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    Deutscher Bundestag 14. Sitzung Bonn, den 27. Februar 1958 Inhalt: Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Bundesrückerstattungsgesetzes (CDU/CSU, SPD) (Drucksache 222) — Erste Beratung — 629 A Wahl der Vertreter der Bundesrepublik Deutschland zur Einzigen Europäischen Versammlung (Drucksache 236) Dr. Mommer (SPD) 629 B Aussprache über den Bericht der Bundesregierung über die Lage der Landwirt- schaft (Drucksachen 200, zu 200; Umdrucke 15, 16, 17, 19) in Verbindung damit Antrag der Fraktion der DP betr. Nachtrag zum Grünen Bericht 1958 (Drucksache 138 [neu]) Lücker (München) (CDU/CSU) . . . 629 C Kriedemann (SPD) 635 B Bauknecht (CDU/CSU) 648 B Köhler (FDP) 656 A Rehs (SPD) 664 B Dr. Preiß (DP) 666 B Dr. Schmidt (Gellersen) (SPD) . . . 671 D Dr. h. c. Lübke, Bundesminister . . 675 B Struve (CDU/CSU) 681 A Nächste Sitzung 682 D Anlagen 683 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 14. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. Februar 1958 629 14. Sitzung Bonn, den 27. Februar 1958 Stenographischer Bericht Beginn: 14.01 Uhr
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    Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 14. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. Februar 1958 683 Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Frau Albertz 28. 2. Frau Albrecht 3.3. Altmaier 28. 2. Arndgen 28. 2. Dr. Baade 28. 2. Dr. Atzenroth 28. 2. Dr. Barzel 28. 2. Bazille 18.3. Dr. Becker (Hersfeld) 15.3. Behrisch 28. 2. Benda 28.2. Berendsen 28. 2. Birkelbach* 28. 2. Dr. Birrenbach* 28. 2. Conrad" 28. 2. Dr. Dahlgrün 28. 2. Dr. Deist" 28. 2. Deringer 27. 2. Dr. Dittrich 28. 2. Frau Döhring (Stuttgart) 27. 2. Dr. Dollinger" 28. 2. Dr. Eckhardt 28. 2. Eilers (Oldenburg) 28. 2. Eschmann 27. 2. Even (Köln) 28. 2. Faller 7.3. Felder 31.3. Frehsee 28. 2. Frau Friese-Korn 28. 2. Funk 28. 2. Dr. Furler* 28. 2. Gottesleben 28. 2. Dr. Greve 28. 2. Hellenbrock 24. 3. Hesemann 27. 2. Dr. Höck (Salzgitter) 10.3. Höhne 28. 2. Frau Dr. Hubert 28. 2. Illerhaus 28. 2. Jacobs 12. 3. Dr. Jordan 28. 2. Jürgensen 31.3. Kalbitzer 27. 2. Kiesinger 28. 2. Frau Kipp-Kaule 27. 2. Könen (Düsseldorf) 28. 2. Dr. Kopf* 28. 2. Dr. Kreyssig* 28. 2. Kühlthau 28. 2. Kühn (Bonn) 28. 2. Kühn (Köln) 27. 2. Kunze 28. 2. Leber 28. 2. Dr. Leiske 27. 2. Lenz (Brühl)* 28. 2. Frau Dr. Dr. h. c. Lüders 31.3. Ludwig 28.2. Mellies 8.3. Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Mensing 28. 2. Dr. Menzel 27. 2. Dr. von Merkatz* 28. 2. Metzger" 28. 2. Dr. Meyers (Aachen) 8.3. Müller (Erbendorf) 28.2. Frau Nadig 27. 2. Neuburger 28. 2. Frau Niggemeyer 28. 2. Dr. Oesterle* 28. 2. Ollenhauer* 28. 2. Paul 28. 2. Pelster" 28. 2. Dr.Philipp" 28.2. Dr. Preusker 28. 2. Rademacher 28. 2. Rasch 28. 2. Reitzner 28. 2. Dr. Rüdel (Kiel) 8.3. Frau Rudoll 27. 2. Scheel* 28. 2. Scheppmann 27. 2. Siebel 1.3. Dr. Siemer 28. 2. Solke 28. 2. Stahl 28. 2. Stauch 28. 2. Frau Dr. Steinbiß 28. 2. Stenger 15.3. Frau Strobel 28. 2. Wacher 28. 2. Wagner 28. 2. Wehner* 28. 2. Weimer 28. 2. Dr. Werber 27. 2. Dr. Willeke 27. 2. Frau Wolff (Berlin) 27. 2. Anlage 2 Umdruck 15 Antrag der Fraktion der SPD zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 200, zu 200). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird aufgefordert, umgehend ein 10-Jahres-Programm für die Durchführung und Finanzierung der wichtigsten Maßnahmen zur Verbesserung der Agrarstruktur (Flurbereinigung, Wasserwirtschaft, Aufstockung und Aussiedlung landwirtschaftlicher Betriebe) vorzulegen. Bonn, den 25. Februar 1958 Ollenhauer und Fraktion * für die Teilnahme an der Tagung der Gemeinsamen Versammlung der Europäischen Gemeinschaft für Kahle und Stahl 684 Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 14. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. Februar 1958 Umdruck 16 Antrag der Fraktion der SPD zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 200, zu 200). Der Bundestag wolle beschließen: Zwecks beschleunigter Durchführung der Flurbereinigung wird der dafür vorgesehene Zuschuß von 60 Mio DM so erhöht, daß damit 50 v. H. (bei Sonderkulturen und in landwirtschaftlichen Notstandsgebieten bis zu 70 v. H.) der Kosten gedeckt werden, die aus der Flurbereinigung von jährlich 350 00 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche entstehen. Ferner sind die Kreditverbilligungsmittel so zu erhöhen, daß die für die Zusammenlegung der vorgenannten Fläche erforderlichen restlichen Mittel zu den der Aufgabe Angemessenen Zinssätzen aus dem Kapitalmarkt beschafft werden können, soweit sie nicht von den Ländern direkt aufgebracht werden. Der Anteil der Grundstückseigner am Restbetrag ist vom Bund vorzufinanzieren und nach zwei Freijahren im Rentenverfahren einzuziehen. Bonn, den 25. Februar 1958 Ollenhauer und Fraktion Umdruck 17 Antrag der Abgeordneten Höcherl, Bauer (Wasserburg), Fuchs, Krug, Lücker (München) und Genossen zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 200, zu 200), h i e r : Milchleistungsprämie. Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, die Milchleistungsprämie im Rahmen des Grünen Planes nach Möglichkeit in der bisherigen Form und Höhe unter Ausschöpfung aller Gegebenheiten fortzuführen. Dabei sollen insbesondere folgende Gesichtspunkte berücksichtigt werden: 1. Die Notwendigkeit fortschreitender Qualitätsanforderungen zur Erlangung der Milchleistungsprämie wird grundsätzlich bejaht. Der Landwirtschaft ist aber für die betriebswirtschaftliche Einstellung auf die steigenden Anforderungen eine ausreichende Zeit einzuräumen. 2. Die fortschreitenden Qualitätsanforderungen sind zu gegebener Zeit so abzustufen, daß Qualitätsgefälle und Prämiengefälle sinnvoll aufeinander abgestimmt sind. 3. In Verfolg von § 1 des Landwirtschaftsgesetzes sind alle marktmäßigen Möglichkeiten auszuschöpfen, damit die Erfolge der Milchleistungsprämie gesichert werden. Darüber hinaus wird die Bundesregierung ersucht, durch stärkere Inanspruchnahme des Bundesausgleichs das zu starke Erzeugerpreisgefälle im Bundesgebiet angemessen auszugleichen. Bonn, den 27. Februar 1958 Höcherl Bauer (Wasserburg) Fuchs Krug Lücker (München) Dr. Aigner Bauereisen Demmelmeier Drachsler Dr. Franz Frau Geisendörfer Dr. Gleissner (München) Dr. Görgen Freiherr zu Guttenberg Dr. von Haniel-Niethammer Kemmer Dr. Kempfler Klausner Kramel Frau Dr. Kuchtner Lermer Dr. Baron Manteuffel-Szoege Meyer (Oppertshofen) Memmel Niederalt Frau Dr. Probst Ruland Schlee Schütz (München) Seidel (Dorfen) Stiller Sühler Unertl Wieninger Wittmann Dr. Zimmermann Umdruck 19 Entschließungsantrag der Fraktionen der CDU/ CSU, SPD, FDP, DP zur Beratung des Berichts -der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 200, zu 200). Der Bundestag wolle beschließen: Der Bundestag hat den Bericht der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes zur Kenntnis genommen und stimmt den vorgeschlagenen Maßnahmen im Grundsatz zu. Er erwartet, daß die Richtlinien zu ihrer Durchführung im Benehmen mit den Ländern umgehend erlassen werden. Die Bundesregierung wird ersucht, ihre Anstrengungen im Rahmen der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung zu verstärken, um im Sinne des Land- Deutscher Bundestag — 3. Wahlperiode — 14. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 27. Februar 1958 685 wirtschaftsgesetzes den Ausgleich zwischen Ertrag und Aufwand in den landwirtschaftlichen Betrieben zu erreichen. Bonn, den 27. Februar 1958 Dr. Krone und Fraktion Ollenhauer und Fraktion Dr. Mende und Fraktion Schneider (Bremerhaven) und Fraktion Umdruck 20 Entschließungsantrag der Abgeordneten Mauk und Genossen zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 200, zu 200). Der Bundestag wolle beschließen: Der Bundestag stellt fest, daß das im Landwirtschaftsgesetz angesprochene Gesetzesziel, „die für die Landwirtschaft bestehenden naturbedingten und wirtschaftlichen Nachteile gegenüber anderen Wirtschaftsbereichen auszugleichen", wiederum nicht erreicht wurde. Auch mit den von der Bundesregierung getroffenen Maßnahmen (Grüner Plan 1956 und 1957) konnte die wirtschaftliche Lage der Landwirtschaft im Verhältnis zu anderen Wirtschaftsbereichen nicht wesentlich gebessert werden. Die neue Vorlage (Grüner Plan 1958) trägt, ungeachtet der Nützlichkeit von Einzelmaßnahmen, den Erfordernissen auch nicht Rechnung. Der Bundestag ersucht die Bundesregierung, mit den in § 1 des Landwirtschaftsgesetzes angesprochenen Mitteln der allgemeinen Wirtschafts-und Agrarpolitik — insbesondere der Handels-, Steuer-, Kredit- und Preispolitik — Vorkehrungen zu treffen, daß die Maßnahmen des Grünen Plans nicht wiederum durch falsche Anwendung der Handels- und Wirtschaftspolitik entwertet werden. Bonn, den 27. Februar 1958 Mauk Dr. Bucher Dr. Dahlgrün Frau Dr. Diemer-Nicolaus Dowidat Dürr Dr. Hoven Keller Dr. Kohut Lenz (Trossingen) Dr. Maier (Stuttgart) Margulies Mischnick Murr Dr. Rutschke Spitzmüller Dr. Stammberger Walter Weber (Georgenau) Umdruck 21 Antrag der Abgeordneten Mauk und Genossen zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Druchsachen 200, zu 200). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, dafür Sorge zu tragen, daß die Qualitätszuschläge für Milch in unveränderter Weise (4 Pf je kg) weiter gezahlt werden. Bonn, den 27. Februar 1958 Mauk Dr. Bucher Dr. Dahlgrün Frau Dr. Diemer-Nicolaus Dowidat Dr. Hoven Keller Dr. Kohut Margulies Mischnick Murr Dr. Rutschke Spitzmüller Walter Weber (Georgenau)
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    Rede von Herbert Kriedemann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)




