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    2. Deutscher Bundestag — 83. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 26. Mai 1955 4551 83. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 26. Mai 1955. Ergänzung der Tagesordnung 4553 B Geschäftliche Mitteilungen . . . . 4554 C, 4583 B Beurlaubte Abgeordnete (Anlage 1) . . . 4584 A Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über Preise für Getreide inländischer Erzeugung für das Getreidewirtschaftsjahr 1955/56 sowie über besondere Maßnahmen in der Getreide- und Futtermittelwirtschaft (Getreidepreisgesetz 1955/56) (Drucksache 1408) 4553 B Überweisung an den Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und an den Ausschuß für Wirtschaftspolitik 4553 B Große Anfrage der Fraktion der FDP betr Postverkehr zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Saargebiet (Drucksache 1195) in Verbindung mit der Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Gesamtdeutsche und Berliner Fragen über den Antrag der Abg. Dr. Friedensburg u. Gen. betr. Verkehr zwischen der Bundesrepublik und den anderen deutschen Ländern (Drucksachen 1325, 310) 4553 C Hübner (FDP), Anfragender 4553 C, 4562 D Dr. Dr. Gladenbeck, Staatssekretär im Bundesministerium für das Post- und Fernmeldewesen . . . 4554 C Dr. Mommer (SPD), Berichterstatter 4555 B Körner (GB/BHE) 4559 B Dr. Friedensburg (CDU/CSU) . . 4560 B Trittelvitz (SPD) 4563 C Dr. Reif (FDP) 4564 B Thedieck, Staatssekretär im Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen 4564 D Abstimmung 4565 B Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Verjährung von deutschen Auslandsschulden und ähnlichen Schulden (Drucksache 1387) 4565 B Ausschußüberweisungen 4565 B Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über Todeserklärungen nach der Konvention der Vereinten Nationen vom 6. April 1950 über die Todeserklärung Verschollener (Drucksache 1025); Mündlicher Bericht des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht (Drucksache 1362) in Verbindung mit der Zweiten und dritten Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über den Beitritt der Bundesrepublik Deutschland zu der Konvention der Vereinten Nationen vom 6. April 1950 über die Todeserklärung Verschollener (Drucksache 1026); Mündlicher Bericht des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht (Drucksache 1363) 4565 B Bauer (Würzburg) (SPD), Berichterstatter 4565 C Abstimmungen 4566 C Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Sozialversicherungs-Anpassungsgesetzes (Drucksache 1247) in Verbindung mit der Ersten Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, FDP, DP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Sozialversicherungs-Anpassungsgesetzes (Drucksache 1418) 4567 A Frau Döhring (SPD), Antragstellerin 4567 A Schüttler (CDU/CSU), Antragsteller 4567 D Frau Finselberger (GB/BHE) . . . 4568 D Überweisung an den Ausschuß für Sozialpolitik und an den Haushaltsausschuß 4569 A Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Wahlprüfung und Immunität betr. Genehmigung zum Strafverfahren gegen den Abg. Elsner (Drucksache 1242) 4569 A Freiherr Riederer von Paar (CDU/ CSU), Berichterstatter 4569 A Beschlußfassung 4569 C Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung von Vorschriften auf dem Gebiete der Abgaben auf Mineralöl (Drucksache 1382) 4569 C Überweisung an den Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen und an den Ausschuß für Wirtschaftspolitik . . . 4569 C Erste Beratung des Entwurfs eines Sechsten Gesetzes zur Änderung des Zolltarifs (Durchführung des Gemeinsamen Marke tes der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl) (Drucksache 1385) . . 4569 C Überweisung an den Ausschuß für Außenhandelsfragen 4569 C Beratung des Entwurfs einer Dreiunddreißigsten Verordnung über Zollsatzänderungen (Drucksache 1388) 4569 C Überweisung an den Ausschuß für Außenhandelsfragen 4569 D Beratung des Entwurfs einer Vierunddreißigsten Verordnung über Zollsatzänderungen (Brauereiauslaufpech) (Drucksache 1392) 4569 D Überweisung an den Ausschuß für Außenhandelsfragen 4569 D Beratung des Entwurfs einer Sechsunddreißigsten Verordnung über Zollsatzänderungen (Chlor) (Drucksache 1393) . . . 4569 D Überweisung an den Ausschuß für Außenhandelsfragen 4569 D Beratung des Entwurfs einer Siebenunddreißigsten Verordnung über Zollsatzänderungen (Asbestfäden) (Drucksache 1394) 4569 D Überweisung an den Ausschuß für Außenhandelsfragen 4569 D Beratung des Entwurfs einer Achtunddreißigsten Verordnung über Zollsatzänderungen (Geknüpfte Teppiche) (Drucksache 1395) 4569 D Überweisung an den Ausschuß für Außenhandelsfragen 4570 A Beratung des Schriftlichen Berichts des Ausschusses für Außenhandelsfragen über den Entwurf einer Dreißigsten Verordnung über Zollsatzänderungen (Drucksachen 1378, 1250) 4570 A Müser (CDU/CSU): als Berichterstatter 4570 A Schriftlicher Bericht 4585 A Beschlußfassung 4570 A Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Wahlprüfung und Immunität betr. Genehmigung zum Strafverfahren gegen den Abg. Dr. Jaeger (Drucksache 1365) 4570 B Wittrock (SPD), Berichterstatter . 4570 B Beschlußfassung 4570 D 1? eratung des Antrags des Präsidenten des Bundesrechnungshofes betr. Rechnung des Bundesrechnungshofes für das Rechnungsjahr 1953, Einzelplan 20 (Drucksache 1389) 4570 D Überweisung an den Haushaltsausschuß 4571 A Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Besatzungsfolgen über den Antrag der Abg. Wehking, Frau Dr. Steinbiß, Kunze (Bethel) u. Gen. betr. Hilfsmaßnahmen für Bad Oeynhausen (Drucksachen 1349, 1161) 4571 A Dr. Zimmermann (DP), Berichterstatter 4571 B Dr. Wahl (CDU/CSU) 4571 D Beschlußfassung 4572 A Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Geschäftsordnung über den Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, FDP, GB/BHE, DP betr. Ergänzung der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages (Drucksachen 1376, 1299) 4572 B Beschlußfassung 4572 B Beratung des Antrags der Fraktion des GB/ BHE betr. Durchführung des Kriegsgefangenenentschädigungsgesetzes (Drucksache 1374) 4572 C Petersen (GB/BHE), Antragsteller 4572 C Dr. Stammberger (FDP) 4573 D Merten (SPD) 4574 C, 4579 A Schneider (Bremerhaven) (DP) . . 4577 A Dr. Strosche (GB/BHE) 4577 D Dr. Lindrath (CDU/CSU) 4578 D Schäffer, Bundesminister der Finanzen 4578 D, 4579 C Überweisung an den Haushaltsausschuß 4579 D Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Statistik für Bundeszwecke (StatGes) (Drucksache 1386) 4579 D Überweisung an den Ausschuß für Angelegenheiten der inneren Verwaltung . 4580 A Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Bereinigung deutschösterreichischer Staatsangehörigkeitsfragen (Drucksache 1184); Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Angelegenheiten der inneren Verwaltung (Drucksache 1391, Umdruck 366) 4580 A, 4584 C Dr. Kihn (Würzburg) (CDU/CSU), Berichterstatter (Schriftlicher Bericht) 4585 A zur Geschäftsordnung: Reitzner (SPD) 4580 A Dr. Kihn (Würzburg) (CDU/CSU) 4580 B Dr. Arndt (SPD) 4580 B Kuntscher (CDU/CSU) 4580 D Kühn (Bonn) (FDP) 4580 D Rückverweisung an die Ausschüsse . . 4580 C, 4581 A Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zum Schutz deutschen Kulturgutes gegen Abwanderung aus dem Gebiete der Bundesrepublik (Drucksache 76); Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Kulturpolitik (Drucksache 1373, Umdruck 371) 4581 A Dr. Kleindinst (CDU/CSU): als Berichterstatter . . . 4581 A, 4582 C Schriftlicher Bericht 4590 A Dr. Bucher (FDP) 4582 A Pusch (SPD) 4583 B Beschlußfassung 4583 C Nächste Sitzung 4583 D Anlage 1: Liste der beurlaubten Abgeordneten 4584 A Anlage 2: Änderungsantrag der Fraktion der SPD zum Entwurf eines Gesetzes zur Bereinigung deutsch-österreichischer Staatsangehörigkeitsfragen (Umdruck- 366) 4584 C Anlage 3: Änderungsantrag der Abg. Dr Bucher u. Gen. zum Entwurf eines Gesetzes zum Schutz deutschen Kulturgutes gegen Abwanderung aus dem Gebiet der Bundesrepublik (Umdruck 371) . . . . 4584 C Anlage 4: Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Außenhandelsfragen über den Entwurf einer Dreißigsten Verordnung über Zollsatzänderungen (Drucksache 1378) 4585 A Anlage 5: Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Angelegenheiten der inneren Verwaltung über den Entwurf eines Gesetzes zur Bereinigung deutsch-österreichischer Staatsangehörigkeitsfragen (Drucksache 1391) 4585 B Anlage 6: Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Kulturpolitik über den Entwurf eines Gesetzes zum Schutze deutschen Kulturgutes gegen Abwanderung aus dem Gebiet der Bundesrepublik (Drucksache 1373) 4590 A Die Sitzung wird um 9 Uhr durch den Vizepräsidenten Dr. Jaeger eröffnet.
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    1 Siehe Anlage 3. Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten a) Beurlaubungen Abgeordnete beurlaubt bis einschließlich Scheel 2. Juli Dr. Graf Henckel 30. Juni Richter 25. Juni Held 25. Juni Hufnagel 20. Juni Dr. Jentzsch 18. Juni Behrisch 11. Juni Frau Ackermann 11. Juni Elsner 4. Juni Dr. Lenz (Godesberg) 4. Juni Brockmann (Rinkerode) 31. Mai Peters 31. Mai Rademacher 31. Mai Berendsen 28. Mai Dr. Horlacher 28. Mai Frau Keilhack 28. Mai Kemmer (Bamberg) 28. Mai Frau Korspeter 28. Mai Onnen 28. Mai Pelster 28. Mai Welke 28. Mai Frau Brauksiepe 27. Mai Frenzel 27. Mai Dr. Graf 27. Mai Dr. Höck 27. Mai Dannemann 27. Mai Dr. Miessner 27. Mai Dr. Lindenberg 27. Mai Lotze 27. Mai Schill (Freiburg) 27. Mai Schlick 27. Mai Schneider (Bremerhaven) 27. Mai Schuler 27. Mai Seidl (Dorfen) 27. Mai Frau Dr. Steinbiß 27. Mai Walter 27. Mai Dr. Weber (Koblenz) 27. Mai Dr. Wellhausen 27. Mai Dr. Kopf 27. Mai Dr. Schild (Düsseldorf) 27. Mai Kriedemann 27. Mai Dr. Bucerius 27. Mai Leibfried 27. Mai Dr. Baade 26. Mai Brandt (Berlin) 26. Mai Franke 26. Mai Frau Friese-Korn 26. Mai Könen (Düsseldorf) 26. Mai Dr. Königswarter 26. Mai Maier (Mannheim) 26. Mai Metzger 26. Mai Müller-Hermann 26. Mai Neumann 26. Mai Dr. Orth 26. Mai Dr. Pohle (Düsseldorf) 26. Mai Schwann 26. Mai Stümer 26. Mai Dr. Welskop 26. Mai b) Urlaubsanträge Abgeordnete bis einschließlich Keuning 18. Juni Anlage 2 Umdruck 366 (C (Vgl. S. 4580 A) Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Bereinigung deutsch-österreichischer Staatsangehörigkeitsfragen (Drucksachen 1391, 1184): Der Bundestag wolle beschließen: In den §§ 2 und 4 werden jeweils die Worte „26. April 1945" ersetzt durch die Worte „23. Mai 1949". Bonn, den 25. Mai 1955 Ollenhauer und Fraktion Anlage 3 Umdruck 371 (Vgl. S. 4582 A, 4583 C) Änderungsantrag der Abgeordneten Dr. Bucher, Dr. Starke, Dr. Becker (Hersfeld) und Genossen zur zweiten Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zum Schutz deutschen Kulturgutes gegen Abwanderung aus dem Gebiete der Bundesrepublik (Drucksachen 1373, 76): Der Bundestag wolle beschließen: 1. Der § 9 a erhält folgende Fassung: § 9a (1) Wird die Genehmigung zur Ausfuhr rechtskräftig versagt, so hat die Bundesrepublik auf Antrag des Eigentümers das Kulturgut anzukaufen und dem Eigentümer den im Geltungsbereich dieses Gesetzes als angemessen zu betrachtenden Kaufpreis zu bezahlen. (2) Besteht Streit über die Frage, ob die Bundesrepublik zum Ankauf verpflichtet ist, oder über die Höhe des Kaufpreises, so steht der Rechtsweg vor den ordentlichen Gerichten offen. (3) Haben sich die Bundesrepublik und der Eigentümer über die Höhe des Kaufpreises geeinigt oder ist ein Streit hierüber rechtskräftig entschieden, so hat der Bundesminister des Innern dies unverzüglich dem Land, in dem sich das Kulturgut befindet, mitzuteilen. Dieses ist berechtigt, das Kulturgut von der Bundesregierung zum selben Preis zu erwerben. Es hat dieses Recht binnen einer Ausschlußfrist von einem Monat nach Zugang der Mitteilung durch Erklärung gegenüber dem Bundesminister des Innern auszuüben. 2. Nach § 9 a wird folgender § 9 b eingefügt: § 9b Wird die Genehmigung zur Ausfuhr erteilt, so hat das Land, in dem sich das Kulturgut befindet, ein Vorkaufsrecht. Bonn, den 25. Mai 1955 Dr. Bucher Dr. Starke Dr. Becker (Hersfeld) Dr.