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ID0125304900

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    Vokabeln: 6
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    5. Herr: 1
    6. Bundeskanzler.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag — 253. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 5. März 1953 12137 253. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 5. März 1953. Geschäftliche Mitteilungen 12139B Bericht des Staatssekretärs des Auswärtigen Amts über die Schritte der Bundesregierung betr. Freigabe deutschen Auslandsvermögens (Nr. 4165 der Drucksachen) 12139B Vorlage des Entwurfs einer Zweiten Verordnung zur Verlängerung der Geltungsdauer und zur Änderung von auf Grund des Gesetzes für Sicherungsmaßnahmen auf einzelnen Gebieten der gewerblichen Wirtschaft erlassenen Verordnungen . . 12139C Änderungen bzw. Reihenfolge der Tagesordnung 12139C, 12191C Dr. Wuermeling (CDU) 12139C Sabel (CDU) 12139D Schäffer, Bundesminister der Finanzen 12140B Dr. Wellhausen (FDP) 12168D Dr. Dr. h. c. Lehr, Bundesminister des Innern 12169A Strauß (CSU) 12169A Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung steuerlicher Vorschriften und zur Sicherung der Haushaltsführung (Nr. 4092 der Drucksachen) in Verbindung mit der Ersten Beratung der Ergänzungsvorlage der Bundesregierung zum Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1953 (Nr. 4093 der Drucksachen) sowie mit der Ersten Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über den Finanzausgleich unter den Ländern in den Rechnungsjahren 1953 und 1954 (Nr. 4094 der Drucksachen) 12140A Dr. Gülich (SPD) 12140C Schäffer, Bundesminister der Finanzen 12141A Pelster (CDU) 12142C Frau Kalinke (DP) 12144B Frau Dr. Ilk (FDP) 12145A Freudenberg (Fraktionslos) . . . 12146A Dr. Wuermeling (CDU) 12146C Seuffert (SPD) 12147B Überweisung der Vorlagen Nrn. 4092 und 4094 an den Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen und der Ergänzungsvorlage Nr. 4093 an den Haushaltsausschuß . . 12148A Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung und Ergänzung des Besoldungsrechts (Nr. 3847 der Drucksachen); Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Beamtenrecht (25. Ausschuß) (Nr. 4131 der Drucksachen; Umdruck Nr. 783) 12148B Dr. Kleindinst (CSU): als Berichterstatter 12148B schriftlicher Bericht 12193 Gundelach (KPD) . . 12149A, B, 12150B, C Abstimmungen 12149B, 12150A, B, D Zweite und dritte Beratung des von den Abg. Sabel, Richter, Determann u. Gen. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Abänderung und Ergänzung des Gesetzes über die Verlängerung der Wahlperiode der Betriebsräte vom 8. Januar 1953 (Nr. 4135 der Drucksachen); Mündlicher Bericht des Ausschusses für Arbeit (20. Ausschuß) (Nr. 4155 der Drucksachen) in Verbindung mit der Ersten Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, FDP, DP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Verlängerung der Wahlperiode der Betriebsräte (Personalvertretungen) in den öffentlichen Verwaltungen und Betrieben des Bundes (Nr. 4156 der Drucksachen) 12139C, 12151A, D Dr. Wuermeling (CDU) (zur Tagesordnung) 12139C Sabel (CDU) (zur Tagesordnung) 12139D Dr. Atzenroth (FDP), Berichterstatter 12151A Beschlußfassung zum Ausschußantrag Nr. 4155 12151C Überweisung des Antrags Nr. 4156 an den Ausschuß für Arbeit 12151D Erste, zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Verlängerung der Geltungsdauer des Energienotgesetzes (Nr. 4073 der Drucksachen) . 12152A Beschlußfassung 12152A Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der SPD betr. Saargebiet (Nr. 4084 der Drucksachen) in Verbindung mit der Beratung des Antrags der Fraktion der SPD betr. Saarwahlen vom 30. November 1952 (Nr. 4038 der Drucksachen) 12152B, 12153A Mellies (SPD) (zur Geschäftsordnung) 12152B Dr. Mommer (SPD), Anfragender und Antragsteller 12153A Dr. Adenauer, Bundeskanzler . . 121554 Eichler (SPD) 12155C Agatz (KPD) 12157C Ablehnung des Antrags Nr. 4038 . . . 12158C Beratung des Antrags des Bundesministers der Finanzen betr. Verkauf eines Teils des ehemaligen Heereszeugamtes in Ulm, Söslingerstraße 96, an die Firma Telefunken Gesellschaft für drahtlose Telegraphie mbH. in Berlin SW 61, Mehringdamm 32-34 (Nr. 4069 der Drucksachen) 12152C Überweisung an den Haushaltsausschuß 12152C Beratung des Antrags des Bundesministers der Finanzen betr. Zustimmung des Bundestages zur Bestellung eines Erbbaurechts an einem reichseigenen Grundstück in Wilhelmshaven an der Gökerstraße, ehem. Bauwerft der Kriegsmarine (Nr. 4070 der Drucksachen) 12152C Überweisung an den Haushaltsausschuß 12152C Erste, zweite und dritte Beratung des von den Abg. Naegel, Dr. Schöne, Dr. Preusker u. Gen. eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes betr. Verlängerung der Geltungsdauer von Vorschriften auf dem Gebiet der gewerblichen Wirtschaft (Nr. 4142 der Drucksachen) 12152C Beschlußfassung 12152D Beratung des interfraktionellen Antrags betr. Überweisung von Anträgen an die Ausschüsse (Umdruck Nr. '770) . . . 12152D Beschlußfassung 12153A Beratung des Antrags der Fraktion der SPD betr. Mißbilligung des Verhaltens des Bundeskanzlers (Nr. 3955 der Drucksachen) 12158C Mellies (SPD), Antragsteller 12158D, 12163C Dr. Adenauer, Bundeskanzler . 12160C Renner (KPD) 12162D Dr. Arndt (SPD) 12164C Kiesinger (CDU) 12166A Ewers (DP) 12167A Dr. Reismann (FU) 12167C Euler (FDP) 12168B Ablehnung des Antrags Nr. 3955 . . 12168C Schriftliche Erklärung gemäß § 59 der Geschäftsordnung zur Abstimmung . 12197 Zweite Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Neuregelung der Abgaben auf Mineralöl (Nr. 3803 der Drucksachen); Mündlicher Bericht des Ausschusses für Finanz- und Steuerfragen (11. Ausschuß) (Nr. 4137 der Drucksachen; Umdrucke Nrn. 778, 779, 781, 782) Dr. Wellhausen (FDP): zur Geschäftsordnung 12168D zur Sache 12177D, 12179A Strauß (CSU) (zur Geschäftsordnung) 12169A Neuburger (CDU), Berichterstatter 12169C Margulies (FDP) 12170C Dr. Gülich (SPD) . . . . 12171B, 12175B, 12177C, 12179B Dr. Friedensburg (CDU) . 12174A, 12177B Pelster (CDU) 12176A Dr. Bertram (Soest) (FU) . . . 12176C Abstimmungen 12178A Dritte Beratung vertagt 12179D Erste Beratung des Entwurfs eines Bundeswahigesetzes (Nr. 4090 der Drucksachen) in Verbindung mit der Ersten Beratung des von den Abg. Dr. Wuermeling, Strauß u. Gen. eingebrachten Entwurfs eines Wahlgesetzes zum Bundestag der Bundesrepublik Deutschland (Nr. 3636 der Drucksachen) sowie mit der Ersten Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Bundeswahlgesetzes (Nr. 4062 der Drucksachen) 12169A, 12179D Dr. Dr. h. c. Lehr, Bundesminister des Innern 12169A, 12180A Dr. Wuermeling (CDU), Antragsteller 12184C Dr. Menzel (SPD), Antragsteller 12188A Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Fragen des Gesundheitswesens (32. Ausschuß) über den Antrag der Fraktion der DP betr. Vorlage eines Gesetzentwurfs über den Beruf der medizinisch-technischen Assistenten (Nrn 4082, 3281 der Drucksachen) 12191C Beschlußfassung 12191D Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Fragen des Gesundheitswesens (32. Ausschuß) über den Antrag der Fraktion der FDP betr. Vorlage eines Gesetzentwurfs über den Beruf des Masseurs und den Beruf der Krankengymnastin und über den Antrag der Fraktion der DP betr. Vorlage eines Gesetzentwurfs über den Beruf der Krankengymnastinnen (Nrn. 4083, 3286, 3304 der Drucksachen) 12191D Beschlußfassung 12191D Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (19. Ausschuß) über den Antrag der Abg. Dr. Horlacher u. Gen. betr. Rechtzeitige Festsetzung des Zuckerrübenpreises für 1953 (Nrn. 4085, 4035 der Drucksachen) 12192A Beschlußfassung 12192A Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Geschäftsordnung und Immunität (3. Ausschuß) betr. Genehmigung zum Strafverfahren gegen den Abg. Freiherrn von Aretin gemäß Schreiben des Bundesministers der Justiz vom 23. Dezember 1952 (Az. 1044 E — 24877) (Nr. 4066 der Drucksachen) . . 