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ID0214012500

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  • tocInhaltsverzeichnis
    2. Deutscher Bundestag — 140. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. April 1956 7195 140. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 18. April 1956. Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Horn, Höcker und Ladebeck . . . 7197 A Eintritt des Abg. Dr. von Golitschek in den Bundestag 7197 A Aufsetzung des Antrags der Fraktion der FDP betr. Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Einkommensteuergesetzes (Drucksache 2312) auf die Tagesordnung: Dr. Bucher (FDP) 7197 B Fragestunde (Drucksache 2300): 1. betr. Gesundheitskarte für Seeleute: Dr. Bergemann, Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr . 7197 B 2. betr. Härten durch Widerruf laufender Unterstützungen nach Erlaß des Bundesministers der Finanzen vom 21. November 1955: Schäffer, Bundesminister der Finanzen 7197 D 3. betr. Veteranensold für Frontkämpfer: Schäffer, Bundesminister der Finanzen 7198 A Dr. Höck (CDU/CSU) 7198 B 4. bis 7. zurückgestellt 7198 B 8. betr. Fehlen eines Hinweises auf § 4 Abs. 4 des Straftilgungsgesetzes in Fragebogen für Bewerber für die Bundeswehr: Blank, Bundesminister für Verteidigung 7198 C 9. bis 10. zurückgestellt 7198 D 11. betr. Ausschluß Untersuchungsgefangener vom Bezug bestimmter Zeitungen und Zeitschriften: Neumayer, Bundesminister der Justiz 7198 D, 7199 B Rehs (SPD) 7199 A 12. betr. Programm für die ländliche Siedlung für 1956: Dr. h. c. Lübke, Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 7199 C 13. betr. Veranschlagung und Ist-Ausgaben im Bundeshaushalt 1955/56 zur Durchführung des Gesetzes nach Art. 131 GG: Schäffer, Bundesminister der Finanzen 7199 D 14. betr. Frage der Vereinbarung des Gesetzes über die innerdeutsche Rechts-und Amtshilfe in Strafsachen mit dem. Gesetz über die Konvention zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten: Neumayer, Bundesminister der Justiz 7200 A, D Lotze (CDU/CSU) 7200 D 15. betr. Frage der Vereinbarung des § 467 Abs. 2 der Reichsabgabenordnung mit dem Grundgesetz: Schäffer, Bundesminister der Finanzen 7201 A 16. zurückgestellt 7201 A 17. betr. Befugnis zum Waffenbesitz: Ritter von Lex, Staatssekretär im Bundesministerium des Innern . 7201 A 18. betr. Normung der Milchkannen: Dr. h. c. Lübke, Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 7201 C 19. betr. Übertragung des Typhuserregers durch tierische Futtermittel auf den Menschen: Ritter von Lex, Staatssekretär im Bundesministerium des Innern . 7201 D, 7Z02 C, D Frau Keilhack (SPD) 7202 C, D 20. betr. Planung der Übernahme der Fernsprechteilnehmer der Verteilerämter Heppenheim, Gardernheim usw. in das Mannheimer Fernsprechbuch: Dr. Steinmetz, Staatssekretär im Bundesministerium für das Post- und Fernmeldewesen 7203 A, C Ritzel (SPD) 7203 B, C 21. und 22. zurückgezogen 7203 D 23. betr. Schäden durch Befahren der wegen Frostschäden gesperrten Straße von Hiddesen nach Detmold durch 14 britische Panzer der 60-Tonnen-Klasse: Blank, Bundesminister für Verteidigung 7204 A 24. betr. Frage der Ermäßigung der Kraftfahrzeugsteuer für Lkw-Anhänger: Schäffer, Bundesminister der Finanzen 7204 B 25. betr. Entschädigung für die durch Beschränkung der Wirtschaftlichkeit von Lkw-Anhängern nach der Verordnung zur Änderung der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung und der Straßenverkehrsordnung entstehenden Schäden: Dr. Bergemann, Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr . 7204 D 7205 B, C Dr. Bleiß (SPD) 7205 B, C 26. betr. Intervention der Bundesregierung wegen Absetzung des französischen Dokumentarfilm „Nacht und Nebel": Ritter von Lex, Staatssekretär im Bundesministerium des Innern . . 7205 D, 7206 B Frau Renger (SPD) 7206 A, B 27. betr. Schutzimpfungen gegen die Kinderlähmung: Ritter von Lex, Staatssekretär im Bundesministerium des Innern . . 7206 C Nächste Fragestunde 7207 A Große Anfrage der Fraktion der SPD betr Rede des Kapitäns zur See Zenker in Wilhelmshaven (Drucksache 2125) . . . 7207 A Dr. Schmid (Frankfurt) (SPD), Anfragender 7207 A, 7232 A, C Blank, Bundesminister für Verteidigung . . 7212 D, 7227 D, 7228 B, C Heye (CDU/CSU) 7213 C Dr. Mende (FDP) 7222 A, 7228 B, C Dr. Böhm (Frankfurt) (CDU/CSU) . 7223 A von Manteuffel (Neuß) (DA) . . . . 7224 A Dr. Horlacher (CDU/CSU) 7225 A Dr. Strosche (GB/BHE) 7226 A Bausch (CDU/CSU) 7228 C Schneider (Bremerhaven) (DP) 7229 D, 7230 D Frau Dr. Hubert (SPD) 7230 D Dr. Friedensburg (CDU/CSU) . . 7231 A Frau Kalinke (DP), 7232 C Unterbrechung der Sitzung . 