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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag 64. Sitzung Bonn, den 25. Februar 1959 Inhalt: Begrüßung des Präsidenten und weiterer Mitglieder des argentinischen Abgeordnetenhauses 3411 A Abg. Lulay tritt für den ausgeschiedenen Abg. Kiesinger in den Bundestag ein . . 3411 B Glückwünsche zum Geburtstag des Abg Arndgen 3411 B Wahl der deutschen Mitglieder des Europäischen Parlaments (Drucksache 888) . . 3411 C Nachwahl eines Vertreters und von Stellvertretern der Bundesrepublik Deutschland zur Beratenden Versammlung des Europarates 3411 D Entwurf eines Gesetzes zur Änderung und Ergänzung des Mühlengesetzes (Abg. Lücker [München], Kriedemann, Mauk, Dr. Elbrächter u. Gen.) (Drucksache 70); Bericht des Haushaltsausschusses (Drucksache 881); Schriftlicher Bericht des Ernährungsauschusses (Drucksache 476 [neu]) — Zweite und dritte Beratung —Bading (SPD) 3412 A Dr. Pflaumbaum (CDU/CSU) . 3412 C Kriedemann (SPD) . . . 3412 D, 3413 C Aussprache über den Bericht der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 850, zu 850, 863) ; in Verbindung mit Antrag betr. Arbeitserleichterung für die Landfrauen (FDP) ; Mündlicher Bericht des Haushaltsausschusses (Drucksachen 208, 578) ; Antrag betr. Feststellung der Lage der Familienbetriebe im Grünen Bericht (DP) ; Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses (Drucksachen 627, 790); Entwurf eines Gesetzes über die Errichtung der Deutschen Anstalt für Agrarwerbung (FDP) (Drucksache 817) — Erste Beratung — Lücker (München) (CDU/CSU) . . 3414 A Kriedemann (SPD) 3420 A Bauknecht (CDU/CSU) 3425 A Köhler (FDP) . . . . . . . . 3428 C Logemann (DP) 3432 B Dr. h. c. Lübke, Bundesminister . 3437 B Dr. Schmidt (Gellersen) (SPD) . . 3443 A Frau Dr. Pannhoff (CDU/CSU) . . . 3447 C Sühler (CDU/CSU) 3450 D Frehsee (SPD) 3453 B Wittmer-Eigenbrodt (CDU/CSU) . 3457 B Welslau (SPD) 3459 B II Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 64. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 25. Februar 1959 Dr. Reinhard (CDU/CSU) 3460 A Bading (SPD) 3461 C Rehs (SPD) 3462 A Leukert (CDU/CSU) 3463 D Struve (CDU/CSU) 3464 D Frau Dr. Dr. h. c. Lüders (FDP) . 3465 B Antrag betr. Hilfe für politische Häftlinge aus der sowjetisch besetzten Zone (SPD) (Drucksache 800) . . . . . . . . . 3467 A Antrag des Bundesministers der Finanzen betr. Entlastung der Bundesregierung wegen der Bundeshaushaltsrechnung für das Rechnungsjahr 1954 auf Grund der Bemerkungen des Bundesrechnungshofes; Mündlicher Bericht des Haushaltsausschusses (Drucksachen 84, 815) . . . . 3467 B Antrag betr. Freigabe des Rasthauses am Chiemsee (Abg. Dr. Franz, Wieninger, Dr. Besold u. Gen.); Schriftlicher Bericht des Auswärtigen Ausschusses (Drucksachen 196, 825) 3467 C Schreiben des Bundesministers der Justiz vom 3. November 1958 betr. Genehmigung zum Strafverfahren gegen den Abgeordneten Zoglmann; Mündlicher Bericht des immunitätsausschusses (Drucksache 846) Ritzel (SPD) 3467 D Übersicht 5 des Rechtsausschusses über Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht (Drucksache 838) 3467 D Interfraktioneller Antrag betr. Überweisung von Anträgen an die Ausschüsse (Umdruck 206 [neu]) 3468 A Entwurf eines Gesetzes zu den drei Abkommen vom 3. April 1958 mit der Portugiesischen Republik über deutsche Vermögenswerte in Portugal, auf dem Gebiet des gewerblichen Rechtsschutzes und über die Liquidation des früheren deutsch-portugiesischen Verrechnungsverkehrs (Drucksache 763) ; Schriftlicher Bericht des Finanzausschusses (Drucksache 858) — Zweite und dritte Beratung - 3468 A Entwurf eines Gesetzes zu den zwei Abkommen vom 8. April 1958 mit Spanien über gewisse Auswirkungen des zweiten Weltkrieges und über die Wiederherstellung gewerblicher Schutzrechte (Drucksache 764); Schriftlicher Bericht des Finanzausschusses (Drucksache 859) — Zweite und dritte Beratung — . . . . 3468 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . 3468 D Anlagen 3469 A Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 64. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 25. Februar 1959 3411 64. Sitzung Bonn, den 25. Februar 1959 Stenographischer Bericht Beginn: 14.02 Uhr.
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Frau Albertz 4. 4. Dr. Arndt 1. 3. Dr. Bärsch 28. 3. Dr. Bechert 27. 2. Dr. Becker (Hersfeld) 9. 3. Berendsen 12. 3. Frau Blohm 27. 2. Börner 27. 3. Dr. Bucerius 27. 2. Conrad 26. 2. Dr. Deist 8. 3. Diebäcker 28. 2. Frau Döhring (Stuttgart) 28. 2. Eilers (Oldenburg) 27. 2. Etzenbach 25. 2. Fuchs 28. 2. Geiger (München) 25. 2. Glahn 25. 2. Dr. Gleissner (München) 27. 2. Dr. Götz 15. 3. Dr. Greve 11. 4. Dr. Gülich 31. 3. Freiherr zu Guttenberg 12. 3. Hamacher 26. 2. Heinrich 16. 5. Hermsdorf 31. 3. Dr. Höck (Salzgitter) 4. 4. Höcker 25. 2. Hoogen 25. 2. Jacobs 31. 3. Dr. Jaeger 28. 2. Jahn (Frankfurt) 31. 3. Dr. Jordan 26. 2. Kalbitzer 25. 2. Kramel 7. 3. Kunst 21. 4. Kunze 27. 2. Kurlbaum 8. 3. Leber 26. 2. Lenz (Brühl) 27. 2. Dr. Baron Manteuffel-Szoege 30. 4. Margulies 27. 2. Dr. Meyer (Frankfurt) 16. 3. Murr 28. 2. Paul 26. 2. Pietscher 14. 3. Ramms 28. 2. Frau Rösch 14. 3. Scharnowski 27. 2. Scheel 27. 2. Schneider (Bremerhaven) 25. 2. Schoettle 28. 2. Schröder (Osterode) 31. 3. Schwarz 2. 4. Storch 27. 2. Sträter 26. 2. Frau Strobel 27. 2. Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Wagner 25. 2. Weinkamm 7. 3. Wieninger 28. 2. Wilhelm 27. 2. Dr. Will 27. 2. Frau Wolff (Berlin) 25. 2. b) Urlaubsanträge Dr. Baade 10. 4. von Bodelschwingh 4. 4. Gleisner (Unna) 10. 3. Lenze (Attendorn) 12. 4. Lohmar 5. 4. Odenthal 14. 3. Stahl 23. 3. Stenger 15. 3. Anlage 2 Umdruck 206 (neu) Interfraktioneller Antrag betr. Überweisung von Anträgen an die Ausschüsse Der Bundestag wolle beschließen: Die folgenden Anträge werden gemäß § 99 Abs. 1 GO ohne Beratung an die zuständigen Ausschüsse überwiesen: 1. Antrag der Abgeordneten Dr. Leverkuehn, Kalbitzer und Genossen betr. Hilfe für die minderentwickelten Gebiete - Drucksache 518 - an den Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten (f), an den Außenhandelsausschuß, an den Haushaltsausschuß 2. Antrag der Abgeordneten Jacobs, Lücker (München), Gerns und Genossen betr. Europäisches Abkommen über Weinerzeugung und Weinhandel - Drucksache 830 - an den Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (f), an den Außenhandelsausschuß 3. Antrag der Abgeordneten Lücker (München), Gerns, Jacobs und Genossen betr. Gegenseitige Anerkennung der Diplome landwirtschaftlicher Fach- und Hochschulen in den Mitgliedsländern des Europarates - Drucksache 831 - an den Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bonn, den 24. Februar 1959 Dr. Krone und Fraktion Ollenhauer und Fraktion Dr. Mende und Fraktion Schneider (Bremerhaven) und Fraktion 3470 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 64. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 25. Februar 1959 Anlage 3 Umdruck 228 Antrag der Fraktion der SPD zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 850, zu 850). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird beauftragt, in sinnvoller Ergänzung des Grünen Planes ein wirtschaftliches Strukturprogramm vorzulegen, das die Ansiedlung von Industrie- und Gewerbebetrieben in den Landbezirken gewährleistet. Damit soll dem Mangel an produktiven Arbeitsplätzen in ländlichen Gebieten und der Konzentration von Wirtschaft und Menschen in den industriellen Ballungsräumen entgegengewirkt werden. Bonn, den 24. Februar 1959 Ollenhauer und Fraktion Anlage 4 Umdruck 230 Änderungsantrag der Fraktion der CDU/CSU zur zweiten Beratung des von den Abgeordneten Lücker (München), Kriedemann, Mauk, Dr. Elbrächter und Genossen eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung und Ergänzung des Mühlengesetzes (Drucksachen 70, 476 [neu]). Der Bundestag wolle beschließen: In Artikel 1 Nr. 2 1. erhält § 7 Abs. 1 Nr. 5 folgende Fassung: „5. a) die in § 2 Abs. 1 genannten Erzeugnisse, soweit sich nicht aus Absatz 1 a etwas anderes ergibt, in der Mühle nicht mehr hergestellt werden können, b) die Stillegung für 30 Jahre durch Grundbucheintragung sichergestellt ist,"; 2. wird in § 7 hinter Absatz 1 folgender Absatz 1 a eingefügt: „(1 a) Von der Voraussetzung nach Absatz 1 Nr. 5 Buchstabe a ist abzusehen, soweit es sich um Vorrichtungen zur Herstellung von Futterschrot handelt, und wenn der Inhaber der Mühle sich bei der Vereinbarung des Pauschalbetrages verpflichtet, den Pauschalbetrag für den Fall zurückzuzahlen, daß diese Vorrichtungen zur Herstellung der in § 2 Abs. 1 genannten Erzeugnisse während der in Absatz 1 Nr. 5 Buchstabe b genannten Frist verwendet werden." Bonn, den 25. Februar 1959 Dr. Krone und Fraktion Anlage 5 Umdruck 231 Entschließungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU, DP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 850, zu 850). Der Bundestag wolle beschließen: Der Bundestag hat die Erklärung der Bundesregierung sowie ihren Bericht über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes zur Kenntnis genommen; er gibt seiner Genugtuung Ausdruck, daß die Auswirkungen der bisherigen Grünen Pläne im Rahmen der gesamten Agrarpolitik als Hilfe zur Selbsthilfe der Landwirtschaft und in Verbindung mit einer besseren Ernte zum ersten Male sichtbar zu einer Verbesserung der Lage der Landwirtschaft in der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung geführt haben. Der Bundestag begrüßt die Verlagerung der Mittel zugunsten der Maßnahmen zur Verbesserung der Agrarstruktur. Er stimmt den vorgeschlagenen Maßnahmen im Grundsatz mit der Maßgabe zu, daß die Mittel innerhalb der einzelnen Positionen austauschbar sind; er erwartet, daß die Richtlinien zur Durchführung der vorgesehenen Maßnahmen im Benehmen mit den Ländern umgehend erlassen werden. Die Bundesregierung wird ersucht, ihre Anstrengungen im Rahmen der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung fortzusetzen, um im Sinne des Landwirtschaftsgesetzes — insbesondere auch seiner Verpflichtungen gemäß § 1 — den Ausgleich zwischen Ertrag und Aufwand in den landwirtschaftlichen Betrieben zu erreichen. Im Rahmen dieser Bemühungen sollen die Betriebsgruppen und Bodennutzungssysteme stärker gefördert werden, die in ihrer Entwicklung bisher zurückgeblieben sind. Bonn, den 25. Februar 1959 Dr. Krone und Fraktion Dr. Preiß und Fraktion Anlage 6 Umdruck 232 Antrag der Fraktion der DP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 850, zu 850). Der Bundestag wolle beschließen: Der Landwirtschaft ist über die Mittel im vorliegenden Grünen Plan hinaus aus ERP-Mitteln ein Rationalisierungskredit in Höhe von 250 Millionen DM im Grünen Plan 1959/60 zur Verfügung zu stellen. Die weiter erforderlichen Zinsverbilligungsmittel sind ebenfalls aus Einzelplan 10 — Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — oder aus dem Grünen Plan 1959/60 insofern bereitzustellen, daß der ERP-Kredit für die Endkreditnehmer 2,5 v. H. beträgt. Bonn, den 25. Februar 1959 Logemann Dr. Preiß und Fraktion Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 64. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 25. Februar 1959 3471 Anlage 7 Schriftliche Begründung der Abgeordneten Frau Korspeter zu dem Antrag der Fraktion der SPD betr. Hilfe für politische Häftlinge aus der sowjetisch besetzten Zone (Drucksache 800) Bereits 1954, als wir uns erstmalig in diesem Hause über die Hilfe für ehemalige politische Häftlinge aus der Zone auseinandersetzten, forderte die Bundestagsfraktion der SPD die Vorlage eines Gesetzentwurfs, der neben bestimmten Hilfsmaßnahmen auch eine Entschädigung für erlittene Haft regeln sollte. Die Bundesregierung legte 1955 dem Bundestag einen Gesetzentwurf vor, der die Beschädigten- und Hinterbliebenenversorgung, entsprechend den Bestimmungen des BVG, und die Unterhaltsbeihilfe für Angehörige, entsprechend den Bestimmungen des Gesetzes über die Unterhaltsbeihilfe für Angehörige von Kriegsgefangenen, regeln sollte. Darüber hinaus enthielt der Gesetzentwurf Vergünstigungen nach dem Heimkehrergesetz bei einem Gewahrsam, der länger als 12 Monate gedauert hat, und Haftbeihilfen in dem gleichen Umfang, wie sie im Kriegsgefangenen-Entschädigungsgesetz vorgesehen sind. Leider konnten sich die Bundesregierung und auch die Regierungskoalition nicht dazu entschließen, entsprechend unserer Forderung einen Rechtsanspruch auf die Haftentschädigung festzulegen. Es wurde der sogenannte 10-Millionen-Fonds geschaffen, der den Betroffenen keinen Rechtsanspruch auf eine Haftentschädigung sicherte, sondern ihnen lediglich eine Beihilfe gewährte, wenn sie sich in einer wirtschaftlichen Notlage befanden. Meine Fraktion hat bereits damals eine solche Regelung sehr bedauert und sehr deutlich ausgesprochen, daß sie die Schaffung dieses Fonds nur als einen ersten Schritt betrachte und daß sie eine Entwicklung wünsche, bei der das menschliche und politische Opfer wirkungsvoller berücksichtigt werde. Trotz dieser Bedenken haben wir uns damals hinter diesen Gesetzentwurf gestellt, eben weil er als ein erster Schritt zu betrachten war. Aber wir haben immer wieder gemahnt, die Hilfebedürftigkeitsprüfung fallenzulassen und den ehemaligen politischen Häftlingen einen Rechtsanspruch auf die Haftbeihilfe zu sichern, das heißt, eine wiedergutmachende Entschädigung für die zu Unrecht erlittene Haft zu gewähren. Wir haben es begrüßt, daß bei der Beratung eines