Rede:
ID0202304600

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Metadaten
  • insert_drive_fileAus Protokoll: 2023

  • date_rangeDatum: 7. April 1954

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: 10:32 Uhr

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    2. Deutscher Bundestag — 23. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 7. April 1954 793 23. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 7. April 1954. Geschäftliche Mitteilungen 794 A, 842 C Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Dr. Schäfer und Dr. Glasmeyer . . . . 794 B Mitteilung über Verteilung des Amtlichen Handbuches des 2. Deutschen Bundestags . . 794 B Mitteilung über Beantwortung der Kleinen Anfrage 38 betr. Zonenrandgebiet (Drucksachen 332, 423) 794 C Vorlage des Entwurfs einer Verordnung M Nr 1/52 über Preise für Milch, Butter und Käse 794 C Entgegennahme einer Erklärung der Bundesregierung (Spaltung Deutschlands und kommunistisches Regime in der sowjetisch besetzten Zone) (Entschließung Umdruck 452) 794 C Dr. Adenauer, Bundeskanzler 794 C Dr. Menzel (SPD) 795 D, 796 A Präsident D. Dr. Ehlers '795 D Einstimmige Annahme der Entschließung Umdruck 452 796 Zweite Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1954 (Haushaltsgesetz 1954) (Drucksache 200); Mündlicher Bericht des Haushaltsausschusses (Drucksache 350), dazu Mündliche Berichte des Haushaltsausschusses (Drucksachen 351 bis 379); Einzelplan 01 — Haushalt des Bundespräsidenten und des Bundespräsidialamtes (Drucksache 351) 796 B Frau Rösch (CDU/CSU), Berichterstatterin 796 B Beschlußfassung 796 D Einzelplan 03 — Haushalt des Bundesrates (Drucksache 353) 796 D Dr. Schild (Düsseldorf) (DP), Berichterstatter 796 D Beschlußfassung 797 A Einzelplan 24 — Haushalt für den Geschäftsbereich des Bundesministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit (Drucksache 366) . . . .. . . . . . . 797 A Frau Lockmann (SPD), Berichterstatterin 797 A Schoettle (SPD) 797 D Dr. Bergmeyer (CDU/CSU) 798 A Kalbitzer (SPD) '798 A Blücher, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit . . 798 D Dr. Vogel (CDU/CSU) 799 D Abstimmungen 800 A Einzelplan 04 — Haushalt für den Geschäftsbereich des Bundeskanzlers und des Bundeskanzleramtes (Drucksache 354; Umdruck 28, 32) 800 B, 843 A, B Dr. Blank (Oberhausen) (FDP), Berichterstatter 800 B Mellies (SPD) 801 C Dr. Adenauer (CDU/CSU): als Bundeskanzler 803 D, 811 A als Abgeordneter 804 C Dr. Deist (SPD) . . . . 805 C Ritzel (SPD) 808 A Dr. von Brentano (CDU/CSU) 811 A Dr. Höck (CDU/CSU) 811 C Müller-Hermann (CDU/CSU) 812 A Dr. Gülich (SPD) 814 B Metzger (SPD) 814 C Krammig (CDU/CSU) (zur Geschäftsordnung) 815 B Abstimmungen 815 C Einzelplan 05 — Haushalt für den Geschäftsbereich des Auswärtigen Amts (Drucksache 355; Umdrucke 24, 25) 815 D, 844 A, B Dr. Vogel (CDU/CSU): als Berichterstatter 815 D als Abgeordneter 834 A Dr. Pfleiderer (FDP) 818 A Dr. Lütkens (SPD) 823 B, 831 B Dr. Hallstein, Staatssekretär des Auswärtigen Amts 828 B Dr. Gille (GB/ BHE) 831 B Dr. Leverkuehn (CDU/CSU) 832 B Abstimmungen 834 D Einzelplan 12 — Haushalt für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr (Drucksache 362; Umdruck 50) 835 A, 845 Ritzel (SPD), Berichterstatter . . . . 835 A Dr. Seebohm, Bundesminister für Verkehr 837 D Gengler (CDU/CSU) 839 B Weiterberatung vertagt 842 A Nächste Sitzung 842 C Anlage 1: Änderungsantrag der Fraktion der SPD zum Einzelplan 04 — Haushalt für den Geschäftsbereich des Bundeskanzlers und des Bundeskanzleramtes (Umdruck 28) . . 843 4 Anlage 2: Änderungsantrag der Fraktion der SPD zum Einzelplan 04 — Haushalt für den Geschäftsbereich des Bundeskanzlers und des Bundeskanzleramtes (Umdruck 32) . . 843 B Anlage 3: Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zum Einzelplan 05 — Haushalt für den Geschäftsbereich des Auswärtigen Amts (Umdruck 24) 844 A Anlage 4: Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zum Einzelplan 05 — Haushalt für den Geschäftsbereich des Auswärtigen Amts (Umdruck 25) 844 B Anlage 5: Änderungsantrag der Abg. Frau Strobel, Bauer (Würzburg), Op den Orth u. Gen. zum Einzelplan 12 — Haushalt für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr (Umdruck 50) 845 Die Sitzung wird um 10 Uhr 32 Minuten durch den Präsidenten D. Dr. Ehlers eröffnet.
  • folderAnlagen
