Rede:
ID0121804100

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 12
    1. der: 2
    2. Das: 1
    3. Wort: 1
    4. zur: 1
    5. Beantwortung: 1
    6. großen: 1
    7. Anfragen: 1
    8. hat: 1
    9. Herr: 1
    10. Bundesminister: 1
    11. Dr.: 1
    12. Niklas.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag — 218. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 11. Juni 1952 9569 218. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 11. Juni 1952. Geschäftliche Mitteilungen . . 9570A, B, 9607C Zur Tagesordnung 9570A Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der DP u. Gen. betr. Gewährleistung der Meinungs- und Versammlungsfreiheit (Nr. 3346 der Drucksachen) 9570B Walter (DP), Anfragender 9570B Dr. Dr. h. c. Lehr, Bundesminister des Innern 9572B Fisch (KPD) 9573A Ewers (DP) 9574B Stierle (SPD) 9575B Dr. von Merkatz (DP) . . . 9577D, 9582B Dr. Wuermeling (CDU) 9579C Heiland (SPD) 9580B, 9582A von Thadden (Fraktionslos) . . . 9582D Goetzendorff (Fraktionslos) 9583C Dr. Hammer (FDP) 9584A Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. Hebung des Fischkonsums (Nr. 3324 der Drucksachen; Antrag Umdruck Nr. 572) in Verbindung mit der Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der DP u. Gen. betr. Förderung der deutschen Fischerei (Nr. 3347 der Drucksachen) 9584D Brookmann (CDU), Anfragender . . 9585A, 9597C Dr. Mühlenfeld (DP), Anfragender . 9586C, 9598C Dr. Dr. h. c. Niklas, Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 9588D Frau Dr. Gröwel (CDU) 9591D Loritz (Fraktionslos) 9593A Glüsing (CDU) 9593D Dannemann (FDP) 9594C Mertins (SPD) 9595D, 9598D Gundelach (KPD) 9596D Abstimmungen 9599B Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Ordnung der Gartenbauwirtschaft (Nr. 3384 der Drucksachen) 9599B Ausschußüberweisung 9599B Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über Preise für Getreide inländischer Erzeugung' für das Getreidewirtschaftsjahr 1952/53 und über besondere Maßnahmen in der Getreide- und Futtermittelwirtschaft (Getreidepreisgesetz 1952/53) (Nr 3342 der Drucksachen) 9599B Ausschußüberweisung 9599B Erste Beratung eines Flurbereinigungsgesetzes (Nr. 3385 der Drucksachen) . . 9599C Ausschußüberweisung 9599C Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über das Zusatzprotokoll zum Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Osterreich über Sozialversicherung (Nr. 3376 der Drucksachen) 9599C Ausschußüberweisung 9599D Erste Beratung des von der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Regelung der Rechtsverhältnisse der unter Art. 131 des Grundgesetzes fallenden Personen (Nr. 3407 der Drucksachen) . . . 9599D Ausschußüberweisung 9599D Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für das Besatzungsstatut und auswärtige Angelegenheiten (7. Ausschuß) über den Antrag der Fraktion der KPD betr. Aufhebung von Sperrmaßnahmen und Freigabe der von der Besatzungsmacht auf den friesischen Inseln beschlagnahmten Hotels usw. (Nrn. 3397, 2969 der Drucksachen) 9599D Dr. Hasemann (FDP), Berichterstatter 9600A Beschlußfassung 9600B Beratung des Mündlichen Berichts des Haushaltsausschusses (10. Ausschuß) über den Antrag des Bundesministers der Finanzen auf Zustimmung des Bundesrates und des Bundestages zur Belastung eines Teiles der Liegenschaft der durch Entmilitarisierungsmaßnahmen zerstörten ehemaligen Torpedoversuchsanstalt Süd in Eckernförde mit einem Erbbaurecht zugunsten der Niederdeutschen Optik G.m.b.H. in Eckernförde (Nrn. 3399, 3227 der Drucksachen) 9600B Beschlußfassung 9600B Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der SPD betr. Maßnahmen, um die Arbeitsfähigkeit des Bundesverfassungsgerichts zu sichern (Nr. 3371 der Drucksachen) 9570A, 9600C Dr. Greve (SPD), Anfragender: zur Geschäftsordnung 9600C zur Sache 96001D, 9605A Dr. Strauß, Staatssekretär im Bundesministerium der Justiz . . . . 9602D Dr. Laforet (CSU) 9606B Dr. Schneider (FDP) 9606D Nächste Sitzung 9607C Die Sitzung wird um 9 Uhr 2 Minuten durch den Präsidenten Dr. Ehlers eröffnet.
  • folderAnlagen
    Keine Anlage extrahiert.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Carlo Schmid


