Rede von
Anton
Storch
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(CDU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Gleichzeitig ist die Bundesanstalt bemüht, die Arbeitslosen in diesen Bezirken durch individuelle Arbeitsberatung und zwischen- und überbezirkliche Vermittlung dem Arbeitsprozeß wieder zuzuführen. Dabei sollen alle Möglichkeiten, die die Arbeitsaufnahmeerleichtern und Hemmungen beseitigen, ausgeschöpft werden. Die Maßnahmen zur Förderung der Arbeitsaufnahme, z. B. Reisekosten, Trennungsentschädigungen, Arbeitsausrüstungen, Überbrückungsbeihilfen, Einarbeitungszuschüsse, sollen besonders großzügig angewandt werden. Die Umschulung und Anlernung sowie Fortbildungsmaßnahmen sollen verstärkt werden. Die letzten Maßnahmen haben besondere Bedeutung. Durch Umschulung, Anlernung und Fortbildung wird der Arbeitslose konkurrenzfähig auf dem Arbeitsmarkt, und gleichzeitig gewinnt die Wirtschaft leistungsfähige Arbeitskräfte. Um diese Maßnahmen noch wirkungsvoller durchführen zu können, hat die Bundesanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung alle Arbeitslosen in den besonders belasteten Gebieten überprüft oder überprüft sie zur Zeit, um festzustellen, mit welchen Mitteln der Arbeitslosigkeit im Einzelfall erfolgreich begegnet werden kann. Die Bundesregierung glaubt, mit Hilfe dieser Maßnahmen in den notleidenden Bezirken die Arbeitslosigkeit weiter kräftig bekämpfen zu können.
Und nun eine Frage, die uns alle interessiert und interessieren muß. Das ist die Frage: Wie können wir dem sich bei uns zeigenden Facharbeitermangel begegnen? Das können wir meines Erachtens nur dadurch, daß wir den Schulentlassenen, also denjenigen, die ins Wirtschaftsleben eintreten, eine möglichst günstige Berufsausbildung geben. Auf diesem Gebiete haben die Maßnahmen, die von der Regierung in den letzten Jahren betrieben worden sind, einen Erfolg gehabt. Folgende Tatbestände sind gegeben: Im Jahre 1950 sind 805 000 junge Menschen aus der Schule entlassen worden. Davon haben 400 000 eine Lehrstelle bekommen, also noch nicht ganz die Hälfte. Im Jahre 1951 hatten wir 819 000 Schulentlassene. Davon sind bereits 450 000 in eine ordentliche Berufsausbildung überführt worden. Im Jahre 1952 waren es 849 000, die aus der Schule kamen, und 540 000 kamen in Lehrstellen. Im Jahre 1953 waren es 894 000 Schulentlassene; davon wurden 620 000 in die Berufsausbildung überführt. Im Jahre 1954 waren es 920 000. Schulentlassene; davon sind 640 000 in die Berufsausbildung überführt worden.
Sie sehen 'daraus, daß sich das Verantwortungsbewußtsein auch in den einzelnen Zweigen unserer Wirtschaft immer mehr gestärkt hat, und wenn die drei letzten Jahrgänge mit den besonders starken Ausbildungsprozentsätzen nun als Facharbeiter in unser Wirtschaftsleben eintreten, werden wir meines Erachtens eine wesentliche Entlastung auch bei den Facharbeitergruppen haben, wo ein gewisser Mangel besteht. Jetzt handelt es sich darum, daß wir die im Jahre 1955 schulentlassenen 890 000 jungen Menschen möglichst restlos in eine Berufsausbildung überführen. Ich glaube ganz bestimmt: wenn sich alle Beteiligten auf diesem Gebiete ihrer Verantwortung bewußt sind und die Maßnahmen der Bundesregierung unterstützen, werden wir auch in Zukunft auf allen Gebieten des Arbeitsmarktes zu einer Ordnung kommen, mit der unser deutsches Volk zufrieden sein kann.
Ich bin der Meinung, wir sollten die Fragen, ob, wann und in welchem Umfang man eventuell für die eine oder andere Sparte noch an die Hereinnahme ausländischer Arbeiter denken muß, in den beteiligten Kreisen sehr ernst und rein sachlich erwägen. Der baden-württembergische Landwirtschaftsminister hat an den Arbeitsminister des Landes Baden-Württemberg einen Brief geschrieben, in dem er für sein Gebiet von einem tatsächlichen Mangel an Arbeitskräften in der Landwirtschaft spricht, und er hat mir eine Abschrift dieses Briefes zugehen lassen. Ich werde bereits am Freitag oder Samstag mit dem Herrn Kollegen Hohlwegler bei der Arbeitsministerkonferenz in Freiburg über diese Dinge sprechen. Wir werden uns niemals in Grundsätze verrennen, wenn in Wirklichkeit Notwendigkeiten auf dem einen oder anderen Gebiet gegeben sind. Auf der anderen Seite muß allerdings jedem, der ausländische Arbeitskräfte beschäftigen will, klargemacht werden, daß er sie nicht als Lohndrücker in Deutschland benutzen kann.