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    2. Deutscher Bundestag — 84. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. Mai 1955 4593 84. Sitzung Bonn, Freitag, den 27. Mai 1955 Glückwünsche zum Geburtstag des Abg Bausch 4593 C Geschäftliche Mitteilungen 4628 D Beurlaubte Abgeordnete (Anlage 1) . . 4629 A Nächste Fragestunde 4593 C Mitteilung über Beantwortung der Kleinen Anfrage 175 (Drucksachen 1281, 1422) . 4593 C Große Anfrage der Fraktion der SPD betr. Vorbereitung von Viermächteverhandlungen zur Wiedervereinigung Deutschlands (Drucksache 1370, Umdruck 372) in Verbindung mit der Beratung des Antrags der Fraktion der SPD betr. Viermächteverhandlungen (Drucksache 1355) 4593 C, 4628 C Wehner, Anfragender und Antragsteller 4593 D Dr. Adenauer, Bundeskanzler . . 4598 C, 4613 B Ollenhauer (SPD) 4607 B, 4611 D Dr. von Merkatz (DP) . . 4611 D, 4624 C Kiesinger (CDU/CSU) . . 4613 D, 4616 B, C Dr. Schmid (Frankfurt) (SPD) . . 4616 B, C Dr. Dehler (FDP) 4619 D Dr. Mocker (GB/BHE) 4622 C Dr. Menzel (SPD) 4628 C Namentliche Abstimmung über den An- trag Umdruck 372 4628 C, 4630 Nächste Sitzung 4628 D Anlage 1: Liste der beurlaubten Abgeordneten 4629 A Anlage 2: Antrag der Fraktion der SPD betr. Vorbereitung von Viermächteverhandlungen zur Wiedervereinigung Deutschlands (Umdruck 372) 4629 C Zusammenstellung der namentlichen Abstimmung über den Antrag der Fraktion der SPD betr. Vorbereitung von Viermächteverhandlungen zur Wiedervereinigung Deutschlands (Umdruck 372) 4630 Die Sitzung wird um 9 Uhr 1 Minute durch den Präsidenten ;D. Dr. Gerstenmaier eröffnet.
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    *) Siehe Anlage 2. *) Vgl. das endgültige Ergebnis Seite 4634. Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten a) Beurlaubungen Abgeordnete beurlaubt bis einschließlich Scheel 2. Juli Dr. Graf Henckel 30. Juni Held 25. Juni Richter 25. Juni Hufnagel 20. Juni Dr. Jentzsch 18. Juni Keuning 18. Juni Frau Ackermann 11. Juni Behrisch 11. Juni Elsner 4. Juni Dr. Lenz (Godesberg) 4. Juni Brockmann (Rinkerode) 31. Mai Peters 31. Mai Rademacher 31. Mai Berendsen 28. Mai Dr. Horlacher 28. Mai Frau Keilhack 28. Mai Kemmer (Bamberg) 28. Mai Frau Korspeter 28. Mai Onnen 28. Mai Pelster 28. Mai Welke 28. Mai Barlage 27. Mai Frau Brauksiepe 27. Mai Frenzel 27. Mai Friese 27. Mai Dr. Graf 27. Mai Dannemann 27. Mai Dr. Höck 27. Mai Leibfried 27. Mai Frau Dr. Kuchtner 27. Mai Kühn (Bonn) 27. Mai Mauk 27. Mai Dr. Miessner 27. Mai Dr. Lindenberg 27. Mai Lotze 27. Mai Dr. Kopf 27. Mai Kriedemann 27. Mai Dr. Pünder 27. Mai Schlick 27. Mai Schneider (Bremerhaven) 27. Mai Schuler 27. Mai Seiboth 27. Mai Seidl (Dorfen) 27. Mai Dr. Atzenroth 27. Mai Dr. Bucerius 27. Mai Brese 27. Mai Neuburger 27. Mai Dr. Schild (Düsseldorf) 27. Mai Frau Dr. Steinbiß 27. Mai Walter 27. Mai Dr. Weber (Koblenz) 27. Mai Dr. Wellhausen 27. Mai Wittmann 27. Mai Wirths 27. Mai Dr. Gleissner (München) 27. Mai Dr. Moerchel 27. Mai b) Urlaubsanträge Abgeordnete bis einschließlich Onnen 25. Juni Gefeller vom 31. Mai bis 25. Juni Anlage 2 Umdruck 372 (Vgl. S. 4628 C) Antrag der Fraktion der SPD zur Großen Anfrage der Fraktion der SPD betreffend Vorbereitung von Viermächteverhandlungen zur Wiedervereinigung Deutschlands (Drucksache 1370): Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, 1. mit Rücksicht darauf, daß während der Vorbereitung und Durchführung von Viermächteverhandlungen zur Wiedervereinigung Deutschlands keine unabänderlichen Tatsachen in der Bundesrepublik geschaffen werden dürfen, durch die aussichtsreiche Verhandlungen erschwert werden könnten, in Gesetzgebung und Verwaltung alle Maßnahmen zurückzustellen, die in den Bereich der militärischen