7235 A Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, DP, DA eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Einkommensteuergesetzes (Drucksache 2283) in Verbindung mit der Ersten Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, DP, DA eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Umsatzsteuergesetzes (Drucksache 2282), mit der Ersten Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, DP, DA eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Besteuerung der Kredit-Garantiegemeinschaften des Handwerks und des Handels auf den Gebieten der Körperschaftsteuer, der Vermögensteuer, der Gewerbesteuer, der Kapitalverkehrsteuer, der Erbschaftsteuer und der Grundsteuer (Drucksache 2281), mit der Ersten Beratung des von den Fraktionen der SPD, FDP, GB/BHE eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Einkommensteuergesetzes (Drucksache 2293), mit der Ersten Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Einkommensteuergesetzes (Drucksache 2295), mit der Ersten Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Aufhebung des Kaffeesteuergesetzes (Drucksache 2296), mit der Ersten Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Aufhebung des Teesteuergesetzes (Drucksache 2297), mit der Ersten Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Aufhebung des Leuchtmittelsteuergesetzes (Drucksache 2298), mit der Ersten Beratung des Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Notopfergesetzes (Drucksache 2277), und mit der Ersten Beratung des von der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Einkommensteuergesetzes (Drucksache 2312) . . . . 7235 B Vizepräsident Dr. Schmid . 7235 C, 7238 B, 7249 D, 7254 D Schmücker (CDU/CSU), Antragsteller 7235 D Seuffert (SPD), Antragsteller . . . 7238 B Regling (SPD), Antragsteller . . . 7243 A Dr. Gülich (SPD), Antragsteller . . 7244 D, 7259 B, 7262 A Dr. Miessner (FDP), Antragsteller . 7245 D Frau Lockmann (SPD), Antragstellerin 7250 A Frau Dr. Ilk (FDP), Antragstellerin 7251 C Schäffer, Bundesminister der Finanzen 7252 B Dr. Wellhausen (DA) 7255 A Dr. Keller (GB/BHE) 7256 C Margulies (FDP) 7260 C Dr. Lindrath (CDU/CSU) . . 7261 B, 7262 A Ausschußüberweisungen 7263 A Beratung des interfraktionellen Antrags betr. Überweisung von Anträgen an die Ausschüsse (Umdruck 566) 7263 C Tagesordnung der nächsten Sitzung: Vizepräsident Dr. Schmid . 7250 D, 7251 A, B Dr. Bucher (FDP) 7251 A Frau Kalinke (DP) 7251 A Anlage 1: Liste der beurlaubten Abgeordneten 7263 B Anlage 2: Interfraktioneller Antrag betr Überweisung von Anträgen an die Ausschüsse (Umdruck 566) 7264 C Die Sitzung wird um 9 Uhr 3 Minuten durch den Vizepräsidenten Dr. Jaeger eröffnet.
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    *) Siehe Anlage 2. Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten a) Beurlaubungen Abgeordnete beurlaubt bis einschließlich Peters 15.7. Meitmann 15.7. Lulay 9.6. D. Dr. Gerstenmaier 12. 5. Frau Albertz 5.5. Kahn 1.5. Dr. Bartram 30. 4. Behrisch 30. 4. Dr. Starke 30. 4. Gedat 28. 4. Dr. Becker (Hersfeld) 27. 4. Altmaier 25. 4. Birkelbach 25.4. Fürst von Bismarck 25. 4. Erler 25. 4. Even 25.4. Gräfin Finckenstein 25. 4. Gerns 25. 4. Dr. Hellwig 25. 4. Höfler 25. 4. Haasler 25. 4. Kalbitzer 25. 4. Kiesinger 25. 4. Dr. Kopf 25. 4. Lemmer 25. 4. Dr. Lenz (Godesberg) 25. 4. Lücker 25. 4. Marx 25. 4. Dr. von Merkatz 25. 4. Metzger 25. 4. Frau Meyer-Laule 25. 4. Dr. Mommer 25. 4. Dr. Oesterle 25. 4. Paul 25. 4. Dr. Dr. h. c. Pünder 25. 4. Frau Dr. Rehling 25. 4. Dr. Reif 25. 4. Dr. Schmid (Frankfurt) 25. 4. Frau Schroeder (Berlin) 25. 4. Schütz 25. 4. Seidl (Dorfen) 25. 4. Trittelvitz 25. 4. Dr. Wahl 25. 4. Frau Dr. h. c. Weber (Aachen) 25. 4. Euler 23. 4. Bauknecht 22. 4. Frau Dr. Bleyler (Freiburg) 21. 4. Dr. Leverkuehn 21. 4. Morgenthaler 21.4. Dr. Dr. h. c. Müller (Bonn) 21. 4. Müller-Hermann 21. 4. Odenthal 21. 4. Ollenhauer 21.4. Pelster 21. 4. Pusch 21. 4. Raestrup 21. 4. Dr. Rinke 21. 4. Dr. Schneider (Lollar) 21. 4. Seither 21. 4. Stahl 21. 4. Stierle 21. 4. Voß 21. 4. Wagner (Ludwigshafen) 21. 4. Dr. Baade 20. 4. Blachstein 20. 4. Eickhoff 19. 4. Dr. Elbrächter 19. 4. Feldmann 19. 4. Dr. von Golitschek 19. 4. Müller (Worms) 19. 4. Dr. Pferdmenges 19. 4. Dr. Preiss 19. 4. Schloß 19. 4. Bettgenhäuser 18. 4. Blöcker 18. 4. Brandt (Berlin) 18. 4. Brockmann (Rink erade) 18. 4. Heiland 18. 4. Jahn (Frankfurt) 18. 4. Dr. Kreyssig 18. 4. Lahr 18. 4. Leibfried 18. 4. Lermer 18. 4. Dr. Maier (Stuttgart) 18. 4. Mayer (Birkenfeld) 18. 4. Miller 18. 4. Dr. Mocker 18. 4. Dr. Orth 18. 4. Dr. Pohle (Düsseldorf) 18. 4. Rasch 18. 4. Frau Schanzenbach 18. 4. Scheel 18. 4. Stauch 18. 4. Unertl 18. 4. Dr. Werber 18. 4. Dr. Willeke 18. 4. Wullenhaupt 18. 4. Ziegler 18. 4. b) Urlaubsanträge Abgeordnete bis einschließlich Neuburger 31. 5. Mensing 1. 5. Böhm (Düsseldorf) 28. 4. Anlage 2 Umdruck 566 (Vgl. S. 7263 C) Interfraktioneller Antrag betreffend Überweisung von Anträgen an die Ausschüsse. Der Bundestag wolle beschließen: Der folgende Antrag wird gemäß § 99 Abs. 1 GO ohne Beratung an die zuständigen Ausschüsse überwiesen: Antrag der Fraktion der DA betreffend Förderung des Baues von Rad- und Mopedwegen an Bundesstraßen (Drucksache 2307) an den Haushaltsausschuß (federführend) und an den Ausschuß für Verkehrswesen. Bonn, den 17. April 1956 Dr. Krone und Fraktion Ollenhauer und Fraktion Dr. Dehler und Fraktion Dr. Mocker und Fraktion Dr. Brühler und Fraktion Dr. Schneider (Lollar) und Fraktion
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Paul Bausch


