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  • tocInhaltsverzeichnis
    2. Deutscher Bundestag — 62. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 16. Dezember 1954 3175 62. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 16. Dezember 1954. Geschäftliche Mitteilungen 3176 A Glückwunsch zum Geburtstag des Abg. Dr. Will 3176 A Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, GB/BHE, DP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Beiträge des Bundes zu den Steuerverwaltungskosten der Länder (Drucksache 1058); Mündlicher Bericht des Ausschusses für Finanz- und Steuerfragen (Drucksache 1085) 3176 B Dr. Gülich (SPD): als Berichterstatter 3176 B als Abgeordneter 3176 C Dr. Dresbach (CDU/CSU) 3177 B Vizepräsident Dr. Schmid 3177 C Abstimmungen 3176 C, 3177 C Fortsetzung der ersten Beratung des Entwurfs eines Gesetzes betr. das Protokoll vom 23. Oktober 1954 über die Beendigung des Besatzungsregimes in der Bundesrepublik Deutschland (Drucksachen 1000, zu 1000) in Verbindung mit der Fortsetzung der ersten Beratung des Entwurfs eines Gesetzes betr. den Vertrag vom 23. Oktober 1954 über den Aufenthalt ausländischer Streitkräfte in der Bundesrepublik Deutschland (Drucksache 1060), mit der Fortsetzung der ersten Beratung des Entwurfs eines Gesetzes betr. den Beitritt der Bundesrepublik Deutschland zum Brüsseler Vertrag und zum Nordatlantikvertrag (Drucksache 1061), mit der Fortsetzung der ersten Beratung des Entwurfs eines Gesetzes betr. das am 23. Oktober 1954 in Paris unterzeichnete Abkommen über das Statut der Saar (Drucksache 1062) und mit der Fortsetzung der Beratung des Schriftlichen Berichts des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten über den Antrag der Fraktion der SPD betr. Londoner Abkommen und Außenpolitik der Bundesrepublik (Drucksachen 958, zu 958, 863) . 3177 C Haasler (GB/BHE) 3177 D, 3180 D Dr. Mommer (SPD): zur Sache . . . 3180 D, 3186 C, D, 3232 D zur Abstimmung 3257 B Dr. von Merkatz (DP) 3180 D, 3186 C, D, 3205 A, B, C Dr. Schmid (Frankfurt) (SPD): als Vizepräsident 3256 C als Abgeordneter 3233 A ff. Rasner (CDU/CSU) 3188 D, 3195A, B, 3196C, 3197 B Ritzel (SPD) 3194 D, 3195 A, B Dr. Baade (SPD) . . . 3196 B, D, 3197 B 'Gontrum (CDU/CSU) . . . 3196 C, 3210 B Präsident D. Dr. Gerstenmaier . . 3197 A, 3209 A, 3210 C, 3211 D Dr. Vogel (CDU/CSU) 3197 A von Manteuffel (Neuß) (FDP) . . 3197 D Erler (SPD) 3204 A, 3205 A, B, C, 3209 A, B, D, 3210 ff., 3216 D, 3217 C, 3218 B, 3230 D, 3232 C, 3251 B, 3252 A, 3256 C Wacher (Hof) (CDU/CSU) 3209 A Dr. Friedensburg (CDU/CSU) . . 3209 B, D Kunze (Bethel) (CDU/CSU) . . . . 3209 C Frau Dr. Rehling (CDU/CSU) . . . 3210 A Bausch (CDU/CSU) 3210 B, C, D Frau Wolff (Berlin) (SPD) 3210 D Walter (DP) 3211 A Unterbrechung der Sitzung . 3211 D Dr. Jaeger (CDU/CSU) . .. . 3212 A, 3212B, 3216D, 3217 A, D, 3218B Brandt (Berlin) (SPD) 3215 A, B Dr. Menzel (SPD) 3217 A Dr. Mende (FDP) 3218 B, 3223 C Koenen (Lippstadt) (SPD) 3223 C Seiboth (GB/BHE) 3226 A Mellies (SPD): zur Sache 3229 B, 3252 B, C zur Abstimmung 3256 B Dr. Adenauer, Bundeskanzler .. 3229 D, 3230 D, 3232 C, 3233 A ff., 3250 A., 3251 B, 3252 A, B, C Dr. Becker (Hersfeld) (FDP) . . . . 3234 A Schneider (Bremerhaven) (DP) . . 3240 A Euler (FDP) 3243 A Ollenhauer (SPD) 3247 B Wehner (SPD) 3250 D, 3251 A Dr. Rinke (CDU/CSU) . . 3252 D, 3253 B, C Dr. Kather (GB/BHE) 3253 B Dr. Dr. h. c. Prinz zu Löwenstein (FDP) 3254 C Dr. Kopf (CDU/CSU) (zur Abstimmung) 3256 C, 3257 A Namentliche Abstimmung über den Antrag Umdruck 280 . 3256 B, C, 3257 A, 3259 Ausschußüberweisungen . . . . 3257 D, 3258 C Nächste Sitzung 3258 C Zusammenstellung der namentlichen Abstimmung über den Antrag der Fraktion der SPD betr. Vorrang von Verhandlungen zur Wiedervereinigung Deutschlands (Umdruck 280) 3259 Die Sitzung wird um 9 Uhr 5 Minuten durch den Vizepräsidenten Dr. Schmid eröffnet.
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    *) Vgl.Anlage 1 zum Stenographischen Bericht der 61. Sitzung. Namentliche Abstimmung über den Antrag der Fraktion der SPD zur Großen Anfrage (Drucksache 1017) betreffend Vorrang von Verhandlungen zur Wiedervereinigung Deutschlands (Umdruck 280) (Vgl. S. 3256 B) Name Abstimmung Name Abstimmung CDU/CSU Frau Ackermann . . . . Nein Fuchs Nein Dr. Adenauer Nein Funk Nein Albers entschuld. Dr. Furler Nein Arndgen Nein Gedat . Nein Barlage Nein Geiger (München) . . . Nein Dr. Bartram krank Frau Geisendörfer . Nein Bauer (Wasserburg) . . Nein Gengler . Nein Bauereisen Nein Gerns — Bauknecht Nein D. Dr. Gerstenmaier . . Nein Bausch Nein Gibbert Nein Becker (Pirmasens) . . . Nein Giencke . Nein Berendsen entschuld. Dr. Glasmeyer Nein Dr. Bergmeyer Nein Dr. Gleissner (München) Nein Fürst von Bismarck . . . — Glüsing entschuld. Blank (Dortmund) . . . Nein Gockeln . — Frau Dr. Bleyler Dr. Götz Nein (Freiburg) Nein Goldhagen Nein Blöcker Nein Gontrum Nein ( Bock Nein Dr. Graf Nein von Bodelschwingh Nein Griem Nein . . . Dr. Böhm (Frankfurt) . Nein Günther Nein Brand (Remscheid) , . . Nein Gumrum Nein Frau Brauksiepe . . . . Nein Häussler Nein Dr. von Brentano .. . . ein Hahn Nein Brese entschuld. Harnischfeger Nein Frau Dr. Brökelschen . Heix Nein Dr. Brönner. . Nein Dr. Hellwig Nein Brookmann (Kiel) . krank Dr. Graf Henckel . . . Nein Brück Nein Dr. Hesberg Nein Dr. Bucerius krank Heye Nein Dr. von Buchka . entschuld. Hilbert Nein Dr. Bürkel Nein Höcherl Nein Burgemeister Nein Dr. Höck entschuld. Caspers Nein Höfler Nein Cillien Holla Nein Dr. Conring entschuld. Hoogen entschuld. Dr. Czaja Nein Dr. Horlacher Nein Demmelmeier Nein Horn Nein Diedrichsen Nein Huth Nein Frau Dietz Nein Illerhaus — Dr. Dittrich Nein Dr. Jaeger Nein Dr. Dollinger Nein Jahn (Stuttgart) .. . Nein Donhauser — Frau Dr. Jochmus . . . Nein Dr. Dresbach entschuld. Josten Nein Eckstein — Kahn — Ehren Nein Kaiser Nein Engelbrecht-Greve . . . Nein Karpf entschuld. Dr. Dr. h. c. Erhard . . . — Kemmer (Bamberg) . . Nein Etzenbach . — Kemper (Trier) krank Even Nein Kiesinger Nein Feldmann . krank Dr. Kihn (Würzburg) . . — Finckh Nein Kirchhoff Nein Dr. Franz Nein Klausner — Franzen Nein Dr. Kleindinst Nein Friese Nein Dr. Kliesing Nein Name Abstimmung Name Abstimmung Knapp Nein Richarts Nein Knobloch Nein Frhr. Riederer von Paar Nein Dr. Köhler Nein Dr. Rinke Nein Koops — Frau Rösch krank Dr. Kopf Nein Rösing . Nein Kortmann . Nein Rümmele Nein Kramel Nein Ruf Nein Krammig Nein Sabaß Nein Kroll Nein Sabel Nein Frau Dr. Kuchtner . . . Nein Schäffer krank Kühlthau Nein Scharnberg Nein Kuntscher Nein Scheppmann Nein Kunze (Bethel) Nein Schill (Freiburg) .. Nein Lang (München) . .. Nein Schlick Nein Leibfried Nein Schmücker Nein Dr. Leiske Nein Schneider (Hamburg) . . Nein Lenz (Brühl) Nein Schrader entschuld. Dr. Lenz (Godesberg) . . Nein Dr. Schröder (Düsseldorf) Nein Lenze (Attendorn) .. Nein Dr.-Ing. E. h. Schuberth — Leonhard Nein Schüttler Nein Lermer Nein Schütz Nein Leukert Nein Schuler Nein Dr. Leverkuehn .. Nein Schulze-Pellengahr . . Nein Dr. Lindenberg .. Nein Schwarz Nein Dr. Lindrath Nein Frau Dr. Schwarzhaupt — Dr. Löhr Nein Dr. Seffrin Nein Lotze Nein Seidl (Dorfen) entschuld. Dr. h. c. Lübke Dr. Serres Nein Lücke entschuld. Siebel Nein Lücker (München) . Nein Dr. Siemer entschuld. Lulay Nein Solke entschuld. Maier (Mannheim) . . Nein Spies (Brücken) Nein Majonica Nein Spies (Emmenhausen) Nein Dr. Baron Manteuffel- Nein Spörl Nein Szoege Massoth Nein Graf von Spreti . Nein Maucher entschuld. Stauch Nein Mayer (Birkenfeld) Nein Frau Dr. Steinbiß Nein . Menke Nein Stiller Nein Mensing entschuld. Storch — Meyer (Oppertshofen) Nein Dr. Storm entschuld. . Meyer-Ronnenberg . . . entschuld. Strauß Nein Miller Nein Struve entschuld. Dr. Moerchel entschuld. Stücklen Nein Morgenthaler Nein Teriete Nein Muckermann Nein Unertl Nein Mühlenberg Nein Varelmann Nein Dr. Dr. h. c. Müller (Bonn) Nein Frau Vietje Nein Müller-Hermann. . Nein Dr. Vogel Nein Müser Nein Voß krank Naegel Nein Wacher (Hof) Nein Nellen Nein Wacker (Buchen) Nein Neuburger — Dr. Wahl Nein Niederalt krank Walz Nein Frau Niggemeyer Nein Frau Dr. Weber (Aachen) Nein Dr. Oesterle Nein Dr. Weber (Koblenz) . . entschuld. Oetzel — Wehking Nein Dr. Orth Nein Dr. Welskop entschuld. Pelster Nein Frau Welter (Aachen) . — Dr. Pferdmenges . . — Dr. Werber .. . entschuld. Frau Pitz Nein Wiedeck Nein Platner Nein Wieninger Nein Dr. Pohle (Düsseldorf) . Nein Dr. Willeke Nein Frau Praetorius . . Nein Winkelheide Nein Frau Dr. Probst . . Nein Wittmann — Dr. Dr. h. c. Pünder . Nein Wolf (Stuttgart) . . Nein Raestrup Nein Dr. Wuermeling . — Rasner Nein Wullenhaupt Nein Frau Dr. Rehling . . .. Nein Name Abstimmung Name Abstimmung SPD Frau Albertz Ja Keuning Ja Frau Albrecht Ja Kinat Ja Altmaier Ja Frau Kipp-Kaule . . . Ja Dr. Arndt Ja Könen (Düsseldorf) . . . Ja Arnholz Ja Koenen (Lippstadt) . . Ja Dr. Baade Ja Frau Korspeter . Ja Dr. Bärsch Ja Dr. Kreyssig Ja Bals Ja Kriedemann Ja Banse Ja Kühn (Köln) Ja Bauer (Würzburg) . . . Ja Kurlbaum Ja Baur (Augsburg) . .. . Ja Ladebeck Ja Bazille Ja Lange (Essen) Ja Behrisch Ja Frau Lockmann . . Ja Frau Bennemann . Ja Ludwig Ja Bergmann Ja Dr. Lütkens Ja Berlin Ja Maier (Freiburg) . . . Ja Bettgenhäuser Ja Marx Ja Frau Beyer (Frankfurt) Ja Matzner Ja Birkelbach Ja Meitmann Ja Blachstein Ja Mellies Ja Dr. Bleiß Ja Dr. Menzel Ja Böhm (Düsseldorf) . . . entschuld. Merten , Ja Bruse Ja Metzger Ja Corterier Ja Frau Meyer (Dortmund) Ja Dannebom Ja Meyer (Wanne-Eickel) . Ja Daum Ja Frau Meyer-Laule . . . Ja Dr. Deist Ja Mißmahl Ja Dewald Ja Moll Ja Diekmann — Dr. Mommer Ja Diel Ja Müller (Erbendorf) . . . Ja Frau Döhring Ja Müller (Worms) . . Ja Erler Ja Frau Nadig entschuld. Eschmann Ja Odenthal Ja Faller Ja Ohlig Ja Franke Ja Ollenhauer Ja Frehsee Ja Op den Orth Ja Freidhof Ja Paul Ja Frenzel Ja Peters Ja Gefeller Ja Pöhler Ja Geiger (Aalen) Ja Pohle (Eckernförde) Ja Geritzmann Ja Dr. Preller Ja Gleisner (Unna) . Ja Priebe Ja Dr. Greve Ja Pusch Ja Dr. Gülich Ja Putzig Ja Hansen (Köln) Ja Rasch Ja Hansing (Bremen) . . . Ja Regling Ja Hauffe Ja Rehs Ja Heide Ja Reitz Ja Heiland Ja Reitzner Ja Heinrich Ja Frau Renger Ja Hellenbrock Ja Richter entschuld. Hermsdorf .. . Ja Ritzel Ja Herold Ja Frau Rudoll Ja Höcker Ja Ruhnke Ja Höhne Ja Runge Ja Hörauf entschuld. Sassnick Ja Frau Dr. Hubert . . . . Ja Frau Schanzenbach . . Ja Hufnagel Ja Scheuren Ja Jacobi entschuld. Dr. Schmid (Frankfurt) . Ja Jacobs Ja Dr. Schmidt (Gellersen) . Ja Jahn (Frankfurt) . . Ja Schmidt (Hamburg) . . Ja Jaksch Ja Schmitt (Vockenhausen) . Ja Kahn-Ackermann . . . Ja Dr. Schöne Ja Kalbitzer Ja Schoettle Ja Frau Keilhack Ja Seidel (Fürth) Ja Frau Kettig Ja Seither Ja Name Abstimmung Name . Abstimmung Seuffert Ja Stahl Nein Stierle Ja Dr. Stammberger . . . Nein Sträter Ja Dr. Starke Nein Frau Strobel Ja Dr. Wellhausen . . . . — Stümer Ja Wirths — Thieme Ja Traub Ja Trittelvitz Ja Wagner (Deggenau) . Ja Wagner (Ludwigshafen) Ja Wehner Ja GB/BHE Wehr Ja Welke Ja Bender Nein Weltner (Rinteln) Ja Dr. Czermak entschuld. Dr. Dr. Wenzel . .. . Ja Dr. Eckhardt - Wienand Ja Elsner Nein Wittrock Ja Engell enthalten Ziegler Ja Feller Nein Zühlke . Ja Gräfin Finckenstein . . Nein Frau Finselberger . — Gemein Nein Dr. Gille entschuld. Haasler Nein FDP Dr. Kather . Nein Dr. Keller Nein Dr. Atzenroth . . entschuld. Dr. Klötzer Nein Dr. Becker (Hersfeld) . . Nein Körner Nein Dr. Blank (Oberhausen) . Nein Kraft Nein Dr. h. c. Blücher . — Kunz (Schwalbach) . . entschuld. Dr. Bucher Ja Kutschera Nein Dannemann Nein Dr. Mocker entschuld. Dr. Dehler Nein Dr. Dr. Oberländer . . . krank Dr.-Ing. Drechsel . . .. — Petersen Nein Eberhard Nein Dr. Reichstein Nein Euler Nein Samwer Nein Fassbender — Seiboth Nein Frau Friese-Korn . . . .— Dr. Sornik Nein Frühwald — Srock Nein Gaul Nein Dr. Strosche Nein Dr. Hammer Nein Held enthalten Hepp Nein Dr. Hoffmann Ja Frau Dr. Ilk Ja DP Dr. Jentzsch Nein Kühn (Bonn) — Becker (Hamburg) . . . enthalten Lahr — Dr. Brühler Nein Lenz (Trossingen) . — Eickhoff — Dr. Dr. h. c. Prinz zu Löwenstein Dr. Elbrächter Nein Ja Hellwege — Dr. Luchtenberg . . . . Ja Matthes Nein Dr. Maier (Stuttgart) . . — Dr. von Merkatz . Nein von Manteuffel (Neuß) . Nein Müller (Wehdel) . Nein Margulies Nein Dr. Schild (Düsseldorf) . entschuld. Mauk Nein Schneider (Bremerhaven) Nein Dr. Mende Nein Dr. Schranz Nein Dr. Miessner Nein Dr. Seebohm — Neumayer Nein Walter — Onnen entschuld. Wittenburg — Dr. Pfleiderer — Dr. Zimmermann . . . — Dr. Preiß Nein Dr. Preusker — Rademacher — Dr. Schäfer — Scheel Ja Fraktionslos Schloß Ja Dr. Schneider (Lollar) . Nein Brockmann (Rinkerode) — Schwann — Stegner Ja Zusammenstellung der Abstimmung Abstimmung Abgegebene Stimmen 392 Davon: Ja 153 Nein 236 Stimmenthaltung . 3 Zusammen wie oben . . 392 Berliner Abgeordnete Name Abstimmung Name Abstimmung CDU/CSU Mattick Ja Neubauer Ja Dr. Friedensburg . . Nein Neumann Ja Dr. Krone entschuld. Dr. Schellenberg . Ja Lemmer entschuld. Frau Schroeder (Berlin) . Ja Frau Dr. Maxsein Nein Schröter (Wilmersdorf) . Ja Stingl Nein Frau Wolff (Berlin) .. Ja Dr. Tillmanns — FDP SPD Dr. Heim Nein Brandt (Berlin) Ja Hübner entschuld. Frau Heise Ja Frau Dr. Dr. h. c. Lüders — Klingelhöfer entschuld. Dr. Reif entschuld. Dr. Königswarter Ja Dr. Will entschuld. Zusammenstellung der Abstimmung der Berliner Abgeordneten Abstimmung Abgegebene Stimmen 14 Davon : Ja 10 Nein 4 Stimmenthaltung . — Zusammen wie oben . . 14
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Richard Jaeger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Jahrelang haben wir in diesem Hause die Politik erläutert und vertreten, die mit den drei manchmal schon sehr mysteriös leuchtenden Buchstaben EVG zusammenhing. Wir vertreten heute vor ihnen eine Politik, die mit einem neuen Vertragswerk zusammenhängt. Wir vertreten aber keine neue Politik, sondern nur die alte Politik in einer neuen Form. Die Ziele der deutschen Außenpolitik, Freiheit, Friede und Einheit, sollten nach unserer Überzeugung am besten dadurch gefördert werden, daß jenes Werk in Angriff genommen wurde, die Europäische Verteidigungsgemeinschaft, die unmittelbar drei Zwecken diente: der Sicherheit für Westeuropa und damit für Westdeutschland, der Freiheit und Gleichberechtigung für die Bundesrepublik und der Einigung Westeuropas als Voraussetzung der Erreichung unseres höchsten nationalen Zieles, der Wiedervereinigung.
    Wir leben am Rande des Eisernen Vorhanges, und wir leben darum hier in der Bundesrepublik am Rande des Abgrunds. Deshalb muß es das erste und das vordringlichste Ziel für jeden verantwortlichen deutschen Politiker sein, dafür zu sorgen, daß unser Volk in der Bundesrepublik vom Bolschewismus frei bleibt und daß die Schrecken, die über den östlichen Teil Deutschlands und über die Völker des Ostens dahingegangen sind, wenigstens diesem westlichen Deutschland erspart bleiben.