12192A Hoogen (CDU), Berichterstatter 12192B Beschlußfassung 12192C Erste Beratung des von der Fraktion der FU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ergänzung des Ersten Wohnungsbaugesetzes (Nr. 4061 der Drucksachen) 12192C Überweisung an den Ausschuß für Wiederaufbau und Wohnungswesen 12192C Nächste Sitzung 12192D Anlage 1: Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Beamtenrecht (25. Ausschuß) über den Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung und Ergänzung des Besoldungsrechts (Nrn. 3847, 4131 der Drucksachen) 12193 Anlage 2: Schriftliche Erklärung der Abg. Dr. Decker, Dr. Besold, Freiherr von Aretin, Lampl, Wartner, Mayerhofer und Eichner gemäß § 59 der Geschäftsordnung zur Abstimmung über den Antrag der Fraktion der SPD betr. Mißbilligung des Verhaltens des Bundeskanzlers (Nr. 3955 der Drucksachen) . . . . 12197 Die Sitzung wird um 13 Uhr 35 Minuten durch den Vizepräsidenten Dr. Schmid eröffnet.
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    Anlage 1 zum Stenographischen Bericht der 253. Sitzung Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Beamtenrecht (25. Ausschuß) über den Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung und Ergänzung des Besoldungsrechts (Nrn. 3847, 4131 der Drucksachen) Berichterstatter: Abgeordneter Dr. Kleindinst. Der Ausschuß für Beamtenrecht (25. Ausschuß) hat den ihm mit Beschluß des Deutschen Bundestages vom 26. November 1952 überwiesenen Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung und Ergänzung des Besoldungsrechts (Drucksache Nr. 3847) neben dem Entwurf eines Bundesbeamtengesetzes (Drucksache Nr. 2846) beraten. Da die Erhöhung der hinter der Entwicklung der Preis-, Gehalts- und Lohnverhältnisse zurückgebliebenen Besoldung der Bundesbeamten und der Versorgungsberechtigten des Bundes vom Haushaltsjahr 1953 an eine neue Regelung verlangte, hat der Ausschuß die dafür notwendigen Bestimmungen nach Benehmen mit den Bundesministerien des Innern und der Finanzen und der Konferenz der Finanzminister der Länder in den Gesetzentwurf als Kapitel IV b aufgenommen. Zu den wesentlichen Änderungen des Gesetzentwurfes sind folgende Erläuterungen notwendig: Zu Kapitel I, § 1, Ziff. 1 a: Bei der Regelung des Wohnungsgeldzuschusses hielt es der Ausschuß für notwendig, die Bestimmung umzuarbeiten, die das Besoldungsgesetz in § 9 Abs. 4 für verheiratete Beamte trifft. Nach dieser Bestimmung erhält die verheiratete Beamtin den halben Wohnungsgeldzuschuß. Dieser halbe Wohnungsgeldzuschuß entfällt, wenn der Ehemann als Beamter oder Angestellter im öffentlichen Dienst bereits Wohnungsgeldzuschuß bezieht. Wenn beide Ehegatten Angehörige der Bundesverwaltung sind, wird nur ein Wohnungsgeldzuschuß, und zwar der höhere, bezahlt. Der volle Wohnungsgeldzuschuß kann verheirateten weiblichen Beamten bewilligt werden, die zur ehelichen Gemeinschaft nicht verpflichtet oder die genötigt sind, für den Unterhalt der Familie ganz oder überwiegend zu sorgen. Trotz dieser angemessenen Regelung des besonderen Tatbestandes als Voraussetzung für den Wohnungsgeldzuschuß für verheiratete Beamte bestanden Bedenken über seine Fortgeltung über den 31. März 1953 hinaus wegen des Gleichheitssatzes für Mann und Frau in Artikel 3 Abs. 2 und des Artikels 117 des Grundgesetzes. Das Gesetz kann den Wohnungsgeldzuschuß nur für verheiratete Bundesbeamte und demnach für beide Ehegatten dann regeln, wenn beide Bundesbeamte sind oder wenn ein Ehegatte als Beamter und einer als Angestellter im Bundesdienst steht oder Versorgungsberechtigter des Bundes ist. Der Ausschuß hat dem Gleichheitssatz dadurch Rechnung getragen, daß er jedem der Ehegatten, die im Bundesdienst stehen, einen Anspruch auf ein Wohnungsgeld — wenn auch nicht auf ein Wohnungsgeld in voller Höhe — zuerkennt, jedoch die Folge ausschließt, daß jeder Ehegatte für die doch gemeinsame Wohnung den vollen Wohnungsgeldzuschuß erhält und beide gemeinsam aus dem Gleichheitssatz einen persönlichen Vorteil durch einen unangemessen hohen Wohnungsgeldzuschuß erzielen. Der neue Absatz 4 des § 9 sieht deshalb vor, daß verheiratete Beamte, deren Ehegatte Beamter, Versorgungsberechtigter oder Angestellter im öffentlichen Dienst ist und denen ein Kinderzuschlag nicht zusteht, den Wohnungsgeldzuschuß der nächstniedrigeren Tarifklasse erhalten. Sofern den verheirateten Beamten aber ein Kinderzuschlag zusteht, erhält nur einer der Ehegatten den vollen Wohnungsgeldzuschuß, und zwar derjenige, diem der Wohnungsgeldzuschuß der höheren Tarifklasse zusteht, bei gleicher Tarifklasse der ältere Ehegatte. Dem anderen Ehegatten im Bundesdienst steht dann nur der Wohnungsgeldzuschuß der nächstniedrigeren Tarifklasse zu. Ist jedoch ein Ehegatte Beamter eines Landes oder einer Gemeinde, so haben diese Dienstherren die Möglichkeit, diese für Bundesbeamte geltende Bestimmung anzuwenden. Zu Kapitel I, § 1, Ziff. 2: Der § 10 Abs. 1 der Regierungsvorlage hat insofern eine Erweiterung erhalten, als der Anspruch eines ledigen Beamten auf das volle Wohnungsgeld dadurch nicht erlischt, daß er das in den Hausstand dauernd aufgenommene Kind ohne Aufhebung des Familienzusammenhanges auf seine Kosten ander- (Dr. Kleindinst) weitig unterbringt. Diese Erweiterung ist mit Rücksicht auf die berufliche Ausbildung des Kindes oder auf seine vorübergehende Unterbringung aus gesundheitlichen Gründen notwendig, da dem Beamten während dieser Zeit eine Einschränkung seines Aufwandes für die Wohnung nicht möglich ist. Ferner soll den ledigen Beamten der volle Wohnungsgeldzuschuß gewährt werden, solange sie im eigenen Hausstand aus gesetzlicher oder sittlicher Verpflichtung Angehörigen Wohnung oder Unterhalt gewähren. Zu Kapitel I, § 1, Ziff. 6: Bei der Staffelung des Kinderzuschlags ist der Ausschuß ,dem Vorschlag des Bundesrates gefolgt und hat die Beträge statt auf 20, 30 und 40 DM auf 25, 30 und 35 DM festgesetzt, gewährt aber den Kinderzuschlag von 30 DM nicht bis zum vollendeten 16., sondern bis zum vollendeten 14. Lebensjahr und läßt demnach den Kinderzuschlag von 35 DM mit dem 15. Lebensjahr beginnen. Der Ausschuß will dadurch dem Aufwand für kleine Kinder und den erhöhten Anforderungen der Berufsausbildung der Kinder Rechnung tragen. Zu Kapitel I, § 2, I, Besoldungsordnung A: Die Ziffern 3, 4a, b Buchst. bb, c, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 17b und Kapitel IV und Kapitel V Abs. 2, 3 und 4 entfallen wegen der später begründeten Vorschläge des Ausschusses für die Verbesserung der Besoldung der Lehrkräfte und für die Streichung der Bestimmungen für die Besoldung der Richter. Zu Kapitel I, § 2, Ziff. 13, Buchst. b und c und Ziff. 14, Buchst. a: Der Ausschuß hat die Bestimmungen des Entwurfes der Bundesregierung aus zwei Gründen gestrichen. Die Verbesserung der Möglichkeiten von Vorrückungen durch eine Ermächtigung zur Gewährung einer ruhegehaltfähigen