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ID0201022300

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  • tocInhaltsverzeichnis
    2. Deutscher Bundestag — 10. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 21. Januar 1954 275 10. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 21. Januar 1954. Nachruf des Präsidenten für den verstorbenen Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts Dr. Höpker-Aschoff 277 B Geschäftliche Mitteilungen 277 C Eintritt des Abg. Rösing in den Bundestag 277 D Glückwünsche zum Geburtstag des Abg. Dr Horlacher 277 D Absetzung der Beratungen des Personalvertretungsgesetzes, der vier Genfer Rot-KreuzAbkommen und des Rechtspflegergesetzes von der Tagesordnung . . . 277 D, 290 D, 291 A Mitteilung über Beantwortung der Kleinen Anfragen 13 betr. Ausführung des Titels „Landwirtschaft" des Bundesvertriebenengesetzes (Drucksachen 142, 193) und 17 betr Verbindlichkeiten der ehemaligen NSDAP (Drucksachen 150, 192) 278 A Fragestunde (Drucksache 186): 1. betr. Aufhebung des Sichtvermerkzwanges für Staatenlose mit Flüchtlingspässen auf Grund internationaler Vereinbarungen: Dr. Mommer (SPD) 278 A, B Dr. Hallstein, Staatssekretär des Auswärtigen Amts . . . . 278 A, B, C 2. betr. Kauf einer Villa in der Stadtgemeinde Süchteln durch den Bund, Frage des Kaufpreises und der Vermittlerprovision: Hellenbrock (SPD) 278 C, D Hartmann, Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen 278 C, D 3. betr. Durchführung und Finanzierung des Schäffer-Plans (Wohnungsbau für Besatzungsverdrängte): Koenen (SPD) 279 A, C, D Hartmann, Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen 279 A, C, D 4. betr. Reihenfolge der Beseitigung von Verkehrshindernissen und Regelung der Kostenfrage nach dem Kreuzungsgesetz: Koenen (SPD) 279 D, 280 C Dr. Seebohm, Bundesminister für Verkehr 280 A, C 5. betr. Preisdiktatur in der Zigarettenindustrie: Ritzel (SPD) 280 C, 281 A Dr. Dr. h. c. Erhard, Bundesminister für Wirtschaft 280 C, 281 A, B 6. betr. Ausgabe von internationalen PortoGutscheinen: Ritzel (SPD) 281 B Dr. Balke, Bundesminister für das Post- und Fernmeldewesen . . . 281 B 7. betr. Veröffentlichung des Entwurfs eines Urheberrechtsgesetzes: Platner (CDU/CSU) 281 D Neumayer, Bundesminister der Justiz 281 D 8. betr. Maßnahmen zum Ausbau der Autobahnverbindung Kassel-Hamm: Platner (CDU/CSU) 282 A Dr. Seebohm, Bundesminister für Verkehr 282 A 9. betr. Berücksichtigung des hessischen Zonengrenzgebietes im Rahmen des Programms der Elektrifizierung der Bundesbahn: Platner (CDU/CSU) 282 B Dr. Seebohm, Bundesminister für Verkehr 282 B 10. betr. Besetzung der Züge des Berufsverkehrs und Abhilfemaßnahmen gegen deren Überbesetzung: Dr. Mommer (SPD) . . . 282 C, D, 283 A Dr. Seebohm, Bundesminister für Verkehr 282 C, D, 283 A 11. betr. Qualität der von der Deutschen Zündwarenmonopolgesellschaft hergestellten Sicherheitszündhölzer: Krammig (CDU/CSU) 283 A Dr. Dr. h. c. Erhard, Bundesminister für Wirtschaft 283 A 12. betr. Benachteiligung gehobener Beamter der Zollverwaltung ohne ReserveOffizieranwärter-Eigenschaft gegenüber Beamten, denen vor 1945 die Eignung als Bezirkszollkommissar (Grenze) zugesprochen worden ist: Krammig (CDU/CSU) 283 C, D Hartmann, Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen 283 C, 284 A 13. betr. Vorlage des Gesetzentwurfs betr. Pensionskasse Deutscher Eisenbahnen und Straßenbahnen: Baur (Augsburg) (SPD) 284 A Hartmann, Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen . . . . 284 A 14. betr. Erlaß von Richtlinien für den Wiederaufbau kriegszerstörter landwirtschaftlicher Gehöfte: Mitteilung über schriftliche Beantwortung 284 B 15. betr. Unterstützung von Maßnahmen zur Bekämpfung der Rindertuberkulose: Dr. von Buchka (CDU/CSU) . . . 284 C, D Dr. h. c. Lübke, Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 284 C, D 16. betr. Maßnahmen zur Steuerung des durch Verlust des Absatzes in der Sowjetzone verschärften Wettbewerbs in der deutschen Fischindustrie: Dr. von Buchka (CDU/CSU) . . . . 285 A Dr. h. c. Lübke, Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 285 A 17. betr. Vorlage eines Fischgesetzes und eines Handelsklassengesetzes für Erzeugnisse der Fischindustrie: Dr. von Buchka (CDU/CSU) . . . 285 B Dr. h. c. Lübke, Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 285 B 18. betr. Nachricht in der Zeitschrift „Der Spiegel" über Versendung von Fragebogen an ehemalige deutsche Kriegsgefangene durch eine Dienststelle der amerikanischen Luftwaffe mit dem Ersuchen um Angaben über ihnen aus ihrer Gefangenschaft bekannte industrielle Anlagen: Dr. Lütkens (SPD) . . . . 285 C, D, 286 A Dr. Hallstein, Staatssekretär des Auswärtigen Amts . . 285 C, D, 286 A 19. betr. vermehrte Verwendung von Betonschwellen an Stelle von Holzschwellen durch die Bundesbahn: Brese (CDU/CSU) 286 A, B Dr. Seebohm, Bundesminister für Verkehr 286 A, B 20. betr. Kredite für die Errichtung privater Betonschwellenwerke aus Bundesmitteln: Brese (CDU/CSU) 286 C Dr. Seebohm, Bundesminister für Verkehr 286 C 21. betr. Elektrifizierung der Bundesbahn zwischen Duisburg und Dortmund: Dr. Welskop (CDU/CSU) 286 D Dr. Seebohm, Bundesminister für Verkehr 286 D 22. betr. Ausbau des Emscherweges zwischen Oberhausen und Dortmund: Dr. Welskop (CDU/CSU) 287 A Dr. Seebohm, Bundesminister für Verkehr 287 A, B 23. betr. Zeitpunkt der Fertigstellung und Bekanntgabe des Saargutachtens: Dr. Dr. h. c. Prinz zu Löwenstein (FDP) 287 B, C Dr. Hallstein, Staatssekretär des Auswärtigen Amts 287 B, C 24. betr. Quellen für das Material für ein Interview der UP zur Bewertung der Rede des Herrn Chruschtschew und zur Beurteilung der wirtschaftlichen Lage in der Sowjet-Union: Abgesetzt 287 C 25. betr. Bildung des Verwaltungsrats beim Bundesminister für das Post- und Fernmeldewesen: Schmidt (Hamburg) (SPD) . . 287 D, 288 A Dr. Balke, Bundesminister für das Post- und Fernmeldewesen . 287 D, 288 A 26. betr. Zuschlag für Ausschreibungen, die über den Besatzungskostenhaushalt bezahlt werden durch amerikanische Dienststellen an ausländische bzw. inländische Firmen: Krammig (CDU/CSU) . . 288 A, D, 289 A Dr. Dr. h. c. Erhard, Bundesminister für Wirtschaft 288 B, 289 A 27. betr. Vorschlag des Bundesministers für Familienfragen Dr. Wuermeling auf Prüfung der Frage der Verweigerung der Ablegung des Richtereids in religiöser Form und Feststellung über die Handhabung von Ehescheidungen an den betreffenden Gerichten: Dr. Menzel (SPD) 289 A, B Dr. Schröder, Bundesminister des Innern 289 A, B 28. bis 31. wegen Zeitablaufs abgesetzt; Mitteilung über schriftliche Beantwortung . . 289 C Beratung der Übersicht 2 über Anträge von Ausschüssen des Deutschen Bundestages betr. Petitionen (Umdruck 8 bzw Drucksache 212) 289 C Beschlußfassung 289 C Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes betr. das Übereinkommen Nr. 63 der Internationalen Arbeitsorganisation vom 20. Juni 1938 über Statistiken der Löhne und der Arbeitszeit in den hauptsächlichsten Zweigen des Bergbaus und des verarbeitenden Gewerbes einschließlich des Baugewerbes sowie in der Landwirtschaft (Drucksache 126) 289 C Überweisung an den Ausschuß für Arbeit 289 D Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes betr. das Übereinkommen Nr. 88 der Internationalen Arbeitsorganisation vom 9. Juli 1948 über die Organisation der Arbeitsmarktverwaltung (Drucksache 127) . . . 