Rede:
ID0202620200

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Metadaten
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  • date_rangeDatum: 29. April 1954

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    2. Deutscher Bundestag — 26. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 29. April 1954 1043 26. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 29. April 1954. Geschäftliche Mitteilung en . . . . 1046 A, 1092 C, 1101 D, 1141 A Gedenkworte des Präsidenten für die Todesopfer des Bergunglücks der Heilbronner Schüler und Lehrer und für ihre Hinterbliebenen und Dank für die an dem Rettungswerk Beteiligten 1046 B Glückwünsche zu Geburtstagen der Abg Schuler, Höcker, Horn, Ladebeck, Gerns, Ritzel, Dr. Bartram, Cillien, Arnholz . . 1046 D Beschlußfassung des Deutschen Bundesrats zu Gesetzesbeschlüssen des Bundestags 1046 D Mitteilung über Beantwortung der Kleinen Anfragen 15, 39, 42, 43, 47, 50, 52, 54 (Drucksachen 144, 460; 342, 485; 383, 463; 384, 461; 408, 471; 426, 491; 438, 479; 457, 490) 1046 D Vorlage des Berichts des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten über Maßnahmen betr. Verlängerung der Verordnung über die Beimischung inländischen Rüböls und Feintalges (Drucksache 465) 1047 B Vorlage des Geschäftsberichts der Bundesmonopolverwaltung für Branntwein und der Bilanz nebst Gewinn- und Verlustrechnung der Verwertungsstelle für das Geschäftsjahr 1952/1953 (Drucksache 464) 1047 B Mitteilung über Vereinbarung im Ältestenrat betr. Behandlung von Fragen der Fragestunde, die wegen Abwesenheit des zuständigen Bundesministers oder seines Vertreters in der Fragestunde unerledigt bleiben 1047 C Fragestunde (Drucksache 477): 1. betr. Material zur Bewertung der Rede des Herrn Chruschtschew und zur Beurteilung der wirtschaftlichen Lage in der Sowjetunion: Dr. Lütkens (SPD) . . . 1047 C, D, 1048 A Dr. Hallstein, Staatssekretär des Auswärtigen Amts 1047 D, 1048 A 2. betr. Artikel in der Zeitschrift „Außenpolitik" und Vermeidung der Benennung Frankreichs als Partner des Potsdamer Abkommens sowie Auslegung des Begriffs „Vereinbarungen von 1945" in der amtlichen Begründung zum Bonner Vertrag vom 26. Mai 1952: Dr. Lütkens (SPD) 1048 B, C, D Dr. Hallstein, Staatssekretär des Auswärtigen Amts 1048 B, D 3. betr. Unterbindung des Schlachtens von Hunden und Katzen zum Zwecke des Verzehrs: Dr. Leiske (CDU/CSU) 1049 A, C, D, 1050 A Dr. Sonnemann, Staatssekretär im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten . . 1049 B, D Dr. Schröder, Bundesminister des Innern 1050 A 4. betr. Vorschriften zum Schutz der Volksgesundheit im Bereich der Milchwirtschaft: Frau Nadig (SPD) 1050 A, C Dr. Sonnemann, Staatssekretär im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten . . 1050 A, C 5. betr. Fischereischutzboote für die Fanggebiete der deutschen Hochseefischerei: Schneider (Bremerhaven) (DP) . . . 1050 C Dr. Sonnemann, Staatssekretär im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten . . . 1050 D 6. betr. Steuererleichterung für den Schaustellerstand: Ruhnke (SPD) 1051 A Schäffer, Bundesminister der Finanzen 1051 A 7. betr. Bereitstellung von Mitteln für den Ausbau des Albaufstiegs auf der Autobahnstrecke von Aichelberg bis Hohenstadt (Kreis Göppingen): Finckh (CDU/CSU) 1051 B, C Dr. Seebohm, Bundesminister für Verkehr 1051 B, D 8. betr. Vorlage des Entwurfs eines neuen Bundesbesoldungsgesetzes: Jahn (Frankfurt) (SPD) 1051 D Schäffer, Bundesminister der Finanzen 1051 D 9. betr. Vorlage des Entwurfs eines Gesetzes über die Finanzgerichtsbarkeit: Dr. Bucher (FDP) 1052 A Schäffer, Bundesminister der Finanzen 1052 A 10. betr. Öffnung einer für das Auswärtige Amt bestimmten Kuriersendung durch eine Zoilkontrollstelle: Dr. Lütkens (SPD) 1052 B 11. betr. Teilnahme des Kulturattachés der Deutschen Botschaft in Paris von Tiechowitz an der Französisch-Deutschen Pädagogentagung Pfingsten 1953 in Paris: Dr. Lütkens (SPD) . . . 1052 C, D, 1053 A Dr. Hallstein , Staatssekretär des Auswärtigen Amts . . . . 1052 C, D, 1053 A 12. betr. Anwendung der Richtlinien des Bundesministeriums der Finanzen zur Neuregelung von Nutzungsentschädigungen für von der Besatzungsmacht beschlagnahmte landwirtschaftliche Nutzflächen: Kahn-Ackermann (SPD) . . 1053 B, C, D Schäffer, Bundesminister der Finanzen 1053 B, C, D 13. betr. Verwendung und Aufbewahrung des Forschungsguts des früheren Reichsinstituts für Inner-Asien-Forschung in München: Miller (CDU/CSU) 1053 D Dr. Schröder, Bundesminister des Innern 1054 A 14. betr. Fährverbindung Cuxhaven-Brunsbüttelkoog (Fährschiff „Niedersachsen") : Dr. von Buchka (CDU/CSU) . . . . 1054 B Dr. Seebohm, Bundesminister für Verkehr 1054 B 15. betr. Nichtberücksichtigung eines der vom Bayerischen Verkehrsbeamtenverein in München vorgeschlagenen Vertreters für den Postverwaltungsrat: Kramel (CDU/CSU) . . . . 1054 D, 1055 C Dr. Balke, Bundesminister für das Post- und Fernmeldewesen . 1055 A, C 16. betr. Maßnahmen zum Schutze der in den ostfriesischen Inselbädern ortsansässigen Einzelhandelsbetriebe gegen Beeinträchtigungen durch Filialbetriebe von Großunternehmungen des Festlandes während der Saison: Kortmann (CDU/CSU) 1055 B, C Dr. Dr. h. c. Erhard, Bundesminister für Wirtschaft 1055 C, D 17. betr. Zustände an den Postämtern Reinheim und Reichelsheim im Odenwald: Banse (SPD) 1055 D Dr. Balke, Bundesminister für das Post- und Fernmeldewesen . . . 1055 D 18. betr. Unterlassung einer Erhöhung der Beförderungsgebühren für Päckchen in die sowjetisch besetzte Zone: Becker (Hamburg) (DP) 1056 C Dr. Balke, Bundesminister für das Post- und Fernmeldewesen . . . . 1056 D 19. betr. Maßnahmen zur Anwendung des Betriebsverfassungsgesetzes in den deutsch-schweizerischen Grenzkraftwerken des Oberrheins: Faller (SPD) 1057 A Storch, Bundesminister für Arbeit 1057 A 20. betr. Ablauf der Konzession der Privatbahn Hetzbach-Beerfelden (Odenwald) und weitere Sicherung der Personen- und Güterbeförderung auf dieser Strecke: Banse (SPD) 1057 C Dr. Seebohm, Bundesminister für Verkehr 1057 C 21. betr. Ausbau der Elb-Fährverbindung Glückstadt—Wischhafen: Dr. von Buchka (CDU/CSU) . . . 1054 C, D Dr. Seebohm, Bundesminister für Verkehr 1054 C, D 22. betr. Maßnahmen zur Förderung des Wiederaufbaus von Räumungsgrundstücken: Dr. Hesberg (CDU/CSU) 1057 B Dr. Preusker, Bundesminister für Wohnungsbau 1057 B 23. bis 41.: Wegen Zeitablaufs der Fragestunde schriftliche Beantwortung vorgesehen 1057 D Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der SPD betr. Saarfrage (Drucksache 340; Entschließungsantrag Drucksache 493) in Verbindung mit der Beratung der Großen Anfrage der Fraktionen der CDU/CSU, FDP, GB/BHE, DP betr. Entwicklung der außenpolitischen Lage (Drucksache 488) 1057 D Dr. Mommer (SPD), Anfragender 1058 A, 1070 D, 1071 A Dr. Kopf (CDU/CSU), Anfragender 1060 C Zur Geschäftsordnung, — Frage der Verbindung der Beratung der Punkte 2 und 3 der Tagesordnung: Dr. von Brentano (CDU/CSU) 1061 B, 1062 A Dr. Menzel (SPD) 1061 B Präsident D. Dr. Ehlers 1062 B Verbindung beschlossen 1062 C Fortsetzung der Beratung der Großen Anfragen 340 und 488 in weiterer Verbindung mit der Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der SPD betr. Auswirkungen der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl auf die Wirtschaft der Bundesrepublik (Drucksache 455) sowie mit der Beratung des Antrags der Fraktion der SPD betr. Bildung eines Ausschusses zur Beratung von Vorschlägen gemäß Art. 96 des Vertrages über die Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (Drucksache 459) 1061 B, 1062 C Dr. Deist (SPD), Anfragender . . . . 1062 C Dr. Adenauer, Bundeskanzler 1067 B, 1070 D, 1071 A, B Dr. Mommer (SPD) 1070 D, 1071 A, 1124 D Ollenhauer (SPD) 1076 D Dr. von Brentano (CDU/CSU) . . 1085 D Dr. Pfleiderer (FDP) . . . . 1092 C, 1095 D Dr. Lütkens (SPD) 1095 C, 1120 C Seiboth (GB/BHE) 1098 D Dr. von Merkatz (DP) 1101 D Freiherr Riederer von Paar (CDU/CSU) 1107 D Dr. Becker (Hersfeld) (FDP) . . . 1110 A Walz (CDU/CSU) 1114 C Dr. Dr. h. c. Prinz zu Löwenstein (FDP) 1115 C D. Dr. Gerstenmaier (CDU/CSU) . . 1117 D, 1120 C, 1126 B Trittelvitz (SPD) 1126 C Dr. Pohle (Düsseldorf) (CDU/CSU) 1127 D Dr. Kreyssig (SPD) 1130 B Dr. Dr. h. c. Erhard, Bundesminister für Wirtschaft 1136 C Scheel (FDP) 1139 B Abstimmung vertagt 1140 A Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes betr. das Abkommen vom 1. Juli 1953 über die Errichtung einer Europäischen Organisation für kernphysikalische Forschung (Drucksache 394) 1140 A Überweisung an den Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten 1140 A Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über das deutsch-österreichische Protokoll vom 14. Dezember 1953 über die Verlängerung des deutschen Zollzugeständnisses für Loden (Drucksache 397) . . . 1140 A Überweisung an den Ausschuß für Außenhandelsfragen 1140 B Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über das Internationale Zuckerabkommen vom 1. Oktober 1953 (Drucksache 469) . . 1140 B Überweisung an den Ausschuß für Außenhandelsfragen 1140 B Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über das Zollabkommen vom 30. Dezember 1953 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich Norwegen (Drucksache 470) 1140 B Überweisung an den Ausschuß für Außenhandelsfragen 1140 B Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über den Beitritt der Bundesrepublik Deutschland zum Abkommen über die Vorrechte und Befreiungen der Sonderorganisationen der Vereinten Nationen vom 21. November 1947 und über die Gewährung von Vorrechten und Befreiungen an andere zwischenstaatliche Organisationen (Drucksache 156); Mündlicher Bericht des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten (Drucksache 337) 1140 B Dr.-Ing. E. h. Schuberth (CDU/CSU), Berichterstatter (Schriftlicher Bericht) 1142 Beschlußfassung 1141 C Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Gesamtdeutsche und Berliner Fragen über den Antrag der Abg. Dr. Dr. h. c. Prinz zu Löwenstein, Walz, Trittelvitz, Seiboth, Schneider (Bremerhaven) u. Gen. betr. Reiseverkehr mit dem Saargebiet (Drucksachen 334, 170) 1141 C Walz (CDU/CSU), Berichterstatter (Schriftlicher Bericht) 1144 Beschlußfassung 1141 D Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD, FDP, GB/BHE, DP betr Betriebskostenpauschale für freie Berufe (Drucksache 418) 1141 D Beschlußfassung 1141 D Nächste Sitzung 1141 A, D Anlage 1: Schriftlicher Bericht des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten zum Entwurf eines Gesetzes über den Beitritt der Bundesrepublik Deutschland zum Abkommen über die Vorrechte und Befreiungen der Sonderorganisationen der Vereinten Nationen vom 21. November 1947 und über die Gewährung von Vorrechten und Befreiungen an andere zwischenstaatliche Organisationen (Drucksachen 156, 337) 1142 Anlage 2: Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Gesamtdeutsche und Berliner Fragen über den Antrag der Abg. Dr. Dr. h. c. Prinz zu Löwenstein, Walz, Trittelvitz, Seiboth, Schneider (Bremerhaven) u. Gen. betr. Reiseverkehr milt dem Saargebiet (Drucksachen 334, 170) 1144 Die Sitzung wird um 9 Uhr 4 Minuten durch den Präsidenten D. Dr. Ehlers eröffnet.