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Das Wort zur Begründung der Großen Anfrage unter Punkt 4 b der Tagesordnung hat Abgeordneter Dr. Mühlenfeld.
    Dr. Mühlenfeld (DP/DPB), Anfragender: Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die soeben vor Ihnen erfolgte Betonung der volkswirtschaftlichen und ernährungspolitischen Bedeutung der Fischwirtschaft für die Bundesrepublik war eine ausgezeichnete Vorbereitung für die Erörterung der Anliegen, die Gegenstand unserer Großen Anfrage auf Drucksache Nr. 3347 sind. Sie haben höchstwahrscheinlich damit auch akzeptiert, daß es im Interesse unserer Volksernährung läge, wenn der Anteil des Nahrungsmittels Fisch in unserem Haushalt noch stärker werden würde. Sie haben ferner von der Bundesregierung gefordert, Maßnahmen zur Steigerung des Fischkonsums durchzuführen. Wir billigen diese Forderung und machen sie uns mit allem Nachdruck zu eigen.
    Darüber hinaus ist es unserer Ansicht nach jedoch dringend erforderlich, daß die Bundesregierung parallel zur Konsumsteigerung auch alle jene Schritte unternimmt, die erforderlich sind, um eine hochleistungsfähige Fischerei zu erhalten, fortzuentwickeln und gegenüber dem Ausland konkurrenzfähig zu machen. In dieser Hinsicht wird nach unserer Auffassung von der Bundesregierung zu wenig getan, weniger, als möglich wäre, und weniger, als in den anderen großen Fischereiländern getan wird. Viele Zweige unserer Fischwirtschaft haben seit Jahren große Sorgen, schleppen Schulden mit sich herum und stehen nicht nur in den Küstengebieten, sondern auch mit der Verarbeitung und im Handel vor erheblichen Schwierigkeiten. Ich möchte dabei einschalten, daß beispielsweise die große Seefischerei ja nicht vom Bund in ihrem Wiederaufbau die Unterstützung finanzieller Art erfahren hat, die die allgemeine Handelsschiffahrt durch das Verkehrsministerium und die Bundesregierung erhalten hat. Warum man hier zwischen der allgemeinen Seeschiffahrt und der Fischerei Unterschiede macht, ist uns nicht verständlich.
    Wir haben diese Probleme in diesem Hause anläßlich der Treibstoffdebatte wiederholt behandelt, ohne daß es jedoch von der Regierungsseite her zu den geforderten durchgreifenden Maßnahmen gekommen ist. Wir bedauern das, weil die Regierung durch ihre Haltung praktisch auf Möglichkeiten zur Besserung unserer Ernährungslage und damit auch unserer Devisenlage verzichtet. Gerade die Devisenfrage sollte nicht außer acht gelassen werden, denn immerhin hat allein der Leistungsanstieg bei der Fischerei in den Jahren 1950/51 zu einer Devisenersparnis von rund 100 Millionen DM geführt. Wir legen Wert darauf, daß diese Möglichkeiten stärker ausgenutzt werden.
    Hauptunkostenfaktor in der auf diesem Sektor ausschlaggebenden Hochseefischerei ist der Brennstoff. Das Hohe Haus hatte gerade vor Jahresfrist bei der Verabschiedung des Mineralölgesetzes vom


    (Dr. Mühlenfeld)

