Rede:
ID0219500700

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Metadaten
  • insert_drive_fileAus Protokoll: 2195

  • date_rangeDatum: 27. Februar 1957

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    2. Deutscher Bundestag — 195. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 27. Februar 1957 11093 195. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 27. Februar 1957. Geschäftliche Mitteilungen 11100 A Beschlußfassung des Bundesrats zu Gesetzesbeschlüssen des Bundestags . . . . 11093 D Vorlage des Berichts des Bundesministers des Innern über die berufliche und gesellschaftliche Eingliederung der aus der Sowjetzone geflüchteten Jugend (Drucksache 2034, 3237) 11093 D Aussprache über den Bericht der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 3200, zu 3200, Umdrucke 961, 962, 963) 11093 D Lücker (München) (CDU/CSU) . . 11093 D Kriedemann (SPD) . . . . 11100 A, 11144 C Bauknecht (CDU/CSU) 11109 D Mauk (FDP) 11114 B, 11115 B, C Lahr (FVP) 11115 B, C, 11139 A Elsner (GB/BHE) 11119 D Dr. Preiß (FVP) 11122 A Müller (Wehdel) (DP) 11124 D Dr. h. c. Lübke, Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 11128 D Frehsee (SPD) 11132 D Struve (CDU/CSU) 11135 B Lermer (CDU/CSU) 11137 B Dr. von Buchka (CDU/CSU) . . . 11138 D Fassbender (DP) 11140 B Dr. Horlacher (CDU/CSU) 11142 A Ausschußüberweisungen . . . . 11144 D, 11145 A Beschlußfassung zum Entschließungsantrag Umdruck 963 11145 A Nächste Sitzung 11145 C Anlage 1: Liste der beurlaubten Abgeordneten 11145 A Anlage 2: Entschließungsantrag der Fraktionen der DP, FVP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Umdruck 961) 11146 A Anlage 3: Entschließungsantrag der Fraktionen der DP, FVP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Umdruck 962) 11146 C Anlage 4: Entschließungsantrag der Fraktion der CDU/CSU zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Umdruck 963) 11146 D Die Sitzung wird um 14 Uhr durch den Vizepräsidenten Dr. Schneider eröffnet.
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten a) Beurlaubungen Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Frau Ackermann 16. 3. Albers 3. 3. Albrecht (Hamburg) 27. 2. Dr. Arndt 27. 2. Bals 4. 3. Dr. Bartram 27. 2. Dr. Becker (Hersfeld) 16. 3. Behrisch 2. 3. Bender 1. 3. Berendsen 27. 2. Brese 9. 3. Brück 27. 2. Cillien 2. 3. Dr. Czaja 6. 3. Dr. Dehler 28. 2. Dr. Dresbach 27. 2. Eberhard 28. 2. Frau Finselberger 1. 3. Freidhof 27. 2. Geiger (München) 1. 3. Gerns 16. 3. Giencke 27. 2. Gockeln 2. 3. Dr. Götz 1. 3. Dr. Greve 27. 2. Günther 27. 2. Hahn 28. 2. Häussler 27. 2. Frau Heise 6. 3. Hepp 2. 3. Heye 27. 2. Dr. Höck 28. 2. Höfler 2. 3. Hoogen 1. 3. Frau Dr. Ilk 1. 3. Karpf 27. 2. Kiesinger 9. 3. Frau Kipp-Kaule 27. 2. Koenen (Lippstadt) 1. 3. Dr. Köhler 2. 3. Könen (Düsseldorf) 1. 3. Frau Korspeter 2. 3. Kramel 27. 2. Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Dr. Kreyssig 1. 3. Kühn (Köln) 27. 2. Kunze (Bethel) 28. 2. Lange (Essen) 27. 2. Dr. Leiske 27. 2. Dr. Leverkuehn 27. 2. Dr. Löhr 27. 2. Lücke 6. 3. Lulay 27. 2. Dr. Mende 28. 2. Merten 1. 3. Metzger 27. 2. Mißmahl 1. 3. Dr. Mocker 28. 2. Morgenthaler 30. 4. Müller-Hermann 27. 2. Neuburger 2. 3. Neumann 1. 3. Neumayer 16. 3. Oetzel 27. 2. Ollenhauer 27. 2. Onnen 27. 2. Pelster 27. . Rademacher 1. .3 Rehs 27. 2 Dr. Reichstein 1. 3. Dr. Rinke 1. 3. Frau Rudoll 27. 2. Ruhnike 28. 2. Ruland 27. 2. Rümmele 27. 2. Dr. Schild (Düsseldorf) 27. 2. Schill (Freiburg) 27. 2. Schloß 27. 2. Dr. Schmid (Frankfurt) 2. 3. Schmücker 16. 3. Schneider (Bremerhaven) 27. 2. Schneider (Hamburg) 2. 3. Frau Schroeder (Berlin) 31. 5. Seiboth 28. 2. Dr. Starke 27. 2. Frau Dr. Steinbiß 28. 2. Stingl 28. 2. Stücklen 6. 3. Wedel 1. 3. Wehr 6. 3. Dr. Wellhausen 27. 2. Frau Welter (Aachen) 27. 2. Dr. Werber 27. 2. Wolf (Stuttgart) 4. 3. ****) Siehe Anlage 4. b) Urlaubsanträge Abgeordnete(r) bis einschließlich Arnholz 30. 3. Hellenbrock 10. 3. Dr. Keller 9. 3. Moll 1. 4. Dr. Pohle (Düsseldorf) 9. 3. Raestrup 16. 3. Richter 9. 3. Dr. Schranz 11. 3. Srock 9. 