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    *) Siehe Anlage 1 Seite 1142. **) Siehe Anlage 2 Seite 1144. Anlage 1 zum Stenographischen Bericht der 26. Sitzung Schriftlicher Bericht des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten (4. Ausschuß) zum Entwurf eines Gesetzes über den Beitritt der Bundesrepublik Deutschland zum Abkommen über die Vorrechte und Befreiungen der Sonderorganisationen der Vereinten Nationen vom 21. November 1947 und über die Gewährung von Vorrechten und Befreiungen an andere zwischenstaatliche Organisationen (Drucksachen 337, 156) Berichterstatter: Dr.-Ing. E. h. Schuberth Die Bundestagsdrucksache 156 enthält den Entwurf eines Gesetzes über den Beitritt der Bundesrepublik Deutschland zum Abkommen über die Vorrechte und Befreiungen der Sonderorganisationen der Vereinten Nationen vom 21. 11. 1947 und über die Gewährung von Vorrechten und Befreiungen an andere zwischenstaatliche Organisationen. Neben diesem Entwurf liegt eine Begründung dazu und weiter der von der Vollversammlung der Vereinten Nationen am 21. 11. 1947 gebilligte Text des Abkommens vor. Es handelt sich dabei um folgendes. I. Die Bundesrepublik ist bekanntlich Mitglied einiger der sogenannten Sonderorganisationen der Vereinten Nationen, z. B. der Internationalen Arbeitsorganisation, der UNESCO, der Weltgesundheitsorganisation, des Internationalen Fernmeldevereins. In anderen Sonderorganisationen arbeitet die Bundesrepublik mit, ohne formell Mitglied zu sein, so z. B. in der Organisation für internationale zivile Luftfahrt, im Weltpostverein. Bis jetzt fehlt es an einer Rechtsgrundlage, die den Organisationen, in denen die Bundesrepublik Mitglied ist oder an deren Arbeiten sie teilnimmt, diejenigen Vorrechte und Befreiungen zukommen läßt, welche nach internationaler Übung den Organisationen und ihrem Mitarbeiterstab in anderen Staaten gewährt werden. Die Bundesregierung mußte schon bisher einigen Sonderorganisationen ohne die besagte Rechtsgrundlage Vorrechte und Befreiungen in beschränktem Rahmen einräumen, so z. B. der OEEC, der CARE-Organisation, der Liga der Rotkreuzgesellschaften, der Schweizer Europahilfe. Die Zugeständnisse waren dann notwendig, wenn eine Sonderorganisation im Gebiet der Bundesrepublik etwa eine Zweigstelle errichtete, so z. B. die Zweigstelle der Internationalen Arbeitsorganisation in Bad Godesberg, oder wenn eine Organisation in Deutschland Grundbesitz erwarb oder Bankkonten eröffnete oder schließlich, wenn eine Organisation im Gebiet der Bundesrepublik eine Tagung abhielt. Der Beitritt der Bundesrepublik zu dem Abkommen soll jetzt für solche Maßnahmen die Rechtsgrundlage schaffen und auch die Möglichkeit geben, über die schon bisher eingeräumten Befreiungen und Vorrechte hinaus die Beziehungen der Bundesrepublik zu anderen Sonderorganisationen auf eine einwandfreie Grundlage zu stellen. Zur Zeit wird verhandelt über Verträge mit der Arbeitsgemeinschaft der Skandinavischen Wohlfahrtsverbände, dem Weltkirchenrat, dem Lutherischen Weltbund, der World's Young Men's Christian Association und der National Catholic Welfare Conference. Zu dem Inhalt des Abkommens sei zunächst bemerkt, daß es weitgehend dem Abkommen über die Vorrechte und Befreiungen des Europarats ähnelt. Im Gegensatz dazu ist das Abkommen für die Sonderorganisationen ein Rahmenabkommen. Es wird für die einzelnen Organisationen je nach der Interessenlage durch Anhänge ergänzt. Die Rechtsstellung, die der einzelnen Sonderorganisation zukommt, ergibt sich also aus dem Abkommen und dem Anhang. Die wesentlichsten Bestimmungen des Abkommens sind in den Artikeln II, III, V und VI enthalten. Die Artikel II und III befassen sich mit der Rechtsstellung, die der Organisation als solcher gewährt wird. Danach erhält die Sonderorganisation die Qualifikation einer Rechtspersönlichkeit. Sie kann also Verträge abschließen, Vermögen erwerben und darüber verfügen. Sie kann vor Gericht klagen und verklagt werden (Art. II § 3). Die völkerrechtliche Stellung der Organisation behandelt Art. III. Die hier zusammengefaßten Vorschriften geben den Sonderorganisationen die Freiheit, ihren Aufgaben in voller Unabhängigkeit von einzelnen Mitgliedern gerecht zu werden. Das heißt: die Sonderorganisationen sind für ihr Vermögen von der Gerichtsbarkeit befreit. Ihre Räumlichkeiten und Archive sind unverletzlich. Ihre Guthaben, ihre Einkünfte unterliegen nicht den direkten Steuern, und schließlich sind sie auch bezüglich der zum Amtsgebrauch bestimmten Gegenstände von allen Zöllen, Ein- und Ausfuhrverboten freigestellt. Art. III § 7 sieht auch eine Befreiung von devisenrechtlichen Beschränkungen vor. Das kann aber in vollem Umfange für die Bundesrepublik nicht gelten. Deshalb macht Art. 1 des Beitrittsgesetzes einen Vorbehalt zu § 7 b. Dies bedeutet aber nicht, daß die Sonderorganisationen ihre in der Bundesrepublik befindlichen Guthaben und Devisen usw. (Dr.-Ing. E. H. Schuberth) nicht transferieren dürfen. Der Transfer bedarf nur der nach deutschem Recht erforderlichen Genehmigung. Die persönlichen Vorrechte und Befreiungen sind Gegenstand der Vorschriften in Art. V und Art. VI. Art. V behandelt die Vorrechte und Befreiungen für die Vertreter der Mitgliedstaaten, die an Tagungen der Sonderorganisationen teilnehmen. Die Vertreter der Mitgliedstaaten sollen sich in voller Freiheit zum Tagungsort begeben, vom Tagungsort zurückkehren und auf der Tagung ihres Amts walten können. Art. V sieht deshalb die Befreiung von Verhaftung und Festnahme auf der Reise nach und vom Tagungsort, die Unverletzlichkeit aller Papiere und Schriftstücke, die Befreiung von fremdenpolizeilichen Vorschriften sowie eine Immunität für alle Äußerungen bei der Ausübung des Amts vor. Die Freiheiten, welche in dieser Weise den Vertretern der Mitgliedstaaten eingeräumt werden, gelten nicht im Verhältnis zu demjenigen Staat, dem der Vertreter angehört oder den er bei der Sonderorganisation zu vertreten hat (§ 17). Die Vorrechte und Befreiungen, die die Beamten der Sonderorganisationen erhalten haben, sind nach der Funktion, die der einzelne Beamte ausübt, abgestuft. Die Leiter der Sonderorganisationen genießen volle diplomatische Immunitäten für sich und ihre Familienangehörigen (§ 21). Die übrigen Beamten sind von der Gerichtsbarkeit befreit in bezug auf amtliche Äußerungen und Handlungen. Sie sind befreit von der Einkommensteuer, von fremdenpolizeilichen Vorschriften und vom Zoll für die erstmalige Überführung ihres Hausrats. Außerdem genießen sie eine bevorzugte Behandlung bei der Devisenbewirtschaftung. Welchen Beamten diese Befreiungen zustehen sollen, bestimmt jede Organisation für sich. Der Generalsekretär der Sonderorganisation hat die Namen der Beamten, die solche Befreiungen erhalten sollen, den Mitgliedsregierungen mitzuteilen (§ 18). Art. VII §§ 24 und 25 schafft Vorkehrungen, die es erlauben, einem Mißbrauch der Vorrechte zu begegnen. Von Interesse ist schließlich Art. IX, der ein Verfahren vorsieht, nach dem Streitigkeiten auf dem Gebiet des Vertragsrechts geschlichtet werden oder auch Streitigkeiten, an denen ein mit Immunitäten begabter Beamter beteiligt ist. Der Beitritt der Bundesrepublik wird dadurch wirksam, daß die Beitrittserklärung bei dem Generalsekretär der Vereinten Nationen oder dem Leiter der betreffenden Sonderorganisation hinterlegt wird. Das Abkommen wird jeweils im Verhältnis zwischen dem Staat und der in Frage stehenden Sonderorganisation wirksam. II. Der vorliegende Gesetzentwurf regelt nicht nur den Beitritt der Bundesrepublik zu dem Abkommen über die Vorrechte und Befreiungen der Sonderorganisationen der Vereinten Nationen, sondern macht es im Art. III der Bundesregierung möglich, durch Rechtsverordnung Vorrechte und Befreiungen auch anderen zwischenstaatlichen Sonderorganisationen sowie ausländischen Wohlfahrtsorganisationen und ihren ausländischen Vertretern im Bundesgebiet zu gewähren. Solche amtlichen zwischenstaatlichen Organisationen sind z. B. internationale Schiedsgerichte, die mit dem Sitz in der Bundesrepublik errichtet werden, so der Schiedsgerichtshof des Londoner Schuldenabkommens. Ausländischen Wohlfahrtsorganisationen hat die Bundesregierung schon in der Vergangenheit auf Grund besonderer Abmachungen Steuer- und Zollvergünstigungen einräumen müssen (z. B. CARE, CRALOG, LICROS usw.); siehe Begründung des Gesetzentwurfs auf Seite 4. III. Aus allgemein politischen, aus rechtlichen, aber auch vielleicht aus moralischen Gründen sollte die Bundesrepublik dem Abkommen beitreten. Der Bundesrat hat dem Gesetzentwurf mit der Maßgabe zugestimmt, daß in Art. III Satz 3 die Worte eingefügt werden sollen: „mit Zustimmung des Bundesrats". Dieses Verlangen des Bundesrats scheint berechtigt; die Bundesregierung hat hiergegen auch nichts einzuwenden gehabt. Die Berlin-Klausel in Art. IV sollte die jetzt übliche Fassung erhalten, nämlich: Dieses Gesetz gilt auch im Lande Berlin, wenn das Land Berlin die Anwendung dieses Gesetzes feststellt. Bonn, den 29. April 1954 Dr.-Ing. E. h. Schuberth Berichterstatter Anlage 2 zum Stenographischen Bericht der 26. Sitzung Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Gesamtdeutsche und Berliner Fragen (35. Ausschuß) über den Antrag der Abgeordneten Dr. Dr. h. c. Prinz zu Löwenstein, Walz, Trittelvitz, Seiboth, Schneider (Bremerhaven) und Genossen betreffend Reiseverkehr mit dem Saargebiet (Drucksachen 334, 170) Berichterstatter: Abgeordneter Walz Der Bundestag hat mit Beschluß vom 12. Juli 1950 die Bundesregierung aufgefordert, sich für die Aufhebung des Paß- und Visumzwangs im Reiseverkehr mit dem Saargebiet einzusetzen. Die daraufhin eingeleiteten Verhandlungen mit der Alliierten Hohen Kommission führten mit Wirkung vom 1. Januar 1951 zur Aufhebung des Visumzwangs. Der Paßzwang blieb bestehen. Das neue Bundesgesetz über das Paßwesen vom 4. März 1952 schreibt einen Paßzwang nur für Deutsche vor, die das Bundesgebiet über eine Auslandsgrenze verlassen oder betreten. Nach deutschem Recht besteht daher für die Ausreise von deutschen Staatsangehörigen aus dem deutschen Bundesgebiet in das Saargebiet oder für die Einreise von Saarbewohnern deutscher Staatsangehörigkeit aus dem Saar- in das Bundesgebiet kein Paßzwang. Bei der damaligen Beratung des neuen Paßgesetzes im Ausschuß des Bundestages für Angelegenheiten der inneren Verwaltung bestand daher Übereinstimmung darüber, daß rechtlich gegenüber dem Saargebiet ebensowenig ein Paßzwang für Deutsche in Frage kommt wie beim Übertritt über die Sowjetzonengrenze. Der Antrag der Abgeordneten Dr. Dr. h. c. Prinz zu Löwenstein, Walz, Trittelvitz, Seiboth, Schneider (Bremerhaven) und Genossen betreffend Reiseverkehr mit dem Saargebiet vom 8. Januar 1954 ist nach einem Beschluß des Bundestages dem Ausschuß für Gesamtdeutsche und Berliner Fragen federführend unter Mitbeteiligung des Ausschusses für Angelegenheiten der inneren Verwaltung überwiesen worden. In einer Sitzung vom 9. Februar 1954 beschloß der mitbeteiligte Ausschuß für Angelegenheiten der inneren Verwaltung daraufhin, dem federführenden Ausschuß für Gesamtdeutsche und Berliner Fragen folgende Formulierung zu empfehlen: Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird beauftragt, den Reiseverkehr zwischen dem Saargebiet, den unter vorläufiger Auftragsverwaltung stehenden Westgebieten und dem Bundesgebiet nach den Gepflogenheiten des innerdeutschen Reiseverkehrs zu regeln. Der Ausschuß für Gesamtdeutsche und Berliner Fragen hat in seiner Sitzung vom 16. März 1954 diese Formulierung gutgeheißen und beschlossen, sie als Antrag dem Bundestag vorzulegen. Als Berichterstatter empfehle ich Ihnen, in diesem Sinne zu beschließen. Bonn, den 29. April 1954 Walz Berichterstatter
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    Rede von Frank Seiboth