    30. Juni 1951 beschlossen, die Preisvergünstigungen für Mineralöl, welche bis zum 1. April 1951 bestanden haben, beizubehalten. Am 6. Juni 1951 erließ der Herr Bundesfinanzminister auch tatsächlich die entsprechenden Durchführungsverordnungen und sah darin in § 7 auch Beihilfen für die Verbilligung von Dieselkraftstoff für die Hochseefischerei vor. Der Herr Bundesfinanzminister hat in der Praxis jedoch nur unrentable Motortrawler in den Genuß dieser Beihilfen setzen wollen und unseres Wissens bisher erst einmal eine Beihilfe ausgezahlt. Damit ist dem Wunsch dieses Hauses nicht Rechnung getragen worden. Die deutsche Hochseefischerei zahlt heute je Tonne Gasöl 260 DM, während bis zum 1. April 1951 der privilegierte Preis 120 DM betrug. Mit 260 DM je Tonne kann die deutsche Fischerei aber gegenüber dem Ausland nicht konkurrenzfähig sein, wenn z. B. die Engländer ihre Fischdampfer mit 160 DM je Tonne bunkern lassen, wobei sie dann noch höhere Preise für ihre Fänge erzielen, als sie von der deutschen Fischerei erzielt werden.
    Die Bundesregierung muß Möglichkeiten finden, einmal um hier dem Willen des Hauses zu entsprechen, zum andern um die Konkurrenzfähigkeit der deutschen Fischerei wiederherzustellen. Wir sprechen hier mit Nachdruck den Wunsch aus, daß die Bundesregierung unverzüglich Verhandlungen aufnehmen möge, die der deutschen Hochseefischerei wieder das Bunkern zum Weltmarktpreis ermöglichen, wobei vielleicht zu erwirken ist, daß diese Schiffe genau so wie die Großschiffahrt in Konsignationslägern bunkern dürfen. Gelingt es der Bundesregierung nicht, hier eine Lösung zu finden, dann ist zu befürchten, daß der so erfolgreich angelaufene Bau von Motorschiffen für die deutsche Fischerei wieder abg schnitten wird.
    In einem Atemzug mit dem Gasölpreis muß auch der dominierende Brennstoff der Fischerei genannt werden, die Bunkerkohle, von der jährlich 500 000 t verbraucht werden, wobei die deutsche Fischerei preislich praeter propter mit 7 Millionen DM mehr belastet ist als die englische. Im Interesse niedriger Fischpreise, die die wirksamste Methode zur Hebung des Fischkonsums sind, sollte man bei der Regierung darauf achten, daß die Betriebskosten bei der Fischwirtschaft nicht durch neue Belastungen, d. h. etwa durch eine Kohlenfrachterhöhung, gesteigert. werden.
    Zu Punkt 3 unserer Großen Anfrage habe ich zum Ausdruck zu bringen, daß wir dem Herrn Bundesfinanzminister nahelegen möchten, der deutschen Hochseefischerei die entsprechenden Steuervergünstigungen für Export zu gewähren. Hier sehen wir eine der größten Ungerechtigkeiten, die nur von formalen Gesetzesvorschriften existieren kann, aber nicht dem Sinn der deutschen Wirtschaft entspricht und auch nicht im Sinne des Gesetzgebers liegt. Das Ausfuhrförderungsgesetz sieht nämlich generell steuerliche Vergünstigungen für Ausfuhrlieferungen vor. Zweck des Gesetzes ist, der Ausfuhr einen besonderen Steueranreiz zu geben, sie damit zu heben und dadurch den Devisenanfall für die Bundesrepublik zu erhöhen. Vor dem Kriege landete die deutsche Hochseefischerei weit über 50 000 t ihrer Fänge im Ausland an. Sowohl sie wie die kleine Hochseefischerei haben die Auslandslieferungen im Vorjahre zum ersten Male wieder aufgenommen und durch Anlandungen in England in Höhe von über 14 000 t Devisen im Betrage von 5,8 Millionen DM eingebracht. Das ist aber erst ein Anfang, wenn die Bundesregierung sich bequemt, auch diesen für uns vor allen Dingen in Norddeutschland wichtigen Gewerbezweig zu fördern. Der Herr Bundesfinanzminister hat der Hochseefischerei aber keine steuerlichen Ausfuhrvergünstigungen eingeräumt, und außerdem mußte sie in England noch den Einfuhrzoll zahlen.
    Die formalen Gründe — ich betone: ausschließlich formalen Gründe —, die für die Ansicht des Herrn Bundesfinanzministers maßgebend waren, sind uns bekannt, aber keineswegs einleuchtend. Allerdings hat er selbst gelegentlich der Beratungen über die Bunkerkohlenpreise der deutschen Hochseefischerei empfohlen, in stärkerem Maße von den Fischanlandungsmöglichkeiten im Ausland Gebrauch zu machen. Ja, Herr Bundesfinanzminister, wenn Sie der deutschen Hochseefischerei diesen Rat geben, dann geben Sie ihr auch bitte Ihre gesetzliche Hilfe, um das durchführen zu können. Es stimmt ohne Zweifel, daß die von der Hochseefischerei im Ausland abgesetzten Fische unmittelbar nach ihrem Fang ins Ausland gebracht werden, ohne erst einen Umweg über das deutsche Inland zu machen. Da aber die deutsche Hochseefischerei ihre Erzeugnisse mit in Deutschland ausgerüsteten und mit deutscher Besatzung fahrenden Fischdampfern aus dem freien Meer gewinnt, ist ihr Fischabsatz im Ausland eine reine Deviseneinnahme für unsere Bundesrepublik, die ohne wesentliche inländische Aufwendungen und Materialien erreicht wird und damit im Sinne des Ausfuhrförderungsgesetzes geradezu erstrangig förderungswürdig ist. Außerdem, Herr Bundesfinanzminister, sollten Sie auch in der Auslegung dieses Gesetzes den anerkannten völkerrechtlichen und staatsrechtlichen Grundsatz gelten lassen, der sonst überall gilt, daß ein Schiff auf See als Inland angesehen wird und dem Hoheitsrecht des betreffenden Landes unterliegt.
    Wenn der Herr Bundesfinanzminister nach der heutigen Fassung des Ausfuhrförderungsgesetzes die steuerlichen Vergünstigungen für die Fischanlandungen nicht gewähren kann — und wir sehen nicht ein, daß die Interpretation, wie ich sie eben gegeben habe, möglich sein sollte —, so müssen wir darum bitten, eine entsprechende Änderung des Gesetzes beschleunigt vorzubereiten.
    Bereits unter dem 17. März 1952 ist dem Bundestag ein Antrag der SPD, der CDU/CSU und der DP zugegangen, in dem die Bundesregierung um die Mittel zum Bau eines Fischereiforschungsschiffes — damit komme ich zu Punkt 4 unserer Anfrage — ersucht wird. Die Fraktionen waren sich über die Dringlichkeit und die Notwendigkeit der beschleunigten Indienststellung eines deutschen Fischereiforschungsschiffes einig. Die Fischereiforschung ist ein integrierender Bestandteil der modernen und leistungsfähigen Hochseefischerei. Genau wie früher das Deutsche Reich Fischereiforschungsschiffe unterhielt, fahren heute für die USA 6, für England 4 und für Norwegen 2 Fischereiforschungsschiffe, und weitere sind geplant. Auch andere europäische Länder haben derartige Schiffe eingesetzt. Die deutsche Fischerei wird auf lange Sicht gesehen erheblich zurückfallen, wenn deutsche Forschungsschiffe ihre Tätigkeit nicht sehr bald wieder aufnehmen, denn die alten Fanggründe reichen nicht mehr aus, es müssen neue, entferntere Fanggründe mit unbekannten Fischvorkommen aufgesucht werden. Dazu brauchen wir dringend das Forschungsschiff.
    Die Tatsache, daß gestern zwei Fischdampfer einer deutschen Reederei mit Unterstützung des Bundesernährungsministeriums zur Durchführung


    (Dr. Mühlenfeld)