    (Abg. Rasner: Ausgezeichnet!)

    Dieses erste Ziel der Sicherheit ist auch die Voraussetzung dafür, daß wir das höchste unserer nationalen Ziele, die Wiedervereinigung, erreichen. Denn wenn die Bundesrepublik in die Hände der Sowjets fallen sollte, wäre jede Hoffnung verloren, Deutschland in Frieden und Freiheit zu vereinigen.
    Der Herr Kollege Ollenhauer hat schon in der letzten außenpolitischen Debatte, er und andere seiner Parteifreunde haben auch heute wieder erklärt, der Verteidigungsbeitrag erscheine ihnen im Augenblick nicht mehr so dringlich. Die internationale Lage sei entspannt. Meine Damen und Herren, ob die Lage im Augenblick als entspannt anzusehen ist, kann ich ruhig dahingestellt sein lassen. Ich halte es doch für eine eigentlich nicht zu verantwortende Harmlosigkeit, davon auszugehen, daß jetzt etwa ein Verteidigungsbeitrag deswegen weniger dringlich sei, weil man vielleicht im Augenblick im Kreml nicht in die Trompete stößt, sondern die Schalmei bläst. Wir kennen doch das System der Sowjets, aufgebaut auf der alten Idee des Panslavismus, den europäisch-asiatischen Kontinent unter der Herrschaft des Kreml zu einigen. Aufgebaut auf dem Gebot der Weltrevolution, ist dieses System einer jeden Tarnung und Täuschung fähig. Ich kann es dabei in diesem Zusammenhang völlig dahingestellt sein lassen, ob es sich hier wirklich um Tarnung und Täuschung handelt oder ob diejenigen recht haben, die glauben, es könnten auch andere Motive sein, die einen echten Gesinnungswandel hervorrufen. Denn, meine Damen und Herren, beweisen können Sie diesen echten Gesinnungswandel unter keinen Umständen, und die Möglichkeit einer Täuschung können Sie nach allem, was wir erlebt haben, nicht ausschließen. Folglich müssen wir uns so einrichten, daß wir für die Möglichkeit einer solchen Täuschung gewappnet sind.
    Sie wissen so gut wie ich, daß der Aufbau von Streitkräften eine Sache ist, die nicht in Wochen, sondern in Jahren geschieht. Im letzten Jahr, meint Herr Kollege Ollenhauer, habe sich die Situation in Europa entspannt. Nun, es braucht weniger als ein Jahr, und sie könnte sich vielleicht wieder sehr stark anspannen. Dann sind wir nicht in der Lage, durch einen Beschluß im Bundestag sofort eine deutsche Armee auf die Beine zu stellen. Sie wissen wie ich, daß hierzu Jahre erforderlich sind und daß wir leider bereits 21/2 Jahre in Europa verhandelt und zerredet haben, 21/2 Jahre, die uns bitter fehlen.