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (GB/BHE)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (GB/BHE)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es ist nicht leicht, zu einer Uhrzeit, zu der die Plenarsitzung geschlossen werden sollte, Sie nochmals um Ihre Aufmerksamkeit zu bitten. Wenn ich es trotzdem tue, so deshalb, weil es vielleicht nicht unwichtig ist, daß im Ple-


    (Seiboth)

    num des 2. Deutschen Bundestags eine Fraktion ihre Meinung zu den Fragen, die heute zur Behandlung stehen, darlegt, die, weil sie im ersten Bundestag nicht vertreten war, dazu noch keine Gelegenheit hatte und weil es die Fraktion einer Partei ist, die, weil ihre Wähler zu einem sehr hohen Prozentsatz Menschen des deutschen Ostens sind, zu den Fragen der deutschen Saar doch eine Stellungnahme abzugeben hat, die beachtet werden sollte.
    Meine Parteifreunde und unsere Parteimitglieder und -wähler sind überzeugte und, ich möchte beinahe sagen, fanatische Anhänger des Gedankens eines echten europäischen Zusammenschlusses. Wenn ich das feststelle, muß ich hinzufügen, daß wir unter einem echten europäischen Zusammenschluß selbstverständlich das verstehen, was auch mein Vorredner als einen echten politischen europäischen Zusammenschluß bezeichnet hat. Wir meinen also, daß eine westeuropäische Integration, die vorläufig der Umstände und der Weltsituation wegen noch am Eisernen Vorhang enden muß, nur ein Vorläufer jener größeren europäischen politischen Einigung sein kann, zu der auch einmal der mitteleuropäische und der ost- und südosteuropäische Raum gehören soll, der die Heimat sehr vieler deutscher Menschen, aber auch die Heimat heute unterjochter anderer Völker birgt.
    Wenn wir trotzdem diesen westeuropäischen Zusammenschluß bejahen, von dem wir hoffen, daß er der Vorläufer eines größeren wird, so deshalb, weil wir der Meinung sind, daß ja irgendwann und irgendwo unter den Gegebenheiten, die sich eben bieten, ein Anfang gemacht werden muß und daß ein Versuch besser ist als keiner, als nur immer geübte Kritik. Wir sind nicht hell begeistert, weil der westeuropäische Zusammenschluß im Tempo und auch in Form und Art nicht so vor sich geht, wie wir das wünschen und wie es angesichts der Weltlage erforderlich ist. Wir würden es bei Gott viel lieber sehen, wenn wir heute schon an eine Konzeption im westeuropäischen Rahmen denken könnten, in der Grenzen zwischen Staaten überhaupt keine Daseinsberechtigung mehr haben, wenn es möglich wäre, heute schon eine Konzeption zu entwickeln und zu verwirklichen, bei der nur freie Volkstümer zu einer europäischen politischen Gemeinschaft zusammengeschlossen sind. Wir wissen, daß es so weit noch nicht ist. Das liegt nicht nur an uns Deutschen. Wenn wir uns die Pläne und Vorschläge ansehen, die von dem Ausschuß für Verfassungsfragen unter Vorsitz des Herrn Kollegen Dr. von Brentano erarbeitet wurden, so haben wir das Empfinden, daß wir wohl auf eine politische Gemeinschaft zusteuern, die — wie es darin heißt — ein politisches Gebilde besonderer Art ist, die aber in Wahrheit doch dem sehr nahe kommt, was man gemeinhin Staatenbund nennt. Wir meinen aber: wenn wir versuchen, bei einem solchen staatenbundähnlichen Gebilde durch Übertragung verschiedenster Funktionen auf dem Gebiete der Wirtschaft, des Verkehrs, der Landwirtschaft usw. an eine supranationale Behörde allmählich die Souveränität der einzelnen noch verbleibenden Nationalstaaten abzubauen, kommen wir doch Schritt um Schritt vielleicht einer echten europäischen politischen Gemeinschaft im Westen nahe, wie wir sie uns vorstellen. Diese politische Gemeinschaft könnte dann für die Völker hinter dem Eisernen Vorhang ein Modell darstellen, in das auch sie und ihre Heimat später einmal politisch eingegliedert werden könnten. Wir haben
    seinerzeit, obwohl unsere Partei ursprünglich etwas anderer Meinung war und nachdem bestimmte Besorgnisse ausgeräumt waren, der Montan-Union und dem EVG-Vertrag zugestimmt, weil wir in diesen Zusammenschlüssen auf dem Gebiete der Wirtschaft und auf dem Gebiete der Verteidigung eben doch Ansätze für den kommenden politischen Zusammenschluß sehen.
    Wenn heute hier von dem Sprecher der Opposition die Frage aufgeworfen wurde, ob es eine Alternative zur EVG gibt, so wollen wir das nicht unbedingt verneinen. Wir wissen, es gibt im Volke darüber sehr verschiedene Meinungen. Die Frage ist doch aber nur, ob eine Alternative zur EVG besser ist als die Lösung der EVG. Es ist vielleicht gut, wenn gerade wir, die wir zum Großteil Menschen aus dem deutschen Osten sind, denen man oft, wenn sie nach dem Recht auf ihre Heimat rufen, nachsagt, sie seien Nationalisten, betonen: wir sehen in der EVG gerade deshalb, weil hier militärische Streitkräfte der verschiedenen Nationen zusammengefaßt sind, die geringste Gefahr, daß in Europa im Laufe der politischen Entwicklung der alte Nationalismus wieder aufflammt.

    (Abg. D. Dr. Gerstenmaier: Sehr richtig!)

    Jede denkbare andere Lösung, die auch nur annähernd den einzelnen Staaten vielleicht wieder eigene Truppen, eine eigene Wehrmacht geben könnte, so schön das vielleicht diesem oder jenem scheinen mag, schließt aber doch immer wieder die Gefahr in sich, daß wir auf diese Art und Weise zu einem echten politischen Zusammenschluß und zu einer Überbrückung der nationalen Gegensätze der Vergangenheit nicht kommen, sondern daß wir sie eher vertiefen würden.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Wir sehen selbstverständlich gerade die heute hier so ausführlich behandelte Saarfrage und die damit zusammenhängenden Probleme in engem Zusammenhang mit dem europäischen Problem. Wir sind sehr zufrieden darüber, daß der deutsche Standpunkt heute hier unmißverständlich dargetan worden ist. Draußen im Volk waren Befürchtungen vorhanden — und sie sind auch in der Presse geäußert worden —, daß die Bundesregierung auf dem besten Wege sei, deutsches Recht um eines europäischen Traumes willen zu opfern. Nach dieser Debatte im Bundestag und auch nach den Darlegungen des Herrn Bundeskanzlers kann heute, glaube ich, keine Unklarheit mehr darüber herrschen, daß die deutsche Bundesregierung und auch der Deutsche Bundestag durchaus gewillt sind, deutsches Recht zu wahren, ohne dabei die Politik der europäischen Vereinigung aufzugeben.

    (Abg. Kunze [Bethel] : Gut!)

    Wenn wir auch die Saar gegenwärtig nicht besitzen, so ist sie doch nach dem immer noch geltenden Ergebnis der 1935 unter internationaler Kontrolle durchgeführten Volksabstimmung deutsch. Das Saargebiet gehört zu dem de jure immer noch bestehenden Deutschen Reich, zu jenem Gesamtdeutschland also, mit dem entsprechend Art. 7 des Deutschlandvertrages die Grenzfragen, die territorialen Fragen erst in einem frei zu vereinbarenden Friedensvertrag zu regeln sind. Ohne Recht zu verletzen ist deshalb die Bundesrepublik gar nicht in der Lage, die Saar durch irgendwelche Abkommen aus Gesamtdeutschland zu entlassen.

    (Sehr richtig! beim GB/BHE.)

