Rede von
Alfred
Loritz
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(Fraktionslos)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (WAV)
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich möchte den Herrschaften von den Regierungsparteien und auch der Regierung Adenauer zu dem jetzt angeschnittenen Thema nur einige Sätze sagen. Sie bräuchten keine solchen Anfragen wegen des heute so mangelnden Fischabsatzes zu stellen, wenn Sie, meine Herren von der Regierung Adenauer und von den Regierungsparteien, den Hunderttausenden von Familien, die sich heute noch keinen Fischkonsum oder nur ganz selten Fischkonsum zu ihren Pellkartoffeln leisten können, Gelegenheit gäben, sich alle Woche ein oder zweimal in ganz Deutschland Seefische kaufen zu können. Dann wäre der Absatz gesichert, dann bräuchten Sie hier nicht mit scheinheiligen Anfragen zu kommen oder solche Anfragen zu begründen, wie Sie, Herr Mühlenfeld, das getan haben. Die Regierung Adenauer ist daran schuld,
daß breiteste Schichten der Bevölkerung sich heute noch nicht so viel an Fisch kaufen können, wie sie es gern tun würden.
— Ihr Zwischenruf ist dermaßen töricht, Herr Mühlenfeld, daß er nur für Ihre Geisteshaltung eine treffende Illustration darstellt.
Herr Mühlenfeld, Sie haben sich des langen und breiten darüber ausgelassen, daß unsere deutsche Hochseefischerei schwerstens dadurch gehandicapt wird, daß die Preise für Treiböl und für Kohle bei uns so hoch liegen. Ich habe nicht gesehen, daß Sie und Ihre Deutsche Partei und die anderen Regierungsparteien mit uns gegen die Erhöhung der Treibstoffpreise gestimmt hätten. Wir haben uns damals schärfstens dafür eingesetzt, daß die Treibstoffpreise nicht erhöht werden. Sie aber haben damals brav mit der Adenauerregierung mitgestimmt und haben Ihre Zustimmung zu dem Programm der Regierungsparteien gegeben, wodurch die Preise für Dieselöl und alle möglichen anderen Sachen unerhört zu steigen begannen. Und was die Kohlepreise betrifft, so ist unterdessen das eingetreten, was ich vorhergesagt habe. Damals, als uns anläßlich der Schumanplan-Debatte von der Regierungsseite her versichert wurde: Wenn Sie, meine Abgeordneten, den Schumanplan annehmen, wird die Kohle wahrscheinlich sogar billiger werden, jedenfalls nicht teurer, habe ich erklärt: Ich will einen Besen fressen, wenn die Kohle nach Annahme des Schumanplans billiger wird! Den Besen werde ich Ihnen demnächst überreichen, meine Damen und Herren von den Regierungsparteien, damit Sie ihn essen können.