei bewenden lassen. Aber lassen Sie mich doch noch hinzufügen: Es ist zwar sicherlich sehr klug, sich um das Betriebsgrößenproblem herumzudrücken, nichts davon zu sagen, irgendwie den Eindruck zu erwecken, als würde sich da nichts ändern; nur glaube ich, 'daß solche Zurückhaltung ein bißchen wenig ist für jemanden, der sich selbst respektiert und der seiner Aufgabe gerecht werden möchte. Deswegen habe ich es hier ausdrücklich angesprochen.
    Herr Kollege Lücker lacht mich hier so freundlich an. Ich freue mich, daß ich ihn nach langer Zeit — er quält sich da irgendwo in Straßburg oder Brüssel herum — anläßlich dieser Debatte einmal wieder hier im Hause sehe. Ich habe einiges über das gehört, was er dort drüben gesagt hat. Ich würde es außerordentlich begrüßen, wenn wir uns bald auch hier sehr nüchtern zu dieser Frage äußerten. Denn, meine Damen und Herren, über eines wollen wir uns doch klar sein: wenn wir verschweigen, welche Bewegung da in Gang ist, ohne daß irgend jemand sie in Gang gebracht hat, werden wir eines schönen Tages den Menschen, die Opfer dieser Entwicklung sind, nichts zu bieten haben. Alle Forderungen — industrielle Erschließung ländlicher Räume, Verbesserung der Verkehrsverhältnisse usw. — haben ja überhaupt nur dann ihre Berechtigung, wenn man vorher darauf aufmerksam macht, daß da etwas geschieht, was zu solchen Maßnahmen zwingt. Eine allzu große Zurückhaltung aus Taktik — meistens hält man sich ja wohl nur aus Taktik zurück — wird uns nachher sehr teuer zu stehen kommen und es. uns nicht erlauben, rechtzeitig alles das zu tun, was in diesem Zusammenhang getan werden muß.
    Wenn man sich die Zahlen auf Seite 10 des Grünen Berichts ansieht, wo eine Ubersicht über die Aufgliederung der landwirtschaftlichen Betriebe nach ihrer Größe sowie über die Zu- und Abnahme in den verschiedenen Größenklassen gegeben ist, und daneben sieht, wie sich diese Betriebe auf die landwirtschaftlich genutzte Fläche verteilen, und wenn man dann die Wahrheit und die darin liegende Aufgabe erkennen will, bedarf es dazu gar keiner Einleitung und ,gar keines Kommentars. Deswegen ist die Versuchung immer so groß, darauf zu warten, daß ein anderer etwas dazu sagt, um den dann anschießen und sagen zu können: Aha, der will also hier ... !
    Meine Damen und Herren, es besteht überhaupt auch nicht andeutungsweise die Gefahr, daß die Struktur der Landwirtschaft in Europa oder auch etwa gar in der Bundesrepublik hin zum Großbetrieb ginge. Das ist eine völlig unsinnige und völlig überflüssige Sorge. Der Familienbetrieb wird nach wie vor der entscheidende und bestimmende Faktor sein. Aber insbesondere diejenigen, die die Familie für so wichtig halten, daß sie ihr sogar einen Familienminister widmen, müssen doch wohl zugeben, daß der Familienbetrieb ein Betrieb sein muß, auf dem eine Familie auch zeitgemäß und menschenwürdig leben kann.

    (Beifall bei der SPD.)