3. Anlage 2 Umdruck 961 (Vgl. S. 11139 A, 11144 D) Entschließungsantrag der Fraktionen der DP, FVP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 3200, zu 3200). Der Bundestag wolle beschließen: Zu Abschnitt B Ziffer II des Grünen Planes 1957 (zu Drucksache 3200) Die Bundesregierung wird ersucht, 1. über die zur Verbilligung von Handelsdünger (Nr. 2 Buchstabe a) bereitgestellten Mittel von 260 Millionen DM hinaus weitere Mittel bereitzustellen, um die bereits eingetretene Preiserhöhung der Phosphatdüngemittel und die angekündigte Preiserhöhung der Stickstoffdüngemittel auszugleichen; 2. bezüglich der Förderung der Verwendung von anerkanntem Kartoffelpflanzgut (Nr. 2 Buchstabe b Absatz 2) ,die teilweise Beschränkung auf bestimmte Betriebsgrößenklassen und Bodennutzungssysteme wegfallen zu lassen; 3. die unter Nr. 2 vorgesehenen Maßnahmen zur rationelleren Gestaltung der Erzeugung dahin zu ergänzen, daß zur Verbilligung des Dieselkraftstoffs ein Betrag eingesetzt wird, der ausreicht, um den Preisstand vom Mai 1956 wiederherzustellen. Gleichzeitig soll ein ausreichender Betrag bereitgestellt werden, um ,eine ,der Dieselkraftstoffverbilligung entsprechende Verbilligung des Vergaserkraftstoffes für Kleinaggregrate in landwirtschaftlichen Betrieben zu erreichen; 4. die unter Nr. 3 Buchstabe a Absatz 3 vorgesehene Beschränkung, wonach der Tierbestand amtlich als seuchenfrei anerkannt sein oder sich nach einem Plan in Sanierung befinden muß, der im Einvernehmen mit der zuständigen Landesbehörde aufgestellt ist, wegfallen zu lassen; 5. die unter Nr. 3 Buchstabe a Absatz 5 vorgesehenen Mittel für Seuchenbekämpfung - siehe auch Überblick unter Ziffer III Nr. 3 Buchstabe a (2) - um 100 Millionen DM auf 120 Millionen DM zu erhöhen; 6. im Zuge der Stärkung der kleinbäuerlichen Geflügelwirtschaft (Nr. 3 Buchstabe b Absatz 7) zur Verjüngung der Bestände und Erhöhung der Legeleistung einen Betrag von 10 Millionen DM als Beihilfe zur Beschaffung von Küken und Junghennen aus anerkannten Vermehrungszuchten bereitzustellen; 7. zusätzlich zu den Maßnahmen unter Nr. 3 Buchstabe b 'einen Betrag von 7,5 Millionen DM zur Wiederherstellung der Rentabilität der Schafhaltung (Stützung des Wollpreises) und einen Betrag von 1,5 Millionen DM zur Förderung der Imkerei (Verbilligung des Futterzuckers) bereitzustellen; 8. zusätzlich zu den Maßnahmen unter Nr. 4 Absatz 1 einen Betrag bereitzustellen, der es ermöglicht, unter Einbeziehung der seit der Währungsumstellung entstandenen 'dinglich gesicherten Schulden den vom letzten Kreditnehmer zu zahlenden Zinssatz auf 4 v. H. zu senken. Bonn, den 27. Februar 1957 Dr. Brühler und Fraktion Dr. Schneider (Lollar) und Fraktion Anlage 3 Umdruck 962 (Vgl. S. 11140 B, 11144 D) Entschließungsantrag der Fraktionen der DP, FVP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 ,und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 3200, zu 3200). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird verpflichtet, in Anwendung der ihr nach § 1 des Landwirtschaftsgesetzes vorgeschriebenen Mittel der Landwirtschaft für ihre Erzeugnisse kostendeckende Preise zu sichern. Bonn, den 27. Februar 1957 Dr. Brühler und Fraktion Dr. Schneider (Lollar) und Fraktion Anlage 4 Umdruck 963 (Vgl. S. 11144 B, 11145 A) Entschließungsantrag der Fraktion der CDU/CSU zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen 3200, zu 3200). Der Bundestag wolle beschließen: Der Bundestag hat den Bericht der Bundesregierung über die Lage ,der Landwirtschaft gemäß §§ 4 und 5 des Landwirtschaftsgesetzes zur Kenntnis genommen und stimmt den vorgeschlagenen Maßnahmen im Grundsatz zu. Er erwartet, ,daß die Richtlinien zu ihrer Durchführung im Benehmen mit den Ländern umgehend erlassen werden. Die Bundesregierung wird ersucht, im Rahmen der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung ihre Anstrengungen gemäß § 1 des Landwirtschaftsgesetzes zu verstärken, um den Ausgleich zwischen Ertrag und Aufwand in den landwirtschaftlichen Betrieben im Sinne des § 5 des Landwirtschaftsgesetzes zu erreichen. Der Bundestag erwartet ferner, daß die Länder sich an den Förderungsmaßnahmen zugunsten der landwirtschaftlichen Erzeugung und ihres Absatzes sowie zur Verbesserung der Agrarstruktur auch mit finanziellen Beiträgen entsprechend der Regelung beim vorjährigen „Grünen Plan" beteiligen. Bonn, den 27. Februar 1957 Dr. Krone und Fraktion
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    Hinzu kommt — und das ist das Erschwerende —, daß große Teile der deutschen Landwirtschaft unter dem Eindruck des Erntejahrs 1956 stehen, das ihnen so schwere Rückschläge gebracht hat. Wir werden bei dem Grünen Bericht des nächsten Jahres sehen, wie die Auswirkungen dieser Katastrophen sind. Ich will sie jetzt nicht im einzelnen aufführen; Sie kennen sie alle: im Süden die ungeheuren Verluste im Wein- und Obstbau, im Norden die Hochwasserkatastrophen, und daneben in verschiedenen Gebieten Niedersachsens, Hessens und Westfalens und auch zum Teil im Alpenvorland diese infolge der Regenperiode schwierigen Erntebergungen.
