2. Deutscher Bundestag — 88. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. Juni 1955 4919
88. Sitzung
Bonn, Donnerstag, den 16. Juni 1955.
Gedenken der Opfer des Bergwerksunglücks der Grube Heinitz bei Saarbrücken 4920 B
Geschäftliche Mitteilungen 4920 C, 4924 C, 4929 A
Beurlaubte Abgeordnete (Anlage 1) . . . 4965 A
Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Inanspruchnahme eines Teils der Einkommensteuer und der Körperschaftsteuer durch den Bund im Rechnungsjahr 1955 (Drucksache 1449) . . . 4920 C
Dr. Dresbach (CDU/CSU) 4920 C
Seuffert (SPD) 4922 D
Dr. Wellhausen (FDP) 4924 C
Schäffer, Bundesminister der
Finanzen 4925 C
Überweisung an den Ausschuß für Finanz-
und Steuerfragen 4928 A
Beratung des Antrags des Bundesministers der Finanzen auf Zustimmung des Bundestages zur Veräußerung der Aktien der Howaldtswerke Hamburg AG (Drucksache 1433) 4928 A
Dr. Vogel (CDU/CSU) 4928 A
Schoettle (SPD) 4928 A
Überweisung an den Haushaltsausschuß, an den Ausschuß für Wirtschaftspolitik und an den Unterausschuß „Bundesbeteiligungen" 4928 B
Nachruf auf den verstorbenen Abg. Wirths 4934 B
Fortsetzung der zweiten Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1955 (Haushaltsgesetz 1955) (Drucksachen 1100, 1500 bis 1530) 4928 B
Einzelplan 09 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft (Drucksachen 1509, zu 1509, Umdrucke 415, 432) 4928 C, 4965 D
Dr. Vogel (CDU/CSU):
als Berichterstatter 4928 C Schriftlicher Bericht . 4968
als Abgeordneter . 4930 D
Naegel (CDU/CSU) 4928 C
Schoettle (SPD) 4929 A
Samwer (GB/BHE) . . . . 4929 B, 4934 C Geiger (München) (CDU/CSU) . . . 4930 B Kurlbaum (SPD) . 4931 C, 4948 A Schmidt (Hamburg) (SPD) . 4935 A, 4947 D
Birkelbach (SPD) 4939 A
Dr. Atzenroth (FDP) 4942 A
Dr. Westrick, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft . . 4942 D,
4947 D
Abstimmungen . . . . 4929 B, 4931 B, 4948 B
Einzelplan 10 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksachen 1510, zu 1510, Umdrucke 382, 398, 402, 414, 416, 433) 4948 B
Brese (CDU/CSU), Berichterstatter
(Schriftlicher Bericht) . . . 4948 C, 4971
Frau Strobel (SPD) 4948 C
Dr. Conring (CDU/CSU) 4951 A
Frau Dr. Jochmus (CDU/CSU) . . . 4952 C
Dr. Gleissner (München) (CDU/CSU) 4954 A
Ritzel (SPD) 4954 D
Niederalt (CDU/CSU) 4955 A
Friese (CDU/CSU) 4955 A
Hartmann, Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen . 4955 B,
4956 C
Diekmann (SPD) 4955 C
Giencke (CDU/CSU) 4956 B
Dr. Vogel (CDU/CSU) 4956 D
Dr. h. c. Lübke, Bundesminister für
Ernährung, Landwirtschaft und
Forsten 4956 D, 4957 A Kunz (Schwalbach) (GB/BHE) . . . 4957 A Dr. Schmidt (Gellersen) (SPD) . . . 4957 D
Abstimmungen 4952 B,
4953 D, 4955 A, C, 4956 D, 4963 B
Einzelplan 13 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen (Drucksache 1513) . . 4963 B
Diekmann (SPD) 4963 B, 4965 A
Weiterberatung vertagt 4965 C
Nächste Sitzung 4965 C
Anlage 1: Liste der beurlaubten Abgeordneten 4965 A
Anlage 2: Änderungsantrag der Fraktion des GB/BHE zum Entwurf des Haushaltsgesetzes 1955, Einzelplan 09 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft (Umdruck 415) 4965 D
Anlage 3: Änderungsantrag der Abg. Naegel u. Gen. zum Entwurf des Haushaltsgesetzes 1955, Einzelplan 09 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft (Umdruck 432) 4965 D
Anlage 4: Änderungsantrag der Abg. Dr. Gleissner (München) u. Gen. zum Entwurf des Haushaltsgesetzes 1955, Einzelplan 10 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Umdruck 382) . . 4966 B
Anlage 5: Änderungsantrag der Fraktion des GB/BHE zum Entwurf des Haushaltsgesetzes 1955, Einzelplan 10 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Umdruck 398) 4966 D
Anlage 6: Änderungsantrag der Fraktion der SPD zum Entwurf des Haushaltsgesetzes 1955, Einzelplan 10 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Umdruck 402) 4966 D
Anlage 7: Änderungsantrag der Abg. Frau Dr. Jochmus zum Entwurf des Haushaltsgesetzes 1955, Einzelplan 10 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Umdruck 414 [neu]) 4967 A
Anlage 8: Änderungsantrag der Fraktion der SPD zum Entwurf des Haushaltsgesetzes 1955, Einzelplan 10 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Umdruck 416) 4967 C
Anlage 9: Änderungsantrag der Abg. Friese u. Gen. zum Entwurf des Haushaltsgesetzes 1955, Einzelplan 10 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Umdruck 433) 4967 C
Anlage 10: Schriftlicher Bericht des Haushaltsausschusses zum Entwurf des Haushaltsgesetzes 1955, Einzelplan 09 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft (Drucksache zu 1509) . . 4968
Anlage 11: Schriftlicher Bericht des Haushaltsausschusses zum Entwurf des Haushaltsgesetzes 1955, Einzelplan 10 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksache zu 1510) 4971
Die Sitzung wird um 9 Uhr 2 Minuten durch den Vizepräsidenten Dr. Schmid eröffnet.
Anlage 1
Liste der beurlaubten Abgeordneten
Beurlaubungen
Abgeordnete beurlaubt bis einschl.