    von Fischereiforschungsaufgaben für kurze Zeit — wohlgemerkt! — in die grönländischen Gewässer abgefahren sind, ist äußerst begrüßenswert; aber wir werden damit nicht der Notwendigkeit enthoben, alles zu tun, um in kürzester Frist wirkliche Forschungsschiffe wieder in Dienst zu stellen. Die Auffindung neuer Fanggründe für die deutsche Hochseeschifferei gehört zu den vordringlichsten Anliegen, und wir bitten die Bundesregierung, nunmehr die vom Herrn Bundesfinanzminister zugesagten 1 Million DM für den Neubau von Fischereiforschungsschiffen auch unverzüglich auszuschütten und den dann noch fehlenden Betrag von 1,5 Millionen DM in den neuen Etat einzusetzen.
    Wenn die Bundesregierung auf allen Gebieten begrüßenswerterweise Anstrengungen unternimmt, um die berufliche Ausbildung der Jugend zu fördern, dann sollte sie dabei auch wieder stärker an die jungen Seeleute und die Jungfischer denken. Wir wünschen, daß in das Schiffsjungenheim, das jetzt in Bremerhaven für 45 bis 65 junge Seeleute aus Mitteln der Stadt, der Kirche, der Gewerkschaften, der Hochseefischerei und des Landes Bremen errichtet wird, auch die dort schon lange geplante Jungfischerschule mit einbezogen wird und dieser Neubau so ausgestaltet wird, daß von dort aus 80 und später 160 Jungfischer ausgebildet werden können. Eine Beteiligung der Bundesregierung an den Baukosten, und sei es nur in Höhe des noch bestehenden Fehlbetrages von 90 000 DM, erscheint uns dringend wünschenswert und notwendig.
    Ein Teil dieser aktuellen Probleme in der deutschen Fischwirtschaft wäre vielleicht schon gelöst oder zumindest weiter behandelt, wenn die von diesem Hause beschlossene Errichtung der Abteilung „Fischwirtschaft" im Bundesernährungsministerium bereits durchgeführt wäre. Wir bedauern, bei dieser Gelegenheit unserem starken Befremden darüber Ausdruck geben zu müssen, daß die Bundesregierung diesem Beschluß des Plenums noch nicht nachgekommen ist. Die äußerst bescheidene Verstärkung des gegenwärtigen Fischereireferates durch zwei Beamte stellt nach unserer Kenntnis keineswegs die Schaffung einer ausreichenden Vertretung der Fischwirtschaft im Bundesernährungsministerium dar. Nicht nur die Tatsache, daß im Reichsernährungsministerium eine Abteilung „Fischwirtschaft" gearbeitet hat, auch nicht die Tatsache, daß es in den meisten nordatlantischen Küstenländern besondere Fischereiministerien gibt, ist dafür allein ausschlaggebend. Man darf nicht übersehen, daß heute bereits wieder Milliardenbeträge in der deutschen Fischerei investiert sind, daß 2 1/2 Tausend Fahrzeuge von den deutschen Küsten ausfahren, die in der Lage sind, mehr als 700 000 t Seefische zu fangen, und daß allein im vergangenen Jahr 140 Millionen DM aus den Anlandungen der Hochseefischereiflotte erlöst wurden. Zum Sektor Fischwirtschaft gehören ja nicht nur die Schiffe, sondern auch die gewaltigen Anlagen auf dem Lande, die modernen Anlagen der Verarbeitungsindustrie, die umfangreichen Spezialeinrichtungen des Handels, die Werften, die Zulieferindustrie. die zahlreichen anderen Sparten, die bis tief ins Binnenland für die Fischwirtschaft tätig sind.
    Die Seefischerei der Bundesrepublik ist auf dem Wege, hinter Norwegen und Großbritannien wieder die dritte Stelle in der europäischen Fischproduktion einzunehmen. Wenn wir bedenken, daß es noch gar nicht lange — ungefähr drei Jahre — her ist, daß die Existenzfrage der deutschen Hochseefischerei so gestellt war, daß man von der außenpolitischen Seite her ihr Verschwinden forderte, dann dürfen wir dies wohl als eine gewaltige Anstrengung ansehen, die auch aus diesem Grunde schon der Unterstützung der Bundesregierung wert ist. Die umfangreichen Aufgaben, die auf diesem Gebiete anfallen, können unmöglich durch einen einzigen Referenten und wenige Mitarbeiter erledigt werden. Wir betonen mit allem Nachdruck, daß hierfür eine entsprechend besetzte eigene Abteilung „Fischwirtschaft" geschaffen werden muß. Die ständige Intensivierung der deutschen Fischwirtschaft, die wiederhergestellte internationale Verflechtung der deutschen Fischerei mit der ausländischen, ihr ständiger Kampf gegen ausländische starke Konkurrenz, die sich reicher Unterstützung organisatorischer und finanzieller Art ihrer Regierungen erfreut, die Betreuung aller fischereiwissenschaftlichen Bundesinstitute, die diffizile Behandlung der Fischimportfragen in den Handelsverträgen halten den gegenwärtig aufs äußerste überlasteten Referenten des Ernährungsministeriums oft viele Wochen von Bonn weg — allein in letzter Zeit ist er mit einer kurzen Unterbrechung 16 Wochen von Bonn fortgewesen —, so daß die Bundesregierung einfach nicht umhin kann, dem Beschluß des Plenums zu folgen und die Fischerei-Abteilung in der erforderlichen Personalstärke auszubauen.
    Wenn wir in diesem Rahmen die Aufmerksamkeit der Regierung noch besonders auf die kleine Hochseefischerei und die Küstenfischerei lenken, so hat das sehr ernste Gründe. Auch hier stehen an der Spitze die Sorgen, die durch die hohen Treibstoffpreise verursacht werden. Es ist nicht gelungen, die vor dem 1. April 1951 geltenden privilegierten Treibstoffpreise auf diesem Sektor wiederherzustellen. Die Fischerei erhält zwar eine Betriebsbeihilfe in Höhe von 7 DM pro 100 kg und die Kutter und Küstenfischer zusätzlich 3 DM Beförderungsbeihilfe. Trotzdem liegt der Preis bei 15 DM je 100 kg, während er früher bei 12 DM lag. Die Wiederherstellung dieses Kraftstoffpreises ist ein ernstes und bedeutendes Anliegen der Kutter und Küstenfischer. Wir halten es ferner für notwendig, daß die Bundesregierung sich mit der Schaffung eines ausreichenden Darlehensfonds für die kleine Hochseefischerei und die Küstenfischerei beschäftigt, der mit den vorgesehenen 1,5 Millionen DM nicht ausreichend ist, sondern wenigstens 3 Millionen DM betragen sollte.
    Auch die dringend erforderliche Bildung von Rückversicherungsverbänden bedarf der Förderung durch die Bundesregierung, da es der Wirtschaft bis heute nicht gelungen ist und auch nicht gelingen konnte, die vor 1945 arbeitenden Rückversicherungsverbände wieder neu zu bilden.
    Meine Damen und Herren, in Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit darf ich auf eine weitere Begründung verzichten. Ich hoffe, daß die Antwort der Regierung eine befriedigende sein wird.