    (Sehr gut! in der Mitte.)

    Deshalb müssen wir die Dinge jetzt mit Entschiedenheit in Angriff nehmen. Wir können, wenn der Wille der Russen zur Verständigung echt sein sollte, auch noch nach der Ratifizierung dieser Verträge verhandeln. Aber dann verhandeln wir auf einer wesentlich sichereren Grundlage, weil wir dem Osten den größten Gefallen nicht tun, waffenlos zu bleiben und damit seine Übermacht zu stärken.

    (Sehr richtig! in der Mitte.)

    Meine Damen und Herren, das Argument, wir sollten uns mit der Ratifizierung der Verträge, wir sollten uns mit dem System der Sicherheit der freien Welt Zeit lassen, ist einfach deshalb falsch, weil wir keine Zeit haben, am wenigsten unter militärischen und militärpolitischen Gesichtspunkten.
    Um das System der Sicherheit zu schaffen, gibt es als Ausdruck des deutschen Verteidigungsbeitrages zwei Möglichkeiten. Wir haben zuerst die Möglichkeit einer sogenannten integrierten, einer einheitlichen europäischen Armee gewählt. Nachdem dieser Weg leider nicht zum Erfolg geführt hat, bleibt noch der andere Weg, der Weg über Nationalarmeen und eine Koalition dieser Nationalarmeen. Mit Recht haben verschiedene meiner Vorredner betont, daß man heute in militärischer Hinsicht nicht mehr von einer Nationalarmee im alten Stil sprechen kann. Aber juristisch können und müssen Sie es auch heute noch, weil es eine Frage der Kommandogewalt, eine Frage der Organisation ist. Wir von der CDU/CSU und von den übrigen Parteien der Regierungskoalition haben diese Nationalarmee nicht gewollt. Sie ist von anderen gewollt, uns geradezu nahegelegt, wenn nicht aufgezwungen worden. Ich selbst habe von dieser Stelle aus vor 21/2 Jahren gegen den Gedanken einer Nationalarmee und für den Gedanken einer vereinten europäischen Armee gesprochen. Daß dieser Gedanke nicht realisiert wurde, lag nicht an uns; es lag an anderen. Wenn wir das Bessere nicht haben können, müssen wir uns mit dem Guten begnügen.
    Es ist heute — der Herr Kollege Erler hat damit ganz recht gehabt — nicht an der Zeit, über das innere Gefüge, die innere Ordnung einer neuen, demokratischen Wehrmacht zu sprechen. Denn heute sprechen wir nicht über das „Wie" eines