ersten Änderungsgesetzes zum Häftlingshilfegesetz im Jahre 1957 alle Fraktionen unserem Änderungsantrag — Häftlingsbeihilfe nunmehr ohne Hilfebedürftigkeitsprüfung zu gewähren und den Rechtsanspruch dafür zu sichern — ihre Zustimmung gaben. Das war sicher eine positive Entwicklung des Häftlingshilfegesetzes, die von allen anerkannt wurde. Leider ist es uns damals nicht gelungen, die soviel umstrittene und meiner Meinung nach auch unangebrachte Sechsmonatsfrist zu beseitigen. Diese Frist behindert auch heute noch jede Anerkennung, wenn der Häftling länger als ein halbes Jahr - gerechnet vom Tage seiner Entlassung an — in der Zone blieb, bevor er in die Bundesrepublik flüchtete. Aus einer uns vorgelegten Statistik von seiten des zuständigen Ministeriums ist zwar ersichtlich, daß zur Vermeidung unbilliger Härten bei Überschreitung dieser Sechsmonatsfrist von der Möglichkeit, den Härteparagraphen in Anspruch zu nehmen, Gebrauch gemacht wurde; trotzdem sollte auch dieser Stichtag verschwinden, da er menschlich und auch politisch nicht zu vertreten ist. Darüber hinaus besteht bei vielen, die sich mit den Hilfsmaßnahmen für ehemalige politische Häftlinge befaßt haben — insbesondere aber bei den Betroffenen selbst — der Wunsch nach einer grundsätzlichen Änderung des Häftlingshilfegesetzes. Diese Änderungswünsche sind von dem Gedanken getragen, daß — ich zitiere wörtlich aus den an den Herrn Bundestagspräsidenten gesandten Petitionen — „gleiche Schicksale, bedingt durch in ihren Methoden gleiche totalitäre Systeme, gleiche Maßnahmen erfordern." Meine Fraktion hat sich nach sehr sorgfältigen Überlegungen hinter diese Forderung gestellt und legt dem Bundestag, nachdem sie bereits am 7. Mai 1958 einen Änderungsantrag zum Häftlingshilfegesetz eingebracht hatte, der noch zur Beratung beim zuständigen Ausschuß liegt, nunmehr einen sehr konkret gehaltenen Antrag vor. Er strebt eine Regelung an, die den anerkannten Häftlingen aus der sowjetisch besetzten Zone für Schäden an Leben und Gesundheit infolge Freiheitsentziehung sowie für Schäden in der Ausbildung Leistungen nach den Vorschriften des Bundesentschädigungsgesetzes gewährt. Wir sind der Meinung, daß wir nur dann zu einer endgültigen Bereinigung dieses Problems kommen können, wenn die Leistungen dem Bundesentschädigungsgesetz entsprechen, da es in Deutschland kein anderes Gesetz gibt, das sich damit befaßt, Unrecht wiedergutzumachen, das aus der Verletzung menschlichen Rechtsgutes entstanden ist. Es handelt sich — vom Verfolgten her — um das gleiche Schicksal. Es gibt Menschen, die Buchenwald als Konzentrationslager zweimal erlebt haben und für die nicht einzusehen ist, daß für dieselben Leiden unterschiedliche Regelungen erfolgen. Gleichzeitig wollen wir damit aber auch deutlich machen, daß wir das Unrechtssystem in der Zone nicht anders beurteilen als das System, für das wir jetzt bereits Wiedergutmachung leisten. Dabei darf ich darauf hinweisen, daß wir bewußt von einer Regelung für Berufs- und Vermögensschäden, wie sie im Bundesentschädigungsgesetz zu finden ist, abgesehen und unseren Antrag auf Personenschäden einschließlich Ausbildungsschäden beschränkt haben. Wir gehen von der Voraussetzung aus, daß die Höhe der Leistungen, die Bemessungsgrundlage, die Berechnungsmethode und auch die medizinische Begutachtung und Behandlung sich nach den Bestimmungen des Bundesentschädigungsgesetzes und nach der hieraus entwickelten Verwaltungspraxis richten. 3472 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 64. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 25. Februar 1959 Es ist von uns keineswegs daran gedacht, durch eine Novelle zum Bundesentschädigungsgesetz die Einbeziehung der ehemaligen politischen Häftlinge in dieses Gesetz zu vollziehen. Vielmehr ist es unsere Vorstellung, daß das jetzige Häftlingshilfegesetz aus der Beziehung zum Bundesversorgungsgesetz, Heimkehrergesetz und Kriegsgefangenen-Entschädigungsgesetz herausgenommen wird und daß die genannten Teile des Bundesentschädigungsgesetzes in ein neugestaltetes Häftlingshilfegesetz aufgenommen werden. Dabei denken wir vor allem an eine, dem politischen Widerstandskampf angemessene, Erhöhung der Haftbeihilfe auf einen Entschädigungssatz von 5 DM täglich; an eine der Schwere der Haft entsprechende großzügige Anerkennung der gesundheitlichen Schäden, insbesondere der Spätschäden; an eine bessere Gesundheitsfürsorge, an eine Regelung der Hinterbliebenen- und Beschädigtenrenten nach den Leistungen des Bundesentschädigungsgesetzes, sowie an eine ausreichende Ausbildungsbeihilfe zur Fortsetzung der durch die Inhaftierung unterbrochenen Ausbildung. Das Häftlingshilfegesetz in seiner jetzigen Form wird diesen Forderungen nicht gerecht. Es bringt keine gerechte und ausreichende Würdigung des erlittenen Unrechts. Wir sollten uns deshalb zusammenfinden, um zu einer Regelung zu kommen, die dem Charakter einer Wiedergutmachung entspricht. Wir sollten uns dabei auch von dem Gedanken leiten lassen, daß diese Änderungswünsche nicht nur vom materiellen Gesichtspunkt her gesehen werden dürfen, sondern daß in erster Linie politische und ideelle Gesichtspunkte dabei eine Rolle spielen. Die Männer und Frauen, die wegen ihrer demokratischen Gesinnung in der Zone inhaftiert wurden, haben ein Anrecht darauf, daß ihre Leiden nicht geringer gewertet werden als die der unter dem Naziregime Verfolgten. Ein erheblicher Teil der Geschädigten wurde in Haft genommen — und zwar viele Jahre ihres Lebens — und hat Schäden erlitten, weil sie im unfreien Teil Deutschlands für jene Grundsätze eingetreten sind, die das Fundament der Bundesrepublik bilden. Sie sind in Haft genommen worden, weil sie für ihre freiheitliche Gesinnung eingetreten sind, und sie haben damit der Demokratie und der Freiheit Opfer gebracht, die weit über das Normalmaß der allgemeinen Kriegsfolgeschäden hinausgehen. Diese Schäden müssen von uns wiedergutgemacht werden. Mit einer solchen Regelung würden wir zu erkennen geben, daß die Bundesrepublik bereit ist, jedem Opfer totalitärer Willkür eine Entschädigung für erlittenes Leid zu gewähren, und wir würden das Bewußtsein stärken, daß ein ganzes Volk dafür einstehen muß, wenn einem Teil des Volkes Unrecht durch Gewalt widerfährt. Wir hoffen sehr, daß die uns allen gestellte Aufgabe — ihre Erledigung ist gleichzeitig auch ein Ausdruck unseres gesamtdeutschen Wollens — nicht an finanziellen Überlegungen scheitert. Die Ausgaben, über die wir uns selbstverständlich Vorstellungen gemacht haben und auf die wir bei den anschließenden Beratungen näher eingehen können, sind nicht dergestalt, daß sie unsere menschliche und politische Verpflichtung zu überschatten vermögen. Was bis jetzt getan wurde, war zu wenig. Wir sollten bereit sein, nun schnell und umfassend eine bessere Regelung zu schaffen. Anlage 8 Schriftliche Antwort des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Eschmann (Fragestunde der 61. Sitzung vom 18. Februar 1959, Drucksache 854, Frage 20): Wie erklärt es sich, daß die vorgesehene Rechtsverordnung zum Artikel 2 § 4 Abs. 2 Satz 2 des AngestelltenversicherungsNeuregelungsgesetzes immer noch nicht erlassen ist, obwohl in der Fragestunde der 30. Sitzung des Bundestages vom 12. Juni 1958 Staatssekretär Claussen vom Bundesarbeitsministerium erklärt hat, daß mit dem Erlaß der Rechtsverordnung nach den Sommerferien 1958 des Parlaments zu rechnen sei? Nach dem Stande der Vorarbeiten war im Juni vorigen Jahres damit zu rechnen, daß die Rechtsverordnung nach den Sommerferien hätte erlassen werden können. Im Zuge der Vorbereitung des Entwurfs sind jedoch — insbesondere infolge von Gesetzesänderungen auf anderen Rechtsgebieten — nachträglich Schwierigkeiten aufgetreten, die nunmehr im Wege von Besprechungen mit den beteiligten Bundesressorts beseitigt werden konnten. Es ist beabsichtigt, den jetzt erarbeiteten Entwurf im Laufe des kommenden Monats mit den Ländern sowie den Versicherungsträgern zu besprechen und sodann dem Bundesrat zur Zustimmung zuzuleiten. Blank Anlage 9 Schriftliche Antwort des Bundesministers der Finanzen auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Kroll (Fragestunde der 61. Sitzung vom 18. Februar 1959, Drucksache 854, Frage 21) : Ist es richtig, daß die Verordnung zur Änderung "der Allgemeinen Zollordnung und der Post-Zollordnung vom 17. November 1958 (BGBl. I S. 741), die u. a. Erleichterung für die Einfuhr von Waren des Buchhandels bringt, nur für Päckchen und Drucksachen gilt, jedoch Postpakete und Warensendungen ausschließt? Durch die Verordnung zur Änderung der Allgemeinen Zollordnung und der Post-Zollordnung vom 17. November 1958 ist der Katalog derjenigen ausländischen Postsendungen bedeutend erweitert worden, die den Empfängern ohne Einschaltung eines Zollamts von der Post ausgehändigt werden dürfen. Dieser Verzicht auf die Zollkontrolle und damit auf die Erhebung der Eingangsabgaben muß auf Sendungen beschränkt bleiben, die entweder keine Handelsware oder nur Handelsware geringen Umfanges und allenfalls geringer Abgabenbelastung enthalten. Diese Voraussetzung ist in der Regel aber nur bei den Briefsendungen, einschließlich der Päckchen und Drucksachen, nicht aber bei den Paketsendungen gegeben. Erfahrungsgemäß führt der Handel gerade hochwertige und hochbelastete Waren (z. B. optische Geräte, Textilien, Kosmetika Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 64. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 25. Februar 1959 3473 usw.) im großen Umfang auf dem Postwege ein. Wollte man also auch die Paketsendungen, die bis zu 20 kg schwer sein dürfen, von jeder Zollkontrolle befreien, so würde man den Postweg gegenüber anderen Einfuhrwegen ungerechtfertigt, begünstigen und ein Loch öffnen, durch das vor allem Handelswaren verschiedenster Art zum Schaden der deutschen Produktion ohne Erhebung der Eingangsabgaben und ohne Rücksicht auf Einfuhrbeschränkungen wirtschaftlicher, gesundheitspolizeilicher oder ähnlicher Art in den freien Inlandsverkehr gelangen würden. Eine so weitgehende Befreiung der Postsendungen von der Zollkontrolle konnte deshalb nicht ausgesprochen werden. Die Verpflichtung der Post, Postpakete usw. dem Zollamt vorzuführen, bedeutet nicht, daß in allen diesen Fällen Eingangsabgaben erhoben werden. Ergibt vielmehr die Zollkontrolle, daß die Waren nach den gesetzlichen Bestimmungen abgabenfrei sind und keinen Einfuhrverboten unterliegen, werden sie sofort freigegeben. In Vertretung Hartmann Anlage 10 Schriftliche Antwort des Bundesministers der Finanzen auf die Mündliche Anfrage der Abgeordneten Frau Beyer (Fragestunde der 61. Sitzung vom 18. Februar 1959, Drucksache 854, Frage 23): Ich frage die Bundesregierung, wann sie die von dem Relations Office in Wiesbaden eingenommenen Entschädigungen für die zu Übungszwecken in Anspruch genommenen Waldungen der Gemeinden Rodheim, Ober-Rosbach, Nieder-Rosbach, Ockstadt, Ober-Mörlen, Nieder-Mörlen und Langenhain-Ziegenberg, die sich inzwischen auf 146 774,40 DM belaufen, an die Gemeinden weiterleitet? Die von den amerikanischen Streitkräften für die Inanspruchnahme der fraglichen Waldungen zur Verfügung gestellten Beträge sind von dem Herrn Finanzminister des Landes Hessen im Einvernehmen mit dem Bundesrechnungshof zunächst nicht an die Eigentümer der Grundstücke ausgezahlt worden, weil den Eigentümern durch die Inanspruchnahme die Nutzung des Waldes nicht entzogen worden war. Die Eigentümer konnten vielmehr ihre beschlagnahmten Waldungen weiterhin bewirtschaften, Holz einschlagen und verwerten. Die zur Verfügung gestellten Beträge sind von dem Herrn Hessischen Minister der Finanzen vorerst auf Verwahrung genommen worden. Jedoch sind zur Abgeltung von Schäden, die durch die amerikanischen Streitkräfte an Wegen, Wasserabzugsgräben und Kulturen innerhalb der in Anspruch genommenen Waldungen verursacht worden sind, an die Gemeinden Ober-Rosbach, Nieder-Rosbach, Ober-Mörlen, Nieder-Mörlen und Rodheim bisher insgesamt 47 030,87 DM gezahlt worden. Ein Antrag auf Auszahlung der auf Verwahrung genommenen Beträge liegt dem Bundesministerium der Finanzen bisher nicht vor. Auf fernmündliche Rückfrage hat das hessische Finanzministerium mitgeteilt, daß am 27. November 1958 ein derartiger Antrag vom Landrat des Kreises Friedberg gestellt worden sei; der Antrag habe dem Bundesministerium der Finanzen noch nicht vorgelegt werden können, weil das Verteidigungslastenamt Hanau Ermittlungen über die Größe der einzelnen in Anspruch genommenen Flächen und der auf die Eigentümer entfallenden Anteile anstellen müsse. Die Unterlagen seien jedoch inzwischen zusammengestellt worden und würden dem Bundesministerium der Finanzen zusammen mit dem Antrag in Kürze zugeleitet werden. Das Bundesministerium der Finanzen wird über den Antrag unverzüglich befinden und Ihnen die getroffene Entscheidung schriftlich mitteilen. Eine endgültige Stellungnahme zu der Frage, wie über den Antrag entschieden werden wird, ist mir zu meinem Bedauern gegenwärtig noch nicht möglich. Schon jetzt kann jedoch gesagt werden, daß grundsätzliche Bedenken gegen den Antrag nicht bestehen dürften. Denn zur Zeit ist ein neuer Entwurf von Richtlinien für die Bemessung der Nutzungsvergütung bei forstwirtschaftlichen Flächen in Bearbeitung, in denen vorgesehen ist, daß eine gewisse Nutzungsvergütung auch dann gewährt werden kann, wenn durch die Inanspruchnahme dem Eigentümer die wirtschaftliche Nutzung des Forstes nicht entzogen ist. In Vertretung Hartmann Anlage 11 Schriftliche Antwort des Bundesministers des Innern auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Bauer (Würzburg). (Fragestunde der 61. Sitzung vom 18. 