Rede:
ID0309401700

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Metadaten
  • insert_drive_fileAus Protokoll: 3094

  • date_rangeDatum: 11. Dezember 1959

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag 94. Sitzung Bonn, den 11. Dezember 1959 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Abg. Nieberg ...........5185 A Zur Tagesordnung Bauknecht (CDU/CSU) . . . . . . 5185 A Mündlicher Bericht des Vermittlungsausschusses zur Verwaltungsgerichtsordnung (VwGO) (Drucksache 1487) Dr. Arndt (SPD) . . . . . . . 5185 B Jahn (Marburg) (SPD) . . . . . . 5186 C Mündlicher Bericht des Vermittlungsausschusses zu dem Gesetz zur Änderung der Gewerbeordnung und Ergänzung des Bürgerlichen Gesetzbuchs (Drucksache 1486) Dr. Schmidt (Wuppertal) (CDU/CSU) 5187 A Große Anfrage der Fraktion der SPD betr. Preissteigerungen für Lebensmittel (Drucksache 1414) Bading (SPD) 5187 C, 5225 D Schwarz, Bundesminister . . . . 5190 B Dr. Dr. h. c. Erhard, Bundesminister 5195 C Frau Strobel (SPD) . . . . . . . 5197 A Köhler (FDP) 5202 A Logemann (DP) . . . . . . . 5205 D Dr. Deist (SPD) . . . . . . . 5209 B Dr. Burgbacher (CDU/CSU) . . . 5214 C Frau Keilhack (SPD) 5217 D Bauknecht (CDU/CSU) 5223 B Antrag der Abg. Struve, Dr. Pflaumbaum, Wehking u. Gen. betr. Trockenheitsschäden; Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses (Drucksachen 1204, 1479) Diekmann (SPD) . . . . . . . . 5226 C Antrag der Abg. Wilhelm, Bach, Ritzel, Schmitt (Vockenhausen) u. Gen. betr. Abgeltungsbetrag und Härteausgleichszahlung für Arbeiter, Angestellte und Beamte des öffentlichen Dienstes im Saarland; Mündlicher Bericht des Ausschusses für Inneres (Drucksachen 1453, 1484) Schmitt (Vockenhausen) (SPD) . . 5226 D Nächste Sitzung 5227 C Anlagen 5229 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 94. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. Dezember 1959 5185 94. Sitzung Bonn, den 11. Dezember 1959 Stenographischer Bericht Beginn: 9.01 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordneter) beurlaubt bis einschließlich Frau Ackermann 11. 12. Frau Albertz 12. 12. Blachstein 12. 12. Brüns 12. 12. Dr. Bucerius 11. 12. Dr. Dahlgrün 11. 12. Dr. Dittrich 12. 12. Dopatka 11. 12. Eilers (Oldenburg) 11. 12. Engelbrecht-Greve 11. 12. Even (Köln) 11. 12. Gaßmann 11. 12. Gedat 12. 12. Geiger (München) 11. 12. Gewandt 12. 12. Dr. Gradl 12. 12. Dr. Greve 12. 12. Dr. Gülich 15. 12. Hahn 12. 12. Hansing 11. 12. Häussler 11. 12. Hilbert 15. 12. Jahn (Frankfurt) 15. 12. Keller 11.12. Kemmer 11.12. Frau Klemmert 11. 12. Dr. Kopf 11. 12. Kriedemann 12. 12. Kühlthau 11. 12. Lulay 31. 12. Maier (Freiburg) 15. 12. Margulies 11. 12. Mattick 11. 12, Neubauer 11. 12. Odenthal 11. 12. Prennel 12. 12. Rademacher 11. 12. Rasner 11. 12. Dr. Ratzel 11. 12. Richarts 11. 12. Scheel 11. 12. Dr. Schild 11. 12. Dr. Schmidt (Gellensen) 11. 12. Schneider (Hamburg) 11. 12. Schoettle 12. 12. Schütz (Berlin) 11. 12. Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich Dr. Starke 12. 12. Stenger 11. 12. Storch 11. 12. Theis 12. 12. Tobaben 11. 12. Walpert 11. 12. D. Willeke 12. 12. Winkelheide 11. 12. Dr. Winter 11. 12. Wittmer-Eigenbrodt 11. 12. Frau Wolff (Berlin) 11. 12. Anlage 2 Umdruck 451 Antrag der Fraktion der SPD zur Großen Anfrage der Fraktion der SPD betr. Preissteigerungen für Lebensmittel (Drucksache 1414). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, die gestiegenen Ernährungskosten wieder zurückzuführen und die Stabilität der Lebenshaltungskosten zu sichern. Bonn, den 11. Dezember 1959 Ollenhauer und Fraktion Anlage 3 Umdruck 452 Antrag der Fraktion der CDU/CSU zur Großen Anfrage der Fraktion der SPD betr. Preissteigerungen für Lebensmittel (Drucksache 1414) . Der Bundestag wolle beschließen: Der Bundestag billigt die preissenkenden Maßnahmen, die von der Bundesregierung zur Überwindung der Dürrefolgen ergriffen worden sind, Er ersucht die Bundesregierung, auch weiterhin besorgt zu sein, daß die Lebenshaltungskosten den berechtigten Ansprüchen der Verbraucher und Erzeuger entsprechen Bonn, den 11. Dezember 1959 Dr. Krone und Fraktion
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Ludwig Erhard


