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    2. Deutscher Bundestag — 104. Sitzung. Bonn, Freitag, den 30. September 1955 5737 104. Sitzung Bonn, Freitag, den 30. September 1955. Beurlaubte Abgeordnete (Anlage 1) . . 5766 B Änderungen der Tagesordnung 5738 C Beratung des Mündlichen Berichts des Haushaltsausschusses (18. Ausschuß) über den Antrag des Bundesministers der Finanzen betr. Nachträgliche Genehmigung der über- und außerplanmäßigen Ausgaben der Bundeshaushaltsrechnung für das Rechnungsjahr 1952 (Drucksachen 1576, zu 1576, 1103) 5738 D Ohlig (SPD): als Berichterstatter 5738 D Schriftlicher Bericht 5767 A als Abgeordneter . . . . 5739 B, 5745 A Dr. Globke, Staatssekretär im Bundeskanzleramt 5740 D Dr. Gülich (SPD) . . . . 5741 B, D, 5743 A Dr. Dresbach (CDU/CSU) 5741 D Ritzel (SPD) 5742 A Hartmann, Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen . . . . 5742 C Bausch (CDU/CSU) . . . . 5742 D, 5744 C Schoettle (SPD) 5743 C, 5746 B Dr. Blank (Oberhausen) (FDP) . . . 5744 A Dr. Vogel (CDU/CSU) 5745 B Dr. Conring (CDU/CSU) 5746 C Beschlußfassung 5747 A Große Anfrage der Fraktion der SPD betr. Verstöße gegen das Versammlungsgesetz (Drucksache 1609) 5747 B Mattick (SPD), Anfragender 5747 B, 5755 C, 5758 C Dr. Schröder, Bundesminister des Innern 5749 B, 5758 D, 5760 A Dr. Friedensburg (CDU/CSU) . . 5750 B, C Arnholz (SPD) . . . 5750 C, 5757 C, 5760 A Dr. Brühler (DP) 5752 C Dr. Dresbach (CDU/CSU) 5754 B Frau Dr. Brökelschen (CDU/CSU) . 5756 D, 5757 C Frau Wolff (Berlin) 5757 D Erste Beratung des Entwurfs einer Dritten Ergänzung (gemäß § 11 RWB) zum Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1955 (Drucksache 1683) . . . 5760 B Überweisung an den Haushaltsausschuß 5760 B Erste Beratung des von der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Kriegsgefangenenentschädigungsgesetzes (Drucksache 1680) in Verbindung mit der Beratung des Antrags der Fraktion der FDP betr. Durchführung des Kriegsgefangenenentschädigungsgesetzes (Drucksache 1679) 5760 C Überweisung an den Haushaltsausschuß und an den Ausschuß für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen 5760 C Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Geld und Kredit über den Antrag der Abgeordneten Wacher (Hof) u. Gen. betr. Zweimarkstücke (Drucksachen 1689, 1084) 5760 C Thieme (SPD), Berichterstatter . . . 5760 C Beschlußfassung 5760 D Beratung des Antrags der Abgeordneten Mensing u. Gen. betr. Durchführung von Betriebsprüfungen und Steuerfahndungen durch die Finanzämter (Drucksache 919) 5760 D Mensing (CDU/CSU), Antragsteller 5760 D Hartmann, Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen . . . 5763 A Corterier (SPD) 5763 D Überweisung an den Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen und an den Ausschuß für Sonderfragen des Mittelstandes 5765 C Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Bundesversorgungsgesetzes (Drucksache 1631); Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen (Drucksache 1717) . 5765 C Merten (SPD), Berichterstatter (Schriftlicher Bericht) 5772 A Beschlußfassung 5765 D Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über den Vertrag vom 4. November 1954 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den Vereinigten Mexikanischen Staaten über den Schutz der Urheberrechte ihrer Staatsangehörigen an Werken der Tonkunst (Drucksache 1597); Schriftlicher Bericht des Ausschusses für gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht (Drucksache 1721) 5765 D Wagner (Ludwigshafen) (SPD), Berichterstatter (Schriftlicher Bericht) 5773 Beschlußfassung 5766 A Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über das Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Libanon vom 8. März 1955 auf dem Gebiet des gewerblichen Rechtsschutzes (Drucksache 1640); Schriftlicher Bericht des Ausschusses für gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht (Drucksache 1722) 5766 A Wagner (Ludwigshafen) (SPD), Berichterstatter (Schriftlicher Bericht) 5774 Beschlußfassung 5766 C Nächste Sitzung 5766 C Anlage 1: Liste der beurlaubten Abgeordneten 5766 B Anlage 2: Schriftlicher Bericht des Haushaltsausschusses über den Antrag des Bundesministers der Finanzen betr. Nachträgliche Genehmigung der über- und außerplanmäßigen Ausgaben der Bundeshaushaltsrechnung für das Rechnungsjahr 1952 (Drucksache zu 1576) . . 5767 A Anlage 3: Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen über den von der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurf eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Bundesversorgungsgesetzes (Drucksache 1717) 5772 A Anlage 4: Schriftlicher Bericht des Ausschusses für gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht über den Entwurf eines Gesetzes betr. den Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den Vereinigten Mexikanischen Staaten über den Schutz der Urheberrechte ihrer Staatsangehörigen an Werken der Tonkunst (Drucksache 1721) 5773 Anlage 5: Schriftlicher Bericht des Ausschusses für gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht über den Entwurf eines Gesetzes betr. das Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Libanon auf dem Gebiet des gewerblichen Rechtsschutzes (Drucksache 1722) 5774 Die Sitzung wird um 9 Uhr 1 Minute durch den Vizepräsidenten Dr. Jaeger eröffnet.
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Matthes 15. November Dr. Miessner 15. November Hoogen 12. November Albers 5. November Jahn (Frankfurt) 29. Oktober Dr. Dr. h. c. Prinz zu Löwenstein 22. Oktober Bauer (Wasserburg) 17. Oktober Altmaier 15. Oktober Pelster 15. Oktober Dr. Pferdmenges 15. Oktober Dr. Starke 15. Oktober Eberhard 12. Oktober Kühn (Bonn) 10. Oktober Schneider (Bremerhaven) 10. Oktober Dr. Willeke 9. Oktober Dr. Horlacher 8. Oktober Frau Bennemann 1. Oktober Heiland 1. Oktober Dr. Berg 30. September Dr. Bärsch 30. September Bauer (Würzburg) 30. September Blachstein 30. September Brandt (Berlin) 30. September Brese 30. September Caspers 30. September Dr. Deist 30. September Dr. Dollinger 30. September Dr. Drechsel 30. September Erler 30. September Euler 30. September Even . 