-Ing. Drechsel Frau Dr. Ilk Dr. Henn Dr. Hoffmann Lahr Dr. Preiß Schloß Schwann Engell Anlage 4 Drucksache 1378 C) (Vgl. S. 4570 A) Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Außenhandelsfragen (23. Ausschuß) über den Entwurf einer Dreißigsten Verordnung über Zollsatzänderungen (Drucksache 1250) Berichterstatter: Abgeordneter Müser Die Dreißigste Verordnung über Zollsatzänderungen sieht vor, daß die Einfuhr von automatischen Spektralanalysenschreibern in Zukunft zollfrei sein soll. In Deutschland werden diese Apparate nicht hergestellt, weil der Bedarf so gering ist, daß die für die Entwicklung und Herstellung dieses Gerätes erforderlichen Kosten sich nicht lohnen würden. Die deutsche Eisenindustrie ist aber zweifellos im Interesse einer guten Werkstoffprüfung und zur Erhaltung ihrer Konkurrenzfähigkeit auf den Gebrauch des Gerätes angewiesen. Aus diesem Grunde hat der Ausschuß für Außenhandelsfragen einstimmig beschlossen, dem Bundestag die Annahme des Entwurfs einer Dreißigsten Verordnung über Zollsatzänderungen zu empfehlen. Bonn, den 28. April 1955 Müser Berichterstatter Anlage 5 Drucksache 1391 (Vgl. S. 4580 A) Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Angelegenheiten der inneren Verwaltung (8. Ausschuß) über den Entwurf eines Gesetzes zur Bereinigung deutsch-österreichischer Staatsangehörigkeitsfragen (Drucksache 1184) Berichterstatter: Abgeordneter Dr. Kihn (Würzburg) Der Entwurf eines Gesetzes zur Bereinigung deutsch-österreichischer Staatsangehörigkeitsfragen — Drucksache 1184 — wurde in der 66. Plenarsitzung des Deutschen Bundestages am 17. Februar 1955 an die Ausschüsse für Angelegenheiten der inneren Verwaltung (federführend), für auswärtige Angelegenheiten, für Rechtswesen und Verfassungsrecht sowie für Heimatvertriebene (mitberatend) überwiesen. Der Ausschuß für Angelegenheiten der inneren Verwaltung hat in seinen Sitzungen vom 11. März und 3. Mai 1955 den Entwurf eingehend beraten und beschlossen, dem Plenum des Bundestages zu empfehlen, den Entwurf in der aus der Anlage ersichtlichen Fassung anzunehmen. Der Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten hat den Entwurf in seiner Sitzung vom 10. März 1955, der Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht in seinen Sitzungen vom 9. März und 28. April 1955 und der Ausschuß für Heimatvertriebene in seiner Sitzung vom 8. März 1955 beraten. I. Allgemeines Die Wiederherstellung Österreichs am 27. April 1945 hat das Problem aufgeworfen, ob die Personen, die bei der Eingliederung Österreichs am 13. März 1938 Österreicher waren und an diesem Tage deutsche Staatsangehörige wurden, sowie die Personen, die in der Zeit von 1938 bis 1945 ihre Staatsangehörigkeit von ihnen abgeleitet haben, deutsche Staatsangehörige geblieben sind. Die Staatsangehörigkeitsbehörden der süddeutschen Länder haben immer den Fortbestand der auf der Eingliederung Österreichs beruhenden deutschen Staatsangehörigkeit verneint. Auch der Bundesminister des Innern hat von Anfang an diese Auffassung vertreten. Die Staatsangehörigkeitsbehörden der nord- und westdeutschen Länder haben sich 1951 diesem Standpunkt angeschlossen. Seitdem ist die Praxis im ganzen Bundesgebiet und im Lande Berlin einheitlich. Die Verwaltungsgerichte vertreten überwiegend den gegenteiligen Standpunkt. Es liegen eine Reihe von Entscheidungen 1. und 2. Instanz vor, denen sich das Bundesverwaltungsgericht angeschlossen hat. Es hat in einer viel beachteten Entscheidung vom 30. Oktober 1954 entschieden, daß „gebürtige Österreicher, die im Zeitpunkt der Wiedererrichtung der Republik Österreich im Gebiet der jetzigen Bundesrepublik Deutschland lebten und hier geblieben sind", die deutsche Staatsangehörigkeit (Dr. Kihn [Würzburg]) trotz der Wiederherstellung Österreichs behalten haben. Die Unterschiedlichkeit der Auffassungen beruht auf einer unterschiedlichen Beurteilung des bestehenden Völkerrechts. Während die gesamte innere Verwaltung der Überzeugung ist, daß der Tatbestand der Wiederherauslösungeines einem anderen Staat einverleibt gewesenen Staates — ein Tatbestand, der nicht mit der Abtretung eines nicht selbständig gewesenen Teiles eines Staatsgebietes verwechselt werden darf — durch das Völkerrecht auch hinsichtlich seiner Auswirkungen auf die Staatsangehörigkeit der einverleibten Bevölkerung geklärt ist, daß diese also die Staatsangehörigkeit des wiederhergestellten Staates erhält und daß die Staatsangehörigkeit zu dem andern Staat erlischt, verneinen die erwähnten Verwaltungsgerichte die Existenzeinschlägigen Völkerrechts. Es bedarf keiner weiteren Begründung, daß die Staatsangehörigkeit eines zahlenmäßig zur Zeit noch nicht erfaßbaren, sicherlich aber großen Personenkreises einheitlich bejaht oder verneint werden muß, weil die Staatsangehörigkeit die Voraussetzung umfassender Rechtsbeziehungen ist und die Rechtssphäre des Individuums tiefgreifend berührt. Das Problem, ob einschlägiges Völkerrecht existiert oder nicht, bietet zweifellos Schwierigkeiten; denn das Völkerrecht ist nicht kodifiziert, und als Rechtsquelle müssen neben der meistens ebenfalls schwer feststellbaren Übung der Völker die dem Völkerrecht immanenten Grundprinzipien berücksichtigt werden. Aus dieser Erwägung heraus hat der Entwurf sich die Aufgabe gesetzt, eine Lösung zu finden, die beide Meinungen möglichst weitgehend berücksichtigt. Er erreicht dieses Ziel, indem er zwar das Erlöschen der auf der Eingliederung Österreichs beruhenden deutschen Staatsangehörigkeit mit Ablauf des 26. April 1945 feststellt, gleichzeitig aber dem Personenkreis, für den das Bundesverwaltungsgericht — übrigens vorbehaltlich eines von ihm dringend angeregten Gesetzes — den Fortbestand der deutschen Staatsangehörigkeit anerkennt, die Möglichkeit eröffnet, sie durch einseitige Erklärung mit Wirkung auf den Zeitpunkt ihres Erlöschens wiederzuerwerben. Eine solche Erklärung ist schon deswegen unerläßlich, weil es unter den Erklärungsberechtigten eine möglicherweise nicht unerhebliche Zahl von Österreichern gibt, die die deutsche Staatsangehörigkeit nicht behalten wollen. In den mit dem Entwurf befaßten Ausschüssen des Bundestages sind Bedenken gegen die Verfassungsmäßigkeit der vorgeschlagenen Regelung laut geworden. Man glaubte, daß der Entwurf mit Art. 16 Abs. 1 GG nicht vereinbar sei. Art. 16 Abs. 1 verbietet in seinem Satz 1 jede Aberkennung der deutschen Staatsangehörigkeit und setzt in seinem Satz 2 dem Gesetzgeber, der an einen bestimmten Tatbestand den Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit knüpfen will, die Schranke, daß keiner, der den Verlusttatbestand erfüllt, dadurch gegen seinen Willen staatenlos werden dürfe. Vorweg sei folgendes bemerkt: Das genannte verfassungsrechtliche Problem taucht überhaupt nur auf, wenn man von der Auffassung des Bundesverwaltungsgerichts ausgeht. Denn nach der anderen Meinung besteht die durch die Eingliederung Österreichs erworbene deutsche Staatsangehörigkeit auf Grund Völkerrechts schon seit April 1945 nicht mehr, kann also durch das Gesetz in ihrem Bestande nicht mehr betroffen werden. Da der federführende Ausschuß für Angelegenheiten der inneren Verwaltung sich mit Mehrheit dem Beschluß des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten angeschlossen hat, im Text des Entwurfs die Worte „verloren" und „Verlust" durch das Wort „erlöschen" zu ersetzen, und die Begründung des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten dahin lautet, daß der Untergang der durch die Eingliederung Österreichs erworbenen deutschen Staatsangehörigkeit die automatische Folge der Änderung des völkerrechtlichen Status Österreichs im Jahre 1945 sei, hätte die Untersuchung der oben umrissenen verfassungsrechtlichen Frage an sich unterbleiben können. Vorsorglich haben jedoch sowohl der federführende Ausschuß als auch der Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht die Verfassungsmäßigkeit der vorgeschlagenen Regelung geprüft und bejaht. Dabei sind die beiden Ausschüsse zu der Auffassung gelangt, daß Art. 16 Abs. 1 GG selbst dann nicht einschlägig wäre, wenn man mit dem Bundesverwaltungsgericht annehmen wollte, daß erst das Gesetz den Untergang der deutschen Staatsangehörigkeit herbeiführe. Satz 1 des Art. 16 ist als Reaktion auf die Verhältnisse des nationalsozialistischen Staates entstanden. Er wollte Gesetze, wie sie seinerzeit zur Ausbürgerung der rassisch und politisch Verfolgten ergangen sind, von Verfassungs wegen untersagen. Doch erklärt sich diese Vorschrift nicht allein aus der Reaktion auf jene nationalsozialistischen Maßnahmen; sie entspricht vielmehr der allgemeinen Einstellung des Grundgesetzes zur menschlichen Würde und zu den Menschenrechten und richtet sich daher gegen Diskriminierung einzelner Personen wie ganzer Personengruppen. Niemand wird behaupten wollen, der vorliegende Gesetzentwurf ziele auf eine Diskriminierung der von ihm betroffenen Personen ab. Satz 1 kann daher nicht anwendbar sein. Satz 2 andererseits betrifft nur die Fälle, in denen bei Verwirklichung abstrakt bestimmter Tatbestände in der Zukunft automatisch der Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit eintritt. Da der vorliegende Entwurf die Beendigung der deutschen Staatsangehörigkeit nicht an die Verwirklichung abstrakt bestimmter Tatbestände in der Zukunft knüpft, sondern sie — die Auffassung des Bundesverwaltungsgerichtes unterstellt — unmittelbar verfügt, kann auch Satz 2 nicht einschlägig sein. Art. 16 Abs. 1 GG ist also überhaupt nicht anwendbar. Die Erklärung liegt darin, daß diese Vorschrift völkerrechtliche Tatbestände, wie sie den Gegenstand des vorliegenden Entwurfs bilden, nicht regeln wollte. Wenn darüber in den Verhandlungen des Parlamentarischen Rates nicht gesprochen worden ist, so zeigt sich darin, daß auch nach Auffassung des Parlamentarischen Rates völkerrechtliche Tatbestände nicht über Art. 16 Abs. 1 GG zu lösen sind. Wollte man Art. 16 Abs. 1 GG auf völkerrechtliche Tatbestände anwenden, so wäre (Dr. Kihn [Würzburg]) jeder Weg versperrt, die deutsche Staatsangehörigkeit der in Österreich lebenden Österreicher zu regeln. Eine solche Regelung ist aber unumgänglich, wenn man sich auf den Standpunkt des Bundesverwaltungsgerichts stellt, daß die deutsche „Anschluß"-Staatsangehörigkeit durch die Desannexion nicht untergegangen ist. Ein Ausweg ergäbe sich nur dann, wenn eine allgemeine Regel des Völkerrechts es gestatten würde, die in Österreich lebenden „Anschluß"-Deutschen anders zu behandeln als die „Anschluß"-Deutschen außerhalb Österreichs. Eine solche allgemeine Regel des Völkerrechts konnte bisher nicht nachgewiesen werden. Es kann sich also bei der Regelung völkerrechtlicher Tatbestände im Bereich des Staatsangehörigkeitsrechts nur um ein aliud handeln, das nicht unter Art. 16 Abs. 1 GG fällt. Diese Auffassung kann sich auch auf Art. 25 GG berufen, wonach die allgemeinen Regeln des Völkerrechts den Gesetzen — auch den Vorschriften des Grundgesetzes selbst vorgehen und Rechte und Pflichten unmittelbar gegenüber den Bewohnern des Bundesgebietes erzeugen. Es ist aber im Völkerrecht anerkannt, daß in Fällen eines Gebietshoheitswechsels die Staatsangehörigkeit der davon betroffenen Bevölkerung durch Staatsverträge der beteiligten Regierungen geregelt werden kann. Diese Regel ginge auch Art. 16 Abs. 1 GG vor, wenn diese Vorschrift an sich anwendbar wäre. Gleiches muß aber auch für eine innerstaatliche Gesetzgebung gelten, wenn dieser Weg im Einvernehmen der beteiligten Staaten beschritten wurde. Verfassungsrechtliche Bedenken ergeben sich auch nicht gegen die in § 1 — dessen konstitutive ) Wirkung unterstellt — vorgesehene Rückwirkung der Beendigung der deutschen Staatsangehörigkeit. Nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichtes (BVerfGE 1/280 und 2/266) sind rückwirkende Gesetze grundsätzlich zulässig. Die Grenzen der Rückwirkung können „etwa dort gesehen werden, wo ein Gesetz rückwirkende Eingriffe in Rechte oder Rechtslagen des Staatsbürgers vornimmt, mit denen dieser in dem Zeitpunkt, von dem ab sie nun gelten sollen, nicht rechnen konnte und die er also bei einer verständigen Vorausschau im privaten und beruflichen Bereich nicht zu berücksichtigen brauchte". Angesichts der Verwaltungspraxis mußten die Anschlußdeutschen mit einer Regelung rechnen, die ihre deutsche Staatsangehörigkeit für mit dem Zeitpunkt der Desannexion beendet erklärt. Die Zuständigkeit des Bundes ist nach Art. 73 Nr. 2 GG gegeben; die Zustimmung des Bundesrates .ist nach Art. 84 Abs. 1 GG erforderlich. II. Im einzelnen Überschrift Nach dem Vorschlag des Bundesrates wird die Gesetzesüberschrift geändert: „Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Regelung von Fragen der Staatsangehörigkeit". Präambel Die Fassung des Satzes 1 der Präambel „Es wird festgestellt, daß ..." haben der Ausschuß für Angelegenheiten der inneren Verwaltung und der Auswärtige Ausschuß beschlossen, um den deklaratorischen Charakter dieses Satzes zu unterstreichen. Diese Formulierung verstößt nicht gegen den Grundsatz der Gewaltenteilung und schließt die verfassungsgerichtliche Nachprüfung nicht aus. EinePräambel enthält üblicherweise keine Rechtssätze, keine authentische Gesetzesauslegung. Sie will hier lediglich den Beweggrund für die gesetzliche Regelung anführen. Zu § 1 Satz 2 In Satz 2 wünschte der Bundesrat die Streichung der „§§ 1, 3 und 4" der Verordnung vorn 3. Juli 1938. Dadurch würde auch die deutsche Staatsangehörigkeit der Personen erlöschen, die unter § 2 dieser Verordnung fallen. Diese Bestimmung umfaßt Personen, die am 13. März 1938 staatenlos waren, weil sie von Österreich zwischen den Jahren 1933 und 1938 ausgebürgert worden sind. Sie sind aus Anlaß der Eingliederung Österreichs kollektiv eingebürgert, aber im Jahre 1945 von der Wiederaufnahme in den österreichischen Staat ausgeschlossen worden. Diese Personen, die also Österreich als Staatsangehörige nicht in Anspruch nimmt, müssen weiter als deutsche Staatsangehörige anerkannt werden, es sei denn, daß sie es selbst nicht wollen. § 5 sieht daher den Fortbestand ihrer deutschen Staatsangehörigkeit vor. Man kann deshalb nicht in § 1 sagen, ihre Staatsangehörigkeit sei erloschen. Die Fassung der Regierungsvorlage war demgemäß zu belassen. Hingegen wurde das Wort „verloren" durch das Wort „erlöschen" ersetzt und die Fassung des Satzes 2 dieser Änderung entsprechend angepaßt. Auch. in sonstigen Bestimmungen des Entwurfs wurden die Worte „Verlust" und „verloren" durch andere Ausdrücke ersetzt, weil nach Überzeugung ,der Mehrheit, wie oben ausgeführt, das Aufhören der deutschen Staatsangehörigkeit infolge der Wiederherstellung Österreichs keinen Verlust im Sinne des Art. 16 GG, sondern die automatische Folge der Änderung des völkerrechtlichen Status von Österreich bildet. Der österreichische Staat ist am 27. April 1945 wiederhergestellt worden. Demgemäß war das