    Anlage 1 zum Stenographischen Bericht der 23. Sitzung Änderungsantrag der Fraktion der SPD (Umdruck 28) zur zweiten Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1954 (Haushaltsgesetz 1954) Einzelplan 04 — Haushalt für den Geschäftsbereich des Bundeskanzlers und des Bundeskanzleramtes (Drucksachen 200, 350, 354) Der Bundestag wolle beschließen: In Kap. 0403 Tit. 300 „Zur Verfügung des Bundeskanzlers für Förderung des Informationswesens" erhält der Zweckbestimmungsvermerk folgende Fassung: „Die Mittel sind übertragbar. Die Jahresrechnung über die Ausgaben dieses Betrages unterliegt der Prüfung einer nach Maßgabe der Geschäftsordnung des Bundestages aus drei Mitgliedern des Bundestages zu bildenden Kommission und der Prüfung durch den Präsidenten des Bundesrechnungshofes. Die Erklärungen der Kommission und des Präsidenten des Bundesrechnungshofes bilden die Grundlage für die Entlastung der Bundesregierung." Bonn, den 6. April 1954 Ollenhauer und Fraktion Anlage 2 zum Stenographischen Bericht der 23. Sitzung Änderungsantrag der Fraktion der SPD (Umdruck 32) zur zweiten Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1954 (Haushaltsgesetz 1954) Einzelplan 04 — Haushalt für den Geschäftsbereich des Bundeskanzlers und des Bundeskanzleramtes (Drucksachen 200, 350, 354) Der Bundestag wolle beschließen, in Kap. 0403 den Tit. 300 um 4 000 000 DM zu kürzen auf 6 000 000 DM. Bonn, den 7. April 1954 Ollenhauer und Fraktion Anlage 3 zum Stenographischen Bericht der 23. Sitzung Entschließungsantrag der Fraktion der SPD (Umdruck 24) zur zweiten Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1954 (Haushaltsgesetz 1954) Einzelplan 05 — Haushalt für den Geschäftsbereich des Auswärtigen Amts (Drucksachen 200, 350, 355) Der Bundestag wolle beschließen: Der Bundeskanzler wird ersucht, in Ausführung des Bundestagsbeschlusses vom 31. März 1950 — Drucksache 813 Nr. 2 der 1. Wahlperiode —„Der Bundeskanzler wird ersucht, alsbald einen Staatssekretär für das Auswärtige Amt zu ernennen." dafür zu sorgen, daß der für das Auswärtige Amt bestellte Staatssekretär sich denjenigen Aufgaben widmet, die einem Staatssekretär als dem in erster Linie für den Verwaltungsapparat eines Ministeriums verantwortlichen Beamten obliegen. Bonn, den 6. April 1954 Ollenhauer und Fraktion Anlage 4 zum Stenographischen Bericht der 23. Sitzung Entschließungsantrag der Fraktion der SPD (Umdruck 25) zur zweiten Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1954 (Haushaltsgesetz 1954) Einzelplan 05 — Haushalt für den Geschäftsbereich des Auswärtigen Amts (Drucksachen 200, 350, 355) Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, die schon bisher im Haushaltsplan vorgesehene B 7 a Stelle eines Inspekteurs der Auslandsvertretungen (Gesandter zu besonderer Verwendung) nunmehr durch einen mit den Verwaltungsfragen des auswärtigen Dienstes vertrauten Beamten zu besetzen, ihm zur Erfüllung seiner Aufgaben zwei in derselben Weise erfahrene Beamte zuzuteilen und beschleunigt eine Überprüfung der Auslandsbehörden unter den Gesichtspunkten der verwaltungsmäßigen Zweckmäßigkeit und der mit der sachgemäßen Erfüllung ihrer Aufgaben zu vereinbarenden möglichsten Sparsamkeit vorzunehmen. Bonn, den 6. April 1954 Ollenhauer und Fraktion Anlage 5 zum Stenographischen Bericht der 23. Sitzung Änderungsantrag der Abgeordneten Frau Strobel, Bauer (Würzburg), Op den Orth und Genossen (Umdruck 50) zur zweiten Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1954 (Haushaltsgesetz 1954) Einzelplan 12 — Haushalt für den Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr (Drucksachen 200, 350, 362) Der Bundestag wolle beschließen: In Kap. A 1203 Tit. 760 (Beteiligung an dem Bauvorhaben der Rhein-Main-Donau A. G.) ist statt „9 000 000 DM" zu setzen „10 000 000 DM". Bonn, den 7. April 1954 Frau Strobel Frau Albrecht Bals Baur (Augsburg) Behrisch Dewald Frenzel Hauffe Bauer (Würzburg) Herold Höhne Hörauf Kahn-Ackermann Dr. Kreyssig Kurlbaum Marx Op den Orth Müller (Erbendorf) Reitzner Sassnick Seidel (Fürth) Seuffert Thieme Wagner (Deggenau) Zühlke
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Ernst Müller-Hermann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Das falsche Pathos, mit dem hier Herr Kollege Ritz e 1 die Ablehnung des Bundeskanzlerhaushalts durch seine Fraktion begründet hat, steht etwas arg im Widerspruch zu der täglichen Praxis der SPD in den Ländern und den Regierungen, in denen sie tonangebend ist,