30. September Finckh 30. September Dr. Furler 30. September Gedat 30. September Dleisner (Unna) 30. September r. Gleissner (München) 30. September Dr. Greve 30. September Dr. Hammer 30. September Hansen 30. September Dr. Hesberg 30. September Held 30. September Holla 30. September Frau Dr. Hubert 30. September Illerhaus 30. September Dr. Jentzsch 30. September Frau Dr. Jochmus 30. September Frau Kalinke 30. September Dr. Königswarter 30. September Krammig 30. September Kuntscher 30. September Kurlbaum 30. September Leibfried 30. September Dr. Leiske 30. September Lemmer 30. September Frau Dr. Dr. h. c. Lüders 30. September Dr. Luchtenberg 30. September Dr. Maier (Stuttgart) 30. September Margulies 30. September Dr. Moerchel 30. September Maucher 30. September Dr. Dr. h. c. Müller (Bonn) 30. September Müller-Hermann 30. September Neuburger 30. September Dr. Pohle (Düsseldorf) 30. September Raestrup 30. September Rasch 30. September Dr. Reichstein 30. September Schneider (Hamburg) 30. September Schrader 30. September Schwann 30. September Seiboth 30. September Frau Dr. Steinbiß 30. September Unertl 30. September Dr. Wellhausen 30. September Frau Welter (Aachen) 30. September b) Urlaubsanträge Welke vom 5. Oktober bis 15. November Anlage 2 zu Drucksache 1576 (Vgl. S. 5738 D) Schriftlicher Bericht des Haushaltsausschusses (18. Ausschuß) über den Antrag des Bundesministers der Finanzen (Drucksache 1103) betreffend Nachträgliche Genehmigung der über- und außerplanmäßigen Ausgaben der Bundeshaushaltsrechnung für das Rechnungsjahr 1952 Berichterstatter: Abgeordneter Ohlig I. Der Bundeshaushaltsrechnung für das Rechnungsjahr 1952 liegen zugrunde 1. das Gesetz über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1952 (Haushaltsgesetz 1952) vom 25. Juni 1952 (BGBl. II S. 605), 2. das Gesetz über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Rechnungsjahr 1952 (Nachtragshaushaltsgesetz 1952) vom 9. April 1953 (BGBl. II S. 99), 3. der Bundeshaushaltsplan für das Rechnungsjahr 1952 (Wiederholungshaushalt zuzüglich Nachtrag). Im Jahre 1952 wurde gemäß Gesetz vom 25. Juni 1952 von der Neuaufstellung eines Bundeshaushaltsplans abgesehen. Die Wirksamkeit des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1951 als Wiederholungshaushalt wurde grundsätzlich nicht nur materiell, sondern auch formal auf das Rechnungsjahr 1952 ausgedehnt. Es ist sofort mit der Aufstellung eines Nachtrags für das Rechnungsjahr 1952 begonnen worden, der den gegenüber dem Vorjahr veränderten Verhältnissen Rechnung tragen sollte. Der Wiederholungsgrundsatz ließ sich bei den fortdauernden Ausgaben in der Regel durchführen; bei den einmaligen Ausgaben und den Ausgaben des außerordentlichen Haushalts war wegen der Natur dieser Ausgaben die Anwendung des Wiederholungsgrundsatzes in der Regel nicht möglich. Das Haushaltsgesetz 1952 hat dem Bundesminister der Finanzen die Befugnis zugesprochen, bei den fortdauernden Ausgaben gewisse Ansätze ganz oder teilweise zu sperren, weil sich im Bundeshaushaltsplan 1951 Ansätze und Zweckbestimmungen befanden, die ihrem Inhalt nach nicht ohne weiteres eine Wiederholung der Ausgabe im Rechnungsjahr 1952 erforderten oder zuließen. Bei den einmaligen Ausgaben und den Ausgaben des außerordentlichen Haushalts ist dem Wiederholungsgrundsatz in der Weise Rechnung getragen worden, daß der Bundesminister der Finanzen durch das Haushaltsgesetz 1952 ermächtigt wurde, im Rahmen der Gesamtsummen der Ansätze für einmalige und außerordentliche Ausgaben jedes Einzelplans des Bundeshaushalts 1951 an Stelle von Ansätzen, die der Art ihrer Zweckbestimmung nach für eine Wiederholung im Rechnungsjahr 1952 nicht in Frage kamen, anderweite Ansätze und Zweckbestimmungen festzusetzen, die den Bedürfnissen des Rechnungsjahres 1952 entsprachen. Die einmaligen Ausgaben aller Einzelpläne für das Rechnungsjahr 1952 wurden im ordentlichen Haushalt mit insgesamt 283 107 250 DM weniger und die außerordentlichen Ausgaben aller Einzelpläne im außerordentlichen Haushalt mit insgesamt 150 675 200 DM weniger als im Rechnungsjahr 1951 festgesetzt. Hinsichtlich der Aufteilung dieser Beträge auf die Einzelpläne wird auf Seite IV des Vorberichts zur Bundeshaushaltsrechnung 1952 verwiesen. Die beiden Gesamtbeträge wurden zur Deckung des Nachtrags im Nachtrag als Minderausgaben eingestellt. II. Nach § 83 Abs. 1 der Reichshaushaltsordnung beschließt der Bundestag auf Grund der Bundeshaushaltsrechnung über die nachträgliche Genehmigung der über- und außerplanmäßigen Ausgaben. Für das Rechnungsjahr 1952 wurden für den ordentlichen Haushalt folgende über- und außerplanmäßige Ausgaben festgestellt: (Ohlig) 1. Fortdauernde Ausgaben: a) überplanmäßig 1 521 390 535,73 DM b) außerplanmäßig 190 672 489,76 DM 1 712 063 025,49 DM 2. Einmalige Ausgaben: a) überplanmäßig 14 192 525,48 DM b) außerplanmäßig 562 781 535,56 DM 576 974 061,04 DM Demnach überplanmäßige Ausgaben (1 535 583 061,21 DM) und außerplanmäßige Ausgaben ( 753 454 025,32 DM) insgesamt: 2 289 037 086,53 DM Eine Aufstellung der über- und außerplanmäßigen Ausgaben, soweit sie in der Gesamtsumme bei einem Einzelplan den Betrag von 1 Million DM überschreiten, befindet sich auf Seite 5770. Von der Gesamtsumme der über- und außerplanmäßigen Ausgaben in Höhe von rund 2 289,0 Mio DM entfallen auf Verteidigungslasten Einzelplan XXIV = 1237,7 Mio DM Einzelplan XXV = 9,1 Mio DM 1 246,8 Mio DM; demnach verbleiben über- und außerplanmäßige Ausgaben, die nicht Verteidigungslasten betreffen, = 1 042,2 Mio DM. Dieser Betrag von 1 042,2 Mio DM verteilt sich auf: in Mio DM 1. Beihilfen für Vermittlungs- und Bearbeitungsgebühren anläßlich der Eingliederung von Vertriebenen — Einzelplan X Kap. 1 Tit. hinter 54 (S. 1552) - = 1,0 2. Kosten der Vorratshaltung landwirtschaftlicher Erzeugnisse — Einzelplan X Kap. E 11 Tit. 5 (S.1561) — = 10,3 3. Erstattung von Ausgleichs- und Unterschiedsbeträgen für Einfuhrgüter der Land- und Ernährungswirtschaft im Rahmen des Importausgleichsgesetzes — Einzelplan X Kap. E 11 Tit. hinter 24 (S. 1561) — = 5,9 4. Arbeitslosenhilfe — Einzelplan XI Kap. 1 a (S. 1563) — = 104,5 5. Sozialversicherung — Einzelplan XI Kap. 1c (S. 1564/1567) — = 137,4 6. Zuschuß an das Land Berlin zur Unterhaltung und Instandsetzung der Westberliner Wasserstraßen — Einzelplan XII Kap. 2 Tit. hinter 38 (S. 1570) — = 2,4 7. Betriebsbeihilfe für die See-, Küsten- und Binnenschiffahrt zur Verbilligung von Dieselkraftstoff — Einzelplan XII Kap. E 11 Tit. 6 (S. 1576) — = 3,5 8. Darlehen an Berlin — Einzelplan XXII Kap. E 11 Tit. hinter 1 (S. 1582) — = 62,0 Übertrag: 327,0 in Mio DM Übertrag: 327,0 9. Wiedergutmachung Israel — Einzelplan XXIII Kap. 3 Tit. hinter 8 (S. 1583) — = 80,0 10. Zahlung an Svenska-TändsticksAktiebolaget auf Grund des Vergleichs vom 29. April 1953 — Einzelplan XXIII Kap. 3 Tit. hinter 8 (S. 1583) — = 3,0 11. Prägekosten usw. für Münzwesen — Einzelplan XXIII Kap. 4 Tit. 1 (S. 1584) - = 7,6 12. Sofortmaßnahmen in den Gebieten an der Sowjetzonengrenze aus Anlaß der Grenzsperre — Einzelplan XXIII Kap. E 14 Tit. hinter 1 (S. 1584) — = 3,1 13. Darlehen an Rheinland-Pfalz — Einzelplan XXIII Kap. E 14 (S. 1585) — = 4,0 14. Abdeckung der kassenmäßigen Mehrausgabe 1951 beim ordentlichen Haushalt und eines Teils der kassenmäßigen Mehrausgabe 1951 beim außerordentlichen Haushalt — Einzelplan XXIII Kap. hinter E 15 (S. 1585) — = 301,3 15. Abdeckung der kassenmäßigen Mehrausgabe 1952 beim außerordentlichen Haushalt — Einzelplan XXIII Kap. hinter E 15 (S. 1586) — = 107,9 16. Beitrag der Länder zum Haushalt 1947 — Einzelplan XXIII Kap. hinter E 19 (S. 1586) — = 2,0 17. Darlehen an die Pensionskasse deutscher Privateisenbahnen — Einzelplan XXIII Kap. hinter E 19 (S. 1587) - = 6,0 18. Darlehen an Schleswig-Holstein — Einzelplan XXIII Kap. hinter