    — Ich rede jetzt von Dänemark; denn das ist unser Konkurrent. Es gibt noch eine Reihe von anderen Ländern, Herr Kollege. Wir können hier ja nicht über die ganze Landkarte reden. — Ich wünschte, daß wir in bezug auf Strukturmaßnahmen die Zeit so genutzt hätten, wie sie die Schweden genutzt haben und die wir haben verstreichen lassen.
    Im Bewußtsein der Dinge, die da kommen würden, haben wir uns seinerzeit bei der Beratung des Landwirtschaftsgesetzes darum bemüht, aus einer, wie mir scheint, mehr auf Optik eingestellten Parole von der Parität und von der Beseitigung der Disparität ein brauchbares Instrument zu machen, und zum Verdruß mancher haben wir es durchgesetzt, daß wir einen Grünen Bericht haben -wir, die Sozialdemokraten — und daß wir anstatt zu verallgemeinernden Behauptungen und globalen Feststellungen zu dem Versuch verpflichtet sind, die Landwirtschaft bis in alle Ecken und Winkel zu durchleuchten, weil man anders ein richtiges Bild von der Landwirtschaft nicht bekommen kann. Das wissen auch diejenigen, die sich nicht vorwiegend mit agrarischen Fragen beschäftigen. Es gibt kaum ein anderes so differenziertes Wirtschaftsgebiet wie die Landwirtschaft. Es ist deswegen vollkommen klar, daß man weder mit verallgemeinernden Behauptungen noch mit irgendwelchen globalen Durchschnittszahlen irgend etwas ausrichten kann. Von dieser Überlegung ausgehend begrüßen wir es, daß man sagen kann, der dritte Grüne Bericht ist ein Fortschritt in der Richtung, auf die es uns ankommt.
    Und um das auch gleich bei dieser Gelegenheit zu sagen: Wir begrüßen es, daß die Bundesregierung dem Druck aus den verschiedensten Richtungen nicht nachgegeben hat, in die Vorstellungen von der globalen Berechnungsmethode zurückzufallen, daß es also in diesem Bericht eine Angabe über eine Gesamtdisparität nicht gibt. Deswegen ist niemand daran gehindert, hier seiner Phantasie vollen Spielraum zu geben, und es werden ja alle möglichen Angebote bezüglich dieser Gesamtdisparität gemacht. Aber jedenfalls steht es im Bericht der Bundesregierung nicht. Das ist sehr erfreulich und im Interesse der Glaubwürdigkeit dieses Berichts sehr zu begrüßen, und wir begrüßen es dankbar. Denn es kommt uns auch heute noch darauf an, mehr und mehr zu einem glaubwürdigen, beweiskräftigen Dokument zu kommen. Wenn ich auch in keiner Weise mit dem übereinstimme, was Herr Kollege Lücker hier soeben gesagt hat, nämlich daß es eine exakte Vorlage sei und daß wir kaum je in diesem Hause über etwas so Exaktes gesprochen hätten wie über diesen Grünen Bericht, dann sage ich doch, es ist ein Fortschritt. Wir haben mehr Betriebe in die Berechnung einbezogen, wir haben die Betriebsgruppen mehr an die wirklichen Verhältnisse in der Landwirtschaft angepaßt, und wir kommen damit der Wirklichkeit entschieden näher. Im einzelnen wird sich darüber immer noch etwas sagen lassen, und wenn der gute Wille auf allen Seiten vorhanden ist, werden wir uns über die Verfeinerung der Methode sicherlich auch in Zukunft verständigen können. Unsere Landwirtschaft braucht es ganz bestimmt; denn wir können da, wo es brennt, nur helfen, wenn wir wissen, wo es brennt, und wir können unsere Anstrengungen nur dann konzentrieren, wenn wir wissen, auf welche Punkte sie konzentriert werden müssen. Ich bin der Überzeugung, daß die Erkenntnis, daß dieses Verfahren richtig ist, viel richtiger als die sogenannten globalen Maßnahmen, sich mehr und mehr durchsetzen wird. Einen kleinen Anfang haben wir ja jetzt schon.
    Wir werden in dem Bemühen um die Verfeinerung der Methode unter anderem noch einmal über die Betriebe zu reden haben, die hier zur Grundlage der Berechnungen gemacht werden. Es scheint mir sehr wesentlich zu sein, daß auch bei dem letzten Zweifler jeder Verdacht nach der Richtung ausgeräumt wird, als suche man hier bestimmte Betriebe unter bestimmten Gesichtspunkten aus, um irgend etwas beweisen zu können. Je mehr wir diese Dinge objektivieren und zu je einheitlicheren Maßstäben wir für die Auswahl der Betriebe und die Verwertung ihrer Unterlagen kommen, desto besser ist das im Interesse der Glaubwürdigkeit.
    Nun muß leider gesagt werden, daß der Fortschritt, den wir jetzt hier erzielt haben, auch bezahlt werden muß. Wir können den dritten Bericht nur unter großen Schwierigkeiten mit dem zweiten Bericht vergleichen, und Vergleiche sind eben nur möglich, wenn man Dinge vergleicht, die wirklich verglichen werden können. Es gibt dafür eine Reihe von Entschuldigungen. Die Umstellung der Untersuchungsunterlagen, die Umgruppierung der Betriebe hat zwangsläufig zur Folge, daß wir heute zu anderen Zahlen kommen, als wir früher gehabt haben. Ich hätte es allerdings begrüßt, wenn das entsprechend unterstrichen worden wäre. Denn die Leute merken es sowieso, und wenn einer es gemerkt hat, könnte er daraus den Schluß ziehen — den ich persönlich nicht ziehe —, daß man diesen ausdrücklichen Hinweis auf die Unmöglichkeit der Vergleiche, den man, wie mir scheint, an verschiedenen Stellen hätte wiederholen sollen, etwa deswegen unterlassen hat, weil man zu einem bestimmten Ergebnis kommen wollte. Wir wissen ja alle — und darüber sollte sich auch niemand täuschen, und keiner sollte das zu bestreiten versuchen —, daß wir die berechtigten Interessen der Landwirtschaft immerhin gegen sehr erhebliche