und unwiderrufliche Stellenzulage an ein Sechstel der Amtsgerichtsräte und Oberamtsrichter und einer Stellenzulage zwei Jahre nach Erreichung des Endgrundgehaltes hielt der Ausschuß auch in einem Notgesetz für eine zu schematische und deshalb unzweckmäßige Lösung, die Bezeichnung als Bewährungszulage für bedenklich. Der Bundesrat hat die Einbeziehung der Landgerichtsräte und Staatsanwälte in die Verbesserungsmaßnahme, wenn auch in anderem Ausmaße, vorgeschlagen. Die Laufbahn der Richter und Staatsanwälte ist aber in den süddeutschen und norddeutschen Ländern verschieden. Die Ermöglichung der Vorrückungen ist für die Richter und Staatsanwälte eine organisatorische Aufgabe der Länder. Die Richter und Staatsanwälte legen selbst das Gewicht auf die Berücksichtigung ihrer im Grundgesetz festgelegten Stellung neben der Gesetzgebung und Verwaltung im Besoldungswesen und nicht auf den Ausgleich ides Mangels an Vorrückungen durch Zulagen. Zu Kapitel II, § 3, Ziff. 9: Die Mehrheit des Ausschusses hat in § 30 der Besoldungsordnung für die Reichsbahnbeamten die Worte „oder nach Anhörung" gestrichen, weil sie diese Worte mit § 22 des Bundesbahngesetzes vom 13. Dezember 1951 (BGBl. S. 955) nicht für vereinbar hielt. Nach dem im Gesetzentwurf vorgeschlagenen § 30 würde der Bundesminister für Verkehr die Befugnis erhalten haben, Ausführungsbestimmungen zu den Bestimmungen der Besoldungsordnung selbst nicht nur auf den Vorschlag des Vorstandes der Deutschen Bundesbahn, sondern auch aus eigenem Vorgehen, aber nach Anhörung des Vorstandes der Deutschen Bundesbahn und im Einvernehmen mit dem Bundesminister der Finanzen zu erlassen. Dagegen räumt der § 22 des Bundesbahngesetzes dem Bundesminister für Verkehr lediglich das Recht ein, auf Vorschlag des Vorstandes der Deutschen Bundesbahn im Einverständnis mit dem Bundesminister der Finanzen ergänzende Bestimmungen über die Besoldung und über die Reise- und Umzugskosten der Bundesbahnbeamten zu erlassen, soweit die Eigenart ,des Betriebes es erfordert. Die Mehrheit des Ausschusses hielt eine Erweiterung der Befugnis des Bundesministers für Verkehr über den § 22 des Bundesbahngesetzes hinaus als dieser Bestimmung und der Absicht des Bundesbahngesetzes widersprechend für nicht vertretbar. Zu Kapitel IV: Die Ermächtigung des Bundesministers der Finanzen, im Einvernehmen mit dem Bundesminister des Innern und mit Zustimmung des Bundesrates durch Rechtsverordnung Richtlinien über die Besoldung der leitenden Kommunalbeamten zu erlassen, hat der Ausschuß wie der Bundesrat, wenn auch aus anderen Gründen, abgelehnt. Der Ausschuß hat nicht verkannt, daß erhebliche Fehler bei der Festsetzung der Besoldung der leitenden Kommunalbeamten vorgekommen sind. Dem Ausschuß war es weiter bekannt, daß die kommunalen Spitzenverbände diese Richtlinien erstreben. Die Ermächtigung zum Erlaß dieser Richtlinien steht aber in so offenkundigem Gegensatz zu dem immer wieder betonten Grundsatz der gemeindlichen Selbstverwaltung, daß der Ausschuß einstimmig zur Ablehnung der vorgesehenen Bestimmung gekommen ist. Die Verschiedenheit der Gemeindeverfassungen und der gemeindlichen Aufgaben macht solche Richtlinien nicht möglich. Die Größe der Städte und Landkreise nach 'der Bevölkerungszahl bietet keinen Maßstab. Der Vergleich mit den Gehältern der Staatsbeamten ist unzutreffend, weil die Aufgaben der leitenden Kommunalbeamten einen verschiedenen Inhalt und Charakter haben und weil die Anstellungsbedingungen verschieden sind. Die Erfahrungen mit dem früheren Erlaß von Richtlinien und den zu ihrer Durchführung eingerichteten Schiedsgerichten sind nicht befriedigend gewesen. Der Ausschuß glaubt, daß Vereinbarungen der kommunalen Verbände oder Maßnahmen der Länderregierungen die Aufgabe im Hinblick auf das Gemeinderecht eher erfüllen können als eine Rechtsverordnung des Bundesfinanzministers, selbst mit Zustimmung des Bundesrates. Zu Kapitel IV a: Der Ausschuß hat die Verbesserung der Lehrerbesoldung in dem Gesetzentwurf nicht nur deshalb belassen, weil die Verringerung des Zuganges zum Volksschuldienst besorgniserregend ist, sondern weil die jungen Leute, die geneigt sind, sich dem Schulberuf zuzuwenden, wegen der in der Aus- (Dr. Kleindinst) gestaltung befindlichen Berufsausbildung die Sicherheit haben müssen, daß die Träger der Volksschulen bereit sind, die beruflichen Aussichten der Junglehrer in bezug auf die Besoldung und die möglichen Vorrückungen zu verbessern. Im Ausschuß bestand jedoch keine Übereinstimmung über das bei der Verbesserung der Lehrerbesoldung einzuschlagende Verfahren. Die Mehrheit war der Anschauung, daß die Vorschläge des Entwurfes der Bundesregierung, bis zu einem Sechstel der Volksschullehrer bei Bewährung zwei Jahre nach Erreichen des Endgrundgehaltes ruhegehaltfähige und unwiderrufliche Stellenzulagen von 500,— bis 800,— DM zu gewähren und Verbesserungen für andere Gruppen ebenfalls durch Zulagen zu versuchen, ein ungeeignetes und wenig Erfolg versprechendes Verfahren_ sei. Die Mehrheit ging von der Erfahrung aus, daß die Volksschullehrer erst 1939 in die Reichsbesoldungsordnung aufgenommen wurden, daß die dadurch herbeigeführte einheitliche Regelung in vielen Ländern zur Verschlechterung der Lehrerbesoldung geführt hat und daß es erst im Jahre 1943 gelungen ist, die größten Härten der einheitlichen Regelung zumeist durch ein Zulagensystem für die damaligen Inhaber der Schulstellen zu beheben oder wenigstens zu erleichtern. In den letzten Jahren haben Baden, Bayern und Hamburg die Verschlechterung der Lehrerbesoldung wieder beseitigt. In anderen Ländern, wie im pfälzischen Teil des Landes Rheinland-Pfalz und im ehemaligen oldenburgischen Gebiet des Landes Niedersachsen streben viele Lehrer wieder die Regelung an, die vor der Reichsbesoldungsordnung von 1939 bestanden hat. Unter diesen Voraussetzungen hielt es der Ausschuß für verfehlt, der Besoldung der Volksschullehrer ein neues schematisches System von Verbesserungen in der Form von Zulagen aufzuzwingen, das im Widerspruch zu den inzwischen getroffenen und durchgeführten Regelungen und zu den Erwartungen eines großen Teiles der Volksschullehrer stehen würde. Die Mehrheit hielt aus dem gleichen Grunde die von der Minderheit beantragte einheitliche Zulage von 800,— DM zu dem Endgrundgehalt eines noch zu bemessenden, aber jedenfalls größeren Teiles als ein Viertel für nicht durchführbar. Die Mehrheit war weiter der Anschauung, daß der Ausbau der Gewährung von Zulagen, die bisher für Nebenfunktionen oder zur Überbrückung von individuellen Nachteilen von Besoldungsregelungen vorgesehen waren, die Besoldungsordnung systemlos und unübersichtlich gestaltet und die einzelnen Besoldungsbezüge weiter aufspaltet. Die Mehrheit kam durch diese Erfahrungen und Erwägungen zu dem Beschlusse, die Verbesserung der Lehrerbesoldung auf der entstandenen Grundlage den Ländern als den Trägern der Volksschule zu überlassen, sie lediglich zu diesem Zweck zu ermächtigen, von den Sperrbestimmungen des-Ersten Gesetzes zur Änderung und Ergänzung des Besoldungsrechts abzuweichen und Vorschriften zur Verbesserung der Besoldung der Lehrer in diesem Rahmen zu erlassen. Dieses Verfahren zur Verbesserung der Besoldung und der Möglichkeit der Vorrückung der Volksschullehrer mußte folgerichtig auch auf die übrigen Lehrkräfte Anwendung finden. Der Gesetzentwurf sieht deshalb jetzt die Ermächtigung der Länder vor, in Abweichung von den