Folgerungen aus den Pariser Verträgen gehören; 2. das Einvernehmen der Vertragspartner in der Nordatlantikvertragsorganisation und der Westeuropäischen Union hierzu herbeizuführen unter Hinweis darauf, daß sie in der Londoner Schlußakte vom 3. Oktober 1954 und den anschließenden Erklärungen der Regierungen aller Mitgliedstaaten des Nordatlantikvertrages zum Ausdruck brachten, daß „die Schaffung eines völlig freien und geeinten Deutschlands durch friedliche Mittel ein grundlegendes Ziel ihrer Politik bleibt"; 3. in Vorbesprechungen mit den Westmächten darauf hinzuwirken, daß in den Viermächteverhandlungen die in den Pariser Verträgen und im Warschauer Vertrag vorgesehenen einseitigen militärischen Bindungen der beiden Teile Deutschlands ersetzt werden durch die Einbeziehung des wiedervereinigten Deutschland in ein im Rahmen der Satzung der Vereinten Nationen und der Mitgliedschaft des wiedervereinigten Deutschlands in den Vereinten Nationen zu schaffendes System der kollektiven Sicherheit. Bonn, den 27. Mai 1955 Ollenhauer und Fraktion Namentliche Abstimmung über den Antrag der Fraktion der SPD (Umdruck 372) zur Großen Anfrage der Fraktion der SPD (Drucksache 1370) betreffend Vorbereitung von Viermächteverhandlungen zur Wiedervereinigung Deutschlands (Vgl. S. 4628 C, 4629 C) Name Abstimmung Name Abstimmung CDU/CSU Frau Ackermann . . . . beurlaubt Fuchs Nein Dr. Adenauer Nein Funk Nein Albers Nein Dr. Furler Nein Arndgen Nein Gedat Nein Barlage beurlaubt Geiger (München) . . . Nein Dr. 'Bartram Nein Frau Geisendörfer . . . beurlaubt Bauer (Wasserburg) . Nein Gengler . Nein Bauereisen Nein Gerns Nein Bauknecht Nein D. Dr. Gerstenmaier . . beurlaubt Bausch — Gibbert Nein Becker (Pirmasens) . . . Nein Giencke . Nein Berendsen beurlaubt Dr. Glasmeyer Nein Dr. Bergmeyer Nein Dr. Gleissner (München) beurlaubt Fürst von Bismarck . . . — Glüsing Nein Blank (Dortmund) . . . Nein Gockeln . — Frau Dr. Bleyler , Dr. Götz Nein (Freiburg) Nein Goldhagen Nein Blöcker Nein Gontrum Nein Bock Nein - Dr. Graf beurlaubt von Bodelschwingh . . . beurlaubt Griem beurlaubt ) Dr. Böhm (Frankfurt) . Nein Günther Nein Brand (Remscheid) . . . Nein Gumrum Nein Frau Brauksiepe . . . . beurlaubt Häussler Nein Dr. von Brentano . . . . Nein Hahn Nein Brese beurlaubt Harnischfeger Nein Frau Dr. Brökelschen . . Nein Heix Nein Dr. Brönner Nein Dr. Hellwig Nein Brookmann (Kiel) Nein Dr. Graf Henckel . . . beurlaubt Brück Nein Dr. Hesberg Nein Dr. Bucerius beurlaubt Heye Nein Dr. von Buchka . . . . Nein Hilbert Nein Dr. Bürkel Nein Höcherl Nein Burgemeister Nein Dr. Höck beurlaubt Caspers Nein Höfler Nein Cillien Nein Holla Nein Dr. Conring Nein Hoogen Nein Dr. Czaja Nein Dr. Horlacher beurlaubt Demmelmeier — Horn Nein Diedrichsen Nein Huth Nein Frau Dietz Nein Illerhaus Nein Dr. Dittrich Nein Dr. Jaeger Nein Dr. Dollinger Nein Jahn (Stuttgart) . . . . Nein Dr. Dresbach Nein Frau Dr. Jochmus . . . Nein Donhauser Nein Josten Nein Eckstein beurlaubt Kahn Nein Ehren Nein Kaiser Nein Engelbrecht-Greve . . . Nein Karpf Nein Dr. Dr. h. c. Erhard . . . — Kemmer (Bamberg) . beurlaubt Etzenbach beurlaubt Kemper (Trier) Nein Even Nein Kiesinger Nein Feldmann Nein Dr. Kihn (Würzburg) . . Nein Finckh Nein Kirchhoff Nein Dr. Franz Nein Klausner beurlaubt Franzen Nein Dr. Kleindinst Nein Friese . . . . . • . . . beurlaubt Dr. Kliesing Nein 1 Abstimmung Name Abstimmung Name Knapp Nein Richarts Nein Knobloch Nein Frhr. Riederer von Paar Nein Dr. Köhler Nein Dr. Rinke Nein Koops Nein Frau Rösch beurlaubt Dr. Kopf Nein Rösing . . . . . . . . Nein Kortmann .. Nein. Rümmele Nein Kramel Nein Ruf Nein Krammig Nein Sabaß Nein Kroll Nein Sabel beurlaubt Frau Dr. Kuchtner . . . beurlaubt Schäffer Nein Kühlthau Nein Scharnberg Nein Kuntscher Nein Scheppmann Nein Kunze (Bethel) Nein Schill (Freiburg) . . . . beurlaubt Lang (München) . . . . Nein Schlick Nein Leibfried Nein Schmücker Nein Dr. Leiske Nein Schneider (Hamburg) . . Nein Lenz (Brühl) Nein Schrader Nein Dr. Lenz (Godesberg) . . beurlaubt Dr. Schröder (Düsseldorf) — Lenze (Attendorn) . . . Nein Dr.