Rede:
ID0216303300

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Metadaten
  • insert_drive_fileAus Protokoll: 2163

  • date_rangeDatum: 10. Oktober 1956

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: 15:01 Uhr

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    Vokabeln: 6
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    6. Brandt.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    2. Deutscher Bundestag — 163. Sitzung. Berlin - Charlottenburg, Mittwoch, den 10. Oktober 1956 9033 163. Sitzung Berlin - Charlottenburg, Mittwoch, den 10. Oktober 1956. Ansprache zu Beginn der Arbeitstagung in Berlin: Präsident D. Dr. Gerstenmaier . . 9033 C Begrüßung einer Delegation des englischen Unterhauses 9034 A Glückwünsche zum 70. Geburtstag des Abg Gengler 9034 A Abg. Frau Dr. Ganzenberg (CDU/CSU) tritt als Nachfolgerin des Abg. Dr. Orth, der durch Mandatsverzicht ausgeschieden ist, in den Bundestag ein 9034 A Mitteilung über die Beantwortung der Kleinen Anfrage 281 9034 B Änderungen der Tagesordnung 9034 A Erste Beratung des von der Fraktion des GB/BHE eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über Hilfsmaßnahmen für Personen, die nach Abschluß der allgemeinen Vertreibungsmaßnahmen aus den Vertreibungsgebieten ausgesiedelt wurden (Aussiedlergesetz) (Drucksache 2623) . . 9034 B Dr. Kather (GB/BHE), Antragsteller 9034 B, 9039 C Rehs (SPD) 9035 B Kuntscher (CDU/CSU) 9036 C Dr. Czermak (FDP) 9038 D Überweisung an die Ausschüsse . . . 9040 C Beratung des Antrags der Fraktion der SPD betr. Langwellensender in Berlin (Drucksache 2627) in Verbindung mit der Beratung des Antrags der Fraktion der CDU/CSU betr. Langwellensender in Berlin (Drucksache 2761) 9040 C Kühn (Köln) (SPD), Antragsteller . 9040 D, 9048 B, 9056 A, 9057 A Brookmann (Kiel) (CDU/CSU), Antragsteller 9046 A, 9048 B Dr. Schröder, Bundesminister des Innern 9049 C, 9057 B Frau Friese-Korn (FDP) 9051 A Dr. Strosche (GB/BHE) 9052 A Hübner (FVP) 9053 B Brandt (Berlin) (SPD) . . . . 9053 D, 9059 A Dr. Graf (München) (CDU/CSU) . . . 9057 A Dr. Bucerius (CDU/CSU) . . 9058 B, 9059 C Krammig (CDU/CSU) 9060 C Überweisung an die Ausschüsse 9060 C Nächste Sitzung 9060 D Anlage: Liste der beurlaubten Abgeordneten 9060 B Die Sitzung wird um 15 Uhr 1 Minute durch den Präsidenten D. Dr. Gerstenmaier eröffnet.
  • folderAnlagen
    Anlage: Liste der beurlaubten Abgeordneten a) Beurlaubungen Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich Bauer (Wasserburg) 5. 11. Dr. Bärsch 13. 10. Bauknecht 13. 10. Dr. Bergmeyer 15. 10. Blachstein 27. 10. Frau Dr. Bleyler 13. 10. Böhm (Düsseldorf) 20. 10. Frau Brauksiepe 13. 10. Brockmann (Rinkerode) 15. 10. Cillien 15. 12. Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich Dr. Conring 13.10. Dr. Dollinger 12. 10. Ehren 15.10. Elsner 13. 10. Fassbender 13.10. Frehsee 12. 10. Dr. Friedensburg 13. 10. Dr. Furler 11.10. Dr. Gleissner (München) 13.10. Dr. Greve 17.10. Harnischfeger 11.10. Dr. Höck 13.10. Dr. Hoffmann 11.10. Dr. Horlacher 13.10. Hufnagel 13.10. Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich Kahn-Ackermann 17. 11. Kemper (Trier) 13. 10. Dr. Kleindinst 13. 10. Knapp 13. 10. Knobloch 13. 10. Dr. Köhler 15. 10. Lahr 13. 10. Dr. Löhr 13. 10. von Manteuffel (Neuß) 11. 10. Mayer (Birkenfeld) 1. 12. Meitmann 22. 10. Moll 13. 10. Morgenthaler 13. 10. Dr. Dr. h. c. Müller (Bonn) 31. 10. Müser 11. 10. Peters 13. 10. Dr. Pferdmenges 13. 10. Raestrup 11. 10. Richter 13. 10. Ritzel 13. 10. Schill (Freiburg) 11. 10. Schneider (Bremerhaven) 28. 10. Dr. Schöne 11. 10. Schwann 28. 10. Dr. Stammberger 17. 11. Dr. Starke 31. 10. Frau Dr. Steinbiß 13. 10. Sträter 13. 10. Dr. Vogel 13. 10. Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich Walz 12. 10. Wiedeck 12.10. b) Urlaubsanträge Abgeordnete (r) bis einschließlich Altmaier 27.10. Erler 27.10. Even 27.10. Gerns 27.10. Haasler 27.10. Höfler 27.10. Frau Dr. Ilk 20.10. Kiesinger 27.10. Dr. Kopf 27 10. Lemmer 27 10. Dr. Lenz (Godesberg) 27.10. Lücker (München) 27.10. Marx 27.10. Metzger 27.10. Frau Meyer-Laule 27.10. Miller 20.10. Dr. Oesterle 27.10. Paul 27.10. Frau Dr. Rohling 27.10. Schütz 27.10. Seidl (Dorfen) 27 10. Dr. Wahl 27 10.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Gerd Bucerius