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich ergreife jetzt noch das Wort zu dieser Angelegenheit, weil ich den Eindruck habe, daß in der Öffentlichkeit ein Mißverständnis über die Grundhaltung meiner Fraktion und der Mitglieder meiner Fraktion, die dem Verteidigungsausschuß angehören, entstehen könnte. Diese Sache ist von so außerordentlicher Wichtigkeit, daß wir Mißverständnisse nicht aufkommen lassen dürfen. Heute wird eine Weichenstellung in diesen geradezu lebenswichtigen Fragen unseres Volkes vorgenommen. Diese Weichenstellung muß geradlinig, eindeutig und unmißverständlich sein.
    Ich möchte doch feststellen, daß wir uns im Verteidigungsausschuß mit dieser Angelegenheit, der Rede des Herrn Kapitäns zur See Zenker, sehr gründlich befaßt haben und daß sich bei dieser Aussprache im Verteidigungsausschuß eine weithin übereinstimmende, eine fast völlig übereinstimmende Meinung herausgebildet hat. Man war sich zunächst darüber einig, daß die Motive des Herrn Zenker durchaus ehrenhafte waren. Es war niemand da, der bezweifelt hätte, daß Herr Zenker nicht nur ein anständiger Soldat, sondern nach allen uns gemachten Mitteilungen auch ein anständiger Demokrat ist.