-Ing. E. h. Schuberth Nein Leonhard Nein Schüttler Nein Lermer Nein Schütz Nein Leukert Nein Schuler beurlaubt Dr. Leverkuehn . . . . Nein Schulze-Pellengahr . . . Nein Dr. Lindenberg . . . . beurlaubt Schwarz . . . . . . . . Nein Dr. Lindrath Nein Frau Dr. Schwarzhaupt Nein Dr. Löhr Nein . Dr. Seffrin Nein Lotze beurlaubt Seidl (Dorfen) beurlaubt Dr. h. c. Lübke Dr. Serres Nein Lücke beurlaubt Siebel Nein Lücker (München) Nein Dr. Siemer Nein Lulay beurlaubt Solke Nein Maier (Mannheim) . . Nein Spies (Brücken) Nein . . . . Majonica Nein Spies (Emmenhausen) . Nein 3) Dr. Baron Manteuffel- Spörl Nein Szoege Nein Graf von Spreti . . . . Nein Massoth Nein Stauch Nein Maucher Nein Frau Dr. Steinbiß beurlaubt . . Mayer (Birkenfeld) . . Nein Stiller Nein Menke Nein Storch — Mensing Nein Dr. Storm Nein Meyer (Oppertshofen) . Nein Strauß — Meyer-Ronnenberg . . . Nein Struve Nein Miller Nein Stücklen Nein Dr. Moerchel beurlaubt Teriete Nein Morgenthaler — Unertl Nein Muckermann Nein Varelmann Nein Mühlenberg Nein Frau Vietje Nein Dr. Dr. h. c. Müller (Bonn) Nein Müller-Hermann . . . . Nein Dr. Vogel Nein Voß beurlaubt Müser Nein Wacher (Hof) Nein Naegel beurlaubt Nellen Nein Wacker (Buchen) Nein Neuburger beurlaubt Dr. Wahl Nein Nein Niederalt Nein Walz Nein Frau Niggemeyer . . Nein Frau Dr. Weber (Aachen) Dr. Oesterle Nein Dr. Weber (Koblenz) . . beurlaubt Oetzel Nein Wehking Nein Dr.Orth Nein Dr. Welskop beurlaubt Orth . Pelster beurlaubt Frau Welter (Aachen) . Nein Dr. Pferdmenges . . . . — Dr. Werber beurlaubt Frau Pitz — Wiedeck Nein Platner Nein Wieninger Nein Dr. Pohle (Düsseldorf) . — Dr. Willeke Nein Frau Praetorius . . . . Nein Winkelheide Nein Frau Dr. Probst . . . . — Wittmann beurlaubt Dr. Dr. h. c. Pünder . . beurlaubt Wolf (Stuttgart) . . . . Nein Raestrup Nein Dr. Wuermeling . . . . Nein Rasner Nein Wullenhaupt Nein Frau Dr. Rehling . . . . Nein Name Abstimmung Name Abstimmung SPD Frau Albertz Ja Keuning beurlaubt Frau Albrecht Ja Kinat Ja Altmaier Ja Frau Kipp-Kaule . . . Ja Dr. Arndt Ja Könen (Düsseldorf) Ja Arnholz Ja Koenen (Lippstadt) . Dr. Baade Ja Frau Korspeter . . . . beurlaubt Dr. Bärsch Ja Dr. Kreyssig Ja Bals Ja Kriedemann beurlaubt Banse Ja Kühn (Köln) Ja Bauer (Würzburg) . . . Ja Kurlbaum Ja Baur (Augsburg) . . . . Ja Ladebeck Ja Bazille Ja Lange (Essen) Ja Behrisch beurlaubt Frau Lockmann . . . Ja Frau Bennemann Ja Ludwig Ja Bergmann Ja Dr. Lütkens Ja Berlin Ja Maier (Freiburg) . . . Ja Bettgenhäuser Ja Marx Ja Frau Beyer (Frankfurt) Ja Matzner Ja Birkelbach Ja Meitmann Ja BLachstein Ja Mellies . . Ja Dr. Bleiß Ja Dr. Menzel . . . Ja Böhm (Düsseldorf) . . . Ja Merten Ja Bruse JA. Metzger Ja Corterier Ja ' Frau Meyer (Dortmund) Ja Dannebom Ja Meyer (Wanne-Eickel) . Ja Daum Ja Frau Meyer-Laule . . . Ja Dr. Deist Ja MiBmahl Ja Dewald Ja Moll Ja Diekmann Ja Dr. Mommer Ja Diel Ja Müller (Erbendorf) . . . Ja Frau Döhring . . . . Ja Müller (Worms) . . . . Ja Erler Ja Frau Nadig Ja Eschmann . . . . . . . Ja Odenthal Ja Faller Ja Ohlig Ja Franke Ja 011enhauer Ja Frehsee Ja Op den Orth Ja Freidhof Ja Paul Ja Frenzel beurlaubt Peters Ja Gefeller Ja Pöhler Ja Geiger (Aalen) Ja Pohle (Eckernförde) . . Ja Geritzmann Ja Dr. Preller Ja Gleisner (Unna) . . . . Ja Priebe Ja Dr. Greve Ja Pusch Ja Dr. Gülich Ja Putzig Ja Hansen (Köln) Ja Rasch Ja Hansing (Bremen) . . . Ja Regling Ja Hauffe