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    2. Deutscher Bundestag — 88. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. Juni 1955 4919 88. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 16. Juni 1955. Gedenken der Opfer des Bergwerksunglücks der Grube Heinitz bei Saarbrücken 4920 B Geschäftliche Mitteilungen 4920 C, 4924 C, 4929 A Beurlaubte Abgeordnete (Anlage 1) . . . 4965 A Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Inanspruchnahme eines Teils der Einkommensteuer und der Körperschaftsteuer durch den Bund im Rechnungsjahr 1955 (Drucksache 1449) . . . 4920 C Dr. Dresbach (CDU/CSU) 4920 C Seuffert (SPD) 4922 D Dr. Wellhausen (FDP) 4924 C Schäffer, Bundesminister der Finanzen 4925 C Überweisung an den Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen 4928 A Beratung des Antrags des Bundesministers der Finanzen auf Zustimmung des Bundestages zur Veräußerung der Aktien der Howaldtswerke Hamburg AG (Drucksache 1433) 4928 A Dr. Vogel (CDU/CSU) 4928 A Schoettle (SPD) 4928 A Überweisung an den Haushaltsausschuß, an den Ausschuß für Wirtschaftspolitik und an den Unterausschuß „Bundesbeteiligungen" 4928 B Nachruf auf den verstorbenen Abg. Wirths 4934 B Fortsetzung der zweiten Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1955 (Haushaltsgesetz 1955) (Drucksachen 1100, 1500 bis 1530) 4928 B Einzelplan 09 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft (Drucksachen 1509, zu 1509, Umdrucke 415, 432) 4928 C, 4965 D Dr. Vogel (CDU/CSU): als Berichterstatter 4928 C Schriftlicher Bericht . 4968 als Abgeordneter . 4930 D Naegel (CDU/CSU) 4928 C Schoettle (SPD) 4929 A Samwer (GB/BHE) . . . . 4929 B, 4934 C Geiger (München) (CDU/CSU) . . . 4930 B Kurlbaum (SPD) . 4931 C, 4948 A Schmidt (Hamburg) (SPD) . 4935 A, 4947 D Birkelbach (SPD) 4939 A Dr. Atzenroth (FDP) 4942 A Dr. Westrick, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft . . 4942 D, 4947 D Abstimmungen . . . . 4929 B, 4931 B, 4948 B Einzelplan 10 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksachen 1510, zu 1510, Umdrucke 382, 398, 402, 414, 416, 433) 4948 B Brese (CDU/CSU), Berichterstatter (Schriftlicher Bericht) . . . 4948 C, 4971 Frau Strobel (SPD) 4948 C Dr. Conring (CDU/CSU) 4951 A Frau Dr. Jochmus (CDU/CSU) . . . 4952 C Dr. Gleissner (München) (CDU/CSU) 4954 A Ritzel (SPD) 4954 D Niederalt (CDU/CSU) 4955 A Friese (CDU/CSU) 4955 A Hartmann, Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen . 4955 B, 4956 C Diekmann (SPD) 4955 C Giencke (CDU/CSU) 4956 B Dr. Vogel (CDU/CSU) 4956 D Dr. h. c. Lübke, Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 4956 D, 4957 A Kunz (Schwalbach) (GB/BHE) . . . 4957 A Dr. Schmidt (Gellersen) (SPD) . . . 4957 D Abstimmungen 4952 B, 4953 D, 4955 A, C, 4956 D, 4963 B Einzelplan 13 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen (Drucksache 1513) . . 4963 B Diekmann (SPD) 4963 B, 4965 A Weiterberatung vertagt 4965 C Nächste Sitzung 4965 C Anlage 1: Liste der beurlaubten Abgeordneten 4965 A Anlage 2: Änderungsantrag der Fraktion des GB/BHE zum Entwurf des Haushaltsgesetzes 1955, Einzelplan 09 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft (Umdruck 415) 4965 D Anlage 3: Änderungsantrag der Abg. Naegel u. Gen. zum Entwurf des Haushaltsgesetzes 1955, Einzelplan 09 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft (Umdruck 432) 4965 D Anlage 4: Änderungsantrag der Abg. Dr. Gleissner (München) u. Gen. zum Entwurf des Haushaltsgesetzes 1955, Einzelplan 10 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Umdruck 382) . . 4966 B Anlage 5: Änderungsantrag der Fraktion des GB/BHE zum Entwurf des Haushaltsgesetzes 1955, Einzelplan 10 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Umdruck 398) 4966 D Anlage 6: Änderungsantrag der Fraktion der SPD zum Entwurf des Haushaltsgesetzes 1955, Einzelplan 10 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Umdruck 402) 4966 D Anlage 7: Änderungsantrag der Abg. Frau Dr. Jochmus zum Entwurf des Haushaltsgesetzes 1955, Einzelplan 10 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Umdruck 414 [neu]) 4967 A Anlage 8: Änderungsantrag der Fraktion der SPD zum Entwurf des Haushaltsgesetzes 1955, Einzelplan 10 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Umdruck 416) 4967 C Anlage 9: Änderungsantrag der Abg. Friese u. Gen. zum Entwurf des Haushaltsgesetzes 1955, Einzelplan 10 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Umdruck 433) 4967 C Anlage 10: Schriftlicher Bericht des Haushaltsausschusses zum Entwurf des Haushaltsgesetzes 1955, Einzelplan 09 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft (Drucksache zu 1509) . . 4968 Anlage 11: Schriftlicher Bericht des Haushaltsausschusses zum Entwurf des Haushaltsgesetzes 1955, Einzelplan 10 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksache zu 1510) 4971 Die Sitzung wird um 9 Uhr 2 Minuten durch den Vizepräsidenten Dr. Schmid eröffnet.
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Beurlaubungen Abgeordnete beurlaubt bis einschl. Koenen (Lippstadt) 16. Juli Morgenthaler 16. Juli Pelster 1.6. Juli Schuler 9. Juli Wirths 9. Juli Dr. Dr. h. c. Pünder 5. Juli Griem 2. Juli Scheel 2. Juli Berlin 30. Juni Elsner 30. Juni Dr. Graf Henckel 30. Juni Frau Keilhack 30. Juni Mühlenberg 30. Juni Müller (Wehdel) 30. Juni Neuburger 30. Juni Schulze-Pellengahr 30. Juni Frau Ackermann 25. Juni Eberhard 25. Juni Frehsee 25. Juni Gefeller 25. Juni Dr. Gülich 25. Juni Held 25. Juni Dr. Lindenberg 25. Juni Onnen 25. Juni Richter 25. Juni Dr. Hellwig 22. Juni Hufnagel 20. Juni Höhne 18. Juni Dr. Jentzsch 18. Juni Dr. Lütkens 18. Juni Keuning 18. Juni Seither 18. Juni Jahn (Frankfurt) 17. Juni Dr. Bartram 16. Juni Brandt (Berlin) 16. Juni Brockmann (Rinkerode) 16. Juni Dannemann 16. Juni Eickhoff 16. Juni Dr. Friedensburg 16. Juni Huth 16. Juni Kahn 16. Juni Kühltau 16. Juni Dr. Maier (Stuttgart) 16. Juni Dr. Pohle (Düsseldorf) 16. Juni Scheuren 16. Juni Dr. Schild (Düsseldorf) 16. Juni Frau Schroeder (Berlin) 16. Juni Seidl (Dorfen) 16. Juni Mißmahl 16. Juni Stiller 16. Juni Dr. Welskop 16. Juni Hahn 16. Juni Scheppmann 16. Juni Wiedeck 16. Juni Frau Wolff (Berlin) 16. Juni Ziegler 16. Juni Schneider (Hamburg) 16. Juni Brookmann (Kiel) 16. Juni Schloß 16. Juni Dr. Bucerius 16. Juni Stümer (SPD) 16. Juni Dr. Dollinger 16. Juni Anlage 2 Umdruck 415 (Vgl. S. 4929 B, 4931 B) Änderungsantrag der Fraktion des GB/BHE zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1955, Einzelplan 09 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft (Drucksachen 1100, 1509): Der Bundestag wolle beschließen: 1. In Kap. 09 02 wird der Ansatz in Tit. 610 - Maßnahmen zur Förderung des Handels - um 1 000 000 DM auf 2 000 000 DM erhöht. 2. In Kap. 09 04 - Bundesaufsichtsamt für das Versicherungs- und Bausparwesen in Berlin - wird der Ansatz in Tit. 101 um 1 500 DM erhöht und im Stellenplan unter „Feste Gehälter" hinter „Präsident" eingesetzt: „Der Präsident erhalt eine Dienstaufwandsentschädigung von jährlich 1 500 DM." 3. In Kap. A 09 01 wird der Ansatz in Tit. 610 - Unterstützung der Industrieforschung - um 2 100 000 DM auf 5 000 000 DM erhöht. Bonn, den 14. Juni 1955 Samwer Seiboth und Fraktion Anlage 3 Umdruck 432 (Vgl. S. 4928 C, 4929 B) Änderungsantrag der Abgeordneten Naegel, Dr. Kreyssig, Dr. Hoffmann, Samwer, Dr. Elbrächter und Genossen zur zweiten Beratung des Ent- wurfs des Haushaltsgesetzes 1955, Einzelplan 09 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft (Drucksachen 1100, 1509): Der Bundestag wolle beschließen, in Kap. 09 02 Tit. 305 den Sperrvermerk „Davon sind 300 000 DM gesperrt" zu streichen. Bonn, den 15. Juni 1955 Naegel Dr. Kreyssig Dr. Hoffmann Samwer Dr. Elbrächter Kurlbaum Hansen (Köln) Dr. Bleiß Dr. Höck Schmücker Kirchhoff Bock Griem Graf von Spreti Meyer-Ronnenberg Berendsen Mensing Stücklen Dr. Schild (Düsseldorf) Koops Dr. Dr. h. c. Müller (Bonn) Sabaß Friese Dr. Bürkel Holla Dr. Leverkuehn Leonhard Anlage 4 Umdruck 382 (Vgl. S. 4954 A, 4955 A) Änderungsantrag der Abgeordneten Dr. Gleissner (München), Dr. Vogel, Frühwald, Dr. Keller, Dr. Schild (Düsseldorf) und Genossen zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1955, Einzelplan 10 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksachen 1100, 1510): Der Bundestag wolle beschließen: In Kap. 10 02 Tit. 651 — Zuschüsse zur Absatzwerbung für land- und ernährungswirtschaftliche Erzeugnisse im Ausland — wird der Betrag von 300 000 DM um 150 000 DM auf 450 000 DM erhöht zugunsten der Errichtung eines Demonstrations- und Mustergutes in der Türkei. Bonn, den 10. Juni 1955 Dr. Gleissner (München) Dr. Vogel Bauer (Wasserburg) Bauereisen Brese Dr. Dollinger Dr. Franz Fuchs Höcherl Dr. Horlacher Kahn Karpf Klausner Frau Dr. Kuchtner Knobloch Lermer Leukert Lücker (München) Dr. Dr. h. c. Müller (Bonn) Niederalt von Manteuffel (Neuß) Dr. Oesterle Dr.