    (Dr. Jaeger)

    Verteidigungsbeitrages, sondern über das „Ob". Aber ich möchte doch ganz kurz auf eines hinweisen. Wenn wir Bedenken dagegen hätten, daß es möglich wäre, neue Streikräfte harmonisch einzubauen in das demokratische Staatsgefüge von heute, dann wäre das ein Mißtrauen, das wir alle dem Gedanken der deutschen Demokratie entgegenbringen würden. Die Zusammenarbeit aller demokratischen Parteien wird es uns ermöglichen, auch mit diesem Problem fertigzuwerden; dies um so mehr, als die Arbeit im Ausschuß für die europäische Sicherheit die beste Voraussetzung dafür bietet, daß wir auch einmal im Plenum die Frage der Ausgestaltung der Streitkräfte im Einverständnis von Regierung und Opposition werden lösen können. Wir fordern jedenfalls heute schon mit aller Entschiedenheit den Primat des Politischen und den Primat des Zivilen vor dem Militärischen.

    (Beifall in der Mitte.)

    Das zweite Ziel, das wir mit den alten und mit den neuen Verträgen erreichen wollen, ist ebenso wie das Ziel der Sicherheit zwangsläufig. Es geht darum, Freiheit und Gleichberechtigung für die Bundesrepublik zu erhalten, das Militärregime zu beseitigen, das Besatzungsregime durch eine deutsche Verfassung zu ersetzen. Es geht darum, daß wir wieder Herren in unserm eigenen Hause werden.
    In den früheren Debatten hat die Sozialdemokratische Partei sehr starken Wert auf die Frage gelegt, daß in der sogenannten Notstandsklausel die Möglichkeit vorhanden war, praktisch die deutsche Souveränität, die wir zurückerhalten, wieder aufzuheben, weil sie einen Grund, ja möglicherweise sogar einen Vorwand dafür bietet. Herr Kollege Ollenhauer hat in der 242. Sitzung vom 15. Dezember 1952 — wenn ich es mit Erlaubnis des Herrn Präsidenten verlesen darf und wenn Sie so liebenswürdig sind zuzuhören — die Worte gesprochen:
    Wichtige souveräne Rechte behalten sich die
    drei Westmächte weiterhin vor. Das gilt vor
    allem für die Notstandsklausel... Sie ist, wie
    immer man sie ansieht, der Art. 48 der Weimarer Verfassung mit dem verschärfenden Unterschied, daß er jetzt von den drei anderen Vertragspartnern gegenüber der Republik in Funktion gesetzt werden kann.
    Meine Damen und Herren, diese Gefahr, die Herr Kollege Ollenhauer mit einem gewissen Recht dargelegt hat, ist heute geschwunden. Wenn wir unser Grundgesetz entsprechend ergänzt haben, dann ist keine Möglichkeit mehr gegeben, die Deutschland verliehene Souveränität wieder zurückzunehmen. Wenn aus den Kreisen der Opposition Bedenken gegen einen neuen Art. 48 geltend gemacht werden, so teilen wir diese Bedenken. Aber wir können ja gemeinsam dafür sorgen, daß ein neuer Notstandsartikel eben wirklich auf den Fall eines polizeilichen und militärischen Notstandes zugeschnitten ist und nicht auf irgendwelche wirtschaftliche oder andere Störungen unserer Ordnung. Jedenfalls ist eine deutsche Notstandsklausel, die in den Händen der deutschen Bundesregierung liegt, besser als eine solche in den Händen der Alliierten.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Dann, meine Damen und Herren, darf ich noch auf etwas ganz Entscheidendes hinweisen: auf die Tatsache, daß Deutschland Mitglied des Atlantikpakts wird, ein gleichberechtigtes, ein willkommenes, ein eingeladenes Mitglied. Überlegen Sie nur einmal, was es bedeutet, daß wir damit Mitglied der größten Allianz werden, die die Weltgeschichte kennt, und daß dies nicht einmal ganz zehn Jahre nach der größten Katastrophe unserer Geschichte geschieht, daß wir die Bundesgenossen derer werden, die die Sieger von gestern waren und die wahrhaftig mit Ressentiments gegen uns geladen gewesen sind.
    Daß wir nach der EVG nicht Mitglied des Atlantikpaktes wurden, hat die sozialdemokratische Opposition zum Anlaß ihrer Kritik genommen. Mein verehrter Kollege Herr Professor Schmid hat zur ersten Lesung am 9. Juli 1952 hier im Deutschen Bundestag erklärt:
    Warum gestattet man nicht den Deutschen den Eintritt in das atlantische Paktsystem, wo die eigentlichen Entscheidungen fallen? Dieses deutsche Kontingent steht doch zur Verfügung von NATO, und wer nicht in NATO vertreten ist, der bleibt das Objekt, das er heute schon ist.
    Meine Damen und Herren, durch die neuen Verträge bleiben wir dieses Objekt nicht, wir werden ein gleichberechtigtes Subjekt, und ich glaube, Herr Kollege Professor Schmid könnte dem Herrn Bundeskanzler dafür seine Anerkennung aussprechen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Herr Kollege Erler hat in diesem Zusammenhang heute an dieser Stelle erklärt, es gebe noch andere Beziehungen freier Völker als die einer Militärallianz, und diese anderen Beziehungen seien mindestens ebenso wichtig. Ich gebe ihm darin völlig recht. Aber, meine Damen und Herren, wenn ich so sagen darf: Es gibt auch andere Instrumente als eine Pistole, eine Geige z. B. ist ein viel schöneres Instrument. Aber wenn ich von einem Straßenräuber überfallen werde, dann hilft es mir nicht, eine Geige zur Hand zu nehmen, dann muß ich eben eine Pistole zur Hand nehmen.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Zurufe von der SPD.)