    Man sollte den Ausdruck Familienbetrieb nicht dazu mißbrauchen, mit ihm bestimmte absolut unzulängliche Strukturen angeblich zu verteidigen. Alle, die das tun, tun es aus zwei Gründen. Erstens hören die Leute das gern, und es ist so billig, das zu sagen; und zweitens ist das die sicherste Garantie für die Differentialrente. Nicht zum erstenmal sage ich von diesem Platz heute, wie bequem es ist und wie lange es Tradition in der deutschen Agrarpolitik ist, die notleidenden Bereiche vorzuzeigen und zu sagen: Und denen wollt ihr dies oder jenes nicht bewilligen? und dann Preise und dergl. zu beschließen. Und dann sagt man sich: Na, wenn es dann auch mit der Subvention oder mit dem Butterpreis usw. für die Eifel nicht ausreicht, für uns, die wir glücklicherweise nicht in der Eifel, sondern im Flachland sitzen, wird es dann um so sicherer ausreichen. Auch Taktik — und schon gar so etwas, was schon mehr als Taktik, was schon Demagogie ist — muß doch irgendwo ihre Grenzen haben.
    Wenn man aber im Ernst glaubt, hier etwas tun zu müssen, um die in Gang befindliche und hier in Zahlen nachlesbare Entwicklung aufzuhalten — in dieser Richtung ist doch heute hier auch etwas angeklungen —, muß man eben, wie man so zu sagen pflegt, „Butter bei die Fische tun". Dann muß man auch die Konsequenzen aus diesem Wollen ziehen. Ich schätze, es würde eine Erhöhung des Agrarpreisniveaus um etwa 30 °/o oder ein Subventionsbetrag in Höhe von so vielen Milliarden notwendig sein, daß mir im Augenblick die Zahl nicht einfällt. Das kann man ja einmal versuchen. Wir haben von unserer Seite probiert, den Apologeten einer solchen Familienbetriebsphilosophie irgendwelche Angebote zu entlocken: Na, was wollen Sie sich denn das kosten lassen? Wir haben dann leider keine Antwort gehört. Darauf gründet sich eben unser Verdacht, daß es sich hier doch wohl mehr um Propaganda als um echte Agrarpolitik handelt.
    Ich will in dem Zusammenhang noch auf einen anderen Teil dieses lesenswerten Grünen Berichtes aufmerksam machen, obwohl auch hier wieder etwas erkennbar wird, was nicht allen Leuten sympathisch ist. Auf der Seite 51 können Sie nachlesen — Herr Kollege Wacher hat es auf eine mich geradezu beglückende Weise auch ausgesprochen; es ist eigentlich von dieser Seite noch nie so deutlich ausge-



    Kriedemann
    sprochen worden —, daß das Einkommensgefälle tatsächlich doch von der Größe der Betriebe und von der Güte des Bodens abhängt. Er hat hier auch gesagt: je kleiner die Betriebe sind, desto schiechter ist der Boden, auf dem sie sitzen; oder: auf dem schlechten Boden sitzen vorwiegend die Kleinbetriebe. Sie können hier in Zahlen nachlesen, wie groß der Einkommensunterschied ist. Das macht zugleich deutlich, wie denn Einkommenspolitik betrieben werden muß, wenn man sagt, wir halten die Einkommensergebnisse, wie wir sie in den unteren Bereichen vorfinden, für absolut unbefriedigend und eines solchen Staatswesens und einer solchen Wirtschaftskraft für unwürdig.
    Immerhin ist aus dem Bericht herauszulesen, daß es eine ganze Reihe von Betrieben und vor allen Dingen eine beträchtliche landwirtschaftliche Nutzfläche gibt, auf der das, was das Landwirtschaftsgesetz will, erreicht oder nahezu erreicht worden ist. 100 % können hier wohl nicht das sein, was mindestens erwartet werden muß. In Anbetracht des menschlichen Faktors muß man natürlich auch bezüglich der Betriebsergebnisse im landwirtschaftlichen Bereich wohl schon eine 90 %ige oder 80 %ige Deckung gelten lassen. Das liegt bei diesem großen Durchschnitt schon mehr oder weniger innerhalb der Fehlergrenze. Das meine ich auch, wenn ich sage, im Grünen Bericht steht vielleicht mehr drin, als manch einem lieb ist.

    (Abg. Mauk: Aber 7 % sind zuwenig!)

    — 7 % der Fläche mit 100 % sind zuwenig. Aber
    Sie wissen ganz genau, Herr Kollege Mauk — vielleicht haben wir hinterher Gelegenheit, die Diskussion noch zu vertiefen, ich habe die Zahlen hier wie Sie —, wie groß der Bereich heute ist, in dem das Ziel zu 90 % oder 80 % erreicht wird; das wollen Sie auch nicht ausschließen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Es kommt immer noch darauf an, wie man zu den 100 % kommt!)

