Rede von
Maria
Dietz
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(CDU/CSU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Lassen Sie mich kurz zu diesem Antrag folgendes ausführen. Im Lande Rheinland-Pfalz sind an verschiedenen Orten Großbaustellen der Besatzungsmächte in Angriff genommen worden. Ich denke an den Raum Baumholder, an Worms, Kaiserslautern, Kreuznach, Bitburg und viele andere. In der Nähe des Dorfes Baumholder z. B. ist ein großes militärisches Zentrum entstanden, und die Zahl der Soldaten, die dort untergebracht ist, wird wahrscheinlich noch sehr erhöht werden, wenn die Planungsbauten einmal fertiggestellt sind. Zahlreiche Baufirmen sind dort tätig und beschäftigen viele Tausend Arbeiter, unter denen auch viele Jugendliche sind. Um diese jugendlichen Arbeiter geht es uns. Darauf bezieht sich unser Antrag. Denn diese jungen Menschen können nicht bei ihren Eltern wohnen, sie müssen an ihrem Arbeitsplatz bleiben und sich dort ein Unterkommen suchen. Da tauchen sie nur zu oft bei den Frauen unter, die als Troß der gut verdienenden Soldaten und Arbeiter dieses Gebiet bevölkern. Diese Frauen werden von den Arbeitern und Soldaten unterhalten. Sie
verdienen viel Geld und sind in der Lage, hohe Preise für Zimmer zu bezahlen, und die einheimische Bevölkerung gibt sie ihnen nur zu gern ab. Aber diese Frauen sind eine große sittliche Gefahr für unsere jugendlichen Arbeiter, sowohl für die, die von auswärts hinkommen, als für die Jugendlichen, die in den Familien leben, bei denen diese Frauen untergebracht sind.
Wenn hier nicht die Jugend größten Schaden leiden soll, dann müssen außerordentliche Maßnahmen getroffen werden. Es genügt auch nicht, daß wir defensive Maßnahmen ergreifen; wir müssen vorbeugende Arbeit leisten. Deshalb wird folgendes vorgeschlagen: erstens die Errichtung von Jugendwohnheimen für die auswärtigen jugendlichen Arbeiter. Hier sollen die Jugendlichen nach der Tagesarbeit zusammenkommen und sollen dort Ausspannung und Erholungsmöglichkeiten finden. Auch die einheimischen Jugendlichen können sich hier zusammenfinden. Zweitens: die Einrichtung eines oder mehrerer Asyle für gefährdete weibliche Jugendliche — die sich dort herumtreiben —, damit sie einmal vorläufig in diesen Asylen untergebracht werden.
Lassen Sie mich zusammenfassend sagen, daß die Statistik der Fürsorge zeigt, daß in allen Gebieten der Bundesrepublik die Zahlen der Fürsorgeerziehungsfälle zurückgegangen sind, daß sie sich aber im Lande Rheinland-Pfalz erhöht haben. Wir können wirklich sagen, daß unser Land in bezug auf die sittliche und moralische Gefährdung der Jugend heute Notstandsgebiet geworden ist, und die außerordentlichen Verhältnisse verlangen auch von uns, daß wir außerordentliche Maßnahmen ergreifen. Wir möchten wünschen, daß aus den Mitteln des Bundesjugendplans hier dem Land eine tatkräftige Hilfe zuteil wird.
Ich beantrage also, diesen Antrag dem Ausschuß für Jugendfürsorge zu überweisen. Wir müssen alles tun, damit unsere Jugend in einer Atmosphäre körperlicher und seelischer Sauberkeit aufwachsen kann.