Erlöschen der deutschen Staatsangehörigkeit mit ,dem Ablauf des 26. April 1945 auszusprechen. Auch an sonstigen Stellen wurde dementsprechend der Entwurf geändert. Im übrigen wird auf die grundsätzlichen Ausführungen zu § 1 unter ,A. Allgemeines verwiesen. Zu § 1 a Der Ausschuß für Angelegenheiten der inneren Verwaltung hat diese Bestimmung eingefügt, um die deutsche Staatsangehörigkeit den Frauen zu erhalten, die am 13. März 1938 Österreicherinnen waren, aber während der Eingliederung Österreichs einen deutschen Staatsangehörigen geheiratet haben, der nicht Österreicher war. Sie wären also, wenn Österreich nicht eingegliedert worden wäre, damals nach dem Reichsstaatsangehörigkeitsgesetz deutsche Staatsangehörige geworden und damit aus dem österreichischen Staatsverband ausgeschieden. Zu §2 Der erste Halbsatz in Abs. 1 des Regierungsentwurfs wurde dem Vorschlag des Bundesrates gemäß gestrichen, weil es verwaltungsmäßig (Dr. Kihn [Würzburg]) schwierig ist, in einer so großen Zahl von Fällen den Willen des Betroffenen nachzuprüfen. Der Kreis der Optionsberechtigten wird begrenzt durch das Erfordernis, daß der Erklärungsberechtigte „seinen dauernden Aufenthalt seit dem 26. April 1945 in Gebieten des Deutschen Reiches nach dem Stande vom 31. Dezember 1937 (Deutschland) hat." Die Worte „dauernder Aufenthalt" wurden in Angleichung an das Erste Gesetz zur Regelung von Fragen der Staatsangehörigkeit vom 22. Februar 1955 (BGBl. I S. 65) gewählt; sie unterscheiden sich sachlich nicht von „gewöhnlichem Aufenthalt". Vorübergehende Abwesenheit aus Deutschland, z. B. zum Verwandtenbesuch, zu Kurzwecken, steht dem Optionsrecht nicht entgegen. Bei Auslegung dieser Bestimmung soll großzügig verfahren werden. Der Kreis der Optionsberechtigten wird in § 4 nach den Ausschußbeschlüssen erheblich erweitert, so daß Härten im allgemeinen vermieden werden. Wenn dies ausnahmsweise nicht möglich ist, wenn z. B. Familienangehörige erst später zu ihren Verwandten nach Deutschland kommen, dann wird für solche Fälle den Staatsangehörigkeitsbehörden nahegelegt werden, Einbürgerungsanträge mit besonderem Wohlwollen, vor allem hinsichtlich der Gebühren zu behandeln. Der Bundesrat wünschte durch Einfügung eines Satzes 2 die Berücksichtigung rechtskräftiger, verwaltungsgerichtlicher Entscheidungen, die in der Vergangenheit die Staatsangehörigkeit von Personen anerkannt haben, die unter § 1 fallen. Hierwegen wird auf § 7a verwiesen. In Abs. 3 wurden die Worte „zur Folge hat" ersetzt durch die Worte „zur Folge hatte". Diese Änderung will den Gesetzestext an § 4 des Ersten Gesetzes zur Regelung von Fragen der Staatsangehörigkeit anpassen, um klarzustellen, daß die jeweilige Rechtslage im Zeitpunkt der Erfüllung des Verlusttatbestandes maßgeblich ist. Abs. 4 entspricht dem § 6 dieses Gesetzes. Die Aufnahme dieser Bestimmung hat damals der Bundesrat gewünscht. Zu §3 Die Frauen, für die § 3 eine Sonderregelung trifft, gehören nicht zu den Personen, die am 13. März 1938 Österreicher waren. Sie leiten ihre deutsche Staatsangehörigkeit nicht aus der Eingliederung Österreichs her. Sie haben keinen Ausländer geheiratet und standen immer in enger räumlicher Verbindung zu Deutschland. Es besteht kein Grund, nach dem Vorschlag des Bundesrates sie der deutschen Staatsangehörigkeit mit Wirkung vom 27. April 1945 allgemein für verlustig zu erklären. Nach der Entscheidung des Bundesgerichtshofs vom 4. Oktober 1951 (BGH. Z 3, S. 178 ff.) hat eine solche Frau die deutsche Staatsangehörigkeit nicht verloren, wenn sie über den 26. April 1945 hinaus ihren dauernden Aufenthalt in Deutschland behalten hat. Im Anschluß an diese Entscheidung hat sich eine feste Verwaltungspraxis gebildet; gegebenenfalls erhalten diese Frauen die Kriegsopferversorgung und die Lastenausgleichsleistungen. § 3 will dieser Rechtsprechung und Verwaltungsübung die gesetzgeberische Grundlage geben. Unter Ablehnung des Vorschlages ides Bundesrates wurde daher die Fassung der Regierungsvorlage beschlossen. Hiernach ist mit dem Ablaufe des 26. April 1945 die deutsche Staatsangehörigkeit dieser Frauen nur erloschen, wenn sie damals ihren dauernden Aufenthalt außerhalb Deutschlands hatten oder ihn vor dem 1. Mai 1952 ins Ausland verlegt haben. Der Ausschuß für Angelegenheiten der inneren Verwaltung hat jedoch einen Satz 2 angefügt, der den Frauen, deren Staatsangehörigkeit hiernach erloschen ist, ein Erklärungsrecht nach § 2 Abs. 1 einräumt, wenn sie seit dem 1. Januar 1955 ihren dauernden Aufenthalt in Deutschland haben. Zu §4 Die Regierungsvorlage hat die Voraussetzung des Aufenthaltes in Deutschland am 26. April 1945 nicht erforderlich gehalten für Personen, die sich damals in Kriegsgefangenschaft oder Internierung befanden. Nach dem Vorschlag des Ausschusses für Heimatvertriebene sollen auch die Vertriebenen und Ausgesiedelten noch einbezogen und soll damit der Kreis der Optionsberechtigten nach § 2 erweitert werden. Es handelt sich hier vorwiegend um Österreicher, die nach dem 1. Weltkriege nicht im Gebiete der Republik Österreich, sondern in anderen Teilen der früheren Doppelmonarchie, insbesondere in der Tschechoslowakei, gelebt haben. Nach dem Vertrage von St. Germain konnten diese „Altösterreicher" für die österreichische Staatsangehörigkeit optieren, auch wenn sie ihren Wohnsitz in den von Österreich abgetrennten Gebieten beibehalten hatten. Sie haben am 13. März 1938 die deutsche Staatsangehörigkeit durch die Eingliederung Österreichs erhalten; sie wurden nach dem 2. Weltkrieg aus ihrer Heimat vertrieben und beim Vollzuge des Lastenausgleichsgesetzes als deutsche Staatsangehörige behandelt. Ein kurzer Aufenthalt außerhalb Deutschlands ohne die Absicht, dort ständig zu verbleiben, soll der Anwendung dieser Bestimmung nicht entgegenstehen. Zu § 5 Abs. 1 § 5 betrifft einen Personenkreis, der nicht durch die Eingliederung Österreichs die deutsche Staatsangehörigkeit erworben hat, sondern nur anläßlich dieses Ereignisses. Diese Personen waren in den Jahren 1933 bis 1938 ausgebürgert worden und besaßen daher am 13. März 1938 nicht die österreichische Staatsangehörigkeit. Da sich unter ihnen Personen befinden, die keine Beziehungen zum nationalsozialistischen Deutschland hatten und die deutsche Staatsangehörigkeit nicht erwerben wollten, können sie nicht als deutsche Staatsangehörige anerkannt werden, weil die Verleihung der Staatsangehörigkeit gegen den Willen des einzelnen nach einem anerkannten Völkerrechtsatz rechtswidrig ist. Der Bundesrat hielt eine Regelung hinsichtlich des Erwerbs der deutschen Staatsangehörigkeit dieser Personengruppe nicht für nötig und schlug die Streichung des Abs. 1 der Regierungsvorlage vor. Er verwies dabei auf die den Verwaltungsbehörden erwachsende Schwierigkeit, einen solchen gegenteiligen Willen festzustellen. Bei aller Würdigung dieses Einwandes hielt es der Ausschuß für Angelegenheiten der inneren Verwaltung für angemessen, auf den Willen dieser Person Rücksicht zu nehmen und die Regierungsvorlage zu belassen, er nahm lediglich eine sprachliche Änderung vor. (Dr. Kihn [Würzburg]) Zu § 5 Abs. 2 Abs. 2 der Regierungsvorlage verlangt den Nachweis, daß der unter Abs. 1 Fallende am 27. April 1945 den Willen hatte, die deutsche Staatsangehörigkeit beizubehalten. Satz 2 enthält ferner eine Rechtsvermutung, Satz 3 eine Fiktion des gegenteiligen Willens. Der Ausschuß für Angelegenheiten der inneren Verwaltung hat diese Vorschläge abgelehnt und lediglich aus Ordnungsgründen die Erklärung vorgesehen, daß der Betreffende den Fortbestand der deutschen Staatsangehörigkeit am 26. April 1945 gewollt hat. Lebt eine solche Person im Ausland und kann sie ohne ihr Verschulden die Erklärungsfrist nichteinhalten, so kann die Erklärung nach § 7 des Entwurfs in Verbindung mit § 19 Abs. 1 des Ersten Gesetzes zur Regelung von Fragen der Staatsangehörigkeit noch bis zum Ablaufe von 6 Monaten nach dem Fortfallen des Hindernisses abgegeben werden. Zu § 5 Abs. 3 Satz 1 Der Änderungsvorschlag des Bundesrates erledigt sich wegen der Ablehnung der vom Bundesrat angeregten Änderung des Absatzes 1. Zu § 6 Abs. 1 Die vom Bundestag vorgeschlagene Fristverlängerung wurde unter Einfügung der entsprechenden Daten übernommen. Zu §7 Die Einfügung des. Wortes „entsprechend" in Abs. 1 berücksichtigt den Vorschlag des Bundesrates, da es sich nicht um eine unmittelbare Übertragung handelt. Die Einschaltung der Worte „mit der Maßgabe, daß § 21 Satz 1 auch auf solche Personen anwendbar ist, die nur deshalb nicht erklärungsberechtigt sind, weil sie vor dem Inkrafttreten dieses Gesetzes gestorben sind", erwies sich als notwendig; diese Bestimmung war im Ersten Gesetze zur Regelung von Fragen der Staatsangehörigkeit deshalb nicht geboten, weil das Ausschlagungsrecht der unter dieses Gesetz fallenden kollektiv Eingebürgerten bereits vor Erlaß dieses Gesetzes bestand. Die Abs. 1 a und 2 wurden nach dem Vorschlag des Bundesrates übernommen. Zu § 7 a Der Bundesrat will den Eindruck vermieden wissen, „als ob das Gesetz beabsichtige, rechtskräftige Entscheidungen nachträglich außer Kraft zu setzen." „Wenn die deutsche Staatsangehörigkeit des Betroffenen vor Inkrafttreten dieses Gesetzes durch verwaltungsgerichtliche Entscheidung rechtskräftig festgestellt oder durch rechtskräftige verwaltungsgerichtliche Entscheidung über die Erteilung eines Staatsangehörigkeitsausweises oder eines Heimatscheines anerkannt worden ist", soll die Erklärung nach § 2 Abs. 1 als abgegeben gelten (Drucksache 1184 S. 9/10). Der Klageerhebung würde damit nachträglich die Bedeutung einer Erklärung für die deutsche und gegen die österreichische Staatsangehörigkeit beigemessen, das Urteil hätte bei dieser Unterstellung den Verlust der österreichischen Staatsangehörigkeit zur Folge. Es kann aber nicht ohne weiteres angenommen werden, daß der Kläger mit seiner Klage auf die österreichische Staatsangehörigkeit verzichten wollte. Die Fassung des § 7 a wird der Forderung gerecht, daß rechtskräftige Entscheidungen respektiert werden, ohne daß sie als Erklärung nach § 2 Abs. 1 gelten. Die vom Rechtsausschuß empfohlene Fassung des § 7 a begrenzt die Dauer der deutschen Staatsangehörigkeit bis zum Inkrafttreten dieses Gesetzes und gewährt diesen Personen ein Optionsrecht nach § 2 Abs. 1. Der Ausschuß für Angelegenheiten der inneren Verwaltung entschied sich für die Beibehaltung der deutschen Staatsangehörigkeit dieses Personenkreises ohne solche Beschränkung. Rechtskräftige Entscheidungen, in denen die deutsche Staatsangehörigkeit als Zwischenpunkt bejaht wird, konnten im übrigen nicht berücksichtigt werden, weil sich der Kreis solcher Fälle nicht umgrenzen läßt. Steht diesen Personen nach diesem Gesetz kein Optionsrecht zu, so wird den Staatsangehörigkeitsbehörden nahegelegt, deren Einbürgerung zu erleichtern. Zu §9 Das Gesetz soll am Tage nach seiner Verkündung in Kraft treten. Bonn, den 12. Mai 1955 Dr. Kihn (Würzburg) Berichterstatter Anlage 6 Drucksache 1373 (Vgl. S. 4581 A) Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Kulturpolitik (11. Ausschuß) über den Entwurf eines Gesetzes zum Schutz deutschen Kulturgutes gegen Abwanderung aus dem Gebiet der Bundesrepublik (Drucksache 76) Berichterstatter: Abgeordneter Dr. Kleindinst Den Entwurf eines Gesetzes zum Schutz deutschen Kulturgutes gegen Abwanderung aus dem Gebiet der Bundesrepublik — Drucksache 76 — hat der Bundestag dem Ausschuß für Kulturpolitik mit Beschluß vom 10. Dezember 1953 überwiesen. Die Beratung des Ausschusses hat weniger wegen der sachlichen als der verfassungsrechtlichen Schwierigkeiten längere Zeit in Anspruch genommen, als nach dem Umfang des Entwurfes zu erwarten war. Der Ausschuß hat zu dem Gesetzentwurf Vertreter des Bundesarchives, der Kulturverwaltungen der Länder und der Arbeitsgemeinschaft des Kunst-und Antiquitätenhandelsverbandes, Stuttgart, gehört. Eine gemeinsame Beratung mit dem Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen hat der Klärung der steuerlichen Erleichterung für die Erhaltung des national wertvollen Kulturgutes von nichtöffentlichen Eigentümern gedient. Schließlich ist der Gesetzentwurf noch ah den Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht gegangen, dessen Vorschläge der Ausschuß für Kulturpolitik übernommen. hat. Dadurch ist eine Umarbeitung wichtiger Vorschriften notwendig geworden. Diesen geänderten Entwurf hat der Ausschuß am 30. März 1955 angenommen und legt ihn dem Bundestag zur Beschlußfassung in zweiter und dritter Lesung vor. Hinsichtlich der Befugnis des Bundes zu der Gesetzgebung verweist auch der Bericht auf Art. 74 Nr. 5 des Grundgesetzes. In sachlicher Beziehung hat bereits der Entwurf der Bundesregierung die Ausdehnung des Schutzes des Kulturgutes auf das Bibliotheks- und das Archivgut vorgesehen. Die Befürchtungen des Kunst- und Antiquitätenhandels, daß er durch das Gesetz eine Gefährdung erleiden könne, sind nicht begründet. Der Schutz des Kunstgutes wird eine Erweiterung über die Grundsätze hinaus nicht erfahren, die bis 1933 in Anwendung gewesen sind. Die Zahl der geschützten besonders wertvollen Kunstwerke ist überraschend gering. Die Eintragung der Kunstwerke in die Schutzliste ist von dem Gutachten der amtlichen Sachverständigen und der Landesausschüsse abhängig. Für sie ist der zuständige Landesminister verantwortlich. Eine mißbräuchliche Anwendung des Schutzes, wie sie zwischen 1933 und 1945 aus persönlichen Interessen einzelner Machthaber wiederholt vorkam, sind im Verfassungs- und