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    maßlos sind seine Behauptungen!

    (Beifall bei der SPD.)

    Maßlos ist Ihre Kritik, Herr Bundesminister Erhard! Wen meinen Sie denn eigentlich mit der „Straße"? Meinen Sie damit die Arbeitnehmer? Meinen Sie die Verbraucher? Warum drücken Sie sich immer so aus, daß Ihre Ausführungen als maßlos in stärkstem Sinne bezeichnet werden müssen?

    (Zurufe von der Mitte. — Gegenrufe von der SPD.)

    Herr Bundesminister Erhard, ich kann mich darauf beschränken, auf die Dinge bei der Marktordnung einzugehen, nach denen wir in unserer Großen Anfrage gefragt haben und die Herr Bundesminister
    Schwarz für meine Begriffe zwar recht interessant, aber unzureichend beantwortet hat. Meine Kollegen werden später noch insbesondere auf die Ausführungen von Herrn Bundesminister Erhard eingehen.
    Wir haben allerdings den Eindruck, daß die Bundesregierung den Versuch gemacht hat, sich für die Behandlung der Großen Anfrage ein besseres Preisklima zu schaffen, als es zu der Zeit war, in der wir die Große Anfrage stellten. Ich möchte dem Herrn Bundesernährungsminister einige Fragen stellen, die im Zusammenhang stehen mit seiner Behauptung, die Bundesregierung habe alles getan, um eine stete Versorgung und, soweit es die Dürre zuließ, stabile Preise für Lebensmittel durch die Marktordnung zu sichern. Herr Bundesminister, wir haben z. B. die EWG-Verpflichtung, 8000 t Butter im Jahr einzuführen. Warum ist man dieser EWG-Verpflichtung erst im August nachgekommen? Es wäre richtig gewesen, das im Juni zu tun. Warum haben Sie die Butter, die nach der EWG-Verpflichtung einzuführen war, nicht wenigstens für die Berlin-Reserve verwendet? Dann hätten Sie nicht die 7500 t, die für die Berlin-Reserve notwendig waren, aus der Einfuhr- und Vorratsstelle nehmen müssen. Warum haben Sie noch am 1. August die Einfuhrmenge im kleinen Grenzverkehr auf ein halbes Pfund reduziert, wenn Sie bedauern, daß die Verbraucher — mindestens einige Monate lang - so hohe Butterpreise zahlen mußten? Es ist doch bekannt, daß zu der Zeit, in der der Butterpreis bei uns den Höchststand erreicht hatte, die Verbraucher im kleinen Grenzverkehr das Pfund Butter aus Osterreich zu 2,95 DM einführen konnten; zur gleichen Zeit kostete die Butter in München 3,80 DM. Wenn Ihnen wirklich daran lag, daß die Verbraucher zu billiger Butter kamen, hätten Sie nicht ausgerechnet in diesem Augenblick die Einfuhrmenge pro Person auf ein halbes Pfund reduzieren dürfen, dann hätten Sie wenigstens den Verbrauchern, die an der Grenze wohnen, diese Möglichkeit lassen müssen. Warum mußte es, Herr Minister, erst dazu kommen, daß Heilstätten und Krankenhäuser die Butterrationen kürzen mußten, um die Verpflegungssätze einhalten zu können? Im Juni hätten wir in Holland die Butter noch für 5,65 DM das Kilo einkaufen können, wenn zu dieser Zeit Ausschreibungen dagewesen und für unsere Importeure Einfuhrmöglichkeiten eröffnet gewesen wären.
    Nun wird immer gesagt, man hätte damals noch nicht gewußt, daß es zu dieser Butterknappheit kommen würde. Im „Münchener Merkur" vom 2. Dezember kann man lesen, der Preisanstieg bei Butter sei vom Fachgroßhandel vorausgesehen worden. Der Berufsverband habe deshalb schon Ende Juni Importausschreibungen vom Bundesministerium für Landwirtschaft gefordert.