289 D Überweisung an den Ausschuß für Arbeit 289 D Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes betr. das Übereinkommen Nr. 96 der Internationalen Arbeitsorganisation vom 1. Juli 1949 über Büros für unentgeltliche Arbeitsvermittlung (Neufassung 1949) (Drucksache 128) 289 D Überweisung an den Ausschuß für Arbeit 289 D Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur einheitlichen Anwendung des § 397 des Angestelltenversicherungsgesetzes vom 28. Mai 1924 (Drucksache 158) 290 A Farny, Minister für Bundesangelegen- heiten des Landes Baden-Württemberg 290 A Überweisung an den Ausschuß für Sozialpolitik 290 C Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über das Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Italienischen Republik über Arbeitslosenversicherung (Drucksache 164) 290 C Überweisung an den Ausschuß für Arbeit 290 C Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes betr. die Vereinbarung vom 23. Februar 1953 über die Regelung der Schweizerfranken-Grundschulden (Drucksache 159) 290 D Überweisung an den Ausschuß für Geld und Kredit und an den Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen 290 D Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über den Beitritt der Bundesrepublik Deutschland zum Abkommen über die Vorrechte und Befreiungen der Sonderorganisationen der Vereinten Nationen vom 21. November 1947 und über die Gewährung von Vorrechten und Befreiungen an andere zwischenstaatliche Organisationen (Drucksache 156) 290 D Überweisung an den Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten 290 D Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über den Beitritt der Bundesrepublik Deutschland zu der Konvention vom 9. Dezember 1948 über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes (Druck- sache 162) 291 A Dr. Schmid (Tübingen) (SPD) . . . 291 A Frau Dr. Ilk (FDP) 291 B Neumayer, Bundesminister der Justiz 291 D Höfler (CDU/CSU) 292 B Haasler (GB/BHE) 292 D Dr. von Merkatz (DP) 292 D Überweisung an den Rechtsausschuß und an den Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten 293 A Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über das gerichtliche Verfahren bei Freiheitsentziehungen (Drucksache 169) . . 293 B Neumayer, Bundesminister der Justiz 293 B Maier (Freiburg) (SPD) 294 A Becker (Hamburg) (DP) 295 B Dr. Czermak (GB/BHE) 295 D Dr. Bucher (FDP) 296 C Cillien (CDU/CSU) 297 A Dr. Menzel (SPD) 297 B Überweisung an den Rechtsausschuß und an den Ausschuß für Fragen des Gesundheitswesens 297 B Beratung des Antrags der Fraktion der SPD betr. Entschädigung der Fischer im Luftwaffenübungsgebiet Großer Knechtsand (Drucksache 139) 297 C Wehr (SPD), Antragsteller . . 297 C, 300 B Hartmann, Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen . 299 A, 301 A Müller-Hermann (CDU/CSU) 299 C Müller (Wehdel) (DP) 300 A Überweisung an den Ausschuß für Besatzungsfolgen und an den Haushaltsausschuß 301 C Beratung des interfraktionellen Antrags betr. Überweisung von Anträgen an die Ausschüsse (Umdruck 9 [neu]) . . . . 301 C, 302 Beschlußfassung 301 C Nächste Sitzung 301 D Anlage: Interfraktioneller Antrag betr. Überweisung von Anträgen an die Ausschüsse (Umdruck 9 [neu]) 302 Die Sitzung wird um 9 Uhr 33 Minuten durch den Präsidenten D. Dr. Ehlers eröffnet.