    Gerade im Recht aber ist, wie der Herr Abgeord-


    (Seiboth)

    nete Dr. Kopf als Berichterstatter in der Saardebatte vom 2. Juli 1953 gesagt hat, die Stärke unserer deutschen Position in der Saarfrage begründet. Wer die Bundesrepublik als zur Zeit einzigen deutschen Rechtsstaat anerkennt, wie es die Westmächte und auch Frankreich tun, der kann auch von dieser Bundesrepublik nichts anderes verlangen, als daß sie sich zum Recht bekennt. Der deutsche Name hat — das wollen wir hier einmal offen aussprechen — in der Vergangenheit nicht zuletzt dadurch gelitten, daß in der Ara vor 1945 zu unserem Schaden das Recht nach innen und nach außen sehr oft mißachtet wurde. Man soll uns heute vom Ausland her deshalb keine Vorwürfe machen, wenn wir versuchen, durch die Beachtung des Rechts, auch unseres deutschen Rechts, den deutschen Namen wieder reinzuwaschen.

    (Beifall beim GB/BHE und rechts.)

    Wir identifizieren uns mit der Auffassung des Herrn Bundeskanzlers, die er am 30. Mai 1950 dem Bundestag vorgetragen hat und die er auch heute wiederholte, nämlich daß ein selbständiger, von Deutschland getrennter Saarstaat schon vom europäischen Standpunkt aus unbedingt abzulehnen ist.

    (Vizepräsident D r. Schneider übernimmt den Vorsitz.)

    Es geht heute nicht darum, neue Kleinstaaten, neue Grenzen zu schaffen, sondern die Kleinstaaterei, das nationalstaatliche Denken und die Grenzen in Europa zu überwinden.
    Wir bestreiten der Saarbevölkerung nicht das Recht, selbst frei zu entscheiden, ob sie ihre zu Gesamtdeutschland gehörende Heimat zur Unterbringung europäischer Institutionen, wie der Herr Bundeskanzler gesagt hat, für ein europäisches Territorium oder Exterritorium zur Verfügung stellen will. Die Einrichtung eines solchen europäischen Territoriums setzt aber voraus, das eine Europäische Politische Gemeinschaft bereits vorhanden ist. Ein Volksentscheid in dem vorher erwähnten Sinne ist also frühestens im Zeitpunkt des rechtlichen Inkrafttretens der Europäischen Politischen Gemeinschaft möglich.
    Wir freuen uns, daß über diese Auffassung nach den heutigen Darlegungen des Herrn Bundeskanzlers kein Zweifel mehr sein kann, um so mehr, als der Zwischenfall, der heute vormittag durch eine Zwischenfrage von seiten der SPD hervorgerufen wurde, ja bewies, daß solche Zweifel tatsächlich bestanden haben mögen. Es geht also nicht, wie hier von meinem Vorredner, Herrn Abgeordneten Dr. Pfleiderer, betont worden ist, um ein Junktim zwischen Saar und EVG, das wir aus den gleichen Gründen wie die FDP ablehnen, sondern, wenn man schon von einem Junktim sprechen will, um ein Junktim zwischen der Saar-Lösung und der Europäischen Politischen Gemeinschaft, wie es der Herr Kollege von Brentano gesagt hat.
    Für eine solche Lösung aber sind zwei grundlegende Bedingungen auch für uns maßgebend und Voraussetzung. Die erste, die wir vor allem vor den Mächten der freien Welt, insbesondere vor Frankreich, vorzutragen hätten, ist die, daß sofort an der Saar die demokratischen Freiheiten hergestellt werden. Es ist unmöglich, daß heute Kolonialmethoden früherer Zeiten, für die man in anderen Breitengraden jetzt einen hohen Blutzoll entrichten muß, auf Europa übertragen werden. Das können wir nicht widerspruchslos zur Kenntnis nehmen, vor allem auch deshalb nicht, weil die freie Welt und nicht zuletzt Frankreich durch seinen Außenminister auf der Berliner Konferenz ja die demokratischen Freiheiten im Namen der ganzen freien Welt, also auch Frankreichs, für die sowjetisch besetzte Zone gefordert hat. Was dort gefordert wurde, muß in einem Teil der freien westlichen Welt eine Selbstverständlichkeit sein.
    Die zweite grundlegende Bedingung ist — und diese Bedingung müssen wir vor der Bundesregierung vortragen —, daß niemals eine endgültige Lösung der Saarfrage vorgenommen wird, weil eine gesamtdeutsche Regierung im Interesse der Möglichkeiten für eine Wiedervereinigung Gesamtdeutschlands nicht gebunden werden darf. Es sollte an sich überflüssig sein, dies zu betonen; denn auf der Berliner Konferenz ist von den Außenministern des Westens, besonders von Herrn Dulles, darauf hingewiesen worden, daß die Verträge, die die Bundesregierung schließt, auch der EVG-Vertrag, die künftige gesamtdeutsche Regierung nicht binden. Aber im Hinblick auf den Inhalt des Naters-Planes, der ja auch vorsieht, daß die drei Westmächte sich verpflichten sollen, beim Friedensvertrag sich für die Beibehaltung dieser Lösung einzusetzen, halten wir es doch für notwendig, es hier ausdrücklich auszusprechen.
    Wenn aber über diese Frage Klarheit herrscht —und das ist, soweit es sich heute aus der Debatte und der Erklärung des Herrn Bundeskanzlers ergeben hat, der Fall —, daß nämlich eine Lösung an der Saar, wie sie hier skizziert wurde, auf alle Fälle nur ein Provisorium bis zu einem Friedensvertrage ist und eine gesamtdeutsche Regierung nicht bindet, dann gibt es auch tatsächlich kein Präjudiz für den Osten.
    Wenn ich mir hier erlauben darf, zur Frage des Ostens noch einiges zu sagen, dann folgendes. Es ist richtig, wie hier mehrfach erwähnt wurde, daß die Wiedervereinigung Deutschlands — und wir verstehen darunter immer Gesamtdeutschland, auch wenn wir dabei die zeitliche Rangfolge anerkennen und gern beachten — nur durch ein Abkommen der Großmächte zu erzielen ist. Wir möchten aber die nachdrückliche Bitte an die Bundesregierung richten, immer darauf bedacht zu sein, den westlichen Großmächten vor Augen zu halten, wie dringend das Verlangen nach Wiedervereinigung in unserm Volk ist, damit von diesen Großmächten, sei es im Verkehr der Hohen Kommissare untereinander — so wie es heute Herr Kollege Ollenhauer erwähnt und zum Teil bemängelt hat —, sei es bei den großen Konferenzen, die Notwendigkeit nie aus dem Auge gelassen wird, jede Gelegenheit, die sich bietet, zu nützen, auch in Situationen, in denen vielleicht einmal der Osten vom Westen unbedingt eine Zustimmung zu dieser oder jener Frage braucht, um die deutsche Wiedervereinigung immer wieder ins Spiel zu bringen und zur Vorbedingung für Verhandlungen zu machen; denn nur darin sehen wir heute eine Möglichkeit, auf jener höheren Ebene, auf der allein politisch die Wiedervereinigung betrieben werden kann, zu einer Lösung zu kommen.
    Ich glaube aber auch, hier einmal deutlich aussprechen zu müssen, was in der Debatte —, ich weiß nicht, aus welchen Gründen — nicht richtig herausgeklungen ist, daß es nämlich nicht nur eine Angelegenheit der Großmächte ist, ob diese Wiedervereinigung vorankommt, sondern daß es auch eine Angelegenheit des deutschen Volkes selbst sein muß. Ich weiß und kann mir denken, warum hier die verschiedenen Möglichkeiten der menschlichen Kontakte, vielleicht auch der fachlichen, die


    (Seiboth)

    gesucht werden müssen, nicht erwähnt wurden, warum nicht davon gesprochen wurde, daß wir es ohne weiteres hinnehmen könnten, wenn im Westen auch die Zeitungen, die Bücher und Zeitschriften des Ostens vertrieben würden, wenn es eine Gegenseitigkeit dafür gäbe, wenn ein Wander-und Reisverkehr oder ein Sportverkehr usw. nach beiden Seiten möglich wäre. Man kann zu leicht erwidern: Das hängt ja nicht von unserem guten Willen ab, sondern von dem der derzeitigen Machthaber in der Zone, und die haben diesen guten Willen nicht.
    Ich meine, wir sollten beispielsweise über solche Aufsätze, wie sie neulich in der Schweizer Zeitung „Die Tat" von Hans Fleig unter dem Titel „Der deutsche Teig" erschienen sind, einmal etwas mehr nachdenken, als das der Fall zu sein scheint.

    (Sehr gut! beim GB/BHE.)

    Dort wird uns nicht nur vorgeworfen, daß wir träge sind, sondern auch, daß wir nicht einmal versuchen, diese Trägheit durch gewisse Aktionen zumindest zu bemänteln. Ich meine, man kann dem Volke bei uns nicht vorwerfen, daß es an dieser Wiedervereinigung nicht interessiert sei. Ich glaube im Gegenteil, daß es tatsächlich ein brennender Wunsch jedes einzelnen Deutschen hier wie drüben ist, daß diese Wiedervereinigung Wirklichkeit wird. Aber es fehlt wohl bei uns an den nötigen Anregungen für das Volk. Es sind die Beispiele nicht gesetzt, an denen sich das Volk nun in seinem Wunsch, seinem Drang nach Wiedervereinigung Ausdruck zu geben, irgendwie festhalten kann. Wir bedauern außerordentlich, daß wir seinerzeit, als wir — ich betone: wir hatten keineswegs die Absicht, daraus vielleicht eine parteipropagandistische Angelegenheit zu machen — den Vorschlag machten, von allen Parteien gemeinsam eine gesamtdeutsche Spendenaktion nach der Berliner Konferenz auszurufen, auf so wenig Gegenliebe gestoßen sind. Nachher ist dankenswerterweise von Herrn Bundesminister Kaiser der Gedanke ins Volk getragen worden, daß nun eine gesamtdeutsche Bewegung für die Wiedervereinigung ins Leben gerufen werden müsse. So dankenswert diese Initiative ist, — wenn man aber an gewisse Verhältnisse drüben hinter dem Eisernen Vorhang denkt, dann wird einem bewußt, daß gewisse Gefahren darin liegen, wenn nur vom Staate her solche Anregungen gegeben werden. Es könnten Gefahren darin liegen, wenn diese Bewegungen auch vom Staate getragen werden sollten. Hier liegt — das wollen wir offen sagen — eine Aufgabe für die Parteien als Willensträger des Volkes vor. Die Parteien sollten sich dieser Bewegung für die Wiedervereinigung annehmen und ihr Gestalt geben.
    Wenn man sagt, man könne sich nicht vorstellen, was man mit diesen Mitteln, die damals bestimmt gern gegeben worden wären oder zum 1. Mai gegeben werden würden, tun könnte, möchte ich dem entgegenhalten: wie wäre es beispielsweise, wenn wir gesagt hätten, das deutsche Volk wolle zum Zeichen dafür, daß es unverbrüchlich an die Wiedervereinigung glaubt, daß es an dem Glauben festhält, daß Berlin wieder einmal die Hauptstadt ganz Deutschlands sein wird, mit dieser gesamtdeutschen Spende unmittelbar an der Sektorengrenze in Berlin das Reichstagsgebäude neu aufbauen?

    (Beifall beim GB/BHE.)