Ja Rehs Ja Heide Ja Reitz Ja Heiland Ja Reitzner beurlaubt Heinrich Ja Frau Renger Ja Hellenbrock Ja Richter beurlaubt Hermsdorf . . . . . . . Ja Ritzel Ja Herold Ja Frau Rudoll Ja Höcker Ja Ruhnke Ja Höhne Ja Runge Ja Hörauf Ja Sassnick Ja Frau Dr. Hubert . . . . Ja Frau Schanzenbach . . Ja Hufnagel beurlaubt Scheuren Ja Jacobi Ja Dr. Schmid (Frankfurt) . Ja Jacobs Ja Dr. Schmidt (Gellersen) . Ja Jahn (Frankfurt) . . . . Ja Schmidt (Hamburg) . . Ja Jaksch Ja Schmitt (Vockenhausen) . Ja Kahn-Ackermann . . . Ja Dr. Schöne Ja Kalbitzer Ja Schoettle Ja Frau Keilhack Ja Seidel (Fürth) Ja Frau Kettig Ja Seither Ja Name Abstimmung Name Abstimmung Seuffert Ja Stahl . . . . . . . . — .Stierle Ja Dr. Stammberger . . . Nein Sträter Ja Dr. Starke Nein Frau Strobel Ja Dr. Wellhausen . . . . beurlaubt Stümer Ja Wirths beurlaubt Thieme Ja Traub Ja Trittelvitz Ja Wagner (Deggenau) . Ja Wagner (Ludwigshafen) Ja GB/BHE Wehner Ja Wehr Ja Bender Nein Welke beurlaubt Nein Weltner (Rinteln) . . Ja Dr. Czermak Dr. Dr. Wenzel . . . . Ja Dr. Eckhardt — Elsner beurlaubt Wienand Ja Engell enthalten Wittrock Ja Feller Nein Ziegler Ja Gräfin Finckenstein . . Nein Zühlke Ja Frau Finselberger . . Nein Gemein Nein Dr. Gille Nein Haasler Nein FDP Dr. Kather beurlaubt Dr. Keller Nein Dr. Atzenroth . . . Nein Dr. Klötzer Nein Dr. Becker (Hersfeld) . . Nein Körner Nein Dr. Blank (Oberhausen) . Nein Kraft — — Kunz •(Schwalbach) . • Nein Dr. h. c. Blücher — Kutschera Nein Dr. Bucher beurlaubt Dr. Mocker Nein Dannemann Dr. Dehler Nein Dr. Dr. Oberländer . . . — » Dr.-Ing. Drechsel . . . . Nein Petersen Nein Eberhard Nein Dr. Reichstein Nein Euler Nein Samwer Nein Fassbender Nein Seiboth beurlaubt Frau Friese-Korn . . . Nein Dr. Sornik Nein Srock Frühwald Nein Dr. Strosche Nein Gaul Nein Dr. Hammer Nein Held beurlaubt Hepp Nein Dr. Hoffmann Ja Frau Dr. Ilk Nein DP Dr. Jentzsch beurlaubt Kühn (Bonn) beurlaubt Becker (Hamburg) Nein Lahr Nein Dr. Brühler Nein Lenz (Trossingen) . . . beurlaubt Eickhoff Nein Dr. Dr. h. c. Prinz zu Lö- Dr. Elbrächter Nein wenstein enthalten Hellwege — Dr. Luchtenberg . . Nein Matthes Nein Dr. Maier (Stuttgart) . . — Nein von Manteuffel (Neuß) Nein Dr. von Merkatz .. . . Nein Müller (Wehdel) Margulies Nein Dr. Schild (Düsseldorf) . beurlaubt Mauk beurlaubt Schneider (Bremerhaven) Nein Dr. Mende Nein Dr. Schranz . . . . . . Nein Dr. Miessner beurlaubt Dr.-Ing. Seebohm . . . — Neumayer Nein Walter beurlaubt Onnen beurlaubt Wittenburg Nein Dr. Pfleiderer Nein Dr. Zimmermann Nein beurlaubt Dr. Preiß Dr. Preusker Nein Rademacher beurlaubt Dr. Schäfer Nein Scheel beurlaubt Fraktionslos Schloß — Dr. Schneider (Lollar) Nein Brockmann (Rinkerode) beurlaubt Schwann Ja Stegner Ja Zusammenstellung der Abstimmung Abstimmung Abgegebene Stimmen 391 Davon: Ja 145 Nein 244 Stimmenthaltung . 2 Zusammen wie oben . . 391 Berliner Abgeordnete Name Abstimmung Name Abstimmung CDU/CSU Mattick Ja Dr. Friedensburg . . . . Nein Neubauer — Dr. Krone Nein Neumann Ja Lemmer Nein Dr. Schellenberg . . . . Ja Frau Dr. Maxsein beurlaubt Frau Schroeder (Berlin) . Ja . . Stingl Nein Schröter (Wilmersdorf) . Ja Dr. Tillmanns Nein Frau Wolff (Berlin) . . Ja FDP SPD Dr. Henn beurlaubt Brandt (Berlin) . . . . Ja Hübner Nein Frau Heise Ja Frau Dr. Dr. h. c. Lüders Nein Klingelhöfer Ja Dr. Reif Nein Dr. Königswarter Ja Dr. Will Nein Zusammenstellung der Abstimmung der Berliner Abgeordneten Abstimmung Abgegebene Stimmen 19 Davon : Ja 10 Nein 9 Stimmenthaltung . — Zusammen wie oben . . 19
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Kurt Georg Kiesinger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Gerade weil München ein abschreckendes Beispiel ist, wollen wir es anders haben.