    (Hört! Hört! bei der SPD.)

    Außerdem steht fest — alle die, die mit diesen Dingen arbeiten, wissen es —, daß z. B. Frankreich, das auch eine große Butterknappheit und große Milchsorgen hatte, auf dem internationalen Markt schon sehr frühzeitig und immer vor der Bundesrepublik die Butterreserven auf dem internationalen und europäischen Markt aufgekauft hat.
    5198 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 94. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. Dezember 1959
    Frau Strobel
    Der Herr Bundesminister hat angeführt, daß die ersten Ausschreibungen — wenn ich richtig gehört habe — am 29. Juli erfolgt seien. Herr Bundesminister, wir haben immer wieder kritisiert, daß Sie die Einfuhrmöglichkeiten nicht nur zu spät ausgeschrieben, sondern daß Sie sie auch begrenzt haben; Sie haben auch zu lange am Butterzoll festgehalten. Die Ausschreibungen vom 29. Juli waren auf die OEEC-
    Länder begrenzt und mußten bis zum 15. Oktober realisiert sein. Das hat natürlich die Möglichkeiten der Importeure von vornherein erheblich eingeschränkt. Was sich dann um den Zoll abgespielt hat, ist dem Hause allgemein bekannt.
    Der Herr Bundesminister Erhard und der Herr Bundesminister Schwarz haben soeben behauptet, daß die Bundesregierung ihre Maßnahmen zur Vermeidung von unerwünschten Preissteigerungen bei so wichtigen Lebensmitteln rechtzeitig und nicht im Hinblick auf den Antrag der SPD eingeleitet hätte. Darf ich daran erinnern, daß die sozialdemokratische Bundestagfraktion den Antrag, den Butterzoll vorübergehend auszusetzen, am 20. Oktober gestellt hat und daß es zumindest im Ernährungsausschuß zunächst ein Verzögerungsmanöver in dieser Sache gegeben hat, und darf ich außerdem daran erinnern, daß die Bundesregierung erst in dem Augenblick, als wir den Antrag auf Aussetzung des Butterzolls gestellt hatten, im Ernährungs- und im Außenhandelsausschuß mitgeteilt hat, daß sie jetzt bereit sei, die Einfuhren freizugeben und die Einfuhrausschreibungen nicht mehr hinsichtlich Menge und hinsichtlich der Länder zu begrenzen?
    Gelegentlich wird bei solchen Debatten gesagt, die Hausfrauen brauchten die teure Butter nicht zu kaufen; sie sollten eben auf andere Ernährungsgüter ausweichen. Im Hinblick auf den hohen Butterpreis ist den Hausfrauen immer wieder empfohlen worden, Margarine zu kaufen. Mir hat gerade in der Zeit, als diese Empfehlungen gegeben wurden, eine Hausfrau aus Hessen geschrieben, daß sie diesen Versuch gemacht und daß ihre Familie beschlossen habe, solange die Butterpreise so hoch seien, nur noch Margarine und Wurstfett zu konsumieren. Was hat diese Hausfrau festgestellt? Sie hat zweimal eine Halbpfundtüte Wurstfett für 40 Pfennig eingekauft. Als sie drei Tage später dieses Wurstfett wieder kaufen wollte, war die gleiche Tüte im Preis um 10 Pfennig auf 50 Pfennig gestiegen,