E 19 (S. 1588) — = 70,0 19. Kriegsfolgenhilfe — Einzelplan XXVI Kap. 1 (S. 1589/1590) — = 73,0 20. Kriegsopferversorgung —Einzelplan XXVI Kap. 4 (S. 1591/1593) — = 50,5 21. Sonstige kleinere über- und außerplanmäßige Ausgaben im Einzelbetrage von unter 1 Million DM = 6,8 1 042,2 In diesem Betrag sind rund 59 Mio DM Haushaltsvorgriffe (§ 30 Abs. 3 RHO) enthalten, die von den im Haushaltsplan des Rechnungsjahres 1953 für den gleichen Zweck veranschlagten Haushaltsmitteln vorweg abgesetzt werden und somit im Rechnungsjahr 1953 ihre haushaltsmäßige Deckung finden. Der Gesamtsumme der über- und außerplanmäßigen Ausgaben des Rechnungsjahres 1952 nach der Anlage I der Rechnung in Höhe von 2 289,0 Mio DM (= 11 v. H. des Haushaltssolls, wovon allein 6 v. H. auf die Verteidigungslasten entfallen) steht beim ordentlichen Haushalt ein rechnungsmäßiger Fehlbetrag von nur 152,9 Mio DM (= 0,7 v. H. des Haushaltssolls) gegenüber. Dieser Vergleich zeigt, daß der überwiegende Teil der über- und außerplanmäßigen Ausgaben des Rech- (Ohlig) nungsjahres 1952 durch entsprechende Einsparungen an anderer Stelle, d. h. durch Minderausgaben, aufgefangen und gedeckt werden konnte. In dem Fehlbetrag von 152,9 Mio DM sind jedoch nicht die Vorgriffe in Höhe von rund 59 Mio DM enthalten, die ihre haushaltsmäßige Deckung im Haushalt 1953 finden. Diese Vorgriffe belasten mithin lediglich das kassenmäßige Ergebnis des Rechnungsjahres 1952. Der rechnungsmäßige Fehlbetrag 1952 beim ordentlichen Haushalt in Höhe von 152,9 Mio DM wird wie folgt ermittelt: in Mio DM Mindereinnahmen (Verschlechterung) — S. 57 — = — 107,5 ( 0,5 v. H.) Minderausgaben bei den fortdauernden Ausgaben (Verbesserung) — S. 59 — = + 988,9 ( 5,2 v. H.) Mehrausgaben bei den einmaligen Ausgaben (Verschlechterung) — S. 61 - = — 1 034,3 (58,6 v. H.) Fehlbetrag 1952 (vgl. Erläuterung zu A — Ordentlicher Haushalt (S. 65) = 152,9 ( 0,7 v. H.) III. Die Begründungen für sämtliche über- und außerplanmäßigen Ausgaben wurden bei allen Einzelplänen geprüft. In einzelnen Fällen ist die Verwaltung um weitere Auskünfte gebeten oder — einer Übung des Reichstages entsprechend — der Bundesrechnungshof ersucht worden, zu der Frage des unabweisbaren Bedürfnisses und der Unvorhersehbarkeit noch besonders Stellung zu nehmen. Nach Art. 112 GG bedürfen Haushaltsüberschreitungen und außerplanmäßige Ausgaben der Zustimmung des Bundesministers der Finanzen. Sie darf nur im Falle eines unvorhergesehenen und unabweisbaren Bedürfnisses erteilt werden. Nach § 33 Abs. 1 RHO muß die vorherige Zustimmung des Bundesministers der Finanzen vorliegen. Soweit hiernach über- und außerplanmäßige Ausgaben im Betrage von 10 000 DM und darüber geleistet worden sind, sind sie vierteljährlich dem Bundestag mitzuteilen (§ 33 Abs. 1 letzter Satz RHO). Diese vierteljährlichen Mitteilungen sind im Rechnungsjahr 1952 nicht erfolgt. In den Rechnungsjahren 1949 bis einschließlich 1952 haben noch erhebliche Anfangsschwierigkeiten vorgelegen; selbst die Begründungen für die Haushaltsüberschreitungen wurden aus den Anträgen der Ressorts übernommen, ohne daß eine Möglichkeit bestand, diese Begründungen vor der Genehmigung der Anträge auf ihre Geeignetheit zur Aufnahme in die Anlage I der Bundeshaushaltsrechnung zu überprüfen. Vom Rechnungsjahr 1953 ab ist jedoch vom Bundesministerium der Finanzen ein besseres Überwachungssystem eingeführt worden. Von diesem Zeitpunkt ab wird nunmehr der Wortlaut der in der Anlage I der Bundeshaushaltsrechnung aufzunehmenden Begründungen der über- und außerplanmäßigen Ausgaben vor der Genehmigung auch daraufhin geprüft, ob aus ihm das Erfordernis des Art. 112 GG ersichtlich ist. Außerdem unterliegen die Haushaltsüberschreitungen hinsichtlich ihrer Notwendigkeit und Zulässigkeit der späteren Nachprüfung durch den Bundesrechnungshof. Im einzelnen wird bemerkt: 1. Der Haushaltsausschuß lenkt die Aufmerksamkeit des Bundestages auf den Einzelplan IX — Bundesministerium für Wirtschaft — Kap. E 12 — Bundesstelle für den Warenverkehr der gewerblichen Wirtschaft — Tit. hinter 7 — Entschädigungen an die Stadt Köln für Mehrkosten, die beim Wiederaufbau der Unterkunft für die Bundesstelle für den Warenverkehr in der in Aussicht genommenen alten Universität Köln entstanden sind - - Außerplanmäßige Ausgabe 250 000 DM —. Diese hohe Mehrausgabe ist auf einen Vergleich zwischen dem Bundeswirtschaftsministerium und der Stadt Köln zurückzuführen, weil die von der Bundesregierung getroffenen Maßnahmen infolge eines späteren Beschlusses des Bundestages praktisch undurchführbar wurden. Eine klare Trennung der Aufgaben der Exekutive und der Legislative sollte beachtet werden, um Mehrausgaben zu vermeiden. 2. Zu Einzelplan XXII — Finanzielle Hilfe für Berlin — Kap. E 11 Tit. hinter 1 — Darlehen an das Land Berlin —— Außerplanmäßige Ausgabe 62 Mio DM — wurde festgestellt, daß es sich hierbei um eine auf Veranlassung des Bundesrechnungshofes erfolgte Buchung handelt. Der Haushaltsausschuß hat den Betrag im Jahre 1949 genehmigt. Er ist damals im Vorschußbuch statt in der Rechnung des Einzelplans XXIII nachgewiesen worden. Der Haushaltsausschuß stellt ausdrücklich fest, daß sich durch diesen Buchungsvorgang an dem Charakter als „Darlehen" nichts geändert hat. 3. Die beim Einzelplan XXIV — Verteidigungslasten einschließlich Besatzungskosten und Auftragsausgaben — Kap. 1 bis 3 — Besatzungskosten und Auftragsausgaben der Klassen I und II im Bundesgebiet - - Überplanmäßige Ausgabe 1 237 690 392,50 DM — gegebene Begründung, wonach die Überschreitung „unabweisbar und deutscherseits nicht zu beeinflussen" gewesen sei, wurde vom Rechnungsprüfungsausschuß des Haushaltsausschusses als unzureichend bezeichnet und deshalb eine entsprechende Berichtigung und Ergänzung der Begründung durch den Bundesminister der Finanzen für erforderlich gehalten.*) 4. Bei der überplanmäßigen Ausgabe von 9 062 413,98 DM beim Einzelplan XXV — Verteidigungslasten einschließlich Besatzungskosten und Auftragsausgaben der Auslaufzeit 1951 — Kap. 1 bis 6 — Besatzungskosten und Auftragsausgaben (Klassen I und II) der Auslaufzeit 1951 und 1950 im Lande Berlin — handelt es sich um die gleiche Herausstellung der rechtlichen Basis wie bei dem vorerwähnten Einzelplan XXIV — Kap. 1 bis 3 —. Aufstellung der über- und außerplanmäßigen Ausgaben, soweit sie in der Gesamtsumme bei einem Einzelplan den Betrag von 1 Million DM überschreiten Einzelplan Fortdauernde Ausgaben Einmalige Ausgaben Summe überplanmäßig außerplanmäßig überplanmäßig außerplanmäßig DM DM DM DM DM VI Bundesministerium des Innern 1 428 495,77 600 305,- 47 046,38 69 327,88 2 145 175,03 X Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 393 154,01 1 260 987,17 10 292 460,83 5 920 791,10 17 867 393,11 XI Bundesministerium für Arbeit 138 660 482,50 103 334 191,89 5 416,32 - 242 000 090,71 XII Bundesministerium für Verkehr 1 067 977,71 2 400 558,50 3 720 663,15 59 443,38 7 248 642,74 XXII Finanzielle Hilfe für Berlin - - - 62 000 000,- 62 000 000,- XXIII Allgemeine Finanzverwaltung 7 793 220,39 83 004 640,- 15 000,- 494 286 435,18 585 099 295,57 XXIV Verteidigungslasten einschließlich Besatzungskosten und Auftragsausgaben 1 237 690 392,50 - - - 1 237 690 392,50 XXV Verteidigungslasten einschließlich Besatzungskosten und Auftragsausgaben der Auslaufzeit 1951 9 062 413,98 - - - 9 062 413,98 XXVI Soziale Kriegsfolgelasten 124 080 496,15 776,85 - - 124 081 273,- Summe: 1 520 176 633,01 190 601 459,41 14 080 586,68 562 335 997,54 2 287 194 676,64 5. Der Haushaltsausschuß macht ferner auf die Tit. 22 — Gerichts- und ähnliche Kosten — Mehrausgaben beim Einzelplan X — Bundes- —: Überplanmäßige Ausgabe 207 273,69 DM — ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — und Kap. 10 — Außenstelle für Erzeugnisse der Er- Kap. E 11 Tit. hinter Tit. 24 — Erstattung von nährung und Landwirtschaft — Ausgleichs- und Unterschiedsbe- (Ohlig) trägen für Einfuhrgüter der Land- und Ernährungswirtschaft im Rahmen des Importausgleichsgesetzes - - Außerplanmäßige Ausgabe 5 918 399,03 DM — aufmerksam. Die Höhe dieser Mehrausgaben und das ganze Gebiet des Importausgleichs sind von solcher Bedeutung, daß hierzu noch besondere Ausführungen für erforderlich gehalten werden. Der Rechnungsprüfungsausschuß des Haushaltsausschusses beschloß in seiner 11. Sitzung vom 4. April 1955, den Bundesrechnungshof zu ersuchen, sich bei der Prüfung der Abwicklung des Haushalts 1952 noch einmal gründlich mit diesen Vorgängen zu beschäftigen. *) Anmerkung zu III, 3 und 4 Der Bundesminister der Finanzen hat in seinem an den Vorsitzenden des Rechnungsprüfungsausschusses des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages gerichteten Schreiben vom 7. April 1955 — II E/2 — BL 1305 — 69/55 — folgendes ausgeführt: „Der Rechnungsprüfungsausschuß hat in seiner Sitzung vom 4. April 1955 um ergänzende Begründung der überplanmäßigen Ausgaben bei den Einzelplänen XXIV und XXV für das Rechnungsjahr 1952 gebeten. Demgemäß darf ich folgendes mitteilen: 1. Überplanmäßige Ausgaben beim Einzelplan XXIV (vgl. S. 1589 der gedruckten Bundeshaushaltsrechnung für 1952) Im Vorwort zu den Einzelplänen XXIV und XXV der Bundeshaushaltsrechnung für 1952 (vgl. S. 1433 und 1445 der gedruckten Bundeshaushaltsrechnung) IV. Der Haushaltsausschuß gibt der Hoffnung Ausdruck, daß die schon so lange beabsichtigte Reform des Bundeshaushaltsrechts beschleunigt wird, weil es darauf ankommt, mehr Klarheit über die mit den Bundesfinanzen zusammenhängenden Sachverhalte zu gewinnen. Bonn, den 14. September 1955 Ohlig Berichterstatter wurde darauf hingewiesen, daß die Besatzungskosten und Auftragsausgaben (Einzelplan XXIV und XXV) im Bundesgebiet nach den Vereinbarungen der Bundesregierung mit der Alliierten Hohen Kommission vom 26. Mai 1952 — AGSEC (52) 486 — und 25. April 1953 — AGSEC (53) 375 — für die Zeit vom 1. April 1952 ab auf einen monatlichen Durchschnittsbetrag von 600 Mio DM begrenzt worden sind. Demzufolge beträgt das Limitierungssoll für das Rechnungsjahr 1952 600 Mio DM X 12 = 7 200 Mio DM. Auf diesen Betrag sind alle Ausgaben anzurechnen, die sich auf nach dem 31. März 1952 ausgestellte alliierte Zahlungsdokumente beziehen. Die Ausgabengestaltung liegt in den Händen der Besatzungsmächte; sie kann von deutscher Seite nicht maßgeblich beeinflußt werden. Bei der Gegenüberstellung von Soll und Ist der Ausgaben der Einzelpläne XXIV und XXV (Bundesgebiet) ergibt sich folgendes Zahlenbild: Einzelplan Haushalts-Soll Ist mehr (+) DM DM weniger (—) DM 1 2 3 4 XXIV (Bundesgebiet) Kap. 1 bis 3 5 195 144 800 6 432 835 192,50 +1 237 690 392,50 Kap. 4 1 142 072 300 — —1 142 072 300,— XXV (Bundesgebiet) Kap. 1 bis 6 1 489 540 500 829 920 717,99 — 659 619 782,01 Zusammen 7 826 757 600 *) . 7 262 755 910,49 — 564 001 689,51 *) Das Limitierungssoll beträgt 7 200 Mio DM. Hiernach findet die überplanmäßige Ausgabe der Kap. 1-3 des Einzelplans XXIV in Höhe von 1 237 690 392,50 DM durch die Einsparungen an anderer Stelle in Höhe von 1 142 072 300,- +659 619 782,01 - 1 801 692 082,01 DM ihre Deckung. Bei einem Vergleich des Limitierungssolls von 600 Mio DM X 12 = 7 200 Mio DM mit den Istausgaben der Einzelpläne XXIV und XXV (Bundesgebiet) von rd. 7 263 Mio DM ergibt sich eine Überschreitung von rd. 63 Mio DM, die darauf zurückzuführen ist, daß in den Ausgaben von rd. 7 263 Mio DM ein Betrag von rd. 63 Mio DM enthalten ist, der sich auf vor dem 1. April 1952 ausgestellte alliierte Zahlungsdokumente bezieht, die nach den oben erwähnten Vereinbarungen auf den Limitierungsbetrag von 7 200 Mio DM nicht angerechnet werden dürfen. Zusammenfassend ist zu sagen, daß die Istausgaben der Besatzungskosten und Auftragsausgaben für das Rechnungsjahr 1952, soweit sie für das Bundesgebiet geleistet worden sind, sich einerseits im Rahmen der mit den Besatzungsmächten getroffenen Vereinbarungen halten und andererseits das deutsche Haushaltssoll um rd. 564 Mio DM unterschreiten. 2. Überplanmäßige Ausgabe beim Einzelplan XXV (vgl. S. 1589 der gedruckten Bundeshaushaltsrechnung für 1952) Die Besatzungskosten und Auftragsausgaben für Berlin werden ebenfalls bei den Einzelplänen XXIV und XXV nachgewiesen. Bei der Gegenüberstellung von Soll und Ist der Ausgaben ergibt sich folgendes Zahlenbild: (Ohlig) Einzelplan Soll Ist mehr (+) weniger (—) DM DM DM 1 2 3 4 XXIV (Berlin) 143 592 400 141 395 564,68 —2 196 835,32 XXV (Berlin) 15 000 000 24 062 413,98 +9 062 413,98 Zusammen 158 592 400 165 457 978,66 +6 865 578,66 Nach dem Gesetz über die Stellung des Landes Berlin im Finanzsystem des Bundes (Drittes Überleitungsgesetz) vom 4. Januar 1952 (BGBl. I S. 1) trägt der Bund mit Wirkung vom Beginn des Rechnungsjahres 1951 ab die Aufwendungen für Besatzungskosten und Auftragsausgaben in Berlin. Nach der Note der Alliierten Kommandantur Berlin vom 6. November 1950 — BK/0(50)96 — hat die deutsche Seite die von den Besatzungsmächten zur Leistung der Besatzungskosten und Auftragsausgaben für ein Rechnungsjahr angeforderten Mittel, die während dieses Jahres nicht in Anspruch genommen worden sind, noch während der Dauer des ganzen folgenden Rechnungsjahres, das mit dem jeweiligen 30. Juni zu enden hat, zur Verfügung zu stellen, damit die von den Besatzungsmächten in der Zeit vor dem 1. April eingegangenen Verpflichtungen finanziell abgewickelt werden können. Zur Leistung dieser Ausgaben wurden beim Einzelplan XXV für Berlin mangels geeigneter alliierter Unterlagen im Wege der Schätzung 15 Mio DM ausgebracht. Die Schätzung hat sich als zu gering erwiesen. Da die Ausgabengestaltung in den Händen der Besatzungsmächte liegt und von deutscher Seite nicht maßgeblich beeinflußt werden kann, war die hier eingetretene Überschreitung unvermeidlich." Anlage 3 Drucksache 1717 (Vgl. S. 5765 C) Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen (29. Ausschuß) über den von der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurf eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Bundesversorgungsgesetzes (Drucksache 1631) Berichterstatter: Abgeordneter Merten Die §§ 19 bis 21 des Bundesversorgungsgesetzes regeln den Ersatz der Kosten, die den Krankenkassen mit der Durchführung der Heilbehandlung nach dem BVG erwachsen. Während im § 20 eine volle Kostenersatzpflicht des Bundes für die Fälle sichergestellt ist, in denen die Krankenkassen nur nach den Vorschriften des BVG verpflichtet sind, Heilbehandlung einschließlich Heilanstalt- und Hauspflege sowie Kranken- und Hausgeld zu gewähren, ist in § 19 BVG nur ein teilweiser Kostenersatz dieser Aufwendungen vorgesehen, wenn für versicherte Versorgungsberechtigte bereits eine Leistungsverpflichtung nach der Reichsversicherungsordnung besteht. Diese, in erster Linie mit Rücksicht auf die von den Versicherten geleisteten Beiträge in § 19 getroffene Regelung sollte nach dem Willen des Gesetzgebers ursprünglich auf drei Jahre begrenzt bleiben, um den sich gerade in den ersten Jahren nach Inkrafttreten des BVG durch die Behandlung von Schädigungsfolgen noch ergebenden besonderen finanziellen Belastungen der Krankenkassen gerecht zu werden. Der Gesetzgeber glaubte, im Hinblick auf die insbesondere durch Ausheilung der Schädigungsfolgen bedingten, im Laufe der Jahre immer geringer werdenden Aufwendungen der Krankenkassen für ver- sicherte Beschädigte mit einer Frist von drei Jahren auskommen zu können. Die Entwicklung hat jedoch gezeigt, daß sich vornehmlich durch die Eingliederung zahlreicher Beschädigter in den Arbeitsprozeß und damit in ein Versicherungsverhältnis die Aufwendungen der Krankenkassen für die Heilbehandlung nach dem BVG in den letzten Jahren nur unerheblich vermindert haben. Bei der Verabschiedung des Zweiten Gesetzes zur Änderung und Ergänzung des Bundesversorgungsgesetzes im Juli 1953 war daher bereits eine Verlängerung der Frist um zwei Jahre beschlossen worden. Da eine wesentliche Veränderung der Verhältnisse bisher nicht eingetreten ist und die in § 19 Abs. 1 BVG gesetzte Frist am 30. September d. J. abläuft, ist eine Gewährung des Kostenersatzes an die Krankenkassen auf weitere drei Jahre erforderlich. Der Ausschuß für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen hat die diesbezügliche, in Drucksache 1631 wiedergegebene Änderung des Bundesversorgungsgesetzes einstimmig angenommen. Bonn, den 28. September 1955 Merten Berichterstatter Anlage 4 Drucksache 1721 (Vgl. S. 5765 D) Schriftlicher Bericht des Ausschusses für gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht (17. Ausschuß) über den Entwurf eines Gesetzes über den Vertrag vom 4. November 1954 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den Vereinigten Mexikanischen Staaten über den Schutz der Urheberrechte ihrer Staatsangehörigen an Werken der Tonkunst (Drucksache 1597) Berichterstatter: Abgeordneter Wagner (Ludwigshafen) Das Abkommen stellt zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Mexiko die Gegenseitigkeit für den Schutz von Werken der Tonkunst und der dazugehörenden Texte her. Das Abkommen entspricht einem französisch-mexikanischen Abkommen vom 11. Dezember 1950 und wurde auf Grund von Wünschen abgeschlossen, die aus Kreisen der deutschen Komponisten und Textdichter geäußert worden sind. Das Abkommen wird sich für die deutschen Komponisten und Textdichter vorteilhaft auswirken, weil diese bisher nur durch Registrierung ihrer Werke in Mexiko auf Grund der innerstaatlichen mexikanischen Gesetzgebung einen Schutz erlangen konnten. Von dieser Möglichkeit ist nur in sehr wenigen Fällen Gebrauch gemacht worden. Die deutschen Komponisten und Textdichter waren also bisher mangels eines Urheberrechtsschutzes in Mexiko außerstande, ihre Werke dort nutzbringend zu verwerten. Demgegenüber sieht das Abkommen nunmehr vor, daß die Werke deutscher Komponisten und Textdichterin Mexiko schon auf Grund der bloßen Tatsache ihrer Schöpfung ohne Erfüllung besonderer Formvorschriften geschützt sind. Das Abkommen ist allerdings für die deutschen Komponisten und Textdichter nur so lange von Bedeutung, als Mexiko nicht dem Welturheberrechtsabkommen beigetreten ist. Es steht jedoch noch nicht fest, ob und gegebenenfalls wann Mexiko das Welturheberrechtsabkommen ratifizieren wird. Selbst wenn dies aber in absehbarer Zeit der Fall sein sollte, wird der Schutz der Werke deutscher Komponisten und Textdichter durch das Abkommen jedenfalls für die Zwischenzeit bis zum Inkrafttreten des Welturheberrechtsabkommens zwischen der Bundesrepublik und Mexiko gewährleistet. Der Ausschuß hat daher das Abkommen gebilligt. Er empfiehlt, der Gesetzesvorlage zuzustimmen. Bonn, den 29. September 1955 Wagner (Ludwigshafen) Berichterstatter Anlage 5 Drucksache 1722 (Vgl. S. 5766 A) Schriftlicher Bericht des Ausschusses für gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht (17. Ausschuß) über den Entwurf eines Gesetzes über das Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Libanon vom 8. März 1955 auf dem Gebiet des gewerblichen Rechtsschutzes (Drucksache 1640) Berichterstatter: Abgeordneter Wagner (Ludwigshafen) Das Abkommen verfolgt den Zweck, die kriegs- und nachkriegsbedingten Beeinträchtigungen des Schutzes deutscher gewerblicher Schutzrechte im Libanon zu beseitigen. Es setzt damit die Reihe der bereits mit einer größeren Zahl anderer Staaten auf dem Gebiet des gewerblichen Rechtsschutzes geschlossenen Abkommen fort. Das Abkommen sieht zunächst die Freigabe der auf Grund der libanesischen Kriegsgesetzgebung beschlagnahmten deutschen Alt-Warenzeichen vor. Außerdem sollen diejenigen Patente, Warenzeichen und gewerblichen Muster oder Modelle, die erst nach dem 1. Dezember 1950, dem Stichtag für die Zulassung des Neuerwerbs deutscher gewerblicher Schutzrechte im Libanon, angemeldet und auf Grund der libanesischen Kriegsgesetzgebung noch auf den Namen des Feindvermögensverwalters eingetragen worden sind, durch Umschreibung den deutschen Berechtigten freigegeben werden. Über diese Freigabe deutscher gewerblicher Schutzrechte hinaus wurde in dem Abkommen für die Staatsangehörigen beider vertragschließenden Länder die Möglichkeit einer rückwirkenden Erneuerung von Warenzeichen, deren Schutzdauer mangels einer rechtzeitigen Erneuerung abgelaufen ist, und eine Verlängerung der in der Pariser Verbandsübereinkunft zum Schutze des gewerblichen Eigentums für die Einreichung von Anmeldungen gewerblicher Schutzrechte vorgesehenen Prioritätsfristen vereinbart. Mit dieser Regelung stellt das Abkommen die normalen Beziehungen zwischen den beiden vertragschließenden Ländern auf dem Gebiet des gewerblichen Rechtsschutzes wieder her und bereinigt die Schwierigkeiten, die in der Kriegs- und Nachkriegszeit auf diesem Gebiet entstanden waren. Der Ausschuß hat daher das Abkommen gebilligt. Er empfiehlt, der Gesetzesvorlage zuzustimmen. Bonn, den 29. September 1955 Wagner (Ludwigshafen) Berichterstatter
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Ernst-Christoph Brühler