    Herr Kriedemann, nun will ich etwas auf das eingehen, was Sie vorhin gesagt haben. Sie behaupteten, daß diese ungezielten Globalmaßnahmen in erster Linie nur den Großbetrieben zugute gekommen seien. Dazu darf ich Ihnen doch sagen, daß beispielsweise die baren Monatslöhne im Vergleich mit dem Jahre 1938 auf eine Indexziffer gestiegen sind — ich sage: die baren Monatslöhne —, die bei den männlichen Kräften bei 351 und bei den weiblichen bei 332 liegt. Diese Löhne müssen effektiv jeden Monat aufgebracht werden. Daher hat sich die Lage der Großbetriebe seit dem letzten Grünen Plan in keiner Weise gebessert. Im Gegenteil, die Kategorie derer, die damals noch den Vergleichslohn zu 100 % erreicht haben, ist im Absinken und bis auf einen Rest, die rheinischen Zuckerrübenbetriebe, verschwunden. Wenn Sie daran denken, daß nach wie vor trotz der Rationalisierung in der Landwirtschaft der effektive Lohnaufwand im Durchschnitt 40 % der gesamten Ausgaben beträgt, erkennen Sie die Schwierigkeiten, mit denen auch der mittelbäuerliche Betrieb und der Großbetrieb zu tun hat.
    Herr Frehsee, deswegen wollte ich kein einziges Wort gegen die Notwendigkeit der Lohnerhöhungen in der Landwirtschaft sagen. Allesamt haben wir, die berufsständische Organisation und die Landarbeiter, das Landwirtschaftsgesetz mitgemacht, mit dem Ziel, daß das Einkommen der in der Landwirtschaft tätigen Menschen erhöht wird und daß es annähernd dem gleichkommen soll, wie es auf Grund der Bedingungen in der gewerblichen Wirtschaft ist. Aber wenn wir diese Annäherung erreichen wollen, müssen wir die Vorbedingungen dazu schaffen. Diesem Zweck dient das Landwirtschaftsgesetz mit seinem Grünen Bericht und seinem Grünen Plan.
    Ich will Sie nicht mit sehr vielen Zahlen belästigen, aber ich möchte Ihnen einige nüchterne Zahlen vortragen. Vergleichen Sie, welche Verkaufsmengen der deutsche Landwirt aufbringen mußte, um 100 Arbeitsstunden für einen männlichen Tariflöhner abzugelten: im Wirtschaftsjahr 1951/52 waren hierfür 201 kg Weizen, im Wirtschaftsjahr 1955/56 273 kg nötig. Bezüglich Roggen liegen die Zahlen ähnlich: damals 218, heute 290 kg. Dabei heißt „heute": „im Durchschnitt des Jahres 1955/56"; inzwischen hat sich das Verhältnis noch weiter verschoben. An Milch: damals 348 1, heute 383; und an Lebendgewicht bei Schweinen: damals 38 kg, heute 50 kg. An diesen paar nüchternen Zahlen können Sie die Situation ablesen.
    Die Landwirtschaft muß aus diesen Tatsachen natürlich ihre Folgerungen ziehen. Sie ist auch bereit, sie zu ziehen. Sie ist bereit, zu rationalisieren, so viel an ihr liegt. Sie ist ja von sich aus gezwungen, weil sie die Arbeitskräfte nicht mehr bekommen kann, die sie nötig hat. Die Zahl wurde von dem Herrn Minister vor einer Woche bereits genannt: während die Arbeitsproduktivität heute bereits auf 125 gestiegen ist, hat sich die Zahl der Arbeitskräfte wesentlich verringert; bei den Fremdarbeitern von 887 000 auf 778 000 und bei den auf volle Arbeitskräfte umgerechneten Familienarbeitskräften von 3,57 Millionen auf 3,05 Millionen. Die Landwirtschaft ist auch bereit, die Rationalisierung weiter zu betreiben. Aber man darf dabei nicht verkennen, daß eine solche Rationalisierung in der Landwirtschaft ungeheuren Schwierigkeiten begegnet, die Ihnen ja bekannt sind; ich nenne nur das Wort Witterung. Wenn man davon spricht — das kam auch in den Ausführungen von Herrn Lücker zum Ausdruck —, daß wir gewisse Wirtschaftszweige haben, die mittels Fließband, mittels Automation ihre Arbeitsproduktivität sehr viel stärker erhöhen konnten als andere, so muß man auch sagen, daß sich auch die Landwirtschaft erfolgreich bemüht hat. Bedenken Sie, daß die Saisonmaschinen nur wenige Tage im Jahr in der Landwirtschaft laufen, während in einem modernen Industriebetrieb die meisten Maschinen nicht nur bei Tag, sondern auch bei Nacht laufen! Angesichts dieser Leistungen muß man sich doch fragen, wieso es überhaupt noch ein Gerede darüber geben kann, die deutsche Landwirtschaft sei rückständiger als die ausländische.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU.)