    (Beifall bei der DP.)



Rede von Dr. Carlo Schmid
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort zur Beantwortung der großen Anfragen hat der Herr Bundesminister Dr. Niklas.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Wilhelm Niklas


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Zunächst zur Anfrage


    (Bundesernährungsminister Dr. Dr. h. c. Niklas)

    Drucksache Nr. 3324 — Fischkonsum. Bedingt durch die Entwicklung der Ernährungslage in der Welt, insbesondere aber durch die Abhängigkeit der Bundesrepublik von Nahrungs- und Futtermitteleinfuhren für die Versorgung der Bevölkerung mit tierischem Eiweiß, gewinnt der Fischverbrauch in der Ernährungspolitik der Bundesrepublik eine ständig steigende Bedeutung. Auch die Ergebnisse der ernährungsphysiologischen Forschung haben den Fisch als wertvolles Nahrungsmittel zunehmend in den Vordergrund treten lassen. Die Bundesregierung hat deshalb schon seit ihrem Bestehen Maßnahmen getroffen, um die großen Nahrungsreserven, die im Meere liegen, durch Steigerung der deutschen Fischanlandungen für die deutsche Ernährung nutzbar zu machen. Diese Maßnahmen erstreckten sich zunächst in der Hauptsache auf den Wiederaufbau und die Modernisierung der deutschen Fischereiflotte. Der Wiederaufbau der deutschen Fischereiflotte ist im wesentlichen abgeschlossen. Eine gewisse notwendige Ergänzung einer Anzahl veralteter Schiffe wird laufend stattfinden. Durch diese Maßnahmen ist die deutsche Fischereiflotte heute in der Lage, den Bedarf der deutschen Bevölkerung an Fischen zu decken. Darüber hinaus könnte auch noch ein erheblich größerer Verbrauch aus der eigenen Produktion befriedigt werden.
    Nachdem durch die Schaffung einer leistungsfähigen Fischereiflotte die Voraussetzungen für eine gleichmäßige Versorgung der Bevölkerung gegeben sind, müssen die weiteren Maßnahmen in erster Linie eine Steigerung des Fischverbrauchs zum Ziele haben. Sie liegt sowohl im ernährungswirtschaftlichen als auch im volkswirtschaftlichen Interesse. Die Eiweißversorgung durch erhöhten
    Verzehr von Fischen ist nicht nur für den Verbraucher vorteilhaft, sondern erspart auch der Volkswirtschaft Devisen. Außerdem würde ein steigender Fischverbrauch eine nachhaltige Gesundung der gesamten Fischwirtschaft, insbesondere der Fischindustrie und des Fischhandels auf natürlichem Wege sicherstellen.
    Die bisherige Entwicklung des Fischkonsums je Kopf der Bevölkerung stellt sich wie folgt dar. Im Jahre 1932 waren es 8,5 kg. Der Höchststand vor dem Kriege wurde im Jahre 1937 mit 12,2 kg erreicht. Während des Krieges ging der Verbrauch infolge der fehlenden Anlandungen sehr zurück. In den Jahren 1948 und 1949 wurde jedoch bereits ein neuer Höchststand mit 14,9 und 15,2 kg erreicht. Hierzu trug im wesentlichen die unzureichende Versorgung der Bevölkerung mit tierischem Eiweiß in den Nachkriegsjahren bei, die dazu führte, daß die Militärregierung große Mengen Fisch importierte. Mit zunehmender Normalisierung der Ernährungsverhältnisse setzten sich die früheren Verbrauchsgewohnheiten in verstärktem Maße wieder durch. Außerdem war auch eine gewisse Übersättigung mit Fisch eingetreten. Jedenfalls ging der Fischverbrauch im Jahre 1950 auf 11 kg zurück. Inzwischen ist aber wieder eine steigende Tendenz zu verzeichnen, und im Jahre 1951 wurden in der Bundesrepublik 12,3 kg verbraucht. Damit ist der Höchststand der Vorkriegszeit bereits überschritten. Dabei ist zu berücksichtigen, daß in der Vorkriegszeit der Hauptverbrauch in der Sowjetzone und in Teilen der jetzt polnisch verwalteten Gebiete lag.