    — Ich komme gleich darauf, wenn ich mich mit Ihren Entschließungsanträgen auseinandersetze. Diese Methode ist nicht von uns erfunden und ist auch nicht nur vom Bundesfinanzministerium erfunden, sondern ist mit Hilfe von Wissenschaftlern von anerkanntem internationalem Rang entwickelt worden, die vielleicht nicht so sehr das Bedürfnis nach einer möglichst großen Disparität, aber vielleicht mehr das Bedürfnis nach der Entwicklung eines wirklich vertretbaren Systems und Maßstabes haben.
    Meine Damen und Herren, erkennt man, was die, Ursachen für die unbefriedigenden Entwicklungen oder Zustände in der Landwirtschaft sind, ist man doppelt erschreckt, wenn man den Grünen Plan zur Hand nimmt und zur Kenntnis nehmen muß, wie die Regierung mit den Problemen fertig werden will. Als ob nichts geschehen ist, wird in der Strukturpolitik auf die bisherige Weise weitergemacht. Aber darüber werden wir nachher noch etwas Näheres hören. Hier will ich nur noch einmal sagen, wie übel es ist, daß man im Grünen Plan alle möglichen Dinge unterbringt, die dort gar nicht hinge-
    hören und zum Schaden der Landwirtschaft draußen ein falsches Bild entwickeln.
    Der zentrale Punkt unserer Kritik sind wieder die pauschalen und globalen Subventionen. Man weiß und kann hier nachlesen — der Herr Kollege Wacher hat es vorhin ausdrücklich gesagt —, daß die Einkommensverhältnisse eben von den jeweils gegebenen Verhältnissen abhängen, die der Einkommensempfänger nicht willkürlich ändern kann, nämlich die Güte seines Bodens oder die Größe seines Betriebes. Gerade deshalb ist es mehr als töricht, zu versuchen, dem Übel mit einem gleichen Maßstab zuleibe zu rücken. Da soll also wirklich wieder jemandem, der Dünger kauft, ob er nun auf schlechtem Boden sitzt und nur sehr wenig brauchen kann, und dessen Ernteergebnis deswegen auch schlechter ist, der Dünger um genau denselben Prozentsatz verbilligt werden wie demjenigen, der auf einem größeren Betrieb tiefgründigeren Boden hat und auch ohne Subventionen schon ganz schön dastehen würde.

    (Vorsitz Vizepräsident Dr. Jaeger.)

    Wenn man so wenig Geld zur Verfügung hat wie offenbar die Bundesregierung — wir halten es für zuwenig angesichts der immer dringender werdenden Fragestellung: wie kommt unsere Landwirtschaft über die Runden, wie wird sie wettbewerbsfähig? —, muß man mit dem Geld um so sorgfältiger umgehen und es um so vernünftiger verteilen.
    Es ist doch wohl kein Zufall, daß gerade um diese Art der Subventionen, um die Globalsubventionen so hart gekämpft wird und daß es geradezu zum Prüfstein der Treue der Landwirtschaft zur Regierungskoalition gemacht wird, ob die Düngersubvention aufrechterhalten wird. Der Bundeskanzler, der wohl einer der dollsten Parteipolitiker ist, die ich jedenfalls kennengelernt habe, hat das auch ganz richtig erkannt: Auf die Düngersubvention kommt es an, damit die Leute bei Laune gehalten werden. Er hat ihnen deswegen diese Düngersubvention konzediert. Sie ist nämlich ein Stück der Differentialrente, meine Damen und Herren.
    Lassen Sie mich einen kurzen Blick auf ein Argument werfen, das zur Rechtfertigung immer wieder angebracht wird. Es wird gesagt: Wir brauchen das alle, denn unsere Betriebsmittelpreise steigen dauernd. Die Landwirtschaft — das wird jetzt von landwirtschaftlicher Seite immer wieder stark betont — ist Opfer einer Wirtschaftspolitik, die ihr irgendwelche Lasten auferlegt, und zwar in zwiefacher Form; und sie beklagt sich darüber zu Recht.
    Daraus wird die Forderung abgeleitet: Nun müßt ihr mit der Marktordnung die Verbraucher genauso behandeln, wie die gewerbliche Wirtschaft mittels der sogenannten freien Wirtschaft die Landwirtschaft behandelt. Das ist für uns Sozialdemokraten kein logisches Argument. Daraus, daß Herr Erhard sein Geschäft so schlecht versorgt und eine Wirtschaftspolitik hinlegt, unter der die Landwirtschaft leidet und über die sie sich mit Recht beklagt, folgt für uns noch keineswegs, daß wir durch überhöhte Preise oder durch eine Marktordnung, die in ihrer



