Rede:
ID0121107300

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Metadaten
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    6. Loritz.\n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag — 211. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 14. Mai 1952 9255 211. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 14. Mai 1952 Geschäftliche Mitteilungen . . . . 9256B, 9262C Eintritt des Abg. Moosdorf in den Bundestag 9256C Begrüßung des Abg. Bazille nach seiner Genesung 9256C Austritt des Abg. Wittmann aus der Fraktion der DP/DPB 9256C Einspruch des Abg. Loritz gegen den ihm in der 210. Sitzung erteilten Ordnungsruf (Umdruck Nr. 520) 9256C, 9258B Beschlußfassung 9258C Ausscheiden des Abg. Dr. Schäfer aus der deutschen Delegation zur Beratenden Versammlung des Europarats und Zuwahl des Abg. Dr. Freiherrn von Rechenberg 9256D, 9262C Beschlußfassung des Deutschen Bundesrats zum Gesetz zur Änderung des Zollgesetzes und der Verbrauchsteuergesetze 9256D Gesetz über die Aufhebung einiger Polizeiverordnungen auf dem Gebiet des Verkehrs mit Arzneimitteln 9256D Gesetz über die Inanspruchnahme eines Teils der Einkommensteuer und der Körperschaftsteuer durch den Bund im Rechnungsjahr 1952 9257A Bericht des Bundesministers der Justiz über die Angelegenheit des tschechoslowakischen Staatsangehörigen Frantisek Kroupa (Nr. 3368 der Drucksachen) 9257A Bericht des Bundeskanzlers über den Ausbau der Bundesstraßen 51 und 54 (Nr. 3357 der Drucksachen) 9257A Bericht des Bundeskanzlers über das Freiburger Flugplatzprojekt (Nr. 3358 der Drucksachen) 9257A Zwischenbericht des Bundeskanzlers über die Tätigkeit von Deutschen bei den Besatzungsmächten (Nr. 3359 der Drucksachen) 9257A Ergänzende Stellungnahme des Bundesministers für Arbeit zur Anfrage Nr. 231 der Fraktion der SPD betr. Möglichkeiten der Einberufung einer europäischen Regionalkonferenz der Internationalen Arbeitsorganisation (Nrn. 2826, 2895, 3046, 3366 der Drucksachen) 9257A Kleine Anfrage Nr. 260 der Fraktion der CDU/CSU betr. Maßnahmen gegen Besatzungsnotstände in Bad Oeynhausen (Nrn. 3299, 3367 der Drucksachen) . . . . 9257B Kleine Anfrage Nr. 263 der Abg. Dr. Dr. Nöll von der Nahmer u. Gen. betr. Wertpapierbereinigung (Nrn. 3309, 3361 der Drucksachen) 9257B Zur Tagesordnung 9257B Antrag der Gruppe der KPD auf Aufsetzung eines Antrags auf Einsetzung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses betr. Überprüfung der Vorgänge in Essen am 11. Mai 1952 auf die Tagesordnung . 9257C Renner (KPD) 9257C Unterbrechung der Sitzung . . . 9258B Widerspruch gegen Aufsetzung 9258B Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Aufnahme eines Kredits durch den Bund im Rahmen der von den Vereinigten Staaten gewährten Wirtschaftshilfe (Nr. 3333 der Drucksachen); Mündlicher Bericht des Ausschusses für das Besatzungsstatut und auswärtige Angelegenheiten (7. Ausschuß) (Nr. 3345 der Drucksachen) 9258C Dr. Semler (CSU), Berichterstatter . 9258C Wehner (SPD) ' 9259C Abstimmungen 9259C, 9260A Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, FDP, DP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung und Ergänzung des Gesetzes über die einstweilige Gewährung einer Teuerungszulage zur Abgeltung von Preiserhöhungen bei Grundnahrungsmitteln (Teuerungszulagengesetz) (Teuerungszulagenänderungsgesetz — TZAndG —) (Nr. 3217 der Drucksachen); Mündlicher Bericht des Ausschusses für Sozialpolitik (21. Ausschuß) (Nr. 3337 der Drucksachen) 9260A Meyer (Hagen) (SPD), Berichterstatter 9260B Abstimmungen 9261B Beratung des Mündlichen Berichts des Ausschusses für Geschäftsordnung und Immunität (3. Ausschuß) betr. Änderung der Gemeinsamen Geschäftsordnung des Bundestages und des Bundesrates für den Ausschuß nach Art. 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) (Nr. 3354 der Drucksachen) 9261C Ritzel (SPD), Berichterstatter . . . 9261C Beschlußfassung 9262B Unterbrechung der Sitzung . . . 9262C Dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über einen Allgemeinen Lastenausgleich (Nr. 1800, z u 1800, 3300, z u 3300 der Drucksachen, Umdruck Nr. 490); Zusammenstellung der Beschlüsse in zweiter Beratung (Umdruck Nr. 515; Änderungsanträge Umdrucke Nrn. 516 bis 519, 521 bis 534) 9262D Zur Geschäftsordnung: Schütz (CSU) 9262D Unterbrechungen der Sitzung . . 9262D Allgemeine Beratung: Ollenhauer (SPD) 9263A Kriedemann (SPD) 9265D, 9292B Kunze (SPD) 9269A Schütz (CSU) .9271B Dr. Kather (CDU) 9273D Dr. Keller (Fraktionslos) 9275D Rische (KPD) 9277C Dr. Atzenroth (FDP) 9280A Dr. Dr. Nöll von der Nahmer (FDP) 9281A Dr. Lukaschek, Bundesminister für Vertriebene 9283A von Thadden (Fraktionslos) 9284C Dr. Reismann (FU) 9285D Loritz (Fraktionslos) 9288C Farke (DP) 9290B Dr. Ott (DP-Gast) 9291B Weiterberatung vertagt 9292C Ausschluß des Abg. Renner für 20 Sitzungstage 9292C Nächste Sitzung 9292D Die Sitzung wird um 9 Uhr 5 Minuten durch den Präsidenten Dr. Ehlers eröffnet.
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  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Bernhard Reismann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FU)