    (Abg. Dr. Schmid [Frankfurt] meldet sich zu einer weiteren Zwischenfrage.)



Rede von Dr. Richard Jaeger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Herr Abgeordneter Schmid, eine dritte Zusatzfrage kann ich nicht mehr zulassen.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Kurt Georg Kiesinger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Wir müssen also ganz klar den Unterschied unserer Auffassungen herausarbeiten, damit endlich das deutsche Volk sieht, worauf es wirklich ankommt.

    (Abg. Euler: Sehr richtig!)

    Warum lassen Sie sich denn das nicht sagen? Warum sind Sie so schrecklich empfindlich? Sofort wird aufbegehrt, sofort wird der Redner durch hysterische Zwischenrufe unterbrochen. Wir haben Sie ruhig angehört. Auch Sie haben leidenschaftlich gesprochen, Sie haben Ihre Überzeugung dargelegt. Woher kommt es denn, daß Sie jedesmal, wenn einer von uns spricht, auf solche Weise aufbegehren?

    (Sehr richtig! in der Mitte. — Oh-Rufe und weitere Zurufe von der SPD.)

    Sie, Herr Ollenhauer, sehen — ich glaube, ehrlich; bitte, gestehen Sie dasselbe uns zu — in einem System der kollektiven Sicherheit, das mit Sanktionen ausgestattet ist, eine genügende Sicherung unserer Freiheit. Es bedarf wirklich nicht vieler Phantasie, sich vorzustellen, was passieren könnte, wenn der Zustand Westeuropas so bliebe, wie er jetzt ist, oder so würde, wie Sie es sich vorstellen. In einem solchen Falle würde die Versuchung für jemanden, der seine Politik ausschließlich nach einer immanenten aggressiven Ideologie und nach einem rein machtpolitischen Interesse ausrichtet, allzu groß sein, im gegebenen Augenblick eine Situation auszunützen, die es ihm erlaubte, einen Konflikt zu beginnen, der lokal und zeitlich und dem Waffeneinsatz nach beschränkt werden könnte und bei dem die Sanktionen höchstens zu einer späten, späten Wiederbefreiung führen könnten. Um diese Gefahr von uns fernzuhalten, deswegen unsere Konzeption!

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)



    (Kiesinger)

    Herr Kollege Wehner hat gesagt, auch nach seiner Vorstellung würde es „keine Lämmerweide" geben. Ich war froh, das zu hören. Aber es genügt mir wahrhaftig nicht; denn, Herr Kollege Lemmer — Verzeihung, Herr Kollege Wehner, — —

    (Heiterkeit.)

    Herr Kollege Wehner, Sie haben gesagt, es würde
    keine Lämmer weide sein, mit ä geschrieben!

    (Erneute Heiterkeit.)

    — Ich hoffe, daß es eines Tages in Berlin zu einer Lemmer weide kommt, nämlich dann, wenn Berlin wieder eines freien geeinten deutschen Vaterlandes Hauptstadt sein wird. Dann werden wir, lieber Freund Lemmer, auf dieser Lemmerweide zusammen feiern.
    Aber nun zurück zur Lämmerweide! Herr Kollege Wehner, ich habe Angst, daß es in Ihrer neuen Welt Wölfe im Wolfspelz und Wölfe im Schafspelz gäbe,

    (Zuruf des Abg. Wehner)

    daß wir aber als die Schafe im Schafspelz übrigblieben.

    (Beifall in der Mitte und rechts. — Abg. Dr. Schmid [Frankfurt] : Mit den Pariser Verträgen eher im Wolfspelz!)

    — Herr Kollege Schmid, ich weiß nicht, was Sie zu dieser Meinungsäußerung berechtigt; aber ganz sicher stimme ich mit Ihnen darin überein, daß die Pariser Verträge sich nicht in dem Bild der Schafe im Schafspelz darstellen lassen. Darauf läuft schon eher Ihr kollektives Sicherheitssystem hinaus. Wenn Sowjetrußland wirklich will, daß es zu einer annehmbaren Lösung auch seiner Probleme kommt — und der Herr Bundeskanzler hat ja in seiner Rede angedeutet, daß er sich durchaus bewußt ist, daß es solche Probleme für Sowjetrußland gibt —, dann muß es sich Rechenschaft darüber geben, wieso es zur gegenwärtigen Situation gekommen ist, und dann muß in Moskau auch die Einsicht dämmern, daß eine Bereinigung nur so geschehen kann., daß gewisse Fakten, die nach 1945 einseitig von Moskau geschaffen worden sind, wieder aus der Welt geschafft werden.

    (Abg. Euler: Sehr richtig!)

    Und nun sagen Sie uns: Wenn es nun um dieses Ziel der deutschen Wiedervereinigung in Frieden und Freiheit, in jenem Frieden und in jener Freiheit geht, von der ich gesprochen habe, dann müßte man doch selbstverständlich, trotz der von uns gemeinsam geforderten Entscheidungsfreiheit der gesamtdeutschen Regierung, davon ausgehen, daß sich vorher die Mächte über den internationalen Status Gesamtdeutschlands geeinigt hätten. Ich kann mir nicht helfen, Herr Kollege Ollenhauer: es wird mir immer ein bißchen traurig zumute, wenn ich höre, wie die Sozialdemokratische Partei in diesem Zusammenhang bereit ist, von vornherein im Grunde genommen die sowjetrussische Forderung zu akzeptieren.

    (Abg. Euler: Sehr wahr! — Abg. Kunze: Leider! — Abg. Dr. Schmid [Frankfurt] : Das ist doch unmöglich!)

    — Herr Kollege Schmid, Sie weisen das zurück. Bitte, lassen Sie uns ruhig darüber sprechen. Was will Sowjetrußland? Sowjetrußland ist es doch, das fordert, daß sich Gesamtdeutschland aus den sogenannten beiden Blöcken heraushalten soll oder herausgehalten werden soll; und das ist doch auch Ihre prinzipielle Forderung.

    (Abg. Dr. Schmid [Frankfurt] : Mit dem Schritt weiter zum System kollektiver Sicherheit!)

    — Auch Sowjetrußland, Sie wissen es wohl, Herr Kollege Schmid, ist in diesem Zusammenhang bereit, einem System kollektiver Sicherheit zuzustimmen. Was will es denn mit diesem System kollektiver Sicherheit?

    (Abg. Dr. Schmid [Frankfurt] : Vielleicht wirklich Sicherheit!)

    — Nein, Sowjetrußland will mehr als Sicherheit. Sowjetrußland will Europa beherrschen. Das ist unsere Überzeugung bis zu dieser Stunde. Sowjetrußland hat in all seinen Bemühungen der letzten Zeit auf das Ziel hingearbeitet, Amerika vom europäischen Kontinent zu verdrängen.