    Herr Lücker hat schon darauf hingewiesen, daß die Landwirtschaft die für die Rationalisierung erforderlichen Investitionen aus Eigenkaptal nicht vornehmen konnte, weil ihr die Überschüsse gefehlt haben, und daß das mit ein Grund dafür ist, weshalb die Verschuldung inzwischen so zugenommen hat.
    Noch einige Bemerkungen zu dem Vergleichslohn! Es sind ohne Zweifel einige Fortschritte


    (Bauknecht)

    gegenüber dem letzten Jahre erzielt worden. Aber, Herr Minister, vielleicht könnte man beim nächsten Bericht noch einige Dinge ändern. Ich weiß nicht, ob dieser Jahresarbeitsverdienstvergleich wirklich das Richtige ist und ob wir der Wahrheit nicht näherkommen würden, wenn wir zum Stundenverdienstvergleich übergingen. Ich weiß auch nicht, ob es richtig war, daß bei der Berechnung des Vergleichslohns in der gewerblichen Wirtschaft nur Gemeinden mit weniger als 5000 Einwohnern herangezogen worden sind, und ob es richtig war, daß man die Fahrzeit des Pendlers als volle Arbeitszeit in Anrechnung gebracht hat. Dadurch hat sich natürlich die Sache zu unseren Ungunsten verschoben. Wenn dies nicht gewesen wäre, wäre wahrscheinlich ein anderes Bild herausgekommen.
    Sie haben in Ihrem Bericht für die Disparität bezüglich des letzten Wirtschaftsjahres die Zahl von 41 Pfennig je Arbeitsstunde genannt. Nach den Angaben der statistischen Ämter komme ich, wenn ich die tatsächlichen Industriearbeiterlöhne bei den Kategorien, die Niehaus auch mit herangezogen hat, mit den Bruttostundenverdiensten der Landarbeiter vergleiche und wenn ich dabei die tatsächlichen Löhne in der gewerblichen Wirtschaft um 7,5 % vermindere, sie also auf die Ortsklasse 3 zurückführe, zu einem Differenzbetrag im Stundenverdienst von 59 Pfennig. Damit würde natürlich die gesamte Disparität noch wesentlich erhöht. Aber mag dem sein wie es will, es erscheint uns richtig, daß man versucht, der Wahrheit möglichst nahezukommen. Denn die Landwirtschaft kann nicht etwa den höchsten Betrag, der als Disparität aufgezeigt wird, zur Grundlage ihrer Ansprüche gegen den Staat machen. Wir sind nicht der öden Auffassung, daß man einen Berechtigungsschein bekommen könnte, mit dem man den Betrag der Disparität, nachdem sie für den einzelnen Betrieb festgestellt worden ist, am folgenden Tag beim Finanzamt abholen kann. Man sollte aber mit nüchterner Sachlichkeit die echte Höhe der Disparität aufzeigen.
    Gegenüber dem letzten Bericht sind dann insofern einige Fortschritte erzielt worden, als man die Arbeit der Bäuerin etwas besser berücksichtigt hat. Auch der Zuschlag für die Naturalentnahmen ist von 50 % auf 35 % der Buchwerte herabgesetzt worden. Ob das genügt, weiß ich nicht. Man kann sich auch darüber streiten, ob der Betriebsleiterzuschlag mit 40 DM je Hektar bei den Anforderungen, die heute die Bewirtschaftung eines landwirtschaftlichen Betriebs ,an den Betriebsleiter stellt, genügend hoch angesetzt ist.
    Eins möchte ich noch besonders in den Vordergrund stellen. Man hat bei der Berechnung der Vergleichslöhne meines Erachtens nicht berücksichtigt, daß die meisten Betriebe der gewerblichen Wirtschaft sehr große freiwillige Sozialaufwendungen für ihre Betriebsangehörigen machen. Das ist oft auch der Grund, warum die Menschen aus der Landwirtschaft abwandern: weil eben nicht nur der reine Lohn, der dort höher ist, sie dorthin zieht, sondern auch diese zusätzlichen Vergünstigungen.
    Ich möchte hier nur einige Zahlen nennen. Sie sind von der Industrie selber festgestellt. Der Zuschlag zur Lohn- und Gehaltssumme beträgt in der niedrigsten Gruppe 3,9 %, in der höchsten 29,3 %. Entscheidend aber ist, daß in den Gruppen, in die die Kräfte aus der Landwirtschaft abzuwandern
    geneigt sind, diese freiwilligen Sozialaufwendungen zwischen 11 und 29 % liegen. Sie betragen beispielsweise im Maschinenbau 11,5 %, in der Holzindustrie 11,6 %, in der Kraftfahrzeugindustrie 13 %, in der eisenverarbeitenden Industrie 14,7 %, in der Brauereiwirtschaft 18 %

    (Abg. Dr. Horlacher: Wieviel?)

    — 18 % in der Brauereiwirtschaft —(erneuter Zuruf des Abg. Dr. Horlacher)

    — Du saufst ja kein Bier mehr, Michael, da ist es Dir gleich, wenn das Bier teuer bleibt —,

    (Heiterkeit)

    bei der Industrie, die Nichteisenmetalle verarbeitet, 23 %, in der Zementindustrie, die kürzlich mit ihren Preisen aufgeschlagen hat, 24,3 %, in der Margarineindustrie 25,3 % und in der chemischen Industrie 29,3 %. Wenn man das zu dem nominellen Lohn hinzuschlägt, der hier in Vergleich gesetzt wurde, dann kommen noch ganz andere Zahlen heraus. Man sollte diese Dinge nicht mißachten; man sollte sie sehen und sie berücksichtigen.
    Ich darf Ihnen zur Illustration nur eines nennen. In dem Grünen Bericht steht drin, daß errechnet wurde, daß die Familienangehörigen im bäuerlichen Betrieb auf einen Barlohn von 830 Mark im Jahre gekommen sind. Mir ist zu Ohren gekommen, daß beispielsweise der Traktorfahrer in einem landwirtschaftlichen Betrieb, der einem Industrieunternehmen gehört, das in der Hauptsache Produktionsmittel für die Landwirtschaft herstellt, am Ende des Jahres eine Gratifikation von 982 baren Mark bekam, also 150 Mark mehr, als der in der Landwirtschaft Tätige während des ganzen Jahres verdient hat. Wenn man diese Dinge berücksichtigt, dann kann man begreifen, daß der Sog auf die Arbeiter in der Landwirtschaft so groß ist und daß sie versuchen, irgendwoanders unterzukommen.
    Nun zu einigen Dingen, die Sie angeführt haben, Herr Kriedemann, und die hierhergehören. Sie haben davon gesprochen, daß das stark gesteigerte Masseneinkommen und die Kaufkraft der gewerblichen Wirtschaft in erster Linie mit das Verdienst daran hätten, daß die Landwirtschaft diese stark gestiegenen Mehrerlöse beim Verkauf ihrer Produkte erzielen konnte. Das ist leider nur bis zu einem bestimmten Grade richtig. Die Höhe der Preise in der Landwirtschaft hängt nicht allein von der eigenen Produktion ab, sondern maßgebend auch davon, wieviel und zu welchen Preisen Nahrungsmittel importiert werden.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU.)

    Das ist das Entscheidende, und das beeinflußt den Preis. Das hat jetzt auch die Rinderpreise heruntergedrückt. Obwohl in den letzten zwei Jahren 2 Millionen Menschen mehr in Arbeit kamen und obwohl das Einkommen dieser Leute stark gestiegen ist, haben die Gefrierfleischimporte den Rinderpreis unter den des letzten Jahres heruntergedrückt. Man kann also Ihre Behauptung nur für bedingt richtig ansehen.
    Sie haben für die Verzinsung des betriebsnotwendigen Kapitals den Satz von 31/3 % angeführt. Natürlich ist das ein umstrittener Faktor, das soll ohne weiteres zugegeben werden. Aber Sie gingen davon aus, daß man bei der Neufestsetzung dieser Kapitalwerte bei den größeren Betrieben gegenüber dem letzten Grünen Bericht mehr zuge-