2. 1959, Drucksache 854, Frage 24): Gedenkt die Bundesregierung der vorn Bundesrechnungshof geäußerten Auffassung Rechnung zu tragen, die bisherigen Maßnahmen zur Förderung der fremdsprachlichen Ausbildung von Bundesbediensteten seien unzulänglich? Die Bundesregierung hält in Übereinstimmung mit dem Bundesrechnungshof eine Intensivierung der Maßnahmen zur Sprachausbildung der Bundesbediensteten für notwendig. Der Bedarf an Bediensteten mit fremdsprachlichen Kenntnissen hat in den letzten Jahren ständig zugenommen. Dies gilt sowohl für internationale Verhandlungen wie für die Entsendung von Angehörigen des öffentlichen Dienstes in internationale Organisationen und für den Austausch von Bediensteten mit anderen Ländern. Aus diesen Erwägungen ist die Bundesregierung bemüht, die Sprachausbildung der Bundesbediensteten in verstärktem Umfange zu fördern. In Vertretung Dr. Anders Anlage 12 Schriftliche Antwort des Bundesministers des Auswärtigen auf die Mündliche Anfrage der Abgeordneten Kanka und 3474 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 64. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 25. Februar 1959 Bauer (Würzburg) (Fragestunde der 61. Sitzung vom 18. 2. 1959, Drucksache 854, Fragen 25 und 28): Trifft die Meldung zu, daß die Deutsche Botschaft in Athen — im Gegensatz zur Behandlung eines gleichartigen Falles durch die Österreichische Botschaft — eine alsbaldige Intervention im Sinn persönlicher Bemühung eines Botschaftsangehörigen an Ort und Stelle unterlassen hat, um einen jungen deutschen Fremdenlegionär am Weihnachtsabend von einem einlaufenden holländischen Tanker zu übernehmen, obwohl die Ankunft der beiden blinden Passagiere durch Funk mitgeteilt worden war? Stimmt es, daß der österreichische Staatsangehörige von seiner Botschaft übernommen wurde, während das Schiff seine Fahrt mit dem Deutschen an Bord fortsetzte, und was ist über dessen weiteres Schicksal bekannt? Trifft der im Fränkischen Volksblatt vom 27. Januar 1959 unter Bezugnahme auf die Wiener Zeitung „HEUTE" wiedergegebene Bericht zu, nach dem sich am 24. Dezember 1958 in Athen die Österreichische Botschaft in vorbildlicher Weise eines aus der Fremdenlegion entwichenen Österreichers, während sich zur gleichen Zeit und am gleichen Ort in wenig vorbildlicher Weise die Deutsche Botschaft eines aus der Fremdenlegion entwichenen Deutschen angenommen hat? Wenn nein: In welchen Punkten weichen die Schilderungen und die Tatsachen voneinander ab? Wenn ja: was ist unternommen worden oder wird unternommen werden, um Verantwortliche zur Verantwortung zu ziehen? Den in den Fragen erwähnten Zeitungsmeldungen liegt folgender Sachverhalt zugrunde: Am 24. Dezember 1958 gegen 9 Uhr wurde die Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Athen von der holländischen Schiffsagentur (KNSM) in Piräus fernmündlich benachrichtigt, daß sich an Bond des am selben Tage um 18 Uhr in Piräus einlaufenden holländischen Dampfers „Tarakan" zwei entwichene Fremdenlegionäre befänden, von denen einer deutscher und der andere österreichischer Staatsangehöriger sei. Die Personalien des deutschen Staatsangehörigen seien im Gegensatz zu denen des Österreichers nicht bekannt. Ein Angehöriger der deutschen Botschaft begab sich daraufhin sofort nach Piräus, um bei der dortigen Fremdenpolizei die Erlaubnis zur Einreise des deutschen Staatsangehörigen zu erwirken. Nachdem diese Erlaubnis erteilt war — die Verhandlungen waren wegen der fehlenden Personalien sehr schwierig — wurde der holländische Schiffsagent, der gleichzeitig niederländischer Wahlkonsul ist, gebeten, den deutschen Staatsangehörigen in Empfang zu nehmen und für seine vorläufige Unterkunft zu Borden. Zu diesem Zweck wurden dem Agenten die notwendigen Geldmittel übergeben. Eine sofortige Heimschaffung des deutschen Legionärs war nicht möglich, weil wegen der fehlenden Personalien kein Reisepaß ausgestellt und das für eine Heimschaffung auf dem Landwege erforderliche jugoslawische Visum am 24. Dezember 1958 und an den beiden folgenden Feiertagen nicht mehr beschafft werden konnte. Eine Heimschaffung auf dem Seewege war ebenfalls unmöglich, weil sich zu dieser Zeit kein deutsches Schiff im Hafen von Piräus befand. Der Legionär, der — wie sich jetzt herausstellte — Heinz Werner Stamm hieß und am 21. Februar 1931 in Berlin geboren war, wurde vereinbarungsgemäß von dem niederländischen Schiffsagenten an Bord abgeholt und auf Kosten der deutschen Botschaft in einem Hotel in Piräus vorläufig untergebracht. Trotz aller Bemühungen der Botschaft wurde das jugoslawische Durchreisevisum erst am 30. 12. 1958 erteilt. Noch am selben Tage erhielt Herr Stamm ein Zehrgeld und wurde auf Kasten der Botschaft nach Freilassing heimgeschafft. Herr Stamm hat sich über die Behandlung durch die deutsche Botschaft nie beklagt, sondern sich für die ihm zuteil gewordene Hilfe bedankt. Wie inzwischen festgestellt wurde, ist er — wie vorgesehen — in der Bundesrepublik eingetroffen. Hiernach hat die Deutsche Botschaft in Athen alles getan, was unter den gegebenen Umständen von ihr erwartet werden konnte. Sie hat sofort einen Beamten nach Piräus entsandt, um sicherzustellen, daß dem entflohenen Legionär die erforderliche Aufenthaltserlaubnis erteilt wurde. Sie hat den Hilfsbedürftigen angemessen untergebracht und zum erstmöglichen Termin in das Bundesgebiet heimgeschafft. Der Botschaft kann daher in keiner Weise ein Vorwurf gemacht werden. Insbesondere hieße es die Anforderungen an die Betreuung hilfsbedürftiger Deutscher im Ausland überspannen, wollte man verlangen, daß jeder Hilfsbedürftige persönlich von einem Beamten der Botschaft am Hafen abgeholt würde. Es muß vielmehr genügen, wenn die Auslandsvertretung sofort die sachlichen Voraussetzungen schafft, um dem Hilfsbedürftigen die alsbaldige Rückkehr in das Bundesgebiet zu ermöglichen. Infolgedessen bedauere ich es sehr, daß eine Reihe deutscher Zeitungen sich diese z. T. unrichtigen und unvollständigen Meldungen ohne Nachprüfung zu eigen gemacht und gegen die deutsche Botschaft in Athen unbegründete Vorwürfe erhoben hat, zumal der Hilfsbedürftige schon längst heimgeschafft worden war. Ich darf noch bemerken, daß die Auslandsvertretungen der Bundesrepublik Deutschland grundsätzlich gehalten sind, bei der Heimschaffung von hilfsbedürftigen Deutschen aus dem Ausland den billigsten Reiseweg zu wählen. v. Brentano Anlage 13 Schriftliche Antwort des Bundesministers für wirtschaftlichen Besitz des Bundes auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Voigt (Fragestunde der 61. Sitzung vom 18. Februar 1959, Drucksache 854, Frage 26) : Trifft die Behauptung in dem Artikel „Wolfsburger Fehlleistung", abgedruckt in der Zeitung „Europa-Union" vom 23. Januar 1959, zu, wonach das Volkswagenwerk bei seiner großen Inseratenaktion zum Jahresende beträchtliche Summen in die Kassen der italienischen Kommunisten gelenkt haben soll? Welche Beweggründe haben die dafür Verantwortlichen veranlaßt, in großen kommunistischen Zeitungen Italiens ganzseitige Inserate aufzugeben? Es trifft nicht zu, daß das Volkswagenwerk Gelder in die Kassen italienischer Kommunisten gelenkt hat. Bei dem beanstandeten Inserat handelt es sich vielmehr um eine Anzeige, die der Generalimporteur des Volkswagenwerkes in Italien ohne Wissen des Volkswagenwerkes im Rahmen eines gegenseitigen Geschäftes in einer kommunistischen Zeitung veröffentlicht hat. Das Volkswagenwerk hat mit dieser Werbeaktion nichts zu tun, hat jedoch auf meine Veranlassung seinen Importeur gebeten, künftig von derartigen Anzeigen abzusehen. Dr. Lindrath Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 64. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 25. Februar 1959 3475 Anlage 14 Schriftliche Antwort des Bundesministers für Wirtschaft auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Hansing (Fragestunde der 61. Sitzung vom 18. Februar 1959, Drucksache 854, Frage 27): Ist die Bundesregierung in Anbetracht der angespannten Beschäftigungslage in der Werftindustrie bereit, im Interesse einer Förderung des deutschen Schiffsexportes die Laufzeit der von ihr übernommenen Sicherung und Gewährleistung für Ausfuhrgeschäfte (Hermes-Garantien) zu verlängern? Der angespannten Beschäftigungslage in der deutschen Werftindustrie hat die Bundesregierung seit geraumer Zeit insofern Rechnung getragen, als sie Bürgschaften und Garantien für Schiffsverkäufe in das Ausland auch dann übernimmt, wenn die Kaufpreise nicht bei Ablieferung der Schiffe voll bezahlt, sondern teilweise kreditiert werden. Dabei wird erwartet, daß der ausländische Käufer des Schiffes 20 bis 50 % des Kaufpreises bis zur Ablieferung, den Rest innerhalb von 3 bis 5 Jahren bezahlt. In Vertretung Westrick Anlage 15 Schriftliche Antwort des Bundesministers für Verteidigung auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Felder (Fragestunde der 61. Sitzung vom 18. Februar 1959, Drucksache 854, Frage 29): Was hält der Herr Bundesverteidigungsminister von dem Versuch des Presseoffiziers der 1. Gebirgsjäger-Division in Mittenwald, in eigenen Lehrgängen sogenannte Truppenberichterstatter auszubilden? Teilt der Herr Minister die in Pressekreisen herrschende Auffassung, daß eine verstärkte Public-Relations-Arbeit det Bundeswehr nach dieser Methode nur dann nicht in schädlichen Dilettantismus und in politische Einseitigkeit (s. frühere P.K.Berichter) ausartet, wenn die verantwortlichen Presseoffiziere den Truppenberichterstattern einen periodischen und unmittelbaren Kontakt zur politisch unabhängigen und zur parteigebundenen Presse (Besuch von Zeitungsverlagen, Vorträge von Berufsjournalisten u. a.) ermöglichen? Bisher wurden in zwei Divisionen des Heeres Kurzlehrgänge durchgeführt, um geeignete Soldaten für die Unterstützung der Presseoffiziere bei den Divisionen zu gewinnen. Für diese Kurzlehrgänge wurden Journalisten gewonnen, die die Lehrgangsteilnehmer in die Pressearbeit eingeführt haben. Außerdem wurden örtliche Zeitungsbetriebe besichtigt. Die ersten Lehrgänge haben ein überwiegend positives Echo in der Presse gefunden. Die wenigen negativen Äußerungen in der Presse beruhten offensichtlich auf Mißverständnissen, die inzwischen als ausgeräumt angesehen werden können. Ein abschließendes Urteil über die Truppenberichterstattung läßt sich erst auf Grund weiterer Erfahrungen fällen. Hierbei werden die von der Öffentlichkeit, insbesondere der Presse selbst gegebenen Anregungen berücksichtigt werden. Strauß Anlage 16 Schriftliche Antwort des Bundesministers für Wirtschaft auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Hansing (Fragestunde der 61. Sitzung vom 18. 2. 1959, Drucksache 854, Frage 34) : Wie beurteilt die Bundesregierung die Auswirkung des geplanten Kohlezolls auf die wirtschaftliche Situation der Schifffahrt und der Werftindustrie? Teilt die Bundesregierung die Ansicht, daß die auf eine Drosselung der Kohleneinfuhr und damit auf eine Einschränkung der Kohlenfracht abzielende Maßnahme der Einführung eines Kohlenzolls zu einem Rückgang des Reparaturgeschäfts und zu Stornierungen von Kohlenfrachteraufträgen bei den Werften führen wird? Was gedenkt — falls diese Ansicht geteilt wird — die Bundesregierung in Anbetracht der ohnehin ernsten Beschäftigungslage der Werften hiergegen zu tun? Die mit der Einführung eines Kohlezolls angestrebte und wegen der Entwicklung der Feierschichten und der Halden an der Ruhr dringend notwendig gewordene Verminderung der Kohleeinfuhren wird sich bedauerlicherweise in einem gewissen Ausmaß auf die Beschäftigung der Schiffahrt auswirken. Es ist möglich, daß sich diese Situation auch auf die Beschäftigung der Werften auswirken wird, obwohl m. E. die Zurückhaltung der Reeder bei der Vergabe von Aufträgen viel mehr durch die lang andauernde Frachtenbaisse zu erklären ist. Soweit ich unterrichtet bin, liegen insbesondere bei schleswig-holsteinischen Werften in Kiel und Flensburg Neubauaufträge für Kohlentransportschiffe vor. Inwieweit diese bereits abgeschlossenen Aufträge durch einen Kohlezoll in ihrer Realisierung gefährdet sind, kann z. Z. nicht übersehen werden. Die vorliegende Anfrage kann heute nicht eingehender beantwortet werden, da die Untersuchungen, in welchem Umfang ein Kohlezoll sich auf die wirtschaftliche Situation der Schiffahrt und der Werftindustrie auswirken wird, wegen der Kürze der Zeit noch nicht abgeschlossen werden konnten. In Vertretung Westrick Anlage 17 Schriftliche Antwort des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Pohle (Fragestunde der 61. Sitzung vom 18. 2. 1959, Drucksache 854, Frage 37): Wie hoch werden nach dem gegenwärtigen Stande des Bundesversorgungsgesetzes die Einsparungen Im Kriegsopferhaushalt in den nächsten 5 Jahren voraussichtlich sein, wenn der zu erwartende natürliche Abgang von Versorgungsberechtigten als Grundlage der Schätzung verwandt wird? Auf Grund der gegenwärtig geltenden Fassung des Bundesversorgungsgesetzes werden in den nächsten 5 Jahren bei unveränderten wirtschaftlichen Verhältnissen voraussichtlich Minderausgaben, von Jahr zu Jahr errechnet, in Höhe von insgesamt 476 Millionen DM erwartet. Blank
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Bernhard Bauknecht