    Kriedemann
    Widerstände zu verteidigen haben. Es sagt sich ja auch leichter: „Wir sind hier alle einer Meinung, und wir wollen ja alle dasselbe", als es sich in der Praxis beweisen läßt.
    Lassen Sie mich einmal für viele Fälle ein Beispiel für das sagen, was ich soeben entwickelt habe. Auf Seite 127 des Grünen Berichts finden Sie etwa in der Mitte eine Zahl über das Arbeitseinkommen in Getreide-Hackfruchtbaubetrieben in Nordwestdeutschland über 50 ha. Hier wird ein Arbeitseinkommen von 3439 DM angegeben. Das ist in diesem Jahre an Hand der Unterlagen von 84 Betrieben mit einer Durchschnittsgröße von 67 ha und einem Einheitswert von 1340 DM errechnet worden. Über diesen 3439 DM steht nun „zum Vergleich" die Zahl aus dem vergangenen Jahr: 3718 DM. Vielleicht ist der eine oder andere ganz beglückt, daß er hier nachweisen kann, wieviel schlechter es da geworden ist. Wenn man allerdings weiß, daß im vergangenen Jahre zur Errechnung dieser Zahl 165 Betriebe, also fast doppelt so viele Betriebe, mit einer Durchschnittsgröße von 91 ha, also größere Betriebe, Betriebe mit einem höheren Einheitswert benutzt worden sind, dann ist völlig klar, daß man hier zu unterschiedlichen Ergebnissen kommt. Ich mache daraus niemand einen Vorwurf; denn wir wollten die Betriebe ja umstellen. Aber dann kann man diese beiden Zahlen nicht übereinanderschreiben und kann nicht so tun, als könne man daraus irgendwelche Schlußfolgerungen ableiten. Es wäre also, glaube ich, im Interesse der Glaubwürdigkeit dieser Unterlagen richtig gewesen, darauf überall mit dem nötigen Nachdruck aufmerksam zu machen.
    Darüber hinaus gibt es noch ein paar andere Schönheitsfehler. Auf derselben Seite ist als letzte Zahl das Arbeitseinkommen in Futterbaubetrieben in Süddeutschland über 50 ha mit 2826 DM angegeben. Wenn man sich nun die Mühe macht — und ich möchte es allen Kollegen empfehlen, sich dieser Mühe zu unterziehen, weil man dabei sehr interessante Dinge kennenlernen kann —, dieser Zahl an anderer Stelle nachzugehen, etwa auf der Seite 100, dann findet sich dort in der Übersicht über die Futterbaubetriebe in Süddeutschland als Arbeitseinkommen ein Betrag von 3250 DM. Dieselbe Zahl findet sich auch auf der letzten Seite des Berichts, wo Futterbaubetriebe in Bayern untersucht werden. Sie werden mir zugeben, daß es einen ganz anderen Eindruck machen würde, wenn diese Zahl in der Tabelle auf Seite 127 zu finden wäre. Ich will hiermit in keiner Weise sagen, daß dieser Bericht auf irgendein bestimmtes Ziel hin zusammengeschrieben worden sei. Ich bin mir über die Schwierigkeiten der Entwicklung und der Methode in den Anfangsjahren — es ist der dritte Bericht, und wir stecken also noch in den Anfängen — absolut im klaren. Ich möchte das hier nur anschneiden, weil ich es, glaube ich, mit mehr Sympathie anspreche als irgend jemand, der von Hause aus gegen das Landwirtschaftsgesetz, gegen das ganze Unternehmen ist, das wir mit dem Grünen Bericht und dem Grünen Plan im Auge haben, und der, wenn er auf solche Dinge stößt — damit muß man ja immer rechnen —, daraus vielleicht ganz andere
