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ID0206210700

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  • tocInhaltsverzeichnis
    2. Deutscher Bundestag — 62. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. Dezember 1954 3175 62. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 16. Dezember 1954. Geschäftliche Mitteilungen 3176 A Glückwunsch zum Geburtstag des Abg. Dr. Will 3176 A Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, GB/BHE, DP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Beiträge des Bundes zu den Steuerverwaltungskosten der Länder (Drucksache 1058); Mündlicher Bericht des Ausschusses für Finanz- und Steuerfragen (Drucksache 1085) 3176 B Dr. Gülich (SPD): als Berichterstatter 3176 B als Abgeordneter 3176 C Dr. Dresbach (CDU/CSU) 3177 B Vizepräsident Dr. Schmid 3177 C Abstimmungen 3176 C, 3177 C Fortsetzung der ersten Beratung des Entwurfs eines Gesetzes betr. das Protokoll vom 23. Oktober 1954 über die Beendigung des Besatzungsregimes in der Bundesrepublik Deutschland (Drucksachen 1000, zu 1000) in Verbindung mit der Fortsetzung der ersten Beratung des Entwurfs eines Gesetzes betr. den Vertrag vom 23. Oktober 1954 über den Aufenthalt ausländischer Streitkräfte in der Bundesrepublik Deutschland (Drucksache 1060), mit der Fortsetzung der ersten Beratung des Entwurfs eines Gesetzes betr. den Beitritt der Bundesrepublik Deutschland zum Brüsseler Vertrag und zum Nordatlantikvertrag (Drucksache 1061), mit der Fortsetzung der ersten Beratung des Entwurfs eines Gesetzes betr. das am 23. Oktober 1954 in Paris unterzeichnete Abkommen über das Statut der Saar (Drucksache 1062) und mit der Fortsetzung der Beratung des Schriftlichen Berichts des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten über den Antrag der Fraktion der SPD betr. Londoner Abkommen und Außenpolitik der Bundesrepublik (Drucksachen 958, zu 958, 863) . 3177 C Haasler (GB/BHE) 3177 D, 3180 D Dr. Mommer (SPD): zur Sache . . . 3180 D, 3186 C, D, 3232 D zur Abstimmung 3257 B Dr. von Merkatz (DP) 3180 D, 3186 C, D, 3205 A, B, C Dr. Schmid (Frankfurt) (SPD): als Vizepräsident 3256 C als Abgeordneter 3233 A ff. Rasner (CDU/CSU) 3188 D, 3195A, B, 3196C, 3197 B Ritzel (SPD) 3194 D, 3195 A, B Dr. Baade (SPD) . . . 3196 B, D, 3197 B 'Gontrum (CDU/CSU) . . . 3196 C, 3210 B Präsident D. Dr. Gerstenmaier . . 3197 A, 3209 A, 3210 C, 3211 D Dr. Vogel (CDU/CSU) 3197 A von Manteuffel (Neuß) (FDP) . . 3197 D Erler (SPD) 3204 A, 3205 A, B, C, 3209 A, B, D, 3210 ff., 3216 D, 3217 C, 3218 B, 3230 D, 3232 C, 3251 B, 3252 A, 3256 C Wacher (Hof) (CDU/CSU) 3209 A Dr. Friedensburg (CDU/CSU) . . 3209 B, D Kunze (Bethel) (CDU/CSU) . . . . 3209 C Frau Dr. Rehling (CDU/CSU) . . . 3210 A Bausch (CDU/CSU) 3210 B, C, D Frau Wolff (Berlin) (SPD) 3210 D Walter (DP) 3211 A Unterbrechung der Sitzung . 3211 D Dr. Jaeger (CDU/CSU) . .. . 3212 A, 3212B, 3216D, 3217 A, D, 3218B Brandt (Berlin) (SPD) 3215 A, B Dr. Menzel (SPD) 3217 A Dr. Mende (FDP) 3218 B, 3223 C Koenen (Lippstadt) (SPD) 3223 C Seiboth (GB/BHE) 3226 A Mellies (SPD): zur Sache 3229 B, 3252 B, C zur Abstimmung 3256 B Dr. Adenauer, Bundeskanzler .. 3229 D, 3230 D, 3232 C, 3233 A ff., 3250 A., 3251 B, 3252 A, B, C Dr. Becker (Hersfeld) (FDP) . . . . 3234 A Schneider (Bremerhaven) (DP) . . 3240 A Euler (FDP) 3243 A Ollenhauer (SPD) 3247 B Wehner (SPD) 3250 D, 3251 A Dr. Rinke (CDU/CSU) . . 3252 D, 3253 B, C Dr. Kather (GB/BHE) 3253 B Dr. Dr. h. c. Prinz zu Löwenstein (FDP) 3254 C Dr. Kopf (CDU/CSU) (zur Abstimmung) 3256 C, 3257 A Namentliche Abstimmung über den Antrag Umdruck 280 . 3256 B, C, 3257 A, 3259 Ausschußüberweisungen . . . . 3257 D, 3258 C Nächste Sitzung 3258 C Zusammenstellung der namentlichen Abstimmung über den Antrag der Fraktion der SPD betr. Vorrang von Verhandlungen zur Wiedervereinigung Deutschlands (Umdruck 280) 3259 Die Sitzung wird um 9 Uhr 5 Minuten durch den Vizepräsidenten Dr. Schmid eröffnet.
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    *) Vgl.Anlage 1 zum Stenographischen Bericht der 61. Sitzung. Namentliche Abstimmung über den Antrag der Fraktion der SPD zur Großen Anfrage (Drucksache 1017) betreffend Vorrang von Verhandlungen zur Wiedervereinigung Deutschlands (Umdruck 280) (Vgl. S. 3256 B) Name Abstimmung Name Abstimmung CDU/CSU Frau Ackermann . . . . Nein Fuchs Nein Dr. Adenauer Nein Funk Nein Albers entschuld. Dr. Furler Nein Arndgen Nein Gedat . Nein Barlage Nein Geiger (München) . . . Nein Dr. Bartram krank Frau Geisendörfer . Nein Bauer (Wasserburg) . . Nein Gengler . Nein Bauereisen Nein Gerns — Bauknecht Nein D. Dr. Gerstenmaier . . Nein Bausch Nein Gibbert Nein Becker (Pirmasens) . . . Nein Giencke . Nein Berendsen entschuld. Dr. Glasmeyer Nein Dr. Bergmeyer Nein Dr. Gleissner (München) Nein Fürst von Bismarck . . . — Glüsing entschuld. Blank (Dortmund) . . . Nein Gockeln . — Frau Dr. Bleyler Dr. Götz Nein (Freiburg) Nein Goldhagen Nein Blöcker Nein Gontrum Nein ( Bock Nein Dr. Graf Nein von Bodelschwingh Nein Griem Nein . . . Dr. Böhm (Frankfurt) . Nein Günther Nein Brand (Remscheid) , . . Nein Gumrum Nein Frau Brauksiepe . . . . Nein Häussler Nein Dr. von Brentano .. . . ein Hahn Nein Brese entschuld. Harnischfeger Nein Frau Dr. Brökelschen . Heix Nein Dr. Brönner. . Nein Dr. Hellwig Nein Brookmann (Kiel) . krank Dr. Graf Henckel . . . Nein Brück Nein Dr. Hesberg Nein Dr. Bucerius krank Heye Nein Dr. von Buchka . entschuld. Hilbert Nein Dr. Bürkel Nein Höcherl Nein Burgemeister Nein Dr. Höck entschuld. Caspers Nein Höfler Nein Cillien Holla Nein Dr. Conring entschuld. Hoogen entschuld. Dr. Czaja Nein Dr. Horlacher Nein Demmelmeier Nein Horn Nein Diedrichsen Nein Huth Nein Frau Dietz Nein Illerhaus — Dr. Dittrich Nein Dr. Jaeger Nein Dr. Dollinger Nein Jahn (Stuttgart) .. . Nein Donhauser — Frau Dr. Jochmus . . . Nein Dr. Dresbach entschuld. Josten Nein Eckstein — Kahn — Ehren Nein Kaiser Nein Engelbrecht-Greve . . . Nein Karpf entschuld. Dr. Dr. h. c. Erhard . . . — Kemmer (Bamberg) . . Nein Etzenbach . — Kemper (Trier) krank Even Nein Kiesinger Nein Feldmann . krank Dr. Kihn (Würzburg) . . — Finckh Nein Kirchhoff Nein Dr. Franz Nein Klausner — Franzen Nein Dr. Kleindinst Nein Friese Nein Dr. Kliesing Nein Name Abstimmung Name Abstimmung Knapp Nein Richarts Nein Knobloch Nein Frhr. Riederer von Paar Nein Dr. Köhler Nein Dr. Rinke Nein Koops — Frau Rösch krank Dr. Kopf Nein Rösing . Nein Kortmann . Nein Rümmele Nein Kramel Nein Ruf Nein Krammig Nein Sabaß Nein Kroll Nein Sabel Nein Frau Dr. Kuchtner . . . Nein Schäffer krank Kühlthau Nein Scharnberg Nein Kuntscher Nein Scheppmann Nein Kunze (Bethel) Nein Schill (Freiburg) .. Nein Lang (München) . .. Nein Schlick Nein Leibfried Nein Schmücker Nein Dr. Leiske Nein Schneider (Hamburg) . . Nein Lenz (Brühl) Nein Schrader entschuld. Dr. Lenz (Godesberg) . . Nein Dr. Schröder (Düsseldorf) Nein Lenze (Attendorn) .. Nein Dr.