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich möchte kurz nicht so sehr zum Grünen Bericht als vielmehr zu den Maßnahmen des Grünen Plans Stellung nehmen.
    Einige Vorbemerkungen zum Grünen Bericht. Es ist ohne Zweifel so, daß er in seiner Erstellung von Jahr zu Jahr unanfechtbarer und besser wurde. Er gibt ein getreues Spiegelbild der Lage der deutschen Landwirtschaft nach Betriebsgrößenklassen und nach Wirtschaftstypen. Damit wird er den §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes gerecht. Das entscheidende Moment, nämlich der Vergleich der Einkommen der bäuerlichen Betriebe mit den Einkommen vergleichbarer Gruppen in der gewerblichen Wirtschaft, könnte meines Erachtens auf eine noch etwas verfeinerte Grundlage gestellt werden.
    Herr Minister Lübke hat darauf hingewiesen, daß sich die Ertragslage gebessert hat. In der Zeit, für die die letzten drei Grünen Berichte erstellt wurden, mußte man im Durchschnitt mit einer Lohndisparität von minus 33 % rechnen. Im vergangenen Jahr hat sich die Lage so gebessert, daß sich die Einkommensdisparität auf 22 % verringert hat.
    Nun kann man sich fragen, ob es richtig war, die Gruppen zum Vergleich heranzuziehen, die herangezogen worden sind. Die Diskussionen darüber gehen weiter, ob man nur die gewerblichen Arbeiter heranziehen darf, die auf dem Dorf wohnen und I Tür an Tür mit den Bauern hausen, oder ob man nicht vielleicht auch die Industriearbeiter der Stadt heranziehen sollte. Wenn man nämlich deren Einkommen vergleicht — ich will jetzt auf Einzelheiten nicht eingehen —, bekommt man ein anderes Bild. Dann ergäbe sich, weil die Löhne der Industriearbeiter zusammen mit den Fremdarbeiterlöhnen im letzten Jahr nicht stillgehalten haben, sondern gestiegen sind, heute noch eine Lohndisparität von 30 %; im letzten Jahr würde sie 33 % betragen haben. Ich stelle anheim, darüber Überlegungen anzustellen.
    Eine weitere Frage ist die, ob man den Jahresarbeitsverdienst oder den Stundenarbeitsverdienst heranziehen soll. Sie wissen, daß die zusätzliche Arbeit auf dem Bauernhof in Gestalt zahlreicher Überstunden, die über die 2700 Stunden im Jahr hinaus geleistet werden, ebensowenig zum Vergleich herangezogen wurde wie etwa die in den kritischen Sommermonaten notwendige Sonntagsarbeit.
    Schließlich ist noch zu fragen, ob es richtig ist, die Arbeitskraft der Bäuerin je verpflegte Person im Haushalt mit etwa 0,20 Vollarbeitskräften anzusetzen. Ich gebe zu bedenken, Herr Minister, ob das möglich ist. Ich habe gehört, daß zur Zeit Untersuchungen laufen, die darauf abzielen, diese Dinge zu verbessern. Wir begrüßen das.
    Nun zu den Ergebnissen! Schon lange Monate vor Veröffentlichung des Grünen Berichtes konnte man in allen Zeitungen lesen, daß sich der Unterschied zwischen Ertrag und Aufwand, also der Unterschied
    zwischen den Verkaufserlösen und den tatsächlichen Betriebsausgaben im Jahre 1957/58, für das die Ergebnisse jetzt vorliegen, um 800 Millionen DM gebessert habe. Das ist sicher ein recht erfreuliches Ergebnis. Aber wenn wir eine Untersuchung darüber anstellen wollen, ob die Maßnahmen des Grünen Plans in der Vergangenheit richtig waren und ob die des vorliegenden Grünen Planes richtig sind, müssen wir nachforschen, woher das Plus von 800 Millionen DM rührt. Wir erkennen dann folgende Ursachen — teilweise sind sie durch meine Vorredner schon genannt worden —: ein höheres Ernteergebnis des Jahres 1957, ferner Mehreinnahmen bei Sonderkulturen, vor allen Dingen bei Hopfen; diese wurden mit eingerechnet. Im Gegensatz zu manchen anderen vertrete ich die Ansicht, daß das Mehr außerdem eine unmittelbare Auswirkung der sogenannten globalen Förderhilfen bei den künstlichen Düngemitteln und bei der Milch ist. Mit dieser Auffassung stehe ich nicht allein. Im vergangenen Jahre betrug die Hilfe bei Dünger 56 Millionen DM mehr als im Jahre 1956/57. Bei der Milch fiel die Hilfe erstmals im vergangenen Jahr entscheidend ins Gewicht; denn im Jahre 1956/57 kam die damalige Hilfe von 4 Pf je Liter nur für ein Vierteljahr in Anrechnung. Für das ganze Rechnungsjahr 1956/57 war aber ein Betrag von 480 Millionen DM aufgewendet worden. Auf das Dreivierteljahr kann man daher mit 360 Millionen DM rechnen. Wenn Sie an Hopfenmehreinnahmen 150 Millionen DM berücksichtigen, haben Sie bereits 566 Millionen DM. Es bleiben für die höhere Ernte danach noch 240 Millionen DM übrig. Tatsächlich war aber das Mehrergebnis bei Getreide 212 Millionen DM und bei Zuckerrüben 200 Millionen DM. Man kann damit nachweisen, daß das Plus durch diese globalen Hilfen mit bedingt war.
    Ich darf darauf hinweisen, daß das bekannte Ifo-Institut in München bereits Ende Oktober des vergangenen Jahres zu den gleichen Feststellungen gekommen ist. Dieses Institut hat in einem Gutachten erklärt, man komme, wenn man diese zusätzliche Hilfe abrechne, zu dem Ergebnis, daß sich die Lage der Landwirtschaft nicht gebessert habe, sondern gleichgeblieben sei, wenn sie sich nicht sogar verschlechtert habe.
    In dem vorliegenden Grünen Plan ist bei diesen globalen Maßnahmen erstmals ein gewaltiger Abstrich vorgenommen worden. Bei der Milch sind es 24 Millionen DM, bei Dünger ist es nahezu ein Drittel der bisherigen Mittel.
    Meine Damen und Herren, ich möchte die notwendigen Maßnahmen zur Verbesserung der Agrarstruktur keineswegs als zweitrangig hinstellen; im Gegenteil, ich halte sie für eine Grundlage zur Besserung der Verhältnisse. Aber ich darf darauf hinweisen, daß das Landwirtschaftsgesetz vor vier Jahren mit deshalb geschaffen wurde, weil die Marktordnungsgesetze und der sogenannte Lübke-Plan nicht ausgereicht hatten. Der Herr Bundesernährungsminister Lübke hatte diesen Plan bei seinem Amtsantritt im Herbst 1953 verkündet; er befaßte sich insbesondere mit agrarstrukturellen Maßnahmen. Bei der Schaffung des Landwirtschaftsgesetzes stand der Gedanke