-Ing. E. h. Schuberth Schwarz Seidl (Dorfen) Solke Spies (Emmenhausen) Spörl Struve Stücklen Unertl Wacher (Hof) Wacker (Buchen) Wittmann Frühwald Dr. Blank (Oberhausen) Dannemann Dr. Keller Bender Elsner Kunz (Schwalbach) Dr. Schild (Düsseldorf) Müller (Wehdel) Anlage 5 Umdruck 398 (Vgl. S. 4956 D) Änderungsantrag der Fraktion des GB/BHE zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1955, Einzelplan 10 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung; Landwirtschaft und Forsten (Drucksachen 1100, 1510): Der Bundestag wolle beschließen: In Kap. A 10 02 werden die folgenden neuen Titel „Darlehen zur Förderung der ländlichen Siedlung 45 500 000 DM" und „Beihilfen zur Förderung der ländlichen Siedlung 22 600 000 DM" eingefügt. Bonn, den 13. Juni 1955 Elsner Seiboth und Fraktion Anlage 6 Umdruck 402 (Vgl. S. 4948 C, 4952 B) Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1955 Einzelplan 10 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksachen 1100, 1510): Der Bundestag wolle beschließen: 1. In Kap. 10 02 wird der Ansatz in Tit. 615 von 10 000 000 DM auf 20 000 000 DM erhöht. 2. In Kap. 10 02 wird der Ansatz in Tit. 630 durch folgenden Tit. 630 a ergänzt: „Tit. 630 a Schulmilchspeisung 50 000 000 DM". Bonn, den 13. Juni 1955 Ollenhauer und Fraktion Anlage 7 Umdruck 414 (neu) (Vgl. S. 4952 C, 4953 D) Änderungsantrag der Abgeordneten Frau Strobel, Fassbender, Kunz (Schwalbach), Dr. Elbrächter und Genossen zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1955, Einzelplan 10 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksachen 1100, 1510) : Der Bundestag wolle beschließen: In Kap. 10 02 Tit. 634 Zuschüsse an ernährungswirtschaftliche Forschungseinrichtungen — a) wird der Ansatz um 50 000 DM erhöht, b) wird in den Erläuterungen unter I, 7 — Deutsche Gesellschaft für Ernährung in Frankfurt (Main) — der Betrag um 20 000 DM und unter II, 3 — Ernährungswissenschaftliche Gemeinschaftsforschung — der Betrag um 30 000 DM erhöht. Bonn, den 16. Juni 1955 Frau Dr. Jochmus Frau Strobel Fassbender Kunz (Schwalbach) Dr. Elbrächter Sabel Lücker (München) Bauknecht Dr. Gleissner (München) Frau Dr. Schwarzhaupt Frau Dr. Steinbiß Frau Dietz Siebel Meyer (Oppertshofen) Gedat Seiboth Kriedemann Frau Keilhack Frau Dr. Dr. h. c. Lüders Frau Friese-Korn Frau Kalinke Müller (Wehdel) Anlage 8 Umdruck 416 (Vgl. S. 4955 C, 4956 D) Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1955, Einzelplan 10 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksachen 1100, 1510): Der Bundestag wolle beschließen: In Kap. A 10 02 wird ein neuer Tit. 530 mit einem Ansatz von 1 500 000 DM und der Zweckbestimmung „Förderung der Kutter- und Küstenfischerei" eingefügt. Bonn, den 14. Juni 1955 Ollenhauer und Fraktion Anlage 9 Umdruck 433 (Vgl. S. 4955 A, C) Änderungsantrag der Abgeordneten Friese, Dr. Gleissner (München), Dr. Schild (Düsseldorf) und Genossen zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1955, Einzelplan 10 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksachen 1100, 1510): Der Bundestag wolle beschließen: In Kap. 10 02 Tit. 956 wird in der Erläuterung unter Nummer 6 hinter den Worten „einschließlich Landarbeiterwohnungsbau" nach einem Komma das Wort „Landhandwerkerwohnungsbau" eingefügt. Bonn, den 15. Juni 1955 Friese Dr. Gleissner (München) Dr. Schild (Düsseldorf) Günther Holla Oetzel Stücklen Schmücker Dr. Glasmeyer Becker (Pirmasens) Griem Giencke Dr. Keller Dr. Preiß Meyer-Ronnenberg Heiland Blöcker Dr. Sornik Gemein Dr. Reichstein Dr. Klötzer Dr. Bucher Fassbender Anlage 10 zu Drucksache 1509 (Vgl. S. 4928 C) Schriftlicher Bericht des Haushaltsausschusses (18. Ausschuß) zum Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1955 (Haushaltsgesetz 1955) (Drucksache 1100) hier: Einzelplan 09 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft Berichterstatter: Abgeordneter Dr. Vogel Durch eine Reihe von neu eingesetzten Titeln, die im wesentlichen durchlaufende Posten enthalten, ist der Gesamtzuschuß für den Einzelplan 09 gegenüber der gedruckten Regierungsvorlage von 48 112 300 DM auf 67 636 600 DM gewachsen, davon entfielen auf Personalausgaben 31,2 Millionen DM, Sachausgaben 7,1 Millionen DM, Allgemeine Ausgaben 16,7 Millionen DM und einmalige Ausgaben 18,0 Millionen DM. Die bereits im Vorjahr mit Befriedigung wahrgenommene Zucht in der Begrenzung der Planstellen des Ministeriums selbst hat auch in dem vorliegenden Einzelplan zu einem Festhalten an 495 Planstellen geführt und bei den Angestellten und Arbeitern sogar zu einer Verminderung von 886 auf 877 Stellen. Insgesamt brachte die Umwandlung der „Bundesstelle für den Warenverkehr" mit Wirkung vom 1. Oktober 1954 in das „Bundesamt für gewerbliche Wirtschaft" trotz erheblicher Aufstockungen bei der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig eine Minderung der Gesamtzahl der Bediensteten beim Ministerium und den nachgeordneten Dienststellen um fast 200 Bedienstete. Ein Wermutstropfen fällt allerdings sofort in den Becher bei der wohl unvermeidlichen Aussicht auf neue Stellenanforderungen sowohl beim Bundesamt für gewerbliche Wirtschaft wie bei der Bundesanstalt in Braunschweig und der „Bundesanstalt für mechanische und chemische Materialprüfung" in Berlin, die seit 1. April 1954 erst auf den Bund übernommen worden ist und deswegen eine Personalausstattung erst erfahren muß. Aus den Ausführungen des Bundeswirtschaftsministers selbst vor dem Ausschuß über die kommenden Aufgaben seines Hauses im Hinblick auf die Rüstungswirtschaft, die Aufgaben des Bundesamtes für gewerbliche Wirtschaft, die Pariser Verhandlungen über einen Rüstungspool innerhalb der Westeuropäischen Union verdient festgehalten zu werden, daß nach einer Verständigung zwischen Bundeswirtschaftsministerium und der Dienststelle Blank vom 2. November 1954 das Bundeswirtschaftsministerium die wirtschaftliche Durchführbarkeit des Bedarfsprogramms des Verteidigungsressorts prüft und das Beschaffungsprogramm im Einvernehmen mit ihm aufgestellt wird. Für das „Bundesamt für gewerbliche Wirtschaft" wird die Einschaltung in die Vergabe von Rüstungsaufträgen entschieden abgelehnt. Es bleibt dort bei der Aufteilung nach 4 sachlichen Arbeitsbereichen. Der Minister sprach sich gegen eine supranationale neue Rüstungsbehörde oder ein internationales Rüstungskartell aus. Die in der Gründung befindliche mit der finanziellen Unterstützung des Hauses aufzubauende Deutsch-Französische Handelskammer werde im Zeichen der Wirtschaftsannäherung zwischen der Bundesrepublik und Frankreich einen betont politischen Charakter im Gegensatz zu ähnlichen Kammern haben. Die im Haushaltsausschuß in der Vergangenheit wiederholt diskutierte Frage einer klaren Kompetenzabgrenzung und einer schnellen, reibungslosen Zusammenarbeit zwischen der handelspolitischen Abteilung im Bundeswirtschaftsministerium und der aus ihr hervorgegangenen gleichen Abteilung im Auswärtigen Amt hat noch immer keine befriedigende Lösung gefunden. Der Ausschuß hörte hierzu einen besonderen Bericht des Leiters der Handelspolitischen Abteilung, der die Richtlinien erläuterte, die bei der Errichtung der Handelspolitischen Abteilung im Auswärtigen Amt zwischen den beiden Abteilungsleitern ausgearbeitet wurden. Sie sind leider bis zur Stunde noch nicht durch die verantwortlichen Minister gebilligt worden. Der Haushaltsausschuß fordert hier möglichst bald eine definitive und zweckentsprechende Vereinbarung zwischen den beiden Ressorts, um vor allem eine Begrenzung der zahlenmäßigen Stärke der deutschen Verhandlungsdelegationen herbeizuführen und den Dienstverkehr zwischen den Wirtschaftsabteilungen der Auslandsmissionen und dem Bundeswirtschaftsministerium zweckdienlich zu beschleunigen. In der Verfolgung einer 'einheitlichen Linie gegenüber der in der Ergänzungsliste zum Haushaltsplan — Drucksache 1260— angeforderten neuen Ministerialdirigentenstelle für die Abteilung Geld und Kredit lehnte der Ausschuß diese Vermehrung ab. Die Zahl der Planstellen bleibt mit 495 unverändert, die der Leerstellen steigt von 3 auf 5, die Zahl der Angestellten und Arbeiter vermindert sich von 886 auf 877. Allerdings erfährt das Haus einen Zugang an 5 Assessoren als Nachwuchskräfte unter den beamteten Hilfskräften. In den Sachausgaben brauchte der Ausschuß erfreulicherweise nur an zwei Titeln zu Kürzungen zu schreiten, da das Ministerium selbst für Einschränkungen