Rede von
Dr.
Konrad
Adenauer
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(CDU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Herr Abgeordnete M e 11 i e s hat zunächst an mir als Bundeskanzler und Außenminister Kritik geübt. Er hat dann den Bundeskanzler — ich nehme an, unabsichtlich — weiter kritisiert, obgleich es sich um Dinge handelte, die ich als Vorsitzender der Christlich-Demokratischen Union getan habe.
— Ich weiß nicht, was darüber zu lachen ist.
Ich werde doch wohl in einem Parteikampf als Vorsitzender der Christlich-Demokratischen Union auch auftreten und reden dürfen!
— Wenn Sie dieses Auftreten und Reden einige Millionen Stimmen gekostet hat, dann bin ich sehr froh darüber.
Ich rede — —
— Ich verstehe nicht, daß Sie niemals einen anderen anhören können. Hören Sie doch mal einen anderen auch an! Ich habe doch alles angehört, was Herr Mellies gesagt hat, ohne überhaupt mit der Wimper zu zucken.
Aber, meine Damen und Herren, ich möchte jetzt als Bundeskanzler auf das antworten, was Herr Mellies zum Bundeskanzler gesagt hat. Ich werde im Laufe der Debatte auf das antworten, was er gegen den Vorsitzenden und den Abgeordneten gesagt hat. Ich möchte diese Dinge auseinanderhalten.
Der Herr Abgeordnete Mellies hat den dringenden Wunsch ausgesprochen, ich möge. als Bundeskanzler baldmöglichst dafür sorgen, daß ein Bundesaußenminister ernannt werde. Er hat auf Erklärungen zurückgegriffen, die ich früher abgegeben habe. Ich halte diese Erklärungen vollinhaltlich aufrecht. Aber auch Herr Mellies — ich schätze ihn als einen Mann, der, wenn er will, die Dinge sachlich beurteilen kann —
3' würde, wie ich glaube, wenn er in meiner Haut steckte, einstweilen auch die Haut des Bundesaußenministers anbehalten;
denn Pferde wechselt man nicht mitten im Strom; erst muß ein gewisser Abschnitt der Entwicklung vollendet sein. Das habe ich damals gesagt, und dabei bleibe ich.
Wenn der Herr Kollege Mellies von einer Verschiebung von Brüssel spricht, die auf mich zurückzuführen sei, so ist er völlig im Irrtum.
— Ja, dann habe ich Sie falsch verstanden.
Na, meine Damen und Herren, das passiert Ihnen doch auch einmal. Und was Herr Kollege Mellies mit den Vorgängen in Paris gemeint hat, ist mir völlig schleierhaft. Ich weiß überhaupt nicht, inwiefern da ein Vorwurf gemacht werden kann. Aber wenn Herr Mellies mit den Worten schließt, daß es im Interesse der Arbeit und des deutschen Volkes notwendig sei, diese Ämter jetzt zu trennen, dann möchte ich demgegenüber feststellen, daß das deutsche Volk, wie ich glaube, mit dieser Arbeit, und das hat es am 6. September gezeigt, durchaus zufrieden ist.
Nun, meine Damen und Herren, möchte ich als ( Abgeordneter sprechen. Ich weiß nicht, ob ich mich dann erst wieder zum Wort melden muß oder ob es die Geschäftsordnung zuläßt, daß ich jetzt als Abgeordneter spreche.