    Bauknecht
    im Vordergrund, daß die wirtschaftliche Lage der Landwirtschaft gebessert werden müsse.
    Ich darf noch darauf hinweisen, daß kürzlich im Ernährungsausschuß bei der Diskussion, ob es möglich sei, die Familienbetriebe aus den allgemeinen Testbetrieben herauszukristallisieren, die Frage gestellt wurde, wie es sich mit diesen Testbetrieben verhält. Da wurde seitens des Ministeriums zur Antwort gegeben, daß die Testbetriebe in ihrer erdrückenden Masse strukturell gesund seien. Das heißt, daß es den Betrieben, die agrarstrukturell krank sind, also den ganz kleinen oder denen, deren Fluren noch nicht bereinigt sind, noch schlechter geht, als der letzte Grüne Bericht ausweist.
    Nun haben meine Kollegen schon auf die leidige Tatsache aufmerksam gemacht — und hier gebe ich Herrn Kriedemann völlig recht —, daß schon vor Verkündung des Grünen Berichts für die Hilfen im Grünen Plan eine Grenze nach oben vorgesehen war. Man mußte sich offenbar nach der Decke strecken. Das heißt, dem Bundesernährungsminister wurden nicht mehr Mittel bewilligt, als im Jahre zuvor für den Grünen Plan ausgegeben wurden oder, besser gesagt, nicht für den Grünen Plan, sondern für den Gesamtetat seines Ministeriums. Nun hat sich der Herr Bundesernährungsminister, der in seinem Etat schon einige zwangsläufige Mehrausgaben hatte, dadurch geholfen, daß er einige namhafte Positionen aus dein Etat 10 herausgenommen und in den Grünen Plan hineingepackt hat. Nach außen hin sieht es nun so aus, als bekäme die Landwirtschaft wieder 1,314 Milliarden wie im Jahre zuvor; aber in Wirklichkeit ist es erheblich weniger.
    Bei den Rücksprachen darüber ist seitens der Landwirtschaft erklärt worden, es sei anzuerkennen, daß die Disparität noch vorhanden sei, daß das Einkommen niedriger liege und daß man versuchen müsse, das Fehlende auf dem Markt zu beschaffen. Nun, meine Damen und Herren, wie liegen die Dinge auf dem Markt? Wir haben vorhin gehört, daß wir uns in den Anfangsstadien der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und damit auch eines gemeinsamen Agrarmarkts befinden. Man hat schon sehr offene Diskussionen über den kommenden Getreidepreis und das gesamte Agrarpreisniveau des europäischen Marktes gehört. Nachdem wir bei Getreide, Zuckerrüben und Trinkmilch schon eine bestimmte Preishöhe erreicht haben, die zum Teil wesentlich über der anderer Länder liegt, und da es sich hier um feste Preise handelt, muß man sich fragen, was denn auf diesem Markt noch zu holen ist. Da ist keinerlei Chance, daß wir durch Erhöhung der Getreidepreises, der Rübenpreise oder der Trinkmilchpreise noch etwas herausholen könnten. Nur auf dem Markt für Rinder, Kälber und Schweine gelang es in den letzten Monaten, etwas aufzuholen und damit das Schlimmste zu verhüten, damit sich die Lage der Landwirtschaft nicht erneut verschlechterte.
    Die Lage auf dem Markt der Milchprodukte ist wohl zur Genüge bekannt. Die eigene Produktion an Butter deckt heute den Bedarf der Bevölkerung auch bei steigendem Konsum vollauf. In diesem Zusammenhang möchte ich einer Behauptung, die immer wieder in der Öffentlichkeit gemacht wird, entgegentreten. Man sagt nämlich — man konnte das in dieser Woche in führenden Zeitungen der Bundesrepublik lesen —, die Milchprämie habe sich als Bumerang erwiesen, weil die Erzeugung nunmehr den Bedarf übersteige und dadurch die deutschen Milchpreise in Gefahr kämen. Ich möchte dieser Behauptung mit aller Entschiedenheit entgegentreten. Man sollte doch wissen, daß der Milchpreis in Deutschland entscheidend durch die Importe beeinflußt wird. Im vergangenen Jahr wurden importiert allein an Käse 88 000 t, an Vollmilchpulver 13 000 t und darüber hinaus noch ganz beträchtliche Mengen von Kondensmilch. Meine Damen und Herren, diese Importe haben den Milchpreis bestimmt, aber nicht etwa eine deutsche Produktion, die am Markt vorbeigegangen wäre. Man redet von einer „Erzeugung am Markte vorbei". Wenn man aber in Europa zu einer Wirtschaftsgemeinschaft kommen will, darf man die Dinge nicht einseitig sehen. Man darf nicht sagen: Deutschland produziert am Markte vorbei, während es seinen eigenen Bedarf noch nicht gedeckt hat und es unseren Nachbarländern, vor allen Dingen unseren Freunden in Holland, gestattet sein soll, sehr viel mehr zu produzieren; sie produzieren ja wesentlich am Markte vorbei.