gegenüber den Vorjahresansätzen gesorgt hatte. Dies geschah sogar bei den Reisekosten trotz der starken Inanspruchnahme gerade dieses Titels durch die große in ihren Auswirkungen als sehr erfolgreich dargestellte Südamerikareise des Bundeswirtschaftsministers und die langwierigen GATT-Verhandlungen im Ausland. Neu erscheint der Tit. 305 mit 42 500 DM der Bezüge des stellvertretenden Direktors bei der Weltbank, den die Bundesrepublik stellt. Der vor drei Jahren bei der vom Bundestag (Dr. Vogel) beschlossenen Umsiedlung der Außenhandelsabteilung binnen 100 Tagen erstellte Bau des Hauses V in der ehemaligen Gallwitz-Kaserne führte jetzt bereits zu notwendigen Reparaturen in Höhe von 105 000 DM im Rahmen des von 264 000 DM auf 224 000 DM herabgesetzten Tit. 713. Unter den Allgemeinen Bewilligungen tritt bei den Einnahmen unter dem neuen Tit. 96 ein Ertragsüberschuß des Industrie-Kredit-Bank-Sondervermögens Investitionshilfe in Höhe von 4, 8 Millionen DM neu in Erscheinung. Nach eingehender Aussprache billigte der Ausschuß zwar den von 0,9 auf 1,2 Millionen DM erhöhten Ansatz unter Tit. 305 Pauschbeträge zur Abgeltung von Sonderaufträgen an wirtschaftswissenschaftliche Forschungsinstitute, sperrte jedoch den Mehrbetrag von 300 000 DM. Die Ausschußmehrheit steht nach wie vor auf dem Standpunkt, es solle nicht zu einer Zementierung der Pauschbeträge an die einzelnen Forschungsinstitute kommen, sondern bei einer freien Vergütung von Leistungen und Sonderaufträgen bleiben. Besondere Aufmerksamkeit verdient die Verdoppelung des Ansatzes des Tit. 601, Maßnahmen zur Förderung von Handwerksfragen, im ordentlichen Haushalt von 1 auf 2 Millionen DM, während gleichzeitig im a. o. Haushalt nach einer eingehenden Aussprache eine Empfehlung des Wirtschaftspolitischen Ausschusses, den gleichlautenden Tit. 613 von 2 auf 4 Millionen DM zu erhöhen, mit sehr großer Mehrheit beschlossen wurde. Dieser Wille des Haushaltsausschusses, zentrale Maßnahmen zur Steigerung der Produktivität des Handwerks entschlossen zu fördern, findet seine Ergänzung in dem neuen Tit. 610: 1 Million DM neu für Maßnahmen zur Förderung des Handels und in einem gleichlautenden Tit. 614 im a. o. Haushalt in Höhe von einer weiteren Million DM. Eine kräftige Steigerung von 690 000 DM im Vorjahr auf 2,5 Millionen DM erfuhr der Ansatz Tit. 602, Beiträge zu den Kosten der deutschen Beteiligung an ausländischen Messen. Das Ist für 1954 lag ohnehin bereits bei 1,3 Millionen DM. Die Bundesregierung beteiligt sich jetzt an insgesamt 24 Auslandsmessen. Die nachgewiesenen Erfolge einer solchen Investition überzeugten den Ausschuß von der Notwendigkeit einer Erhöhung. Er vermochte dagegen nicht der Bitte des Deutschen Industrie- und Handelstags, beim Tit. 606 für die Wiedereinrichtung von Handelskammern im Ausland den Betrag von 250 000 auf 480 000 DM zu erhöhen, zu entsprechen. Einem Vorschlag .des Berichterstatters, eine solche Titelerhöhung durch entsprechende Einsparungen bei den Wirtschaftsabteilungen derjenigen Auslandsmissionen, deren Personal durch neuerrichtete Auslandshandelskammern eine starke Arbeitsentlastung erfährt, auszugleichen, schloß sich das Bundeswirtschaftsministerium nicht an. Es legt umgekehrt Wert auf eine Verstärkung des Personals bei den Wirtschaftsabteilungen der deutschen Auslandsvertretungen. Der Sperrvermerk beim Tit. 606 wurde gestrichen. Der Berichterstatter glaubt es sich ersparen zu können, auf die sehr eingehende Debatte über den Antrag Dr. Arndt und Gen. auf Erhöhung des Tit. 609, Zuschuß an die Kurhessischer Kupferschiefer Bergbau GmbH, Sontra, an dieser Stelle einzugehen, da vor dem Hohen Hause die gleichen Argumente noch ausführlicher in der Debatte vom 4. Mai 1955 über die Drucksache 1212 und den Umdruck 360 vorgetragen wurden. Der Haushaltsausschuß beschloß, es bei der Regierungsvorlage von 4,6 Millionen DM und den Erläuterungen zu belassen, zumal ohnehin im Einzelplan 60 Kap. 02 Tit. 533 ein neuer Betrag: Darlehen an das Land Hessen für Zwecke der Industrieansiedlung im Raume Sontra-Eschwege in Höhe von nicht weniger als 7,12 Millionen DM neu erscheint und damit der Nachweis geführt wird, daß die Bundesregierung ganz außerordentliche Anstrengungen zur Unterbringung der Arbeitskräfte des stillzulegenden Bergwerks mit Erfolg unternommen hat. Eine sehr bemerkenswerte Ausweitung erfährt das Gesamtvolumen des ordentlichen Haushalts dieses Einzelplans durch die neuen Tit. 950, 951, 952, 953. Unter Tit. 950 tritt das Äquivalent zu dem Einnahmeposten Tit. 692 mit 4,8 Millionen DM in Erscheinung. Es handelt sich um einen durchlaufenden Posten. Tit. 952 = 7,367 Millionen DM „Betriebsbeihilfe für versteuertes Gasöl an gewerbliche und sonstige Betriebe der allgemeinen Wirtschaft" ist eine sinngemäße Auswirkung des Verkehrsfinanzgesetzes. Bei Tit. 953 handelt es sich um Rückerstattungen an die Länder RheinlandPfalz und Baden-Württemberg aus dem Vertrieb von Mineralöl in den Jahren 1949 und 1950 im Zuge einer sehr erfreulichen Bereinigung gegenseitiger Forderungen von Bund und Ländern. Ich darf hier den außerordentlichen Haushalt gleich anschließend vortragen. Die Verminderung des Ansatzes zu Tit. 610, Unterstützung der Industrieforschung, von 15 auf 2,9 Millionen DM führte im Zusammenhang mit einem Antrag des Wirtschaftspolitischen Ausschusses auf Erhöhung des Titels zu einer ausführlichen Debatte. Das Bundesfinanzministerium überzeugte durch den Hinweis, von den 15 Millionen DM des Vorjahransatzes seien überhaupt erst 5,3 Millionen DM verplant. Der Ausschuß hielt infolgedessen eine Erhöhung des diesjährigen Ansatzes von 2,9 Millionen DM nicht für notwendig. Auf den erhöhten Zuschuß zur Handwerksförderung von 4 Millionen DM und den neuen Tit. 614: 1 Million DM zur Handelsförderung wurde bereits eingegangen. Der Ausschuß sah sich nicht in der Lage, einem Wunsche des Bundesrates zu entsprechen, im außerordentlichen Haushalt einen neuen Tit. 535 zur Finanzierung überseeischer Niederlassungen des Außenhandels in Höhe von 5 Millionen DM zu entsprechen, da er hier der Bundesregierung folgte, die durch Bundesbürgschaften diesem Bedürfnis gerecht zu werden glaubt. Kap. 09 03 Physikalisch-Technische Bundesanstalt in Braunschweig Dem Haushaltsausschuß lag für die Beratung dieses umfangreichen Kapitels eine vollständige Neufassung vervielfältigt vor. Sie enthält das Ergebnis der Überprüfung der Bundesanstalt durch den Bundesrechnungshof in personeller und sachlicher Hinsicht. Die Einnahmen aus Gebühren Tit. 3 zeigen eine erfreuliche Steigerung von 1,15 auf 3,26 Millionen DM. Sie sind hauptsächlich in Höhe von 2,6 Millionen DM aus den Gebühren für die Spezialprüfung von Spielgeräten erwachsen. Die neuen Stellenanforderungen: 17 Planstellen und 85 Angestellten- und Arbeiterstellen in den jetzt gemeinsam in einem Einzelplan auftretenden Anstalten in Braunschweig und Berlin — zusammen mehr gegenüber dem Vorjahr —, führten zu einer sehr kritischen Aussprache. Es wurde eingehend überlegt, ob man die Bedürfnisse der Anstalt nicht durch eine Vermehrung der Zahl der Angestellten befriedigen könnte. Die Ausschußmehrheit lehrfite Streichungsanträge der Opposition hier ab und bewilligte diese erheblichen Mehr- (Dr. Vogel) anforderungen in der ausdrücklich ausgesprochenen Erwartung, daß im kommenden Haushalt 1956 keine neuen Stellen mehr angefordert werden. Nach dem Prüfungsbericht des Bundesrechnungshofs erschienen die Mehranforderungen infolge des ständig wachsenden Volumens der Industrieproduktion, der ständigen Weiterentwicklung völlig neuer Arbeitsgebiete und der Anpassung der Meß- und Kontrollgeräte an diese Entwicklung gerechtfertigt. Bei voller Würdigung der großen Bedeutung der Dienststelle in Braunschweig für den Export und die Weltgeltung der Qualität deutscher Erzeugnisse und in Würdigung der Ansprüche, die die deutsche Wirtschaft an diese Anstalt stellen muß und kann, wünscht jedoch der Ausschuß die Grenzen der Ausweitung der Anstalt sichtbar werden zu sehen, nachdem der Bund so erhebliche Mittel in den Neuaufbau in Braunschweig und neuerdings in Berlin investiert hat. Die Sachtitel haben sich gegenüber den Vorjahransätzen nur unwesentlich geändert. Für die Beschaffung von Meßgeräten und Ausstattungsgegenständen sind 510 000 DM (im Vorjahr 660 000 DM) angesetzt, für den Neubau von Gebäuden und Einrichtungen als Schlußrate 792 400 DM. Sie ist infolge von Änderungen und Ergänzungen des Bauplans sowie von Preissteigerungen notwendig geworden. Die Gesamtkosten der Baumaßnahmen in Berlin werden mit 1,2 Millionen DM beziffert, wovon in diesem Rechnungsjahr nur 443 300 DM in Erscheinung treten. Unter den