-Ing. E. h. Schuberth — Leonhard Nein Schüttler Nein Lermer Nein Schütz Nein Leukert Nein Schuler Nein Dr. Leverkuehn .. Nein Schulze-Pellengahr . . Nein Dr. Lindenberg .. Nein Schwarz Nein Dr. Lindrath Nein Frau Dr. Schwarzhaupt — Dr. Löhr Nein Dr. Seffrin Nein Lotze Nein Seidl (Dorfen) entschuld. Dr. h. c. Lübke Dr. Serres Nein Lücke entschuld. Siebel Nein Lücker (München) . Nein Dr. Siemer entschuld. Lulay Nein Solke entschuld. Maier (Mannheim) . . Nein Spies (Brücken) Nein Majonica Nein Spies (Emmenhausen) Nein Dr. Baron Manteuffel- Nein Spörl Nein Szoege Massoth Nein Graf von Spreti . Nein Maucher entschuld. Stauch Nein Mayer (Birkenfeld) Nein Frau Dr. Steinbiß Nein . Menke Nein Stiller Nein Mensing entschuld. Storch — Meyer (Oppertshofen) Nein Dr. Storm entschuld. . Meyer-Ronnenberg . . . entschuld. Strauß Nein Miller Nein Struve entschuld. Dr. Moerchel entschuld. Stücklen Nein Morgenthaler Nein Teriete Nein Muckermann Nein Unertl Nein Mühlenberg Nein Varelmann Nein Dr. Dr. h. c. Müller (Bonn) Nein Frau Vietje Nein Müller-Hermann. . Nein Dr. Vogel Nein Müser Nein Voß krank Naegel Nein Wacher (Hof) Nein Nellen Nein Wacker (Buchen) Nein Neuburger — Dr. Wahl Nein Niederalt krank Walz Nein Frau Niggemeyer Nein Frau Dr. Weber (Aachen) Nein Dr. Oesterle Nein Dr. Weber (Koblenz) . . entschuld. Oetzel — Wehking Nein Dr. Orth Nein Dr. Welskop entschuld. Pelster Nein Frau Welter (Aachen) . — Dr. Pferdmenges . . — Dr. Werber .. . entschuld. Frau Pitz Nein Wiedeck Nein Platner Nein Wieninger Nein Dr. Pohle (Düsseldorf) . Nein Dr. Willeke Nein Frau Praetorius . . Nein Winkelheide Nein Frau Dr. Probst . . Nein Wittmann — Dr. Dr. h. c. Pünder . Nein Wolf (Stuttgart) . . Nein Raestrup Nein Dr. Wuermeling . — Rasner Nein Wullenhaupt Nein Frau Dr. Rehling . . .. Nein Name Abstimmung Name Abstimmung SPD Frau Albertz Ja Keuning Ja Frau Albrecht Ja Kinat Ja Altmaier Ja Frau Kipp-Kaule . . . Ja Dr. Arndt Ja Könen (Düsseldorf) . . . Ja Arnholz Ja Koenen (Lippstadt) . . Ja Dr. Baade Ja Frau Korspeter . Ja Dr. Bärsch Ja Dr. Kreyssig Ja Bals Ja Kriedemann Ja Banse Ja Kühn (Köln) Ja Bauer (Würzburg) . . . Ja Kurlbaum Ja Baur (Augsburg) . .. . Ja Ladebeck Ja Bazille Ja Lange (Essen) Ja Behrisch Ja Frau Lockmann . . Ja Frau Bennemann . Ja Ludwig Ja Bergmann Ja Dr. Lütkens Ja Berlin Ja Maier (Freiburg) . . . Ja Bettgenhäuser Ja Marx Ja Frau Beyer (Frankfurt) Ja Matzner Ja Birkelbach Ja Meitmann Ja Blachstein Ja Mellies Ja Dr. Bleiß Ja Dr. Menzel Ja Böhm (Düsseldorf) . . . entschuld. Merten , Ja Bruse Ja Metzger Ja Corterier Ja Frau Meyer (Dortmund) Ja Dannebom Ja Meyer (Wanne-Eickel) . Ja Daum Ja Frau Meyer-Laule . . . Ja Dr. Deist Ja Mißmahl Ja Dewald Ja Moll Ja Diekmann — Dr. Mommer Ja Diel Ja Müller (Erbendorf) . . . Ja Frau Döhring Ja Müller (Worms) . . Ja Erler Ja Frau Nadig entschuld. Eschmann Ja Odenthal Ja Faller Ja Ohlig Ja Franke Ja Ollenhauer Ja Frehsee Ja Op den Orth Ja Freidhof Ja Paul Ja Frenzel Ja Peters Ja Gefeller Ja Pöhler Ja Geiger (Aalen) Ja Pohle (Eckernförde) Ja Geritzmann Ja Dr. Preller Ja Gleisner (Unna) . Ja Priebe Ja Dr. Greve Ja Pusch Ja Dr. Gülich Ja Putzig Ja Hansen (Köln) Ja Rasch Ja Hansing (Bremen) . . . Ja Regling Ja Hauffe Ja Rehs Ja Heide Ja Reitz Ja Heiland Ja Reitzner Ja Heinrich Ja Frau Renger Ja Hellenbrock Ja Richter entschuld. Hermsdorf .. . Ja Ritzel Ja Herold Ja Frau Rudoll Ja Höcker Ja Ruhnke Ja Höhne Ja Runge Ja Hörauf entschuld. Sassnick Ja Frau Dr. Hubert . . . . Ja Frau Schanzenbach . . Ja Hufnagel Ja Scheuren Ja Jacobi entschuld. Dr. Schmid (Frankfurt) . Ja Jacobs Ja Dr. Schmidt (Gellersen) . Ja Jahn (Frankfurt) . . Ja Schmidt (Hamburg) . . Ja Jaksch Ja Schmitt (Vockenhausen) . Ja Kahn-Ackermann . . . Ja Dr. Schöne Ja Kalbitzer Ja Schoettle Ja Frau Keilhack Ja Seidel (Fürth) Ja Frau Kettig Ja Seither Ja Name Abstimmung Name . Abstimmung Seuffert Ja Stahl Nein Stierle Ja Dr. Stammberger . . . Nein Sträter Ja Dr. Starke Nein Frau Strobel Ja Dr. Wellhausen . . . . — Stümer Ja Wirths — Thieme Ja Traub Ja Trittelvitz Ja Wagner (Deggenau) . Ja Wagner (Ludwigshafen) Ja Wehner Ja GB/BHE Wehr Ja Welke Ja Bender Nein Weltner (Rinteln) Ja Dr. Czermak entschuld. Dr. Dr. Wenzel . .. . Ja Dr. Eckhardt - Wienand Ja Elsner Nein Wittrock Ja Engell enthalten Ziegler Ja Feller Nein Zühlke . Ja Gräfin Finckenstein . . Nein Frau Finselberger . — Gemein Nein Dr. Gille entschuld. Haasler Nein FDP Dr. Kather . Nein Dr. Keller Nein Dr. Atzenroth . . entschuld. Dr. Klötzer Nein Dr. Becker (Hersfeld) . . Nein Körner Nein Dr. Blank (Oberhausen) . Nein Kraft Nein Dr. h. c. Blücher . — Kunz (Schwalbach) . . entschuld. Dr. Bucher Ja Kutschera Nein Dannemann Nein Dr. Mocker entschuld. Dr. Dehler Nein Dr. Dr. Oberländer . . . krank Dr.-Ing. Drechsel . . .. — Petersen Nein Eberhard Nein Dr. Reichstein Nein Euler Nein Samwer Nein Fassbender — Seiboth Nein Frau Friese-Korn . . . .— Dr. Sornik Nein Frühwald — Srock Nein Gaul Nein Dr. Strosche Nein Dr. Hammer Nein Held enthalten Hepp Nein Dr. Hoffmann Ja Frau Dr. Ilk Ja DP Dr. Jentzsch Nein Kühn (Bonn) — Becker (Hamburg) . . . enthalten Lahr — Dr. Brühler Nein Lenz (Trossingen) . — Eickhoff — Dr. Dr. h. c. Prinz zu Löwenstein Dr. Elbrächter Nein Ja Hellwege — Dr. Luchtenberg . . . . Ja Matthes Nein Dr. Maier (Stuttgart) . . — Dr. von Merkatz . Nein von Manteuffel (Neuß) . Nein Müller (Wehdel) . Nein Margulies Nein Dr. Schild (Düsseldorf) . entschuld. Mauk Nein Schneider (Bremerhaven) Nein Dr. Mende Nein Dr. Schranz Nein Dr. Miessner Nein Dr. Seebohm — Neumayer Nein Walter — Onnen entschuld. Wittenburg — Dr. Pfleiderer — Dr. Zimmermann . . . — Dr. Preiß Nein Dr. Preusker — Rademacher — Dr. Schäfer — Scheel Ja Fraktionslos Schloß Ja Dr. Schneider (Lollar) . Nein Brockmann (Rinkerode) — Schwann — Stegner Ja Zusammenstellung der Abstimmung Abstimmung Abgegebene Stimmen 392 Davon: Ja 153 Nein 236 Stimmenthaltung . 3 Zusammen wie oben . . 392 Berliner Abgeordnete Name Abstimmung Name Abstimmung CDU/CSU Mattick Ja Neubauer Ja Dr. Friedensburg . . Nein Neumann Ja Dr. Krone entschuld. Dr. Schellenberg . Ja Lemmer entschuld. Frau Schroeder (Berlin) . Ja Frau Dr. Maxsein Nein Schröter (Wilmersdorf) . Ja Stingl Nein Frau Wolff (Berlin) .. Ja Dr. Tillmanns — FDP SPD Dr. Heim Nein Brandt (Berlin) Ja Hübner entschuld. Frau Heise Ja Frau Dr. Dr. h. c. Lüders — Klingelhöfer entschuld. Dr. Reif entschuld. Dr. Königswarter Ja Dr. Will entschuld. Zusammenstellung der Abstimmung der Berliner Abgeordneten Abstimmung Abgegebene Stimmen 14 Davon : Ja 10 Nein 4 Stimmenthaltung . — Zusammen wie oben . . 14
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Richard Jaeger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Das ist mir bekannt. Dagegen habe ich ja auch nichts einzuwenden. Ich wende mich dagegen, daß Sie diese Bundesrepublik waffen- und schutzlos sein lassen wollen. Denn diese Bundesrepublik ist die Realität, in der wir leben, und wir wollen die Freiheit, die wir haben, nicht zum Opfer bringen. Sie ist für uns das höchste Gut. Und, meine Damen und Herren, wenn wir mit diesen Verträgen einen neuen Weg gehen, ist es der neue Weg zu den alten Zielen, die wir hier oft genug vertreten haben, zu den Zielen der Freiheit, des Friedens und der Einheit für Deutschland und unseren Kontinent.