    (Abg. Kriedemann: In der EWG gibt es keine nationale Autarkie mehr, Herr Kollege Bauknecht!)

    - Wir wollen keine Autarkie. Aber wir wollen dasselbe Recht. Wir wollen nicht, daß wir beschimpft werden, wir produzierten am Markte vorbei, während wir die Überschüsse der anderen Länder, die Agrarsubventionen gewähren, aufnehmen müssen. Dagegen wehren wir uns.

    (Abg. Kriedemann: Es ist jetzt ein gemeinsamer Markt!)

    — Es wird ein gemeinsamer Markt, aber dann auch die gleichen Methoden!
    Es muß gesagt werden, daß die Dinge durchaus nicht in Ordnung sind. Alle Länder des Westens, angefangen von Osterreich, über die Schweiz, Frankreich, Belgien, Holland bis hin zu England, garantieren ihren Milcherzeugern feste Preise. Die Überschüsse dieser Länder werden dann immer zum Schaden der deutschen Landwirtschaft nach Deutschland exportiert.
    Die Preise sind bekannt. Ich will es mir ersparen, darauf einzugehen. Aber auf eines darf ich hinweisen, wenn man sagt, wir wendeten mit den globalen Hilfen zuviel für unsere Landwirtschaft auf: Unser Nachbarland Holland — das wird von niemandem bestritten — hat nach eigenen Veröffentlichungen der holländischen Staatsorgane im Jahre 1958 zwischen 8 und 9 Pf die Milchpreise auf Staatskosten aufgepolstert bis auf einen Erzeugerpreis, der um 30 Pf liegt. Das muß gesagt werden, wenn man es bei uns als unverantwortlich bezeichnet, die Milchprämie von 3 Pf weiter zu zahlen. Der Plan für 1959, der im holländischen Parlament



    Bauknecht
    bereits seine Billigung gefunden hat, sieht mit geringen Abstrichen an der Spitze — wer über eine gewisse Menge hinaus liefert, muß selber etwas dazu beitragen — ungefähr dasselbe vor.
    Meine Damen und Herren, ich darf Ihnen noch zwei andere Beispiele nennen, vor allen Dingen die Schweiz. In der Öffentlichkeit ist nicht so sehr bekannt, was dort manchmal vorgeht. Die Schweizer haben einen großen Überschuß an Emmentaler Käse gehabt. Diesen Käse wollte man nach Deutschland exportieren. So kamen Ende des vergangenen Jahres 800 t Emmentaler Käse nach Deutschland herein, und zwar, verzollt, zu einem Preise von 2,47 DM je Kilogramm. Das läßt einen Verwertungspreis von sage und schreibe 13 Rappen oder 13 Pf in der Schweiz zu. Trotzdem bekam der schweizerische Bauer den staatlich garantierten Mindestpreis von 43 Rappen gleich 43 Pf je Kilogramm Milch ausbezahlt.
    Es geht nicht an, daß es dort erlaubt ist, solche Maßnahmen zu ergreifen. Bei uns will man selbst die niedrigen Entwicklungshilfen oder Förderhilfen bekritteln.
    Im Augenblick entstehen wieder neue Gefahren auf dem Käsemarkt. Die Holländer haben am 6. Februar ihre Exportpreise für ihre Käsesorten bedeutend herabgesetzt. Im letzten Jahre sind sie im Monat April dazu übergegangen und haben uns bis zum vergangenen Herbst schwerste Sorgen bereitet. Man hat davon in weiten Teilen der Bundesrepublik nichts gemerkt. Aber in den reinen Werkmilchgebieten und den reinen Käsereigebieten sind die Erzeugerpreise für die Milch, wie sich gezeigt hat, ohne Stützung monatelang um mehr als 8 Pf gesunken.
    Herr Bundesminister, ich darf Sie wirklich herzlich darum bitten, alles zu tun, damit sich ein solches Desaster in diesem Frühjahr und Sommer nicht wiederholt. Sie haben die Möglichkeit, solche Pannen zu vermeiden. Sie haben die Möglichkeit, entweder Käse und Vollmilchpulver, das dazugehört, zu entliberalisieren oder aber Mindestpreise zu fordern. Wir haben ja einen solchen Vorgang schon beim Malz. Bei Malz wurde ein Mindestpreis in der EWG eingeführt, weil sonst die Gefahr bestanden hätte, daß der deutsche Braugerstenpreis nicht mehr zu halten gewesen wäre. Ähnlich ist es — das habe ich vorhin schon angedeutet — beim Vollmilchpulver. Hier wurden die Importe im Laufe des letzten Jahres zu Preisen getätigt, die einer Verwertung zum Preise von zwischen 13 und 16 Pf in dem betreffenden Erzeugerland gleichkamen. Davon bekamen jedoch die Erzeuger in Frankreich, Osterreich, Belgien, Holland oder England gar nichts zu spüren, weil ihnen der Staat den sicheren Erzeugerpreis gewährte. Die deutsche Regierung hat dagegen bisher keinen Finger krumm gemacht. Ich darf Sie, Herr Minister, bitten, dem mehrmaligen Beschluß des Bundestages in dieser Sache nachzukommen und auch hier Maßnahmen nach § 1 des Landwirtschaftsgesetzes zu ergreifen.
    Herr Bundesfinanzminister Etzel hat in seiner Rede neulich unmißverständlich auf die sogenannten Subventionen, die man nachher viel richtiger als Entwicklungshilfen bezeichnet hat, hingewiesen und dabei besonders die Hilfen herausgestellt, die die Landwirtschaft erhält. Wir haben ihn dann gebeten, doch auch einmal sämtliche offenen und versteckten Subventionen für andere Berufsstände zusammenzustellen, damit nicht einseitig die Landwirtschaft diskriminiert werde.
    Noch ein paar allgemeine Bemerkungen zu den Maßnahmen nach dem Grünen Plan selber. Nach mir werden dazu noch andere Redner im einzelnen Stellung nehmen.
    Bei den sogenannten gezielten Maßnahmen sind eine Reihe von Kürzungen vorgenommen worden, und zwar vielfach dort, wo die Beträge Wirtschaftstypen zugute gekommen wären, die der Hilfe bedürfen und die in sämtlichen Grünen Plänen, auch im neuen, hintanstehen. Ich denke hier u. a. an die Förderhilfen für den Obstbau, die von 3 auf 2 Millionen DM herabgesetzt worden sind, ferner insbesondere an die Mittel zur Einrichtung von technischen Anlagen in Futterbaubetrieben, also für Silobauten und Unterdachtrocknungsanlagen — eine bedeutende Angelegenheit! —, die von 25 auf 15 Millionen DM herabgesetzt worden sind. Auch die Mittel für die Gemeinschaftsmaschinen wurden von 15 auf 10 Millionen DM herabgesetzt. Außerordentlich beklagen wir auch, daß die Mittel für die Einrichtungen zur Gewinnung einer besseren Milch auf dem Hof, also für Kühl- und Melkeinrichtungen, von 10 auf 6 Millionen DM heruntergesetzt wurden. Die Mittel für die von Ihnen sehr verehrter Herr Bundesminister, so gepriesenen — notwendigen — Maßnahmen zur Verbesserung der Molkereiwirtschaft wurden von 15 auf 10 Millionen DM ermäßigt.
    Auf meine kürzlichen Vorstellungen sagten Sie mir, das liege daran, daß diese Mittel im vergangenen Jahr nicht in vollem Maße ausgeschöpft worden seien. Das mag sein; ich bezweifle das gar nicht. Aber das liegt dann eben daran, daß die Richtlinien nicht entsprechend abgefaßt waren, so daß ein sehr großer Teil derer, die der Hilfe bedurften, diese Hilfe nicht erhalten konnten. Ich darf Sie dringend bitten, bei der Aufstellung der neuen Richtlinien hierauf Rücksicht zu nehmen.

    (Abg. Kriedemann: Wir brauchen vor allen Dingen mehr Geld!)

    — Wir haben einen Antrag gestellt, Herr Kollege , Kriedemann, der darauf abzielt, daß die Mittel des Grünen Plans austauschbar sind, so daß man, wenn irgendwo ein Überschuß bleibt, die Möglichkeit hat, ihn an anderer Stelle einzusetzen und die Mittel auf bestimmte Punkte zu konzentrieren.

    (Zuruf des Abg. Dr. Schmidt [Gellersen].)

    — Herr Schmidt, es wird sich zeigen, daß nicht überall — man kann das nicht so vorausberechnen — alles gebraucht wird. Dann muß man die Möglichkeit haben, da zu helfen, wo es sich als notwendig erweist.
    Zum Schluß noch ein ganz kurzes Wort zu dem kommenden europäischen Markt. Mein Kollege