    Da mir eine weitere Redezeit nicht zur Verfügung steht, bin ich darauf angewiesen, das Weitere in der Einzelberatung zu den Paragraphen noch vorzutragen, was ich mir ausdrücklich vorbehalte.

    (Beifall bei der FU.)



Rede von Dr. Hermann Schäfer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat der Abgeordnete Loritz.

(Lachen und Zurufe in der Mitte.)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Alfred Loritz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (Fraktionslos)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (WAV)

    Meine Damen und Herren! Für dieses Gesetz ist die Überschrift „Lastenausgleichsgesetz" völlig falsch; Sie sollten es Lastenvermehrungs Besetz heißen oder so ähnlich. Dieses Gesetz ist eine unerhörte und geradezu ungeheuerlich ungerechte Neubelastung und Mehrbelastung weitester Schichten der Bevölkerung, die bei den heutigen drückenden Steuerlasten schon kaum mehr wissen, wie sie ihren kleinen Betrieb, wie sie ihr Geschäft usw. noch halten und weiterführen können. Dieses Gesetz sucht Milliardenbeträge dort, wo sie nicht mehr gesucht werden dürfen und können: bei den wirtschaftlich Schwachen; diese bringen nach diesem Gesetzentwurf den weitaus größten Teilbetrag auf, der zum Lastenausgleichsfonds zur Verfügung gestellt wird.

    (Abg. Stücklen: Vorige Woche hat er anders gesprochen! — Heiterkeit.)

    — Da täuschen Sie sich aber sehr, Herr Stücklen!
    Meine Damen und Herren, ich möchte Ihnen kurz eines mit aller Klarheit herausstellen: Sie haben d i e Kreise belastet, die Sie niemals hätten belasten dürfen, und Sie haben die Kreise geschont, die Sie in weitaus viel größerem Umfang hätten heranziehen können und müssen, nämlich die Kreise der Großaktionäre, die Kreise der Großindustriellen, die Kreise derer, die seit 1948, seit der Währungsreform, unerhörte und unverschämte Gewinne auf Kosten der breiten Volksschichten gemacht haben. D i e haben Sie fast nicht herangezogen, sondern den kleinen Mittelstand; den richten Sie noch vollends zugrunde mit diesem sogenannten Lastenausgleichsgesetz.
    Ich habe Ihnen Vorschläge genug gemacht, wo Sie das Geld für einen wirklich umfangreichen Lastenausgleich hätten hernehmen können und müssen.

    (Fortgesetzte Zurufe von der Mitte.)