    (Bauknecht)

    schlagen hat als bei den kleinen. Aber Sie müssen auf der anderen Seite doch bedenken, daß der Arbeitskräftebesatz in den Kleinbetrieben sehr viel größer ist und daß hierdurch hinsichtlich der Betrachtung des Vergleichslohns weitgehend ein Ausgleich geschaffen worden ist.
    Nun noch einige Ausführungen zum Grünen Plan. Sie haben vorhin gesagt, man habe zu Ihrem Leidwesen die Aufwendungen für die Agrarstruktur vermindert, d. h. ihnen nicht die entsprechende Höhe gegeben, und man sei in einem vielleicht zu großen Ausmaß wieder zu diesen öden Globalmaßnahmen übergegangen, von denen schließlich jeder profitieren kann, ob er es verdient oder nicht. Dazu ist folgendes zu sagen. Das, was für die Flurbereinigung notwendig ist, und ebenfalls das, was im Augenblick für die von uns allen sicherlich sehr begrüßte Aussiedlung gebraucht wird, wird vom Bund aufgebracht. Deswegen wurde dieser Posten von 80 auf 165 Millionen DM erhöht. Ich bin auch der Auffassung, daß es wirklich eine Aufgabe der Allgemeinheit, des Staates ist, hier das Nötige zu tun, und daß es sich in der deutschen Landwirtschaft bei der überkommenen traditionellen, für die heutigen Begriffe miserablen Agrarstruktur um ein Versäumnis früherer Generationen handelt. Denn andere Länder haben damals bei der Bauernbefreiung gleich den letzten Schritt getan. So haben Dänemark und Holland ausgesiedelt und Einzelhöfe in einer entsprechenden Größe geschaffen. Man hat dort die Realteilung nicht gehabt. Also das, was andere Staaten vor 150 und 200 Jahren gemacht haben, ist heute wirklich eine Aufgabe der Öffentlichkeit.
    Sie haben vorhin davon gesprochen — und das scheint mir einer der wichtigsten Punkte zu sein —, daß Sie gegenteiliger Auffassung sind. Das bedauern wir. Sie waren der Auffassung, daß die Regierung hier wahrscheinlich dem Druck der Interessentenverbände nachgegeben habe und bei der Milchpreissubvention zu weit gegangen sei, das würde allen gleichmäßig nützen, und letzten Endes würden doch wieder die Großbetriebe den Rahm abschöpfen. Sie haben merkwürdigerweise gesagt, daß eine Erhöhung des Milchpreises für Betriebe, die nur drei oder vier Kühe hätten, praktisch keinen Wert hätte. Sie können es ja leicht ausrechnen, ob sie für den Kleinbetrieb einen Wert hat oder nicht. Wenn einer pro Kuh 2500 1 verkaufen kann, macht das pro Kuh immerhin einen Betrag von 100 DM aus. Ob nun ein Kleinbetrieb die 100 DM hat oder nicht, scheint mir doch sehr wichtig zu sein.

    (Abg. Kriedemann: Aber damit können Sie doch nicht durchgreifend helfen!)

    — Damit allein nicht. In dem Grünen Plan stehen aber noch andere Dinge drin.
    Noch etwas anderes. Sie denken jetzt schon, daß die Milchproduktion am Plafond sei, und Sie sagen einerseits richtig: die Importe an Butter sind relativ gering, und man kann morgen oder, besser gesagt, in kurzer Zeit so weit sein, daß die Milchproduktion diese Höhe erreicht hat; dann kommt die Misere, die wir vor einigen Jahren einmal gehabt haben. Herr Kriedemann, wir und wahrscheinlich auch das Ministerium haben diese Dinge reiflich überlegt. Ich habe hier keine Sorge, und zwar aus zwei Gründen. Erstens wird der Großbetrieb kaum zu einer gesteigerten Milchproduktion übergehen. Er
    muß ja für den Melker bereits das Gehalt eines Regierungsrats zahlen.

    (Oh-Rufe in der Mitte.)

    — Wenn eine entsprechende Zahl von Kühen da ist, natürlich! Und es ist für ihn so uninteressant, daß zahlreiche Großbetriebe in Norddeutschland dazu übergegangen sind, ihre Milchkühe abzuschaffen, und es lohnender finden, zur Viehmast überzugehen. Mir sind sogar Betriebe bekannt, die ihre Zuckerrübenblätter unterpflügen und auf die Verfütterung verzichten. Ich will nicht sagen, daß der Lohn des Melkers zu hoch ist, in gar keiner Weise.

    (Lachen und Zurufe.)

    Melker sind sehr rar und sind für die Landwirtschaft sehr interessant. Wenn sie aber nun den größten Teil des Verdienstes wegnehmen, werden sie eben für viele Betriebe ganz uninteressant.
    Ich habe aber hier keine Bedenken, zumal wenn es gelingt, das durchzuführen, was in einer Entschließung vorgeschlagen wird, die Ihnen nachher von der Fraktion der CDU/CSU vorgelegt werden wird. Darin heißt es, daß man den Ausgleich dort, wo man ihn nicht über den Grünen Plan herstellen kann, eben mit anderen Mitteln herstellen soll, und zwar mit den Mitteln des § 1 des Landwirtschaftsgesetzes, d. h. mit den Mitteln der allgemeinen Agrarpolitik, der Handels- und der Importpolitik.
    Hier kann man noch einiges tun, gerade hinsichtlich des Viehmarktes. Ich habe vorhin gesagt, daß die Rinderpreise niedriger sind als vor einem Jahr. Muß denn das sein bei der Verschlechterung der Lage der Landwirtschaft? Die Schweinepreise sind in wenigen Wochen ganz erheblich gefallen; wem zu nutze, kann ich hier nicht ohne weiteres feststellen, aber auf alle Fälle zum Schaden derer, die die Schweine jetzt auf den Markt bringen, für deren Fütterung sie ihre Futterkartoffeln und ihr verregnetes Getreide verwertet haben.
    Wenn die erforderlichen Relationen hergestellt werden, wird also keine Gefahr vorhanden sein, daß wir zu einer Produktion kommen, die nicht verkraftet werden kann. Im übrigen setze ich meine Hoffnungen auch noch auf die Steigerung der Kaufkraft der Bevölkerung. Ein großer Kreis konnte sich bisher den Verzehr von Butter nicht leisten, nämlich die Rentner. Durch die Rentenreform wird ihre Konsumkraft stärker. Diese sechs Millionen Menschen bekommen ja nun 5,6 Milliarden DM mehr. Wahrscheinlich wird nun bei diesem Kreis von Menschen einsetzen, was bei den anderen schon vor Jahren eingesetzt hat, daß sie sich nämlich nun einmal richtig satt essen wollen und daß sie auch etwas Besseres essen wollen. Die Rentner kaufen sich keine Motorräder und gehen nicht ins Bad, sondern werden sich nun auch einmal Butter leisten. Ich glaube deshalb, daß der Konsum hier zunehmen wird.
    Bei den anderen Maßnahmen globaler Natur darf ich die stärkere Anwendung von Handelsdünger erwähnen. Sie sehen, Herr Kriedemann, was die Handelsdüngeranwendung zuwege gebracht hat. Der Mehrverbrauch an Stickstoff und Phosphorsäure beträgt bereits über 20 %. Bei Kali ist der Verbrauch nicht so stark gestiegen. Beim Dünger des armen Mannes, bei Kalk, hat sich der Verbrauch vermindert. Das kann unter Umständen eine durchaus begrüßenswerte Entwicklung sein.
    Nun meinten Sie aber, daß jetzt der Großbetrieb da vorab seine großen Profite einstecke. Demgegen-