    (Sehr gut! rechts)

    wo sie bewußt und geschickt alle Möglichkeiten ausnutzt und auch alle staatlichen Instanzen einspannt, um für die von ihr repräsentierte Regierung und für die Sozialdemokratische Partei Propaganda zu machen und zu werben. Ich bin überzeugt, meine Damen und Herren von der Opposition, daß, wenn Sie — was Gott verhüten möge! — eines Tages vielleicht einmal die Regierung im Bund stellen, eine ganz andere Sprache führen werden als die, die Sie jetzt führen, wo Sie noch in der Opposition sind.

    (Zustimmung in der Mitte. — Zuruf von der SPD.)

    Meine Damen und Herren, meine Fraktion muß die beiden von Ihnen gestellten Anträge auf den Umdrucken 28 und 32 ablehnen.Wir sind der Auffassung, daß die Bundesregierung sowohl im Hinblick auf die innerpolitische Situation als auch insbesondere im Hinblick auf das Ausland Mittel, und zwar größere Mittel als bisher zur Verfügung haben muß, um Verständnis für die Politik der Bundesregierung

    (Zuruf von der SPD: Wahlgelder!)

    und vor allem Verständnis für die Situation des deutschen Volkes im Ausland zu wecken.

    (Abg. Hilbert: Sehr gut!)

    Wir halten es nicht nur für ein Recht, sondern
    auch für die Aufgabe und die Pflicht der Bundesregierung, dies zu tun, und für eine Pflicht des Bundestages, die dafür notwendigen Mittel zur Verfügung zu stellen.
    Es geht, innerpolitisch gesehen, um dreierlei: einmal darum, das allgemeine Verständnis für die von der Bundesregierung verfolgte Politik zu wekken, zum andern darum, den von seiten des Ostens lancierten Aktionen zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung in der Bundesrepublik entgegenzuwirken, und es geht drittens in einem sehr entscheidenden Maße darum — und das wird auch besonders Sie, meine Damen und Herren von der Opposition, interessieren, und Sie werden es mir zugeben müssen —, daß die Bundesregierung mit den modernen Mitteln der Meinungsforschung den Versuch macht, die öffentliche Meinung zu beobachten und aus der Erforschung der öffentlichen Meinung bei ihren Entscheidungen, Entschlüssen und Absichten die entsprechenden Schlußfolgerungen zu ziehen. Bei der Filmdebatte ist vor wenigen Tagen in diesem Hause von verschiedenen Seiten das Wort gesprochen worden: Wir wünschen, daß der Bundestag und die Bundesregierung dem Volk aufs Maul schauen. Man kann mit Fug und Recht die Behauptung aufstellen, daß die Bundesregierung ebenso wie die sie tragenden politischen Parteien dem Volk aufs Maul geschaut und eine Politik betrieben haben, die vom Volk in weitestem Umfange getragen wird, wie das Wahlergebnis des letzten Jahres gezeigt hat.