    (Zuruf des Abg. Dr. Greve.)

    Das hat niemand bezweifelt. Ich möchte das nur feststellen, Herr Greve. Wahrscheinlich wissen Sie nicht, was wir im Verteidigungsausschuß verhandelt haben. Deshalb will ich darüber reden.

    (Abg. Dr. Greve: Ich habe eben gesagt: Herr Horlacher hat gesagt: Wer richtig denkt, redet so nicht!)

    — Darauf komme ich nachher zu sprechen. Ich werde meine Meinung sehr deutlich sagen.
    Zunächst geht es mir darum, das zu tun, was der Herr Kollege Professor Böhm hier gesagt hat. Man


    (Bausch)

    sollte, wenn man eine Aussprache führt, auch an die denken, die irgendwie von dieser Aussprache mitbetroffen sind. Wir sollten uns deshalb auch ganz ruhig vornehmen, diese Aussprache so zu führen, daß auch der Herr Zenker, der Mann, um den es hier geht,

    (Abg. Dr. Greve: Nein!)

    irgendwie angesprochen wird und merkt, daß wir auch mit ihm ein Gespräch führen wollen. Wir sprechen hier für das Volk. Aber auch für einen Mann wie den Kapitän Zenker, der auch zu diesem Volk gehört.

    (Abg. Dr. Schmid [Frankfurt]: Es geht um den Geist, der aus ihm spricht!)

    — Darauf komme ich jetzt zu sprechen.

    (Abg. Dr. Greve: Um den Ungeist aus diesem „Geist" ! Zenker interessiert überhaupt nicht!)