Rechtsstaat nicht möglich. Gegen den Mißbrauch des Verwaltungsermessens ist der Schutz der Verwaltungsgerichte gegeben. Auch die Überprüfung des Schutzverzeichnisses nach fünf Jahren bei veränderten Verhältnissen (§ 7) trägt den Bedenken des Kunsthandels Rechnung. Allerdings konnte der Ausschuß den Vorschlag des Kunst- und Antiquitätenhandels nicht berücksichtigen, daß national wertvolles Kunstgut, das durch den Kunsthandel in das Geltungsgebiet des Grundgesetzes zurückkehrt, zehn Jahre von dem Schutz gegen Abwanderung befreit bleibt. Die Annahme dieses Vorschlages hätte in einem unmöglichen Widerspruch mit dem Zweck des Gesetzes gestanden. Die Stellungnahme des Ausschusses wird die auch nach 1924 beobachtete Rückkehr des national wertvollen Kunstgutes aus dem Ausland nicht hindern. Der Kunst- und Antiquitätenhandel hat mit den Kulturverwaltungen nicht nur im geschäftlichen, sondern auch im kulturellen Interesse immer zusammengearbeitet. Außerdem stehen mit den Eigentümern von Kulturgut und dem Kunsthandel im Ausland auch die Direktoren der Galerien und Museen der Länder und der gemeindlichen Körperschaften in Verbindung. Die Buch- und Handschriftenantiquariate haben gegen die Ausdehnung des Schutzes auf das national wertvolle Bibliotheks- und Archivgut Bedenken nicht erhoben. Die verfassungsrechtlichen Schwierigkeiten dies Gesetzentwurfes lagen darin, daß die Kulturverwaltung eine der wichtigsten Aufgaben ist, die den Ländern vorbehalten bleibt, daß die Einheit des Zoll- und Handelsgebietes, die Freizügigkeit des Warenverkehres und der Waren- und Zahlungsverkehr mit dem Ausland einschließlich des Zoll- und Grenzschutzes zu der ausschließlichen Gesetzgebung des Bundes gehört (Art. 73 Nr. 5 GG), daß der Schutz deutschen Kulturgutes gegen Abwanderung in das Ausland Bestandteil der konkurrierenden Gesetzgebung ist (Art. 74 Nr. 5 GG) und die Genehmigung oder Versagung der Ausfuhr im Dienste des gemeindeutschen Kulturinteresses stehen muß. Außerdem war die von dem Bundesrat beanstandete Mischverwaltung zu vermeiden, die die Bundesregierung nicht für gegeben erachtete. Aus der Stellungnahme des Rechtsausschusses und Vorschlägen des Bundesministeriums des Innern übernahm der Kulturpolitische Ausschuß die Wahrung der verfassungsmäßigen Verantwortung des Bundesministers des Innern und 'der zuständigen Länderminister durch die Übertragung der Entscheidung über den Schutz des Kulturgutes ausschließlich an sie und die Umwandlung der Länderausschüsse und des Bundesausschusses aus beschließenden Organen in beratende Ausschüsse. Die konstitutive Eintragung der Kulturgüter in die Schutzverzeichnisse ist Aufgabe der Länder, die Erstellung des Gesamtverzeichnisses aus den Länderverzeichnissen ist eine verwaltungstechnische Maßnahme. Der Bundesminister des Innern kann zur Wahrung eines gemeindeutschen Interesses jedoch die Eintragung eines Kulturgutes in das Landesverzeichnis beantragen (§§ 3 Abs. 2, 12 Abs. 2). Die (Dr. Kleindinst) Genehmigung zur Ausfuhr ist dagegen entsprechend der verfassungsrechtlichen Befugnis Aufgabe des Bundesminister des Innern (§§ 5 Abs. 1, 14). Der Bundesminister des Innern muß jedoch den Sachverständigenausschuß des Bundes hören, zu dessen Mitgliedern wegen des kulturellen Länderinteresses ein sachverständiges Mitglied nach ,dem Vorschlag des Bundesrates und jeweils ein Sachverständiger des Landes gehören muß, in dessen Verzeichnis das Kulturgut eingetragen ist (§§ 5 Abs. 2, 14 Abs. 2). Das im Entwurf der Bundesregierung vorgeschlagene Beschwerdeverfahren ist dadurch in Wegfall gekommen. Die Mischverwaltung ist vermieden. Zu den einzelnen Vorschriften ist noch das Folgende hervorzuheben: In § 1 Abs. 1 ist wegen der Beachtung der kulturrechtlichen Zuständigkeit der Länder der vorletzte Satz über die Errichtung des Bundesverzeichnisses national wertvollen Kulturgutes weggefallen. Die Führung der Gesamtverzeichnisse durch den Bundesminister des Innern als verwaltungstechnische Zusammenfassung der konstitutiv wirkenden Länderverzeichnisse sieht nunmehr der § 6 Abs. 2 und hinsichtlich des geschützten Archivgutes der § 15 a Abs. 2 vor. Abs. 3 bringt lediglich eine Ergänzung in bezug auf das Lastenausgleichsgesetz und eine zweckmäßigere Fassung. Abs. 4 geht in der neuen Fassung auf den Vorschlag des Bundesrates Ziffer 2 Buchst. d zurück. Er gibt Maßstäbe für die Ausübung des Ermessens bei der Erteilung oder Versagung der Genehmigung der Ausfuhr an Stelle des „ursprünglich bindungslosen Ermessens". Zu § 2. Die Entscheidung über die Eintragung des Kulturgutes in das Schutzverzeichnis ist nunmehr der verantwortlichen obersten Landesbehörde an Stelle des verfassungsrechtlich nicht verantwortlichen Landesausschusses übertragen. Der Ausschuß ist aus einem beschließenden in einen begutachtenden Sachverständigenausschuß umgewandelt. Auch diese auf einen Vorschlag des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht zurückgehende Änderung liegt in der Richtung der Stellungnahme des Bundesrates zu § 2. Die Änderung des § 3 ist durch die des § 2 bedingt. In § 4 ist das Wort „rechtskräftigen" (Entscheidung) vermieden, weil die Sprache des Rechtes es nur für Urteile der Gerichte verwendet und durch das richtige Wort „unanfechtbar" ersetzt. In § 5 ist die Genehmigung der Ausfuhr von eingetragenem Kulturgut zur Wahrung der verfassungsrechtlichen Verantwortung allein dem Bundesminister des Innern und nicht einem Bundesausschuß übertragen. Da die Ausfuhr in erster Linie die Belange des deutschen Kulturbesitzes (§ 1 Abs. 4) und nicht wirtschaftliche Belange betrifft, war die Befassung des Bundesministers des Innern mit kulturpolitischen Angelegenheiten nicht zu vermeiden. Als rein wirtschaftliche Angelegenheit wäre die Ausfuhr ausschließliche Aufgabe des Bundes. Der Bundesausschuß ist gleichfalls in einen beratenden Ausschuß umgewandelt. Zur Berücksichtigung der kulturpolitischen Zuständigkeit der Länder muß dem Ausschuß ein von dem Bundesrat vorzuschlagendes sachverständiges Mitglied und ein weiterer Sachverständiger angehören, der auf den Vorschlag des Landes berufen wird, in dessen Verzeichnis das Kulturgut eingetragen ist. Die Vorschrift ,des § 6 der Regierungsvorlage ist in den § 7 der Ausschußvorlage unter Berücksichtigung der veränderten Befugnisse übergegangen. An die Stelle des § 7 der Regierungsvorlage ist der § 5 der Ausschußvorlage getreten, und die Zuständigkeit des Bundesministers des Innern festgelegt. Der § 6 der Ausschußvorlage faßt in Abs. 1 Vorschriften der §§ 3 und 5 des Entwurfes der Bundesregierung unter Berücksichtigung der veränderten Befugnisse zu der Eintragung in die Schutzverzeichnisse der Länder zusammen. In Abs. 2 ist zur Wahrung der Zuständigkeit der Länder das Gesamtverzeichnis national wertvollen Kulturgutes als ein verwaltungstechnisches Verzeichnis vorgesehen, das auch für die Zollbehörden notwendig ist. In § 7 der Ausschußvoriage ist auch dem Eigentümer des Kulturgutes nach fünf Jahren seit der Bekanntmachung der Eintragung der Antrag auf Löschung eingeräumt. Diese Erweiterung der Vorschrift liegt auch im Interesse des Kunsthandels. Der § 9 a will einer wirtschaftlichen Notlage des Eigentümers Rechnung tragen. In diesem Fall soll die oberste Landesbehörde verpflichtet sein, Schritte zu unternehmen, um den Verkauf des Kulturgutes im Inland zu ermöglichen. Diese Versuche werden sich vor allem auf die Erschließung von Geldmitteln für den Ankauf durch öffentliche Museen oder Galerien oder auf die Gewinnung von privaten Sammlern für den Ankauf erstrecken. Die Erfahrung zeigt, daß verschiedene Wege zur Erreichung des Ankaufes besonders wertvoller Kunstwerke gangbar und verschiedene Formen der Begleichung des Gegenwertes mit Erfolg anwendbar sind. Die Fassung vermeidet den Eindruck einer Enteignung oder eines ähnlichen Eingriffes in das Eigentumsrecht nach Art. 14 Abs. 3 GG. Sie spricht deshalb nur von der Herbeiführung „eines billigen Ausgleichs" und hat die Anführung einer „angemessenen Entschädigung", die im Enteignungsverfahren zu gewähren ist, aus diesem Grunde nicht vorgesehen. Sie legt aber der obersten Landesbehörde die Verpflichtung auf, Schritte zu der Herbeiführung eines billigen Ausgleiches zu unternehmen. In § 10 der Ausschußvorlage sind an die Stelle des Landes- und Bundesausschusses folgerichtig die obersten Landesbehörden und der Bundesminister getreten. § 12: Die Änderung dieser Vorschrift entspricht der des § 2. § 13 ist durch § 15 a entbehrlich geworden. § 15 ist wegen des Wegfalles der Beschwerde gegen die Entscheidung des Landesausschusses wie der § 7 der Regierungsvorlage überholt. § 15 a steht mit dem § 10 der Regierungsvorlage in Zusammenhang. Bonn, den 20. April 1955 Dr. Kleindinst Berichterstatter
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Georg Körner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (GB/BHE)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (GB/BHE)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich glaube, es würde das Hohe Haus sehr strapazieren, nun noch einmal in alle Einzelheiten, die ja jedem am Herzen liegen, einzutreten. Ich darf mich also darauf beschränken, für meine Fraktion zu erklären, daß wir diesem Antrag unsere volle Unterstützung zuteil werden lassen. Wir bewegen uns in dem Trend einer europäischen Integration, eines Zusammenschlusses und eines engeren Aneinanderrückens der Völker Europas. Wir wollen die Mauern und die Grenzen abbauen. Da ist es bemerkenswert, daß im Gegensatz dazu in unserem deutschen Raum große Hindernisse, schwerste Barrieren errichtet worden sind. Diese wollen wir nach der politischen Seite hin abbauen und müssen wir in verkehrstechnischer Hinsicht durch Verhandlungen und Maßnahmen zu überwinden versuchen. Die deutschen Menschen müssen die Möglichkeit haben, so oft und auch so billig wie möglich zueinander zu kommen; denn darauf kommt es an. Dasselbe gilt für den Strom der Güter.
    Ich will auf die einzelnen Punkte nun doch etwas eingehen, besonders auf das Problem der Rückfahrkarten für die Besucher aus der sowjetischen Besatzungszone, das schon in der Begründung des Antrags von Herrn Kollegen Dr. Mommer herausgestellt wurde. Ich weiß wohl, daß in der Zwischenzeit eine Maßnahme angelaufen ist, aber diese Maßnahme erfaßt nur den Kreis der in gewissem Sinne Minderbemittelten. Sie eröffnet nicht die Möglichkeit eines allgemein freieren Verkehrs und bringt diesen deutschen Menschen nicht die nötige Erleichterung. Es wäre also gut, wenn die Bundesregierung und besonders die Bundesbahn im Verhandlungswege alle Möglichkeiten ausschöpfen würden, damit das Problem des uneingeschränkten Hin-und-Her-Pendelns der Besucher in einer, ich möchte einmal sagen, eleganteren Form gelöst wird.
    Auch das ist ein Wunsch an die Deutsche Bundesbahn: daß wir die Grenzübergangsstellen, vor allen Dingen auch die Bahnhöfe so ausgestalten, daß sie sich als erster und starker Eindruck, als die Visitenkarten der westlichen Welt und der deutschen Bundesrepublik dem Besucher aus der sowjetischen Besatzungszone repräsentieren.
    Zu dem Problem der Fahrzeiten, der Aufenthalte der Züge usw. ist schon genügend gesagt worden. Wir haben heute nicht ganz klar vernommen, was in puncto Posttarife gemäß dem Abkommen mit der Saarregierung geschehen ist. Ich weiß nur aus einem Brief des Herrn Postministers, daß dieser sich auf die Anordnung der alliierten Behörden und die Bestimmungen über die Gebühren für den Auslandspostdienst beruft. Auch hier wäre es möglich, ernsthafte Verhandlungen mit Saarbrücken oder, wenn nötig, auch anderen Stellen aufzunehmen. Schlägt dieser Versuch fehl, dann ist es an uns, selbst vorzugehen und die Inlandstarife für den postalischen Verkehr mit dem Saargebiet einfach in Kraft zu setzen. Das würde die andere Seite in Verlegenheit bringen. Wir sollten da und dort den Mut zu gewissen Entscheidungen haben.
    Dabei kommt mir der Gedanke, der Deutschen Bundespost doch einmal den Vorschlag zu machen, im Zuge einer europäischen Integration Besprechungen aufzunehmen. Ich will es einmal in den Terminus technicus eines europäischen Postvereins kleiden. Wenn es möglich wäre, innerhalb Europas auch hier zu neuen Formen zu kommen, unabhängig vom Vertrage eines Weltpostvereins, könnte alles das, was uns im einzelnen immer wieder beunruhigt, mit einem Schlage in einem viel größeren Rahmen geregelt werden. Das gilt auch für den Vorschlag in der Drucksache 1325, in den Gebieten, die zeitweise in belgische, niederländische und luxemburgische Verwaltung übergegangen sind, Inlandsgebühren zu erheben. Es ist also an der Zeit, hier energische Verhandlungen zu führen und Maßnahmen zu ergreifen.
    Unter den Problemen steht der Luftverkehr mit Berlin mit an erster Stelle. Ich will hier nicht das Hin und Her mit den alliierten Dienststellen und den übrigen Verkehrsgesellschaften der Luftfahrt erörtern; das ist zum Teil bekannt, auch aus der Presse. Wenn aber, wie ich höre und lese, Angebote vorliegen, einen Nachtflug Hannover-Berlin und zurück nicht etwa für '75 Mark, sondern sogar für 50 bis 58 Mark durchzuführen, dann sollte man ein solches Angebot ernsthafter prüfen und die Verhandlungen mit allem Ernst weiterführen. Daß hierbei die Deutsche Lufthansa einzuschalten ist, versteht sich am Rande. Darüber ist gar kein Wort weiter nötig. Das würde für die Menschen in Westberlin und für die Besucher, die aus Westdeutschland nach Berlin und zurück pendeln müssen, eine sehr entscheidende Erleichterung geben.