    (Bauknecht)

    über ist darauf hinzuweisen, daß der Großbetrieb schon vorher wesentlich mehr Düngemittel verbraucht hat als der Kleinbetrieb. Zweitens tut dem Großbetrieb diese Mehreinnahme bitter not angesichts der Löhne, die er zu zahlen hat, und angesichts der auf ihn zukommenden neuen Lohnerhöhungen. Im übrigen ist die gesamte Mechanisierung im Großbetrieb keine lukrative Angelegenheit. Man hat an Hochschulinstituten durchaus glaubwürdig errechnet, daß sich durch die Mechanisierung, die wegen des Mangels an Arbeitskräften dringend notwendig ist, die Betriebsrente nicht erhöht. Ferner ist zu bemerken, daß die Kleinbetriebe sehr gerne mehr Handelsdünger verwenden wollen.
    Wenn Sie von bestimmten gezielten Maßnahmen gesprochen haben, z. B. von dem Silobau, zu dem neuerdings die Unterdachtrocknungsanlagen für Heu gekommen sind, so kann man doch sagen, daß die Zuschüsse für diese Anschaffungen hier sehr verstärkt worden sind. Ich selber hege aber auch einen Zweifel daran, ob diese Summen ausreichen. Ich möchte heute schon sagen, man sollte Wege finden, die Mittel aus dem Grünen Plan des letzten Jahres nicht verfallen zu lassen, sondern eine bestimmte Übertragbarkeit oder unter Umständen auch eine Austauschbarkeit von der einen Position zur anderen vorzusehen. Diese Angelegenheit werden wir im Ernährungsausschuß zu beraten haben.
    Zwei Dinge habe ich im Grünen Plan allerdings vermißt. Herr Minister, Sie haben zur Stützung der Kartoffelwirtschaft wohl an die stärkereichen Kartoffeln gedacht. Ich hatte mit Ihnen ja sehr oft Diskussionen darüber, und ich habe versucht, Ihnen beizubringen,

    (Heiterkeit)

    daß auch für die Konservierung der Kartoffeln eine Subvention nötig wäre, denn nirgends sonst gibt es solche Ernteschwankungen wie gerade bei den Kartoffeln. Man hat bis heute wohl die Möglichkeit, sie über die Einsäuerung zu konservieren.
    Aber, Herr Minister, da ist es so: Im Sommer, wenn es heiß ist und wenn es eine Menge Fliegen gibt und der Geruch der Silos sich verbreitet, kann die Bäuerin selber in den Silo hinuntersteigen; es geht sonst niemand mehr hinein.
    Zweitens hat die Wissenschaft nachgewiesen, daß hier die Verluste doch größer sind.
    Wenn man hier eine kleine Subvention - ich
    will jetzt auf Zahlen nicht eingehen — für Kartoffeltrocknung gäbe, wäre das eine sehr sinngemäße Maßnahme im Sinne eines Ausgleichs der Ernten. Dann wäre die Landwirtschaft auch nicht genötigt, etwa bei einer großen Kartoffelernte nun stoßweise eine große Schweineerzeugung zu betreiben, während sie zu anderer Zeit wieder zuwenig produziert. So könnte man diese Täler ausgleichen.
    Und noch ein Zweites. Ich sage das deswegen sehr gern, weil ich schon im letzten Jahr beim Grünen Bericht darauf aufmerksam gemacht habe, daß man die Schafhaltung vergessen hat. Leider steht sie auch jetzt im Grünen Bericht bzw. im Grünen Plan wieder nicht drin. Die Schafhaltung ist seit dem Jahre 1948 auf die Hälfte der Tiere abgesunken. Das gleiche gilt für die Wollerzeugung. Wir müssen aber ein gesteigertes Interesse daran haben, daß wenigstens die absoluten Schafweiden verwandt werden können. Heute können zahlreiche Weiden, die nur von Schafen genützt werden können — Brachländereien und dergleichen —, nicht mehr beschickt werden, weil die Schafe fehlen. In Deutschland ist namentlich in meiner Heimat, im Süden die Wanderschäferei sehr stark verbreitet. Sie ist mit mehr als 50 % an der deutschen Schafzucht beteiligt. Dort können die Mindererträge aus der Wolle nicht durch andere Einnahmen aus der Wirtschaft ausgeglichen werden.
    Man könnte hier Wege finden. Man hat vor einigen Monaten darüber diskutiert, daß das Uniformtuch bei der Bundeswehr sehr schlecht sei. Wenn man hier 10 % deutsche Wolle beimischte, würde es wahrscheinlich besser werden. Wenn man hier eine bestimmte Stützung zahlen würde, wäre das in Ordnung. Der Preisindex für Wolle ist nämlich der weitaus niederste aller landwirtschaftlichen Erzeugnisse; er liegt bei 127. Wenn wir das nicht berücksichtigen und hier keinen Weg finden, werden wir uns, glaube ich, volkswirtschaftlich selber schaden.
    Ich möchte in meiner Schlußbetrachtung noch einiges sagen. Herr Lücker hat mit ganz eindringlichen Worten auf die Entwicklung der allgemeinen Volkswirtschaft im Zeichen einer Hochkonjunktur hingewiesen. Er hat aufgezeigt, wie bestimmte Lohnerhöhungen, die wohl in solchen Betrieben durchgeführt werden können, in denen die Arbeitsproduktivität steigt, ihre Rückwirkungen auf alle anderen Zweige der Wirtschaft haben, die mit der Automation nicht mitkommen. Hierzu gehört in erster Linie die Landwirtschaft, und hier kommt einiges auf uns zu.
    Vorhin wurden die Zahlen der Disparität genannt. Dazu ist zu sagen, daß die bevorstehende Lohnerhöhung, auch wenn sie den Forderungen der Landarbeitergewerkschaft nicht einmal voll gerecht wird, selbst bei einer Erhöhung von 15 Pf für den Fremdarbeiter mindestens 300 Millionen DM ausmacht. Wenn die geforderte Arbeitszeitverkürzung um 2 Stunden hinzukäme, wären das weitere 100 Millionen DM. Die Alterssicherung der Landwirtschaft, die wir haben wollen, wird 150 Millionen DM kosten. Wenn Sie für die familieneigenen Arbeitskräfte das gleiche haben wollen wie für die Fremdarbeiter, so macht das ohne die 1,2 Millionen Betriebsleiter weitere 400 Millionen DM aus. Wir haben kürzlich das Rentengesetz verabschiedet. Dort kommt a) ein höherer Beitrag für den Arbeiter, b) wird eine Neubewertung der Sachwerte auf uns zukommen; diese sozialen Lasten bewegen sich zwischen 150 und 200 Millionen DM. Des weiteren kommen bestimmte Produktionsmittelverteuerungen auf uns zu. Ich erinnere an die bevorstehende Erhöhung der Bauarbeiterlöhne mit gleichzeitiger Arbeitszeitverkürzung. Die Landwirtschaft baut ja nicht nur neu; sie hat unzählige Reparaturen durchzuführen. Auch in anderen Gewerbezweigen sind die Löhne erhöht worden, und so werden sich wahrscheinlich die Kosten für Reparaturen und für die Beschaffung von Ersatzteilen sehr stark steigern. Ich will hier keine Zahlen nennen; aber das wird einige hundert Millionen DM ausmachen.
    Wir müssen also schon in dem am 1. Januar dieses Jahres beginnenden neuen Wirtschaftsjahr mit einer neuen Belastung von insgesamt über 1 Milliarde DM rechnen. Wenn das nicht durch diesen Grünen Plan ausgeglichen werden kann, muß man einen anderen Weg beschreiten. Ich habe Ihnen vorhin den § 1 des Landwirtschaftsgesetzes genannt. Es sind dann noch einige Dinge da, die unerledigt sind: die Frage des Getreidepreises, der