    (Zurufe von der SPD.)

    Wir wünschen, meine Damen und Herren, daß die Bundesregierung in die Lage versetzt wird, gerade in bezug auf die demoskopischen Umfragen noch mehr zu tun. Es ist ja wohl kein Zufall, daß z. B. in Empfehlungen Ihres Parteivorstandes zur Auflockerung der Diskussion innerhalb Ihrer Partei auch empfohlen worden ist, demoskopische Umfragen mehr zu nutzen, als es bisher bei Ihnen geschehen ist. Wenn das für Sie als Partei gilt, um wieviel mehr muß es für die Bundesregierung gelten, die die Verantwortung für die Gesamtheit trägt.
    Aber, meine Damen und Herren, die zusätzlichen Mittel, die vom Bundestag für das Presse- und Informationsamt bewilligt werden sollen, sollen ja ausschließlich dem Zweck dienen, im Ausland eine stärkere Informations- und Public-relations-Arbeit zu entfalten. Bisher ist dies in Ermangelung von Mitteln nicht in dieser Weise möglich gewesen. Ich glaube, daß es auch mit der Opposition keine Meinungsverschiedenheit darüber geben sollte, daß ein Volk, das wie wir um sein Ansehen in der Welt, um seine Existenz und um seine Wiedervereinigung ringt, das Äußerste tun und alle Möglichkeiten ausschöpfen muß,

    (fortgesetzte Zurufe von der SPD)

    um im Ausland mit den geeigneten Mitteln auf den geeigneten Wegen die Ressentiments gegen das deutsche Volk zu überwinden, der Propaganda gegen das deutsche Volk, der von seiten des Ostens Vorschub geleistet wird, entgegenzuwirken und ein möglichst großes Verständnis für die Probleme des deutschen Volkes im Ausland zu wecken.

    (Zurufe von der SPD.)

    Vielleicht ist es für Sie von Interesse, einmal zu hören, welche Mittel für diese und ähnliche Zwecke von anderen Ländern ausgegeben werden.

    (Große Unruhe.)



    (Müller-Hermann)

    Nach amerikanischen Beobachtungen wird geschätzt, daß die Sowjetunion jährlich etwa 6 Milliarden DM für ihre Auslandspropaganda und Auslandswerbung ausgibt. Die Vereinigten Staaten haben allein für ihr Überseeinformationsprogramm im Jahre 1951 508 Millionen DM vom Kongreß bewilligt erhalten. Im letzten Jahr waren es etwa 400 Millionen DM. Dazu kommen weitere erhebliche Fonds. Ähnlich ist die Situation in Großbritannien und in Frankreich, wo für die Publicrelations-Arbeit im Ausland ein Vielfaches von dem ausgegeben wird, was bisher bei uns möglich war, und auch von dem, was in Zukunft möglich sein wird. Allein für die staatliche Nachrichtenagentur Frankreichs wird vom französischen Staat ein etwa gleich großer Betrag ausgegeben, wie er jetzt für den Fonds des Bundespresse- und Informationsamts gedacht ist.
    Nun ein Wort zu den Ausführungen des Herrn Kollegen Ritzel über die mangelnde Kontrolle über diesen Fonds durch das Parlament. Es ist zu keiner Zeit üblich gewesen und ist auch heute in keiner der westlichen Demokratien üblich, daß die Verwendung dieser oder ähnlicher Fonds, wie sie hier zur Debatte stehen, öffentlich nachgewiesen wird, und zwar einfach deshalb, weil eine gewisse Geheimhaltung der Verwendung dieser Fonds schon mit Rücksicht auf das Ausland und die Organisationen, mit denen man im Ausland zusammenarbeiten muß, unbedingt notwendig ist. Es ist hier einfach eine Vertrauensfrage. Wir haben das Vertrauen, daß die Bundesregierung, daß das Bundeskanzleramt und das Bundespresse- und Informationsamt von diesen Mitteln die richtige Verwendung in dem Sinne machen werden, wie ich es hier geschildert habe.

    (Sehr gut! in der Mitte. — Zurufe von der SPD.)

    Im übrigen wissen Sie ja, daß die Verwendung dieses Fonds vom Präsidenten des Bundesrechnungshofs kontrolliert wird.