    (Körner)

    Ein weiterer Punkt — damit möchte ich die ganze Frage mehr oder weniger abschließen — ist der Güterverkehr und ist die Frachtberechnung. Wir haben an der Zonengrenze einen sogenannten Frachtenbruch. Wir sind leider gezwungen, die Güterströme nicht, wie es natürlich wäre, überall da über die Grenze laufen zu lassen, wo es zweckmäßig ist, sondern es ist j a alles künstlich, es ist ja zerniert. Es gibt nur ganz wenige Übergangsstellen. Nicht nur daß wir da unnötige Umwege fahren müssen, die das Ganze verteuern, nein, die Berechnungen laufen auch darauf hinaus, im Einzelfall gewisse Abschnitte der Entfernungen zu berechnen, so daß sich insgesamt höhere Preise ergeben. Es bedarf hier einer Durchrechnung der Tarife nicht nur für gewisse Güterarten, wie man es konzediert hat, sondern, wenn es sein muß, für alle Güter, auch für die Massengüter. Denn das verstärkt die Produktionskraft der Berliner Wirtschaft und fördert den Waren- und Güterstrom zwischen Berlin und der Bundesrepublik. Das ist notwendig, denn der Kraftwagen kennt weder den Frachtenbruch noch die Erschwerungen bei der Frachtberechnung. Da rechnet man sozusagen elegant durch, während wir hier eine Komplizierung des Ganzen haben mit gewissen Interzonenzuschlägen. Das zu den einzelnen Fragen.
    Ich darf hoffen, daß auf Grund der Vorschläge des Gesamtdeutschen Ausschusses die Regierung und die zuständigen Stellen, nicht etwa dauernd aus der Gefahr heraus, man könnte andere sogenannte Regierungen auf dem internationalen Parkett damit anerkennen, sondern aus der Notwendigkeit heraus, auf gewissen Ebenen, durch gewisse Fachreferenten, ich möchte sagen, durch eine permanente, laufend vorhandene Sachverständigenkommission nach der verkehrstechnischen Seite hin alles tun, um die deutschen Menschen immer wieder aneinanderzubringen und die Barrieren zu überwinden, die gegen die Natur, gegen jedes politische Verständnis und gegen jede Vernunft errichtet worden sind, die überhaupt jede politische Entwicklung im Großen hemmen.
    Ich halte für besonders begrüßenswert die Vorschläge, die der Ausschuß für gesamtdeutsche Fragen über den Antrag hinaus, der ja ursprünglich nur allgemeiner Natur war, der Regierung gemacht hat. Ich darf bitten, diese Einzelvorschläge mit allem Ernst und mit allem Nachdruck jetzt aufzunehmen.