    Wir haben Ihnen schon seit langem, schon bei der ersten Lesung herinnen in diesem Hause gesagt, daß Sie die Großaktionäre hätten heranziehen und ihnen die unerhörten Gewinne hätten nehmen müssen, die sie seit 1948 durch die sensationellen Kurssteigerungen der Aktien an den Börsen gemacht haben.

    (Zuruf von der Mitte: Das ist ja kindisch!) Das haben Sie alles nicht gemacht. Zuerst wollten Sie die Aktionäre gar nicht heranziehen; dann haben Sie sie mit dem Hälftewert der Aktien herangezogen. Und wie haben Sie sie herangezogen? Mit dem Hälftewert, den die Aktien im Sommer 1948 an der Börse notierten. Das heißt praktisch, daß Sie diese selben Aktien, die heute auf über 200 stehen, zum Lastenausgleich mit einem Kurse heranziehen, der sich ungefähr auf 5 bis 8 pro Aktie beläuft. Diese selben Aktien standen nämlich im Sommer 1948 auf 10 oder 15 das Stück. Mit der Hälfte davon, mit 50 %, also mit 5 bis 8 werden sie herangezogen, noch dazu verteilt auf dreißig Jahre. Die Kursmakler an den Börsen lachen ja bereits


    (Abg. Stücklen: Über Loritz!)



    (Loritz)

    über diese Pseudobelastung der Aktien. Die Börsen haben deswegen auch gar nicht oder so gut wie gar nicht reagiert, als Sie diese halbe Belastung der Aktien vor wenigen Tagen hier beschlossen haben. Die Großaktionäre werden die unerhörten Gewinne, die sie gemacht haben, beibehalten dürfen.
    Dasselbe gilt für die riesigen Exportgewinne der Großindustrien. Auch hier werden dadurch, daß Sie den Stichtag vom Sommer 1948 statt jetzt vom Frühjahr 1952 genommen haben, alle die von diesen Herrschaften erzielten Riesengewinne weiterhin konserviert. Das, was die zum Lastenausgleich abgeben müssen, ist ein Butterbrot und nichts anderes. Das, was jedoch der Mittelstand abgeben muß, wird zu großen Teilen seine Existenz gefährden, zu weiteren Teilen sogar vernichten.
    Und was bekommen die Heimatvertriebenen? Oder was bekommen die einheimischen Ausgebombten und Kriegsgeschädigten, von denen leider so wenig gesprochen wird? So gut wie nichts! Eine Phantasmagorie hat man ihnen vorgemacht. Auf dreißig Jahre hinaus sollen sie etwas bekommen, zur Zeit aber nichts oder so gut wie nichts.
    Und was ist aus der Hausrathilfe geworden? Mit den Sätzen, die Sie ihnen als Hausrathilfe zugebilligt haben, können sich die Kriegsgeschädigten und Heimatvertriebenen, wie ich schon das letzte Mal hier herinnen ausgeführt habe, nicht einmal ein einziges Zimmer einrichten, geschweige denn sich wieder eine Existenz gründen.

    (Zurufe: Schluß!)

    Die Sätze, die Sie auf Grund dieses Pseudolastenausgleichsgesetzes geben, sind nicht viel mehr als eine Wohlfahrtsunterstützung, sind nichts anderes als ein paar Bettelpfennige, die man den Ärmsten der Armen hinwirft, damit sie weiterhin zusehen können, wie auf der anderen Seite Riesengewinne eingescheffelt werden.

    (Erneute Rufe: Schluß! — Präsident Dr. Ehlers übernimmt wieder den Vorsitz.)

    Warum schweigt man denn beharrlich davon, daß es gerade die Millionen der Heimatvertriebenen und auch der einheimischen Kriegsgeschädigten waren, die durch ihre mühselige Arbeit und ihre Entbehrungen seit 1945 es der Großindustrie und den Großaktionären erst ermöglicht haben,

    (fortgesetzte Rufe: Schluß!)

    heute wiederum so unerhörte Gewinne für ihre Unternehmungen zu machen?

    (Glocke des Präsidenten.)

    — Ich muß hier feststellen, Herr Präsident, daß ein fraktionsloser Redner heute 15 Minuten Redezeit bewilligt bekommen hat und daß es schon deshalb der Gerechtigkeit entspricht, daß ich ebenfalls 15 Minuten erhalte.