    (Lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien.)



Rede von Dr. Eugen Gerstenmaier
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Mende..

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Erich Mende


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Mein sehr verehrter Herr Vorredner hat mit seinem Temperament hier eine Unruhe hervorgerufen, von der ich hoffe, daß ich sie zumindest im ersten Teil meiner Ausführungen glätten kann. Für den zweiten Teil allerdings kann auch ich nicht garantieren.

    (Heiterkeit.)

    Bei diesem Temperament, Herr Kollege Jaeger, frage ich mich: Ist es ein preußisches gewesen —nach Ihrem Geburtsort Berlin — oder ein bayerisches — nach Ihrer Heimat Bayern?

    (Große Heiterkeit.)

    Aber vielleicht lösen Sie einmal dieses interessante biologisch-psychologische Problem.
    Der Herr Bundeskanzler hat gestern in seiner großen Rede erklärt, die Bundesregierung verschweige nicht, daß ihr Bemühen um eine Neugestaltung und Verbesserung des Vertragswerkes von 1952 nicht auf allen Gebieten erfolgreich war. „Besonders auf dem Gebiete des Überleitungsvertrages bleiben berechtigte Wünsche und Anliegen unerfüllt".
    Ich habe die Ehre, im Namen der Fraktion der Freien Demokraten zu einem solchen unerfüllten Anliegen zunächst Stellung zu nehmen, nämlich zum Problem der Kriegsverurteilten, und im zweiten Teil werde ich allgemein auf Wehrfragen einzugehen haben, insbesondere auch auf das, was der Herr Bundeskanzler zu dem Problem Wehrmacht im demokratischen Staat gesagt und was Herr Kollege Ollenhauer zu der Frage des .,idiotischen Barras" hier an Kritik vorgebracht hat.
    Wir haben seinerzeit in den Artikeln 6 bis 8 des Ersten Teiles des Überleitungsvertrages die Einsetzung Gemischter Ausschüsse vorgesehen gehabt, die auch jetzt in den neuen Überleitungsvertrag übernommen wurden. Aufgabe dieser Ausschüsse sollte es sein, ohne die Gültigkeit der Urteile in Frage zu stellen, Empfehlungen für die Beendigung oder Herabsetzung der Strafe oder für die Entlassung auf Ehrenwort auszusprechen in bezug auf Personen, die durch die alliierten Gerichte wegen Verstoßes gegen das Kriegsrecht und den Kriegsbrauch oder gegen die allgemeinen Gesetze der Menschlichkeit verurteilt worden waren. Dieser Gemischte Ausschuß ist nicht in Tätigkeit getreten, weil ja die Vertragswerke am 30. August 1953 in Paris in der Assemblée Nationale gescheitert sind. Lediglich eine Art interimistischer Ausschüsse konnte erreicht werden, denen es immerhin zu verdanken ist, daß ein großer Teil der damals Inhaftierten entlassen werden konnte. Die Hoffnung, die wir bei den neuen Verhandlungen hatten, nämlich daß im Rahmen eines besseren Klimas im Jahre 1954 jene Fragen hätten abschließend bereinigt werden können, die noch im Jahre 1952 nicht bereinigt werden konnten, haben sich leider nicht erfüllt. Wir haben aber wenigstens Fortschritte zu verzeichnen.
    Ich nehme an, daß es Sie interessiert, zu hören, wieviel Menschen heute noch in alliierter Haft sitzen. Ich hoffe, daß das Problem auf allen Seiten des Hauses, da es ja um Menschen und um das Recht seht, ebenso interessiert wie die Fragen des Kindergeldgesetzes oder die Fragen von Kohle und Stahl. In den Ländern Norwegen, Dänemark, Holland, Belgien, Luxemburg, Frankreich, Italien, Jugoslawien, in Landsberg. Wittlich und in Werl wurden im Jahre 1950 noch 3650 verurteilte Deutsche festgehalten. im Jahre 1951 waren es 2785, im Jahre 1952 1127, im Jahre 1953 813. im Jahre 1954 466. und am 10. Dezember dieses Jahres waren es 353 Kriegsgefangene und Kriegsverurteilte.
    Im einzelnen verteilen sie sich wie folgt: auf Frankreich entfallen noch 111 Deutsche, in Holland sind es 53, in Belgien 9, dabei einige aus Eupen-


    (Dr. Mende)