Koenen (Lippstadt) 16. Juli
Morgenthaler 16. Juli
Pelster 1.6. Juli
Schuler 9. Juli
Wirths 9. Juli
Dr. Dr. h. c. Pünder 5. Juli
Griem 2. Juli
Scheel 2. Juli
Berlin 30. Juni
Elsner 30. Juni
Dr. Graf Henckel 30. Juni
Frau Keilhack 30. Juni
Mühlenberg 30. Juni
Müller (Wehdel) 30. Juni
Neuburger 30. Juni
Schulze-Pellengahr 30. Juni
Frau Ackermann 25. Juni
Eberhard 25. Juni
Frehsee 25. Juni
Gefeller 25. Juni
Dr. Gülich 25. Juni
Held 25. Juni
Dr. Lindenberg 25. Juni
Onnen 25. Juni
Richter 25. Juni
Dr. Hellwig 22. Juni
Hufnagel 20. Juni
Höhne 18. Juni
Dr. Jentzsch 18. Juni
Dr. Lütkens 18. Juni
Keuning 18. Juni
Seither 18. Juni
Jahn (Frankfurt) 17. Juni
Dr. Bartram 16. Juni
Brandt (Berlin) 16. Juni
Brockmann (Rinkerode) 16. Juni
Dannemann 16. Juni
Eickhoff 16. Juni
Dr. Friedensburg 16. Juni
Huth 16. Juni
Kahn 16. Juni
Kühltau 16. Juni
Dr. Maier (Stuttgart) 16. Juni
Dr. Pohle (Düsseldorf) 16. Juni
Scheuren 16. Juni
Dr. Schild (Düsseldorf) 16. Juni
Frau Schroeder (Berlin) 16. Juni
Seidl (Dorfen) 16. Juni
Mißmahl 16. Juni
Stiller 16. Juni
Dr. Welskop 16. Juni
Hahn 16. Juni
Scheppmann 16. Juni
Wiedeck 16. Juni
Frau Wolff (Berlin) 16. Juni
Ziegler 16. Juni
Schneider (Hamburg) 16. Juni
Brookmann (Kiel) 16. Juni
Schloß 16. Juni
Dr. Bucerius 16. Juni
Stümer (SPD) 16. Juni
Dr. Dollinger 16. Juni
Anlage 2 Umdruck 415
(Vgl. S. 4929 B, 4931 B)
Änderungsantrag der Fraktion des GB/BHE zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1955, Einzelplan 09 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft (Drucksachen 1100, 1509):
Der Bundestag wolle beschließen:
1. In Kap. 09 02 wird der Ansatz in Tit. 610 - Maßnahmen zur Förderung des Handels - um
1 000 000 DM auf 2 000 000 DM erhöht.
2. In Kap. 09 04 - Bundesaufsichtsamt für das Versicherungs- und Bausparwesen in Berlin - wird der Ansatz in Tit. 101 um 1 500 DM erhöht und im Stellenplan unter „Feste Gehälter" hinter „Präsident" eingesetzt: „Der Präsident erhalt eine Dienstaufwandsentschädigung von jährlich 1 500 DM."
3. In Kap. A 09 01 wird der Ansatz in Tit. 610 - Unterstützung der Industrieforschung - um
2 100 000 DM auf 5 000 000 DM erhöht.
Bonn, den 14. Juni 1955
Samwer
Seiboth und Fraktion
Anlage 3 Umdruck 432
(Vgl. S. 4928 C, 4929 B)
Änderungsantrag der Abgeordneten Naegel, Dr. Kreyssig, Dr. Hoffmann, Samwer, Dr. Elbrächter und Genossen zur zweiten Beratung des Ent-
wurfs des Haushaltsgesetzes 1955, Einzelplan 09 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft (Drucksachen 1100, 1509):
Der Bundestag wolle beschließen,
in Kap. 09 02 Tit. 305 den Sperrvermerk „Davon sind 300 000 DM gesperrt" zu streichen.
Bonn, den 15. Juni 1955
Naegel
Dr. Kreyssig
Dr. Hoffmann
Samwer
Dr. Elbrächter
Kurlbaum
Hansen (Köln)
Dr. Bleiß Dr. Höck Schmücker
Kirchhoff Bock
Griem
Graf von Spreti Meyer-Ronnenberg Berendsen
Mensing Stücklen
Dr. Schild (Düsseldorf) Koops
Dr. Dr. h. c. Müller (Bonn) Sabaß
Friese
Dr. Bürkel
Holla
Dr. Leverkuehn
Leonhard
Anlage 4 Umdruck 382
(Vgl. S. 4954 A, 4955 A)
Änderungsantrag der Abgeordneten Dr. Gleissner (München), Dr. Vogel, Frühwald, Dr. Keller, Dr. Schild (Düsseldorf) und Genossen zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1955, Einzelplan 10 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksachen 1100, 1510):
Der Bundestag wolle beschließen:
In Kap. 10 02 Tit. 651 — Zuschüsse zur Absatzwerbung für land- und ernährungswirtschaftliche Erzeugnisse im Ausland — wird der Betrag von 300 000 DM um 150 000 DM auf 450 000 DM erhöht zugunsten der Errichtung eines Demonstrations- und Mustergutes in der Türkei.
Bonn, den 10. Juni 1955
Dr. Gleissner (München)
Dr. Vogel
Bauer (Wasserburg) Bauereisen
Brese
Dr. Dollinger
Dr. Franz
Fuchs
Höcherl
Dr. Horlacher
Kahn
Karpf
Klausner Frau Dr. Kuchtner
Knobloch
Lermer
Leukert
Lücker (München)
Dr. Dr. h. c. Müller (Bonn) Niederalt
von Manteuffel (Neuß)
Dr. Oesterle
Dr.-Ing. E. h. Schuberth Schwarz
Seidl (Dorfen)
Solke
Spies (Emmenhausen)
Spörl
Struve
Stücklen
Unertl
Wacher (Hof)
Wacker (Buchen)
Wittmann
Frühwald
Dr. Blank (Oberhausen) Dannemann
Dr. Keller
Bender
Elsner
Kunz (Schwalbach)
Dr. Schild (Düsseldorf) Müller (Wehdel)
Anlage 5 Umdruck 398
(Vgl. S. 4956 D)
Änderungsantrag der Fraktion des GB/BHE zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1955, Einzelplan 10 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung; Landwirtschaft und Forsten (Drucksachen 1100, 1510):
Der Bundestag wolle beschließen:
In Kap. A 10 02 werden die folgenden neuen Titel „Darlehen zur Förderung der ländlichen Siedlung 45 500 000 DM" und
„Beihilfen zur Förderung der ländlichen Siedlung
22 600 000 DM"
eingefügt.