    Schlußfolgerungen zieht. Ich glaube, wir tun der Sache einen besseren Dienst, wenn wir das hier kritisieren, als wenn wir die Kritik dann plötzlich irgendwo von anderer Seite aufs Dach bekommen.
    Ferner ist zu dem Bericht zu sagen, daß es immerhin noch an verschiedenen Stellen doch so aussieht, als wenn der Hang zur Verallgemeinerung noch nicht in nötigem Umfang ausgeräumt worden wäre. Nehmen Sie bitte doch einmal den Grünen Bericht, Seite 117, zur Hand. Da sind auf dem bunten Bild die Betriebe herausgestellt, in denen alles bestens geht, Betriebe, die nicht nur den Vergleichslohn und den Betriebsleiterzuschlag erzielen, sondern die, in der einen Gruppe mindestens, eine Kapitalverzinsung von 4,7 % erzielen, andere 4,2, 3,9 usw. Wenn Sie nur eine Seite weiterblättern, finden Sie eine Zusammenfassung all dieser Dinge. Da stellt sich heraus, daß es überhaupt keinen Betrieb gibt, der auch nur an 3 % Verzinsung herankommt. Das ist das, was mich stört. Ich weiß ja, wieviel Leute daran interessiert sind, zu sagen, daß die Disparität in der Landwirtschaft eigentlich gar keine so große Rolle spielt, und wieviel Leute daran interessiert sind, zu beweisen, daß man durchaus von d e r Landwirtschaft reden könne, daß man also hier mit globalen Maßnahmen wohl am bequemsten und am wirksamsten eingreifen würde. Uns muß es hier aber doch darauf ankommen, die Differenzierung innerhalb der Landwirtschaft zu sehen, auch auf die Gefahr hin, daß dann die eine oder andere Gruppe von Betrieben, der eine oder andere Wirtschaftstyp sich als durchaus gesund herausstellt und deswegen Anspruch auf öffentliche Förderung, auf Subventionierung usw. nicht erheben kann. Eine Differentialrente ist natürlich immer interessant, und jeder, der sie bekommt, steckt sie natürlich ganz gern ein. Aber da wir doch mit beschränkten Mitteln wirtschaften müssen und außerdem leider keine unbeschränkte Zeit haben, müssen wir meiner Ansicht nach sorgfältig überlegen, wie wir die Mittel einsetzen müssen, damit sie auch helfen, und wie wir sie da einsetzen können, wo die Not am größten ist. In dieser Situation können wir uns halt solche Verallgemeinerungen zur Abdeckung von verallgemeinernden Maßnahmen nicht leisten.
    Ich sage noch einmal: ich habe nicht die Sorge, daß in all diesen Dingen eine Absicht liegt. Wenn ich hier darauf hinweise, dann deshalb, weil ich allerdings die Überzeugung habe, daß nun der eine oder andere — natürlich niemand von den Kollegen hier, aber diejenigen, die sich draußen in der Landwirtschaft tummeln, Korrespondenzen herausgeben und so von der Agitation in der Landwirtschaft ein bißchen leben — aus solchen Dingen falsche Schlußfolgerungen zieht. Wenn sie sich dann auf den Bericht berufen, sieht das vielleicht großartig aus, aber mit dem Kredit solcher ein bißchen billigen Agrardemagogen wird dann leider auch der Kredit des Grünen Plans und der Kredit der Landwirtschaft aufs Spiel gesetzt. Um das zu verhindern, spreche ich hier darüber.
    Es gibt noch einen anderen Abschnitt in diesem Bericht, aus dem man vielleicht, wenn man ein