    Kriedemann
    Übertreibung wirtschaftspolitisch nach der anderen Seite wieder falsch wäre, die Verbraucher dafür zahlen lassen.
    Irgendwie muß doch die Landwirtschaft trotz all ihrer beredten Klagen darüber, daß z. B. Dünger im Ausland billiger verkauft wird als im Inland, daß also die Konkurrenten der deutschen Landwirtschaft mit dem Dünger billiger versorgt werden als die eigene Landwirtschaft, daß nichts geschieht, um den Typenwirrwarr in Ordnung zu bringen, daß nichts geschieht, um die Industrie zu zwingen, aus ihren Schlepperpreisen die Luft herauszulassen, die darin sitzt und sich hinter dem hohen Schutzzoll ja auch leicht ansammeln konnte, mit der Wirtschaftspolitik zufrieden sein. Es ist eine Wirtschaftspolitik, die es bis heute noch nicht ermöglicht hat, daß landwirtschaftliche Berater ohne Angst vor irgendwelchen Prozessen mit Unternehmungen, die sich gekränkt oder geschädigt fühlen, den Bauern, die sie bezahlen, sagen können, was für eine Maschine nützlich und zweckmäßig wäre. Mit dieser von uns deswegen auch immer kritisierten Wirtschaftspolitik muß die Landwirtschaft doch in irgendeiner Weise zufrieden sein; denn sonst würde sie nicht in Bausch und Bogen immer wieder dazu beitragen, daß solche Wirtschaftspolitik weiter betrieben werden kann. Zumindest würden dann doch die Bauern im Wahlkreis des Herrn Bundeswirtschaftsministers, der ja mit Stolz sagt, er habe einen ländlichen Wahlkreis, ihn nicht wiederwählen.
    Deswegen scheint uns Ihre Klage über den Druck, der von der Übermacht der Wirtschaft ausgeht, über das Nichtweitergeben der aus der Produktivitätssteigerung sich ergebenden Gewinne auch bloß mehr der Ordnung halber hier vorgebracht zu werden, mehr Augenwischerei zu sein.

    (Beifall bei der SPD.)

    Zum Trost für die Landwirtschaft kann ich eines sagen. Glücklicherweise bemühen sich die Gewerkschaften, wenigstens einen Teil des Profits abzukassieren und in Lohn umzuwandeln, der mangels einer genügenden Aktivität des Herrn Bundeswirtschaftsministers sonst restlos in den Taschen derjenigen verschwinden würde, denen diese Gewinne zuwachsen. Denn auf diese Weise hat die Landwirtschaft wenigstens den Vorteil, daß die Kaufkraft der breiten Massen steigt, und davon hängt die Landwirtschaft ja in sehr hohem Maße ab. Irgendwer soll ja die Veredelungsprodukte, die in immer größerem Umfang angeboten werden, aufnehmen können, und die Leute, die schon immer die Profite gehabt haben, werden ja deswegen nicht anfangen, zwei Koteletts zu essen. Sie sollten deswegen mit der Kritik an Lohnforderungen etwas zurückhaltender sein. Die Empfänger dieser Lohnerhöhungen sind nämlich Ihre besten Kunden. Wehe der deutschen Landwirtschaft, wenn die einmal nicht mehr kaufen können!

    (Beifall bei der SPD.)