    Wir haben vor kurzem erst drüben vor der Sektorengrenze die hohnvolle rote Fahne der Kommunisten auf dem Brandenburger Tor flattern hören, und daneben steht das zerstörte Gebäude des Reichstags. Das wäre eine Aufgabe; hier könnte unser Volk sich beteiligen, und es würde sich gern beteiligen, wenn wir ihm sagten: Wir wollen über dem Portal des künftigen Reichstagsgebäudes die neue Inschrift anbringen „Das ganze Deutschland soll es sein".
    Ich habe mit Absicht, obwohl das mit Außenpolitik nichts zu tun haben mag, diese Fragen hier einmal vor dem Plenum des Bundestages angesprochen, weil wir draußen in Versammlungen und Zusammenkünften mit unseren Menschen immer wieder gefragt werden, warum denn nicht eine Initiative .zu dieser Volksbewegung, von der gesprochen wurde, von politischer Seite her gegeben wird. Ich betone noch einmal: uns liegt nichts daran, diese Dinge für uns verbuchen zu wollen. Wir wissen ganz genau, daß diese Gedanken heute in allen Fraktionen und in allen Parteien vorhanden sind und man sich den Kopf darüber zerbricht, wie man sie politisch aktivieren könnte. Wir würden uns deshalb freuen, wenn wir zu allem, was wir von den Großmächten und von der Bundesregierung für die Wiedervereinigung verlangen müssen, auch selber als die politischen Parteien des deutschen Volkes eine Aktivität entfalteten, die imstande ist, den Gedanken der deutschen Wiedervereinigung in unserem Volk vorwärtszutreiben.

    (Beifall beim GB/BHE und bei der CDU/CSU.)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Ich gebe folgendes bekannt. Der Haushaltsausschuß muß um 17 Uhr im früheren CDU-Saal zu einer kurzen Sitzung zusammentreten. Diese kurze Sitzung ist notwendig, weil noch einiges für die morgige Haushaltsdebatte vorbereitet werden muß.
Ich erteile das Wort dem Abgeordneten von Merkatz.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hans-Joachim von Merkatz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Ernst des Tages, an dem heute unsere Debatte stattfindet, ist nicht zu verkennen. Seit dem Überfall auf Südkorea ist die Weltlage nicht so ernst gewesen, wie sie es heute ist. Das verpflichtet uns zu einem besonderen Maß an Zurückhaltung und zu einer besonderen Selbstkontrolle bei den Worten, die wir zu sagen haben. Ich bin nicht befugt, Zensuren zu geben, und unterdrücke deshalb ein Urteil über diesen oder jenen Punkt, der hier zum Ausdruck gebracht worden ist, ob alle Ausführungen diesem Maßstab und dieser Verantwortung genügt haben. Wir führen diese außenpolitische Debatte in einer sehr unpräzisen Situation. Infolgedessen ist es außerordentlich schwierig, etwas Präzises zu sagen, es sei denn, daß man sich in der Eitelkeit bewegt, Originalitäten und intellektuelle Gedankenblüten auf den Tisch des Hauses zu legen. Damit dient man aber den deutschen Interessen in gar keiner Weise. Ich möchte mich daher in dieser Situation darauf beschränken, grundsätzliche Auffassungen meiner Partei zum Ausdruck zu bringen. Es hat keinen Sinn, sich in diesem Moment darauf zu beschränken, über die gegebenen Verhältnisse zu lamentieren und die schlimmen Dinge, die in der Welt geschehen, zu kritisieren und sich dem Gefühl der Enttäuschung über den Verlauf der europäischen Politik und die schlechte Entwicklung der Dinge


    (Dr. von Merkatz)

    hinzugeben. Das hat keinen Sinn, wenn ich nicht mit dieser Kritik zugleich eine konstruktive Idee zu verbinden habe.
    Ich muß aufrichtig sagen, daß der heutige Tag über den bisherigen Grundgedanken der deutschen Außenpolitik hinaus keine eigentlich neuen konstruktiven Gesichtspunkte hervorgebracht hat.
    Wir stehen unter dem Einfluß von drei Faktoren. Der eine ist die objektiv veränderte Weltlage. Die Existenz des alten Staatensystems, so wie es in der Vergangenheit als vielfältiges nationalstaatliches System geworden ist, ist auf die Dauer nicht mehr aufrecht zu erhalten. Die Welt ist in zwei große Machtzentren zerfallen, in das Machtzentrum des Ostens und in das Machtzentrum der Amerikaner. In diesem Gefüge großräumiger Zusammenschlüsse, das im Ostblock bereits vollendet ist, im Westen aber noch nicht vollendet ist, besteht praktisch das europäische Loch. In diesem europäischen Vakuum liegt die Gefahr eines deutschen Niemandslandes zwischen Ost und West, d. h. die Gefahr der Vernichtung des deutschen Volkes. Unter diesen schweren Bedingungen haben wir Politik treiben müssen. Ich bitte dabei zu berücksichtigen, daß 1945 die Niederlage nicht nur eine gewöhnliche Niederlage war, sondern die Zerstörung des gesamtstaatlichen Gefüges und seiner politischen Vertretung nach außen.

    (Abg. Lücke: Sehr gut!)

    Das hat es bisher noch kaum gegeben. Das war mehr als ein verlorener Krieg. Das war eine Vernichtung, und aus diesem Zustand der Vernichtung heraus mußte Außenpolitik getrieben werden. Wer sich einbildet, daß die Gefahr der Vernichtung bereits von unserem Haupte weggenommen worden sei, und deshalb, weil dank der Politik der Regierung die Leute wieder satt zu essen haben — jedenfalls der größte Teil wieder satt zu essen hat — und man wieder Luxus sieht, nun etwa glaubt, man sei in Sicherheit und damit sei nun alles ausgestanden, der lügt sich doch etwas vor!

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Heiland: Das haben Sie aber spät begriffen!)

    — Das habe ich schon mehrfach gesagt, Herr Kollege Heiland. Ich glaube, man sollte den Begriff des Rechtes der Menschen auf die Heimat und in der Heimat als den obersten Grundsatz und Maßstab feststellen und daran alle übrigen Dinge bemessen, die geschehen sind. Das sind nicht mehr nationalistische Prestigefragen. Vielmehr handelt es sich um die Frage: Was dient den Menschen, was erhält ihr Menschenrecht in der Heimat, und wie ist es möglich, daß diese Menschen in Ruhe und Frieden und Sicherheit in ihrem Siedlungsraum sitzen und arbeiten können und eine Zukunft haben? Das ist ein Maßstab, und allein nach diesem Maßstab ist meiner Ansicht nach Erfolg oder Mißerfolg einer Außenpolitik zu messen.
    Man mag vielleicht sagen: Das ist eine Politik der Illusionen! Ich halte sie für eine sehr praktische Politik, weil sie auf das wirkliche Bedürfnis der Menschen eingeht und weil sie bei richtiger Anwendung des Grundsatzes des Rechtes der Menschen auf die Heimat und in der Heimat manches aufgeblasene Scheinproblem auf das reduziert, was es eigentlich politisch bedeutet.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, wenn man die außenpolitischen Debatten hört, hat man oft den Eindruck, daß Ursache und Wirkung unserer gegenwärtigen Lage vollkommen vergessen zu sein scheinen. Insbesondere scheint vergessen zu sein, daß diese ganz konkrete Form einer europäischen Politik — nämlich die der EVG—ja schließlich durch eine sowjetrussische Aggression hervorgerufen worden ist, nämlich

    (Sehr gut! in der Mitte)

    dadurch, daß die Sowjetunion ihre Rechte als Besatzungsmacht mißbraucht hat, daß sie die Spaltung des deutschen Staatswesens aufrechtzuerhalten oder das Wiedererstehen des deutschen Gesamtstaates zu behindern sucht, daß sie tatsächlich durch eine immer weitere Ausdehnung ihres Einflusses den Versuch macht, die westliche Welt unter Druck zu setzen, um die vorherrschende Macht zu werden. Aus diesem Verhalten ist die gegenwärtige Lage entstanden. Es ist also nicht etwa eine Erfindung der westlichen Politiker, den Zusammenschluß Europas in dieser oder jener Form vorzunehmen, sondern das ist eben die Antwort auf einen unguten Druck, der die Welt beunruhigt. Wir müssen feststellen, daß es eine Verbindung von Staaten gibt, die als potentielle Aggressoren gelten müssen, weil sie darauf abzielen, die Freiheit der Völker im Innern und nach außen zu beseitigen. Wer das bestreitet, den muß ich auf den Angriff in Korea verweisen und dem halte ich insbesondere entgegen, daß vor dem Beginn der Genfer Konferenz, wo alles darauf ankam, daß es wirklich zu einer entspannten Atmosphäre kam, in dieser Situation bei den Vorgängen in Indochina erneute Aggressionen begonnen worden sind mit dem Ziel, auf der Genfer Konferenz militärische Vorteile in Indochina aufweisen zu können. Es sind also lauter Handlungen begangen worden, die die Atmosphäre verschlechtert haben. Ich denke auch an den Abbruch der diplomatischen Beziehungen mit Australien und noch an andere Fälle, in denen eine so deutliche Verschärfung der Situation durch den Ostblock festgestellt werden muß, daß man sich wirklich fragen kann, ob nicht diejenigen, die der Illusion der Entspannungspolitik von Berlin, ich möchte sagen, überhaupt den Illusionen des Jahres 1953 erlegen sind, eine sehr gefährliche und auf die Dauer die Aggressoren nur ermutigende Politik treiben.

    (Abg. Dr. von Brentano: Sehr gut!)

    Meine Damen und Herren, ich weiß, daß es vielleicht für einen Deutschen, der sich mit diesen Problemen beschäftigen muß, der aber nicht viel dabei mitzureden hat, etwas gewagt ist, das zu sagen. Ich möchte aber behaupten, daß diejenigen Illusionisten, die der Sowjetunion ein angebliches Sicherheitsbedürfnis und deshalb Entspannungsbedürfnis zugesprochen haben, die ihr also die „Friedenspolitik" abgenommen haben und die deshalb die Politik der europäischen Sicherheit und Verteidigung zwei Jahre lang verzögert haben, so daß man jetzt unter Umständen bald über diese Politik das Wort „zu spät" setzen muß, jetzt allmählich eines Besseren belehrt sind. Ich kann mir nicht vorstellen, daß gegenüber einer Politik, die auf Ausdehnung der Machtsphäre gerichtet ist und die auch kein Mittel — auch nicht das der direkten Gewalt — gescheut hat, wenn es auch nur in örtlich begrenztem Umfang wie in Korea oder in Indochina angewandt wurde, daß gegenüber einem solchen politischen Wollen eine andere Haltung möglich wäre als eine Politik, die klarstellt, daß mit diesen Mitteln der Gewalt und Aggression einfach nicht weiterzukommen ist, ohne die eigene Position entscheidend zu gefährden.

    (Sehr richtig! rechts.)



    (Dr. von Merkatz)

    Ich glaube, der Politik der Aggression muß ein deutlicher Wille entgegengesetzt werden, und dieser Notwendigkeit der freien Welt haben wir auch unsere eigenen Überlegungen in Deutschland unterzuordnen. Ich möchte dabei all denen, die jetzt die Krise der europäischen Politik mit einer gewissen hämischen Genugtuung vermerken, folgendes sagen. Ich darf daran erinnern, daß wir auch zwischen dem ersten und dem zweiten Weltkrieg unter Briand und Stresemann — man lese einmal die Dokumente dieser Zeit durch

    (Sehr gut! in der Mitte)

    und vermerke, mit welch innerem Glauben und Schwung sie geschrieben worden sind — eine Chance hatten. Man bekämpfte diese Politik damals genau so hämisch wie heute, weil man den letzten Schritt nicht tun wollte. In der Genugtuung über das Scheitern dieser Politik waren damals allerdings die politischen Fronten bei uns anders als heute. Mit einer hämischen Genugtuung hat man eine Entwicklung, eine Chance zerredet, die dann nicht wiedergekommen ist, für die aber in Europa alles in allem nachher die Katastrophe dann unausweichlich kam.