einmaligen Ausgaben ragt Tit. 873, Erstmalige Anschaffung von technischen Sonder-Einrichtungen, 240 000 DM besonders hervor. Die Zusammenfassung der früheren Einzelkapitel für Braunschweig und Berlin in einem einzigen Kapitel fand die ausdrückliche Zustimmung des Ausschusses. Kap. 09 04 Bundesaufsichtsamt für das Versicherungs- und Bausparwesen in Berlin Das Amt deckt seine Unkosten im wesentlichen aus der Erstattung von 9/10oder Kosten durch gebührenpflichtige Einnahmen der beaufsichtigten Unternehmungen in Höhe von 3 071 200 DM. Gegenüber dem Vorjahr haben sich die ausgewiesenen 100 Planstellen und die Zahl von 161 Angestellten und Arbeitern nicht verändert. Wesentliche Änderungen in den Sachausgaben sind mit Ausnahme der von 110 000 auf 150 000 DM gestiegenen Reisekosten Tit. 215 nicht zu verzeichnen. Ein Antrag, den Bediensteten in Berlin eine steuerfreie Fachaufsichtszulage zuzubilligen (s. die entsprechenden Eingaben des Betriebsrats), konnte schon im Hinblick auf die sich daraus ergebenden Folgen für ähnliche Institutionen vom Ausschuß nicht bewilligt werden. Kap. 09 05 Bundesamt für gewerbliche Wirtschaft Das aus der Bundesstelle für den Warenverkehr der gewerblichen Wirtschaft hervorgegangene neue Bundesamt umfaßt 67 Planstellen, 5 beamtete Hilfskräfte, 283 Angestellte, 49 Arbeiter zusammen 404 Bedienstete an Stelle von 704 Bediensteten vorher. Die Umgründung war also mit einer sehr erheblichen Einsparung von Stellen begleitet. Bei der in Abwicklung befindlichen Bundesstelle, die gleichfalls in einer Neufassung im Kap. 09 05 a ausgewiesen wird, wird dieser Abbau an Kräften zahlenmäßig ausführlich dargestellt. Der neue Haushalt des Bundesamtes weist zunächst nur 44 400 DM an Einnahmen auf. Der Haushaltsausschuß verweist hier ausdrücklich auf die noch ausstehende Regelung der Gebührenfrage in dem Gesetz für die Errichtung des Bundesamtes. Der Haushaltsausschuß fordert nach wie vor eine Erhebung von Gebühren. Das Bundeskabinett wird sich noch mit einer entsprechenden Ergänzungsvorlage des Bundesfinanzministers befassen. Bei 3,3 Millionen DM Personalausgaben und 1,26 Millionen DM Sachausgaben erfordert das neue Amt einen Zuschuß von 4 521 400 DM. Der Haushaltsausschuß nahm dieses Kapitel en bloc an. Er verfuhr ebenso bei dem Kap. 09 05 a der Bundesstelle für den Warenverkehr in Abwicklung, deren Tätigkeit nach einer Erklärung des Bundeswirtschaftsministeriums spätestens am 30. Juni 1955 eingestellt werden wird. Auf eine Anfrage im Ausschuß hin erklärte das Bundeswirtschaftsministerium, daß der Tit. 110, Abfindungen und Übergangsgelder, in Höhe von 200 000 DM unbedingt erforderlich sei für alle diejenigen Bediensteten, die in der Privatindustrie untergebracht wurden und die bis jetzt noch keine Stellung gefunden haben. Kap. 09 06 Bundesstelle für Außenhandelsinformationen in Köln Weder bei den 12 Planstellen noch bei den 100 nichtbeamteten Kräften ist gegenüber dem Vorjahr eine wesentliche Änderung festzustellen. Der Zuschuß hat sich sogar um 3 000 DM gegenüber dem Vorjahr auf 1 770 300 DM verringert. Der Haushaltsausschuß konnte dieses Kapitel en bloc gleichfalls verabschieden. hap. 09 07 Bundesanstalt für mechanische und chemische Materialprüfung in Berlin Diese Bundesanstalt ist der Nachfolger des ehemaligen staatlichen „Materialprüfungsamtes" in Berlin-Dahlem und der ehemaligen „Chemischtechnischen Reichsanstalt" in Berlin-Plötzensee. Mit Wirkung vom 1. April 1954 ist das bis dahin vom Land Berlin betreute Amt unter dem jetzigen Titel auf den Bund übernommen worden. Es dient vor allem der Prüfung der technischen Werkstoffe und Werkstoffkonstruktionen, der Untersuchung, Erprobung und Begutachtung aller Werkstoffarten, der Aufklärung von Schadensfällen und der Überwachung der Erzeugnisse der Industrie und des Gewerbes. Die Gebühren der Anstalt haben sich erfreulicherweise durch eine wesentlich gesteigerte Tätigkeit von 520 000 auf 850 000 DM erhöht. Die 60 Planstellen blieben gegenüber dem Vorjahr unverändert. Bei den nichtbeamteten Kräften willigte der Ausschuß in eine Erhöhung der Zahl der Lehrlinge von 8 auf 22 ein, so daß sich hier eine Vermehrung von 254 auf 268 Stellen ergibt. Für die Beseitigung von Kriegsschäden werden gegenüber einem Vorjahransatz von 300 000 DM in diesem Jahr 646 600 DM eingesetzt, auch der Tit. 871, Erstmalige Anschaffung von Meßgeräten, Aufbau von Prüfständen, ist von 150 000 DM auf 200 000 DM gewachsen. Der Ausschuß billigte auch dieses Kapitel ohne besondere Diskussion. ich habe die Ehre, dem Hohen Hause den Antrag des Haushaltsausschusses zu unterbreiten, den vorgetragenen Einzelplan 09, Bundesministerium für Wirtschaft, in der vom Haushaltsausschuß beschlossenen Form zu genehmigen. Bonn, den 10. Juni 1955 Dr. Vogel Berichterstatter Anlage 11 zu Drucksache 1510 (Vgl. S. 4948 C) Schriftlicher Bericht des Haushaltsausschusses (18. Ausschuß) zum Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1955 (Haushaltsgesetz 1955) (Drucksache 1100) hier: Einzelplan 10 für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Berichterstatter: Abgeordneter Brese 1. Der Haushalt 1955 des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten ist dadurch gekennzeichnet, daß sich infolge günstiger Entwicklung der Einnahmeseite der Einnahmeseite der Zuschußbedarf wiederum, und zwar um etwa 15 Mio DM auf 258,6 Mio DM vermindert hat. Dabei ist jedoch erneut auch das Ausgabevolumen größer geworden. Es hat sich, wenn man die Beschlüsse des Haushaltsausschusses zugrunde legt und bei dem Haushalt 1954 die 4%ige Kürzung nicht berücksichtigt, im ordentlichen Haushalt um 112,2 Mio DM auf 603,6 Mio DM erhöht und im außerordentlichen Haushalt um 8,3 Mio DM auf 67,7 Mio DM vermindert, also insgesamt um 103,9 Mio DM auf 671,3 Mio DM erhöht. 2. Die Entwicklung auf der Einnahmeseite wird im wesentlichen durch die Abschöpfungsbeträge bei Getreide und Zucker (Kap. 10 02 Tit. 67) bestimmt, die auf Grund der Marktordnungsgesetze bei der Einfuhr von Lebensmitteln erhoben werden, um die Auslandspreise an die Inlandspreise anzupassen. Die Regierungsvorlage hat für 1955 einen Betrag von 383 Mio DM — gegenüber dem Vorjahresbetrag von 225,8 Mio DM — eingesetzt. Der Haushaltsausschuß hat diesen Ansatz, der von nur schwer voraussehbaren Entwicklungen — insbesondere der Weltmarktpreise und der Erntemengen — abhängig ist, nicht geändert. 3. Auf der Ausgabeseite ist hervorzuheben, daß der Haushaltsausschuß in Übereinstimmung mit der Regierungsvorlage als 1. Rate für den Bau eines dritten Fischereischutzbootes 1,2 Mio DM (Kap. 10 01 Tit. 951) neu eingesetzt und die Mittel für die Zinsverbilligungsaktion (Kap. 10 02 Tit. 956) um 16,8 Mio DM aufgestockt hat. Das letztere bedeutet, daß die Zinsverbilligung im Rechnungsjahr 1955 in etwa dem gleichen Umfange wie 1954 fortgesetzt werden kann. Nur intern ist bei der Aufteilung der Mittel eine Verschiebung eingetreten. Schon die Regierungsvorlage sah eine Berücksichtigung des Neubaues von Loggern, Kuttern sowie kombinierten Fang- und Fabrikschiffen vor; der Haushaltsausschuß hat darüber hinaus auch noch den Neubau von Fahrzeugen der Hochseefischerei einbezogen, so daß nunmehr die Flotte der gesamten Seefischerei von der Zinsverbilligungsaktion erfaßt werden kann. Neben der Zinsverbilligung hat auch eine andere wesentliche Position, die in den Rahmen des Programms zur Verbesserung der Agrarstruktur gehört, eine wesentliche Erhöhung erfahren, nämlich die Flurbereinigung (Kap. 10 02 Tit. 532 und 663). Die Regierungsvorlage brachte anstatt des Vorjahresbetrages von insgesamt 50 Mio DM für Beihilfen und Darlehen einen Gesamtansatz von 65 Mio DM, der bei den Verhandlungen im Haushaltsausschuß eine Zurückführung auf 60 Mio DM erfahren hat. Eine ausführliche Erörterung hat im Haushaltsausschuß auch über die Kosten für die Vorratshaltung (Kap. 10 02 Tit. 620) stattgefunden. Der Vorjahresansatz von 171,2 Mio DM hat in der Regierungsvorlage eine Erhöhung auf 190,9 Mio DM erfahren, was im wesentlichen durch eine Erhöhung der Brotgetreidereserven von 1,2 auf 1,8 Mio t zurückzuführen ist. Der Haushaltsausschuß glaubte aber gleichwohl auf Grund des Ergebnisses seiner Verhandlungen den Ansatz um 7,3 Mio DM senken zu können. Was die auch in diesem Zusammenhang zu erwähnende Roggenlieferprämie (Kap. 10 02 Tit. 951) angeht, so konnte dieser Ansatz um 8,9 Mio DM ermäßigt werden, aber nicht aus der Sache als solcher heraus, sondern weil entsprechende Reste aus dem Vorjahre verfügbar geblieben sind. Zu beachten ist aber dabei, daß der Ansatz für die Roggenlieferprämie für das Getreidewirtschaftsjahr 1955/56, die durch das in diesem Hohen Hause bereits