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DP)

    Nein. Meine Damen und Herren, ich wußte, daß das einmal kommen würde. Ich selber stelle grundsätzlich keine Fragen an den jeweiligen Redner. Ich bin aber bereit, am Ende meiner Ausführungen jede Frage zu beantworten.


    (Dr. Brühler)

    Meine Damen und Herren, ich bin also in Goslar gewesen. Ich habe auch ein paar Leute gesehen, die sozusagen in Uniform aufgetreten sind.

    (Zuruf von der SPD: Aha!)

    — Soweit man das Uniform nennen kann; für mein militärisches Auge waren es keine Uniformen.

    (Zuruf von der SPD: Waren sie nicht stramm genug?)

    Die illustrierten Zeitungen haben sich auf diese sogenannten uniformierten Leute gestürzt, man hat sie fotografiert,

    (Zuruf von der SPD)

    und dann ist das Ganze, als große Sensation aufgemacht, in der deutschen illustrierten Presse erschienen.

    (Abg. Frau Dr. Brökelschen: Sehr richtig!)

    Aber, meine Damen und Herren, lassen Sie mich doch einmal sagen, was das Wesentliche an dieser Tagung war. Ich bin gebeten worden, vor dem Stahlhelm zu reden, und habe dem Stahlhelm zugesagt. Ich bin nicht Mitglied des Stahlhelms; aber ich habe als Deutscher ein Interesse daran
    — das kann jeder haben, ob er rechts steht oder links, das spielt ja gar keine Rolle —, daß dieser Stahlhelm, in dem sehr viele gute Leute sind — sehr viele gute Leute! —, bis zu einem gewissen Grade für die heutige Zeit erzogen wird.

    (Lachen in der Mitte.)

    — Bitte, meine Herren, das ist mein absoluter Ernst Ich bitte Sie, nicht darüber zu lachen; das hat ja keinen Sinn. Hören Sie mir doch einmal zu und sagen Sie mir hinterher: „Das ist ein Radikalinski!" oder sonst etwas.
    Deshalb also bin ich da hingefahren. Ich habe vorher eine Unterredung von etwa anderthalb Stunden mit dem ehemaligen Generalfeldmarschall Kesselring gehabt.

    (Zuruf von der SPD: Aha!)

    Herr Kesselring hat mir gesagt, als ich ihm die Grundzüge meiner Rede dargelegt habe — das Wesentliche hatte ich aufgeschrieben; denn es ist sehr gut, wenn man das nachher schriftlich besitzt —, daß er damit in jeder Beziehung einverstanden sei. Er hat mir nach meiner Rede gesagt, das sei die Sprache, die der Stahlhelm brauche.

    (Zurufe von der SPD: Aha!)

    Was habe ich nun als das Wesentliche gesagt, meine Damen und Herren? Ich habe gesagt, zu Beginn unserer Geschichte, noch weitgehend in der Sage verhaftet, gebe es zwei Sagen. Die eine sei das Nibelungenlied, das Heldenlied von Tragik und von Kraft.

    (Abg. Dr. Menzel: Und das andere war das Horst-Wessel-Lied!)

    — Ach, Herr Dr. Menzel,

    (Abg. Dr. Menzel: Damit hat es doch geendet!)

    ich habe in meinem ganzen Leben das Horst-Wessel-Lied nicht gesungen!

    (Abg. Dr. Menzel: Der Stahlhelm hat aber mit dem Horst-Wessel-Lied geendet!)

    — Es hat nicht mit dem Horst-Wessel-Lied geendet. Das ist nicht wahr, jedenfalls solange ich dagewesen bin, hat es das nicht gegeben.

    (Abg. Meitmann: Als der Stahlhelm geschlossen zu den Nazis übergelaufen war, hat er bei jeder Veranstaltung das „WurstKessel-Lied" gesungen!)