    Bauknecht
    Lücker hat schon darauf hingewiesen und hat Ihnen die Notwendigkeit aufgezeigt, daß die deutsche Konzeption im wesentlichen mit in den europäischen Markt übernommen wird. Sie wissen alle, daß der Angelpunkt für die ganze Preisgestaltung und damit für das gesamte Agrarpreisniveau der Getreidepreis sein wird.
    Man sagt uns, daß bei Übernahme der deutschen Preise die Gefahr bestünde, daß es in Europa zu einem baldigen Zeitpunkt zu einer Überproduktion kommt. Ich glaube das nicht, zunächst einmal deshalb nicht, weil wir bei Futtergetreide noch eine Einfuhrlücke von rund 7 Millionen t haben, die sich wahrscheinlich noch vergrößern wird, da der Bedarf an Futtergetreide bei zunehmendem Lebensstandard infolge stärkeren Verzehrs von tierischen Veredelungsprodukten zunimmt. Hier liegen noch einige Möglichkeiten, vor allen Dingen in Italien, zum Teil auch bei uns. Ich möchte hier nicht näher darauf eingehen. Sie wissen alle, worum es sich handelt.
    Wir sollten diese Gefahr auch aus folgendem Grund nicht so groß sehen. Sicher meint man mit dem großen Reservoir Frankreich. Wo es aber in Frankreich eine gute Getreideproduktion gibt, im Nordwesten und in der Gegend südlich von Paris, sind bereits alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Dort hat man Hektarerträge, die zum großen Teil über den deutschen liegen. In den anderen Gegenden gibt es zum größten Teil arme Böden und ganz mangelhafte Niederschläge. Deshalb glaube ich, daß hier nicht so viel mobilisiert werden kann, daß große Gefahren entstehen.
    Wir sollten es einmal mit dem deutschen Getreidepreis versuchen, weil mit ihm der Preis für Hackfrüchte gekoppelt ist und auch der Preis für die Verwertung des Grünlandes, d. h. mit anderen Worten, der gesamte Wert der Bodenproduktion. Dieser Auffassung sind auch Sie, Herr Minister.
    Es entsteht aber noch eine andere Gefahr, nämlich die Gefahr der Überproduktion bei den tierischen Veredelungsprodukten und damit die Gefahr eines Preiszusammenbruchs. Wir haben das schon im letzten Jahr bei unseren dänischen Nachbarn erleben können. Ich glaube annehmen zu dürfen, daß bei sehr niedriger Festsetzung der Futtergetreidepreise in Deutschland eine Überproduktion bei Butter und Fleisch, bei Eiern und Geflügel anhebt.
    Wir werden keinerlei oder nur einen sehr geringen Einfluß auf die Kostensenkung ausüben können. Die Preise unserer Produktionsmittel liegen zum größten Teil fest, oder sie zeigen steigende Tendenz, ob das die Löhne sind, der Dünger — das erleben wir immer wieder — und die Landmaschinen, oder aber die Instandsetzungskosten für alles, was der Bauer auf seinem Hofe braucht. Niemand wird behaupten, daß es möglich wäre, die in der Entwicklung begriffenen sozialen Hilfen, die auch als fixe Kosten bezeichnet werden müssen, in irgendeiner Weise zu ändern.
    Schließlich müssen wir mit einem Blick auf die übrige Welt noch daran denken, daß von der einen Milliarde Menschen, die in den Entwicklungsländern leben, etwa 85 % Bauern sind. Es wird mil entscheidend sein, welcher Lebensform sich diese Menschen zuwenden, dem Kollektiv oder den bäuerlichen Familienbetrieb. Das ist heute in keiner Weise entschieden. Wenn Europa eine Attraktion bildete und diese Länder den bäuerlichen Familienbetrieb für ihre Landwirtschaft wählten, müßte das auch für uns sehr interessant sein; denn wenn sie das Kollektiv wählen und damit die Freiheit verlören, wäre es wahrscheinlich auch um uns geschehen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)



Rede von Dr. Eugen Gerstenmaier
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Herr Abgeordneter Köhler!

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Otto Köhler


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der vierte Grüne Bericht brachte abgesehen von dem kaum noch gedämpften Optimismus des Herrn Bundes ernährungsministers keinerlei Überraschungen. Durch die Presse waren wir bereits über alle seine wichtigen Einzelheiten unterrichtet.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU.)

    — Sehr richtig! Deswegen betone ich es auch. Die vier Grünen Berichte kommen per saldo alle zu demselben Ergebnis: Der Abstand zwischen Einnahmen und Ausgaben wechselt zwar, aber die große Disparität ist geblieben, eine Disparität, die immerhin schon zehn Jahre erkennbar ist und zu deren Beseitigung das Landwirtschaftsgesetz und nicht zuletzt die Grünen Pläne dienen sollen.
    Der Unterschied zwischen dem Lohn der land wirtschaftlichen Arbeiter und dem Vergleichslohn in der übrigen Wirtschaft hat sich erstmalig verringert. Aber er liegt immer noch bei 1 DM pro Stunde, wenn wir von der Stundenlohnrechnung ausgehen. Er liegt meinetwegen bei 82 %, wenn wir von der Jahreslohnrechnung ausgehen.
    Aber hierzu muß noch etwas anderes gesagt werden. Der Stundenlohn für die Familienarbeitskräfte kann nur dann gezahlt werden, wenn wir auf jegliche Verzinsung des Grundkapitals verzichten. Darüber werden kaum noch Worte verloren, das ist offenbar schon ganz selbstverständlich geworden. Wo in der übrigen Wirtschaft gibt es das? Das kann es gar nicht geben, weil es gegen jedes privatwirtschaftliche Denken verstößt.
    Anders allerdings ist die Frage zu beurteilen, ob es vertretbar ist, daß in derselben Zeit, in der 94 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche keinerlei Verzinsung des Grundkapitals haben, in bedeutenden Teilen der industriellen Wirtschaft die Verzinsung noch von Jahr zu Jahr steigt und jetzt bei den Aktiengesellschaften etwa zwischen 9 und 10 % liegen dürfte. Diese Verzinsung wurde bekanntlich ermöglicht, nachdem gewaltige Investitionen aus überhöhten Preisen finanziert worden waren. Hier wird nicht mit dem gleichen Maß gemessen. Das ist unsozial und muß verbittern.
    Die Einkommensteigerung um 3,1 % ist zum größeren Teil durch eine höhere Ernte erzielt worden. Hierauf kann man keine Betrachtung für die Zu-



    Köhler
    kunft aufbauen. Wir wissen doch, daß die Ernte 1958/59 an die des Vorjahres nicht mehr herankommen wird. In einigen Ländern, z. B. in Schleswig-Holstein, beträgt der Mindererdrusch etwa 25 bis 30 °/0 beim Brotgetreide.

    (Zuruf von der CDU/CSU: In Bayern gerade umgekehrt!)

    — Freuen Sie sich, daß Sie in Bayern wohnen und nicht in Schleswig-Holstein!
    Das Lohngefälle von der industriellen Wirtschaft zur Landwirtschaft hat die Abwanderung aus der Landwirtschaft nicht zur Ruhe kommen lassen. Neuerdings gilt die noch weiter fortschreitende Abwanderung als d a s Rezept für die Wiederherstellung der Rentabilität. Ich möchte den Theoretikern, die diese Auffassung vertreten, sagen, daß das ein gewaltiger Irrtum ist. Die Zahl der Bauernhöfe, die mit Arbeitskräften absolut unterversorgt sind, ist sehr viel größer, als sich das Außenstehende vorstellen, und die Zahl der Bauersfrauen, die ohne jegliche Hilfe sind, geht in die Hunderttausende. Die Arbeitsleistung, die deshalb von diesen Menschen mehr erbracht werden muß und auch erbracht worden ist, ist noch von keinem Grünen Bericht erfaßt worden. Soll ich noch näher ausführen, was die ungeheure Belastung der Bauersfrauen bedeutet? Ich habe hierzu schon einmal gesprochen und möchte mich nicht wiederholen. Aber das eine will ich hier noch feststellen: daß das Betriebsklima, die Atmosphäre auf einem Bauernhof unerträglich wird, wenn die Arbeit keinen Anfang und kein Ende hat. Das ist bei der Bauersfrau der Fall. Wir leben in einer Zeit, in der die Menschen vor Überanstrengung, Überbeanspruchung und Ausnutzung immer mehr geschützt werden — und das mit Recht. Wer aber schützt die deutschen Bauersfrauen?

    (Beifall bei der FDP.)

    Zu viele Arbeitskräfte auf einem Bauernhof schmälern ganz bestimmt den Ertrag, zuwenig Arbeitskräfte aber schmälern ihn noch viel mehr. Es führt kein Weg an der Tatsache vorbei, daß sich die Landwirtschaft von einem Jahr zum andern dahinquält. Daran ändern keine schönen Worte etwas. Das muß dann unerträglich werden, wenn auch in den kommenden Jahren nicht mit einer Besserung der Lage gerechnet werden kann. Hierüber einige Betrachtungen anzustellen, dürfte der Bedeutung dieser Stunde angemessen sein.
    Was die Landwirtschaft selbst tun konnte, um durch eigene Anstrengung ihre Lage zu verbessern, ist in einem großen Maß geschehen. Ob es sich um die Steigerung der Erzeugung handelt, um die Verbesserung der Qualität, um die Technisierung und Rationalisierung der Betriebe: überall wurden Leistungen vollbracht, die selbst das überschreiten, was so mancher Ratgeber aus der übrigen Wirtschaft mit erhobenem Zeigefinger von ihr forderte. Die praktische Landwirtschaft hat ihr Soll erfüllt. Selbstverständlich wird sie sich weiter bemühen: in der Qualitätsverbesserung, in der Absatzverstärkung, in der Werbung. Es gibt keinen Stillstand. Aber damit ist das, was sie selbst tun kann, auch erschöpft. Auch der letzte Bauer weiß, daß das alles nicht ausreicht, wenn nicht die Wirtschaftspolitik ganz allgemein und die Agrarpolitik im besonderen ihm zu Hilfe kommt.
    Ich will darauf verzichten — obgleich es nicht oft genug gesagt werden kann —, noch einmal die Ursachen der absolut vermeidbar gewesenen Diskrepanz in der Einkommensentwicklung zwischen industriell-gewerblicher Wirtschaft und Landwirtschaft herauszustellen. Ich will mich nicht wiederholen; ich habe hierüber bereits vor einem Jahr gesprochen. Es handelt sich um eine Diskrepanz, die nicht erst seit Bestehen des Grünen Plans sichtbar geworden ist, sondern die mindestens seit 1950 besteht.
    Wir haben uns schon daran gewöhnt, daß es dem Wesen der Agrarhilfen, soweit sie überhaupt kommen, entspricht, daß sie viel Zeit brauchen. Das ist in allen Ländern der Welt so, und die Bundesrepublik bildet keine Ausnahme. Nicht ganz ohne Neid haben wir gesehen, mit welchem Tempo die Feuerwehr anrückt, wenn es einmal in einem Wirtschaftszweig brennt, der von einer sogenannten labilen Bevölkerungsschicht getragen wird. Dann werden von einem Tag zum andern Freihändler zu Hochschutzzöllnern und soziale Marktwirtschaftler zu Interventionisten.

    (Beifall bei der FDP. — Heiterkeit bei der SPD.)

    Manchmal könnte einem hierbei der Gedanke kommen, es wäre für die Landwirtschaft besser gekommen, wenn sie auch ein wenig labiler gewesen wäre. Wenn ich hierbei auf die Ruhr hindeute, so möchte ich betonen, daß niemand mehr Verständnis für die Lage der Bergarbeiter hat als der Bauer, nicht nur wegen der vielen Parallelen zwischen Bergbau und Landwirtschaft, sondern auch weil die wirtschaftlichen Sorgen der Bergarbeiter und der Bauern dieselben geworden sind.
    Ich müßte jetzt eigentlich einiges zu den Ausführungen des Herrn Bundesfinanzministers sagen, soweit er sich in der Haushaltsrede mit den landwirtschaftlichen Subventionen beschäftigt hat. Aber es genügt wohl die Feststellung, daß die Landwirtschaft noch zu keiner Zeit eine reine Freude über die Subventionen empfunden hat, die dazu geführt haben, daß der Charakter der Agrarpreise bis auf den heutigen Tag als der politischer Preise erhalten geblieben ist. Die Subventionen waren der bequemste Weg, sie waren der Weg des geringsten Widerstandes, und nun hängen die Subventionen der Landwirtschaft wie ein Bleigewicht an, auch wenn die Tatsache ihres lästigen Vorhandenseins von dem Herrn Bundesfinanzminister mit noch so freundlichen Worten umschrieben wird.
    Meine Fraktion hat von jeher davor gewarnt, die Landwirtschaft von Subventionen abhängig zu machen. Jetzt ist ein Abbau nur noch möglich, wenn ein Ausgleich geschaffen wird, ein Ausgleich, der nicht unbedingt und nur in höheren Erzeugerpreisen gesucht werden muß, sondern auch durch eine Verbilligung der Produktionsmittel gefunden werden könnte. Aber wie lange ist das schon angestrebt?! Jahr um Jahr hören wir das, ohne daß



    Köhler
    außer den Hilfen des Grünen Plans, die zweifellos Erleichterungen geschaffen haben, auch nur der bescheidenste Erfolg sichtbar geworden ist. Allmählich wird der Glaube schwach.
    Ich habe eingangs die Frage aufgeworfen, ob überhaupt noch mit einer Besserung der Lage der Landwirtschaft gerechnet werden kann. Mir scheint diese Frage sehr aktuell zu sein. Damit stellt sich automatisch die, Frage, was die Landwirtschaft von der EWG zu erwarten hat. Wenn dieser Vertrag so weiterentwickelt wird, wie es seine Bestimmungen vorsehen — -davon müssen wir wohl ausgehen —, wird er für keinen Wirtschaftszweig von so einschneidender, ja schicksalhafter Bedeutung sein wie für die Landwirtschaft. Ich glaube, das ist unbestritten.
    Der Herr Bundesernährungsminister stellte kürzlich ein begeistertes Mitgehen der Bauern mit der EWG fest. Von ein paar Ausnahmen abgesehen, die der sehr wirkungsvollen Propaganda für die EWG erlegen sind, habe ich solche Bauern nicht kennengelernt. Ich wüßte auch wirklich nicht, womit man eine solche Begeisterung begründen sollte. Sich zu begeistern ohne Ursache, ist das Privileg von Ignoranten.