    (Lachen bei der SPD.)

    Ich glaube, es ist nötig, hier gewisse falsche Vorstellungen zu berichtigen. Es ist doch nicht so, daß nur ein paar Leute im Bundespresse- und Informationsamt diesen Fonds dazu benutzen können, um in allen Gegenden der Welt oder in der Bundesrepublik beliebig Geld unter die Leute zu werfen, sondern die Ausgaben, die aus diesem Fonds gemacht werden, werden ebenso wie alle anderen Ausgaben einschließlich ihres Verwendungszwecks entsprechend dem Zweck des Haushaltstitels vom Bundesrechnungshof bzw. dem Präsidenten und -einem kleinen Kreis von Beamten geprüft. Ich bin der Meinung, daß allein die Tatsache, daß der Präsident des Bundesrechnungshofs eine mit richterlicher Unabhängigkeit ausgestattete Instanz ist, bereits eine Gewähr dafür bietet, daß auch die Kontrolle dieser Mittel in der richtigen Weise gehandhabt wird. Ein Mißtrauen hinsichtlich eines Mißbrauchs dieser Mittel, wie es von Ihnen propagiert wird, ist daher nicht angebracht. Wir werden deshalb auch den Antrag der SPD auf Umdruck 28 ablehnen.
    Lassen Sie mich zum Schluß noch ein Problem anschneiden, das in diesem Zusammenhang genannt werden muß. Ihre Partei, die Opposition, entfaltet ja auch — das ist Ihr gutes Recht — eine gewisse propagandistische Tätigkeit im Ausland. Niemand wird Ihnen dieses Recht irgendwie streitig machen wollen. Aber über die Frage, ob diese von Ihnen betriebene Werbe- und Propagandatätigkeit, diese Public-relations-Arbeit in jeder Weise befriedigend und den Notwendigkeiten der politischen Situation in Deutschland entsprechend ist, läßt sich allerdings sehr streiten.

    (Abg. Mellies: Was Sie plötzlich für Sorgen haben!)

    Ich möchte hier nur auf mehrere Artikel hinweisen, die z. B. das Mitglied des Exekutivkomitees der SPD in Deutschland, Herr Heine, in Brüssel und in Paris veröffentlicht hat.

    (Zurufe von der SPD: Kalter Kaffee! — Ganz kalter Kaffee!)

    Nur einige Zitate aus diesen Artikeln, die vor und nach den Bundestagswahlen im Ausland veröffentlicht worden sind und die natürlich von allen dem deutschen Volk böswillig gesinnten Kreisen im Ausland gern benutzt worden sind, um gegen das deutsche Volk einzutreten und Propaganda zu machen. So wird z. B. in einem dieser Artikel, veröffentlicht im „Le Populaire de Paris" im Oktober des vergangenen Jahres, behauptet, die Wahlen hätten gezeigt, daß das Nachkriegsdeutschland außer der SPD keine stabile Parteigruppierung besitze, daß die Unbeständigkeit im Aufbau der Parteien Deutschlands mit Ausnahme der SPD ein allgemeines Element der Unsicherheit darstelle, welches die Zukunft der Demokratie in Westdeutschland bedrohen könne.

    (Hört! Hört! und weitere Zurufe in der Mitte. — Gegenrufe von der SPD.)

    In Tausenden von Orten — wird hier behauptet — konnten die Sozialdemokraten nicht wagen, zuzugeben, daß sie Mitglieder oder Anhänger der Sozialdemokratischen Partei sind.

    (Lachen und Zurufe bei der CDU/CSU. — Abg. Heiland: Das kann ich Ihnen beweisen!)

    Die Bundesregierung — wird behauptet — hat skrupellos Steuergelder ausgegeben und die Beamten der verschiedenen Ministerien für reine Parteizwecke mißbraucht.

    (Abg. Heiland: Das kann ich Ihnen vorführen!)

    In weiteren Artikeln wird der Nachweis zu erbringen versucht, daß der Zuwachs der CDU bei den letzten Bundestagswahlen darauf zurückzuführen sei, daß die ehemaligen Nationalsozialisten ihren Einfluß so erheblich verstärken konnten, daß man heute bezweifeln müsse, ob die CDU überhaupt noch eine demokratische Partei sei.

    (Hört! Hört! bei der CDU/CSU. — Zurufe von der SPD.)