    — Jetzt warten Sie doch mal ab, was ich zu dieser Sache zu sagen habe.
    Ich habe den Eindruck gehabt, daß wir uns im Verteidigungsausschuß bei der Besprechung der Rede des Herrn Zenker völlig klar darüber waren, daß es eine Unmöglichkeit ist, wohl von den militärischen Leistungen der Marine, der führenden Männer der Marine und der Sauberkeit der militärischen Führung der Marine — die unbestritten ist
    — zu sprechen, aber dabei völlig auszuklammern, daß ein Mann wie Dönitz der besondere politische Vertrauensmann des Herrn Hitler war. Darüber bestand völlige Klarheit. Ein solches Verfahren haben wir als unmöglich empfunden.
    Ich habe im Verteidigungsausschuß gesagt: Wenn der Herr Hitler den Herrn Dönitz gewürdigt hat, sein Nachfolger zu sein, so hat er das deswegen getan, weil der Herr Dönitz eine besonders geartete politische Grundhaltung hatte, die ihn in den Augen Hitlers geeignet erscheinen ließ, sein Amt zu übernehmen. Herr Hitler wär nach meiner Auffassung ein Verbrecher. Des besonderen politischen Vertrauens eines Verbrechers gewürdigt zu werden, ist eine Sache, die man nicht ignorieren kann und über die man, wenn man eine solche Rede zu halten hat, wie sie Herr Zenker zu halten hatte, nicht einfach hinweggehen kann.

    (Beifall bei der SPD.)

    Herr Zenker — ich sage das jetzt in aller Freundschaft, weil es mir wirklich darum geht, die Dinge in menschlich anständiger Weise auszutragen — hat bis zu seinem Eintritt in die neue Marine zehn Jahre Zeit gehabt, sich über politische Dinge zu unterrichten und sich über politische Dinge eine Meinung zu bilden. Ich habe den Eindruck, daß er diese Zeit schlecht genutzt hat, sonst hätte er eine solche Rede nicht gehalten.

    (Sehr wahr! bei der SPD.)

    Seine Rede war unmöglich, und eine solche Rede
    hätte nach meiner Überzeugung nie gehalten werden dürfen

    (Sehr gut! bei der SPD.)

    Das war auch die fast übereinstimmende Meinung sämtlicher Mitglieder des Verteidigungsausschusses meiner Fraktion. Wenn es sich jetzt darum handelt, die Bundeswehr und damit auch die Marine neu aufzubauen, dann, muß ich sagen, muß über diese Dinge völlige Klarheit bestehen. Dann muß das Wort gelten: Widerstehe den Anfängen! Führende Männer der Bundeswehr und der Marine
    dürfen keine Reden halten, die politisch zweideutig sind oder die mißverstanden werden können.

    (Sehr gut! bei der SPD.)

    Herr Zenker hätte bei der Gelegenheit, die Marine aus der Taufe zu heben, nach meiner Auffassung eine gute Möglichkeit gehabt, den jungen Anwärtern für die Marine einen klaren, unmißverständlichen und wirksamen staatsbürgerlichen Unterricht zu erteilen.

    (Zuruf von der SPD: Sehr gut, Herr Bausch!)

    Er hätte ganz ruhig etwas darüber sagen können, daß die Marine sauber und anständig gekämpft hat und daß das zu sagen ein Bedürfnis auch vor der Öffentlichkeit ist. Er hätte auch etwas sagen können über das schwere menschliche Schicksal etwa von Männern wie Raeder und Dönitz — Herr Kollege Schmid, Sie haben es ja auch getan —; auch dagegen wäre gar nichts einzuwenden gewesen. Aber er hätte dann auch in klaren und unmißverständlichen Worten etwas darüber sagen müssen, daß das politische Verhalten des Herrn Dönitz falsch und verkehrt war und daß sein Verhalten mit dazu beigetragen hat, daß ein so großes Unglück über uns gekommen ist.

    (Abg. Dr. Schmid [Frankfurt]: Daß es verbrecherisch war, hätte er sagen müssen! — Abg. Dr. Greve: Noch mehr!)