    Kriedemann
    bißchen fahrlässig in der Argumentation ist, ableiten könnte, daß die bisherigen Maßnahmen bei den kleinen Betrieben sehr viel besser angekommen seien als bei den großen und daß sich dadurch die sogenannte innere Disparität, also die Unterschiede in der Ertragslage, in den Einkommensverhältnissen in der Landwirtschaft selbst etwas abgeflacht haben. Ein solcher Beweis wäre denen, die für globale Maßnahmen sind und die es im übrigen gar nicht so ganz genau wissen wollen, natürlich auch willkommen, Demgegenüber muß noch darauf aufmerksam gemacht werden, daß es sich hier erstens um Zahlen aus einem Jahr handelt, zweitens um Zahlen, die von Jahr zu Jahr nicht vergleichbar sind, weil es sich jeweils um andere Betriebe, andere Betriebsgruppen, andere Einheitswerte usw. handelt. Außerdem sollte niemand übersehen, daß ein sehr anerkanntes landwirtschaftliches Forschungsinstitut kürzlich Zahlen darüber vorgelegt hat, wie die Erhöhung der Preise oder die Senkung der Kosten für landwirtschaftliche Produktionsmittel je nach Betriebsgröße unterschiedlich ankommt. Auch das will ich hier noch einmal deutlich unterstreichen, damit daraus keine falschen Schlüsse gezogen werden können und damit wir alle gemeinsam, denen es um die Glaubwürdigkeit dieser Dinge geht, denen es um den Kredit der Landwirtschaft bei der öffentlichen Meinung geht, um so besser diese gefährlichen Versuche abwehren können, die ich vorhin schon angedeutet habe.
    Ganz allgemein gesagt: dieser Bericht ist eine wesentliche Verbesserung und ein Fortschritt. Wir wollen alle hoffen, daß niemand, vor allem die Regierung nicht, in dem Bemühen nachläßt, die Methode noch zu verfeinern, das Ganze noch mehr aufzugliedern, immer im Interesse einer möglichst wirksamen Hilfe. Aber es sollte auf der anderen Seite doch gesagt werden, daß dieser Bericht nun auch nicht in dem Sinne beweiskräftig ist, daß man daraus ganz bestimmte Forderungen ableiten könnte. Über die Lage der Landwirtschaft wird in dem Bericht eine ganze Menge gesagt; allerdings wird in diesem Bericht über die Lage der Landwirtschaft auch nicht alles gesagt.
    Sie wissen selber — oder die meisten von Ihnen wissen es —, daß die Nebeneinnahmen in der Landwirtschaft hier nicht berücksichtigt werden. Es gibt eine ganze Reihe von Landwirten, die Nebeneinnahmen haben, nicht etwa weil sie nebenbei noch in der Fabrik arbeiten, oder weil eines ihrer Kinder in der gewerblichen Wirtschaft tätig ist und daher ein bißchen Geld mit nach Hause bringt. Es gibt ja auch Landwirte, die Aktien, also Einnahme aus Kapitalvermögen haben. Es gibt auch den einen oder den anderen — und bei Licht besehen, sind es gar nicht wenige --, der Einnahmen aus dem Wald z. B. und anderen, gewerblichen Betriebszweigen hat. Das muß man eigentlich alles zusammenrechnen und zusammen sehen, wenn man von der Lage der Landwirtschaft sprechen will. Ich sage auch das nicht mit irgendwelchen gehässigen Absichten sondern nur, um allen zuvorzukommen, die etwa mit gehässigen Absichten diesen Bericht und seine Feststellungen kritisieren würden. Der Bericht ist
    also in diesem Sinne kein so sehr beweiskräftiges Dokument, keine so exakte Vorlage, wie es der Herr Kollege Lücker vorhin gesagt hat.
    Lassen Sie mich nun noch kurz ein paar andere Dinge ansprechen. Über die Rolle, die das Fremdkapital bei der Feststellung der Ertrags-AufwandsParität spielt, ist hier das, was man dazu wissen muß, ebenfalls nicht gesagt. Es wäre vielleicht gut gewesen, über die Zinslast mit einer Zahl eine deutliche Auskunft zu geben, zumal da das Geschrei von der Verschuldung der Landwirtschaft und die Behauptung, daß sie unter den Schulden zusammenbreche, draußen auf dem Lande zu den beliebtesten Repertoirestücken gehören. Es ist ganz nützlich, wenn sich jeder für sich einmal ausrechnet, wie sich denn landwirtschaftliches Einkommen und Zinslast im Verhältnis zueinander im Laufe der Jahre entwickelt haben.
    Wie gesagt, trotz all den Einwendungen, trotz all diesen Bemerkungen begrüßen wir den Bericht als einen Fortschritt. Dabei gebe ich gern zu, daß er, wenn wir ihn alle sorgfältig lesen und die Dingte sachlich behandeln, manchem, der gewohnt ist, immer wieder seine alten Redekonzepte draußen vorzulesen, diese Konzepte ein bißchen verdorben hat.
    Der Bericht hat viele interessante Feststellungen getroffen, z. B. über den Nutzen der Beschäftigung in der gewerblichen Wirtschaft, ohne daß das betreffende Familienmitglied aus der Familiengemeinschaft ausscheidet, und über die Rolle der Beziehungen zwischen dem Masseneinkommen und der Steigerung der landwirtschaftlichen Einnahmen. Wir würden also diese Dinge noch mehr begrüßen, wenn es daneben und in der Diskussion um diese ganze Angelegenheit nicht auch noch ein paar allgemeine wirtschaftspolitische Sentenzen gäbe, die uns doch höchst bedenklich erscheinen. Ich will hoffen, daß diese neuen wirtschaftspolitischen Weisheiten nicht sozusagen als Trost fabriziert werden für diejenigen, die, wenn sie den Bericht ernst nehmen und ihn ernsthaft verwerten, nun nicht mehr mit all dem alten Geschwafel unter die Leute gehen können.
    Herr Kollege Lücker hat hier wieder etwas aufgenommen, was der Minister neulich schon bei der Vorlage des Berichts gesagt hat. Er hat gesagt, wir müßten nun endlich einmal dazu kommen, daß diejenigen, die im Rennen so weit vorn liegen, mit dieser Eile aufhörten, weil sich diese Eile zu Lasten derjenigen auswirke, die im Rennen weiter hinten lägen. Nun, man kann natürlich leicht über die Lohnsteigerungen lamentieren und sich beklagen. Ich will dabei den Ausdruck „lamentieren" nicht als eine persönliche Kränkung verstanden wissen. Aber man muß doch dann auch noch den Widerspruch aufzulösen versuchen, der darin besteht, daß es auf der anderen Seite doch gerade die Lohnsteigerungen waren, die es der Landwirtschaft ermöglicht haben, ihr Einkommen so außerordentlich zu steigern,