  • folderAnlagen
    *) Siehe Anlage Seite 302 Anlage zum Stenographischen Bericht der 10. Sitzung Interfraktioneller Antrag betreffend Überweisung von Anträgen an die Ausschüsse (Umdruck 9 [neu]) Der Bundestag wolle beschließen: Die folgenden Anträge werden ohne Beratung gemäß § 99 Abs. 1 der Geschäftsordnung dem zuständigen Ausschuß überwiesen: 1. Antrag der Abgeordneten Dr. Horlacher, Dr. Dr. h. c. Müller (Bonn) und Genossen betreffend Verordnung über die Beimischung inländischen Rüböls und Feintalgs (Drucksache 146) 2. Antrag der Abgeordneten Dr. Kihn (Würzburg), Dr. Dollinger, Stücklen, Stiller und Genossen betreffend Autobahnstrecke Frankfurt-Nürnberg (Drucksache 149) 3. Antrag der Abgeordneten Dr. Dr. h. c. Prinz zu Löwenstein, Walz, Trittelvitz, Seiboth, Schneider (Bremerhaven) und Genossen betreffend Reiseverkehr mit dem Saargebiet (Drucksache 170) an den Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten; an den Haushaltsausschuß (federführend), an den Ausschuß für Verkehrswesen; an den Ausschuß für Gesamtdeutsche und Berliner Fragen (federführend), an den Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten*), an den Ausschuß für Angelegenheiten der inneren Verwaltung. Bonn, den 19. Januar 1954 Dr. von Brentano und Fraktion Ollenhauer und Fraktion Dr. Dehler und Fraktion Haasler und Fraktion Dr. von Merkatz und Fraktion *) Vgl. Seite 301 C
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Walter Menzel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir bitten, es bei dem Vorschlag des Ältestenrats zu belassen, d. h. diese Gesetzesvorlage auch dem Ausschuß zum Schutz der Verfassung zu überweisen. Dieser Gesetzentwurf geht davon aus, daß weitgehend in die vom Grundgesetz garantierten Grund- und Freiheitsrechte eingegriffen werden soll und muß. Es ist geradezu die Aufgabe des Ausschusses zum Schutze der Verfassung, daß er die Grundlage der Verfassung — dazu gehören vor allem auch die Grund- und Freiheitsrechte — mit schützen und, soweit Gesetzentwürfe dazu vorliegen, mit beraten soll. Eine Verzögerung kann praktisch gar nicht eintreten; denn die Ausschüsse werden zur gleichen Zeit nebeneinander diese Vorlage beraten.


Rede von Dr. Carlo Schmid
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Kann keine Einigung herbeigeführt werden? — Dann müssen wir abstimmen. Zweifellos ist das ganze Haus damit einverstanden, daß die Vorlage an den Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht überwiesen wird und daß dieser Ausschuß federführend sein soll. Auch über die Überweisung an den Ausschuß für Gesundheitswesen als mitberatenden Ausschuß ist sich alles einig. Bezüglich der weiteren Anträge besteht Streit. Wer für Überweisung auch an den Ausschuß zum Schutze der Verfassung ist, den bitte ich, die Hand zu erheben. — Gegenprobe! — Das ist die Mehrheit; der Antrag ist abgelehnt.
Wer außer für Überweisung an die beiden genannten Ausschüsse, über die man sich einig ist, für Überweisung an den Ausschuß für innere Verwaltung ist, den bitte ich, die Hand zu erheben. — Gegenprobe! — Das ist die Mehrheit; der Antrag ist abgewiesen.