    (Beifall beim GB/BHE und bei der CDU/CSU.)



Rede von Dr. Richard Jaeger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Friedensburg.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Ferdinand Friedensburg


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Namens meiner politischen Freunde darf ich erklären, daß wir grundsätzlich und in allen Einzelheiten mit dem Bericht einverstanden sind. Wir haben den dringenden Wunsch, die Bundesregierung möge ihn recht ernst nehmen und, soweit es überhaupt in ihren Kräften steht, auf die Durchführung hinarbeiten.
    Ich freue mich, erwähnen zu dürfen, daß die Bundesregierung in den Sitzungen des Ausschusses für Gesamtdeutsche Fragen sehr eifrig und sehr verständnisvoll mitgewirkt hat. Ich wäre sehr dankbar, wenn wir auch hier im Plenum eine entsprechende Stellungnahme namentlich des zuständigen Ministeriums zu dieser Frage erfahren könnten. Es wäre wegen der Wirkung für die Öffentlichkeit vielleicht doch nicht ganz ohne Bedeutung, wenn dies in irgendeiner deutlichen Form geschähe.
    Zu den Einzelheiten Stellung zu nehmen, kann ich mir angesichts des ausgezeichneten Berichts unseres Kollegen Mommer ersparen, der sich durch seinen Eifer und seine Gründlichkeit auf r diesem Gebiet um uns alle ein Verdienst erworben hat. Da brauche ich keine großen Worte mehr zu verlieren.