Bonn, den 13. Juni 1955
Elsner
Seiboth und Fraktion
Anlage 6 Umdruck 402
(Vgl. S. 4948 C, 4952 B)
Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1955 Einzelplan 10 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksachen 1100, 1510):
Der Bundestag wolle beschließen:
1. In Kap. 10 02 wird der Ansatz in Tit. 615 von 10 000 000 DM auf 20 000 000 DM erhöht.
2. In Kap. 10 02 wird der Ansatz in Tit. 630 durch folgenden Tit. 630 a ergänzt:
„Tit. 630 a Schulmilchspeisung 50 000 000 DM". Bonn, den 13. Juni 1955
Ollenhauer und Fraktion
Anlage 7 Umdruck 414 (neu)
(Vgl. S. 4952 C, 4953 D)
Änderungsantrag der Abgeordneten Frau Strobel, Fassbender, Kunz (Schwalbach), Dr. Elbrächter und Genossen zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1955, Einzelplan 10 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksachen 1100, 1510) :
Der Bundestag wolle beschließen:
In Kap. 10 02 Tit. 634 Zuschüsse an ernährungswirtschaftliche Forschungseinrichtungen —
a) wird der Ansatz um 50 000 DM erhöht,
b) wird in den Erläuterungen unter I, 7 — Deutsche Gesellschaft für Ernährung in Frankfurt (Main) — der Betrag um 20 000 DM und unter II, 3 — Ernährungswissenschaftliche Gemeinschaftsforschung — der Betrag um 30 000 DM erhöht.
Bonn, den 16. Juni 1955
Frau Dr. Jochmus Frau Strobel
Fassbender
Kunz (Schwalbach) Dr. Elbrächter
Sabel
Lücker (München) Bauknecht
Dr. Gleissner (München) Frau Dr. Schwarzhaupt
Frau Dr. Steinbiß Frau Dietz
Siebel
Meyer (Oppertshofen) Gedat
Seiboth
Kriedemann
Frau Keilhack
Frau Dr. Dr. h. c. Lüders Frau Friese-Korn
Frau Kalinke
Müller (Wehdel) Anlage 8 Umdruck 416
(Vgl. S. 4955 C, 4956 D)
Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1955, Einzelplan 10 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksachen 1100, 1510):
Der Bundestag wolle beschließen:
In Kap. A 10 02 wird ein neuer Tit. 530 mit einem Ansatz von 1 500 000 DM und der Zweckbestimmung „Förderung der Kutter- und Küstenfischerei" eingefügt.
Bonn, den 14. Juni 1955
Ollenhauer und Fraktion
Anlage 9 Umdruck 433
(Vgl. S. 4955 A, C)
Änderungsantrag der Abgeordneten Friese, Dr. Gleissner (München), Dr. Schild (Düsseldorf) und Genossen zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1955, Einzelplan 10 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksachen 1100, 1510):
Der Bundestag wolle beschließen:
In Kap. 10 02 Tit. 956 wird in der Erläuterung unter Nummer 6 hinter den Worten „einschließlich Landarbeiterwohnungsbau" nach einem Komma das Wort „Landhandwerkerwohnungsbau" eingefügt.
Bonn, den 15. Juni 1955
Friese
Dr. Gleissner (München) Dr. Schild (Düsseldorf) Günther
Holla
Oetzel
Stücklen Schmücker
Dr. Glasmeyer
Becker (Pirmasens)
Griem
Giencke Dr. Keller
Dr. Preiß Meyer-Ronnenberg Heiland
Blöcker
Dr. Sornik
Gemein
Dr. Reichstein
Dr. Klötzer
Dr. Bucher
Fassbender
Anlage 10 zu Drucksache 1509
(Vgl. S. 4928 C)
Schriftlicher Bericht
des Haushaltsausschusses (18. Ausschuß)
zum Entwurf eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1955
(Haushaltsgesetz 1955)
(Drucksache 1100)
hier: Einzelplan 09 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft
Berichterstatter: Abgeordneter Dr. Vogel
Durch eine Reihe von neu eingesetzten Titeln, die im wesentlichen durchlaufende Posten enthalten, ist der Gesamtzuschuß für den Einzelplan 09 gegenüber der gedruckten Regierungsvorlage von 48 112 300 DM auf 67 636 600 DM gewachsen, davon entfielen auf Personalausgaben 31,2 Millionen DM, Sachausgaben 7,1 Millionen DM, Allgemeine Ausgaben 16,7 Millionen DM und einmalige Ausgaben 18,0 Millionen DM.
Die bereits im Vorjahr mit Befriedigung wahrgenommene Zucht in der Begrenzung der Planstellen des Ministeriums selbst hat auch in dem vorliegenden Einzelplan zu einem Festhalten an 495 Planstellen geführt und bei den Angestellten und Arbeitern sogar zu einer Verminderung von 886 auf 877 Stellen. Insgesamt brachte die Umwandlung der „Bundesstelle für den Warenverkehr" mit Wirkung vom 1. Oktober 1954 in das „Bundesamt für gewerbliche Wirtschaft" trotz erheblicher Aufstockungen bei der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig eine Minderung der Gesamtzahl der Bediensteten beim Ministerium und den nachgeordneten Dienststellen um fast 200 Bedienstete. Ein Wermutstropfen fällt allerdings sofort in den Becher bei der wohl unvermeidlichen Aussicht auf neue Stellenanforderungen sowohl beim Bundesamt für gewerbliche Wirtschaft wie bei der Bundesanstalt in Braunschweig und der „Bundesanstalt für mechanische und chemische Materialprüfung" in Berlin, die seit 1. April 1954 erst auf den Bund übernommen worden ist und deswegen eine Personalausstattung erst erfahren muß.
