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    Deutscher Bundestag 101. Sitzung Bonn, den 12. Februar 1960 Inhalt: Entwurf eines Gesetzes zur Ergänzung des Gesetzes über die Entschädigung der Mitglieder des Bundestages (Abg. Arndgen, Dr. Schmid [Frankfurt], Kühn [Bonn], Dr. Schneider [Lollar] u. Gen.) (Drucksache 1444) — Erste Beratung — Dr. Schmid (Frankfurt) (SPD) . . . 5437 B, 5448 A Dr. Kohut (FDP) 5441 C Brese (CDU/CSU) 5443 A Frau Kalinke (DP) 5444 B Eisenmann (FDP) 5446 D Entwurf eines Gesetzes zur Änderung der Bundeszuschüsse zu den Rentenversicherungen der Arbeiter und der Angestellten aus Anlaß der wirtschaftlichen Eingliederung des Saarlandes in die Bundesrepublik sowie zur Einführung der Vorschriften über die Gemeinlast und weiterer sozialversicherungsrechtlicher Vorschriften im Saarland (Gesetz über Bundeszuschüsse und Gemeinlast) (Drucksache 1460) ; Bericht des Haushaltsausschusses (Drucksache 1608); Mündlicher Bericht des Sozialpol. Ausschusses (Drucksache 1607) — Zweite und dritte Beratung — Baldauf (CDU/CSU) 5449 B Große Anfrage der Fraktion der SPD betreffend Abkommen zwischen Bund und Ländern über Fragen der Kulturpolitik (Drucksache 1398); verbunden mit Entwurf eines Gesetzes zur Errichtung einer „Stiftung Wissenschaftsrat" (SPD) (Drucksache 1314) — Erste Beratung — und Große Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. Stiftung „Preußischer Kulturbesitz" (Drucksache 1472) Dr. Frede (SPD) . . . . . . . . 5450 A Dr. Schröder, Bundesminister . . . 5453 D, 5482 B Dr. Heck (Rottweil) (CDU/CSU) . . 5460 B Lohmar (SPD) 5464 A, 5480 C Eilers (Oldenburg) (FDP) . . . 5469 D Dr. Knorr (CDU/CSU) . . . . . 5476 A Probst (Freiburg) (DP) 5477 D Dr. Stoltenberg (CDU/CSU) 5479 B, 5480 D Dr. Schäfer (SPD) 5481 A Frau Dr. Maxsein (CDU/CSU) . 5481 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . 5482 D Anlagen 5483 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 12. Februar 1960 5437 101. Sitzung Bonn, den 12. Februar 1960 Stenographischer Bericht Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Dr. Achenbach 12. 2. Frau Albertz 29. 2. Bauer (Wasserburg) 12. 2. Bauereisen 15. 2. Benda 19. 2. Frau Bennemann 12. 2. Frau Berger-Heise 12. 2. Birkelbach 12. 2. Dr. Bleiß 12. 2. Brand 12. 2. Frau Brauksiepe 12. 2. Brüns 2. 7. Dr. Bucerius 12. 2. Dr. Dahlgrün 12. 2. Dr. Deist 29. 2. Dr. Dollinger 12. 2. Dowidat 12. 2. Eberhard 27. 2. Dr. Eckhardt 28. 2. Engelbrecht-Greve 12. 2. Even (Köln) 29. 2. Frau Friese-Korn 27. 2. Frau Dr. Gantenberg 13. 2. Geiger (München) 12. 2. D. Dr. Gerstenmaier 17. 2. Glüsing (Dithmarschen) 12. 2. Dr. Greve 12. 2. Dr. Gülich 16. 4. Haage 12. 2. Dr. Graf Henckel 12. 2. Hilbert 12. 2. Dr. Höck (Salzgitter) 20. 2. Horn 12. 2. Frau Dr. Hubert 12. 2. Illerhaus 12. 2. Jacobi 13. 2. Jacobs 7. 3. Dr. Jaeger 13. 2. Jahn (Frankfurt) 23. 4. Dr. Jordan 12. 2. Kalbitzer 12. 2. Dr. Kanka 12. 