Meine Damen und Herren! Ich nehme ganz selbstverständlich an, daß jeder, der hier gesprochen hat, das Beste für die Jugend will. Vielleicht darf ich von diesem Gesichtspunkt aus gleich einen sachlichen Vorschlag machen. Gerade erst vor ein paar Tagen war doch in einem sachlichen Gespräch die Rede von einem interfraktionellen Antrag, der z. B. eine Verbesserung für die ganzen Jugendverbände mit sich bringt. Es
handelt sich um ein Gesetz zur Änderung des Umsatzsteuergesetzes. Sie wissen, meine Damen und Herren, daß der Deutsche Bundesjugendring nach dieser Richtung einen Vorschlag gemacht hat. Ich möchte von dieser Stelle aus anregen, daß alle Fraktionen unseres Hauses gemeinsam diesen Antrag einbringen und das Haus ihn demnächst verabschiedet, damit unsere Jugendverbände von dieser Umsatzsteuer in Zukunft befreit werden. Dies als erstes, als positiven Beitrag.
Gewisse Ausführungen, die hier gemacht wurden, sind allerdings nicht sehr erfreulich. Zum Beispiel fiel hier das Wort von dem Kasernenbau. Nun bitte, jeder von Uns hier im Haues weiß doch, daß wir lieber Jugendheime und Sportstadien bauen würden. Wir wollen aber doch nicht verkennen, daß uns das schönste Jugendheim nichts nützt, wenn die Sicherheit gefährdet ist.
— Ja, meine Herren, wie sieht es denn aus? Wenn wir einen Bruder im Zuchthaus haben, dann ist ihm
— das wissen Sie doch genau so gut wie wir — nicht dadurch geholfen, daß wir bereit sind, auch in dieses Zuchthaus hineinzugehen, sondern dann müssen wir gemeinsam überlegen, wie es möglich ist; daß wir diesen Bruder aus dem Zuchthaus herausbringen. Es wird hier immer das Problem der Wiedervereinigung angesprochen. Auch die Jugend verkennt die Bedeutung dieses Problems nicht. Deshalb können wir aber doch in sachlich ruhiger Form über diese Dinge diskutieren. Ich respektiere auch Ihre Meinung, wenn sie — das müssen Sie verstehen — auch mit sachlichen Argumenten vorgetragen wird.
Nun zur Frage der Zuständigkeit des Bundes in Angelegenheiten des Sports. Die Herren Kollegen Hübner und Pöhler haben diese Frage ebenfalls angeschnitten. Auch da gibt es gewisse Dinge, die über die Länder geregelt werden müssen. Aber wir dürfen nicht vergessen, daß die Sportjugend heute einen sehr großen Teil unserer Jugend ausmacht. Wir alle sind daran interessiert, daß z. B. die Lehrerbildung für das Fach Leibeserziehung an den pädagogischen Akademien, an den Instituten für Leibeserziehung an den Universitäten sowie der Ausbau des sportärztlichen Studiums an den medizinischen Fakultäten gefördert werden. Die sportärztliche Fortbildung von Ärzten wird von uns allen gewünscht. Wenn wir also diese Dinge im Ausschuß für Jugendfragen gemeinsam beraten und anschließend daran in den Fraktionen, werden wir
I auch zu einem guten Ergebnis kommen.
Herr Kollege Pöhler hat dann noch etwas gesagt, was mir nun gar nicht gefiel. Ich muß sagen, ich habe ihn noch nie so hitzig erlebt. Aber ich weiß bestimmt, dach er ein guter Demokrat ist. Lieber Herr Kollege Pöhler, ich gestehe Ihnen ohne weiteres zu, daß auch jeder von der Opposition das Beste für die Jugend will. Das müssen Sie dann aber auch jedem Mitglied unserer Fraktion zubilligen, und das müssen Sie auch unserem Kanzler zugestehen, der 78 Jahre alt ist und der es ganz gewiß in diesem Alter nicht mehr nötig hätte, sich so aufzureiben.
Es gibt gewiß viele hier in unserem Hause, die zwar kein Wort sagen, aber doch aktiv für die Jugend arbeiten. Es kommt nicht auf die Länge der Sätze und nicht auf die Menge der Reden, sondern auf die Arbeit an, und das ist doch in diesem Falle gegenüber unserem Kanzler unbestritten.
Nun noch ein Hinweis, der ebenfalls uns alle betrifft. Am nächsten Samstag und Sonntag begehen wir den Gedenktag für unsere noch gefangengehaltenen Kameraden. Wir wissen genau, daß neun Jahre nach Kriegsende viele von ihnen inzwischen Männer geworden sind, daß sie teilweise als Kinder und Jugendliche damals in die Gefangenschaft des Ostens kamen und in der weiten Steppe des Ostens eben nur in Gedanken in der Heimat sein können. Gerade angesichts dieses bevorstehenden Gedenktages für unsere noch gefangenen Kameraden habe ich an alle Stellen, nicht nur an die Dienststellen des Innenministeriums, die Bitte, diesen jungen Menschen, die das Glück haben, wieder den Weg nach Hause zu finden, in jeder Weise zu helfen.
— Sie nenen hier ein einzelnes Beispiel. Nennen Sie doch bitte auch die positiven Beispiele! Bei der Millionenzahl von Fällen macht es keine Schwierigkeiten, schlechte Beispiele aufzuzeigen.
Wir wollen uns nicht darüber ereifern,
höchstens ereifern in der Initiative, das Gute zu wollen und einer den andern in der Arbeit, d. h. in der Hilfe für unsere Heimkehrer zu unterstützen.
— Ja, das tun Sie bitte; das wollte ich Ihnen sagen!
Meine Damen und Herren! Mehr als alle Mittel aus dem Bundesjugendplan gilt heute das gute Beispiel der älteren Generation, gilt aber auch das gute Beispiel von uns allen. Nicht gegeneinander, miteinander für die Jugend — so arbeiten wir für das Wohl des ganzen Volkes.