Rede von
Dr.
Fritz
Czermak
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(GB/BHE)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte im Namen meiner politischen Freunde vom GB/BHE, insbesondere der Heimatvertriebenen aus dem Osten, zur vorliegenden Frage nur ganz kurz Stellung nehmen. Ich komme aus dem Sudetenland, wo wir Deutsche eine nationale Minderheit waren und von Jugend an für unser Minderheitenrecht in Gesetzgebung und Verwaltung, in Sprache und Kultur kämpfen mußten. Ich komme noch aus dem alten Österreich, das bekanntlich durch Jahrhunderte alle seine nationalen Minderheiten, auch die kleinsten, wirklich nobel, tolerant und großzügig behandelt hat.
Dieser Gedanke der Toleranz, der Noblesse, der Großzügigkeit sollte auch im ganzen Bundesgebiet, auch in Schleswig-Holstein der dänischen Minderheit gegenüber zum Grundsatz erhoben werden,
allerdings in Gegenseitigkeit von Staat zu Staat, von Deutschland zu Dänemark.
Meine Damen und Herren, ich bitte dabei zu bedenken, daß auch heute noch deutsche Minderheiten nicht nur in Dänemark, sondern auch in Südtirol, im Elsaß, in Belgien, auch in unserer alten Heimat jenseits des Eisernen Vorhangs, in Polen, in Ostpreußen, im Sudetenland, in Ungarn, leben, die sich mit Recht auf ihr gutes, im Völkerrecht anerkanntes Minderheitenrecht berufen, das wir selbstverständlich auch den anderen Minderheiten im eigenen Lande zuerkennen müssen.
Meine Damen und Herren, wir haben es am eigenen Leibe erlebt: Jeder Druck, jede Ausschaltung einer nationalen Minderheit erzeugt Gegendruck und Spannungen, die im allgemeinen Staatsinteresse, im Interesse eines friedlichen Zusammenlebens aller Völker unbedingt vermieden werden sollten. Wir bitten daher, daß möglichst bald im Sinne der gemeinsamen Erklärung Verhandlungen zwischen der Bundesrepublik und Dänemark eingeleitet werden und daß im Zuge dieser Verhandlungen die Frage der Minderheiten im Geist der Großzügigkeit und Toleranz gelöst wird.