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    2. Deutscher Bundestag — 88. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. Juni 1955 4919 88. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 16. Juni 1955. Gedenken der Opfer des Bergwerksunglücks der Grube Heinitz bei Saarbrücken 4920 B Geschäftliche Mitteilungen 4920 C, 4924 C, 4929 A Beurlaubte Abgeordnete (Anlage 1) . . . 4965 A Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Inanspruchnahme eines Teils der Einkommensteuer und der Körperschaftsteuer durch den Bund im Rechnungsjahr 1955 (Drucksache 1449) . . . 4920 C Dr. Dresbach (CDU/CSU) 4920 C Seuffert (SPD) 4922 D Dr. Wellhausen (FDP) 4924 C Schäffer, Bundesminister der Finanzen 4925 C Überweisung an den Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen 4928 A Beratung des Antrags des Bundesministers der Finanzen auf Zustimmung des Bundestages zur Veräußerung der Aktien der Howaldtswerke Hamburg AG (Drucksache 1433) 4928 A Dr. Vogel (CDU/CSU) 4928 A Schoettle (SPD) 4928 A Überweisung an den Haushaltsausschuß, an den Ausschuß für Wirtschaftspolitik und an den Unterausschuß „Bundesbeteiligungen" 4928 B Nachruf auf den verstorbenen Abg. Wirths 4934 B Fortsetzung der zweiten Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1955 (Haushaltsgesetz 1955) (Drucksachen 1100, 1500 bis 1530) 4928 B Einzelplan 09 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft (Drucksachen 1509, zu 1509, Umdrucke 415, 432) 4928 C, 4965 D Dr. Vogel (CDU/CSU): als Berichterstatter 4928 C Schriftlicher Bericht . 4968 als Abgeordneter . 4930 D Naegel (CDU/CSU) 4928 C Schoettle (SPD) 4929 A Samwer (GB/BHE) . . . . 4929 B, 4934 C Geiger (München) (CDU/CSU) . . . 4930 B Kurlbaum (SPD) . 4931 C, 4948 A Schmidt (Hamburg) (SPD) . 4935 A, 4947 D Birkelbach (SPD) 4939 A Dr. Atzenroth (FDP) 4942 A Dr. Westrick, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft . . 4942 D, 4947 D Abstimmungen . . . . 4929 B, 4931 B, 4948 B Einzelplan 10 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksachen 1510, zu 1510, Umdrucke 382, 398, 402, 414, 416, 433) 4948 B Brese (CDU/CSU), Berichterstatter (Schriftlicher Bericht) . . . 4948 C, 4971 Frau Strobel (SPD) 4948 C Dr. Conring (CDU/CSU) 4951 A Frau Dr. Jochmus (CDU/CSU) . . . 4952 C Dr. Gleissner (München) (CDU/CSU) 4954 A Ritzel (SPD) 4954 D Niederalt (CDU/CSU) 4955 A Friese (CDU/CSU) 4955 A Hartmann, Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen . 4955 B, 4956 C Diekmann (SPD) 4955 C Giencke (CDU/CSU) 4956 B Dr. Vogel (CDU/CSU) 4956 D Dr. h. c. Lübke, Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 4956 D, 4957 A Kunz (Schwalbach) (GB/BHE) . . . 4957 A Dr. Schmidt (Gellersen) (SPD) . . . 4957 D Abstimmungen 4952 B, 4953 D, 4955 A, C, 4956 D, 4963 B Einzelplan 13 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen (Drucksache 1513) . . 4963 B Diekmann (SPD) 4963 B, 4965 A Weiterberatung vertagt 4965 C Nächste Sitzung 4965 C Anlage 1: Liste der beurlaubten Abgeordneten 4965 A Anlage 2: Änderungsantrag der Fraktion des GB/BHE zum Entwurf des Haushaltsgesetzes 1955, Einzelplan 09 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft (Umdruck 415) 4965 D Anlage 3: Änderungsantrag der Abg. Naegel u. Gen. zum Entwurf des Haushaltsgesetzes 1955, Einzelplan 09 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft (Umdruck 432) 4965 D Anlage 4: Änderungsantrag der Abg. Dr. Gleissner (München) u. Gen. zum Entwurf des Haushaltsgesetzes 1955, Einzelplan 10 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Umdruck 382) . . 4966 B Anlage 5: Änderungsantrag der Fraktion des GB/BHE zum Entwurf des Haushaltsgesetzes 1955, Einzelplan 10 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Umdruck 398) 4966 D Anlage 6: Änderungsantrag der Fraktion der SPD zum Entwurf des Haushaltsgesetzes 1955, Einzelplan 10 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Umdruck 402) 4966 D Anlage 7: Änderungsantrag der Abg. Frau Dr. Jochmus zum Entwurf des Haushaltsgesetzes 1955, Einzelplan 10 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Umdruck 414 [neu]) 4967 A Anlage 8: Änderungsantrag der Fraktion der SPD zum Entwurf des Haushaltsgesetzes 1955, Einzelplan 10 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Umdruck 416) 4967 C Anlage 9: Änderungsantrag der Abg. Friese u. Gen. zum Entwurf des Haushaltsgesetzes 1955, Einzelplan 10 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Umdruck 433) 4967 C Anlage 10: Schriftlicher Bericht des Haushaltsausschusses zum Entwurf des Haushaltsgesetzes 1955, Einzelplan 09 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft (Drucksache zu 1509) . . 4968 Anlage 11: Schriftlicher Bericht des Haushaltsausschusses zum Entwurf des Haushaltsgesetzes 1955, Einzelplan 10 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksache zu 1510) 4971 Die Sitzung wird um 9 Uhr 2 Minuten durch den Vizepräsidenten Dr. Schmid eröffnet.
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Beurlaubungen Abgeordnete beurlaubt bis einschl. Koenen (Lippstadt) 16. Juli Morgenthaler 16. Juli Pelster 1.6. Juli Schuler 9. Juli Wirths 9. Juli Dr. Dr. h. c. Pünder 5. Juli Griem 2. Juli Scheel 2. Juli Berlin 30. Juni Elsner 30. Juni Dr. Graf Henckel 30. Juni Frau Keilhack 30. Juni Mühlenberg 30. Juni Müller (Wehdel) 30. Juni Neuburger 30. Juni Schulze-Pellengahr 30. Juni Frau Ackermann 25. Juni Eberhard 25. Juni Frehsee 25. Juni Gefeller 25. Juni Dr. Gülich 25. Juni Held 25. Juni Dr. Lindenberg 25. Juni Onnen 25. Juni Richter 25. Juni Dr. Hellwig 22. Juni Hufnagel 20. Juni Höhne 18. Juni Dr. Jentzsch 18. Juni Dr. Lütkens 18. Juni Keuning 18. Juni Seither 18. Juni Jahn (Frankfurt) 17. Juni Dr. Bartram 16. Juni Brandt (Berlin) 16. Juni Brockmann (Rinkerode) 16. Juni Dannemann 16. Juni Eickhoff 16. Juni Dr. Friedensburg 16. Juni Huth 16. Juni Kahn 16. Juni Kühltau 16. Juni Dr. Maier (Stuttgart) 16. Juni Dr. Pohle (Düsseldorf) 16. Juni Scheuren 16. Juni Dr. Schild (Düsseldorf) 16. Juni Frau Schroeder (Berlin) 16. Juni Seidl (Dorfen) 16. Juni Mißmahl 16. Juni Stiller 16. Juni Dr. Welskop 16. Juni Hahn 16. Juni Scheppmann 16. Juni Wiedeck 16. Juni Frau Wolff (Berlin) 16. Juni Ziegler 16. Juni Schneider (Hamburg) 16. Juni Brookmann (Kiel) 16. Juni Schloß 16. Juni Dr. Bucerius 16. Juni Stümer (SPD) 16. Juni Dr. Dollinger 16. Juni Anlage 2 Umdruck 415 (Vgl. S. 4929 B, 4931 B) Änderungsantrag der Fraktion des GB/BHE zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1955, Einzelplan 09 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft (Drucksachen 1100, 1509): Der Bundestag wolle beschließen: 1. In Kap. 09 02 wird der Ansatz in Tit. 610 - Maßnahmen zur Förderung des Handels - um 1 000 000 DM auf 2 000 000 DM erhöht. 2. In Kap. 09 04 - Bundesaufsichtsamt für das Versicherungs- und Bausparwesen in Berlin - wird der Ansatz in Tit. 101 um 1 500 DM erhöht und im Stellenplan unter „Feste Gehälter" hinter „Präsident" eingesetzt: „Der Präsident erhalt eine Dienstaufwandsentschädigung von jährlich 1 500 DM." 3. In Kap. A 09 01 wird der Ansatz in Tit. 610 - Unterstützung der Industrieforschung - um 2 100 000 DM auf 5 000 000 DM erhöht. Bonn, den 14. Juni 1955 Samwer Seiboth und Fraktion Anlage 3 Umdruck 432 (Vgl. S. 4928 C, 4929 B) Änderungsantrag der Abgeordneten Naegel, Dr. Kreyssig, Dr. Hoffmann, Samwer, Dr. Elbrächter und Genossen zur zweiten Beratung des Ent- wurfs des Haushaltsgesetzes 1955, Einzelplan 09 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft (Drucksachen 1100, 1509): Der Bundestag wolle beschließen, in Kap. 09 02 Tit. 305 den Sperrvermerk „Davon sind 300 000 DM gesperrt" zu streichen. Bonn, den 15. Juni 1955 Naegel Dr. Kreyssig Dr. Hoffmann Samwer Dr. Elbrächter Kurlbaum Hansen (Köln) Dr. Bleiß Dr. Höck Schmücker Kirchhoff Bock Griem Graf von Spreti Meyer-Ronnenberg Berendsen Mensing Stücklen Dr. Schild (Düsseldorf) Koops Dr. Dr. h. c. Müller (Bonn) Sabaß Friese Dr. Bürkel Holla Dr. Leverkuehn Leonhard Anlage 4 Umdruck 382 (Vgl. S. 4954 A, 4955 A) Änderungsantrag der Abgeordneten Dr. Gleissner (München), Dr. Vogel, Frühwald, Dr. Keller, Dr. Schild (Düsseldorf) und Genossen zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1955, Einzelplan 10 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksachen 1100, 1510): Der Bundestag wolle beschließen: In Kap. 10 02 Tit. 651 — Zuschüsse zur Absatzwerbung für land- und ernährungswirtschaftliche Erzeugnisse im Ausland — wird der Betrag von 300 000 DM um 150 000 DM auf 450 000 DM erhöht zugunsten der Errichtung eines Demonstrations- und Mustergutes in der Türkei. Bonn, den 10. Juni 1955 Dr. Gleissner (München) Dr. Vogel Bauer (Wasserburg) Bauereisen Brese Dr. Dollinger Dr. Franz Fuchs Höcherl Dr. Horlacher Kahn Karpf Klausner Frau Dr. Kuchtner Knobloch Lermer Leukert Lücker (München) Dr. Dr. h. c. Müller (Bonn) Niederalt von Manteuffel (Neuß) Dr. Oesterle Dr.-Ing. E. h. Schuberth Schwarz Seidl (Dorfen) Solke Spies (Emmenhausen) Spörl Struve Stücklen Unertl Wacher (Hof) Wacker (Buchen) Wittmann Frühwald Dr. Blank (Oberhausen) Dannemann Dr. Keller Bender Elsner Kunz (Schwalbach) Dr. Schild (Düsseldorf) Müller (Wehdel) Anlage 5 Umdruck 398 (Vgl. S. 4956 D) Änderungsantrag der Fraktion des GB/BHE zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1955, Einzelplan 10 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung; Landwirtschaft und Forsten (Drucksachen 1100, 1510): Der Bundestag wolle beschließen: In Kap. A 10 02 werden die folgenden neuen Titel „Darlehen zur Förderung der ländlichen Siedlung 45 500 000 DM" und „Beihilfen zur Förderung der ländlichen Siedlung 22 600 000 DM" eingefügt. Bonn, den 13. Juni 1955 Elsner Seiboth und Fraktion Anlage 6 Umdruck 402 (Vgl. S. 4948 C, 4952 B) Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1955 Einzelplan 10 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksachen 1100, 1510): Der Bundestag wolle beschließen: 1. In Kap. 10 02 wird der Ansatz in Tit. 615 von 10 000 000 DM auf 20 000 000 DM erhöht. 2. In Kap. 10 02 wird der Ansatz in Tit. 630 durch folgenden Tit. 630 a ergänzt: „Tit. 630 a Schulmilchspeisung 50 000 000 DM". Bonn, den 13. Juni 1955 Ollenhauer und Fraktion Anlage 7 Umdruck 414 (neu) (Vgl. S. 4952 C, 4953 D) Änderungsantrag der Abgeordneten Frau Strobel, Fassbender, Kunz (Schwalbach), Dr. Elbrächter und Genossen zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1955, Einzelplan 10 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksachen 1100, 1510) : Der Bundestag wolle beschließen: In Kap. 10 02 Tit. 634 Zuschüsse an ernährungswirtschaftliche Forschungseinrichtungen — a) wird der Ansatz um 50 000 DM erhöht, b) wird in den Erläuterungen unter I, 7 — Deutsche Gesellschaft für Ernährung in Frankfurt (Main) — der Betrag um 20 000 DM und unter II, 3 — Ernährungswissenschaftliche Gemeinschaftsforschung — der Betrag um 30 000 DM erhöht. Bonn, den 16. Juni 1955 Frau Dr. Jochmus Frau Strobel Fassbender Kunz (Schwalbach) Dr. Elbrächter Sabel Lücker (München) Bauknecht Dr. Gleissner (München) Frau Dr. Schwarzhaupt Frau Dr. Steinbiß Frau Dietz Siebel Meyer (Oppertshofen) Gedat Seiboth Kriedemann Frau Keilhack Frau Dr. Dr. h. c. Lüders Frau Friese-Korn Frau Kalinke Müller (Wehdel) Anlage 8 Umdruck 416 (Vgl. S. 4955 C, 4956 D) Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1955, Einzelplan 10 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksachen 1100, 1510): Der Bundestag wolle beschließen: In Kap. A 10 02 wird ein neuer Tit. 530 mit einem Ansatz von 1 500 000 DM und der Zweckbestimmung „Förderung der Kutter- und Küstenfischerei" eingefügt. Bonn, den 14. Juni 1955 Ollenhauer und Fraktion Anlage 9 Umdruck 433 (Vgl. S. 4955 A, C) Änderungsantrag der Abgeordneten Friese, Dr. Gleissner (München), Dr. Schild (Düsseldorf) und Genossen zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1955, Einzelplan 10 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksachen 1100, 1510): Der Bundestag wolle beschließen: In Kap. 10 02 Tit. 956 wird in der Erläuterung unter Nummer 6 hinter den Worten „einschließlich Landarbeiterwohnungsbau" nach einem Komma das Wort „Landhandwerkerwohnungsbau" eingefügt. Bonn, den 15. Juni 1955 Friese Dr. Gleissner (München) Dr. Schild (Düsseldorf) Günther Holla Oetzel Stücklen Schmücker Dr. Glasmeyer Becker (Pirmasens) Griem Giencke Dr. Keller Dr. Preiß Meyer-Ronnenberg Heiland Blöcker Dr. Sornik Gemein Dr. Reichstein Dr. Klötzer Dr. Bucher Fassbender Anlage 10 zu Drucksache 1509 (Vgl. S. 4928 C) Schriftlicher Bericht des Haushaltsausschusses (18. Ausschuß) zum Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1955 (Haushaltsgesetz 1955) (Drucksache 1100) hier: Einzelplan 09 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft Berichterstatter: Abgeordneter Dr. Vogel Durch eine Reihe von neu eingesetzten Titeln, die im wesentlichen durchlaufende Posten enthalten, ist der Gesamtzuschuß für den Einzelplan 09 gegenüber der gedruckten Regierungsvorlage von 48 112 300 DM auf 67 636 600 DM gewachsen, davon entfielen auf Personalausgaben 31,2 Millionen DM, Sachausgaben 7,1 Millionen DM, Allgemeine Ausgaben 16,7 Millionen DM und einmalige Ausgaben 18,0 Millionen DM. Die bereits im Vorjahr mit Befriedigung wahrgenommene Zucht in der Begrenzung der Planstellen des Ministeriums selbst hat auch in dem vorliegenden Einzelplan zu einem Festhalten an 495 Planstellen geführt und bei den Angestellten und Arbeitern sogar zu einer Verminderung von 