behandelte Getreidepreisgesetz für das genannte Wirtschaftsjahr beschlossen worden ist, in dem ausgeworfenen Betrag noch nicht enthalten ist. 4. Von den übrigen Änderungen auf der Ausgabeseite, die der Haushaltsausschuß vorgenommen hat, sind noch die folgenden bemerkenswert. In erster Linie ist die Erhöhung des Fonds für die Tierseuchenbekämpfung (Kap. 10 02 Tit. 615) hervorzuheben, wobei durch eine Erhöhung um 2 Mio DM der Vorjahresansatz von 10 Mio DM wiederhergestellt worden ist; die Mittel dienen fast gänzlich der wichtigen Bekämpfung der Rindertuberkulose. Ebenso wiederhergestellt wurde der Vorjahresansatz bei den folgenden Ausgabetiteln: Förderung des Weinbaues (Kap. 10 02 Tit. 607) durch Erhöhung um 200 000 DM, Förderung der Milchwirtschaft (Kap. 10 02 Tit. 630) durch Erhöhung um 100 000 DM, Absatzwerbung im Ausland (Kap. 10 02 Tit. 651) um ebenfalls 100 000 DM und schließlich Ausbau von Schweinemastprüfungsanstalten und einer Schafmastver- (Brese) suchsstation (Kap. 10 02 Tit. 957) durch Einsetzung von wiederum 190 000 DM. 5. Einen breiten Raum hat in den Verhandlungen des Haushaltsausschusses der sogenannte „Küstenplan" eingenommen, der schon vorher eingehend durch einen besonderen Unterausschuß behandelt worden war. Der Küstenplan erstreckt sich auf die Länder Niedersachsen und Schleswig-Holstein sowie die Hansestädte Bremen und Hamburg, die sich auch an den Kosten angemessen zu beteiligen haben. Der Küstenplan will weitere Erzeugungsreserven dadurch erschließen, daß er im Tidegebiet der Nordseeküste den Schutz und die Verbesserung der hinter den Deichen gelegenen Ländereien im weitaus stärkeren Umfange, als es bisher geschehen konnte, fördert. Zu seiner Durchführung entschloß sich schließlich der Haushaltsausschuß, den im ordentlichen Haushalt befindlichen Bundeswasserwirtschaftsfonds (Kap. 10 02 Tit. 618) um 15 Mio DM zu verstärken und im außerordentlichen Haushalt die für den Küstenschutz in der Regierungsvorlage veranschlagten Mittel in Höhe von 24 Mio DM (Kap. A 10 02 Tit. 600) über den Vorjahresansatz von 30 Mio DM hinaus auf 31 Mio DM zu erhöhen. Die Deckung für die Erhöhung im außerordentlichen Haushalt wurde dadurch herbeigeführt, daß die Mittel für die Erhöhung des Grundkapitals der Siedlungsbank (Kap. A 10 02 Tit. 890) von 6 auf 3 Mio DM und die Betriebsmittelzuweisungen an die Einfuhr- und Vorratsstellen (Kap. A 10 02 Tit. 950) von 10 auf 6 Mio DM gesenkt wurden. Der bereits erwähnte Bundeswasserwirtschaftsfonds (Kap. 10 02 Tit. 618) wurde um weitere 3 Mio DM erhöht, um im Alpenbereich die notwendigen Maßnahmen für einen wirksamen Hochwasserschutz von landwirtschaftlich genutzten Flächen, Siedlungen und Verkehrswegen und im Voralpenland die erforderliche Sanierung von Flußgebieten und Verbauung von Wildbächen durchführen zu können. 6. Schließlich ist auf der Ausgabeseite noch die Auswirkung des Verkehrsfinanzgesetzes vom 6. April 1955 zu erwähnen. Sie führte dazu, daß die Ansätze zur Dieselkraftstoffverbilligung für die Fischerei (Kap. 10 02 Tit. 952) um 1,2 auf 3,4 Mio DM und zur Dieselkraftstoffverbilligung für die Landwirtschaft (Kap. 10 02 Tit. 953) um 25 auf 45 Mio DM zu erhöhen waren. Dabei ist hinzuzufügen, daß diese Mehrausgaben aus dem Aufkommen, das sich aus dem Verkehrsfinanzgesetz ergibt, gedeckt werden sollen. 7. Die übrigen Änderungen auf der Einnahmeseite und Ausgabeseite sind nur geringfügiger Natur und brauchen im einzelnen nicht erwähnt zu werden. Insgesamt gesehen konnte durch die vorgenommene Änderung erreicht werden, daß für alle Mehrausgaben, die sich während der Beratungen im Haushaltsausschuß ergaben, volle Deckung im Rahmen des Einzelplans 10 gefunden werden konnte, wobei sich darüber hinaus noch eine geringe Ermäßigung um rd. 200 000 DM ergeben hat. Bei dieser Bilanz sind allerdings die Mehrausgaben für die Dieselkraftstoffverbilligung nicht berücksichtigt, da sie ja, wie bereits erwähnt, ihre finanzielle Deckung durch das Aufkommen auf Grund des Verkehrsfinanzgesetzes finden. 8. Was die Organisation des Ministeriums und der nachgeordneten Dienststellen anbelangt, so sind Änderungen von Bedeutung nicht zu verzeichnen. Hinsichtlich der Personalbesetzung hat der Haushaltsausschuß für das Ministerium einer geringfügigen Vermehrung um 7 Stellen zugestimmt; die Anforderungen in der besonderen Ergänzungsvorlage der Bundesregierung auf diesem Gebiet wurden wie bei allen anderen Ressorts abgelehnt. Auch bei den nachgeordneten Dienststellen ist eine bemerkenswerte Personalvermehrung nur insofern eingetreten, als bei der Bundesforschungsanstalt für Fischerei in Hamburg 25 neue Stellen ausgebracht worden sind; sie finden aber ihre besondere Begründung durch die wiedererrichtete Biologische Anstalt auf Helgoland. Auf der anderen Seite sind bei der dem Ministerium nachgeordneten Außenhandelsstelle die Dienstkräfte um 37 vermindert worden. Faßt man die Personalveränderungen im Rahmen des gesamten Einzelplans 10 zusammen, so ist erfreulicherweise festzustellen, daß insgesamt sich nur ein Mehr von 5 Stellen ergibt. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, daß die Forschungsanstalten im großen und ganzen gesehen mit etwa den gleichen Mitteln ausgestattet wurden wie im Vorjahre. 9. Die Ergebnisse der Beratungen im Haushaltsausschuß über den Einzelplan des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten liegen in der Drucksache 1510 vor. Soweit die Empfehlungen des Haushaltsausschusses von besonderer Bedeutung sind, habe ich sie in meinen vorangegangenen Ausführungen erwähnt. Ich darf namens des Haushaltsausschusses bitten, den Anträgen in Drucksache 1510 zuzustimmen. Bonn, den 13. Juni 1955 Brese Berichterstatter
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Adolf Franz Samwer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (GB/BHE)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir alle sind uns darüber klar, daß die finanzielle Konsolidierung vieler Betriebe, vor allem der mittleren und kleineren Betriebe, eine Notwendigkeit ist. Deshalb sind Kreditmittel insbesondere auch für die mittelständische Wirtschaft und die Vertriebenenwirtschaft verfügbar gemacht worden. Damit kann, wenn die Kreditmittel längerfristig gegeben werden und die Zinsen nicht zu hoch sind, über Jahre hin das fehlende oder unzureichende Eigenkapital gebildet werden, wodurch die Betriebe dann erst krisenfest werden.
    Voraussetzung hierfür ist freilich die beschleunigte Begebung der Kredite an die Betriebe. Ich habe den Eindruck, daß bei aller Wahrung der notwendigen Sorgfalt hier nicht immer und von allen Seiten mit der erwünschten Beschleunigung gearbeitet wird. Wir müssen aber schon aufkommende Gefahren für solche Betriebe vermeiden und ihnen helfen, rechtzeitig über ihre innere Krise hinwegzukommen. Deshalb appelliere ich an alle, die es angeht, die Kredithergabe zu beschleunigen, und ich bitte das Bundeswirtschaftsministerium, diese Aktionen zu überwachen und rechtzeitig etwas zu unternehmen, wenn es sich herausstellt, daß die bisherigen Maßnahmen zur Konsolidierung nicht ausreichen.
    Ein anderes Kapitel, das ich im vorigen Jahre anläßlich der Haushaltsdebatte angesprochen habe, ist der Stand der Remontage. Ich wäre dankbar, wenn das Bundeswirtschaftsministerium uns hier informieren könnte, welche öffentlichen Mittel im vergangenen Etatsjahr für die Remontage verbraucht und in welcher Höhe Bürgschaften — sie waren auch vorgesehen — begeben wurden. Was ist im Jahre 1955 für die weitere Remontage geplant? Wir sind uns doch darüber klar, daß zur Überwindung der Demontage noch sehr erhebliche Mittel benötigt werden, nicht zuletzt aus sozialen Gründen und im Interesse der Arbeiter und ihrer Familien.
    Sodann wäre ich dem Bundeswirtschaftsministerium für eine Aufklärung dankbar, inwieweit das Ministerium in die Überprüfung und Überwachung von bundeseigenen Betrieben oder von Betrieben, an denen der Bund wesentlich beteiligt ist, eingeschaltet ist, damit sich nicht weitere schwere Verlustfälle, wie wir sie im Falle der Deutschen Werke, Kiel, leider haben erleben müssen, ereignen können, sondern die Mängel rechtzeitig erkannt und abgestellt werden.
    Endlich wäre ich für eine Äußerung des Bundeswirtschaftsministeriums verbunden, wie die Sicherstellung der Verbrauchsgütererzeugung für den Privatbedarf gegenüber dem kommenden Bedarf der Streitkräfte gewährleistet sein wird. Hier rechtzeitig zu disponieren ist doch wohl eine Aufgabe, die ganz besonders und in erster Linie das Bundeswirtschaftsministerium zu leisten hätte.
    Zum Schluß noch eine kleine Bemerkung zum gedruckten Haushaltsplan selbst. Ich wäre sehr