    (Beifall auf allen Seiten des Hauses.)

    Aber als jemand, der vielleicht in diesem Hause einer der eifrigsten Benutzer des Interzonenverkehrs ist, möchte ich doch noch zu einigen praktischen Fragen ein paar kurze Bemerkungen hinzufügen. Ich will einmal ausgehen von einem Erlebnis, das ich gerade vor wenigen Tagen an der Zonengrenze hatte. Ein Volkspolizist kontrollierte in meinem Wagen die Kästen, und ich fragte ihn etwas scherzhaft: „Sagen Sie mal um Gottes willen, nach was suchen Sie denn eigentlich?" Darauf erwiderte er mir: „Solange man noch über diese Zustände scherzen kann, da geht es ja noch." Ich fühle mich durch diesen Anruf eines Mannes von der anderen Seite verpflichtet, für den Bundestag festzustellen, daß wir über diese Dinge nicht nur scherzen können, sondern daß wir sie außerordentlich ernst nehmen sowohl in ihrer praktischen Bedeutung als auch in ihren grundsätzlichen Zusammenhängen.
    Es bedarf dazu einiger Worte. Wenn ich mit dem Wagen über die Zonengrenze fahre — ich habe das das letzte Mal einmal nachgezählt —, so passiere ich, meine verehrten Kolleginnen und Kollegen, zwölf Kontrollen zwischen hier und Berlin. Ich würde Ihnen trotzdem raten, es sich nicht verdrießen zu lassen und nicht, wie es leider immer noch sehr viele Leute aus einer völlig unbegründeten Angstlichkeit tun, in 2000 m Höhe über dieses deutsche Gebiet hinwegzuhüpfen. Ich würde Ihnen dringend raten, selbst einmal den einen oder andern kleinen Aufenthalt oder den einen oder anderen kleinen Ärger hinzunehmen. Etwas Ernsthaftes ist nie passiert und wird nie passieren, insbesondere uns Kollegen nicht. Es ist von großer Bedeutung, daß wir diese Zustände noch als Realität empfinden, und das kann man nur durch einen unmittelbaren Besuch erreichen.

    (Beifall.)

    Wir dürfen sie nicht nur als Phantom kennen, von dem wir durch die Zeitungen und den Rundfunk hören, unter dem wir uns aber nichts Konkretes mehr vorstellen können. Insofern, würde ich meinen, sollten wir uns die Mühe nicht verdrießen lassen, zu fahren.
    Es ist nun allerdings unser Wunsch, daß diese Mühe doch etwas gegenüber den heutigen Zuständen verringert wird. Ich möchte vor allen Dingen dringend empfehlen, daß man dem Eisenbahnverkehr wesentlich größere Bedeutung beimißt als dem doch nun einmal leistungsfähigsten und billigsten Mittel der Verbindung. Ich habe den neuen Fahrplan, den uns die Bundesbahn in reizvoller Aufmachung zugestellt hat, mit großem Interesse aufgeschlagen und, ich muß sagen, mit einer großen Enttäuschung wieder geschlossen. Gerade für uns Berliner ist es doch sehr ärgerlich, daß die Bahnverbindungen zwischen Berlin und dem übrigen Deutschland weiter so unzulänglich, und ich möchte


    (Dr. Friedensburg)

    beinahe sagen, so prohibitiv bleiben, wie es bisher leider der Fall gewesen ist. Wenn man von Berlin nach Bonn fährt, wird man nachts um 2 Uhr im Schlafwagen kontrolliert, wenn man nach Frankfurt fährt, um 4 Uhr, und wenn man nach München fährt, auch um 4 Uhr. Das sind Umstände, die es dem vielgeplagten und -beschäftigten Menschen des Geschäftslebens, der Politik oder der Verwaltung einfach unmöglich machen, mit einem solchen Zug zu fahren. Ich würde mir brennend gerne die Fahrt hierher erleichtern und im Schlafwagen fahren. Aber wenn ich mir sage, daß ich um 2 Uhr aus dem Schlafwagen herausgeholt werde, verliert diese Möglichkeit tatsächlich jeden Wert. Ich habe auch nicht den Eindruck, daß die Bundesbahn dort, wo sie vielleicht von sich aus darauf hinwirken könnte, in dieser Beziehung das Letzte getan hat. Es wäre doch beispielsweise sehr wohl möglich, diesen Zug so rechtzeitig in Helmstedt eintreffen zu lassen, daß er zu einer vernünftigen Zeit kontrolliert würde. Ich habe gerade einmal diesen einen Zug vor Augen; man könnte aber genau das gleiche für die anderen Züge sagen. Der Zug fährt nachher von Braunschweig bis Köln 63/4 Stunden, und ein kurze Zeit darauf fahrender, aber nicht mit Anschluß nach Berlin ausgestatteter Zug braucht nur 4 1/2 Stunden. 2 1/4 Stunden wird der Berliner Zug langsamer von Helmstedt hierher gefahren als andere Züge, mit dem Erfolg, daß der Zug nach 10 Uhr auf dem Bahnhof in Bonn ankommt, also zu einer Zeit, wo alle Sitzungen schon angefangen haben. Das ist einfach prohibitiv.
    Ich will gar nicht sagen, daß man für die Bundestagsabgeordneten besondere Zugverbindungen schaffen sollte. Aber für den Geschäftsmann gilt genau das gleiche. Ein Geschäftsmann, der nach 10 Uhr hier eintrifft, hat die beste Tageszeit bereits versäumt. Wenn man uns helfen will — und ich habe ja gestern mit großer Freude und Dankbarkeit festgestellt, wie einmütig dieser Wunsch ist, und es liegt mir sehr daran, auch als Berliner den Dank dafür auszusprechen —, dann sollte man das auch bei den Gelegenheiten tun, wo es mit verhältnismäßig geringen Mitteln möglich wäre, eine durchgreifende Besserung der Berliner Situation herbeizuführen.
    Dann die Paketfrage. Hier wissen wir, daß wir nicht allein von unserem Willen abhängen. Aber ich möchte doch dringend bitten, daß auch die Bundesregierung versucht, dieser wichtigen Frage durch Verhandlungen in der Interzonenhandelsstelle irgendwie zu Leibe zu rücken.
    Meine Damen und Herren, ich weiß nicht, ob Sie darüber unterrichtet sind, daß sich die Ernährungslage im sowjetischen Besatzungsgebiet in der letzten Zeit wieder wesentlich verschlechtert hat. Ich habe gerade von Verwandten gehört, daß es Milch für Personen, die älter sind als neun Jahre, überhaupt nicht mehr gibt. Für Kinder zwischen fünf und neun Jahren gibt es nur Magermilch, und zwar nur einen Viertelliter den Tag. Man kann sich ungefähr vorstellen, was das für Kinder bedeutet. Vollmilch gibt es überhaupt nur noch für Kinder bis zu fünf Jahren. Die Erwachsenen — und Personen, die älter sind als neun Jahre, kann man eigentlich kaum schon als Erwachsene bezeichnen — sind zum großen Teil schon seit 1939 von der Milch entwöhnt. Da treten allmählich Wirkungen ein, von deren weiteren Konsequenzen wir uns sehr schwer eine Vorstellung machen können. Unter diesen Umständen ist jede kleine Hilfe, wie sie die Pakete bedeuten, von größter Wichtigkeit. Ich will gar nicht die moralische Ermutigung anführen, obwohl die nach meiner Kenntnis auch gar nicht gering zu achten ist, sondern es handelt sich um die einfache materielle Unterstützung. Ich habe manchmal den Eindruck, daß wir hier in unserem Wirtschaftswunder noch gar nicht genug von dieser großartigen Möglichkeit Gebrauch machen, unseren Brüdern und Schwestern drüben zu helfen.

