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ID0121800700

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    Deutscher Bundestag — 218. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 11. Juni 1952 9569 218. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 11. Juni 1952. Geschäftliche Mitteilungen . . 9570A, B, 9607C Zur Tagesordnung 9570A Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der DP u. Gen. betr. Gewährleistung der Meinungs- und Versammlungsfreiheit (Nr. 3346 der Drucksachen) 9570B Walter (DP), Anfragender 9570B Dr. Dr. h. c. Lehr, Bundesminister des Innern 9572B Fisch (KPD) 9573A Ewers (DP) 9574B Stierle (SPD) 9575B Dr. von Merkatz (DP) . . . 9577D, 9582B Dr. Wuermeling (CDU) 9579C Heiland (SPD) 9580B, 9582A von Thadden (Fraktionslos) . . . 9582D Goetzendorff (Fraktionslos) 9583C Dr. Hammer (FDP) 9584A Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. Hebung des Fischkonsums (Nr. 3324 der Drucksachen; Antrag Umdruck Nr. 572) in Verbindung mit der Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der DP u. Gen. betr. Förderung der deutschen Fischerei (Nr. 3347 der Drucksachen) 9584D Brookmann (CDU), Anfragender . . 9585A, 9597C Dr. Mühlenfeld (DP), Anfragender . 9586C, 9598C Dr. Dr. h. c. Niklas, Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 9588D Frau Dr. Gröwel (CDU) 9591D Loritz (Fraktionslos) 9593A Glüsing (CDU) 9593D Dannemann (FDP) 9594C Mertins (SPD) 9595D, 9598D Gundelach (KPD) 9596D Abstimmungen 9599B Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Ordnung der Gartenbauwirtschaft (Nr. 3384 der Drucksachen) 9599B Ausschußüberweisung 9599B Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über Preise für Getreide inländischer Erzeugung' für das Getreidewirtschaftsjahr 1952/53 und über besondere Maßnahmen in der Getreide- und Futtermittelwirtschaft (Getreidepreisgesetz 1952/53) (Nr 3342 der Drucksachen) 9599B Ausschußüberweisung 9599B Erste Beratung eines Flurbereinigungsgesetzes (Nr. 3385 der Drucksachen) . . 9599C Ausschußüberweisung 9599C Erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über das Zusatzprotokoll zum Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Osterreich über Sozialversicherung (Nr. 3376 der Drucksachen) 9599C Ausschußüberweisung 9599D Erste Beratung des von der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Regelung der Rechtsverhältnisse der unter Art. 131 des Grundgesetzes fallenden Personen (Nr. 3407 der Drucksachen) . . . 9599D Ausschußüberweisung 9599D Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für das Besatzungsstatut und auswärtige Angelegenheiten (7. Ausschuß) über den Antrag der Fraktion der KPD betr. Aufhebung von Sperrmaßnahmen und Freigabe der von der Besatzungsmacht auf den friesischen Inseln beschlagnahmten Hotels usw. (Nrn. 3397, 2969 der Drucksachen) 9599D Dr. Hasemann (FDP), Berichterstatter 9600A Beschlußfassung 9600B Beratung des Mündlichen Berichts des Haushaltsausschusses (10. Ausschuß) über den Antrag des Bundesministers der Finanzen auf Zustimmung des Bundesrates und des Bundestages zur Belastung eines Teiles der Liegenschaft der durch Entmilitarisierungsmaßnahmen zerstörten ehemaligen Torpedoversuchsanstalt Süd in Eckernförde mit einem Erbbaurecht zugunsten der Niederdeutschen Optik G.m.b.H. in Eckernförde (Nrn. 3399, 3227 der Drucksachen) 9600B Beschlußfassung 9600B Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der SPD betr. Maßnahmen, um die Arbeitsfähigkeit des Bundesverfassungsgerichts zu sichern (Nr. 3371 der Drucksachen) 9570A, 9600C Dr. Greve (SPD), Anfragender: zur Geschäftsordnung 9600C zur Sache 96001D, 9605A Dr. Strauß, Staatssekretär im Bundesministerium der Justiz . . . . 9602D Dr. Laforet (CSU) 9606B Dr. Schneider (FDP) 9606D Nächste Sitzung 9607C Die Sitzung wird um 9 Uhr 2 Minuten durch den Präsidenten Dr. Ehlers eröffnet.
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    Rede von Dr. Robert Lehr