    Die Durchführung der Werbemaßnahmen zur Steigerung des Fischverbrauchs muß nach Auffassung der Bundesregierung in erster Linie eine Angelegenheit der Fischwirtschaft selbst sein, und zwar sowohl der Fischerei wie auch der Fischindustrie und des Fischhandels, zumal die öffentliche Hand bereits beträchtliche Mittel für den Wiederaufbau der Fischereiflotte und zur Förderung des Fischfangs zur Verfügung gestellt hat und noch zur Verfügung stellt. Bei der bekannten Haushaltslage des Bundes war es bisher schwierig, Haushaltsmittel für die Förderung des Fischverbrauchs verfügbar zu machen. Immerhin ist es gelungen, erstmalig im Haushaltsjahr 1950 in den Haushalt meines Ministeriums für die landwirtschaftliche Absatzförderung und die ernährungswirtschaftliche Verbraucheraufklärung einen Gesamtbetrag von insgesamt 150 000 DM einzustellen. Im Haushaltsvoranschlag 1952 ist dieser Betrag auf 250 000 DM erhöht worden. Diese Mittel sind jedoch nicht nur für den Fischereisektor, sondern für die gesamte Ernährungs- und Landwirtschaft bestimmt.
    Bei meinem Ministerium besteht ein Verbraucherausschuß für Ernährungsfragen, der sich aus Vertretern der Hausfrauenverbände, der konfessionellen Frauenverbände, der Gewerkschaften, der Werkküchen und der Konsumgenossenschaften zusammensetzt. Zur Unterrichtung dieses Ausschusses wird in regelmäßigen Abständen ein „Ernährungswegweiser" herausgegeben, in dem besonders auf die Lebensmittel hingewiesen wird, denen aus gesundheitlichen und volkswirtschaftlichen Gründen eine besondere Bedeutung zukommt. Daß der Fisch in diesem Wegweiser eine große Rolle spielt, möchte ich besonders betonen. Die Erfahrung hat gezeigt, daß sowohl die im Verbraucherausschuß vertretenen Verbände als auch viele Hausfrauen-Zeitschriften das Material des „Ernährungswegweisers" weitgehend auswerten und unverändert oder in Form von Rezeptvorschlägen an den Verbraucher heranbringen. Auf dem Gebiete der Verbraucheraufklärung liegt auch die Broschüre „Ernähren wir uns richtig?", die im Auftrage des Verbraucherausschusses in einer Auflage von 200 000 Stück herausgegeben wurde und die den Hausfrauen wertvolle Hinweise zur wirtschaftlichen Haushaltsführung und zweckmäßigen Ernährung gibt. Auch in dieser Broschüre sind die Vorzüge des Fischverbrauchs besonders hervorgehoben.
    Von meinem Amt ist ferner eine Wanderausstellung geschaffen worden, die unter dem Motto „Mehr Milch, mehr Gemüse, mehr Fisch" steht und in Schulen, bei ernährungswirtschaftlichen Veranstaltungen und Vorträgen in anschaulicher und leicht verständlicher Form auf den Wert der genannten Nahrungsmittel hinweisen soll.
    Weiterhin ist die Herausgabe einer Schriftenreihe in Arbeit, in der ein Heft besonders dem Verbrauch von Fischen gewidmet sein wird. Diese Schriftenreihe soll die Ergebnisse der oben geschilderten Wanderausstellung vertiefen und richtet sich als Lehr- und Lernmaterial an die gleichen Kreise wie die Wanderausstellung.
    Am Rande darf ich noch erwähnen, daß in einigen größeren Städten mit beachtlichem Erfolg ein sogenannter Telefon-Rezeptdienst eingerichtet wurde, bei dem sich die Hausfrauen Ratschläge für die täglichen Mahlzeiten holen können. Im Rahmen dieses Rezeptdienstes nimmt der Fisch selbstverständlich die ihm gebührende Stelle ein. Auch mit den Jugendverbänden und den Jugendherbergen besteht eine enge Zusammenarbeit, um die Jugend besonders an den Fischgenuß heranzuführen.