Ich stelle fest, daß die Vorlage an den Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht als den federführenden Ausschuß und den Ausschuß für Gesundheitswesen als mitberatenden Ausschuß überwiesen ist. Damit ist Punkt 14 der Tagesordnung erledigt.
Ich rufe Punkt 15 der Tagesordnung auf:
Beratung des Antrags der Fraktion der SPD betreffend . Entschädigung der Fischer im Luftwaffenübungsgebiet Großer Knechtsand (Drucksache 139).
Das Wort zur Begründung hat der Abgeordnete Wehr.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Philipp Wehr


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Eigentlich ist es bedauerlich, daß sich das Hohe Haus mit diesem Antrag beschäftigen muß, nachdem Herr Staatssekretär Professor Hallstein schon in der 202. Sitzung des ersten Deutschen Bundestages am 27. März 1952 erklärt hat, daß bereits seit dem Februar 1952 Verhandlungen über die Entschädigungsfrage eingeleitet worden seien. Ich möchte feststellen, daß es nunmehr bald zwei Jahre her ist, seit diese Erklärung abgegeben wurde, und diese verhältnismäßig leichte Aufgabe ist bis heute noch nicht gelöst.
    An dieser Feststellung ändert sich auch nichts dadurch, daß nun am 18. Januar dieses Jahres eine Presseerklärung herausgegeben worden ist, nach der eine vorläufige Regelung gefunden worden ist. Sie ändert nichts daran, daß tatsächlich heute noch die Fischer vom Knechtsand ohne jede Entschädigung dasitzen. Seit dem September des vorigen Jahres war es der Regierung bekannt, daß die Bombenwürfe auf den Großen Knechtsand beginnen würden. Die ersten Bomben sind dann am 24. November gefallen. Entgegen der Vorankündigung, wonach man den 12. November als ersten Termin vorsah, wurden die Abwürfe immer wieder verschoben, und damit wurde die Tätigkeit der Fischer praktisch unterbunden.
    Durch die Einschaltung des Präsidenten des Niedersächsischen Landtags, Herrn Olfers, war es dann gelungen, am 2. Januar dieses Jahres endlich eine erste Abschlagszahlung, die durchaus noch keine rechtliche Grundlage hatte, in Höhe von 6000 DM an die Fischer zu verteilen. Ich möchte feststellen, daß die Schadenssumme — ihre Höhe dürfte unbestritten sein — heute bereits weit über 50 000 DM beträgt. Die Summe von 6000 DM ist für den Kreis der dort Geschädigten — immerhin sind es ja 44 Kuttereigner — eine sehr, sehr kleine Abfindung für die Schäden, die sie bis heute erlitten haben.
    Aber nicht allein die Tatsache, daß man bis jetzt die Entschädigung nur so tropfenweise hat fließen lassen, veranlaßte uns zu diesem Antrag, sondern eigentlich das Problem in seiner Gesamtheit. Tatsächlich handelt es sich für die dort Betroffenen nicht so sehr um ein politisches, als vielmehr um ein wirtschaftliches Problem. Dieses Problem muß unbedingt so gelöst werden, wie es in der 202. und auch in der 230. Sitzung des ersten Deutschen Bundestages mit so hochherzig klingenden Worten angekündigt worden ist. Nicht nur der Berichterstatter, der Herr Kollege Dr. Hasemann, sondern auch mein Bi eurer Kollege Müller-Hermann haben gesagt, daß sie die faire und großzügige Regelung dieser Entschädigungsfrage als Herzensangelegenheit ansähen. Leider Gottes ist aus dieser großzügigen Ankündigung nichts weiter geworden als — ich


    (Wehr)

    möchte es etwas sarkastisch sagen — gewissermaßen ein Ideenwettbewerb, wie man sich um die Frage am besten herumdrücken kann.

    (Zuruf von der Mitte: Oho!)