Sperrbestimmungen des Ersten Besoldungsänderungsgesetzes Vorschriften zur Regelung folgender Aufgaben zu erlassen: Die Länder können bestimmen, daß die Bezüge der Volksschullehrer mit der bisher dritten Dienstaltersstufe der Besoldunggruppe A 4 c 2 beginnen. Sie können das weitere Aufsteigen innerhalb dieser Besoldungsgruppe nach Zweckmäßigkeit festlegen. Damit will der Ausschuß die Regelung der Anfangsgehälter der Junglehrer nach dem Vorschlag des Bundesrates ermöglichen. Folgerungen für andere Gruppen von Beamten hielt der Ausschuß aus dem Grunde nicht für vertretbar, weil die Ausgestaltung der Vorbildung für den entsprechenden Nachwuchs nicht vor so grundsätzlichen Änderungen wie für den Nachwuchs des Volksschuldienstes steht. Außerdem können die Länder die Verschlechterungen der Besoldung und Versorgung beseitigen, die die Einführung der Reichsbesoldungsordnung für die Lehrer gebracht hat und die die Änderungen bis 1943 nicht ganz behoben haben. Endlich sollen die Länder ermächtigt werden, für einen Teil der Lehrkräfte aller Schularten und der fachlichen Schulaufsichtsbeamten angemessene Verbesserungen ihrer Besoldung herbeizuführen, um die schlechten Möglichkeiten der Beförderung gegenüber anderen vergleichbaren oder gleichzubewertenden Beamtengruppen auszugleichen. Damit will der Ausschuß die gebotene Notlösung in der Angleichung an die Gegebenheiten bei den Schulträgern erleichtern, ohne einer grundsätzlichen neuen Ordnung der Lehrerbesoldung vorzugreifen. Dagegen hat der Ausschuß mit weit überwiegender Mehrheit beschlossen, die im Gesetzentwurf der Bundesregierung vorgesehene Aufnahme der Stellen der Lehrer an den Berufs- und Gewerbeschulen in die Bundesbesoldungsordnung zu streichen. Die Lehrziele und die Anforderungen bei Lehrkräften der Berufs- und Gewerbeschulen, deren Träger die Länder oder die größeren Städte sind, weichen sehr stark voneinander ab. Die Anforderungen an die Berufsausbildung der Lehrkräfte sind überdies so sehr in der Entwicklung begriffen, daß eine einheitliche Bundesbesoldungsordnung zu den gleichen Schwierigkeiten wie die Reichsbesoldungsordnung von 1939 geführt hätte. Für den Beschluß des Ausschusses war aber die Sicherheit entscheidend, daß die im Gesetzentwurf vorgesehene Eingruppierung der Stellen der Lehrer an den Berufs- und Gewerbeschulen die dauernde Herabdrückung der Lehrziele, Lehrkräfte und Leistungen an den wertvollsten Schulen besonders des Landes Baden-Württemberg, aber auch der Städte in anderen Ländern bedeutet hätte. Diese hochstehenden Berufs- und Gewerbeschulen, deren Errichtung und Ausgestaltung zum Teil seit hundert Jahren im engen Zusammenhang mit der Entwicklung der Industrie und des Handels in bestimmten Wirtschaftsgebieten steht, konnte der Ausschuß dem Grundsatz der Einheitlichkeit der Besoldung der Lehrkräfte nicht opfern. Der Ausschuß hat in Ausführung des Beschlusses des Bundestages vom 26. November 1952 geprüft, ob er ohne erhebliche Verzögerung seines Berichtes über den Gesetzentwurf hinausgehende, in ihn einzuarbeitende Vorschläge unterbreiten kann. Zu dieser Prüfung hat den ersten Anlaß der Antrag der Minderheit gegeben, den technischen Beamten Zulagen von 480,— bis 840,— DM zu gewähren. Zu diesem Antrag hat der Ausschuß die Vertreter der Bundesbahn und der Bundespost gehört. Sie haben erklärt, daß sie zwar Vorschläge für die Verbesserung einzelner Beamtengruppen haben, (Dr. Kleindinst) daß ihre Berücksichtigung jedoch das System der Besoldungsordnung beeinflussen und zu Folgen für andere Gruppen führen müßte, weshalb diese Vorschläge für die große Besoldungsreform vorgesehen sind. Außerdem sind bei der Bundesbahn und bei der Bundespost Verwaltungsstellen mit Technikern versehen. Die Berücksichtigung der Beamten im maschinen- und bautechnischen Dienst des Bundes hätte zu Erhebungen geführt, die die Erledigung der Aufgabe zweifellos verzögert haben würden. Noch weitere Erhebungen wären notwendig geworden, wenn wegen der mittelbaren Wirkung des Gesetzes auf die Länder und Gemeinden auch zur Beurteilung der finanziellen Folgen die zahlreichen und verschiedenen technischen Beamten in den Ländern und Gemeinden hätten berücksichtigt werden müssen. Infolgedessen konnte die Mehrheit dem Antrag der Minderheit nicht entsprechen. Eingaben lagen vor von den Archivbeamten, den Universitätsbibliothekaren, den Rechtspflegern. Da es sich hier um Länderbeamte handelt, wären weitgehende und eingehende Erhebungen notwendig geworden. Außerdem haben diese Eingaben Fragen aufgeworfen, die nicht in dieses Gesetz, sondern in die zu erwartende Besoldungsordnung gehören, und vor allem die grundsätzliche Frage, ob ein Besoldungsrahmengesetz diese Aufgaben zu lösen imstande ist. Infolgedessen hat sich der Ausschuß zur alsbaldigen Verabschiedung des eiligen Gesetzes auf den Rahmen des Gesetzentwurfes beschränken müssen. Zu Kapitel IV b: Wie bereits hervorgehoben, hat der Bund im laufenden Haushaltsjahr den Bundesbeamten zwei außerordentliche Zahlungen gewährt, und zwar im Juni 1952 ein der Einkommensteuer unterliegendes halbes Monatsgehalt und im Dezember eine nicht zu versteuernde Zuwendung von 30 v. H. und außerdem die vom Lande Nordrhein-Westfalen schon vorher beschlossene Dezember-Zuwendung von 30, 50 und 15 DM. Die zweite Maßnahme erfolgte auch deshalb, weil der Bundesbahn, der Bundespost und den -Gemeinden die Einkommensteuer aus diesen Zahlungen nicht zugeflossen wäre und sie deshalb die den Beamten verbleibenden Bezüge u n d die dem Bund und den Ländern zufließenden Einkommensteuerbeträge hätten aufbringen müssen. Für das neue Haushaltsjahr war eine im vorhinein klare Regelung der Besoldung notwendig. Deshalb hat der Ausschuß — wie bereits hervorgehoben — beschlossen, sie in diesen Gesetzentwurf einzuarbeiten. In den Beratungen sind zwei Gesichtspunkte hervorgetreten: Die Wiederholung ähnlicher einmaliger Zuwendungen an die Beamten oder die Erhöhung der laufenden Bezüge. Für die erste Form wurden Gründe wirtschaftspolitischen Charakters und finanzielle Rücksichten auf die Bundesbahn, die Bundespost, die "Länder, die Gemeinden und die kommunalen Versorgungs- und Verkehrsbetriebe geltend gemacht, für die zweite Maßnahme die Angemessenheit laufender Erhöhungen für die Beamtenbesoldung. Der Ausschuß hat nach eingehenden Beratungen beschlossen, die Stammgrundgehälter vom 1. April 1953 an um zwanzig vom Hundert zu erhöhen. Der Haushaltsausschuß hat sich diesem Beschluß angeschlossen. Bonn, den 25. Februar 1953 Dr. Kleindinst Anlage 2 zum Stenographischen Bericht der 253. Sitzung Schriftliche Erklärung der Abgeordneten Dr. Decker, Dr. Besold, Freiherr von Aretin, Lampl, Wartner, Mayerhofer und Eichner gemäß 5 59 der Geschäftsordnung zur Abstimmung über den Antrag der Fraktion der SPD betreffend Mißbilligung des Verhaltens des Bundeskanzlers (Nr. 3955 der Drucksachen) Die unterzeichneten Abgeordneten haben gegen den Antrag der Fraktion der SPD — Drucksache Nr. 3955 betreffend Mißbilligung des Verhaltens des Bundeskanzlers — gestimmt. Mit der Ablehnung dieses Antrags wollen sie zum Ausdruck bringen, daß sie das Verhalten des Bundeskanzlers in den angegriffenen vier Punkten billigen. Die Ausführungen des Fraktionsmitgliedes Dr. Reismann entsprechen insoweit nicht ihrer Auffassung. Dr. Decker, Dr. Besold, Freiherr von Aretin, Lampl, Wartner, Mayerhofer, Eichner.
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    Rede von Wilhelm Mellies