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Kollege Brandt, ich glaube, Sie haben mit Ihren Worten der Sache, die Sie vertreten, der Sache des Langwellensenders und sogar der Sache Berlin einen schlechten Dienst erwiesen.

    (Lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien. — Zurufe von der SPD.)

    Herr Kollege Brandt: wir sind bereit, uns mit Ihnen über die Stadt Berlin und alle anderen uns gemeinsam angehenden Fragen ruhig und sachlich zu unterhalten. Die Schärfe des Tones, die Sie in die Sache hineingebracht haben, ist ihr nicht angemessen, und Sie tun denen, die sie von der Regierungsseite zu behandeln haben, ein bitteres Unrecht.

    (Erneuter Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Herr Kollege Brandt: ich hatte einige Jahre hindurch den Vorzug, Vorsitzender des Ausschusses für Berlin zu sein. Es war meine Anregung — das ist in diesem Zusammenhang vielleicht nicht uninteressant —, diesen Ausschuß, nachdem die gesetzgeberischen Aufgaben für Berlin erledigt waren, aufzulösen und ihn in den Ausschuß für gesamtdeutsche Fragen übergehen zu lassen. Diesem Ausschuß stand — und wir wußten, daß er ihm weiterhin vorstehen würde — Herr Abgeordneter Wehner vor, ein Mitglied Ihrer Partei. Herr Kollege Brandt, wir haben also immer und zu jeder Zeit unter Beweis gestellt, da die gesamtdeutsche Aufgabe — und nur um diese kann es sich handeln, wenn Sie von uns eine gemeinsame Politik verlangen — mit Ihnen gemeinsam gelöst werden soll. Uns an dieser Stelle vorzuwerfen, daß wir dieser gesamtdeutschen Aufgabe einen parteipolitischen Akzent geben, — ich bin fest überzeugt, Herr Brandt, das tut unserer gemeinsamen Sache ernstlich Abbruch.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Es wird auf diese Weise nach außen hin der Eindruck erweckt, als ob bei dem, was wir — das war meine Überzeugung — in der Vergangenheit gemeinsam getan haben, nicht das ganze deutsche Volk, sondern nur ein Teil des deutschen Volkes gesprochen hat; ein Teil, der zwar heute die Regierung stellt, sie möglicherweise aber morgen nicht mehr stellen wird, so daß man also in den anderen Teilen der Welt und der Zone nicht mehr weiß, was morgen die Sprache dieses gemeinsamen Deutschlands sein wird.
    Herr Kollege Brandt, ich darf wieder ein Beispiel aus unserem gemeinsamen Lebensbereich wählen. Wir haben vor einiger Zeit in Bonn eine kleine Berlin-Woche veranstaltet, die dazu dienen sollte, die Aufmerksamkeit der Bürger der Stadt Bonn auf Berlin zu lenken. Es ist mir ein sehr ernster Wunsch gewesen, dabei namhafte Berliner Politiker zu Wort kommen zu lassen. Es sind zwei namhafte Berliner Politiker zu Wort gekommen: der gemeinsame und verehrte Kollege Bach, Mitglied der Sozialdemokratischen Partei, und Sie, Herr Kollege Brandt.

    (Zuruf von der SPD.)

    Ein Mitglied einer anderen Partei hat im Rahmen dieser Berlin-Woche in offiziellen Veranstaltungen nicht gesprochen. Herr Kollege Brandt, Sie können doch — —

    (Unruhe und Zurufe.)

    — Meine Damen und Herren! Ich erzähle Ihnen diese einzelnen Beispiele aus der gemeinsamen Arbeit, um immer wieder und erneut unter Beweis zu stellen, daß diese Regierung und die Koalitionsparteien immer und zu aller Zeit das gemeinsame deutsche Interesse über alles stellen werden.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU.)