    Man mutet den einzelnen Geschädigten zu, einen Antrag bei ihrer Genossenschaft einzureichen, der dann an den Landkreis, von dort an den Regierungspräsidenten in Stade, von dort an die Regierung in Hannover und dann an den Bund weitergereicht wird und anschließend den Weg über dieselben Stufen zurückläuft. Ich meine, das ist eigentlich der Gipfel einer bürokratischen Handhabung.
    Aber nicht allein die Notwendigkeit einer schnellen Lösung der Frage der ersten Entschädigung für das, was die Fischer bis heute verloren haben, hat uns veranlaßt, unseren Antrag zu stellen. Ich sagte bereits, daß unser Antrag in zwei Teile gegliedert worden ist. Der zweite Teil des Antrags dürfte der interessantere sein. Dieser Teil stützt sich auf die inzwischen vorliegenden Ergebnisse und Erkenntnisse. Die vorausgesagten Auswirkungen sind im ersten Bundestag bagatellisiert worden. Die Bedenken, die mein damaliger Kollege Mertins dem Hohen Hause vorgetragen hat und die damals von der Mehrheit nicht anerkannt worden sind, haben sich in vollem Umfange als berechtigt erwiesen.
    Zunächst ist nicht restlos sichergestellt, daß in dem fraglichen Gebiet tatsächlich ein Unfall nicht passieren kann. Bereits am ersten Tage der Bombardierung hat ein Kutter mit Motorschaden im Fahrwasser gelegen, ohne daß ein Patrouillenfahrzeug, wie es seinerzeit in der Berichterstattung angekündigt worden war, das Fahrwasser kontrolliert und den Betreffenden gewarnt hätte, so daß er aus der Gefahrenzone hätte herauskommen können.
    Weiterhin hat man seinerzeit auf Grund von Sachverständigengutachten so sehr die Treffsicherheit der Übungsflieger gerühmt. Nun, mit der Treffsicherheit ist es tatsächlich sehr, sehr fraglich. Es erfolgt keine Beobachtung mit Instrumenten, sondern nur eine optische Beobachtung der Bombenabwürfe, die kein Ergebnis darüber erbringt, ob irgendwo Blindgänger liegenbleiben, die nicht gefunden werden. Darüber hinaus ist der Streukreis dieser Bombenabwürfe nach Berichten von Augenzeugen, die das beobachtet haben, sehr groß und reicht bis in das eigentliche Fanggebiet hinein.
    Seinerzeit ist gesagt worden, die Gefahr, daß es Blindgänger und vor allen Dingen Blindgänger bei scharfen Bomben geben könnte, sei nicht groß, das sei eine Bagatelle, weil diese Bomben Zeitzünder hätten, es werde praktisch keine Blindgänger geben. Ich darf Sie vielleicht an den Fall vom September vorigen Jahres in Nürnberg erinnern, wo sich gezeigt hat, daß sogar eine Luftmine mit drei Zündern, die auf das Festland gefallen war, ein Blindgänger sein kann; er wurde nun nach langen Jahren entdeckt und mußte entschärft werden. Um wieviel größer ist die Gefahr in diesem Gebiet!
    Aber nicht allein die scharfen Bomben bilden eine Gefahr. Niemand hat daran gedacht, daß die Zementbomben, die man als Übungsbomben verwendet, eine dauernde Gefahr für die Fischerei darstellen. Das stählerne Leitwerk dieser Bomben ragt nachgewiesenermaßen aus den Sänden heraus, und die Fischer gehen bei jedem Fang das Risiko ein, daß ihre Netze zerrissen werden, so daß sie wegen dieser „harmlosen" Übungsbomben ihr Fanggebiet tatsächlich nicht mehr ausnutzen können.
    Man mag versuchen zu bagatellisieren: daß das nur einen kleinen Kreis von Betroffenen angehe. Aber denken Sie daran, daß es sich hier tatsächlich um das einzige große, geschlossene Fanggebiet der Krabbenfischerei handelt, daß hier ungefähr 10 % der deutschen Krabbenfischerei liegen und daß ein Jahresergebnis von etwa 400 000 DM, auf 44 Eigner verteilt, immerhin ein selbständiges Gewerbe hat begründen lassen.