Aus den Ausführungen des Bundeswirtschaftsministers selbst vor dem Ausschuß über die kommenden Aufgaben seines Hauses im Hinblick auf die Rüstungswirtschaft, die Aufgaben des Bundesamtes für gewerbliche Wirtschaft, die Pariser Verhandlungen über einen Rüstungspool innerhalb der Westeuropäischen Union verdient festgehalten zu werden, daß nach einer Verständigung zwischen Bundeswirtschaftsministerium und der Dienststelle Blank vom 2. November 1954 das Bundeswirtschaftsministerium die wirtschaftliche Durchführbarkeit des Bedarfsprogramms des Verteidigungsressorts prüft und das Beschaffungsprogramm im Einvernehmen mit ihm aufgestellt wird. Für das „Bundesamt für gewerbliche Wirtschaft" wird die Einschaltung in die Vergabe von Rüstungsaufträgen entschieden abgelehnt. Es bleibt dort bei der Aufteilung nach 4 sachlichen Arbeitsbereichen. Der Minister sprach sich gegen eine supranationale neue Rüstungsbehörde oder ein internationales Rüstungskartell aus. Die in der Gründung befindliche mit der finanziellen Unterstützung des Hauses aufzubauende Deutsch-Französische Handelskammer werde im Zeichen der Wirtschaftsannäherung zwischen der Bundesrepublik und Frankreich einen betont politischen Charakter im Gegensatz zu ähnlichen Kammern haben. Die im Haushaltsausschuß in der Vergangenheit wiederholt diskutierte Frage einer klaren Kompetenzabgrenzung und einer schnellen, reibungslosen Zusammenarbeit zwischen der handelspolitischen Abteilung im Bundeswirtschaftsministerium und der aus ihr hervorgegangenen gleichen Abteilung im Auswärtigen Amt hat noch immer keine befriedigende Lösung gefunden. Der Ausschuß hörte hierzu einen besonderen Bericht des Leiters der Handelspolitischen Abteilung, der die Richtlinien erläuterte, die bei der Errichtung der Handelspolitischen Abteilung im Auswärtigen Amt zwischen den beiden Abteilungsleitern ausgearbeitet wurden. Sie sind leider bis zur Stunde noch nicht durch die verantwortlichen Minister gebilligt worden. Der Haushaltsausschuß fordert hier möglichst bald eine definitive und zweckentsprechende Vereinbarung zwischen den beiden Ressorts, um vor allem eine Begrenzung der zahlenmäßigen Stärke der deutschen Verhandlungsdelegationen herbeizuführen und den Dienstverkehr zwischen den Wirtschaftsabteilungen der Auslandsmissionen und dem Bundeswirtschaftsministerium zweckdienlich zu beschleunigen.
In der Verfolgung einer 'einheitlichen Linie gegenüber der in der Ergänzungsliste zum Haushaltsplan — Drucksache 1260— angeforderten neuen Ministerialdirigentenstelle für die Abteilung Geld und Kredit lehnte der Ausschuß diese Vermehrung ab. Die Zahl der Planstellen bleibt mit 495 unverändert, die der Leerstellen steigt von 3 auf 5, die Zahl der Angestellten und Arbeiter vermindert sich von 886 auf 877. Allerdings erfährt das Haus einen Zugang an 5 Assessoren als Nachwuchskräfte unter den beamteten Hilfskräften. In den Sachausgaben brauchte der Ausschuß erfreulicherweise nur an zwei Titeln zu Kürzungen zu schreiten, da das Ministerium selbst für Einschränkungen gegenüber den Vorjahresansätzen gesorgt hatte. Dies geschah sogar bei den Reisekosten trotz der starken Inanspruchnahme gerade dieses Titels durch die große in ihren Auswirkungen als sehr erfolgreich dargestellte Südamerikareise des Bundeswirtschaftsministers und die langwierigen GATT-Verhandlungen im Ausland. Neu erscheint der Tit. 305 mit 42 500 DM der Bezüge des stellvertretenden Direktors bei der Weltbank, den die Bundesrepublik stellt. Der vor drei Jahren bei der vom Bundestag
(Dr. Vogel)
beschlossenen Umsiedlung der Außenhandelsabteilung binnen 100 Tagen erstellte Bau des Hauses V in der ehemaligen Gallwitz-Kaserne führte jetzt bereits zu notwendigen Reparaturen in Höhe von 105 000 DM im Rahmen des von 264 000 DM auf 224 000 DM herabgesetzten Tit. 713.
Unter den Allgemeinen Bewilligungen tritt bei den Einnahmen unter dem neuen Tit. 96 ein Ertragsüberschuß des Industrie-Kredit-Bank-Sondervermögens Investitionshilfe in Höhe von 4, 8 Millionen DM neu in Erscheinung. Nach eingehender Aussprache billigte der Ausschuß zwar den von 0,9 auf 1,2 Millionen DM erhöhten Ansatz unter Tit. 305 Pauschbeträge zur Abgeltung von Sonderaufträgen an wirtschaftswissenschaftliche Forschungsinstitute, sperrte jedoch den Mehrbetrag von 300 000 DM. Die Ausschußmehrheit steht nach wie vor auf dem Standpunkt, es solle nicht zu einer Zementierung der Pauschbeträge an die einzelnen Forschungsinstitute kommen, sondern bei einer freien Vergütung von Leistungen und Sonderaufträgen bleiben. Besondere Aufmerksamkeit verdient die Verdoppelung des Ansatzes des Tit. 601, Maßnahmen zur Förderung von Handwerksfragen, im ordentlichen Haushalt von 1 auf 2 Millionen DM, während gleichzeitig im a. o. Haushalt nach einer eingehenden Aussprache eine Empfehlung des Wirtschaftspolitischen Ausschusses, den gleichlautenden Tit. 613 von 2 auf 4 Millionen DM zu erhöhen, mit sehr großer Mehrheit beschlossen wurde. Dieser Wille des Haushaltsausschusses, zentrale Maßnahmen zur Steigerung der Produktivität des Handwerks entschlossen zu fördern, findet seine Ergänzung in dem neuen Tit. 610: 1 Million DM neu für Maßnahmen zur Förderung des Handels und in einem gleichlautenden Tit. 614 im a. o. Haushalt in Höhe von einer weiteren Million DM.