886 auf 877 Stellen. Insgesamt brachte die Umwandlung der „Bundesstelle für den Warenverkehr" mit Wirkung vom 1. Oktober 1954 in das „Bundesamt für gewerbliche Wirtschaft" trotz erheblicher Aufstockungen bei der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig eine Minderung der Gesamtzahl der Bediensteten beim Ministerium und den nachgeordneten Dienststellen um fast 200 Bedienstete. Ein Wermutstropfen fällt allerdings sofort in den Becher bei der wohl unvermeidlichen Aussicht auf neue Stellenanforderungen sowohl beim Bundesamt für gewerbliche Wirtschaft wie bei der Bundesanstalt in Braunschweig und der „Bundesanstalt für mechanische und chemische Materialprüfung" in Berlin, die seit 1. April 1954 erst auf den Bund übernommen worden ist und deswegen eine Personalausstattung erst erfahren muß. Aus den Ausführungen des Bundeswirtschaftsministers selbst vor dem Ausschuß über die kommenden Aufgaben seines Hauses im Hinblick auf die Rüstungswirtschaft, die Aufgaben des Bundesamtes für gewerbliche Wirtschaft, die Pariser Verhandlungen über einen Rüstungspool innerhalb der Westeuropäischen Union verdient festgehalten zu werden, daß nach einer Verständigung zwischen Bundeswirtschaftsministerium und der Dienststelle Blank vom 2. November 1954 das Bundeswirtschaftsministerium die wirtschaftliche Durchführbarkeit des Bedarfsprogramms des Verteidigungsressorts prüft und das Beschaffungsprogramm im Einvernehmen mit ihm aufgestellt wird. Für das „Bundesamt für gewerbliche Wirtschaft" wird die Einschaltung in die Vergabe von Rüstungsaufträgen entschieden abgelehnt. Es bleibt dort bei der Aufteilung nach 4 sachlichen Arbeitsbereichen. Der Minister sprach sich gegen eine supranationale neue Rüstungsbehörde oder ein internationales Rüstungskartell aus. Die in der Gründung befindliche mit der finanziellen Unterstützung des Hauses aufzubauende Deutsch-Französische Handelskammer werde im Zeichen der Wirtschaftsannäherung zwischen der Bundesrepublik und Frankreich einen betont politischen Charakter im Gegensatz zu ähnlichen Kammern haben. Die im Haushaltsausschuß in der Vergangenheit wiederholt diskutierte Frage einer klaren Kompetenzabgrenzung und einer schnellen, reibungslosen Zusammenarbeit zwischen der handelspolitischen Abteilung im Bundeswirtschaftsministerium und der aus ihr hervorgegangenen gleichen Abteilung im Auswärtigen Amt hat noch immer keine befriedigende Lösung gefunden. Der Ausschuß hörte hierzu einen besonderen Bericht des Leiters der Handelspolitischen Abteilung, der die Richtlinien erläuterte, die bei der Errichtung der Handelspolitischen Abteilung im Auswärtigen Amt zwischen den beiden Abteilungsleitern ausgearbeitet wurden. Sie sind leider bis zur Stunde noch nicht durch die verantwortlichen Minister gebilligt worden. Der Haushaltsausschuß fordert hier möglichst bald eine definitive und zweckentsprechende Vereinbarung zwischen den beiden Ressorts, um vor allem eine Begrenzung der zahlenmäßigen Stärke der deutschen Verhandlungsdelegationen herbeizuführen und den Dienstverkehr zwischen den Wirtschaftsabteilungen der Auslandsmissionen und dem Bundeswirtschaftsministerium zweckdienlich zu beschleunigen. In der Verfolgung einer 'einheitlichen Linie gegenüber der in der Ergänzungsliste zum Haushaltsplan — Drucksache 1260— angeforderten neuen Ministerialdirigentenstelle für die Abteilung Geld und Kredit lehnte der Ausschuß diese Vermehrung ab. Die Zahl der Planstellen bleibt mit 495 unverändert, die der Leerstellen steigt von 3 auf 5, die Zahl der Angestellten und Arbeiter vermindert sich von 886 auf 877. Allerdings erfährt das Haus einen Zugang an 5 Assessoren als Nachwuchskräfte unter den beamteten Hilfskräften. In den Sachausgaben brauchte der Ausschuß erfreulicherweise nur an zwei Titeln zu Kürzungen zu schreiten, da das Ministerium selbst für Einschränkungen gegenüber den Vorjahresansätzen gesorgt hatte. Dies geschah sogar bei den Reisekosten trotz der starken Inanspruchnahme gerade dieses Titels durch die große in ihren Auswirkungen als sehr erfolgreich dargestellte Südamerikareise des Bundeswirtschaftsministers und die langwierigen GATT-Verhandlungen im Ausland. Neu erscheint der Tit. 305 mit 42 500 DM der Bezüge des stellvertretenden Direktors bei der Weltbank, den die Bundesrepublik stellt. Der vor drei Jahren bei der vom Bundestag (Dr. Vogel) beschlossenen Umsiedlung der Außenhandelsabteilung binnen 100 Tagen erstellte Bau des Hauses V in der ehemaligen Gallwitz-Kaserne führte jetzt bereits zu notwendigen Reparaturen in Höhe von 105 000 DM im Rahmen des von 264 000 DM auf 224 000 DM herabgesetzten Tit. 713. Unter den Allgemeinen Bewilligungen tritt bei den Einnahmen unter dem neuen Tit. 96 ein Ertragsüberschuß des Industrie-Kredit-Bank-Sondervermögens Investitionshilfe in Höhe von 4, 8 Millionen DM neu in Erscheinung. Nach eingehender Aussprache billigte der Ausschuß zwar den von 0,9 auf 1,2 Millionen DM erhöhten Ansatz unter Tit. 305 Pauschbeträge zur Abgeltung von Sonderaufträgen an wirtschaftswissenschaftliche Forschungsinstitute, sperrte jedoch den Mehrbetrag von 300 000 DM. Die Ausschußmehrheit steht nach wie vor auf dem Standpunkt, es solle nicht zu einer Zementierung der Pauschbeträge an die einzelnen Forschungsinstitute kommen, sondern bei einer freien Vergütung von Leistungen und Sonderaufträgen bleiben. Besondere Aufmerksamkeit verdient die Verdoppelung des Ansatzes des Tit. 601, Maßnahmen zur Förderung von Handwerksfragen, im ordentlichen Haushalt von 1 auf 2 Millionen DM, während gleichzeitig im a. o. Haushalt nach einer eingehenden Aussprache eine Empfehlung des Wirtschaftspolitischen Ausschusses, den gleichlautenden Tit. 613 von 2 auf 4 Millionen DM zu erhöhen, mit sehr großer Mehrheit beschlossen wurde. Dieser Wille des Haushaltsausschusses, zentrale Maßnahmen zur Steigerung der Produktivität des Handwerks entschlossen zu fördern, findet seine Ergänzung in dem neuen Tit. 610: 1 Million DM neu für Maßnahmen zur Förderung des Handels und in einem gleichlautenden Tit. 614 im a. o. Haushalt in Höhe von einer weiteren Million DM. Eine kräftige Steigerung von 690 000 DM im Vorjahr auf 2,5 Millionen DM erfuhr der Ansatz Tit. 602, Beiträge zu den Kosten der deutschen Beteiligung an ausländischen Messen. Das Ist für 1954 lag ohnehin bereits bei 1,3 Millionen DM. Die Bundesregierung beteiligt sich jetzt an insgesamt 24 Auslandsmessen. Die nachgewiesenen Erfolge einer solchen Investition überzeugten den Ausschuß von der Notwendigkeit einer Erhöhung. Er vermochte dagegen nicht der Bitte des Deutschen Industrie- und Handelstags, beim Tit. 606 für die Wiedereinrichtung von Handelskammern im Ausland den Betrag von 250 000 auf 480 000 DM zu erhöhen, zu entsprechen. Einem Vorschlag .des Berichterstatters, eine solche Titelerhöhung durch entsprechende Einsparungen bei den Wirtschaftsabteilungen derjenigen Auslandsmissionen, deren Personal durch neuerrichtete Auslandshandelskammern eine starke Arbeitsentlastung erfährt, auszugleichen, schloß sich das Bundeswirtschaftsministerium nicht an. Es legt umgekehrt Wert auf eine Verstärkung des Personals bei den Wirtschaftsabteilungen der deutschen Auslandsvertretungen. Der Sperrvermerk beim Tit. 606 wurde gestrichen. Der Berichterstatter glaubt es sich ersparen zu können, auf die sehr eingehende Debatte über den Antrag Dr. Arndt und Gen. auf Erhöhung des Tit. 609, Zuschuß an die Kurhessischer Kupferschiefer Bergbau GmbH, Sontra, an dieser Stelle einzugehen, da vor dem Hohen Hause die gleichen Argumente noch ausführlicher in der Debatte vom 4. Mai 1955 über die Drucksache 1212 und den Umdruck 360 vorgetragen wurden. Der Haushaltsausschuß beschloß, es bei der Regierungsvorlage von 4,6 Millionen DM und den Erläuterungen zu belassen, zumal ohnehin im Einzelplan 60 Kap. 02 Tit. 533 ein neuer Betrag: Darlehen an das Land Hessen für Zwecke der Industrieansiedlung im Raume Sontra-Eschwege in Höhe von nicht weniger als 7,12 Millionen DM neu erscheint und damit der Nachweis geführt wird, daß die Bundesregierung ganz außerordentliche Anstrengungen zur Unterbringung der Arbeitskräfte des stillzulegenden Bergwerks mit Erfolg unternommen hat. Eine sehr bemerkenswerte Ausweitung erfährt das Gesamtvolumen des ordentlichen Haushalts dieses Einzelplans durch die neuen Tit. 950, 951, 952, 953. Unter Tit. 950 tritt das Äquivalent zu dem Einnahmeposten Tit. 692 mit 4,8 Millionen DM in Erscheinung. Es handelt sich um einen durchlaufenden Posten. Tit. 952 = 7,367 Millionen DM „Betriebsbeihilfe für versteuertes Gasöl an gewerbliche und sonstige Betriebe der allgemeinen Wirtschaft" ist eine sinngemäße Auswirkung des Verkehrsfinanzgesetzes. Bei Tit. 953 handelt es sich um Rückerstattungen an die Länder RheinlandPfalz und Baden-Württemberg aus dem Vertrieb von Mineralöl in den Jahren 1949 und 1950 im Zuge einer sehr erfreulichen Bereinigung gegenseitiger Forderungen von Bund und Ländern. Ich darf hier den außerordentlichen Haushalt gleich anschließend vortragen. Die Verminderung des Ansatzes zu Tit. 610, Unterstützung der Industrieforschung, von 15 auf 2,9 Millionen DM führte im Zusammenhang mit einem Antrag des Wirtschaftspolitischen Ausschusses auf Erhöhung des Titels zu einer ausführlichen Debatte. Das Bundesfinanzministerium überzeugte durch den Hinweis, von den 15 Millionen DM des Vorjahransatzes seien überhaupt erst 5,3 Millionen DM verplant. Der Ausschuß hielt infolgedessen eine Erhöhung des diesjährigen Ansatzes von 2,9 Millionen DM nicht für notwendig. Auf den erhöhten Zuschuß zur Handwerksförderung von 4 Millionen DM und den neuen Tit. 614: 1 Million DM zur Handelsförderung wurde bereits eingegangen. Der Ausschuß sah sich nicht in der Lage, einem Wunsche des Bundesrates zu entsprechen, im außerordentlichen Haushalt einen neuen Tit. 535 zur Finanzierung überseeischer Niederlassungen des Außenhandels in Höhe von 5 Millionen DM zu entsprechen, da er hier der Bundesregierung folgte, die durch Bundesbürgschaften diesem Bedürfnis gerecht zu werden glaubt. Kap. 09 03 Physikalisch-Technische Bundesanstalt in Braunschweig Dem Haushaltsausschuß lag für die Beratung dieses umfangreichen Kapitels eine vollständige Neufassung vervielfältigt vor. Sie enthält das Ergebnis der Überprüfung der Bundesanstalt durch den Bundesrechnungshof in personeller und sachlicher Hinsicht. Die Einnahmen aus Gebühren Tit. 3 zeigen eine erfreuliche Steigerung von 1,15 auf 3,26 Millionen DM. Sie sind hauptsächlich in Höhe von 2,6 Millionen DM aus den Gebühren für die Spezialprüfung von Spielgeräten erwachsen. Die neuen Stellenanforderungen: 17 Planstellen und 85 Angestellten- und Arbeiterstellen in den jetzt gemeinsam in einem Einzelplan auftretenden Anstalten in Braunschweig und Berlin — zusammen mehr gegenüber dem Vorjahr —, führten zu einer sehr kritischen Aussprache. Es wurde eingehend überlegt, ob man die Bedürfnisse der Anstalt nicht durch eine Vermehrung der Zahl der Angestellten befriedigen könnte. Die Ausschußmehrheit lehrfite Streichungsanträge der Opposition hier ab und bewilligte diese erheblichen Mehr- (Dr. Vogel) anforderungen in der ausdrücklich ausgesprochenen Erwartung, daß im kommenden Haushalt 1956 keine neuen Stellen mehr angefordert werden. Nach dem Prüfungsbericht des Bundesrechnungshofs erschienen die Mehranforderungen infolge des ständig wachsenden Volumens der Industrieproduktion, der ständigen Weiterentwicklung völlig neuer Arbeitsgebiete und der Anpassung der Meß- und Kontrollgeräte an diese Entwicklung gerechtfertigt. Bei voller Würdigung der großen Bedeutung der Dienststelle in Braunschweig für den Export und die Weltgeltung der Qualität deutscher Erzeugnisse und in Würdigung der Ansprüche, die die deutsche Wirtschaft an diese Anstalt stellen muß und kann, wünscht jedoch der Ausschuß die Grenzen der Ausweitung der Anstalt sichtbar werden zu sehen, nachdem der Bund so erhebliche Mittel in den Neuaufbau in Braunschweig und neuerdings in Berlin investiert hat. Die Sachtitel haben sich gegenüber den Vorjahransätzen nur unwesentlich geändert. Für die Beschaffung von Meßgeräten und Ausstattungsgegenständen sind 510 000 DM (im Vorjahr 660 000 DM) angesetzt, für den Neubau von Gebäuden und Einrichtungen als Schlußrate 792 400 DM. Sie ist infolge von Änderungen und Ergänzungen des Bauplans sowie von Preissteigerungen notwendig geworden. Die Gesamtkosten der Baumaßnahmen in Berlin werden mit 1,2 Millionen DM beziffert, wovon in diesem Rechnungsjahr nur 443 300 DM in Erscheinung treten. Unter den einmaligen Ausgaben ragt Tit. 873, Erstmalige Anschaffung von technischen Sonder-Einrichtungen, 240 000 DM besonders hervor. Die Zusammenfassung der früheren Einzelkapitel für Braunschweig und Berlin in einem einzigen Kapitel fand die ausdrückliche Zustimmung des Ausschusses. Kap. 09 04 Bundesaufsichtsamt für das Versicherungs- und Bausparwesen in Berlin Das Amt deckt seine Unkosten im wesentlichen aus der Erstattung von 9/10oder Kosten durch gebührenpflichtige Einnahmen der beaufsichtigten Unternehmungen in Höhe von 3 071 200 DM. Gegenüber dem Vorjahr haben sich die ausgewiesenen 100 Planstellen und die Zahl von 161 Angestellten und Arbeitern nicht verändert. Wesentliche Änderungen in den Sachausgaben sind mit Ausnahme der von 110 000 auf 150 000 DM gestiegenen Reisekosten Tit. 215 nicht zu verzeichnen. Ein Antrag, den Bediensteten in Berlin eine steuerfreie Fachaufsichtszulage zuzubilligen (s. die entsprechenden Eingaben des Betriebsrats), konnte