    Malmedy, bei denen seitens der belgischen Stellen die Frage der deutschen Staatsangehörigkeit bestritten ist, in Luxemburg 4 Deutsche, in Italien einer, in Werl 37 Deutsche, in Wittlich 43 und in Landsberg 95.
    Nach den Feststellungen eines erfahrenen Juristen sind bei den 43 Deutschen in Wittlich 12 der Kriegsverurteilten kriminell vorbestrafte zweifelhafte Elemente, in Landsberg unter den 95 22 kriminell vorbestrafte zweifelhafte Elemente. Wir hoffen, daß im Rahmen der neuen Ausschüsse, die nach Art. 0 bis 8 zusammentreten werden, noch mehr erreicht werden kann, als durch die interimistischen Ausschüsse schon erreicht werden konnte.
    Die Frage ist — und sie läßt sich mit Recht aufwerfen —: Messen wir nicht dem Problem der Kriegsverurteilten zuviel Bedeutung bei? Nun, meine Damen und Herren, für uns, auch in diesem Hause, ist es in erster Linie eine Frage des Rechts; denn ich darf in Ihre Erinnerung zurückrufen, daß die Grundlage jener Verurteilungen juristisch anfechtbar ist. Der geistige Vater jener Kriegsverbrecherprozesse ist der sowjetische Professor Traïnin, der im Jahre 1943 eine Schrift „La responsabilité criminelle des Hitleriens" im Verlag Zanuk in Paris veröffentlicht hat.
    In Verfolg der hier zum Ausdruck gebrachten Gedankengänge ist dann am 30. Oktober 1943 die Moskauer Deklaration erfolgt, und am 8. August 1945 folgte die Londoner Viermächteakte, denen sich dann Ausnahmegesetze in England, Frankreich, Belgien, den Niederlanden und anderen Staaten anschlossen. Ich betone: Ausnahmegesetze; denn sie verstießen zum Teil gegen fundamentale internationale Rechtsgrundsätze, beispielsweise den Satz: Nulla poena sine lege! Die französische Verordnung von 1944 und das luxemburgische Gesetz enthalten zwingende Auslegungsvorschriften, z. B. daß Tötungen, die als Repressalien erfolgt sind, als Mord bestraft werden müssen. Das niederländische Gesetz läßt eine Analogie im Strafrecht zu, die es ja bekannterweise dort sonst nicht gibt. Das französische Gesetz vom 15. September 1948 schafft eine strafrechtliche Kollektivhaftung unter Umkehrung der Beweislast. Das heißt: wenn der Täter einer Straftat nicht gefunden werden konnte, so haftete kollektiv der gesamte Verband, und jeder einzelne war gezwungen, den Beweis seiner Unschuld zu erbringen.
    Daß die Zugehörigkeit der beteiligten Richter zur Widerstandsbewegung gefordert wurde, rechtfertigt die Behauptung, daß nicht immer nach den Grundsätzen des gerechten Rechts, sondern leider auch nach den bitteren Erfahrungen und nach dem Ressentiment des zweiten Weltkriegs geurteilt wurde.
    Wir haben also wegen dieser sehr zweifelhaften Rechtsgrundlagen allen Anlaß, das Problem der Kriegsverurteilten abzuschließen. Aber nicht nur das Rechtsproblem, auch das psychologische Problem zwingt zu einem baldigen Abschluß.
    Da über die Frage „Kriegsverurteilte, Kriegsverbrecher" gelegentlich falsche Interpretationen, vor allem in der Auslandspresse, lesbar sind, darf ich Ihnen noch einmal wiederholen, was ich an derselben Stelle im Juli 1952 bei der Beratung der damaligen Verträge zu dem Kriegsverbrecherproblem erklärt habe. Wenn wir von Kriegsverurteilten und von Kriegsverbrechern sprechen,
    meinen wir alle jene, die durch die besonderen Umstände des Krieges in Schuld verstrickt wurden, die vielleicht sogar unschuldig in das Mahlwerk einer noch stark vom Morgenthaugeist bestimmten Siegerjustiz geraten sind, deren nach allgemeinem Recht fragwürdige Verfahrensvorschriften ich eben kritisiert habe. Wir meinen jedoch nicht jene, die auch nach dem allgemeingültigen Recht objektiv und subjektiv schuldig geworden sind, weil sie ohne die Not des Krieges und ohne den Zwang besonderer Kriegsverhältnisse weit hinter der Front Menschen gequält, Menschen wegen ihrer Rasse, Religion oder Parteizugehörigkeit gepeinigt und den deutschen Namen mit Schande bedeckt haben. Die letzteren scheiden aus dieser Diskussion aus; sie wollen wir nicht haben. Wir sprechen von jenen, die, wie gesagt, durch den Krieg und die besonderen Kriegsverhältnisse in Verstrickungen gekommen sind, in denen sie nun schuldig oder teilschuldig oder gar unschuldig Opfer jener Nachkriegsjustiz geworden sind.
    Das Ganze ist aber nicht nur eine Frage des Rechts; es ist für die Aufstellung neuer deutscher Verbände auch eine psychologische Frage; denn es geht hier um das große Problem des Handelns auf Befehl. Ein großer Teil der Verurteilten hat auf Befehl gehandelt. Natürlich wollen gerade bei der Diskussion um die innere Struktur, um die Frage der Verantwortlichkeiten, des Befehlens und Gehorchens, die jungen Deutschen wissen: Welche Sicherungen haben wir, damit nicht auch wir eines Tages für Befehlsausführungen verantwortlich gemacht werden, wie es unseren Vätern geschehen ist? Die Frage des Handelns auf Befehl im Zusammenhang mit der Kriegsverurteiltenfrage ist für die deutsche Wehrpsychologie eine Angelegenheit ersten Ranges.
    Wie regeln nun die Verhandlungen um den Vertrag über die Europäische Verteidigungsgemeinschaft diese Frage? Es heißt im Militärprotokoll in Art. 18:
    Der Untergebene soll seinem Vorgesetzten im Rahmen der dienstlichen Erfordernisse und der gesetzlichen Bestimmungen, der Kriegsbräuche und der militärischen Vorschriften gehorchen.
    Also auch hier die Forderung nach Gehorsam der Untergebenen gegenüber den Vorgesetzten.
    Noch interessanter ist das Protokoll über allgemeine Strafrechtsgrundsätze. Hier bitte ich Sie, genau zuzuhören, denn hier liegt der Schlüssel zu einer abschließenden Regelung des Problems der Verurteilung ehemaliger Soldaten. Es heißt hier im Protokoll über allgemeine Strafrechtsgrundsätze:
    Niemand kann für eine Straftat bestraft werden, die das Gesetz nicht ausdrücklich als solche bestimmt: noch kann er mit Strafen belegt werden, die vom Gesetz nicht ausdrücklich festgesetzt sind.
    Hier erfolgt also die Wiederherstellung des alten Grundsatzes: Nulla poena sine lege.
    Unter Ziffer 2 wird das Verbot rückwirkender Kraft ausgesprochen werden:
    Das Strafgesetz kann weder hinsichtlich der Begriffsbestimmung der Straftat noch der Festsetzung der Strafe rückwirkende Kraft besitzen. Wird die Gesetzgebung nach dem Zeitpunkte der Begehung der Straftat geän-


    (Dr. Mende)

    dert, so sind grundsätzlich die Bestimmungen anzuwenden, die sich für den Beschuldigten am günstigsten auswirken.
    Unter Ziffer 3 heißt es:
    Bei der Festsetzung der Strafen und bei der Art ihrer Anwendung wird die Schwere der Straftat, ferner der Umstand, ob der Täter sie als solche erkannte, und schließlich, ob er den Willen hatte, sie zu begehen, berücksichtigt.
    In Ziffer 5 heißt es:
    Das Gesetz soll die Fälle festlegen, in denen der materielle Urheber einer Straftat nicht strafbar ist; dies ist insbesondere der Fall:
    — hier bitte ich die Vertreter, die an den kommenden Gesprächen in Brüssel oder in Paris teilnehmen, genau zuzuhören, weil ich fürchte, daß diese Absätze bei den Verhandlungen in Brüssel nicht genügend besprochen wurden —
    a) wenn der Täter im Augenblick der Begehung der Tat vollkommen seines Bewußtseins oder seines Willens beraubt war . . .,
    b) wenn der Täter sich infolge eines unwiderstehlichen physischen oder moralischen Zwanges genötigt sah, eine Handlung zu begehen oder sie zu unterlassen,
    c) wenn der Täter von einer hierzu befugten Stelle einen rechtmäßigen Befehl erhalten hat.
    Schließlich:
    wenn der Täter in Notwehr gehandelt hat. Und als letztes:
    Bei der Festsetzung der Strafbarkeit und den Erwägungen hinsichtlich der Gewährung von Strafmilderungen und ihres Ausmaßes soll das Gesetz dem Alter des Täters Rechnung tragen.
    Meine Damen und Herren, übertragen wir diese Rechtsgrundsätze des Vertrages über die Europäische Verteidigungsgemeinschaft auf die Revision der Urteile bezüglich der noch inhaftierten Soldaten, und wir bekommen den größten Teil von ihnen morgen frei! Denn wer hat in einem autoritären System nicht unter einem physischen oder psychischen Zwang gestanden, wenn er bei Nichtausführung eines Befehls nicht nur selber mit dem Tode bedroht war, sondern wenn im Rahmen der Sippenhaft sogar Frau und Kind und Eltern bedroht waren?!
    Bei den jüngeren Inhaftierten sollte man Ziffer 6 berücksichtigen und dem Alter des Täters Rechnung tragen. Ich denke da an die 18- und 19jährigen SS-Leute aus dem Malmedy-Fall, die zum Teil immer noch in Landsberg inhaftiert sind, obgleich sie nicht nur bei der Begehung der Tat minderjährig waren, sondern sich auch im Rahmen des Einziehungssystems zwangsweise und nicht im Rahmen einer Freiwilligkeit bei der Waffen-SS befanden.
    Wir Freien Demokraten schlagen daher vor, daß man bei den Gnadenkommissionen, die nach dem Überleitungsvertrag ja nur für die in Deutschland, in Werl, Wittlich und Landsberg, Inhaftierten zuständig sind, die Zuständigkeit erweitert und auf die in Frankreich Inhaftierten ausdehnt, daß man eine deutsch-belgische gemischte Kommission und eine deutsch-niederländische Gnadenkommission —
    ebenfalls im Rahmen der Verhandlungen der Westeuropäischen Union — erreicht. Noch besser wäre es allerdings, wenn es vor allem wieder jetzt im Hinblick auf das bevorstehende Weihnachtsfest gelänge, durch Gnadenakte der dafür zuständigen Staatsoberhäupter oder Hohen Kommissare das langwierige Verfahren der Gnadenkommissionen überhaupt auszuschalten.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Lassen Sie mich ein Letztes noch zu dem Problem Spandau sagen. Hier haben die Westalliierten jahrelang versucht, gerade für die Ältesten der Inhaftierten, Neurath und Raeder, Hafterleichterungen oder gar Entlassungen zu erreichen. Das ist immer wieder an dem Widerstand der Sowjets gescheitert. Nunmehr haben die Sowjets den Fall Neurath aufgegriffen und die Entlassung vorgeschlagen. Meine Damen und Herren, nun steht in der Welt die Sowjetunion als Vertreterin humanitärer Gedanken gegenüber dem alten Herrn Neurath ida. Wollen wir so lange warten, bis diese Sowjets auch noch im zweiten Fall, im Falle Raeder, die Initiative ergreifen? Ich glaube, die Westalliierten sollten es sich angelegen sein lassen, nun ihrerseits einen Gegenzug zu tun und nunmehr die Entlassung des 78jährigen Herrn Raeder vorschlagen.
    Damit möchte ich dieses Problem — die Frage des Rechtes und die Frage der Psychologie des Handelns auf Befehl — abschließen mit der Hoffnung, daß gerade in dieser Frage allmählich auch in der Politik das Vaterunser Geltung erhält: „und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern". Im zweiten Weltkrieg sind leider auf allen Seiten Licht und Schatten zu bemerken, auf allen Seiten Völkerrechtsbrüche vorgekommen. Wo kommen wir hin, wenn wir nach dem System „tu quoque" aufrechnen? Ich glaube, es dient dem Gemeinschaftsgeist und dem Beginn einer neuen Zusammenarbeit besser, wenn man nicht wie Lots Weib in der Bibel zurückschaut und dafür zu einer Salzsäule erstarrt, sondern vorwärtsschaut nach Europa und die leidige Frage der kriegsverurteilten Soldaten endlich, zehn Jahre nach dem letzten Schuß, zum Abschluß bringt.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Nun zu der zweiten Frage, die der Herr Bundeskanzler in seiner Rede anrührte, als er erklärte:
    In Deutschland — darüber sind wir uns alle in diesem Hohen Hause einig — wird die Armee unter dem Gesetz stehen, das vom Bundestag erlassen werden wird. Über seine Ausführung werden alle, die in Deutschland politische Verantwortung tragen, gemeinsam wachen.
    Die Armee habe, so erklärte der Bundeskanzler, in der Gegenwart nicht mehr die zentrale Stellung, die sie in der alten Gesellschafts- und Staatsform besessen habe. Nicht zuletzt unter dem Einfluß der Technik werde das Soldat-Sein zu einem Beruf, der gleichgeachtet neben anderen Berufen stehe. „Er erfüllt seine wichtigen Funktionen in 'der demokratisch geordneten Gesellschaft, aber er beherrscht sie nicht." Wort für Wort, Herr Bundeskanzler, wird diese Einstellung zu der Frage Demokratie und Wehrmacht von uns unterstrichen. Sie erklärten auch, daß der Militarismus tot sei. Auch da will ich Ihnen zustimmen.
    Ich halte es aber für zweckmäßig, angesichts der Verwirrungen, die über den Begriff Militaris-