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Meine Damen und Herren! Nach den Vorgängen, welche die Beschlußfassung des Bundesverfassungsgerichts am 9. Dezember zur Folge hatte, faßte die Bundesregierung zehn Tage später in dieser Angelegenheit einen Beschluß. In diesem heißt es unter anderem, sie habe niemals daran gedacht, die Rechte und die Würde des Bundesverfassungsgerichts anzutasten oder auch nur in Zweifel zu ziehen; sie achte das Bundesverfassungsgericht als einen integrierenden Bestandteil des demokratischen Rechtsstaats; eine rechtliche Beurteilung des Bundesverfassungsgerichts über die bindende Wirkung von Plenargutachten schließe keine Beeinträchtigung der Stellung des Bundesverfassungsgerichts in sich.
    Zunächst kam diese Verlautbarung nach all den Vorgängen reichlich spät. Diese sehr allgemein gehaltene formelle Stellungnahme zu den vorausgegangenen Ereignissen reicht aber keineswegs aus; noch weniger können sie durch diese Erklärungen ungeschehen gemacht werden.

    (Sehr richtig! bei der SPD.)

    Das Verhalten des Herrn Bundeskanzlers vor diesem Kabinettsbeschluß steht in einem scharfen Widerspruch zu den allgemeinen Wendungen der Verlautbarung. Das Verhalten des Herrn Bundeskanzlers am und nach dem 9. Dezember hat die in jedem demokratischen Rechtsstaat selbstverständliche Achtung vor der Würde des höchsten Gerichts vermissen lassen.

    (Sehr gut! bei der SPD.)

    Meine Damen und Herren, ich möchte auch hier noch einmal das sagen, was mein Kollege Gülich gestern bei der Begründung der anderen Mißbilli-


    (Mellies)

    gungsanträge bereits zum Ausdruck gebracht hat. Es stehen hiermit nicht die verschiedenen Verfahren vor dem Bundesverfassungsgericht zur Erörterung; zur Erörterung steht hier das Verhalten des Herrn Bundeskanzlers nach Beginn der mündlichen Verhandlung vor dem Bundesverfassungsgericht. Es ist Pflicht des Bundeskanzlers, den Herrn Bundespräsidenten zu unterrichten. Aber damals ist doch der Herr Bundeskanzler über eine politische Unterrichtung wesentlich hinausgegangen. In einem Augenblick, in dem die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf Karlsruhe gerichtet war, suchte der Bundeskanzler den Herrn Bundespräsidenten mit der bestimmten und außergewöhnlichen Absicht auf, die öffentliche Verhandlung über ein Gutachten abzuschneiden. Er wollte dem Staatsoberhaupt darlegen, daß angeblich der am Vormittag des gleichen Tages verkündete Plenarbeschluß weder im Grundgesetz noch in einem anderen Gesetz eine Stütze finde.

    (Zuruf von der CDU: Woher weißt du?)

    Somit hatte der Schritt des Bundeskanzlers nicht nur den Charakter einer Berichterstattung, verbunden mit einer Kritik, sondern den einer Beschwerde über den Beschluß des Bundesverfassungsgerichts. Es war schon auffallend, daß der Bundeskanzler während des ersten Verhandlungstages gleich zweimal bei dem Herrn Bundespräsidenten vorstellig wurde, das erste Mal allein, das zweite Mal nach der Kabinettsitzung in Begleitung einer vom Kabinett gewählten Delegation.
    Auf der politischen Ebene, meine Damen und Herren,

    (Zurufe von der CDU)

    und darauf kommt es an — Herr Müller, mit billigen, witzigen oder witzig sein sollenden Bemerkungen kommt man um diese Dinge nicht herum! —,

    (Beifall bei der SPD — Oh-Rufe von der CDU)

    auf der politischen Ebene konnte das nur die Wirkung haben, daß hier Alarm geschlagen werden sollte, und zwar Alarm gegen das Bundesverfassungsgericht.

    (Zuruf von der CDU. — Gegenruf von der SPD: Pflanzen Sie doch Zuckerrüben!)