schon im Hinblick auf die sich daraus ergebenden Folgen für ähnliche Institutionen vom Ausschuß nicht bewilligt werden. Kap. 09 05 Bundesamt für gewerbliche Wirtschaft Das aus der Bundesstelle für den Warenverkehr der gewerblichen Wirtschaft hervorgegangene neue Bundesamt umfaßt 67 Planstellen, 5 beamtete Hilfskräfte, 283 Angestellte, 49 Arbeiter zusammen 404 Bedienstete an Stelle von 704 Bediensteten vorher. Die Umgründung war also mit einer sehr erheblichen Einsparung von Stellen begleitet. Bei der in Abwicklung befindlichen Bundesstelle, die gleichfalls in einer Neufassung im Kap. 09 05 a ausgewiesen wird, wird dieser Abbau an Kräften zahlenmäßig ausführlich dargestellt. Der neue Haushalt des Bundesamtes weist zunächst nur 44 400 DM an Einnahmen auf. Der Haushaltsausschuß verweist hier ausdrücklich auf die noch ausstehende Regelung der Gebührenfrage in dem Gesetz für die Errichtung des Bundesamtes. Der Haushaltsausschuß fordert nach wie vor eine Erhebung von Gebühren. Das Bundeskabinett wird sich noch mit einer entsprechenden Ergänzungsvorlage des Bundesfinanzministers befassen. Bei 3,3 Millionen DM Personalausgaben und 1,26 Millionen DM Sachausgaben erfordert das neue Amt einen Zuschuß von 4 521 400 DM. Der Haushaltsausschuß nahm dieses Kapitel en bloc an. Er verfuhr ebenso bei dem Kap. 09 05 a der Bundesstelle für den Warenverkehr in Abwicklung, deren Tätigkeit nach einer Erklärung des Bundeswirtschaftsministeriums spätestens am 30. Juni 1955 eingestellt werden wird. Auf eine Anfrage im Ausschuß hin erklärte das Bundeswirtschaftsministerium, daß der Tit. 110, Abfindungen und Übergangsgelder, in Höhe von 200 000 DM unbedingt erforderlich sei für alle diejenigen Bediensteten, die in der Privatindustrie untergebracht wurden und die bis jetzt noch keine Stellung gefunden haben. Kap. 09 06 Bundesstelle für Außenhandelsinformationen in Köln Weder bei den 12 Planstellen noch bei den 100 nichtbeamteten Kräften ist gegenüber dem Vorjahr eine wesentliche Änderung festzustellen. Der Zuschuß hat sich sogar um 3 000 DM gegenüber dem Vorjahr auf 1 770 300 DM verringert. Der Haushaltsausschuß konnte dieses Kapitel en bloc gleichfalls verabschieden. hap. 09 07 Bundesanstalt für mechanische und chemische Materialprüfung in Berlin Diese Bundesanstalt ist der Nachfolger des ehemaligen staatlichen „Materialprüfungsamtes" in Berlin-Dahlem und der ehemaligen „Chemischtechnischen Reichsanstalt" in Berlin-Plötzensee. Mit Wirkung vom 1. April 1954 ist das bis dahin vom Land Berlin betreute Amt unter dem jetzigen Titel auf den Bund übernommen worden. Es dient vor allem der Prüfung der technischen Werkstoffe und Werkstoffkonstruktionen, der Untersuchung, Erprobung und Begutachtung aller Werkstoffarten, der Aufklärung von Schadensfällen und der Überwachung der Erzeugnisse der Industrie und des Gewerbes. Die Gebühren der Anstalt haben sich erfreulicherweise durch eine wesentlich gesteigerte Tätigkeit von 520 000 auf 850 000 DM erhöht. Die 60 Planstellen blieben gegenüber dem Vorjahr unverändert. Bei den nichtbeamteten Kräften willigte der Ausschuß in eine Erhöhung der Zahl der Lehrlinge von 8 auf 22 ein, so daß sich hier eine Vermehrung von 254 auf 268 Stellen ergibt. Für die Beseitigung von Kriegsschäden werden gegenüber einem Vorjahransatz von 300 000 DM in diesem Jahr 646 600 DM eingesetzt, auch der Tit. 871, Erstmalige Anschaffung von Meßgeräten, Aufbau von Prüfständen, ist von 150 000 DM auf 200 000 DM gewachsen. Der Ausschuß billigte auch dieses Kapitel ohne besondere Diskussion. ich habe die Ehre, dem Hohen Hause den Antrag des Haushaltsausschusses zu unterbreiten, den vorgetragenen Einzelplan 09, Bundesministerium für Wirtschaft, in der vom Haushaltsausschuß beschlossenen Form zu genehmigen. Bonn, den 10. Juni 1955 Dr. Vogel Berichterstatter Anlage 11 zu Drucksache 1510 (Vgl. S. 4948 C) Schriftlicher Bericht des Haushaltsausschusses (18. Ausschuß) zum Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1955 (Haushaltsgesetz 1955) (Drucksache 1100) hier: Einzelplan 10 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Berichterstatter: Abgeordneter Brese 1. Der Haushalt 1955 des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten ist dadurch gekennzeichnet, daß sich infolge günstiger Entwicklung der Einnahmeseite der Einnahmeseite der Zuschußbedarf wiederum, und zwar um etwa 15 Mio DM auf 258,6 Mio DM vermindert hat. Dabei ist jedoch erneut auch das Ausgabevolumen größer geworden. Es hat sich, wenn man die Beschlüsse des Haushaltsausschusses zugrunde legt und bei dem Haushalt 1954 die 4%ige Kürzung nicht berücksichtigt, im ordentlichen Haushalt um 112,2 Mio DM auf 603,6 Mio DM erhöht und im außerordentlichen Haushalt um 8,3 Mio DM auf 67,7 Mio DM vermindert, also insgesamt um 103,9 Mio DM auf 671,3 Mio DM erhöht. 2. Die Entwicklung auf der Einnahmeseite wird im wesentlichen durch die Abschöpfungsbeträge bei Getreide und Zucker (Kap. 10 02 Tit. 67) bestimmt, die auf Grund der Marktordnungsgesetze bei der Einfuhr von Lebensmitteln erhoben werden, um die Auslandspreise an die Inlandspreise anzupassen. Die Regierungsvorlage hat für 1955 einen Betrag von 383 Mio DM — gegenüber dem Vorjahresbetrag von 225,8 Mio DM — eingesetzt. Der Haushaltsausschuß hat diesen Ansatz, der von nur schwer voraussehbaren Entwicklungen — insbesondere der Weltmarktpreise und der Erntemengen — abhängig ist, nicht geändert. 3. Auf der Ausgabeseite ist hervorzuheben, daß der Haushaltsausschuß in Übereinstimmung mit der Regierungsvorlage als 1. Rate für den Bau eines dritten Fischereischutzbootes 1,2 Mio DM (Kap. 10 01 Tit. 951) neu eingesetzt und die Mittel für die Zinsverbilligungsaktion (Kap. 10 02 Tit. 956) um 16,8 Mio DM aufgestockt hat. Das letztere bedeutet, daß die Zinsverbilligung im Rechnungsjahr 1955 in etwa dem gleichen Umfange wie 1954 fortgesetzt werden kann. Nur intern ist bei der Aufteilung der Mittel eine Verschiebung eingetreten. Schon die Regierungsvorlage sah eine Berücksichtigung des Neubaues von Loggern, Kuttern sowie kombinierten Fang- und Fabrikschiffen vor; der Haushaltsausschuß hat darüber hinaus auch noch den Neubau von Fahrzeugen der Hochseefischerei einbezogen, so daß nunmehr die Flotte der gesamten Seefischerei von der Zinsverbilligungsaktion erfaßt werden kann. Neben der Zinsverbilligung hat auch eine andere wesentliche Position, die in den Rahmen des Programms zur Verbesserung der Agrarstruktur gehört, eine wesentliche Erhöhung erfahren, nämlich die Flurbereinigung (Kap. 10 02 Tit. 532 und 663). Die Regierungsvorlage brachte anstatt des Vorjahresbetrages von insgesamt 50 Mio DM für Beihilfen und Darlehen einen Gesamtansatz von 65 Mio DM, der bei den Verhandlungen im Haushaltsausschuß eine Zurückführung auf 60 Mio DM erfahren hat. Eine ausführliche Erörterung hat im Haushaltsausschuß auch über die Kosten für die Vorratshaltung (Kap. 10 02 Tit. 620) stattgefunden. Der Vorjahresansatz von 171,2 Mio DM hat in der Regierungsvorlage eine Erhöhung auf 190,9 Mio DM erfahren, was im wesentlichen durch eine Erhöhung der Brotgetreidereserven von 1,2 auf 1,8 Mio t zurückzuführen ist. Der Haushaltsausschuß glaubte aber gleichwohl auf Grund des Ergebnisses seiner Verhandlungen den Ansatz um 7,3 Mio DM senken zu können. Was die auch in diesem Zusammenhang zu erwähnende Roggenlieferprämie (Kap. 10 02 Tit. 951) angeht, so konnte dieser Ansatz um 8,9 Mio DM ermäßigt werden, aber nicht aus der Sache als solcher heraus, sondern weil entsprechende Reste aus dem Vorjahre verfügbar geblieben sind. Zu beachten ist aber dabei, daß der Ansatz für die Roggenlieferprämie für das Getreidewirtschaftsjahr 1955/56, die durch das in diesem Hohen Hause bereits behandelte Getreidepreisgesetz für das genannte Wirtschaftsjahr beschlossen worden ist, in dem ausgeworfenen Betrag noch nicht enthalten ist. 4. Von den übrigen Änderungen auf der Ausgabeseite, die der Haushaltsausschuß vorgenommen hat, sind noch die folgenden bemerkenswert. In erster Linie ist die Erhöhung des Fonds für die Tierseuchenbekämpfung (Kap. 10 02 Tit. 615) hervorzuheben, wobei durch eine Erhöhung um 2 Mio DM der Vorjahresansatz von 10 Mio DM wiederhergestellt worden ist; die Mittel dienen fast gänzlich der wichtigen Bekämpfung der Rindertuberkulose. Ebenso wiederhergestellt wurde der Vorjahresansatz bei den folgenden Ausgabetiteln: Förderung des Weinbaues (Kap. 10 02 Tit. 607) durch Erhöhung um 200 000 DM, Förderung der Milchwirtschaft (Kap. 10 02 Tit. 630) durch Erhöhung um 100 000 DM, Absatzwerbung im Ausland (Kap. 10 02 Tit. 651) um ebenfalls 100 000 DM und schließlich Ausbau von Schweinemastprüfungsanstalten und einer Schafmastver- (Brese) suchsstation (Kap. 10 02 Tit. 957) durch Einsetzung von wiederum 190 000 DM. 5. Einen breiten Raum hat in den Verhandlungen des Haushaltsausschusses der sogenannte „Küstenplan" eingenommen, der schon vorher eingehend durch einen besonderen Unterausschuß behandelt worden war. Der Küstenplan erstreckt sich auf die Länder Niedersachsen und Schleswig-Holstein sowie die Hansestädte Bremen und Hamburg, die sich auch an den Kosten angemessen zu beteiligen haben. Der Küstenplan will weitere Erzeugungsreserven dadurch erschließen, daß er im Tidegebiet der Nordseeküste den Schutz und die Verbesserung der hinter den Deichen gelegenen Ländereien im weitaus stärkeren Umfange, als es bisher geschehen konnte, fördert. Zu seiner Durchführung entschloß sich schließlich der Haushaltsausschuß, den im ordentlichen Haushalt befindlichen Bundeswasserwirtschaftsfonds (Kap. 10 02 Tit. 618) um 15 Mio DM zu verstärken und im außerordentlichen Haushalt die für den Küstenschutz in der Regierungsvorlage veranschlagten Mittel in Höhe von 24 Mio DM (Kap. A 10 02 Tit. 600) über den Vorjahresansatz von 30 Mio DM hinaus auf 31 Mio DM zu erhöhen. Die Deckung für die Erhöhung im außerordentlichen Haushalt wurde dadurch herbeigeführt, daß die Mittel für die Erhöhung des Grundkapitals der Siedlungsbank (Kap. A 10 02 Tit. 890) von 6 auf 3 Mio DM und die Betriebsmittelzuweisungen an die Einfuhr- und Vorratsstellen (Kap. A 10 02 Tit. 950) von 10 auf 6 Mio DM gesenkt wurden. Der bereits erwähnte Bundeswasserwirtschaftsfonds (Kap. 10 02 Tit. 618) wurde um weitere 3 Mio DM erhöht, um im Alpenbereich die notwendigen Maßnahmen für einen wirksamen Hochwasserschutz von landwirtschaftlich genutzten Flächen, Siedlungen und Verkehrswegen und im Voralpenland die erforderliche Sanierung von Flußgebieten und Verbauung von Wildbächen durchführen zu können. 6. Schließlich ist auf der Ausgabeseite noch die Auswirkung des Verkehrsfinanzgesetzes vom 6. April 1955 zu erwähnen. Sie führte dazu, daß die Ansätze zur Dieselkraftstoffverbilligung für die Fischerei (Kap. 10 02 Tit. 952) um 1,2 auf 3,4 Mio DM und zur Dieselkraftstoffverbilligung für die Landwirtschaft (Kap. 10 02 Tit. 953) um 25 auf 45 Mio DM zu erhöhen waren. Dabei ist hinzuzufügen, daß diese Mehrausgaben aus dem Aufkommen, das sich aus dem Verkehrsfinanzgesetz ergibt, gedeckt werden sollen. 7. Die übrigen Änderungen auf der Einnahmeseite und Ausgabeseite sind nur geringfügiger Natur und brauchen im einzelnen nicht erwähnt zu werden. Insgesamt gesehen konnte durch die vorgenommene Änderung erreicht werden, daß für alle Mehrausgaben, die sich während der Beratungen im Haushaltsausschuß ergaben, volle Deckung im Rahmen des Einzelplans 10 gefunden werden konnte, wobei sich darüber hinaus noch eine geringe Ermäßigung um rd. 200 000 DM ergeben hat. Bei dieser Bilanz sind allerdings die Mehrausgaben für die Dieselkraftstoffverbilligung nicht berücksichtigt, da sie ja, wie bereits erwähnt, ihre finanzielle Deckung durch das Aufkommen auf Grund des Verkehrsfinanzgesetzes finden. 8. Was die Organisation des Ministeriums und der nachgeordneten Dienststellen anbelangt, so sind Änderungen von Bedeutung nicht zu verzeichnen. Hinsichtlich der Personalbesetzung hat der Haushaltsausschuß für das Ministerium einer geringfügigen Vermehrung um 7 Stellen zugestimmt; die Anforderungen in der besonderen Ergänzungsvorlage der Bundesregierung auf diesem Gebiet wurden wie bei allen anderen Ressorts abgelehnt. Auch bei den nachgeordneten Dienststellen ist eine bemerkenswerte Personalvermehrung nur insofern eingetreten, als bei der Bundesforschungsanstalt für Fischerei in Hamburg 25 neue Stellen ausgebracht worden sind; sie finden aber ihre besondere Begründung durch die wiedererrichtete Biologische Anstalt auf Helgoland. Auf der anderen Seite sind bei der dem Ministerium nachgeordneten Außenhandelsstelle die Dienstkräfte um 37 vermindert worden. Faßt man die Personalveränderungen im Rahmen des gesamten Einzelplans 10 zusammen, so ist erfreulicherweise festzustellen, daß insgesamt sich nur ein Mehr von 5 Stellen ergibt. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, daß die Forschungsanstalten im großen und ganzen gesehen mit etwa den gleichen Mitteln ausgestattet wurden wie im Vorjahre. 9. Die Ergebnisse der Beratungen im Haushaltsausschuß über den Einzelplan des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten liegen in der Drucksache 1510 vor. Soweit die Empfehlungen des Haushaltsausschusses von besonderer Bedeutung sind, habe ich sie in meinen vorangegangenen Ausführungen erwähnt. Ich darf namens des Haushaltsausschusses bitten, den Anträgen in Drucksache 1510 zuzustimmen. Bonn, den 13. Juni 1955 Brese Berichterstatter
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    Rede von Willi Birkelbach