    (Beifall bei der SPD)

    die es der Landwirtschaft ermöglicht haben, die
    sehr beachtliche Produktionssteigerung am Markt



    Kriedemann
    unterzubringen. Wir wissen ja alle, daß diese Mehreinnahmen nicht in erster Linie aus dem Mehrverzehr an Kartoffeln und Hafergrütze stammen, sondern aus dem Erlös für die recht gut bezahlten Veredelungsprodukte.
    Sie finden auf der Seite 57 des Grünen Berichts eine Übersicht über die Zunahme der Nahrungsmittelproduktion und stellen dabei fest, daß wir gegenüber den Ausgangsjahren die Erzeugung von Brotgetreide um 28 % gesteigert haben. Hier dreht es sich zunächst um die Mengen, gar nicht um Dinge, die mit den Preisen zusammenhängen und durch Preiserhöhungen dann aus der richtigen Vergleichbarkeit herausrücken. Dagegen haben wir, was die Rinder angeht, 40 % mehr an Lebendgewicht erzeugt, was die Schweine angeht, 54% mehr, Milch 15 % mehr, Eier 30 % mehr. Das alles ist doch per Saldo aufgenommen worden zu steigenden Preisen und hätte nicht aufgenommen werden können, wenn es nicht auf der anderen Seite die gestiegene Kaufkraft gegeben hätte.

    (Beifall bei der SPD.)

    Ich sage das nur, damit nicht allzulaut immer wieder gefordert wird, da solle endlich ein Schlußpunkt gesetzt werden, da solle mal eine Bremse angelegt werden. Wenn wir nämlich an der Entwicklung der Kaufkraft — und die wird im wesentlichen von den Löhnen bestimmt — eine Bremse anlegen, dann bremsen wir auch die Absatzchancen und die Preisentwicklung der Landwirtschaft. Das muß man halt sehen.
    Aber lassen Sie mich, was den Vorschlag angeht, man solle hier doch zu einem größeren Gleichgewicht kommen, noch auf etwas anderes aufmerksam machen. Ich möchte da etwas wiederholen, was neulich ein Wissenschaftler, der sich zwar in weiten Kreisen der Landwirtschaft keiner besonderen Wertschätzung erfreut, der aber dafür bei allen vernünftigen Leuten im Inland und im Ausland als Kapazität sehr hoch geschätzt wird, geäußert hat gegenüber der Forderung, die da vorn sollten endlich mal kurztreten. Er hat darauf aufmerksam gemacht, daß auch die deutsche Landwirtschaft in der zukünftigen Entwicklung darauf angewiesen ist, daß sich hier überhaupt etwas entwickelt, und er hat dabei das für meinen Geschmack sehr hübsche Bild von der Rennbahn gebraucht. Er hat gesagt: Wenn das Feld sehr auseinandergezogen ist, kann man sich natürlich darüber ärgern, daß da vorn ein paar so flott an der Spitze galoppieren und ein paar andere nicht mitkommen. Wenn man aber nun die Sache dadurch in Ordnung zu bringen versucht, daß man das vorderste Pferd festhält, dann schließen die anderen zwar auf, aber damit ist auch das Rennen zu Ende. Was das für unsere gesamte Volkswirtschaft und infolgedessen auch für die gesamte Landwirtschaft bedeuten würde, scheint mir auf der Hand zu liegen. Wenn das auch so auf den ersten Blick furchtbar logisch zu sein scheint — „die sollen doch mal das alles nicht selber verkonsumieren; die sollen es denen geben, die da hinterherkommen" —, so ist es doch zweifellos nicht nur volkswirtschaftlich,
    sondern auch privatwirtschaftlich richtiger, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, wie man die Pferde, die hinten im Rennen liegen, ein bißchen weiter an die Spitze heranbringen kann. Das dient dem Ganzen zweifellos sehr viel mehr.
    Wenn neulich vom Bundesernährungsminister, heute mit sehr viel Nachdruck vom Herrn Kollegen Lücker und im übrigen in der ganzen landwirtschaftlichen Fachpresse so viele Klagen über die Wirtschaftspolitik vorgebracht werden, so hören wir Sozialdemokraten das keineswegs mit Schadenfreude. Auf der anderen Seite ist es aber für uns nichts Neues. Wir haben ja dem Mann, der diese Wirtschaftspolitik zu vertreten hat, immer vorgeworfen, daß er unter der Überschrift „Freie Wirtschaft", „Soziale Marktwirtschaft" oder so ähnlich doch Ungleichheiten, Verzerrungen hat entstehen lassen, die notwendigerweise — und es war gar nicht schwierig, das vorauszusehen — auf Kosten der schwächeren Wirtschaftspartner gehen mußten.

    (Sehr richtig! bei der SPD.)