    (Bauknecht)

    seit 1951 der gleiche ist — auf dem Papier; in Wirklichkeit hat er sich um 8 O/0 gesenkt —, die Frage des Zuckerrübenpreises. Eines aber ist mir bei diesen Dingen völlig unerfindlich: wie man sich im Bundeswirtschaftsministerium im Augenblick — wie heute in der Zeitung steht — damit beschäftigt, die Einfuhrzölle zu ermäßigen. Man will für den Grünen Plan nicht mehr geben, man will die Zölle ermäßigen. Wie das zusammen harmoniert, kann ich wirklich nicht begreifen. Es ist jammerschade, daß durch solche Entwicklungen die guten Absichten eines Grünen Plans ihre Stoßkraft verlieren

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    durch Entwicklungen, die außerhalb der Verantwortung der Landwirtschaft liegen.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU.)

    Das müssen wir sehen, und wir müssen verlangen, daß diesen Entwicklungen Einhalt geboten wird; sonst bleiben wir ewig das Aschenbrödel und der Almosenempfänger, und das müssen wir ablehnen. Subventionen da, wo es notwendig ist; aber sonst bleibt eben nur der Weg, der Landwirtschaft das gleiche Einkommen über den Preis zuzugestehen, wie man es bei ähnlichen Produkten ,der Urproduktion, beispielsweise der Kohle, zugesteht.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Ich glaube, eine verantwortungsvolle Regierung und ein verantwortungsvoller Bundestag müssen von diesen Dingen Kenntnis nehmen und ihre Folgerungen daraus ziehen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Das Wort hat der Abgeordnete Mauk.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Adolf Mauk


