Rede von
Dr.
Freiherr
Hans Albrecht
von
Rechenberg
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(FDP)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Meine Damen und Herren! Bei meinem „Zwiegespräch" vorhin mit Herrn Abgeordneten Eichler hat der Abgeordnete Mellies einen Zwischenruf gemacht, der lautete: „Es war eben" — gemeint war Mommer in Straßburg — „ein Sozialdemokrat, da gibt man alles preis!" Ich weiß nicht, mit welchem Recht Herr Abgeordneter Mellies sich erlaubt, mir zu unterstellen, daß ich nicht sachlich handle. Keiner der Herren der SPD, der je mit mir zu tun gehabt hat, wird mir vorwerfen können, daß ich jemals auch nur im geringsten irgend etwas getan hätte, was sie berechtigen könnte, zu glauben, daß das, was ich sage, vielleicht nicht richtig ist, aber nicht absolut meiner vollen und ehrlichen Überzeugung entspricht.
Im übrigen hat Herr Abgeordneter Eichler erklärt, ich hätte in Straßburg, als dem Abgeordneten Mommer vom Präsidenten Spaak das Wort entzogen worden sei, einen Zwischenruf gemacht oder dem Sinne nach gesagt: wir sind daran gar nicht interessiert, nämlich an der Saar. Herr Abgeordneter Eichler hat mich da doch gehört, und ich muß schon sagen: das ist doch immerhin ein —
– tolles Stück, ja! Denn was geschah wirklich? Wir berieten den MacKay-Plan, die neuen Satzungen, an deren Zustandekommen im Interesse einer vernünftigen Weiterentwicklung eines föderativen Europa wir größtes Interesse haben. Bei diesen Satzungsberatungen sprach der Abgeordnete Mommer zur Saarfrage. Präsident Spaak hat den Abgeordneten Mommer mehrmals gebeten, zur Sache zu sprechen, immer wieder vergeblich, und hat — ich habe mich als Deutscher nicht darüber gefreut — erstmals einem Abgeordneten und ausgerechnet
einem deutschen Abgeordneten schließlich das Wort entzogen. Er hat dabei etwa folgendes gesagt: „Ich habe jetzt eine unendliche Geduld gehabt. Ich habe Sie mehrmals ermahnt, und immer wieder kommen Sie zu dieser Geschichte" — zu der Saarfrage —, „obwohl Sie wissen, daß die Saarfrage nicht zur Debatte steht. Ich muß Ihnen daher das Wort entziehen. Wenn die deutsche Delegation beschlossen hat, die Saarfrage hier zu diskutieren, dann möge sie das auf ordnungsgemäßem Wege tun, dann möge sie hier einen Antrag einreichen." Darauf habe ich zur Freude aller anderen Abgeordneten dazwischengerufen: „Die deutsche Delegation hat einen solchen Antrag nicht beschlossen!" Und daraus macht der Abgeordnete Eichler, ich hätte gesagt, ich wäre an der Saar nicht interessiert. Das ist doch nun wirklich die Höhe!
– Da können Sie schreien! Ja, es ist unerhört, so etwas zu sagen!
Im übrigen: in welchen Widersprüchen bewegen Sie sich?! Mal bin ich der enragierteste Nationalist und dann der Internationalist, der die deutschen Belange nicht mehr kennt. Dieser lächerliche Widerspruch, —was soll ich denn eigentlich in Ihren Augen sein?
— Ich bin ein Gegner der SPD, jawohl! Ich will die Saar nicht verlieren, und wenn wir die Saar nicht verlieren wollen, dann darf man sich die Sache allerdings nicht so kindlich vorstellen — entschuldigen Sie, Herr Eichler — und sagen: ja, die französische Regierung, die hat eine klare, deutliche Linie gezeigt.