    (Abg. Dr. von Brentano: Sehr gut!)

    Warum hat man damals nicht eingesehen, daß das, was mit den Locarno-Verträgen begonnen war, nicht zugleich wieder durch eine Mißtrauenspolitik gegenüber Deutschland zerstört werden durfte? Was ist dabei herausgekommen? Man hat eine Politik getrieben — ich will nicht im einzelnen sagen, wer es war —, die dem inneren Sinn der Locarno-Verträge absolut entgegengesetzt war, indem man eine Politik der Einkreisung trieb und ein Deutschland isolierendes Sicherheitssystem aufbaute, das dann zum Zusammenbruch der konstruktiven Locarnopolitik führen mußte und mit eine der Ursachen war, daß die damalige Chance verpaßt wurde, die 40 Millionen Menschen das Leben gerettet hätte, die uns noch in unserer Heimat hätte verbleiben lassen und Millionen Menschen anderer Völker in ihren Siedlungsgebieten gelassen hätte, die so viel Unheil von der Welt abgewandt hätte, wenn man damals auch den inneren Schwung und den Mut gehabt hätte und sich nicht hämisch an der Zerstörung und dem Zusammenbruch dieser Politik gefreut hätte.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, man spricht davon, daß sich die Amerikaner aus Europa loslösen und eine periphere Verteidigung vorziehen könnten. Ob das militärisch im amerikanischen Interesse vernünftig wäre oder nicht, vermag ich und will ich hier nicht untersuchen. Aber man muß eines doch allen Ernstes feststellen. Die Enttäuschung über einen politischen Weg kann sehr große Änderungen in den öffentlichen Meinungen von Demokratien auslösen. Ob das Ergebnis dabei militärisch und strategisch vernünftig oder unvernünftig ist, spielt bei solchen spontanen Wendungen keine entscheidende Rolle. Man muß damit rechnen, daß, wenn dieser konkrete, durch Jahre nun verfolgte politische Weg in Europa versagt, es dann einen Umschwung in der Meinung des Volkes der Vereinigten Staaten gibt, der sie zu einem isolationistischen oder peripher verteidigten System hindrängen wird. Da sagen dann die Leute, es sei amerikahörig, so etwas zu sagen. Wer hat denn — seien wir doch ehrlich — die Freiheit in der Welt und bei uns verteidigt?

    (Sehr richtig! in der Mitte.)

    Es war doch Amerika, und es wäre undankbar, das nicht deutlich zu bekennen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Ein weiterer Punkt. Wir wissen um die Furchtbarkeit der Vernichtungswaffen, der Atombomben. Wir müssen aber auch feststellen, daß durch die Überlegenheit dieser amerikanischen Rüstung an einigen Orten der Welt, wo militärisch schwache Völker leben — und wir gehören leider zu diesen geschwächten Völkern—, die Freiheit bewahrt worden ist. Ich bin sehr für ein Verbot der überschweren Waffen, die ja im Grunde genommen Freund und Feind vernichten und schädigen. Aber ich bin nicht gewillt, zuzustimmen, daß man bei dieser Frage, dem Wettlauf zwischen den Rüstungen Moskaus und Washingtons, gewissermaßen Moskau den Vorteil verschafft. Wir brauchen in der Welt die gesamte Abrüstung, wenn die Zivilisation überleben soll. Jeder, der heute mit dem Gedanken der Gewalt auch nur spielt, der setzt damit die Existenz der gesamten menschlichen Zivilisation aufs Spiel.
    Die Lage ist aber auch nüchtern so zu betrachten: Die Sowjetunion macht den Wettlauf um die H-Bomben mit; denn sie besitzt sie ja auch, allerdings wohl nicht in der gleichen Zahl; das wissen wir nicht genau. Sie scheint jedoch eine sehr deutliche Überlegenheit an den sogenannten üblichen Waffen zu haben, die vorläufig durch die Atomrüstung der Vereinigten Staaten ausgeglichen ist.
    Meine Damen und Herren, wir haben als Deutsche ein sehr, sehr großes Interesse daran, daß man wirklich zu einem allgemeinen System der Abrüstung kommt und daß die atomare Kraft ausschließlich für friedliche Zwecke verwendet wird. Verkennen wir aber bitte nicht, daß die Frage der Abrüstung und des Verbots der schweren und überschweren Waffen eng mit dem Aufbau eines allgemeinen Sicherheitssystem zusammenhängt und nur Hand in Hand mit den Fragen der allgemeinen Sicherheit einer wahrhaften Lösung entgegengeführt werden kann. Deshalb glaube ich, es ist eine Notwendigkeit für das Überleben unseres Volkes, daß wir bei der Beratung all dieser Fragen mit im Spiele sind, daß wir gefragt, daß wir konsultiert werden. Es ist nicht in die Verantwortung eines deutschen Politikers gestellt, sich unter den gegenwärtigen Umständen sozusagen in einen Schmollwinkel zu setzen oder zu erklären: „Alles muß hier bei uns an staatlichem Handelnkönnen wiederaufgebaut sein, dann erst beteilige ich mich wieder." Das geht nicht. Ich halte es nach wie vor — und das ist hier oft ausgesprochen worden — für unsere absolute Pflicht, jeden Zipfel von Verantwortung, die uns zuwächst, zu übernehmen, um mit am Tisch der Nationen zu sitzen und für das Recht unserer Menschen innerhalb der Grenzen des Geltungsbereichs des Grundgesetzes und darüber hinaus einzutreten.
    Ich glaube dabei, daß aus den Stürmen unserer Zeit ein großes Prinzip hervorgeht, das ich das Prinzip der atlantischen Solidarität nennen möchte. Nach meiner Auffassung kann man bei den gereiften Verhältnissen in der Welt nicht Nationen fusionieren. Man sollte den Gedanken einer Fusion der Nationen — Integration als Fusion der Nationen — nicht verfolgen. Die Geschichte hat die Völker, so wie sie sind, in ihrer Eigenart geformt. Eines ist aber zweifellos möglich und notwendig, das ist die Fusion der Interessen der freien Welt.
    Dabei frage ich ganz konkret, ob jenes Forum des Europarates genügt, um eine wirkliche Fusion der


    (Dr. von Merkatz)

    Interessen herbeizuführen. Ich frage, ob die bisherigen, traditionellen zwischenstaatlichen Formen ausreichen, um eine wirksame Fusion der Interessen durchzuführen.
    Ich bin sehr glücklich darüber, daß der Europarat besteht und hier eine Klammer, ein Kontakt zwischen allen europäischen Völkern gegeben ist. Ich möchte nicht in den Chor jener einstimmen — übrigens haben sich da merkwürdigerweise die Fronten vertauscht —, die den Europarat als Schwatzbude diffamiert haben; diese Kreise fangen jetzt an, ihn zu loben, nachdem die Konstruktion eines Klein-Europa der sechs Staaten zu konkreteren Formen der Zusammenarbeit fortentwikkelt werden konnte. Ich bin sehr glücklich darüber, daß der Europarat besteht, weil er tatsächlich ein Forum ist, bei dem man sich noch treffen kann, bei dem man sich verständigen kann. Jeder muß sich aber auch darüber klar sein: Was man an Gedankenaustausch und Resolutionen in den Kommissionen und im Plenum der Beratenden Versammlung schaffen kann, ist nützlich für die Vorbereitung der öffentlichen Meinung, jedoch reicht das nicht aus für die Fusion der Interessen und der ohne Zeitverlust wirksam zu lösenden europäischen Aufgaben, wo es um Sein oder Nichtsein geht.
    Es wird soviel von einer Alternative zum europäischen Verteidigungsvertrag gesprochen. Alternativen kann man sich am grünen Tisch ausdenken, und intellektuell ersonnen gibt es natürlich zahlreiche Alternativen.

    (Sehr richtig! rechts.)

    Aber zu dem, was wirklich sein kann, habe ich nur folgendes zu bemerken.
    Wir haben in diesem Hause die Ratifikation der Verträge von Bonn und Paris beschlossen. Wir sind im Wort. Ich glaube, es hat bisher niemals der Zuverlässigkeit einer Politik gedient, wenn man stets neue Gedanken produziert und damit ein inneres Schwanken, eine innere Unsicherheit erkennbar gemacht hat. Wir sind im Wort und haben vorläufig dem von uns gegebenen Wort hinsichtlich der Vertragsgestaltung nichts hinzuzufügen, sondern haben bei unserer Offerte, wenn man so sagen will, zu bleiben.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Ich weiß, daß manches, was bei der Diskussion dieser Vertragswerke gesagt wird, uns tiefe Sorge machen muß. Zu dem, was der Kollege Ollenhauer heute morgen gesagt hat: Machen Sie sich über das, was in der französischen Kammer und auch in der Presse gesagt wird, keine Sorgen?, kann ich nur sagen: wir, ich glaube, alle Deutschen mit europäischer Gesinnung, machen uns erhebliche Sorgen über diese Form, in der der Grundgedanke durch das Verzögern der Politik über zwei Jahre zersetzt worden ist, so daß man sich tatsächlich manchmal fragen muß, was aus dieser Politik noch werden soll. Aber es gehört auch zu den Tugenden in der Politik, daß man dann, wenn einmal eine kritische Lage auftritt — und alle größeren Dinge müssen ihre Krisen durchschreiten —, mit vollkommener Konsequenz an dem einmal gegebenen Wort festhält, bis man davon befreit wird, bis eben das Scheitern feststeht.

    (Abg. Dr. Kreyssig: Bis fünf Minuten nach zwölf?)

    — Ich möchte keine genaue Uhrzeit angeben, Herr
    Kollege Kreyssig. Aber eines sei dabei noch gesagt.
    Derjenige, der heute schon glaubt, eine klare Diagnose stellen zu können, wird unter Umständen durch die Ereignisse widerlegt. Es ist dann, glaube ich, auch nicht nützlich, wenn man einerseits erklärt: Wir stehen im Wort, und das Wort, das wir gegeben haben, ist in seiner Verpflichtung unumstößlich, daß man dann zugleich mit einer pessimistisch unkenden Prognose aufwartet. Irgendwie ist auch die eigene innere Haltung selbst ein Element der Gestaltung.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Meine Damen und Herren, nun könnte es ja so sein, daß wir den Anschein erweckten, an diesem EVG-Vertrag so übermäßig interessiert zu sein, daß wir es gar nicht erwarten könnten, wieder die Uniform anzuziehen, und daß wir im Verlangen nach militärischer Macht alles daransetzen würden, um diese Verteidigungspolitik zur Vollendung zu bringen. Wer die Dinge so darstellt, verkennt vollkommen die Mentalität des deutschen Volkes und das, was es durchgemacht hat. Daß man bei der effektiven europäischen Einigung mit militärischen Fragen hat anfangen müssen, ist nicht die Schuld der freien Welt, sondern ist, wie ich schon darzulegen bemüht war, eben eine Folge der Situation und der Übermacht des Ostblocks und seines klaren Willens, auch nicht ein Stückchen Kompromißbereitschaft auf europäischem Boden zu zeigen. Darum sind nun diese militärischen Fragen in den Mittelpunkt getreten. Aber ich möchte gerade unseren französischen Nachbarn das eine sagen: Vieles, was sie selbst an Bedenken haben und immer wieder äußern, macht auch uns nicht gerade übermäßig Freude. Aber wir erkennen mit ihnen und mit allen Völkern Europas an, daß es keinen anderen Weg gibt, um der gegenwärtigen Situation im Sinne der Freiheit und der Interessen aller europäischen Nationen wirksam zu begegnen, und daß uns bisher keine Entwicklung in dieser Überzeugung hat schwankend machen können. Leider hat die Welt keine andere Entwicklung nehmen können, die eine Alternative mehr auf politischem und weniger auf militärischem Gebiet erlaubt hätte.
    Meine Damen und Herren, Herr Kollege Ollenhauer hat eine Äußerung des Generals Gruenther vorgetragen, wonach 12 deutsche Divisionen gewissermaßen nur als Vorhut für die eigentlichen Streitkräfte der Alliierten aufgestellt werden sollten. Ich glaube, daß diese Äußerung mißverstanden worden ist. Ich möchte empfehlen, den Aufsatz von Foster Dulles über die neue Art der Verteidigung der Vereinigten Staaten von Amerika zu studieren, um zu begreifen, welche echte Funktion diesen 12 Divisionen zukommt.
    Aber glauben Sie denn wirklich, auf der einen Seite sagen zu können: Gesamtdeutschland muß wiederhergestellt werden, wenn Sie auf der anderen Seite unsere Sicherheit durch andere garantieren lassen wollen, ohne daß das deutsche Volk selbst bei der unmittelbaren Nähe der Gefahr seinen Teil an dieser Aufgabe übernimmt?