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Seit das Projekt einer sogenannten Europäischen Politischen Gemeinschaft auf der Basis des Sechs mehr oder wenig sang- und klanglos von der Bildfläche verschwunden ist und seit die sogenannte Europäische Verteidigungsgemeinschaft in Frankreich scheiterte, stehen wirtschaftliche Fragen der europäischen Zusammenarbeit wieder im Mittelpunkt der Diskussion. Nicht nur amtliche Stellen, sondern auch sachverständige Persönlichkeiten äußern sich in der letzten Zeit sehr oft in dieser oder jener Richtung, und überall spürt man das Bemühen, wegzukommen von den mehr lyrischen Vorstellungen, die früher die Europa-Diskussion beherrschten, und dahin zu kommen, daß man auf der Grundlage sachlicher Untersuchungen nächste Schritte für die Förderung der europäischen Zusammenarbeit ausarbeitet.
    Dabei haben wir als Sozialdemokraten eine Bemerkung zu machen. Wir glauben zu spüren, daß so etwas wie ein Bann gebrochen ist, der Bann nämlich, der darin bestand, daß man sagte: Wer gegen den Schumanplan ist, der ist gegen Europa, wer gegen die EVG ist, ist gegen Europa. Ich glaube, wenn Sie jetzt einmal eine Liste solcher Gegner, die sich heute freimütig äußern, zusammenstellten, würden Sie sehen, daß dabei sehr viele wirklich anerkannte Freunde Europas sind, die Sie früher nicht in dieser Offenheit reden hörten.