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Mit Agrarpolitik sich zu befassen ist nicht immer dankbar. Ich glaube, wir haben das in der Vergangenheit des öfteren erlebt. Insbesondere die Hausfrauen sind immer sehr empfindlich, wenn sie irgend etwas über die Landwirtschaft lesen. Sie spüren die Verbraucherpreise für Lebensmittel täglich, wenn sie etwas kaufen. Wir Agrarpolitiker müssen feststellen, daß wir auch bei den allerklügsten Wirtschaftsexperten manchmal sehr wenig Verständnis finden, wenn wir über die Probleme, die uns heute besonders interessieren, sprechen. Die Wirtschaftsexperten vergleichen die Landwirtschaft sehr häufig mit der Verarbeitungsindustrie. Dabei überlegt man sich nicht, daß solche Vergleiche überhaupt nicht möglich sind. Wenn man die Landwirtschaft schon einmal in wirtschaftspolitischer Sicht betrachtet und Vergleiche ziehen will, dann kann man solche Vergleiche höchstens mit der Grundstoffindustrie anstellen, die ähnliche Bedingungen hat wie die Landwirtschaft. Die Landwirtschaft ist letzten Endes nichts anderes als ein Urproduktionsgebiet und hat deshalb auch Urproduktionsbedingungen.
    In der Vergangenheit ist da und dort gesagt worden — mein Vorredner, Herr Bauknecht, hat schon darauf angespielt —, die Landwirtschaft sei rückständig und arbeite heute noch mittelalterlich. Vor etwa einem halben Jahre hat dies kein geringerer als unser Bundeswirtschaftsminister in einem Referat in Hamburg erklärt; so stand es wenigstens in der Presse. Ich möchte ganz kurz auch einmal die Frage anschneiden, ob es wirklich stimmt, daß die Landwirtschaft so arg rückständig ist und geradezu mittelalterlich arbeitet. Ich glaube,
    wer die Dinge kennt — Herr Bauknecht hat das bereits angeschnitten —, wer weiß, wie die Entwicklung der Technik in den letzten Jahrzehnten vor sich gegangen ist, welche Einsatzmöglichkeiten der Technik in der gewerblichen Wirtschaft im Gegensatz zur Landwirtschaft gegeben sind, der wird derartige Vergleiche einfach nicht ziehen können.
    Man wirft der Landwirtschaft vor, sie sei zu teuer. Gerade unser Herr Bundeswirtschaftsminister hat des öfteren Zollsenkungen gefordert, wenn auf irgendeinem Gebiet die Preise für Lebensmittel in die Höhe gegangen sind. Wenn wir die gewerbliche Wirtschaft und die Landwirtschaft einmal daraufhin vergleichen, ob sie wirklich in den Preisen zu hoch liegen, ob sie in ihrer Produktion zu teuer sind, und hier einige Jahrzehnte zurückgehen, dann müssen wir feststellen, daß die Landwirtschaft in den Verkaufspreisen dauernd billiger geworden ist als die Industrie, obwohl sie sich die Errungenschaften der Technik auch nicht annähernd in einem solchen Maße hat nutzbar machen können, wie es bei der Industrie selbstverständlich gewesen ist. Wenn Sie den Index der landwirtschaftlichen Erlöse von 1850 mit dem von 1950 und mit dem Index der gewerblichen Verkaufspreise vergleichen, dann stellen Sie fest, daß die Landwirtschaft 1950 um 35 % billiger verkauft hat als — im ganzen gesehen — die gewerbliche Wirtschaft, obwohl sie in der Zwischenzeit auch nur zu einem ganz kleinen Teil an den Errungenschaften der Technik hat teilnehmen können. Man müßte doch annehmen, daß, wenn da und dort Arbeitszeit sparende Maschinen eingesetzt werden können, die Produktion, d. h. das Produkt, billiger wird. Das scheint aber nicht der Fall zu sein. Wir können die gegenteilige Entwicklung nachweisen und müssen deshalb jeden Vorwurf, daß wir in der Preispolitik nicht mitgekommen seien, auf das entschiedenste zurückweisen.
    Ich erinnere bloß an die Diskussion, die im vorigen Frühjahr in der Öffentlichkeit über die Preise stattgefunden hat. Man spricht und schreibt gern davon, wenn der Preis da oder dort einmal in die Höhe geht. Die Gemüsepreise waren immer ein sehr dankbares Objekt, ganz besonders im letzten Jahr, in welchem wir eine ausgesprochene Mißernte hatten. Wir haben uns kürzlich erst darüber unterhalten, als Zollsenkungen für Gemüsekonserven beantragt worden sind. Man hat im vergangenen Jahre zwar in der breiten Öffentlichkeit festgestellt, daß die Gemüsepreise in Deutschland etwas höher geworden sind; man hat aber der Öffentlichkeit nicht gesagt — und das wäre Aufgabe der Stelle gewesen, die das wissen muß —, daß man durch die Importpolitik den deutschen Gemüseanbau zu über 50 % zerschlagen hat, daß er innerhalb von 6 Jahren von 128 000 ha auf etwa 60 000 ha zurückgegangen ist und daß deshalb eine Frühgemüseversorgung aus deutscher Erzeugung überhaupt nicht mehr möglich ist, weil sie nicht mehr rentabel ist. Wenn nun zufällig, wie im Februar vorigen Jahres, durch einen Kahlfrost die Frühgemüseanbaugebiete in Norditalien, Südfrankreich usw. fast gänzlich ausgefallen sind und eine deutsche Erzeugung nicht mehr vorhanden gewesen ist, weil sie einfach nicht mehr existiert, dann macht man den deutschen Gemüseerzeuger verantwortlich, wenn die Preise, die vom Ausland bestimmt werden, einmal vorübergehend steigen. Ich könnte Ihnen viele solche Beispiele aufzeigen.


    (Mauk)

    Die landwirtschaftliche Lage, wie sie sich heute ergibt, wird von der Preisentwicklung in den vergangenen Jahren bestimmt. Schon von meinen Herren Vorrednern wurde einiges vom kostendeckenden Preis gesprochen. Die Preisentwicklung und die Lohnentwicklung der vergangenen Jahre ist Ihnen allen bekannt. Sie wissen, welche Steigerungen wir hatten. Wir brauchen nur die Entwicklung seit 1950 an uns vorüberziehen zu lassen. Wir haben aber vorhin gehört, daß der Weizen beispielsweise noch genau dasselbe kostet wie 1951; ja, es wurde kürzlich in einer Statistik festgestellt, daß die Verkaufspreise beim Erzeuger für Weizen im Jahre 1956 um rund 10 °/o niedriger lagen als im Jahre 1951. Ich frage die Wirtschaftsexperten, wie der weizenerzeugende Bauer die seither eingetretenen Kostenerhöhungen damit ausgleichen soll. Für jeden Industriezweig ist es selbstverständlich, die Kostenerhöhungen auf den Preis umzulegen, mag es sich nun um Rohstoffpreiserhöhungen oder um Lohnerhöhungen handeln. Der Grundstoffindustrie, der gewerblichen Wirtschaft gesteht man das ohne weiteres zu. Aber ich habe noch nicht viel davon gehört, daß man es auch der Landwirtschaft zugesteht. Sehr wesentliche Produkte sind heute noch preisgebunden. Ich habe soeben den Weizen angeführt. Dasselbe trifft zu für Zuckerrüben, und dasselbe trifft zu für das andere heikle Produkt, die Milch.
    Ich will diese Dinge jetzt ausklammern. Sie alle wissen mit mir, daß infolge der Lohn-Preis-Spirale die politisch gebundenen Preise heute nicht mehr ausreichen, die Kosten der Produktion zu decken. Das ist eine Tatsache, die nicht wegdiskutiert werden kann.
    Wir haben aber auch noch einige andere Produkte, bei denen der Preis nicht gebunden ist und wo man durchaus eine Möglichkeit hätte, den kostendeckenden Preis zu erreichen; denn der Preis bildet sich ja am öffentlichen Markt. Da möchte ich einmal ganz besonders die Eier nennen sowie Fleisch, Butter, Käse, Obst und Gemüse. Letzteres wurde vorhin schon genannt. Was haben wir aber da in den letzten zwei, drei Jahren erlebt? Wir haben erlebt, daß man dann, wenn der Preis auch nur annähernd den Punkt erreichte, wo für die Landwirtschaft die Kostendeckung gegeben gewesen wäre, sehr großzügig die Importschleusen geöffnet, zusätzliche Kontingente ausgeschrieben und dazu noch möglichst Zollermäßigungen gefordert hat. Das war doch die Regel, und aus diesem Grunde konnte die Landwirtschaft leider nicht an die Gestehungskosten herankommen. Sie ist da stehengeblieben, wo sie vor Jahren stand. Ich habe Ihnen vorhin gesagt, daß wir von 1850 bis 1950 gegenüber dem Schnitt der gewerblichen Wirtschaft um 35 % eingebüßt haben.