    Auch dies hätte gesagt werden können.
    Vor allen Dingen aber hätte er dann — und daß er das nicht getan hat, ist das, was ich an seinem Verhalten am meisten bedaure — ein klares, unmißverständliches Bekenntnis zur freiheitlichen Staatsordnung ablegen müssen,

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

    ein Bekenntnis der Treue zur Demokratie. Er hätte den jungen Leuten sagen müssen, daß, wenn wir ähnliche Dinge in der Zukunft vermeiden wollen, wir uns mit den letzten Kräften, mit ungeteiltem Herzen und mit der Hingabe unseres ganzen Willens einsetzen müssen für eine freiheitliche Gemeinschaftsordnung der Menschen unseres Landes.
    Meine Damen und Herren, ich möchte dem Wunsche Ausdruck geben, daß, wenn Männer der Bundeswehr oder der Marine künftighin irgendwo vor der Öffentlichkeit das Wort ergreifen, sie es dabei an dieser Klarheit des politischen Willens und der politischen Überzeugung niemals fehlen lassen und das sie das Letzte dazu tun, um die jungen Menschen, die in der Bundeswehr stehen, dazu anzuhalten, gemeinsam mit uns, die wir hier im Parlament versammelt sind, den Weg zu gehen, der zur besseren und sicheren Verankerung einer freiheitlichen Staatsordnung in den Herzen der breiten Schichten unseres Volkes führt.

    (Beifall bei der CDU/CSU, bei der SPD und bei der FDP.)



Rede von Dr. Richard Jaeger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Abgeordnete Schneider (Bremerhaven).

(Zurufe von der SPD und vom GB/BHE.)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Herbert Schneider


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich werde mich angesichts der vorgeschrittenen Zeit kurz fassen.

    (Bravorufe.)

    Die heute stattfindende Debatte beschwört wieder einmal das ganze Unglück unserer Vergangenheit


    (Schneider [Bremerhaven])

    herauf, und ich befürchte, wir werden noch sehr oft ähnliche Debatten haben. Ich glaube, wir sind alle in, diesem Hause, von links bis rechts, davon durchdrungen, daß wir alles, aber auch alles tun müssen, um diese Wunden der Vergangenheit zu heilen und den innenpolitischen Frieden im deutschen Vaterland in seiner Gesamtheit herzustellen, weil nur dann eine weitere staatliche Aufwärtsentwicklung und — um auf das Thema hier Bezug zu nehmen — eine gedeihliche Entwicklung unserer Bundeswehr gewährleistet ist.
    Eine solche Debatte, wie sie hier geführt worden ist, birgt natürlich — das muß offen ausgesprochen werden — die Gefahr in sich, daß genau das eintrifft, was wir alle vermeiden wollen, nämlich daß unter Umständen das Militär von der Politik getrennt wird. Wir müssen uns also in diesen Dingen sehr vorsichtig bewegen; denn wir alle haben ja das Anliegen, daß, wie ich von diesem Podium schon einmal gesagt habe, das Parlament unbedingt als der Freund und der Helfer der neuen deutschen Streitkräfte gelten soll und gelten muß. Wenn wir negative Dinge zu sehr überbetonen — das frage ich Sie ,—, besteht dann nicht die Gefahr, daß wir uns selber als zu unsicher hinstellen und daß dann nicht jenes Vertrauensverhältnis zustande kommt, das wir uns alle wünschen?
    Ich anerkenne den Standpunkt des Kollegen Professor Schmid vollauf, wenn ich ihn von seiner Warte betrachte. Ich bitte ihn, es mir aber nicht zu verübeln, wenn ich einen anderen Standpunkt einnehme, insbesondere in der Frage, die sich damit befaßt, ob hier die Person gespalten werden, d. h. die Politik vom Militärischen getrennt werden kann. Meine politischen Freunde von der Deutschen Partei sind der Auffassung, daß wir es hier getrost trennen können. Bekanntlich war es in der Vergangenheit zum größten Unglück unseres Volkes und Staates dem Soldaten versagt, j a direkt verboten, sich mit politischen Dingen zu befassen,

    (Abg. Dr. Schmid [Frankfurt] : Aber nicht mit moralischen Dingen, Herr Schneider!)