    (Abg. Euler: Richtig!)

    Ich habe schon gesagt, daß es selbst schuld ist, daß die amerikanischen Stützpunkte hier sind. Wozu dienen die Abrüstungsvorschläge, die Sowjetrußland gebracht hat? Sicherlich hat Sowjetrußland diese Abrüstungsvorschläge im Zusammenhang mit seinen übrigen Vorstellungen über die künftige Gestaltung Europas gemacht. Dazu gehört grundlegend das Heraushalten Deutschlands aus dem westlichen Sicherheitssystem, nicht nur das Verbot von zwölf deutschen Divisionen, sondern das Verschwinden der amerikanischen Stützpunkte vom deutschen, ja, wie uns alle Experten sagen, vom europäischen Boden, und das bedeutet ganz einfach die Zerstörung der Nordatlantischen Verteidigungsgemeinschaft.

    (Sehr richtig! rechts.)

    Aber selbst wenn ich einmal unterstellen wollte, daß es Sowjetrußland in übergroßer Ängstlichkeit, in seltsamer Vermischung von Aggressivität und Einkreisungssorge nur um seine Sicherheit ginge: Sowjetrußland, das die Losung der Koexistenz ausgegeben hat, hat dafür gesorgt, daß seine eigene Existenz im Ernstfall verteidigt werden könnte, denn es hat sich bis an die Zähne bewaffnet. Aber es verlangt von Westeuropa, daß es schutzlos dem guten Willen Moskaus ausgeliefert bleibe, daß es für den Konfliktsfall auf die wirksame Hilfe der freien Welt verzichte oder daß die Hilfe der freien Welt um lange Zeit verspätet käme, wenn wir längst liquidiert und bolschewisiert wären.

    (Beifall in der Mitte und rechts.)

    Wenn wir miteinander über Vorschläge, über Ideen reden, die wir bei den Beratungen einbringen könnten, und wenn wir gemeinsam davon ausgehen, Herr Kollege Ollenhauer, daß bei den Beratungen der Großen über unser Schicksal selbstverständlich Gedankengänge eine Rolle spielen werden, wie sich das kommende Gesamtdeutschland einmal im Weltgefüge verhalten werde, dann sollten wir nicht so verfahren, wie Sie es tun. Wir sollten vielmehr willens sein, bei den kommenden Verhandlungen das Höchstmaß an politischer Freiheit für ein entscheidungsfreies Gesamtdeutschland herauszuholen.

    (Beifall in der Mitte und rechts. — Abg. Dr. Schmid [Frankfurt]: Das ist doch klar!)

    — Sie sagen, Herr Kollege Schmid: Das ist doch klar. Aber in Ihren Vorschlägen tun Sie doch das Gegenteil. Ist das, was Sie mit Ihrem kollektiven Sicherheitssystem und dem Heraushalten Deutschlands aus den beiden Machtblöcken, also praktisch


    (Kiesinger)

    der Zertrümmerung des Systems der Nordatlantischen Verteidigungsgemeinschaft vorschlagen, ein Weg, um jenes Höchstmaß an politischer Freiheit für Gesamtdeutschland zu erreichen? Ich glaube nicht!

    (Abg. Wehner: Sie müssen auch an die 18 Millionen denken! Sie tun, als könnten Sie handeln, völlig unbeschadet, wie lange es dauert!)

    — Herr Wehner, wir wollen uns nicht dauernd gegenseitig vorwerfen oder bestätigen, wie sehr wir an das Schicksal der 18 Millionen Menschen drüben denken!

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU.)

    Dazu sind uns diese Menschen zu gut. Auch uns macht dieses Problem, genau so wie Ihnen, Tag und Nacht Sorge. Auch uns bewegt die Frage, daß es nicht geschehen darf — und aus den Ausführungen des Herrn Bundeskanzlers klang es ja deutlich hervor —, daß diese 18 Millionen Menschen — nicht zu reden von dem Raum jenseits der Oder und der Neiße, worüber ja auch ein Wörtchen zu sagen wäre —

    (lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien)

    das Schicksal eines endgültigen Satelliten erleiden.
    Uns tröstet in diesem Zusammenhang nur eines, nicht nur eine Überzeugung, sondern ein Wissen, ein Wissen darüber, wie die 18 Millionen drüben selbst denken.

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU.)

    Wenn sie mit den Fäusten an unsere Türen trommelten und uns zuschrien: „Was immer kommen mag, welches Risiko, welche Minderung an Sicherheit ein vereinigtes Deutschland immer auf sich nehmen muß, — bloß um uns aus Not und Sklaverei zu erlösen: tut, was die Russen wollen, oder tut, was gewisse neutralistische Vorschläge verlangen!", dann wären wir allerdings des Kummers voll; denn 18 Millionen Menschen lassen sich nicht übersehen. Wenn ich Ihnen aber sage, daß ich aus Tausenden von Botschaften und Zuschriften weiß, wie die Bevölkerung drüben denkt, dann werden Sie mir das zwar vielleicht nicht glauben; aber wir haben ganz einwandfreie Zeugen. Wenn jüngst der westfälische Kirchenpräsident, Herr Wilms, der ein entschiedener Gegner unserer Politik ist, von einer Predigtreise in die Sowjetzone zurückkehrend, sich darüber beklagte, daß drüben — so drückte er sich etwa aus — jeder, der für die Pariser Verträge sei, bejubelt werde, und daß er es nicht verstehe, daß jeder Gegner dieser Verträge von den Menschen drüben — ich mache mir diese Ansicht, die ich jetzt wiedergebe, durchaus nicht zu eigen — praktisch mit dem Kommunismus identifiziert werde, dann ergibt sich aus diesem Zeugnis eines Mannes, dem Sie ganz bestimmt nicht mißtrauen werden, doch klar, wie die Bevölkerung drüben steht. Warum steht sie so? Man hat gesagt, ohne jeden Zweifel stehe die Mehrheit des deutschen Volkes hinter dem Bundeskanzler; es habe das tiefe Bedürfnis, eine Politik der Sicherheit zu treiben, aber das geschehe ja nur aus einem gebrochenen Selbstbewußtsein, einer Folge der Katastrophe, und wieder einmal fielen die Deutschen von einem Extrem ins andere. Wenn dieser Kritiker glaubte, ein solches Urteil über die westdeutsche Bevölkerung abgeben zu können, wie stellt er sich dann zu der Tatsache, daß die deutsche Bevölkerung der Mittelzone genau so denkt? Ihr
    kann man doch wahrhaftig nicht vorwerfen, daß dies die Politik eines ängstlichen oder egoistischen Sicherheitsbedürfnisses sei!