    (Samwer)

    dankbar, wenn im außerordentlichen Haushalt Posten, die vom Vorjahr übertragen werden, in dem gedruckten Haushalt vermerkt werden könnten; denn nur, wenn sie wirklich übertragen sind, sind sie zur weiteren Verausgabung im neuen Etatsjahr offen. Ich wäre dankbar, wenn diese Dinge von Anfang an im gedruckten Haushalt klargestellt wären; man macht sich sonst unnötige Arbeit.


Rede von Dr. Carlo Schmid
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Schmidt (Hamburg).

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Helmut Schmidt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es ist in diesem Hause manchmal kritisiert worden, daß die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen wirtschaftspolitisch tätigen Ministerien nicht immer ganz so funktioniert, wie es wohl wünschenswert wäre. Wir haben in jüngster Zeit zwei Beispiele dafür erlebt. Ich nenne etwa das Paritätsgesetz oder das Verkehrsfinanzgesetz. Es ist so, daß in der Praxis eben leider nicht alle Stellen, die hier Wirtschaftspolitik machen, ganz Hand in Hand arbeiten.
    Nun, das Problem wird in unmittelbarer Zukunft an Bedeutung gewinnen, wenn eine neue oberste Stelle hinzukommt, die in ihrer Tätigkeit wirtschaftspolitische Auswirkungen herbeiführt, wenn nämlich das Verteidigungsministerium mit seinen militärischen Beschaffungen in dieses Spiel hineinkommt.
    Das Verteidigungsministerium und der militärische Beschaffungsapparat werden in Zukunft eine wirtschaftspolitisch immer gewichtigere Rolle spielen; und wenn die Mehrheit dieses Hauses bisher vielleicht gewisse Mängel an Koordination zwischen Wirtschaftsministerium und Landwirtschaftsministerium oder zwischen Wirtschaftsministerium und BdL hingenommen hat — wir haben sie hier sehr häufig kritisiert —, so glaube ich doch, daß für die Zukunft, was die Koordination zwischen Rüstung auf der einen und Wirtschaftspolitik auf der anderen Seite angeht, niemand hier in diesem Hause wünscht, daß die militärische Beschaffung ohne eine höhere Kontrolle von seiten des Wirtschaftsressorts abläuft.
    Meine Damen und Herren, es handelt sich hierbei leider nicht um ein theoretisches Problem etwa der ferneren Zukunft, sondern um eine sehr aktuelle und praktische Frage. Denn wie Sie wissen, haben das Bundesverteidigungsministerium und der Herr Bundesfinanzminister heute vor 10 Tagen die ersten größeren Millionenbeträge für die Einleitung von militärischen Beschaffungen angefordert, und nicht nur dafür, sondern auch für militärische Entwicklungen, die später zu Aufträgen und zur Beschaffung hinführen sollen.
    Wenn Sie hinsichtlich der Rüstungsverfahren und hinsichtlich der Kontrolle über diese Rüstungsverfahren nicht von vornherein feste Gleise legen und die Weichen richtig stellen, so besteht die Gefahr — und das ist der deutschen Öffentlichkeit allgemein bewußt —, daß wir in eine wildwuchernde militärische Technokratie, in eine wildwuchernde Rüstungsbürokratie hineingeraten. Die Gefahr, die hierin liegen kann, ist allgemein erkannt.
    Ich darf vielleicht noch zwei konkrete Hinweise geben, um darzutun, daß es sich nicht nur um theoretische Gefährdungen handelt. Ich darf z. B. darauf hinweisen, daß die Außenstelle Koblenz des 'Verteidigungsministeriums, die heute keine 200 Köpfe umfaßt, nach den Plänen des Verteidigungsministeriums im Laufe von drei, vier Jahren auf 1800 Köpfe gebracht werden soll — alles Leute, die nichts weiter tun, als militärisches Gerät und Waffen zu beschaffen. Sie mögen sich bitte anhand dieser Zahlen vorstellen, welchen enormen Umfang die Sache in kurzer Zeit bekommen wird. Oder ich darf einen anderen Hinweis geben: Es ist aus dem Verteidigungsministerium bekannt, daß man in dieser Außenstelle Koblenz damit rechnet, daß vom ersten Tage ab, an dem die Beschaffung anläuft, pro Tag 100 militärische Aufträge das Haus verlassen werden. Das möge Ihnen deutlich machen, welchen zahlenmäßigen Umfang diese Sache von vornherein haben wird und wie außerordentlich wichtig es ist, sie von vornherein in der richtigen Weise verfahrensmäßig zu ordnen und zu kanalisieren.
    Soweit man sieht, scheint der Herr Bundeswirtschaftsminister die Gefahren durchaus zu erkennen, die hier für die Einheitlichkeit der Wirtschaftspolitik in der Bundesrepublik und für die Wirtschaftsstruktur auftauchen. Wir erinnern uns, daß er vor einigen Wochen — oder ist es schon einen Monat oder anderthalb Monate her? —, als in Erwartung der Rüstungskonjunktur in einigen Sektoren unserer Volkswirtschaft die Preise anzogen, mehr aus psychologischen Gründen wahrscheinlich denn aus effektiven Mangellagen, groß ankündigte, er werde sich vom Kabinett und vom Parlament eine Vollmacht geben lassen, um im Falle von durch die Rüstung herbeigeführten Preissteigerungen die Schleusen der Einfuhrzölle einzureißen, den Import anzureizen und auf diese Weise einen Druck auf die innerdeutschen Preise auszuüben. Sie werden sich erinnern, daß diese Forderung des Herrn Bundeswirtschaftsministers, der wir voll zugestimmt haben, auf den Widerspruch der Industrie gestoßen ist, daß sie sich im Kabinett nicht durchsetzen konnte und nur in einer sehr verkleinerten und kaum noch wirksamen Form heute in irgendeinem Ausschuß dieses Parlaments darauf wartet, doch noch das Licht der Welt zu erblicken. Sie werden sich erinnern, daß der Herr Bundeswirtschaftsminister in der Ratifikationsdebatte über die Pariser Verträge, in der er durch einen Zwischenfrager auf diese Sache angesprochen wurde, auf den Widerspruch zwischen dieser seiner Forderung nach einer zollpolitischen Ermächtigung und der Tatsache, daß angeblich preispolitische Befürchtungen gar nicht gegeben seien, aufmerksam gemacht, folgendes sagte: Ich werde sie tatsächlich zwar nicht benutzen — diese zollpolitische Ermächtigung —, ich möchte sie nur als Drohung in der Hinterhand haben. Als „fleet in being" wollte er sie in der Hinterhand haben. Nun, er hat diese „fleet in being" nicht bekommen. Einer meiner Fraktionsfreunde hat gesagt: Die „fleet in being" war torpediert, ehe sie vom Stapel gelaufen war.