    Meine Damen und Herren, der Herr Bundesjustizminister hat gestern hier dargelegt, wie sich der Vorfall bei dem Herrn Bundespräsidenten abgespielt hat, als der Bundesjustizminister ihn an seinen Eid erinnerte, Als ich für die sozialdemokratische Fraktion am 11. Dezember vorigen Jahres in einer Erklärung vor diesem Hause auf diese Tatsache hinwies, hat der Herr Bundeskanzler dazu geschwiegen. Aber was im einzelnen auch immer vorgefallen sein mag, — wir haben die Vorfälle insgesamt zu sehen und zu beurteilen. Das Vorgehen des Bundeskanzlers gegenüber dem Staatsoberhaupt und dem Bundesverfassungsgericht ist unseres Erachtens ungeheuerlich gewesen. Es muß in diesem Zusammenhang doch daran erinnert werden, daß die Staatsorgane anderer Demokratien die Entscheidung ihrer höchsten Gerichte ohne Kritik hinzunehmen pflegen.

    (Sehr richtig! bei der SPD.)

    Bei dem Verhalten des Bundeskanzlers und der Bundesregierung hat es sich aber nicht einmal nur um Kritik gehandelt, sondern es ist die Beschuldigung erhoben worden, daß das Bundesverfassungsgericht den Boden des Rechts verlassen habe.
    Am Ende des vorigen Jahres hat der Bundeskanzler von dieser Stelle aus erklärt, daß die mit
    Namen gekennzeichneten Artikel im „Bulletin" nicht in allen Fällen die Meinung der Bundesregierung wiedergäben. Wir werden uns bei den Haushaltsplanberatungen über die Stellung und Bedeutung dieses Bulletins in diesem Hause noch eingehend zu unterhalten haben. In Nr. 198 dieses Bulletins vom 12. Dezember 1952 ist ohne Namenszeichnung ein Artikel erschienen. In diesem heißt es:
    Damit ist das Bundesverfassungsgericht sowohl über die Bestimmungen des Grundgesetzes wie auch über die des Bundesverfassungsgerichtsgesetzes hinausgegangen, indem es aus eigener Machtvollkommenheit Recht setzte.

    (Zuruf von der SPD: Unerhört!)

    Es behindert nicht nur die einzelnen Senate wie auch die einzelnen Richter in ihrer Urteilsfindung und Urteilsbildung, sondern verwandelt ein bloßes Gutachten in einer Weise, daß es den ihm eigentümlichen Charakter zugunsten eines ganz neuen gesetzlichen Dekrets verliert.

    (Abg. Kiesinger: Genau so war es auch! — Abg. Euler: Genau so ist es gewesen!)

    Da der Verfasser in diesem Fall nicht genannt ist, handelt es sich wohl um eine offiziöse Stellungnahme der Bundesregierung.
    Hier wird nun — Herr Kollege Kiesinger, das bitte ich zu beachten — dem Bundesverfassungsgericht vorgeworfen, daß es sich verfassungswidrig und unrechtmäßig verhalten habe. — Dazu ist noch folgendes zu beachten: Die Bundesregierung hat es gemeinsam mit der übergroßen Mehrheit des Hauses immer abgelehnt, das Staatsoberhaupt in die politische Auseinandersetzung einzubeziehen. In dem eben von mir zitierten Artikel des Bulletins wird aber nun behauptet, daß auch der Herr Bundespräsident in aller Form deutlich kenntlich gemacht habe, daß er die Karlsruher Entscheidung ablehne. In diesem Fall wird also die Person des Herrn Bundespräsidenten in diese Auseinandersetzung mit hineingezogen.

    (Zuruf links: Der Zweck heiligt die Mittel!)

    Meine Damen und Herren, durch dieses Verhalten des Herrn Bundeskanzlers und der Bundesregierung ist — das wird niemand von Ihnen bestreiten können — im Volke eine weitgehende Unruhe und Empörung entstanden.

    (Widerspruch und Lachen bei den Regierungsparteien.)

    Man kann diese Dinge nicht dadurch beseitigen, daß man feststellt, man habe niemals daran gedacht, die Rechte und die Würde des Bundesverfassungsgerichts anzutasten. Der Herr Bundeskanzler hat bis heute seine Behauptung nicht zurückgenommen. Noch am 11. Dezember hat er hier vor diesem Hause wörtlich erklärt:
    Die Bundesregierung ist zu der Überzeugung gekommen, daß der am 9. Dezember verkündete Beschluß vom 8. Dezember weder im Grundgesetz noch in sonstigen Gesetzen eine Stütze findet.
    Wenn es nun in dem Kabinettsbeschluß vom 19. Dezember heißt:
    Die rechtliche Beurteilung des Bundeskabinetts hinsichtlich des vom Bundesverfassungsgericht verkündeten Beschlusses schließt keine Beeinträchtigung der Stellungnahme dieses Gerichts in sich,
    12160 Deutscher Bundestag — 253: Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 5. März 1953

    (Mellies)

    so wird die oben angezogene Beurteilung aufrechterhalten. Was Recht ist, entscheidet aber nicht die Bundesregierung, die in diesem Verfahren Partei ist, sondern das entscheidet das Bundesverfassungsgericht. Die Bundesregierung kann sich nicht durch solche Verlautbarungen zur vorgesetzten Behörde gegenüber dem Bundesverfassungsgericht aufwerfen. Der Bundesjustizminister hat gestern hier davon gesprochen, daß er die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts überwache. Wenn es aber dennoch geschieht, daß in dieser Weise Stellung genommen wird, so muß das Parlament ein solches Verhalten nachdrücklich mißbilligen.
    Mein Fraktionskollege Dr. Gülich hat gestern schon auf die verschiedenen Sonntagsreden und sonstigen Auslassungen des Bundesministers der Justiz hingewiesen. Es ist auch kein Zweifel daran, daß dem Herrn Bundeskanzler diese Dinge oft sehr peinlich gewesen sind. Aber der Bundeskanzler ist dann verpflichtet, gegen solche Äußerungen Einspruch zu erheben. Professor Gülich hat auch gestern schon auf § 12 der Geschäftsordnung der Bundesregierung und den Kommentar von Lechner-Hülshoff hingewiesen. Wenn in der Geschäftsordnung der Reichsregierung eine solche Vorschrift nicht bestand, so hat offenbar der Bundeskanzler aus trüben Erfahrungen heraus Wert auf diese Bestimmung gelegt. Aber, Herr Bundeskanzler, hoffentlich vergessen Sie dabei nicht, daß diese Bestimmung auch Sie verpflichtet und bindet!

    (Sehr richtig! bei der SPD.)

    Alle Äußerungen der Minister stehen nach dieser Bestimmung in Einklang mit der Politik dés Bundeskanzlers, wenn er sie nicht ausdrücklich zurückweist oder mißbilligt.

    (Sehr gut! bei der SPD.)

    In dem Fall der Äußerungen des Bundesjustizministers ist eine solche Mißbilligung nicht ausgesprochen worden.
    Der Bundesminister der Justiz hat gestern seine Auffassung hier dargelegt zu dem Telegramm an den Rechtsanwalt Zutt in Heidelberg. Es ist ihm nicht gelungen — das darf man wohl sagen —, das Haus davon zu überzeugen, daß mit diesem Telegramm dem Ansehen des Bundesverfassungsgerichts gedient war.

    (Abg. Dr. Menzel: Sehr gut!)

    Meine Damen und Herren, durch den sehr vorsichtig formulierten Beschluß vom 19. Dezember ist die Stellungnahme des Bundesministers der Justiz nicht aus der Welt geschafft. Durch die von mir angegebenen Vorgänge haben Würde und Ansehen des Bundesverfassungsgerichts schweren Schaden gelitten. Das Parlament ist berufen, mit darauf zu achten, daß den obersten Verfassungsorganen die Achtung gezollt wird, deren sie um der Verfassung und der Demokratie willen bedürfen. Das Parlament muß deshalb durch einen Beschluß vor aller Öffentlichkeit bekunden, daß es diese Vorgänge mißbilligt. Es würde seine Aufgabe verkennen, wenn es dieser Pflicht nicht nachkäme.
    Wir bitten Sie deshalb, unserem Antrag Drucksache Nr. 3955 auf Mißbilligung des Verhaltens des Bundeskanzlers zuzustimmen.