    (Dr. Mende)

    mus immer noch in der Welt herrschen, den Versuch einer Interpretation zu machen, wie ich ihn auch damals, im Jahre 1952, bei der gleichen Debatte unternommen habe, aber anscheinend nicht mit großem Erfolg; denn man redet heute schon wieder von Militarismus, wenn man nur den Bundesgrenzschutz meint. Das scheint uns wirklich sehr übertrieben zu sein. Was ist denn eigentlich Militarismus? Man kann Militarismus als die Lehre und die Anwendung jenes Grundsatzes definieren, daß Gewalt vor Recht gehe, daß Krieg also die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln sei. Wenn sich jemand zu diesen Grundsätzen bekennt und wenn er sein ganzes Leben und seine Lebensäußerungen darauf ausrichtet: „Gewaltlösungen stehen vor Rechtslösungen", dann pflegen doch selten jene Militaristen zu sein, die am ersten Kriegstag die Gewaltanwendung auch von der anderen Seite zu spüren bekommen; denn normalerweise pflegt bei Kriegsbeginn auf beiden Seiten geschossen zu werden. Nein, Militaristen tragen vielmehr Zivil. Sie sitzen nach meiner Auffassung viel häufiger in der Politik, in der Diplomatie und in der Rüstungsindustrie und viel seltener im Soldatenstand.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Es sind doch die Politiker, die die Gesetze machen, nach denen dann die Soldaten gehorchen müssen. Oder haben am ersten Kriegstag — ich frage die Älteren unter Ihnen — 1914 oder am ersten Kriegstag 1939 — ich frage die Jüngeren — Urabstimmungen in den Kasernen der kriegführenden Mächte stattgefunden, etwa nach dem Motto: Liste 1 „Wir wollen Krieg", Liste 2 „Wir bleiben zu Hause"? Nirgendwo in der Geschichte ist diese Frage jeweils den Soldaten zur Entscheidung vorgelegt worden, sondern hier herrscht der Primat der Politik. Die Politiker tragen die Verantwortung, und der Soldat hat nur die zwei Möglichkeiten, entweder den Gesetzen, die die Politiker gemacht haben, zu gehorchen oder ihnen nicht zu gehorchen und am ersten Tag bereits zu riskieren, daß er wegen Befehlsverweigerung erschossen wird.
    Seitdem in den modernen Demokratien eine Entfernung von den mittelalterlichen Landsknechts- und Legionsmethoden erfolgt ist, hat das Soldatentum eine ethische Grundlage. Wo immer der brave Mann an sich selbst zuletzt denkt, bei der Bergwacht, beim Seenotdienst, in der Grube, wo der Bergmann unter Tage für uns alle die Kohle gräbt und sich in ständiger Lebensgefahr befindet, bei der Polizei, bei der Feuerwehr, wo immer der brave Mann unter besonders schwierigen Bedingungen für die Gemeinschaft seinen Dienst tut, verdient er die Hochachtung der Gemeinschaft, für die er das tut. Um wieviel mehr gilt das auch für den Soldaten in allen Völkern der Welt, für den Soldaten, der bereits im Frieden sich einer harten Ausbildung unterwerfen muß und der im Kriege sogar bereit sein muß, sein Leben hinzugeben! Ich bin der Meinung, daß der deutsche Soldat im ersten Weltkrieg nicht für den Kaiser und im zweiten Weltkrieg nicht für Hitler gekämpft hat, sondern genau so für sein deutsches Vaterland — und es tun mußte auf Grund der Gesetze — wie der Franzose für Frankreich, der Engländer für England, ja sogar der Rotarmist für die Sowjetunion, die nun einmal sein Vaterland ist. Das ethische Opfer des deutschen
    Soldaten im ersten wie im zweiten Weltkrieg ist über jede Diskussion erhaben.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Ethische Leistungen werden nicht gemindert durch das politische System, unter dem sie erbracht werden, selbst dann nicht, wenn das ethische Pflichtbewußtsein so schrecklich mißbraucht wurde, wie es geschehen ist. Aber das gefährlichste, was man machen kann, ist, Militarismus und Soldatentum zu vermengen und zu übersehen, daß zwischen Militarismus und echtem Soldatentum eine Welt klafft.