Eine kräftige Steigerung von 690 000 DM im Vorjahr auf 2,5 Millionen DM erfuhr der Ansatz Tit. 602, Beiträge zu den Kosten der deutschen Beteiligung an ausländischen Messen. Das Ist für 1954 lag ohnehin bereits bei 1,3 Millionen DM. Die Bundesregierung beteiligt sich jetzt an insgesamt 24 Auslandsmessen. Die nachgewiesenen Erfolge einer solchen Investition überzeugten den Ausschuß von der Notwendigkeit einer Erhöhung. Er vermochte dagegen nicht der Bitte des Deutschen Industrie- und Handelstags, beim Tit. 606 für die Wiedereinrichtung von Handelskammern im Ausland den Betrag von 250 000 auf 480 000 DM zu erhöhen, zu entsprechen. Einem Vorschlag .des Berichterstatters, eine solche Titelerhöhung durch entsprechende Einsparungen bei den Wirtschaftsabteilungen derjenigen Auslandsmissionen, deren Personal durch neuerrichtete Auslandshandelskammern eine starke Arbeitsentlastung erfährt, auszugleichen, schloß sich das Bundeswirtschaftsministerium nicht an. Es legt umgekehrt Wert auf eine Verstärkung des Personals bei den Wirtschaftsabteilungen der deutschen Auslandsvertretungen. Der Sperrvermerk beim Tit. 606 wurde gestrichen.
Der Berichterstatter glaubt es sich ersparen zu können, auf die sehr eingehende Debatte über den Antrag Dr. Arndt und Gen. auf Erhöhung des Tit. 609, Zuschuß an die Kurhessischer Kupferschiefer Bergbau GmbH, Sontra, an dieser Stelle einzugehen, da vor dem Hohen Hause die gleichen Argumente noch ausführlicher in der Debatte vom 4. Mai 1955 über die Drucksache 1212 und den Umdruck 360 vorgetragen wurden. Der Haushaltsausschuß beschloß, es bei der Regierungsvorlage von 4,6 Millionen DM und den Erläuterungen zu belassen, zumal ohnehin im Einzelplan 60 Kap. 02 Tit. 533 ein neuer Betrag: Darlehen an das Land Hessen für Zwecke der Industrieansiedlung im Raume Sontra-Eschwege in Höhe von nicht weniger als 7,12 Millionen DM neu erscheint und damit der Nachweis geführt wird, daß die Bundesregierung ganz außerordentliche Anstrengungen zur Unterbringung der Arbeitskräfte des stillzulegenden Bergwerks mit Erfolg unternommen hat.
Eine sehr bemerkenswerte Ausweitung erfährt das Gesamtvolumen des ordentlichen Haushalts dieses Einzelplans durch die neuen Tit. 950, 951, 952, 953. Unter Tit. 950 tritt das Äquivalent zu dem Einnahmeposten Tit. 692 mit 4,8 Millionen DM in Erscheinung. Es handelt sich um einen durchlaufenden Posten. Tit. 952 = 7,367 Millionen DM „Betriebsbeihilfe für versteuertes Gasöl an gewerbliche und sonstige Betriebe der allgemeinen Wirtschaft" ist eine sinngemäße Auswirkung des Verkehrsfinanzgesetzes. Bei Tit. 953 handelt es sich um Rückerstattungen an die Länder RheinlandPfalz und Baden-Württemberg aus dem Vertrieb
von Mineralöl in den Jahren 1949 und 1950 im
Zuge einer sehr erfreulichen Bereinigung gegenseitiger Forderungen von Bund und Ländern.
Ich darf hier den außerordentlichen Haushalt gleich anschließend vortragen. Die Verminderung des Ansatzes zu Tit. 610, Unterstützung der Industrieforschung, von 15 auf 2,9 Millionen DM führte im Zusammenhang mit einem Antrag des Wirtschaftspolitischen Ausschusses auf Erhöhung des Titels zu einer ausführlichen Debatte. Das Bundesfinanzministerium überzeugte durch den Hinweis, von den 15 Millionen DM des Vorjahransatzes seien überhaupt erst 5,3 Millionen DM verplant. Der Ausschuß hielt infolgedessen eine Erhöhung des diesjährigen Ansatzes von 2,9 Millionen DM nicht für notwendig. Auf den erhöhten Zuschuß zur Handwerksförderung von 4 Millionen DM und den neuen Tit. 614: 1 Million DM zur Handelsförderung wurde bereits eingegangen. Der Ausschuß sah sich nicht in der Lage, einem Wunsche des Bundesrates zu entsprechen, im außerordentlichen Haushalt einen neuen Tit. 535 zur Finanzierung überseeischer Niederlassungen des Außenhandels in Höhe von 5 Millionen DM zu entsprechen, da er hier der Bundesregierung folgte, die durch Bundesbürgschaften diesem Bedürfnis gerecht zu werden glaubt.
Kap. 09 03 Physikalisch-Technische Bundesanstalt
in Braunschweig
Dem Haushaltsausschuß lag für die Beratung dieses umfangreichen Kapitels eine vollständige Neufassung vervielfältigt vor. Sie enthält das Ergebnis der Überprüfung der Bundesanstalt durch den Bundesrechnungshof in personeller und sachlicher Hinsicht. Die Einnahmen aus Gebühren Tit. 3 zeigen eine erfreuliche Steigerung von 1,15 auf 3,26 Millionen DM. Sie sind hauptsächlich in Höhe von 2,6 Millionen DM aus den Gebühren für die Spezialprüfung von Spielgeräten erwachsen. Die neuen Stellenanforderungen: 17 Planstellen und 85 Angestellten- und Arbeiterstellen in den jetzt gemeinsam in einem Einzelplan auftretenden Anstalten in Braunschweig und Berlin — zusammen mehr gegenüber dem Vorjahr —, führten zu einer sehr kritischen Aussprache. Es wurde eingehend überlegt, ob man die Bedürfnisse der Anstalt nicht durch eine Vermehrung der Zahl der Angestellten befriedigen könnte. Die Ausschußmehrheit lehrfite Streichungsanträge der Opposition hier ab und bewilligte diese erheblichen Mehr-
(Dr. Vogel)
anforderungen in der ausdrücklich ausgesprochenen Erwartung, daß im kommenden Haushalt 1956 keine neuen Stellen mehr angefordert werden. Nach dem Prüfungsbericht des Bundesrechnungshofs erschienen die Mehranforderungen infolge des ständig wachsenden Volumens der Industrieproduktion, der ständigen Weiterentwicklung völlig neuer Arbeitsgebiete und der Anpassung der Meß- und Kontrollgeräte an diese Entwicklung gerechtfertigt. Bei voller Würdigung der großen Bedeutung der Dienststelle in Braunschweig für den Export und die Weltgeltung der Qualität deutscher Erzeugnisse und in Würdigung der Ansprüche, die die deutsche Wirtschaft an diese Anstalt stellen muß und kann, wünscht jedoch der Ausschuß die Grenzen der Ausweitung der Anstalt sichtbar werden zu sehen, nachdem der Bund so erhebliche Mittel in den Neuaufbau in Braunschweig und neuerdings in Berlin investiert hat. Die Sachtitel haben sich gegenüber den Vorjahransätzen nur unwesentlich geändert. Für die Beschaffung von Meßgeräten und Ausstattungsgegenständen sind 510 000 DM (im Vorjahr 660 000 DM) angesetzt, für den Neubau von Gebäuden und Einrichtungen als Schlußrate 792 400 DM. Sie ist infolge von Änderungen und Ergänzungen des Bauplans sowie von Preissteigerungen notwendig geworden. Die Gesamtkosten der Baumaßnahmen in Berlin werden mit 1,2 Millionen DM beziffert, wovon in diesem Rechnungsjahr nur 443 300 DM in Erscheinung treten. Unter den einmaligen Ausgaben ragt Tit. 873, Erstmalige Anschaffung von technischen Sonder-Einrichtungen,
240 000 DM besonders hervor. Die Zusammenfassung der früheren Einzelkapitel für Braunschweig und Berlin in einem einzigen Kapitel fand die ausdrückliche Zustimmung des Ausschusses.