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    In Wahrheit sehen die Menschen drüben die Situation realer als viele hier. Sie wissen genau, wie man mit der Sowjetunion paktieren soll und welche Voraussetzungen geschaffen werden müssen, damit man paktieren kann! Daß die Welt in Bewegung gekommen wäre, wie Sie es sagten, Herr Ollenhauer, ohne diese Politik der Festigkeit und Stärke des Westens, das zu behaupten sollten Sie wirklich nicht versuchen. Wenn die Welt in Bewegung geraten ist, dann nur durch diese Einigkeit und Festigkeit des Westens!

    (Sehr richtig! in der Mitte.)

    Österreich, Warschau, Belgrad, Abrüstungsvorschläge, Angebot Chinas, — ja, das ist doch alles zurückzuführen auf eine feste und klare Haltung, vor allen Dingen der Vereinigten Staaten von Amerika.

    (Beifall in der Mitte und rechts.)

    Sie haben das amerikanische Verhalten hinsichtlich Formosas gerühmt. Das zeigt ja gerade die weise Mäßigung der leitenden Politiker drüben. Ich hätte Sie in diesem Zusammenhang an die weise Mäßigung erinnern können, die Amerika im Koreakonflikt geübt hat. Sie wissen genau, daß es drüben eine kleine Gruppe gab, die damals eine Generalbereinigung mit China forderte, und es waren Weisheit und Mäßigung, die die amerikanische Staatsführung dazu veranlaßt haben, jene Generalbereinigung nicht zu unternehmen. Zum Dank dafür haben dann gewisse europäische Besserwisser den Amerikanern bestätigt, daß sie den Krieg in Korea, bei dem sie immerhin die rote Flut hinter die Ausgangsposition zurückgestaut hatten, verloren hätten. Wenn sie den Amerikanern diese Haltung bezeugen, um so weniger Grund haben Sie doch, besonders in Ihrer populären Propaganda draußen im Volk, immer wieder zu behaupten, daß sie uns eigennützig und eigensüchtig vor den Wagen ihrer Politik spannten und daß insbesondere diese ihre Eigensucht die deutsche Wiedervereinigung zugunsten einer Politik des Status quo verhindern würde.
    Herr Wehner sagte, wir müßten in dieser Situation ein Höchstmaß an Elastizität und eine ganze Skala von Vorschlägen zeigen. Ich möchte ihm entgegensetzen: Was wir in dieser Situation zeigen müssen, wenn wir überhaupt etwas aus der Geschichte der vergangenen zehn Jahre gelernt haben — und darauf kommt es doch wahrhaftig für unser aller Leben an —, ist ein Höchstmaß an Konsequenz.

    (Sehr gut! rechts.)

    Wir ratifizieren keine Verträge, um sie hinterher als Kaufpreis in ein zweifelhaftes Geschäft zu werfen.

    (Beifall in der Mitte und rechts.)

    Ein Höchstmaß an Loyalität tut not. Wir werden zu unserem Worte stehen.

    (Abg. Wehner: Und wo bleibt die deutsche Einheit?)

    — Wir werden zu unserem Worte stehen, und dadurch, Herr Wehner, werden wir zur deutschen Einheit kommen!

    (Lebhafter Beifall in der Mitte und rechts.)

    Ihre ewige Wiederholung, daß wir so nicht dazu
    kommen werden, beweist ja nichts. Unsere Loyali-


    (Kiesinger)

    tät fordert wiederum Loyalität auf der Seite unserer Verbündeten heraus. Wenn es schon wahr ist, daß jedes Land eine Politik macht, die durch seine eigenen Interessen bestimmt wird, dann müssen wir doch um so stärker dafür sorgen, daß die westliche Welt in uns einen so wertvollen Bundesgenossen sieht, daß es sich lohnt, unsere eigenen Probleme auch zum Problem der westlichen Welt zu machen.

    (Lebhafter Beifall in der Mitte und rechts.)

    Es gibt ein Wort, das man in diesem Zusammenhang ruhig sagen darf: Treue um Treue! Was die Bundesrepublik bisher für die deutsche Wiedervereinigung tun konnte,

    (Zurufe von der SPD)

    hat sie getan. Sie hat das feierliche Versprechen der westlichen Welt erhalten, mit uns zusammen ihre Kraft für die Wiedervereinigung Deutschlands in Frieden und Freiheit einzusetzen. Jetzt gilt es allerdings, diese Hilfe der westlichen Welt in den kommenden schwierigen Verhandlungen zu mobilisieren. A her, wir mobilisieren sie nicht so, wie Sie es wollen. Nicht nur der Cordon sanitaire, Herr Ollenhauer, ist etwas Utopisches! Es ist nach unserer festen Überzeugung sowohl nach Westen wie nach Osten utopisch gedacht, zu glauben, man könne mit Ihrer Art eines Systems der kollektiven Sicherheit, die auf eine Zertrümmerung des nordatlantischen Verteidigungssystems hinausläuft, irgend etwas für die Wiedervereinigung in Freiheit erreichen.