    (Lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Das ist doch undenkbar. Man kann niemals einem anderen das zulasten, was man selbst tun muß.
    Herr Kollege Pfleiderer sagte. vorhin, in gesamtdeutschen Fragen seien wir praktisch allein. Allerdings, in den Fragen des eigensten nationalen Interesses ist man immer irgendwie allein. Man findet nur dann Freunde und Bundesgenossen,


    (Dr. von Merkatz)

    wenn man in sich selber die Kraft zur Initiative und zum Handeln entwickelt hat.

    (Erneuter Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Damit möchte ich die Frage kurz ansprechen, die uns wohl am meisten angeht: die deutsche Einheit. Man kann schlagwortartig sagen, daß die Entwicklung der Frage der deutschen Einheit zwei Phasen durchgemacht hat, den Weg von Potsdam nach London, jener Außenministerkonferenz, die dann 1947 im Dezember auseinanderbrach, und schließlich den Weg von London nach Berlin und jetzt nach Genf. Meine Damen und Herren, ich habe vorhin schon von der verhängnisvollen Fehldiagnose gesprochen, die zur Verzögerung der Europapolitik, zur Verzögerung der Ratifizierung der EVG und zur Verzögerung des Wirksammachens einer europäischen Zusammenarbeit geführt hat. Berlin hat doch für uns Ergebnisse gebracht, die uns zwingen sollten, die Politik der Zusammenarbeit mit der freien Welt so weit zu verstärken wie überhaupt nur möglich. Denn Berlin hat als Ergebnis gezeitigt, daß die Sowjetunion nicht gewillt ist, die Teilung Deutschlands aufzuheben unter Bedingungen, die die Freiheit der deutschen Menschen gewährleisten. Ich glaube, daß man hier im Sinne der gesamtdeutschen Aufgabe festbleiben muß, daß man auch nicht das geringste an deutschen Freiheitsrechten und an der Möglichkeit deutscher Freiheit verraten darf.
    Hinsichtlich der Zuerkennung gewisser Souveränitätsrechte an die Administration in der sowjetisch besetzten Zone möchte ich nur eines sagen. Es gibt nur eine deutsche Souveränität, und diese eine deutsche Souveränität kann nicht durch auswärtige Gewalten gespalten werden.

    (Sehr gut! rechts.)

    An diesem Grundsatz müssen wir meiner Ansicht nach festhalten. Es ist auch nicht so, daß Souveränitätsrechte von irgendeiner anderen Regierung als der eines gesamtdeutschen Staates ausgeübt werden könnten. Wir müssen aber Souveränitätsrechte auch im Geltungsgebiet des Grundgesetzes ausüben. Diese Ausübung der Souveränitätsrechte geschieht treuhänderisch. Aber auch, wenn sie treuhänderisch geschieht, ist es immer die Ausübung ein und derselben gesamtdeutschen Souveränität, die unzerstörbar ist. Diese eine deutsche Souveränität kann ihre volle Wirksamkeit erst entfalten, wenn sie wieder vom Gesamtstaat ausgeübt werden kann. Sie wird in den freien Teilen Deutschlands treuhänderisch, und zwar immer als eine einheitliche, das gesamte deutsche Volk betreffende Souveränität wahrgenommen. Wir haben mit jedem Souveränitätsakt, der von uns in der Vertretung der auswärtigen Politik oder auch nach innen vorgenommen wird, eine Verantwortung gegenüber dem gesamten deutschen Volk zu erfüllen. Die Notwendigkeit, den Beistand der freien Welt für die Wiederherstellung der deutschen Einheit zu gewinnen, liegt auf der Hand. Man kann sagen, daß auf der Bermuda-Konferenz und auf der Konferenz von Berlin — und wir hoffen das auch von der Konferenz von Genf — die erste Stufe doch erreicht worden ist, nämlich die Stabilisierung und Konsolidierung der westlichen Zusammenarbeit als die erste Voraussetzung. Damit hat aber nun die zweite Phase begonnen — der Vertreter des Gesamtdeutschen Blocks sprach bereits davon —, in der wir die eigene Verantwortung verstärken müssen — in echten eigenen Aktionen —, um die Einheit Deutschlands wiederherzustellen.
    Heute ist das Wort gefallen, die einzige Klammer der deutschen Einheit und der Zusammengehörigkeit sei gewissermaßen die Potsdamer Grundlage. Ich möchte diesem Satz mit allem Ernst widersprechen. Deutschlands Einheit beruht nicht auf Abmachungen der Besatzungsmächte, sondern auf unserem heiligen historischen Recht, das in uns selbst begründet ist.

    (Beifall bei den Regierungsparteien)

    Ob Potsdam über Bord geht oder nicht, ob internationale Abmachungen bestehen oder nicht, Deutschlands Einheit ist in uns selbst gegeben und nicht nur als Anspruch, sondern als Realität unseres einheitlichen Volkes unzerstörbar.

    (Abg. Dr. Menzel: Das ist völlig falsch! — Weiterer Zuruf von der SPD: Sie sehen ja Gespenster!)

    — Ich sehe keine Gespenster! —

    (Abg. Dr. Menzel: Das war ein Zitat aus der Begründung der Regierung zum EVGVertrag und zum Deutschlandvertrag! — Weitere Zurufe von der SPD.)

    — Meine sehr geehrten Damen und Herren, diese Polemik hat sich gar nicht gegen Sie (die SPD) gerichtet. Ich weiß nicht, wer es gesagt hat, aber heute morgen wurde gesagt, daß Potsdam die einzige Klammer sei. Wenn das in der Begründung zum Deutschland-Vertrag gestanden hat, so hat das einen anderen Sinn als den, von dem ich eben sprach. Die Potsdamer Grundlage bezog sich auf die Zusage, die Debellatio nicht zur Zerstörung der deutschen Einheit mißbrauchen zu wollen; ich aber sprach von der natürlichen Einheit Deutschlands, die über allem Besatzungsrecht steht.
    Ich möchte nur das eine sagen: Wenn auch die Potsdamer Grundlage aufgegeben wird, die Einheit der Nation kann niemals durch einen fremden Akt aufgehoben werden. Es ist eigentlich eine Zumutung — ich möchte nicht dem Schweizer Blatt zu nahe treten und schon gar nicht dem Schriftsteller —, aber ich meine, es ist wirklich nicht das Amt eines Ausländers, die Deutschen daran zu erinnern, was sie sich selber schuldig sind. Das möchte ich solchen Zensoren gegenüber eindeutig zum Ausdruck bringen. Was wir uns als Politiker in deutscher Verantwortung schuldig sind, darüber bestimmen wir in innerer Souveränität und verbitten uns, daß man uns darüber Vorhaltungen oder Vorschriften macht.

    (Abg. Wehner: War das an Herrn Dulles gesagt?)

    — Das war an alle gesagt, die diesen Versuch unternehmen sollten.
    Abschließend komme ich zu dem schwierigen Problem der Saar. Es ist ein Teilproblem, man muß es im Gesamtzusammenhang der Außenpolitik und vor allem im Zusammenhang mit dem Problem der deutschen Einheit sehen. Ich muß wirklich sagen, daß es sich erübrigt, gegen das Junktim einer Saarlösung mit der EVG zu polemisieren. Sollte tatsächlich in dem Verlangen, daß vor der Ratifikation des EVG-Vertrages und als Voraussetzung einer Debatte darüber in der französischen Kammer eine Lösung der Saarfrage erzielt wird, eine Pression ausgeübt werden, so müßten wir das vom deutschen Standpunkt aus entschieden ablehnen, da diese Frage mit der Europäischen


    (Dr. von Merkatz)

    Verteidigungsgemeinschaft überhaupt nichts zu tun hat. Ich muß unterstreichen, was heute gesagt worden ist: sowenig Junktims wie möglich. Aber den Grundgedanken, eine Lösung der Saarfrage in den Zusammenhang mit der europäischen Gemeinschaft zu bringen, halte ich für sehr vernünftig, weil eine europäische Realität erst geschaffen sein wird. wenn wir uns in Europa über eine effektive Zusammenarbeit auf politischer Ebene geeinigt haben. Es ist richtig, wenn der Herr Bundeskanzler heute festgestellt hat, daß der deutsche Standpunkt und der französische Standpunkt in der Frage der Saar unüberbrückbar sind. Wir haben das Recht, die anderen haben den Besitz. Aber ich möchte mich dagegen wenden, daß Vokabeln wie „Vorleistung" und „Verzicht" gebraucht werden. Leider ist es so, daß de facto das Saargebiet vom deutschen Staats- und Volkskörper abgetrennt ist.

    (Abg. Dr. Mommer: Wir haben das schon „Verzicht" genannt!)

    - Nein, wir haben auf nichts verzichtet. Man hat es weggenommen und hat es nun in der Hand. Die Pflichten deutscher Politiker gehen dahin, unserem Volk an der Saar zu helfen, Treuhänder des gesamten deutschen Staates, der deutschen Souveränität zu sein. Inhalt einer Souveränität ist immer, den Bewohnern eines Gebietes Schutz, Hilfe und Sicherheit zu gewähren. Hier geht es doch ganz klar darum, einem deutschen Gebiet wieder die notwendige innere Prosperität, Sicherheit und Stabilität zu geben, die ihm zukommen und die durch ständige politische Störungen, durch Grenzziehungen usw. gestört worden sind. Die Aufgabe ist, etwas gesund zu machen, zu schutzen, was durch falsche politische Entscheidungen, durch Gewalt zerstört worden ist.
    Man hat oft den Eindruck — ich möchte das offen aussprechen —, daß man diesen Konflikt — und über diese Frage besteht zwischen zwei europäischen Völkern ein echter Konflikt — jeweils dann betont, wenn man glaubt, daß man die Formen der europäischen Zusammenarbeit, so wie sie sich entwickelt haben, damit stören könnte. Ich kann mir nicht denken, wie man Volk und Gebiet an der Saar eine wirkliche Hilfe bringen will, wie man die Pflicht auch diesem Teil Deutschlands gegenüber erfüllen will — das Saargebiet gehört zu unserem Staatsgebiet in den Grenzen von 1937 —, wenn man die Dinge unüberbrückt so liegen läßt und damit den Einfluß Frankreichs, das die Saar praktisch wirtschaftlich annektiert hat, sich immer mehr ausbreiten und schließlich de facto Zustände eintreten läßt, die dann nicht mehr zu reparieren sind. Ich glaube, man kann sich dieser Pflicht einfach nicht entziehen. Man kann nicht bis zu einem Friedensvertrag gewissermaßen trotzend stehenbleiben und die Dinge einfach liegen lassen. Man verschlechtert die Lage zuungunsten Deutschlands, wenn man die Dinge bis zum Friedensvertrag einfach in der Schwebe läßt und wartet.
    Es dürfte, glaube ich, keine Meinungsverschiedenheit darüber geben, daß nur ein Friedensvertrag die Frage der Zugehörigkeit von Volk und Gebiet an der Saar lösen kann.