    (Beifall bei der SPD.)

    Es ist also die Frage, ob das Kabinett und ob die Mehrheit des Hauses auch soviel Einsicht in die Gefahren dieser Rüstung haben, wie sie der Herr Bundeswirtschaftsminister seinerzeit unter Beweis gestellt hat.
    Ich gebe ein zweites Beispiel dafür, daß nach meinem Dafürhalten der Bundeswirtschaftsminister durchaus diese Gefahren sieht, die da auf uns zukommen, auch die Gefahren, die darin liegen,


    (Schmidt [Hamburg])

    daß sehr viele Stellen miteinander im Widerstreit liegen, daß ein toller Kompetenzkampf sowohl auf der behördlichen wie auf der Verbandsebene sich zur Zeit um den Einfluß auf die Rüstung abspielt, so daß der Bundeswirtschaftsminister, ehe er zu seiner Reise nach Kanada aufbrach, sehr brüsk und sehr deutlich in einem viel nachgedruckten Interview gesagt hat: Die Zuständigkeit für die Rüstungswirtschaft liegt bei mir, dem Bundeswirtschaftsminister. Nun, meine Damen und Herren, auch in diesem zweiten Beispiel war es zunächst nur ein Anspruch und leider keine Tatsachenfeststellung. Ich sehe, daß der Herr Staatssekretär Westrick freundlich lächelt. Ich sehe dem entgegen, wie Sie darlegen werden, daß es sich doch um Tatsachen handelt, Herr Westrick.
    Ich möchte zunächst von mir aus versuchen, darzulegen, wie denn die Tatsachen in bezug auf diese Koordination zwischen Wirtschaftspolitik und Rüstungswirtschaft im Augenblick aussehen. Soweit offiziell bisher bekannt ist, haben die beiden Häuser Erhard und Blank am 2. November 1954 Leitsätze über ihre zukünftige Zusammenarbeit vereinbart. Diese Leitsätze tragen deutlichen Kompromißcharakter. Sie klammern praktisch alle strittigen Probleme aus und überlassen die Klärung — auch aller strittigen Grundsatzprobleme — einem paritätisch von diesen beiden Ministerien zu besetzenden Arbeitsausschuß. Ich darf in Klammern hinzufügen, daß dieser Arbeitsausschuß gerade erst vor wenigen Tagen, d. h. ein halbes Jahr später, hinsichtlich seiner personellen Zusammensetzung geklärt worden ist, und ich glaube, er hat noch gar nicht getagt. Im übrigen enthalten diese Vereinbarungen die Bestimmung, daß es für die Bedarfs- und Beschaffungsprogramme der militärischen Seite des Einvernehmens des Bundeswirtschaftsministers bedürfen soll — ich finde das sehr vernünftig — und daß der Bundeswirtschaftsminister allein zuständig sein soll für Investitionen und Kapazitätsfragen, für Außenwirtschaft, für Bevorratung, für Rohstofflenkung und ebenso für Preisbildung und Preisüberwachung. Ich werde nachher darzulegen haben, daß es sich hier nach unseren Eindrücken mehr um Geschriebenes handelt und daß es in der Praxis wahrscheinlich anders laufen wird.
    Zunächst noch zu dem weiteren Inhalt dieser Richtlinien. Die technisch-taktischen Forderungen des Militärs und die Typenauswahl von Waffen und Gerät sollen beim Verteidigungsministerium bearbeitet werden. Das Verteidigungsministerium will sich dafür zwei Behörden schaffen, eine Bundesoberbehörde für Fragen der technischen Entwicklung, ein sogenanntes Technisches Amt, und eine andere Bundesoberbehörde als Beschaffungsamt. Es ist hier nicht der Ort, über die Zweckmäßigkeit dieser Gliederung zu reden. Immerhin aber ist es für dieses Thema von Bedeutung, daß diejenigen, die beschaffen, nämlich das Beschaffungsamt des Militärressorts, nicht das Recht haben sollen, ohne die Zustimmung des Bundeswirtschaftsministers Preisprüfungen selbständig zu vereinbaren und auszüben. Sie sehen, daß hier, wenn das praktisch funktionieren soll, wenn die Preisprüfung bei Rüstungsaufträgen wirklich effektiv sein soll, eine sehr enge Verzahnung zwischen den beiden Häusern in der Praxis notwendig wäre. Einstweilen hat man das Gefühl, daß diese Verzahnung gar nicht sehr eng ist und daß es sich mehr um deutliche Frontstellungen handelt, wenn man auch, auf oberster Ebene, nach außen selbstverständlich den Eindruck aufrechterhalten möchte, daß man miteinander im besten Einvernehmen ist.
    Diesem Anschein eines Einvernehmens zwischen den beiden Häusern steht aber entgegen, daß beispielsweise auf zwei Konferenzen der Länderwirtschaftsminister die Herren Bundesminister Blank und Erhard in Fragen der Rüstungswirtschaft in offene Streitgespräche miteinander geraten sind. Es ist nicht unbedingt ein erfreulicher Zustand für die Vertreter der Länder, die mit 20, 25 oder 30 Personen bei diesen Konferenzen anwesend waren und diesem Zwiegespräch, diesem Streitgespräch zwischen zwei Bundesministern zuhören mußten, wenn sich so etwas wiederholt abspielt. Es hat sich bei allen Beteiligten daraus der Eindruck ergeben, daß eben die Koordination zwischen diesen beiden Häusern tatsächlich keineswegs so weit fortgeschritten und so weit kanalisiert und auf Geleise gelegt ist, wie es nach außen den Anschein haben mag.
    Ich möchte hinzufügen, daß diese Koordinationsrichtlinien zwischen dem Rüstungsressort und dem Wirtschaftsministerium nicht nur materiell unzureichend scheinen, weil sie alle wichtigen Fragen ausklammern und auf die Zukunft verschieben, sondern auch hinsichtlich ihres Rechtscharakters unzureichend sind. Es ist die Frage zu stellen, ob denn diese außerordentlich wichtigen Dinge, die doch Präjudizien darstellen, für die zukünftige rüstungswirtschaftliche Entwicklung, die Sie wollen, wirklich unter Ausschaltung des Parlaments so zwischen zwei Häusern geregelt werden können und ob das überhaupt eine ausreichende Rechtsbasis für die Verfahrensregelung in der Rüstungswirtschaft ist. Die Gefahr besteht, daß nicht nur der Herr Bundeswirtschaftsminister, sondern daß auch das Parlament bei der weiteren Entwicklung der Rüstungswirtschaft sehr schnell überspielt werden kann; denn tatsächlich sind doch schon eine Reihe von Dingen eingeleitet worden. Es ist doch nicht so, daß wir noch auf der grünen Wiese stehen und daß der Herr Verteidigungsminister erst morgen oder übermorgen, wenn er etwa auf Grund dieser Anforderung die Mittel bewilligt bekommt, anfängt, Aufträge zu geben oder Entwicklungen anzuregen. Tatsächlich — das weiß jeder in diesem Hause — sind doch sehr viele Dinge auf seiten der Industrie und auch auf Anregung durch das Haus Blank bereits im Gange. Ich weise darauf hin, daß in bestimmten Sektoren der deutschen Industrie seit Jahr und Tag militärische Entwicklungen vorgenommen wurden, allerdings nicht im formellen Auftrag durch die damalige Dienststelle Blank, auch nicht auf Kosten der Dienststelle Blank, sondern nur auf Anregungen und im Gedankenaustausch und Kontakt mit dieser Dienststelle und ihren Bearbeitern, und zwar auf Kosten der Industrien, die diese Entwicklungen und Konstruktionen gemacht haben. Daraus hat sich nun so etwas wie das Gefühl auf beiden Seiten ergeben, daß dann doch wohl so eine Art moralischer Verpflichtung vorläge, nachdem nun schon die und die Industriewerke jene und jene Entwicklungen in laufender Zusammenarbeit mit dem Verteidigungsressort vorgenommen und viel Geld investiert haben. Da meint man nun auf beiden Seiten, daß damit auch so etwas wie ein moralischer Anspruch gegeben sei, daß hinterher auch ein Auftrag fällig ist, — vorausgesetzt, daß


    (Schmidt [Hamburg])

    der Typ, den man entwickelt hat, überhaupt brauchbar ist.
    Es gibt also auch auf dem Gebiete der Investitionen vollendete Tatsachen. Eine Reihe von nur rüstungswirtschaftlich relevanten Investitionen auf verschiedenen Sektoren der deutschen Industrie — ich will die Werke hier nicht nennen, um niemanden persönlich zu diskreditieren — sind getätigt. Ich frage das Bundeswirtschaftsministerium: ist Ihnen bekannt, daß es sich hier zum Teil, durchaus heute schon erkennbar, um Fehlinvestitionen, um überflüssige Investitionen, um Kapitalvergeudung, wenn Sie so wollen, handelt? Wie wollen Sie eigentlich darauf noch Einfluß nehmen? In Ihren Leitsätzen steht, daß der gemeinschaftliche Ausschuß die gemeinschaftlichen Fragen behandeln soll, aber daß Sie im Bundeswirtschaftsministerium die Verantwortung haben für Investitionen und Kapazitäten.
    Ich glaube, es ist dringend notwendig, daß die Bundesregierung in die Organisationsfragen der militärischen Beschaffung hineinsteigt und daß dieser ganze eng verzahnte Kompetenzkampf, der sich zur Zeit abspielt, einmal in aller Öffentlichkeit erörtert werden und daß die Bundesregierung dazu ihre Absichten bekanntgeben muß. Es handelt sich nicht nur darum, daß auf den Länderwirtschaftsminister-Konferenzen — um auf diese zurückzukommen — etwa die beiden Bundesminister einander in die Haare geraten, sondern auch die Länder untereinander geraten sich in die Haare; es geraten sich auch die Länder und das Bundeswirtschaftsminsiterium in die Haare, wenn es sich z. B. darum handelt, auf welche Weise der von den Ländern erstrebte regionale Einfluß auf die Streuung der Aufträge hier in Bonn kanalisiert werden soll, ob direkt zum Verteidigungsministerium oder über den Bundeswirtschaftsminister, wie es Herr Professor Erhard erstrebt. Es gibt z. B. den Kampf zwischen den Ländern auf der einen Seite und den von den Industrie- und Handelskammern, zum Teil gemeinsam mit den Ländern, in dem letzten Jahr aufgebauten öffentlichen Auftragsberatungsstellen. Wenn Sie sich die Protokolle dieser vielen Sitzungen um die Kompetenzverteilung ansehen, meine Damen und Herren, dann gewinnen Sie ein abstruses Bild von dem Stand der organisatorischen Vorbereitung.
    Trotz dieser Kampfstellung, in der sich das Bundeswirtschaftsministerium offensichtlich befindet, besteht der nachhaltige Eindruck, daß die Vorbereitungen innerhalb des Bundeswirtschaftsministeriums für diese Aufgabe nicht zureichend sind. Das Bundeswirtschaftsministerium hat vor einiger Zeit einen höheren Beamten beauftragt, als Spezialreferent, wenn Sie so wollen, für diese ganzen Fragen innerhalb des Hauses die Dinge in die Hand zu nehmen. Es hat nicht lange gedauert, dann wurde dieser Herr durch einen anderen ersetzt, der nun diese Aufgabe hat. Aber man kann nicht den Eindruck gewinnen, als ob im Bundeswirtschaftsministerium nun tatsächlich in allen Punkten klare Konzepte vorhanden sind. Im Gegenteil, man muß den Eindruck gewinnen, daß z. B. die Herren des Verteidigungsministeriums den Kampf mit dem Wirtschaftsministerium auf die leichte Schulter nehmen. Das ist ein Gegner in der Auseinandersetzung, den sie, so scheint mir, gar nicht mehr so wichtig nehmen. Viel ernster und gewichtiger scheint ihnen zu sein, was sie an Auseinandersetzungen mit dem Bundesfinanzministerium zu gewärtigen haben. Ich habe den Eindruck, Herr Staatssekretär Westrick, daß auf militärischer Seite Ihr Haus als Partner gar nicht mehr so für voll genommen wird, wie es eigentlich angemessen wäre.

    (Hört! Hört! bei der SPD.)