    (Abg. Samwer: Sehr richtig!)

    Herr Kollege Ollenhauer hat gestern unter dem Beifall eines Teils des Hauses den „idiotischen Barras" kritisiert. Lassen Sie mich auch hier einige Interpretationen für den Barras geben,

    (Zuruf von der SPD: Für den idiotischen!)

    — für den idiotischen Barras, auch dafür. Ich bin der Meinung, daß das Soldatentum des ersten wie des zweiten Weltkrieges nicht so sehr mit idiotischen Barrasleuten angereichert sein konnte. Denn nach dem zweiten Weltkrieg beispielsweise sind niemandem die Schulterstücke abgerissen worden, obgleich manche politischen Kräfte sogar dazu ermuntert haben. Das Verhältnis zwischen Offizier, Unteroffizier und Mann muß also besser gewesen sein, als es manchmal hier und da kollektiv dargestellt und verurteilt wird. Ich bin der Auff as-sung, Herr Kollege Ollenhauer, daß der Unteroffizier Himmelstoß bei Remarque, daß der Schleifer-Platzek bei Kirst und auch sein Hauptmann Witterer, der in Wirklichkeit ein erbärmlicher Nebenmann war, Ausnahmeerscheinungen des deutschen Militärlebens waren und nicht die Regel.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Schmidt [Hamburg]: Na, na!)

    Wenn Sie nur diese Ausnahmeerscheinungen gemeint haben, dann sind wir mit Ihnen einig. Aber wenn Sie etwa grundsätzlich jeden Berufsunteroffizier und Berufsoffizier der Vergangenheit unter dieses Motto haben stellen wollen,

    (Widerspruch bei der SPD — Zuruf von der SPD: Das geschieht ja nicht!)

    dann müssen wir Ihnen entschieden widersprechen, und Ihre eigenen Kollegen sind oft die besten Zeugen dafür, daß es nicht so war.

    (Erneuter Widerspruch bei der SPD. — Zuruf von der SPD: Es hat auch noch Schlimmere als Platzek gegeben, das wissen Sie genau!)

    Nun, daß wir gewisse Risiken auf uns nehmen, das ist klar. Es ist nichts ohne Risiko. Es kommt allerdings entscheidend darauf an, daß man beim Zusammenschluß aller politischen Kräfte sich zur Abwehr des Risikos zusammenfindet und nicht Prinzipien, die außer Streit stehen sollten, zum Gegenstand parteipolitischer Kämpfe macht.

    (Sehr gut! rechts und in der Mitte.)

    Wir glauben, daß es sehr viele Möglichkeiten gibt, einen Überhang des Militärischen gegenüber dem Zivilen zu vermeiden. Ich denke da beispielsweise an die Einrichtung eines Bundesverteidigungsrats, wie ihn die Vereinigten Staaten kennen, wie ihn, in anderer Form, auch Frankreich kennt. An der Spitze steht der Präsident als Vorsitzender eines National Security Council, eines Bundesverteidi-


    (Dr. Mende)

    gungsrats, dem bei uns beispielsweise angehören sollten der Regierungschef, sein Vertreter, der Innenminister, der Außenminister, der Wirtschafts-, der Finanz- und natürlich auch der Verteidigungsminister. Das wäre das oberste Gremium, vielleicht noch ergänzt durch parlamentarische Vertreter aller Gruppen, selbstverständlich auch der Opposition. Wir werden Gelegenheit haben, in dien Ausschußberatungen — ich hoffe, auch mit der Hilfe der Opposition — jene Formen zu finden, die uns vor den Auswüchsen der Vergangenheit bewahren, die aber auf der anderen Seite das Gute übernehmen.
    Was ist nun das Gute? Ich will nicht in den Streit zwischen Picht und Baudissin eingreifen, auch nicht in die Diskussion über die innere Struktur. Man wird kaum von einem Extrem ins andere fallen dürfen, sondern wird hier eine gesunde Mittellinie wählen müssen. Welche denn? Im frontnahen Raum, bei der Infanterie, im Panzer, im Flugzeug, im U-Boot herrschte doch ohnehin nicht der Geist einer Disziplinarvorschrift, sondern der Geist einer Kameradschaft auf Gedeih und Verderb. In diesem frontnahen Raum imponierte doch nicht der Dienstgrad — wie schnell konnte er ausgelöscht sein —, es imponierte auch nicht einmal das Kriegsgericht, denn kaum kamen Kriegsrichter bis zur vorderen Linie. Nein, entscheidend war das persönliche Beispiel.
    Das ist das Prinzip, das in den neuen Verbänden herrschen muß: Kein Offizier darf von seinen Untergebenen mehr fordern, als er selbst jederzeit zu geben bereit ist.

    (Beifall.)

    Und das zweite: Alles Überflüssige an äußeren Formen muß verschwinden. Wir wollen weder das unlängst in einer Illustrierten dargestellte Revierreinigen noch das Vorbeigehen in gerader Haltung mit zwei Kaffeekannen, das auch ich noch üben mußte, noch sonstige Beschäftigungstheorie. Nein, wir wollen die Ausbildung abstellen auf die eine Frage: Vermittlung des richtigen Verhaltens im Gefecht mit dem Ziel, soviel wie möglich an Menschen heimzubringen, wenn es leider zu einem Gefecht kommen sollte. Denn nicht der ist der beste Vorgesetzte, der mit den höchsten Verlustzahlen brilliert, sondern der, der die meisten seiner Männer wieder heimbringt. .

    (Zurufe von der SPD.)

    „Frontal greift nur der Bulle an; der Bulle ist ein Rindvieh", habe ich mal gelernt. Darin steckt mehr Weisheit als vielleicht in manchem Spitzenreferat über neue Formen. Man sollte mit dem Versuch, neue Formen zu finden, nicht gleich alle alten überkommenen Formen mißachten wollen.
    Wie ist nun die Frage der psychologischen Bereitschaft der Jugend zu beantworten? Bisher ist von allen Rednern nur festgestellt worden, daß wir bei der Jugend einen Enthusiasmus nicht feststellen können. Gottlob! Auch ich bin der Meinung, daß wir ihn nicht finden können, und es ist eine Freude, wie die Jugend nach den Erfahrungen der Vergangenheit skeptischer und mißtrauischer geworden ist. Aber noch niemand hat hier die Gründe darzulegen versucht für das Phänomen, daß die deutsche Jugend entgegen aller Voraussage aus Paris, London und Washington nicht mit fliegenden Fahnen zu den Einheiten Blanks gekommen ist.
    Meine Damen und Herren, es gibt drei Gründe:
    Der erste Grund ist der hemmungslose Mißbrauch der Opferbereitschaft und des Idealismus der deutschen Jugend durch Hitler.
    Aber daneben gibt es noch einen zweiten Grund: Ebenso ist dafür verantwortlich eine Fehlbehandlung der heimkehrenden Soldaten nach 1945 durch die Alliierten wie zum Teil durch uns selbst.