    Und vor der Sowjetunion helfen mir nicht andere Beziehungen freier Völker; da hilft mir eben nur ein Militärpakt, der mich garantiert, der alle garantiert und der mich damit schützt.
    Herr Kollege Ollenhauer hat am gestrigen Tage gesagt, die Souveränität, die Deutschland jetzt zurückerhalte, sei nicht die übliche Souveränität, sie sei überhaupt keine eigentliche Souveränität. Meine Damen und Herren, ich will mich auf die Frage, ob es rechtlich eine Souveränität ist — was meiner Überzeugung entspricht — oder nicht, hier nicht einlassen. Ich glaube, das ist eine wichtige Frage, die in den Ausschußberatungen und damit in der zweiten Lesung eine Rolle spielen wird. Aber zwei Bemerkungen möchte ich dazu sagen.
    Einmal: Die übliche Souveränität, von der Herr Kollege Ollenhauer sprach, gibt es seit dem Jahre 1945 in Europa überhaupt nicht mehr, sie wird es nicht mehr geben, und sie soll es gar nicht mehr geben. Andererseits aber muß ich noch hinzufügen: Wenn man dem Herrn Kollegen Ollenhauer und mir im Jahre 1945 prophezeit hätte, daß wir im Jahre 1955 nur einigermaßen diese Rechte bekommen würden, die uns die neuen Verträge geben, — meine Damen und Herren, wir hätten es beide nicht geglaubt, wir hätten uns beide „von" ge-


    (Dr. Jaeger)

    schrieben, wie man so sagt, und wir hätten gesagt: „Wenn wir das nur bekommen würden!"
    Überlegen Sie doch einen Augenblick, was dies nun bedeutet. Als im Jahre 1946 in meiner Heimat in München die Bayerische Verfassunggebende Landesversammlung als das erste frei gewählte Parlament der amerikanischen Zone zusammentrat, da mußten sich die frei gewählten Männer und Frauen von den Plätzen erheben, als der amerikanische Militärgouverneur den Saal betrat. Als mein Parteifreund Dr. Semmler im Jahre 1947 die bekannte Rede gegen das Hühnerfutter hielt, konnte er noch des Amtes enthoben werden. Als im Jahre 1948 das wichtigste aller deutschen Gesetze seit der Kapitulation — mit Ausnahme des Grundgesetzes — erlassen wurde, das Gesetz über die Währungsreform, wurde es ohne unsere Mitwirkung, ohne daß unsere Vorschläge auch nur beachtet wurden, von oben diktiert. Und noch im Jahre 1949 mußte dieses Hohe Haus dem Petersberg seine Gesetze zur Genehmigung vorlegen.
    Wenn Sie diesen Weg deutscher Erfolge sehen, dann können Sie nicht mehr daran zweifeln, daß wir hiermit wirklich jene Freiheit errungen haben oder vielmehr jetzt erringen werden, die wir uns längst ersehnt haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Und wenn Sie von einem weiteren Erfolg unserer Außenpolitik sprechen wollen, dann liegt er doch in jener Tatsache, daß der Brüsseler Vertrag, der zum Schutz gegen Deutschland geschaffen worden ist, nunmehr als Schutz aller europäischen Länder einschließlich Deutschlands umgestaltet wird.
    Wenn Sie uns nun, meine Damen und Herren, die Frage stellen: „Sind die neuen Verträge besser als die alten?", so antworte ich Ihnen darauf: Unter nationalen Gesichtspunkten sind die neuen Verträge in einigen nicht unerheblichen Punkten besser als die alten. Trotzdem aber kann ich dem Herrn Kollegen Erler nicht darin zustimmen, daß wir den Sozialdemokraten für ihren Beitrag zum Scheitern der EVG dankbar sein sollten.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU.)

    Ich sage Ihnen persönlich und im Namen meiner politischen Freunde: Auf den größeren nationalen Erfolg hätten wir gern verzichtet, wenn wir mit der EVG die Einigung Europas erreicht hätten.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Wir sind der Überzeugung, daß in der Mitte des 20. Jahrhunderts die Einigung unseres Kontinents ungleich bedeutungsvoller ist als die Erreichung noch so erstrebenswerter nationaler Einzelrechte.
    Sie sehen daraus, daß ich gar nicht die Absicht habe, das Scheitern der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft zu verniedlichen. Die Bedeutung dieser Verteidigungsgemeinschaft hat doch politisch darin gelegen, daß man die Souveränität am entscheidenden, am kritischen Punkte überwinden wollte durch die Schaffung einer gemeinsamen Armee.
    Meine Damen und Herren, so die Grundlagen für die Einigung dieses Kontinents zu legen, das war und bleibt ein kühner Gedanke, dessen sich niemand zu schämen braucht, der ihm je angehangen hat.

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU.)