Kap. 09 04 Bundesaufsichtsamt für das Versicherungs- und Bausparwesen in Berlin
Das Amt deckt seine Unkosten im wesentlichen aus der Erstattung von 9/10oder Kosten durch gebührenpflichtige Einnahmen der beaufsichtigten Unternehmungen in Höhe von 3 071 200 DM. Gegenüber dem Vorjahr haben sich die ausgewiesenen 100 Planstellen und die Zahl von 161 Angestellten und Arbeitern nicht verändert. Wesentliche Änderungen in den Sachausgaben sind mit Ausnahme der von 110 000 auf 150 000 DM gestiegenen Reisekosten Tit. 215 nicht zu verzeichnen. Ein Antrag, den Bediensteten in Berlin eine steuerfreie Fachaufsichtszulage zuzubilligen (s. die entsprechenden Eingaben des Betriebsrats), konnte schon im Hinblick auf die sich daraus ergebenden Folgen für ähnliche Institutionen vom Ausschuß nicht bewilligt werden.
Kap. 09 05 Bundesamt für gewerbliche Wirtschaft
Das aus der Bundesstelle für den Warenverkehr der gewerblichen Wirtschaft hervorgegangene neue Bundesamt umfaßt
67 Planstellen,
5 beamtete Hilfskräfte,
283 Angestellte,
49 Arbeiter
zusammen 404 Bedienstete an Stelle von 704 Bediensteten vorher.
Die Umgründung war also mit einer sehr erheblichen Einsparung von Stellen begleitet. Bei der in Abwicklung befindlichen Bundesstelle, die gleichfalls in einer Neufassung im Kap. 09 05 a ausgewiesen wird, wird dieser Abbau an Kräften zahlenmäßig ausführlich dargestellt.
Der neue Haushalt des Bundesamtes weist zunächst nur 44 400 DM an Einnahmen auf. Der Haushaltsausschuß verweist hier ausdrücklich auf die noch ausstehende Regelung der Gebührenfrage in dem Gesetz für die Errichtung des Bundesamtes. Der Haushaltsausschuß fordert nach wie vor eine Erhebung von Gebühren. Das Bundeskabinett wird sich noch mit einer entsprechenden Ergänzungsvorlage des Bundesfinanzministers befassen. Bei 3,3 Millionen DM Personalausgaben und 1,26 Millionen DM Sachausgaben erfordert das neue Amt einen Zuschuß von 4 521 400 DM. Der Haushaltsausschuß nahm dieses Kapitel en bloc an. Er verfuhr ebenso bei dem Kap. 09 05 a der Bundesstelle für den Warenverkehr in Abwicklung, deren Tätigkeit nach einer Erklärung des Bundeswirtschaftsministeriums spätestens am 30. Juni 1955 eingestellt werden wird. Auf eine Anfrage im Ausschuß hin erklärte das Bundeswirtschaftsministerium, daß der Tit. 110, Abfindungen und Übergangsgelder, in Höhe von 200 000 DM unbedingt erforderlich sei für alle diejenigen Bediensteten, die in der Privatindustrie untergebracht wurden und die bis jetzt noch keine Stellung gefunden haben.
Kap. 09 06 Bundesstelle für Außenhandelsinformationen in Köln
Weder bei den 12 Planstellen noch bei den 100 nichtbeamteten Kräften ist gegenüber dem Vorjahr eine wesentliche Änderung festzustellen. Der Zuschuß hat sich sogar um 3 000 DM gegenüber dem Vorjahr auf 1 770 300 DM verringert. Der Haushaltsausschuß konnte dieses Kapitel en bloc gleichfalls verabschieden.
hap. 09 07 Bundesanstalt für mechanische und
chemische Materialprüfung in Berlin
Diese Bundesanstalt ist der Nachfolger des ehemaligen staatlichen „Materialprüfungsamtes" in Berlin-Dahlem und der ehemaligen „Chemischtechnischen Reichsanstalt" in Berlin-Plötzensee. Mit Wirkung vom 1. April 1954 ist das bis dahin vom Land Berlin betreute Amt unter dem jetzigen Titel auf den Bund übernommen worden. Es dient vor allem der Prüfung der technischen Werkstoffe und Werkstoffkonstruktionen, der Untersuchung, Erprobung und Begutachtung aller Werkstoffarten, der Aufklärung von Schadensfällen und der Überwachung der Erzeugnisse der Industrie und des Gewerbes. Die Gebühren der Anstalt haben sich erfreulicherweise durch eine wesentlich gesteigerte Tätigkeit von 520 000 auf 850 000 DM erhöht. Die 60 Planstellen blieben gegenüber dem Vorjahr unverändert. Bei den nichtbeamteten Kräften willigte der Ausschuß in eine Erhöhung der Zahl der Lehrlinge von 8 auf 22 ein, so daß sich hier eine Vermehrung von 254 auf 268 Stellen ergibt. Für die Beseitigung von Kriegsschäden werden gegenüber einem Vorjahransatz von 300 000 DM in diesem Jahr 646 600 DM eingesetzt, auch der Tit. 871, Erstmalige Anschaffung von Meßgeräten, Aufbau von Prüfständen, ist von 150 000 DM auf 200 000 DM gewachsen. Der Ausschuß billigte auch dieses Kapitel ohne besondere Diskussion.
ich habe die Ehre, dem Hohen Hause den Antrag des Haushaltsausschusses zu unterbreiten, den vorgetragenen Einzelplan 09, Bundesministerium für Wirtschaft, in der vom Haushaltsausschuß beschlossenen Form zu genehmigen.