    Es dreht sich für uns nicht um die Frage, ob Einkommenszuschüsse gezahlt werden sollen. Es ist völlig unbestritten — das ergibt sich nicht nur aus dem Grünen Bericht, sondern liegt vor unser aller Augen offen zutage —, daß es weite landwirtschaftliche Bereiche gibt, in denen trotz großen Einsatzes an menschlicher Leistung und trotz weitgehenden Verzichts auf Dinge, die in anderen Wirtschafts-und Lebensbereichen schon selbstverständlich sind, ein zeitgemäßes Einkommen nicht erzielt werden kann. Es dreht sich für uns wirklich nur um die Frage, wie der Betrag, den die Bundesregierung dafür zur Verfügung stellt, so verteilt werden kann, daß er tatsächlich auch da ankommt, wo Not am Mann ist, und nicht noch jemand davon profitiert, der sich darüber eigentlich schämen sollte. — Herr Brese, Sie gucken mich so verlockend an. Ich hätte die größte Neigung, meine Bemerkungen in dieser Richtung zu vertiefen. Aber ich sehe auf die Uhr und denke an den Zeitablauf, daher will ich mir das jedenfalls im Augenblick verkneifen. — Hier sollten also andere, bessere Möglichkeiten gefunden werden.
    Es wird immer gesagt, das sei zu kompliziert. Die beiden Subventionen, um die es sich hier dreht, die Dünger- und die Milchsubvention, haben nämlich noch eine sehr peinliche Seite: sie fördern die Zunahme der Produktion. Nun redet man zwar immer wieder von unterentwickelten Ländern und bringt alle möglichen frommen Sprüche vor. Es ist aber doch eine Tatsache, daß wir bei den für die Landwirtschaft entscheidenden Produkten schon an dem Punkt angekommen sind, an dem trotz Marktordnung eine Mehrproduktion alles zum Einstürzen bringt. Wenn eines schönen Tages Kollege Lücker könnte darüber mehr sagen — und eines vielleicht sehr nahen Tages von Brüssel aus beschlossen würde, daß keine Zuwendungen mehr gegeben werden dürfen, die produktionsanreizend wirken, wollen wir dann gleich die ganze Einkommenshilfe beiseite schieben, weil wir jahrelang gesagt haben, es gebe kein sinnvolleres Verfahren für die Verteilung dieser Mittel? Oder wollen wir uns erst dann ein solches Mittel einfallen lassen? Ich glaube, es ist schon jetzt an der Zeit.
    Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Wir haben sie öfter angedeutet. Vielleicht besteht eine Möglichkeit darin, die Milchsubvention so zu staffeln, daß sie in den kleineren Betrieben mit den schlechteren Bedingungen, mit den von Natur aus leistungsärmeren Kühen und nicht in den größeren Betrieben mit den fetten Weiden ankommt. Es gibt sicherlich noch weitere Möglichkeiten. Aber es müssen endlich einmal Vorstellungen darüber entwickelt werden. Wir jedenfalls nehmen es der Regierung nicht länger ab, daß es sich nicht anders machen lasse und man deshalb auch die sieben Komma soundsoviel Prozent, Herr Kollege Mauk, die weit über dem Strich liegen, auch noch subventionieren müsse.
    Bei dieser Gelegenheit ein Wort zur Milchprämie, — damit nicht wieder jemand kommt und sagt, das sei gar keine Subvention. Wir sollten doch das Kind beim Namen nennen. Der Verbraucher muß nicht mehr dafür bezahlen müssen, daß er eine gesunde und einwandfreie Ware bekommt. Das ist der Normalfall, das ist die Regel.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das stimmt doch nicht!)




    Kriedemann
    — Und ob das die Regel ist! Und wenn wir uns nicht rechtzeitig daran gewöhnen, werden wir hinterher noch teures Lehrgeld bezahlen müssen. Da brauchen nicht extra Prämien bezahlt zu werden; das ist völlig klar.
    Für uns ist die „grüne" Debatte nicht eine obligate Verbeugung vor der Landwirtschaft. Wir sind uns völlig klar darüber, daß viele unserer Argumente, viele unserer Forderungen nicht populär sind. Es gibt natürlich viel populärere Forderungen, wie z. B. „Preise hoch!", „Grenzen zu!" usw. usw. Aber je populärer eine Forderung ist, desto weiter ist sie von der Wahrheit entfernt.

    (Oho-Rufe bei der CDU/CSU.)

    — Ich nehme davon gerade in diesem Bereich und in diesem Zusammenhang nichts zurück. Viele von Ihnen leben ja doch von der Popularität,