    (Bundesernährungsminister Dr. Niklas)

    Die Bundesregierung hat sich bisher schon im Rahmen des Möglichen um die Steigerung des Fischverbrauchs bemüht und wird dieser Frage auch in Zukunft ihre besondere Aufmerksamkeit widmen. In meinem Hause sind Vorarbeiten im Gange, um die Aufklärung des Verbrauchers auf breiterer Grundlage durchzuführen. Ich hoffe, daß diese Pläne in Kürze fertiggestellt sind.
    Neben der Bereitstellung von Haushaltsmitteln des Bundes ist es gelungen, im Jahre 1951 aus ERP-Mitteln Kredite in Höhe von 700 000 DM für den Fischeinzelhandel und den ambulanten Fischhandel bereitzustellen, damit die Einzelhandelsgeschäfte hygienisch einwandfrei ausgestattet werden konnten. Aus Abgaben der Fischwirtschaft, die auf gesetzlicher Grundlage erhoben werden und dem sogenannten Ausgleichsstock Fischwirtschaft zufließen, der unter anderem zur Förderung des Fischabsatzes dient, sind Betriebsmittelkredite in Höhe von 2,3 Millionen DM an Betriebe der Fischindustrie, des Fischimports, des Küsten- und Binnenfischgroßhandels gegeben worden. Aus den gleichen Mitteln erhielt die Werbeorganisation der deutschen Fischwirtschaft, die Deutsche Fischwerbung e. V., Zuschüsse in Höhe von 1,4 Millionen DM. Hierzu muß jedoch leider gesagt werden, daß auf Betreiben der Fischwirtschaft selbst die Erhebung von Abgaben für Werbezwecke ab 1. Januar 1952 eingestellt wurde und daß die Deutsche Fischwerbung seitdem auf freiwillige Beiträge seitens der fischwirtschaftlichen Organisationen angewiesen ist. Es bleibt abzuwarten, ob auf dieser Basis eine schlagkräftige Werbeorganisation bestehen kann.
    In Kürze wird dem Bundeskabinett der Entwurf eines Gesetzes über den Verkehr mit Fischen und Fischwaren, das sogenannte Fischgesetz, vorgelegt werden. In diesem Entwurf ist u. a. die Schaffung eines Fonds zur Förderung des Fischverbrauchs vorgesehen. Hierzu gehören besonders solche Maßnahmen, die zur Aufklärung der Bevölkerung über den Wert des Fischgenusses und zur Erweiterung des Fischabsatzes dienen. Ferner sollen auf Grund des Fischgesetzes Maßnahmen durchgeführt werden, die eine geordnete und gleichmäßige Versorgung der Bevölkerung mit Fischen zum Ziele haben. Nur bei gleichmäßiger Versorgung und damit bei gleichbleibenden Preisen wird die Hausfrau bereit sein, mehr und öfter Fisch zu kaufen.
    Für die Fischwirtschaft wird außerdem die Möglichkeit geschaffen, daß ein Zusammenschluß der übergebietlichen Organisationen zu einem Marktverband anerkannt werden kann. Dem Marktverband soll die Förderung der Fischwirtschaft, insbesondere des Absatzes und der Werbung, obliegen. Schließlich sei noch erwähnt, daß auf Grund des Handelsklassengesetzes an der Vorbereitung einer Verordnung über Qualitäts-, Sortierungs-
    und Verarbeitungsvorschriften gearbeitet wird, um auch auf dem Gebiet der Fischwirtschaft dem Verbraucher eine größere Garantie für eine gleichbleibende Qualität der Ware zu geben und ihn dadurch zum stärkeren Fischverbrauch anzuregen.
    Zusammengefaßt noch eine Zahl, auf die der Herr Abgeordnete Mühlenfeld soeben hingewiesen hat: Die deutschen Fischanlandungen im Jahre 1951 betrugen 650 000 t. Wir rechnen damit, daß 1952 700 000 t erreicht werden. Die gleiche Anlandung hatten wir im alten Deutschen Reich im Jahre 1938. Man kann aus diesen beiden Gegenüberstellungen ersehen, daß die Entwicklung des Fischverbrauchs doch recht befriedigend ist.
    Nun komme ich zur Beantwortung der Großen Anfrage Drucksache Nr. 3347. Die Bundesregierung ist sich der großen ernährungswirtschaftlichen und volkswirtschaftlichen Bedeutung der Fischwirtschaft bewußt. Wir haben uns infolgedessen mit besonderer Energie dem Wiederaufbau der deutschen Fischereiflotte zugewandt. Die Bundesrepublik besitzt wiederum eine moderne Fischereiflotte, deren Durchschnittsalter sogar unter dem der Vorkriegszeiten liegt. Vor dem Kriege war das Durchschnittsalter unserer Schiffe 14 Jahre; gegenwärtig ist es 12 Jahre. Die deutsche Fischereiflotte ist damit die modernste in Europa.
    Die vor allen im Fischhandel und in der Fischindustrie aufgetretenen wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die sich naturgemäß auch auf die Fischereiflotte auswirken, sind in erster Linie in der Zweiteilung Deutschlands begründet. Während die Hauptstandorte der Fischwirtschaft schon immer im Bereich der Bundesrepublik lagen, befanden sich die Hauptabsatzgebiete in der jetzt sowjetisch besetzten Zone und in Teilen der polnisch verwalteten Gebiete.
    Die neun Punkte der Großen Anfrage der Fraktion der Deutschen Partei darf ich wie folgt beantworten:
    Zu 1 und 2: Die Bundesregierung ist ebenfalls der Meinung, daß die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Hochseefischerei gegenüber dem Ausland gesichert sein muß. Ob dies der Fall ist, kann nach Auffassung der Bundesregierung aber nur durch Vergleich der gesamten Kostenstruktur der deutschen Hochseefischerei mit der Kostenstruktur ihrer ausländischen Konkurrenz beurteilt werden. Ein Vergleich einzelner Kostenelemente ist keine geeignete Beurteilungsgrundlage.
    Auf die Entscheidung, wer zum Bezug von Dieselkraftstoff aus Konsignationslagern berechtigt sein soll, hat die Bundesregierung keinen Einfluß. Der Herr Bundesminister für Verkehr und ich haben uns darum bemüht, ein entsprechendes Zugeständnis von den hierfür maßgebenden Öl-gesellschaften zu erreichen. Die ausländischen Muttergesellschaften dieser Ölfirmen haben dies jedoch bisher mit dem Hinweis darauf abgelehnt, daß in anderen Ländern die Hochseefischerei ebenfalls nicht aus Konsignationslagern tanken kann. Der Verband der deutschen Hochseefischereien bemüht sich augenblicklich in Verhandlungen mit den Öl-gesellschaften um eine Sonderregelung; diese Verhandlungen sind noch nicht abgeschlossen.
    Im Zusammenhang mit der Neuregelung der Preise für Dieselkraftstoffe hat sich der Deutsche Bundestag bereits mit diesem Fragenkreis beschäftigt. In seiner 195. Sitzung hat er den Bundesminister der Finanzen ersucht, u. a. die wirtschaftliche Lage der deutschen Hochseefischerei einer Prüfung zu unterziehen und darüber dem Ausschuß für Wirtschaftspolitik zu berichten. Der Bundesminister der Finanzen hat in Durchführung des genannten Ersuchens des Deutschen Bundestages den Verband der deutschen Hochseefischereien um die Überlassung geeigneter Unterlagen gebeten, um die zu prüfenden Firmen bestimmen zu können. Der Verband der deutschen Hochseefischereien hat bis heute die erbetenen Unterlagen nicht zur Verfügung gestellt, sondern auf die entsprechenden Schreiben des Bundesfinanzministers lediglich mitgeteilt, daß er keine Subventionierung durch den Bund beim Ankauf von Gasöl, sondern nur eine Gleichstellung mit der ausländischen Konkurrenz verlange und daß sich daher eine Untersuchung


    (Bundesernährungsminister Dr. Niklas)