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Vorfälle, um die es sich hier handelt, haben sich innerhalb der Wahlkämpfe zu den hessischen Gemeindewahlen abgespielt. Ich habe dem Hohen Hause schon wiederholt bei Fragen der inneren Sicherheit vorgetragen, daß die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ruhe, Sicherheit und Ordnung Sache der örtlichen Polizeibehörden bzw. der Landespolizeibehörden ist. Der Bund hat an sich, von bestimmten Ausnahmefällen abgesehen, die die
    Verfassung klar umreißt, keine Kompetenzen auf dem Gebiet der öffentlichen Ruhe, Sicherheit und Ordnung innerhalb eines einzelnen Landes.

    (Zuruf von der FDP: Leider! — Zuruf von der KPD.)

    Ich habe mich aber, um den ganzen Sachverhalt genau zu überprüfen und um zu sehen, ob für die Bundesregierung irgendwie ein Anlaß besteht, die verfassungsmäßigen Rechte und Pflichten zu gewährleisten — deren Beachtung innerhalb der Länder ihr obliegt — an den Herrn hessischen Innenminister mit der Bitte gewandt, mir eine Aufklärung über die Tatbestände zu geben. Dieser Bitte hat der Herr hessische Innenminister entsprochen und hat mir eine ausführliche Darstellung von den Vorgängen und den Begleitumständen gegeben. Aus dem Gesamtinhalt dieses Schreibens war nicht zu entnehmen, daß die Vorfälle eine drohende Gefahr für den Bestand oder die demokratische Grundordnung des Bundes oder eines Landes im Sinne des Art. 91 des Grundgesetzes darstellten. Nur unter diesen Voraussetzungen ist eine Bundesexekutive zulässig.
    Die hier vorliegenden Darstellungen, die sich zum Teil erheblich widersprechen, reichen außerdem nicht hin, die weitere Frage zu klären, ob die verfassungsmäßige Ordnung im Sinne des Art. 28 Abs. 1 und Abs. 3 des Grundgesetzes durch die zuständigen Landes- und Gemeindeorgane nicht gewährleistet war. Deshalb haben die Bundesregierung und namentlich ich selber als für die Verfassung verantwortlicher Innenminister

    (Zuruf von der KPD)

    festgestellt, daß wir zu einem Einschreiten nicht befugt gewesen sind.

    (Abg. Fisch: Sie entsichern den Revolver, wenn Sie das Wort „Verfassung" hören! — Große Heiterkeit.)

    Die Bundesregierung — und das möchte ich bei dieser Gelegenheit dem Hohen Hause einmal mit einer eindringlichen Bitte ans Herz legen — hat bereits unter meinem Vorgänger im Mai 1950 eine Kabinettsvorlage beschlossen, um die Versammlungsfreiheit für alle demokratischen Parteien zu gewährleisten.

    (Zuruf des Abg. Dr. Greve.)

    Der Entwurf eines Versammlungsordnungsgesetzes ist dem Hohen Hause bereits im Juni 1950 zugegangen und ist auch in den Ausschüssen des Bundestags durchberaten worden. Aber die zweite und dritte Lesung fehlen bedauerlicherweise noch. Sie sind immer wieder zurückgestellt worden.

    (Zurufe rechts: Warum?)

    Ich habe deshalb an den Herrn Bundestagspräsidenten die Bitte gerichtet, sich mit den Ausschüssen des Hohen Hauses einmal in Verbindung zu setzen und dem Hohen Hause meine Bitte zu unterbreiten, dieses Versammlungsordnungsgesetz in Bälde zu verabschieden.

    (Abg. Dr. Horlacher: Sehr richtig!)

    Es ist dringend notwendig, daß endlich ein einwandfreier Rechtszustand auf dem Gebiete des Versammlungswesens geschaffen wird.

    (Abg. Rische: Nach dem Muster des Sozialistengesetzes, — kennen wir!)