    (Hört! Hört! bei der SPD)

    und das zu einer Zeit, zu der im Rundfunk durchgegeben wurde, daß die Preise für Schlachtschweine gefallen seien.

    (Zurufe von der CDU/CSU.)

    — Den Hausfrauen kommt es auf das an, was sie wirklich bezahlen, und nicht darauf, was Sie für Vorstellungen haben.

    (Erneute Zurufe von der CDU/CSU.)

    — Entschuldigen Sie, das war eine Hausfrau, die das dem Bundestag mitgeteilt hat; die anderen empfinden das genauso. Es ist doch eine Tatsache, daß Verknappungen und hohe Preise auf einem Sektor dazu führen, daß die Preise auf einem anderen Sektor auch in die Höhe gehen.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Frau Kollegin, ich bitte, mir zu gestatten, Sie einen Augenblick zu unterbrechen. Ich bin gebeten worden, bekanntzugeben, daß um 11 Uhr eine eilige und wichtige Sitzung des Haushaltsausschusses stattfindet. Ich darf bitten, von dieser Mitteilung Kenntnis zu nehmen.
Ich darf nun Frau Strobel bitten, weiterzusprechen.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Käte Strobel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Es ist von meinem Kollegen Bading bereits gesagt worden — und ich glaube, es geht aus den Fragen sehr deutlich hervor —, daß wir diese Große Anfrage nicht gestellt haben, um in erster Linie die Erzeuger zu kritisieren. Im Gegenteil! Wir haben in den letzten Wochen und Monaten den Eindruck bekommen, daß sich die Erzeuger an der Kritik an dieser Preisentwicklung ebenfalls beteiligt haben.
    Ich möchte Ihnen an einem Beispiel zeigen, daß hohe Preise nicht immer bedeuten, daß die Erzeuger die Nutznießer dieser hohen Preise sind. Gerade weil das so ist, könnte es, meine ich, in solchen Fällen auch einmal eine Einheitsfront des Bundestages gegen die hohen Preise geben. Ich habe am vergangenen Sonntag in einer Bauernversammlung zwei Diskussionsredner — unter anderen —gehabt, von ,denen der eine der Leiter eines Altersheimes ist, der in einer bestimmten Zeit an eine bestimmte Molkerei für Butter statt 6,25 DM 6,80 DM bezahlen mußte. Das ist eine Preiserhöhung um 9 %. Der andere Diskussionsredner war der Obmann des Bauernverbandes, der mitteilte, daß er seine Milch an dieselbe Molkerei abliefert und für die Milch, aus der diese Butter gewonnen wurde, in derselben Zeit, in der ,der Butterpreis um 9 % stieg, eine Preiserhöhung von 34 auf 34,7 Pf bekommen hat;

    (Hört! Hört! bei der SPD) das ist eine Erhöhung um 2 %.


    (Erneutes Hört! Hört! bei der SPD.)