    über die Wirtschaftslage der deutschen Hochseefischerei erübrige.
    Zur Frage der Kohlenpreise darf ich darauf hinweisen, daß nach der Verordnung PR 41/52 zur Änderung der Anordnung über Preise für Steinkohle vom 13. Mai 1952 die Hochseefischerei von neuen Erhöhungen der Kohlenpreise ausgenommen ist. Es trifft nicht zu, daß der Bundesminister der Finanzen die Verlängerung des Notgesetzes für die Hochseefischerei verhindert hat. Er hat lediglich seine Zustimmung zu einer Verlängerung dieses Gesetzes vom Ergebnis seiner Überprüfung der wirtschaftlichen Lage der deutschen Hochseefischerei abhängig gemacht. Wie bereits oben dargelegt, hat der Verband der deutschen Hochseefischereien aber eine solche Untersuchung für überflüssig erklärt und auf Subventionen ausdrücklich verzichtet.
    Zu 3: Auf Grund des Gesetzes über steuerliche Maßnahmen zur Förderung der Ausfuhr vom 28. Januar 1951 werden bei Vorliegen von im Gesetz genau bezeichneten Lieferungen und sonstigen Leistungen bestimmte Steuererleichterungen gewährt. Für die in der Großen Anfrage der Deutschen Partei gemeinten Anlandungen der deutschen Hochseefischerei im Ausland trifft keiner der im Gesetz bezeichneten Fälle zu. Es ist so, wie der Herr Abgeordnete Mühlenfeld sagte, daß zur Erreichung dieses Zweckes eine Änderung der Vorschriften notwendig wäre. Ich werde die Angelegenheit weiter im Auge behalten.
    Zu 4: Für die Anschaffung und innere Einrichtung eines Fischereiforschungsschiffes sind im Haushalt meines Ministeriums für 1952 1 Million DM eingesetzt. Es laufen Verhandlungen mit dem Herrn Bundesminister für den Marshallplan, um den Restbetrag von 1,2 Millionen DM aus ERP-
    Mitteln zu erhalten. Es besteht Aussicht, daß dieser Betrag zur Verfügung gestellt wird.
    Zu 5: Bisher ist von keiner Seite an die Bundesregierung das Ersuchen gestellt worden, die Errichtung einer Jungfischerschule in Bremerhaven zu fördern. Meine auf Grund der Großen Anfrage der Deutschen Partei in dieser Angelegenheit angestellten Ermittlungen haben ergeben, daß bei keiner hierfür etwa zuständigen Stelle greifbare Pläne über die Errichtung einer solchen Schule in Bremerhaven vorliegen. Eine Stellungnahme der Bundesregierung zu dieser Frage im gegenwärtigen Zeitpunkt ist daher um so weniger möglich, als mit dieser Frage auch wesentliche Belange des zuständigen Landes unmittelbar berührt werden und entsprechende Erklärungen nur im Einvernehmen mit der zuständigen Landesregierung abgegeben werden können. Die Bundesregierung ist im Rahmen ihrer verfassungsmäßigen Zuständigkeit bereit, sobald ein eingehend begründeter Antrag vorliegt, im Benehmen mit den zuständigen Stellen die Frage der Errichtung einer Jungfischerschule in Bremerhaven zu prüfen.
    Zu 6: Das Referat Fischerei und Fischwirtschaft hatte bisher folgende Stellenausstattung: 1 Ministerialrat, 1 Regierungsrat, 1 Regierungsoberinspektor, 1 Angestellter des höheren Dienstes und 2 Mitarbeiter. Nach eingehender Prüfung soll jetzt als erste Maßnahme das Fischereireferat erweitert werden. In der Ergänzung zum Ersten Nachtrag 1951, der zur Zeit dem Hohen Hause zur Beratung vorliegt, werden daher folgende Stellen zusätzlich beantragt: 1 Oberregierungsratsstelle, 1 Amtsratsstelle und je eine Angestelltenstelle der Tarifgruppen VI b und VII. Die Bundesregierung will mit diesem Vorgehen der Verpflichtung der gebotenen Sparsamkeit nachkommen, andererseits der Bedeutung der Fischwirtschaft im Vergleich zu anderen wichtigen Versorgungsreferaten in angemessener Weise Rechnung tragen.
    Zu 7: Im Außerordentlichen Haushalt meines Amtes sind bei Kap. 1 Tit. 7 für das Rechnungsjahr 1952 1,5 Millionen DM für Darlehen an die Kutterfischerei vorgesehen. Darüber hinaus sind im Haushalt 1952 Mittel eingeplant, um die bisherige Treibstoffverbilligung für die Kutterfischerei fortzuführen.
    Zu 8: In der Frage der Konsolidierung der Kredite für die Fischdampferneubauten hat sich mein Ministerium ständig um eine langfristige Umfinanzierung bemüht. Auf meine Vorstellungen bei der Bank deutscher Länder hat sich der Zentralbankrat hiermit eingehend befaßt und ist zu dem Ergebnis gekommen, daß er sich aus grundsätzlichen notenbankpolitischen Erwägungen nicht in der Lage sieht, in dieser Richtung etwas zu unternehmen. Für eine Refinanzierung mit Hilfe von Haushaltsmitteln des Bundes besteht keine Möglichkeit.
    Zu 9: Der Entwurf eines Gesetzes über den Verkehr mit Fischen und Fischwaren bedarf wegen der besonders unterschiedlich gelagerten Verhältnisse in den einzelnen Sparten der Fischwirtschaft zeitraubender Vorarbeiten. Er wird in Kürze dem Bundeskabinett vorgelegt werden.
    Meine Damen und Herren, ich darf zum Schluß meiner Freude Ausdruck geben, daß nunmehr für die deutsche Fischerei wiederum die Möglichkeit gegeben ist, allüberall zu fischen hinauf bis zur Barentsee, wenn auch die von den Russen eingeführte 12 Meilen-Zone gewisse Schwierigkeiten bietet. Besonders hervorheben darf ich — worauf Herr Mühlenfeld eben schon hinwies — den gestringen Auslaufs zweier Schiffe nach Grönland, um dort neue Fischgründe zu erschließen. Denn wir haben erfreulicherweise in den letzten Jahren eine zunehmende Erwärmung des Atlantiks. Wir fangen heute Thunfische in viel größeren Mengen als früher, und die Sardine, die früher nur an der spanischen und portugiesischen Grenze auftrat, hat sich mirabile dietu auch an der Nordseeküste gezeigt. Hoffen wir, daß die gestern begonnene Aktion, das Riesengebiet von Grönland auch der deutschen Fischerei zu erschließen, Erfolg hat und daß wir die Eiweißversorgung des deutschen Volkes immer stärker auf dem billigen und gesunden Fisch aufbauen können.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)