    Die Fortgeltung des früheren Rechts in den einzelnen Ländern ist bestritten. Die Auffassungen sind


    (Bundesinnenminister Dr. Dr. h. c. Lehr) außerordentlich verschieden, und die vorliegenden Gerichtsentscheidungen haben leider diese Unsicherheit keineswegs behoben. Deshalb möchte ich meine Ausführungen mit einem dringenden Appell an das Hohe Haus schließen, den Entwurf eines Versammlungsordnungsgesetzes in Bälde verabschieden zu wollen.



Rede von Dr. Hermann Ehlers
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Meine Damen und Herren, Sie haben die Beantwortung der Großen Anfrage gehört. Darf ich fragen, ob eine Aussprache gewünscht wird?

(Zurufe rechts: Ja!)

— Die Aussprache wird gewünscht. Sie findet im Rahmen der vereinbarten Redezeit von 90 Minuten statt.
Das Wort hat der Abgeordnete Fisch.

(Zuruf von der Mitte: Fisch, der „Hüter der Demokratie"! — Zuruf rechts: Der Assistent der SPD! — Unruhe und Heiterkeit.)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Walter Fisch


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (KPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (KPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Traditionskompanie des Nationalsozialismus in diesem Hause,

    (Heiterkeit)

    eine der wesentlichsten Stützen der Regierungskoalition, hat eine Große Anfrage eingebracht, in der sie Klage darüber führt, daß ihr nicht die erforderliche Meinungs- und Versammlungsfreiheit zugebilligt worden sei. Ich glaube, auf bessere Art könnte man nicht nachweisen, was die Regierungskoalition unter der „verfassungsmäßig zugesicherten Freiheit" versteht, und besser könnte man auch nicht nicht nachweisen, was sie unter Demokratie versteht. Ich vermisse nur eines. Ich vermisse, daß einer der feinen Herren der Fraktion der Deutschen Partei heute hier an diesem Pult die Große Anfrage vertreten hat: Herr Dr. von Merkatz, der uns doch sonst immer damit beglückt, uns philosophische Ergüsse über das Wesen der Demokratie vorzutragen. Ich wundere mich sehr, warum er sich die Gelegenheit hat entgehen lassen, seinen Parteifreund Dr. Krebs hier vor diesem Hause selbst zu vertreten.

    (Abg. Dr. Mühlenfeld: Das geht Sie ja gar nichts an! — Lebhafte Gegenrufe von der KPD.)

    Herr Dr. Krebs, um dessen demokratischen Schutz es hier geht, war in Frankfurt am Main Spitzenkandidat der Regierungspartei des Herrn Dr. Seebohm und des Herrn Hellwege. Herr Dr. Krebs, der ehemalige SS-Obersturmbannführer, der ehemalige erste Vorsitzende des Kampfbundes für deutsche Kultur in Frankfurt, der ehemalige Kreisleiter der NSDAP, der ehemalige Oberbürgermeister während der Nazizeit während der Dauer von zwölf Jahren, soll hier als Repräsentant der neuen demokratischen Ordnung gepriesen und verteidigt werden.
    Es ist nötig, etwas in die Vergangenheit zurückzugreifen. Warum haben die Sprecher der Deutschen Partei nicht vom Juni 1933 gesprochen? Ich möchte hier an das Datum des 13. Juni 1933 erinnern. An jenem Tage war dieser Nazi-Krebs bereits Oberbürgermeister. An jenem Tage wurden die demokratischen Stadtverordneten aus dem Bürgersaal der Stadt Frankfurt mit Koppelschlössern hinausgetrieben,

    (Hört! Hört! links) und zwar unter der verantwortlichen Direktion des Herrn Krebs. Der heutige Vorsitzende der sozialdemokratischen Stadtverordnetenfraktion in Frankfurt, Kirchhof, wurde von Krebs persönlich dazu abkommandiert, seinen Privatwagen unter Aufsicht seines mit einer Pistole bewaffneten und drohenden Fahrers zu waschen. Er wurde mit einem Gummischlauch traktiert und Tag und Nacht mit entwürdigender Arbeit beschäftigt.