    Die Entwicklung, die durch die Wahlen hervorgerufen ist, muß unbedingt zu den schwersten Sorgen Anlaß geben. Die Geschichte Deutschlands, besonders die der letzten Jahrzehnte, bietet beweiskräftige Beispiele dafür,

    (Zuruf von der SPD: Gehört das zum Haushaltsplan?)

    wie man die in Bewegung begriffenen Wählermassen mißbrauchen könnte.

    (Sehr richtig! bei der SPD.)

    Es ist bedauerlich, wenn von maßgeblichen Vertretern Ihrer Partei in diesem Sinne einer Tätig-


    (Müller-Hermann)

    keit gegen unser deutsches Volk, das in einer so
    schwierigen Situation ist, Vorschub geleistet wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Zurufe von der SPD: Unerhört! — Weitere Zurufe von der SPD. — Abg. Marx: Sie verwechseln Ihre Partei mit dem deutschen Volk!)

    Ich bedaure das um so mehr, als hier von einem Vorredner eindrücklich festgestellt wurde, daß die parteipolitischen Notwendigkeiten sich stets den Notwendigkeiten des Staates anzupassen hätten. Davon ist in diesen Äußerungen und in manchen anderen, die ich Ihnen hier ebenso gut zitieren könnte, leider nichts zu merken.
    Wir haben die Gewähr und das Vertrauen, daß die von der Bundesregierung und den der Bundesregierung untergeordneten Ämtern geleistete Auslandswerbung eine wirkliche Werbung für das deutsche Volk und sein Ansehen ist und daß diese Werbung auf einer streng überparteilichen Basis erfolgt.

    (Lautes Lachen bei der SPD. — Abg. Mellies: Das sagen Sie, ohne rot zu werden?)

    Meine Herren von der Opposition, vielleicht hätten wir es nicht so nötig, die Mittel für den Fonds des Bundespresse- und Informationsamtes um 4,5 Millionen DM auf 10 Millionen DM zu erhöhen, wenn wir immer die Gewähr hätten, daß von Ihrer Seite wirklich konstruktiv mitgearbeitet wird, um das Ansehen des deutschen Volkes auch im Ausland zu steigern.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Erregte Pfui-Rufe und Unruhe bei der SPD.)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Gülich.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Wilhelm Gülich


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es war nicht bestritten, sondern meinem Freunde Ritzel bekannt, daß das Wort von den „Reptilien" von Herrn von Bismarck geprägt worden ist. Aber ich möchte Ihnen vortragen, was er am 30. Januar 1869 im Abgeordnetenhaus dazu gesagt hat:
    Ich bin nicht zum Spion geboren meiner ganzen Natur nach; aber ich glaube, wir verdienen Ihren Dank, wenn wir uns dazu hergeben, bösartige Reptilien zu verfolgen bis in ihre Höhlen hinein, um zu beobachten, was sie treiben. Damit ist nicht gesagt, daß wir eine halbe Million geheimer Fonds brauchen können; ich hätte keine Verwendung dafür und möchte die Verantwortung für solche Summen nicht übernehmen.

    (Hört! Hört! bei der SPD.) Das ist genau das, was wir wollen.


    (Abg. Dr. Vogel: Dafür hat er aber den Welfenfonds gemacht! — Heiterkeit.)

    Ich glaube, daß auch wir uns Ihren Dank verdienen, wenn wir bösartige Reptilien bis in ihre Höhlen verfolgen. Wir sind der Meinung, daß Werbung für das deutsche Volk nicht im Geheimen gemacht zu werden braucht.

    (Sehr wahr! bei der SPD.)

    Wenn die Fonds wirklich für die Zwecke verwendet werden sollen, die sowohl im Haushaltsausschuß als auch soeben hier genannt worden sind, ist überhaupt nicht einzusehen, warum nur ein
    Beamter, dessen Integrität von keinem von uns angezweifelt wird, die Rechnungsprüfung übernehmen soll.

    (Sehr richtig! bei der SPD.)

    Zudem prüft der Präsident des Bundesrechnungshofs formal, und es gehört nicht zu den Aufgaben eines so unabhängigen Beamten, politisch zu prüfen. Mein Herr Vorredner hat gesagt: Wir haben das Vertrauen, daß dieser Fonds richtig verwendet wird. Wir haben das Vertrauen nicht; wir können nach den Erfahrungen, die wir mit dem Herrn Bundeskanzler gemacht haben, dieses Vertrauen nicht haben.

    (Beifall bei der SPD.)