2. Frau Klemmert 15. 5. Könen (Düsseldorf) 12. 2. Dr. Krone 12. 2. Leber 12. 2. Dr. Leiske 12. 2. Leukert 16. 2. Dr. Leverkuehn 12. 2. Dr. Lindenberg 12. 2. Lulay 29. 2. Maier (Freiburg) 16. 4. Margulies 12. 2. Mauk 12. 2. Mengelkamp 12. 2. Merten 12. 2. Müller (Worms) 12. 2. Müser 20. 2. Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Neuburger 12. 2. Nieberg 12. 2. Ollenhauer 12. 2. Pelster 19. 2. Dr. Pflaumbaum 19. 2. Frau Pitz-Savelsberg 12. 2. Prennel 12. 2. Frau Dr. Probst 12. 2. Rademacher 12. 2. Dr. Ratzel 12. 2. Richarts 12. 2. Ritzel 12. 2. Frau Rudoll 12. 2. Ruhnke 12. 2. Dr. Rutschke 13. 2. Scharnowski 15. 2. Scheel 12. 2. Dr. Schellenberg 12. 2. Dr. Schmidt (Gellersen) 12. 2. Schmücker 12. 2. Schneider (Hamburg) 12. 2. Schütz (München) 12. 2. Dr. Starke 13. 2. Frau Dr. Steinbiß 17. 2. Dr. Steinmetz 12. 2. Storch 12. 2. Striebeck 13. 2. Frau Strobel 12. 2. Wagner 12. 2. Dr. Weber (Koblenz) 12. 2. Wehr 23. 4. Weimer 12. 2. Frau Welter (Aachen) 27. 2. Werner 24. 2. Dr. Willeke 1. 3. Anlage 2 Umdruck 468 Antrag der Fraktion der CDU/CSU zur Großen Anfrage der Fraktion der SPD betr. Abkommen zwischen Bund und Ländern über Fragen der Kulturpolitik (Drucksache 1398). Der Bundestag wolle beschließen: Um die Einrichtungen der Forschung, der wissenschaftlichen Hochschulen, der Fachhochschulen und der allgemeinbildenden Schulen den Bildungs- und Ausbildungsbedürfnissen unserer Zeit anzupassen, wird die Bundesregierung ersucht, 1. die Verhandlungen mit den Ländern über die Abgrenzung der Aufgaben im kulturellen Bereich baldmöglichst zu einem Abschluß zu bringen, 2. dabei insbesondere eine Verwirklichung von Artikel 74 Nr. 13 des Grundgesetzes durch eine angemessene Beteiligung des Bundes an der Verwaltung und Etatgestaltung der überregionalen Forschungsinstitutionen anzustreben, 5484 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 12. Februar 1950 3. im Haushaltsplan des Bundes in den folgenden 5 Jahren für den Ausbau der wissenschaftlichen Hochschulen je 200 Millionen DM vorzusehen, 4. im Einvernehmen mit den Ländern zu prüfen, inwieweit neben dem Ausbau der vorhandenen die Gründung neuer wissenschaftlicher Hochschulen notwendig ist, 5. im Einvernehmen mit den Ländern einen Plan über den Bau von Studentenwohnheimen, Studentenhäusern und über den Ausbau des Fachschulwesens aufzustellen, 6. gemeinsam mit den Ländern und dem Wissenschaftsrat die Vorschläge zur Reform der Lehrkörper an den wissenschaftlichen Hochschulen zu prüfen. Der Bundestag hält es für notwendig, die rund 700 Millionen DM, die dem Bund aus der Teilprivatisierung des Volkswagenwerks für 20 Jahre zur Nutzung zustehen, schon jetzt im Sinne der Stiftung, überwiegend zur Finanzierung der Aufgaben unter 4. und 5. unmittelbar zur Verfügung zu stellen und darüber Einvernehmen mit dem Land Niedersachsen anzustreben. Die Bundesregierung wird aufgefordert, in