    (Abg. Dr. Schöne: Sehr gut!)

    Deshalb halten wir es für richtig, hier wenigstens den einen oder anderen Gedanken klarzustellen. Wir hören zwar von vielen Seiten in Deutschland: Wir haben die wirtschaftlichen Risiken und die Nachteile, die auf uns zukommen, damals auch schon gesehen; wir haben sie in Kauf genommen, um aus einer politischen Situation herauszukommen, die unbefriedigend war, und wir sind heute dabei, dieses Übel mehr oder weniger zu verkleinern; darauf soll sich die erste Aktivität erstrecken. Ich werde hierzu noch eine andere Bemerkung machen; ich möchte aber noch etwas vorausschicken.
    In diesem Ringen um die Frage: Wer ist nun eigentlich der Freund der europäischen Einigung? hat das Schlagwort „supranational" immer wieder eine Rolle gespielt. Es wurde so getan, als ob schon mit diesem Begriff allein das einheitliche Europa gesichert wäre. In der Zwischenzeit haben wir insbesondere im Hinblick auf das, was durch die Veränderung in der Präsidentschaft der Hohen Behörde vor sich gegangen ist, doch selbst unmittelbar einen Anschauungsunterricht bekommen. Der Anschauungsunterricht geht nach meiner Auffassung dahin, daß man sagen kann: selbst wenn eine solche supranationale Gemeinschaft besteht, findet die Supranationalität ihre Grenze dort, wo die weiterhin agierenden Regierungen politisch entscheidende und grundlegende Differenzen haben.