    Es kommt hinzu, daß nicht, wie seinerzeit versichert worden ist, die vertragliche Vereinbarung innegehalten worden ist, wonach nur in zeitlich großen Abständen wenige Tagesübungen stattfinden sollten. Gerade in der Hauptfangzeit, in den Monaten September, Oktober und November — vor allem bei dem langen, milden Herbst dieses Jahres —, hat sich die Sperre, die für jede Nacht verhängt worden ist und die eine Stunde vor Sonnenuntergang beginnt und eine Stunde nach Sonnenaufgang endigt, dahin ausgewirkt, daß praktisch für den Tag nur sechs Stunden freier Zeit übrigblieben, eine Zeit also, in der kein Mensch verlangen kann, daß ein Kutter hinausfährt, seinen Fang macht und wieder hereinkommt. Wer die Verhältnisse an der Küste kennt, weiß, daß diese Zeit zu kurz ist, um überhaupt einem Erwerb nachzugehen. Deshalb bedarf der zweite Teil unseres Antrages wohl keiner weiteren Begründung. Es ist jedenfalls einmal zu untersuchen, ob unter diesen Umständen den Fisechrn dort die Ausübung ihres Gewerbes überhaupt noch zugemutet werden kann.
    Ferner ist zu überlegen, ob nach den fünf Jahren, in denen dieses Gebiet nun ständig mit Bomben verseucht wird und nach deren Ablauf es freigegeben werden soll, die Fischer überhaupt noch eine Möglichkeit haben, ihrem Gewerbe nachzugehen, wenn sie nicht riskieren wollen, mit Boot und Mannschaft auf Blindgänger zu stoßen. Auf einer Versammlung ist den Fischern draußen die zynische Bemerkung gemacht worden, die Praxis müsse erst einmal erweisen, ob diese Blindgänger überhaupt gefährlich seien. Mit anderen Worten, die Fischer müssen erst einmal Boot und Mannschaft riskieren, um nachzuweisen, daß ihr Gewerbe für die Zukunft völlig ausgeschaltet ist. Diese Bauern des Meeres, wie ich sie nennen möchte, bedürfen genau so des Schutzes und der Entschädigung wie alle anderen, die durch militärische Maßnahmen in der Ausübung ihres Berufes behindert sind.
    Hinzu kommt, daß diese Fischer ja nicht Staatspensionäre werden wollen. Sie legen keinen Wert darauf, von einer Entschädigung zu leben. Sie wollen wirklich ihrem Gewerbe nachgehen, sie wollen selbständig sein. Wer weiß, daß gerade dieser Beruf mit unendlichen Gefahren verbunden ist, wird auch wissen, daß unendliche Liebe dazu gehört, ihn auszuüben. Wir erwarten daher von der Regierung, daß sie die von der Fischerei in diesem Gebiet vorgetragenen Argumente würdigt und vor allen Dingen prüft, ob es nicht möglich ist — wie mir heute morgen noch der Vorstand der Fischereigenossenschaft erklärt hat —, diese Fischer endgültig abzufinden, damit ihnen der Weg zum Aufbau einer anderen Existenz eröffnet wird. Es handelt sich hier um einen Personenkreis, der seinen Lebensinhalt darin sieht, eine selbständige Existenz zu unterhalten. Hier dürfte es Aufgabe der Regierung sein, aber auch der Parteien, die sie stützen, einen Weg zu finden, auf dem diesen Menschen tatsächlich geholfen werden kann.


    (Wehr)

    Ich möchte Sie daher bitten, meine sehr verehrten Damen und Herren, den Antrag der Sozialdemokratischen Partei Drucksache 139 auch Ihrerseits vorbehaltlos zu unterstützen, damit nach einer so langen Diskussion tun eine eigentlich kleine Angelegenheit die Bundesregierung endlich von einem schlechten Schuldner zu einem guten Schuldenzahler wird.

    (Beifall bei der SPD.)