den schwebenden Verhandlungen über den Schuldendienst der Ausgleichsforderungen dahin gehend zu wirken, daß die Länder die 275 Millionen DM, die der Bund künftig übernimmt, zu einer entsprechenden Mehrleistung im kulturellen Bereich, insbesondere für Zwecke des Schulbaues verwenden, um die Voraussetzungen für die Einführung des 9. Schuljahres in allen Bundesländern baldmöglichst zu schaffen. Bonn, den 11. Februar 1960 Dr. Krone und Fraktion Anlage 3 Umdruck 469 Antrag der Fraktion der SPD zur Großen Anfrage der Fraktion der SPD betr. Abkommen zwischen Bund und Ländern über Fragen der Kulturpolitik (Drucksache 1398). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, 1. die Verhandlungen mit den Ländern über die Bewältigung der Aufgaben im kulturellen Bereich bis zum 1. Juni 1960 abzuschließen und dem Bundestag unverzüglich über das Ergebnis schriftlich zu berichten; 2. die notwendigen Mittel im Haushaltsplan des Bundes für den Ausbau der wissenschaftlichen Hochschulen bereitzustellen, soweit sie nicht von den Ländern aufgebracht werden. Grundlage dafür sollen die Bedarfspläne des Wissenschaftsrates sein; 3. den Ländern die im Rahmen der Übernahme von Kriegsfolgelasten durch den Bund erforderlichen Mittel für den Schulhausbau zur Verfügung zu stellen. Bund und Länder sollen außerdem die Modernisierung der Schulen, die Einführung des 9. Schuljahres und die Beseitigung des Schichtunterrichtes berücksichtigen; 4. mit den Ländern, den Trägern der Erwachsenenbildung und den Hochschulen über einen Ausbau der Einrichtungen der politischen Bildung zu beraten und alle Bestrebungen auf diesem Gebiet nachdrücklich zu fördern; 5. die Höhe der Stipendien für Studenten und der Erziehungsbeihilfen den gestiegenen Lebenshaltungskosten anzupassen; 6. den Anteil der geförderten Studenten zu erhöhen und eine Ausweitung des Kreises von Studierenden, deren Eltern als Arbeiter oder in der Landwirtschaft tätig sind, zu fördern; 7. im Einvernehmen mit den Ländern und den Trägern von Studentenwohnheimen dafür Sorge zu tragen, daß innerhalb von fünf Jahren 30 v. H. der Studenten in Wohnheimen aufgenommen werden können. Dabei sind ausländische Studenten, die in der Bundesrepublik studieren, besonders zu berücksichtigen. Bonn, den 12. Februar 1960. Ollenhauer und Fraktion
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Otto Eisenmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Kollege Schmid, ich bin mit Ihnen der Auffassung, daß dieses Hohe Haus diese Aufgabe erfüllen möchte. Die Oppositionsparteien dieses Hauses aber möchten diese Aufgabe etwas konkreter gestaltet sehen. Bei den Verhältnissen jedoch — damit komme ich zu Ihnen, meine Damen und Herren in der Mitte dieses Hauses; Sie haben vorhin einen Zwischenruf gemacht —, wie sie nun einmal auf Grund des Wahlergebnisses vom September 1957 sind, ist es heute umgekehrt. Das wissen Sie doch.