    (Lebhafter Beifall bei der SPD. — Abg. Euler: Man möchte meinen, Herr Mellies, Sie wären gestern nicht dagewesen!)



Rede von Dr. Hermann Schäfer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat der Herr Bundeskanzler.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Konrad Adenauer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Ausführungen des Herrn Abgeordneten Mellies sind nicht in allen Teilen zutreffend. Bei der Bedeutung der Angelegenheit möchte ich mich aber jeder Polemik enthalten und nur darauf hinweisen, daß Herr Mellies bei den Vorgängen beim Herrn Bundespräsidenten j a nicht zugegen gewesen ist.

    (Sehr gut! in der Mitte.)

    Ich möchte mich damit begnügen, den Sachverhalt klarzulegen und auf die einzelnen Punkte zu antworten.
    Die Bundestagsabgeordneten Dr. Arndt und Dr. Reismann haben am 31. Januar 1952 im Auftrage von 144 Abgeordneten — darunter sämtliche Abgeordnete der sozialdemokratischen Fraktion des Bundestages — eine Normenkontrollklage beim Bundesverfassungsgericht erhoben mit dem Ziel, festzustellen, daß Bundesrecht, welches die Beteiligung Deutscher an einer bewaffneten Streitmacht regele oder Deutsche zu einem Wehrdienst verpflichte, ohne vorangegangene Ergänzung und Abänderung des Grundgesetzes weder förmlich noch sachlich mit dem Grundgesetz vereinbar sei. Ich stelle fest, meine Damen und Herren: Bei Erhebung dieser Klage waren die Verhandlungen zwischen den beteiligten Regierungen über den Deutschlandvertrag und den EVG-Vertrag noch in vollem Gange. Diese Verträge wurden von den beteiligten Regierungen erst am 26. und 27. Mai unterzeichnet.
    Der Herr Bundespräsident hat, nachdem die Gesetzesvorlagen über die Ratifizierung des Vertragswerkes dem Bundesrat zugegangen waren, am 10. Juni 1952 an das Bundesverfassungsgericht das Ersuchen um ein Gutachten über folgende verfassungsrechtliche Fragen gerichtet:
    Steht der Vertrag über die Gründung der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft im Widerspruch zum Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, soweit durch ihn auf Grund des Artf 24 des Grundgesetzes die zwischenstaatliche Einrichtung der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft berechtigt wird, europäische Wehrhoheit unter Zugrundelegung der Wehrpflicht der Staatsbürger der Mitgliedstaaten auszuüben?
    Der Herr ,Bundespräsident war zur Anforderung dieses Gutachtens auf Grund des 4 97 Abs. 2 des Bundesverfassungsgerichtsgesetzes berechtigt, er bedurfte dazu keiner Gegenzeichnung des Bundeskanzlers.
    Am 9. Dezember 1952 hat das Bundesverfassungsgericht einen Beschluß verkündet dahingehend, daß Gutachten des Plenums über bestimmte verfassungsrechtliche Fragen die beiden Senate im Urteilsverfahren binden. Von den Herren Staatssekretären Strauß und Hallstein, die bei der Verkündung dieses Beschlusses in Karlsruhe anwesend waren, wurde mir der Beschluß telefonisch während einer Kabinettssitzung mitgeteilt. Das Kabinett hat die beiden Herren beauftragt, beim Bundesverfassungsgericht eine Vertagung der Verhandlungen über das Gutachten zu erwirken und zur Berichterstattung sofort nach Bonn zu kommen.
    Das Kabinett hat sich dann mit der Rechtslage beschäftigt. Es war einstimmig der Auffassung, daß


    (Bundeskanzler Dr. Adenauer)

    der Beschluß des Bundesverfassungsgerichts mit den Bestimmungen des Grundgesetzes und des Gesetzes über das Bundesverfassungsgericht nicht übereinstimme

    (Abg. Euler: Sehr richtig!)

    und daß das Bundesverfassungsgericht durch seinen Beschluß über seine Kompetenzen, das Recht auszulegen, hinausgegangen sei und neues Recht gesetzt habe. Gleichzeitig sei es von dem Text und dem Sinn der Vorschriften über Plenarentscheidungen und gutachtliche Äußerungen des Bundesverfassungsgerichts abgewichen. Das Kabinett hat mich beauftragt, den Herrn Bundespräsidenten, der ja um ein Gutachten ersucht hatte, von dem Beschluß des Bundesverfassungsgerichts in Kenntnis zu setzen. Ich habe das getan und dem Herrn Bundespräsidenten gleichzeitig mitgeteilt, daß die Staatssekretäre Strauß und Hallstein zur mündlichen Berichterstattung zurückgerufen worden seien und daß das Kabinett, nachdem die Herren Bericht erstattet hätten, am späten Nachmittag zu einer neuen Sitzung zusammentreten würde. Der Herr Bundespräsident hat, ohne jeden Anstoß von mir, schon am Vormittag bei der Unterrichtung über den Beschluß seine Meinung dahingehend ausgesprochen, daß er unter diesen Umständen seinen Antrag auf Erstattung eines Gutachtens zurückziehen werde.
    Nach dem Eintreffen der beiden Staatssekretäre fand eine zweite Kabinettssitzung statt, in der die Rechtslage erneut ausführlich erörtert wurde. Ich betone ausdrücklich, daß irgendwelche politischen Erwägungen überhaupt nicht angestellt worden sind.

    (Lachen bei der SPD und KPD.)

    Insbesondere hat die Tatsache, daß es sich bei dem Gutachten um den Deutschland-Vertrag und den EVG-Vertrag handelte, gar keine Rolle gespielt.

    (Zuruf von der SPD.)

    Meiner Erinnerung nach — und ich glaube nicht, daß mich meine Erinnerung trügt — ist das bei den Beratungen im Kabinett überhaupt nicht einmal erwähnt worden.

    (Abg. Heiland: Da wurde über Bienenzucht gesprochen?! — Weitere Zurufe von der SPD.)

    Das Kabinett ist bei seiner zweiten Beratung wiederum einstimmig zu der Überzeugung gekommen, daß dieser Beschluß des Bundesverfassungsgerichts mit den bestehenden Bestimmungen des Grundgesetzes und des Gesetzes über das Bundesverfassungsgericht nicht im Einklang stehe. Es hat einen Ausschuß, bestehend aus mir, dem Herrn Vizekanzler, den Herren Bundesministern Lehr, Dehler und Storch, beauftragt dem Herrn Bundespräsidenten diese Ansicht des Kabinetts mitzuteilen.

    (Zurufe links.)

    Die Besprechung mit dem Herrn Bundespräsidenten hat am Abend stattgefunden. An ihr haben noch die beiden Staatssekretäre Strauß und Hallstein und Ministerialdirektor Klaiber teilgenommen. Der Herr Bundespräsident hat erklärt, was er auch öffentlich später mitgeteilt hat, daß er aus eigenem Entschluß heraus sein Ersuchen um ein Rechtsgutachten zurückziehen werde.

    (Zuruf von der KPD.)

    Er hat weiter erklärt, daß er, ehe er hiervon das
    Bundesverfassungsgericht unterrichte, den Vorsitzenden der sozialdemokratischen Fraktion, Herrn
    Abgeordneten Ollenhauer, hören wolle. Er hat am gleichen Abend mit Herrn Abgeordneten Ollenhauer eine, wie ich glaube, halbstündige Unterredung gehabt, an der ich nicht teilgenommen habe. Bei dieser Gelegenheit hat Herr Ollenhauer, wie er später selbst erklärt hat, den Herrn Bundespräsidenten eindringlich gewarnt, sein Ersuchen zurückzunehmen.
    Zu dem Antrag der Fraktion der SPD habe ich im einzelnen noch folgendes zu sagen.
    Zu Ziffer 1. Es war meine selbstverständliche Aufgabe, den Herrn Bundespräsidenten von der Tatsache des Beschlusses und von der Meinung des Kabinetts in Kenntnis zu setzen.