    (Hört! Hört! bei der KPD.)

    Warum sprechen die Patentdemokraten der DP denn nicht von dieser „demokratischen" Vergangenheit ihrer Größen, die sie heute auf die Bühne der westdeutschen Politik stellen?

    (Abg. Rische: Der gehört vor ein Gericht!)

    Herr Dr. Krebs hat tausendfach seinen Eid gebrochen, den er einst als Richter der Weimarer Republik abgelegt hat. Herr Dr. Krebs ist verantwortlich für einen unerhörten Terror gegenüber der Frankfurter Bevölkerung. Er ist verantwortlich für den Tod von 37 000 Frankfurter Juden. Er ist verantwortlich für die Zerstörung Frankfurts in den letzten Tagen und Wochen vor der Besetzung. Solch einen Mann stellen Sie hier als den Repräsentanten der Adenauer-Demokratie vor.

    (Zuruf von der KPD: Genau wie Lehr!)

    Der Fall Krebs steht nicht allein da. In den Städten Offenbach, Darmstadt und Wiesbaden hat man gleichfalls die ehemaligen Nazioberbürgermeister als Spitzenkandidaten der Deutschen Partei, eben dieser famosen Regierungspartei, präsentiert, ferner einen Dr. Derichsweiler, den ehemaligen Reichsstudentenführer, der schon in seiner ersten Rede vor der Stadtverordnetenversammlung von der Notwendigkeit sprach, „das alte Reich wieder zu erneuern".

    (Hört! Hört! bei der KPD.)

    Was hat sich in Wirklichkeit dort abgespielt, worüber sich die Herren von der Deutschen Partei beschweren? Das Volk hat bewiesen, daß es sich solche Provokationen einfach nicht gefallen läßt.

    (Erregte Zurufe rechts und Gegenrufe links.)

    Es pfeift auf die Regeln der Demokratie, wenn sie dazu mißbraucht werden, notorische Verbrecher zu schützen. Es hat erwiesen, daß es sich nicht gefallen läßt, daß eine solche Sippschaft heute erneut versucht, wieder hochzukommen. Es hat erklärt, daß es nicht zuläßt, daß solche Leute erneut ein demokratisches Mandat ausüben.
    Man könnte über diese Angelegenheit zur Tagesordnung übergehen; man könnte sich darüber freuen, welch guten Instinkt die Frankfurter Bevölkerung durch ihr Vorgehen bewiesen hat. Was aber den Fall politisch bedeutsam macht, ist die hohe Protektion, die diese Leute hier von dieser Bank aus (zur Ministerbank) genießen,

    (Sehr richtig! links)

    beispielsweise von dem Herrn Bundesminister des Innern, der seinen Revolver entsichert, wenn er das Wort Verfassung hört.

    (Lachen bei den Regierungsparteien.)

    Man müßte jetzt die Frage behandeln, wer denn die Verantwortung dafür trägt, daß solche Leute auf die politische Bühne zurückkehren. Die Verantwortung trägt die Regierung Adenauer; die


    (Fisch)

    Verantwortung tragen die führenden Regierungsleute. Die Verantwortung tragen ihre amerikanischen Hintermänner darum,

    (Lachen in der Mitte)

    weil sie das Wiederaufleben der nazistischen Tradition brauchen, weil sie das Wiederaufleben der nazistischen Ideologie für ihren geplanten Marsch nach dem Ural, für ihre geplante „Neuordnung der Verhältnisse in Osteuropa" brauchen.

    (Schluß-Rufe in der Mitte.)

    Darum brauchen sie auch die alte Goebbels-Propaganda. Sie brauchen die Nazi-Krebse auch in den Spitzen der Kommunen, nachdem sie die Nazi-Krebse hier in Bonn bereits seit langem in die höchsten Ämter eingeführt haben.

    (Sehr richtig! links.)

    Sie brauchen die faschistischen Herrschaftsmethoden, um den Generalkriegsvertrag zu realisieren
    und im ganzen Lande Kirchhofsruhe zu schaffen.

    (Anhaltende Unruhe. — Glocke des Präsidenten.)