    — Ich würde es für sehr unfruchtbar halten, wenn wir uns hier auf eine Nazidebatte einließen.

    (Abg. Dr. Menzel: Das ist wohl zu unbequem für Sie?)

    Ich würde das für sehr unklug halten. Ich selbst bin Naziopfer und würde in diesem Punkt sehr gut abschneiden; aber aus anderen Gründen halte ich es nicht für sehr klug.
    Ich habe weiter gesagt, das zweite Lied sei das Gudrun-Lied, das Lied der heldischen Geduld. Dann habe ich wörtlich gesagt: „Geduld ist die Tugend eines besiegten Volkes, und Geduld ist die Sprache der Götter". Ich habe die Leute gewarnt und ihnen erklärt: Ich weiß, wie man die Volksseele zum Kochen bringen kann; ich könnte Ihnen jetzt nach dem Munde reden; ich gebe Ihnen aber ein paar Gedanken mit, die Sie zu Hause überlegen müssen, wenn Sie überhaupt als Stahlhelm bestehenbleiben wollen. — Dann habe ich ihnen gesagt, daß sie sich von jedem Radikalismus abwenden müßten, daß wir zwölf Jahre unter dem schaurigsten Radikalismus gelebt und gelitten hätten und daß sie um Gottes willen nicht in die alten Fehler, die auch vom Stahlhelm gemacht worden seien, zurückfallen dürften.
    Das etwa war das, was ich gesagt habe. Ich habe es ausgemalt und habe es immer weiter verbreitet. Ich habe gesagt: Eine Gemeinschaft wie der Stahlhelm — ich wiederhole: ich bin nicht Mitglied des Stahlhelms — kann, was sie doch will, eine wirkliche Elite nur bilden, d. h. Menschen, die später in Deutschland auch mit führen könne, wenn sie jeden Radikalismus ablehnt; wenn er das nicht tut, dann hat der Stahlhelm jede Existenzberechtigung verloren.
    Der Herr Innenminister hat es auch mit aller Klarheit gesagt, wie es mit der Uniformtragerei bisher gewesen ist. Sehen Sie, das ist ja alles Schwindel, Herr Kollege Friedensburg, daß der Generalfeldmarschall Kesselring ein Interview in Amerika gegeben habe. Das ist ja alles Schwindel, daß er in amerikanischen Zeitungen geschrieben habe. Es ist effektiv so — ich habe mir das in der Unterredung selber zeigen lassen —, daß es den Leuten verboten war, in Uniform aufzutreten. Als trotzdem einige in Uniform aufgekreuzt sind, ist das sofort verhindert worden. Dann, Herr Kollege Friedensburg, waren auch nicht Hunderte von Polizisten da, sondern es war nur eine Hundertschaft da. Und wann hat diese Hundertschaft bei diesem sehr disziplinierten Anmarsch, bei dem übrigens auch etwa 2- bis 3000 Goslarer dabeigewesen sind, eingegriffen? Als nämlich diese Leute
    — ich will gar nicht untersuchen, von wem sie geschickt worden sind: ich will Ihnen nur nachher noch einiges über diese Leute sagen,

    (Abg. Dr. Friedensburg: 600 Polizisten!)

    die einen sehr traurigen Eindruck machten — die Internationale gesungen haben, da hat die Polizei eingegriffen. Vorher war es gar nicht nötig. Daß sie den anfahrenden früheren Generalfeld-


    (Dr. Brühler)

    marschall Kesselring mit grausigen Chören und „Nieder"-Schreien begrüßt haben, nehme ich den Leuten gar nicht übel. Aber hinterher ist nicht nur einer, sondern es sind Dutzende von diesen Leuten zu Stahlhelmern gekommen und haben gesagt: „Wir haben nur soundso viel Geld bekommen", und viele von den Stahlhelmern haben vielleicht an die großen sozialen Taten gedacht — das muß nämlich auch gesagt werden —, die der alte Stahlhelm seinerzeit, am Anfang und weiterhin vollbracht hat, und haben sie beherbergt! So ist es gewesen!

    (Beifall rechts. — Zurufe von der SPD.)

    — Da können Sie sagen, was Sie wollen. Was hat er an Aufbauarbeit damals im alten Deutschland geleistet!

    (Abg. Arnholz: Und was hat er zerstört! — Weitere Zurufe von der SPD.)

    — Schlagen Sie ruhig auf den Tisch; was ich zu sagen habe, das sage ich. Daß er nachher, 1933, damals leider nicht von Duesterberg, sondern völlig falsch von Seldte geführt, in diesen Nazisog hineingekommen ist, ist bedauerlich genug; da ging es ihm, wie es etwa 80% der deutschen Bevölkerung auch gegangen ist. Die sind ja alle in diesen Hitlersog hineingekommen. Wir wollen doch einmal die Wahrheit sagen, so ist es doch. Wir wollen uns doch heute im Jahre 1955 kein X für ein U vormachen lassen.
    Der Herr Innenminister hat gesagt: Anfragen bei den Innenministerien der Länder haben keinesfalls ergeben, daß wir hier einer Sache nach dem Grundsatz principiis obsta entgegentreten müssen. Wir haben in Deutschland — das hat der Kollege Friedensburg meiner Ansicht nach ganz richtig gesagt — dem Radikalismus weitestgehend abgeschworen. Warum bringt man nun eine solche Sache ins Parlament? Warum muß das Ausland noch auf diese Sache hingestoßen werden, wo es so viele Zeitungen gibt, die so etwas mit Jubel aufgreifen? Das zeugt doch wahrhaftig nicht von großer Diplomatie. Glauben Sie mir nur, wir müssen uns alle, gerade wir, die wir draußen oft vor der Öffentlichkeit sprechen, in diesem Falle als Erzieher fühlen. Es gibt manchen Radikalen, der sich, wenn man richtig mit ihm redet — und es ist mir schon bei vielen so gegangen —, die Sache ruhig ansieht und sich belehren läßt. Warum sollen wir denn alle wieder aufeinander einschlagen, wie es nach 1918 gegangen ist, als auf die Monarchisten von den anderen und von den Monarchisten auf die anderen geschossen worden ist und als in Deutschland statt einer anständigen Republik ein Chaos entstanden ist? Warum ist es denn so gewesen? In dieser ganzen Anfrage der Sozialdemokratie liegt unendlich viel von ihrem Antimilitarismus. Das schadet uns im Augenblick auch. Kurz und gut, ich halte diese ganze Anfrage für einen wirklich sehr großen Schaden, und ich bin sehr glücklich darüber, daß die Antwort des Herrn Innenministers so, man kann wohl sagen, beruhigend ausgefallen ist.

    (Beifall bei der DP.)



Rede von Dr. Richard Jaeger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Abgeordnete Dresbach.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. August Dresbach


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Gewisse Mittelpassagen der Ausführungen, die ich mir vorgenommen habe hier zu machen, könnten vielleicht Anlaß zu dem Glauben geben, daß ich die Dinge bagatellisieren oder verharmlosen möchte. Nichts liegt mir ferner. Hitler ist durch den Stimmzettel des gleichen Wahlrechts an die Macht gekommen, und dort, wo sich Gefahrenherde zeigten, wo wieder mit dem Stimmzettel des gleichen Wahlrechts Gefahren aufkommen konnten, habe ich in der Vergangenheit an den Posten, wo ich gestanden habe, durchgegriffen. Aus dieser Tatsache leite ich auch die moralische Berechtigung her, hier einige Worte zum Menschlichen, Allzumenschlichen zu sagen. Die Sozialistische Reichspartei hat seinerzeit nicht etwa in Niedersachsen mit ihren Angriffen begonnen, sondern, Herr Eschmann, bei uns im Oberbergischen, und damals haben wir uns, vornehmlich Christliche Demokraten und Sozialdemokraten, auch mit den Mitteln der Gesellschaft, gegen sie gestellt. Andere politische Parteien blieben damals in einer gewissen allzu vornehmen rechtsstaatlichen Reserve, wie sie es nannten.