Bonn, den 10. Juni 1955
Dr. Vogel
Berichterstatter
Anlage 11 zu Drucksache 1510
(Vgl. S. 4948 C)
Schriftlicher Bericht
des Haushaltsausschusses (18. Ausschuß)
zum Entwurf eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1955
(Haushaltsgesetz 1955)
(Drucksache 1100)
hier: Einzelplan 10 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft
und Forsten
Berichterstatter: Abgeordneter Brese
1. Der Haushalt 1955 des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten ist dadurch gekennzeichnet, daß sich infolge günstiger Entwicklung der Einnahmeseite der Einnahmeseite der Zuschußbedarf
wiederum, und zwar um etwa 15 Mio DM auf 258,6 Mio DM vermindert hat. Dabei ist jedoch erneut auch das Ausgabevolumen größer geworden. Es hat sich, wenn man die Beschlüsse des Haushaltsausschusses zugrunde legt und bei dem Haushalt 1954 die 4%ige Kürzung nicht berücksichtigt, im ordentlichen Haushalt um 112,2 Mio DM auf 603,6 Mio DM erhöht und im außerordentlichen Haushalt um 8,3 Mio DM auf 67,7 Mio DM vermindert, also insgesamt um 103,9 Mio DM auf 671,3 Mio DM erhöht.
2. Die Entwicklung auf der Einnahmeseite wird im wesentlichen durch die Abschöpfungsbeträge bei Getreide und Zucker (Kap. 10 02 Tit. 67) bestimmt, die auf Grund der Marktordnungsgesetze bei der Einfuhr von Lebensmitteln erhoben werden, um die Auslandspreise an die Inlandspreise anzupassen. Die Regierungsvorlage hat für 1955 einen Betrag von 383 Mio DM — gegenüber dem Vorjahresbetrag von 225,8 Mio DM — eingesetzt. Der Haushaltsausschuß hat diesen Ansatz, der von nur schwer voraussehbaren Entwicklungen — insbesondere der Weltmarktpreise und der Erntemengen — abhängig ist, nicht geändert.
3. Auf der Ausgabeseite ist hervorzuheben, daß der Haushaltsausschuß in Übereinstimmung mit der Regierungsvorlage als 1. Rate für den Bau eines dritten Fischereischutzbootes 1,2 Mio DM (Kap. 10 01 Tit. 951) neu eingesetzt und die Mittel für die Zinsverbilligungsaktion (Kap. 10 02 Tit. 956) um 16,8 Mio DM aufgestockt hat. Das letztere bedeutet, daß die Zinsverbilligung im Rechnungsjahr 1955 in etwa dem gleichen Umfange wie 1954 fortgesetzt werden kann. Nur intern ist bei der Aufteilung der Mittel eine Verschiebung eingetreten. Schon die Regierungsvorlage sah eine Berücksichtigung des Neubaues von Loggern, Kuttern sowie kombinierten Fang- und Fabrikschiffen vor; der Haushaltsausschuß hat darüber hinaus auch noch den Neubau von Fahrzeugen der Hochseefischerei einbezogen, so daß nunmehr die Flotte der gesamten Seefischerei von der Zinsverbilligungsaktion erfaßt werden kann.
Neben der Zinsverbilligung hat auch eine andere wesentliche Position, die in den Rahmen des Programms zur Verbesserung der Agrarstruktur gehört, eine wesentliche Erhöhung erfahren, nämlich die Flurbereinigung (Kap. 10 02 Tit. 532 und 663). Die Regierungsvorlage brachte anstatt des Vorjahresbetrages von insgesamt 50 Mio DM für Beihilfen und Darlehen einen Gesamtansatz von 65 Mio DM, der bei den Verhandlungen im Haushaltsausschuß eine Zurückführung auf 60 Mio DM erfahren hat.
Eine ausführliche Erörterung hat im Haushaltsausschuß auch über die Kosten für die Vorratshaltung (Kap. 10 02 Tit. 620) stattgefunden. Der Vorjahresansatz von 171,2 Mio DM hat in der Regierungsvorlage eine Erhöhung auf 190,9 Mio DM erfahren, was im wesentlichen durch eine Erhöhung der Brotgetreidereserven von 1,2 auf 1,8 Mio t zurückzuführen ist. Der Haushaltsausschuß glaubte aber gleichwohl auf Grund des Ergebnisses seiner Verhandlungen den Ansatz um 7,3 Mio DM senken zu können.
Was die auch in diesem Zusammenhang zu erwähnende Roggenlieferprämie (Kap. 10 02 Tit. 951) angeht, so konnte dieser Ansatz um 8,9 Mio DM ermäßigt werden, aber nicht aus der Sache als solcher heraus, sondern weil entsprechende Reste aus dem Vorjahre verfügbar geblieben sind. Zu beachten ist aber dabei, daß der Ansatz für die Roggenlieferprämie für das Getreidewirtschaftsjahr 1955/56, die durch das in diesem Hohen Hause bereits behandelte Getreidepreisgesetz für das genannte Wirtschaftsjahr beschlossen worden ist, in dem ausgeworfenen Betrag noch nicht enthalten ist.