    (Sehr gut! in der Mitte.)

    Ich darf vielleicht von dieser Stelle aus den dringenden Appell an Sie richten, es sich auch nicht verdrießen zu lassen, wenn wirklich einmal ein Paket danebengeht. Irgendwie kommt es ja dann doch letzten Endes der Ernährung drüben zugute. Aber selbst ohne Rücksicht darauf ist es von größter Wichtigkeit, daß wir es uns geradezu zur Regel machen, in kurzen Abständen etwas zu schicken. Man kann sich vorher darüber verständigen, ob der Betreffende gerade dran ist. Sie dürfen ja zur Zeit nur einmal im Monat ein Paket
    bekommen. Aber bei drei, vier Personen in der Familie läßt sich das ganz schön verteilen. Jede Person zählt für sich, und man muß sich bloß ein klein wenig Mühe geben. In all unserem Wohlbefinden und all der schönen neuen Ordnung, die wir geschaffen haben, sollten wir gerade diese dringende Verpflichtung nicht vergessen.

    (Lebhafter Beifall.)

    Vielleicht, meine Damen und Herren, wäre es gut, wenn man der Bedeutung des Verkehrs zwischen West- und Mitteldeutschland dadurch Rechnung trüge, daß man der Interzonenhandelsstelle eine Interzonenverkehrsstelle zur Seite stellte. Ich bin mit dem Kollegen Mommer durchaus einig, daß wir eine irgendwie als formelle Anerkennung auszulegende Behandlung der dortigen Behörden unter allen Umständen vermeiden müssen. Aber ich würde — und auch darin stimme ich mit dem Kollegen Mommer überein — da gar nicht so ängstlich sein. Ob die Interzonenhandelsstelle nun auf der Obersekretärsebene oder der Oberregierungsratsebene oder der Ministerialdirektorsebene arbeitet, ist letzten Endes, gemessen an den Problemen, die hier auf dem Spiele stehen, und angesichts der Schwierigkeiten von durchaus untergeordneter Bedeutung.
    Nach meiner Kenntnis der Dinge würde manches besser werden, es würde auch manches vermieden werden, wenn die dortigen Stellen sich gezwungen sähen, gleich am nächsten Tage mit den Kollegen von der anderen Seite sich darüber zu unterhalten, was sie da neuerdings wieder angerichtet haben. Es wird gerade durch die kleinen Dinge so viel böses Blut geschaffen und wird so viel für die Entfremdung zwischen einzelnen deutschen Landesteilen getan, daß wir diesen Dingen gar nicht genug Aufmerksamkeit entgegenbringen können. Wir haben das schmerzliche Gefühl, daß man —ich will gar nicht sagen: aus bürokratischen Erwägungen, aber aus einer gewissen politischen Ängstlichkeit heraus — die Möglichkeiten, die hier immer noch gegeben sind, nicht genügend wahrnimmt.
    Nun möchte ich doch noch ein paar Worte zu der politischen Seite der Angelegenheit sagen. Ich weiß, wie der Antrag entstanden ist. Er trägt meinen Namen, und das ist eigentlich nicht ganz berechtigt. Der Antrag sollte viel eher den Namen des Kolle-


    (Dr. Friedensburg)

    gen Mommer tragen. Aber er ist nun einmal so entstanden, eigentlich aus einem Zufall heraus. Im Ausschuß für gesamtdeutsche Fragen stand ein Antrag des Kollegen Prinz Löwenstein zur Beratung, und dieser Antrag bezog sich auf den Paß-verkehr mit dem Saarland. Da sagte ich: Wir müssen die uns vorschwebende Ordnung eigentlich nicht nur für das Saarland durchführen, sondern im großen und allgemeinen, und daraus hat sich dieser Antrag entwickelt, der zunächst nur eine Aufforderung an die Bundesregierung darstellen sollte, zu versuchen, die Rechtslage auf diesem Gebiet wiederherzustellen.
    Das hat eine tiefere politische Bedeutung, als dem Antrag vielleicht von außen angesehen werden kann. Wir müssen Wert darauf legen — und ich glaube, wir sind uns alle darin einig —, daß das, was in den Jahren 1945 bis 1955 mit Gewalt an einzelnen Stellen unserer Grenzen und innerhalb unseres Landes geschehen ist, von uns nicht anerkannt wird.

    (Sehr richtig!)

    Wenn wir so besonderen Wert darauf legen, den sowjetzonalen Behörden nicht die Ehre anzutun, sie als ebenbürtig, als legitim anzusehen. so gilt das für diese ganzen Grenzziehungen mit genau der gleichen Berechtigung. Es besteht für uns einstweilen gar kein Anlaß. völkerrechtlich oder staatsrechtlich zuzugeben. daß diese Demarkationslinien, die mehr oder weniger zunächst durch Zufall auf Grund militärischer Erwägungen entstanden. später vielleicht auch auf Grund recht raffinierter Berechnungen einzelner unserer Nachbarn gezogen worden sind, von uns anerkannt werden.
    Ich könnte mir auch denken. daß es bei den Verhandlungen, die einmal dem Friedensvertrag vorausgehen werden, für die Bundesregierung sehr wichtig ist, an dem Ausgangspunkt ganz unverrückt festzuhalten. daß Deutschland einstweilen noch in seinen Grenzen von 1937 besteht und daß keine deutsche Behörde das Recht hat. von dieser grundsätzlichen Voraussetzung abzuweichen.

    (Beifall bei allen Fraktionen.)

    Das hat auch eine rechtliche Bedeutung. Wer unsere Zeit einmal als Ganzes überblickt, der wird, glaube ich, als am meisten beunruhigendes Symptom die Erschütterung des Rechtsgedankens erkennen,

    (Richtig!)

    die auf mancherlei Gebieten festzustellen ist, die sich aber am bedenklichsten und am gefährlichsten in den internationalen Beziehungen entwickelt hat. Dinge, die seit Jahrhunderten in den Beziehungen zwischen den Völkern festzustehen schienen, sind heute in Frage gestellt. In den Beziehungen zwischen den einzelnen Völkern gilt heute nicht mehr das Recht. Es gibt in diesen Beziehungen überhaupt keinen übergeordneten Begriff mehr, sondern es regiert lediglich die Gewalt, es regiert lediglich der augenblickliche Vorteil. Wir sehen mit tiefem Kummer und mit tiefer Fnttäuschung, daß auch Völker, von denen wir annehmen sollten, daß sie unsere Auffassung von der Rechtsordnung teilen, sich aus mehr oder weniger engherzigen und egoistischen Erwägungen im gegebenen Augenblick genauso über die Rechtsgrundsätze hinwergsetzen wie die Völker auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs.

    (Sehr richtig! bei der SPD und beim GB/BHE.)

    Das ist ein sehr, sehr schmerzlicher und ein sehr gefährlicher Zustand. Wir sollten alles tun, soweit wir dazu überhaupt in der Lage sind, den Gedanken des Rechts in den Beziehungen zwischen den Völkern sehr viel stärker zu betonen, als das bisher der Fall gewesen ist, und uns nicht einfach aus Bequemlichkeitsgründen oder weil es vielleicht unter kurzsichtigen Gesichtspunkten politisch Vorteil zu bringen scheint, davon abdrängen lassen, von dieser Rechtsauffassung auszugehen. Es würde vielleicht manchem unserer Nachbarn ganz angenehm sein, wenn man das fait accompli anerkennte und dann von Koexistenz spräche, die das Geschaffene hinnimmt. In unserer Lage haben wir ein Lebensinteresse daran, daß wir, genau wie die anderen Völker, das, was zum deutschen Staate gehört und auch innerlich mit dem deutschen Staate zusammengehört, nicht mutwillig und freiwillig preisgeben.
    Ich glaube auch nicht, daß das für die europäische Einigung gut wäre. Es ist sehr billig, zu sagen, über solche Schwierigkeiten kämen wir im Rahmen der neuen europäischen Einigung hinweg. Eine europäische Einigung, die im einzelnen von Unrechtszuständen ausgeht, wird keine Dauer haben. Wenn wir es nicht fertigbringen, rechtzeitig nach dieser Erkenntnis zu handeln, dann wird eine Jugend heranwachsen, die uns eines Tages tadeln und die vielleicht in einer uns höchst unerwünschten Weise versuchen wird, diese deutschen Forderungen wieder zu verwirklichen. Ich glaube, daß es auch dem ausländischen Interesse, dem Interesse unserer Nachbarn dienen würde, wenn sie den neuen demokratischen Versuch der Deutschen nicht wieder durch eine engherzige Gewaltpolitik stören wollten, sondern diesem neuen deutschen Staat rechtzeitig gewährten, was ihm doch eines Tages gewährt werden muß. Was würde es bedeuten, wenn das wieder einem neuen Hitler gewährt würde, wie das die Franzosen im Saargebiet und die Polen im Korridor haben tun müssen?
    Lassen Sie mich mit der Feststellung schließen, daß es unserer Zeit nicht mehr entspricht, Grenzen zu verändern. Unserer Zeit entspricht es, Grenzen aufzuheben und Grenzen nicht mehr gelten zu lassen.

    (Beifall in der Mitte und links.)

    Wir möchten, daß unsere Bundesregierung, soweit sie heute mit ihrer neu gewonnenen Geltung und mit der Kraft, die unsere wirtschaftliche Leistung ihr gewährt, dazu in der Lage ist, sich dafür einsetzt und alles tut, um dort, wo die Grenzen vorläufig noch nicht so geordnet sind, wie wir es wünschen, die Folgen für unser Volk so weit wie möglich zu beseitigen.

    (Beifall im ganzen Hause.)