    (Präsident D. Dr. Ehlers übernimmt wieder den Vorsitz.)

    Vom Standpunkt meiner politischen Freunde aus ist der Art. 19 des Naters-Plans, mit dem gewissermaßen ein pactum de contrahendo geschaffen worden ist, eine Vorverpflichtung für den Friedensvertrag beschlossen werden soll, nicht akzeptabel.
    Wir sind auch nicht in der Lage, einer Annexion — das will Frankreich auch gar nicht — oder der Entstehung eines neuen Luxemburg, eines siebenten europäischen Staates zuzustimmen. Beide Denkfiguren sind nicht richtig. Worauf kommt es an? Ich komme wieder auf den Grundsatz zurück, den ich einleitend betont habe: das Recht auf die Heimat für die Menschen sicherzustellen. Es kommt darauf an, die Saarwirtschaft aus ihrer Isolierung und politischen Gestörtheit zu befreien. Diese Aufgabe ist erfüllbar, so glaube ich. Wir haben gesehen, daß der Natersplan Teil III, der sich mit den wirtschaftlichen Fragen befaßt, durchaus die Billigung hat finden können, daß aber nicht die politischen Teile dieses Resolutionsentwurfes die Billigung finden konnten.
    Es kann, glaube ich, auch keine Diskussion darüber geben, daß die Menschenrechte für die deutschen Menschen an der Saar in vollem Inhalt so hergestellt werden müssen, wie sie nach der Präambel und nach der Satzung des Europarats gelten. Es kann auch kein Zweifel darüber bestehen, daß eine Volksabstimmung auf Separation nicht zugestanden werden kann, weil es dieses Recht nicht gibt. Es gibt aber — das ist anerkanntes Völkerrecht — eine eigentlich selbstverständliche Verpflichtung, daß jede Regelung, die mit dem Statut eines Gebietes zusammenhängt, von der dort wohnenden Bevölkerung bestätigt sein muß und nicht diesem Volke durch eine Verfügung von oben her abgenötigt werden kann.
    Da die Zeit nicht für uns arbeitet und die Dinge in Europa drängen, müssen wir uns deshalb darin einig sein, daß irgendwie eine Lösung des Konflikts zwischen uns und Frankreich über dieses Gebiet eingeleitet werden muß, und zwar bald und schnell. Wenn man nicht einfach in zwei unüberbrückbaren Standpunkten erstarren will, in dem französischen und in dem deutschen, gibt es nur die Möglichkeit, eine sogenannte europäische Lösung zu finden.
    Ich persönlich liebe das Wort „Europäisierung" nicht, weil sich hinter diesem Wort in seinen Ursprüngen die Verschleierung eines Tatbestandes versteckt hatte, der nichts anderes wollte, als die wirtschaftliche Annexion des Saargebietes für die Franzosen dauernd zu machen. Das ist nicht akzeptabel.
    Es kommt darauf an, eine ehrenhafte Lösung zu suchen, die vor allen Dingen den Interessen der Bevölkerung an der Saar als einer deutschen Bevölkerung selber dient, eine Lösung, die schon deshalb vor dem Friedensvertrag kommen muß, weil die Zeit bei einem Bestehenlassen der Umstände, wie sie gegenwärtig sind, gegen uns arbeitet, eine ehrenhafte Lösung also, die gewissermaßen ein Zugeständnis von beiden Seiten ermöglicht und ein Zugeständnis beinhaltet, das vor allem der Saarwirtschaft, dem Volk und Gebiet an der Saar selber dient. Was sollte man vernünftigerweise gegen eine solche Lösung vorzubringen haben, wenn sie überhaupt bei der gegenwärtigen Situation zu realisieren ist?
    Das heißt mit anderen Worten: über Grenzfragen kann nur im künftigen Friedensvertrag entschieden werden. Es kann also kein Statut geschaffen werden, das vor Abschluß eines Friedensvertrages eine Herauslösung dieses Gebietes aus dem alten Verband beinhaltet. Aber das, was geschehen muß, wenn man nicht gewissermaßen in dem Engpaß zweier unlösbarer Gegensätze stehen bleiben


    (Dr. von Merkatz)

    soll, ist, daß man an die Stelle des alten Rechts, das bestritten wird, und des alten Besitzes, der auch bestritten ist, etwas Neues setzt, eine neue Rechtsschöpfung als eine europäische Realität und als den ersten Anfang der Erkenntnis, daß es gelingen kann, einen fast unlösbaren Gegensatz zwischen zwei Nationen in entscheidender Stunde zu bereinigen und sich in einem vorläufigen, keinen der Partner präjudizierenden Zugeständnis zu einigen.

    (Abg. Dr. von Brentano: Gut!)

    Das ist eine Realität, keine Vorausleistung und auch kein Verzicht.
    Die Voraussetzung dazu ist, daß eine wirkliche europäische Gemeinschaft mit echter Autorität, die den wirtschaftlichen Treuhänder, von dem Herr Pfleiderer gesprochen hat, stellen könnte, entsteht oder, wie Herr von Brentano es richtig ausgedrückt hat, daß alles dies unter der aufschiebenden und auflösenden Bedingung geschieht, daß die unverwässerten — ich betone: unverwässerten — Statuten der politischen Gemeinschaft nun doch Wirklichkeit werden.

    (Abg. Dr. von Brentano: Sehr gut!)

    Nicht daß das ein Junktim im eigentlichen Sinne ist — denn wir haben hier keine Koppelgeschäfte zu machen —, sondern das eine versteht sich aus dem anderen. Man kann nicht Volk und Gebiet an der Saar einladen, zuzustimmen, sich einer europäischen Aufgabe zu widmen, wenn diese europäische Aufgabe nicht in sich schon restlos Gestalt gefunden hat.

    (Sehr gut! rechts.)

    Ich möchte also ganz klarmachen: Diese Widmung von Volk und Gebiet an der Saar an eine europäische Aufgabe und damit die Schaffung einer europäischen Realität hängt davon ab, daß die unverwässerte politische Gemeinschaft entsteht. Sie bedeutet weder eine Annexion noch eine Separation noch auch sonst eine Entfremdung von Volk und Gebiet an der Saar aus seinen natürlichen Zusammenhängen. Es bedeutet aber die Befreiung eines namhaften Bevölkerungsteils von dem ständigen Druck, das Objekt des Streites zwischen zwei Nationen zu sein, und damit die Einleitung dazu, daß in einem Friedensvertrag — wenn dann überhaupt Grenzfragen noch so wichtig sind, wie sie heute noch genommen werden müssen — Lösungen hinsichtlich der Gebietsfragen getroffen werden, die wirklich tragbar sind und vor allen Dingen den dort wohnenden Menschen dienen.
    Wenn man den Vergleich und die Gleichstellung dieser Frage mit der Oder-Neiße-Frage nimmt, dann kann ich nur sagen: das ist sehr formal gesehen. Wir könnten als Vertriebene glücklich sein, wenn man in den Gebieten östlich von Oder und Neiße auch nur annähernd mit Vorschlägen kommen könnte,

    (Abg. Dr. von Brentano: Weiß Gott!)

    sie in einen Status zu bringen, wie er hier vorgesehen ist. Vor diesem Präjudiz, daß auch die Ostgrenze gewissen europäischen neuen Formen gewidmet wird und wahrscheinlich überhaupt nur so die völkischen Schwierigkeiten zu lösen sind — vor diesem Präjudiz allerdings habe ich keine Sorge. Ich hätte nur eine Sorge, wenn man den Friedensvertrag insofern vorwegnimmt, daß man sich anheischig macht, über ein gesamtdeutsches Gut definitiv zu verfügen oder einen neuen, separierten Staat entstehen zu lassen.
    Ich möchte Sie im übrigen an eine geschichtliche Tatsache erinnern. Um das heutige Luxemburg gab es einmal einen ganz ähnlichen Streit, und da war es selbst ein Bismarck, der damals einer Neutralisierung und damit dem Herausnehmen dieses Gebietes — das ja bis dahin noch zum Deutschen Bund gehört hatte — aus dem Streit durchaus zustimmte, in der Hoffnung und Erwartung, daß hierdurch ein drohender Konflikt beseitigt werden könnte.
    Ich glaube, es gehört wirklich zu den entscheidenden Aufgaben deutscher Politik, Konfliktstoffe aus der Welt zu schaffen, ohne dabei etwa Land und Leute preiszugeben, vielmehr im Dienst an den Interessen dieses Gebietes und dieses Volkes an der Saar zu handeln. Denn dessen höchstes Interesse ist es, aus seiner Isolierung, aus seiner politischen Störung herauszukommen. Einer Widmung zu dem Zweck der echten Gestaltung einer europäischen Aufgabe — und um damit der einseitigen Annexion und dem Verlust von Gebiet und Volk an der Saar ein Ende zu setzen — zuzustimmen, liegt, glaube ich, eindeutig in der klaren Verantwortung deutscher Politik, für die Interessen deutscher Menschen einzustehen.
    Die Zeit arbeitet nicht für uns. Alle vertagten Probleme verhärten sich. Irgendwie müssen wir zu unseren Verantwortlichkeiten Stellung nehmen, und zwar mit einer Chance des Gelingens und im Dienst an den Menschen. Meine Damen und Herren, vielleicht haben wir gegenüber den europäischen Möglichkeiten, wie auch der Herr Bundeskanzler bereits gesagt hat, die letzte Chance zu gewinnen oder zu verpassen. Vielleicht hängt alles daran, und es gibt tatsächlich nach einem zweiten Versagen gegenüber der Aufgabe, eine vernünftige Ordnung unter den Menschen und Völkern in Europa zu gewinnen, keine Alternative mehr. Nationales Interesse — das nationale Interesse hat mit nationalistischem Interesse gar nichts zu tun — ist, glaube ich, ausschließlich das, was bisher betätigt wurde, nämlich den Menschen, die die Katastrophe überlebt haben, und damit Volk und Nation den Weg in eine Zukunft der Freiheit und Sicherheit, den Weg zum Frieden zu erschließen, kompromißlos gegenüber Zumutungen, die unerträglich sind; und unerträglich ist die Unterwerfung unter die totalitäre Unfreiheit. Wir gehören nach dem Prinzip innerster Solidarität zum freien Westen; aber wir müssen auch für jene handeln, denen in Freiheit zu handeln gegenwärtig verwehrt ist. Allein das, was an echter Freiheitssubstanz, Zukunfts- und Lebensmöglichkeit für die Deutschen errungen werden kann, legitimiert uns; über alles andere wird die Zeit hinweggehen, und solche Scheinprobleme eines falsch verstandenen Prestiges werden dann nicht mehr sein als bemaltes Papier.

    (Lebhafter Beifall bei der DP, FDP und CDU/CSU.)