    (Sehr wahr! bei der SPD.)

    Aber wir haben eine raschlebige Zeit. Es bilden sich alle möglichen Assoziationen, und wenn diese Assoziationen rechtlicher oder gesellschaftlicher Art tatsächlich vorbei sind, dann werden sie in der Form des eingetragenen Vereins weitergeführt, und dann gilt es, viele Traditionen zu wahren; denn wir haben ja nun in Germanien so alle Dutzend Jahre einmal eine Revolution und Umstürze gehabt. Ich persönlich habe eine Abneigung gegen allzu viele solche Assoziationen; denn ich fürchte immer die Mitgliedsbeiträge — meistens sind sie bei mir per Nachnahme eingeholt worden.

    (Heiterkeit.)

    Nun nehme ich als der doch sicherlich unbefleckte Republikaner immer noch teil an den Zusammenkünften ehemaliger Angehöriger des ehemaligen — nun erschrecken Sie nicht! — Königlich Preußischen Königin-Augusta-Garde-Grenadierregiments Nr. 4.

    (Erneute Heiterkeit.)

    Und da ist es durchaus möglich, daß dann einmal das Lied erklingt: „Das ist die Garde, die unser Kaiser liebt"!

    (Heiterkeit.)

    Aber, meine Damen und Herren, davon geht keine staatspolitische Gefahr aus, denn wir sind doch ein aussterbend Geschlecht, und im Mittelpunkt steht immer die traditionelle Bowle.

    (Erneute Heiterkeit.)

    Sie, meine Damen und Herren von der Sozialdemokratie, sind doch auch nicht alle beim Blauen Kreuz aktiv!

    (Heiterkeit.)

    Ich könnte mir vorstellen, wenn Sie zusammen sind, daß dann aus alter Kämpfer Munde — so was gibt es doch auch bei Ihnen! — einmal die Internationale ertönt oder die Arbeiter-Marseillaise, so wie sie Lassalle bei Georg Herwegh in Auftrag gegeben hatte oder nach einer anderen Variante.

    (Heiterkeit.)

    Meine Damen und Herren, das ist doch bei Ihnen auch alles anders geworden! Bei Ihnen sitzen so nette Leute, die man von unsereinem äußerlich gar nicht mehr unterscheiden kann!

    (Große Heiterkeit.)

    Aber ich habe Verständnis für solche Atavismen.


    (Dr. Dresbach)

    Erschrecken Sie wiederum nicht! Ich bin auch hin und wieder mal bei der Deutschen Burschenschaft zugegen — Mütze und Band! —, und dann wird gesungen. Von meinem Gesang gilt ungefähr das, was Börries von Münchhausen von seinem Edlen von Torney sagt: „Er sang nicht schön, aber er sang laut,

    (Heiterkeit)

    daß das Zelttuch bebte am Pfahle." Wenn ich bei einer solchen Assoziation bin, dann kommt regelmäßig das Hecker-Lied dran — 33 Jahre — mit dem grausamen, blutrünstigen Vers, der manchen christlichen und weltlichen Damen Erschrecken machen könnte, auch vielleicht manchen in der Nähe befindlichen Angehörigen ehemaliger regierender Häuser. Das ist nämlich der furchtbare Vers — ich darf ihn mit Verlaub des Herrn Präsidenten zitieren, es ist Historie —:

    (Zurufe rechts: Singen!)

    Reißt die Konkubinen aus der Fürsten Bett, schmiert die Guillotinen ein mit Fürstenfett; Fürstenblut muß fließen knüppelhageldick, soll daraus ersprießen uns die deutsche Republik.

    (Anhaltende große Heiterkeit und Beifall. — Erneute Zurufe: Singen!)

    Meine Damen und Herren, das wollen wir doch nicht alles so tragisch nehmen, das sind doch schließlich veralkoholisierte Historizismen!

    (Erneute Heiterkeit.)

    Aber es gibt auch eine gewisse echte Kameradschaft, und dieser Kameradschaft wollen Sie auch nicht widersprechen. Ich bin allerdings manchmal der Meinung, daß diese Kameradschaft von berufsmäßigen Vereinsmanagern überstrapaziert wird.
    Aber, meine Damen und Herren, noch etwas; und damit komme ich zu einem sehr ernsthaften Abschluß. Gefährlicher als Soldatentreffen scheinen mir manche andere Dinge zu sein. Für mich ist es sehr bedenklich, daß der Staatsrat von Hermann Görings Gnaden, Herr Meinberg, wieder Vorsitzender einer Partei werden konnte, die sich doch auch hier vor uns als demokratisch gerieren möchte, nämlich der Deutschen Reichspartei,

    (Zustimmung)

    und daß dort ein Goebbelsscher Staatssekretär, nämlich Herr Naumann, wieder tönen konnte, — mit lautem Beifall, wie die Gazetten meldeten. Ich will diese Dinge nicht überbewerten, aber ich möchte folgendes — fast prophetisch — voraussagen. Diese neuen Nazis werden dort ansetzen, wo auch die alten vornehmlich angesetzt haben, nämlich bei den Bauersleuten und beim gewerblichen Mittelstand.

    (Zuruf von der SPD: Vielleicht auch bei der Regierung!)

    Nun die Mahnung an die Standesvertreter in unseren Reihen, sie möchten nicht versuchen, diese Brüder durch Scharfmacherei zu übertreffen, und ihnen durch Überscharfmacherei das Wasser abgraben wollen. So kriegt man die Brüder nicht. In den Fällen gilt das „Serrez les rangs" aller Demokraten. Meine Damen und Herren, da spreche ich nicht etwa für eine große Koalition mit Ihnen; dazu bin ich als Außenseiter nicht beauftragt, denn ich gehöre nicht zur inneren Kartellführung.

    (Heiterkeit.)

    Aber in dieser Abwehr gilt es auch gesellschaftliche Mittel, nicht nur polizeiliche Mittel anzuwenden. Als ich im vorigen Jahr einmal auf einer Schiffsreise war und der Kapitän, der Hausherr des schwimmenden Hauses, sich abends betrank und dann von „Schwarz-Rot-Mostrich" zu reden anfing, bin ich aufgestanden und habe gesagt: „Sie sind zwar hier der Hausherr, aber mit einem Nazischwein setze ich mich nicht an einen Tisch!"

    (Beifall auf allen Seiten des Hauses.)

    In den Kreisen, wo ich vor 1933 meinen Standort hatte — das war die Stresemannsche Deutsche Volkspartei —, ging das Wort um: „Es sind ja rüde Gesellen, aber sie sind doch national!" Meine Damen und Herren, ich glaube, mit dem Speck fängt man heutzutage keine politischen Mäuse mehr. Also nicht überbewerten, aber toujours en vedette sein gegenüber den Kräften, die mit den Mitteln des Stimmzettels, nicht soldatischer Demonstrationen, die Demokratie aus dem Sattel heben wollen. Ich glaube, wir werden diese Kreise am besten ohnmächtig halten durch eine gute Politik. Ich spreche hier ein Wort mit Vorbedacht aus: Wir sollten ihnen nicht Anlaß geben, Skandale zu wittern.

    (Lebhafter Beifall auf allen Seiten des Hauses. — Abg. Dr. Mommer: Wer hat denn da geschmeißert?!)