    (Sehr wahr! bei der SPD.)

    Wir haben gespürt, daß wir, wenn die Regierungschefs dieser sechs Länder zusammenwaren, eigentlich so etwas wie eine „superhohe Behörde" hatten. Wir konnten feststellen, daß sie sich mehr oder weniger als die Gönner fühlten, die jederzeit die Möglichkeit würden nutzen können, diese Art von Gemeinschaft auch umzugestalten, wenn sich das politisch für sie als zweckmäßig erweist.
    Wenn wir auf dieser Seite die Frage der Supranationalität ein wenig anleuchten, so spüren wir, daß es auf der anderen Seite sogenannte intergouvernementale Einrichtungen gegeben hat und auch heute noch gibt, z. B. die Organisation für Europäische Wirtschaftliche Zusammenarbeit in Paris, die OEEC, die sicherlich h auf recht beachtliche Erfolge zurückblicken kann. Nehmen wir allein das, was sich aus der Europäischen Zahlungsunion an segensreichen Wirkungen für die Verflechtung der europäischen Wirkungen wirtschaften ergeben hat. Dabei spüren wir, daß es sich hierbei zwar um eine intergouvernementale Einrichtung handelt, also um eine Zusammenarbeit auf der Basis der Verständigung der Regierungen untereinander, allerdings in einer gemeinsamen Institution, daß aber dort nicht jede Regierung und jedes Land von einem Vetorecht beliebig Gebrauch machen kann — und das auch nicht getan hat —, sondern daß auch dort die politische Situation immer Grenzen setzte. Dabei haben wir als Parlamentarier allerdings immer wieder bedauert, daß es keine echte Mitwirkung der öffentlichen Meinung in schwerwiegenden Entscheidungen gegeben hat, daß man vielmehr immer wieder mehr oder weniger auf Schleichwegen erfahren mußte, wie und mit welcher Begründung diese und jene Ansicht vorgetragen worden ist.
    Für uns liegt also das Problem sehr viel stärker dort, wo es notwendig wird, auch die öffentliche Meinung, auch den Nichtfachmann, auch den kleinen Mann im Volke 'wissen zu lassen: wo gibt es echte, grundlegende Differenzen, die man nicht überwinden kann, und wo gibt es demgegenüber die Notwendigkeit, auch von einem Volke, auch von einer Bevölkerung für den Augenblick gewisse Opfer zu verlangen, um auf diese Weise eine gemeinsame Linie für die Erreichung der größeren Ziele einer europäischen Gemeinschaft sicherzustellen? Da möchte ich behaupten, daß, wenn wir einmal genauer untersuchen, in welcher Richtung sich die Supranationalität der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl, der Montanunion, wirklich bewährt hat, wir nicht behaupten können, daß diese Art von Betonung der Supranationalität die Verstimmung und die Mühe gelohnt hat, die aufgewandt werden mußte, um immer wieder auch die Abgrenzung gegenüber den nicht der Montanunion angehörenden Ländern nachträglich zu begründen.
    Wir sollten in Zukunft über diese Schlagworte wirklich nicht mehr stolpern, sondern sollten herausfinden, daß es auch in der praktischen Arbeit insbesondere der OEEC in der Vergangenheit Situationen gegeben hat, in denen einzelne Länder eine


    (Birkelbach)

    europäische Solidarität spürten, die von anderen getragen wurde. Auch die Bundesrepublik ist dabei nicht unbeteiligt. Wir haben in der großen Zahlungsbilanzkrise des Jahres 1951 den Vorteil gespürt, der darin bestand, daß die anderen Länder uns ein gewisses Moratorium in bezug auf die Liberalisierung usw. gewährten, und wir müssen diesen Ländern dankbar sein, daß sie nicht kurzerhand nur ihre eigenen Interessen sahen.

    (Zustimmung bei der SPD.)