    Schließlich und endlich geht es doch darum, daß
    wir den Frieden in Europa sichern und daß wir die
    Einheit in Europa sichern, indem wir Institutionen schaffen, die supranational, ,die europäisch sind. Am Mangel dieser Institutionen ist ja der Versuch zu Zeiten Briands und Stresemanns, Europa zu einigen, gescheitert. Und so bedauern auch wir es als Europäer und empfinden es bitter, daß dieser Weg vorerst nicht gangbar ist und daß wir nun einen Umweg zu dem alten Ziele gehen müssen. Aber was wir über die EVG zu einem guten Teil sofort erreicht hätten, die europäische Einigung, das bleibt als das Ziel des deutschen Volkes und der deutschen Bundesrepublik auch für die Zukunft aufrechterhalten, auch wenn wir zu diesem Ziele nunmehr nicht den kürzesten Weg, sondern einen längeren Umweg gehen müssen.
    Wahrscheinlich ist die Europäische Verteidigungsgemeinschaft der Entwurf einer europäischen Teilverfassung, die ebenso nicht in Wirksamkeit trat wie der großartige Entwurf einer deutschen Reichsverfassung im Jahre 1849. Aber so wie die Einigungsbemühungen von 1849 schließlich nicht umsonst gewesen sind, hoffen wir auch, daß dieser Anlauf nicht umsonst gewesen ist,

    (Beifall bei den Regierungsparteien)

    hoffen wir, daß er zu einem späteren Zeitpunkt noch seine Früchte trägt. Jedenfalls ist das Scheitern der EVG kein Mißerfolg für Deutschland, wenn wir es unter nationalen Gesichtspunkten betrachten, sondern ein Mißerfolg für uns alle als Europäer in allen europäischen Ländern.
    Wir haben nicht die Absicht, hier zur Außenpolitik anderer Länder Stellung zu nehmen; aber eine Bitte, glaube ich, können wir auch an andere Völker richten: Man soll jetzt einmal aufhören, von dem zu sprechen, was manches Nachbarvolk immer wieder von uns Deutschen sagt, vom deutschen Mysterium und von dem ungewissen Deutschland, wie es ein bekannter Schriftsteller schon nach dem ersten Weltkrieg genannt hat. Meine Damen und Herren, die deutsche Außenpolitik ist nicht ungewiß, und sie ist nicht mysteriös. Wenn ich die deutsche Außenpolitik mit der Außenpolitik manchen anderen europäischen Volkes vergleiche, komme ich sogar zu der Auffassung, daß sie von einer geradezu kartesianischen Klarheit und Eindeutigkeit ist.

    (Hört! Hört! und Oho-Rufe bei der SPD.)

    Nun, meine Damen und Herren, ich sprach von dem alten Ziel, das wir auf einem neuen Wege erreichen wollen, einem Wege, auf dem wir nicht irre werden wollen. Wir wollen den Rückschlag auch nicht vergrößern. Wenn ein bekannter Politiker aus den Reihen der Koalition nach dem Scheitern der EVG Zweifel am Bestand der Montan-Union ausgesprochen hat, dann hoffe ich, daß er selbst sich inzwischen eines Besseren besonnen hat. Meine Damen und Herren, wenn wir etwas Zukünftiges erreichen wollen, dann müssen wir am Erreichten zuallererst einmal festhalten.

    (Abg. Dr. von Brentano: Sehr gut!)

    Es gibt kein Zurück von Europa, und es gibt auch keine europäische Zickzackpolitik.
    Wir wollen sogar positiv festhalten, daß in einem Punkt die Westeuropäische Union einen großen Fortschritt bedeutet und sicherlich zur Realisierung der europäischen Idee beitragen wird, weil sich nämlich England nunmehr an dieser Union beteiligt,

    (Beifall bei der CDU/CSU)



    (Dr. Jaeger)

    und das begrüßen wir Deutschen nicht weniger, als es andere europäische Völker begrüßen mögen, begrüßen es um so mehr, als damit ein halbes Jahrtausend der Trennung der englischen Politik vom Kontinent ihr Ende gefunden hat. Vor allem aber glaube ich, daß in fernerer Zukunft die jetzige Entwicklung noch einen Vorteil haben wird. Bisher haben ,die anderen zu uns gesagt: „Ihr Deutschen tut euch leicht, gute Europäer zu sein; denn ihr gebt ja keine Hoheitsrechte auf; ihr übertragt ja nur die Rechte des Petersberges auf europäische Instanzen, und das ist für euch nur ein Vorteil, während wir anderen ja Hoheitsrechte aufgeben müssen". Meine Damen und Herren, in Zukunft werden wir Deutschen die gleichen Hoheitsrechte besitzen, und dann, wenn wir den gleichen Start haben wie die anderen, wollen wir beweisen, daß unser Europäertum echt ist, daß es uns mit dem Willen zum Verzicht auf Souveränitätsrechte ernst ist und daß wir jederzeit bereit sind, auf solche Rechte zu verzichten, als Vorbild für alle anderen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)



Rede von Willy Brandt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Herr Kollege Jaeger, darf ich Sie fragen, ob ich die Äußerungen von Ihnen kürzlich in der Presse richtig verstanden habe in dem Sinne, daß Sie das Franco-Regime in Spanien für einen Träger des von Ihnen zitierten Europäertums halten.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Richard Jaeger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Für einen Träger —?