    — nein, ich sage ja, mit politischen Dingen —, wodurch der Soldat praktisch zu einem bloßen Handwerkszeug dieses Staates herabgewürdigt worden war. Wir sind uns alle darüber im klaren und haben es auch gesetzgeberisch verankert, daß das in Zukunft anders sein soll. Ich glaube, es gibt niemanden hier im Hause, der der Meinung wäre, daß das anders sein dürfte.
    Wenn ich aber einmal unterstelle, daß in der Betrachtung der Herren Raeder und Dönitz keine Trennung, keine Spaltung der Person erfolgen darf, dann muß ich dem Herrn Kollegen Schmid allerdings die Worte seines eigenen Parteifreundes, des Ministerpräsidenten Steinhoff von Nordrhein-Westfalen, vorhalten, die dieser anläßlich der Regierungsneubildung in Nordrhein-Westfalen gesagt hat, nämlich: es komme nicht mehr darauf an, welche politische Überzeugung jemand früher gehabt habe, sondern darauf, daß er sich heute in den demokratischen Staat einordne und in demokratischem Sinne betätige.

    (Abg. Dr. Schmid [Frankfurt]: Ausgezeichnet!)

    Meine sehr geehrten Damen und Herren, diesen Satz unterschreiben meine Freunde hundertprozentig.

    (Zurufe von der SPD: Wir auch!)

    Es ist der Standpunkt, den meine Freunde von der Deutschen Partei schon seit vielen Jahren eingenommen haben.

    (Abg. Neumann: In der letzten Sitzung hatten Sie ihn noch nicht!)

    Man soll die Wunden der Vergangenheit nicht aufreißen. Wenn wir diesem Grundsatz huldigen wollen, dann müssen wir uns aber auch alle darüber im klaren sein, daß wir keinem, der guten Willens ist, die Chance zur Mitarbeit und zur Mitverantwortung verwehren dürfen.
    Ich müßte hier jetzt eigentlich einflechten, man müßte die Rückkehr der Herren — Verzeihung, Herr Raeder ist ja zurückgekehrt —, aber die Rückkehr des Herrn Dönitz abwarten, um zu sehen, wie er sich dem demokratischen Staat gegenüber verhält.
    Meine Freunde von der Deutschen Partei sind im Gegensatz zur Meinung des Herrn Kollegen Schmid der Auffassung, daß hier eine Trennung des Politischen und des Militärischen nicht nur möglich, sondern sogar notwendig ist eben auf Grund des besonderen Status, den der Soldat in der verflossenen politischen Ara unseres Volkes gehabt hat. Und da muß ich feststellen, daß Herr Zenker, den ich persönlich nicht kenne, den ich weder zu verteidigen noch in den Abgrund zu stoßen habe, bei dem bekannten Anlaß offenbar über die Soldaten Dönitz und Raeder gesprochen hat.
    Man kann darüber streiten, ob es zweckmäßig ist, daß ein Offizier in exponierter Stellung solche Reden hält. Darüber sollten wir uns vielleicht im Verteidigungsausschuß noch einmal sehr nachdrücklich unterhalten. Ich kann nur feststellen: diese Rede ist nun einmal gehalten worden, und wenn sie zu den Soldaten Dönitz und Raeder gehalten worden ist, dann darf ich nicht unerwähnt lassen, daß in Nürnberg beide Offiziere — ich klammere das Politische ausdrücklich aus, Herr Kollege Schmid — von dem Vorwurf der Unehrenhaftigkeit ihrer Seekriegführung freigesprochen worden sind.

    (Abg. Dr. Schmid [Frankfurt] : Ich habe diesen Vorwurf nicht erhoben!)

    — Nein, das habe ich auch nicht behauptet; ich stelle das nur noch einmal fest.