    Aus solchen Solidaritätssituationen erwächst aber auch für eine Volkswirtschaft wie die deutsche, die in der Zwischenzeit erstarkt ist, die Verpflichtung, sich in bewußter Weise einzuschalten und bereit zu sein, auch dann eine gewisse Langmut zu zeigen, wenn wir glauben, andere seien nicht ganz so tüchtig wie wir und würden aus diesem Grunde nicht immer ihren Verpflichtungen so nachkommen, wie wir das erwarten.
    Ich glaube, daß wir hier die Notwendigkeit vor uns sehen, gerade diese Zusammenarbeit auf der Basis der OEEC und der EZU in einer Weise zu entwickeln, die auch die öffentliche und die internationale Diskussion über die dort zu fällenden Entscheidungen stärker betont.
    Nun möchte ich einen Augenblick zurückschalten auf die aktuelle Diskussion. Ich will hier nicht die einzelnen Vorschläge begutachten, die im Zusammenhang mit der bekannten Konferenz in Messina gemacht worden sind. Ich will nicht auf das deutsche Memorandum, das Benelux-Memorandum eingehen, auch nicht auf die Tatsache des Rücktritts des Herrn Präsidenten Monnet, sondern ich möchte hier klar und eindeutig sagen: Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands hat sich immer zum Gedanken der europäischen Solidarität und zum Gedanken der europäischen Einheit bekannt, sie hat sich nur geweigert, diesen Gedanken sozusagen als Tarnung benutzen zu lassen für höchst handfeste Bestrebungen, die sehr oft alles andere als wirklich international begründet waren.

    (Sehr gut! und Beifall bei der SPD.)

    Wenn wir diesen Gedanken betont haben, dann glaubten wir dabei, daß für die Masse der Bevölkerung die wirtschaftliche Gesundung in allen Ländern und die stetige Hebung des Massenwohlstandes sozusagen überhaupt erst die Grundlage dafür schaffen würden, daß der europäische Gedanke zum Zuge kommt.

    (Beifall bei der SPD.)

    Dabei haben wir vor allem zu beachten, daß es in Europa ein sehr starkes soziales Gefälle gibt, ein Gefälle, das man beinahe von Norden nach Süden begleiten und beobachten kann. Man kann nun nicht einfach mit dem Gedanken spielen, man brauche sozusagen nur die Grenzen zu beseitigen und die Hemmnisse zu überwinden, die dem gegenseitigen Austausch entgegenstehen, sondern man muß eine bewußte gemeinsame Sozial- und Wirtschaftspolitik betreiben, um diese Art von Naturgegebenheit, die man heute noch akzeptiert, auch beseitigen zu können. Wir fordern daher eine Politik der gemeinsamen Anstrengung, um die wirtschaftliche Ausweitung in Europa gemeinsam voranzutreiben. Dabei wollen wir nicht irgendwelchen Autarkiebestrebungen das Wort reden, weder auf der Basis der einzelnen Länder noch auf der Basis von Sondergemeinschaften innerhalb des freien Teils von Europa, den wir hier zu vertreten haben.
    Dazu eine weitere Feststellung. Wir haben im Zeichen der Konjunktur der vergangenen Jahre sehr viele Dinge sich einpendeln sehen — auch im europäischen Raum —, die in dem Augenblick, wo die Wirtschaftstätigkeit nachlassen würde, nicht ohne weiteres gesichert wären. Wir spüren, daß die Wachsamkeit besonders in dieser Richtung zu gehen hätte. Die Fortschritte, die erzielt worden sind, sind keineswegs konsolidiert.
    Die Ansatzpunkte für die Zusammenarbeit sind sicher dort zu finden, wo sie auch in den vergangenen Jahren zu finden waren: bei der OEEC und der Europäischen Zahlungsunion.
    Allerdings, das möchte ich noch einmal betonen, müssen wir für eine internationale, für eine übernationale Diskussion sorgen. Damit meine ich insbesondere, daß die Informationen, die den Abgeordneten der einzelnen Länder — ich darf hier auch die Bundesrepublik nennen — über den Stand der Verhandlungen, über das, was man als Ziel anstrebt, gegeben werden, nicht gar so einseitig sein mögen, nicht gar so sehr immer nur unter dem Gesichtspunkt: Wir müssen unseren Standpunkt möglichst hart vertreten!, sondern sie sollten auch ein wenig in der Richtung gehen, uns Parlamentarier darüber zu unterrichten, wie die Haltung in anderen Ländern ist und welche begründeten Ansichten von dort her vorgetragen werden. Dafür ein Forum zu finden, wird wahrscheinlich die nächste Aufgabe sein. Wir stellen uns vor, daß die Beratende Versammlung des Europarats in Zusammenarbeit mit der Gemeinsamen Versammlung der Montanunion die Voraussetzungen zu schaffen hat.
    Wir haben in der Zwischenzeit natürlich zur Kenntnis zu nehmen, daß die Institution der Montanunion existiert. Manche — nicht auf unserer Seite — sagen zwar, es komme nun darauf an, den Vertrag über die Montanunion durch die Exekutive in Luxemburg möglichst immer so eng auslegen zu lassen, daß sich allmählich eine Versteinerung der Begrenzung auf einen Tätigkeitsbereich ergibt, der mehr oder weniger harmlos ist, auf einen Tätigkeitsbereich, der nicht in irgendeiner Weise mit den Interessen der großen und mächtigen privaten Gruppen kollidiert, die bisher und früher — vor allem in Europa — ihre eigene Kohle- und Stahlpolitik, und zwar nach ihren eigenen, besonderen Interessen, gemacht haben. Wir müssen nach unserer Auffassung diese Art von Versteinerung der Montanunion verhindern. Wir glauben, es kommt darauf an, über das Funktionieren dessen, was man einmal nach den ursprünglichen Vorstellungen mit dieser Gemeinschaft erreichen wollte, hinauszuschreiten und diese Gemeinschaft dann wieder in eine gesamteuropäische Wirtschaftsinstitution einzubetten.
    Wir glauben — der Gedanke ist von uns immer wieder betont worden—, es kommt darauf an, die Grundstoffindustrien in Europa in ihrer Gesamtheit so zu entwickeln, daß sie die Grundlage für eine stetige Politik der Wirtschaftsausweitung und der Wohlstandshebung für die Masse der Bevölkerung abgeben können. Wir waren der Auffassung, daß diese Politik nicht darauf gerichtet sein sollte, in jedem einzelnen Land möglichst viel Eigenständiges zu entwickeln, sondern gerade die Schwerindustrie bietet nach unserer Ansicht die Grundlage für eine echte politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit. Wir können aber diese Industrien nicht isoliert sehen, und wir sind der
    2. Deutscher Bundestag - 88, Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. Juni 1955 4941

    (Birkelbach)

    Auffassung, daß die Beschränkung auf die sechs Länder - eine Beschränkung, die sich aus der Konstruktion des Vertrages in einem gewissen Sinne ergab — nicht gut war. Wir müssen dabei von einigen Tatsachen ausgehen. Die erste Tatsache ist, daß Kohle und Stahl Wirtschaftsbereiche sind, in denen kaum jemand den uneingeschränkten Wettbewerb über den Preis fordern oder befürworten wird. Hier gibt es also etwas, was vom gemeinwirtschaftlichen Gesichtspunkt aus besonders zu überwachen und im Auge zu behalten ist. Zweitens sind die Industrien Kohle und Stahl besonders konjunkturempfindlich. Sie haben in ihren Auftragsbeständen, wenn Sie die Kurven beobachten, das ständige Überquellen und Überschnellen in die Höhe und das In-die-Tiefe-Gehen, das Hindurchmanövrieren durch Täler, das bei keiner anderen Industrie im gleichen Ausmaß zu verzeichnen ist. Dabei ist die besondere Sorge immer, daß hier die Beschäftigten unter Umständen das Opfer dieser Schwankungen werden, weil sie ja in der Konjunktur nicht die Reserven ansammeln können, die es gestatten, die Konjunkturtäler zu überstehen.

    (Sehr wahr! bei der SPD.)