Rede von: Unbekanntinfo_outline
Das Wort hat der Abgeordnete Brandt.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Willy Brandt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Herr Bundesinnenminister hat am Schluß seiner Ausführungen jetzt in der Debatte wiederholt, daß es seiner Meinung nach erforderlich sei, mit der Verwirklichung des Planes einer gesamtdeutschen Langwelle der Bundesrepublik sofort anzufangen. Ich wiederhole, daß wir das durchaus unterschreiben können, wenn damit nicht irgendeine zukünftig zu treffende Überprüfung verbunden wird, sondern die Vorwegbestimmung dessen, worüber wir uns angeblich einig sind: Sitz des Senders ist Berlin, Chefredaktion kommt nach Berlin!

    (Beifall bei der SPD.)

    Herr Kollege Dr. Bucerius hat mir einen ernsten Tadel erteilt.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Mit Recht!)

    Ich muß ihn hinnehmen, und ich nehme ihn nicht leicht hin, denn ich weiß, Herr Kollege Dr. Bucerius, um Ihre Arbeit für unsere Stadt. Ich weiß, daß Sie jedes der Worte, die Sie glaubten hier sagen zu müssen, aus Ihrer Überzeugung gesagt haben. Gerade das aber gibt mir das Recht, ja, die Verpflichtung, das, was ich vorhin ausgeführt habe, zu substantiieren. Ich muß das auch tun nach der Bemerkung des Herrn Bundesinnenministers: wenn er sich im deutschen Bund umschaue, bemerke er nichts von dem von mir beanstandeten Sachverhalt. Er hat geglaubt, es sei richtig, das zu sagen.
    Lassen Sie mich dazu ein paar Sätze sagen. Der Herr Bundesinnenminister hat von zwei großen deutschen Ländern gesprochen, die unter sozialdemokratischer Führung stehen; er hat dann auch das Land Berlin erwähnt. Jeder, der die deutsche Innenpolitik der letzten Jahre auch nur etwas verfolgt hat, weiß doch, was hier gespielt worden ist, weiß, daß man durch die Länder gefahren ist und zusammengefegt hat, was sich zusammenfegen ließ, um aus der Mentalität des Kaiserreiches — nicht einer Demokratie der fünfziger Jahre — die Sozialdemokraten überall, wo es ging, herauszudrängen.

    (Stürmische Zustimmung bei der SPD. — Erregte Gegenrufe von der CDU/CSU.)

    — Wir wissen doch, lieber Herr Dr. Bucerius, daß sogar in einer Stadt wie Bremen — nachdem es in Hamburg passiert war — die Ablösung Kaisens nach demselben Rezept geplant war. Nur weil das Wahlergebnis es nicht möglich machte, erfolgte sie nicht, und Kaisen zog nicht den Schluß nach der anderen Seite, sondern führte eine breite Zusammenarbeit weiter, wie wir sie in Berlin geführt haben. Von dieser breiten Zusammenarbeit bei der Lösung dieser Aufgabe hätten wir heute mehr gewünscht!
    Herr Dr. Bucerius, bei uns sind Narben da, bei Sozialdemokraten in Berlin, im Ostsektor dieser Stadt und in der sowjetisch besetzten Zone, Narben aus der Zeit, als ein mächtiger Bundesapparat versuchte, den Sozialdemokraten den Stempel „halbe Kommunisten" aufzudrücken,

    (lebhafter Beifall bei der SPD, Pfui-Rufe von der CDU/CSU)

    Narben aus einer Zeit, in der Dinge unterstellt wurden, wie wir sie im letzten Bundestagswahlkampf erlebt haben.

    (Abg. Pelster: Sind wir denn schon wieder im Wahlkampf? — Abg. Hilbert: Ist es richtig, das in Berlin zu sagen? — Weiterer Zuruf: Agitator! — Abg. Sabel: Das sind Brandreden, die Sie da halten!)

    — Sie wissen genauso gut wie ich, Herr Kollege: das pflegt sonst der Osten zu sagen, das pflegt sonst in der Ostpresse zu stehen. Sie wissen genauso gut wie ich, daß das so nicht weitergeht. Der Anspruch, den ich angemeldet habe — und Sie wissen ganz genau, daß er nicht aus der Luft gegriffen ist —, ist nicht mehr und nicht weniger als der Anspruch auf innere und volle Gleichwertigkeit der tragenden demokratischen politischen Kräfte in diesem Lande, — nicht mehr und nicht weniger!

    (Lebhafter Beifall bei der SPD. — Zurufe von der CDU/CSU.)