    (Lachen bei der CDU/CSU)

    und ich ,möchte gern, daß die Wahrheit nun zu ihrem Recht kommt.
    Wir haben der Bundesregierung neulich eine Kleine Anfrage gestellt. Die Bundesregierung hat darauf eine Antwort gegeben, die Sie hoffentlich alle gelesen haben. Sie hat der Wahrheit im vollen Umfang die Ehre gegeben. Ich bin überzeugt, es ist ihr leicht gefallen. Sie war geradezu erleichtert, daß sie eine solche Gelegenheit hatte, mitzuteilen, daß z. B. landwirtschaftliche Importe — ein wesentlicher Bestandteil unserer Agrarpolitik — nicht unter Gesichtspunkten der Versorgung oder etwa sozialpolitischen Gesichtspunkten betrieben werden müssen, sondern deshalb, um unsere Arbeitsplätze und um die Kaufkraft zu sichern, von der unser Lebensstandard abhängt und von der zuletzt abhängt, ob die Landwirtschaft die von ihr erzeugten Veredelungsprodukte auch an den Mann bringen kann.
    Wir werden uns also auch durch die Erkenntnis, daß man alles sehr viel populärer sagen kann, wenn man es ein bißchen billiger sagt, nicht davon abhalten lassen, um die Durchsetzung der richtigen Erkenntnis zu ringen. Denn wir stehen doch jetzt vor der Notwendigkeit, zwei Aufgaben zu gleicher Zeit bewältigen zu müssen. Erstens müssen wir den in diesem Land lebenden und arbeitenden Menschen einen Lebensstandard bieten können — das müssen wir erwirtschaften —, der sie immun macht gegen jede Verlockung, gegen jede Verleitung, gegen jede Sehnsucht nach irgendeinem anderen System.

    (Zuruf des Abg. Brese.)

    — Ich weiß, Herr Brese, für manche Leute ist es nicht der Lebensstandard, sondern für manche Leute ist es sozusagen das Selbstbewußtsein, wenn sie sagen: Ich bin auch ohne Pension ein selbständiger Mann. Aber für die meisten, die doch immer noch in sehr beschränkten Verhältnissen leben, drückt sich im Lebensstandard nicht bloß der Hang zum Materiellen aus, sondern da fängt dann die Moral tatsächlich in dem Augenblick an, in dem man ihnen genügend zum Fressen gegeben hat, — wenn Sie diese Formulierung erlauben; denn sie ist doch wohl klassische deutsche Literatur, wenn auch der
    Bundesaußenminister da etwas anderer Meinung ist, aber er ist vielleicht noch nicht genau unterrichtet.

    (Heiterkeit.)

    Zweitens müssen wir alles das erwirtschaften, was wir brauchen, um draußen in den Teilen der Welt mit antreten zu können, in denen die Entscheidung zwischen den Wirtschafts- und Gesellschaftssystemen in Ost und West fällt. Wenn wir zu einer solchen großen Leistung fähig sein wollen, können wir uns keinen Ballast leisten, keine weichen Stellen. Dann müssen wir wirklich hart und scharf rechnen. Da ist eine Sozialpolitik am falschen Platz ganz besonders gefährlich. Die Gefahr ist für die Bauern besonders groß. Es muß uns gelingen, den Wettbewerb zu bestehen. Sonst sind die Bauern — Herr Struve hat vorhin mit vielen Worten gesagt, wie schlecht es denen drüben in der Zone geht — die ersten Opfer einer solchen Niederlage. Deswegen möchten wir eben dieses Spiel, das hier getrieben worden ist, so wie ich es am Anfang meiner Ausführungen an einem Beispiel geschildert habe, nicht mitmachen, auch wenn es noch so populär ist und den Leuten immer noch wieder gefällt. Wir möchten, daß die Landwirtschaft zu einem Faktor in unserer Wirtschaftspolitik wird, der ohne Subventionen leben kann, daß sie ihre Leistungen erbringen kann, nachdem man dafür die Voraussetzungen geschaffen hat. Zu diesen Leistungen muß man die Landwirtschaft in den Stand setzen, und zwar nicht durch eine Strukturpolitik, die da sagt: Ja, das geht nicht schneller, weil wir nicht mehr Beamte haben!, sondern durch eine Strukturpolitik, die sich nach dem Tempo richtet, das uns die Zeit und unsere Konkurrenten vorlegen.
    Wir möchten die Agrarpolitik zum Bestandteil einer Wirtschaftspolitik machen, die allen gerecht wird. Es ist ein heute noch weit verbreiteter Irrtum, zu glauben, die Agrarpolitik sei eine Angelegenheit der Landwirtschaft. Die Landwirtschaft ist zu einer Minderheit in unserem Volke geworden, und gerade weil sie nur mittels großer öffentlicher Ausgaben über die Runden gebracht werden kann, weil die Versäumnisse der Vergangenheit nur durch den Einsatz großer öffentlicher Mittel rechtzeitig, wenigstens einigermaßen, ausgeglichen werden können, bedarf es einer Agrarpolitik, die die Zustimmung aller Wirtschaftskreise findet und nicht als eine Interessentenangelegenheit angesehen wird.
    Wir haben durch die Vorlage des Entschließungsantrags Umdruck 498 versucht, die Fragen zu besprechen, die auf der Tagesordnung stehen. Wir haben gesagt, was uns am Grünen Plan nicht gefällt und in welcher Richtung wir die Agrarpolitik der Bunderegierung geändert sehen wollen. Es handelt sich dabei nicht um eine Absprache mit dem Deutschen Bauernverband. Daß in dem Entschließungsantrag eine ganze Reihe von Forderungen enthalten sind, die dem Hause in dem Brief des Deutschen Bauernverbandes vorgelegt worden sind, ergibt sich wohl aus anderen Gründen, wie ich annehme, aus dem gemeinsamen Bemühen um die Erkenntnis der Notwendigkeiten. Ich bitte deshalb, dem Deutschen Bauernverband keine Schwierigkeiten daraus zu machen, daß er in Fragen des gesun-