    (Sehr richtig! bei den Regierungsparteien.)

    Zu Ziffer 2. Der Herr Bundespräsident ist nicht an seinen Eid erinnert worden. Herr Bundesminister Dehler hat darüber gestern dem Hohen Hause ausführlich Mitteilung gemacht.
    Zu Ziffer 3. Die Bundesregierung hat, wie jeder Abgeordnete, wie jeder Bürger das Recht, sich über einen Beschluß des Bundesverfassungsgerichts eine Meinung zu bilden

    (Sehr richtig! bei den Regierungsparteien)

    und diese Meinung in angemessener Form zu vertreten.

    (Erneute Rufe in der Mitte: Sehr richtig!)

    Die Bundesregierung ist nach wie vor der Meinung, daß dieser Plenarbeschluß des Bundesverfassungsgerichts weder im Grundgesetz noch in irgendeinem anderen Gesetz eine Stütze findet.

    (Bravo-Rufe in der Mitte. — Abg. Euler: Das ist auch völlig richtig!)

    Auch die Sozialdemokratische Partei vertritt sonst die Auffassung, daß die Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts zumindest kritisiert werden könnten.

    (Zuruf von der Mitte: Nur sonst!)

    Sie hat zu dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts über die Unzulässigkeit einer vorbeugenden Normenkontrolle eine Stellungnahme abgegeben, worin erklärt wird, das Bundesverfassungsgericht habe der klageberechtigten Minderheit des Bundestags den Rechtsschutz verweigert,

    (Hört! Hört! in der Mitte)

    und worin es an einer andern Stelle heißt, in dem bestehenden Verfassungskonflikt hätte eine Staatskrise lediglich durch einen Richterspruch vermieden werden können, dessen Autorität außer Frage stand.
    Zu Ziffer 4. Über die Äußerungen des Bundesministers der Justiz ist gestern hier verhandelt worden. Meine Damen und Herren, der Bundeskanzler bestimmt die Richtlinien der Politik, und die Bundesminister sind gehalten, den Richtlinien der Politik zu folgen; aber der Bundeskanzler hat weder das Recht noch die Möglichkeit, jede einzelne Rede eines Bundesministers, die ja alle such gleichzeitig Parteipolitiker sind, vorher zu zensieren oder nachher Rügen auszuteilen.

    (Sehr richtig! in der Mitte.)

    Das wäre eine Auffassung von der Stellung des Bundeskanzlers gegenüber Bundesministern,

    (Abg. Schoettle: Das wäre außerdem eine Daueraufgabe!)



    (Bundeskanzler Dr. Adenauer)

    wie ich sie mir, Herr Schoettle, nicht zu eigen mache.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Schoettle: Es wäre eine Daueraufgabe! — Abg. Renner: Er praktiziert sie nur!)

    Aber lassen Sie mich noch einige Bemerkungen hinzufügen. Ich bin der Auffassung, daß diese Anträge auf Mißbilligung, wie wir sie gestern erlebt haben und wie wir sie heute erleben, nach dem Grundgesetz unstatthaft sind.

    (Abg. Dr. Schröder [Düsseldorf]: Sehr richtig!)

    Ich würde es sehr begrüßen, wenn sich der Rechtsausschuß des Bundestags — losgelöst von irgendeinem akuten Anlaß — mit der Frage der Zulässigkeit oder Nichtzulässigkeit beschäftigen würde.

    (Abg. Dr. Menzel: Hat er ja schon!)

    Durch derartige Anträge wird in der Öffentlichkeit des In- und Auslandes der Anschein hervorgerufen, als ob es sich um einen in anderen Verfassungen vorgesehenen Mißtrauensantrag gegen einen einzelnen Bundesminister handle.

    (Sehr richtig! in der Mitte.)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, Sie sind doch wahrhaftig in der Lage, Ihrem Wohlgefallen oder Mißfallen gegenüber dem Bundeskanzler oder den Bundesministern in recht deutlicher Weise Ausdruck zu geben, ohne daß es dieser Form bedarf.

    (Heiterkeit in der Mitte.)

    Zur Beleuchtung der ganzen Angelegenheit möchte ich noch folgendes sagen. Nachdem der Herr Bundespräsident von der ihm nach der Verfassung und dem Gesetz über das Bundesverfassungsgericht zustehenden Befugnis, das Bundesverfassungsgericht um Erstattung eines Gutachtens zu ersuchen, im Juni 1952 Gebrauch gemacht hatte, ist der Herr Abgeordnete Dr. Arndt im Auftrag der sozialdemokratischen Fraktion des Bundestags beim Herrn Bundespräsidenten erschienen

    (Hört! Hört! rechts)

    und hat ihn in einer längeren Unterredung zu veranlassen versucht, den Antrag auf Erstattung des Gutachtens zurückzuziehen,

    (Hört! Hört! bei den Regierungsparteien)

    da ja die Normenkontrollklage der sozialdemokratischen Fraktion schwebe.

    (Erneute Rufe in der Mitte: Hört! Hört! — Abg. Dr. Arndt: Da waren Sie ja auch nicht dabei!)

    — Nein; aber das hat mir der Herr Bundespräsident gesagt, der ja dabei war.

    (Heiterkeit in der Mitte. — Abg. Dr. Arndt: Das hat Ihnen der Herr Bundespräsident s o nicht gesagt!)

    — So hat er es mir gesagt! (Abg. Dr. Arndt: Nein, das ist nicht wahr!)

    Noch in einem Schriftsatz vom 12. November 1952 hat die sozialdemokratische Fraktion in Übereinstimmung mit ihrem früheren Vorbringen geltend gemacht, daß ein Gutachtem bei einer schwebenden Klage überhaupt nicht zulässig sei und daß es sich darüber hinaus bei einem Gutachten lediglich um beratende Empfehlungen handele, die keine Entscheidungen seien.

    (Hört! Hört! bei den Regierungsparteien.)

    Die ganze Angelegenheit hat, weil es sich um Rechtsfragen handelt, die nicht jedem geläufig sind und die in Tageszeitungen nicht genügend klargelegt werden können,

    (Abg. Kiesinger: Sehr richtig!)

    eine gewisse Verwirrung hervorgerufen. Es erschien mir deshalb notwendig, diese ausführliche Erklärung abzugeben, die ich mit folgenden Worten schließen möchte.
    Die politischen Entscheidungen liegen nach dem Grundgesetz beim Bundestag bzw. Bundestag und Bundesrat.

    (Zustimmung bei den Regierungsparteien.)

    Das Bundesverfassungsgericht ist lediglich zu reinen Rechtsentscheidungen berufen.

    (Sehr richtig! in der Mitte.)

    Das allein ist seine Aufgabe. Niemand sollte auch nur den Versuch machen, dem Bundesverfassungsgericht diese Aufgabe irgendwie zu entziehen und es zu einem Faktor im politischen Spiel der Kräfte zu machen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.) Ich bedauere im Interesse der Demokratie,


    (Lachen und Zurufe von der SPD — Sehr gut! rechts)

    im Interesse des Parlaments und im Interesse des Bundesverfassungsgerichts, daß durch die Normenkontrollklage der 144 Abgeordneten im Januar 1952 — bevor, wie ich nochmals betone, überhaupt die Verträge fertiggestellt und unterzeichnet waren; geschweige denn das Parlament damit beschäftigt war —, durch die Anrufung des Bundesverfassungsgerichts, ein verhängnisvoller Weg beschritten und das Bundesverfassungsgericht in einen solchen Streit hineingezogen worden ist.

    (Anhaltender lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien. — Zurufe von SPD.)