    (Beifall bei der FDP.)

    Den erhofften Vorteilen, von denen immer nur ganz allgemein gesprochen wird, weil sie niemand umreißen kann, ja weil sie überhaupt fraglich sind, stehen ganz handgreifliche außerordentliche Gefahren gegenüber. Diese Gefahren ergeben sich aus dem unverhüllten Drang der Partnerländer, ihre Agrarerzeugnisse ungehindert auf dem deutschen Markt unterzubringen, und aus der sehr großen Wahrscheinlichkeit eines Abgleitens der Preise ohne Äquivalent auf der Kostenseite. Durch die EWG wird nicht ein einziges unserer bisherigen Probleme gelöst oder auch nur gemildert — man nenne mir eines! —, sondern es kommen neue und immer schwierigere Probleme hinzu. Ein Land wie die Bundesrepublik, das eine Agrareinfuhr von etwa 10 Milliarden DM hat und das sich in einer wirtschaftlichen Prosperität befindet,

    (Zuruf von der Mitte)

    — bitte, sagen Sie es lauter, ich will gern antworten; wenn Sie sich nur laut unterhalten, brauche ich das nicht zu berücksichtigen — hat alle Möglichkeiten, auch seiner Landwirtschaft wirtschaftliche Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.
    Wenn diese Möglichkeiten in der Vergangenheit nicht genügend genutzt worden sind, so ist das unsere eigene Schuld. Von nun an geht die Einflußmöglichkeit der Bundesregierung immer mehr zurück, und sie wird eines Tages gänzlich aufhören. Ich hoffe immer noch, der Herr Bundesernährungsminister werde darum kämpfen, daß das deutsche Agrarpreisniveau in der EWG möglichst erhalten wird. Wir können ihm und uns nur wünschen, daß er dabei Erfolg hat. Jedes auch nur teilweise Nachgeben muß zu unabsehbaren Folgen führen. Jede weitere Verschlechterung der Einnahmen, die nach dem Grünen Bericht ohnehin nicht ausreichen, muß dann zu einer Katastrophe führen, wenn nicht gleichzeitig auf der Ausgabenseite in mindestens dem gleichen Umfange Einsparungen gemacht werden. Das ist aber nicht zu erwarten. Im Gegenteil, die bisherige jährliche Unkostensteigerung im Agrarsektor von 6 bis 70/o wird sich fortsetzen; heute sind es die Produktionsmittel, morgen die Löhne und übermorgen sind es wieder andere Ausgaben. Ein Anheben der Preise im EWG-Raum auf das deutsche Preisniveau bedeutet aber eine Produktionszunahme in denjenigen EWG-Ländern, die von einer Preissteigerung profitieren und noch die Möglichkeit einer Produktionsausweitung haben. Wenn Frankreich und Italien über zwei Drittel der landwirtschaftlichen Nutzfläche des gesamten EWG-Raumes verfügen und die Produktionskraft dieser Länder noch längst nicht ausgeschöpft ist, so bedeutet das auf einigen Gebieten die Gefahr einer Überproduktion und auf anderen Gebieten, daß wir uns schnell der Bedarfsdeckungsgrenze auch dort nähern, wo bisher noch ein Erzeugungsdefizit war.
    So kommen wir von einem Dilemma ins andere. Wir können nur noch das kleinere Übel wählen, und das heißt, bei Aufrechterhaltung der deutschen Agrarpreise eine Steigerung der Produktion im EWG-Raum in Kauf nehmen. Eine Produktionssteigerung wird immerhin ihre Zeit brauchen und läßt sich jedenfalls teilweise durch geeignete Maßnahmen abfangen.
    Es ist z. B. nicht einzusehen, warum der deutsche Agrarexport, der schon jetzt etwa eine Milliarde D-Mark ausmacht, ohne daß viel für ihn getan wurde, sich nicht noch weiter steigern lassen sollte, und sei es unter Schmerzen. Wir können nicht dauernd Enthaltsamkeit üben, wenn man in den anderen Ländern in der Anwendung der Mittel zur Steigerung des Agrarexports gar nicht kleinlich ist.

    (Sehr gut! bei der FDP.)

    Der umgekehrte Weg, der viel propagiert wird, durch niedrigere Preise die Erzeugung bei uns zu stoppen und bei den EWG-Partnern zumindest nicht zu fördern, bedeutet für die deutsche Landwirtschaft auf jeden Fall noch nie gekannte Schwierigkeiten und wird die Staatsführung noch vor sehr schwierige Probleme stellen.
    Diese Überlegungen treffen ganz besonders für den Getreidepreis zu. Der Getreidepreis und insbesondere der Futtergetreidepreis werden der Prüfstein für die Agrarpolitik im EWG-Raum werden. Der Futtergetreidepreis wird nicht nur über die Höhe des Brotgetreidepreises entscheiden, sondern auch über das Preisniveau aller Bodenfrüchte wie auch über das der Veredelungswirtschaft. Ein niedriger Futtergetreidepreis muß eine ungesunde Ausdehnung der Veredelungswirtschaft zu Folge haben.
    Im EWG-Raum besteht die Gefahr einer Überproduktion von Futtergetreide vorerst jedoch noch nicht; wohl aber ist eine solche Gefahr für Veredelungsprodukte bereits gegeben.
    Für eine unseren Vorstellungen entsprechende Getreidepreispolitik kann es nicht schwierig sein, die Hilfe jedenfalls einiger EWG-Länder — ich denke an Frankreich und Italien — zu gewinnen. Der Widerstand der Niederländer ist zweifellos

    Köhler
    größer; aber die Niederländer werden einsehen müssen, daß ein niedriger Futtergetreidepreis dann kein Privileg ihres Landes allein mehr ist, sondern im ganzen EWG-Raum Gültigkeit haben wird. — Ich glaube, daß die Niederländer diese Überlegung bisher nicht angestellt haben. — Dadurch muß zwangsläufig der niederländischen exportausgerichteten Veredelungswirtschaft eine Konkurrenz entstehen, die ruinös wirken muß.
    Wer den Weg des Kompromisses gehen will, muß sich darüber klar sein, daß er mit ihm neben dem Preiseinbruch in Deutschland zugleich die Mehrerzeugung von Futtergetreide und Veredelungsprodukten im EWG-Raum erreicht. Dieser Weg ist also zweifellos der schlechteste von allen; aber offenbar hat gerade er die größte Chance. Die Ausführungen des Herrn Bundesernährungsministers zum Grünen Bericht deuten darauf hin, daß der Minister unter Umständen bereit ist, ihn zu gehen.
    Die großen Möglichkeiten, die wir im Ölfruchtanbau noch haben, habe ich hier bereits im Juli näher erläutert. Ich glaube, auf diesem Gebiet haben wir noch sehr gute Möglichkeiten. Im EWG-Raum ist der Bedarf nur zu 56 % gedeckt, und wir wissen alle, welche sehr fruchtbaren Auswirkungen gerade der vermehrte Ölfruchtanbau auf die allgemeine Fruchtfolge hat.
    Ich glaube mit diesen wenigen Sätzen dargelegt zu haben, daß die deutsche Landwirtschaft in jedem Fall der Leidtragende im EWG-Raum sein wird. Es ist kaum zu verstehen, daß immer wieder hypothetische Behauptungen aufgestellt werden wie die, daß die Absatzmöglichkeiten in einem Raum von 160 Millionen Menschen das alles aufwiegen würden. Ein angesehener agrarökonomischer Wissenschaftler, der zugleich Mitglied dieses Hohen Hauses ist, hat kürzlich eine sehr zutreffende Diagnose aufgestellt. Er spricht von einem atemberaubenden Experiment, dem die Landwirtschaft durch die EWG ausgesetzt ist, und von einer sehr ernsten Lage. Mit seiner Therapie kann ich mich allerdings nicht befreunden. Er will die Parität nicht liber den Preis erreichen, sondern hält sie nur noch durch eine weitere Einschränkung der landwirtschaftlichen Arbeitskräfte um ein Drittel für möglich. Er meint, daß ein planvoller und vorausschauender Ausbau einer neuen und leistungsfähigeren deutschen Landwirtschaft erfolgen müsse.
    Herr M a n s h o l t sagt die Stillegung einer großen Zahl unrentabler Bauernhöfe voraus. Viele ähnliche Prognosen können wir täglich lesen. Im Grunde genommen offenbaren sie alle eine tiefgehende Ratlosigkeit angesichts der Schwere der vor uns liegenden Aufgabe.
    Meine Damen und Herren, wir haben in diesen lagen, als es sich um die Stillegung von nur vier Randzechen in Belgien handelte, gehört, daß es dort zu Ausschreitungen gekommen ist, daß man sich fragte, ob etwa ein Generalstreik ausgerufen werden solle. Hier handelte es sich um ganze 1600 Arbeiter, die entlassen werden sollten. Ich möchte nur angesichts dieser Tatsache alle diejenigen, die mit einem großen Recht, aber auch mit viel Übertreiburig immer wieder davon sprechen, daß die Landwirtschaft um Millionen von Arbeitskräften erleichtert werden muß, um endlich rentabel zu werden, warnen, diese Dinge nicht auf die Spitze zu treiben. Das ist nicht nur eine wirtschaftliche, ökonomische Frage; es ist in der Landwirtschaft auch eine politische Frage.

    (Beifall bei der FDP.)

    Leider enthält die Stresa-Resolution, wonach der Familienbetrieb erhalten bleiben muß, die Grundlage im EWG-Landwirtschaftsraum bleiben soll, keine klare Begriffsbestimmung. Noch niemand hat den Begriff „Familienbetrieb" klar erläutert, aber er ist in aller Munde. Jeder versteht etwas anderes darunter. Manchmal ist die Bezeichnung „Familienbetrieb" deshalb so sympathisch, weil man den Familienarbeitskräften jeden Lohn zumuten kann, wie es ja auch dieser Grüne Bericht wieder zeigt.