    Kriedemann
    den Menschenverstandes und in Fragen, in denen es einfach um die Klarheit im Haushalt geht, mit den Sozialdemokraten einig ist.

    (Heiterkeit bei der SPD.)

    Ich bitte das Haus, sich dem sozialdemokratischen Antrag anzuschließen.
    Noch ein Wort zu den übrigen Anträgen. In ihnen werden, glaube ich, eine Reihe von Fragen erörtert, die über das hinausgehen, was heute zur Debatte steht. Wir sollten deshalb diese Anträge dem Ernährungsausschuß überweisen. Wir Sozialdemokraten haben uns jahrelang vergeblich darum bemüht, den Ernährungsausschuß dazu zu bewegen, die Erfahrungen mit dem Landwirtschaftsgesetz, mit den bisherigen Grünen Plänen und mit der Methodik der Erstellung dieser Pläne doch noch einmal Revue passieren zu lassen, um zu sehen, ob daraus denn nicht neue Konsequenzen zu ziehen sind. Das ist immer wieder mit der Begründung abgelehnt worden: Wir haben dazu keine Zeit. Das ist von manchem wohl auch deshalb abgelehnt worden — nehmen Sie mir die Feststellung bitte nicht übel; ich bin gar nicht gehässig, aber ich habe meine Meinung und meine Erfahrungen in der Politik —, weil er es so genau auch wieder gar nicht wissen will; dann sind nämlich hinterher die Resultate nicht mehr so populär.
    Es ist höchst notwendig, diese Überlegungen anzustellen. Einige Anträge — z. B. Umdruck 496 und auch Umdruck 497 — betreffen methodische Fragen, die mit den Sachverständigen, auch mit den Agrarwissenschaftlern im Ausschuß gründlich erörtert
    werden sollten. Ich schlage Ihnen deshalb vor, diese Anträge an den Ausschuß zu überweisen.
    Dann sollte noch das eine oder andere dabei der Einfachheit halber auch überwiesen werden, schon weil wir keine Zeit haben, darüber eine lange Debatte zu führen. Ich möchte den Kollegen, die die Bundesregierung in dem Antrag Umdruck 494 auffordern, alle vertraglichen und handelspolitischen Möglichkeiten zu nutzen, um der deutschen Eier- und Geflügelwirtschaft auf die Beine zu helfen, doch empfehlen, den Vortrag von Dr. Sonnemann zu lesen, der dankenswerterweise veröffentlicht worden ist und in dem er nun wohl allen, auch denen, die es bisher nicht zur Kenntnis nehmen wollten, genau klargemacht hat, in welcher rechtlichen Lage wir uns befinden, nachdem wir bestimmte Verträge unterschrieben haben. Ich würde es dankbar begrüßen, wenn das in Form eines Nachhilfeunterrichts wenigstens dazu führen würde, daß nun nicht immer wieder dieselben populären Forderungen nach Mindestpreisen, Einfuhrbeschränkungen usw. erhoben werden, Dinge, die wir gar nicht mehr in unserer Gewalt haben. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der SPD und der FDP.)