    Die Landwirtschaft wird ja nicht zum erstenmal dazu gebraucht oder, besser gesagt, mißbraucht, irgendein deutsches Wunder auf ihrem Rücken sich vollziehen zu lassen. Das war einmal ein Aufrüstungswunder, diesmal ist es das Wirtschaftswunder. Ich darf daran erinnern, daß ich im vergangenen Jahr bei der gleichen Gelegenheit von dieser Stelle aus gesagt habe, daß es meiner Überzeugung nach in der deutschen Wirtschaft ein bißchen anders, nämlich solider, ausgesehen hätte, wenn man nicht von vornherein proklamiert hätte: Freie Bahn dem Tüchtigen — und der Tüchtige ist der, der die breitesten Ellenbogen hat —, sondern wenn man hier wirklich ein bißchen in der Weise ausgleichend eingegriffen hätte, daß halt auch diejenigen zum Zuge kommen, die sich nicht auf die Breite ihrer Schultern, auf Brachialgewalt oder etwas Ähnliches verlassen können. Das trifft ja im übrigen nicht nur auf die Landwirtschaft, sondern auch auf andere Bereiche in der Wirtschaft zu.
    Ein anderer unserer Agrarwissenschaftler hat in der letzten Zeit sehr viel damit von sich reden gemacht, daß er darauf aufmerksam machte, wie sehr die Landwirtschaft unter dem sogenannten freien Spiel der Kräfte — das auf ihre Kosten gespielt wird — leidet, wie sehr die Landwirtschaft darunter leidet, daß es in unserer Wirtschaft gerade das am allerwenigsten gibt, wovon am allermeisten geredet wird, nämlich den Leistungswettbewerb. Er hat mit sehr eindrucksvollen Unterlagen nachweisen können, daß es wie alle anderen schwachen Partner natürlich auch die Landwirtschaft bezahlen muß, wenn einige Wirtschaftsgruppen sich infolge ihrer größeren Gewichte oder ihrer besseren Beziehungen mehr vom Sozialprodukt abkassieren können, als es ihnen im Wege des Wettbewerbs, im Wege des Leistungsvergleichs an sich zukommen würde. Denn was der eine sich zuviel nimmt, das fehlt halt den anderen. Alles das, was in dieser Richtung an Kritik an der Wirtschaftspolitik ausgesprochen wird, hat unsere volle Zustimmung.



    Kriedemann
    Ich muß Ihnen nur, damit Sie jetzt nicht etwa Beifall klatschen — das könnte ja passieren —, sagen: Unter Ihnen, meine Damen und Herren —das gilt insbesondere für diejenigen, die hier so als die Sprecher der Landwirtschaft gelten —, ist eigentlich keiner, der jetzt mit gutem Gewissen in dieser Weise Kritik üben kann. Schließlich haben Sie selber dafür gesorgt und die Bauern dazu überredet, diese Wirtschaftspolitik Jahr um Jahr immer wieder zu bestätigen.

    (Zuruf von der Mitte.)

    — Na, es dreht sich halt nicht um die Grundsätze. Es dreht sich vielmehr um die Praxis. Im Grundsatz kann man sich immer sehr schnell einigen. Aber es kommt darauf an, was aus den Grundsätzen praktisch gemacht wird. Was aus diesen Grundsätzen hier gemacht worden ist, das wissen Sie genausogut wie ich.
    Die Wirtschaftspolitik ist der Landwirtschaft außerordentlich viel schuldig geblieben. Da ist gar kein Zweifel. Hier ist heute wieder beschwörend gesagt worden, es müßten z. B. industrielle Arbeitsplätze aufs Land kommen. Mit Ausnahme der vorhin schon zitierten Agrardemagogen wissen wir, daß das Problem für Hunderttausende von in der Landwirtschaft tätigen Menschen auf gar keine andere Weise zu lösen ist, als daß man ihnen in der Wirtschaft — und die Wirtschaft ist ja schließlich ein zusammenhängendes Ganzes — einen anderen Arbeitsplatz schafft. Aber ich finde, weder der Bundesernährungsminister noch irgendein Mitglied der Partei, die in diesem Lande — ich hätte beinahe gesagt: Gott sei's geklagt — neun Jahre regiert, hat noch ein Recht, sich hier mit Proklamationen zu begnügen. Der Bundeswirtschaftsminister hätte schon Jahre hindurch im Kabinett auf den Tisch hauen können — wenn das da erlaubt ist; ich weiß es nicht

    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD)

    und diese Forderung schließlich auch durchsetzen können. Und wenn er das nicht kann, weil er nur einer unter vielen ist, die von Agrarpolitik vielleicht alle nicht viel verstehen, dann ist zu bedenken, daß es hier im Hause eine große Fraktion gibt, die das alles hätte durchsetzen können.
    Warum haben wir bis auf den heutigen Tag auch noch nicht den Anfang einer Raumordnung? Warum haben wir bis auf den heutigen Tag, abgesehen von einigen Dingen, die in den Ländern getan werden — —

    (Abg. Dr. Conring: Erlauben Sie eine Frage?)



Rede von Dr. Richard Jaeger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Zu einer Zwischenfrage Herr Abgeordneter Dr. Conring!

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hermann Conring


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Abgeordneter Kriedemann, ist Ihnen nicht bekannt, daß seit zwei Jahren der regionale Förderungsfonds mit 20 Millionen DM von uns im Bundesetat ausgestattet worden ist mit dem ausgesprochenen Ziel, das zu verwirklichen, von dem Sie hier sprechen?