    (Beifall.)

    Ich wollte das nur sagen, weil Herr Kollege Schmid angedeutet hat, welche Regelungen zur Zeit in anderen Ländern bestehen, in denen es ein funktionierendes Parlament im Sinne des Wechselspiels zwischen Parlament und Regierung gibt.
    Das zweite Problem ist das der Staatsverdrossenheit. Sie wissen, Herr Brese, ich bin ein Angehöriger der freien Berufe; es gibt für mich weder einen Bauernhof noch eine Beamtenversorgung noch ein Funktionärsgehalt noch sonst etwas. Ich weiß sehr wohl, Herr Kollege Schmid, um mit Ihnen zu sprechen, daß man sich mit den Dingen sehr auseinandersetzen muß, daß man arbeiten muß und daß man Sachkunde benötigt, wenn man im Ausschuß mitarbeiten will; daß es einen großen Zeitaufwand erfordert, wenn man zu der demokratischen Ordnung und zum Parlament überhaupt irgendeinen Beitrag leisten will. Aber ich bin der Auffassung, daß hier — Herr Kollege Dr. Kohut hat es angedeutet — eine Weiche gestellt ist. Es geht darum, ob man glaubt, durch solche Maßnahmen, die das Parlament selbständig beschließen kann — es ist hier Selbstversorger -, die Staatsverdrossenheit gebremst werden kann oder ob sie noch weiter geweckt wird.
    Das ist ein sehr ernstes Problem. Frau Kollegin Kalinke, auch Herr Dr. Kohut und Herr Kollege Brese haben es angedeutet. Wir haben — es ist ein abgedroschenes Wort; wenn Herr Dr. Schellenberg da wäre, würde gerade er es verstehen; denn er spricht öfter von diesem Problem — das Problem der Stiefkinder in der deutschen Sozialpolitik. Wir haben noch zu viele dieser Stiefkinder. Es ist für mich — das ist meine persönliche Auffassung -sagen, sie seien notwendig, um die Unabhängigkeit des Abgeordneten sicherzustellen. Ich glaube nicht, daß Sie es so meinten, wie ich es verstanden habe. Ich habe ja dazwischengerufen. Die Unabhängigkeit des Abgeordneten kann man — meine Damen und Herren, bitte, folgen Sie mir — weder erkaufen noch erzwingen durch eine Alterspension von 450 oder 460 DM. Diese innere Unabhängigkeit ist vorhanden oder ist nicht vorhanden. Sie haben es nicht so gemeint, aber ich muß es andeuten, weil das so hätte aufgefaßt werden können. Darum widerspreche ich.
    einfach nicht zu ertragen, daß wir uns hier über Dinge unterhalten, die uns unmittelbar selbst betreffen und von denen Sie, Herr Kollege Schmid,
    Ein weiteres Problem ist das der Ehrenamtlichkeit. Natürlich müssen die Damen und Herren, die sich hier in einer emsigen Arbeit für das parlamentarische Leben und für die Demokratie zur Verfügung stellen, entschädigt werden. Ich folge dem Gedanken des Kollegen Brese, der gesagt hat, die Diätenregelung sei angemessen, deshalb solle auch heute der Abgeordnete wie jeder andere Bürger einen Teil seines Einkommens, besser ausgedrückt, seines Entgeltes, dazu benützen, um eine Eigenvorsorge zu treffen. Diese Eigenvorsorge zu treffen, ist für jeden in diesem Hause eine Pflicht. Ich bin nicht der Auffassung — Sie sicher auch nicht, Herr Kollege Schmid —, daß eis an der Wiege eines einzigen Abgeordneten gestanden hat, daß er warten kann, bis er sich eines Tages selbst eine Versorgung durch eigenen Beschluß aufbauen kann. Vielmehr mußte jeder von uns ohne Ausnahme bisher eine Vorsorge für sich und seine Familie aus innerster Pflicht, aus sittlicher Verpflichtung gegenüber sich und seiner Familie treffen. Sie werden jetzt kommen: Viele der Heimatvertriebenen und andere Menschen haben durch die Währungsreform und die Inflation 1923 ihr Vermögen und anderes verloren. Das ist richtig. Trotzdem entbindet es dieses Hohe Haus und seine Abgeordneten nicht von der Eigenvorsorge und der Selbstverantwortung.
    Maßhalten ist zur Zeit das große Wort. Der Herr Bundeskanzler hat in diesen Tagen und Wochen den einen und den anderen der Präsidenten der großen deutschen Verbände, beider Tarifpartner, zu Besuch und sagt ihnen — ebenso wie der Herr Bundeswirtschaftsminister —: Wir müssen maßhalten! Ich möchte das auch diesem Hohen Hause zurufen. Wir müssen auch bei uns anfangen, maßzuhalten, und wir sollten daher diesen Entwurf nicht weiterverfolgen.
    Wenn die Mehrheit dieses Hauses diesen Entwurf aber beraten sehen möchte — Herr Kollege Professor Dr. Schmid, Sie haben angedeutet, welche technischen Schwierigkeiten bereits die Behandlung macht: Ältestenrat, Vorstand des Bundestages und dann Parlament; Herr Kollege Kohut hat gesagt, der Haushaltsausschuß möge mitberaten —, wenn dieser Entwurf, wie ich fürchte, auf Grund eines Mehrheitsbeschlusses zur weiteren Behandlung bestimmten Ausschüssen zugeleitet werden sollte, müßte meiner Ansicht nach auch der Sozialpolitische Ausschuß zur Mitberatung herangezogen werden. Diesen Antrag möchte ich vorsorglich stellen.