4. Von den übrigen Änderungen auf der Ausgabeseite, die der Haushaltsausschuß vorgenommen hat, sind noch die folgenden bemerkenswert. In erster Linie ist die Erhöhung des Fonds für die Tierseuchenbekämpfung (Kap. 10 02 Tit. 615) hervorzuheben, wobei durch eine Erhöhung um 2 Mio DM der Vorjahresansatz von 10 Mio DM wiederhergestellt worden ist; die Mittel dienen fast gänzlich der wichtigen Bekämpfung der Rindertuberkulose. Ebenso wiederhergestellt wurde der Vorjahresansatz bei den folgenden Ausgabetiteln:
Förderung des Weinbaues (Kap. 10 02 Tit. 607) durch Erhöhung um 200 000 DM,
Förderung der Milchwirtschaft (Kap. 10 02 Tit. 630) durch Erhöhung um 100 000 DM,
Absatzwerbung im Ausland (Kap. 10 02 Tit. 651) um ebenfalls 100 000 DM
und schließlich Ausbau von Schweinemastprüfungsanstalten und einer Schafmastver-
(Brese)
suchsstation (Kap. 10 02 Tit. 957) durch Einsetzung von wiederum 190 000 DM.
5. Einen breiten Raum hat in den Verhandlungen des Haushaltsausschusses der sogenannte „Küstenplan" eingenommen, der schon vorher eingehend durch einen besonderen Unterausschuß behandelt worden war. Der Küstenplan erstreckt sich auf die Länder Niedersachsen und Schleswig-Holstein sowie die Hansestädte Bremen und Hamburg, die sich auch an den Kosten angemessen zu beteiligen haben. Der Küstenplan will weitere Erzeugungsreserven dadurch erschließen, daß er im Tidegebiet der Nordseeküste den Schutz und die Verbesserung der hinter den Deichen gelegenen Ländereien im weitaus stärkeren Umfange, als es bisher geschehen konnte, fördert. Zu seiner Durchführung entschloß sich schließlich der Haushaltsausschuß, den im ordentlichen Haushalt befindlichen Bundeswasserwirtschaftsfonds (Kap. 10 02 Tit. 618) um 15 Mio DM zu verstärken und im außerordentlichen Haushalt die für den Küstenschutz in der Regierungsvorlage veranschlagten Mittel in Höhe von 24 Mio DM (Kap. A 10 02 Tit. 600) über den Vorjahresansatz von 30 Mio DM hinaus auf 31 Mio DM zu erhöhen. Die Deckung für die Erhöhung im außerordentlichen Haushalt wurde dadurch herbeigeführt, daß die Mittel für die Erhöhung des Grundkapitals der Siedlungsbank (Kap. A 10 02 Tit. 890) von 6 auf 3 Mio DM und die Betriebsmittelzuweisungen an die Einfuhr- und Vorratsstellen (Kap. A 10 02 Tit. 950) von 10 auf 6 Mio DM gesenkt wurden. Der bereits erwähnte Bundeswasserwirtschaftsfonds (Kap. 10 02 Tit. 618) wurde um weitere 3 Mio DM erhöht, um im Alpenbereich die notwendigen Maßnahmen für einen wirksamen Hochwasserschutz von landwirtschaftlich genutzten Flächen, Siedlungen und Verkehrswegen und im Voralpenland die erforderliche Sanierung von Flußgebieten und Verbauung von Wildbächen durchführen zu können.
6. Schließlich ist auf der Ausgabeseite noch die Auswirkung des Verkehrsfinanzgesetzes vom 6. April 1955 zu erwähnen. Sie führte dazu, daß die Ansätze zur Dieselkraftstoffverbilligung für die Fischerei (Kap. 10 02 Tit. 952) um 1,2 auf 3,4 Mio DM und zur Dieselkraftstoffverbilligung für die Landwirtschaft (Kap. 10 02 Tit. 953) um 25 auf 45 Mio DM zu erhöhen waren. Dabei ist hinzuzufügen, daß diese Mehrausgaben aus dem Aufkommen, das sich aus dem Verkehrsfinanzgesetz ergibt, gedeckt werden sollen.
7. Die übrigen Änderungen auf der Einnahmeseite und Ausgabeseite sind nur geringfügiger Natur und brauchen im einzelnen nicht erwähnt zu werden. Insgesamt gesehen konnte durch die vorgenommene Änderung erreicht werden, daß für alle Mehrausgaben, die sich während der Beratungen im Haushaltsausschuß ergaben, volle Deckung im Rahmen des Einzelplans 10 gefunden werden konnte, wobei sich darüber hinaus noch eine geringe Ermäßigung um rd. 200 000 DM ergeben hat. Bei dieser Bilanz sind allerdings die Mehrausgaben für die Dieselkraftstoffverbilligung nicht berücksichtigt, da sie ja, wie bereits erwähnt, ihre finanzielle Deckung durch das Aufkommen auf Grund des Verkehrsfinanzgesetzes finden.
8. Was die Organisation des Ministeriums und der nachgeordneten Dienststellen anbelangt, so sind Änderungen von Bedeutung nicht zu verzeichnen. Hinsichtlich der Personalbesetzung hat der Haushaltsausschuß für das Ministerium einer geringfügigen Vermehrung um 7 Stellen zugestimmt; die Anforderungen in der besonderen Ergänzungsvorlage der Bundesregierung auf diesem Gebiet wurden wie bei allen anderen Ressorts abgelehnt.
Auch bei den nachgeordneten Dienststellen ist eine bemerkenswerte Personalvermehrung nur insofern eingetreten, als bei der Bundesforschungsanstalt für Fischerei in Hamburg 25 neue Stellen ausgebracht worden sind; sie finden aber ihre besondere Begründung durch die wiedererrichtete Biologische Anstalt auf Helgoland. Auf der anderen Seite sind bei der dem Ministerium nachgeordneten Außenhandelsstelle die Dienstkräfte um 37 vermindert worden.
Faßt man die Personalveränderungen im Rahmen des gesamten Einzelplans 10 zusammen, so ist erfreulicherweise festzustellen, daß insgesamt sich nur ein Mehr von 5 Stellen ergibt.
Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, daß die Forschungsanstalten im großen und ganzen gesehen mit etwa den gleichen Mitteln ausgestattet wurden wie im Vorjahre.
9. Die Ergebnisse der Beratungen im Haushaltsausschuß über den Einzelplan des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten liegen in der Drucksache 1510 vor. Soweit die Empfehlungen des Haushaltsausschusses von besonderer Bedeutung sind, habe ich sie in meinen vorangegangenen Ausführungen erwähnt. Ich darf namens des Haushaltsausschusses bitten, den Anträgen in Drucksache 1510 zuzustimmen.
Bonn, den 13. Juni 1955
Brese
Berichterstatter