    (Sehr wahr! bei der CDU/CSU.)

    Nichts auf dieser Welt ist ewig, selbstverständlich nicht. Niemand in dieser Welt, Herr Wehner, glaubt daran, daß die Systeme, die aus Notwehr, aus der Zwangslage, eine unmittelbar drohende Gefahr abzuwehren, geschaffen worden sind, ewig dauern werden. Niemand wird insbesondere den Vereinigten Staaten von Amerika, die, glaube ich, in der ganzen Geschichte der Menschheit die am wenigsten imperialistische Großmacht darstellen, unterschieben wollen, daß es ihnen Freude mache, in Kontinentaleuropa und anderswo in der Welt für ewige Zeiten amerikanische Stützpunkte zu halten.
    Herr Wehner, die Prinzipien von Bandung sind gut und schön. Aber Sie haben Bandung als eine Versammlung von Menschen dargestellt, die sich über die Methoden einig gewesen seien. Haben Sie übersehen, was die Repräsentanten von Pakistan, der Türkei, vom Irak, der Philippinen und von Ceylon gesagt haben? Haben Sie nicht bemerkt, daß dort eine sehr andere Stellungnahme eingenommen wurde als die von Herrn Tschu En-Lai und auch eine andere als die von Herrn Pandit Nehru? Es bestand ja über die Methode gerade gar keine Einigkeit! Wir hier sind genau so einig über die Prinzipien, über Frieden, Abrüstung, Entspannung, über ein zu schaffendes kollektives Sicherheitssystem; aber wir sind uns nicht einig darüber, inwieweit man bei einem solchen Paktsystem darauf vertrauen kann, daß es von der Sowjetunion respektiert wird. Das ist die entscheidende Frage, auf die man immer und immer wieder zurückkommen muß.
    Meine Damen und Herren, es bleibt uns nichts anderes übrig: wir müssen diesen Weg weitergehen, wir dürfen die Lehre der letzten zehn Jahre: Einigkeit, Festigkeit, Klarheit, Konsequenz und Stärke, nicht vergessen. Aber ich will nicht schließen, ohne noch ein ernstes Wort an uns und unsere europäischen Nachbarn zu richten. Europa, Kontinentaleuropa insbesondere, muß wissen, daß es selbst einen starken Beitrag zu all dem leisten muß, wovon der Herr Bundeskanzler gesprochen hat. Die große Politik des Friedens und der Entspannung wird j a nicht durch Pakte und durch Reden gemacht. Auch die vier Repräsentanten der großen Mächte, die nun zusammenkommen werden, sind keine Magier, die die gegebenen Tatsachen von einem Tag zum andern ändern könnten. Man sollte auch hier die Lehren von Jalta und Potsdam wahrhaftig nicht vergessen. Vielmehr wird es jene mühselige Arbeit werden, von der der Herr Bundeskanzler gesprochen hat, jene lange und zähe Konferenz oder jene Reihe von zähen Konferenzen, bei denen es die Voraussetzungen zu beseitigen gilt, die zum Kalten Krieg geführt haben. Da ist in erster Linie die Forderung nach Abrüstung; aber dazu gehört auch die Schaffung eines solchen Systems der Sicherheit, auf das Westeuropa und damit auch die übrige Weit fest bauen kann.
    Koexistenz, wenn man sie wörtlich nehmen dürfte, ist gut; Sicherung der Existenz, das hat uns ja gerade Rußland gezeigt, geht ihr voran.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Wenn Europa glaubt, es könnte sich in den nächsten Jahren oder Jahrzehnten bei der gegenwärtigen Situation beruhigen, oder wenn es gar glaubt, dabei beharren zu sollen, dann täuscht es sich sehr. Europa könnte, wenn es seine Kräfte zusammenwirft, wenn es jenen Weg weitergeht, den es hochgemut vor einigen Jahren begonnen hat, einen ganz wesentlichen Beitrag zur internationalen Entspannung leisten. Hierüber, meine Damen und Herren von der Opposition, haben wir uns so manches Mal in den vergangenen Jahren gestritten. Warum sollte der Weg eines vereinigten Europa, auf welche Weise und mit welchen Methoden immer diese Vereinigung herbeigeführt würde, nicht einen wesentlichen Teil jener Voraussetzungen beseitigen können, die zum Kalten Krieg geführt haben? Ich denke nicht—und ich will ja nicht mißverstanden werden — an ein Europa als neutrale Dritte Kraft. So weit ist leider Gottes Europa noch lange nicht. Aber je stärker und einiger Europa wird, je mehr es sich für einen möglichen Konfliktsfall auf seine eigenen Kräfte verlassen kann, desto eher beginnt eine Entwicklung der allgemeinen Entspannung zwischen West und Ost. Wenn Europa seinen großen Traditionen treu bleiben und sich inmitten dieser Welt der Giganten nicht selbst aufgeben will, dann bleibt ihm
    — und ich sage das den europäischen „Realisten", die zu alten bequemen Denkvorstellungen zurückgekehrt sind — keine andere Wahl als eine Politik der Einigung, der Freiheit und damit der Entspannung und des Friedens. Inmitten dieser Politik
    — und glauben Sie uns, daß dies wenigstens unsere wohldurchdachte Überzeugung ist! — wird auch die deutsche Wiedervereinigung in Frieden und Freiheit gelingen.

    (Anhaltender lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien.)