    Außerdem ist wohl so, daß Teilintegrationen keine Teilkonjunkturen in diesen Bereichen garantieren. Im Gegenteil, nach unserer Auffassung besteht die Gefahr, da unsere Wirtschaft in so starkem Maße durch die Schwerindustrie beeinflußt wird, daß das Ruhrgebiet dann, wenn die Wirtschaftstätigkeit allgemein zurückgeht, zum Krisenpuffer wird. Es wäre die Möglichkeit gegeben, hier im einzelnen nachzuweisen, welche Gefahren bestehen; aber zusammenfassend kann man folgendes sagen.
    In einer Volkswirtschaft, in der Kohle und Stahl ein solches Gewicht haben, wird durch die Herausnahme dieser beiden Industrien aus der Verfügungsgewalt der Regierung in bezug auf aktive Wirtschaftspolitik eine echte Vollbeschäftigungs-, eine stabile Beschäftigungspolitik unmöglich gemacht, und zwar nicht nur für diese Industrien, sondern für die Wirtschaft als Ganzes. Darüber hinaus ist es durch die Herausnahme dieser Industrien aus unserer Zuständigkeit unbestreitbar dazu gekommen, daß zusätzliche Risiken für die Arbeitnehmer in Erscheinung traten. Sie sind latent vorhanden; man kann sie im Augenblick deswegen nicht so in Zahlen beobachten, weil wir insgesamt in Europa eine entsprechende Konjunktur haben. Die Gefahren, die sich auch aus Standortverlagerungen ergeben können, müssen jedoch gesehen werden.
    Wenn wir diese Dinge in Rechnung stellen und auf der anderen Seite die Tatsache hinnehmen, daß die Montanunion als Institution besteht, müssen wir die Forderung erheben, daß die Hohe Behörde zusammen mit den Regierungen, zusammen mit dem Ministerrat eine koordinierte Wirtschaftspolitik für den gesamten Bereich nicht nur von Kohle und Stahl, sondern für den gesamten Bereich dieses Gebietes entwickelt, eine aktive Konjunkturpolitik. Dabei ist die Tatsache zu verzeichnen, daß die Hohe Behörde gemeinsam mit dem Ministerrat im Jahre 1953 bereits eine entsprechende Entschließung gefaßt hat. Sie selbst hat das Problem gesehen, daß sie ihrer Verantwortung nicht gerecht werden kann, die sich aus den großen Zielsetzungen, die in den Artikeln 2 und 3 niedergelegt sind, ergibt, wenn sie nicht gleichzeitig zusammen mit den anderen Regierungen eine aktive Beschäftigungspolitik betreibt.
    In dem Augenblick, in dem man diese Notwendigkeit erkennt, wird klar: Aktive Beschäftigungspolitik ist etwas, was sehr rasch die Frage einer gemeinsamen, einer koordinierten Währungspolitik aufwirft. Wir vertreten die Auffassung, die im übrigen auch in der Presse in der letzten Zeit von anderen Sachverständigen vertreten worden ist, daß man eine Währungspolitik, abgestellt auf den Bereich der sechs Länder, nicht betreiben kann, sondern daß für eine solche Währungspolitik, eine abgestimmte Währungspolitik, die absolute Mitarbeit, die absolute Zusammenarbeit mit dem Sterlingblock erforderlich ist. Wenn wir das betonen, dann glauben wir, daß dort auch das Bindeglied zu finden sein müßte, um die Montanunion in ihrer Gesamtheit wieder in eine europäische Wirtschaft hineinzuführen, eine europäische Wirtschaft, die gewissermaßen in parallelen Anstrengungen von den Regierungen her, von der Montanunion als Institution her so vorwärtsgetrieben wird, daß man einheitliche Ziele erkennen kann. Dabei ist die Zusammenarbeit wahrscheinlich am günstigsten zu bewerkstelligen, wenn man den Ansatzpunkt der OEEC in Paris wählt und ihn eindeutig auswertet.
    Ich möchte noch einmal die Schlußfolgerung ziehen. Wir sind nicht für das weitere Experimentieren mit Teilintegrationen. Sie verschieben nur die Schwierigkeiten, die heute schon auftauchen, in neue Bereiche. Wir sind für eine enge Zusammenarbeit der Regierungen mit der OEEC, der Regierungen mit der Hohen Behörde der Montanunion und für eine enge Zusammenarbeit dieser Hohen Behörde mit der OEEC. Dabei muß die besondere Rolle der Parlamentarier — ich betone das vor Ihnen — herausgehoben werden. Wir müssen vor allen Dingen in Ausschüssen die Möglichkeit finden, auch von der OEEC Auskünfte zu bekommen, die über unsere eigenen Regierungen vielleicht nicht ohne weiteres zu erhalten wären. Wir müssen die Möglichkeit haben, in diesen Ausschüssen mit den anderen Parlamenten auch über die Gesichtspunkte zu diskutieren, die ihre eigenen Regierungen vertreten. Nur auf diesem Wege werden wir zu einer echten Diskussion kommen.
    Wenn wir das als ein Ziel anstreben, so glauben wir, daß die Gemeinsame Versammlung der Montanunion zu einem dynamischen Element, zu einem dynamischen Faktor entwickelt werden kann und daß es dabei durchaus notwendig ist, das Verhältnis zwischen der Hohen Behörde und der Gemeinsamen Versammlung zu verändern. Ich will auf diese mehr verfassungsrechtlichen Dinge in bezug auf die Montanunion nicht eingehen. Das Ziel, das wir dabei im Auge haben, ist, durch eine Zusammenarbeit des Parlaments mit der Exekutive, und zwar in einem Verhältnis, das näher fixiert werden müßte, dem Wirken der privaten Interessengruppen auf dieser Ebene entgegenzuarbeiten und die nationalen Egoismen abzubauen. In bezug auf dieses Vorhaben würde die Gemeinsame Versammlung der Montanunion, das sogenannte Parlament also, nach unserer Auffassung einen guten Ansatzpunkt bilden können.
    Zusammenfassend möchte ich sagen: uns scheint es, daß ein Bann gebrochen ist, ein Bann, der deswegen über dieser ganzen Diskussion lag, weil man in bezug aus die militärischen Dinge so weit vorstoßen wollte, daß alles andere nur Anhängsel


    (Birkelbach)

    zu sein schien. Wenn das aber so ist, dann müssen wir gerade jetzt, da die Konjunktur günstig ist, die institutionellen Vorarbeiten leisten, damit wir die Antriebskräfte bereit halten, die für eine entsprechende Belebung der Konjunktur immer wieder sorgen werden. Wenn dann den Massen der Bevölkerung Europas ein lebenswertes, materiell gesichertes Dasein ermöglicht wird, dann wird dem Gedanken der Einheit Europas der beste Dienst erwiesen.

    (Lebhafter Beifall bei der SPD.)



Rede von Dr. Carlo Schmid
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Atzenroth.

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    Rede von Dr. Karl Atzenroth


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Meine Damen und Herren! Wir haben zu diesem Haushaltsplan keine Änderungsanträge gestellt und hatten daher auch nicht vor, dazu zu sprechen; denn allgemeine Ausführungen sollten nach der alten Gepflogenheit dieses Hauses erst in der dritten Lesung und nicht in der Einzelberatung der zweiten Lesung gemacht werden. Welchen Wert solche allgemeinen Ausführungen haben, haben wir soeben an den Darlegungen meines Herrn Vorredners festgestellt. Sie haben ja — jedenfalls diejenigen, die aufgepaßt haben — Kenntnis genommen von den allgemeinen Krisenerscheinungen, auf die er hingewiesen hat und die nur deswegen in der Bevölkerung noch nicht in Erscheinung getreten sind, weil es dem Arbeiter gut geht. So kann man doch die Wirtschaftspolitik an dieser Stelle nicht entwickeln!
    Ich möchte mich auf die Erklärung beschränken, daß unsere Haltung zur allgemeinen Wirtschaftspolitik unverändert die alte geblieben ist. Wir stehen nach wie vor hinter der sozialen Marktwirtschaftspolitik des Bundeswirtschaftsministers und haben nur im Gegenteil eher die Befürchtung, daß er in seiner Arbeit nicht die volle Unterstützung findet, die er braucht, und zwar sollte er diese Bedenken gerade innerhalb seiner eigenen Fraktion etwas untersuchen. Denn es ist doch außerordentlich bedauerlich, wenn ein Mitglied der größten Fraktion des Hauses, derjenigen, zu der der Herr Bundeswirtschaftsminister selber zählt, ein Mitglied, das sich selbst zur wirtschaftlichen Gruppe rechnet, hier rund heraus erklärt: Ich bin gegen die Marktwirtschaft.

    (Abg. Dr. Schöne: Er ist aber für soziale Marktwirtschaft!)

    — Er ist gegen beide, Herr Kollege Schöne. (Abg. Dr. Schöne: Wogegen Sind Sie denn?)

    — Ich habe erklärt, daß wir für die soziale Marktwirtschaft des Bundeswirtschaftsministers Erhard sind. Das haben wir von Anfang an getan und wir haben sie von jeher gestützt. Wir haben erklärt, daß es praktisch unsere Politik ist.

    (Abg. Schmidt [Hamburg] : Sind Sie auch für das Kartellgesetz?)

    — Ich bin auch für das Kartellgesetz, selbstverständlich! Es kommt darauf an — —

    (Aha!-Rufe und weitere Zurufe von der SPD.)

    — Ja, meine Damen und Herren, Sie haben die Frage an mich gerichtet: das Kartellgesetz! Das ist überhaupt keine Frage, das ist eine undefinierte Frage. Es gibt nicht ein, es gibt drei Kartellgesetze. Ich stehe im wesentlichen hinter der Konzeption des Herrn Professor Erhard.

    (Aha!-Rufe von der SPD.)

    —Daraus habe ich noch nie ein Hehl gemacht.

    (Zuruf von der SPD: Mit Ausnahmen! Darauf kommt es ja an!)

    Wir möchten Herrn Erhard weiter bitten, in den Maßnahmen fortzuschreiten, die er zur Aufrechterhaltung und zur Stabilisierung des Preisniveaus angekündigt hat. Wir stehen jedenfalls hinter diesen Maßnahmen, die leider nicht in vollem Umfange zum Zuge gekommen sind. Aber ich wiederhole, daß wir unsere allgemeine Ausführungen, wie es üblich ist, in der dritten Lesung machen werden.
    Ich darf zum Schluß nur noch folgendes sagen. Wir teilen zum großen Teil die Bedenken gegen die Entwicklung, die etwa die Rüstungswirtschaft nehmen könnte. Wir erinnern die Bundesregierung noch einmal daran, daß sie bei der Beratung der Pariser Verträge versichert hat — wir haben immer wieder gefordert, daß diese Versicherung abgegeben wird —, daß durch die Entwicklung der Rüstungswirtschaft der Lebensstandard unseres Volkes nicht beeinträchtigt und unsere Währung nicht in Gefahr gebracht werden darf. Es zeigen sich tatsächlich die ersten bedenklichen Zeichen, die die Erfüllung dieses Versprechens möglicherweise vereiteln könnten. Dieser Aufgabe muß auf wirtschaftlichem Gebiet unsere Arbeit in erster Linie gelten.

    (Beifall bei der FDP.)