    Eisenmann
    Ich knüpfe an das an, was die Frau Kollegin Kalinke gesagt hat. Man müßte dann nämlich gerade im Sozialpolitischen Ausschuß einmal die Dringlichkeitsstufen überprüfen und die wirklich vorhandene Not sozialschwacher Gruppen, wie der Kriegsopfer und anderer, abwägen. Ich glaube, daß dieser Entwurf, wenn man so die Dringlichkeitsstufen richtig festlegt, in der gegenwärtigen Legislaturperiode des Deutschen Bundestages nicht mehr verabschiedet wird. Ich für meine Person lehne den Entwurf, jedenfalls in der jetzt vorgeschlagenen Form, aus grundsätzlichen Erwägungen ab. Ich bin der Auffassung, Eigenvorsorge geht vor Selbstversorgung. Die Eigenverantwortung steht in dieser Frage in der Tat in einer Verbindung zur Staatsverdrossenheit auf der anderen Seite.

    (Beifall bei der FDP.)



Rede von Dr. Victor-Emanuel Preusker
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat nunmehr, nachdem alle anderen Wortmeldungen erledigt sind, der amtierende Bundestagspräsident.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Carlo Schmid


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Von den Rednern, die nach mir gesprochen haben, sind eine ganze Reihe vortrefflicher Maximen entwickelt worden, denen ich fast ausnahmslos zustimmen kann. „Ein guter Mensch, wer wäre es nicht gerne; doch leider, die Verhältnisse, die sind nicht so", —

    (Heiterkeit)

    zumindest nicht für jedermann in gleicher Weise ...
    Was das Sparen anbetrifft, so kann man z. B. sparen, indem man eine Lebensversicherung abschließt. Ich habe es getan. Mein „Bauernhof", auf Grund dessen ich sparen kann, ist mein Professorengehalt. Deswegen kann ich in einer Lebensversicherung sein. Andere haben solche Möglichkeiten nicht. Sie haben nichts anderes, als was sie für ihre Tätigkeit im Parlament bekommen. Und da frage ich wirklich — prüfe man sich doch auf Herz und Nieren! —, ob, wenn man seine Pflicht als Abgeordneter ernst nimmt, d. h. wenn man auch im Lande herumfährt und versucht, dem Volk draußen zu sagen, worum es in diesen Zeiten geht, noch sehr viel von dem übrigbleibt, was man hier bezieht! Vielleicht gilt das nicht für alle gleichermaßen. Aber für eine Reihe von Kollegen dieses Hauses gilt es in einem sehr erheblichen Umfang.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der CDU/CSU.)

    Das ist das eine, was ich sagen möchte.
    Das zweite: Der Entwurf sieht Freiwilligkeit vor. Niemand ist verpflichtet, von den Möglichkeiten Gebrauch zu machen, die das Gesetz gewährt. Ich z. B. werde davon keinen Gebrauch machen. Denn ich habe es, wie gesagt, nicht nötig. Wenn ich eines Tages hier und aus meinem Amt ausscheide, erhalte ich die Bezüge eines emeritierten Professors. Das wird für meine Familie und mich genügen. Aber andere sind nicht in dieser Lage, in der ich bin, und für diese möchte ich hier sprechen, nicht um eine Pfründenanwartschaft zu begründen, sondern um es möglich zu machen, daß dieses Haus seiner
    Aufgabe in Unabhängigkeit und Würde nachkommt!

    (Beifall bei der SPD und bei den Abgeordneten der CDU/CSU.)

    Nun ein letztes Wort! Ich glaube, ich bin in dem, was ich von der Unabhängigkeit des Abgeordneten gesagt habe, gröblich mißverstanden worden. Ich meinte damit doch nicht, daß wir darum unabhängiger sind, weil wir oder weil einige von uns wissen: Wir bekommen, wenn wir hier ausscheiden, eine Rente von 400 oder von 450 Mark — so taxiere ich uns wirklich nicht ein. Nein, das habe ich nicht gemeint. Was ich gemeint hatte, ist, daß die Parteien, die Parteiorganisationen — wir wissen doch, welche Rolle sie bei der Aufstellung der Kandidaten zu den Wahlen spielen — es leichter haben werden, zu sagen: Dem Kollegen X oder Y ist jetzt ein ruhiger Lebensabend zu gönnen, während wir doch ein paar jüngere Kollegen ins Parlament bringen sollten. Es ist uns leichter, dem alten Kollegen zu sagen: „Komm, finde dich damit ab, du wirst nicht wieder aufgestellt", wenn wir wissen, daß er nun von der Pension wird leben können, wenn auch sehr bescheiden. Das ist es, was ich gemeint habe. Ich glaube nicht, daß sich irgendein junger begabter Mann oder eine junge begabte Frau, die sich für Politik interessieren, deswegen wählen lassen werden, weil sie nach 30 Jahren eine Rente von 400 oder 450 Mark bekommen, — für die sie mehr bezahlt haben werden, als sie herausbekommen.

    (Beifall bei der SPD und Abgeordneten der Regierungsparteien.)

    Nun die Frage der Ausschüsse, an die der Entwurf überwiesen werden soll. Mein Vorschlag bezüglich des Ältestenrats war nicht etwa ein Antrag, den Ältestenrat als einen Ausschuß zu betrachten — das ist er nicht —, sondern es war ein Rat, man sollte den Ältestenrat damit befassen. Der Vorstand wäre ein Ausschuß im Sinne unserer Geschäftsordnung; er könnte nicht bloß beraten, sondern auch beschließen. Die Mitwirkung des Haushaltsausschusses zur Mitberatung versteht sich von selbst. Die Frage ist: Sozialpolitischer Ausschuß oder nicht?

    (Widerspruch.)

    Ich habe dazu keine besondere Meinung. Ich halte dieses Gesetz — ich bitte, mich richtig zu verstehen, und ich sage es genauso, wie ich es meine — nicht für eine Sache der Sozialpolitik, sondern für ein Gesetz unserer Verfassungsordnung!

    (Beifall bei der SPD, bei den Regierungsparteien und bei der FDP.)