    Neben diesen im Ergebnis sehr mageren organisatorischen Vorbereitungen hinsichtlich der Kontrolle auf der Ebene der Bundesregierung gibt es nun — das deutete ich schon an, als ich von den öffentlichen Auftragsstellen sprach — auch einen erheblichen Kampf auf der Ebene der Wirtschaftsverbände. Beispielsweise wollen der Bundeswirtschaftsminister und auch der Bundesverteidigungsminister das Bundesamt für gewerbliche Wirtschaft in Frankfurt nur im Notfall in die Rüstungswirtschaft einschalten. Übereinstimmend wird in beiden Häusern gesagt, nur für den seltenen Fall von Engpässen will man sich dieses Bundesamtes für gewerbliche Wirtschaft ausnahmsweise bedienen. Auf der anderen Seite gibt es aber in der Industrie und auch in der größten Fraktion dieses Hauses sehr einflußreiche Kreise, die dieses Bundesamt für gewerbliche Wirtschaft von vornherein in jede rüstungswirtschaftliche Einzelentscheidung einschalten wollen, die also möchten, daß dieses Bundesamt in jedem konkreten Auftragsfall bei der Wahl des Vergabeverfahrens wie bei der Firmenauswahl — wenn es sich um beschränkte Ausschreibung handelt — eingeschaltet werden soll. Ich will hier nicht untersuchen, welche Motive bei den geschätzten Kollegen in diesem Hause für diese Absicht vorliegen. Wohl aber sind mir bei einem Teil der Industrie, die für die Einschaltung des Bundesamtes besorgt ist, sehr eindeutige Motive erkennbar. Wie in der Zeit, als die fachlichen Beiräte dieses Bundesamtes — in denen die Industrie saß — einen sehr großen Einfluß auf dieses Bundesamt hatten, so hofft man nämlich auch in Zukunft einen stärkeren Einfluß auf die Rüstungswirtschaft zu behalten, wenn dieses Bundesamt stärker eingeschaltet wird.
    Die Industrie ist sich Gott sei Dank in diesem Punkte nicht ganz einig. Der Bundesverband der Industrie befindet sich in Auseinandersetzungen mit einigen Verbänden und mit dem Deutschen Industrie- und Handelstag, mit dem er in zwei formellen Erklärungen, die im Laufe der letzten Jahre abgegeben worden sind, so eine Art formellen Waffenstillstand in diesem Kompetenzstreit abgeschlossen hat, wer von beiden die Bundesressorts bei der Rüstung beeinflussen dürfe. Er hat auch in seinem 'eigenen Verbandsrahmen außerordentlich viel aufgebaut. Es gibt dort einen Arbeitskreis für Rüstungsfragen, der schon seit langer Zeit arbeitet und der Bundesregierung sicherlich auch einige verdienstvolle Hilfe geleistet hat. Er hat sich aber auf der anderen Seite als Hilfsorgane 20 — inzwischen sind es vielleicht schon 30 — Arbeitskreise für ganz bestimmte Rüstungssektoren geschaffen. Es besteht ein sehr enger Kontakt und eine sehr weitreichende Einflußnahme von diesen 20 bis 30 Arbeitskreisen, die auf bestimmten Rüstungssektoren arbeiten, auf die zuständigen Referenten, insbesondere in Koblenz, aber wohl auch im Bundeswirtschaftsministerium.
    Ich habe einmal von einem 'maßgeblichen Vertreter des Bundeswirtschaftsministeriums eine sehr scharfe Erklärung gegen diese Organisation im Rahmen des Bundesverbandes der Industrie ge-


    (Schmidt [Hamburg])

    lesen. Ich wäre dankbar, wenn wir heute bei dieser Gelegenheit dazu eine Klarstellung erhalten könnten.
    Im übrigen gibt es in der Industrie auch wieder einige Kreise, etwa auf dem Sektor der Textilwirtschaft, die weder mit der Sache, die der Bundesverband der Industrie eingefädelt hat, noch mit diesem Bundesamt für gewerbliche Wirtschaft in Frankfurt, sondern lieber mit den öffentlichen Auftragsstellen arbeiten wollen, die sich in den Ländern den Industrie- und Handelskammern ankristallisiert haben. Es gibt da also sehr viele verschiedenartige Tendenzen.
    Ich darf auch noch darauf hinweisen, daß die Industrie- und Handelskammern, zum Teil auch die öffentlichen Auftragsberatungsstellen, mit den Ländern im Kampfe liegen. Daß sich die Länder am liebsten überhaupt sehr weitgehend bei der ganzen Frage einschalten möchten, wissen Sie. Wenn ich dann zum Schluß noch einmal auf die Bundesebene zurückkomme und sage, daß zweifellos auch das Bundesernährungsministerium — ich denke an die ganze Verpflegung für die Streitkräfte — gewisse Kompetenzen wird wahren wollen, und wenn ich darauf hinweise, daß sich das Bundesfinanzministerium bereits gesichert hat, daß sämtliche militärischen Bauaufträge über die Bundesbaudirektion abgewickelt werden, dann mögen Sie daraus erkennen, welche Vielzahl von öffentlichen, privaten und Verbandsstellen seit Jahr und Tag unter der Decke in einem Kompetenzkampf miteinander begriffen sind und wie dringend notwendig es ist, heute, da die Beschaffung bereits eingeleitet ist und da die ersten Mittel zur Verfügung gestellt werden, übersichtliche Gleise zu legen.

    (Beifall bei der SPD.)

    Meine Damen und Herren, wir befürchten, daß die gegenwärtig undurchsichtige und ungeklärte Lage ein vorzüglicher Nährboden für eine sehr unheilvolle autonome Entwicklung der Rüstungswirtschaft werden könnte. Wir anerkennen, daß der Herr Bundeswirtschaftsminister diese rüstungswirtschaftliche Autonomie grundsätzlich nicht zulassen will. Wir teilen seine Sorge vor derartigen Entwicklungen. Wir müssen aber feststellen, daß die bisherigen organisatorischen und verfahrensmäßigen Vorbereitungen sowohl im Bundeswirtschaftsministerium wie insbesondere auch im Kabinett unzureichend sind, wenn nicht diese Rüstungsorganisation eben doch schon nach kurzer Zeit die Sicherstellung der wirtschaftspolitischen, der sozialpolitischen Belange überspielen soll.
    Es sei z. B. darauf hingewiesen, daß die preispolitischen Erwägungen im Hause des Bundeswirtschaftsministers einstweilen nur den Eindruck des, sagen wir, embryonalen Zustandes machen. Wir stimmen dem Herrn Bundeswirtschaftsminister durchaus bei, wenn er großes Gewicht darauf legt, auch bei militärischen Aufträgen nach Möglichkeit marktwirtschaftlich zu verfahren. Aber wir sind uns doch auch darüber klar, meine Damen und Herren — und jeder, der etwas Fühlung mit der Industrie hat oder 'dorther kommt, ist sich darüber, klar —, daß ein großer Teil der Rüstungsaufträge sich im Ergebnis der marktwirtschaftlichen Preisbildung leider entziehen wird. Es hat also keinen Zweck, vor diesem Teil der Aufträge und der Beschaffung, der im Laufe der Zeit immer größer werden wird — die Unterhosen spielen nachher eine immer geringere Rolle, die Kanonen, Panzer,
    Fahrzeuge und Flugzeuge aber eine immer größere Rolle, Herr Westrick! —, die Augen zu verschließen. Man muß also heute schon wissen, wie man preispolitisch mit diesem Sektor der Aufträge verfahren will.
    Es gibt für diese Fälle die vom Bundeswirtschaftsminister erlassene Verordnung über die Preise bei öffentlichen Aufträgen, der Leitsätze für die Preisbildung auf der Grundlage von Selbstkosten angehängt sind. Nun stelle ich die Frage: Sollen diese Leitsätze, soll diese Verordnung auch für die militärische Beschaffung gelten? Es hat den Anschein. Wenn ja, dann bedarf diese Verordnung doch wohl sehr sorgfältiger Durchleuchtung und erheblicher Ergänzung. Wir hoffen sehr, daß dieses Problem aufgegriffen wird, zumal es sehr große öffentliche Verwaltungen gibt, die seit beinahe zwei Jahren mit dieser Verordnung arbeiten und ihre Milliardenbeschaffungsetats nach dieser Verordnung abwickeln, d. h. die Preisfeststellungen bei vielen Aufträgen, die eben nicht marktwirtschaftlich abgewickelt werden können, nach diesen Leitsätzen vornehmen. Es gibt dabei durchaus Erfahrungen, die schrecken, und die muß man sich ansehen. Man muß sich überlegen, ob sich nicht aus den Erfahrungen, die z. B. bei Bahn und Post mit dieser Art der Preisfindung gesammelt worden sind, etwas für die militärische Beschaffung ergibt, die einen viel größeren Umfang annehmen wird, als wenn die Deutsche Bundespost Telefonapparate bei Telefunken bestellt.

    (Beifall bei der SPD.)

    Oder ein anderes Beispiel. Die Mehrheit dieses Hauses hat — übrigens gegen den Willen des Herrn Bundeswirtschaftsministers — vor einiger Zeit den § 19 aus dem Wirtschaftsstrafgesetz gestrichen. Auf der anderen Seite werden wir in absehbarer Zeit auch noch kein deutsches Kartellgesetz, kein deutsches Kartellrecht haben. Drittens aber müssen wir doch damit rechnen, daß insbesondere bei beschränkter Vergabe, aber auch bei öffentlicher Ausschreibung Ringbildungen seitens der anbietenden Industrien auftreten werden. Daran ist doch gar kein Zweifel. Jeder, der als Kommunalpolitiker öffentliche Ausschreibungen für Bauten in der Gemeinde vornimmt, weiß doch, daß das an der Tagesordnung ist. Um so mehr nachher in der gut organisierten Industrie! Sie werden also noch und noch, am laufenden Band solche Ringbildungen erleben, wo man sich gemeinsam auf den Angebotspreis einigt. Wie denkt sich eigentlich der Bundeswirtschaftsminister oder wie denkt sich die Mehrheit des Hauses, nachdem Sie den § 19 im Wirtschaftsstrafgesetz abgeschafft haben und nachdem Sie ein Kartellgesetz, wie ich bisher sehe, einstweilen wohl nicht zustande bringen werden, ein Einschreiten in diesen Fällen?

    (Sehr wahr! bei der SPD.)

    Es gibt eine Reihe derartiger Beispiele — meine Damen und Herren, ich möchte zum Schluß kommen und Ihre Zeit nicht mehr in Anspruch nehmen —, die in aller Klarheit deutlich werden lassen, daß wir in der Tat wegen der schlechten gesetzlichen, rechtlichen Vorbereitung des Ablaufs der von Ihnen gewollten Rüstung vor großen Gefährdungen stehen. Wir stehen vor der Gefahr, daß hier vollendete Tatsachen geschaffen werden und Entwicklungen sich einbetten und zementiert werden, längst ehe in diesem Hause offiziell, etwa an Hand von Vorlagen der Bundesregierung, dar-


    (Schmidt [Hamburg])

    über gesprochen wird. Diese Aussichten erfüllen uns mit tiefer Sorge. Wir erwarten von der Bundesregierung eine Klarlegung ihrer Auffassung zu diesen Fragen. Wir erwarten vom Kabinett, daß keinerlei militärische Beschaffungen eingeleitet werden, ehe nicht die Beschaffungsverfahren, die Kontrolle und die Preisstellung rechtswirksam so festgelegt worden sind, daß sie nicht, wie es uns heute leider dünken muß, unserem Volke und seiner Wirtschaft und seinem sozialen Standard mehr Schaden zufügen können, als infolge einer Rüstung ohnhin leider unvermeidlich ist.

    (Beifall bei der SPD.)