    (Beifall rechts und beim GB/BHE.)

    Ich will hier nicht gewisse Gedichte vollständig zitieren, aber es hat nun mal im Jahre 1947 in einer großen politischen Zeitung in Deutschland über die Soldaten gestanden:
    Sie standen in Frankreich und Polen, Sie standen an Wolga und Don,
    Sie haben geraubt und gestohlen, Und wissen jetzt gar nichts davon!

    (Hört! Hört! beim GB/BHE) Das ist der Ruhm der Soldaten,

    — so hieß es in der letzten Strophe —
    Helden in Saus und Braus!
    Und alles, was sie verbrochen haben, löffeln wir jetzt aus.
    Wir können doch nicht daran vorbeigehen, daß das nicht ein Einzelgedicht war, sondern daß auch solche Reden gehalten wurden nach dem Motto: Du, Soldat, bist Kriegsverlängerer, Du, Kriegsopfer, bist schuld! Daher Streichung der Kriegsopferversorgung!
    Erwarten Sie denn nach einer solchen Behandlung der Väter, daß die Söhne heute mit Begeisterung wieder Soldat werden?

    (Sehr gut! rechts.)

    Nein, meine Damen und Herren, hier liegen auch eigene Fehler vor, eigene Fehler, die zu erkennen und abzustellen auch zu einem demokratischen Grundanliegen gehören müßte.

    (Beifall rechts.)

    Ich könnte die Beweise für die Fehlbehandlung nach 1945 noch wesentlich erweitern. Aber es liegt mir daran, nicht neue Gräben aufzureißen, sondern alte zuzuschütten.
    Der dritte Grund ist jene gewaltige Hypothek, von der man in Paris, in London, in Washington zu wenig weiß. Man weiß doch kaum in Deutschland die Ziffern der Hypothek des zweiten Weltkriegs und des Verbrechens Hitlers am deutschen Volk.

    (Zuruf von der SPD: Wir wissen es!)

    7 Millionen Tote! 8 Millionen Vertriebene, 2 Millionen Sowjetzonenflüchtlinge, macht 10 Millionen
    Menschen mehr im westdeutschen Raum, das heißt,
    mehr als die Bevölkerung Australiens, die 8 Millionen beträgt, mehr als die Bevölkerung Dänemarks
    und der Schweiz zusammengezählt, die 9 Millionen beträgt. 41/2 Millionen rentenberechtigte
    Kriegsopfer, Körperbehinderte, Witwen und Waisen! Und, meine Damen und Herren, ist es Ihnen
    nicht selbst aufgefallen, daß die Kriegsopferverbände um jede Rentenerhöhung kämpfen müssen

    (Zuruf von der SPD: Das müssen Sie in eine andere Richtung sagen!)

    und daß jetzt sogar in irgendeinem Finanz- oder sonstigen Ministerium der Versuch gemacht wurde, einen Teil der Renten in einem Zwangssparverhältnis einfrieren zu lassen?

    (Zurufe von der SPD.)



    (Dr. Mende)

    Wundern Sie sich angesichts solcher psychologischer Dummheiten, — gottlob sind sie rechtzeitig durch parlamentarisches Eingreifen verhindert worden—, daß die jungen Leute nicht mit wehender Fahne zu den neuen Divisionen kommen wollen, wenn man bisher nicht einmal in vollem Umfange bereit ist, den Opfern des zweiten Krieges ihr Existenzminimum zu geben?

    (Abg. Eschmann: Das sagen Sie doch einmal zum Heimkehrergesetz!)

    — Mit dem Heimkehrergesetz ist es dasselbe Problem. Sie, Kollege Eschmann, wissen am besten, wie lange es gedauert hat, bis es endlich in Kraft treten konnte.

    (Abg. Eschmann: Sagen Sie auch, an wem das gelegen hat!)

    — An dem Herrn Bundesfinanzminister, der nach den Wahlen das Gegenteil von dem tat, was er vor den Wahlen versprochen hatte.

    (Beifall bei der SPD — Abg. Mellies: Das wollen wir hier festhalten!)

    Aber da er nicht da ist — und mit Kranken soll man sich nicht raufen —, will ich darauf nicht eingehen, Herr Schoettle! Gerade wir von der Koalition, das wird Ihnen Kollege Eschmann bestätigen, haben es dann verstanden, diese Gefahr zu beseitigen.

    (Zurufe von der SPD.)

    — Ich kann mich nicht immer nach den Richtungen orientieren, Herr Kollege Schoettle.

    (Abg. Schoettle: Sie sind so gewohnt, in unsere Richtung zu sprechen, daß Sie die andere Richtung ganz vergessen!)

    Ich halte es da mit dem alten Grundsatz, ,daß Politik nicht mit dem verlängerten Rückgrat gemacht werden sollte, auf dem man sitzt, sondern mit dem Kopf. Ich schaue daher weniger nach den Sitzen, als nach den Köpfen aller Richtungen.

    (Heiterkeit. — Zurufe von der SPD. — Weitere Zurufe von der SPD.)

    — Es ist doch nicht zu bestreiten, Herr Kollege Schoettle, daß die politischen Bezeichnungen „rechts", „Mitte" und „links" aus der Sitzordnung des alten Reichstags stammen. Da man aber Politik nicht von der Sitzordnung, sondern vom Kopf her machen müßte, sind diese alten Begriffe für mich längst überfällig geworden.

    (Abg. Schoettle: Vor allem Politik mit dem Rückgrat machen! Nicht mit gebogenem!)

    Nun zu der Frage der Fehler, die wir selbst machen.
    Die mangelnde Bereitschaft der Jugend ist auch auf eine Art Schocktherapie zurückzuführen, die wir selbst versuchen. Glauben Sie, es hilft, wenn man jeden Tag in den Zeitungen neue Zahlen liest: „500 000 Mann", oder „Neues über die Uniform", über die Besoldung, über „Wehrpflicht oder Miliz"? Ich glaube, es sind in der Pressepolitik so viel Fehler gemacht worden, daß wir auch einmal über die richtigen Formen der Therapie sprechen müßten. Wir sollten nicht immer mit den Mitteln des Holzhammers, mit einer Schocktherapie versuchen, was nur mit kluger Bedachtsamkeit geheilt werden kann.

    (Zurufe von der SPD.)

    Niemand darf nämlich glauben, daß man heute mit einigen schönen Reden oder mit irgendwelchen inneren Strukturveränderungen die Divisionen wieder aufstellen kann, die man 1945 wie Viehherden in den Pferch der Gefangenschaft gejagt hat. Eine Armee ist keine Addition von Offizieren, Unteroffizieren, Soldaten und Material; eine Armee ist ein Organismus, und idas Entscheidende am Organismus ist der Geis t. Nach alledem aber, was von den anderen und von uns gesündigt wurde und heute noch gesündigt wird, kann der Geist nicht so sein, wie wir es uns wünschen.