    Nun, meine Damen und Herren und Herr Bundesminister Schwarz, halten Sie diese Entwicklung für richtig — Erhöhung des Butterpreises um 9 %, Erhöhung des Auszahlungspreises für Milch bei derselben Molkerei um 2 %?
    Es ist nun gesagt worden, man habe ja nicht voraussehen können, daß der Verbrauch eine solche Entwicklung nehmen würde; es ist in etwas kritisierender Weise gesagt worden, daß nun ausgerechnet die Hausfrauen auch noch mehr gekauft haben. Meine Damen und Herren, man konnte an der Entwicklung der vorhergehenden Jahre schon sehr deutlich sehen, daß mit steigender Kaufkraft auch der Verbrauch steigt; man hätte sich ja nur die Entwicklung von 1956 auf 1957 und von 1957 auf 1958 anzuschauen brauchen, um festzustellen, daß schon in der ersten Hälfte des Jahres 1959 ein siebenprozentiger Mehrverbrauch an Fleisch bzw. Butter bestand. Wozu sind eigentlich die statistischen Erhebungen da, wozu machen wir eine Versorgungsbilanz, wenn wir daraus nicht die entsprechenden Konsequenzen ziehen?
    Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 94. Sitzung. Bonn, Freitag, den 11. Dezember 1959 5199
    Frau Strobel
    Es wird hier immer wieder behauptet: „Aber die Preissteigerungen in anderen, vergleichbaren Ländern sind doch wesentlich höher als bei uns!" Meine Damen und Herren, ich glaube, da macht man insofern einen großen Fehler, als man uns bei diesen Gelegenheiten niemals den Ausgangspunkt der Preise in den anderen Ländern verrät. Gewiß ist es richtig, daß der Butterpreis in Holland in der gleichen Zeit um — wie gesagt wurde — 60 % gestiegen ist. Aber in Holland gibt es ja keine Marktordnung für Butter. Die holländischen Hausfrauen, die holländischen Verbraucher sind die Nutznießer niedriger Weltmarktpreise bei Butter, und sie sind dann natürlich auch die Leidtragenden bei hohen Weltmarktpreisen. Wir haben hier aber eine Marktordnung, die ein ausgeglichenes Preisniveau anstreben soll. Insofern kann man die Entwicklung bei uns nicht mit der Entwicklung in Holland vergleichen. — Im übrigen kann ich Ihnen sagen: ich habe heute vormittag in Bonn ein Viertelpfund Butter gekauft, das kostete 94 Pf; das macht also für das halbe Pfund 1,88 DM. Ich bin am Mittwochabend durch Maastricht gefahren und habe mir in Holland die Butterpreise angeschaut; da kostete das halbe Pfund 1,35 DM.

    (Hört! Hört! bei der SPD. — Zuruf von der CDU/CSU.)

    Das ist zur gleichen Zeit. Daraus können Sie sehen, daß immerhin zwischen dem deutschen Preis und dem holländischen Preis auch heute ein erheblicher Unterschied zugunsten der holländischen Verbraucher besteht.
    Wenn Sie aber in diesem Zusammenhang, meine Damen und Herren, solche Erklärungen herausgeben, wie es z. B. unser Kollege Ruf dieser Tage im Pressedienst der CDU/CSU getan hat, worin er sagt, in einer freien Marktwirtschaft bestimmten nun einmal Angebot und Nachfrage die Preise, und die Verbraucher müßten sich deshalb daran gewöhnen, daß in knappen Zeiten die Preise höher seien, möchte ich dazu sagen: Meine Damen und Herren, dann müssen Sie aber auf die Marktordnung verzichten.

    (Beifall bei der SPD.)

    Denn die Marktordnung hat doch schließlich gerade den Sinn, bei den wichtigen Lebensmitteln solche Entwicklungen zu verhindern.
    Es ist immerhin ganz interessant, festzustellen, daß 70 % der Ernährungsgüter unter die Marktordnung fallen. Denjenigen, die keine Sorge haben, daß bei einer solchen Entwicklung und einer solchen Handhabung der Marktordnung durch die Bundesregierung zu Lasten der Verbraucher die Marktordnung Schaden leiden kann, möchte ich empfehlen, einmal eine Studie von Professor Kermann, Bremen, zu lesen. Er hat errechnet, daß die Marktordnung bei Marktordnungsgütern allein je Erwerbsperson im Jahre 1956 46 DM und im Jahre 1958 34 DM gekostet hat.