Ich bitte sehr um Entschuldigung! Ich habe mich selbstverständlich versprochen.
Es wäre von Ihnen loyal gewesen, mich auf diesen Lapsus linguae hinzuweisen. Es ist j a ganz selbstverständlich, daß es „europäische" Gesinnung heißen mußte. Das Lachen war also wenig angebracht.
Ein solches Gespräch mußte auch getragen sein von dem beiderseits ehrlichen Bestreben, zwischen den beiden Ländern Deutschland und Frankreich gute, echt freundnachbarliche Beziehungen auszubauen und zu vertiefen.
— Nein, gar nicht; warten Sie ruhig ab!
Die Entwicklung der letzten Wochen, auf die eben auch der Herr Bundeskanzler eingegangen ist, insbesondere die Verhandlungen im französischen Senat, haben nun in Deutschland das Gefühl einer echten und tiefen Enttäuschung hervorgerufen. Ich freue mich, daß der Herr Bundeskanzler das soeben auch offen zugegeben hat. Ich lege größten Wert darauf, dieser Enttäuschung namens meiner politischen Freunde Ausdruck zu geben und bedauere sehr, dies hier tun zu müssen. Meine politischen Freunde und wohl auch ich selber stehen ja nicht in dem Verdacht, überspitzten nationalistischen Ambitionen zu huldigen. Im Gegenteil, die Herstellung eines wirklich echten freundschaftlichen Verhältnisses zwischen Deutschland und Frankreich ist für uns auf Grund unserer ganzen politischen Weltanschauung ein wesentlicher Teil unserer Gesamtpolitik. Die Verhandlungen zwischen Deutschland und Frankreich über die Zukunft der Saar konnten aber nicht in der Weise beginnen, daß Frankreich auf der Beibehaltung eines Besitzstandes beharrte, der durch einseitige Maßnahmen der Besatzungsmacht in den letzten sieben Jahren geschaffen worden war.
Wir sind daher mit der Bundesregierung der Auffassung, daß zumindest im Augenblick weitere Gespräche zwischen Deutschland und Frankreich über die Lösung des Saarproblems keinen Erfolg versprechen. Für zukünftige Verhandlungen, die ja eines Tages kommen werden, legen wir aber mit vollem Nachdruck Wert auf die Feststellung, daß Deutschland niemals von dem Standpunkt abgehen kann und wird, daß das Saargebiet ein untrennbarer Bestandteil Deutschlands ist.
Die Wiederherstellung dieses Deutschlands in den Grenzen des Jahres 1937 ist auch von den Alliierten ausdrücklich zugesagt worden. Eine dauerhafte und vernünftige Regelung des Saarproblems zwischen Frankreich und Deutschland muß daher von diesem Standpunkt ausgehen, wobei wir natürlich bereit sind, die wirtschaftlichen Interessen Frankreichs an der Saar zu berücksichtigen. Nach Inkrafttreten des Schumanplans — der Herr Bundeskanzler wies auch darauf hin — wird diese Frage ohnehin automatisch gelöst werden, sogar automatisch gelöst sein, da das Saargebiet mit seiner gesamten Grundstoffindustrie an Kohle und Stahl ebenso wie die französische und deutsche Grundstoffindustrie sowieso in der Schumanplan-
Organisation zusammengeführt werden.
— Selbstverständlich, das sehen wir uns sehr genau an!
Nun noch eines, meine sehr verehrten Damen und Herren: Wir billigen und unterstützen auch die Absicht der Bundesregierung, ihre weiteren Bestrebungen darauf zu richten, freiheitliche und demokratische Verhältnisse an der Saar herzustellen. Die Grundsätze der von uns im Europarat einmütig angenommenen Konventionen über die Menschenrechte müssen unter allen Umständen auch an der Saar verwirklicht werden.
Wir begrüßen daher die Absicht des Herrn Bundeskanzlers, diese Frage auf Grund de* bereits dem Ministerkomitee vorliegenden deutschen Memorandums in der nächsten Sitzung des Ministerrats erneut anzuschneiden.
Herr Dr. Mommer, ich erlaube mir, mit diesen Bemerkungen zu schließen. Es scheint mir nicht am Platze oder notwendig zu sein, noch auf Ihre weiteren Ausführungen einzugehen, da w i r jedenfalls der Auffassung sind, daß der Herr Bundeskanzler
aie von Ihnen gestellten Fragen und Anregungen eingehend und, wie ich sagen muß, zur Zufriedenheit behandelt hat. Ich kann mich daher darauf beschränken, zu wiederholen, daß die Haltung der Bundesregierung, wie wir sie soeben vom Herrn Bundeskanzler gehört haben, unsere volle Zustimmung findet.